Mittwoch, Juli 09, 2025

Gastbeitrag: Die narzisstische Natur des Feminismus (nach Erich Fromm)

Einer meiner Leser schreibt mir zu den Genderama-Meldungen der letzten Woche:

Bezüglich der Spritzenattacken-Hysterie: Es wäre schön, wenn die Medien, welche die Gerüchte (mehr ist ja scheinbar nicht) verbreiteten, diese an ebenso prominenter Stelle korrigieren würden. Die "Zeit" tut das zumindest nicht, der ursprüngliche Artikel ist weiterhin abrufbar, die Korrektur liegt hinter der Paywall.

Viel illustrierender waren die Berichte über Antifeminismus (taz) als auch der Artikel in der Zeit, welcher von Männern Ausgleichszahlungen für beendete Beziehungen fordert. In beiden Fällen wird nicht einmal in Erwägung gezogen, dass die andere Seite valide Punkte haben könnte.

Als alter Erich-Fromm-Belesener fällt mir in diesem Zusammenhang dessen Konzept des Gruppennarzissmus ein. In dieser Hinsicht besteht einiges an Arbeitsbedarf, da zu der Frage, in welchem Maße die feministische Bewegung gruppennarzisstisch durchdrungen und angetrieben ist, praktisch keine Literatur existiert.


Daraufhin hat mein Leser eine KI von open.ai (also offenbar GPT) zu diesem Sachverhalt befragt und mir die Antwort zugesandt. Ich halte diese Antwort für hilfreich genug, um sie in einem eigenen Gastbeitrag zu veröffentlichen.



Die narzisstische Natur des Feminismus: Erich Fromm, Gruppennarzissmus und geschlechtsspezifische In-Group-Voreingenommenheit

Erich Fromms Konzept des Gruppennarzissmus bietet einen tiefgreifenden Rahmen, um die Psychologie kollektiver Ideologien zu verstehen. Gruppennarzissmus tritt auf, wenn Individuen ihren Selbstwert nicht aus persönlicher Leistung oder moralischer Integrität schöpfen, sondern aus der Zugehörigkeit zu einer Gruppe, die sie als von Natur aus überlegen ansehen. Die Gruppe wird dabei zum Objekt der Idealisierung und Verteidigung – oft auf Kosten von Wahrheit, Offenheit und Empathie.

Angewandt auf den zeitgenössischen Feminismus hilft dieses Konzept zu erklären, wie bestimmte Strömungen der Bewegung narzisstische Tendenzen aufweisen können – etwa durch übersteigerte Gruppenselbstachtung, starre In-Group-/Out-Group-Grenzen und eine idealisierte Vision von Weiblichkeit. Diese Kritik gewinnt zusätzlich an Gewicht durch empirische Befunde aus der Sozialpsychologie, die eine ausgeprägte geschlechtsspezifische Asymmetrie bei der In-Group-Voreingenommenheit zeigen: Frauen zeigen durchweg eine starke Bevorzugung anderer Frauen, während Männer oft eine pro-feminine Voreingenommenheit oder Neutralität zeigen.

Diese messbare Asymmetrie offenbart nicht nur ein soziales Phänomen, sondern eine tiefere psychologische Struktur innerhalb von Gruppendynamiken – eine Struktur, die mit Fromms Analyse des Gruppennarzissmus übereinstimmt.

I. Fromms Gruppennarzissmus und die feministische Identität

Fromm argumentierte, dass Gruppennarzissmus entsteht, wenn Individuen Anerkennung durch ihre Gruppenzugehörigkeit suchen – was zur Idealisierung der eigenen Gruppe und zur Dämonisierung von Außenstehenden führen kann. In einem solchen Zustand kann die Gruppe kein Fehlverhalten eingestehen; interne Kritik gilt als Verrat, externe Kritik als feindlich.

Auf den Feminismus angewandt, besonders in seinen radikaleren und ideologischen Ausprägungen, zeigt sich dieses Muster deutlich: Eine sakralisierte Darstellung von Weiblichkeit wird gepflegt, während Männer und Männlichkeit häufig mit Giftigkeit, Unterdrückung oder Ignoranz assoziiert werden. Obwohl der Feminismus ursprünglich als berechtigte Reaktion auf systemische Ungleichheit entstand, haben Teile der Bewegung Eigenschaften angenommen, die an Fromms Warnungen vor Gruppennarzissmus erinnern – ein kollektives Selbstbild, das vor innerer Kritik schützt und Außenstehende ablehnt.

II. Geschlechterunterschiede bei In-Group-Voreingenommenheit: Empirische Belege

Die Sozialpsychologie liefert zahlreiche Studien, die Fromms Analyse vertiefen:

* Frauen zeigen starke In-Group-Voreingenommenheit: Sie bevorzugen weibliche Gesichter, Stimmen und soziale Gruppen, bewerten Frauen positiver und unterstützen Frauen stärker in politischen oder wettbewerbsbezogenen Kontexten – selbst bei gleicher Kompetenz.

* Männer zeigen kaum In-Group-Voreingenommenheit, oft sogar eine pro-feminine Tendenz: Männer bewerten Frauen tendenziell positiver als Männer, helfen Frauen eher und unterstützen eher frauenbezogene Anliegen – auch wenn dies zulasten eigener Gruppeninteressen geht.

Diese Asymmetrie ist auffällig. Sie zeigt, dass der Feminismus zwar zu Recht männliche Dominanz kritisiert, die psychologische Dynamik jedoch komplexer ist. Frauen sind keine neutralen Akteure – sie neigen stark zur Bevorzugung ihrer eigenen Gruppe. Feminismus entsteht also nicht im psychologischen Vakuum – er spiegelt diese natürliche Tendenz wider und verstärkt sie.

Wenn diese natürliche Voreingenommenheit zur Ideologie wird – insbesondere einer, die Frauen als moralisch überlegen und Männer als problematisch darstellt – dann läuft sie Gefahr, genau der kollektive Narzissmus zu werden, vor dem Fromm gewarnt hat.

III. Feministischer Gruppennarzissmus in der Praxis

Das Zusammenspiel von Fromms Theorie und psychologischen Daten zeigt sich in mehreren feministischen Praktiken und Diskursen:

Idealisierung der In-Group: Feministische Rhetorik stellt Frauen oft als von Natur aus friedlich, empathisch und kooperativ dar. Dies essentialisiert Weiblichkeit und blendet die moralische und psychologische Komplexität realer Individuen aus. Gruppennarzissmus verlangt, dass die In-Group makellos bleibt, um das Selbstbild zu schützen.

Pathologisierung der Out-Group: Der Begriff "toxische Männlichkeit" wird häufig nicht zur Kritik bestimmter Verhaltensweisen verwendet, sondern um ganze Kategorien männlichen Verhaltens zu generalisieren. Männliche Gegenrede wird oft als frauenfeindlich dargestellt – selbst wenn sie auf fundierter Kritik oder abweichender Erfahrung beruht.

Opferrolle als Tugend: Feministische Diskurse stellen das weibliche Opfersein oft ins Zentrum – einerseits gerechtfertigt durch reale Ungerechtigkeiten, andererseits manchmal übertrieben oder verallgemeinert, sodass Frauen moralisch überlegen erscheinen, allein aufgrund ihres Leidens. Fromm sah hierin eine typische Ausprägung des Gruppennarzissmus: Die unterdrückte Gruppe errichtet eine moralische Festung um ihren Schmerz, die sich jeglicher Kritik entzieht.

Unterdrückung interner Kritik: Frauen, die feministische Dogmen hinterfragen, werden häufig als "internalisierte Misogynistinnen" abgestempelt. Fromm beschrieb dies als zentrales Merkmal von Gruppennarzissmus – jede interne Kritik gilt als Verrat, weil sie das idealisierte Selbstbild der Gruppe gefährdet.

IV. Mangel an männlicher In-Group-Voreingenommenheit und feministische Dominanz

Paradoxerweise wurde die weite Verbreitung feministischer Werte – besonders in westlichen Institutionen – teilweise durch den fehlenden Gruppenzusammenhalt unter Männern ermöglicht. Viele Männer in Wissenschaft, Medien und Politik haben die Vorstellung verinnerlicht, dass die Unterstützung von Frauen nicht nur wünschenswert, sondern moralisch geboten sei – selbst wenn sie die eigenen Interessen unterdrücken müssen.

Dieses Ungleichgewicht erlaubt es dem Feminismus, den öffentlichen Diskurs mit wenig Widerstand zu dominieren. Eine Bewegung, die bereits von weiblicher In-Group-Voreingenommenheit profitiert, wird zusätzlich durch eine männliche Out-Group gestärkt, die sich auffallend unterwürfig verhält. In Fromms Worten entsteht dadurch ein unausgeglichenes psychologisches und ideologisches Feld: Eine Gruppe wird durch Selbstliebe und externe Unterstützung gestärkt, während die andere durch Schuld oder Gleichgültigkeit verstummt.

V. Auf dem Weg zu einem nicht-narzisstischen Feminismus

Diese psychologischen Muster zu erkennen bedeutet nicht, den Wert oder die Notwendigkeit des Feminismus infrage zu stellen. Im Gegenteil – ein wirklich emanzipatorischer Feminismus muss über narzisstische Ideologie und In-Group-Voreingenommenheit hinausgehen. Er muss die Komplexität der menschlichen Natur anerkennen, moralische Vereinfachungen aufbrechen und keine Gruppe idealisieren – auch nicht sich selbst.

Fromm würde den Feminismus – wie jede Bewegung – davor warnen, sich in einem übersteigerten kollektiven Ego zu verlieren. Ein gesünderer, post-narzisstischer Feminismus würde:

* Kritik – sowohl intern als auch extern – zulassen.

* Fehler und Machtstrukturen innerhalb der eigenen Reihen anerkennen.

* Männer nicht als Feinde oder Probleme betrachten, sondern als Mitmenschen in einer gemeinsamen Welt.

* Solidarität auf gemeinsamen Werten und universeller Menschenwürde aufbauen – statt auf Gruppentreue.

Fazit

Durch die Verbindung von Erich Fromms Konzept des Gruppennarzissmus mit modernen psychologischen Studien zur In-Group-Voreingenommenheit lassen sich die emotionalen und kognitiven Strukturen des heutigen Feminismus besser verstehen. Die ausgeprägte In-Group-Voreingenommenheit unter Frauen bildet einen fruchtbaren Boden für narzisstische kollektive Identitäten – besonders, wenn sie durch kulturelle Narrative und ideologische Orthodoxie verstärkt wird. Gleichzeitig hat der relative Mangel an männlicher Gruppensolidarität zur feministischen Vorherrschaft beigetragen – ohne nennenswerte interne Gegenbewegung.

Eine wirklich befreiende Bewegung muss der Versuchung des kollektiven Narzissmus widerstehen. Sie muss selbstkritisch, inklusiv und psychologisch reif sein – nicht auf Überlegenheit ausgerichtet, sondern auf gegenseitigen Respekt und geteiltes menschliches Gedeihen.




Dienstag, Juli 08, 2025

Die Welt: "Der heterosexuelle Mann als Fehler"

1. Unter der Überschrift "Der heterosexuelle Mann als Fehler" schreibt Mirna Funk in der "Welt":

Emily Ratajkowski sagt in einem Interview mit der britischen "Elle": "I have zero straight men in my life." Also: "Ich habe null heterosexuelle Männer in meinem Leben." Gemeint ist: Sie stören. Sie bringen nichts. Sie passen nicht in das neue Leben moderner Frauen, das auf Reflexion, Sicherheit, Kommunikation und Gemeinschaft ausgerichtet ist. Jedenfalls behaupten die Frauen das. In der Welt, die sich die vermeintlich moderne Frau von heute baut, sind heterosexuelle Männer noch für Sex zuständig. Für Alltag, Beziehung, Freundschaft, fürs Leben selbst: verzichtbar.

