Dienstag, Oktober 31, 2023

Anwalt von Till Lindemann zu MeToo-Vorwürfen: "Für die Medien zahlt sich der Rufmord aus"

1. Der Rechtsnwalt Simon Bergmann vertritt Till Lindemann und weitere Prominente gegen MeToo-Vorwürfe. Birigt Schmid und Benedicht Neff haben ihn für die Neue Zürcher Zeitung interviewt. Ein Auszug des insgesamt lesenswerten Gesprächs:

NZZ: Herr Bergmann, die Ermittlungen gegen Till Lindemann wurden eingestellt. Viele Medien haben allerdings betont, dass dies Lindemann nicht von einer moralischen Schuld freispreche. Haben sie recht?

Simon Bergmann Einerseits ging es in der Berichterstattung im Fall Lindemann um die Mädchen, die bei den Konzerten ausgewählt wurden für die After-Show-Partys und mit denen Till Lindemann zum Teil Sex hatte. Darüber kann man sich echauffieren, man kann den moralischen Zeigefinger erheben. Muss ein 60-Jähriger mit einer 22-Jährigen wirklich Sex haben nach oder während eines Konzerts? Die moralische Frage muss jeder selbst bewerten, da gibt es kein Richtig oder Falsch.

NZZ: Aber?

Simon Bergmann Die Medien stellen es gerne so dar, als hätten sie gewonnen und die Berichterstattung über das Casting-System oder die Groupie-Kultur erfolgreich verteidigt. Aber das ist falsch. Wir haben diesen Teil der Berichterstattung gar nie angegriffen, weil uns klar war, dass die Beschreibung mehr oder weniger stimmt. Dazu kann jeder seine eigene Meinung haben. Bei strafrechtlichen Vorwürfen hingegen erwarte ich, dass Journalisten hinreichend recherchieren und es genügend Indizien gibt für den Verdacht, den man erhebt.

NZZ: Und das war nicht der Fall?

Simon Bergmann Ja. Es geht nicht, dass sich Journalisten sagen: Es gibt einen unbewiesenen Vorwurf, schreiben wir doch einmal darüber. Die Anforderungen im Presserecht sind hoch. Laut dem deutschen Bundesgerichtshof ist ein Verdacht ähnlich schlimm wie eine Verurteilung. Es bleibt für den Angeschuldigten immer etwas hängen, selbst wenn sich später herausstellt, dass die Vorwürfe nicht zutreffen. Das trifft besonders auf einen Vergewaltigungsvorwurf zu. Den werden Sie nicht mehr los. Der Verdacht bleibt in den Köpfen der Leute.

NZZ: Lindemann wurde vorgeworfen, er hätte an Frauen sexuelle Handlungen ohne deren Einverständnis vorgenommen bis zu einem Vergewaltigungsvorwurf. Ausserdem wurde berichtet, Lindemann habe versucht, Frauen mit Alkohol und K.-o.-Tropfen in einen willenlosen Zustand zu versetzen, um Sex mit ihnen zu haben.

Simon Bergmann Ja, das sind allesamt strafrechtlich relevante Vorwürfe, und niemand konnte sie erhärten.

NZZ: Der Verdacht, der initiale Skandal, erhält viel mehr Aufmerksamkeit als seine Auflösung. Viele Leute dürften sich mit der Einstellung des Ermittlungsverfahrens gegen Till Lindemann nicht mehr beschäftigt haben.

Simon Bergmann Das ist heute das Grundübel. Die Medien haben seit drei, vier Jahren das Thema sexualisierte Gewalt entdeckt. Der "Spiegel" beschäftigt mehrere Journalistinnen, die speziell zu MeToo-Fällen recherchieren. Mit dieser Verdachtsberichterstattung werden digitale Abos generiert, und zwar in erheblichem Mass.

NZZ: Die MeToo-Berichterstattung ist also ein Geschäftsmodell der Medien?

Simon Bergmann Das Thema ist attraktiv und das Interesse der Leserschaft garantiert. Mir fällt auf, dass diese Geschichten meistens hinter einer Bezahlschranke sind. Diverse Artikel werden mit dem Schlagwort MeToo gelabelt, ob es sich um Mobbing oder sexuellen Missbrauch handelt. Der «Spiegel» hat nie bestritten, dass dank seinen MeToo-Geschichten vermehrt Abos abgeschlossen werden. Wir wissen das von internen Quellen. Die Artikel zu Luke Mockridge und Till Lindemann gehören zu den meist abgerufenen Seiten bei «Spiegel+».

(…) NZZ: Die Boulevardpresse betrieb schon immer Verdachtsberichterstattung. Der deutsche Schriftsteller Heinrich Böll beschrieb die kriminellen journalistischen Methoden in "Die verlorene Ehre der Katharina Blum". Hat sich wirklich etwas geändert?

Simon Bergmann Die Auswirkungen sind schlimmer geworden. Früher gab es eine Zeitung, die war anderntags Altpapier. Heute geben Sie bei Google einen Namen ein, und Sie finden alle Artikel zu Till Lindemann. Und da bleiben sie auch weiter auffindbar, wenn wir sie nicht untersagen. Von daher hat sich die Problematik verschärft. Hinzu kommt: Sogenannte Qualitätsmedien wie die "Süddeutsche Zeitung", der "Spiegel" und die "Zeit" operieren teilweise mit boulevardähnlichen Methoden, schauen Sie sich nur die Titelseite des "Spiegels" zur Rammstein-Berichterstattung an. Hinzu kommt, dass die zu MeToo-Themen recherchierenden Journalistinnen und Journalisten mit einem erheblichen Belastungseifer an die Sache herangehen – das ist neu. Das macht es gefährlich. Früher hat man gesagt: Ja gut, die "Bild"-Zeitung!

NZZ: Den Urfall von MeToo, Harvey Weinstein, haben Medien enthüllt und keine Staatsanwaltschaft. Das war verdienstvoll. Die Aufgabe der Medien besteht nicht nur darin, Nachrichten zu verbreiten, sondern auch Missstände aufzudecken. Sehen Sie das anders?

Simon Bergmann Verstehen Sie mich nicht falsch. Die Medien als vierte Gewalt und als Wachhund der Öffentlichkeit sind enorm wichtig. Ich kritisiere die Verdachtsberichterstattung ja nicht nur, um meine Mandanten zu verteidigen, sondern weil ich mir Sorgen mache. Grosse Teile der Bevölkerung sagen mittlerweile, den Medien könne man nicht mehr glauben. Man spricht von Lügenpresse, die Zwangsgebühren des öffentlichrechtlichen Rundfunks kommen unter Druck. Das Vertrauen in die Medien wird durch jeden verlorenen Prozess bei Verdachtsberichterstattungen wie bei Mockridge und Lindemann geschwächt.

NZZ: Wie sollten sich die Medien verhalten, wenn sie der Funktion der Wahrheitssuche gerecht werden wollen, ohne grundlegende Persönlichkeitsrechte zu verletzen?

Simon Bergmann Wer über einen Verdachtsfall berichtet, muss die journalistischen Sorgfaltspflichten einhalten. Der Zweck heiligt nicht die Mittel. Der Wunsch, jemanden zu überführen, kann es nicht rechtfertigen, jemanden an den Pranger zu stellen. Je schwerer der Vorwurf, umso höher die Anforderungen. Dass diese nicht erfüllt werden, sehen wir, wenn wir prozessieren und die Journalisten ihre Recherchen aufdecken müssen. Ist in einem Artikel von zehn Frauen die Rede, die Vorwürfe erheben, sind es dann tatsächlich oft nur zwei oder drei. Es wird gerne übertrieben.

NZZ: Glauben Sie, die Medien hatten zehn Quellen und sieben davon ziehen sich zurück? Oder hatten die Medien nur drei Quellen und haben geschrieben, es seien zehn?

Simon Bergmann Ich kann nur sagen, wie es sich für mich darstellt. Plötzlich sind es nur noch drei Frauen, die an Eides Statt versichern, was passiert ist. Wo sind die anderen? Es heisst dann, sie würden anonym bleiben wollen, weil sie Angst vor Repressalien hätten, vor Bedrohung und der Macht des Beschuldigten. Dem wollten sie sich nicht aussetzen, und deshalb erstatteten sie keine Strafanzeige. Ein Problem sind auch die Phantasienamen, die man den Frauen in den Artikeln gibt.

NZZ: Inwiefern?

Simon Bergmann In der «Süddeutschen» und in einem weiteren Artikel der «Tagesschau» wurden die angeblich betroffenen Frauen mit Decknamen benannt, konkret mit «Cynthia A.» und «Kaya R.». Im nachfolgend veröffentlichten Artikel im «Spiegel» geschieht Gleiches, dort hiessen die angeblich betroffenen Frauen «Zoe» und «Anna». Ein Leser, der diese Berichte alle gelesen hat, denkt: Das sind ja massiv viele Frauen, die Lindemann beschuldigen. Und dann stellen wir im Prozess fest, dass es sich bei «Kaya R.» und «Anna» um dieselbe Frau handelt. Die Leute aber denken: So viele Opfer? Was für ein Monster!

(…) NZZ: Medien rufen Frauen dazu auf, sich zu melden, falls Sie ebenfalls Opfer wurden. Denken Sie, dass diese dann manchmal aussagen, was die Journalisten hören wollen?

Simon Bergmann Ich bezweifle, dass die Journalisten den Leuten immer ergebnisoffen begegnen. Mir wurde berichtet, dass Opfer motiviert werden mit dem Argument: Wir brauchen Zeugen, denn wenn ihr nicht aussagt, wird dieser Mann weiterhin sein Unwesen treiben. Damit will ich aber keinesfalls unterstellen, dass Frauen vorsätzlich etwas Falsches sagen. Es gibt aber die kriminalistische Erfahrung, dass das Erinnerungsvermögen mit zunehmendem zeitlichem Abstand zur angeblichen Tat nachlässt und in nicht unerheblichem Umfang von einer Fremdsuggestion beeinflusst werden kann, so beispielsweise durch suggestive Fragen oder eine vorangegangene Berichterstattung der Medien.

(…) NZZ: Es fällt leicht, mit dem Schwächeren mitzufühlen. Passiert da auch eine vielleicht gar nicht so bewusste Parteinahme?

Simon Bergmann Ich nenne es Belastungseifer: Mit einem Tunnelblick wird ein Verdacht zu erhärten versucht. Dazu wird auch gerne Entlastendes ausgespart. Im Fall des Komikers Luke Mockridge hat die Frau, die ihm Vergewaltigung vorwarf, noch wochenlang Whatsapp-Nachrichten geschickt, in denen es hiess: Der Sex gestern war toll. Sie hatten noch wochenlang eine sexuelle Beziehung, bis es aufgrund eines Eifersuchtsdramas zum Crash kam. Dazu hat der «Spiegel» vieles nicht erwähnt. Die belastenden Whatsapp-Nachrichten sind in die Berichterstattung eingeflossen, die entlastenden hat man ausgespart.

(…) NZZ: Der Schriftsteller Ferdinand von Schirach hat gefordert, dass die Medien nach einer Vorverurteilung eine Strafzahlung machen müssten. Finden Sie das eine gute Idee?

Simon Bergmann Auf jeden Fall. Denn es kommt fast nie zu Schadensersatz- und Schmerzensgeldzahlungen. Es gibt Schmerzensgeld für Rufschädigung, aber die deutschen Gerichte sind extrem knauserig. Die Medien haben kein Risiko, selbst für den Fall, dass sie falsch berichten. Dass der «Spiegel» nun eine Verurteilung für seine unzulässige Verdachtsberichterstattung erhielt, hat für ihn erst einmal keine Folgen. Er muss Gerichtskosten und Anwaltsgebühren begleichen, wir reden von wenigen 1000 Euro. Das steht in keinem Verhältnis zu dem Mehrverkauf an Heften und Abos. Das heisst also: Rechtsbruch lohnt sich. Deswegen gebe ich von Schirach recht.

(…) Einer meiner schlimmsten Fälle betrifft den Berliner Galeristen Johann König, dem einige Frauen via die «Zeit» sexuelle Belästigung vorwarfen. Das war 2022. Es lag aus meiner Sicht viel zu wenig vor. Es hätte niemals darüber berichtet werden dürfen. Wir erwirkten fünf einstweilige Verfügungen gegen die «Zeit», weite Teile der Berichterstattung wurden untersagt, und der Artikel musste erheblich gekürzt werden. Und trotzdem hat der Mann mehr als die Hälfte seiner weltweit bekannten Künstler nicht mehr im Programm. Sie haben seine Galerie verlassen. Er wurde vorher an jede Messe eingeladen, heute nicht mehr. Alles ist weggebrochen aufgrund einer Verdachtsberichterstattung.

NZZ: Welche Rolle spielt dabei, dass die Geschichten mit dem Label MeToo versehen werden?

Simon Bergmann Damit ist das Urteil schon gefällt. Und alles wird in einen Topf geschmissen: Mobbing und Vergewaltigung. Auch der Fall Weinstein findet dabei immer Erwähnung. Weinstein ist ein verurteilter Vergewaltiger, der bis an sein Lebensende in Haft bleiben wird. Im «Spiegel»-Artikel über Till Lindemann hiess es, dass auch bei Weinstein alles mit der Aussage einer einzelnen Frau begonnen habe. Als Leser denke ich: Wenn es bei Weinstein so schlimm war, wird es bei Lindemann auch so sein.

