Seit einigen Tagen liegen uns AGENSern die Antworten der bekanntesten Parteien auf unsere Fragen zur Männer- und Familienpolitik vor. Gestern haben wir sie
online gestellt.
Über die Reaktion der Piratenpartei hat Genderama bereits
berichtet. Deren stellvertretender Vorsitzender Andreas Popp – der immerhin bereit war, der "Jungen Freiheit" ein Interview zu geben, also eigentlich nicht zu den radikalen Dogmatikern und Tabuwächtern gehören sollte – teilte uns mit, er und seine Leute seien "nicht in der Lage (...) Antworten auf die Thesen zu formulieren ohne Behauptungen anzuerkennen, die wir nicht unterstützen. Aus diesem Grund habe ich Herrn Ganskow als zuständiges Mitglied des Bundesvorstands angewiesen die Wahlprüfsteine nicht zu bearbeiten."
Bei allem Respekt vor dem stellvertretenden Piratenkapitän: Das ist schon ausgesprochen dürftig. Es bedarf keiner unzumutbar großen intellektuellen Leistung, auch Fragen zu beantworten, deren Präsupposition man nicht teilt. Wenn ich beispielsweise gefragt werden würde, wie ich die Lohnlücke von 23 Prozent zu Lasten der Frauen zu überwinden gedenke, könnte ich problemlos erklären, warum eine solche Lohnlücke nicht existiert, was Frauen aber
generell tun können, um genauso viel zu verdienen wie Männer. Die Botschaft der Piraten im Gegensatz zu den anderen Parteien lautet: "Wer uns nicht in allen Punkten von vorneherein zustimmt, mit dem wollen wir nichts zu tun haben." Das ist für eine Zwei-Prozent-Partei ein klein wenig arrogant – um so mehr als alle Bundestagsparteien außer der Linken durchaus in der Lage waren, auf unsere Fragen in ihrem Sinne Antworten zu geben.
Dass von der AfD keine Antwort eintraf, mag man darauf zurückführen, dass diese Partei noch weitgehend monothematisch ausgerichtet ist und noch immer in der Aufbauphase steckt, weshalb sie keine zeitlichen Reserven zur Verfügung hat, zudem sich die AfD gleichzeitig gegen gewalttätige Übergriffen ihrer politischen Gegner behaupten muss. Aber wir müssen ja bewerten, was uns vor der Wahl zumindest als Absichtserklärung vorliegt, und hier bedeutet keine Antwort keine Punkte.
Insgesamt scheint für alle befragte Parteien das Männerthema noch größeres Neuland darzustellen als für Angela Merkel das Internet. (Das muss man verstehen: Ähnlich wie das Internet gibt es Männer ja noch nicht sehr lange.) Dementsprechend herrscht seit einiger Zeit in den männerpolitischen Foren Ratlosigkeit, welche Partei man in dieser Situation überhaupt wählen kann – ein Dilemma, das für politisch links stehende Männerrechtler noch größer ist. SPD, Grüne und Piraten haben sich auf jeweils ganz eigene Weise diskreditiert. Eine Partei des gegnerischen Lagers zu wählen, um ein Zeichen zu setzen, erscheint zumindest mir nicht als sehr reizvoll: Die CDU lässt sich von einer Ursula von der Leyen gängeln. Die FDP hat zu wenig für mich im Angebot, solange ich keine Hotels besitze; Wolfgang Kubicki alleine reicht als Grund beim besten Willen nicht aus. Bei der AfD ist noch sehr unklar, wohin sie sich letztendlich entwickeln wird. Nichtwählen allerdings stärkt nur die bestehenden Verhältnisse. Sollte man seine Stimme also einer Splitterpartei wie der von AGENS ebenfalls befragten
ÖDP geben, die keine großen Chancen hat, ihre Vorstellungen durchzusetzen (und männerpolitisch auch nicht viel im Gepäck hat, aber im Gegensatz zu Rot-Grün immerhin keinen Schaden anrichtet)? Eine überzeugende Antwort habe ich immer noch nicht gefunden.