Mittwoch, Januar 31, 2018

"Was mit Dieter Wedel passiert, ist verfassungsfeindlich" – News vom 31. Januar 2018

1. Die Kritik von Rechtsexperten am Umgang der Leitmedien mit Dieter Wedel reißt nicht ab. Nachdem zuvor schon die Professorin für Rechtswissenschaften Monika Frommel und der Rechtsanwalt Gerhard Strate einen Anschlag auf unseren Rechtsstaat diagnostizierten, schließt sich dem jetzt auch Alexander Stevens an, Fachanwalt für Strafrecht und als einziger Anwalt überhaupt in Deutschland ausschließlich auf Sexualdelikte wie Vergewaltigung spezialisiert. Die Berichterstattung im Fall Wedel entsetzt ihn:

Mit Strohmannargumenten, Killerphrasen und agitatorischer Agnosie wird eine Schweigespirale der Männerfeindlichkeit erzeugt. (...) Es wird aufgrund bloßer Verdachtsberichterstattung darüber geurteilt, was wirklich passiert ist. Das macht aber die Anschuldigungen mutmaßlicher Opfer nicht wahrer und die Gegenbehauptung von Dieter Wedel nicht unwahrer! Es gibt auch keinerlei neutrale Sachbeweise, die einen solch dringenden Tatverdacht gegen Wedel rechtfertigen würden, um ihn dermaßen akritisch in der breiten Öffentlichkeit vorzuverurteilen. Alle, die sie in den Massenmedien Wedel-Bashing betreiben, sind Agnostiker unseres Rechtsstaates.


Auch Bundesrichter Thomas Fischer findet klare Worte zum Medientribunal gegen Dieter Wedel. Zu dem Journalismus der "Zeit" hat er folgendes zu sagen:

Von "Verdachtsberichterstattung" kann hier kaum noch gesprochen werden; sie ist durch Übernahme der Beschuldigung ersetzt. Das entspricht einem Reflexionsniveau, das gemeinhin dem klassischen Boulevard-Journalismus unterstellt wird. Was "Bild" mit Jörg Kachelmann machte, war der "Zeit" einst Empörung und Verachtung wert. Die Argumente von damals sollen im Fall Wedel aber ohne Bedeutung sein, weil bei diesem die Beweislage "erdrückend", er also schuldig sei. In Wahrheit arbeitet man auf demselben Argumentationsniveau, denn auch "Bild" war ja von der Schuld "überzeugt".

(...) Presseberichte können eine Person sozial schädigen, gar vernichten, sie in unverhältnismäßiger Weise für immer ausgrenzen und stigmatisieren. Deshalb ist die Presse verpflichtet, bei der Veröffentlichung von ehrverletzenden Beschuldigungen deutlich zu machen, dass es sich nicht um feststehende Tatsachen handelt. Man darf nicht öffentlich eine rechtlich definierte Schuld behaupten, die nicht auf legitime Weise bewiesen ist.

(...) Die mediale Abrechnung mit Wedel geht deutlich über das hinaus, was in einem Strafprozess von Belang wäre und der Beschuldigte sich dort gefallen lassen müsste. Seit Wochen beschäftigt man sich mit spekulativen Erörterungen über seinen Charakter, hält ihm vor, dass er eine künstliche Gesichtsbräune, eine ebensolche Dauerwelle, ein "Bärtchen" sowie eine Neigung zu unangemessen jugendlich-virilem Auftreten habe, erwähnt im "Zeit"- Magazin, es habe "Plagiats-Vorwürfe" gegen ihn gegeben, und er habe einst eine (einverständliche) "Ménage a trois" geführt. Aus allen Ecken springen Kronzeugen hervor, denen Geschichten über Wedels Persönlichkeitsstörungen, Fehler, Peinlichkeiten und Unverschämtheiten einfallen. Aus einem Fundus von 160 – bislang überwiegend unbekannten – Leumundszeugen bedient die Zeit sich und das Publikum mit "Geschichten" über den Beschuldigten. Dieser, so wird mit dem Unterton der Entrüstung berichtet, habe, statt sich der öffentlichen Vernehmung zu stellen, "sich in ein Krankenhaus begeben". Da tropft der Jagdeifer auf der Fährte des Verurteilten, der sich frecherweise der Vollstreckung entzieht. Nicht jeder, auch nicht jeder Verdächtige hält es aus, wenn das ganze Leben auf einen Schlag vernichtet wird.

(...) Frau Alice Schwarzer aus Köln, Sachverständige für Moral und Strafrecht, schrieb im Jahr 1993 (...) über Marlene Dietrich: "Sie hat sich alle Frauen oder Männer genommen, auf die sie Lust hatte." Das war als höchstes Lob gemeint. Man sollte den Satz einmal probeweise in eine aktuelle Biografie des Regisseurs Wedel einbauen und warten, was dann passiert.




2. In der Neuen Zürcher Zeitung spricht Milosz Matuschek ein Lob der Neoromantik aus. Ein Auszug:

In deutschen Feuilletons wird derzeit über das Buch "Sieben Nächte" von Simon Strauss gestritten und über ein Liebesgedicht Eugen Gomringers an der Hauswand einer Berliner Hochschule. Kurz zusammengefasst lautet das Verdikt: Romantische Sehnsucht nach einer anderen Welt ist latent "rechts", und Gedichte über "Blumen, Alleen und Frauen" sind sexistisch.

Im Kern geht es also wieder einmal nicht um Inhalte, sondern um den Zugang zum öffentlichen Raum nach dem scharfrichterlichen Massstab Richelieus: "Gib mir sechs Zeilen Text des ehrbarsten Menschen, und ich finde einen Grund, ihn aufzuknüpfen."




3. Ebenfalls in der Neuen Zürcher Zeitung findet sich ein Artikel Daniele Gigliolis: "Der weinende Mann ist das neue Ideal". Auch daraus ein Auszug:

Die eigentliche Gefahr einer Dekonstruktion der patriarchalen Ideologie besteht darin, dass zusammen mit der Ideologie auch jene Tugenden langsam verschwinden, die der männlichen Dimension zugeschrieben wurden: Mut, Redlichkeit, Verantwortung, Sorge um das öffentliche Leben, Gemeinsinn. Niemand würde solche Werte kritisieren, so viel ist gewiss. In der Praxis schwinden sie aber, und wir sollten uns nichts vormachen: Dies ist die Kehrseite der an sich unumstrittenen Kritik am Patriarchat.




4. Das Wissenschaftsblog Sciencefiles beschäftigt sich mit der aktuellen Studie, der zufolge ein verbessertes Angebot von Kindertagesstätten keineswegs zu einer erhöhten Erwerbstätigkeit von Müttern führt. Der Tonfall ist etwas schärfer als im eher sanftmütigen Genderama.



5. "Feminismus als Lehre vom Opfer" kritisiert Ilka Bühler.



6. In dem Beitrag "Quotenfrauen finden Frauenquoten sexistisch" widmet sich das Blog "Scheidende Geister" der bizarren Geschlechterpolitik in unseren Parteien.



7. Die Wikipedia diskutiert über Andreas Kemper.



8. Nachdem sich in mehreren britischen Prozessen wegen angeblicher Vergewaltigung herausstellte, dass die Ermittlungsbehörden zentrale entlastende Informationen unterschlagen oder übergangen hatten (Genderama berichtete), wird in Großbritannien jetzt jedes Vergewaltigungsverfahren einer neuen kritischen Betrachtung unterzogen.



9. Währenddessen fällt die MeToo-Kampagne an US-amerikanischen Colleges auf fruchtbaren Boden. Ein Beispiel:

Am Middlebury College war der Campus in den letzten Wochen in Aufruhr, als eine Studentin auf Facebook die Namen von mehr als 30 Männern veröffentlichte, die sie der Vergewaltigung, des emotionalen Missbrauchs, der "emotionalen Manipulation" und mehr beschuldigte.

Diese Namen wurden ohne die Erlaubnis derer, die angeblich Unrecht getan haben, veröffentlicht und stießen eine Campus-Debatte über den richtigen Umgang mit diesen Anschuldigungen an – ob Studenten verpflichtet waren, sie zu melden und Middleburys Umgang mit solchen Fällen.

Die Studentin Elizabeth Dunn schrieb in einem inzwischen gelöschten Beitrag vom Dezember, dass "so viele Menschen" in Middlebury offen über ihre erlittenen Traumata sprächen. "Und doch gibt es immer noch eine Abneigung, die Namen derjenigen, die diesen Schmerz verursacht haben, öffentlich zu nennen", schrieb Dunn und fuhr fort mit den Namen der Männer, die sie von Überlebenden gesammelt hatte, und nannte sie eine "Liste der zu vermeidenden Männer".


Die Jugend macht nach, was die Älteren, die es eigentlich besser wissen müssten, vormachen und feiern. Unwillkürlich fragt man sich, was passieren würde, wenn ein männlicher Student eine Liste mit 30 Kommilitoninnen online stellen würde, mit denen man näheren Kontakt wegen "emotionaler Manipulation" etcetera besser vermeiden sollte. Aber wir Männer kommen gar nicht auf solche Ideen.

Dienstag, Januar 30, 2018

Neu im Visier von MeToo: Hillary Clinton – News vom 30. Januar 2018

1. Gut, das kommt jetzt etwas unerwartet: Dier aktuellste Fall, bei dem einer Person des öffentlichen Lebens vorgeworfen wird, sexuelle Übergriffe auf die leichte Schulter genommen zu haben, ist Hillary Clinton. "This is head-exploding stuff" schreibt die Washington Post.

Wie ich heute morgen sehe, ist der gestern problemlos aufrufbare Artikel heute nur noch für Abonnenten zugänglich. Ich verweise daher auf den Business Insider sowie CNN, wobei diesen Beiträgen die Schärfe des Washington-Post-Artikels fehlt.

Hierzulande berichtet sehr knapp der Deutschlandfunk. Alle anderen Leitmedien wissen über Clinton nur zu berichten, dass sie sich bei der Grammy-Verleihung über Donald Trump lustig gemacht habe.



2. Eine aktuelle Studie beschäftigt sich mit Gewaltausbrüchen in Parlamenten. Bemerkenswert im Zusammenhang mit der Geschlechterdebatte ist dabei folgende Erkenntnis:

An etwa 25 Prozent aller Ausschreitungen sind Frauen beteiligt. Der Wert ist überraschend hoch, denn der weltweite Frauenanteil in Parlamenten ist niedrig.




3. Über einen politisch brisanten Konflikt in Frankreich berichtet Österreichs "Standard" :

Wie am Wochenende bekannt wurde, ermittelt die Pariser Staatsanwaltschaft aktuell gegen Budgetminister Gérald Darmanin (35) wegen möglicher Vergewaltigung. Klägerin ist Sophie Spatz (46). Das ehemalige Callgirl wollte 2009 eine Vorstrafe tilgen und wandte sich an Darmanin. Der konservative Nachwuchspolitiker habe ihr versprochen, sich brieflich bei Parteifreundin und Justizministerin Rachida Dati für sie einzusetzen. Fast im gleichen Atemzug habe er sie zum Abendessen eingeladen, und bei diesem habe er sie überredet, mit ihm den Swingerklub Les Chandelles und dann ein Hotelzimmer aufzusuchen, erklärt jetzt die Klägerin. Dort habe er sich an ihr vergangen. Sie habe sich bloß "aus Überraschung" nicht dagegen gewehrt, erklärt nun Spatz’ Anwältin.


Darmanin hatte bereits im Juni letzten Jahres Klage wegen Verleumdung eingereicht. Die Untersuchungen gegen ihn waren vergangenes Jahr zunächst eingestellt worden, nachdem die 46-jährige Klägerin nicht zu Vernehmungen erschienen war. In ihrer Vergangenheit war sie bereits wegen "Erpressung, schädlicher Telefonanrufe und Drohung" verurteilt worden.



4. Für den kostenpflichtigen Artikel "Warum erfindet jemand eine Vergewaltigung, Frau Kommissarin?" hat Spiegel-Online die Rostocker Kriminalhauptkommissarin Britta Rabe befragt. Ihr zufolge stecken oft Sorgerechtstreitigkeiten dahinter. Darüber hinaus berichtet sie:

Ich habe den Eindruck, dass Falschbeschuldigungen zunehmen. Nur eine Woche [nach einem von Spiegel-Online thematisierten Fall] behauptete eine 26-jährige Frau, sie sei abends auf dem Bützower Marktplatz überfallen worden, wieder von drei ausländisch sprechenden Männern, wieder stand ein Sexualdelikt im Raum. Im Laufe der Ermittlungen kam heraus, dass es diese ausländischen Männer nie gegeben hat. Die Frau erfand den Überfall, weil sie eine Ausrede ihrem Lebensgefährten gegenüber brauchte. Ihre Affäre hatte sich am selben Abend von ihr getrennt, deshalb war sie ganz aufgelöst und verheult. Ihrem Freund konnte sie davon natürlich nichts erzählen. Womit sie nicht gerechnet hatte: Ihr Freund schleppte sie zur Polizei.

