Sonntag, Juli 29, 2012

Deutsche Wikipedia als Propaganda-Plattform: Offener Brief an Jimmy Wales

Für alle neu Hinzugekommenen fasse ich zunächst einmal zusammen, was bisher geschah:

Die noch junge Männerrechtsbewegung hat in den letzten Jahren verschiedene wissenschaftliche Publikationen vorgelegt, die belegen, dass in unserer Gesellschaft Männer benachteiligt werden und die feministische Ideologie in zentralen Punkten fragwürdig ist.

Der feministischen Fraktion ist es nicht gelungen, diese Publikationen zu widerlegen oder auch nur begründet in Zweifel zu ziehen. Weil man das in dieser Fraktion schnell merkte, entschied man sich offenbar für die Strategie, die Mitglieder der Männerbewegung in eigenen Publikationen auf der persönlichen Ebene anzugreifen, sie mehr oder weniger als Rechtsextremisten zu verunglimpfen und so aus dem Diskurs zu drängen (beziehungsweise ein Alibi zu haben, um selbst den Diskurs zu verweigern).

Diesen Publikationen wurde ein wissenschaftlich wirkender Anstrich verliehen. Allerdings ergab eine Analyse nach der anderen, dass dieser wissenschaftliche Anspruch nicht ernsthaft zu halten war:

Der Männerforscher Professor Walter Hollstein zerpflückte die Kampfschrift Thomas Gesterkamps als Pseudowissenschaft und "gefährliche Verniedlichung des wirklichen Rechtsextremismus".

Der Bildungsforscher Michael Klein zerpflückte die Kampfschrift Thomas Gesterkamps ebenfalls als Pseudowissenschaft.

Die Soziologin Dr. Heike Diefenbach zerpflückte auch die Magisterarbeit Hinrich Rosenbrocks als Pseudowissenschaft.

Professor Günter Buchholz mutmaßt, dass sich Rosenbrocks Agitation als "Volksverhetzung" bereits im strafrechtlich relevanten Raum bewegen könnte.

In der jüngeren Vergangenheit zeigte sich nun, dass diese Traktate inzwischen vor allem einem Zweck dienen: um mit ihnen die Wikipedia zu füttern. So gibt aktuell der Wikipedianer Andreas Kemper ein Buch heraus, in dem Texte von Thomas Gesterkamp und Hinrich Rosenbrock ebenso enthalten sind wie Texte von feministischen Bloggerinnen, und versucht nun, dieses Werk in der Wikipedia als seriöse Quelle durchzusetzen. Eine kleine Seilschaft von Wikipedianern – allen voran Anonymas mit den Nicks "Fiona Baine"/"Finn" und "SanFran Farmer" – drückten bereits die Texte des Publizisten Thomas Gesterkamps und des Studenten Hinrich Rosenbrocks als "soziologische Studien" durch und unterdrückten zugleich entgegenstehende Belege. Wikipedia-Einträge wie "Männerrechtsbewegung", "MANNdat", "Monika Ebeling", "Gerhard Amendt" und "Arne Hoffmann" wurden auf dieser Grundlage so bearbeitet, dass sie der Konstruktion von Feindbildern dienlich sind.

All dieser Aufwand geschieht aktuell vor allem deshalb, vermutet Michael Klein, weil entgegen aller Hoffnung nur wenige Journalistinnen auf die diffamierenden Texte aus dem feministischen Lager hereingefallen waren. Menschen, die sich zum ersten Mal per Wikipedia über das dargestellte Thema und die angefeindeten Vereine oder Personen informierten, sollten im feministischen Sinne manipuliert werden.

Die deutsche Wikipedia ist allem Anschein nach derart ausgerichtet, dass man dort mit so einer Nummer durchkommt. Inzwischen haben mir zwei Nutzer unabhängig voneinander berichtet, dass sie auf unbegrenzte Zeit gesperrt wurden, weil sie Belege einbrachten, die der feministischen Perspektive zuwiderliefen (in einem Fall ein kritisches Buch zum Gender-Mainstreaming, zu dessen Autoren zwei Universitätsprofessoren gehören). Die offizielle Begründung lautete beide Male "Verstoß gegen den Neutral Point of View". Andreas Kemper, "Fiona Baine"/"Finn" und "SanFran Farmer" bleiben trotz ihres Treibens sowie persönlicher Angriffe und Hasstiraden auf den Diskussionsseiten diverser Wikiepdia-Einträge unbehelligt.