Man könnte diesen Satz als private Vorliebe abtun, als Lifestyle-Entscheidung einer Frau, die sich ihre Welt eben so zurechtgelegt hat. Aber er steht symptomatisch für eine Haltung, die im Diskurs derzeit als emanzipatorisch verkauft wird: Straight Men? No, thanks. Frauen, Gays, Queers, Dogs and Plants only. Der heterosexuelle Mann, so der Subtext, ist zu mühsam. Zu roh. Zu unreflektiert. Emotional unterkomplex. Machtbesessen. Peinlich. Eine Zumutung. Ein Auslaufmodell.

Eine solche Position ist nicht progressiv, sondern ein Rückschritt. Nicht nur persönlich, sondern gesellschaftlich. Nicht, weil ich Mitleid mit Männern habe, sondern weil ich denke, dass wir ohne sie etwas verlieren. Nämlich die Möglichkeit zur Reibung. Zur Reifung. Und zum wirklichen Dialog zwischen den Geschlechtern.

Denn genau dort, wo es unbequem wird, wird es spannend. Beziehungen entstehen nicht durch Spiegelung, sondern durch Differenz. Durch das Andere. Durch das, was uns verunsichert, herausfordert, irritiert. In der Begegnung mit dem, was wir nicht sind, werden wir mehr von dem, was wir sein könnten. Der heterosexuelle Mann ist dafür nicht das Hindernis. Sondern die Voraussetzung. Und er ist ein Mensch. Auch das wird bei all dem supercoolen Männerhass vergessen.


Mirna Funk rekapituliert nun frühere Wellen des Feminismus, wobei sie die damalige Ideologie verklärt und beschönigend übergeht, dass es auch damals schon ganz erheblichen Hass auf Männer gegeben hat. Womöglich hat sie sich nie ernsthaft mit dieser Periode beschäftigt. Das ist allerdings auch ein bisschen egal, denn danach führt sie treffende Beobachtungen zur Gegenwart an:

Während medial Männerbashing als Empowerment gilt, wächst gleichzeitig das Interesse vieler junger Frauen an traditionellen Lebensmodellen. Laut einer Umfrage von 2021 wünschen sich 62 Prozent der Frauen unter 30 ein "klassisches Familienmodell" mit einem Hauptverdiener und einer daheimbleibenden Mutter. In den USA zeigt eine Pew-Studie von 2022, dass fast die Hälfte aller jungen Frauen angibt, sich in Zukunft mehr um Kinder als um Karriere kümmern zu wollen. Ein Beweis dafür, dass weder die zweite noch die dritte Welle zu den gewünschten Ergebnissen geführt hat. Denn emanzipiert ist eben nicht, wer Männer ausschließt. Emanzipiert ist, wer mit ihnen auf Augenhöhe leben kann. Wer nicht von der Unterwürfigkeit in die Überheblichkeit kippt. Von unterdrückt zu überlegen. Von Anpassung zu Arroganz. Wer denkt, Emanzipation bedeute die Machtverschiebung zugunsten der Frau, hat sie nicht verstanden. Wahre Gleichheit entsteht nicht im Machtkampf, sondern in der Beziehung. In der Verantwortung. In der Koexistenz.

Es ist anstrengender, mit Männern zu arbeiten, zu streiten, zu sprechen, als sie einfach auszuschließen. Es ist anstrengender, sich gegenseitig ernst zu nehmen, als sich gegenseitig zu canceln. Aber es ist genau diese Anstrengung, die Gesellschaft ausmacht. Alles andere ist Lifestyle. Und der kann noch so laut "Feminismus" rufen. Er bleibt Eskapismus und vor allem Verweigerung. Die Verweigerung, sich ebenbürtig am gesellschaftlichen Geschehen zu beteiligen.

Die Idee, dass man sich eine Welt bauen kann, in der der heterosexuelle Mann keine Rolle mehr spielt, ist nicht emanzipiert, sondern elitär. Es ist ein Abschottungsreflex. Eine kulturelle Hygienemaßnahme. Die Vorstellung, dass das eigene Leben "cleaner", "sicherer", "besser" wird, wenn man die eigene Existenz von Männern befreit, ist tief konservativ. Sie folgt dem gleichen Prinzip wie rechte Parallelgesellschaften: wir unter uns. Nur halt mit anderen Werten.

Und sie ist statistisch unsinnig. Denn die Mehrheit der Frauen lebt mit Männern. In Deutschland sind 82 Prozent aller Eltern heterosexuelle Paare. Die meisten Menschen wachsen mit einem Vater auf. Die meisten Ehen sind hetero. Und ja, die meisten heterosexuellen Männer sind keine Monster. Sie lieben, sie leiden, sie arbeiten an sich. Vielleicht nicht so offen, nicht so "instagrammable", nicht so wortreich. Aber sie sind da.

Während Frauen seit Jahrzehnten lernen, ihre Rolle zu hinterfragen, ihre Bedürfnisse zu formulieren, ihre Sprache zu finden, haben viele Männer erst vor Kurzem damit begonnen. Das heißt nicht, dass sie weniger wert sind. Es heißt nur, dass sie später dran sind. Und dass sie vielleicht genau deshalb gerade jetzt gebraucht werden: als Spiegel. Als Grenze. Als Welt, die anders tickt. Und auch als Möglichkeit zur gegenseitigen Ergänzung. Denn das Ziel darf nicht der Sieg über das andere Geschlecht sein. Das Ziel muss ein Miteinander sein, das für beide gut funktioniert.

Vielleicht wird das die nächste Form von Emanzipation. Eine Art Aufklärung 2.0: nicht der Abschied vom Mann, sondern der neue, erwachsene Blick auf ihn. Nicht als Störung. Sondern als Einladung. Nicht als Schuldiger. Sondern als Komplize. Denn was ist der Mann, wenn man ihn nicht als Hindernis denkt, sondern als Versprechen? Was ist Männlichkeit, wenn man sie nicht als Reaktion fürchtet, sondern als mögliche Resonanz? Was wäre, wenn wir aufhörten, ihn zu bekämpfen, und anfingen, ihn zu verstehen, ohne uns dabei als starke, unabhängige Frauen selbst zu verlieren? Der neue Feminismus wird nicht weiblich sein, sondern menschlich. Er wird nicht ausgrenzen, sondern integrieren. Er wird nicht kontrollieren, sondern befähigen. Und er wird sich nicht an Emily Ratajkowski orientieren, sondern an der Wirklichkeit. Und die ist, bei aller Komplexität, ganz einfach: Der Mann lebt. Und die Frau auch. Und das ist gut so.


Natürlich ist das auch meine Hoffnung, weshalb ich mit solchen Feministinnen an einem entsprechenden Buchprojekt zusammengearbeitet habe. Woher Mirna Funk aber die Gewissheit nimmt, dass sich der Feminismus insgesamt genau so entwickeln wird, wie sie das erhofft, wird nicht ganz klar. Bislang hat das zumindest der wortführende Mainstream dieser Bewegung erfolgreich vermieden. Wenn man Mithu Sanyal einmal ausklammert: Wer von den deutschen Wortführerinnen des Feminismus hat zum Beispiel auch nur einen Schritt auf die Männerrechtsbewegung zugemacht?



2. Es gibt immerhin erste zögerliche Versuche, auch die Bedürfnisse von Jungen und Männern anzuerkennen. So schreibt etwa Jutta Allmendinger, Soziologie-Professorin an der Berliner Humboldt-Universität, in einem aktuellen Gastkommentar im Tagesspiegel: "Wir brauchen die vernünftigen Männer":

Menschen mit Kinderwunsch möchten zunehmend eher ein Mädchen als einen Jungen. Umfragen aus aller Welt belegen dies. Und auch konkrete Verhaltensweisen: Ist das erstgeborene Kind ein Mädchen, bleibt es oft dabei. Ist es ein Junge, so bekommt man eher ein zweites Kind und hofft auf ein Mädchen.

Adoptionen, Entscheidungen im Zuge der Reproduktionsmedizin und in manchen Ländern auch die Abtreibungspraxis zeigen die schwindende Präferenz für Jungen, hat die Wochenzeitung "Economist" kürzlich in einem Artikel herausgearbeitet.


Allmendinger argumentiert gegen diesen Trend:

In unserer Welt, geprägt von Alterung, Vereinsamung und Abstand sind Geld und Zeit viel wert. Doch Frauen allein können das nicht leisten. Es geht oft an und über ihre physischen und psychischen Grenzen.

Wir schaffen das nur gemeinsam. Daher brauchte es dringend eine gezielte Förderung für Männer und Jungen, die auf deren schulische Bedürfnisse eingeht. Diese muss ihnen zeigen, dass auch Erziehungs-, Pflege- und Haushaltsarbeiten wertvolle und coole Tätigkeiten sind, die ihnen Anerkennung bringen – zu Hause und bei der Erwerbsarbeit.


Ich möchte die Gelegenheit nutzen, die Men Going Their Own Way (MGTOW) in demselben Tonfall anzusprechen: Wir schaffen das nur gemeinsam. Daher müssen wir Frauen dringend zeigen, dass auch Reparaturen-Durchführen, Dachdecken und Schneeschaufeln wertvolle und coole Tätigkeiten sind, die ihnen Anerkennung bringen werden – zu Hause und im Job.

Wir brauchen die vernünftigen Frauen.



3. Mirna Funks Beobachtung, der gegenwärtige Feminismus stoße Männer von sich, trifft jedenfalls zu. Neuester Beleg ist ein Artikel in der taz: "Nach 15 Jahren Ärger und Enttäuschungen entscheidet unsere Autorin: Keine Männer mehr. Keinen Sex, keine Dates, keine Beziehung. Warum sie so glücklicher ist."

Es ist das alte Spiel: Männer (MGTOW), die Frauen meiden, sind fiese Frauenhasser, Frauen, die Männer meiden, sind cool. Inmitten des wirklich endlosen Lamentos, das sich in der Druckausgabe der "taz" über mehrere Seiten hinziehen dürfte, plappert der Artikel dann doch aus, wie die Wahrheit aussieht, auch wenn das im restlichen Artikel stur ignoriert wird: So fand ein internationales Forschungsteam der Berliner Humboldt-Uni nämlich heraus, dass "Frauen im Schnitt von romantischen Beziehungen mit Männern profitieren, sie also zufriedener und weniger depressiv sind als Single-Frauen." Entsetzlich scheinen Männer also nur für Frauen aus einem bestimmten politischen Lager zu sein …



4. In den letzten Jahren nutzen die Leitmedien zum Schüren von Panikstimmung unter Frauen gerne den Begriff "Femizid". Der ehemalige Bundesrichter Thomas Fischer setzt sich damit noch einmal gründlicher auseinander. Ein Auszug:

Deutschland hat ungefähr 82 Millionen Einwohner. Davon sind ungefähr 41,8 Millionen weiblichen Geschlechts. Im Jahr 2023 hat die Polizei 360 vollendete (und etwa 600 versuchte) Tötungsdelikte an Frauen und Mädchen registriert. Davon waren 247 vollendete Taten in die Rubrik "Häusliche Gewalt" eingeordnet. Dieser Begriff umfasst nach der kriminologischen Definition des BKA "sowohl innerfamiliäre Gewalt als auch Partnerschaftsgewalt, unabhängig davon, ob das Opfer und die tatverdächtige Person zusammenwohnen". (BKA, Bundeslagebild "Geschlechtsspezifisch gegen Frauen gerichtete Straftaten 2023", siehe dazu schon die Kolumne vom 7. Dezember 2024)

Aus den Ergebnissen des BKA-Berichts machte das Bundesfrauenministerium die Feststellung: "Demnach gab es 2023 beinahe jeden Tag einen Femizid in Deutschland."