(...) Auf jeden Fall ist die mediale Aufmerksamkeit viel größer, wenn der Täter als ausländisch beschrieben wird. Das merken wir an der Häufigkeit der Presseanfragen. (...) Geben wir die Herkunft des Tatverdächtigen nicht bekannt, werden wir kritisiert. Geben wir sie bekannt, werden wir auch kritisiert. Dabei hat die Nationalität eigentlich nichts mit der Straftat zu tun.


Eine Anzeige wegen des Vortäuschens einer Straftat erfolge Rabe zufolge, wenn das angebliche Opfer die Lüge zugebe oder die Spuren und Ermittlungen kein anderes Ergebnis zuließen. Ist der Sachverhalt weniger eindeutig, werde der Fall als Vergewaltigung durch Unbekannt an die Staatsanwaltschaft übergeben und gehe so in die Polizeiliche Kriminalstatistik ein. Diese Statistik sei insofern nur begrenzt aussagekräftig.



5. Zum Umgang der Medien mit Dieter Wedel äußert sich die Rechtswissenschaftlerin Professor Monika Frommel. Sie spricht von einer perfiden Strategie und einer Kampagne: Die Presse zerstöre momentan unseren Rechtsstaat. Frommel fordert einen "liberalen Aufschrei", der diese "voyeuristische Berichterstattung" anprangern müsse.

Im "Cicero" äußert sich ganz ähnlich der Rechtsanwalt Gerhard Strate:

Klar ist: Die archaischen Vernichtungstendenzen von Metoo richten sich nicht nur gegen den jeweils Angeprangerten, sondern gegen den Rechtsstaat selbst.




6. Lucas Schoppe kommentiert die Reinigung von einem als "sexistisch" angeprangerten Gedicht bei der Alice-Solomon-Hochschule. Der Streit darüber, so Schoppe, mute absurd an – verrate aber viel darüber, warum linke Politik heute weit von einer Mehrheitsfähigkeit entfernt ist.



7. In einem Artikel der "Welt" geht es um den legendären Filmregisseur Ernst Lubitsch. Ein Auszug:

Slavoj Žižek, allgegenwärtiger Philosoph und Kunstkritiker, hat (...) nun die Wilder-Frage variiert: "Wie würde Lubitsch unsere Gegenwart wahrnehmen?", angesichts von "#MeToo"-Debatten und politischer Korrektheit. "Natürlich wäre er von dem populistischen Neorassismus angewidert", beginnt Žižek seine Babylon-Vorlesung, "aber er hätte auch sofort die Falschheit von dessen Widerpart durchschaut, des politisch korrekten Moralismus. Er hätte beide als geheime Komplizen aufgefasst." Lubitsch wäre entsetzt darüber gewesen, so Žižek, wie die "perversen Vergnügen der Unzüchtigkeiten, ja selbst der Ironie, von der Rechten mit Beschlag belegt worden sind" – während sich die Linke mehr und mehr in einem jämmerlichen asketisch-puritanischen Moralismus verfange.




8. In der "Zeit" fordert Annika Joeres implizit eine weitere Verschärfung des deutschen Sexualstrafrechts:

Vor zwei Jahren wurde mit dem Paragrafen 184 Strafgesetzbuch sexuelle Belästigung unter Strafe gestellt. Bestraft werden kann allerdings nur ein Täter, der sein Opfer in "sexuell bestimmter Weise belästigt." Herabwürdigende Bemerkungen oder das Folgen auf Schritt und Tritt ist – im Unterschied zum geplanten Gesetz in Frankreich – nicht strafbar. Zwar hat der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Johannes Wilhelm Rörig, nach der Weinstein-Affäre gefordert, der Kampf gegen Sexismus müsse engagierter und mit mehr Geld geführt werden. Aber während den Sondierungsgesprächen hat bisher keine der Parteien einen weitergehenden Vorschlag gemacht.




9. Der Sexismusbeauftragte beschäftigt sich mit der feministischen Wortschöpfung "Überlebende sexueller Belästigung".



10. "MeToo ist ein Alarmruf für Männer" befindet der Diplom-Psychologe Stephan Grünewald:

Dieser neue Mann weiß nicht mehr genau, wie er eigentlich sein soll, und orientiert sich deshalb sehr stark an seiner Partnerin. In unseren psychologischen Männer-Studien haben wir ihn den "Typ Schoßhund" genannt. Darunter fallen heute 27 Prozent der Männer: Sie haben kein klares Selbstbild, stellen aber jede Anwandlung der "alten Männlichkeit" bei sich selbst unter Machismo-Verdacht. Aus Angst die Liebe ihrer Frauen zu verlieren, verhalten sie sich häufig brav und folgsam. Zugespitzt formuliert, gibt dieser Typ Mann nett Pfötchen und zerbeißt allenfalls auf seinen kleinen Fluchten im Internet mal einen Pantoffel.

(...) Der neue Mann hat gemerkt, dass er für die Frauen uninteressant wird, wenn er allzu anpasserisch, weichgespült und glattgebügelt daherkommt, ohne Ecken und Kanten, ohne Streitlust und Bereitschaft zum Konflikt.

(...) Mit [Donald Trumps] Wahlsieg, den seine sexistischen Ausfälle nicht aufhalten konnten, ist der alte Typ Mann buchstäblich wieder zur Weltmacht gelangt. Aber auch Wladimir Putin in Russland oder Recep Tayyip Erdogan in der Türkei verkörpern dieses Rollenmodell. In dieser Situation nun ist #metoo die erwähnte Gegenbewegung und ein Alarmruf: "Passt auf, ihr Männer! Fallt nicht wieder zurück in archaische Verhaltensmuster, unter denen unzählige Frauen leiden mussten! Lasst uns im Geschlechterverhältnis einen dritten Weg suchen für den Mann zwischen Unterdrückungswahn und Duckmäusertum!"


Grünewald sieht diesen dritten Weg "in der Bereitschaft der Männer zur offenen Auseinandersetzung mit eigenen Bedürfnissen und zum Streit für ihre Wünsche" – in Augenhöhe mit den Frauen. Prima, das ist exakt das, was die Männerrechtsbewegung tut.



11.
Universitäten machen vermehrt Schlagzeilen damit, dass zunächst angesetzte Diskussionsveranstaltungen wieder abgesetzt werden. Der Grund: Die Studenten lehnen die Position des Redners ab.


In einem etwas mehr als siebenminütigen Video beschäftigt sich 3sat mit diesem auch in Deutschland virulenten Problem. Noch kein Teil der Debatte in den Leitmedien ist, dass vor allem männerfreundlichen Vorträgen mit Repressionen begegnet wird.



12. Schade, dass die Piratenpartei erst auf den Trichter kommt, nachdem sie ihren politischen Einfluss verloren hat: "Hate Speech": Einschränkung der Meinungsfreiheit unter neuem Etikett.



13. Nachdem in Freiburg ein Junge Vergewaltigern online angeboten wurde wie eine Ware, hat der Deutsche Kinderverein in Essen jetzt Anzeige wegen Verdacht der Rechtsbeugung und der Verletzung der Fürsorgepflicht erstattet: Sie richtet sich gegen die Richter, die Mitarbeiter des Jugendamts und alle Verantwortlichen, die in den Freiburger Missbrauchskandal eingebunden waren. Ein Artikel im Berliner "Tagesspiegel" legt nahe, dass hier ein grundsätzliches Problem vorliegt: Warum ist es so einfach, Familienrichter zu werden?

Siehe dazu auch: Die Gerichte gehen schon lange den Weg des geringsten Widerstands: Die Mutter kann machen, was sie will.



14. Polen entzieht feministischen Gruppen staatliche Unterstützung, wenn sie Männer diskriminieren:

Das Justizministerium hat im vergangenen Jahr von mehreren Nichtregierungsorganisationen für Frauenrechte, darunter Women's Rights Centre und Baba, Gelder zurückgezogen und behauptet, dass sie Männer diskriminieren, weil sie nur weibliche Überlebende häuslicher Gewalt unterstützen. Das Zentrum für Frauenrechte wurde Anfang des Jahres erneut finanziell nicht unterstützt.


Statt sich darüber zu empören, wie es die Autorin des verlinkten Artikels tut, könnten die betroffenen Gruppen schlicht ihren Sexismus beenden. Aber Empörung scheint einfacher zu sein.



15. Die Post. Einer meiner Leser schreibt mir heute:

Ich habe gerade in der aktuellen Genderama-Ausgabe deine Worte zu Woody Allen gelesen. Dazu dieser Link.

Wie die Presse Moses Farrow systematisch totschweigt, ist ein Skandal. Will man den Lesern das Dilemma ersparen, zu entscheiden, wer lügt, Dylan oder Moses Farrow? Nimmt man wirklich die ungerechte öffentliche Nach-Verurteilung Allens in Kauf – es ist ja keine Vorverurteilung, die Staatsanwaltschaft hat gegen Allen ermittelt und KEINE Anklage erhoben –, um das eigene Narrativ nicht zu beschädigen?

Geradezu widerlich sind die Schauspieler, die sich jetzt alle von Allen distanzieren. Die Vorwürfe sind ja nicht neu, die sind seit 25 Jahren bekannt, und alle, die sich jetzt empören und schwören, nie wieder mit Allen arbeiten zu wollen, haben in diesen 25 Jahren einen oder gar mehrere Filme mit Allen gedreht. Sowas nenne ich widerliche Heuchelei. Einer der wenigen Schauspieler, die Vernunft und Rückgrat bewahrt haben, ist Alec Baldwin .

Montag, Januar 29, 2018

Kita-Plätze, Woody Allen, Heulzimmer für Polizistinnen – News vom 29. Januar 2018

1. Wie die Frankfurter Allgemeine in einem Artikel vom 28. Januar (nicht online, nur in der Druckausgabe) berichtet, führen kostenlose Betreuungsplätze für kleine Kinder nicht dazu, dass Frauen verstärkt arbeiten gehen. Mit diesem Argument hatten zahlreiche Bundesländer die Gebühren für Kindertagesstätten zumindest teilweise abgeschafft, und die SPD versprach im Wahlkampf kostenlose Kita-Plätze für alle. Eine Studie, die zwei Forscherinnen des Bonner Instituts zur Zukunft der Arbeit (IZA) erstellten und die der Frankfurter Allgemeinen vorab vorliege, zeige nun, dass zwar mehr Kinder eine Kita besuchten, Frauen deswegen aber keineswegs vermehrt arbeiteten.

Diese Erkentnis erinnert mich an eine vergangenes Jahr veröffentlichte Studie, die die Wirtschaftswissenschaftler Marie Paul von der Universität Duisburg-Essen (UDE) und Fabian Dehos vom RWI-Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung durchführten. Auch ihre Ergebnisse waren ernüchternd: Entgegen der beliebten Rhetorik, dass Frauen vor allem deswegen seltener als Männer arbeiten gehen, weil sie sich den ganzen Tag um ihre Kinder kümmern müssen, brachte ein größeres Angebot von Ganztagsschulen keine Veränderung bei der weiblichen Bereitschaft zur Erwerbstätigkeit. Es ließ sich nicht einmal nachweisen, dass Mütter, die das zusätzliche Betreuungsangebot tatsächlich in Anspruch nahmen, länger arbeiteten, also zum Beispiel von Teilzeit auf Vollzeit umstiegen. "Die zusätzlichen Ganztagsschulplätze haben weder einen direkt ursächlichen Effekt auf die Anzahl der geleisteten Arbeitsstunden noch auf die Beschäftigungswahrscheinlichkeit von Müttern mit Grundschulkindern", erläuterte damals der Wirtschaftswissenschaftler Fabian Dehos. Und seine Kollegin Professorin Marie Paul ergänzte: "Wer seine Kinder nachmittags in der Schule versorgt weiß, sucht sich nicht deswegen einen Job oder stockt seine Stunden auf. Außerdem sind viele Frauen nicht zwingend auf die Ganztagsschule angewiesen, obwohl sie arbeiten. Sie würden die Betreuung auch anders organisieren."

Die aktuelle Studie zu Kitas und die damalige Untersuchung zu Ganztagsschulen ergänzen einander und zeigen, dass das inzwischen fast automatisch erfolgende Bedauern und "Entlasten" von Frauen keineswegs immer den erhofften Effekt herbeiführt. Offenbar drängen viele Frauen gar nicht so sehr nach Berufstätigkeit, wie es in der feministischen Weltsicht behauptet wird, sondern gehen eher ungern arbeiten, solange es sich vermeiden lässt – beispielsweise weil ihr Unterhalt durch einen Familienernährer gesichert ist.



2. Nachdem sich immer mehr Schauspieler im Zuge der "MeToo"-Bewegung von Regisseur Woody Allen (82) abgewandt haben, könnte sein neuester Film "A Rainy Day In New York" im hintersten Eck des Hollywood-Giftschranks landen, ohne jemals veröffentlicht zu werden. Derartige Überlegungen soll man beim verantwortlichen Distributor Amazon hegen: "'Rainy Day' wird entweder gar nicht erscheinen, oder aber von Amazon ohne große PR und ohne Kino-Veröffentlichung herausgehauen." Zudem soll Allen inzwischen Probleme haben, noch Darsteller für zukünftige Projekte zu finden, heißt es weiter. Ein Theater im Bundesstaat Connecticut hat außerdem bereits ein Stück des Filmemachers aus dem Programm verbannt.

