Als die Goslarer Gleichstellungsbeauftragte Monika Ebeling beschloss, sich bei ihrer Arbeit auch für Mitglieder des männlichen Geschlechts einzusetzen, führte das schnell zu offenen Anfeindungen. "Das Wirken der Gleichstellungsbeauftragten ist mittlerweile von unseren Vorstellungen weit entfernt", erklärte etwa Doris Juranek von der Fraktion der Goslarer Grünen in einem offenen Brief an den Oberbürgermeister der Stadt. "Ihren bisherigen Tätigkeiten nach will sie Benachteiligung von Männern aufzeigen und beseitigen – dies ist nicht unser politischer Wille und wir denken, damit auch im Rat nicht allein zu stehen!" Die Aufgabe einer Gleichstellungsbeauftragten sei den geltenden Verordnungen zufolge schließlich, "diskriminierende strukturelle Barrieren für Frauen sichtbar zu machen". Die Worte "für Frauen" waren in dem Brief dick unterstrichen. Mit dem Satz "Männer werden geschlagen? Das Thema hängt mir zum Hals raus" zitierte die Stuttgarter Zeitung Doris Juranek.
Es war nicht zuletzt Monika Ebelings Engagement für eine gleiche Behandlung männlicher wie weiblicher Opfer häuslicher Gewalt, das zu einem breitflächigen Mobbing gegen sie führte – und infolgedessen schließlich zu einem Verlust ihres Amts als Gleichstellungsbeauftragter und danach ihrer Stelle als Kindergärtnerin. Wie genau das vonstatten ging, berichtet sie nun in ihrem Buch
Die Gleichberechtigungsfalle. "Innerhalb weniger Wochen", heißt es dort, "und mit mächtigem politischem und menschlichem Einsatz werden meine beruflichen Leistungen abgewrackt und meine persönlichen und menschlichen Eigenschaften entwertet. Daran hatte eine erkleckliche Anzahl Menschen ein Interesse, eine hohe Motivation und eine große Lust. (...) Dritte haben es willentlich und wissentlich in Kauf genommen, dass ich beruflich vernichtet werde."
Monika Ebelings Bericht ist auch für Menschen lesenswert, die sich für die Geschlechterdebatte nicht die Bohne interessieren. Denn er illustriert auch, wie es dazu kommen kann, dass fast eine ganze Stadt sich auf einen Mensch stürzt, nur weil dessen moralisches Denken ein gutes Stück weiter entwickelt ist als bei denjenigen, die das Mobbing gegenüber diesem Menschen betreiben. Passagenweise fühlt man sich hier schon an Lars von Triers Film "Dogville" erinnert, der eben jenes Thema der Ausgrenzung und Vernichtung eines Menschen in einer Kleinstadt zum Thema hat. Wer aber die aktuellen Verwerfungen in der Geschlechterdebatte aufmerksam verfolgt, wird einen um so größeren Gewinn aus Ebelings Buch ziehen. Denn was in Goslar geschieht, wie sich dort auf Zuruf eines Bündnisses von Frauennetzwerkerinnen Presse und Parteien geradezu gleichschalten lassen, bis gegenüber einer Abweichlerin der Zuruf erschallt "Auf sie mit Gebrüll! Schlagt sie zusammen, bis sie nicht mehr stehen kann!" – das ist exemplarisch für den Zustand der Geschlechterdebatte in unserer Gesellschaft insgesamt. Die schweren Stiefel, die heute wieder durch unsere Straßen marschieren, tragen das Feminismus-Symbol.