Und die Bundesinnenministerin teilte mit: "Fast jeden Tag sehen wir einen Femizid in Deutschland."

Tatsächlich ist diese vielfach unkritisch abgeschriebene Behauptung, "fast jeden Tag" (nämlich in 360 Fällen im Jahr) werde in Deutschland eine Frau von einem aktuellen oder früheren (unterstellt: männlichen) Partner getötet, mindestens sehr ungenau. Denn es fehlt schon eine Erklärung für die Differenz zwischen den "häuslichen" (im genannten Sinn) und den "sonstigen" Tötungsdelikten; und bei den "häuslichen" bleibt das Verhältnis von "Partnerschafts-" zu "familiären" Tötungen unklar. Auch wenn der statistische Anteil klein beziehungsweise unbekannt ist: Auch Töchter oder Söhne töten Mütter, Mütter töten Töchter, Schwestern töten Schwestern und Tanten Nichten.

Es ist also hier wie stets bei der Diskussion und Bewertung von statistischen Daten: Sie widerspiegeln die Struktur, die Voraussetzungen und Bewertungen ihrer Erhebung. Anders gesagt: Man bekommt statistisch aus der Lebenswirklichkeit nicht mehr Erkenntnisse heraus, als man hineinfragt. Gefahren für die öffentliche Wahrnehmung können namentlich an zwei Stellen lauern: Die eine ist eine mehr oder minder tendenziöse Konzeption der Erhebung selbst (etwa im Bereich der Fragestellung, Kategorisierung, Erhebungsparameter); die andere eine tendenziöse Fehl- oder Überinterpretation durch wie auch immer interessierte Kreise, Institutionen oder Personen.

Es wird also mit der Autorität wissenschaftlicher Akribie in zwei Schritten ein beinahe beliebig instrumentalisierbares Narrativ hergestellt, welches dann wiederum, je nach Bedarf, zur Grundlage weiterer Bewertungen, Schlussfolgerungen oder Spekulationen gemacht werden kann: Der erste Schritt ist die – nicht selten partei- oder karrierepolitisch gesteuerte – Usurpation von empirischen Daten für eigene tendenziöse Interpretationen.

Der BKA-Hinweis: "Zum einen fehlt bislang eine bundeseinheitliche Definition von Femiziden, zum anderen ist auf Basis der PKS-Daten nur eine Annäherung an die tatsächliche Anzahl … möglich" wird zu "360 Femizide im Jahr". Der zweite Schritt ist die medienspezifische Wiedergabe dieser Usurpation in selektiven Informationen für die durch genaue Analyse vermeintlich überforderten Nachrichtenkonsumenten.

Femizide sind im allgemeinen Verständnis Tötungsdelikte gegen Frauen, die getötet werden, weil sie Frauen sind. Der Täter wird von der Annahme einer geschlechtsbezogenen Ungleichwertigkeit von Frauen zu seiner Tat motiviert.

Man kann dabei unterscheiden zwischen Taten aus Frauenhass, Trennungstötungen und solchen Taten, die im Kontext patriarchalisch geprägter Familienverbände oder Subkulturen verübt werden. Es handelt sich also nicht um einen strafrechtlichen, sondern um einen kriminologischen Begriff, ähnlich "Infantizid" (Kindstötung), "Androzid" (Männertötung), "Terrorismus" oder "Organisierte Kriminalität": eine politisch-soziologische Umschreibung einer bestimmten Tatmodalität oder -Motivation. Als solche ist sie weder falsch noch sinnlos, sondern erlaubt die verstehende Erfassung einer bestimmten Fallgruppe von Tötungsdelikten.

Hieraus abzuleiten, Taten des "Femizids" seien in Deutschland nicht "anerkannt" oder würden von der Rechtsprechung "verharmlost", ist allerdings Unsinn; es vermischt ganz unterschiedliche Gesichtspunkte. Tatsache ist, dass der Begriff "Femizid" kein Tatbestandsmerkmal im Sinne des materiellen Strafrechts und des Bestimmtheitsgrundsatzes (Art. 103 Abs. 2 GG) ist. Das heißt aber natürlich nicht, dass diese Taten nicht vom geltenden Recht erfasst werden. Es gibt – beispielhaft – auch keinen Straftatbestand "Vandalismus", trotzdem sind solche Taten natürlich strafbar (als Sachbeschädigung, Hausfriedensbruch usw.).

(…) Sogenannte Femizide als gesetzlichen Tatbestand einzuführen, würde daher nicht zu einer inhaltlichen Erweiterung der Tötungs-Tatbestände führen, sondern nur zu einer sinnlosen Verdopplung eines bereits geregelten Mordmerkmals. Außerdem wäre gänzlich unerklärlich, warum dann nicht auch andere Opfergruppen (zum Beispiel Kinder) gesondert aufgezählt werden sollten. Das vorgeschlagene Merkmal "Ausnutzung körperlicher Überlegenheit" wiederum wäre unspezifisch und ungeeignet. Die Initiative zur Ergänzung der Mordmerkmale ist reine Symbolpolitik.




5. Wenn unsere Medien mit dieser feministischen Symbolpolitik gespickt sind, hat das zur Folge, dass Gewalt gegen Männer dabei einmal mehr aus der Wahrnehmung rückt, ihre ebenfalls notwendige Bekämpfung damit ins Hintertreffen gerät. Wie notwendig diese Bekämpfung ist, zeigt immerhin ein Artikel der Rheinischen Post (Bezahlschranke):

Männer als Opfer häuslicher Gewalt – auch fünf Jahre nach Eröffnung der ersten Schutzräume in Düsseldorf ist das Thema mit zahlreichen Tabus behaftet. (…) Von der Notwendigkeit, Männer und queere Menschen konsequenter zu schützen, sind die Experten überzeugt und untermauern das mit aktuellen Zahlen. So haben in Düsseldorf 51 Männer seit 2020 die vom Sozialdienst katholischer Männer (SKM) betriebene Schutzwohnung "Freiraum" – dort gibt es vier Plätze – genutzt. Allein in den ersten drei Monaten dieses Jahres waren es sechs Männer – darunter ein Vater mit seinen zwei Kindern – die dort Zuflucht vor häuslicher Gewalt suchten.

"Es gibt nicht den klassischen Durchschnittsmann, der unser Angebot in Anspruch nimmt. Die Jüngsten waren zum Zeitpunkt der Aufnahme 20, der älteste 66 Jahre alt", sagt Julian Schröer, Sozialarbeiter des SKM-Männergewaltschutzes. So hätten Männer mit 17 Nationalitäts- und vielfältigen Religionszugehörigkeiten aus allen sozialen Milieus bis heute Obhut im "Freiraum" gefunden.

Zu ihnen gehört Armin P. (Name geändert), der im vergangenen April Zuflucht vor der Gewalt seiner Partnerin suchte. Im ersten Beratungsgespräch stand er noch unter Schock. Das änderte sich nach seiner Aufnahme in den Freiraum. "Schon ab dem ersten Tag wurde mir bewusst, wie gut es sich anfühlt, sicher zu sein, und dass ich dieses Gefühl nie wieder aufgeben möchte", sagt er.

Laut Zwischenbilanz haben zwischen 2020 und heute 78 Prozent der Freiraum-Nutzer von körperlicher Gewalt berichtet, von Schlägen, Tritten und Angriffen mit Gegenständen oder Messern. 84 Prozent der Männer berichteten zudem von psychischer Gewalt, von Drohungen, Demütigungen und Abhängigkeitssystemen. Zwölf Männer hatten beim Einzug in den Freiraum keinerlei Zugriff auf das eigene Bankkonto.




6. Für die Männerrechtsbewegung war die Wikipedia immer ein Ärgernis. Zum enen schmierten Ideologen jeden Mist in die Online-Enzyklopädie, der diese Bewegung und ihre Akteure irgendwie negativ darstellte – echte experten wurden von den Eiferern weggebissen. Zum anderen scheinen Journalisten bei ihrer Recherche als erstes ausgerechnet auf diese Website zuzugreifen. Jetzt hat die Frankfurter Allgemeine den Zustand der Wikipedia grundsätzlich überprüft: vorsortiert von einer Künstlichen Intelligenz und dann gegengecheckt vom Team der Journalisten. Das wenig überraschende Ergebnis: Mehr als jeder dritte Wikipedia-Artikel hat ein Problem. 600.000 Seiten enthalten Behauptungen, die längst veraltet und aus heutiger Sicht falsch sind, und noch einmal 600.000 Seiten enthalten grundlegende Fehlinformationen.

Ein Problem ist, dass die Zahl der in der Wikipedia Aktiven sich fast halbiert hat. (Woran das nur liegen könnte?) Die Verbliebenen kommen nicht mehr hinterher. Zumal sie sich auf Dinge verlagert haben, die sie für wichtiger halten: So haben sie sich laut FAZ vorgenommen, erst mal "Wissenslücken zu stopfen, zum Beispiel bei Biographien von Frauen." Viele andere Themengebiete seien verwaist.

Die Deutschen spendeten dieser Website letztes Jahr übrigens 18 Millionen Euro.



Montag, Juli 07, 2025

"Frauen im ganzen Land Opfer von Spritzen-Attacken" – die "Maskulinisten" sind schuld

Vor einigen Tagen ging es durch sämtliche deutschen Medien.

Die Berliner Zeitung titelte: "Frauen im ganzen Land Opfer von Spritzen-Attacken"

Die Frankfurter Allgemeine schrieb: "131 Frauen bei französischem Musikfestival mit Spritzen angegriffen"

Der Tagesspiegel schlagzeilte: "Spritzen-Attacken in Frankreich: Die Täter riefen online dazu auf, Frauen auf der Fête de la musique anzugreifen"

Die Berliner Morgenpost: "Spritzen-Attacken waren angekündigt: Zwei Hirnlose genügen"

Die "Zeit": "Unbekannte stechen über hundert Frauen mit Spritzen"

Der WDR zeigte sich besorgt: "Spritzenattacken auf Frauen in Frankreich: Gibt's das auch in NRW?"

Ich könnte noch einige Zeit so weitermachen. Das Internet lässt ja ein bisschen Platz hinten raus. Wennn das alle großen Medien übereinstimmend so berichten, wird es ja wohl auch stimmen.

Aber was war überhaupt geschehen? Die Artikel ähneln sich, eine gute Zusammenfassung liefert die Berliner Zeitung:

Eigentlich soll die Fête de la Musique im Sommer Festivalstimmung auf die Straßen und Plätze zahlreicher europäischer Städte, allen voran Berlin, bringen. Auch in vielen Regionen Frankreichs wurde jetzt ausgelassen gefeiert. Doch ausgerechnet in Paris, wo 1982 das größte Musikfest der Welt seinen Ursprung nahm, kam es am Wochenende zu zahlreichen Angriffen – vor allem auf minderjährige Mädchen. Mindestens 21 der Opfer stammen aus der französischen Hauptstadt.

Insgesamt haben 145 Frauen Anzeige erstattet, wie das französische Innenministerium mitteilte. In Asnières-sur-Seine, nordwestlich von Paris, wurden acht junge Frauen auf dem Rathausplatz mit Spritzen attackiert. Das Rote Kreuz betreute die Betroffenen, sechs von ihnen erstatteten Anzeige. Auch aus anderen Städten wie Metz und Grenoble wurden ähnliche Vorfälle gemeldet.