Dass Woody Allen tatsächlich Missbrauch begangen hat, wurde mehrfach untersucht, wobei die Zweifel überwiegen. Das scheint im gegenwärtigen Meinungsklima allerdings uninteressant zu sein.



3. In der Reihe "Feministinnen heute" präsentieren wir diesmal die mit dem Großen Österreichischen Staatspreis geehrte Künstlerin Renate Bertlmann. Woran liegt es nur, dass solche Streiterinnen für Geschlechtergerechtigkeit in der Bevölkerung nur begrenzte Begeisterung auslösen?



4. Stoppt die neuen Tugendterroristen! fordert Peter Huth in der "Welt".



5. Liebe Polizei, ist heute der richtige Tag für gendergerechte Sprache? fragt zweifelnd die Berliner B.Z.



6. Das Blog "Männergedanken" erinnert an den heutigen Killed-at-Work-Day.



7. Vorbildlich frauenfreundlich ist die Polizei im britischen Nottinghamshire:

Polizistinnen mittleren Alters werden bei der Arbeit "Heulzimmer" zur Verfügung gestellt, wenn sie sich in den Wechseljahren von Gefühlen überwältigt fühlen.

Die Frauen werden auch für jeden Einsatz, die sie verrichten,"risikobeurteilt" und dürfen (...) spät zur Arbeit kommen.

Die Politik der Polizei von Nottinghamshire besagt, dass Frauen in den Wechseljahren häufige Pausen einlegen, einfachen Zugang zu Toiletten und Duschen haben und Schreibtische mit einer Brise oder einem Ventilator erhalten sollten. Sie sollten in der Lage sein, ihre Uniform zu wechseln oder unnötige Schichten zu entfernen, um Hitzewallungen zu bewältigen. Sie sollten auch über private Bereiche verfügen, um sich vorübergehend auszuruhen, zu weinen oder mit einem Kollegen zu sprechen.




8. Die liberale, männerfreundliche Feministin Cathy Young erörtert im Boston Globe, wie der ideologische Eifer, der zunächst nur an US-Universitäten blühte, nach und nach die gesamte Gesellschaft erfasst. Eben weil dies zu befürchten war, hat Genderama diese Zustände immer wieder thematisiert:

Noch vor nicht allzu langer Zeit waren Slogans wie "White Privilege" oder "Rape Culture", die eine breite Palette sozialer Dynamiken auf Rassismus und Frauenfeindlichkeit reduzieren, außerhalb des radikalen Flügels des akademischen Sektors selten zu hören. Heute haben sie den Mainstream erobert. Der Begriff "Mikroaggression", der Aussagen und Handlungen beschreibt, die als unbeabsichtigt voreingenommen gelten, taucht nun auch in Wirtschaftspublikationen ohne Erklärung auf.

Der Widerstand gegen Bigotterie und Ungerechtigkeit ist ein edles Ziel, aber die Bewegung für soziale Gerechtigkeit auf dem Campus und außerhalb des Campus geht weit darüber hinaus. Es kennzeichnet die Menschen gemäß ihrer Identität und schafft eine Hierarchie, in der das "Marginalisieren" Status verleiht und das "Privilegieren" Schande bringt. Darüber hinaus ist der Fokus auf die Veränderung "falscher" Haltungen, fast schon per definitionem, der freien Meinungsäußerung feindlich gesinnt: Widerspruch, ja sogar Gegenargumente, werden zu "Mikroaggression" oder "diskursiver Gewalt".

(...) Diese Tendenz zeigt sich unter anderem in den jüngsten Konflikten um #MeToo, der Bewegung gegen sexuelle Übergriffe. Während die Liste der beschuldigten Männer gewachsen ist, haben sogar feministische Veteraninnen wie Harvard-Rechtsprofessorin Elizabeth Bartholet die Bewegung für die Gleichsetzung von Anschuldigung mit Schuld und plumpen Anbaggerns mit Vergewaltigung kritisiert. Der Aufruf, "Frauen zu glauben" - anstatt auf Beweise und ein ordentliches Verfahren zu warten - war ein Protestmotto auf dem Campus, bevor #MeToo ihn übernahm.

(...) Außerdem nährt und stärkt die linke Campuspolitik die Rechte. Geschichten über politische Korrektheit laufen Amok, fröhlich aufgegriffen (und in manchen Fällen übertrieben) von konservativen Medien steigern sie die Wahrnehmung von zügelloser Überempfindlichkeit, Sprachkontrolle und anti-männlicher und/oder anti-weißer Voreingenommenheit. Neue Forschung durch Georgia State University Ph.D. Kandidat Zack Goldberg bestätigt anekdotische Berichte, dass viele Wähler Donald Trumps zumindest teilweise durch Bedenken über die politische Korrektheit motiviert waren.

Vielleicht besteht die reale Gefahr darin, dass die "Krieger der sozialen Gerechtigkeit" auf der linken Seite den Trumpismus auf der rechten Seite stützen und umgekehrt. Wenn jede Seite die andere Seite zum Handeln in einer Feedback-Schleife anregt, wird bald wenig Platz für alle anderen übrig bleiben.

Samstag, Januar 27, 2018

Ein erstes Fazit: Geschlechterpolitische Erklärung zu sexuellen Übergriffen und MeToo

Seit mehr als drei Monaten ist die MeToo-Kampagne international ein geschlechterpolitisches Thema. In dieser Zeit wurde sie aus den verschiedensten Perspektiven diskutiert, und man konnte die damit verbundenen Aktionen und ihre Konsequenzen beobachten. Damit ist der Moment für eine bewertende Stellungnahme gekommen, wie sie die Canadian Association for Equality (CAFE) vorgelegt hat. Genderama dokumentiert diese Stellungnahme und schließt sich ihr durchgehend an.



Die Canadian Association for Equality möchte sicherstellen, dass das Gespräch über sexuelle Viktimisierung, das durch Forderungen von Frauen (und einigen Männern) ausgelöst wurde, zu Gerechtigkeit für alle führt.

Wir verurteilen sexuelle Gewalt unmissverständlich und erkennen an, dass sie diskutiert werden muss. Gleichzeitig sind wir beunruhigt darüber, dass die Beschuldigung von Personen ohne Beweismittel eine schwere Bestrafung ohne ordnungsgemäßes Verfahren darstellt und das Rechtssystem untergräbt.

Es ist an der Zeit, zwei grundlegende Ziele miteinander in Einklang zu bringen: die Unterstützung von mutmaßlichen Opfern und die Gewährleistung eines ordnungsgemäßen Verfahrens für mutmaßliche Täter (Schutzmaßnahmen, an deren Entwicklung und Aufrechterhaltung unsere Gesellschaft seit Jahrhunderten hart gearbeitet hat). Wir empfehlen Folgendes, um sicherzustellen, dass die Kampagne #MeToo zu echter und dauerhafter Gerechtigkeit führt.

Wir rufen zu einem Dialog auf, der Respekt vor allen Stimmen erfordert, Selbstjustiz ablehnt und verhindert, dass emotionale Entladung die maßvolle Beurteilung von Fakten und Meinungen überschattet.

Unserer Ansicht nach kommt es statt zu produktiven Diskussionen lediglich zu nutzlosen Anschuldigungen, wenn eine der folgenden fehlerhaften Ansichten geltend gemacht wird:

1. Dass alle oder die meisten Männer für die Handlungen einiger verantwortlich sind.

2. Dass Gerichte und Gesellschaft Frauen bedingungslos "glauben" sollten (und Männern diesen Glauben verweigern).

3. Dass Männer oder "privilegierte Gruppen" kein Recht haben, über #MeToo zu sprechen.

4. Dass Männer als Klasse allein verantwortlich sind für die Schaffung und Aufrechterhaltung eines Geschlechtersystems, das sexuelle Belästigung produziert.

5. Dass schwere lebenslängliche Sanktionen (Entlassung, Rücktritt, Rufzerstörung) angemessene Strafen für Angeklagte darstellen, ohne ein ordentliches Verfahren oder die Unschuldsvermutung.

6. Dass der Zweck ("Gerechtigkeit" für Frauen) die Mittel rechtfertigt (Schädigung oder Zerstörung des Lebens unschuldiger Männer).

7. Dass die #MeToo-Kampagne nur weiblichen Opfern gehört; wenn Männer die gleichen Erfahrungen sexueller Gewalt oder Fehlverhaltens machen, verdienen diese männlichen Opfer nicht die gleiche Aufmerksamkeit.

CAFE vertritt den Standpunkt, dass im produktiven Dialog stets anerkannt werden muss, dass Behauptungen sexueller Übergriffe nicht mit erwiesenen sexuellen Übergriffen gleichgesetzt werden können. Wir lehnen jegliche Andeutung, dass Männer kollektiv schuldig sind oder kollektiv bestraft werden sollen, klar ab. Das stellt nicht Gerechtigkeit, sondern Rache dar. Wir lehnen überdies die Auffassung ab, dass einige oder alle Männer gezwungen werden sollten, die Beschreibung weiblicher Erfahrungen durch Frauen zu akzeptieren oder zu glauben, ohne die Möglichkeit, ihre eigenen Wahrnehmungen und Erfahrungen geltend zu machen. Kurz gesagt, wir argumentieren vor allem, dass ein produktiver Dialog auf der Grundlage der moralischen Gleichheit von Männern und Frauen geführt werden muss.

Julia Klöckner (CDU) wirft Feministinnen Ignoranz vor – News vom 27. Januar 2018

1.
Die stellvertretende CDU-Bundesvorsitzende Julia Klöckner hat "rot-grünen Feministinnen" mit Blick auf weibliche Flüchtlinge Ignoranz vorgeworfen. Diese Frauenrechtlerinnen kämpften für gendergerechte Sprache, aber sie schwiegen, wenn es um die Rolle der Frau in arabisch-patriarchalischen Familien in Deutschland gehe, sagte sie den Zeitungen der Funke Mediengruppe.


Hier geht es weiter.



2. In dem Artikel Alleen nach Nirgendwo äußert sich Gregor Dotzauer pointiert zu der Zensur des Gedichtes "Avenidas" an der Alice-Solomon-Hochschule und erörtert, was dieser Vorgang über unsere Gesellschaft aussagt.



3. "Väter weg vom Wickeltisch!" fordert Nadia Meier im Schweizer Tages-Anzeiger.



4. "Charmed", eine Frauenserie der neunziger Jahre, steht vor einem Revival – jetzt natürlich ideologisch aufpoliert:

Im Mittelpunkt der Handlung stehen drei Schwestern, die herausfinden, dass sie Hexen sind. Fortan sind sie damit beschäftigt, das Böse zu bekämpfen, das zumeist in übernatürlicher Form auf sie zukommt, und patriarchische Strukturen einzureißen, denn das Charmed Revival steht für Stärke, Spaß und Feminismus.




5. In der Neuen Zürcher Zeitung distanziert sich die Philosophin Julia Kristeva vom MeToo-Feminismus als "militanter Massenbewegung". In der männlichen Sexualität sieht sie einen "ganzen unerschlossenen Kontinent":

Die politisierte Debatte ist zu sehr auf das Weibliche konzentriert. Sie täte gut daran, die Symptome dieser Krise der Männlichkeit mit einzubeziehen, um nicht in den Puritanismus abzugleiten oder in Ignoranz. Die männliche Sexualität funktioniert nun einmal anders als die weibliche, sie weist andere Besonderheiten auf.




6. Nach Vorwürfen sexueller Übergriffigkeit wurde der Schauspieler James Franco aus dem Cover der Zeitschrift "Vanity Fair" herausretuschiert. Diese Praktik hat eine lange Tradition.



7. In der US-amerikanischen Zeitung "The Stranger" veröffentlichte Katie Herzog dieser Tage einen gelungenen Artikel über das herrschende Meinungsklima in der Linken. Ein Auszug:

Es gibt einen Namen für dieses Verhalten: Hexenjagd. Jemand wird beschuldigt, verurteilt und verdammt wegen einer angeblichen oder offensichtlichen Übertretung, und die Bürger von Facebook und Twitter schnappen sich ihre Mistgabeln und eilen zum Scheiterhaufen. Es mag wenig Beweise geben, um die vorherrschende Erzählung zu untermauern, aber das spielt kaum eine Rolle. Der Prozess findet über die sozialen Medien statt, und die Richter sind jedermann mit Zugang.

(...) Diese Atmosphäre macht es schwierig, wenn nicht gar unmöglich, zu widersprechen. Ich habe mich kürzlich mit einer Freundin über die #MeToo-Bewegung unterhalten. Mit gesenkter Stimme sagte sie mir, dass sie ein Geständnis ablegen müsse. "Sag es niemandem", sagte sie, "aber ich glaube nicht, dass Woody Allen seine Tochter vergewaltigt hat." Glücklicherweise befand sie sich in guter Gesellschaft – ich bezweifle auch Woody Allens Schuld, weil die Beweise die Behauptungen einfach nicht unterstützen –, aber meine Freundin sagte dies, als ob sie ein schreckliches Verbrechen gestehen würde. Und das war es: ein Gedankenverbrechen, eines, das so potentiell schädlich für ihr Ansehen unter ihren eigenen Freunden war, dass es undenkbar war, es jemand anderem als einer bekannten Gedankenverbrecherin mitzuteilen. Der poliitsche Widerstand ist offenbar in allem intersektionell – außer was Meinungen angeht.