In erfreulicher Offenheit nennt Monika Ebeling in ihrem Bericht die Namen derjenigen, die bei der Hetzjagd auf sie zu den treibenden Kräften gehörten. Ebenso gründlich schildert sie die Verstiegenheiten, mit denen sie bei ihrem Einsatz für eine faire Geschlechterpolitik konfrontiert wurde. Statt sich um Väter zu kümmern, die ihre eigenen Kinder nicht sehen dürfen, fordern die Frauennetzwerkerinnen von Ebeling, solle sie "Frauensprache voranbringen", sich bei der Gestaltung der Fußgängerzone als "Raum für Frauen" engagieren und aktiv "gegen Hexenverbrennungen" vorgehen. Als Monika Ebeling auf ihrem Einsatz auch für diskriminierte Männer beharrt, kommen härtere Bandagen gegen sie zum Einsatz: "Man schneidet Zeitungsartikel aus, druckt Beiträge aus dem Internet aus und lässt sich über meine neuesten 'Schandtaten' berichten. Diese Frauen wettern im Forum der Zeitschrift 'Emma' über mich und kommentieren im Internet auch an anderer Stelle gegen mich, wo es ihnen möglich ist. (...) Sie versuchen, auch neutrale Menschen gegen mich aufzubringen. Kontakt mit mir wird nicht mehr gesucht, im Gegenteil. Es finden Aktivitäten statt, zu deren Vorbereitung ich gar nicht mehr angefragt werde." Die Botschaft ist eindeutig: Wer sich auch für Jungen und Männer einsetzt, wird ausgegrenzt. Als schließlich der Antrag ergeht, Ebeling ihres Amtes zu entbinden, wird dies "regional wieder mit einseitiger Berichterstattung und persönlicher Häme gewürzt."
Gleichzeitig stellt Monika Ebeling fest, dass unter denen, die sich unter diesem Terror ihre Meinung kaum mehr zu sagen trauen, der Rückhalt für sie wächst und wächst: "Sie können über Dinge berichten, unter denen sie selbst oder Familienangehörige bereits zu leiden hatten. Sie brauchen sich nicht für die sich ergebenden Aussagen zu rechtfertigen, weil jemand anderes, eine Frau sogar, solche Dinge sagt." Diese Unterstützung trägt Ebeling bei denjenigen Ansätzen ihres Buches, die über die Schilderung ihrer Erlebnisse hinausgehen – Ansätze für eine Politik, die sich den Bedürfnissen beider Geschlechter zuwendet: "Für den Erfolg einer solchen gemeinschaftliche Strategie braucht es männerkooperative Frauen und eine Frauenbewegung, die eine Männerbewegung willkommen heißt und als gleichwertig akzeptiert." Unterstützung für dieses Ziel findet Monika Ebeling bei Vereinen wie AGENS – auf die daraufhin aus ebenso schweren Kanonen geböllert wird wie gegen Ebeling zuvor, um sie niederzumachen und auszugrenzen. Jetzt ist es die Unterstellung angeblich "rechten Gedankenguts", womit die der feministischen Heilsleere Abtrünnigen zum Schweigen gebracht werden sollen.
"Ich habe bei meinen Recherchen in den Männerkreisen auch wahrgenommen", berichtet Monika Ebeling hierzu, "dass Männer von Männern in 'gute' und 'böse' Männer eingeteilt werden. 'Gut' sind jene, die den Feminismus anerkennend mit einem Diener begrüßen. 'Böse' sind diejenigen, die kritisch diskutieren wollen und den Feminismus kritisch hinterfragen." Damit ist das dogmatische und fundamentalistische Denken der durchgegenderten Männer treffend skizziert. Monika Ebeling indes hält "eine offene Debatte, die nicht nur die allgegenwärtigen, stereotypen und einseitig parteilichen Argumente liefert, für dringend erforderlich. Wir müssen unterschiedliche gleichstellungspolitische Standpunkte und verschiedene Sichtweisen in der Geschlechterdebatte zulassen, um die derzeitige ideologische Starre überwinden zu können und nicht weiter in einseitige Ideologie zu versinken. Wir müssen uns in der Geschlechterdebatte frei und unzensiert äußern dürfen."