NZZ: Ein Bild von Weinstein hat der "Spiegel" auch zu einem Artikel über Finn Canonica gestellt, dem ehemaligen Chefredaktor eines Schweizer Magazins, den Sie vertreten haben. Canonicas Vergehen stehen in keinem Vergleich zu Weinstein. Er hat die Zusammenarbeit mit Ihnen aus finanziellen und psychischen Gründen beendet. Richtig?

Simon Bergmann Ja, sein Fall ist ebenfalls ein Skandal. Nicht alle Mandanten können es sich leisten, vom "Spiegel" durch die Instanzen getrieben zu werden. Bei Lindemann habe ich eine volle Kriegskasse, was bedeutet, dass wir uns vom «Spiegel» nicht einschüchtern lassen müssen oder von den Medien nach dem Motto: bloss nicht zu viel Geld ausgeben. Wir müssen nicht befürchten, dass am Ende kein Geld mehr da ist und wir deswegen den Prozess verlieren. Aber nicht alle meine Mandanten sind Millionäre.


Auch für Männerrechtler stellt ein von den Medien begangener Rufmord ein ständiges Ärgernis dar.



2. Das US-amerikanische Online-Magazin The Federalist hinterfragt, warum wir Frauen in unserer gleichberechtigten Gesellschaft noch immer derart massiv betüdeln, als ob ihr Ego besonders zerbrechlich wäre.

Ganz gleich, ob es sich um die schwächelnde US-Fußballmannschaft, fettleibige Musikerinnen oder selbstverliebte Schauspielerinnen handelt, schnell erhebt sich ein unvermeidlicher Chor, um sie zu verteidigen und ihre Kritiker des Sexismus und der Frauenfeindlichkeit zu bezichtigen. Doch diese Realität offenbart eine köstliche Ironie der Frauenrechtsbewegung seit ihren Anfängen: die Zerbrechlichkeit des feministischen Egos.

(...) Seit Mary Wollstonecrafts Buch "A Vindication of the Rights of Woman" aus dem Jahr 1792 war die Forderung nach Gleichbehandlung ein ständiger Schlachtruf. "Wir müssen Männer und Frauen als gleichberechtigte Partner sehen", erklärte die feministische Schriftstellerin Betty Friedan im 20. Jahrhundert. "Frauen werden nur dann wirklich gleichberechtigt sein, wenn Männer mit ihnen die Verantwortung für die Erziehung der nächsten Generation teilen", argumentierte die Richterin am Obersten Gerichtshof Ruth Bader Ginsburg.

Aber wollen Feministinnen tatsächlich Gleichberechtigung? Feministinnen fordern, dass weibliche Athleten als erstaunliche, noch nie dagewesene Superstars gefeiert werden, egal ob sie gewinnen oder verlieren. Die Befürworter der Gleichstellung von Frauen und Männern im Sport wollen keinen fairen Wettbewerb auf der Grundlage von Kundenpräferenzen, sondern sie wollen die Sportindustrie dazu zwingen, weiblichen Athleten genauso viel Sendezeit zu widmen wie dem Männersport. Männliche Fußballfans, die den Frauenfußball nicht mögen, sind sexistisch - so das Ergebnis einer Studie der Universität Durham im Vereinigten Königreich aus dem Jahr 2021. Daher die Forderung, dass "der Wandel mit mehr Medienberichterstattung beginnt", so die Teilnehmer des SportsPro's OTT Summit USA 2022.

Wenn männliche Sportler große Fehler machen, werden sie endlos lächerlich gemacht - schon mal was von Bill Buckner, Garo Yepremian oder Scott Norwood gehört? Rapinoe, Biles und Osaka werden stattdessen noch mehr für ihre unterdurchschnittlichen Leistungen gefeiert, als ob Scheitern selbst ein feministischer Sieg wäre.

(...) Ich habe einmal in einem Gebäude gearbeitet, in dem ein großes Schild mit der Überschrift "Zehn Möglichkeiten, Frauen am Arbeitsplatz zu stärken" direkt vor der Cafeteria angebracht war, so dass Hunderte von Mitarbeitern es jeden Tag sehen konnten. Einige der Vorschläge waren nicht viel mehr als ein respektvoller und professioneller Umgang mit Frauen (das kann nicht schaden!). Andere jedoch (wie die Aufforderung, Frauen zu ermutigen, "sie selbst zu sein" oder "ihre Meinung zu sagen") vermittelten implizit die Notwendigkeit, dass männliche Angestellte ihren weiblichen Kollegen Ehrerbietung darbringen und sie mit Samthandschuhen anfassen müssten, weil sie sonst ihre Gefühle verletzen oder ihr Vertrauen beschädigen.

Dieses Schild selbst war ein Symbol für eine heute unausgesprochene Annahme: Frauen müssen als gleichwertig mit Männern anerkannt werden, außer dass sie eine besondere Behandlung benötigen, die ihre angeborenen Unterschiede zu Männern anerkennt und respektiert. Frauen sind genauso widerstandsfähig wie Männer, es sei denn, sie müssen besonders ermutigt werden. Sie sind genauso furchtlos und stark wie Männer, nur sind sie in den gefährlichsten und körperlich anstrengendsten Berufen stark unterrepräsentiert. Sie sind beruflich genauso flexibel wie Männer, außer wenn sie schwanger sind oder stillen.

(…) Damit will ich nicht sagen, dass Frauen keinen großen beruflichen Erfolg haben, keine bemerkenswerte Widerstandskraft zeigen oder keinen großen Mut beweisen können. Natürlich haben sie all diese Dinge getan und tun sie auch. Es geht auch nicht darum, dass weibliche Angestellte keinen bezahlten Elternurlaub, Stillzimmer und andere Leistungen erhalten sollten, um ihre Rolle als Mütter zu würdigen (das sollten sie). Aber je lauter Feministinnen behaupten, dass sie in allen Bereichen gleich behandelt werden wollen - selbst dort, wo ihre biologischen, psychologischen und emotionalen Unterschiede am deutlichsten zutage treten - desto lächerlicher wird das Argument.


Ob sich unsere Gesellschaft jemals darauf einigen wird, ob Frauen genauso stark sind wie Männer oder besonderen Schutz und Unterstützung benötigen?



3. Auf der männerpolitischen Website A Voice for Men beschäftigt sich der australische Männerrechtler Robert Brockway mit der sexistischen Verteilung von Nahrung bei Hilfsprogrammen der Vereinten Nationen:

Das Welternährungsprogramm (WFP) ist eine Unterorganisation der Vereinten Nationen. Angeblich besteht es aus der Verteilung von Nahrungsmitteln an Bedürftige, um Hunger und fehlende Versorgung mit Nahrungsmitteln zu bekämpfen. Ihr Mandat würde vermuten lassen, dass sie von den Vereinten Nationen und der Weltgemeinschaft dazu verpflichtet sind, Nahrungsmittel auf nicht diskriminierende Weise zu verteilen - dem ist jedoch nicht so. Das WFP diskriminiert routinemäßig bei der Verteilung von Nahrungsmitteln. Das WFP ist so stolz darauf, dass es dies auf seiner Website bekannt gibt.

Selbst viele Männerrechtler dürften schockiert sein, wenn sie erfahren, dass das WFP Nahrungsmittel nur an Frauen verteilt:

"Es ist unsere Methode, nur an Frauen zu verteilen, um sicherzustellen, dass Frauen und Kinder in Haiti Nahrungsmittel erhalten", sagte sie. "Jedes Mal, wenn wir keine ausreichenden Sicherheitseskorten hatten, kam es zu Unruhen an den Verteilstellen."

Die Schlagzeile des Nachrichtenartikels auf der Website des WFP (inzwischen gelöscht) verkündet stolz, dass die Verteilung von Nahrungsmitteln an Frauen Vorrang hat, aber aus dem Text des Artikels geht klar hervor, dass nur an Frauen Nahrungsmittel verteilt werden sollen. Die freundlichste mögliche Interpretation der Schlagzeile ist, dass die Mitarbeiter des WFP die Bedeutung des Wortes "priorisieren" nicht verstehen, da dies eindeutig nicht mit dem Text des Nachrichtenartikels übereinstimmt.

Man geht davon aus, dass diese Frauen die Lebensmittel dann an ihre gesamte Familie verteilen - auch an die Männer und Jungen. Leider gibt es bei diesem Ansatz mehrere Probleme.

Die Verteilung von Nahrungsmitteln nur an Frauen würde Familien ohne Frauen (z. B. solche, die bei Naturkatastrophen weibliche Familienmitglieder verloren haben) hngrig sich selbst überlassen. Das WFP hat bereits früher behauptet, dass für Familien ohne Frauen besondere Vorkehrungen getroffen werden. Es scheint schwer vorstellbar, dass die Mitarbeiter des WFP in dem chaotischen Umfeld, in dem sie im Allgemeinen arbeiten müssen (z. B. nach Naturkatastrophen), über die Mittel verfügen, um die Behauptungen von Männern, sie hätten keine Frauen in ihrer Familie, sicher zu untersuchen.

Eine ähnliche Politik verfolgt auch das Amerikanische Rote Kreuz. Befürworter der LGBT-Gemeinschaft haben speziell auf dieses Risiko hingewiesen, dem schwule Männer nach Katastrophen ausgesetzt sind:

"Diese Männer brauchten jedoch immer noch eine Frau, um in den Genuss der Verteilung zu kommen, da die Politik des Roten Kreuzes nur Frauen erlaubte, sich in die Schlange zu stellen und die Rationskarten für die Hilfe vorzulegen."

Dies ist keine Theorie, da verschiedene Organisationen, die sich für die LGBT-Gemeinschaft einsetzen, Fallstudien vorgelegt haben, in denen Familien, die nur aus Männern und Jungen bestanden, nach dem Erdbeben in Haiti 2010 von der Lebensmittelverteilung ausgeschlossen wurden und infolgedessen hungern mussten.

Die Verteilung von Lebensmitteln nur an Frauen eröffnet die Möglichkeit, dass hungrige Männer, denen Lebensmittel allein aufgrund ihres Geschlechts verweigert werden, den Frauen einfach Lebensmittel wegnehmen, nachdem sie die Verteilungszentren verlassen haben. Das nennt man Raub, und die Politik des WFP und des Amerikanischen Roten Kreuzes leistet ihm Vorschub. Diese Politik scheint in der Tat die Wahrscheinlichkeit von Gewalt gegen Frauen zu erhöhen.

Die Vereinten Nationen selbst haben ein ausdrückliches Verbot der Diskriminierung von Frauen, weigern sich aber offenbar, Maßnahmen zu ergreifen, wenn es um die Diskriminierung von Männern geht. Diese Politik wird sowohl von UN- als auch von Nicht-UN-Organisationen verfolgt.




Montag, Oktober 30, 2023

Ukraine setzt Drohnen gegen Wehrpflichtige ein

1. Die Münchner Abendzeitung berichtet:

Der ukrainische Grenzschutz setzt nach eigenen Angaben auch Drohnen zur Verhinderung der Flucht von Wehrpflichtigen ins Ausland ein. Im südlichen Gebiet Odessa an der Grenze zur Republik Moldau seien am Freitag 14 Männer an der illegalen Ausreise gehindert worden, teilte der Grenzschutz mit.

In vier Fällen sei dabei zur Aufklärung aus der Luft auch eine Drohne eingesetzt worden, hieß es. Die Grenzschützer veröffentlichten dazu ein Video. Die Männer versuchten demnach, unrechtmäßig die Grenze zu überqueren.

Immer wieder versuchen Männer in der Ukraine, sich durch Flucht einem Einsatz im Kampf gegen den russischen Angriffskrieg zu entziehen. Nach Angaben des Grenzschutzes hatten die Verdächtigen im Internet Kontakt mit Organisatoren aufgenommen, die ihnen Fluchtrouten gegen Bezahlung von 2000 US-Dollar (rund 1893 Euro) aufgezeigt hätten.

Seit Beginn der russischen Invasion vor mehr als 20 Monaten hat der ukrainische Grenzschutz nach eigenen Angaben mehr als 20.000 wehrpflichtige Männer an der Flucht gehindert. Die Flüchtigen werden immer wieder an der "grünen Grenze" vor allem zu Rumänien und der Republik Moldau aufgegriffen. Im Grenzfluss Tyssa (Theiß) zu Rumänien und Ungarn gab es auch Fälle, in denen Männer ertranken. Mehrere erfroren auch bei der Flucht durch die Karpaten.




2. Die Wirtschaftswoche berichtet:

Frauen in der Wirtschaft werden laut neuesten Studien zunehmend besser gestellt, von Gleichheit kann aber noch keine Rede sein. So geht aus einer Studie des Prüfungs- und Beratungsunternehmens EY hervor, dass Frauen in der Topetage der Dax-Konzerne trotz gesunkener Vergütungen auch im vergangenen Jahr mehr verdient haben als männliche Vorstandsmitglieder. (…) Im vergangenen Jahr kamen weibliche Führungskräfte durchschnittlich auf rund 3,2 Millionen Euro, ihre Kollegen auf etwa 3,08 Millionen Euro.


Bei der Frankfurter Rundschau übersetzt man das Wort "durchschnittlich" übrigens so:

Trotz bestehender "Gender-Pay-Gap", gäbe es Einzelfälle, in denen Vorstandsfrauen mehr verdienen würden als männliche Vorstandsmitglieder, zeigt eine aktuelle Studie.




