Genderama-Jahresrückblick 2007
Same procedure as every year in diesem Blog: Wir werfen noch einmal einen Blick darauf, was genau sich im vergangenen Jahr eigentlich in der Geschlechterdebatte getan hat. Dabei stoßen wir auf folgende Ereignisse und Entwicklungen:
- Kurz nach Neujahr trug der SPIEGEL mit einem sehr kritischen Artikel zum Gender Mainstreaming dazu bei, dass der Unsinn dieses Ansatzes nicht nur Leuten klarwurde, die sich ohnehin schon intensiv mit dem Geschlechterthema auseinandergesetzt hatten. Insgesamt griffen aber nur wenige Medien die Kritik am Gender Mainstreaming auf (darunter die "Junge Freiheit" und die Schweizer "Weltwoche").
- Lobbygruppen wie "terre des femmes" setzten in trauter Eintracht mit dem Frauenministerium viele Hebel in Bewegung, damit auch schwere häusliche Gewalt erstens als ein Massenphänomen und zweitens fast durchgehend allein mit Frauen als Opfern wahrgenommen wurde. Ironischerweise wurden im vergangenen Jahr auch zwei amerikanische Studien veröffentlicht, die Frauen zu 70 bzw. 71 Prozent als Täter bei Gewalt in der Partnerschaft ermittelten. Das bestätigte meine früheren Prognosen: Je weiter fortgeschritten die Studien sind, desto höher steigt der ermittelte Täteranteil beim weiblichen Geschlecht.
- Alle paar Wochen erschien 2007 ein neues Buch über die angebliche Notwendigkeit eines "neuen Feminismus" oder "die Welt für Frauen zu verändern". Zu den prominenten Autorinnen zählten etwa Silvana Koch-Mehrin, Alice Schwarzer, Ursula von der Leyen und Maria von Welser.
- Nicht wenige dieser Bücher dürften den Versuch einer publizistischen Antwort darauf darstellen, dass auch dieses Jahr die Frau, die die Geschlechterdebatte am meisten prägte, Eva Herman war. Dafür wurde sie allerdings auch von fast sämtlichen Medienvertretern auf die eine oder andere Weise fertiggemacht. Dies geschah zuletzt aber so offensichtlich, dass massive Leser- und Zuschauerproteste hörbar wurden. Es kam zu den ersten "Wir-sind-das-Volk!"-Rufen in unserer Mediokratie.
- Vieles an Eva Hermans Kritik bezog sich auf die vom Frauenministerium eingeleitete Krippewelle. Herman bekam hier Unterstützung vom katholischen Bischof Mixa, der forderte, in Frauen mehr zu sehen als bloße "Gebärmaschinen". Kaum hatte er's ausgesprochen, bretterte die Wortpolizei wieder mal mit Blaulicht und Martinshorn ums Eck.
- Für den oben erwähnten "neuen Feminismus" begeisterten sich zunehmend Parteien, die bislang als eher unverdächtig galten: die FDP sowie die CDU und sogar die CSU. Ursula von der Leyen erklärte, einen konservativen Feminismus "spannend" zu finden. "Der Mann, dein Feind" titelte im September das Jugendmagazin der "Süddeutschen Zeitung" ungewohnt offen zu von der Leyens Propaganda.
- Apropos: Gegen Ursula von der Leyen und ihr Ministerium gab es heftige Vorwürfe, sendefertige Jubelbeiträge an diverse Medienredaktionen verschickt zu haben. Die Reaktion auf diese Enthüllung war im Hause von der Leyen ein schulterzuckendes "Na und?".
- Andererseits schaffte es nur die SPD, einen Spruch in ihr Parteiprogramm aufzunehmen wie "Wer die menschliche Gesellschaft will, muss die männliche überwinden".
- Immerhin kam eine vom Frauenministerium veröffentlichte Broschüre zu der Erkenntnis: "Gleichstellungspolitik wird von der jungen Generation überwiegend als Reparatur- und Subventionspolitik für Frauen wahrgenommen, nicht als Politik für beide Geschlechter. In ihrer Wahrnehmung werden Männer von der Gleichstellungspolitik nicht berücksichtigt." Wenn man in von der Leyens Ministerium jetzt noch wüsste, wie es anders geht ...
- Die Männerrechtsgruppe MANNdat konnte ihre Positionen deutlich häufiger in den Medien artikulieren als in den Jahren zuvor. Unter anderem kommt es zu einem ersten Talkshowauftritt des MANNdat-Vorsitzenden Eugen Maus. Ebenfalls 2007 hatte Dr. Bruno Köhler, ein weiterer Vorsitzender bei MANNdat, seinen Auftritt vor dem baden-württembergischen Landtag.
- Nach mehr als fünf Jahren erschienen endlich mal wieder zwei Bücher aus der Männerrechtsbewegung – und dann natürlich fast gleichzeitig.
