Donnerstag, Dezember 22, 2022

Weihnachtsgrüße, Bitte um Spenden und Jahresrückblick 2022

Auch dieses Jahr möchte ich durch einen Rückblick auf die wichtigsten geschlechterpolitischen Meldungen der letzten zwölf Monate ausklingen lassen. Für mich persönlich war es kein gutes Jahr. Letzten Dezember, nach zwei Jahren Corona, habe ich mich zwar schon mental angeschlagen gefühlt, war aber guter Dinge, dass mit dem angekündigten Ende der pandemischen Lage im Frühjahr alles wieder besser werden würde. Im Sommer hatte ich dann gehofft, ein achtwöchiger Klinikaufenthalt mit geballten therapeutischen Maßnahmen müsse meine frühere Verfassung wiederherstellen. Inzwischen musste ich lernen zu akzeptieren, dass ich keinen Sprint, sondern einen Marathon brauche, um aus dem Tief wieder herauszukommen. Glücklicherweise bin ich das Laufen eines Marathons durch meine politisch-journalistische Arbeit gewohnt.

Für Genderama bedeutet meine Depression, dass der gewohnte Rhythmus neuer Beiträge nicht mehr so regelmäßig funktioniert wie ein Uhrwerk – das ist aber auch alles. Noch immer stelle ich hier sämtliche Meldungen zusammen, die ich für geschlechterpolitisch relevant halte. Dabei bin aufgrund meines in zweieinhalb Jahrzehnten gesammelten Fachwissens immer wieder skeptisch, was Darstellungen in den Leitmedien angeht, wo man oft nur populäre Klischees wiederkäut. Damit ich diese Aufgabe weiter wahrnehmen kann, benötige ich auch diese Weihnachten eure Unterstützung. Ich freue mich sehr über Spenden in jeder Form, Daueraufträge geben mir sogar langfristig Sicherheit und Stabilität.

Solche Spenden könnt ihr entweder durch eine reguläre Banküberweisung oder mit einer Überweisung via PayPal durchführen. Den Button für letzteres findet ihr rechts auf der Blogroll.

Bei dieser Gelegenheit danke ich allen ganz herzlich, die dieses Blog bereits mit ihren Spenden sowie mit Hinweisen auf interessante Meldungen unterstützt haben. Ich freue mich über die Wertschätzung, die ihr damit für meine Arbeit zeigt.

Nicht zuletzt wünsche ich euch trotz allem ein frohes Weihnachtsfest!

Kommen wir damit zum Jahresrückblick.



11. Januar: Die Schweizer Weltwoche berichtet unter der Schlagzeile Weitere Folge der Pandemie: Immer mehr Männer werden von ihren Frauen geprügelt über häusliche Gewalt. Die Zeitschrift bezieht sich auf eine Studie der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften.

13. Januar: Die EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen kündigt einen Vorstoß für eine europaweite Frauenquote von mindestens 40 Prozent an.

Ab Mitte Januar: Der massenhaften Missbrauch vor allem von Jungen in der katholischen Kirche weckt wachsende Aufmerksamkeit.

Anfang Februar: Einem Gerichtsurteil zufolge muss das Frauenministerium die sogenannte Petra-Studie "Kindeswohl und Umgangsrecht" herausgeben. Das Ministerium bunkert jedoch zunächst weiter.

7. Februar: Auch die neue grüne Frauenministerin Anne Spiegel verkürzt häusliche Gewalt auf "Gewalt gegen Frauen".

Ab Mitte Februar: Nach Putins Überfall auf die Ukraine werden männliche Bewohner des Landes zwangsverpflichtet und am Verlassen des Landes gehindert. Die Organisation Pro Asyl legt Protest ein, auch die Vereinten Nationen fordern Kiew schließlich auf, die Männer ausreisen zu lassen.

Wie sich später zeigen wird, werden im selben Krieg viele russische Soldaten verheizt: oft ohne vorher zu wissen, was mit ihnen in der Ukraine geschehen sollte. Tausende russische Männer fliehen vor dem Zwangseinzug. In Deutschland brandet eine Wehrpflicht-Debatte auf, versandet dann aber. Christine Lambrecht (SPD) wird derweil als Verteidigungsministerin zunehmend umstritten. Die Sozialdemokraten weisen Kritik an Lambrecht als "frauenfeindlich" zurück.

11. April: Nach Vorwürfen, sie habe sich mehr um Gendersprache und ihr eigenes Image als um die Opfer einer Flutkatastrophe gekümmert, muss die grüne Frauenministerin Anne Spiegel zurücktreten. Zuvor haten die Grünen Kritik an Spiegel als "sexistisch und chauvinistisch" verdammt. Dass Spiegel sich zuletzt als komplett von ihrem Amt überfordert zeigte, beweist nach Sicht von Kritikern das völlige Versagen einer Quotenpolitik, die Spitzenämter unter anderem nach Geschlecht vergibt statt nach Eignung.

14. April: Eine zweifelhafte "Studie", die die gegen Wechselmodell schießt und für ein starkes Medienecho sorgt, wird als unwissenschaftlich zerpflückt. Trotzdem wird die Kampfschrift unverdrossen zur politischne Propaganda benutzt, so etwa noch vor wenigen Tagen von der "taz".

Dieser Absatz hier ist übrigens eine Studie mit dem Ergebnis, dass die "taz" nur Quatsch erzählt.

Die "Machenschaften der Väterlobby" sollen auch Thema in der nächsten Ausgabe von Alice Schwarzers "Emma" (Februar 2023) werden. Mehr Vorfreude gibt es nur zu Weihnachten!

Mitte April: Lisa Paus (Grüne) wird neue Familienministerin. Spoiler: Auch sie wird häusliche Gewalt zu "Gewalt gegen Frauen" verkürzen.

23. Mai: Der Sender n-tv berichtet, wie der Unschuldsvermutung zum Trotz Feministinnen den Komiker Luke Mockridge bedrohen, nachdem ihm sexuelle Übergriffigkeit vorgeworfen worden war. Die Journalistin Antje Hildebrandt sieht durch den Fall die MeToo-Bewegung erschüttert.

1. Juni: Johnny Depp gewinnt den Prozess gegen Amber Heard. In vielen Leitmedien bricht Wehklagen aus. Die Schuld an diesem Urteil wird unter anderem Männerrechtlern gegeben. Zahllose Opfer beiderlei Geschlechts allerdings haben sich längst mit Johnny Depp solidarisiert und zeigen sich mit Hashtags wie #AmberHeardIsAnAbuser entsetzt darüber, welchen Schaden Amber Heards Verhalten tatsächlichen Gewaltopfern zufügt.

8. Juni: Unterhändler der EU-Länder und des EU-Parlaments einigen sich auf verbindliche Frauenquoten für Leitungspositionen börsennotierter Unternehmen.

9. Juli: Punktabzug fürs Nicht-Gendern ist rechtswidrig, aber Studenten wehren sich kaum dagegen, berichtet die Neue Zürcher Zeitung.

18. Juli: Justizminister Buschmann (FDP) kündigt an, Gewalt gegen Frauen zukünftig strenger zu bestrafen.

30. Juli: Rund 70 Sprachwissenschaftler und Philologen fordern in einem aktuellen Aufruf ein Ende des Genderns bei ARD und ZDF. Darunter sind Mitglieder des Rates für deutsche Rechtschreibung, der Gesellschaft für deutsche Sprache, des PEN Deutschland sowie des Leibniz-Zentrums Allgemeine Sprachwissenschaft.

9. September: Friedrich Merz setzt die Frauenquote in der CDU durch.

15. September bis 11. November: Wegen meines Klinikaufenthalts muss Genderama ausfallen, und ich verfolge in dieser Zeit keine geschlechterpolitischen Meldungen.

14. November: Eine neue Studie zeigt, dass in Firmenvorständen Frauen inzwischen mehr als Männer verdienen..

22. November: Die grüne Familienministerin Lisa Paus legt Pläne für die bezahlte Freistellung von Vätern nach der Geburt auf Eis.

6. Dezember: Einem New Yorker Politikmagazin gelingt, woran sämtliche deutschen Medien gescheitert sind: eine sachliche und faire Darstellung der Männerrechtsbewegung.

ebenfalls 6. Dezember: Der Wiesbadener Kurier (Bezahlschranke) verrät ein Zwischenergebnis der Studie "Gewalt gegen Männer in Partnerschaften – von der Scham zur Hilfe" des kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen: Demnach haben 19 Prozent der bislang befragten und in ganz Deutschland repräsentativ ausgewählten Männer Gewalt durch den Partner erlebt. Vermutlich bedeutet diese Erkenntnis aber lediglich eine Studie mehr für die Sammlung.

Mitte Dezember: Der Filmemacher Jan Oechsner präsentiert den Dokumentarfilm "Männer.Frauen.Menschen", in dem sich Fachleute kritisch zur herrschenden Ideologie in der Geschlechterdebatte äußern.

22. Dezember: Genderama geht in die Weihnachtspause, die ich aber diesmal nicht so lange halten möchte wie gewohnt, da mein Blog kürzlich ohnehin schon für zwei Monate pausiert hat. Unverändert geblieben ist die weihnachtliche Bitte um Spenden.



Acht Mädchen, einige davon 13 Jahre alt, wegen Maskuzid verhaftet

1. Ein brutaler Maskuzid (oder Androzid, was dasselbe bedeutet) schockiert Kanada:

Mädchen im Alter von 13, 14 und 16 Jahren, die sich zuvor im Internet kennengelernt haben, haben einen Mann attackiert. Dieser erliegt daraufhin seinen Verletzungen.


Die Schweizer Zeitung "20 Minuten" und der US-amerikanische Nachrichtensender ABC berichten.



2. Das Landgericht Fulda hat eine Frau zu zwei Jahren und neun Monaten Haft verurteilt, weil sie einen Suizid ihres Ehemannes vorzutäuschen versuchte. Dieser hinterlistige Plan im Sorgerechtsstreit um ihr Kind scheiterte jedoch.



3. Anders als andere Ministerien lehnt das Familienministerium einen Auskunftsantrag zu den Geschlechterquoten auf Leitungsebene ab.



4. "Die absurde, aber mittlerweile gängige Gleichsetzung von Feministinnen mit Nazis ist eine krasse Relativierung rechter Ideologie", findet ein Autor der linken Zeitung Jungle World.



5. Arte zeigt eine Dokumentation über den alleinerziehenden Vater Amir Akbari, der mit seiner dreijährigen Tochter Anahita vor vier Jahren aus dem Iran nach Europa geflohen ist.



6. Wie wird ein Mann vom Bauunternehmer zum Obdachlosen? Die Badische Zeitung schildert den Werdegang von Alexander T.



7. "Viele Jungen und jüngere Männer fühlen sich heute unbewertet und hoffnungslos" heißt es in einem maskulistischen Artikel der populärwissenschaftlichen Zeitschrift Psychology Today.

Kann man etwas tun, um zu helfen?

Als Mann, der viele Männer psychotherapeutisch behandelt hat und Vater eines Sohnes ist, möchte ich die folgenden Vorschläge machen. Nur wenige davon werden leicht umzusetzen sein. Einige werden erhebliche kulturelle Veränderungen erfordern. Dennoch ist der Bedarf zu groß, um es nicht zu versuchen.

* Erkennen Sie den Beitrag der Männer zur Welt an und würdigen Sie ihn.

* Erkennen Sie an, dass eine große Anzahl von Jungen und jungen Männern aller ethnischer gruppen Schiffbruch erlitten zu haben scheint und ertrinkt.

* Tun Sie alles, was möglich ist, damit Jungen mit engagierten Vätern (oder Vaterfiguren) im Elternhaus aufwachsen.

* Verwerfen Sie das derzeitige Paradigma von Männern GEGEN Frauen zugunsten von Männern UND Frauen. Männer und Frauen haben sich so entwickelt, dass sie eine synergetische Einheit bilden, die durch die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Partner gestärkt wird.

* Die Schule muss jungenfreundlicher werden. Führen Sie Pausen und Werkunterricht wieder ein. Geben Sie die Vorstellung auf, dass alle, Männer und Frauen, aufs College gehen müssen, um Status und Respekt zu verdienen. Klempner, Tischler und Kaufleute sind für die Zivilisation mindestens genauso wichtig wie Hochschulabschlüsse.

* Verstehen Sie die biologischen Komponenten von Männlichkeit und Weiblichkeit. Lassen Sie Jungen im Rahmen der Vernunft Jungen sein. Versuchen Sie nicht, den Einfluss des Testosterons auszulöschen.

* Geben Sie den Glauben auf, dass die gesalbten Seher von heute, die sich von den oft unwissenschaftlichen Sozialwissenschaften leiten lassen, besser wissen, wie man gute Männer formt, als all die weisen Menschen, die vor ihnen da waren. Unterscheiden Sie, was funktioniert, von Wunschdenken.