Wie Wikipedianer gezielt oder aus Unwissenheit Falschinformationen streuen, wird auch im Forum von MANNdat kurz analyisert. Dort heißt es auch:

Es empfiehlt sich bei gesellschaftsrelevanten Artikeln in Wikipedia immer, nicht nur den Artikel, sondern mindestens auch die Diskussionsseiten dazu zu lesen. Das macht schnell die undurchdringbaren Strukturen dort deutlich.

Um sich einen weiteren Überblick zu verschaffen, kann man dann noch die Versionsgeschichte ansehen. Die links dazu finden sich in den Kästchen über dem entsprechenden Artikel.

Unter "Männerrechtsbewegung" findet man unter Diskussion immer wieder den Namen Finn, die sich besondere admininistrative Rechte angeeignet hat. Und bei Versionsgeschichte wie eine Perlenschnur aneinandergereiht den Namen Fiona Baine (Stand: Gestern mittag). Klickt man nun bei der Diskussion auf Finn, so landet man wieder bei Fiona Baine.

Und "Schwarze Feder" bettelt, das Buch "Andreas Kemper (Hg.): Die Maskulisten" unter Sekundärquellen einzufügen. -16:45, 27. Jul. 2012

Der Artikel ist zwar gerade gesperrt, aber "Finn" alias Fiona Baine verspricht schon jetzt, das Buch, das noch gar nicht auf dem Markt ist und das sie infolgedessen auch noch nicht gelesen haben kann, nach Entsperrung einzufügen.


(Das Buch dürfte allerdings seit gestern auf dem Markt sein; nur Amazon führt es noch nicht. Eine Kurz-Analyse von Andreas Kempers neuestem Buch aus linker Sicht findet man bereits hier.)

Die Kritik an der Wikipedia ist mittlerweile so umfangreich, dass sie zu einem eigenen langen Wikipedia-Eintrag geführt hat. Die ideologische Manipulation der Wikipedia durch die feministische Lobby ist indes noch kein Teil dieses Eintrags.

Dass die feministische Ausrichtung der Wikipedia ein speziell deutsches Problem ist, wird gut deutlich, wenn man vergleicht, wie die englischsprachigen Wikipedia die Männerrechtsbewegung darstellt und wie die deutsche.

In der englischen Wikipedia: Men's Rights mit dem Unterpunkt Men's Rights Movement (oder auch hier).

In der deutschen Wikipedia: Männerrechtsbewegung.

Was fällt auf? Die englischen Wikipedia-Einträge sind neutral gehalten und erreichen das Niveau eines üblichen Lexikonartikels. Der Eintrag in der deutschen Wikipedia hingegen ist stark ideologisiert und abwertend verfasst. Von dem in der Wikipedia normalerweise geforderten "balanced and impartial treatment" fehlt jede Spur – stattdessen haben die Verfasser offenkundig versucht, jede Äußerung, die diese Bewegung in ein negatives Licht rücken könnte, dort unterzubringen. Als Resultat erscheinen Männerrechtler als psychische Krüppel mit emotionalen Problemen und Störfälle in einer gesunden Gesellschaft. Beim Leser soll offenkundig der Eindruck erweckt werden: "Da sind einige Männer nach ihrer Scheidung durchgeknallt und an den rechten Rand gerückt." Das Engagement für Männer soll, anders als das Engagement für Frauen, nicht als moralisch so geboten erscheinen, wie es ist, sondern als anrüchig und zweifelhaft.

Erfreulich ist immerhin, dass man diesem Wikipedia-Eintrag problemlos ansieht, wie einseitig gewichtet er ist. Sprachlich und stilistisch zeigen sich seine Verfasser von dem Erstellen eines wissenschaftlich klingenden Artikels immer wieder überfordert, und die groteske Häufung von abwertenden Passagen erzeugt vermutlich bei den meisten Lesern irgendwann Widerwillen. Der Artikel ist allerdings ein wunderbares Anschauungsobjekt dafür, wie die Männerrechtsbewegung von radikalen Feministinnen und ihrem Unterstützerkreis gesehen wird. Gerade weil der Artikel mit seiner Häufung an Unterstellungen und Vorwürfen schon fast ins Parodistische abgleitet, wäre ich fast geneigt, ihn in dieser Form zu konservieren. Allerdings erhebt auch die deutsche Wikipedia den Anspruch, ein Lexikon zu sein und kein Satiremagazin.

