Vielleicht zunächst das Positive: Die Pressereaktionen auf die gestrige "Hart-aber-fair"-Sendung sind vernichtend: Der FOCUS spricht vom
"Männermobbing zum Vatertag", Spiegel-Online vom
"Geschlechterkrampf" und fragt sich unter anderem, was Ursula Engelen-Kefer in der Sendung zu suchen hatte, und die "Welt" beanstandet, dass Männer bei Plasberg
entweder Waschlappen oder Machos sind.
Und tatsächlich lief die gestrige "Hart-aber-fair"-Sendung so, wie man es nach ihrer Ankündigung befürchten musste. Dafür sorgten insbesondere die von der Redaktion vorbereiteten Videoeinspieler. Gezeigt wurde der schlechteste Auftritt von Ex-Kanzler Gerhard Schröder (in der "Elefantenrunde" nach der Bundestagswahl 2005) im Vergleich mit einem Auftritt Angela Merkels, in dem diese souverän wirkte. Gezeigt wurde ein Gehaltsvergleich von Branchen, in denen Frauen zwölf Prozent weniger verdienen als Männer (wo sind die in allen Medien zitierten "23 Prozent" geblieben?), nicht einander gegenübergestellt wurden natürlich die Bereiche,
wo Frauen besser verdienen als Männer. Und schließlich wurden Männer gezeigt, die beim Sortieren der Wäsche Probleme hatten – nicht gezeigt wurden Frauen, die sich bei Reparaturen oder beim Aufziehen von Schneeketten ungeschickt anstellten. Die ideologische Botschaft der Sendung war klar: Der Mann ist eigentlich minderwertig, und trotzdem unterdrückt er ständig die arme Frau.
Bei soviel ideologischem Unfug, der komplett vorhersehbar war, wundert es einen nicht, dass renommierte Geschlechterforscher wie Professor Walter Hollstein die Einladung zur Sendung erst gar nicht annahmen. Stattdessen schrieb er der Redaktion eine kurze Mail, die er mir erlaubte, auf Genderama zu veröffentlichen:
ich habe gerade dem tv-programm der basler zeitung den titel ihrer heutigen ausstrahlung entnommen. ich nehme mal an, dass ihr gefäss keine sendung über frauen gemacht hätte, die den titel trägt: "ewig kind, häufig tussi, schliesslich ausgehalten - sind denn frauen nie normal?". das wäre sicher schon im vorfeld als sexistisch abgelehnt worden - mit recht; nur über männer kann man ja solche diskriminierungen (noch) ungestraft ausschütten. offenbar sind den deutschen medienschaffenden auch empirisch belegte zusammenhänge nicht bekannt, dass solche diffamierungen vor allem bei jungen männern, desorientierung, psychische probleme und gewalt auslösen. ich bin jedenfalls auch nachträglich sehr erleichtert, dass ich ihre einladung am vergangenen freitag zu dieser sendung nicht angenommen habe.
Die "Hart-aber-fair"-Redaktion bedankte sich schnippisch für die "originelle Polemik". Noch keine Antwort habe ich auf meine eigenen Fragen erhalten, die ich der Redaktion gestern Nachmittag schickte:
1. Warum bekommt es Das Erste derzeit nicht hin, anders als in einem abfälligen, herabsetzenden Tonfall über Männer zu sprechen?
2. Wie kommt es, dass Sie in einer Sendung über die Situation der Männer keinen einzigen Vertreter der Männerrechtsbewegung als Gast haben, wohl aber eine Vertreterin der Frauenbewegung? Würden Sie umgekehrt auch eine Sendung über die Situation der Frauen machen, in der zwar keine einzige Feministin dabei ist, aber dafür z. B. der Vorsitzende der Männerpartei oder von MANNdat?
3. Wundert es Sie eigentlich, dass Ihnen unter solchen Umständen renommierte Geschlechterforscher wie Professor Walter Hollstein dankend absagen und sich dafür nur die üblichen Hanseln aus dem Showgeschäft finden wie René Weller, Hellmuth Karassek oder Professor Harald Euler, der mit seinen Plattheiten normalerweise durch Shows wie "Die Ultimativen Chart-Hits für Frauen" turnt? Stört es Sie nicht selbst, immer wieder auf dieselben Gesichter zurückgreifen zu müssen, an denen sich die Zuschauer längst satt gesehen haben (und zwar weil Sie als Redaktion in Ihren Sendungen immer wieder zwanghaft dieselben alten Geschichten erzählen müssen)?
4. Ich weiß, dass sich Das Erste sehr auf jene Generation als Zielgruppe konzentriert, die ihre Studentenzeit zwischen 1960 und 1980 verbrachte, und dementsprechend auch die Debatten von damals gerne noch ein weiteres Mal wiederkäut. Aber könnte man nicht einmal wenigstens ganz allmählich die neuen Themen der Geschlechterdebatte aufgreifen, wie es Ihnen heute auch zahllose entnervte Zuschauer ins Gästebuch geschrieben haben? Könnten Sie nicht wenigstens einen Menschen in Ihrer Redaktion anstellen, der jünger ist als 50, sich vielleicht auch ein bisschen mit dem brandneuen Medium Internet auskennt und sich so zumindest ein wenig darüber schlau machen kann, wo die Geschlechterdebatte mittlerweile steht (Stichworte Männerrechtsbewegung, Benachteiligung der Jungen usw.)?
Auf eine Frage immerhin liegt uns inzwischen eine Antwort vor: Wie geht's "Hart aber fair" eigentlich so
quotenmäßig ..?
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