3. "Jan Böhmermann zu Sexist Man Alive" 2023 ernannt: Emma blamiert sich auf ganzer Linie" titelt ein aktueller Beitag, in dem es darum geht, dass Schwarzers Frauenzeitschrift Jan Böhmermann zum Sexisten des Jahres kürte.

Die Wahl der Emma zeigt vor allem eines: Da scheint wohl jemand beleidigt zu sein. Im Dezember 2022 nannte Böhmermann in seiner Sendung "ZDF Magazin Royale" die Mitbegründerin der Emma, Alice Schwarzer, TERF. Also "Trans-exkludierende radikale Feministin". Und das mit Recht. Denn Schwarzer spricht Menschen mit trans- und nicht heteronormativen Geschlechtsidentitäten offen die Existenz ab – und sieht in ihnen eine Modeerscheinung.

(…) "Dieses Arschloch ohne Herz ist kein Aufklärer, sondern ein Demagoge", schreibt die Emma. Demagogisch, also hetzerisch verhält sich die Zeitschrift hier selbst. Dem anachronistischen Blatt ist ein Paradebeispiel für Populismus gelungen. Erneut befeuert es die reaktionären Positionen derer, die sich wünschen, dass alles so bleibt, wie es nie war.


Der Kölner Stadt-Anzeiger ärgert sich darüber, "wie Alice Schwarzer ihr Geschlecht in Geiselhaft nimmt":

Ob mit Böhmermann jedoch bereits der "Gipfel aufgeblasener Männlichkeit" erreicht ist, wie die "Emma" konstatiert, das erscheint doch sehr fraglich. Rechthaberisch, klar, das mag er sein, das gehört zum Berufsbild des Satirikers dazu und manchmal kommt er auch ein wenig arg selbstgefällig daher. Aber mit seinem Männlichkeitsbild hat das doch eher wenig zu tun. Und sexistisch?

In ihrer "Laudatio" arbeitet sich die "Emma" mit einer derart überdrehten Häme an dem ZDF-Moderator ab, dass man sich fragt, was noch übrig bleibt, wenn das Magazin einmal Mohammed bin Salman, Andrew Tate oder Wladimir Putin zum "Sexist Man Alive" ernennen sollte. Ach nein, mit dem müssen ja noch ganz dringend Friedensgespräche geführt werden. (…) Was soll's. Jan Böhmermann hat die "Emma" mit dieser Laudatio sicherlich eine große Freude bereitet: Ein "Demagoge" sei er, ein "Biedermann und Brandstifter, der von den Gebühren der Öffentlich-Rechtlichen fett gefüttert wird". Das ist der Sound der AfD.

Böhmermanns eigentliches Verbrechen? Er hatte es gewagt, in einer seiner Sendungen zu behaupten: "Transfrauen sind Frauen. Basta!" Und Alice Schwarzer, die da ganz anderer Ansicht ist, als "eine ganz normale 80-Jährige, die auf ihren letzten Metern gerne hätte, dass alles so bleibt, wie es nie war" bezeichnet.

Nur darum geht es. Sexist ist, wer Alice Schwarzer widerspricht. Sehr souverän übrigens, wenn man — kaum, dass jemand mal eine Ansicht äußert, die man nicht teilt — gleich ein ganzes Geschlecht für seine privaten Rachefeldzüge in Geiselhaft nimmt. Von dem Schwarzer zuvor genau bestimmt hat, wer überhaupt dazu gehören darf.


Die Website queer schließlich erinnert daran, dass Schwarzer hier nicht zum ersten Mal private Zänkereien auf solch fragwürdige Weise fortführt:

Bereits letztes Jahr ernannte die "Emma" mit Sascha Lobo einen Mann zum größten Sexisten des Jahres, der sich zuvor für Trans-Rechte engagiert hatte (…). Lobo führte die Auszeichnung auf sein Engagement zurück: "Leider muss ich befürchten, dass mein öffentliches Eintreten für die Rechte von trans Personen und insbesondere trans Frauen sowie mein Podcast im Mai mit dem Titel 'Alices Schwarzers Lumpen-Pazifismus' eine Rolle bei der Preisverleihung gespielt haben", sagte der Publizist damals.




4. In Neubrandenburg wird eine Teenagerin von zwei Mädchen zusammengeschlagen. Als sie um Hilfe bittet, gehen Passanten einfach weiter.

Inzwischen fragt man sich, ob es in vielen Gehirnen vielleicht einfach eine Sperre gibt, weibliche Gewalt wahrzunehmen?



5. Der Schlagersänger Vincent Gross berichtet über eine frühere Partnerschaft, "die absolut toxisch war und in der ich seelisch sehr gelitten habe":

"Sie konnte von einem Moment auf den anderen völlig ausrasten, nur weil ein Fan einen Post von mir auf Instagram gelikt hat. Ich musste mich für jede Sympathie-Bekundung von außen grundlos rechtfertigen, was unglaublich anstrengend war. Aber ich war so verliebt in diese Frau, dass ich das alles ertragen habe."




6. "Alle Männer sind krank", findet die britische Komikerin Katherine Ryan.

"Männer sind krank, das stimmt, alle Männer". Dann scherzte sie über ihre Berechtigung als feministische Komikerin. "Was für eine Erleichterung für mich, dass ich endlich einen Sohn habe. Wenn man mir also zu Recht vorwirft, dass ich in meiner Stand-up-Comedy unfairerweise alle Männer aufs Korn nehme, kann ich sagen: Nein, ich nicht, ich habe einen kleinen Jungen, einen kleinen Sohn, ganz im Gegenteil", sagte sie. "Das ist der perfekte Deckmantel für meine feministische Agenda. Mein zweijähriger Sohn ist ein giftiges Männchen, das tagein, tagaus mit Monstertrucks spielt."




7.
Eine 33-jährige Frau soll sich mit Männern zum Sex verabredet haben, um sie dann mit einer Überdosis zu töten und auszurauben. Bislang sind vier Opfer bekannt. Die tödliche Dosis Fentanyl hatte die Frau in eine Crack-Pfeife gemischt.


Hier erfährt man mehr.



8. Frauen waren an der Sklaverei in Nordamerika aktiver beteiligt als lange angenommen. Das belegt Stephanie Jones-Rogers mit ihrem Buch "They Were Her Property".

Darin entzaubert die Historikerin von der Universität von Kalifornien in Berkeley einen Mythos der Sklavereigeschichte. Frauen in den US-Südstaaten, so die überkommene Meinung, hätten bei der Haltung der Sklaven keine große Rolle gespielt. Doch das Gegenteil war der Fall. Sie waren höchst aktiv an der Unterdrückung der Menschen beteiligt, die vor dem Ausbruch des Amerikanischen Bürgerkriegs 1861 ein Drittel der Einwohnerschaft in den sklavenhaltenden Staaten ausmachten.

Zum Beispiel Martha Gibbs. Sie besaß in Vicksburg im US-Bundesstaat Mississippi ein Sägewerk, das von zahlreichen Sklaven betrieben wurde. (…) Wie andere Sklavenbesitzer auch ließ Martha Gibbs ihre Leute von schwer bewaffneten Aufsehern bewachen. (…) Als ihr Ehemann gegen das brutale Auspeitschen von Sklaven protestierte, wies sie ihn streng darauf hin, dass die Sklaven ihr persönliches Eigentum seien.

(…) Die Sklaven haltende Pflanzeraristokratie avancierte zur wohlhabendsten Unternehmergruppe der Erde. Zu ihnen gehörten Ehefrauen, Witwen, Erbinnen, Nonnen. Die Ursulinen in New Orleans etwa engagierten sich aktiv im Handel mit Sklaven und ließen sie auf ihren Plantagen arbeiten. Paradoxerweise ermöglichte der Besitz von Sklaven Frauen die eigene Freiheit auf Kosten anderer.

(…) Stephanie Jones-Rogers weist nach, dass Frauen in den Südstaaten gerne von den Eltern zu wichtigen Ereignissen in ihrem Leben Sklaven geschenkt bekamen – und zwar mit Brief und Siegel, so blieben die Eigentumsverhältnisse auch bei einer Heirat unangetastet. Tatsächlich zögerten Frauen nicht, örtliche oder staatliche Gerichte in Anspruch zu nehmen, wenn ihre Ehemänner sich an ihrem "Besitz" vergriffen.

(…) Sklavinnen erfüllten noch einen weiteren Zweck: Sie konnten ihrer "Eigentümerin" als Amme dienen. Stephanie Jones-Rogers hat entsetzliche Fälle von sexueller und psychischer Gewalt recherchiert. Emily Haidee, eine Sklavenhalterin aus Louisiana, zwang ihre Sklavin Henrietta Butler zu Sex mit einem Mann auf der Plantage. Die Sklavin wurde schwanger, das Kind starb kurz nach der Geburt. Während Henrietta Butler noch um ihr Kind trauerte, musste sie das Baby ihrer "Herrin" stillen.




9. "Gibt es eigentlich irgendeine Dummheit, die Männer auslassen?" betiteln die Sexisten vom "Tagesspiegel" ein Interview mit einer Historikerin. Triggerwarnung: Das Interview trieft vor Männerhass.



10. Eine neue Petition, gestartet von Cornelia Spachtholz vom Verband berufstätiger Mütter, fordert Kündigungsschutz für werdende Väter und eine Freistellung ab der Geburt ihres Kindes.



Freitag, Oktober 27, 2023

Wie Feministinnen die Vergewaltigungen der Hamas herunterspielen

Geschlechterpolitische Nachrichten und Kommentare werden derzeit durch Nachrichten aus anderen Bereichen stark zurück gedrängt. Deshalb habe ich mich entschieden, heute noch einmal einen Langbeitrag für Genderama zu übersetzen – auch wenn daraus wieder neues Futter für die Meldestelle Antifeminismus entsteht. Die kanadische Hochschullehrerin und Professorin Janice Fiamengo nämlich zeigt sich ebenfalls befremdet über die feministischen Reaktionen auf die monströsen Untaten der Hamas. (Weiterführende Links auf Belegstellen etc. finden sich im Original.)



In den feministischen Kommentaren zu dem Hamas-Angriff auf Israel am 7. Oktober fällt auf, dass die Berichte über die Vergewaltigung von Mädchen und Frauen nicht weiter beachtet werden. Inzwischen haben die meisten von uns das in den sozialen Medien kursierende Video gesehen oder zumindest davon gehört, das zeigt, wie eine Frau (die später als Shani Louk identifiziert wurde) mit dem Gesicht nach unten liegt, die Gliedmaßen grotesk verrenkt, und auf dem Rücksitz eines Pickups herumgefahren wird, während Hunderte von Palästinensern auf der Straße jubeln und einer sie anspuckt; in einem anderen Video hat eine benommene Entführte, die aus dem Kofferraum gezwungen und auf den Rücksitz eines Fahrzeugs geladen wurde, einen großen Blutfleck auf ihrer Hose.

In Berichten israelischer Beamter und ziviler Helfer wird betont, dass Massenvergewaltigungen und sexuelle Folter fester Bestandteil der Angriffe der Hamas auf Südisrael waren. Ein israelischer Leichenschauhausmitarbeiter sagte der Daily Mail: "Es gibt Beweise für Massenvergewaltigungen, die so brutal waren, dass sie ihren Opfern das Becken brachen - Frauen, Großmüttern, Kindern." ZAKA, eine Organisation von Ersthelfern, fand Kinder, denen die Kleider ausgezogen worden waren, bevor sie gefoltert und getötet wurden. Der Kommandeur der ZAKA, Itzik Itah, beschrieb die verstümmelten Leichen, die in vielen Häusern gefunden wurden: Paare, die ohne Kleider aneinander gefesselt waren, Kinder, die bei lebendigem Leibe verbrannt wurden, Opfer mit amputierten Fingern, Händen und Füßen und ausgehöhlten Genitalien. Der Journalist Graeme Wood beschrieb eine Vorführung von Rohmaterial des Hamas-Angriffs in Israel, das von den Körperkameras und Mobiltelefonen der Terroristen aufgenommen wurde, und bezeichnet es als "eine Aufzeichnung von reinem, räuberischem Sadismus, der keine Mühe scheut, diejenigen zu verschonen, die keine Bedrohung darstellen, und einen Eifer, die Opfer zu töten, der dem Eifer nahe kommt, ihre Körper zu entstellen".

Es ist schwer, all dies als Propaganda abzutun - vielleicht vor allem die brutale Freude, die Hamas-Kämpfer und palästinensische Zivilisten gleichermaßen an den Tag legten -, aber viele, darunter auch einige Feministinnen, scheinen dies gerne zu tun. Ich habe Kommentatoren gesehen, die davon überzeugt waren, dass das Blut auf der Hose der Geisel durch einen defekten Tampon oder eine ungewöhnlich starke Menstruation verursacht wurde. Eine prominente Feministin auf Twitter sagte, sie zögere zwar, zu behaupten, es sei nicht wahr" [also die Vergewaltigungsberichte], aber sie sei beunruhigt über die Qualität der Informationen, die wir erhalten, und darüber, wie sehr es nach einer erfundenen Geschichte klingt, wie sie in Tablet [angeblich rechtsgerichtete zionistische Propaganda] und anderswo geschrieben wurde."