* Schränken Sie den verhängnisvollen Einfluss der sozialen Medien so weit wie möglich ein.

* Reservieren Sie ein paar Orte - Vereine, Pfadfinder, Sportmannschaften, was auch immer -, an denen Jungen nur mit anderen Jungen zusammen sein können. Mädchen sollten diese Bereiche natürlich auch haben.

* Finden Sie praktikable Wege, um Jungen ein Gefühl für Sinn und Bedeutung zu vermitteln, einschließlich lobenswerter Ziele und der Mittel, um diese zu erreichen. Erkennen Sie an, dass traditionelle Wertequellen zwar blinde Flecken und Mängel haben, radikale Politik - ob links- oder rechtsradikal - jedoch einen schlechten Ersatz mit katastrophalen Folgen darstellt.

Eine gut funktionierende Gesellschaft braucht gut funktionierende Männer und Frauen. Nichts von dem, was ich hier geschrieben habe, soll in irgendeiner Weise Frauen, ihre Erfolge oder ihre Rechte schmälern.




Dienstag, Dezember 20, 2022

Linke: "Radikalfeminismus ist heute eine spezifisch weibliche Variante von Rechtsradikalismus"

1. Eine Woche lang habe ich mich zurückgehalten, über den aktuellen Zirkus im linken Lager zu berichten, weil ein Konflikt zwischen Feministen und Trans-Aktivisten die Männerbewegung höchstens indirekt betrifft. Inzwischen bin ich aber der Einschätzung gelangt, dass ein geschlechterpolitisches Blog wie Genderama die aktuellen Entwicklungen nicht stur übergehen sollte.

Am 11. Dezember fand vor dem Leipziger Jugend-Kulturzentrum Conne Island eine Demonstration gegen einen Vortrag mit dem Titel "Die neue Pseudolinke" statt. Das sorgte für einigen Unmut, worüber ausführlich "Die Welt" berichtet:

Als Marie-Luise Vollbrecht angekündigt, als Gast zu der Veranstaltung zu kommen, dreht der Twitter-Mob voll auf. Kein Wunder, spätestens seit der Böhmermann-Sendung gilt sie als Nazi. Gewaltfantasien werden ausgetauscht, das Conne Island wird als "Nazi-Schuppen" bezeichnet, die Screenshots liegen WELT vor. In verschiedenen Chatgruppen beschwört die Leipziger Szene in der Diktion Böhmermanns das Szenario einer finalen Verteidigungsschlacht gegen die einfallenden Terf- und Swerf-, also Nazitruppen. In Leipzig sei "gefühlt täglich Reichsparteitag", heißt es in einem Tweet, der inzwischen gelöscht ist; ein Screenshot liegt WELT vor.

(…) Für den Abend der Veranstaltung wird vor dem Conne Island eine Kundgebung angemeldet – gegen Transfeindlichkeit. Es mobilisieren queere Gruppen, Trotzkisten und eine Abspaltung der Linksjugend. Die Ankündigung, in der das Conne Island und der Referent in die rechte Ecke gestellt werden, ist so wirr und frei fantasiert, dass sich die Veranstalter auf Twitter bemühen, die Wogen zu glätten.

(…) "Die Linke hat heute kein Gefühl für die Wichtigkeit der freien Rede." Das sagt der Referent, der Abend bestätigt seine These. Beim Vortrag selbst, ein Mitschnitt von Finkenbergers Brandrede gegen die "Pseudolinke" liegt WELT ebenfalls vor, kommt es keineswegs zu "transfeindlichen" Äußerungen. Es ist hingegen eine scharfe Kritik an gegenaufklärerischen Entwicklungen. Finkenberger sagt an dem Abend auch, dass es einer Linken nicht egal sein dürfe, wenn es zu Rufmordkampagnen wie beispielsweise gegen die HU-Dozentin Vollbrecht kommt, ohne sich deren inhaltliche Position zu eigen zu machen.


In den Beiträgen der Reden, die linke Aktivisten bei der Demo hielten, wurden "Radikalfeministinnen" mit großer Schärfe angeprangert und verurteilt. Ein Auszug:

Wenn man sich das Verhalten von Radikalfeminstinnen im Internet ansieht, ist kaum eine Abgrenzung von anderen Gruppen innerhalb der Alt-Right möglich. In den entsprechenden Bubbles stößt man am laufenden Band auf Sympathiebekundungen gegenüber rechten Politiker*innen wie Donald Trump und rechte Politiker*innen, wie beispielweise Beatrix von Storch zitieren genauso häufig Radikalfeministinnen, um ihre Vorstellungen zu rechtfertigen. Vielen Radfems scheint es wichtiger zu sein die Rechte von Sexarbeiter*innen und trans Persons einzuschränken, als eigene Rechte, beispielsweise in der Reproduktionsmedizin, zu verteidigen. Radikalfeminismus ist heute eine spezifisch weibliche Variante von Rechtsradikalismus, die dadurch aber kein bisschen harmloser ist. Radikalfeministinnen sind ein Teil der Alt-Right und dürfen in linken Kontexten nicht länger toleriert werden.


Nun ist es seit Jahrzehnten eine hoch geschätzte Tradition im linken Lager, anderen Linken die Zugehörigkeit zu diesem Lager abzusprechen. ("Wenn du unter Links-Sein nicht dasselbe verstehst wie ich, bist du in Wahrheit rechts.") Dem unbenommen ist die linke Wut bemerkenswert, die inzwischen gerade Feministinnen trifft.



2. Bei den Öffentlich-Rechtlichen hingegen ist die Welt noch wohlgeordnet, und zu Unholden werden diejenige ernannt, die von der (vermeintlichen) Mehrheitsmeinung abweichen. So wie kürzlich im "Tatort" Männerrechtler als Beförderer von Hass und Gewalt phantasiert wurden, nimmt die ZDF-Reihe "Nord Nord Mord" einen "antifeministischen Männercoach" ins Visier.



3.
Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen wird noch immer als Frauen- und Mütterproblem verbucht. Doch Arbeitgeber sollten sich wappnen: Für Väter ist Familienfreundlichkeit mittlerweile ein entscheidendes Kriterium für die Wahl oder den Wechsel ihres Arbeitsplatzes. Unternehmen, die das nicht verstehen (wollen) und die Väter auch nicht ausreichend beim Spagat zwischen Arbeit und Beruf unterstützen, drohen in Zeiten des Fachkräftemangels zunehmend ins Hintertreffen zu geraten.

Jeder zehnte Vater habe schon einmal den Arbeitgeber gewechselt, um Beruf und Familie besser vereinbaren zu können, heißt es einer Prognos-Studie zu der kritischen Frage "Wie väterfreundlich ist die deutsche Wirtschaft?". Im­merhin 17 Prozent der Väter denken aus familiären Gründen "häufig" und weitere 23 Prozent "manchmal" über einen solchen Schritt nach. Jüngere Väter spielen – wenig überraschend – häufiger mit dem Gedanken, sich aus familiären Gründen einen neuen Job zu suchen als ältere.


Die Frankfurter Allgemeine berichtet.



4. "Von einer väterfreundlichen Personalpolitik profitieren alle", argumentiert Familienministerin Lisa Paus. Jetzt müsste sich ihr Ministerium nur noch zu einer väterfreundlichen Famiienpolitik bequemen.



5. In einem neuen, dezidiert maskulistischen Video von Tamara Wernli geht es um fünf Benachteiligungen von Männern, über die niemand spricht. Die Websites von Männerrechtlern und der Soziologe Professor Walter Hollstein werden als Ausnahme erwähnt. Wernli empfiehlt Männern, sich zusammenzuschließen, um Benachteiligungen anzugehen. In den Kommentatoren unter dem Video hagelt es Zustimmung: Die Leute wissen Bescheid, obwohl die Leitmedien diese Schieflage verschweigen.



6. Im "Focus" spricht Ulrich Reitz über die Beschimpfung "alter weißer Mann" als Form nicht von sexistischer sondern von Altersdiskriminierung.



7. Das Blog "Gedankenwelt" beschäftigt sich mit "toxischen Müttern".



8. Amber Heard verzichtet auf eine Berufung im Rechtsstreit gegen Johnny Depp.



9. Eine aktuelle australische Studie mit 415 ehemals suizidgefährdeten Männern ergab, dass nach Berücksichtigung anderer Faktoren die Übereinstimmung mit männlichen Normen kein signifikanter Prädiktor für die Inanspruchnahme psychosozialer Dienste war und erteilt dem in diesem Bereich so beliebten "Victim Blaming" damit eine Absage.



10. Sean Kullman, Präsident der Global Initative for Boys and Men, weist in einem aktuellen Beitrag darauf hin, wie sehr Jungen und Männer in unserer Gesellschaft zu kurz kommen. Ein Auszug:

So sind die Hochschulbeteiligungsquoten hispanischer und schwarzer Frauen in allen wirtschaftlichen Quartilen unabhängig von der ethnischen Zgehörigkeit höher als die der weißen, schwarzen und hispanischen Männer. Im untersten wirtschaftlichen Quartil lagen schwarze und weiße Männer hinter schwarzen Frauen (12,6 % bzw. 10,5 %) und hinter hispanischen Frauen (19,3 % bzw. 17,2 %). Diese Art der Berichterstattung bleibt oft unbemerkt, zum Teil deshalb, weil öffentliche und private Institutionen auf fast allen Ebenen der Diskussion weiterhin den Elefanten im Raum vermeiden. Der moderne Mann hat es schwer, die Gründe sind wichtig, und es ist unglaublich wichtig, etwas dagegen zu tun.


In einem Folgebeitrag führt Kullman weiter aus:

Im Allgemeinen denken, berichten und priorisieren Regierungsbehörden in Bezug auf weibliche geschlechtsspezifische und rassenbezogene Unterschiede, obwohl es viele Fälle gibt, in denen männliche geschlechtsspezifische Unterschiede größer sind, nicht nur nach Geschlecht, sondern auch über ethnische Grenzen hinweg. Die Berichterstattung über Bildung ohne Aufschlüsselung nach ethnischer Herkunft und Geschlecht ist beispielsweise immer ausweichend. Wie eine Reihe unserer Datensätze gezeigt hat, werden tiefere Zusammenhänge nicht erkannt und die Ergebnisse werden vermischt. Dieser Ansatz ist nicht nur bei Bildungsdaten zu beobachten, sondern wird auch auf Landes- und Bundesebene in vielen Behörden angewandt.

Das Gesundheitsministerium des Bundesstaates Washington (WA DOH) beschloss, Daten über Todesfälle durch Überdosierung vorrangig vor geschlechtsspezifischen Daten zu veröffentlichen, obwohl die angeforderten Daten zeigen, dass 70-74 % der Todesfälle durch Überdosierung in Washington im Jahr 2021 und die vorläufigen Daten für 2022 männlich waren. Die Entscheidung, die aktuellsten Daten zu Überdosis-Todesfällen nach ethnischer Herkunft und nicht nach Geschlecht auf der Website des WA DOH zu veröffentlichen, ist eine politische Entscheidung, die auf die gleiche Weise wie die NCES-Berichte über Leseschwächen getroffen wurde, indem die Darstellung einer Gruppe in den Vordergrund gestellt und die Darstellung einer stärker marginalisierten Gruppe minimiert wurde. Mit Stand vom 9. Dezember 2022 enthalten die aktuellen Daten zu Todesfällen durch Überdosierung im Bundesstaat Washington keine Angaben zu Todesfällen durch Überdosierung nach Geschlecht

Während die Amerikaner gegen die COVID-Pandemie kämpften, richtete die Biden-Administration im Jahr 2021 den Gender Policy Council des Weißen Hauses speziell für Mädchen und Frauen ein, obwohl Männer die Mehrheit der Covid-Todesfälle, 70 % der Opioid-Todesfälle und 80 % der Selbstmordtodesfälle ausmachten und in gleichem Maße wie Frauen ihren Arbeitsplatz verloren; um nur einige Problembereiche zu nennen. Der Rat für Geschlechterpolitik des Weißen Hauses war eine Erweiterung des 2009 von Obama gegründeten Rates für Frauen und Mädchen des Weißen Hauses und eine Clinton-Initiative Jahrzehnte zuvor. Es gibt seit Jahrzehnten Programme für Mädchen und Frauen, aber das Gleiche kann man nicht für Jungen und Männer sagen.