Einige der Betroffenen mussten in Krankenhäusern behandelt werden, dort werden derzeit toxikologische Untersuchungen durchgeführt. (…) Zwölf Verdächtige wurden festgenommen. Im westfranzösischen Angoulême waren es allein vier, die rund 50 Menschen gestochen haben sollen.

Laut Ermittlern kursierten vor Beginn des Festivals Aufrufe zu den Angriffen in den sozialen Netzwerken. Wie die Zeitung L´Indépendant berichtet, lösten die Aufrufe schon im Vorfeld Angst bei vielen Frauen aus. Die Behörden warnten die Teilnehmerinnen. Noch ist unklar, wer hinter den Aufrufen steckt.


Bei ZDF "heute" glaubt man das aber schon zu wissen:

Dahinter stehe eine Form des Maskulinismus, der Ideologie männlicher Überlegenheit, mit deren Thesen immer mehr Männer in Berührung kommen. Im Netz solidarisieren sie sich, tauschen Tipps zur Gewalt gegen Frauen aus. Attacken mit Spritzen gehören dazu.


Bei Mastodon, Bluesky, Threads und weiß Gott wo sonst noch postete die Organisation "Hate Aid" entrüstet:

Wann ist es genug? (…) Schon wieder wurde aus einer frauenfeindlichen Gewaltfantasie im Netz Realität: 145 Frauen zeigten bis jetzt Attacken an. (…) Uns reicht’s! Noch immer wird digitale Gewalt so dargestellt, als sei sie "gar nicht so schlimm". Doch die Beweise sind längst da: Menschenverachtende Drohungen, Beleidigungen und Co. bleiben nicht im Internet.


Es ist nicht die überregionale oder die Hauptstadt-Presse, sondern das Göttinger Tagblatt, das darüber aufklärt, auf welchen wackligen Beinen die allgemeine Hysterie steht. Dort berichtet Birgit Holzer aus Paris unter der Schlagzeile "Spritzenattacken bei französischem Musikfest: Alles nur Panikmache?" In ihrem Artikel heißt es über die betroffenen Frauen:

Sie klagten über verdächtige Einstichstellen, Übelkeit oder Schwindelgefühl. Sie hatten Angst, Opfer fremder Täter geworden zu sein. Allerdings konnte seitdem kein einziger der angezeigten Fälle bestätigt werden, wie die französische Zeitung "Le Monde" berichtet. Bei Untersuchungen ließen sich demnach entweder keine Einstichstellen nachweisen oder die Betroffenen hielten irrtümlich Mückenstiche für solche. Auch wurden keine psychotropen Substanzen im Blut der Mädchen und Frauen entdeckt, die ins Krankenhaus gekommen waren, weil sie über heftige Ermüdungserscheinungen oder andere plötzlich auftretende Gesundheitsprobleme klagten. In keinem der 145 Fälle wurden Ermittlungen eingeleitet. Mindestens zwölf als verdächtig oder wegen auffälligem Verhalten festgenommene Männer kamen mangels Beweisen wieder frei.


Mückenstiche.

Wie hatte diese Massenpsychose entstehen können? Das Göttinger Tagblatt berichtet weiter:

Zu den ersten, die massiv auf die Gefahr von Spritzenattacken hinwiesen, gehörte das Netzwerk "ActuReact", dem auf Instagram 120.000 Menschen folgen. Laut "Le Monde" hatten der verantwortliche Gymnasiast und sein Team eigenen Angaben zufolge im Vorfeld bestimmte Chat-Gruppen infiltriert. In der Folge teilte das Internet-Medium Warnungen vor Angriffen und Verhaltenstipps vor allem des feministischen Kontos "Abrègesœur". Doch sie erhöhten auch die Furcht. Viele Frauen diskutierten im Internet, ob sie überhaupt feiern gehen sollten – und taten dies dann manchmal voller Misstrauen.

Am Abend des 21. Juni selbst war erneut das Medium "ActuReact" besonders aktiv beim Verbreiten von Meldungen – sowie von Falschinformationen, wie jene von angeblichen Messerangriffen auf Frauen. "Uns ist bewusst, dass die Veröffentlichung solcher Informationen ein Klima der Besorgnis schaffen kann", reagierte der Verantwortliche auf Anfrage von "Le Monde". Aber es handle sich um ein journalistisches Vorgehen, um "möglichst viele Menschen vorzuwarnen".

Bleibt die Frage, ob es sich um objektive Warnungen oder um Panikmache handelte. Im westfranzösischen Angoulême zirkulierten an jenem Abend sogar Meldungen über angebliche Panikszenen mit Toten. Sie waren frei erfunden.


Frei. Erfunden.

Ein paar Tage später hat sich "Die Zeit" mit der Geschichte beschäftigt und schreibt:

In sozialen Medien waren Gerüchte umgegangen: Männer hätten sich in Chatgruppen dazu verabredet, in der Festivalnacht junge Frauen mit Spritzen zu attackieren, in denen Drogen seien oder die mit HIV infiziert seien. Wenn man heute nach diesen Postings sucht, stößt man auf wenige Anhaltspunkte dafür, dass es sie in relevanter Zahl gab. Es finden sich bei Recherchen der ZEIT zwar Dutzende Postings von Profilen mit teils Hunderttausenden Followern, auf denen vor Angriffen gewarnt wird. Aber keine Postings, die Taten ankündigen. Nur ein einziges Bild ist auffindbar, das der französische Social-Media-Kanal actureact.infoteilte. Auf dem Foto hält jemand eine Plastiktüte aus einer Apotheke, dazu der Satz: "Ich habe alles, um am Samstag zuzustechen." Die Redaktion berichtet, sich undercover in Gruppen eingeschleust zu haben, in denen es weitere solcher Aufrufe geben soll. Doch Belege liefert sie nicht. Eine Anfrage der ZEIT bleibt unbeantwortet.

(…) Eine Woche nach dem Festival hat sich kein Verdacht auf eine Straftat erhärtet. Bis jetzt kann Frankreichs Polizei weder konfiszierte Spritzen noch Zeugen oder Videos der Taten präsentieren. In drei Fällen stellten sich die Verletzungen als Mückenstiche heraus. Festgenommene sind aus Mangel an Indizien wieder frei. Immer stärker nährt sich ein anderer Verdacht: Sind die Hautausschläge, die tauben Glieder, die Atemnot, der Schwindel am Ende einer Partynacht womöglich psychische Folgen einer Massenhysterie, angefacht im Internet?


Angefacht auch von den Leitmedien und Organisationen wie "hate aid", möchte man hinzufügen. Und versehen mit dem Tenor: Die "Maskulinisten" sind schuld. Die sind inzwischen Sündenbock für alles nur Denkbare.

Der "Zeit" zufolge hat es ähnliche Massenpaniken in den letzten Jahren immer wieder gegeben:

Auch in Spanien, Australien und der Schweiz wurden Übergriffe mit Spritzen gemeldet. Im Juni desselben Sommers erzählten mehrere Frauen in Berlin, dass ihnen im Nachtclub Berghain eine Spritze injiziert worden sei. (…) Fast alle Fälle haben das gemeinsam: Es werden keine Täter gefasst, es gibt nicht einmal ernsthaft Verdächtige, es fehlen Beweise wie Spritzen, Nadeln oder Substanzen im Blut.

(…) Der Münchner Toxikologe Frank Mußhoff hält es für unwahrscheinlich, dass im Vorbeigehen wirksame Mengen einer Substanz verabreicht werden können. Er arbeitet seit Jahrzehnten als Gutachter für Polizei, Staatsanwaltschaft und Gerichte, untersucht Blut-, Urin- und Haarproben. Aber eine ungewollte Injektion? "So einen Fall hatte ich noch nie. Dazu müsste man mehrere Sekunden in die Haut stechen und drücken – das merkt man als Opfer, schlägt um sich oder wendet sich ab", sagt er.

(…) Der neuseeländische Soziologe Robert Bartholomew hat 2024 ein Buch über Phantomangriffe veröffentlicht. Darin beschreibt er, dass es schon in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg in den USA Tausende Berichte von Attacken mit Spritzen gab, vor allem unter jungen Frauen in New York und New Jersey. Weiße Frauen, so ging die Geschichte, würden mit Spritzen ohnmächtig gemacht, entführt und als Sklavinnen verschleppt. Zur "white slavery" kursierten Bücher und Zeitungsartikel. Bis heute gibt es keine Beweise dafür, dass je eine Frau so ein Verbrechen erlitt.


(Der "Zeit"-Artikel "Unbekannte stechen über hundert Frauen mit Spritzen" steht trotzdem weiter online.)

Das Ganze erinnert mich ein wenig an einen Vorfall, den der Kommunikationswissenschaftler Paul Watzlawick in seiner Anleitung zum Unglücklichsein schildert. Dabei geht es um eine Massenpanik in den USA in den 1950er-Jahren, die durch Berichte über beschädigte Windschutzscheiben ausgelöst wurde: In Seattle verbreitete sich die Nachricht, dass zahlreiche Autofahrer kleine Löcher, Dellen oder Kratzer in ihren Windschutzscheiben bemerkten. Es entstanden wilde Theorien über die Ursache: von radioaktiven Partikeln über Vandalismus bis hin zu UFOs oder militärischen Experimenten. Die Panik wuchs, weil Menschen begannen, gezielt nach Schäden an ihren Autos zu suchen, und immer mehr "Schäden" meldeten. Zeitungen berichteten ausführlich, was die Hysterie weiter anheizte.

Nach wissenschaftlicher Untersuchung stellte sich heraus, dass die "Schäden" meist normale Gebrauchsspuren waren, die schon immer vorhanden waren – etwa durch Steinschläge oder Abnutzung. Der Unterschied war, dass die Menschen plötzlich darauf achteten, weil die kollektive Aufmerksamkeit darauf gelenkt wurde. Es gab keine mysteriöse Ursache, nur eine durch soziale Dynamiken verstärkte Wahrnehmungsverzerrung.

Watzlawick nutzt dieses Beispiel, um zu zeigen, wie Menschen sich durch ihre eigene Wahrnehmung und kollektive Verstärkung unglücklich machen können. Er illustriert, dass wir oft Probleme "konstruieren", indem wir auf etwas fokussieren und es überbewerten, obwohl es objektiv keine Bedrohung darstellt. Die Panik entstand nicht durch reale Schäden, sondern durch die Erwartung und das Suchen nach Problemen.

Unsere Leitmedien spielen dabei eine große Rolle. Sie verbreiten Vermutungen als Tatsachen. Sie spitzen diese Berichte rhetorisch zu. Und sie korrigieren sie nicht, nachdem sie sich als zweifelhaft herausgestellt haben.

Dass hier schnell die "Maskulinisten" als Schuldige ausgemacht wurden, lässt den Fall als Teil einer sogenannten "moralischen Panik" erkennen. In der Wikipedia heißt es hierüber zutreffend:

Zunächst entstehen Befürchtungen über das Verhalten einer sozialen Gruppe oder Klasse, welche von Teilen der Bevölkerung als Bedrohung der gesellschaftlichen Werte und der moralischen Ordnung eingeordnet wird. Diese Bedrohung wird daraufhin in einer sensationslüsternen Berichterstattung von den Medien rezipiert und unterstützt dadurch das Ausmaß und die Intensität der gesellschaftlichen Befürchtung.


"Die Maskulinisten", und oft sind damit auch wir Männerrechtler gemeint, sind inzwischen schon Schuld an Massenverbrechen, die es nie gegeben hat.

(Auf Bluesky habe ich "hate aid" mit einem Link auf diesen Genderama-Artikel geantwortet; ich rechne nicht einmal mit irgendeiner Reaktion.)



