Samstag, Dezember 31, 2005

GENDERAMA-JAHRESRÜCKBLICK 2005

Bunt zusammengewürfelte Jahresrückblicke sind derzeit wieder in – warum machen wir nicht einmal einen thematisch ausgerichteten Rückblick, um zu schauen, was sich in der Geschlechterdebatte in den letzten zwölf Monaten wirklich getan hat? Um mir die Arbeit am heutigen Silvestertag möglichst einfach zu machen, habe ich mir einfach einmal alle Genderama-Beiträge dieses Jahres angeschaut und für den folgenden Rückblick alles aufgenommen, was in mehr als einem einzigen Beitrag thematisiert wurde und deshalb zumindest als ein Mini-Trend gelten dürfte. Dabei habe ich verzichtet, Links auf die einzelnen Beiträge zu setzen, aber das Archiv hier ist ja einfach zu bedienen. Natürlich sind auch viele Sachen passiert, über die ich nicht eigens berichtet habe, aber die folgende kleine Liste scheint mir recht zutreffend zu skizzieren, was 2005 im Wesentlichen so passiert ist:

- Das angedrohte Verbot privater Vaterschaftstests brachte der Männerbewegung erstmals eine wirklich große Aufmerksamkeit der Medien ein.
- Auch die Benachteiligung von Jungen im Schulunterricht wurde zum Thema.
- Dass Frauen aus Gründen einer Lohndiskriminierung weniger verdienten als Männer, wurde in mehreren Beiträgen von Fachleuten widerlegt (wird aber von einigen Leuten unverdrossen weiterbehauptet).
- Häusliche Gewalt gegen Männer wurde weiter enttabuisiert und inzwischen auch von Frauenpolitikerinnen als Problem anerkannt, das einer Lösung bedarf.
- Was sexuelle Gewalt betrifft, wurden weibliche Täter sowie Falschbeschuldigungen und ihre Folgen verstärkt wahrgenommen.
- Während Unions-Abgeordnete wie Markus Gröbel und Jürgen Gehb ein stärkeres Engagement der Politik auch für die Bedürfnisse von Männern als Gruppe forderten, blamierten sich kurz vor der Bundestagswahl mehrere Grünen-Politiker mit ihren geschlechterpolitischen Aussagen bei „Kandidatenwatch“ im Internet recht gründlich.
- Bedenkliches aus Skandinavien: Zwar sackte in Schweden die feministische Partei massiv ein, aber Norwegen will jetzt auch in der freien Wirtschaft eine Frauenquote einführen.
- Erfreuliches hingegen aus dem angloamerikanischen Raum: Unter anderem durch mehrere spektakuläre Aktionen gelang es Männer- und Väterrechtlern insbesondere in Kanada und Großbritannien, die Benachteiligung ihres Geschlechts auf die politische Tagesordnung zu setzen und der Allgemeinheit als Thema zu vermitteln; so entschuldigte sich die BBC sogar ganz offiziell für eine männerfeindliche Sendung.
- ARTE denkt gar nicht daran, sich für mehrere männerfeindliche Sendungen zu entschuldigen.
- Amnesty International gerät wegen einer feministischen Ideologisierung verstärkt in die Kritik.
- Feminismuskritik in Artikeln und Büchern nimmt auf niedrigem Niveau weiter zu.
- Die vielfach beschriebene „Orientierungslosigkeit der Männer in Bezug auf ihre Geschlechterrolle“ scheint auch immer mehr Frauen zu erwischen, die zwischen „Botox und Shopping“ sowie einer klaren Wertestruktur wie im Islam hin- und hergerissen wirken
- Ursula von der Leyen wird Frauenministerin und Angela Merkel zieht ins Bundeskanzleramt ein.