Problematisch bleibt insofern, dass in der deutschen Wikipedia – anders als in der englischsprachigen – ideologische Indoktrination und Diffamierung mit dem "Neutral Point of View" gleichgesetzt wird. Sexismus (solange er gegen Männer gerichtet ist), die "gefährliche Verniedlichung von Rechtsextremismus" sowie möglicherweise auch Volksverhetzung finden in der deutschen Wikipedia problemlos ein Forum, solange darüber nur das feministische Banner weht – von Verleumdung und übler Nachrede ganz abgesehen. Wer diese Entwicklung beanstandet, wird zügig gesperrt. Deshalb hat sich Michael Klein nun entschlossen, den Wikipedia-Gründer Jimmy Wales in einem Offenen Brief auf den Verfall der Standards der wissenschaftlichen Ethik in der deutschen Wikipedia aufmerksam zu machen. (Früher musste man noch befürchten, sobald man die Wikipedia kritisiere, werde man in den Artikeln dort niedergemacht; inzwischen findet das ohnehin statt, sobald man die feministische Ideologie kritisiert. Da fällt die Entscheidung leicht.)

Dieser offene Brief findet sich sowohl im englischen Original als auch in der deutschen Übersetzung in Michael Kleins Blog, wo man ihn mit seiner Unterschrift unterstützen kann. Der Originalbrief ist noch einmal im Folgenden dokumentiert.

Dear Jimmy Wales,

we write this open letter because we are worried. The German Wikipedia is in grave danger. It is in grave danger to fail completely, because it has been hijacked by a number of purely ideologically motivated people who want to advance not information or knowledge, but their particular version of information and knowledge. Because of that, the German Wikipedia drifts ever closer to becoming the platform for ideological content, a platform of misinformation, rather than useful and correct information. We write this open letter in the capacity that one of us is a scientist, who does assessments of scientific rigour on a daily basis, while the other is a journalist who has become the target of scorn and hatred on Wikipedia in an obvious attempt to destroy his public reputation.

We observed Wikipedia for a number of months now. The analysis that prompted us to write this open letter is based on a substantial number of observations, enough to provide you with a thorough understanding of what is going wrong at Wikipedia Germany, enough to back our conclusions. If need be, we will provide you with the full amount of evidence that backs our conclusions and that could hardly be included in this open letter, because of the letter getting a book as a result of doing so.

What is going wrong with Wikipedia Germany can be discussed with reference to four interlocking and self-enforcing processes that result in some kind of a feedback loop. The inevitable outcome of this feedback loop is a sharp decline in quality and a reduction of Wikipedia Germany to a cultist movement made up by a homogeneous group of ideological people that utterly defy the spirit of Wikipedia, the spirit captured in your famous idea to provide a source of information that draws on the widely spread knowledge of many people. Wikipedia in German is getting ever more distant to that particular spirit.

The four interlocking and self-enforcing processes that promote Wikipedia Germany's demise, are the following:

The lack of a coherent set of criteria as to how to find evidence and how to write an article; The resulting selectivity of many if not most articles found in Wikipedia Germany; The ideological hijacking that is eased by the aforementioned processes; The negative incentive to if not deterrence of capable people who want to contribute to

Wikipedia, but decline doing so, because of Wikipedia's ideological infestation, furthermore, a waste of manpower unheard of in other regional sections of Wikipedia;

Lack of a coherent set of criteria

The endeavour to write an encyclopaedia is - in the first place - a task that requires a careful technique for selecting correct, reliable and representative information. In other words, it requires people that are able and, more important still, willing to select information that gives a correct account for a particular field. In order to find correct, reliable and representative information, you need at least some insight in a field when you are working alone on an article. When numerous people work on an article you need a common set of criteria, different authors feel complied to comply to, a set of criteria that allows for intersubjective testing if the gathered material is indeed the best available material and that allows to reach a common agreement with respect to what information has to be included in the article and what information can be left out. At the moment, nothing of that kind can be found at Wikipedia in Germany and selectivity is what results.