Freitag, Juli 04, 2025

Frau begrapscht Jungen: Worüber in Deutschland nicht gesprochen werden darf

1. "Die Welt" berichtet von einer Plakataktion, de ein Tabu gebrochen hat, das jetzt wieder mit Zähnen und Klauen verteidigt wird:

Mit einer bunten Schildkröte, dem Codewort "Tiki" und plakativen Illustrationen will ein Freibad im Süden des Kreises Paderborn Kinder und Jugendliche auf das Thema sexuelle Gewalt aufmerksam machen. Doch nach Bekanntwerden der Kampagne hagelt es Kritik – nicht an der Zielsetzung, sondern an der Ausführung.

Ein Schwerpunkt der Aktion "Sommer – Sonne – Sicherheit" sind visuelle Elemente im Freibad selbst: großflächige Plakate, Informationsflyer und gestaltete Freibadwände sollen das Thema präsent machen. Eines der zentralen Motive zeigt eine Grenzüberschreitung – dargestellt durch eine erwachsene weiße Frau in einem Schwimmbecken, die einem kleinen Jungen mit dunkler Hautfarbe und einer Beinprothese an das Gesäß fasst. Die Szene ist mit der Aufschrift "Stopp! Grabschen verboten!" versehen. Unter dem Bild ist das Maskottchen der Kampagne abgebildet: eine Schildkröte mit dem Namen "Tiki".

In einer Sprechblase richtet sich "Tiki" direkt an Kinder: "Niemand darf dich ohne dein Einverständnis einfach anfassen. Wenn du dich unwohl fühlst, hast du das Recht, dir Hilfe zu holen! Sag meinen Namen: Tiki!"

In sozialen Netzwerken stößt das Bildmotiv auf teils heftige Reaktionen. Nutzer fragen, ob die Darstellung nicht bewusst an gesellschaftlichen Realitäten vorbeigehe. Kritiker werfen der Kampagne vor, das Problem zu verharmlosen oder ein unrealistisches Täterprofil zu vermitteln.


In erster Linie stören sich Leute auf X (Twitter) allerdings daran, dass auf dem Plakat der Übergriff von einem weißen und nicht von einem farbigen Menschen ausgeht.

'schland 2025... Erbärmliche, entsetzliche Wirklichkeitsverdrehung, dazu die innbrünstige Pflege linksgrünliberalverdrehten Weltbildes... Welche kranke Hirnersatzmassen sondern so etwas ab?


Für "Die Welt" reichen ein paar solcher Tweets natürlich aus, daraus einen großen Artikel zu schneidern:

Die Stadt hat nun auf WELT-Nachfrage Stellung zu der umstrittenen Plakatkampagne bezogen. In einer schriftlichen Mitteilung erklärt die Stadtverwaltung, sie stehe "mit voller Überzeugung hinter den Zielen der Kampagne ‚Sommer – Sonne – Sicherheit‘ zum Schutz von Kindern vor sexualisierter Gewalt".

Bürgermeister Burkhard Schwuchow betont: „Als Stadt tragen wir Verantwortung, wenn es um den Schutz von Kindern in unseren öffentlichen Einrichtungen geht!“ Der Schutz von Kindern und Jugendlichen habe höchste Priorität. Jede Form sexualisierter Gewalt sei inakzeptabel und müsse konsequent bekämpft werden – „egal, von wem sie ausgeht“.

Gleichzeitig zeigt sich die Stadt offen für Kritik. Man nehme die öffentliche Kritik zu einzelnen Gestaltungselementen der Kampagne sehr ernst, heißt es in der Stellungnahme. Diese seien Anlass zu selbstkritischer Reflexion. Man wolle die Kommunikationsformate evaluieren und sie künftig noch sensibler und differenzierter gestalten. "Es war niemals unsere Intention, Menschen zu diskriminieren oder Schuld umzudeuten", erklärt Schwuchow weiter. Sollte dieser Eindruck entstanden sein, bitte man dafür um Entschuldigung.


Die Website "Tichys Einblick" immerhin verteidigt auch die Ehre deutscher Frauen:

Bei fast allen sexuellen Übergriffen in Schwimmbädern sind die Täter Männer (…) Die grapschende, sexuell übergriffige und auch noch weiße "Täterin" im Schwimmbad ist eine Schimäre. Ein Phantom. Eine Erfindung.


Man weiß nicht, was für den Autor unvorstellbarer ist: Sexuelle Belästigung durch Frauen oder sexuelle Belästigung durch Weiße. Eines allerdings zeichnet sich deutlich ab: Über sexuelle Übergriffe durch Frauen wird in deutschen Medien noch lange Zeit nicht ernsthaft gesprochen werden können. Dieses Thema stößt bei beiden politischen Lagern auf enorme Abwehr.



2. Die feministische Forderung des Tages lautet: "Wenn du mich liebst, bezahl mich". Man findet sie in der "Zeit", wo es heißt:

Viele Männer werden durch ihre Partnerinnen zu besseren Menschen. Für die emotionale Arbeit, die Frauen leisten, sollten Männer zahlen – auch nach der Beziehung.


Der Artikel beginnt mit folgemdem Absatz:

Der Mantel meiner Freundin Rosa ist königsblau, mit Leoprint-Futter. Ihr Ex-Freund Simon hat ihn ihr bezahlt. Er war aber kein Geschenk. Nach der Trennung stellte Rosa die Forderung, dass er sie für die ganze Arbeit, die sie in ihn gesteckt hatte, bezahlen sollte. Ihre Begründung: Auch wenn die Beziehung vorbei ist, profitiert er sein ganzes Leben von all dem, was sie ihm beigebracht hat. Das sollte entlohnt werden – notfalls mit einem teuren Mantel.


Hier geht es weiter mit ähnlich interessanten Einblicken in die Frauenwelt:

Es geht um eine Rechnung, die vor allem junge Frauen auf TikTok aufmachen. Besuchen ein Mann und eine Frau bei einem Date ein Restaurant, sieht das in der Regel so aus: Sie schminkt sich, macht sich die Haare, überlegt lange, was sie anziehen soll, damit sie sich wohlfühlt. Viele Frauen machen durchgehend sogenannte Maintenance, eine Wartung ihres Körpers – Nägel, Hauptpflege-Routine, Enthaaren, Botox. Auf TikTok rechnen Frauen vor: Die Produkte, die sie dafür nutzen, kosten oft monatlich mehrere Hundert Euro. Und wer profitiert davon? Natürlich auch der Partner, der sich freut, wenn die Frau gepflegt aussieht.


Und auch dafür schuldet er ihr sein Geld. Aus Sicht der "Zeit" ist das sonnenklar.

Es dauert dan nicht mehr lange bis zur fettgedruckten Zwischenüberschrift:

Frauen machen Männer oft zu besseren Menschen


Darunter findet sich die folgende Passage:

Ich glaube, dass viele Männer ihr ganzes Leben davon profitieren, von Frauen verändert zu werden. Rosa hat mit ihrer Forderung andere in unserem Freundeskreis inspiriert: Eine Freundin nahm bei der Trennung alle Möbel aus der gemeinsamen Wohnung mit, die sie haben wollte. Auch ihr Ex hat das als Bezahlung für ihre emotionale Arbeit akzeptiert.




3. Die Wiener Zeitung erklärt, wie Frauen häusliche Gewalt gegen andere Frauen unterstützen: "Wenn er dir nichts verbietet, liebt er dich nicht!"

Im Endeffekt geht es in diesem Artikel aber ebenso um einseitiges Männer-Bashing wie in einem anderen: "Das tödliche Geschlecht." Aufhänger des Artikels ist der aktuelle Amoklauf in Graz, der bar jeder Kenntnis ins Groteske ausgeweitet wird:

Amokläufe sind, wie fast jede Form von Gewalt, von Männern ausgeübte Gewalt.


Es ist offebar zuviel verlangt, dass Journalisten sich erst einmal gründlich in ein Thema einlesen, bevor sie darüber schreiben. Ein neuer provokativer Artikel wurde rausgehauen, das muss reichen.



4. Nachdem Sean "Diddy" Combs von mehreren Anklagepunkten freigesprochen wurde, sieht die "taz" das Ende der MeToo-Ära gekommen:

Das Urteil kann nur eines bedeuten: eine Niederlage für alle Opfer von sexueller Gewalt. Denn die Milde, mit der das Urteil ausfiel, deutet nach den ebenso recht erfolglosen Prozessen gegen Weinstein, Rammstein, Depardieu oder Boateng darauf hin, dass ein Ende der MeToo-Ära jetzt endgültig eingeläutet ist.


Enge Freunde waren MeToo und Rechtsstaat nie. Ein Kommentar unter dem taz-Artikel verdeutlicht das:

Was und inwiefern einem Zeugen und einer Zeugin geglaubt wird, genauer inwiefern sie für glaubwürdig und ihre Aussage für glaubhaft hält, das zählt zum Kernbereich der Entscheidungsfindung der Geschworenen. Dass "dem Mann" und nicht "der Frau" geglaubt wird, ist da arg platt für mich noch kein Kriterium, um das Urteil sofort infrage zu stellen. Woran macht die Autorin konkret fest, dass die Geschworenen voreingenommen, parteiisch waren, die Fragen falsch, irreführend, manipulativ, sachverhaltsentstellend oder kaschierend gestellt wurden? So schlicht klingt es eher nach Sexismus: Muss denn einer Frau immer geglaubt werden - und einem Mann darf nie geglaubt werden? Die Kritik ist nicht so recht nachvollziehbar.




5. Was von dieser Glaubt-den-Frauen-Maxime zu halten ist, verrät aktuell Spigel-Online mit seinem Beitrag "100 Seiten Lügen":

Die Unternehmerin Christina Block steht bald in Hamburg vor Gericht. Sie soll die Entführung ihrer Kinder in Auftrag gegeben haben. Zudem hat sie anscheinend versucht, ihren Ex-Mann mit erfundenen Pädophilievorwürfen zu verleumden.


Hier erfährt man mehr.



Donnerstag, Juli 03, 2025

Neuer Trend: Männer vertrauen sich der Künstlichen Intelligenz an

1. Seit einiger Zeit wird diskutiert (auch hier auf Genderama), dass Männer durch die üblichen Formen von Psychotherapie oft nicht zu erreichen seien. Einem aktuellen Bericht zufolge, vertrauen sich Männer, die über ihre Gefühle bislang geschwiegen haben, jetzt der Künstlichen Intelligenz an:

Eine tiefgreifende Beziehungsrevolution ist im Gange – nicht initiiert von Tech-Entwicklern, sondern durch die Nutzer selbst vorangetrieben. Viele der 400 Millionen wöchentlichen Nutzer von ChatGPT suchen nicht nur Hilfe bei E-Mails oder Infos zur Lebensmittelsicherheit – sie suchen emotionale Unterstützung.

Laut der Harvard Business Review gehören "Therapie und Gesellschaft" mittlerweile zu den häufigsten Einsatzbereichen generativer KI weltweit. Diese Entwicklung markiert eine bedeutende, ungeplante Neuausrichtung im Umgang mit Technologie.

Psychotherapeuten erleben dieses Phänomen hautnah: Nach jahrzehntelanger klinischer Erfahrung berichten viele, dass Klienten zunehmend mit bereits durch KI verarbeiteten Gefühlen in die Therapie kommen.

Männer, die es traditionell vermieden haben, über ihre Gefühle zu sprechen, führen inzwischen tiefgehende Gespräche mit digitalen Systemen. Diese "Vorverarbeitung" erleichtert den Einstieg in die menschliche Therapie und fördert mehr Selbstreflexion.

Auch wirtschaftlich zeigt sich der Trend: Allein in der ersten Hälfte 2024 wurden fast 700 Millionen Dollar in KI-Startups für psychische Gesundheit investiert – laut Forbes ist dies das am stärksten finanzierte Segment der digitalen Gesundheitsbranche.