In der nachstehenden Abbildung der Centers for Disease Control sind viele Gruppen als besonders gefährdet aufgeführt. Die nicht aufgeführte und am stärksten gefährdete Gruppe sind jedoch Männer, auf die im Jahr 2021 80 % der Selbstmordtodesfälle entfielen. Die Anerkennung sexueller und geschlechtsspezifischer Minderheiten geht immer noch an der Sache vorbei. Die meisten Selbstmordtoten aus sexuellen und geschlechtlichen Minderheiten sind biologisch gesehen Männer, und das ist einer der Gründe, warum die binäre Geschlechtszugehörigkeit ein so wichtiger Bestandteil der Datenerhebung ist.

Dies liegt zum großen Teil daran, dass die politischen Entscheidungsträger das Wohlergehen von Jungen und Männern weitgehend aus den öffentlichen Einrichtungen herausgehalten haben, indem sie entweder keine Einrichtungen geschaffen haben, die sich mit ihren Problemen befassen, oder indem sie politische Maßnahmen mit geringer oder gar keiner Finanzierung geschaffen haben. Nur wenige hören vom männlichen Gender-Gap. Der Begriff "Gender-Gap" bezieht sich fast ausschließlich auf Frauen und Mädchen, es sei denn, Menschen, die sich mit der Problematik von Jungen und Männern befassen, quantifizieren den Unterschied durch die Verwendung des Begriffs "Male Gender-Gap", was ich sehr befürworte.

Richard Reeves, Autor von "Of Boys and Men" und Senior Fellow am Brookings Institute, hat festgestellt, dass "Politiker auf der linken und rechten Seite es versäumt haben, sich konstruktiv mit den Problemen von Jungen und Männern auseinanderzusetzen", und er hat Recht mit seiner Einschätzung. Es besteht kaum ein Zweifel daran, dass Reeves eine gemeinsame Anstrengung von "Mainstream-Institutionen, die sich für die Interessen von Jungen und Männern einsetzen" fordert.

Im Großen und Ganzen neigen linke politische Entscheidungsträger auf Landes- und Bundesebene jedoch dazu, Maßnahmen und Initiativen umzusetzen, die sich auf die Identität ausgewählter Gruppen stützen und in der Regel Männer ausschließen. "My Brother's Keeper" beispielsweise befasst sich speziell mit den Problemen schwarzer Jungen, obwohl weiße Jungen im ganzen Land und in einigen Bereichen der körperlichen und geistigen Gesundheit in größerer Zahl mit ganz ähnlichen Problemen konfrontiert waren. Diese Beobachtung bedeutet nicht, dass schwarze Jungen nicht in einigen Bereichen mehr zu kämpfen haben, aber sie bestätigt das Versagen der Behörden, sich mit ähnlichen Schwierigkeiten zu befassen, die bei anderen Indikatoren auftreten, wie z. B. wirtschaftliche und familiäre Faktoren, die sich speziell auf Männer aller ethnischer Gruppen auswirken.

(…) Politische Entscheidungsträger auf der rechten Seite scheinen die Herausforderungen, mit denen Jungen und Männer konfrontiert sind, zwar anzuerkennen, tun aber nicht genug, um die Politik zu beeinflussen. Eine Person, die versucht, diesem Trend entgegenzuwirken, ist die Abgeordnete Mary Dye aus dem Bundesstaat Washington, die sich für politische Initiativen einsetzt, die parteiübergreifend unterstützt werden, sowie für die Einrichtung einer Kommission für Jungen und Männer im Bundesstaat Washington. Die Abgeordnete Dye sitzt in der Washington State Commission on Women und sieht einen echten Bedarf. Für Dye geht es nicht um Nullsummenspiele, sondern um echtes Mitgefühl für alle, denen sie dient.

Der hellste Punkt in den USA ist vielleicht die Vaterschaftsinitiative in Florida, die zeigt, was Gutes passieren kann, wenn die Rechte und die Linke für ein gemeinsames Ziel zusammenkommen.

In Florida hat Gouverneur Ron DeSantis den Gesetzesvorschlag HB 7065 unterzeichnet, der Bildungsprogramme, Mentorenprogramme und persönliche Unterstützung umfasst, um eine verantwortungsvolle und engagierte Vaterschaft in Florida zu fördern." Das Gesetz wurde im April 2022 unterzeichnet und erhielt einhellige Unterstützung von der Linken und der Rechten - ein einzelner, aber wichtiger Schritt nach vorn.

Die Probleme, die sich auf Jungen und Männer auswirken, sind systemischer Natur. Die Institutionen müssen Programme auflegen, die sich mit den besonderen Herausforderungen von Männern befassen. Insbesondere sollte es bei der Umsetzung von Programmen für Mädchen und Frauen auf Landes- und Bundesebene auch entsprechende Programme für Jungen und Männer geben, die von denjenigen geleitet werden, die sich um die Umsetzung von Maßnahmen bemühen, die zu positiven Ergebnissen für Männer führen. (Solche Stellen müssen von Personen geleitet werden, die sich mit diesen Themen auskennen.) Manche mögen das als Gleichberechtigung bezeichnen, aber ich würde es als Menschenrechte bezeichnen. (Der Internationale Tag der Menschenrechte wurde am Samstag, dem 10. Dezember, begangen, und Themen, die Männer betreffen, sollten genauso wichtig sein wie solche, die Frauen betreffen, nicht nur in den USA, sondern auf der ganzen Welt).

Die USA könnten fast sofort vier Agenturen einrichten und sie mit Experten besetzen, die sicherstellen können, dass die Aufsicht über diese Agenturen zu positiven und messbaren Ergebnissen für Männer führt. Diese Programme können auch dazu beitragen, die Kosten zu minimieren, indem die Ressourcen gezielt für Programme eingesetzt werden, die zu mehr Alphabetisierung, Arbeitsplatzsicherheit, weniger Obdachlosigkeit, besserer Gesundheit und einem effizienteren Gerichtssystem führen, das Mütter und Väter von ihren Kindern getrennt und Eltern in eine Schuldenspirale geschickt hat.

1. Einrichtung eines Büros für Männergesundheit im Gesundheitsministerium, das nicht einfach nur dem vor über 30 Jahren eingerichteten Büro für Frauengesundheit entspricht, sondern die Bereiche des männlichen Wohlbefindens aufgreift und anerkennt, die ernsthafte Aufmerksamkeit und Konzentration erfordern. Ein Büro für Männergesundheit sollte die nationale Führung und Koordination übernehmen, um die Gesundheit von Jungen und Männern durch Politik, Bildung und innovative Programme zu verbessern.

2. Schaffung eines MANTO-Programms (Men in Apprenticeship and Non-Traditional Occupations) im Rahmen des US-Arbeitsministeriums als Weg zu einer Reihe von HEAL-Berufen (Gesundheit, Bildung, Verwaltung und Alphabetisierung). Das Programm würde gezielte Anstrengungen unterstützen, um die Chancen von Männern auf eine gewinnbringende Beschäftigung und auf Bereiche zu erhöhen, in denen es an Möglichkeiten für Männer mangelt und diese benötigt werden. (Es würde in ähnlicher Weise funktionieren wie WANTO.)

3. Schaffung eines White House Boys and Men's Policy Council für alle Jungen und Männer, das mit den Behörden innerhalb der US-Regierung zusammenarbeiten würde, die derzeit mit dem White House Gender Policy Council on Woman and Girls zusammenarbeiten. Es gibt mindestens 36 Behörden, die mit dem White House Gender Policy on Women and Girls zusammenarbeiten.

4. Einrichtung eines Büros für Jungen und Männer in der Bildung innerhalb des Bildungsministeriums, um die zunehmenden Ungleichheiten, mit denen unsere Jungen auf allen Ebenen des Bildungssystems konfrontiert sind, anzugehen und sich an Programmen zu orientieren, die nachweislich erfolgreich sind.

Diese vier Behörden könnten nicht nur in den USA, sondern auch im Rest der Welt eine unmittelbare Wirkung erzielen, indem sie die Menschenrechte von Jungen und Männern als einen zentralen Grundsatz der amerikanischen Demokratie etablieren, dem andere nacheifern und den sie verbessern können.




Montag, Dezember 19, 2022

Gehaltslücke, Bismarck, Falschbeschuldigung

1.
Unternehmen mit mehr als 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern müssen künftig regelmäßig Daten zum Gehaltsunterschied zwischen Männern und Frauen veröffentlichen. Das sieht eine Einigung von Unterhändlern der EU-Staaten und des Europaparlaments vor, wie die zwei Institutionen am Donnerstag mitteilten. So soll es einfacher werden, die Unterschiede zwischen den Geschlechtern festzustellen. (…) Die Einigung geht auf einen Vorschlag der EU-Kommission zurück. Parlament und EU-Staaten müssen noch zustimmen. Das gilt aber als Formsache.

Die Arbeitnehmer und ihre Vertreter sollen zudem das Recht bekommen, Informationen über das durchschnittliche Lohnniveau von Menschen, die die gleiche oder gleichwertige Arbeit verrichten, nach Geschlecht aufgeschlüsselt zu erhalten. Wenn Arbeitgeber Verpflichtungen des Grundsatzes für gleiche Bezahlung nicht beachteten, hätten Arbeitnehmende das Recht, Entschädigung zu verlangen, hieß es.


Die Frankfurter Allgemeine berichtet.



2. Derzeit gibt es Unmut wegen der Umbenennung des Bismarck-Zimmers im Auswärtigen Amt durch Außenministerin Baerbock. Die Bildzeitung hatte schon vor ein paar Wochen über die denkbaren Hintergründe berichtet:

Jetzt ist das Bismarck-Zimmer Geschichte. Annalena Baerbock (41, Grüne) hat den Saal nach nicht einmal einem Jahr im Amt umbenannt, das Porträt des einstigen Reichskanzlers abgehängt. Die konkreten Gründe der Entscheidung? Darüber schweigt die Außenministerin.

(…) Ein Jahr nach dem ersten Nachdenken, im September 2019, gab die damalige Staatsministerin Michelle Müntefering (42, SPD) erstmals einen Empfang nur für Frauen im Auswärtigen Amt. Dabei erklärte sie, die Macht der Männer in der deutschen Diplomatie müsse gebrochen werden, und beschwerte sich, dass "der Flur der Leitungsebene" fast ausschließlich mit Bildern von Männern "gespickt" sei. Auch das Bismarck-Zimmer erwähnte sie als Ärgernis und sagte, es sei "noch eine ganze Menge zu tun".

Musste Bismarck also weichen, weil er ein Mann war? Dazu wollte sich das Auswärtige Amt trotz wiederholter Nachfrage nicht äußern.


Die Tagespost kommentiert:

Will Baerbock unser Geschichtsbild "diversifizieren", Geniekult kritisch reflektieren? Das ließe sich mit einem konstruktiven Ansatz besser verwirklichen: Anstatt "alte weiße Männer" zu marginalisieren, könnte man zum Beispiel die zahlreichen Frauen, die die Geschichte Deutschlands und Europas prägen, sichtbarer machen. Diese gewinnen ja nicht dadurch, dass man ihnen männliche Konkurrenz aus dem Weg räumt, sondern dadurch, dass man zeigt, dass sie sich mit ihren männlichen Zeitgenossen messen konnten.

Vermutlich wählt man intuitiv den umgekehrten Weg. Denn keinesfalls lassen sich alle großen Politikerinnen der Vergangenheit mühelos für säkular-postmoderne Ideologien vereinnahmen. Manch eine war zu fromm, zu konservativ, oder gar zu nationalistisch. Das gilt für alle "Minderheiten": Gewinnen sie an Sichtbarkeit, verlieren sie den kollektiven Opferstatus, kann man den alten weißen Mann nicht mehr pauschal zum Täter erklären.




3. 24 Jahre galt ein Franzose als Vergewaltiger- Zu Unrecht, wie sich jetzt herausstellt:

Nun aber hat die französische Justiz ein Urteil gegen einen Mann annulliert. Eine Frau hat gestanden, ihn zu Unrecht beschuldigt zu haben.


Hier geht es weiter.



4. Ein Video des Youtube-Kanals "Clownswelt" zeigt, wie der NDR seine Zuschauer beim Thema Gendersprache belügt, um sie politisch zu manipulieren.



Samstag, Dezember 17, 2022

Jetzt haben Feministinnen Angst, ihre Meinung zu sagen

1. Seit sich eine politische Bewegung bildete, die für die Anliegen von Jungen und Männern eintritt, wird so scharf wie möglich gegen sie geschossen. Aus dem feministischen Lager hagelte es Unterstellungen von "rechtem Gedankengut", "Frauenfeindlichkeit", besonders stark eifernde Journalisten zogen gar Verbindungen zu Terroristen und Massenmördern. Als Folge dieser gezielt einschüchternden Rhetorik haben viele Menschen Angst, sich offen und namentlich für Jungen und Männer zu positionieren.