Dass die Gräueltaten der Hamas noch schlimmer sein könnten als alles, was sich die rechtsgerichtete zionistische Propaganda ausdenkt, schien der Anti-Vergewaltigungs-Aktivistin nicht in den Sinn zu kommen.

Aber seit wann sind Feministinnen jemals skeptisch gegenüber Vergewaltigungsberichten gewesen oder haben sich um die Zuverlässigkeit von Quellen gesorgt? Seit wann warten sie auf stichhaltige Beweise, um männliche Brutalität zu verurteilen? Seit wann finden sie, wie in diesem Fall, die Ursachen und mildernden Umstände zwingender als den Schmerz der Vergewaltigungsopfer?

Im intersektionellen feministischen Schema scheint die Opferrolle der palästinensischen Muslime dazu zu führen, dass der Schrecken der Taten beschönigt wird. Nach 50 Jahren feministischer Theorien, in denen die Vergewaltigung von Frauen das eindeutigste Ziel von Mitleid und Wut war, wurde das Beharren darauf, Vergewaltiger zur Rechenschaft zu ziehen, die Gewalt beim Namen zu nennen und den Opfern zu glauben, plötzlich durch Umsicht und Aufmerksamkeit für moralische Komplexität ersetzt.

Nirgendwo wird diese Schwerpunktverlagerung deutlicher als bei UN Women, der wichtigsten feministischen Organisation der Welt. UN Women hat häufig auf Vergewaltigung als Kriegswaffe hingewiesen (googeln Sie den Begriff und Sie werden UN-Berichte über Kriegsvergewaltigungen in der Ukraine, im Kongo, im Sudan, in Äthiopien und im Gazastreifen finden). Doch UN Women hat Berichte über sexuelle Übergriffe der Hamas mit Schweigen übergangen. Nachdem sie sechs Tage gewartet hatte, um einen offiziellen Kommentar zu dem Hamas-Überfall abzugeben (vielleicht, um wechselseitige Verantwortung geltend machen zu können), veröffentlichte sie eine fade Erklärung, die sich durch vage Sammelbegriffe ("Angriffe auf Zivilisten in Israel und den besetzten palästinensischen Gebieten"), Abstraktionen ("verheerende Auswirkungen auf Zivilisten") und lächerliche Schelte ("Wir wiederholen den Aufruf des UN-Generalsekretärs an alle Parteien, die Sicherheit von Zivilisten zu gewährleisten") auszeichnet - letzteres natürlich ausschließlich an Israel gerichtet, nicht, weil die Hamas existiert, um Zivilisten anzugreifen. Der Twitter-Feed von UN Women in den Tagen unmittelbar nach dem Angriff ist eine erstaunliche Mischung aus Frivolität (am 8. Oktober erinnerte sie uns daran, dass "Trans-Lesben auch Lesben sind!") und Umlenkung (am 19. Oktober forderte sie "eine sofortige humanitäre Waffenruhe").

Einzelne Feministinnen schlossen sich unmittelbar nach dem Angriff ausgelassenen Feiern der palästinensischen Aggression an, die keinen Unterschied zwischen Solidarität mit palästinensischen Zivilisten und Billigung der Aktionen der Hamas machten. Eine derjenigen, die bei einer aggressiven Demonstration in New York City am 8. Oktober auf Video aufgenommen wurde, war Emilia Vieira, eine feministische Aktivistin und bezahlte Mitarbeiterin von Women in Need, einem New Yorker Frauenhaus für misshandelte Frauen, das mit Millionen von Dollar aus Steuergeldern finanziert wird. Genau zu dem Zeitpunkt, als Berichte und Videobeweise über extreme Gewalt gegen Frauen im Internet kursierten, feuerte Vieira diese an. Sie hat sich bisher geweigert, ihre Position zu erklären.

Andere Feministinnen, die den Hamas-Angriff feierten, waren bereitwilliger mit Rechtfertigungen. Auf die Frage nach Instagram-Posts wie einem, in dem es hieß, die Bewohner des Gazastreifens hätten "Geschichte geschrieben, als sie aus dem größten Freiluftgefängnis der Welt entkamen" (eine Beschreibung, die bequemerweise die mehr als tausend verstümmelten und zerfetzten Leichen ausblendet, die nach der Flucht zurückblieben), gab die feministische Aktivistin Lucy Small Erklärungen ab, die reich an Mitgefühl für die Täter waren: "Wenn die palästinensische Gesellschaft heilen und sich weiterentwickeln soll, muss sie dies unter ihren eigenen Bedingungen tun können, weshalb die Selbstbestimmung so wichtig ist. Wenn wir die Aktionen der Hamas verurteilen wollen, müssen wir auch die Gewalt des israelischen Staates verurteilen." Solche Pauschalverurteilungen sind normal, wenn man die Gewalt der von einem bevorzugten Aggressoren entschuldigen will; aber selbst dann ist es üblich, dass man sich nach einem Angriff von solch grundlosem Ausmaß zumindest ein paar Tage lang mit Äußerungen offener Begeisterung zurückhält.

In den letzten 50 Jahren haben Feministinnen viele Dinge als sexuelle Gewalt bezeichnet, um den Bereich der angeblich toxischen Männlichkeitt immer weiter auszudehnen: anzügliche Unterhaltungen, sexuelle Witze, Transaktionssex, unbeholfene Verführungsversuche und so weiter. Sie haben sich nie für die Realitäten der sexuellen Dynamik oder der männlichen Viktimisierung interessiert, sondern haben uns immer wieder gesagt, dass all diese Dinge Teil eines Kontinuums des Hasses sind, dass zu viele Frauen zum Schweigen gebracht und beschuldigt werden, dass wir alle dafür verantwortlich sind, dass es uns nicht gelungen ist, dies zu stoppen, und dass selbst Männer, die keine sexuelle Gewalt begangen haben (einschließlich der Männer, die Opfer dieser Gewalt waren), ihre eigene Mitschuld untersuchen müssen.

Daher ist es besonders erschreckend zu sehen, dass die schlimmsten Formen sexueller Gewalt, die eindeutig von Hass getrieben sind, eindeutig entmenschlichend sind und eindeutig darauf abzielen, die Opfer zu terrorisieren und zum Schweigen zu bringen, nun mit Diskussionen über das palästinensische Trauma flott übergangen werden. Die akademische Feministin Chanda Prescod-Weinstein zeigte ein noch nie dagewesenes Mitgefühl für Vergewaltigungsmörder, als sie auf X ihre Hoffnung äußerte, dass "alle Vergewaltiger von ihren Gemeinschaften in einer Weise zur Rechenschaft gezogen werden, die das Leben und einen gerechten Frieden erhält und die Geschädigten vor weiterem Schaden schützt", und sagte, sie "bete für spirituellen Frieden für alle Überlebenden".

Die großzügigen Gefühle sind eine ziemliche Kehrtwende für jemanden, der an der Spitze des akademischen feministischen Aktivismus stand und harte Strafen (Entlassung und permanente Schande) für wissenschaftliche Forscher forderte, die lediglich des sexuellen Fehlverhaltens beschuldigt, aber nie verurteilt oder gar strafrechtlich untersucht wurden, wobei es sich oft um sehr harmlose Gesten, Berührungen und Bekundungen sexuellen Interesses zwischen Erwachsenen handelte.

Plötzlich argumentiert Prescod-Weinstein, dass es etwas Manipulatives und Falsches hat, wenn man den Schrecken der Vergewaltigungstaten anprangert. Sie ist "beunruhigt darüber, dass die gesamte palästinensische Sache von einigen wegen einer Taktik, die keine Grenzen kennt, als unwürdig verleumdet wird" (was für ein beeindruckend nüchternes und neutrales Wort ist "Taktik") und sie belehrte ihre große Twitter-Fangemeinde darüber, inwieweit sie die Verurteilung der sexuellen Gewalt der Hamas in den Mittelpunkt stellen sollten (Antwort: nicht viel): "Benutzt Überlebende von Vergewaltigungen nicht als Schutzschild, um das harte Gespräch darüber zu vermeiden, warum dies geschieht", wies sie an, "über Bibis gewalttätigen Faschismus. Über Enteignung und Besatzung. Wenn man über diese Themen spricht, kann man nicht einfach 'Vergewaltigung' schreien und denken, dass das Gespräch damit beendet ist."

Vielleicht in Wut und Eile geschrieben, zeigt die vorgefertigte Formulierung, wie bemerkenswert wenig Prescod-Weinstein an die von der Hamas vergewaltigten Opfer gedacht hat. Viele dieser Opfer waren in der Tat keine "Überlebenden". Einige wurden zu Tode vergewaltigt, andere wurden ermordet, nachdem sie vergewaltigt worden waren. Inwiefern ist es ein "Schutzschild", zu benennen, was ihnen zugestoßen ist, und die Täter zur Verantwortung zu ziehen? Wäre es nicht zutreffender zu sagen, dass Behauptungen über "Bibis gewalttätigen Faschismus" das Schutzschild sind, mit dem die Vergewaltigungen erklärt und insofern gerechtfertigt werden? Ich kann mich nicht an einen anderen Fall erinnern, in dem Appelle an das angebliche Leid der Täter von der erbarmungslosen und vorsätzlichen Aggression der Täter ablenken konnten.

Prescod-Weinstein hat sogar gegen die Charakterisierung der palästinensischen Kultur als "patriarchalisch" gewettert und behauptet, dass "ein Narrativ, das die Palästinenser als einzigartig patriarchalisch und moralisch verwerflich darstellt, in rassistischen Stereotypen wurzelt". Nur wenige konnten im Voraus vorhersehen, wie geschickt die Verurteilung von Massenvergewaltigungen von den Selbstherrlichen als Beweis für Rassismus umgedeutet werden konnte. Die rhetorischen Taschenspielertricks, die hier angewendet werden, sind schwindelerregend.

Es stellt sich die Frage: Was soll man von den vergangenen 50 Jahren feministischen Aktivismus gegen sexuelle Gewalt und Nötigung halten, von den Tränen, den Schreien und den vernichtenden Aussagen, wenn man das alles, wie es andere Verpflichtungen verlangen, mit ein paar glatten Rationalisierungen abtun kann? War diese feministische Sache hauptsächlich strategisch, ein Fall von Agitprop-Theater, eine "Taktik", um Macht und Kontrolle über (zivilisierte, hauptsächlich westliche) Männer zu sichern, die sich um den Schmerz der Frauen sorgten? Meinten es die Feministinnen am Ende nicht wirklich ernst?

Der Fall des Hamas-Terrorismus weist auf eine Heuchelei hin, die so erschreckend ist, dass selbst hartgesottene Antifeministinnen wie ich verblüfft sind. Er könnte auch den seit langem schwelenden Verdacht bestätigen, dass einige Feministinnen hyper-maskuline (antiwestliche) Männer bewundern, die (bisher) immun gegen feministische Beschämung zu sein scheinen. Zumindest zwingt dieser Moment zu der Erkenntnis, dass die Abscheu vor Vergewaltigung nicht die einigende Überzeugung ist, die Feministinnen so lange für sich reklamiert haben, und dass sie in bestimmten Fällen kaum eine Rolle zu spielen scheint.




Donnerstag, Oktober 26, 2023

Warum es falsch ist, bei Opfern von Konflikten ständig "Frauen und Kinder" zu erwähnen

Wer in den letzten Wochen die Berichterstattung zum Nahost-Konflikt verfolgt hat, konnte dabei besonders häufig die Redewendung "Frauen und Kinder" lesen. Um zu verdeutlichen, wie furchtbar das Gemetzel der Hamas-Terroristen war, wurde immer wieder betont, dass sich "Frauen und Kinder" unter den Opfern befanden. Ähnliches geschah, um das Leiden der Zivilbevölkerung im Gazastreifen zu zeigen. Auch der Generalsekretär der Vereinten Nationen spricht in solcher Weise. Gegen diese Rhetorik, die wir Männerrechtler immer kritisiert haben, spricht sich jetzt auch die indische Journalistin Devrupa Rakshit in einem aktuellen Beitrag aus und vereint dabei eine feministische und eine maskulistische Perspektive. Das finde ich so spannend und wegweisend, dass ich ihren Text deshalb für Genderama übersetzt habe, auch wenn ich darin einzelne Formulierungen wie "Völkermord" allzu überspitzt finde.



Inmitten der weltweiten Forderungen nach einem Waffenstillstand im Gazastreifen ist eine dominante Rechtfertigung der Tribut, den der Völkermord an Frauen und Kindern fordert - die stereotypen Opfer in jeder Art von Krise. Auch Israel beruft sich routinemäßig auf Rhetorik über Frauen und Kinder, um die Hamas als "barbarisch" zu zeigen.

Die Phrase "Frauen und Kinder", die in Diskussionen über Konflikte, Kriege und humanitäre Krisen häufig verwendet wird, mag gut gemeint sein; ihr Ziel ist es, die Verletzlichkeit bestimmter Gruppen zu betonen. Es hat jedoch ungewollt kontraproduktive Folgen - Frauen werden zu "Opfern" und Männer zu "Beschützern" und "Tätern" reduziert.

Dabei vernachlässigt die geschlechtsspezifische Rhetorik die Komplexität individueller Erfahrungen während Konflikten, Belagerungen und Gewalt und ist damit weit von einem intersektionellen feministischen Ansatz entfernt.