Die Technik-Soziologin Zeynep Tufekci schrieb kürzlich in einem Artikel für "Wired" über die zeitgenössische Zensur, die nicht von Regierungen, sondern von unseren eigenen sozialen Netzwerken ausgeht. "Die effektivsten Formen der Zensur sind heutzutage die Manipulation von Vertrauen und Aufmerksamkeit, nicht der Maulkorb", schrieb sie. "Folglich sehen sie den alten Formen der Zensur überhaupt nicht sehr ähnlich. Sie sehen aus wie virale oder koordinierte Belästigungskampagnen, die sich die Dynamik der viralen Empörung zunutze machen, um dem Akt der Meinungsäußerung unerträgliche und unverhältnismäßige Kosten aufzuerlegen."

(...) Früher waren die Progressiven in der Lage, mit Meinungsverschiedenheiten umzugehen. Die Demokraten waren die Partei der Redefreiheit und des freien Denkens. Heute nicht mehr. Unter allzu vielen Linken liegt man falsch, wenn man anderer Meinung ist. Und wenn du falsch liegst, bist du böse, und wenn du böse bist, bist du Müll.

Das ist eine Schande, und das nicht nur, weil ich es satt habe, wütende E-Mails zu bekommen. Es ist eine Schande, weil diese Call-Out-Kultur Menschen daran hindert, ihre Meinung zu äußern, weil sie zu viel Angst davor haben, entfreundet, entfolgt, blockiert, gemieden oder schlicht als "Müll" abgetan zu werden. Aber wir sollten die Meinungen, mit denen wir nicht einverstanden sind, nicht aufgeben; wir sollten sie ausfindig machen. Du lernst nicht viel, wenn jeder um dich herum dasselbe wie du glaubt – oder zu glauben behauptet. Wenn wir uns nicht einer Vielfalt von Meinungen aussetzen, werden wir niemals unsere selbst auferlegten Echokammern verlassen. Diese Echokammern brachten uns nicht nur Präsident Donald Trump, sie brachten uns ein linkes Establishment, das so unfähig war, zu sehen und zu glauben, dass andere Leute diesen Drecksack tatsächlich mochten, dass wir alle über seine Kandidatur lachten, anstatt sie als die sehr reale Bedrohung zu betrachten, die sie die ganze Zeit war.




8. Die Post. Professor Dr. Tonio Walter, Inhaber des Lehrstuhls Strafrecht an der Universität Regensburg und Richter am Oberlandesgericht Nürnberg, hat mir seinen in der "Zeitschrift für die gesamte Strafrechtswissenschaft" Band 129 (Heft 2/2017) veröffentlichten Aufsatz "Feministische Kriminalpolitik?" zugesandt. Darin erörtert Walter politische Maßnahmen wie Genitalverstümmelung bei männlichen Opfern straffrei zu lassen, "Femizid" als eigenes Delikt zu etablieren, das Sexualstrafrecht im Sinne Manuela Schwesigs zu reformieren und "heimliche" Vaterschaftstests zu kriminalisieren.

Professor Walter zieht in seinem Fachaufsatz das Fazit, dass die Ergebnisse der feministischen Kriminalpolitik "stets verfassungswirdrig sind, weil sie gegen Artikel 3 des Grundgesetzes verstoßen".

Abschließend stellt er fest:

Feminismus ist missverstandener Humanismus. Natürlich ist es richtig und wichtig, dafür zu sorgen, dass Frauen die gleichen Rechte haben wie Männer – und die gleichen Chancen, sie wahrzunehmen. Aber das kann nicht dadurch geschehen, dass man ihnen bessere Rechte garantiert oder einen höheren Wert zuschreibt, um so mit dem Teufel den Beelzebub auszutreiben. Und es darf nicht dazu führen, dass wir wieder anfangen, wie Rassisten und Nationalisten in Kollektiven zu denken, statt auf den einzelnen Menschen zu schauen. (...) Wahrer Humansimus heißt: jeden Menschen in seiner Einzigartgkeit sehen, nicht als Vertreter eines Geschlechts; jede Diskriminierung ablehnen und nicht glauben, die eine mit der anderen beenden zu dürfen; und ohne Diskriminierung die faktischen Voraussetzungen dafür schaffen, dass alle ihre Rechte wahrnehmen und nach ihren Vorstellungen leben können.

Freitag, Januar 26, 2018

Feminismus und Gender herrschende Themen bei Wirtschaftsgipfel in Davos – News vom 26. Januar 2018

1. Ileana Grabitz berichtet für "Die Welt" vom Weltwirtschaftsforum in Davos. Ein Auszug:

"Wenn ihr die Welt besser machen wollt, stellt mehr Frauen ein, fördert sie und haltet sie in euren Unternehmen", sagte Trudeau. Gut zwei Drittel seiner Rede verwandte er darauf, zu erläutern, warum das einer der zentralen Schritte sein muss, um die Welt voranzubringen. Eine schöne, eine sympathische Botschaft. Manche Frau im Publikum rollte dennoch genervt die Augen.

(...) Gender, Diversity, Inklusion, #MeToo – kaum ein Panel in Davos, auf dem diese Schlagwörter nicht an irgendeiner Stelle eingebracht und in der Regel mit kräftigem Nicken belohnt werden.

"Unsere Konzepte für Wirtschaftslenker hinken der Realität hinterher", dozierte etwa Dacher Keltner, Psychologieprofessor an der Berkeley-Universität. Während Macht bei Männern Aggressionen und Risikobereitschaft fördere, käme bei Frauen die für das weibliche Geschlecht typische Neigung zu Zusammenarbeit und Fairness zum Tragen. Ob solche – im übrigen überhaupt nicht neuen – Einlassungen der Sache dienlich sind, darf bezweifelt werden. Frauenfreundliche Stereotype dieser Form sind Genderklischees der anderen Form und Verallgemeinerungen, die irgendwann furchtbar langweilen und vor allem anmaßend sind.

(...) Um so rückwärtsgerichteter mutet es an, wenn ausgerechnet IWF-Chefin Christine Lagarde zu einem reinen Frauenpanel lädt, um zu demonstrieren, "dass wir auch ohne Testosteron gute Lösungen liefern können".


Schließlich gelangt Ileana Grabitz zu dem Fazit:

Das Anprangern der männlichen Dominanz, das gebetsmühlenartige und am Ende selbstgefällig wirkende Betonen der großen Bedeutung der Frauen für die Weltwirtschaft, wirkt (...) platt und schadet der guten Sache mehr, als es ihr dient.




2. "Schwappt die Welle von Sprechverboten von den amerikanischen und britischen Universitäten nach Deutschland über?" fragt die Frankfurter Allgemeine anlässlich der Debatte um die Ein- und dann wieder Ausladung des ehemaligen Polizeibeamten Rainer Wendt an die Frankfurter Goethe-Universität. Sobald es um Männerpolitik geht, finden diese universitären Sprechverbote hierzulande seit Jahren statt, weiß Monika Ebeling zu berichten:

Ich bin nach meiner Abberufung als Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Goslar von einigen Universitäten in Deutschland zu Vorträgen eingeladen worden. Das hat mich sehr gefreut, weil ich große Lust hatte, Studierenden meine Ideen über strukturelle Diskriminierung von Männern und den Stand der Gleichstellungsarbeit in Bezug auf Männer vorzutragen und meine Erfahrungen und Ideen zur Diskussion zu stellen.

Meinen ersten Auftritt hatte ich an der Uni Kehl. Dort verlief der Vortrag reibungslos. Es saß nur eine etwas ältere Dame im Publikum, der man ansah, wie schwer es für sie zu ertragen war, etwas über mögliche Diskriminierung von Männern zu hören. Sie verließ dann auch sofort den Raum, als ich geendet hatte.

In Berlin nahm ich auf Einladung des damaligen Leiters im Wissenschaftszentrum an einer Podiumsdiskussion teil. Die Moderatorin der Veranstaltung entschuldigte sich gleich zu Beginn vor dem Publikum und distanzierte sich öffentlich von mir und Mitdiskutanten. Geladene Gäste behandelt man anders, dachte ich. Aus dem Publikum gab es auch Misstöne gegen mich zu hören.


Hier geht es mit Erfahrungen an anderen Hochschulen aufschlussreich weiter.



3. Wir bleiben im akademischen Bereich: Warum gibt es an der Uni Bielefeld bald weniger Damen- und Herren-Toiletten?



4. Wie Genderama berichtete, hat die Universität Oxford bei Mathe-Tests mehr Zeit gegeben, damit Frauen besser abschneiden.

Es hat nicht funktioniert.



5.
US-Präsident Donald Trump kommentiert das politische Weltgeschehen oft, gern und ausführlich auf Twitter. Es ist also nicht weiter verwunderlich, dass auch das Twitter-Profil seiner Tochter Ivanka Trump unter ständiger Beobachtung steht. Auf die jüngste Änderung auf ihrem Account reagieren Feministinnen erbost.


Was hat die Netzfeministinnen so wütend gemacht? Hier erfährt man mehr.



6. Und womit es eine Frau schafft, "sich in Zeiten des Anti-Feminismus Respekt und Gehör zu verschaffen", erfährt man hier.



7. In einem Interview mit der Augsburger Allgemeinen erklärt der Journalistik-Professor Klaus-Dieter Altmeppen, wo in der Berichterstattung über Dieter Wedel Personen versagen, "die sich Journalisten und Journalistinnen nennen, die aber von diesem Beruf und seinen ethischen Anforderungen keine Ahnung haben."



8. Auch dem Zauberkünstler David Copperfield wird sexuelle Übergriffigkeit vorgeworfen. Er soll im Jahr 1988 ein Model missbraucht haben:

Inzwischen hat der 61-Jährige ein Statement auf seinem Instagram-Kanal veröffentlicht, das (...) die Wichtigkeit der #MeToo-Debatte hervorhebt. Darin schreibt der Magier: "Wir alle wollen, dass sich Missbrauchsopfer bestärkt fühlen und deshalb sollten wir genau hinhören, damit mehr Menschen den Mut haben, sich zu melden. Das ist wichtig. Aber stellt euch vor wie es ist, an diese Bewegung zu glauben, und gleichzeitig selbst in der Vergangenheit falsch beschuldigt worden zu sein."

Anschließend ließ Copperfield mehrere Fälle Revue passieren, bei denen er fälschlicherweise des sexuellen Missbrauchs beschuldigt wurde. Darüber sei viel in den Medien berichtet worden – von seiner Unschuld allerdings nur selten. "Weil falsche Ankläger die Glaubwürdigkeit derjenigen negativ beeinflussen, die wirklich Opfer von sexueller Belästigung wurden, habe ich der Sache nicht viel Beachtung geschenkt." Nun aber, wo er einen "weiteren Sturm" wittere, wolle er die #MeToo-Kampagne weiter bestärken.


Was den Wert dieser Kampagne angeht, macht Copperfield wohl wieder einmal vielen Menschen Illusionen.



9. Eigentlich weiß man es selbst, wenn man die Genderama-Meldungen heute und an anderen Tagen verfolgt hat. Aber Jan Fleischhauer erklärt noch mal genauer, warum die Linke den Kampf gegen Rechts verliert. Ein Auszug:

Ein Prozent der Deutschen hat auf dem ersten Höhepunkt der #MeToo-Debatte im November gefunden, dass Sexismus ein wichtiges Thema sei. So konnte man es im Trendbarometer des Meinungsforschungsinstituts Forsa nachlesen, das im Auftrag von RTL und n-tv wöchentlich die Stimmungslage der Bürger erkundet. Sogar die Debatte über Tierschutz rangierte mit zwei Prozent noch weiter vorn.


Wenn es danach geht, wie massiv die MeToo-Debatte in den Leitmedien präsentiert wird: Welcher Medienkonsument käme da auf den Gedanken, dass da praktisch ein Prozent der Interessierten für sich selber schreibt?

Man sieht, wir brauchen dringend eine eine Wahrheits- und Versöhnungskommission wie in Südafrika nach der Apartheid. Deutsche Frauen und Männer schreien geradezu danach.

Aber sobald man die Linken davor warnt, mit dieser Strategie grandiosen Schiffbruch zu erleiden, wird man selbst als Rechter hingestellt. Es ist einfach nur irre. Am Verlust der Mehrheit für das linke Lager im Bundestag haben zig Journalisten emsig mitgearbeitet.

Ein Prozent der Männer macht einer Studie des Bundesfrauenministeriums übrigens "der engere Kern des Maskulismus" aus. Man stelle sich vor, diesem engeren Kern wäre von unseren Leitmedien dieselbe gigantische Plattform geboten worden wie MeToo...

Ja, die Journalisten unserer Leitmedien werden dafür sozusagen bestraft, indem deren Auflage weiter in den Keller rasselt. Mir wäre es lieber, sie würden es endlich lernen und diese extreme sexistische Parteilichkeit bleiben lassen.

