Julia Klöckner (CDU) wirft Feministinnen Ignoranz vor – News vom 27. Januar 2018
1.
Die stellvertretende CDU-Bundesvorsitzende Julia Klöckner hat "rot-grünen Feministinnen" mit Blick auf weibliche Flüchtlinge Ignoranz vorgeworfen. Diese Frauenrechtlerinnen kämpften für gendergerechte Sprache, aber sie schwiegen, wenn es um die Rolle der Frau in arabisch-patriarchalischen Familien in Deutschland gehe, sagte sie den Zeitungen der Funke Mediengruppe.
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2. In dem Artikel Alleen nach Nirgendwo äußert sich Gregor Dotzauer pointiert zu der Zensur des Gedichtes "Avenidas" an der Alice-Solomon-Hochschule und erörtert, was dieser Vorgang über unsere Gesellschaft aussagt.
3. "Väter weg vom Wickeltisch!" fordert Nadia Meier im Schweizer Tages-Anzeiger.
4. "Charmed", eine Frauenserie der neunziger Jahre, steht vor einem Revival – jetzt natürlich ideologisch aufpoliert:
Im Mittelpunkt der Handlung stehen drei Schwestern, die herausfinden, dass sie Hexen sind. Fortan sind sie damit beschäftigt, das Böse zu bekämpfen, das zumeist in übernatürlicher Form auf sie zukommt, und patriarchische Strukturen einzureißen, denn das Charmed Revival steht für Stärke, Spaß und Feminismus.
5. In der Neuen Zürcher Zeitung distanziert sich die Philosophin Julia Kristeva vom MeToo-Feminismus als "militanter Massenbewegung". In der männlichen Sexualität sieht sie einen "ganzen unerschlossenen Kontinent":
Die politisierte Debatte ist zu sehr auf das Weibliche konzentriert. Sie täte gut daran, die Symptome dieser Krise der Männlichkeit mit einzubeziehen, um nicht in den Puritanismus abzugleiten oder in Ignoranz. Die männliche Sexualität funktioniert nun einmal anders als die weibliche, sie weist andere Besonderheiten auf.
6. Nach Vorwürfen sexueller Übergriffigkeit wurde der Schauspieler James Franco aus dem Cover der Zeitschrift "Vanity Fair" herausretuschiert. Diese Praktik hat eine lange Tradition.
7. In der US-amerikanischen Zeitung "The Stranger" veröffentlichte Katie Herzog dieser Tage einen gelungenen Artikel über das herrschende Meinungsklima in der Linken. Ein Auszug:
Es gibt einen Namen für dieses Verhalten: Hexenjagd. Jemand wird beschuldigt, verurteilt und verdammt wegen einer angeblichen oder offensichtlichen Übertretung, und die Bürger von Facebook und Twitter schnappen sich ihre Mistgabeln und eilen zum Scheiterhaufen. Es mag wenig Beweise geben, um die vorherrschende Erzählung zu untermauern, aber das spielt kaum eine Rolle. Der Prozess findet über die sozialen Medien statt, und die Richter sind jedermann mit Zugang.
(...) Diese Atmosphäre macht es schwierig, wenn nicht gar unmöglich, zu widersprechen. Ich habe mich kürzlich mit einer Freundin über die #MeToo-Bewegung unterhalten. Mit gesenkter Stimme sagte sie mir, dass sie ein Geständnis ablegen müsse. "Sag es niemandem", sagte sie, "aber ich glaube nicht, dass Woody Allen seine Tochter vergewaltigt hat." Glücklicherweise befand sie sich in guter Gesellschaft – ich bezweifle auch Woody Allens Schuld, weil die Beweise die Behauptungen einfach nicht unterstützen –, aber meine Freundin sagte dies, als ob sie ein schreckliches Verbrechen gestehen würde. Und das war es: ein Gedankenverbrechen, eines, das so potentiell schädlich für ihr Ansehen unter ihren eigenen Freunden war, dass es undenkbar war, es jemand anderem als einer bekannten Gedankenverbrecherin mitzuteilen. Der poliitsche Widerstand ist offenbar in allem intersektionell – außer was Meinungen angeht.
