Samstag, Januar 20, 2018

Hat Männerrechtler Frauen aus "Star Wars" eliminiert? – News vom 20. Januar 2018

1. Aufregung im Netz: "Männerrechtler" löscht Frauen aus "Star Wars: The Last Jedi" schlagzeilt Österreichs "Standard":

Ein selbsternannter "Männerrechtler" (...) hat eine neu geschnittene Version des Blockbusters veröffentlicht, in der Frauen weitestgehend entfernt oder ihr Stellenwert stark reduziert wurde.


Andere Medien, etwa "TV Spielfilm", berichten dasselbe.

Aber stimmt das auch, oder schreiben verschiedene Journalisten der "Qualitätsmedien" nur wieder ohne Gegenrecherche Unfug voneinander ab? Tatsächlich findet sich für die Behauptung, der auf The Pirate Bay anonym veröffentlichte Zusammenschnitt stamme von einem Männerrechtler, keinerlei Beleg. Der britische Telegraph berichtet dementsprechend seriös, dass man über den Urheber des "Chauvinist Cut" nur spekulieren kann:

Die Kommentatoren des Online-Forums Reddit haben nicht positiv auf den neuen Schnitt reagiert, und die User nannten ihn "ein perfektes Beispiel dafür, wie zerbrechlich das männliche Ego ist" und "das Erbärmlichste, was ich je gesehen habe". Andere wiederum haben vermutet, dass es sich um eine ausgefeilte Parodie der Reaktion eines Sexisten auf den Film handeln muss.


Viele Medien, so die "Süddeutsche" und "ze.tt", berichten korrekt von einem unbekannten Fan. Viele andere Journalisten übernehmen bemerkenswert bereitwillig die Behauptung, ein Männerrechtler sei der Verantwortliche gewesen, die wohl einem Beitrag entstammt, der auf der australischen Website Pedestrian veröffentlicht wurde und in dem – ebenfalls belegfrei – von gleich mehreren Männerrechtlern die Rede ist. Der Autor dieses Beitrags, Ben McLeay, wirkt allerdings ein klein wenig parteiisch, was die Männerrechtsbewegung betrifft. Er spottet gleich zu Beginn seines Artikels:

Es ist äußerst tragisch, dass den Männerrechtlern nicht der Respekt zuteil wird, den sie verdienen. Es ist wirklich ärgerlich, dass, gerade weil ihre gesamte Weltanschauung um ein tiefes Gefühl der Vorrechte gebildet wurde, das durch das Betrachten von Tausenden von Stunden Harems-Anime herbeigeführt wurde, niemand sie ernst nimmt. Es ist herzzerreißend, dass andere Leute sie nicht ernst nehmen, nur weil sie sich – anstatt sich mit aktuellen Themen wie Selbstmordraten und Depressionen unter Männern zu befassen – auf dumme Scheiße konzentrieren, wie das Herausschneiden aller Teile des "Letzten Jedi", die nicht um Männer herum zentriert sind.


McLeay hämt also gegen Männerrechtler auf der Grundlage seiner eigenen irren Phantasien über diese Bewegung, statt sich mit dem zu beschäftigen, was Männerrechtler tatsächlich tun. Daraufhin stürzen zig Journalisten, die selten bis nie über Männerrechtler berichten, wenn wir nach monatelanger Kleinarbeit über wichtige Themen wie häusliche und sexuelle Gewalt aufklären, eilfertig an ihrer Tastaturen.

Derartige Verleumdungskampagnen, bei denen man Männerrechtler mal mit Amokläufern, mal mit der (anti-maskulistischen) Website "Return of Kings" zu assoziieren versucht, gibt es seit Jahren – offenbar immer in der Hoffnung, dass auf Dauer ein Negativbild über diese Bewegung hängen bleibt.

Die aktuelle Falschmeldung hilft kritischen Mediennutzern vor allem dabei zu erkennen, welche Medien gerne solche Fake News veröffentlichen. Dazu zählt in diesem Fall wenig überraschend das feministisch geprägte Magazin "Vice" sowie sowie "Der Westen", so belegfrei wie die Kollegen berichtet diesen Quatsch aber sogar die angesehene "Washington Post". Im deutschen "Musikexpress" heißt es:

Ein selbsterklärter "Aktivist für die Rechte von Männern", also ein sexistischer Hardliner, hat Rey (Daisy Ridley), Leia (Carrie Fisher) und alle anderen Frauen aus dem 2,5 Stunden langen Actionfilm herausgeschnitten.


Der nicht namentlich gekennzeichnete Artikel berichtet weiter:

Nun hat ein weiterer Hobby-Cutter die Aktion parodiert und eine Version von "Der Soldat James Ryan" erstellt, in der alle Männer fehlen. Das friedliche Ergebnis sollte man sich in voller Länge anschauen. Es geht nämlich auch nur 2 Minuten und 20 Sekunden.


