Obwohl Schwarzers These, der Amokläufer von Winnenden habe aus Frauenhass heraus gehandelt, von den Ermittlungsbehörden
zurückgewiesen wurde, trägt sie diese These weiterhin sehr aggressiv in diverse Medienorgane – so beispielsweise in die heute erschienene "Zeit" - und schon vor mehreren Wochen auf die Internet-Plattform Lehrer-Online. Das Blog
Lehrerfreund kommentiert:
Alice Schwarzers Anliegen ist unterstützenswert, ihre Argumentation in großen Teilen einleuchtend. Allerdings sind ihre Forderungen und ihre Simplifizierungen überzogen - genau so überzogen wie die Forderung nach Verboten von Killerspielen oder Waffen. Die Taktik des maßlosen Forderns wurde schon von den klassischen feministischen Sprachkritiker/innen wie Luise F. Pusch erfolgreich angewendet (”Das Deutsche als Männersprache”). Nur durch radikale, teilweise abstruse Forderungen (z.B. nach Einführung des generischen Neutrums) konnte die für Veränderungen notwendige Aufmerksamkeit erregt werden. Die Konzentration auf den Männlichkeitswahn unserer Gesellschaft hat in dieser Diskussion jedoch einen gewaltigen Nachteil: Es macht die Ergebnisfindung unmöglich. Streng monokausale Ansätze kann man nur ablehnen oder annehmen - dem Erkenntnisgewinn dienen sie in der Regel kaum.
Wie so oft in unserer aktuellen Medienlandschaft waren auch unter Schwarzers Artikel die
Leserkommentare deutlich gehaltvoller als der ihnen vorangestellte journalistische Text selbst. So kam recht schnell die Frage auf, ob man statt von Frauen- nicht eher von Männerhass sprechen sollte. Das Blog
Lehrerfreund führt diese Debatte zu dem Fazit:
Damit dürften sich Alice Schwarzer (“Frauenhass”) und lonsi82 (“Männerhass”) absolut einig sein: Als Ziel steht eine diskriminierungsfreie, freiheitliche Gesellschaft, gegründet auf eine Erziehung zu Toleranz und Menschlichkeit. Wenn sich Feminist/innen, Maskulist/innen, Antifaschist/innen, Behinderte, Medienpädagog/innen, Ausländer/innen, Früherzieher/innen, Politiker/innen, Muslim/innen, Jüd/innen, Lehrer/innen und Christ/innen jedoch auf dem Weg zum Ziel gegenseitig die Köpfe einschlagen, weil sie ihr jeweiliges Erklärungsmodell als das einzige wahre ansehen, wird nicht viel passieren.
Dieser Aufruf klingt überzeugend – solange man nicht beginnt, sich darüber nähere Gedanken zu machen. Seit 30 Jahren regiert der Feminismus unwidersprochen und reitet damit etliche Menschen immer mehr in die Gülle. Kaum kommt von Männerretlern im Internet auch nur ein Ansatz von Kritik oder gar ein Hinweis darauf, dass Frau Schwarzers Kronzeuge für alles und jedes, "Professor" Henner Ertel, mittlerweile alles andere als belastbar sein dürfte, nimmt diese Einwände und Korrekturen der "Lehrerfreund" nicht als dringend notwendige Belebung der Debatte wahr, sondern ruft entsetzt: "Jetzt hört doch auf, euch die Köpfe einzuschlagen!"
Dass "Feminist/innen" und "Maskulist/innen" überhaupt in einem Atemzug genannt werden, ist ein absolutes Novum und dergleichen findet sich ganz sicher auch nicht in der "Zeit". Und auch sonst erlauben es unsere Medien lieber nicht, Schwarzers feministischen Thesen wie
"Männer sind schuld an der Finanzkrise" bzw.
"Männer ballern mit Millarden herum" eine maskulistische Position entgegenzustellen. Damit hält unser "Qualitätsjorunalismus" eine gleichberechtigte Debatte zwar mit aller Kraft auf, aber selbst die "Zeit" dürfte bei dem Versuch, die Tür auf ewig geschlossen zu halten, allmählich ins Schwitzen kommen. Im Zweifel sind es die sich als Ideologiewächter verstehenden Zeitungen selbst, die immer mehr in die Krise geraten. "Wenn immer mehr Leser angekotzt sind, habt ihr bald gar keine mehr", kommentierte diese Entwicklung unlängst der Google-Chef Eric Schmid auf dem Verlegerkongress der Newspaper Association of America. Die Jahrzehnte, als es in der Geschlechterdebatte nur eine ideologisch genehme Position geben durfte, sind dank des Internets zunächst einmal vorbei.
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