Die Technik-Soziologin Zeynep Tufekci schrieb kürzlich in einem Artikel für "Wired" über die zeitgenössische Zensur, die nicht von Regierungen, sondern von unseren eigenen sozialen Netzwerken ausgeht. "Die effektivsten Formen der Zensur sind heutzutage die Manipulation von Vertrauen und Aufmerksamkeit, nicht der Maulkorb", schrieb sie. "Folglich sehen sie den alten Formen der Zensur überhaupt nicht sehr ähnlich. Sie sehen aus wie virale oder koordinierte Belästigungskampagnen, die sich die Dynamik der viralen Empörung zunutze machen, um dem Akt der Meinungsäußerung unerträgliche und unverhältnismäßige Kosten aufzuerlegen."
(...) Früher waren die Progressiven in der Lage, mit Meinungsverschiedenheiten umzugehen. Die Demokraten waren die Partei der Redefreiheit und des freien Denkens. Heute nicht mehr. Unter allzu vielen Linken liegt man falsch, wenn man anderer Meinung ist. Und wenn du falsch liegst, bist du böse, und wenn du böse bist, bist du Müll.
Das ist eine Schande, und das nicht nur, weil ich es satt habe, wütende E-Mails zu bekommen. Es ist eine Schande, weil diese Call-Out-Kultur Menschen daran hindert, ihre Meinung zu äußern, weil sie zu viel Angst davor haben, entfreundet, entfolgt, blockiert, gemieden oder schlicht als "Müll" abgetan zu werden. Aber wir sollten die Meinungen, mit denen wir nicht einverstanden sind, nicht aufgeben; wir sollten sie ausfindig machen. Du lernst nicht viel, wenn jeder um dich herum dasselbe wie du glaubt – oder zu glauben behauptet. Wenn wir uns nicht einer Vielfalt von Meinungen aussetzen, werden wir niemals unsere selbst auferlegten Echokammern verlassen. Diese Echokammern brachten uns nicht nur Präsident Donald Trump, sie brachten uns ein linkes Establishment, das so unfähig war, zu sehen und zu glauben, dass andere Leute diesen Drecksack tatsächlich mochten, dass wir alle über seine Kandidatur lachten, anstatt sie als die sehr reale Bedrohung zu betrachten, die sie die ganze Zeit war.
8. Die Post. Professor Dr. Tonio Walter, Inhaber des Lehrstuhls Strafrecht an der Universität Regensburg und Richter am Oberlandesgericht Nürnberg, hat mir seinen in der "Zeitschrift für die gesamte Strafrechtswissenschaft" Band 129 (Heft 2/2017) veröffentlichten Aufsatz "Feministische Kriminalpolitik?" zugesandt. Darin erörtert Walter politische Maßnahmen wie Genitalverstümmelung bei männlichen Opfern straffrei zu lassen, "Femizid" als eigenes Delikt zu etablieren, das Sexualstrafrecht im Sinne Manuela Schwesigs zu reformieren und "heimliche" Vaterschaftstests zu kriminalisieren.
Professor Walter zieht in seinem Fachaufsatz das Fazit, dass die Ergebnisse der feministischen Kriminalpolitik "stets verfassungswirdrig sind, weil sie gegen Artikel 3 des Grundgesetzes verstoßen".
Abschließend stellt er fest:
Feminismus ist missverstandener Humanismus. Natürlich ist es richtig und wichtig, dafür zu sorgen, dass Frauen die gleichen Rechte haben wie Männer – und die gleichen Chancen, sie wahrzunehmen. Aber das kann nicht dadurch geschehen, dass man ihnen bessere Rechte garantiert oder einen höheren Wert zuschreibt, um so mit dem Teufel den Beelzebub auszutreiben. Und es darf nicht dazu führen, dass wir wieder anfangen, wie Rassisten und Nationalisten in Kollektiven zu denken, statt auf den einzelnen Menschen zu schauen. (...) Wahrer Humansimus heißt: jeden Menschen in seiner Einzigartgkeit sehen, nicht als Vertreter eines Geschlechts; jede Diskriminierung ablehnen und nicht glauben, die eine mit der anderen beenden zu dürfen; und ohne Diskriminierung die faktischen Voraussetzungen dafür schaffen, dass alle ihre Rechte wahrnehmen und nach ihren Vorstellungen leben können.
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