Inzwischen aber scheuen auch viele Feministinnen davor zurück, ihre Meinung offen zu sagen – weil der politische Druck aus einem anderen Lager sehr stark ist. Das berichtet aktuell eine Gastautorin der Ruhrbarone:

Was ich heute in meinem Mikrokosmos meiner Freundinnen, Genossinnen und Netz-Bekannten erlebe, ist das exakte Gegenteil von einer offenen Diskussion um die Frage "Was ist ist Feminismus heute und sollte es zukünftig sein?". Streits, teils auch heftige, gab es schon immer darum. Was neu ist, ist das Verstummen eben dieser kritischen Stimmen, die nicht "prominent" im Getümmel unterwegs sind. Kritik am sog. "Selbstbestimmungsgesetz" wird nur im privaten Raum geäussert, nachdem Frau abgecheckt hat, ob sie sich nicht komplett in die Nesseln setzt. Ein Austausch findet auch nur da oder in Direktnachrichten oder per Messenger statt. Mit zwei Ausnahmen erzählt mir mein gesamtes politisches Umfeld davon, dass sie sich nicht mehr öffentlich oder in den sozialen Netzwerken zu ihren Bedenken zu äussern trauen. Sie fürchten den Ausschluss aus politischen Räumen, den "Terf"-Vorwurf und Denunziationen. Sie wollen nicht in die rechte Ecke geschoben werden oder gar im real life ihre Karrieren etc. gefährden. Es herrscht ein Klima der Angst.

Wir sprechen dabei von Frauen, auch trans btw., die allesamt links der Linkspartei zu verorten sind. Frauen, die sich intensiv mit Gesellschaftskritik befasst haben, auch theoretisch. Frauen, die sich in Antifa-Gruppen organisiert hatten. Frauen, die teils seit Jahrzehnten feministische Kämpfe ausfochten. Stumm. Unsichtbar gemacht.


Willkommen in der Welt, in der wir Männerrechtler seit langem leben. Ihr werdet Opfer eines Drucks gegen unerwünschte Meinungen, zu dem viele von euch beigetragen haben. Man prügelt euch gerade mit euren eigenen Waffen.

Der Punkt ist, dass sich eine Gemengelage in der politischen (Nicht-) Diskussion entwickelt hat, in der alles dem Duktus der queerfeministischen Ideologie unterworfen ist. Wer die Positionen nicht unhinterfragt übernimmt oder gar Kritik äussert, ist raus, geächtet, gehört gesilenced. Bestenfalls. Schlimmstenfalls wirst du gleich mit der Frauenfeindin Beatrix von Storch gleichgesetzt und/ oder verlierst deinen Job. (…) Andersdenkende, Kritiker*innen, haben die Fresse zu halten. (…) Ich würde mir wünschen, dass wir durch Diskussionen die bestehenden Widersprüche und Problematiken überwinden. Gemeinsam. Es kann und darf nicht akzeptiert werden sowie Praxis bleiben, Andersdenkende zum Schweigen zu bringen.


Ich stimme ja zu. Aber wo um alles in der Welt ist eure Stimme, wenn es uns Männerrechtlern so ergeht? Warum meldet ihr euch nur zu Wort, wenn solche Aggression euch selbst trifft?



2. Der abenteuerliche Sprachleitfaden von Kärnten (Genderama berichtete) wird zurückgezogen:

"Nachdem in der öffentlichen, offenbar vom Wahlkampf geprägten Diskussion, nicht unterschieden wird, dass es sich hier rein um ein internes, rechtlich notwendiges Nachschlagewerk handelt, das Bedienstete des Landes vor Rechtsfolgen auf Basis des VfGH-Entscheides schützen soll, wird das durchaus kontrovers zu diskutierende Wörterbuch, das sich an anderen Bundesländern orientiert hat, nun zurückgezogen", sagte [Landesrätin Sara] Schaar.

Es gebe in Österreich viele unterschiedliche Genderleitfäden, die zum Teil ähnliche Formulierungsvorschläge für den internen Gebrauch enthalten wie der seitens der Fachabteilung in Kärnten erstellte. "Österreich braucht nicht neun oder mehr unterschiedliche Regelungen. Es ist jetzt der richtige Zeitpunkt, einen österreichweit einheitlichen Vorschlag zu erarbeiteten, der auch der Entscheidung des VfGH Rechnung trägt", erwarten sich [Landeshauptmann Peter Kaiser] und Schaar von der Bundesregierung.

(...) Team-Kärnten-Chef Gerhard Köfer bezeichnete das Zurückziehen des Wörterbuchs als "einzigen richtigen Schritt". "Auch der Genderleitfaden an sich muss eingestampft werden", sagte Köfer in einer Aussendung. Das Team Kärnten verlange Aufklärung, wer dieses Werk in dieser Art und Weise erstellt hat und welche Kosten dem Steuerzahler entstanden seien.

Auch die FPÖ forderte in einer Aussendung Aufklärung, welche Kosten das Projekt verursacht hat. FPÖ-Landesparteiobmann Erwin Angerer forderte, dass der gesamte Genderleitfaden ersatzlos gestrichen werde. Angerer: "Die SPÖ soll die Landesbediensteten und die Bürger mit diesem Blödsinn ein für alle Mal in Ruhe lassen."




3. Die Post. Gestern verlinkte Genderama einen Artikel, in dem unter anderem der Mitschnitt eines Telefonats eines russischen Soldaten in der Ukraine mit seiner Frau zu Hause dokumentiert ist. Einer meiner Leser schreibt mir dazu:

Lieber Herr Hoffmann,

den Auszug aus dem Gespräch eines Soldaten mit einer Frau (nicht klar, ob seine Ehefrau oder sonst eine Frau gemeint ist) sollte man als Illustration des Konzepts vom "disposable male" aufbewahren. Die Frau scheint unangenehm berührt davon, dass der Mann verzweifelt ist und sich beklagt, und es scheint nicht überflüssig, ihr zu erklären, dass das Ganze kein Spaß ist. Das ist wohl der Typ Frauen, der im ersten Weltkrieg in England Männern, die nicht an der Front waren, weiße Federn angesteckt hat.


Viele Populisten werden den Ukrainekrieg natürlich trotzdem für eine sexistische Propaganda missbrauchen, in der Männer als kriegsgeile Mörder und Frauen als zivilisiert und friedlich phantasiert werden. Die Wirklichkeit ist in der Tat sehr viel komplexer.



Freitag, Dezember 16, 2022

Neue Studie: Erwachsene Kinder viermal häufiger von Vater als von Mutter entfremdet

1.
Nach neuen Forschungsergebnissen haben erwachsene Kinder viel häufiger Probleme mit ihren Vätern als mit ihren Müttern.

Ein Team der Ohio State University fand heraus, dass nur sechs Prozent der erwachsenen Kinder im Rahmen einer Langzeitstudie über Familienbeziehungen über ein gewisses Maß an Entfremdung von ihren Müttern berichteten. Im Vergleich dazu gab mehr als jedes vierte Kind (26 %) an, dass es sich irgendwann von seinen Vätern entfremdet hatte.

Obwohl dies für viele eine schwierige Zeit sein kann, stellen die Forscher auch fest, dass die Entfremdung in den meisten Fällen nicht ewig dauert. Mehr als vier von fünf Fällen (81 %) der Entfremdung zwischen Müttern und ihren Kindern enden irgendwann. Zwei von drei Fällen (69 %) zwischen Vätern und Kindern enden ebenfalls irgendwann.


Hier geht es weiter.



2.
Finnland ist unmittelbarer Russlandnachbar – und baldiger Nato-Partner. Der Mann für die Verteidigung des Landes nutzt nun jedoch zunächst sein Recht auf Vaterschaftszeit. Im Land kommt die Entscheidung gut an.


Spiegel-Online berichtet, der Väterrechtler Markus Witt kommentiert:

Vielleicht sollten wir mal wieder den Blick nach Skandinavien richten: Partnerschaftlichkeit und Vereinbarkeit sind dort völlig normal. Mütter haben keinen Karriere- und Gehaltsknick. Eltern sind gleichberechtigt (und gleichverantwortlich) und auch in der Arbeitswelt ist es völlig normal, dass auch Väter sich um ihre Kinder kümmern. Auch nach einer Trennung, denn das Wechselmodell / Doppelresidenz ist dort völlig normal und nicht so ideologiegeladen wie in Deutschland. Denkt in Deutschland doch Väter mal mit. Davon profitieren alle. Und dem finnischen Verteidigungsminister eine tolle und unvergessliche Familienzeit, die so schnell vergeht.




3. Das populärwissenschaftliche Magazin Psychlogy Today weist darauf hin, dass die meisten "Gewaltpornos" von Frauen und nicht Männern gesehen werden. Das Fazit des Artikels: "Die Kritiker irren sich, Pornographie ist nicht frauenfeindlich."



4. Der FOCUS berichtet von neuen abgehörten Telefonaten, die zeigen, wie die Verzweiflung unter Russlands Soldaten an der Front wächst:

Soldat: “Es ist alles Scheiße. Wo wir stehen, es ist ein Fleischwolf."

Frau: “Genug. Warum sagst du sowas?"

Soldat: "Wir werden angegriffen. Vor uns sind Ukrainer. Links von uns sind Ukrainer. Rechts von uns sind Ukrainer. Unsere Vorgesetzten verboten uns den Rückzug. Wir sollten bis zum Ende standhaft bleiben. [...] Wir verschicken unsere Toten hier direkt in ganzen Paketen. 17 pro Tag. Verdammter Mist."

Frau: "Genug jetzt! Warum sagst du sowas nur?"

Soldat: "Glaubst du, das ist Spaß hier. Es ist kein Spaß. Es ist Krieg. Wir sind aufgeschmissen. Unsere eigenen Jungs schießen auf uns. Wir haben nichts. Alles ist nass, dreckig. Wir haben keine Kleidung. Wir haben seit drei Tagen kein Wasser mehr. [...] Unser Anführer schaut uns mit leeren Augen an. Gestern sollten wir eine Anhöhe einnehmen. Aber wie sollen wir das machen, wenn dort drei Maschinengewehre auf uns warten? Er sagte 'Es gibt den Befehl, sie einzunehmen.' 17 von uns wurden sofort getötet. Sie hatten kaum einen Fuß aufs Feld gesetzt. Wir wurden mit Granaten beschossen, als wir sie wegtragen wollten. Wir drehten um. Unser Anführer war da schon weg. Er rannte 500 Meter vor uns weg."


Hier findet man den vollständigen Artikel.



Donnerstag, Dezember 15, 2022

Gender-Hammer: Keine Bäcker, Bauern und Polizisten mehr in Kärnten

1. Neues aus Österreich:

Der 71-seitige Genderleitfaden für Kärnten hat es in sich: Künftig gibt es keinen Bäcker, Bauer, Gast und Inhaber sowie Polizist mehr. (…) Aus dem Bäcker wird künftig eine Fachkraft für Bäckerei, der Bauer heißt landwirtschaftlich Beschäftigter, ein Bote wird zukünftig eine überbringende Person, der Absolvent heißt dann einen Abschluss innehabende Person. Weitere Highlights: Der Autor wird zur literaturschaffenden Person, der Polizist zur Polizeikraft, der Gast mutiert zur Besuchsperson, die Mutter zum Elternteil, der Patient verwandelt sich zur behandelnden Person, der Sieger ist dann der den ersten Platz Belegende. Fast schon zum Kopfschütteln: Der Täter mutiert zur Unrechtsperson, das Vaterland zum Erstland. Inhaber und Besitzer war gestern, heute heißt das in Kärnten: innehabende oder besitzende Person.


Hier findet man den vollständigen Artikel.



2. Der Bayrische Rundfunk berichtet über die erschreckenden Ausmaße von Gewalt des Erziehungspersonals an Kindertagesstätten. Das muss diese toxische Männlichkeit sein, von der man ständig hört.



3. Nach einem versuchten Maskuzid ist vom Landgericht Halle eine Frau zu einer Haftstrafe von fünf Jahren und drei Monaten verurteilt worden. Sie hatte zwei Mal versucht, ihren Ex-Mann zu töten, um das alleinige Sorgerecht für das gemeinsame Kind zu bekommen. Das hatte das Familiengericht dem Mann zugesprochen.



4. Die BBC berichtet, wie Falschbeschuldigungen häusliche Gewalt gegen Männer fördern:

Männer sind manchmal gezwungen, in missbräuchlichen Beziehungen zu bleiben, weil ihre Partnerin ihnen gedroht hat, falsche Anschuldigungen gegen sie zu erheben, wenn sie sie verlassen, so eine Organisation gegen häusliche Gewalt. Die Drohungen können beinhalten, dass sie zu Unrecht des Kindesmissbrauchs oder der häuslichen Gewalt beschuldigt werden, so Rhonda Lusty vom Men's Advisory Project.