Stattdessen heizen die vermeintlich "guten", also linientreuen und oft opportunistischen, Männer einen Konflikt weiter an, der eine Verständigung der beiden Lager unmöglich machen soll. So berichtet Ebeling über
"eine nicht wissenschaftliche Expertise" der Friedrich-Ebert-Stiftung mit dem Titel
"Geschlechterkampf von rechts", in denen viele Personen und Initiativen, die sich dem Feminismus partout nicht unterordnen wollen, "braun angepinselt" werden: "Diese kleine Broschüre, sie hat weit unter 100 Seiten, ist dann in Windeseile in den bundesweiten und regionalen Frauennetzwerken verteilt worden. (...) Die Broschüre lag auf den Tischen auf der Bundestagung der Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten in Wuppertal aus, und es wurde gezielt vom Podium darauf hingewiesen". Das Motto lautete: "Nehmt bloß keinen Kontakt mit diesen 'Männerbünden' auf." Ebeling berichtet weiter: "Man konnte den erhobenen Zeigefinger hinter diesen Worten deutlich spüren, und es schwang auch etwas Ängstlichkeit mit. Ratzfatz war das Pamphlet von der Bundestagung der Gleichstellungsbeauftragten in die Landeskonferenzen gelangt und kurz darauf in die regionalen Frauennetzwerke gewandert."
Anders als die Braunpinseler und Kriegsgewinnler, die Kontakte und Gespräche zwischen den beiden Lagern unbedingt verhindern wollen, verzichtet Ebeling auf Schwarz-Weiß-Malerei und übernimmt Methoden aus der feministischen Lehre, die erhellend sein können – so etwa das sogenannte "Switchen". Dabei schaut man sich die Situation von Mitgliedern eines der beiden Geschlechter an und überlegt, wie es aussehen würde, wenn man Mitgliedern des anderen Geschlechts Vergleichbares zumuten würde. Während der Feminismus das "Switchen" jedoch nur verwendete, um auf eine womöglich schlechtere Situation von Frauen aufmerksam zu machen, empfiehlt es Ebeling auch bei der Beschäftigung mit Männern. Was würde man etwa dazu sagen, wenn nach einer Trennung der Eltern die Kinder aufgrund von Gutachten so gut wie immer zum Vater kämen? Oder wenn Müttern regelmäßig nur "betreuter Umgang" mit ihren verstörten Kindern zugestanden würde, die seit seit Monaten nicht gesehen hätten, diese Mütter also vor den Augen mehrerer in der Regel durchgehend männlicher, hochskeptischer Fachleute beweisen müssten, dass sie immer noch zu einem spontanen, unverfänglichen Spiel oder Gespräch mit ihrem Kind in der Lage sind? Wobei jedes "Versagen" bedeuten würde, dass diese Mütter den Kontakt zu ihrem Kind gänzlich verlieren?
An solchen Stellen geht Ebelings Buch über eine bloße Schilderung der totalitären Mechanismen im gegenwärtigen Feminismus hinaus. Immer wieder macht sie deutlich, wie stattdessen eine Zukunft aussehen kann, die beiden Geschlechtern zugute kommt.
"Wir brauchen einen hohen Grad an Zusammenhalt jener Menschen in unserer Gesellschaft", heißt es da beispielsweise, "die den von einigen radikalen Frauenrechtlerinnen und Feministinnen geschürten Geschlechterkampf beenden wollen. Es muss sich eine Bewegung in der Mitte der Gesellschaft gründen, die vorbildlich und standhaft für einen Frieden zwischen Mann und Frau eintritt." Dabei sei es sinnvoll, die bestehenden Strukturen auch einmal im Sinne unserer Verfassung zu beurteilen: "In welchen Bereichen lassen der Feminismus und seine Aktivistinnen nur eine Richtung des Denkens zu? Wo und wie wird möglicherweise die Demokratie ausgehebelt? Treten der Feminismus oder seine Verfechter militant auf? Wo herrscht er mit Wilkür? Wo wird Zensur ausgeübt? Auf welche Weise werden durch den Feminismus und seine Agitatoren Menschen herabgesetzt und entwürdigt? Wo verbergen sich in seiner Mitte menschenunwürdige Lebensauffassungen? An welchen Stellen propagiert der Feminismus primitive Werte? Wo tritt er gar gewalttätig auf und outet sich als radikale Bewegung?"
