Wie ich
hier bereits berichtet hatte, wurde, nachdem ich die Löschung der Wikipedia-Einträge über die Männerrechtsbewegung kritisiert hatte, auch der Wikipedia-Artikel über mich einer starken Bearbeitung unterzogen. Als treibende Kraft stellte sich auf der
Diskussionsseite dieses Artikels ein Eiferer mit dem Nick "Winterreise" heraus, der zum ideologischen Umfeld des Wikipedianers
"schwarze feder" zu gehören scheint. (Von "schwarze feder" wurde die geschilderte Löschung der Wikipedia-Artikel über die Männerrechtsbewegung maßgeblich betrieben; siehe zu seinem politischen Hintergrund auch
hier und
hier.) Der Darstellung von "Winterreise" zufolge relativiere ich unter anderem den Holocaust, bin erklärter Anhänger der "Jungen Freiheit" und ihrer Ausrichtung und vertrete vehment einen "militanten Maskulismus". (Ich bin etwas enttäuscht, dass hier meine Zusammenarbeit mit der Al Qaida unterschlagen wurde.) Gar nicht mehr einkriegen konnte sich "Winterreise" über mein Buch
"Warum Hohmann geht und Friedman bleibt" und verkündete, nachdem es Widersprüche dazu gab, was "Winterreise" über dessen Inhalt behauptete: "Auszüge aus Hoffmanns Buch über Martin Hohmann werde ich mit Seitenangabe als Quelle verlinken, wenn der Inhalt hartnäckig abgestritten werden sollte."
Gestern stellte sich eher durch Zufall und dank eines aufmerksamen Beobachters mit dem Wikipedia-Nick "Mädelstein" heraus, dass "Winterreise" mein Buch, über das er sich mehrere Tage öffentlich erregte, offenkundig
gar nicht gelesen hatte, seinen Inhalt in Wahrheit nicht kannte. Ich wurde also beinahe Opfer eben jenes Ablaufschemas, das ich in meinen Büchern über Antisemitismusdebatten und über Eva Herman analysiert habe: Nur bruchstückhaftes Halbwissen, das aber mit großer Vehemenz vorgetragen wird, führt zu bizarren Fehlurteilen.
Genau solche Vorgänge sind der Grund, weshalb ich in meinen Büchern und Artikeln auch die Wikipedia so kritisch bewerte: Einzelne Sektierer können auch ohne jegliche fundierte Sachkenntnis die Darstellung in dieser Online-Enzyklopädie prägen; die entstandenen Texte werden von nicht weniger recherchefaulen Schülern, Studenten und Journalisten oft leichtfertig übernommen. Experten mit tatsächlicher Sachkenntnis hingegen werden aus der Debatte durch heftige Anfeindungen herausgedrängt. (In der Wikipedia-Diskussionsseite über mich geschah das mit Abwertungen wie "Arne-Hoffmann-Fanclub", "Sockenpuppen" und dergleichen mehr, was einen sachlichen und konstruktiven Austausch von Wissen fast unmöglich machte.) Auch die Anonymität in der Wikipedia ist problematisch: Ein namentlich benannter Forscher könnte sich nicht leisten, Leute durch den Schmutz zu ziehen, indem er über deren Bücher schwadroniert, sobald sich herausstellt, dass er den Inhalt dieser Bücher überhaupt nicht kennt. Er wäre in seinem Fachbereich erledigt und für immer unglaubwürdig. In der Wikipedia braucht sich jeder Zausel nur einen ulkigen Nick zuzulegen, bleibt so anonym und kann sich den Versuch leisten, seine Vorurteile und Phantasien als lexikalische "Wahrheit" durchzusetzen. Insofern muss vor leichtfertigem Umgang mit den in der Wikipedia erstellten Texten einmal mehr gewarnt werden.
Allerdings gibt es auch einiges, was man anerkennen muss. Der Wikipedia-Artikel über mich ist zumindest in der momentanen Fassung doch ganz ordentlich geworden. (Herzlichen Dank an alle Beteiligten, die sich für eine faire Darstellung einsetzten!) Und immerhin gibt es inzwischen auch in der deutschen Wikipedia einen ausführlichen Eintrag über die
Wikipedia-Kritik. Dort wird auch erklärt, warum der marktschreierisch verbreitete Vergleich der Wikipedia mit der Encyclopedia Britannica in die Irre führt.
Eines der zahlreichen Probleme bleibt, dass man bei Themen wie
"Männerrechte",
"Männerrechtsbewegung" bzw.
"Maskulismus" nach wie vor auf die amerikanische Wikipedia zurückgreifen muss. Hierzulande würden Ideologen gegen Artikel mit demselben Inhalt Zeter und Mordio schreien.
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