Ich bin immer noch verdattert darüber, dass britische Medien Männerrechtler so unbekümmert zitieren, als wäre das Engagement für Jungen und Männer nichts Anstößiges, sondern genauso legitim wie das Engagement für Frauen. Wenn man deutsche Medien gewohnt ist, ist das befremdlich.

Sie sagte, unschuldige Männer befürchteten, dass Anschuldigungen aufgrund der gesellschaftlichen Einstellung zu häuslicher Gewalt automatisch geglaubt würden.

Sie forderte alle Opfer auf, Misshandlungen zu melden.

Die Androhung falscher Anschuldigungen, um einen Partner daran zu hindern, eine Beziehung zu beenden, ist eine Form der Zwangskontrolle - ein Muster psychologisch missbräuchlichen Verhaltens, das in Nordirland im Februar dieses Jahres für illegal erklärt wurde.

"Wir haben mit Männern gearbeitet, denen man gedroht hat: 'Ich werde zu deiner Arbeit gehen und sagen, dass du ein Sexualtäter bist' oder 'Ich werde der Polizei sagen, dass du mir Schaden zugefügt hast... Ich werde der Polizei sagen, dass du unseren Kindern Schaden zugefügt hast", berichtet Frau Lusty. ""Diese Drohungen halten einen Mann in einer Beziehung, weil er nicht nur die Person liebt und in der Familie bleiben will, sondern weil er Angst hat, dass diese Drohungen ohne Frage geglaubt werden, weil er ein Mann ist und weil wir häusliche Gewalt so sehen."

Frau Lusty sprach in der BBC-Sendung Good Morning Ulster, nachdem am Dienstag ein viel beachtetes Urteil wegen Mordes gefällt worden war.

Eine Frau aus der Grafschaft Antrim wurde wegen des Mordes an ihrem zweijährigen Sohn und des versuchten Mordes an seinem kleinen Bruder zu einer Haftstrafe verurteilt. (...) Ursprünglich hatte sie die Vorwürfe bestritten und behauptet, sie sei vom Vater der Kinder emotional missbraucht worden, und sich auf eine verminderte Schuldfähigkeit berufen.

Vor Gericht stellte sich jedoch heraus, dass sie in der Vergangenheit ihren Verlobten, ihren Ex-Mann und ihre älteren Kinder aus erster Ehe misshandelt hatte.

(...) Frau Lusty forderte die Öffentlichkeit auf, die Anzeichen für eine Eskalation der Misshandlung zu erkennen, insbesondere bei männlichen Opfern. "All diese wirklich heimtückische Kontrolle wird oft ignoriert und als etwas angesehen, womit sie umgehen können", sagte sie. "Es ist fast so, dass sie nicht wissen, wie tief sie drinstecken, bis es passiert ist. Nach und nach wird die Person isoliert, und nach und nach wird sie immer abhängiger von dem Täter und seinen sich ändernden Regeln.

Frau Lusty sagte, die Polizei sei gut ausgebildet, um mit Zwangskontrollen umzugehen. "Je mehr wir darüber sprechen, desto mehr werden die Menschen verstehen", fügte sie hinzu.




Mittwoch, Dezember 14, 2022

Nach einem Jahr: ZDF holt "Traumschiff"-Folge mit Luke Mockridge aus dem Giftschrank

1. TV Spielfilm berichtet:

Das ZDF hatte sich im vergangenen Jahr bewusst gegen die Ausstrahlung einer bereits eingeplanten Folge von "Das Traumschiff" entschieden. Statt auf die Malediven schipperte das ZDF-Flaggschiff am 26. Dezember 2021 nach Skandinavien. Der Grund für diese Entscheidung war Luke Mockridge, der in der Ausgabe als Koch vor der Kamera stand, sich im vergangenen Jahr aber heftigster Kritik ausgesetzt sah. Das ZDF plante deshalb mit der Alternativ-Folge. Doch jetzt soll die Episode veröffentlicht werden (…) und wird dieses Jahr am zweiten Weihnachtsfeiertag, 26. Dezember, gezeigt. (...) Warum sich das ZDF dazu entschieden hat, die Folge mit dem Komiker nun doch auszustrahlen, blieb unbeantwortet.




2. In 40 Prozent aller US-amerikanischen Haushalte sind inzwischen Frauen die Hauptverdiener. Das berichtet "Die Zeit". Auf dem US-amerikansichen Arbeitsmarkt sei die Lage für Männer inzwischen so schwer geworden, dass die gesamte Gesellschaft – also auch Frauen! – darunter litte:

Dass sich ein so großer Teil der arbeitsfähigen Bevölkerung frustriert zurückzieht, ist ein Problem für die Wirtschaft, aber mehr noch für die Gesellschaft. Was könnte die Lösung sein? Am besten wäre es, Männer in Jobs zu bringen, die dringend besetzt werden müssen. Vor allem in der Pflege und der Erziehung fehlen Arbeitskräfte.

Diesen Vorschlag macht Richard Reeves, ein Experte am linksliberalen Thinktank Brookings Institution. In den Achtzigerjahren etwa seien 40 Prozent aller Lehrkräfte an Grund- und Mittelschulen männlich gewesen, heute sei es nur eine von zehn. Schüler fühlten sich schon im Klassenzimmer unterrepräsentiert. So selten wählten Männer den Lehrerberuf, dass ihre Motive hinterfragt würden. Sein Sohn, der an einer Grundschule unterrichte, werde gefragt, ob er Pädophiler sei, sagte Reeves.




3. Die britische Schauspielerin Joanna Lumley beklagt die aktuelle Wahrnehmung von Frauen:

Joanna Lumley sagte, dass Frauen früher "härter" waren und behauptete, es sei die neue "Mode", sich als "Opfer" zu bezeichnen.

Die 76-jährige Schauspielerin äußerte sich offen über die #MeToo-Bewegung und bezeichnete es als "verrückt", dass sich die Menschen jetzt als "Opfer" bezeichnen.

In einem Rückblick auf ihre frühen Tage als Model sagte sie, dass Frauen damals auf sich selbst achteten und "hart" waren, während sie über Sexismus und Belästigung sprach. (…) "Wenn dir jemand auf der Straße hinterherpfiff, war das egal, und wenn dich jemand betatschte, haben wir ihm auf die Finger geklopft. Wir waren ziemlich taff und haben auf uns selbst aufgepasst... die neue Mode ist es, ein Opfer zu sein, ein Opfer von etwas. Es ist erbärmlich, wir sind verrückt geworden."




4. In der feministisch geprägten britischen Tageszeitung Guardian wendet sich Moya Lothian-McLean in ähnlicher Weise gegen sexistische Klischees von Frauen als Opfern und Männern als Tätern:

Derzeit ist ein Genre im Aufwind, das ich als "romantische Opferrolle" bezeichne. Inhalte, die in diese Kategorie fallen - von literarischen Ergüssen bis hin zu TikTok-Beichten - charakterisieren die Akteure immer nur in zwei Rollen: Bösewicht oder Opfer.

Der Bösewicht ist immer ein Mann. In der Regel ist es ein Mann in einer Beziehung mit einer Frau, manchmal ist es aber auch ein Mann, der sich mit einem Mann trifft. Trotzdem: Mann = Bösewicht. Das Opfer ist sein romantisches Interesse. Sie schildern sein Verhalten im Nachhinein und schildern verletzende Vorfälle, in der Regel solche, bei denen sie sich in irgendeiner Weise beleidigt fühlten. Diese werden typischerweise in der Sprache wiedergegeben, die heute zur Beschreibung eines Schadens verwendet wird und die eine Kombination aus düsterer, nüchterner Darstellung und therapeutischem Jargon darstellt. Es handelt sich dabei nicht um etwas, das sich so einfach wie ein offener Missbrauch oder ein sexueller Übergriff kategorisieren lässt. Es ist eine Verletzung, vielleicht eine von vielen, die sich zu einer letztlich "schlechten Beziehung" summiert haben.

Ein universalisierendes Narrativ in Bezug auf das Geschlecht - von der Schriftstellerin Rachel Connolly identifiziert - zieht sich durch diese Art von Arbeit, die durch "pauschale Verallgemeinerungen [...] über die Art und Weise, wie Frauen sind und wie sie handeln", gekennzeichnet ist. Diejenigen, die sich in einer romantischen Partnerschaft mit einem Mann wiederfinden, nehmen die passive, feminisierte Rolle des Opfers ein, ob weiblich oder nicht. Sie ertragen es und fliehen dann.

Die Kehrseite davon sind natürlich die pauschalen Verallgemeinerungen, die wir in den populären Medien über die Art und Weise sehen, wie Männer sind und wie sie sich in romantischen Beziehungen verhalten. Männer, so wird uns gesagt, sind darauf aus, ihre Partnerinnen absichtlich zu unterdrücken, zu demütigen und herabzusetzen, denn: Patriarchat. Es wird kaum hinterfragt, wie diese Verhaltensmuster funktionieren oder warum sie überhaupt existieren.

Stattdessen werden sie als feste und unabänderliche Bestandteile der Männlichkeit dargestellt, die ein Synonym für das Patriarchat ist. Alle Verletzungen, die ein Mann zufügt, sind auf irgendeiner Ebene Missbrauch, implizieren diese Narrative, und alle Männer werden dich verletzen; ergo sind alle Männer von Natur aus missbräuchlich.

Das Versäumnis, Instrumente zu entwickeln, die es uns ermöglichen würden, über belastende oder unangenehme, aber einvernehmliche sexuelle Begegnungen zu sprechen, führt dazu, dass diese verflacht und durch die Sprache des sexuellen Übergriffs, des Opfers und des Täters umgedeutet werden. Ein ähnliches Muster sehe ich bei romantischen Beziehungen, an denen Männer beteiligt sind. Beide Tendenzen werden durch die groben, digitalisierten Kanäle, über die diese Erfahrungen oft untersucht werden, noch verschärft.

(…) "Die Etikettierung aller Männer als Unterdrücker und aller Frauen als Opfer war ein Mittel, um von der Realität der Männer und unserer Unwissenheit über sie abzulenken", schreibt Bell Hooks in der Einleitung zu The Will to Change. Das Buch ist ein Aufruf, "moderne Männlichkeit neu zu definieren"; ich habe es gelesen, nachdem eine Beziehung vor kurzem endete. Ich stand vor der Wahl: in meiner romantischen Opferrolle zu verharren oder zu versuchen, "den Feind" - die Männer - besser zu verstehen. (…) Wie Hooks es ausdrückt: "Männer können sich nicht ändern, wenn es keine [feministischen] Entwürfe für den Wandel gibt. Männer können nicht lieben, wenn ihnen die Kunst des Liebens nicht beigebracht wird".


Das Sich-Befreien von Geschlechterklischees ist hier sichtlich noch halbherzig. Auch die Guardian-Autorin porträtiert Männer als ein Geschlecht, dem das Lieben erst (von feministischer Seite) beigebracht werden muss. Aber heutzutage ist man ja schon für kleine Entwicklungsschritte dankbar:

Die ständige romantische Opferrolle ignoriert eine hässliche Wahrheit: Das Patriarchat mag vordergründig den Männern zugute kommen - auch wenn es sie auf unzählige Arten vergiftet -, aber es wird von allen Geschlechtern aufrechterhalten, insbesondere in Räumen wie der romantischen Partnerschaft. Für immer eine geschädigte Partei zu sein, hindert uns daran, uns damit auseinanderzusetzen, aber auch an der persönlichen Entwicklung.

Erst als ich mich endlich von den kulturellen Skripten löste, die mich in eine Schublade steckten, die mich als Person auswies, der in einer Beziehung etwas angetan wurde, und nicht als eigenständige Akteurin, die die Verantwortung für ihre Handlungen übernehmen konnte, machte ich große Fortschritte in meinem Verständnis, wie ich mit den Menschen um mich herum in Beziehung trete, und wie ich diese Beziehungen verbessern kann.


Der Artikel schließt mit der Einsicht, dass Frauen ihren eigenen Anteil am Scheitern einer Partnerschaft anerkennen sollten: "It’s not just you; sometimes it’s me too."