Mit "Frauen und Kindern" wird oft eine gewisse Verletzlichkeit und Hilflosigkeit assoziiert. Und obwohl Frauen und Kinder in besonderer Weise von Konflikten betroffen sind, impliziert die Formulierung des Themas, dass Frauen und Kinder zusammen eine gefährdete Gruppe bilden und nicht zwei unterschiedliche Gruppen. Dies untergräbt die Rolle der Frauen bei der Friedenssicherung und dem Schutz während anhaltender Konflikte und Gewalt.

Wissenschaftler argumentieren, dass dadurch auch die Handlungsfähigkeit von Frauen als menschliche Subjekte mit inhärenten Grundrechten und nicht als Objekte des Protektionismus untergraben wird. "Die Idealisierung schützt Frauen nicht vor Gewalt, sondern macht sie im Gegenteil noch verwundbarer", so die Politikwissenschaftlerin Maud Eduards. Sie untergräbt nicht nur die Rolle der Frauen bei der Gestaltung des Friedens, der Konfliktlösung und der Sicherheit, sondern dient auch als rhetorisches Mittel für Aggressoren, um Konflikte und Aggressionen überhaupt erst zu rechtfertigen. Das Framing unterschlägt auch die spezifischen und unterschiedlichen Arten von Gewalt und Schaden, die Frauen und Kinder getrennt voneinander erleiden.

"Frauen werden mit Kindern assoziiert, weil sie in der Tat als Kinder betrachtet werden... Ihre Evakuierung von den Schauplätzen der Verwüstung und des Krieges geht Hand in Hand mit der Aushöhlung ihrer politischen Handlungsfähigkeit", schreibt die Wissenschaftlerin Patricia Vieira bei Al Jazeera. Weitere Folgen könnten sich daraus ergeben, dass zwischen Frauen und Kindern unterschieden wird, die Sicherheit verdienen, und solchen, die dies nicht tun, wie die politische Theoretikerin Erica Burman anmerkt: "[D]iese Position des 'verdienten Opfers' beruht auf einer Vorstellung von Unschuld, die nicht nur die Handlungsfähigkeit entzieht, sondern auch diejenigen pathologisiert, die nicht so unschuldig erscheinen".

Darüber hinaus haben Wissenschaftler festgestellt, dass das Konzept der "Beschützer" und der "Geschützten" die vorherrschende Überzeugung stärkt, dass die Beschützer - in der Regel Männer - rationaler und strategischer sind, während die Geschützten - oft Frauen - Führung und Schutz benötigen. Es wird also zu einem Instrument, um die staatliche Geheimhaltung zu rechtfertigen: indem der Zugang zu Diskussionen über die nationale Sicherheit nur auf diejenigen beschränkt wird, die als "männlich" und rational gelten.

"Diese Maskulinisierung des Beschützers und die damit einhergehende Feminisierung der Beschützten hat weitreichende Folgen", schrieb Cynthia Enloe, eine amerikanische Politiktheoretikerin, feministische Autorin und Professorin, in ihrem 2007 erschienenen Buch "Globalisierung und Militarismus". "In jeder patriarchalischen Gesellschaft gelten die Beschützer als die Weltgewandtesten und damit als natürliche Kontrolleure der weiblichen Beschützten, nicht nur weil sie stärker sind als die Beschützten, sondern weil sie (angeblich) klüger sind. Sie können 'zu ihrem eigenen Besten' handeln." Enloe argumentiert, dass dies "praktisch alle Frauen ... von den 'streng geheimen' inneren Kreisen der nationalen Sicherheit" ausschließt. Abgesehen von der Aufrechterhaltung schädlicher Stereotypen ist das Narrativ also - vielleicht indirekt, aber in der Praxis - auch weitgehend ausgrenzend.

Und das, obwohl die UNO im Oktober 2020 "die entscheidende Rolle der Frauen bei der Verhütung und Beilegung von Konflikten und bei der Friedens- und Vertrauensbildung sowie die Bedeutung ihrer vollen, gleichberechtigten und sinnvollen Beteiligung und vollen Einbeziehung in alle Bemühungen zur Erhaltung und Förderung von Frieden und Sicherheit" anerkannt hat. Dennoch werden Frauen weiterhin als "Beschützte" wahrgenommen.

Dieser Rahmen schmälert die Handlungsfähigkeit von Frauen und ihren Beitrag zu Friedens- und Konfliktlösungsbemühungen und versäumt es, ihre Rolle als Ersthelferinnen, politische Führerinnen, Aktivistinnen und Friedensstifterinnen anzuerkennen. Die ausschließliche Fokussierung auf die Verletzlichkeit von Frauen lenkt daher ungerechterweise von ihrer aktiven Beteiligung an den Bemühungen um die Verhinderung und Lösung von Konflikten und die Reaktion auf laufende Krisen ab.

Darüber hinaus werden auch die Sicherheit und das Wohlergehen von Männern außer Acht gelassen. Indem Frauen und Kinder als besonders schutzbedürftig angesehen werden, werden Männer als akzeptable militärische Ziele dargestellt, obwohl sie selbst Zivilisten sind. Tatsächlich sind Männer in Konflikten mit ganz anderen Herausforderungen konfrontiert als Frauen - von der Wehrpflicht über Folter bis hin zur Vertreibung. Männer - sogar jüngere Männer - stehen daher bei Evakuierungsmaßnahmen an letzter Stelle, was dazu führt, dass die gezielte Ausrichtung auf eine Gruppe aufgrund von Hautfarbe, ethnischer Zugehörigkeit oder anderen Faktoren unbeabsichtigt erfolgreich ist, wenn Männer aus diesen Gruppen als Ziele betrachtet werden, die es nicht zu retten gilt.

Im Gazastreifen selbst hat das israelische Militär beispielsweise eine blutige Geschichte, in der es erwachsene Männer als Mitglieder der Fedajin oder des Guerillawiderstands auswies und sie vor Ort ohne Beweise tötete. "Im November 1956 ... drangen israelische Soldaten in Khan Yunis ein, holten alle erwachsenen Männer aus ihren Häusern und erschossen sie vor ihren Haustüren und auf der Straße, wobei 520 Menschen getötet wurden", schreibt das Magazin Jacobin. Viele dieser Männer waren Lehrer, Ärzte und normale unbewaffnete Zivilisten, wie der Schriftsteller Joe Sacco auf der Grundlage mündlicher Aussagen von Überlebenden schilderte. Doch der gezielte Ausschluss von Frauen und Kindern machte die Männer anfällig für Massentötungen im Namen der Sicherheit.

Und nicht nur das: Die Rahmung behindert auch die Unterstützung für Männer, die ein Trauma erleben, und hält sie davon ab, Hilfe zu suchen, weil die Gesellschaft auch von ihnen Stoizismus erwartet.

Angesichts der Tatsache, dass wir in einer Gesellschaft leben, die zutiefst von patriarchalischen Werten geprägt ist, hat die Vergeschlechtlichung der Sprache bei humanitären Krisen jedoch einen Vorteil. Charli Carpenter, Professorin für internationales Recht und menschliche Sicherheit an der University of Massachusetts-Amherst, die ansonsten der Meinung ist, dass das Narrativ 'Frauen und Kinder' die moralische Logik der zivilen Immunitätsnorm untergräbt", räumte in einem Papier aus dem Jahr 2005 ebenfalls ein: "[M]anche glauben, dass Kriegsparteien, die globalen Medien, transnationale Gruppen und Partner im internationalen Frauennetzwerk für ihre Botschaft empfänglicher sein werden, wenn sie in Begriffen des Schutzes insbesondere von 'Frauen und Kindern' formuliert wird, (…) Während dies schädliche Geschlechterstereotypen reproduzieren kann, werden diese Probleme durch die Vorteile des Zugangs zu bedürftigen Bevölkerungsgruppen und den Nutzen, 'Zivilisten' auf die internationale Agenda zu bringen, aufgewogen."

Im Rahmen einer Kosten-Nutzen-Analyse zugunsten der humanitären Bemühungen ist die geschlechtsspezifische Rhetorik vielleicht gerechtfertigt. Das bedeutet jedoch nicht, dass wir sie weiter aufrechterhalten sollten, ohne zu versuchen, die grundlegenden Vorurteile zu beseitigen, die uns dazu zwingen, auf dieses Narrativ zurückzugreifen - dadurch werden Geschlechterstereotypen nur noch verstärkt. In dem gegenwärtigen globalen Klima, das von Militarisierung geprägt ist, ist eine Neubewertung dieser Annahme - anstatt sie weiter zu nähren - absolut dringend.




Mittwoch, Oktober 25, 2023

Bedenken muslimischer Eltern: Kita wirft Vorleser raus, weil er ein Mann ist

1.
In einer Kita in Köln-Chorweiler sorgt die Entscheidung, einen männlichen Vorleser auszuschließen, für Diskussionen und Enttäuschung. Martin Wagner, ein Ehrenamtlicher der Kölner Vorlese-Initiative "Lesewelten", engagierte sich seit Jahresbeginn, um Kindern in der Einrichtung vorzulesen.

"Mir macht das großen Spaß und es ist mir wichtig, dort zu lesen, wo in vielen Familien nicht Deutsch als Muttersprache gesprochen wird und wo Kindern nicht regelmäßig vorgelesen wird", sagt der 67-Jährige dem "Kölner-Stadt-Anzeiger".

Aber: Sein Engagement wurde abrupt beendet. Weil er ein Mann ist. Die Kita-Leitung habe ihm mitgeteilt, dass drei muslimische Familien Bedenken gegenüber einem männlichen Vorleser geäußert hatten.

Wagner fühlt sich diskriminiert. "Ich finde es nicht richtig, dass man einzelnen Eltern so schnell nachgibt. Ich war keine einzige Minute mit den Kindern allein und verstehe die Bedenken nicht." Bei den Vorlese-Stunden ist immer eine Kita-Kraft mit vor Ort, da die Aufsichtspflicht bei der Kita liegt.

Die Entscheidung der Kita, keine männlichen Vorleser mehr zuzulassen, kam auch für die "Lesewelten"-Initiative überraschend. "Wir haben bisher immer gut mit der Kita zusammengearbeitet, aber nun legen wir die Kooperation auf Eis", sagt Simone Krost, Bereichsleiterin bei Lesewelten.


Der FOCUS berichtet.



2. In Island haben gestern viele Frauen einschließlich der Premierministerin gestreikt. Damit protestierten sie gegen den "Gender Wage Gap" und Gewalt, wenn sie gegen Frauen gerichtet ist.



3. Russland rekrutiert jetzt offenbar auch Frauen für den Angriffskrieg gegen die Ukraine:

In der dem russischen Verteidigungsministerium unterstehenden Söldnereinheit "Redut" würden Scharfschützinnen und Bedienerinnen von Drohnen angeworben, schrieb das unabhängige Internetportal istories am Montag. Bislang wurden Frauen im russischen Militär nur als Sanitäterinnen und in der Küche eingesetzt.




4. Einer meiner Leser weist mich auf die Website Gendersterntaler hin, wo es heißt:

Einige Behörden, Hochschulen, Wirtschaftsunternehmen und Medien experimentieren gegenwärtig mit einer Grammatik, die sämtliche Geschlechter permanent benennen will. Der von den meisten Menschen verwendeten Sprache wird vorgeworfen, sie mache die Hälfte der Bevölkerung unsichtbar. Auf dieser Webseite verlinken wir Pressetexte und Videos aus dem deutschsprachigen Raum, in denen diese Sprach-Experimente kritisiert werden. Denn wir finden die Argumente der Gegner viel überzeugender als diejenigen der Befürworter.




Dienstag, Oktober 24, 2023

Institut für weltweite Antisemitismusforschung: "Reaktion auf Hamas-Horror zeigt, dass die feministische Bewegung ihren moralischen Kompass verloren hat"

Heute habe ich mich für die Übersetzung eines "antifeministischen" Beitrags entschieden, damit die Meldestelle wieder etwas zu tun bekommt. Er wurde von der New Yorker Feministin, Bestsellerautorin und Psychotherapeutin Phyllis Chesler für das Institute for the Study of Global Antisemitism & Policy verfasst und dort vor ein paar Tagen veröffentlicht.

Ich würde Chesler nicht bei jedem einzelnen Punkt folgen, so etwa beim Ausblenden fast sämtlicher männlicher Opfer. Allerdings möchte ich ihren Text auch nicht immer wieder unterbrechen, indem ich meinen Senf dazugebe. Mindestens zur Dokumentation halte ich eine Übersetzung als Bestandteil der aktuellen Debatte für sinnvoll, da das, was Chesler insgesamt schreibt, man auch deutschen Feministinnen vorwerfen könnte.



Ich bin seit mehr als 50 Jahren eine Pionierin in Sachen Frauenrechte.

Leider muss ich feststellen, dass das, was einmal eine vielfältige und unabhängige Bewegung war, von einem "Woke"-Todeskult vereinnahmt wurde.

Diejenigen amerikanischen Feministinnen, die noch übrig geblieben sind, einschließlich der Ikonen unter uns, geben in erster Linie Gender den Vorzug vor der Geschlechtszugehörigkeit; sie sind eher für Transsexuelle als für biologische Frauen; und sie sind mehr von der angeblichen Besetzung eines Landes besessen, das es nie gegeben hat (Palästina, Gaza), als von der Besetzung der weiblichen Körper in Gaza - wo Mädchen und Frauen in Kinder- und Mehrehen gezwungen werden, sich verschleiern müssen und zusammen mit männlichen Homosexuellen von ihren Familien "ehrenvoll" getötet werden.