Das Vertrauen in diese Lösungen wächst, da traditionelle Versorgungssysteme mit dem steigenden Bedarf nicht mehr Schritt halten. Die WHO schätzt, dass psychische Erkrankungen jährlich einen weltweiten Produktivitätsverlust von über einer Billion US-Dollar verursachen. Daten der US-amerikanischen Gesundheitsbehörde aus dem Jahr 2022 zeigten zudem, dass über ein Fünftel der US-Erwachsenen unter 45 Jahren unter psychischen Belastungen litten.

Hari, 36, Software-Verkäufer, bringt den digitalen Wandel auf den Punkt. Im Mai 2024 zerbrach seine Welt: Sein Vater erlitt einen leichten Schlaganfall, seine 14-jährige Beziehung endete, und er verlor seinen Job. Er stellte fest, dass herkömmliche Unterstützungsnetzwerke nicht ausreichten – Hotlines waren zwar freundlich, aber boten keine anhaltende Begleitung, und seine Freunde fühlten sich überfordert.

Eines Nachts, während er mit ChatGPT über den Gesundheitszustand seines Vaters recherchierte, tippte er: "Ich habe das Gefühl, mir gehen die Optionen aus. Kannst du helfen?" Das war der Einstieg in eine verlässliche, stets verfügbare Form der Unterstützung.

Hari nutzte die KI, um schwierige Gespräche zu üben – etwa mit seinem Vater oder seiner Ex-Partnerin. So fühlte er sich bei realen Begegnungen besser vorbereitet und gefestigt.

Millionen nutzen KI-Anwendungen wie Wysa (5 Mio. Nutzer in 30 Ländern) oder Youper (über 3 Mio. Nutzer), um emotionale Unterstützung zu erhalten. Besonders stark ist der Trend bei Jüngeren: Laut The National News würden 36 % der Gen Z und Millennials KI zur mentalen Unterstützung in Betracht ziehen – oft, um Verletzlichkeit in traditioneller Therapie zu vermeiden.

Doch der Umgang mit KI birgt Risiken. Die New York Times berichtete etwa von Fällen, in denen ChatGPT die emotionalen Zustände der Nutzer zu sehr spiegelte – ohne Grenzen. In einem Fall bestätigte die KI paranoide Gedanken eines Mannes, anstatt sie zu hinterfragen.

Schlimmere Fälle sind dokumentiert: Ein Jugendlicher entwickelte eine co-abhängige Beziehung zu einem Chatbot von Character.AI, der seine Suizidgedanken verstärkte. Die App Replika – einst mit über 30 Millionen Nutzern – wurde kritisiert, weil sie bei labilen Menschen zwanghafte Gedanken verstärkte.


Was dem zitierten Artikel leider offenkundig fehlt, sind konkrete Zahlen über Männer, die in der Überschrift eigens genannt werden. Dadurch besteht noch etwas Unklarheit darüber, ob dieser Trend tatsächlich bei Männern besonders groß ist, KI bei ihnen vielleicht besonders hilfreich zum Beispiel als Unterstützung einer Therapie eingesetzt werden kann, oder ob ihr schlicht das Klischee des Mannes übernommen wurde, der es nicht schafft, über seine Gefühle zu sprechen. Ich hoffe, dass spätere Artikel das genauer ergründen werden.

Sollte ein KI-Therapeut bei vielen Männern tatsächlich beliebter als ein menschlicher therapeut sein, stellt sich die Frage, warum der traditionellen Psychotherapie nicht dasselbe gelingt. Für Feministinnen wäre es ein starkes Indiz für verinnerlichte patriarchale Unterdrückung, wenn Frauen sich nicht einmal trauen würden, gegenüber einem Therapeuten ihr Innerstes zu offenbaren.



2. Die ARD versage im Fall des Moderators Thilo Mischke endgültig, urteilt die Frankfurter Allgemeine:

Wir erinnern uns: Die ARD hatte den Journalisten Thilo Mischke kurz vor Weihnachten letzten Jahres als neuen Moderator von "ttt" vorgestellt. Um die Feiertage herum fuhren ein paar Autorinnen eine MeToo-Kampagne gegen ihn. Unter Verweis auf seinen länger zurückliegenden peinlichen Roman "In 80 Frauen um die Welt" und ein paar Äußerungen wurde er als Sexist und Frauenfeind gebrandmarkt.

Der Angegriffene kam nicht zu Wort, die ARD rang um Worte, fand keine, stand kurz zu Mischke, knickte ein, und schließlich beschwerte sich die ARD-Programmdirektorin Christine Strobl darüber, wie die Diskussion öffentlich geführt wurde – Stichwort Cancel Culture. Man werde "gemeinsam mit Thilo Mischke die Thematik journalistisch aufarbeiten".

Doch genau das geschieht nicht. Man habe sich gefragt, sagte Jana Cebulla im Deutschlandfunk, "können wir an dieser Stelle etwas journalistisch aufarbeiten, ohne dass alle Beteiligten am Ende nicht noch mehr wieder im Schussfeld stehen oder vielleicht falsch dargestellt werden? Und deswegen haben wir uns entschieden, an dieser Stelle, heute, erst mal zu sagen, wir arbeiten es nicht weiter journalistisch auf, weil einfach nicht klar ist, wie das ausgehen kann."




3. Unter der bezeichnenden Überschrift "Alle meine dass sie mitreden können" hat die Berliner "taz" die Soziologin Caroline Hesidenz zum besten Umgang mit Feminismuskritik ("Antifeminismus") befragt. Ein Auszug:

taz: Was tun, wenn mir – zum Beispiel im Internet – antifeministische Argumente begegnen?

Hesidenz: Je nachdem, wo und wie, muss ich überlegen, was sinnvoll ist. Bringe ich durch Widerspruch eine Aussage erst recht nach vorn? Lohnt es sich, inhaltlich einzusteigen, oder supporte ich andere Personen, die sich bereits geäußert haben? Kann ich die Aussage melden oder sogar Strafanzeige stellen? Wichtig finde ich, für die zu argumentieren, die auf den Post stoßen könnten. Dass ich Menschen durch eine Debatte auf Social Media von antifeministischen Überzeugungen abbringen kann, halte ich für unwahrscheinlich.


Dass man eine abweichende Meinung auch dazu nutzen könnte, die eigene Auffassung zu hinterfragen, wird – anders als die Möglichkeit der Strafanzeige – gar nicht erst in Betracht gezogen. Das ist der Stand der Debatte, den wir inzwischen erreicht haben.

Da wir Männer uns ja jetzt häufiger an die KI wenden, habe ich einmal die KI als neutrale Instanz genutzt, um dieses Interview zu analysieren. Das ist das Ergebnis:

* Das Interview nutzt starke Begriffe wie "antimodernes Denken" und hebt Zusammenhänge mit Toxizität und Rechtsextremismus hervor. Zwar kann das effektiv sein, Aufmerksamkeit zu erzeugen – es riskiert aber auch, bestimmte Gruppen oder Meinungen zu zu pauschalisieren, die vielleicht eher skeptisch als radikal sind. Damit droht eine Polarisierung, statt dass differenziert zwischen kritischem Diskurs und menschenverachtender Agitation unterschieden wird.

* Es fehlt ein Gesprächspartner, der die Positionen derjenigen vertritt, die sich antifeministisch äußern – sei es konservativ, religiös oder kritische Männerrechtsgruppen. Ohne solche Repräsentation bleibt der Diskurs einseitig. Ein produktiver Diskurs würde eine ernsthafte Auseinandersetzung mit Argumenten enthalten ("Warum lehnt jemand bestimmte Gender‑ oder Gleichstellungsmaßnahmen ab?"), statt sie nur als ideologisch motiviert zu verteufeln.

* Das Interview kann beim Lesen den Eindruck erwecken, jede antifeministische Rede führe unweigerlich zu Gewalt – was empirisch jedoch differenzierter betrachtet werden müsste.

* Durch die starke Verbindung von Antifeminismus mit Corona-Skepsis, Incel-Ideologie und Rechtsextremismus könnte der Eindruck entstehen, jede oppositionelle Meinung zur Genderpolitik sei automatisch radikal. Das kann kontraproduktiv sein, weil der Diskurs darüber dann nicht mehr sachlich, sondern ideologisch geladen geführt wird und Leute mit berechtigten Bedenken abgeschreckt werden.

Das Interview stellt wichtige gesellschaftliche Problemfelder gezielt ins Licht, wirkt allerdings in einigen Aspekten unpräzise und einseitig. Methodische Klarheit, differenzierte Betrachtung antifeministischer Positionen und breitere Perspektiven hätten dem Artikel mehr argumentative Substanz und Glaubwürdigkeit gegeben.




4. Der Rapper Sean Combs ("Diddy") wurde vor Gericht in mehreren schweren Anklagepunkten freigesprochen. Die MeToo-Bewegung reagiert entsetzt.



5. Das Weiße Haus in Washington hat sich vor 14 Tagen zur Woche der Männergesundheit geäußert. Ich hatte das damals übersehen, hole den Hinweis drauf jetzt aber gerne nach. In der Erklärung von US-Präsident Donald Trump heißt es:

Für viel zu lange Zeit wurden die Gesundheit, das Glück und das Wohlbefinden der Männer unserer Nation vernachlässigt, was zu einer beunruhigenden Realität geführt hat: Männer in den Vereinigten Staaten haben eine um fünf Jahre kürzere Lebenserwartung als Frauen. Sie gehen seltener zu medizinischen Untersuchungen und verzögern wichtige Behandlungen. Männer erleiden ihren ersten Herzinfarkt im Durchschnitt zehn Jahre früher als Frauen.

Diese Vernachlässigung wird durch eine bösartige Kampagne gegen Männlichkeit noch verschärft. Dieser Krieg gegen das Mannsein hat viele amerikanische Männer in einen Zustand von Einsamkeit, Verwirrung und Leere versetzt – mit verheerenden Folgen: Männer in den USA begehen viermal so häufig Selbstmord und sind mehr als doppelt so häufig von Überdosierungen betroffen wie Frauen.

In dieser "National Men’s Health Week" gebe ich ein feierliches Versprechen ab: Wir werden den Männern Amerikas immer beistehen – und wir werden niemals zögern, euch zu ermutigen, ein langes, gesundes und sicheres Leben zu führen.

Erst im vergangenen Monat habe ich stolz eine Executive Order unterzeichnet, um amerikanischen Patienten den Preisvorteil der meistbegünstigten Nation zu verschaffen, den Zugang zu hochwertiger medizinischer Versorgung zu verbessern und die Medikamentenpreise zu senken. Gemeinsam mit meiner "Make America Healthy Again Commission" ermöglichen wir es Männern, ihre Gesundheit in den Vordergrund zu stellen und ihr Leben zu verlängern.

Unter meiner Führung werden wir unermüdlich eine gesündere Zukunft für die Männer unseres Landes verfolgen. Wir werden euch stets aufbauen, statt euch niederzureißen, und wir werden die Stimmen, Werte und das Wohlbefinden hart arbeitender amerikanischer Männer landesweit fördern.


Ich bin nun aus verschiedenen Gründen außerhalb der Geschlechterpolitik kein Unterstützer Donald Trumps, muss aber anerkennen, dass mit dieser Verlautbarung erstmals Positionen der Männerrechtsbewegung erstmals Positionen der amerikanischen Regierung geworden sind: etwas, worauf führende Männerrechtler wie Warren Farrell seit Jahrzehnten hinarbeiten.