Montag, Dezember 12, 2022

Neue Dokumentation zur Geschlechterdebatte hinterfragt herrschende Ideologie

1. Der Filmemacher Jan Oechsner präsentiert den Dokumentarfilm "Männer.Frauen.Menschen", in dem sich Fachleute kritisch zur herrschenden Ideologie in der Geschlechterdebatte äußern. Zu ihnen gehören Dr. Matthias Stiehler, Vorstand Wissenschaft der Stiftung Männergesundheit, Christine Bauer-Jelinek, Psychotherapeutin und Mitautorin der ersten vergleichenden Studie von Feminismus und Maskulismus, Dr. Hanna Milling, Mediatorin, Trainerin und Dozentin im Bereich Kommunikation und Konfliktmanagement, die Historikerin und Soziologin Sandra Kostner sowie der Publizist und Feminismuskritiker Gunnar Kunz. Der Film wird über eine eigene Website ebenso vertrieben wie über Vimeo, wo es heißt:

Sie leben und arbeiten in Brandenburg, Wien, Bayern, Dresden, Berlin, Stuttgart: Acht Menschen, die in etwa 100 Minuten Filmdokumentation - kritisch über das Verhältnis der Geschlechter reden, über einseitige Frauenpolitik, über das Patriarchat als Hassbegriff, über den Unterschied einer begrüßenswerten Gleichberechtigung und einer abzulehnenden Gleichstellung, aber auch über Sprachdiktate, Häusliche Gewalt, über notwendige Väterlichkeit, über einen Frauen und Männer trennenden Feminismus.

Diese Dokumentation will mit Argumenten zu einem überfälligen Diskurs einladen - bis hin zu einem Fazit, das so wunderbar einfach wie dringend notwendig ist: Es gibt kein Geschlecht, dass besser ist als das andere. Oder, so sagt es zum Beispiel Christine Bauer-Jelinek im Film: "Frauen und Männer müssen erkennen, dass sie miteinander für eine bessere Gesellschaft kämpfen müssen - und nicht gegeneinander, weil dann gehen wir sicher durch ein langes Tal der Tränen."


Auf seiner Website stellt Jan Oechsner sein Projekt mit diesen Worten vor:

"Dinge zu bezweifeln, die ganz ohne weitere Untersuchung geglaubt werden, das ist die Hauptsache überall." Georg Christoph Lichtenbergs Worte sind mein Motto: Ich bezweifele, dass die heutige Geschlechterpolitik gut ist. Sie trennt vielmehr, bevormundet, spielt Männer und Frauen gegeneinander aus. Oft leise, aber wirkmächtig. Meine große Filmdoku untersucht diese Schieflage kritisch - und wirbt für ein konstruktives Miteinander.


Wie man merkt, hat dieser Film dieselbe Ausrichtung wie meine eigene journalistische Arbeit. Jan Oechsner hat mir freundlicherweise eine DVD des Films vorab zugeschickt, ich habe seine Doku mit großem Interesse gesehen und kann sie jedem empfehlen, der auch einmal andere Stndpunkte hören möchte, als die, die einem ohnehin schon unentwegt von populistischen Politikern und Journalisten eingehämmert werden. Insbesondere für Menschen, die noch wenig Gegenpositionen zum herrschenden Narrativ kennen, sondern allenfalls ein emotionales Unwohlsein damit spüren, kann dieser Film hilfreich sein zu erkennen, dass es für diese Skepsis gute Gründe und Argumente gibt.



2. In der Berliner Zeitung setzt sich der Sprachwissenschaftler Fabian Pay mit einem der Instrumente aus, mit denen der Konflikt zwischen Frauen und Männern am Brodeln gehalten wird: die geschlechtertrennende Gendersprache, deren ideolgisch-rhetorischen Hintergrund Pany so zusammenfasst:

Viele zentrale Elemente im Themenkomplex Gendersprache erinnern an die Sphäre des Religiösen: eine zentrale Erzählung (Mythos von der unsichtbaren Frau), die Identifikation des Bösen (das generische Maskulinum und seine Nutzer/der Patriarch), eine gemeinsame Praxis als Distinktionsmerkmal (Nutzung gendersensibler Sprache), die scharfe Gegenüberstellung von In-Group (progressive Befürworter) und Out-Group (konservative Kritiker), das Inszenieren der eigenen Wahrheit als absolut und unhinterfragbar, das Belegen von Kritik mit einem Tabu.

In diesen religiösen Narrativen mögen auch die Wurzeln liegen für den hohen moralischen Ton, der in Diskussionen von Genderbefürwortern oft angeschlagen wird und eine sachliche Debatte meist vereitelt. Es ist eine manichäische Weltsicht, die hier zum Tragen kommt: gut/böse, jung/alt, links/rechts sind die Koordinaten dieses unterkomplexen Lagerdenkens.

Wie in diesem Artikel dargestellt, hat die Gendersprache ihre Karriere in starkem Maße einer Bündelung verschiedener hochwirksamer Erzählungen zu verdanken. Fakten haben es dagegen schwer, gegen eine gute Geschichte anzutreten. So ließen ZDF und ARD im Sommer dieses Jahres einen Aufruf von über 300 Sprachexperten, die die Sender zu einer kritischen Auseinandersetzung mit ihrer Genderpraxis aufforderten, entspannt an sich abperlen.

Die Wissenschaftler hatten zwar etliche Argumente aufgeführt, die strahlende Story der ebenso fortschrittlichen wie diversitätssensiblen Sender, die ihre "Zuschauenden" diskriminierungsfrei und wertschätzend ansprechen und in ihrer Sprache alle Geschlechter sichtbar machen möchten, lässt ihnen eine Auseinandersetzung mit Argumenten hinfällig erscheinen. Vielleicht hätte man den Unterzeichnern des Aufrufs raten sollen, sich mit ihren Thesen an der Eingangstür des ZDF festzukleben. Das wäre zumindest eine gute Story gewesen.


In der Tat: Offenbar aind wir 2022 in einer Gesellschaft angekommen, in der die außerparlamentarische Opposition nur dann von Regierungsmitgliedern und Journalisten zu Gesprächen eingeladen wird, wenn ihre Aktionen Rettungseinsätze mit Notfallpatienten blockieren. Wer zu einer Gruppe gehört, von der solche Straftaten begangen werden, dem stehen die Tore zu den Talkshows von Will und Maischberger offen. Ich halte solche Praktiken trotzdem auch für die Männerrechtsbewegung nicht für den richtigen Weg. Wir sollten Menschen mit Argumenten erreichen, nicht mit Nötigung.



3. "Mockridge ist zurück: Ein Schlag ins Gesicht für betroffene Frauen" betitelt die Frankfurter Rundschau einen Artikel von Moritz Post (bewusst keine Verlinkung). Es ist bemerkenswert, wie moralfrei und widerwärtig sich gerade Journalisten verhalten, die sich als besonders moralisch verkaufen wollen: Grundpfeiler des Rechtsstaats wie die Unschuldsvermutung werden dabei schlicht ignoriert. Immerhin sind die Kommentare der "Rundschau"-Leser durchgehend deutlich. Etwa dieser: "Ich frage mich auch, ob es in der FR eine Chefredaktion gibt, die derartige Entgleisungen verhindern könnte? Sind die heute alle auf dem Weihnachtsmarkt?" (Die Rundschau hat die Kommentarfunktion unter dem Beitrag schließlich deaktiviert, aber alles Notwendige war ohnehin gesagt.)



4. "Tobias hat ein Kind, das er nicht will. Elias hätte sich nichts mehr gewünscht, als Vater zu werden." Anhand dieser beiden Fälle beschäftigt sich die Neue Zürcher Zeitung mit dem Thema "Abtreiben – oder nicht?" als eine "Entscheidung, die nur Frauen treffen dürfen". Ein Auszug:

Dass die Entscheidung, ob eine Schwangerschaft abgebrochen oder ausgetragen wird, bei der Frau liegt, findet Tobias trotz seiner eigenen Erfahrung wichtig. "Ich habe so viel darüber nachgedacht", sagt er. Immer mit dem gleichen Ergebnis: Es ist ihr Körper – ihre Entscheidung. "Aber ich hätte juristisch gerne eine Option gehabt, mich gegen das Kind zu entscheiden", sagt er. Eine Art Abtreibung auf dem Papier, mit der ein biologischer Vater alle Rechte und Pflichten in Bezug auf das Kind abtritt: "Dann könnten beide frei entscheiden, wie es weitergehen soll. Das wäre fairer."




5. Im populärwissenschaftlichen Magazin Psychology Today befindet die Familientherapeutin Professor Rachel Diamond, dass das Geburtstrauma von Vätern ein Thema sei, das man nicht länger totschweigen sollte:

Während Untersuchungen zeigen, dass bis zu 45 Prozent der frischgebackenen Mütter über ein Geburtstrauma berichten, wird den Erfahrungen der Väter viel weniger Aufmerksamkeit geschenkt. Etwa 90 Prozent der Väter sind jedoch bei der Geburt ihres Kindes dabei. Daher besteht für sie die Gefahr, dass sie eine komplizierte Geburt miterleben, an der ihre Partnerin und ihr Kind beteiligt sind, was sie ebenfalls dem Risiko aussetzt, ein Geburtstrauma zu erleben. Und da die heutigen Definitionen von Trauma anerkennen, dass auch das Erleben eines Ereignisses traumatisch sein kann, kann ein Vater zweifellos das Trauma einer Geburt erleben, ohne selbst zu gebären.

(...) Etwa 1 von 10 Vätern leidet unter psychischen Problemen in der Zeit nach der Geburt. Väter, die berichten, dass sie eine traumatische Geburt erlebt haben, haben eine höhere Wahrscheinlichkeit, später solche postpartalen psychischen Probleme zu entwickeln. Darüber hinaus kann die traumatische Geburt einer Partnerin die folgenden Auswirkungen haben:

* Angst und Beklemmung zu empfinden

* Flashbacks und Albträume von der Geburt

* Beziehungsschwierigkeiten mit dem Partner oder der Partnerin

* sexuelle und intime Probleme mit dem Partner

* Schwierigkeiten bei der Bindung zwischen Eltern und Kind.

Zwar besteht während der Geburt immer das Risiko von Komplikationen, doch gibt es für werdende Väter Möglichkeiten, Risiken für sich und ihre Partnerin zu verringern. Die Forschung zeigt, dass die Unterstützung durch eine Geburtsbegleiterin, die der Gebärenden und ihrem Partner kontinuierliche Informationen, körperliche und emotionale Unterstützung bietet, zu besseren Ergebnissen führt.

Väter können zusätzlich an Geburtsvorbereitungskursen teilnehmen, um ihr Selbstvertrauen vor der Geburt und der neuen Elternschaft zu stärken. Dies ist wichtig, da die Anwesenheit des Vaters während der Wehen und der Geburt wesentlich sein kann und sich nachweislich positiv auf die Beziehung zur Partnerin und die Bindung zum Baby auswirkt.

Väter, die nach der Geburt in Not geraten sind, haben in der Regel Schwierigkeiten, Hilfe in Anspruch zu nehmen, und es kann Jahre dauern, bis sie professionelle Unterstützung für die Folgen eines Geburtstraumas erhalten. Eine Studie ergab, dass nur 3,2 Prozent der frischgebackenen Väter psychosoziale Dienste in Anspruch nehmen. Dies ist wahrscheinlich auf die gesellschaftlichen Botschaften zurückzuführen, die Männer darüber erhalten, was es bedeutet, sowohl ein Mann als auch ein Vater zu sein.




Samstag, Dezember 10, 2022

Sat1 holt Luke Mockridge zurück. Sein Anwalt: "Aktivistische Journalistinnen tun #MeToo keinen Gefallen"

1. Gegen den Comedian Luke Mockridge haben mehrere in den Medien tätige Personen vergangenes Jahr eine Hetzkampagne begonnen, nachdem ihm sexuelle Übergriffigkeit vorgeworfen worden war. Dass gegen Mockridge bis heute keine belegten strafrechtrechtlichen Vorwürfe erhoben wurden, die Angaben von Mockridges Ex-Partnerin widersprüchlich waren und die Staatswanwaltschaft die Ermittlungen einstellte, spielten bei der anhaltenden Stimmungsmache keine Rolle. Die Unschuldsvermutung galt als Instrument des Frauen unterdrückenden Patriarchats. Als Folge des Hasses zog sich Mockridge zunächst aus der Branche zurück und benötigte stationäre psyschiatrische Behandlung. (Genderama berichtete mehrfach.)

Über die aktuellen Entwicklungen informiert Birgit Schmid in der Neuen Zürcher Zeitung:

Die Vorverurteilung des Comedians geht weiter. Als Sat 1 Anfang Dezember ankündigte, den Comedian kurzfristig in sein Programm zurückzuholen, hagelte es in den sozialen Netzwerken empörte Kommentare. Ein "Täterschützer" sei der Privatsender, weil er diesen Freitagabend eine Aufzeichnung von Mockridges jüngster Bühnenshow "A Way Back to Luckyland" ausstrahle – dies zur besten Sendezeit und im Quotenwettstreit mit dem WM-Viertelfinale in Katar.