In diesem entsetzlichen Moment der Geschichte, in dem die Hamas, eine ISIS- und Taliban-ähnliche Terrorgruppe, auf grausame und sadistische Weise israelische Zivilisten ermordet, gefoltert, verstümmelt, vergewaltigt und bei lebendigem Leib verbrannt hat, darunter Babys, junge Frauen und Großmütter, stelle ich ein schreckliches Schweigen, ein moralisches Versagen unter den Frauen, einschließlich der Frauenaktivistinnen, fest, die in Amerika in Freiheit leben.

Feministinnen, darunter Akademikerinnen und Vertreterinnen von Menschenrechtsorganisationen, sind aufgestanden und haben zumindest aufgeschrien, als afghanische, saudische, iranische, pakistanische, jesidische und ukrainische Frauen vergewaltigt, in die Sexsklaverei entführt oder ermordet wurden.

Mandy Sanghera und ich gründeten 2021 ein feministisches Basisteam, das 400 Frauen aus Afghanistan rettete.

Wir können nicht glauben, dass Feministinnen fast völlig schweigen, nachdem die Hamas in diesem Monat einen Terroranschlag gegen Juden verübt hat, bei dem junge Frauen neben ihren toten Freunden vergewaltigt und dann mit blutverschmierten Beinen durch die Straßen von Gaza geführt wurden.

Vergewaltigung in einem Kriegsgebiet wird als Verbrechen betrachtet - solange die Opfer keine Juden sind.

Jetzt, da die Hamas sowohl ein altmodisches als auch ein neumodisches, per Livestream übertragenes Pogrom gegen israelische Juden und gegen alle Nicht-Juden, einschließlich Amerikaner, die in Israel leben, gestartet hat, behalten Feministinnen ein seltsames Schweigen bei.

Eine schnelle Umfrage unter den überlebenden feministischen Websites, darunter Ms., Women's eNews, Jezebel, Slate, Salon, Lilith usw., ergab nichts, was die Hamas ausdrücklich für die Vergewaltigung, Entführung und Verstümmelung von Frauen verurteilt hätte.

Und warum?

Das Versäumnis, sich mit diesem Thema überhaupt auseinanderzusetzen, spricht Bände.

Mandy und ich haben kürzlich einen Artikel veröffentlicht – "Vergewaltigung als Kriegswaffe, diesmal in Israel. Warum schweigen Feministinnen?" - online gestellt und an viele Feministinnen, einschließlich Basisaktivistinnen, geschickt.

Mandy (die im Vereinigten Königreich lebt) wurde angefeindet, schikaniert und als "Zionistin" beschimpft.

In meinem Fall haben sich nur wenige Feministinnen an mich gewandt, persönlich, privat, um ihr Bewusstsein, ihre Besorgnis oder ihr Mitgefühl auszudrücken.

Vielleicht zehn Frauen haben positiv reagiert; Gloria Steinem sagte zu ihrer Ehrenrettung, sie werde "die Leute von der Feminist Majority, die seit Jahren das Magazin "Ms." herausgibt, fragen, ob sie geantwortet haben." (Das haben sie nicht.)

Andere haben nichts gesagt.

Eleanor Smeal, eine ehemalige Präsidentin der National Organization for Women und Leiterin der Feminist Majority Foundation, hat sich von den 1990er Jahren bis zum letzten Monat für afghanische Frauen eingesetzt; ich kann nichts finden, was sie geschrieben hat, um die Vergewaltigung und Ermordung jüdischer Israelinnen zu verurteilen.

Kein Wort von Christian F. Nunes, der derzeitigen Präsidentin von NOW; auch nicht von Equality Now, gegründet von Jessica Neuwirth und Navi Pillay (letztere ist für ihre anti-israelische Haltung bei den Vereinten Nationen berüchtigt); Laurie Adams, Geschäftsführerin von Women for Women International; oder Alexis McGill Johnson, Präsidentin von Planned Parenthood.

UN Women, die UN-Organisation, die sich für die Gleichstellung der Geschlechter und die Stärkung der Rolle der Frau einsetzt, verurteilt die Angriffe auf Zivilisten in Israel und den besetzten palästinensischen Gebieten und ist zutiefst beunruhigt über die verheerenden Auswirkungen auf die Zivilbevölkerung, einschließlich Frauen und Mädchen.

In der Erklärung wird die Hamas jedoch mit keinem Wort erwähnt - und Israels Bemühungen, die Zivilbevölkerung aus dem Gazastreifen zu evakuieren, um die Terroristen auszulöschen, werden als "extrem gefährlich" bezeichnet.

Die Abgeordnete Alexandria Ocasio-Cortez fordert weiterhin einen Waffenstillstand und erklärt, das Hauptproblem zwischen Israel und der Hamas sei ... christliche Fundamentalisten und Donald Trump.

Dies bestätigt, dass die feministische Bewegung – die ich einmal kannte, aber vor langer Zeit – ihren moralischen Kompass verloren hat.

Sie liegt im Sterben, ist gekapert, "palästinensiniert" und stalinisiert. Sie ist bestenfalls ein Arm der Demokratischen Partei, die alle Anzeichen einer Zurückhaltung, wenn nicht gar eines Verrats an Israel zeigt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg waren die Szenen von Konzentrationslagern, Krematorien und lebenden menschlichen Skeletten entscheidend, um der Welt zu zeigen, was die Nazis den Juden (und Dissidenten) angetan hatten: ein Beweis dafür, warum ihre Führer und Kollaborateure vor Gericht gestellt werden mussten.

Feministinnen - wir alle - sollten hier einen Prozess nach Nürnberger Vorbild fordern und die Hamas-Führer ausliefern lassen, die Amerikaner sowie Israelis und Bürger anderer Nationen ermordet und entführt haben oder dies angeordnet haben.

Deshalb bin ich dafür, alle Bilder von den Gräueltaten zu zeigen.

Können sich die amerikanische Militärmacht und der israelische Militärgeheimdienst zusammentun, um die israelischen Geiseln zu finden und zu befreien?

Können wir die vom Iran unterstützten Hamas-Schergen festnehmen und vor Gericht stellen?

Können wir Ägypten zwingen, den Grenzübergang Rafah zu öffnen, und andere arabische und muslimische Länder, die Zivilisten des Gazastreifens aufzunehmen?

Können wir uns endlich mit der existenziellen und globalen Bedrohung auseinandersetzen, die ein fast nuklearer Iran sowohl für Amerika als auch für den Nahen Osten darstellt?

Feministinnen setzen sich mit keiner dieser Fragen auseinander.

Ihr Schweigen spricht Bände.




Der Protest- und Antisemitismusforscher Peter Ullrich von der Technischen Universität Berlin erkennt als denkbaren Grund für die schwache Solidarität mit Israel: "Zwar verurteilen viele die Taten der Hamas scharf, aber wollen trotzdem nicht mit dem Symbol eines Staates, mit einer rechtsradikalen Regierung und ihrem Vorgehen in Gaza in Verbindung gebracht werden." Generell werfen immer mehr Holocaust- und Antisemitismusforscher Israel Apartheid gegen die Palästinenser vor, Menschenrechtsgruppen wie Amnesty und Human Rights Watch tun das ohnehin. Das erklärt allerdings nicht, warum Feministinnen und andere Aktivisten, deren Empörung über "Manspreading", "Mansplaining" und Männerrechtler sonst kein Ende kennt, über sadistische Massaker an zumeist jüdischen Zivilisten kein Wort verlieren. Man muss der israelischen Regierungspolitik nicht zustimmen, um sich mit den Gräueln der Hamas und ihren Folgen auseinanderzusetzen und sich mit den Opfern solidarisch zu erklären.



Montag, Oktober 23, 2023

Eltern im Gender-Wahn: "Hauptsache, ohne Schniedel"

1. Unter der Schlagzeile Eltern im Gender-Wahn: "Hauptsache, ohne Schniedel" berichtet die Berliner Morgenpost:

Das Geschlecht hat tatsächlich Hochkonjunktur; die Enthüllung funktioniert längst nicht mehr mit einem schlichten Blick aufs Ultraschallbild bei der Gynäkologin. Nein, die Ärztin (oder der Arzt) geht einen Pakt ein, zum Beispiel mit dem Freund der Familie. Dem wird das Geschlecht verraten, der organisiert ein Event, bei dem auf außergewöhnliche Weise Eltern das Geschlecht ihres noch ungeborenen Nachwuchses erfahren. Nennt sich "Gender Reveal". Derzeit ein Mega-Trend, wie immer bei diesen Sachen aus den USA.

(…) Aber halt, da schleichen sich auch in diese pastellig-zuckrige Stimmung Tränen ein. Ganz echt, unvermittelt und mitnichten immer vor Freude. Und schon sind wir beim nächsten Trend: dem "Gender Disappointment". Geschlechtsenttäuschung. Da rieselt hellblauer Feinstaub aus dem Auspuff der mit weißen Schleifen geschmückten Limousine – und das geschminkte Gesicht der werdenden Mutter erstarrt zur grinsenden Fratze. Als sie endlich Luft holt, ist es vorbei mit der Fassung. Sie bricht weinend zusammen. It’s a boy. Das hat sich die werdende Mutter doch ganz anders vorgestellt.

Mag sein, dass es nichts Neues ist, sich heimlich ein Mädchen zu wünschen. Neu ist, dass die Trauer zelebriert wird. Erklärt wird. Dass Influencer mit aufgerissenen Augen fordern: Gender Disappointment dürfe nicht länger ein Tabu sein. Es gehe eben um mehr als: Hauptsache gesund. Es gehe darum, einen Jungen großziehen zu müssen. Was, wenn der aggressiv wird, zum Problemschüler gar? Mit Mädchen sei doch alles viel einfacher.

Ein Kollege gibt in einer großen Zeitung dazu das Gespräch von zwei Frauen wieder, das er auf einer Parkbank in Prenzlauer Berg gehört haben will. Es sei um die bevorstehende Ultraschall-Untersuchung gegangen. "Hauptsache, es ist kein Schniedel dran", soll die eine Frau gesagt haben. Wie der Kollege analysiert, offenbar aus purer Verachtung Männern gegenüber.




2. Verteidigungsminister Pistorius hält die Aussetzung der Wehrpflicht für einen Fehler.. Allerdings lasse sich dies "nicht von heute auf morgen rückgängig machen". Pistorius führt weiter aus: "Die Bundeswehr hat dafür zum Beispiel nicht die Kasernen oder das Ausbildungspersonal. Wir setzen daher auf ein umfangreiches Konzept zur Gewinnung von Personal. (…) Viele junge Menschen suchen eine sinnstiftende Aufgabe in ihrem Leben. Wer sich für die Bundeswehr entscheidet, leistet einen Beitrag zur Sicherheit und Freiheit in unserem Land. Dafür können wir ihnen rund 1000 verschiedene Jobs bieten, die vor allem eines verbindet: die Kameradschaft."

Derweil fordert die Junge Union eine Rückkehr zur Wehrpflicht. Es brauche eine sechsmonatige Dienstpflicht, die jeden Staatsbürger ab 18 Jahren gleichermaßen betreffen soll, fordert die JU in einem Beschluss beim Deutschlandtag. Dabei solle jeder zwischen einem Dienst bei der Bundeswehr, im Rettungsdienst oder beim THW wählen können.



3. Die CDU will mehr Frauen zur Wahl aufstellen und weniger Männer.. Dazu hat die Partei ein "Netzwerk der Kommunalpolitikerinnen" eingerichtet, um das sich die von Friedrich Merz dafür beauftragte stellvertretende Generalsekretärin Christina Stumpp kümmern soll.

Bei der Auftaktveranstaltung für das Netzwerk am Mittwochabend in der Berliner Parteizentrale sagte CDU-Chef Merz: "Die CDU hat zu wenig Frauen. Wir ändern das nur mit mehr Mitgliedern und vor allem mit mehr Frauen in den kommunalen Parlamenten." Er erlebte mehr als 200 Frauen, die leidenschaftlich diskutierten. "Wenn wir Frauen nicht ausreichend erreichen, gewinnen wir keine Wahlen", mahnte er.

(…) Der Druck wächst auch in der Partei: Im vergangenen Jahr hat der Bundesparteitag nach hitziger Debatte eine Frauenquote beschlossen. Demnach will die Partei spätestens ab Mitte 2025 – wenn möglich – paritätisch besetzte Kandidatenlisten erstellen; bereits 2024 sollen vier von zehn Kandidaturen mit einer Frau besetzt werden. Parteichef Merz erklärte, die Quote sei allenfalls ein Hilfsmittel. "Ich möchte, dass diese Quote irgendwann überflüssig wird."

Welche Probleme solche Vorgaben bereiten, zeigt sich derzeit in der Praxis: In Nordrhein-Westfalen etwa plant die CDU, zur Europawahl mit einer paritätischen Liste anzutreten, Hälfte Männer, Hälfte Frauen. Derzeit entsendet die Partei aber fünf Männer und eine Frau ins Europäische Parlament. Zwei Männer werden also weichen müssen. "Jeder beäugt den anderen derzeit ganz genau", heißt es in der Partei.