"So wie es bei den Frauen bereits der Fall ist", fordert Ebeling, "muss es ein bundesweites und starkes Netzwerk für Männer geben und eine ebensolche Männerlobby. Entsprechende Hilfen und Materialien, die auf Männeranliegen aufmerksam machen und für Sympathie für diese Wende in der Gleichstellungspolitik werben, müssten erstellt und bundesweit verteilt werden. Die Öffentlichkeit hat ein Recht auf ausgewogene Berichterstattung über Frauen und Männer, und sie hat ein Recht auf eine ebensolche Politik. Wenn dann noch bundesweit Kampagnen aufgelegt werden, die auf Benachteiligungen von Männern aufmerksam machen und Mittel und Strategien aufzeigen, wie man der Diskriminierung von Jungen und Männern entgegentreten kann, dann würde ich glauben, wir sind im gleichstellungspolitischen Sinne über den Berg. In unserer Gesellschaft müssen Freiheit und Demokratie Vorfahrt haben."
Noch sind es die oben erwähnten Braunpinseler, Agitatoren und Opportunisten mit all ihren feministischen Seilschaften und Netzwerken, die eine Verwirklichung dieser Visionen mit all ihren Mitteln zu unterbinden suchen. Im Fall Monika Ebelings scheinen sie zunächst Erfolg gehabt zu haben. Die Botschaft, die an sämtliche anderen Gleichstellungsbeauftragten des Landes herausging, war sonnenklar: Sobald eine von euch aus unseren Reihen ausschert und sich in ähnlicher Weise auch für Männer einzusetzen beginnt, werden wir sie derselben beruflichen und sozialen Vernichtung aussetzen, und wir werden dies mit derselben Häme und Genugtuung begleiten, wie das bei Monika Ebeling der Fall war. Wir sind zwar nie demokratisch an die Macht gewählt worden, aber sämtliche größeren Parteien und ein Großteil der Medien sind trotzdem fest in unserer Hand.
Wer uns widerspricht, den können wir beispielsweise schneller öffentlich in die Nähe von Nazis rücken, als er gucken kann.
Nun ist es Monika Ebeling gegenüber Doris Juranek und ihren grünen Spießgesellen inzwischen gelungen, zumindest für einige ihrer Unterstellungen gerichtlich eine
Unterlassungserklärung durchzusetzen. In der Goslarschen Zeitung, die immer vorne mit dabei war, als Monika Ebeling öffentlich gesteinigt wurde, fand sich darüber meines Wissens keine Silbe. Der alte Machtapparat scheint zu funktionieren. Aber da es mittlerweile das Internet gibt, funktioniert er nicht mehr ganz so gut wie zuvor. Das Internet machte es immerhin möglich, dass Ebeling außerhalb des Goslarer Kokoons wirklich breite Unterstützung erhielt, die schließlich auch Vertreter der traditionellen Medien nicht länger übergehen konnten. Auf dieser Basis muss der Weg vom Feminismus zur Geschlechterdemokratie weitergehen. Immer mehr Bürger müssen ihre Angst überwinden und gegen die bestehenden oppressiven Strukturen aufbegehren. Dann, und darauf scheint Monika Ebeling zu setzen, könnte sich ihre Amtsenthebung und alles, was damit an Widerwärtigkeiten verbunden war, zuletzt doch noch zu einem Pyrrhussieg für die Genderkader entwickeln.
Monika Ebeling beendet
ihr Buch mit der Forderung, "dass wir den Geschlechterkampf in der Gesellschaft und in unseren Beziehungen als beendet betrachten wollen. (...) Wir benötigen für den gesellschaftlichen Schulterschluss weder die Erlaubnis von Alice Schwarzer noch ihre Unterschrift. (...) Diejenigen, die den Geschlechterkampf ausriefen, waren nicht legitimiert und sind es auch heute noch nicht. Wir ziehen diese alberne Kriegserklärung einfach zurück und helfen dabei, die entstandenen Kollateralschäden zu beseitigen. Vierzig Jahre Frauenbewegung und Feminismus haben nämlich auch sichtbare Schäden hinterlassen. Diese gilt es weiter aufzuspüren und zu beseitigen. Vielleicht sind auch Widergutmachungsgesten angesagt, dafür sollten wir Frauen uns nicht zu fein sein. Die einfache Botschaft lautet: Wir wollen keinen Geschlechterkampf mehr."
(Eine weitere, meiner Ansicht nach exzellente Rezension durch den MANNdat-Vorsitzenden Dr. Bruno Köhler findet man auf Cuncti.)