Wer Ergänzungen oder Bewertungen anzubieten hat, kann sie als Kommentar gerne anfügen. :-)

JETZT OFFIZIELL: "ARTE" GOES TRASH

Die Jungs von der Männerbewegung haben es dieses Jahr schon früher gewittert als andere: Der einstige „Kultursender“ ARTE ist auch nicht mehr das, was er noch nie war. So erhielt er für den männerfeindlichsten Müll des Jahres die lila Kröte verliehen ( Genderama berichtete), wofür sich die ARTE-MacherInnen zu einem späteren Zeitpunkt „rächten“, indem sie ihre Zuschauer mit einem Beitrag über häusliche Gewalt komplett für dumm verkaufen wollten. (Diesen Mumpitz wollte ich durch einen Genderama-Beitrag dann doch nicht aufwerten, ich habe mich aber an anderer Stelle eingehend dazu geäußert.)

Jetzt lässt ARTE die Katze vollends aus dem Sack: Man wolle in Zukunft noch viel stärker auf Trash setzen, um damit ordentlich Quote zu machen. Was im Klartext bedeutet: Kochen, Lifestyle, Ratesendungen und – offenbar als passendes Gegenstück für den diesjährigen männerverachtenden Dreck – die berüchtigten Riesen-Titten-Softpornos von Russ Meyer. („Zur Hölle mit der Kunst – runter mit den Blusen!“ lautet ein bekanntes Zitat des kalifornischen Regisseurs.)

"Wir wollen eine Sprache sprechen, die die Menschen auch erreicht", wird dazu der ARTE-Programmdirektor Christoph Hauser zitiert, der TV-Spielfilm zufolge das Programm des Senders seit einem Jahr ordentlich umkrempelt. "Wir wollen populistische Trends aufspüren und qualitativ servieren." Das mit dem Populismus glaubt man ihm aufs Wort. Und was Arte so alles unter „Qualität“ versteht, das haben wir ja schon 2005 gesehen.

Mittwoch, Dezember 28, 2005

Vermischtes

Heute nur zwei kurze Meldungen:

Auch in Australien fühlen sich die Männer offenbar immer frustrierter: „Essentially, men raised three broad concerns over why they did not engage in the debate on feminist issues. First, they were scared of being howled down by aggressive feminists who dismissed their views. Second, they felt they were victims too, but women didn't listen to them. Third, they were confused about what women really wanted and what constituted appropriate behaviour.” Lesenswert ist der komplette Artikel.

Der US-Nachrichtensender "abc" erörtert derweil, warum immer mehr europäische Frauen sich dem Islam zuwenden.

Samstag, Dezember 24, 2005

VERGEWALTIGUNG: NEUE JUSTIZIRRTÜMER AUFGEDECKT

Es sind zwei Tabus, die in den USA derzeit zunehmend gebrochen werden, wenn es um Vergewaltigungen geht. Das eine sind weibliche Täter (siehe unten). Das andere sind Männer, die wegen Vergewaltigung verurteilt wurden, obwohl sie unschuldig waren. Die „Washington Post “ vermeldet neue Fälle, in denen DNA-Tests schließlich die Wahrheit ans Tageslicht brachten, und berichtet über das Leben eines solchen Mannes, der als Vergewaltiger gebrandmarkt wurde und 20 Jahre lang unschuldig im Gefängnis saß.

Freitag, Dezember 23, 2005

HIV-INFIZIERTE DER VERGEWALTIGUNG VON DREIZEHNJÄHRIGEM BEZICHTIGT

„Vergewaltigungen und sexuelle Übergriffe sind inzwischen weniger `verborgene Verbrechen´ als früher“ heißt es in Jenny Petraks und Barbara Hedges Fachbuch „The Trauma of Sexual Assault“, „wiewohl das für männliche Opfer immer noch der Fall sein mag.“ Durch einige spektakuläre Vorfälle in den letzten Wochen (Genderama berichtete) bricht dieses Redetabu männlicher Opfer und weiblicher Täter derzeit jedoch allmählich auf. Inzwischen ist ein weiterer krasser Fall hinzugekommen: Einer mit HIV infizierten Frau aus dem amerikanischen Bundesstaat Arkanas wird vorgeworfen, einen 13jährigen Jungen zum Oralverkehr gezwungen zu haben. Sollten sich diese Vorwürfe als hieb- und stichfest erweisen, könnte eine lebenslange Freiheitsstrafe auf die Beschuldigte zukommen. Hier kann man mehr darüber lesen.