Freitag, Oktober 20, 2023

ARD berichtet über Sextäterinnen, Männerquote in Italien, Terror-Chefin getötet

1. Der SWR hat gestern Abend eine dreiviertelstündige Dokumentation mit dem Titel "Das Tabu im Tabu - Kindesmissbrauch durch Frauen" gezeigt und online gestellt. Ich selbst bin noch nicht dazu gekommen, sie mir anzuschauen, aber der Leser, der mich darauf aufmerksam amchte, schreibt mir: "Ein Thema, dass du und andere Männerrechtler seit Jahren ansprechen, ist tatsächlich im Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk gelandet. Sehenswert."



2.
Unterzeichnet von 137 Akademikern, Publizisten und Intellektuellen, warnt die Westminster-Erklärung vor dem "industriellen Zensur-Komplex". Dass ein Großteil der Medien darüber gar nicht berichten wird, unterstreicht die These der Initiatoren.


Das Magazin CICERO berichtet über dieses Problem, von dem nicht zuletzt die Männerbewegung stark betroffen ist. Der Artikel gelangt zu dem Fazit:

Am Ende plädieren die Unterzeichner lediglich dafür, das A und O der Demokratie im Blick zu behalten: die Meinungsfreiheit. Denn ohne diese Grundbedingung der offenen Gesellschaft können Entscheidungsträger nicht zur Rechenschaft gezogen werden. Zudem wäre der Prozess der Entscheidungsfindung nicht demokratisch, solange die Äußerung jeglichen Dissenses grundlegend verdächtig ist. Ein Diskussionsklima, in dem die Träger abweichender Meinungen in der Angst leben müssen, als Störenfriede abgestempelt und sozial ausgegrenzt zu werden, ist der Demokratie nicht förderlich. Meinungsfreiheit ist die beste Verteidigung gegen Desinformation, so die Autoren der Erklärung. (…) Ob die Kernbotschaft der Erklärung in den Leitmedien aufgegriffen und ernst genommen wird, darauf sollte man allerdings nicht wetten.




3. "Deutschland wählt genderfrei" heißt es im linken Overton-Magazin zu den Wahlergebnissen in Bayern und Hessen:

Die meisten Menschen, wenn sie nicht gerade zu den Sensationslüsternen gehören, sind mittlerweile der inflationären moralinsauren Hetze und Nazi-Vorwürfe überdrüssig. Sie sind es leid, dass eine selbstgerechte, aber anonyme Moralelite abweichende Meinungen als rechts bezeichnet und auf oftmals haltlosen oder unbewiesenen Behauptungen Kampagnen aufbaut zur Verunglimpfung Andersdenkender.

So war auch von Grünen, Teilen der SPD und der Linkspartei im Vorwahlkampf besonders in Bayern nicht der Kampf gegen Preissteigerungen, Wohnungsnot und andere Themen, die großen Einfluss auf den Alltag der Menschen haben, auf den Schild gehoben worden sondern der Kampf gegen Rechts. Und rechts ist, wer nach deren Sicht den Klimawandel leugnet, homophob, sexistisch, ausländerfeindlich und sonst politisch nicht korrekt ist.

Dabei maßen sich diese politischen Kräfte an festzulegen, auf wen diese Merkmale zutreffen. Diese Kainsmale jener Kämpfer gegen jegliche Form der Diskriminierung gelten vornehmlich dem alten weißen Mann. Im Namen der Toleranz gibt man sich ihm gegenüber höchst intolerant. Statt Diskriminierung abzuschaffen wird sie auf eine neue gesellschaftliche Gruppen gelenkt.

(…) Diese Haltung von Anmaßung und Selbstgerechtigkeit gegenüber Andersdenkenden und Andersartigen findet ihren deutlich wahrnehmbaren Ausdruck im Gendern. Es ist der akustische Überlegenheitsanspruch jener gesellschaftlichen Kreise, die sich als woke betrachten, als Erwachte, im Gegensatz zu jenem deutschen Michel und den Schlafschafen, über die man glaubt sich erheben und sie verächtlich machen zu dürfen.

In der Wahrnehmung der meisten Menschen ist das Gendern politisch verbunden mit den Grünen, Teilen der SPD und vor allem der Partei die Linke, also jenes Milieus, das sich hauptsächlichen aus besserverdienendem Mittelstand und Intellektuellen zusammensetzt. Sie stehen für Bevormundung und für eine ideologisch getriebene Rechthaberei. Auffällig ist, dass es gerade jene genderbewegten Parteien waren, die am meisten bei den Wahlen in Hessen und Bayern hatten bluten müssen.

(…) Wahlergebnisse werden nicht allein durch politische Themen und Sichtweisen bestimmt. Die Einstellungen gesellschaftlicher Milieus und deren Kultur spielen eine bedeutende Rolle. Das Gendern ist den meisten Menschen unsympathisch, denn unterschwellig werden zwei Botschaften mit vermittelt: "Wir haben das höhere Bildungsniveau, und wir sind die Guten." Das stößt bei vielen Menschen auf Ablehnung. Die politische Reaktion auf diese Botschaften sind nicht immer bewusstes Verhalten sondern oftmals Ausdruck von Unbehagen.

Dass die gender-freundlichen Parteien durchgefallen sind, bedeutet nicht, dass sie wegen des Genderns verloren haben. Es spricht aber für diesen Zusammenhang, dass gerade die politisch weitgehend bedeutungslose Linkspartei, die sich sogar als Speerspitze dieser Bewegung versteht, erheblich Federn lassen musste und in keinen Landtag einzog. Das Gendern selbst hatte vermutlich nur unbewusst Einfluss auf die Wahlentscheidung. Aber die Übereinstimmung zwischen den entsprechenden Parteien, ihrer Nähe zu diesem Milieu und ihren Wahlergebnissen ist groß.




4. Das Landgericht Hamburg bestätigt durch ein aktuelles Urteil die einstweilige Verfügung gegen die Süddeutsche Zeitung wegen der Berichterstattung vom 17.07. bzw. 18.07.2023 zum Fall des Rammstein-Sängers Till Lindemann:

Das Landgericht erklärte anlässlich der mündlichen Verhandlung, dass keine ausreichenden Beweistatsachen vorlägen, um über den Verdacht berichten zu können. Die vorgelegte eidesstattliche Versicherung des angeblichen Opfers genüge für die Annahme ausreichender Beweistatsachen nicht, da die Frau selbst aussage, sich nicht daran erinnern zu können, was nach einer gemeinsamen Party mit mehreren Gästen in einem Hotel in Gera geschehen sei. Damit ist die angegriffene Verdachtsberichterstattung weiterhin untersagt.




5. Die Website hochstrittig.org berichtet:

Seit ca. zwei Jahren gibt es in Deutschland massive Versuche von Mütter-Lobby-Gruppen, den Gewaltbegriff im Zusammenhang mit familiengerichtlichen Verfahren unter Missbrauch der wichtigen Istanbul-Konvention einseitig geschlechtsbezogen auszulegen. Von den gleichen Aktivistinnen-Gruppen wird versucht, Eltern-Kind-Entfremdung als unwissenschaftlich und Werkzeug angeblich gewalttätiger und / oder pädophiler Väter zu framen. Es wird die Behauptung erhoben, dass Müttern am Familiengericht nicht geglaubt werden würde, wenn sie von Gewalt der Väter berichteten. Sie wären damit fortwährend Gewalt schutzlos ausgeliefert wären. Es wird ein Zusammenhang zwischen Gewaltvorwürfen und Eltern-Kind-Entfremdung hergestellt. Ziel dieser Aktivistinnen ist es, Einfluss auf die Gesetzgebung und Rechtsprechung zu nehmen.

Die Argumentation wird nicht nur in Deutschland, sondern zeitgleich in mehreren Ländern von Aktivistinnen-Gruppen vorangetrieben. Eine weitere aktuelle Studie aus den USA prüft erneut die Behauptungen und Narrative. Diese lassen sich unter Zugrundelegung wissenschaftlicher Methodik nicht replizieren. Es wird eindringlich gefordert, dass Gesetzgeber ihre Entscheidungen auf faktenbasiertes, wissenschaftlich validiertes und replizierbares Wissen und nicht auf substanzlose Behauptungen von Aktivisten-Gruppen stützen sollen.


Hier geht es weiter.



6. An Italiens Schulen wird eine Männerquote eingeführt:

Bei den nächsten Ausschreibungsverfahren für 587 Schulleitungsposten soll bei Punktegleichstand den männlichen Kandidaten der Vorzug gegeben werden, berichtete die Mailänder Tageszeitung "Corriere della Sera" am Donnerstag. Im italienischen Schulsystem überwiegt die Zahl der Frauen deutlich. Sie machen insgesamt 83 Prozent des Lehrpersonals aus. In Volksschulen beträgt dieser Wert sogar 95 Prozent. (…) Das Prinzip der Männerquoten soll auch bei den Ausschreibungsverfahren für die Anstellung von Lehrerinnen und Lehrern eingeführt werden, die die Regierung plant.




7. Der FOCUS berichtet: 48 Austern! Frau schockt bei erster Verabredung mit XXL-Bestellung. Mann macht sich dünne. Die unverschämte Tussi, Verzeihung, selbstbewusste Powerfrau wurde mit einer Rechnung in Höhe von 180 US-Dollar sitzengelassen, nachdem ihr Date die Flucht ergriffen hatte.



8. Ein herber Rückschlag für die Emanzipation: Die hochrangige Hamas-Terroristin und promovierte Dozentin Dschamila al-Schanti, die 2021 als erste Frau ins Politbüro der Terrororganisation Hamas gewählt worden war, ist bei einem israelischen Luftangriff getötet worden. Da sie weiblich ist, würden Vertreter des "woken" Lagers sie vermutlich als Opfer eines Femizids bezeichnen.

Ziel der israelischen Offensive im Gazastreifen ist die Ausschaltung der Hamas-Führung im Gazastreifen. "Die Hamas, das ist der Islamische Staat, und wir werden sie zerquetschen und zerstören, wie die Welt den Islamischen Staat zerstört hat", sagte Israels Premierminister Benjamin Netanjahu am Mittwochabend in seiner ersten Ansprache an Mitglieder des neuen sogenannten Kriegskabinetts. Jedes "Mitglied der Hamas ist ein toter Mann", versicherte er.


Nun, Dschamila al-Schainti offenkundig nicht.

Die Hamas hatte am 7. Oktober Israel überfallen und Hunderte Zivilisten niedergemetzelt. Auch entführte sie Dutzende Menschen, unter ihnen auch zahlreiche Kinder und Alte, in den Gazastreifen.


Ich sehe, wir sind die idiotische Formulierung "darunter Frauen und Kinder" diesmal losgeworden.

(Beschwerden darüber, dass ich selbst bei einem so ernsten Thema wie dem Terror im Nahen Osten meinen Sarkasmus nicht zügeln kann, bitte an die übliche Mailadresse, danke.)



Mittwoch, Oktober 18, 2023

Wegen "rassistischer und frauenfeindlicher Aussagen": Auftrittsverbot für Alice Schwarzer gefordert

1. Bei Verschwörungstheorien gegen Männerrechtler war Alice Schwarzers Magazin "Emma" gerne vorn mit dabei und verwendete Wörter wie "Komplizinnen", als ob das Engagement für Jungen und Männer kriminell wäre. Menschen, die sich für Jungen und Männer engagierten, "versuchen das Verhältnis zwischen den Geschlechter zu vergiften", heißt es ausgerechnet in Alice Schwarzers Magazin; ich selbst werde dort als "bekennender Sadomasochist" bezeichnet, als wäre das ein Skandal – kink schaming ist ein alter Hut im reaktionären Lager.) Jetzt allerdings wird Schwarzer einmal mehr selbst scharf kritisiert:

Neuer Wirbel um die Lesung der umstrittenen einstigen Vorzeige-Feministin Alice Schwarzer (80) in Leipzig. 33 Künstler und Autoren fordern die Absage einer Veranstaltung mit der "Emma"-Herausgeberin beim "Literarischen Herbst" in Leipzig.

Schwarzer will am 25. Oktober, 19 Uhr, in der Stadtbibliothek (Eintritt frei) ihre Autobiografie "Mein Leben" vorstellen. Bereits nach Bekanntwerden der Pläne hatten sich einige Kooperationspartner vom "Literarischen Herbst" wegen der Veranstaltung zurückgezogen.

Anfang Oktober teilten die Veranstalter jedoch mit, dass man sich bewusst sei, dass mit Alice Schwarzer eine "umstrittene, durch provokante, manchmal auch für uns problematische Äußerungen, polarisierende Autorin", ein Podium erhalte. Dennoch stünden die Errungenschaften einer Publizistin außer Frage, die sich seit Jahrzehnten für Feminismus weltweit eingesetzt habe.

Das sehen 33 Autoren, Drehbuchschreiber, Künstler, Journalisten, Wissenschaftler und Publizisten anders. Sie unterschrieben einen "Offenen Brief an den Literarischen Herbst", fordern darin die Absage der Schwarzer-Lesung.

Schwarzer falle immer wieder durch "transfeindliche, rassistische und misogyne Aussagen und Publikationen" auf: "Deshalb fordern wir den Literarischen Herbst auf, Alice Schwarzer keine Bühne für ihre problematischen Aussagen zu geben und die Veranstaltung aus dem Programm zu nehmen", so Romanautorin Cecilia Joyce Röski.