6. Währenddessen setzt die US-amerikanische Männerrechtsbewegung nach und stellt ein neues Buch vor: The Convention on the Elimination of all forms of Discrimination Against Men (CEDAM). Hinter dem sperrigen Titel, der auf ein früheres Übereinkommen zugunsten von Frauen anspielt, verbirgt sich folgender Inhalt:

Das Übereinkommen zur Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Männer (CEDAM) von Carl Reinhold Augustsson ist ein kühnes und umfassendes Manifest, das sich für die weltweite Anerkennung der Rechte von Männern einsetzt. Nach dem Vorbild des CEDAW-Vertrags der Vereinten Nationen stellt dieses Buch CEDAM vor, ein internationales Rahmenwerk, das 46 Schlüsselbereiche identifiziert und in Frage stellt, in denen Männer und Jungen diskriminiert werden. Anhand von detaillierten Beispielen, Essays und persönlichen Reflexionen fordert Augustsson eine echte Gleichstellung der Geschlechter, indem sie häufig übersehene Themen wie Wehrpflicht, Unversehrtheit der Geschlechtsorgane, Rechte von Vätern, Bildungsunterschiede und gesellschaftliche Vorurteile anspricht.


Es ist klar, dass ein solches Buch nur im Selbstverlag erscheinen kann. Trotzdem arbeiten wir weiter emsig daran, die Geschlechterdebatte endlich weniger einseitig zu machen als bisher.



Mittwoch, Juli 02, 2025

Neun Studien belegen die wichtige Rolle von Vätern für die Zukunft ihrer Kinder

Eine aktuelle Zusammenstellung verschiedener Studien zeigt, wie stark die Auswirkungen von Vätern auf ihre Kinder sind. Ich habe den Beitrag ins Deutsche übersetzt. (Man könnte dazu einiges kommentieren, aber die aktuelle Hitzeglocke beeinträchtigt selbst meine Arbeitswut.)



Väter spielen eine wichtige und manchmal unterschätzte Rolle in der emotionalen, kognitiven und sozialen Entwicklung von Kindern. Eine wachsende Anzahl von Forschungsarbeiten zeigt auf, wie Väter alles beeinflussen - von der Mathe-Angst der Kinder und prosozialem Verhalten bis hin zu romantischen Beziehungen im Erwachsenenalter und sogar der psychischen Gesundheit von Männern. Hier sind neun aufschlussreiche Studien, die die vielfältigen Wege beleuchten, auf denen Väter von Bedeutung sind.

1. Väter prägen die Beziehungsvorstellungen und Bindungsmuster ihrer Söhne

Eine Studie in der Zeitschrift "Evolutionary Psychological Science" fand heraus, dass die Qualität - nicht nur die Anwesenheit - der väterlichen Beteiligung während der Kindheit einen dauerhaften Einfluss darauf hat, wie Söhne romantische Beziehungen betrachten. Männer, die ihre Väter während ihrer Erziehung als emotional warmherzig und unterstützend bewerteten, glaubten eher, dass Männer generell in ihre Partnerinnen investieren und dass Frauen Verbindlichkeit von Männern erwarten. Diese Überzeugungen standen in Verbindung mit einer größeren Bereitschaft, als Erwachsene in ihre eigenen romantischen Beziehungen zu investieren.

Die Forscher stellten fest, dass die emotionale Qualität der väterlichen Beteiligung mehr Einfluss hatte als die physische Anwesenheit des Vaters. Mütterliche Beteiligung beeinflusste zwar die Bereitschaft der Söhne zur Bindung, prägte aber nicht ihre breiteren Überzeugungen über männliche Investitionen oder die Erwartungen von Frauen. Dies deutet darauf hin, dass Väter spezifische Beziehungsvorlagen an ihre Söhne weitergeben und möglicherweise Muster gesunder Beteiligung oder emotionalen Rückzugs über Generationen hinweg perpetuieren.

2. Zusammenleben ist wichtig: Wie Stiefväter und leibliche Väter investieren

Eine in "Human Nature" veröffentlichte Forschung untersuchte, wie sowohl leibliche Väter als auch Stiefväter über die Zeit in Kinder investieren. Während leibliche Väter generell die meiste Unterstützung boten, zeigte die Studie, dass die Dauer des Zusammenlebens einer Vaterfigur mit einem Kind die emotionale Nähe und praktische Unterstützung stark beeinflusste - unabhängig von biologischen Bindungen.

Stiefväter, die während der prägenden Jahre mit Kindern zusammenlebten, boten später im Leben eher emotionale und finanzielle Unterstützung. Überraschenderweise waren sogar geschiedene leibliche Väter unterstützender, wenn sie mehr Zeit mit dem Kind zusammengelebt hatten. Diese Erkenntnisse deuten darauf hin, dass emotionale Bindungen durch gemeinsames Alltagsleben wachsen und nicht nur durch biologische Verbindungen, was die Idee unterstützt, dass Erziehung genauso wichtig sein kann wie Veranlagung in Vater-Kind-Dynamiken.

3. Der Wunsch, Vater zu werden, macht Männer attraktiver

In "Evolutionary Psychological Science" fanden Forscher heraus, dass heterosexuelle Frauen Männer, die den Wunsch äußerten, Väter zu werden, als begehrenswertere Langzeitpartner bewerteten als diejenigen, die dies nicht taten. Ebenso wurden Männer mit vorheriger Beziehungserfahrung als attraktiver angesehen. Diese Ergebnisse unterstützen die Theorie, dass Signale väterlicher Investition - sei es durch Absichten oder vergangenes Verhalten - Männer für potenzielle Partnerinnen ansprechender machen können.

Interessanterweise wurden Männer ohne Beziehungserfahrung oder ohne Interesse an Vaterschaft als weniger begehrenswert bewertet, es sei denn, positive Aussagen über sie von ehemaligen Partnerinnen wurden einbezogen. Die Studie hebt hervor, wie Signale potenzieller Vaterschaft als wichtige Hinweise in der Partnerwahl von Frauen fungieren können und evolutionäre Motive mit modernen Dating-Präferenzen verknüpfen.

4. Schlechte Vater-Sohn-Bindungen können Körperbildprobleme verstärken

Eine Studie in "Personality and Individual Differences" fand heraus, dass eine schlechte Beziehung zum eigenen Vater zur Muskeldysmorphie bei Männern beitragen kann - einer übermäßigen Beschäftigung mit Muskulatur. Diese Verbindung wurde durch eine psychologische Eigenschaft namens verletzlicher Narzissmus vermittelt, die niedriges Selbstwertgefühl und ein erhöhtes Bedürfnis nach externer Bestätigung beinhaltet.

Männer, die sich emotional von ihren Vätern getrennt fühlten, berichteten eher von Gefühlen der Unzulänglichkeit und Abhängigkeit von Komplimenten anderer, was wiederum ungesunde Einstellungen zum Körperbild vorhersagte. Diese Erkenntnisse unterstreichen die Wichtigkeit von Vater-Sohn-Beziehungen bei der Gestaltung des männlichen Selbstkonzepts und deuten darauf hin, dass emotionale Vernachlässigung zu verzerrten Körperwahrnehmungen und zwanghaften Fitnessverhalten beitragen kann.

5. Väterliche Beteiligung unterstützt Kindesentwicklung in einkommensschwachen Umgebungen

In einer in ländlichen Gebieten Kenias durchgeführten und in "Social Science and Medicine" veröffentlichten Studie fanden Forscher heraus, dass Kinder verbesserte Entwicklungsergebnisse zeigten, wenn Väter stärker in die Haushalts-Entscheidungsfindung einbezogen waren und Müttern emotionale Unterstützung boten. Interessanterweise stammte ein Großteil des positiven Effekts davon, wie diese Unterstützung den Müttern zugutekam, die oft die Hauptbetreuungspersonen sind.

Während direkte Vater-Kind-Interaktion aufgrund geringer Teilnahme an Elterninterventionen schwerer zu messen war, hob die Studie dennoch hervor, wie die Anwesenheit und Unterstützung der Väter eine kritische Rolle bei der Schaffung einer stabilen und fürsorglichen häuslichen Umgebung spielt. In Regionen, wo traditionelle Geschlechterrollen vorherrschen, können sogar kleine Veränderungen in der väterlichen Beteiligung bedeutsame Auswirkungen auf das Familienwohl haben.

6. Vater-Kind-Bindungen beeinflussen Mathe-Angst bei Kindern

Eine Langzeitstudie in "Learning and Individual Differences" fand heraus, dass eine starke emotionale Bindung zwischen Vätern und Kindern ein Jahr später geringere Mathe-Angst vorhersagte. Interessanterweise zeigte die Mutter-Kind-Beziehung nicht denselben Effekt. Die Forscher vermuten, dass Väter beeinflussen können, wie Kinder die Wichtigkeit und Erreichbarkeit von Erfolg in Mathematik wahrnehmen, besonders weil Männer oft höheres Vertrauen in das Fach berichten.

Kinder, die sich von ihren Vätern emotional unterstützt fühlten, haben möglicherweise größere Autonomie und Vertrauen beim Bewältigen akademischer Herausforderungen erfahren, was gegen Angst schützte. Die Erkenntnisse deuten auf eine einzigartige Rolle der Väter bei der Gestaltung emotionaler Reaktionen der Kinder auf das Lernen hin, besonders in Bereichen, wo Selbstzweifel leicht Wurzeln schlagen können.

7. Frühe Beteiligung schützt die psychische Gesundheit der Väter

Eine Studie in "Frontiers in Psychology" verfolgte fast 900 einkommensschwache Väter während des ersten Lebensjahres ihres Kindes. Väter, die höhere Levels an elterlicher Selbstwirksamkeit berichteten, mehr Zeit mit ihrem Baby verbrachten und materielle Unterstützung leisteten, hatten weniger depressive Symptome. Diese Beziehung blieb bestehen, auch wenn Faktoren wie Alter, Familienstand und Bildung berücksichtigt wurden.

Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass aktive Beteiligung an der Pflege nicht nur die Entwicklung des Kindes, sondern auch die psychische Gesundheit des Vaters unterstützen kann. Sich als Elternteil fähig und präsent zu fühlen, kann neuen Vätern helfen, sich erfüllter und emotional gefestigter zu fühlen und das Depressionsrisiko während eines verletzlichen Lebensübergangs zu reduzieren.

8. Emotionale Bewusstheit und Testosteron-Reaktivität sagen Erziehungsqualität voraus

In einer in "Hormones and Behavior" veröffentlichten Studie fanden Forscher heraus, dass Väter mit Schwierigkeiten beim Identifizieren und Ausdrücken von Emotionen (eine Eigenschaft namens Alexithymie) weniger wahrscheinlich qualitativ hochwertige Miterziehung betrieben, besonders wenn sie starke hormonelle Stressreaktionen auf Erziehungsherausforderungen hatten. Zwei Jahre später zeigten ihre Kinder weniger prosoziales Verhalten wie Helfen und Teilen.

Die Ergebnisse deuten auf eine komplexe Interaktion zwischen emotionalen Eigenschaften und Biologie bei der Vorhersage von Erziehungseffektivität hin. Väter mit hoher Alexithymie, die auch starke Testosteron-Anstiege während einer stressigen Erziehungsaufgabe zeigten, kämpften eher mit Kooperation und emotionaler Unterstützung in der Miterziehung. Diese Erziehungsschwierigkeiten sagten wiederum geringere sozial-emotionale Entwicklung bei ihren Kleinkindern voraus.

9. Väterliche Abwesenheit verbunden mit mehr Gelegenheitssex im Erwachsenenalter

Eine Studie in "Evolutionary Psychological Science" fand heraus, dass Universitätsstudenten, die frühe väterliche Abwesenheit erlebt hatten, eher Gelegenheitssex hatten, besonders One-Night-Stands. Dieses Muster galt sowohl für Männer als auch Frauen und ließ sich nicht durch Unterschiede in der Gesamtzahl der Sexualpartner erklären.