Mittwoch, Dezember 21, 2005

„OPERATION ROMEO“: INDISCHE POLIZISTINNEN PRÜGELN LIEBESPAARE

Eigentlich sollte es gegen „sexual harassment of women“ (sexuelle Belästigung von Frauen) gehen, aber dann geriet die Aktion wohl etwas außer Kontrolle. Eine nette Meldung, die uns verrät, dass es in anderen Teilen der Welt manchmal noch bizarrer abgeht als hierzulande.

Dienstag, Dezember 20, 2005

„Im Namen des Erzeugers“

Ein aktuelles Essay aus der FAZ ist durchgehend so gut, dass ich gar keine Zitate herausgreifen mag. Einfach selber lesen!

Sonntag, Dezember 18, 2005

„ARE MEN NECESSARY?”

Zweifel, ob die Emanzipation noch in die richtige Richtung läuft, scheinen auf dem US-amerikanischen Buchmarkt momentan ein starkes Thema zu sein. So fragt sich Ariel Levy in “Female Chauvinist Pigs“, ob eine Durchpornographisierung unserer Gesellschaft für Frauen nicht zu etwas sehr schrägen Rollenvorbildern führt. Derweil gelangt die Trendforscherin Marian Salzman, Erfinderin des Buzzwords „Metrosexuelle“, in ihrem neuesten Buch “The Future of Men“ zu der Erkenntnis, dass Firmen keine Produkte an männliche Kunden verkaufen können, solange sie Männer in ihrer Reklame nur als unfähige Idioten durch den Kakao ziehen, und sieht jetzt den „Ubersexual“ als Gegenreaktion entstehen. Und die New-York-Times-Starkolumnistin und Pulitzer-Preisträgerin Maureen Dowd erteilt es in ihrem Erfolgstitel „Are Men Necessary?“ beiden Geschlechtern gleichermaßen.

Letzeres Buch stellt Nina Rehfeld in einem ausführlichen Artikel für die “Welt” vor. Ihr zufolge gelangt Dowd „zu der ernüchternden Erkenntnis, dass die Damenwelt sich heute erfolgreich auf den Stand von 1950 zurückmanövriert hat: "Mädchen" statt "Frauen" bevölkern erneut die amerikanische Öffentlichkeit - zum Teil aus Hilflosigkeit gegen die normative Macht der Männergesellschaft, zum Teil als Folge von fröhlicher Selbstsabotage. Die sexuelle Wirkung auf Männer hat erneut Priorität über die Entwicklung und Verwirklichung der eigenen Persönlichkeit gewonnen, und Botox-Behandlungen und Shoppingtouren sind wichtiger als die Konsequenzen der Politik für Frauenrechte.“ Die moderne Frau von heute lässt demnach die Rechnung im Restaurant immer noch vom Mann bezahlen, schaut statt Frauensendern lieber „Filme über Fräulein in Bedrängnis“, und generell liefen die "Mammies" und die "Babes" den Unternehmerinnen den Rang ab. Für diese Entwicklung sieht Dowd zwei Hauptgründe vorliegen: Zum einen würden erfolgreiche Frauen als Partnerinnen nicht sehr geschätzt, von der Männerwelt abgestraft und blieben einsam. Zum anderen erscheine Frauen Macht zwar reizvoll, nicht aber der „nach männlichen Maßstäben“ geprägte Weg dorthin: „Der bequemere Weg scheint allemal, weibliche Macht mit den altbewährten Mitteln - Schönheit, Charme und körperliche Reize - auszuüben.“ Das sind Thesen, die offenbar nicht nur in den USA zu einigen Diskussionen Anlass geben.

GLEICHES GELD FÜR GLEICHE LEISTUNG

„Frauen sind unterbezahlt? Experten halten das für eine Legende.“ klärt Andrea Pawlik im Hamburger “Abendblatt“ auf. Auf eine Widerlegung dieser Legende hatte ich hier zwar schon vor einigen Monaten hingeweisen, aber da sie sich recht hartnäckig hält, ist ein erneuter Informationsschub vielleicht nicht ganz verkehrt.