Wegen Schwarzers männerfeindlicher Ausfälle hatte es solche Offenen Briefe nie gegeben.



2. "Die Welt" berichtet:

In der Theorie ist die Sache eigentlich klar. "Kindschaftssachen, die den Aufenthalt des Kindes, das Umgangsrecht oder die Herausgabe des Kindes betreffen, sowie Verfahren wegen Gefährdung des Kindeswohls sind vorrangig und beschleunigt durchzuführen", heißt es in Paragraf 155 des Gesetzes über das Verfahren in Familiensachen (FamFG). "Der Termin soll spätestens einen Monat nach Beginn des Verfahrens stattfinden."

Verfahren, in denen es um das Wohl und die Zukunft von Kindern geht, so die Intention des Gesetzgebers, dürfen nicht verschleppt werden. Gerade bei Umgangsstreitigkeiten nach Trennung und Scheidung soll so vermieden werden, dass die betroffenen Kinder im Konflikt zerrieben werden.

In der familiengerichtlichen Praxis allerdings wird diese Norm häufig verletzt, wie eine von dem Trennungselternverband "Papa Mama Auch" und drei weiteren Verbänden vorgelegte Fallstudie am Beispiel des Amtsgerichts Braunschweig zeigt. Anhand von 13 Fällen, bei denen beteiligte Elternteile Einsicht in sämtliche Prozessakten gewährt haben, belegen sie, dass das Prinzip der beschleunigten Verfahrensführung nur selten beachtet wird. Schon zu Beginn des Verfahrens würden mehr als die Hälfte der Fälle länger als zwei Monate verschleppt. Wurde ein Gutachten beantragt, habe die Verzögerungsquote nach dessen Vorlage sogar 100 Prozent betragen.

Aber auch andere gesetzliche Normen wie die sogenannte Wohlverhaltenspflicht der Eltern oder das gerichtliche Hinwirken auf elterliches Einvernehmen würden regelmäßig missachtet, beklagen die Verbände. Folge sei nicht selten ein teilweiser oder vollständiger Kontaktabbruch zu einem Elternteil – und gravierende psychische Folgeschäden bei den betroffenen Kindern. Bei 71 Prozent der in der Erhebung betrachteten Trennungskinder sei nach dem Verfahren ein Therapiebedarf festgestellt worden. Die Hälfte habe keinen oder nur noch unvollständigen Kontakt zum anderen Elternteil.

Die Erhebung ist nicht repräsentativ. Dennoch glauben die Verbände, damit einen wichtigen Einblick in typische Verläufe hochstrittiger Sorgerechts- und Umgangsverfahren zu geben. "Die erschreckend hohe Zahl therapiebedürftiger Kinder oder auch die hohen Kontakt-Abbruchquoten sind dramatisch", sagte die Erziehungswissenschaftlerin Charlotte Michel-Biegel von "Papa Mama Auch". Kinder von streitenden Trennungseltern erlebten oft jahrelangen Dauerstress. "Die Vielfalt der Problemstellungen erfordert schnelleres Handeln und mehr Zusammenarbeit von Jugendämtern, Familiengerichten und Beratungsstellen, orientiert am Kindeswohl und den gesetzlichen Vorgaben."

Gute Eltern versuchten nach einer Trennung, den Weg über Anwälte und Familiengerichte zu vermeiden, so Michel-Biegel. Wo dies nicht gelingt, beobachten sie und ihre Mitstreiter bei "Papa Mama Auch" allerdings immer wieder die Mechanismen, die auch in der Fallstudie geschildert werden: Eltern, die einander schlecht machen, auch vor dem Kind. Gutachter, die den Kontaktabbruch zu einem Elternteil gutheißen, um das Kind "zur Ruhe kommen zu lassen". Jugendämter, die hilflos die Waffen strecken, wenn Eltern nicht kooperieren.

Und Verfahren, die sich ewig hinziehen und an deren Ende Eltern stehen, die sich resigniert zurückziehen, und Kinder, die so zermürbt sind, dass sie aus Selbstschutz den Kontakt zu einem Elternteil abbrechen. "Für die strittigen Fälle, die vor Gericht gehen, ist die Erhebung insofern durchaus repräsentativ", sagt Michel-Biegel. "Es ist das, was ich täglich erlebe."

(…) Im Kindschaftsrecht würden nahezu flächendeckend die Anforderungen der Unmittelbarkeit der Beweiserhebung ignoriert, kritisierte der Hamburger Rechtsanwalt Matthias Bergmann in seiner Stellungnahme zu der Erhebung. "Richter delegieren häufig nicht nur juristische Fragestellungen an Gutachter, sondern überlassen Gutachtern auch die Befragung aller möglicher Dritter." Statt unmittelbarer Zeugenbefragung nutzten viele Familiengerichte das Jugendamt oder Verfahrensbeistände als Ermittlungsbehörde des Gerichtes.

"So kommt es dazu, dass Verfahrensbeistände von Gesprächen mit Kindergärtnerinnen, Lehrern und sonstigen Dritten berichten, ohne dass diese Personen durch das Gericht direkt angehört werden." Zudem seien viele Richter und Anwälte häufig nicht spezialisiert genug für das Kindschaftsrecht ausgebildet. "Eine umfassende Qualitäts- und Erfolgskontrolle mit bundesweiter und systematischer Datenerhebung wäre dringend geboten, um die rechtliche Qualität der Verfahren und ihre Erfolge für das Wohl der Kinder zu prüfen."




3. Für den Schauspieler Kevin Spacey, eines der ungezählten Opfer von MeToo, gab es Stehbeifall in Oxford.

Knapp drei Monate, nachdem ihn ein Londoner Gericht vom Vorwurf der sexuellen Nötigung von vier Männern freigesprochen hatte, legte der Hollywood-Star Kevin Spacey seinen ersten öffentlichen Auftritt an der altehrwürdigen Uni Oxford hin. Im Rahmen eines Vortrags des englischen Publizisten und Autors Douglas Murray über Cancel Culture betrat Spacey zur Überraschung des Publikums durch eine Seitentür den Raum. Spacey hielt jedoch keine Rede, vielmehr ließ er William Shakespeare für sich und sein Anliegen sprechen. In der Rolle des Timon von Athen übte er dabei heftige Kritik an falschen Freunden und der Cancel Culture, als deren Opfer er sich sieht.

Spaceys kurzer Auftritt in der Rolle des Timon dauert fünf Minuten und zehn Sekunden, aber die haben es in sich. Murray leitet ein, indem er "jemanden" ankündigt, "den ich mit Stolz meinen Freund nenne: Kevin Spacey." Dann betritt Spacey in Alltagskleidung und mit einem Glas Wasser und Stichwort-Karten in den Händen die Bühne des kleinen Vortragssaals der traditionsreichen Universität. Und er legt los, indem er Shakespeare und dessen Timon von Athen in einem Monolog zum Leben erweckt. Timon beklagt sich darin in drastischen Worten darüber, dass er eben noch unzählige Freunde anzog, als er reich und freigebig war. Als ihm das Glück nicht mehr zur Seite steht, sind auch die angeblichen Freunde verschwunden - eine Situation, die so auch auf Spacey zutreffen könnte.

Spacey, der sich in seinem Auftritt immer wieder direkt an sein Publikum richtet, trägt den energischen Monolog frei vor. In der Seele zutiefst gekränkt, so stellt er Timon - und damit wohl auch sich selbst - dar. Der Auftritt endet mit den Worten: "Diese Welt macht mich krank. Ich werde sie niemals lieben!" Dann geht er ab. Und als Spacey den Raum erneut betritt, um sich der Reaktion des Publikums zu stellen, erntet er langanhaltenden Beifall.

Nachdem er im Juli von den Vorwürfen der sexuellen Nötigung in vier Fällen freigesprochen worden war, hatte der zweifache Oscargewinner noch seine Vorverurteilung beklagt: "Ehe die erste Frage gestellt war, verlor ich meinen Job, meinen Ruf. Ich habe innerhalb weniger Tage alles verloren." Noch am Sonntag sagte ein Londoner Kino die Premiere seines neuen Streifens "Control" kurzfristig ab. Die Standing Ovations des Oxforder Publikums könnten Spacey darin bestärken, wieder häufiger die Öffentlichkeit zu suchen.




4. Einem britischen Mathematiklehrer an einem reinen Mädchengymnasium wurden gerichtlich 45.000 Pfund Schadensersatz zugesprochen, nachdem Schülerinnen "aus Spaß" sexuelle Übergriffe durch ihn erfunden hatten, worauf er vom Unterricht suspendiert worden war.

Hawker, der fünf Jahre lang an der Devonport High School for Girls in Plymouth unterrichtet hatte, wurde suspendiert, verhaftet und dann wegen "groben Fehlverhaltens" entlassen - trotz Berichten, dass die Mädchen zugegeben hatten, dass sie über alles gelogen hatten, "weil es Spaß machte".

Dem Lehrer wurden nun 44.868 Pfund zugesprochen, nachdem ein Gericht in Bristol entschieden hatte, dass die Schule eine "völlig unzureichende" Untersuchung durchgeführt und es versäumt hatte, "ein sicheres Arbeitsumfeld für ihr Personal, insbesondere die Männer, zu schaffen".

Arbeitsrichterin Martha Street rügte die Untersuchung der Vorwürfe der Mädchen und sagte: "Eine faire Untersuchung hätte zumindest eine Abschrift der Gespräche mit den Mädchen enthalten müssen. Ich stelle nicht fest, ob Herr Hawker das behauptete Fehlverhalten begangen hat. Wenn er unschuldig ist und ein Spielplatzkomplott eine Karriere beenden und einen Ruf zerstören kann, kann ich nur sagen, dass die Schule ihrem Personal, insbesondere den männlichen Mitarbeitern, kein sicheres Arbeitsumfeld bietet. Kein vernünftiger Arbeitgeber würde zu dem Schluss kommen, dass die jüngeren Mädchen nach bestem Wissen und Gewissen wahrheitsgemäße Aussagen gemacht haben, ohne die gegenteiligen Beweise zu untersuchen, einschließlich der aktuellen Hinweise der älteren Mädchen auf ein Komplott gegen Herrn Hawker. In einem Fall, der die Karriere beendet, muss die Untersuchung so umfassend wie möglich sein. Dies wurde bei weitem nicht erreicht. Die Schule akzeptierte die Beweise der jüngeren Schüler, ohne sie in Frage zu stellen oder zu untersuchen, und ignorierte oder vermied es, gegenteilige Beweise zu finden."

Im Juni 2021 schrieb eine Schülerin eine Erklärung an ihren Tutor, dass ein anderes Mädchen - nur als Schülerin H identifiziert - gesagt habe, Herr Hawker habe ihr Bein berührt.

Ruth Morgan, die Leiterin der Sicherheitsabteilung, sprach mit der Schülerin H, die angab, dass Herr Hawker sich während einer Unterrichtsstunde neben sie gekniet und seine Hand auf ihren Oberschenkel gelegt habe, so das Gericht.

In weiteren Gesprächen mit anderen Schülern erfuhr Frau Morgan von einem "ähnlichen Vorfall", der von Schülerinnnen beschrieben wurde, sowie von falschen Gerüchten, dass Herr Hawker zuvor suspendiert worden sei, weil er "eine Schülerin der Klasse 9 angefasst" und eine Affäre mit einer Sechstklässlerin gehabt habe.

Der Anhörung wurde berichtet, dass Frau Morgan auf Anweisung der stellvertretenden Schulleiterin, Beverly Bell, die Aussagen der Mädchen aufnahm.

Ein Mädchen, Schülerin D, berichtete, dass Herr Hawker ihr ein "sehr unangenehmes Gefühl" gegeben habe, indem er "meine Schultern massierte und meine Arme streichelte".

Sie sagte, sie habe gesehen, wie Herr Hawker die Oberschenkel anderer Mädchen gestreichelt habe, und dass andere Mädchen, Schülerin G und Schülerin F, gesagt hätten, dass ihnen das auch passiert sei.

Der Lehrer wurde auch beschuldigt, den Mädchen zugezwinkert zu haben.

Aufgrund zahlreicher weiterer Berichte der Mädchen, die alle ein schweres Fehlverhalten angaben, wurde Herr Hawker am 28. Juni 2021 bis zum Abschluss der Ermittlungen suspendiert.

Im Juli erklärten jedoch zwei Mädchen aus der Jahrgangsstufe darüber, dass sie mit der Gruppe der Ankläger zusammengestanden hätten, als sie zugaben, dass sie versucht hätten, Herrn Hawker "aus Spaß" zu entlassen.

Als das ältere Paar nach dem Grund fragte, sagte eines der Mädchen: "Weil es Spaß gemacht hat", und ein anderes fügte hinzu: "Ja, wir haben gesagt, dass er unsere Oberschenkel angefasst hat, um ihn wegen sexueller Nötigung anzuklagen".


Der Fall ist ein weiteres gutes Beispiel dafür, dass Männer nicht zwangsläufig sexueller Übergriffe schuldig sein müssen, allein weil viele Mädchen oder Frauen das behauptet haben – eine Argumentation, die beispielsweise in der Debatte um Rammstein immer wieder mit geradezu heiligem Ernst vertreten worden war. Über Schuld und Unschuld sollten aber alleine gerichtliche Ermittlungen entscheiden und nicht die Leitmedien, die sozialen Medien oder gar die Ankläger allein.



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