Donnerstag, Januar 25, 2018

Dieter Wedel, Demo für alle, Kulturbarbarei – News vom 25. Januar 2018

1. Die Schauspielerin Ingrid Steeger, selbst Opfer sexueller Gewalt und Kritikerin der MeToo-Kampagne, nimmt den Regissuer Dieter Wedel noch entschiedener als zuvor gegen Vorwürfe sexueller Übergriffe in Schutz und spricht von "Rufmord":

Sie habe Wedel, mit dem sie eine längere Zeit zusammen war, nie sexuell aggressiv erlebt. "Im Gegenteil, er war reizend, charmant und galant", sagte die 70-Jährige. Zwischen den beiden sei erst mehr gelaufen, als sie das gewollt habe. "Ich wurde von anderen Männern sechs Mal vergewaltigt. Mit Doktor Wedel hatte ich die schönste Zeit."


Der PR-Experte Frank Roselieb gibt Ratschläge, wie Wedel mit der aktuellen Situation umgehen könne:

Die Krisen-PR hat bei einem solchen Compliancefall eigentlich nur eine Aufgabe: Sie muss Ruhe in den Fall bringen und klar machen, dass nicht Stammtische oder Redaktionskonferenzen das Urteil fällen, sondern allein die Gerichte. Bis dahin gilt es, abzuwarten.


Unbenommen der Tatsache, dass jemand als unschuldig zu gelten hat, bis seine Schuld bewiesen ist, betitelt die Münchner Abendzeitung derweil ein Interview über sexuelle Übergriffe fröhlich mit Wie ticken Männer wie Wedel oder Weinstein? Allerdings ist die interviewte Psychologin Dorothea Böhm bei der Stimmungmache nur begrenzt hilfreich, solange sie Antworten gibt wie: "Das ist eine regelrechte Hysteriewelle, die sich da durchs Internet um den ganzen Globus verbreitet" und "Es sind immer die prüdesten Gesellschaften, die sich am meisten aufregen."



2. Die katholische Tagespost und das christliche Medienmagazin Pro berichten Interessantes über den Verlauf der "Demo für alle".



3. Die Kulturstaatsministerin und CDU-Landesvorsitzende Monika Grütters rügt die Entfernung eines als "sexistisch" angefeindeten Gedichts von der Fassade einer Berliner Hochschule als "erschreckenden Akt der Kulturbarbarei":

"Kunst und Kultur brauchen Freiheit, sie brauchen den Diskurs, das ist eine der wichtigsten Lehren aus der Geschichte", sagte (...) Grütters. Wer dieses Grundrecht durch vermeintliche Political Correctness unterhöhle, betreibe ein gefährliches Spiel. Verteidiger des Gedichts kritisieren zudem, dass in den Studentenvertretungen wegen der niedrigen Wahlbeteiligung vor allem linksextreme Positionen vertreten werden.


Derweil startet die Tochter des Dichters eine Guerilla-Aktion auf Instagramm: "Klebt das Gedicht meines Vaters überall hin".

Gastbeitrag: Alternativen zu Google? Wenn – dann richtig!

Einer meiner Leser hat auf den Genderama-Gastbeitrag über Alternativen zu Google eine Antwort verfasst, die ich hier ebenfalls gerne als Gastbeitrag veröffentliche.

Leider zeigt sich, das die breite Bevölkerung vergessen hat, was für eine Marktmacht Google inzwischen eingenommen hat. Viele kennen Google nur als Suchmaschine, welche man schnell durch Microsoft (Bing) oder andere (DuckDuckGo, Qwant, searx, Yahoo etc) umgehen kann.

Wer denkt da schon an G+, Googles Alternative zu Facebook, Android - das Betriebssystem für Nicht-iPhones, an Youtube, selbstfahrende Autos, Google Earth (oder den kleinen Bruder Google Maps), an die vielen Plugins von Google Analytics oder gar an Blogspot, die auch alle zum Google-Konzern gehören? Wer nutzt gerade Googles Chrome, oder einen Chromium-basierten Broswer wie Vivaldi, Opera, Brave und mehr, um auf diese Seite zuzugreifen? Wer nutzt(e) GooglePhoto, auch bekannt als Picasa, oder eine Gmail-Adresse?

Wer nun denkt, man könne ja Facebook, vimeo, netflix, bing und so weiter nutzen und so der googleschen Datensammelwut oder dem "Genderwahnsinn in Silicon Valley" ausweichen, der (oder die) irrt! Facebook, Twitter und wie sie alle heissen – alle unterliegen diesem "Genderwahnsinn", alle haben die Sammelwut, frönen der "Social Justice" und zensieren alles, was nicht dem aktuellen Narrativ (3rd-wave Feminismus, Diversity, Hatespeech, Fake News) entspricht. Aus Datenschutzgründen müsste man sich fast komplett aus der modernen Telekommunikation zurückziehen.

Wer sich von Google (oder Facebook) wegen der Diskriminierung von (besonders weißen) Männern abwenden will, muss bereit sein, einen harten Schnitt zu machen:

Die Suchmaschine ist schnell geändert – Alternativen sind schnell gefunden, wobei sich die Frage nach deren Qualität stellt. Viele sind auf den englischen Sprachraum ausgerichtet.

Besitzer eines Android-Smartfone (oder Tablet), müssen hoffen, das es ein Lineage-Image gibt. Damit lässt sich das Telefon oder Tablet ohne Google-Apps installieren. Das bringt aber nur etwas, wenn man mit den frei verfügbaren OpenSource-Apps aus dem F-Droid-Store etwas anfangen kann – wer Google Play installiert, hat Google wieder mit an Bord.

Facebook/Twitter können mit gab.ai und minds umgangen werden, Browseralternativen zu Chrome gibt es auch (nicht vergessen ulead-Origin zu installieren, welches AdSense-Plugins blockieren kann).

Danach geht’s los:

YouTube hat noch Alternativen. Besonders Content-Creators, die auf Youtube geblockt werden, finden sich auf Bitchute – die geläufigere Alternative vid.me musste kürzlich die Tore schliessen. Aber man findet nicht alle Anbieter dort. Man wird auf vieles verzichten müssen.

Aber zu Google Earth und Google Maps gibt es keine Alternative mehr. Die NASA, die 2004 eine Alternative zur Verfügung stellte, hat ihr Projekt eingestellt, und kleinere Anbieter setzen inzwischen auf Material von Google.

Wer sich völlig von Facebook lösen will, sollte auch davon absehen WhatsApp zu installieren, da dieses vollständig zum Facebook-Konzern gehört, und sich sehr tief in die Systeme einhängt. Dafür gibt es Threema (und andere) Lösungen. Nur, wer kann schon seinen Bekanntenkreis dazu bewegen, sich einen anderen Messenger als "WhatsApp hat doch jeder" zu installieren? Und wer kann schon mal eben seine E-Mail-Adresse umstellen?

Immerhin ist mit deepl.com ein Übersetzungsservice am Google-Translator vorbeigezogen, der qualitativ weit über dem Ergebnis von Google liegt. Die Hoffnung das man sich irgendwann von den Big 4 lösen kann, wurde bestärkt.

Wir reden bei "too big to fail" immer von Banken. Wir kennen das Schlagwort "Internetneutralität", und reden dabei von Providern. Nur übersieht man die Gefahr, die von„internetbestimmenden Grosskonzernen wie Google und Facebook ausgehen, und wieviel Macht diese – ganz ohne neue Gesetze, nur über deren Allgemeine Geschäftsbedingungen, inne haben.

Wer wissen will, warum James Damore und das Bekanntwerden seines Essays so wichtig ist – und warum er von diesen Konzernen so angefeindet wird – der kann ja mal einen Versuch starten und eine Woche ohne Google, Facebook und Apple/Microsoft auskommen. Microsoft ist hierbei noch das politisch harmloseste Unternehmen, ist doch Apple‘s "Vice President for Diversity" auch schon verhaltensauffällig geworden ...

Viel Glück.

Mittwoch, Januar 24, 2018

"Die #meetoo-Kampagne öffnet das Tor zur Hölle" – News vom 24. Januar 2018

1. "Die #meetoo-Kampagne öffnet das Tor zur Hölle" titelt die Hessische/Niedersächsische Allgemeine (HNA) nach der Herzattacke Dieter Wedels.

"Schuldig auf Verdacht" erkennt in der Frankfurter Neuen Presse Simone Wagenhaus das inzwischen herrschende Prinzip: "Wedel war von vornherein schuldig."

Weiter heißt es in diesem Artikel:

#MeToo hat ein Problem. Die Debatte setzt Chauvinismus und Machogehabe mit schweren Straftaten wie Vergewaltigung oder sexueller Nötigung gleich. Die Trennschärfe geht verloren, moralische und rechtliche Unterschiede werden aufgehoben. #MeToo macht keine Unterschiede. Rachegelüste und falsche Beschuldigungen sind die Folge, ebenso wie ein Klima des Misstrauens zwischen den Geschlechtern.

(...) Dieter Wedel ist ein Opfer. Er ist das erste Opfer der #MeToo-Debatte. Nicht, weil er von sich sagt, er sei unschuldig. Sondern weil er vorverurteilt wurde. Das "Urteil", vorangetrieben von einem Sperrfeuer auf vielen Kanälen – in den Zeitungen ebenso wie in sozialen Netzwerken, im Internet und am Stammtisch.


Natürlich versuchen Feministinnen wacker dagegen zu halten. "Hexenjagd ist was anderes, ihr Memmen" schimpft etwa Margarete Stokowski, die nicht gerade mit einem Herzinfarkt im Krankenhaus liegt. (Immerhin hat Spiegel-Online diese Überschrift inzwischen offenbar geändert; sie findet sich nur noch in der URL des Links und bei News-Aggregatoren.) Stokowski spricht von einer "Täter-Opfer-Umkehr" und erwähnt den Fall Dieter Wedel, was eine von zwei Möglichkeiten nahelegt: Entweder sie verfügt über Geheimwissen, dass die staatsanwaltlichen Ermittler noch nicht kennen, oder sie kann pure Behauptungen und erwiesene Schuld nur schwer auseinanderhalten, legt sich aber in einem Massenmedium gerne schon mal fest.

"Tor zur Hölle", in der Tat.

In der "taz" spekuliert Heide Oestreich, es spreche viel dafür, dass Wedel ein "Vergewaltiger" sei, "der noch aus dem Krankenhaus heraus vor lauter Selbstherrlichkeit seine Übergriffe leugnet und bagatellisiert". Wie die Kommentarspalte unter dem Artikel zeigt, können da selbst viele Leser nicht mehr mitgehen und kritisieren diese Lust am wilden Spekulieren.

Man sollte vielleicht einmal die sprachlich-inhaltlichen Ähnlichkeiten zweier unterschiedlicher Medienformate analysieren, die beide bevorzugt von Frauen gelesen werden: feministische Artikel und Klatschzeitschriften. "Also der Promi XY hat doch ganz bestimmt das und das gemacht ..." Vielleicht ist Wedel schuldig, vielleicht unschuldig. Das zu klären ist Aufgabe der Staatsanwaltschaft und nicht Ratespielchen der Presse.

Als besonderes Problem der MeToo-Kampagne erweist sich dabei immer mehr, dass zunehmend Frauen den Mund dagegen aufmachen. Sie reichen von der Kriminologin über die Harvard-Professorin bis zu einer feministischen Ikone. Sogar Ingrid Steeger und Sarah Wagenknecht äußern inzwischen Kritik. Wie sollen Feministinnen da den Kessel überhaupt noch am Kochen halten?

Bei ze.tt versucht es Eva Reisinger auf diese Tour:

Sie stellen sich auf die Seite von Männern, suchen die Schuld bei Frauen und verschaffen sich so Macht: Sexistinnen. Warum kämpfen diese Frauen gegen Frauen?


Damit sind wir bei der Methode der völlig Ratlosen angekommen: Wenn nichts mehr hilft, geht man zu wüsten Beschimpfungen über. Frauen, die Bedenken hinsichtlich einer Kampagne äußern und auf zentrale zivilisatorische Werte wie die Unschuldsvermutung hinweisen, sind nicht Menschen mit einer anderen Meinung, einer abweichenden Einschätzung, sondern schlicht "Sexistinnen". Und dieses Etikett wird dem Leser im gesamten Artikel auch immer wieder in den Kopf gehämmert, als ob Reisinger ihn damit zu hypnotisieren versuchte: "Sexistinnen ... Sexistinnen ... Sexistinnen ... Sexistinnen ..." Das würde bedeuten, dass selbst eine Erzfeministin wie Germaine Greer der Macht zuliebe gegen Frauen kämpft.

Aber kämpft Eva Reisinger nicht selbst gegen Frauen, um damit von ze.tt publiziert zu werden?

Der Artikel stellt im Wesentlichen ein Interview Reisingers mit ihrer ideologischen Schwester im Geiste Elisabeth Wehling dar. Die wiederum sagt bemerkenswerte Dinge:

Um Gleichberechtigung zu erreichen, darf es keinen Kampf zwischen den Geschlechtern geben. Das ist das typische Missverständnis.