Mit anderen Worten: Wenn all die Soldaten nicht gewesen wären, die sich zu Hunderttausenden abschlachten ließen, um Hitler zu stoppen, wäre die Welt ein viel friedlicherer Ort gewesen ...

Gut, nun ist naheliegend, dass man in einem Musikmagazin von Musik und nicht von Politik und Geschichte etwas versteht, aber warum muss man sich überhaupt zu solchen Dingen äußern, wenn man sich damit doch nur derart blamiert? Nur weil es in der popkulturellen Szene einen Gruppendruck gibt, Männer entsetzlich zu finden? Da ist das versuchte Virtue Signalling ordentlich daneben gegangen.

Die verkaufte Auflage der Tageszeitungen und Publikumszeitschriften rauschte übrigens auch letztes Jahr rasant weiter nach unten. Wenn Leser in kostenlosen Internet-Blogs bessere Recherche geboten bekommen als im kostenpflichtigen "Qualitätsjournalismus", wundert einen dieses anhaltende Fiasko für die Presseerzeugnisse nicht.



2. Die Massenmanipulation durch die großen Konzerne geht weiter: Amazons Sprachassistentin "Alexa" erklärt jetzt, sie sei eine Feministin – "wie alle, welche die gesellschaftliche Ungleichheit zwischen Männern und Frauen überbrücken wollen".

Die Aufgabe von Journalisten ist es eigentlich, solche Entwicklungen wie politische Indoktrination durch einen Mega-Konzern wie Amazon in Frage zu stellen. Eike Kühl, Verfasserin des verlinkten "Zeit"-Artikels, sieht das aber offenbar anders. Ihrer Ansicht nach sollte man

Menschen im Internet, die Dinge wie Gleichstellung, Bürgerrechtsbewegungen und Gender als Bedrohung und Verschwörung eines Unternehmens ansehen, nicht zu viel Aufmerksamkeit schenken.


Es ist alles in Ordnung, Bürger. Ignorieren Sie die Kritik. Es gibt keinen Grund, sich Gedanken zu machen.

Oder aber man diskutiert das Thema bei Christian Schmidt.



3. Weitgehend ignoriert wird auch ein anderes wichtiges Thema: sexueller Missbrauch durch Mütter. Nur selten wird dieses Tabu gebrochen – so für ein paar Minuten von "Frau TV". (Triggerwarnung an alle Leser, die selbst Opfer von sexueller Gewalt durch eine oder mehrere Frauen sind.) Der Beitrag stellt auch die Berliner Opferhilfe "Tauwetter" vor.



4. Der Skandal um die Freiburger Mutter, die ihren Sohn europaweit per Internet zur Vergewaltigung angeboten hat, wird noch größer: Das zuständige Familiengericht soll den Jungen, bevor es ihn wieder der Täterin auslieferte, nicht angehört haben. Auch sei für den heute neun Jahre alten Jungen kein Verfahrensbeistand bestellt worden.

In der Debatte über Konsequenzen aus dem Missbrauchsfall forderte der stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Richterbunds, Joachim Lüblinghoff, die Aufnahme von Kinderrechten ins Grundgesetz. Meines Wissens haben Kinder schon das Recht, vor Vergewaltigungen geschützt zu werden. Hilfreicher wäre ein größeres Bewusstsein auch für weibliche Täter und männliche Opfer sexueller Gewalt – und dass unsere Medien damit aufhören, die Aktivisten, die für diese Opfer kämpfen, als "sexistische Hardliner" zu verleumden.



5. Die sachsen-anhaltinische Staatssekretärin Koch-Kupfer (von den Linken zur CDU gewechselt) wurde in den einstweiligen Ruhestand versetzt. Zu den Vorwürfen gegen sie gehört auch Sexismus:

So soll Koch-Kupfer Kollegen und privaten Bekannten gegenüber mit der stattlichen Figur ihres Fahrers geprahlt haben. Dafür habe er aus dem Dienstwagen aussteigen müssen und sei zur Schau gestellt worden. Auch soll Koch-Kupfer den Mann zu privaten Gefälligkeiten veranlasst haben, etwa zum Einkaufen und zum Blumengießen.


Die Hoffnung, dass sich solches Verhalten von selbst erledigen würde, wenn wir nur mehr Frauen als Männer in Führungspositionen hätten, bleibt illusorisch.

Auffällig indes ist, dass aus dem Verhalten der Staatssekretärin kein großer Sexismus-Skandal in den Medien wurde. Man stelle sich einen männlichen Politiker vor, der seine Angestellte wegen ihrer Figur vor seinen Bekannten posieren lässt, und welche Reaktionen in den Massenmedien es darauf gäbe ...



6. Sandra Muller, die Journalistin, die die MeToo-Bewegung nach Frankreich brachte, wird von einem Mann, dem sie sexuelle Übergriffigkeit vorwarf, wegen Rufschädigung verklagt. Der geforderte Schadensersatz einschließlich Anwaltskosten beträgt 60.000 Euro.



7. Weitere aktuelle Kurznachrichten gibt es hier.

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