- Die Männerbewegung wurde wieder ein Stück weit internationaler: Unter anderem aus der Schweiz, aber auch aus so fernen Ländern wie Indien und Australien ist inzwischen ein wachsendes Rumoren zu vernehmen. In Norwegen, wo einerseits ein feministischer Quoten-Sozialismus mehrere Unternehmen bedroht, wird andererseits sogar von Regierungsseite ein Männer-Panel eingerichtet: 32 Männer mit ganz unterschiedlichen Hintergründen sollen dort zu einer öffentlichen Debatte über Männerrechte anregen. Und in Israel bildet die Knesset ein Unterkommittee, um die Diskriminierung von Vätern zu untersuchen.
- Alice Schwarzer kündigte an, dass sie die Chefredaktion der "Emma" an Lisa Ortgies weiterreichen werde – und entsetzte viele, indem sie sich bundesweit für "Bild"-Zeitungs-Reklame hergab. Als sie dasselbe zwei Jahre zuvor getan hatte, war die Empörung noch ausgeblieben.
- In den USA machte ein Projekt gegen Justizirrtümer auf sich aufmerksam, indem es mit DNS-Spuren als neuer Möglichkeit der Beweisführung aufdeckte, dass nicht wenige Männer wegen vermeintlicher Vergewaltigung teils jahrzehntelang unschuldig im Knast saßen. Symbolisch für das Problem der Falschbeschuldigungen entwickelte sich in den USA ein "Vergewaltigungsfall" an der Duke-Universität, bei dem die Vorwürfe schließlich in sich zusammenbrachen und massive Manipulationen der ermittelnden Staatsanwaltschaft belegt werden konten. "Die Hälfte aller Vergewaltigungsvorwürfe sind falsch" behaupten mittlerweile (unabhängig voneinander) die amerikanische Bürgerrechtsgruppe RADAR und eine Studie des Bayrischen Landeskriminalamts.
- Ségolène Royal scheiterte als Kandidatin zur französischen Präsidentschaft nicht zuletzt bei den Wählerinnen.
- Im Mai gelangte die Untersuchung eines Salzburger Erziehungswissenschaftlers zu dem Ergebnis, dass Jungen im Schulunterricht benachteiligt werden, da sie für dieselben Leistungen schlechtere Noten erhalten als die Mädchen. Im Dezember fand das Bildungsministerium für Deutschland dasselbe heraus – und bestätigte damit nicht nur die PISA- die IGLU- und die Shell-Studie, sondern auch ein Problem, auf das Männerrechtler schon seit Jahren aufmerksam machen. SPIEGEL und Co. jubelten 2007 indessen lieber über die als Folge dieser Benachteiligung erfolgreicheren "Alpha-Mädchen".
- Das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe forderte den Gesetzgeber auf, ein rechtliches Verfahren zur Feststellung der Vaterschaft einzurichten, was auch geschah. Anlass für Kritik gab insbesondere Justizministerin Zypries mit ihrem anhaltenden Interesse, Männer zu kriminalisieren, die das Delikt der Personenstandsfäschung/Kindsunterschiebung auf eigene Faust aufdecken.
- Im Oktober stärkte der Bundesgerichtshof die Rechte nichtehelicher Väter: Diese können nun auch ohne Zustimmung der Mutter das Sorgerecht für ihr Kind bekommen, wenn die Mutter das Kind nicht selbst aufziehen, sondern zur Adoption freigeben will.
- Kurzzeitig kam eine Schwachsinnsdebatte darüber auf, ob Männer höhere Steuern zahlen sollten als Frauen. Dieser Unsinn wurde von den Medien so hochgehypet, dass er es bis zu "Sabine Christiansen" schaffte, woraufhin das Interesse daran schlagartig abflaute.
- Noch schneller beendet war die nicht weniger hirnrissige Debatte darüber, ob Männer an der "Klimakatastrophe" schuld seien.
- Vom EU-Kommissar Vladimir Spidla, der Männer notfalls gesetzlich zu einer Babypause und einem Übernehmen von mehr Aufgaben in der Familie zwingen wollte, hört man momentan auch nichts mehr.
- In den USA wurde es immer mehr zum Trend, dass die Frauen mehr als die Männer verdienen und Männer sich in Partnerschaften verstärkt der Familie widmen statt dem Beruf. Das führte bei vielen Frauen zu einer neuen Form der Unzufriedenheit mit ihrem Leben und ihrer Beziehung.
- Männer ihrerseits haben deutschen Umfragen zufolge immer weniger Lust, mit Frauen zu schlafen - oder ihnen auch nur Komplimente zu machen.
- Die Rate der Gewalttäter unter jungen Mädchen (im Vergleich mit Jungen) schoss geradezu in die Höhe.
- Immer mehr Jugendliche kommen immer leichter auch an ziemlich harte Pornos: Auch diese Entwicklung wurde 2007 problematisiert.
- Die Maischberger dreht auch immer mehr ab.
Mein persönliches Wort des Jahres 2007 stammt von Genderama-Leser SwENSkE und lautet: "Männerbewegungsblogproblem".
Was darf man für 2008 erwarten? Unter anderem vielleicht die erste Präsidentin der USA und dass sich die Alt-68er zum 40. Geburtstag ihrer Bewegung noch einmal ordentlich selber feiern – solange ihnen Götz Aly dabei nicht ordentlich in die Quere kommt.
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