Genau! Und gemeinsam suchen wir dann nach einem Weg, bei dem sowohl Frauen vor sexueller Gewalt als auch Männer vor Falschbeschuldigungen geschützt werden?

Ach Quatsch, Wehling sucht nur Unterstützer für ihre Linie:

Um etwas zu erreichen, brauchen Frauen die Männer mit an Bord. Jeder männliche Feminist ist wichtig und besonders wertvoll.


Für männliche Anliegen hat Wehling nur die übliche feministische Verachtung übrig:

Oh ja, die berüchtigte Hexenjagd auf die armen Männer!


Um ein paar Zeilen später ungerührt diesen Klopper rauszuhauen:

Die Grundlage für den Feminismus ist Empathie.


Ab-so-lut. Da kann es gar keinen Zweifel geben ...

Und so wie bei der großen Schwester "Zeit"-Online gibt es immer ganz besonderen Spaß im Kommentarbereich, wo es heißt:

Hallo Jimmy Rustles, so viele Worte und Beleidigungen.


Puh, wenigstens sehen die Macher von ze.tt ihren Beschimpfungs-Artikel selbstkritisch.

Nein, wartet, es geht weiter mit:

Wir haben deinen Beitrag entfernt, er verstößt gegen unsere Netiquette. Wir bitten um einen respektvollen Umgangston.


Oh. Gemeint ware nicht die EIGENEN Beleidigungen und nicht der EIGENE mangelnde Respekt gegenüber Menschen mit abweichenden Meinungen. Abgekanzelt wird stattdessen wie immer die der Leser. Wahrscheinlich würde man bei ze.tt am liebsten schreiben "Bisschen mehr Respekt, ihr blöden Säcke!", aber das käme nicht so schön gouvernantenhaft rüber.

Okay, jetzt hab ich mal etwas getan, was ich sonst selten tue, nämlich viel Zeit aufgewendet, um mich mit einer besseren Schülerzeitung auseinander zu setzen. Das Problem ist natürlich, dass bei den Internetauftritten der "Zeit" dieser Umgang mit abweichenden Meinungen Methode hat. So analysierte der Psychologieprofessor Stephan Schleim einmal einen anderen Artikel, den die "Zeit" im Rahmen einer Feminismusdebatte veröffentlichte, mit folgenden Worten:

Von einer Debatte erwartet man, dass dort debattiert wird. Im Text wird jedoch nur provoziert, psychologisiert, emotionalisiert und stigmatisiert: So führen die Autorinnen eine ganze Typologie ein, um ihre Diskussionsgegner zu charakterisieren beziehungsweise zu diffamieren. (...) Einer ernsthaften Debatte über Geschlechterrollen, soziale Erwartungen und Zwang, für Männer, Frauen, Xe, erweisen die Autorinnen durch ihre Emotionalisierung, Psychologisierung, Stigmatisierung, ja Diskriminierung einen Bärendienst. Auch Feministinnen darf man kritisieren und nicht jeder, der es tut, ist darum ein Wutmann oder eine Wutfrau, ein zorniger Journalist.


Oder, in diesem Fall, eine Sexistin. Wie kindisch dieses Denken ist, wird man in der feministisch-fundamentalistischen Echokammer, wo die eigene Meinung automatisch als göttliche Wahrheit und jeder Widerspruch als Ketzerei erscheint, wohl nie kapieren.

Der "Süddeutschen Zeitung" zufolge ist die MeToo-Debatte inzwischen übrigens derart verfahren, dass man eine Wahrheits- und Versöhnungskommission wie in Südafrika nach der Apartheid benötige, um sie sinnvoll aufzudröseln: "Genau so etwas bräuchten Männer und Frauen auch gerade."

In dem Artikel fabuliert Susan Vahabzadeh weiter:

Die Debatte, so der amerikanische Autor Warren Farrell, sollte sich nicht nur auf "sich beklagende Frauen konzentrieren, statt darauf, einander zuzuhören". Es ist bitter, das einräumen zu müssen, aber Farrell, der Antifeminist, hat nicht ganz unrecht.


Man sieht: Ohne Stigmatisierungen, Diffamierungen und Falschbehauptungen geht es auch bei der "Süddeutschen" nicht. Warren Farrell ist natürlich kein Antifeminist, sondern stellte in seinem Klassiker "Mythos Männermacht" klar:

Ich bin ein Männerrechtler (oder Maskulist), wenn Männerrechte und Männerbefreiung mit gleichen Chancen und gleicher Verantwortung für beide Geschlechter definiert werden. Ich bin ein Frauenrechtler, wenn Feminismus gleiche Chancen und Verantwortung für beide Geschlechter propagiert. Ich stehe im Widerspruch zu beiden Bewegungen, wenn eine sagt, unser Geschlecht ist das unterdrückte Geschlecht, deswegen haben wir Anspruch auf bestimmte Vorrechte. Das ist nicht die Befreiung, sondern die Machtergreifung eines Geschlechtes.


Dass ein Männerrechtler wie Farrell nicht gleichzeitig automatisch "Antifeminist" sein muss, sondern um beide Geschlechter besorgt sein kann – um das zu kapieren, brauchen unsere QualitätsjournalistInnen garantiert noch 50 Jahre.

Andererseits sollte ich vermutlich nicht zu streng sein. Es ist wohl schon ein großer Schritt für eine Frau aus dem feministischen Lager einzuräumen, dass jemand, den sie für einen Antifeministen hält, mit irgendetwas Recht haben könnte. Warum das allerdings so "bitter" sein soll, erschließt sich mir nicht. (Ich selbst erkläre immer wieder, dass eine Feministin mit irgendwas richtig liegt, gestern und heute etwa Germaine Greer und Mithu Sanyal.)



2. Ich ziehe einen Teil meiner Leserpost hier einmal vor, weil es thematisch so gut zu der angeblich nötigen Wahrheits- und Versöhnungskommission wie in Südafrika passt.

Gestern hatte ich einen Artikel im Berliner "Tagesspiegel" zitiert, wo es heißt:

Tja, Männer, das kommt euch jetzt ungerecht vor, und genau das ist es ehrlich gesagt auch, aber so ist es nun: Ihr seid jetzt einem Dauerverdacht ausgesetzt. Ihr könnt den nicht wegargumentieren, denn für Argumente ist in diesen Verdachtsfragen niemand empfänglich.


Dazu schreibt mir mein Leser Kevin Fuchs:

Ähm, sorry, ich erlebe das zunehmend umgekehrt. Es ist eher so, dass Frauen zunehmend "Vorurteilen" ausgeliefert sind: "Sie wurde vergewaltigt? War das ne echte oder schwedische Vergewaltigung?"; "Er hat sie sexuell belästigt? Was hat er denn getan? Zu laut guten Tag gesagt?"

Frauen werden da nicht mehr so ernst genommen und eines muss man sagen: Im realen Leben funktioniert der MeToo-Mechanismus bei Männern nicht. Im realen Leben gibt es Unterlassungserklärungen und einstweilige Verfügungen. Diese Dinge sorgen dafür, dass man eben nicht alles behaupten kann, ohne es glaubhaft machen zu können. Im realen Leben ist der Preis für eine Falschbehauptung exorbitant hoch. MeToo wurde als Perpetuum Mobile in journalistischen Echokammern gezüchtet und funktioniert auch nur mit prominenten Personen. Denn nur bei Prominenten kann man mit dem Gerüchtemodus weitreichenden Schaden anrichten. Nur mit Gerüchten über Prominente lässt sich Cash und Auflage machen. Mit dem realen Leben durchschnittlicher Leute hat das wenig zu tun.


Man könnte ja mal spaßeshalber ausschließlich unter deutschen Frauen eine Umfrage machen, ob sie wirklich eine "Wahrheits- und Versöhnungskommission wie in Südafrika" für nötig halten ...



3. Im liberalen Magazin Sp!ked beschäftigt sich Joanna Williams mit den Hintergründen mancher Vergewaltigungsvorwürfe:

Eine Falschbeschuldigung ist ein Vorwurf, von dem der Beschwerdeführer weiß, dass er nie wirklich zugetroffen hat. Aber, wie Professor Phil Rumney ausführte, kann es Falschbeschuldigungen geben, die nicht unter diese Definition fallen, wie zum Beispiel "nicht böswillige Behauptungen von Menschen mit besonderen medizinischen Problemen, die wirklich glauben, Opfer von Vergewaltigungen oder anderen Sexualdelikten zu sein, die sich aber irren". Für einige Frauen kann daher eine falsche Anschuldigung auf dem echten Glauben beruhen, dass sie vergewaltigt wurden. Zusätzlich, wie Rumney betont, kann eine Person Vergewaltigung vorwerfen, ohne zu verstehen, was die rechtliche Definition von Vergewaltigung bedeutet.

(...) Die #MeToo-Bewegung hat eine Menge Verwirrung über die Bedeutung von Vergewaltigung ans Licht gebracht. Ein Artikel auf der Website Everyday Feminism mit dem Titel "Woher weiß ich, ob ich vergewaltigt wurde?" beginnt mit der Aussage: "Es gibt viele Lügen, die es schwer machen, herauszufinden, ob man vergewaltigt wurde." Aber die Schwierigkeit, zu wissen, ob Sie Opfer eines Verbrechens sind oder nicht, legt nahe, dass das Verbrechen inzwischen vage und subjektiv definiert ist.

Sex- und Beziehung-Unterricht an der Schule, Lektionen über "Einwilligung" an der Uni und jetzt die #MeToo-Berichterstattung bringt jungen Frauen bei, dass Sex ohne Einwilligung Vergewaltigung ist und dass die Einwilligung vorzugsweise verbal und enthusiastisch sein muss und definitiv frei gegeben und kontinuierlich erfolgen muss. Sex, der nicht mit explizit erwünschter und erteilter Einwilligung einhergeht, ist Vergewaltigung. Unerwünschter Sex ist Vergewaltigung. Das bedeutet, dass eine Frau nach einer sexuellen Begegnung, vielleicht Wochen später im Gespräch mit Freunden, zu dem Schluss kommen kann, dass sie keine begeisterte und anhaltende Zustimmung gegeben hat und deshalb vergewaltigt wurde. Nach dieser Logik schließen weder Textnachrichten, die Freude über das Erlebnis verkünden, noch Fotos von postkoitalem Kuscheln die Möglichkeit einer Vergewaltigung aus.

Was bei der Definition von Vergewaltigung als unerwünschtem Sex fehlt, ist das Wissen des Täters über die fehlende Einwilligung. Frauen – und Männer – können Sex auch dann haben, wenn sie das aus verschiedenen Gründen nicht wollen: um einem Partner zu gefallen, um eine Beziehung aufrechtzuerhalten oder weil es einfacher ist, als Nein zu sagen. Aber sie sind nur dann vergewaltigt worden, wenn sie ihrem Partner klarmachen, dass sie keinen Sex haben wollen und ihr Partner trotzdem weitermacht.

Es ist möglich, dass einige falsche Vergewaltigungsvorwürfe nicht bösartig sind, sondern auftreten können, wenn eine Frau davon überzeugt ist, dass sie vergewaltigt wurde. Wenn später die Polizei an die Tür des Angeklagten klopft, hat er vielleicht wirklich keine Ahnung, etwas Falsches getan zu haben. Ein Mann, der eine Vergewaltigung begangen hat, würde sich wohl kaum mit seinem Opfer fotografieren lassen oder weiterhin telefonieren und texten.

Fehlurteile hinsichtlich einer Vergewaltigung sind schrecklich für Männer, die mit der sehr realen Gefahr einer Inhaftierung konfrontiert sind. Sie sind auch schlecht für die Frauen, weil sie überzeugt sind, dass sie Opfer sind und nicht in der Lage sind, ihr Leben weiterzuführen. Um dem Einhalt zu gebieten, braucht die Polizei die Mittel, um Verbrechen umfassend zu untersuchen, und wir müssen die Kultur des "Glaubt dem Opfer" in Frage stellen. Aber wir müssen den Frauen auch sagen, dass betrunkener Sex, nachträglich bedauerter Sex und unerwünschter Sex keine Vergewaltigung darstellen. Damit ein Vergewaltiger verurteilt werden kann, muss er wissen, dass sein Opfer nicht zugestimmt hat oder nicht in der Lage war, dem Geschlechtsverkehr zuzustimmen. Konsens-Unterricht und die #MeToo-Bewegung riskieren, Frauen als passive, zerbrechliche Kreaturen darzustellen, denen es an der Fähigkeit mangelt, Männern zu sagen, dass sie ihre Finger wegnehmen sollen oder dass sie keinen Sex mit ihnen haben möchten. Dies kann nur dazu führen, dass es in Zukunft mehr Prozesse wegen Vergewaltigung gibt und mehr Leben ruiniert werden.




Themenwechsel.



4. Die eigentlich profeministisch orientierte Website "The Good Men Project" richtet an Feministinnen, die sich über patriarchale Diskriminierungen durch die doofen Männer beklagen, überraschend klare Worte:

Hier ist ein einfacher Lackmustest für jede Lebensphilosophie: Werfen Sie einen langen, harten Blick auf Ihre Überzeugungen. Wenn irgendeine davon darauf beruht, dass Sie andere Menschen zum Sündenbock für Ihre Probleme machen, müssen Sie diesen Glauben überdenken und ersetzen.

