"Der Mann ist eine biologische Katastrophe: Das (männliche) y-Gen ist ein unvollständiges (weibliches) x-Gen, d. h. es hat eine unvollständige Chromosomstruktur. Mit anderen Worten, der Mann ist eine unvollständige Frau, eine wandelnde Fehlgeburt, die schon im Genstadium verkümmert ist. Mann sein heißt, kaputt sein; Männlichkeit ist eine Mangelkrankheit, und Männer sind seelische Krüppel." So beginnt Valerie Solanas berühmtes
"Manifest der Gesellschaft zur Vernichtung der Männer". Solanas erläutert darin weiter: "Der Mann ist von Natur aus ein Blutsauger, ein emotionaler Parasit und daher ohne moralische Lebensberechtigung; denn niemand hat das Recht auf die Kosten eines anderen zu leben. Wie die Menschen durch ihre höhere Entwicklung und ihr höheres Bewußtsein ein vorrangiges Lebensrecht gegenüber den Hunden haben, so haben die Frauen ein größeres Lebensrecht als die Männer. Die Vernichtung sämtlicher Männer ist daher eine gute und rechtliche Tat; eine Tat, die sich zum Wohl der Frauen wie zum Segen aller auswirken würde. (...) Die wenigen überlebenden Männer (...) mögen ihre kümmerlichen Tage mit `Dropout´ und Drogen weiterfristen, als Transvestiten in Frauenkleidern herumstolzieren ... oder sie können gleich um die Ecke zum nächsten Selbstmord-Center gehen, wo sie unauffällig, schnell und schmerzlos vergast werden."
In den siebziger Jahren galt Solanas Manifest als einer der Kerntexte der Frauenbewegung. Alice Schwarzer beispielsweise bejubelte es als "erster Exzess des Hasses, des begründeten Hasses". Und sie setzte fort: "Das ist es wohl, was den Frauen, wie allen unterdrückten und gedemütigten Gruppen, am meisten ausgetrieben worden ist: der Mut zum Hass! Was wäre eine Freiheitsbewegung ohne Hass?" Wozu sie an anderer Stelle weiter ausführt: "Juden haben Grund, Antisemiten zu hassen, sich gegen sie zu wehren. Schwarze haben Grund, Rassisten zu hassen. Lohnabhängige haben gute Gründe, Arbeitgeber nicht gerade innig zu lieben. Und eine von Männern – einzeln und/oder gesamtgesellschaftlich – unterdrückte Frau hat Recht, etwas gegen Männer und/oder die Männergesellschaft zu haben."
Dunkle Vergangenheit? Keineswegs. Aktuell zeigen sich Schwedens Frauen über eine Übersetzung des Buches in ihre Landessprache ausgesprochen begeistert:
Die Wiederentdeckung des in den späten 60ern geschriebenen Pamphlets schlug in Schweden ein wie eine Bombe. Schwedische Journalistinnen schwärmen von Solanas tragisch-komischer Abrechnung mit den Männern: "Es (das Manifest) sollte wie eine Bibel in den Hotelzimmern der Welt liegen", so Jenny Högström von der schwedischen Zeitung Sydsvenskan. Maria-Pia Boëthius von der Tageszeitung ETC findet: ",SCUM' ist das brillanteste feministische Buch, das in unserer Zeit auf Schwedisch erschienen ist." "Keine Frau kommt an Valerie Solanas vorbei, so wie keine an Marilyn Monroe vorbeikommt", schreibt Åsa Beckman von Dagens Nyheter leicht ironisch über den neuen Solanas-Kult in Schweden.
Die
taz berichtet.
Nachtrag vom nächsten Tag: Inzwischen kann man den taz-Artikel kommentieren.Labels: Femifaschismus, Misandrie, Schweden