Das ist früher als vorgesehen. Geplant war die Rückkehr zum Sender für 2023. Mockridge und Sat 1 hatten die Zusammenarbeit bis auf weiteres eingestellt.

Es ist ein Verdienst von #MeToo, dass man heute so offen über sexualisierte Gewalt und Sexismus gegenüber Frauen spricht. Der Fall Mockridge zeigt aber auch, wie die Bewegung ins Extreme kippen kann. Das moralische Urteil der medialen Öffentlichkeit ist unabhängig vom Gerichtsurteil. Ein Verdacht reicht in der gegenwärtigen Debatte aus, um jemanden öffentlich blosszustellen und ihm massiv zu schaden.

(…) Dass der Mann juristisch nicht belangt werden konnte, spielt für viele keine Rolle. Die Vorwürfe an ihn gelten für sie als Beleg dafür, wie toxisch die deutsche Unterhaltungsbranche ist. So stellten sich auch bekannte Leute wie das Comedy-Paar Hazel Brugger und Thomas Spitzer gegen ihn: An der Preisverleihung des Deutschen Comedypreises 2021 trugen sie T-Shirts mit dem Schriftzug "Konsequenzen für Comedian XY" und verurteilten, nicht als Einzige, Mockridge in ihren Reden.

Das feministische Streikkollektiv Zürich und die Juso Zürich halten ebenfalls nichts davon, dass Mockridge juristisch als unschuldig gilt: Als der Comedian im Mai im Zürcher Hallenstadion auftrat, wollten sie dies unter dem Motto "Keine Show für Täter" verhindern und verlangten vom Veranstalter eine Erklärung. Auch damals argumentierten die Aktivisten, dass Opfern sexueller Gewalt bedingungslos geglaubt werden müsse.

Schliesslich sehen sich auch die Medien in der Berichterstattung über sexuelle Gewalt gerne in der Rolle des Richters. Der "Spiege"» befeuerte mit seinem ausführlichen Artikel über die Anschuldigungen die Hetze gegen Mockridge. Der Comedian klagte wegen Persönlichkeitsverletzung und hat erreicht, dass das Nachrichtenmagazin wegen «unzulässiger Verdachtsberichterstattung» Passagen aus dem Artikel streichen musste. Mehrfach. Der Text wurde immer kürzer.

Der Rechtsstreit zwischen dem "Spiegel", der für die Veröffentlichung der ursprünglichen Fassung kämpft, und Luke Mockridge dauert an. Mockridge wird vom Berliner Anwalt Simon Bergmann vertreten. Dieser will den "Spiege"» auf eine siebenstellige Summe verklagen für den persönlichen und finanziellen Schaden für Mockridge während der Zeit seines Rückzugs.

Bergmann vertritt auch den Galeristen Johann König, gegen den "Die Zeit" #MeToo-Vorwürfe erhoben hat. Es gebe "einen extremen Belastungseifer", den manche Journalistinnen bei ihren Recherchen zu angeblichem Machtmissbrauch und sexueller Belästigung an den Tag legten, sagt der Anwalt am Telefon. Mit diesem aggressiv-feministischen, kaum mehr objektiven Journalismus tue man der #MeToo-Bewegung keinen Gefallen – deren Anliegen Bergmann für wichtig hält. "Am Ende läuft man Gefahr, durch aktivistische und einseitige Recherche Täter zu Opfern zu machen", sagt er.

Nun [feierte] Luke Mockridge am Freitagabend also sein TV-Comeback. Der Sender Sat 1 wird dafür auf Twitter als "rückgratloser misogyner Täterschützer" beschimpft, der Entscheid "widerlich" und "beschämend" genannt. Der ZDF-Comedy-Autor Miguel Robitzky postete drei Abfalleimer-Emojis. Andere höhnen, der Sender solle als Nächstes doch Kevin Spacey oder Harvey Weinstein einladen. Auch da nehmen es die Wütigen nicht so genau: Der Erste wurde freigesprochen, der Zweite verurteilt.




2. Die Pille und weitere Verhütungsmittel sind für junge Frauen in Frankreich seit Beginn des Jahres kostenlos. Demnächst erleben dort Männer bis zum 25. Lebensjahr Gleichberechtigung und erhalten Kondome kostenlos.



3. Die Bundesregierung hat mit ihrem ersten Wohnungslosenbericht Obdachlose in der amtlichen Statistik sichtbar gemacht. Jetzt weiß man, dass hierzulande rund 263.000 Menschen in Deutschland über keine eigene Wohnung verfügen. Da wir in einem Frauen unterdrückenden Patriarchat leben, sind zwei Drittel von ihnen Männer.



Donnerstag, Dezember 08, 2022

Zwischenergebnis einer laufenden Studie: Fast jeder fünfte deutsche Mann hat Gewalt durch den Partner erlebt

1. In Wiesbaden hat am Dienstag die erste Fachtagung zum "Männergewaltschutz" stattgefunden, auch um über Hilfen zu sprechen. Diese Veranstaltung nimmt meine Lokalzeitung, der Wiesbadener Kurier für zwei Artikel zum Thema. Beide stammen vom selben Autor: Felix Gömöry.

Der eine Artikel ist betitelt mit Verprügelt und angezweifelt: Was männliche Opfer erleben (Bezahlschranke). Der Artikel berichtet auch über die Studie "Gewalt gegen Männer in Partnerschaften – von der Scham zur Hilfe" des kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen. Die Studie soll noch bis Juni 2023 gehen, aber als erstes Zwischenergebnis liege nach der Auswertung der Antworten von 813 Teilnehmern vor, dass 19 Prozent der in ganz Deutschland repräsentativ ausgewählten Männer Gewalt durch den Partner erlebt haben: knapp jeder Fünfte also. Diese Rate ist erschütternd – vor allem, wenn man beobachtet, wie beispielsweise unsere Familienministerin nicht müde wird, häusliche Gewalt als "Gewalt gegen Frauen" darzustellen.

Jetzt stellt sich die interessante Frage, wie die Leitmedien reagieren, wenn sich herausstellt, dass die verhassten und ausgegrenzten Männerrechtler mal wieder die ganze Zeit über Recht hatten. Das verrät der andere Artikel Felix Gömörys auf derselben Seite, wo Boris van Heesen angeführt wird, dem es ein Anliegen ist, unter anderem mithilfe seines Buches "Was Männer kosten" endlich das "Patriarchat" zu überwinden. In dem Artikel des Wiesbadener Kurier heißt es zu Boris von Heesen weiter:

Er möchte sich von frauenfeindlichen Männerrechtsgruppen distanzieren, die behaupten, dass alle Männer Opfer seien und die Frauen die Täterinnen. Stattdessen betont er, dass acht von zehn Opfern häuslicher Gewalt weiblich sind.


So macht man das also: Man phantasiert Positionen von Männerrechtsgruppen, die es nicht gibt und von denen man sich deswegen genauso leicht "distanzieren" kann wie von Einhörnern und Außerirdischen, um dann exakt den Fehler zu wiederholen, auf den Männerrechtler tatsächlich immer wieder hingewiesen haben, nämlich dass von Heesen so tut, als sei von den kriminalpolizeilich erfassten Zahlen (sogenanntes Hellfeld) auch das gesamte Dunkelfeld erfasst.

Vor allem aber irritiert es, was es bedeutet, wenn man die Aussagen in den beiden Artikeln miteinander verknüpft. Ich gehe das mal Punkt für Punkt durch:

- Dem Zwischenergebnis der Studie des kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen zufolge haben 19 Prozent der deutschen Männer Gewalt durch ihren Partner erlebt.

- Boris von Heesen zufolge werden viermal so viele Frauen wie Männer Opfer häuslicher Gewalt.

- Das führt uns unweigerlich zu der Folgerung: 76 Prozent aller Frauen in Deutschland sind Opfer häuslicher Gewalt.

Zu so einer irren Behauptung versteigen sich aber nicht einmal die radikalsten Feministinnen. Der Murks ist entstanden, weil der Wiesbadener Kurier darauf verzichtet hat, seinen Lesern den Unterschied zwischen Hellfeld und Dunkelfeld zu erklären und beides in der Berichterstattung sauber auseinanderzuhalten. Es scheint auch keiner in der Redaktion groß darüber nachgedacht zu haben, was es bedeutet, wenn man an einer Stelle auf die 19 Prozent als Männer als Studien-Zwischenergebnis verweist und gleichzeitig an der Botschaft festhalten möchte, dass Frauen mehrere Male so oft Opfer häuslicher Gewalt werden wie Männer. Gömöry hat nicht gemerkt, wie sehr sich das in unseren Medien zwanghaft heruntergebetete Dogma "Frauen viel öfter betroffen" mit dem aktuellen Stand der Forschung beißt.



2. Der Bundesvorstand des Väteraufbruchs für Kinder lädt die "taz" von einer Mahnwache aus, weil "die taz schon seit Jahren immer wieder voreingenommen und abseits journalistischer Grundsätze über solche Themen berichtet hat." Davon zeigt sich ein Mitarbeiter der "taz" wenig begeistert und schlägt mit Formulierungen wie "verbohrte Mütterfeinde und Familienrichterinnenhasser" um sich. Immerhin wird so jedem Leser schnell klar, wie die Wahrnehmung des Väteraufbruchs entstanden ist. Die Vorstellung, eine Organisation müsste Mitarbeiter eines Blattes, die diese Gruppe unentwegt nur niedermacht, zu sämtlichen anstehenden Aktionen auch noch einladen, ist wohl eine ganz besondere Ausprägung von journalistischem Narzissmus.



3. Die Neue Zürcher Zeitung berichtet von dem Film "She Said" über das Aufdecken der sexuellen Übergriffe des Filmproduzenten Harvey Weinsteins und den Beginn der MeToo-Bewegung. Mir hat der Film gefallen. Sicher kann man ihm Vorwürfe machen, etwa eine allzu schablonenhafte Schwarz-Weiß-Zeichnung zwischen Gut und Böse: hier die couragierten, sich heldenhaft aufopfernden Reporterinnen der New York Times, dort das von Weinstein errichtete System des Missbrauchs und der Einschüchterung. Die Schattenseiten von MeToo bleiben ungenannt – anders übrigens als in der Buchvorlage, wo sie sie wenigstens kurz angerissen werden. Allerdings sind in diesem Film keineswegs sämtliche Männer Schurken, wie die Eßlinger Zeitung anerkennend herausstreicht. Und Weinstein handelte, nach allem, was wir wissen, oft tatsächlich frei von jeglichen moralischen Bedenken. Eine im Film zu hörende Dialogpassage etwa, in der Weinstein eine Schauspielerin bedrängt, mit ihm Sex zu haben, obwohl sie wieder und wieder und wieder Nein dazu sagt, ist einfach nur gruselig. Ich fand den Film herausragend spannend und sehenswert für alle, die sich für das Thema sexuelle Gewalt interessieren.



4. In Großbritannien fordert eine Mutter, deren Sohn Opfer eines Maskuzids durch seine Verlobte wurde, mehr Männerhäuser zu eröffnen, wo männliche Opfer häuslicher Gewalt eine Zuflucht finden können:

Jose Linnane, 67, schrie "wie ein Tier", als die Polizei ihr mitteilte, dass ihr Sohn Simon Gilchrist 2004 in seiner Wohnung in York ermordet worden war. Die missbräuchliche Verlobte des 23-Jährigen, Caroline Mawhood, stach ihm ins Herz, nachdem sie von einer durchzechten Nacht nach Hause kam. Frau Linnane versucht nun verzweifelt, weitere Todesfälle zu verhindern, indem sie die Eröffnung neuer Zufluchtsorte fordert.

Nach Angaben der Wohltätigkeitsorganisation ManKind gibt es in London keine einzige Zuflucht für männliche Opfer häuslicher Gewalt. Frau Linnane aus York sagte dem Mirror: "Es macht mich wütend, dass es in London keine einzige Zuflucht für Männer gibt. Ich glaube, für Frauen gibt es in jeder Stadt ein Frauenhaus. Das sollte auch für Männer so sein. Wenn wir nicht mehr Zufluchtsorte eröffnen, werden wir mehr Todesfälle haben. Ich wurde von Menschen kontaktiert, deren Söhne oder Brüder sich aufgrund von häuslicher Gewalt das Leben genommen haben. Wenn man den Mut findet, nach Hilfe zu suchen, und es gibt nicht viel, dann gibt man auf."

Mehr Männer als je zuvor sprechen über häusliche Gewalt, und bei einer britischen Beratungsstelle für männliche Opfer geht eine rekordverdächtige Zahl von Anrufen ein. Aber es gibt landesweit nur 269 Plätze für Männer in sicheren Unterkünften.