Lasst uns den Tatsachen ins Auge sehen, Leute. Die Welt ist ein Ort der Möglichkeiten. Sie bietet Härte und Komfort, Hässlichkeit und Schönheit, Misserfolg und Erfolg. Die Welt ist eine leere Leinwand für die Erschaffung des Lebens, das Sie suchen, solange Sie Ihre Absichten festlegen und bewusst und willentlich auf Ihre Ziele hin handeln.

Sie werden auf Straßensperren und Enttäuschungen stoßen. Aber diese sind nicht Teil einer künstlichen "Verschwörung", um Sie zurückzuhalten. Vielmehr sind unsere Misserfolge der notwendige Kontrast, der es uns ermöglicht, unseren Erfolg zu sehen, so wie Sie den Tag ohne die Dunkelheit der Nacht nicht zu schätzen wissen.

Mit anderen Worten, Sie können sich nicht zurücklehnen und darauf warten, dass die Welt Ihnen das gibt, was Sie wollen. Sie können nicht statisch und stagnierend bleiben und keinen Versuch unternehmen, Ihre Träume zu erfüllen, und sich dann fragen, warum Sie nicht bekommen, was Sie wollen. Sie MÜSSEN handeln.

Niemand sonst hält Sie zurück. Nur SIE SELBST können sich zurückhalten.


Hm? Was ist? Oh, war ich wieder zu schludrig und hab den Text nur überflogen? Ja, ihr habt Recht – jetzt wird mir einiges klar: Diese Ratschläge richten sich gar nicht an Feministinnen! Sondern an die Mitglieder der Men-Going-Their-Own-Way-Bewegung, die sich den Anforderungen einer männerfeindlichen Gesellschaft entziehen möchten.

Na, eh wurscht. Umgekehrt wird da auch ein Schuh draus. Alles andere wäre ja auch sexistisch.



5. An der Alice-Solomon-Hochschule hat die Ignoranz gesiegt und die Kunst verloren.

Dies kommentiert der "Welt"-Journalisten Ulf Poschardt auf Facebook so:

das ist derart geil kaputt und gestört. und die asta-leute merken in Ihrem reihenhaus-jakobinertum gar nicht mehr, dass die den boom der rechten anschieben, es ist nicht zu fassen.




6. Eine neue Studie ermittelte, dass die Familienmitglieder, mit denen zu leben am anstrengendsten ist, Ehefrauen, Mütter und Schwestern sind. Okay, das muss man jetzt irgendwie in das gewohnte Raster pressen, dem zufolge Frauen bessere Menschen sind. Ah ja, so geht's:

Frauen mögen für den Löwenanteil des Jammerns, Nörgelns und Kontrollierens in Beziehungen verantwortlich sein, aber die Studie stellte fest, dass das aus gutem Grund so ist. Weibliche Familienmitglieder wurden am häufigsten als schwierig bezeichnet, weil sie sich in der Regel emotional in das Leben ihrer Verwandten einbringen.




7. Mehr Leserpost. Einer meiner Leser informiert mich über folgende Meldung:

In Baden Württemberg sperrt sich die CDU gegen die mit den Grünen vereinbarte Änderung des Wahlrechts für das Landesparlament. Der Vorschlag der Grünen sieht vor, dass mehr Frauen ins Parlament kommen sollen, weil der Wähler nur noch über eine vorgegebene Kandidaten-Liste abstimmen kann (Ja/Nein) und nicht mehr einzelne Kandidaten in direkter Wahl wählen. Auf so einer Listen sind dann entsprechend mehr Frauen drauf – gemäß Frauen-Quote.

Diesem Vorschlag hat die CDU im Koalitions-Vertrag mit den Grünen zugestimmt. Doch jetzt sagt sie: Äh ... nöö.


Ein anderer Leser schreibt mir:

Hallo,

wer lügt denn nun wieder mit welcher Statistik?

Gestern verlinkt auf Genderama.

Bei Heimfahrt in den Nachrichten beim Deutschlandfunk.

Beide Artikel lassen bei mir ehrlich gesagt die Alarmglocken schrillen. Ich wäre mit beiden vorsichtig.


Eine Erklärung für die scheinbar widersprüchlichen Statistiken findet man hier.

Dienstag, Januar 23, 2018

Dieter Wedel: Herzattacke nach MeToo – News vom 23. Januar 2017

1. Im Berliner "Tagesspiegel" gibt Ariane Bemmer uns Männern einen sicher gut gemeinten Tipp hinsichtlich der "Hexenjagd auf Männer", als die manche die MeToo-Kampagne bezeichnen:

Tja, Männer, das kommt euch jetzt ungerecht vor, und genau das ist es ehrlich gesagt auch, aber so ist es nun: Ihr seid jetzt einem Dauerverdacht ausgesetzt. Ihr könnt den nicht wegargumentieren, denn für Argumente ist in diesen Verdachtsfragen niemand empfänglich. Ihr könnt euch darüber dauernd beschweren, aber das fällt irgendwann nur auf euch zurück (Pechstein-Syndrom!). Ihr könntet euch auch eingeladen fühlen, genau das zu tun, was euch ohnehin zugeschrieben wird, aber eventuell entfremdet euch das von euch selbst, weil ihr so doch gar nicht seid. Der Rat also lautet: Lebt mit dem Vorurteil, ertragt es.


Ein Mann, dem das zunehmend schwer fällt, ist der entsprechenden Anschuldigungen ausgesetzte Regisseur Dieter Wedel. Über ihn berichtet aktuell Die Welt:

Dieter Wedel ist nach Vorwürfen sexueller Übergriffe als Intendant der Bad Hersfelder Festspiele zurückgetreten. Der 75-Jährige schrieb in einer am Montag veröffentlichten persönlichen Erklärung, die Anfeindungen gegen ihn hätten "ein für meine Gesundheit und natürlich auch für meine Familie erträgliches Maß weit überschritten". Er wolle die Festspiele "aus der diffamierenden Diskussion um meine Person heraushalten". Nach Angaben seiner Sprecherin hat der 75-Jährige eine Herzattacke erlitten und liegt im Krankenhaus.

(...) In seiner persönlichen Stellungnahme heißt es weiter: "Seit mehr als zwei Wochen sehe ich mich einer nicht enden wollenden Flut schwerster, öffentlich in den Medien erhobener Anschuldigungen und Vorwürfen ausgesetzt. Der Umfang und die Art und Weise dieser Beschuldigungen haben mich zutiefst verstört und erschüttert. Und auch die Tatsache, dass es nicht aufhört."

(...) Wedel bekräftigte in seiner Erklärung: "Ich verabscheue jede Form von Gewalt, gegen Frauen ebenso wie gegen Männer." Er kündigte an, sich nicht mehr öffentlich äußern zu wollen.


Die Vorwürfe lägen mehr als 20 Jahre zurück, erklärte Wedel weiter. Zeugen, die zu seiner Entlastung beitragen könnten, seien tot.

"In diesem Klima der Vorverurteilung, der sogenannten 'Verdachtsberichterstattung', die auf keine erwiesenen Fakten gestützt sein muss, kann ich den Kampf um meine Reputation nicht gewinnen – weder mit juristischen Mitteln noch mit medialen Stellungnahmen."


Die Frankfurter Allgemeine schließlich berichtet:

Wedel wies in seiner Stellungnahme auch auf Erpressungsversuche von vermeintlichen Zeuginnen hin. Sie hätten von ihm eine höhere als die ihnen von Verlagen und Zeitungen für ihre Aussage angebotene Summe gefordert, anderenfalls würden sie ihn ohne Rücksicht auf den Wahrheitsgehalt belasten. Teilweise seien hier fünfstellige Summen im Spiel gewesen.


In Großbritannien hatte es in Form eines Selbstmords ein Todesopfer von MeToo gegeben.



2. Germaine Greer, eine einflussreiche Feministin aus Alice Schwarzers Generation, äußert jetzt Kritik an MeToo. Sie befindet: Wenn Frauen für Harvey Weinstein die Beine breit machen, ist das gleichbedeutend mit Einvernehmlichkeit.

Auch eine Harvard-Professorin warnt vor MeToo:

Ich bin (...) zutiefst beunruhigt, was übertriebene Definitionen von unrechtmäßigem Verhalten angeht. In der gegenwärtigen Situation werden Männer wegen Aktionen angeprangert, die von der Forderung nach einer Verabredung und Umarmungen auf der einen Seite bis zu Vergewaltigungen und anderen erzwungenen sexuellen Kontakten auf der anderen Seite reichen, als ob alle gleich wären und alle die Kündigung rechtfertigen. (...) Frauen sind nicht so schwach, dass sie einen solchen Schutz brauchen. Ein Verbot derartiger Aktivitäten am Arbeitsplatz würde die Lebensqualität für alle beeinträchtigen, auch für Frauen. (...) All dies gefährdet eine echte Reform. Es untergräbt die Legitimität von Maßnahmen gegen schwerwiegendes sexuelles Fehlverhalten und Machtmissbrauch. Es erzeugt Potential für Gegenschläge.




3. "Inxeba", der südafrikanische Kandidat für den Oscar für den besten fremdsprachigen Film, behandelt den Initiationsritus "ulwaluko", bei dem junge Xhosa-Männer zwei Wochen in den Busch ziehen, wo sie ohne Betäubung beschnitten werden. Vor diesem Hintergrund entfaltet sich eine schwule Liebesgeschichte. Der offen schwul lebende Hauptdarsteller, erhielt Morddrohungen. Es gab in Südafrika auch Forderungen nach einem Verbot des Films, und der traditionelle König des Xhosa-Volkes nannte den Film "beleidigend".

In einem österreichischen Nachrichtenportal, das über diesen Film berichtet, heißt es weiter:

Südafrikas berühmtester Xhosa, der Anti-Apartheidkämpfer und spätere Präsident Nelson Mandela, hatte seine Initiationszeremonie in seiner Autobiografie positiv beschrieben. Wissenschaftler sind aber der Ansicht, dass das Ritual für schwule Männer belastend sein kann.


Nur für schwule Männer? Nun, das kommt darauf an, ob man seinen Tod als Belastung empfindet:

Während in vielen Ländern Afrikas Aktivisten gegen weibliche Genitalverstümmelung kämpfen, wird die Beschneidung männlicher Teenager in Südafrika kaum hinterfragt. Sie gilt trotz mehrerer Todesfälle jedes Jahr als wichtiger Schritt zum Mannsein.


Vielleicht trägt dieser Film ja dazu bei, das Redetabu um dieses Problem zu brechen.



4. Das Blog Männergedanken zeigt am Beispiel der Grünen, wie es aussieht, wenn man selbst Opfer der Zensurmaßnahmen wird, die man sich so sehr gewünscht hat.



5. Der weibliche Orgasmus wird von Männern bestimmt. Dieser Meinung ist die Feministin Michelle Sutherland und will mit in ihrem Crowdfunding-Sound-Projekt den weiblichen Orgasmus wieder in die Macht der Frau geben.



6. Die Popsängerin Ciara hatte am Samstag einen Clip auf ihrer Instagram-Seite gepostet, in dem der Pastor John Gray erklärt, was Frauen tun müssen, um einen Mann zu finden. "Diese anti-feministische Botschaft sorgte schnell für einen Shitstorm", berichtet vip.de und schildert auch die Reaktion der Sängerin: "Eine Entschuldigung sieht anders aus."



7. Was möchten "Antifeministen" und "Maskulinisten" in Deutschland? Das erklärt das Audioportal freier Radios unter der Überschrift "Zurück ins Kaiserreich". Im Kaiserreich wie heute, berichtet Rebekka Blum mit unverhohlenem Amüsement in der Stimme, habe der antifeministische Schwerpunkt auf "den armen, benachteiligten Männern gelegen". Ein einziger Tag in einem Schützengraben würde diesen herablassenden Tonfall vermutlich kurieren.



8. Hans-Georg Nelles vom Bundesforum Männer fordert: Politik für Männer und Väter gehört in den Koalitionsvertrag.



9. "Prostitution ist so gefährlich wie in den Krieg zu ziehen", zitiert die Feministin Mithu Sanyal eine These, die von Leitmedien wie dem ZDF verbreitet wurde, und fragt: "Stimmt das wirklich?" Lesenswert ist der Artikel nicht nur für Menschen, die sich für das Thema "Prostitution" interessieren – denn Sanyal sagt auch etwas zur Vernachlässigung der tatsächlich gefährdeten Menschen, die in typischen Männerjobs tätig sind.



10. Die Männerhasser-Partei SPD liegt in den Umfragen inzwischen bei 17 Prozent.



11. Die Website "The Tylt" macht ein spannendes Experiment: Wie viele Menschen stimmen für und wie viele gegen die Männerrechtsbewegung, wenn man diese Bewegung so bescheuert darstellt wie möglich? So heißt es dort:

Männerrechtler beschweren sich, dass sie in der Populärkultur beiseite geschoben werden und sagen, dass Frauen von "Dr. Who" und "Star Wars" über "Ghostbusters" bis zu "Ocean's Eight" Männer verdrängen. Aber von Hollywood bis Washington DC, von Nachrichtenredaktionen bis hin zu Vorstandsetagen dominieren weiße Männer noch immer so ziemlich jede Halle der Macht, und viele kritisieren die Männerrechtsbewegung wegen ihrer allzu häufigen Misogynie und Gewalt. Was meinen Sie dazu?