Selective Articles

As a result, you will find legions of articles on Wikipedia's German version that do not meet the most rudimentary standards of reliability, fairness and decorum. They consist of scattered information, sourced in a process only the author can make sense of. They provide in many cases nothing but a caricature of reality that, at best, makes knowledgeable people laugh and, in the worst case, makes them angry and makes less knowledgeable people easy prey for ideologist. What is bad for the reputation of Wikipedia when it comes to articles that cover scientific content especially in the humanities, content like education, gets even worse when reputation of people cited in the respective article is at stake or, worse still, when people are the very topic covered in a particular article. Then, Wikipedia becomes the breeding ground of unfair treatment, bordering on hatred and it becomes the playground for ideological warriors.

Ideological Hijacking

Because of the lack of criteria, it is all to easy for ideologists to include what they see information that suits their agenda and suppress information that would put a particular topic in an utterly different light. So, by selectively choosing and actively suppressing information, these ideologists make Wikipedia Germany the platform for their political agitation. To do so, they form some kind of a secret society within Wikipedia exploiting the anonymity by assigning not only fancy nicknames (like "black feathers") to themselves, but hiding behind several nicks at the same time, all designed to put forward their interest and back their own claims.

And they use Wikipedia to treat their enemies with scorn, unfairness and a kind of hatred which is hard to describe to non-German people, however, so we refer to numerous occasions that see people labelled "homophobic" in articles published on Wikipedia Germany, that see people's work dubbed as "crap", their dignity diminished by claiming they would sell their grandmother if it were to bring them benefits and so on. Regularly it is not what the people covered did in their lifetime, the work, they are renowned for, that makes the content of a Wikipedia article but their political stance and the assessment of the respective stance that features prominently in the respective articles. In other words, many Wikipedia articles are very good at making ad hominem judgements, but rather poor in providing information.

These are regular ways to treat people in German Wikipedia articles and, although we know that this kind of misconduct is hard to comprehend by non-German people, it describes adequately what is happening on a regular basis and it describes what in some cases already crossed the line that separates delinquent from non-delinquent behaviour, i.e., it is to be considered libel and slander, and it is only a matter of time, that Wikipedia will be sued for it.

Deterrence of capable people and Editing Wars

The particular "mentoring" system, the way Wikipedia works, was once suited, when Wikipedia was a start-up. Today, Wikipedia is a player in the information market. Especially in countries in which rules of fairness are unknown or ignored, rules that bind, e.g., British people arguing with each other to a certain line of behaviour the very system that helped Wikipedia grow will be responsible for its failure. Lack of criteria, resulting selectivity and ideological takeover of many "editorial boards" deters motivated, capable and well-meaning individuals from contributing to Wikipedia. We know of scientists well-known to an international audience, renowned in their field and named in the Marquis Who is Who in the World that, after being invited to do so, started to work for Wikipedia Germany, but soon ceased to do so because their work had been rejected due to a lack of ideological fit, i.e., because it consisted of fact rather than fiction.

Ideological warfare is so common that it would be impossible, if one would chose to do so, to quantify waste of human resources in hundreds of manhours. To get an impression of what is going on at Wikipedia's German branch, just look at the "talk" or the "View history" index card of any article covering a disputed topic and you will find ongoing and fierce battles between two entrenched ideological camps, with one camp undoing the changes made by the other camp and the other camp doing likewise.

Would anyone seriously expect that processes like those described will not harm quality and reputation of Wikipedia? Would anyone seriously expect that, given the trench warfare we see today, it will take longer than a few days to scare away even the most willing and most able contributor to Wikipedia Germany? Would anyone seriously think that the processes described here will not bring Wikipedia to an untimely death, at least in Germany.

No.

And this is why we decided to write this open letter to you. Wikipedia in Germany is in great danger to become the third column of whatever ideology. It is time to do something against it and it is time to act now. And we think, abolishing the possibility to write in anonymity would be one place to start, because people eager to scathe others from their secure venturing point of anonymity usually cease to do so, when they are out in the open where they can be held responsible for what they say and do. If Wikipedia authors were to be known by name, it is our understanding, that not only would unfair treatment and ideological warfare be reduced, but quality of Wikipedia articles would improve as well, because you have to research well for something published under your real name.

We hope, you take this open letter as it is meant, as an urgent call for action by two really worried people that sympathize with the spirit of Wikipedia.

Michael Klein

Arne Hoffmann

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