Donnerstag, Dezember 01, 2005

Vermischtes: Täter und Opfer

Karla Homolka ist frei. Die Kanadierin ist nach 12 Jahren Haft ohne jegliche Auflagen aus dem Gefängnis entlassen worden. Homolka wurde zu einer Berühmtheit ihres Landes im negativen Sinne, nachdem sie bei der Entführung, Vergewaltigung und Ermordung einer Reihe von Teenagerinnen beteiligt war, darunter ihrer eigenen Schwester. Dieser Fall, über den ich auch in „Sind Frauen bessere Menschen?“ ausführlich berichtet habe, sorgte vor allem deshalb für einigen Aufruhr in Kanada, weil Homolka die verhältnismäßig leichte Strafe von 12 Jahren Gefängnis vor allem dadurch erzielt hatte, indem sie behauptete, als geprügelte Ehefrau ihres Mannes nur deshalb an den Untaten mitgewirkt zu haben, weil sie Angst um ihr eigenes Leben und das ihrer Familie gehabt habe. Erst nachdem Homolka eine Vereinbarung über ein geringeres Strafmaß mit der Staatsanwaltschaft getroffen hatte, tauchten Videobänder auf, die belegten, dass sie bereitwillig Mitwirkende, wenn nicht gar treibende Kraft bei den Verbrechen gewesen war: Homolka hatte das gesamtgesellschaftliche Vorurteil, dem zufolge Täter männlich und Opfer weiblich sind, geschickt für sich ausgenutzt. Die Familien der Opfer sind geschockt und entsetzt über die aktuelle Haftentlassung ohne jegliche Auflage.

Zum selben Zeitpunkt berichtet Wendy Koch in der Zeitschrift “USA Today“, dass die ungleiche Gewichtung bei weiblichen und männlichen Sexualtätern offenbar gerade dabei sei, ein wenig zurückzugehen: So seien im letzten Monat mindestens sieben Frauen (darunter vier Lehrerinnen) wegen Sex mit Jungen vor Gericht angeklagt oder verurteilt worden. In der Strafzumessung allerdings sei das Messen mit zweierlei Maß noch immer vorhanden.

Aber nicht nur als Täter werden Frauen und Männer ungleich wahrgenommen. Dasselbe trifft auch auf männliche und weibliche Opfer zu. So wundert sich aktuell Carey Roberts über Amnesty-International-Verlautbarungen über die Lage in Afghanistan wie “During 2000, at least 15 people were executed in public, including one woman who was stoned to death.” Warum, so fragt Roberts mit Recht, wird diese eine Frau so besonders hervorgehoben, dass die 14 männlichen Toten dagegen fast in den Schatten rücken? Eine ähnlich schräge Formulierung konnte man vor anderthalb Wochen in einem Artikel des deutschen Nachrichtenmagazins DER SPIEGEL über eine Serie von Terroranschlägen im Irak finden: „Wie die irakische Polizei mitteilte, gab es neben den 13 Toten mindestens 21 Verletzte. Die Autobombe explodierte nahe der Dijala-Brücke im Südosten der Stadt. Unter den Toten waren fünf Frauen, wie ein Polizeisprecher mitteilte.“

Auch andernorts gerät der zunehmend feministische Kurs von Amnesty International in die Kritik. So befindet Josie Appleton in ihrem Artikel für das Online-Magazin Spiked, dass bei einer momentan von Amnesty in England ausgelösten Vergewaltigungshysterie (so Appleton) nicht nur die Grenze zwischen Vergewaltigung und schlechtem Sex immer mehr verwischt gehe, sondern auch der bewährte juristische Leitspruch, dass ein Angeklagter so lange als unschuldig zu gelten habe, bis seine Schuld bewiesen ist. Über die von Feministinnen gerne gegen null gerechnete Quote von Falschbeschuldigungen bei Vergewaltigungen hatten ja vor Jahren schon der Sexualwissenschaftler Eugene Kanin, die Rechtsanwältin Jonna Spilbor und andere einiges zu sagen.

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