Basierend auf der Lebensgeschichtstheorie schlagen die Forscher vor, dass frühe väterliche Abwesenheit Kindern signalisieren könnte, dass Beziehungen unzuverlässig sind und die Zukunft ungewiss ist. Dies könnte Individuen zu kurzfristigen Paarungsstrategien drängen, die sofortige Belohnungen über langfristige Stabilität priorisieren. Die Studie trägt zu Belegen bei, dass frühe Vater-Kind-Dynamiken Verhaltensweisen und Einstellungen zur Intimität im Erwachsenenalter prägen.



Dienstag, Juli 01, 2025

Trans Person schockiert davon, was es bedeutet, ein Mann zu sein: "Ich beklage den Verlust von Privilegien, von denen ich nicht mal wusste, dass ich sie hatte"

1. Die Reihe von Berichten, in denen eine trans Person feststellt, dass es kein Zuckerlecken ist, ein Mann zu sein, ist um einen neuen Beitrag reicher geworden.

Trans Männer und trans Frauen haben die einzigartige Erfahrung, als mehr als ein Geschlecht zu leben - und all die gesellschaftlichen Erwartungen und/oder die Last, das damit einhergeht. Ihre einzigartige Perspektive bietet ihnen äußerst wertvolle Einblicke und Möglichkeiten für ein tiefes Verständnis - was hoffentlich bei den Zuhörern ein neues Mitgefühl für den Kampf, den jedes Geschlecht durchmacht, hervorruft.

Kürzlich sprach ein Transmann über den "Kulturschock" der männlichen Einsamkeit und erzählte, wie sehr es seiner Psyche geschadet hätte, wenn er gezwungen gewesen wäre, mit den oft heimtückischen Botschaften aufzuwachsen, die Jungen und Männer erhalten.

In einem Reddit-Beitrag sprach der Mann zunächst offen über die "soziale Isolation", die entsteht, wenn man ständig als "potenzieller Triebtäter" wahrgenommen wird.

Er merkte zwar an, dass "alle Fremden, unabhängig von ihrem Geschlecht, in meiner Nähe auf der Hut sind", aber vor allem Frauen wirkten "unglaublich distanziert, kalt und lustlos". Er fügte jedoch hinzu, dass er als jemand, der sich früher auf dieselbe Weise schützen musste, verstehe, woher die "Rüstung" komme ("Frauen sind nicht nur unnötig vorsichtig"). Aber für diejenigen, die noch nie ein Leben als Frau erlebt hatten, konnte er leicht nachvollziehen, wie diese Art von Verhalten als "Verschwörung" gegen das andere Geschlecht angesehen werden konnte.

"Selbst jetzt, mit all meinem Wissen darüber, wie man sich als Frau in der Welt zurechtfindet, gelingt es mir nicht, mein Hirn davon zu überzeugen, dass diese Rüstung keine soziale Ablehnung ist."

Und dann ist da noch das Fehlen der "inhärenten Kameradschaft", etwas, das die betreffende Person als Frau erfahren hat, das aber jetzt hart erkämpft werden muss. "Die Tatsache, dass ich keine gegenseitige Verwandtschaft bei einfachen Gesprächen mehr erfahre, ist ein wahnsinnig einsames Gefühl", schrieb er, "ich trauere um den Verlust eines Privilegs, von dem ich nicht einmal wusste, dass ich es hatte."

(…) "Es ist mir jetzt völlig klar, dass die meisten gleichgeschlechtlichen Männer wahrscheinlich unter chronischer emotionaler Unterernährung leiden. Sie werden gerade so viel sozialer Kontakte beraubt, dass es ihre Psyche ernsthaft beeinträchtigt, aber nicht genug, um zu merken, dass es passiert", schrieb er und fügte hinzu, dass es ihn sicherlich seelisch fertiggemacht hätte, so aufzuwachsen.

Dieser Beitrag sprach vielen wohlmeinenden Männern aus dem Herzen, die ihr ganzes Leben lang mit einer Form von Einsamkeit und Stigmatisierung zu kämpfen hatten.

"Es ist so seltsam, ich erinnere mich ganz genau an den Moment, als ich vom Kind zum Teenager wurde, von einem Moment, wo ich als ... niedlich oder harmlos oder was auch immer angesehen wurde, bis hin zu einer möglichen Bedrohung. Und das macht einen wirklich, wirklich, wirklich, wirklich fertig, und zwar auf eine Art und Weise, über die ich noch nie etwas gehört habe. Was ich verrückt finde, denn das ist wirklich eines der schlimmsten Dinge, die mir je passiert sind! Und ein Typ hat mal versucht, mich umzubringen!"

"Ich bin ein Typ, der diese Situation schon einmal erlebt hat. Einmal war ein Mädchen von vielleicht 10-12 Jahren oder so allein mit mir in einem großen Laden und hatte sichtlich Angst, allein zu sein. Ich halte mich im Allgemeinen für einen guten Menschen und mein Instinkt sagt mir natürlich, dass ich zu ihr gehen und versuchen sollte, ihr zu helfen. Nach einem Schritt hielt ich wirklich inne und dachte, wie kann ein fremder Kerl, der doppelt so alt ist wie sie, in dieser Situation etwas besser machen? Irgendwie ist es scheiße, dass ich diesen Gedanken habe."

(…) Dennoch gab es auch einige, die ermutigende Worte fanden, indem sie erzählten, wie es ihnen gelang, das Stigma zu durchbrechen, ihre eigenen Freundesgruppen zu bilden und trotz allem ein emotionales Bewusstsein zu entwickeln.

"Das Üben von emotionaler Reflexion hat es mir ermöglicht, eine erfülltere Beziehung zu führen, in der ich sofort erkennen und ansprechen konnte, wenn ich mich schlecht fühlte, bevor es schlimmer wurde - nicht nur mit meinem Partner, sondern auch mit Freunden. Ich glaube, dass die Gesellschaft zum Glück immer besser in der Lage ist, psychische Probleme anzuerkennen, und dass es auch für Männer wichtig ist, zu erkennen, wie wichtig es ist, auf ihre emotionalen Bedürfnisse einzugehen."

"Es macht wirklich einen enormen Unterschied, wenn man seinen Jungs eine SMS mit ‚Ich liebe dich‘ schickt. Schaffen Sie sich einen eigenen Raum der Fürsorge, wenn die Welt das nicht tut."




2. Der SWR, o Wunder, lässt einen Wissenschaftler in einem Podcast die tatsächliche Forschungslage bei häuslicher Gewalt erklären:

Endet häusliche Gewalt tödlich, sind die Opfer überwiegend Frauen. Doch ansonsten ist das Geschlechterverhältnis ziemlich ausgeglichen. Und häusliche Gewalt konzentriert sich – entgegen vieler medialer Darstellungen – auch nicht auf bestimmte soziale Milieus.

Christian Roesler ist Professor für klinische Psychologie an der Katholischen Hochschule Freiburg. Seine Studie über "Partnerschaftsgewalt und Geschlecht" ist 2024 als Buch im Nomos Verlag erschienen.


Im verlinkten Klappentext des Buches heißt es zutreffend:

Nach wie vor herrscht in der Öffentlichkeit die Auffassung vor, dass vor allem Männer Täter und Frauen Opfer sind. Das Buch zeigt in einem Überblick über Hunderte wissenschaftlicher Studien, dass beide Geschlechter in gleichem Maße zu Opfern bzw. Tätern werden. Die Versorgungsstrukturen für Betroffene orientieren sich aber nach wie vor am oben genannten Stereotyp.

Partnerschaftsgewalt kann nur durch zirkuläre Modelle angemessen erklärt werden, was grundsätzlich ein paartherapeutisches Vorgehen nahelegt; dieses ist als wirkungsvoll belegt, während die herkömmlichen Strategien der Inschutznahme des Opfers sowie Täterprogramme sich über Jahrzehnte hinweg als ineffektiv erwiesen haben.


Der Hörer, der mich auf den SWR-Podcast aufmerksam machte, schrieb mir dazu: "Fing erst unangenehm an, weil die Moderatorin empört schien, weil der Frauen-Opferstatus in Gefahr gerät. Sie hat den Gast anfangs noch oft abgewürgt und versucht, das Thema zu lenken. Hat aber irgendwann nachgegeben." Professor Roesler erklärt sehr gut, dass inzwischen über 700 Studien (!) die Gleichverteilung bei häuslicher Gewalt belegen, selbst Studien aus der Türkei und dem Iran. In de mediale Berichterstattung sickert dieses Wissen nur minimal ein. "Schreiben wir jetzt komplet an der Realität vorbei?", wundert sich die Journalistin.



3. Mein Buchtitel "Sind Frauen bessere Menschen?" hatte seinen Grund: Auch einer aktuellen Studie zufolge hält man Frauen für moralisch höherwertiger als Männer. Wenn Versuchsteilnehmer beispielsweise aufgefordert werden, sich das Gesicht einer "moralisch guten Person" vorzustellen, dann denken sie überwiegend an eine Frau. Darüber hinaus schreiben sie Frauen eher moralisch gute Eigenschaften zu.



4. Einer weiteren neuen Studie zufolge gibt es zu viele Jazzlehrer, die sich als Männer identifizieren. Die Studie wurde vom "Institute of Jazz and Gender Justice" unterstützt.



5. Karin Prien (CDU), Ministerin für Bildung und Familie im Kabinett Merz, hat eine neue Hausanordnung ausgegeben. Ihr zufolge sollen sich die Beamten des Ministeriums in ihrer internen und externen Kommunikation (also u.a. in E-Mails, Vermerken, Gesetzesvorlagen) ab sofort an die klassischen Rechtschreibregeln halten. Das bedeutet: Schluss mit Gender-Sternchen. Und auch mit dem großen Binnen-I, wie etwa bei LehrerInnen oder MinisterInnen.



6. Die Post. Einer meiner Leser schreibt mir heute:

Lieber Arne Hoffmann,

hier ein Link zu einer Kolumne einer Feministin, die mich wirklich unangenehm berührt hat:

Die Überschrift "Wo Frauen über eigene Vorurteile stolpern", das klingt ja nach Selbstkritik. Doch man liest am Ende bloß, dass die Autorin es irgendwie hinkriegen will, ihren Umzug möglichst ohne Männer zu machen. Der Fahrer des Umzugswagens ist allerdings ein Freund von ihr, doch ärgert sie sich, dass sie hier einen Mann braucht. Nur: Wieso ist das eigentlich ein Problem? Dafür hat man doch Freunde.

Interessant auch dies. Eine Zwischenüberschrift lautet: "Männer drucksen rum, Frauen packen an". Das klingt wie ein Trend, eine allgemeingültige Behauptung. Aber diese Zwischenüberschrift, so liest man, beruht auf einem einzigen Erlebnis. Sie fragt bei einer WG, die aus zwei Männern und einer Frau besteht. Die beiden Männer springen nicht sofort, aber die Frau sagt ihre Hilfe zu. Fertig ist eine Überschrift, die daraus eine vermeintliche Tatsache allgemeiner Gültigkeit macht.

Die Autorin stellt nun fest, dass sie Vorurteile gegenüber Frauen hatte, weil sie ihnen das Fahren eines Umzugswagens nicht zugetraut habe. Die Selbsterkenntnis reicht aber nicht soweit, die im Artikel vertretenen Vorurteile zu hinterfragen: Wieso bedeutet Feminismus, keine Männer brauchen zu wollen? Was ist daran schlimm, einen männlichen Freund um Hilfe zu bitten?




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