( ) #WeNeedMensRights

( ) #MenArentOppressed


Das Ergebnis dieser Umfrage dürfte nicht so ausgefallen sein, wie The Tylt sich das vorgestellt hatte. Mit Stand von heute morgen unterstützen 88 Prozent die Männerrechtsbewegung.



12.
Eine neue Studie, die vom Pew Research Center veröffentlicht wurde, hat herausgefunden, dass James Damore nicht der einzige weiße Mann in MINT ist, der sich diskriminiert fühlt.

In einer Studie mit 2.344 MINT-Arbeitern gaben 19 Prozent der Männer an, dass sie "geschlechtsspezifische Diskriminierung am Arbeitsplatz" erlebt hätten. Sieben Prozent der Männer gaben an, das Gefühl zu haben, dass ihr Geschlecht es ihnen "schwerer gemacht hat, erfolgreich zu sein".


Hier geht es weiter.



13. Die Post. Einer meiner Leser schreibt mir heute:

Ich bin gerade über diesen Ausschnitt aus einem Interview gestolpert, den [der kanadische Professor für Psychologie] Jordan B. Peterson letzte Woche einem britischen Radiosender gegeben hat. Es geht darum, wie junge Männer indoktriniert werden, wie hoffnungslos sie sind und welchen Unterschied schon ein einziges Wort der Unterstützung machen kann. Bei mir treffen seine Worte auf starke Resonanz. Ich bin ohne Vater aufgewachsen und kenne es nicht anders, aber wenn ich ihn reden höre, dann spüre ich, wie mir gute Väterlichkeit - bis heute! - fehlt. Und dass es in unserer Gesellschaft überhaupt keine Auffangmechanismen gibt für die Kinder, die ohne Vater aufwachsen. Ja, der Vatermangel wird noch nicht einmal überhaupt als Problem wahrgenommen. Teils, in den radikaleren linken/feministischen Kreisen, gilt er mithin ja sogar als Lösung des Problems (des Problems "Patriarchat" aka "hegemoniale Männlichkeit" aka "Misogynie").

Dass jemand so ein Mitgefühl für junge Männer hat, das kenne ich sonst überhaupt nicht. Und dazu hat Peterson unbestreitbare akademische Credentials. Und er knickt nicht ein, er steht seinen Mann gegen all die Boshaftigkeit, die täglich von Seiten der regressiven Linken auf ihn einprasselt. Für mich ist er ein Held, und das habe ich noch nie über jemanden gesagt.


Professor Jordan Peterson scheint derzeit viele Menschen zu begeistern. Diese Woche beispielsweise erscheint sein Buch "12 Rules for Life". Bei Amazon Kanada ist es bereits das bestverkaufte Buch. Es liegt auf Platz 2 der meistverkauften Bücher bei Amazon USA und auf Platz 4 bei Amazon Großbritannien. Hierzulande ist es bei Amazon das meistverkaufte fremdsprachige Buch – noch vor den Enthüllungen über die Zustände im Weißen Haus unter Donald Trump, die in den Leitmeiden groß aufgegriffen wurden.

Dieser immense Erfolg dürfte nicht zuletzt einem Interview zu verdanken sein, das die britischen Channel 4 News vergangene Woche mit Peterson führten. Dabei versuchte die Interviewerin Cathy Newman in vollem Marietta-Slomka-Modus, Peterson wegen seiner Kritik am Feminismus als verantwortungslosen Unmenschen und Wirrkopf darzustellen. Nach Ansicht vieler Beobachter zeigte sie aber lediglich katastrophal schlechten Journalismus, während Peterson aus diesem Verhör verblüffend souverän hervor ging. Es gibt jetzt schon eine ganze Reihe von Videoanalysen dieses Gesprächs auf Youtube.

Die britischen Leitmedien indes skandalisierten, dass nach der Sendung eine Flut frauenfeindlicher Resonanz gegen die Interviewerin gegeben habe. Dabei räumt jedoch selbst der feministische Guardian ein, dass Peterson die Journalistin gegen Feindseligkeiten in Schutz nahm. In dem Artikel heißt es:

Peterson, der in der heutigen Ausgabe des "Observer" interviewt wird, sagte, dass, sobald er auf die Vorwürfe, es gebe Beschimpfungen, aufmerksam wurde, er "sofort getweetet hat: 'Wenn Sie einer dieser Leute sind, die das tun, halten Sie sich zurück, es gibt keine Entschuldigung dafür, keinen Nutzen'."

Er sagte, die Erfahrung habe ihn veranlasst, sich in Newmans Position zu versetzen: "Es besteht kein Zweifel daran, dass Cathy im Internet einer vernichtenden Flut von Kritik ausgesetzt war. Eines der Dinge, die ich versucht habe zu tun, war, mir vorzustellen, was ich tun würde, wenn ich mich in ihrer Situation befände und wie ich darauf reagieren und verstehen würde, was hier passiert. Allerdings hat man mir keine Beweise dafür geliefert, dass die Kritiken Drohungen darstellten. Es gibt einige fiese Witze im Internet, aber die Vorstellung, dass dies irgendwie eine fundamentale Misogynie widerspiegelt und davon angetrieben wird, ist lächerlich."


Dem Guardian zufolge empfinde Peterson über das, was viele Beobachter als seinen Sieg in der Konfrontation wahrnahmen, keine Genugtuung:

"Große Anerkennung an den Sender dafür, dass er das Gespräch unbearbeitet online gestellt hat. Als ich das Interview beendete, war ich mir sicher, dass es zu meinem Nachteil geschnitten werden würde. Ich fühle mich nicht, als hätte ich gewonnen. Es wäre ein befriedigenderer Sieg gewesen, wenn wir in der Lage gewesen wären, über die Ideen zu sprechen, die unter der Oberfläche brodeln, die diese bemerkenswerte Reaktion auf das Interview antreiben. Wir haben eine Gelegenheit verpasst. Ein Zyniker könnte sagen: 'Dr. Peterson, Sie haben bekommen, was Sie wollten. Das ist sehr gut für Ihre Buchverkäufe.' Das ist alles gut und schön, aber in gewisser Weise sind das dumme Siege, wenn man bedenkt, was auf dem Spiel steht."


Die britische Männerrechtsgruppe "Hequal" analysierte die Online-Reaktionen auf das Interview. Ihr Fazit: Cathy Newmans feminitische Fans attackierten Peterson und seine Unterstützer mit 30 mal mehr sexistischen Aggressionen als umgekehrt.

Im britischen Politikmagazin Spectator urteilt Douglas Murray:

Jeder faire Beobachter könnte denken, dass, wenn es in diesem Fall irgendein "Opfer" gäbe, es Professor Peterson war, der eine Einladung zu einem Interview annahm, in dem er dann serienweise falsch dargestellt wurde. Es war Peterson, der, wann immer er etwas sagte, die Antwort bekam "Was Sie also sagen, ist ..." – gefolgt von etwas, das er nicht gesagt hatte.

(...) Kurz nachdem Newmans katastrophales Interview viral ging, kündigte der Redakteur von Channel 4 News, Ben de Pear, auf Twitter an, dass das Ausmaß von "bösartigen frauenfeindlichem Beschimpfungen, Gemeinheiten und Drohungen" für Newman so groß sei, dass "Channel 4 News Sicherheitsspezialisten für die Durchführung einer Analyse heranziehen mussten". Er fuhr fort: "Ich werde nicht zögern, die Polizei hinzuzuziehen, wenn nötig", und fügte hinzu: "Was für ein schreckliches Zeugnis für die Zeiten, in denen wir leben". Er mag Recht gehabt haben, wenn er sagt, dass Newman einige fiese Beschimpfungen erlitten hat - es gibt leider eine Menge davon in den sozialen Medien -, aber die Vorstellung einer glaubwürdigen Drohung gegen sie hat dies auf eine andere Ebene gehoben. Die Tatsache, dass Channel 4 entschieden hatte, dass die Kritik an ihrem Moderator so schwerwiegend war, dass sie "Sicherheitsspezialisten" einschalten mussten, wurde unweigerlich zu einer Nachrichtenstory in jeder Zeitung, vom Guardian bis zur Daily Mail. Die Labour-Abgeordnete Angela Rayner gehörte zu denjenigen, die Newman "Solidarität" ausrichteten.

Und so verwandelte sich Newman von der bloßgestellten Tyrannin in ein belagertes Opfer.

(....) Jeder kann voraussagen, wohin dieses Stück des Den-Spieß-Umdrehens führen wird. Es wird das nächste Mal verwendet, wenn jemand Peterson eine Plattform vorenthalten will. Es wird erlauben, ihn als "umstrittener Professor" zu brandmarken. Es wird den Gedanken säen, dass, wenn man bestimmten Ideen widerspricht, man den unbestimmtesten und bequemsten Feind unserer Zeit rechtfertigt: Hass. In der Zwischenzeit wird Cathy Newman vermeiden, zu einer "umstrittenen Interviewerin" zu werden. Stattdessen wird sie zur "tapferen Cathy" werden. Nur eines ist bedauerlich: Es wird keine Gelegenheit geben, über die redaktionelle und journalistische Katastrophe nachzudenken, die dieses Interview war.


Auch das linksliberale Magazin "The Atlantic" beschäftigt sich mit dem Interview: Why Can't People Hear What Jordan Peterson Is Saying? Ein Auszug:

Dies war das prominenteste und markanteste Beispiel, das ich bisher von einem unglücklichen Trend in der modernen Kommunikation gesehen habe. Zuerst sagt ein Mensch etwas. Dann wiederholt eine andere Person das, was der Betreffende angeblich gesagt hat, um es so aussehen zu lassen, als ob seine Sichtweise beleidigend, feindselig oder absurd wäre.

(...) Eigentlich ist eines der wichtigsten Dinge, die dieses Interview veranschaulicht - ein Grund, warum es sich lohnt, es ausführlich zu erwähnen -, dass Newman immer wieder so tut, als ob sie einen Kontroversen zur Rechenschaft zieht, obwohl in Wahrheit sie es ist, die "Stimmung schürt" und "Leute in einen Zustand des Zorns bringt".

Auf Schritt und Tritt ist sie diejenige, die die Worte ihres Subjekts aufgreift und sie extremer, frauenfeindlicher oder schockierender erscheinen lässt, als Petersons Äußerungen selbst es zulassen. Fast alle der aufrührerischen Ansichten, die im Interview gelüftet wurden, werden von Newman Peterson zugeschrieben, der dann bestreitet, dass sie seine Worte genau wiedergegeben hat.

Es gibt Momente, in denen Newman ernsthaft verwirrt erscheint, und das ist sie vielleicht auch. Und doch, wenn es nur Verwirrung wäre, würde sie Peterson dann immer wieder in der skandalöseren, weniger politisch korrekten, mehr zwielichtigen Richtung fehlinterpretieren?

(...) Viele Kulturkriegskämpfe sind unvermeidlich - das heißt, sie wurzeln in ernsthaften, stark gefühlten Meinungsverschiedenheiten über die besten Werte oder den Weg nach vorn oder die Methode der Priorisierung von Gütern. Das Beste, was wir tun können, ist, diese Kämpfe durchzufechten – mit Regeln dagegen, dem anderen dabei die Augen auszustechen.

Aber es gibt einen Weg, die unnötige Spaltung über die zahllosen Meinungsverschiedenheiten, die in einer pluralistischen Demokratie unvermeidlich sind, zu verringern: die Ansichten von Leuten mit unterschiedlichen Meinungen genau zu charakterisieren, anstatt sie dazu zu bringen, in Interviews extremere Aussagen zu machen; oder noch schlimmer, ihre Worte zu verzerren, so dass bestehende Spaltungen hartnäckiger oder unmöglicher zu tolerieren scheinen als sie sind. Diese Art von Übertreibung oder hyperbolischer Falschdarstellung ist eine Epidemie - und es ist längst überfällig, sie um unser aller Willen anzugehen.


Hierzulande griffen die vielgelesenen Blogger Fefe sowie Christian Schmidt die Debatte auf, die bei Schmidt auch kommentiert werden kann.

Das plötzlich immense Interesse an Jordan Peterson führt auch zu einer verstärkten Wahrnehmung seiner männerpolitischen Äußerungen. "Young men have a new defender in Jordan Peterson" titelt The Australian. Und ein Artikel im britischen Telegraph, der sich mit Peterson beschäftigt, trägt die Überschrift: "Manliness is a tricky business - but talking about it is not an insult to womankind". (Leider sind beide Artikel nur Abonnenten online zugänglich.) Ironischerweise hat Cathy Newman mit ihrer ideologisierten Interviewführung Petersons geschlechterpolitische Auffassungen erst richtig bekannt gemacht.

kostenloser Counter