(...) ManKind, eine Wohltätigkeitsorganisation, die männliche Opfer häuslicher Gewalt unterstützt, unterstützte die Forderung von Frau Linnane nach mehr Zufluchtsorten und sicheren Unterkünften für Männer. Mark Brooks, Vorsitzender der Wohltätigkeitsorganisation, sagte dem Mirror: "Jedes Jahr sehen wir, dass sich mehr und mehr Männer bei Beratungsstellen und Diensten melden, aber das ist nur die Spitze des Eisbergs. Es gibt nicht genügend Ressourcen für männliche Opfer in den Städten und Gemeinden, in denen sie leben, und das muss sich ändern. Der Mangel an Zufluchtsorten und sicheren Unterkünften ist ein deutliches Beispiel dafür, aber wir wissen auch, dass dringend mehr Mittel für lokale Dienste für häusliche Gewalt benötigt werden. Dies würde es ermöglichen, mehr Mitarbeiter mit einer speziellen Aufgabe für die Unterstützung von Männern einzustellen, und das würde auch einen großen Unterschied machen."


Ja, die britische Presse zitiert Männerrechtler (und sogar ohne den Eindruck zu erwecken, dass es sich dabei um Abschaum handele). Auch beim Angebot der Plätze in sicheren Unterkünften dürfte Deutschland Großbritannien ganz erheblich hinterherhinken.



5. Die inews berichten über die Fruchtbarkeitskrise der Männer. Ein Auszug:

Wenn es um das Thema Fruchtbarkeit geht, sind Männer in der öffentlichen Diskussion weitgehend abwesend. Eine australische Studie aus dem Jahr 2021 über die Einstellung von Männern zur Fruchtbarkeit ergab, dass Männer genauso gerne Eltern werden möchten wie Frauen, aber die Fruchtbarkeit als "Frauensache" betrachten.

Dies ist medizinisch gesehen weit von der Wahrheit entfernt. "Unfruchtbarkeit betrifft eines von sieben Paaren - und bis zu 50 Prozent davon sind auf einen männlichen Faktor zurückzuführen", sagt Professor Suks Minhas, ein beratender Urologe am Imperial College London und Experte für männliche Fruchtbarkeit. Laut einer in diesem Monat veröffentlichten Studie von Professor Hagai Levine von der Hebräischen Universität Jerusalem ist die Zahl der Spermien weltweit seit 1973 um 62 Prozent gesunken.

Im Jahr 2016 wurden im Rahmen einer gemeinsam mit Nuffield Health durchgeführten Umfrage des Infertility Network UK mehr als 2.000 Männer aus dem ganzen Land befragt. Dabei stellte sich heraus, dass mehr als die Hälfte aller Männer (52 Prozent) angaben, nicht bereit zu sein, mit ihrer Partnerin über ihre Fruchtbarkeit zu sprechen, und 46 Prozent der Männer sagten, dass sie nicht bereit wären, mit ihrem Hausarzt darüber zu sprechen.

(...) Stigma und Scham haben lange Zeit das Thema beherrscht, zum Teil weil Männlichkeit traditionell mit der Vorstellung verbunden sind, eine Frau schwängern zu können.

Dr. Esmée Hanna, eine Forscherin für männliche Unfruchtbarkeit an der De Montfort University, befragte 41 Männer, wie sich Unfruchtbarkeit auf ihr Leben auswirkt. 93 Prozent gaben an, dass sie sich negativ auf ihr Wohlbefinden und ihr Selbstwertgefühl auswirkt.

Die Männer fühlten sich durchweg deprimiert, einsam, hatten Angst vor einer Zukunft ohne Kinder und waren sogar selbstmordgefährdet. Dennoch hatten sich fast 40 Prozent von ihnen nicht um Unterstützung bemüht.




6. In den USA geht die Beteiligung amerikanischer Männer am Erwerbs- und Arbeitsleben immer weiter zurück. Die New York Times berichtet darüber:

Einige Wissenschaftler haben eine düstere Erklärung für diesen Trend. Nicholas Eberstadt, der konservativ eingestellte Autor von "Men Without Work" (Männer ohne Arbeit), argumentiert, dass die Zahl der Männer zugenommen hat, die "untätig sind, von der Gesellschaft und vielleicht allzu oft auch von ihnen selbst abgeschrieben oder abgewertet werden". Andere, wie der Senior Fellow der Brookings Institution Richard V. Reeves, legen weniger Wert auf mögliche soziale Pathologien, sondern sagen, dass ein "männliches Unwohlsein" die Haushalte und die Wirtschaft behindert.


Der Ratschlag, den die New York Times diesen Männern gibt, lautet: "Fahrt doch zur See!"



Mittwoch, Dezember 07, 2022

New Yorker Magazin gelingt, woran alle deutsche Medien scheitern: eine faire Vorstellung der Männerrechtsbewegung

Das New Yorker Politikmagazin "National Review" hat gestern das fertiggebracht, woran deutsche Journalisten offenbar nicht einmal Interesse haben: ein sachliches und differenziertes Porträt der Männerrechtsbewegung zu veröffentlichen. Der Beitrag ist keine Reklame für diese Bewegung, er übernimmt nicht ihre Positionen, sondern er lässt die Akteure einfach nur ohne ständige Verzerrungen und Abwertungen zu Wort kommen. (Vor allem beim Berliner "Tagespiegel" müsste man sich jetzt verdattert fragen: "Wie, ohne Denunziationen und ohne Schaum vorm Mund kann man dieses Thema auch behandeln?") Ich habe den Beitrag für Genderama ins Deutsche übersetzt.



Peter ist ein schwuler britischer Schriftsteller, der die Labour Party unterstützt und in einem stabilen Mittelklasse-Haushalt aufgewachsen ist - und er ist ein aktives Mitglied der Männerrechtsbewegung.

Der heute Endzwanziger sympathisierte schon als Jugendlicher mit der Bewegung, nachdem er die seiner Meinung nach ungleiche Behandlung von Jungen und Mädchen im Bildungssystem erlebt hatte.

"In der Schule sah ich eine Menge Doppelmoral in der Art und Weise, wie Männer und Jungen gesellschaftlich behandelt wurden", so Peter gegenüber National Review. Er stellte fest, dass Jungen oft unfair diszipliniert wurden, während Verwaltungsangestellte und Lehrer bei Fehlverhalten von Mädchen ein Auge zudrückten.

Wie viele seiner Mitstreiterinnen und Mitstreiter in der Bewegung sah Peter seine eigenen Erfahrungen in der Schule als Auswuchs eines größeren gesellschaftlichen Übels: Akademiker, feministische Organisationen und Politiker diagnostizieren Männlichkeit selbst oft als ein Problem, das einer Lösung bedarf. Im Jahr 2019 gab die American Psychological Association Richtlinien heraus, in denen es heißt, dass "traditionelle Männlichkeit ... im Großen und Ganzen schädlich ist." Im darauffolgenden Jahr machten Forscher den Begriff "Manosphere" populär und bezeichneten alle, die mit der Männerrechtsbewegung in Verbindung stehen, als Verbreiter von Frauenfeindlichkeit.

Diese Erfahrung inspirierte Peter dazu, sich an "Gleichstellungsgruppen zu wenden und zu versuchen, diese Themen anzusprechen".

"Ich wurde natürlich angeschrien, beschimpft, belogen und verbannt", sagte er.

Auf der Suche nach einem Ort für Gespräche über Männlichkeit gründete Peter ein Online-Forum, "Men's Human Rights", in dem er begann, Themen zu diskutieren, die von den Mainstream-Medien oft ignoriert, grob stereotypisiert oder schlichtweg verteufelt werden. Peter lud National Review ein, den Kanal zu beobachten und mit fast einem Dutzend Teilnehmern zu sprechen, von denen sich die meisten bereit erklärten, unter der Bedingung der Anonymität zu sprechen und mit fiktiven Vornamen genannt zu werden.

"Ich habe den Discord ins Leben gerufen, weil es einen massiven Bedarf an Unterstützung für Männer gab, der nicht befriedigt wurde, und weil die Leute im Subreddit für Männerrechtsaktivisten in Echtzeit reden und sich organisieren wollten. Wir hatten mehrere Männer, die am Rande des Selbstmordes zu uns kamen - die meisten von ihnen waren von den regulären Kanälen desillusioniert", erklärt Peter.

Peter und die Mitglieder seines Kanals haben nicht den Eindruck, dass Frauen und Mädchen keine besonderen Herausforderungen zu bewältigen haben – sie glauben nur, dass Männer und Jungen besondere Probleme haben, die moderne Feministinnen nicht anerkennen wollen.

"Ich glaube, jeder Männerrechtler hat einen solchen Moment, und das ist der Grund, warum so viele von uns Feministinnen nicht mögen", sagte Peter. "Uns wurde gesagt, dass sie für Gleichberechtigung eintreten, und dann werden wir angeschrien und uns wird gesagt, dass wir die Leute in die Irre führen, weil wir sagen, dass der Hass gegen Männer real ist. Währenddessen erkennen Männerrechtler frohgemut die Existenz von männlichen und weiblichen Opfern an und behandeln sie als gleichwertig."

Nicht alle Männerrechtler - eine weit gefasste Bezeichnung für die Mitglieder einer amorphen Bewegung - sind so nachdenklich wie Peter. Es gibt bedenkliche Online-Chatrooms, die wirklich destruktiv sind. Im August 2021 wurde auf Reddit das Forum "Men Going Their Own Way" (MGTOW) verboten, in dem sich weiße, nationalistische Nutzer tummelten. Incels (unfreiwillige Zölibatäre), ein weiterer Ableger der so genannten Manosphere, sind für terroristische Anschläge in Amerika und Kanada verantwortlich.

Die angebliche Verbindung zwischen lösungsorientierten Männerrechtlern und gewalttätigen Verrückten, die Massenerschießungen begehen, ist "nicht existent", so Peter.

"Incels haben keine wirklichen Berührungspunkte mit Männerrechtlern, und wir haben eine Politik des augenblicklichen Kontaktverbots, was die extreme Rechte angeht. Akademische Abhandlungen über die 'Manosphere' zeigen, wie sehr sich die Aktivisten in der Soziologie und den Geschlechterstudien verankert haben", sagte er.

Um in das Forum aufgenommen zu werden, müssen sich die Mitglieder mit grundlegenden Regeln einverstanden erklären, darunter Richtlinien zum Thema Hassreden und Maßnahmen gegen Mobbing. Der Chatroom beherbergt Hilfskanäle für LGBT-Mitglieder und solche, die mit Scheidungen und psychischen Problemen zu kämpfen haben.

Der Einfluss äußerer Kräfte, insbesondere der akademischen Welt und feministischer Organisationen, auf die vorherrschende Meinung über die Männerrechtsbewegung ist ein häufiger Punkt der Frustration unter den Mitgliedern des Chats. Da die Bewegung diffus und führerlos ist, ist sie sehr anfällig dafür, von toxischen Kräften vereinnahmt oder von Außenstehenden falsch dargestellt zu werden, argumentieren diese Mitglieder.

Sie verbieten nicht nur frauenhassende Incels, auch im Chat selbst sind mehrere Frauen vertreten.

Kay, eine 21-jährige amerikanische Studentin, beschäftigt sich mit Fragen der Vielfalt und Integration und wurde von einigen, die sie kennen, sogar als "woke" bezeichnet. Sie ist ähnlich wie Peter aufgewachsen und hat sich wie er für die Männerrechtsbewegung interessiert, nachdem sie gesehen hatte, wie unterschiedlich Jungen von Lehrern behandelt wurden.

"Ich begann, viele Ungereimtheiten und Ungerechtigkeiten gegenüber beiden Geschlechtern zu bemerken", sagte sie.

"Ich denke, das schädlichste Missverständnis ist, dass Männerrechtsaktivisten Incels sind oder Frauen hassen", sagte Mason, ein 17-jähriger britischer College-Schüler. "Ich meine, bis jetzt sind alle, die ich in der Gemeinschaft getroffen habe, positiv und sehr einladend".

Mason hatte in der High School eine missbräuchliche Beziehung hinter sich. Als er seine Freunde um Unterstützung bat, wurde ihm gesagt, er solle "seinen Mann stehen" und darüber hinwegkommen. Die Selbsthilfegemeinschaft wurde zu seinem Tor zur Bewegung. Jordan Peterson wurde zu einer Quelle neuer Zuversicht, und er gab schließlich seinen festen Atheismus zugunsten des Christentums auf. Der Discord-Kanal wurde für Mason zu einem Portal zu einer Welt von Gleichgesinnten. "Ich fühle mich viel wohler mit Leuten, die mich verstehen, als mit Leuten, mit denen ich vorher gesprochen habe, die mich und meine Ideen hassten", sagte er.

Mason und seine Mitstreiter sagten, sie hätten sich aneinander gewandt, weil sie ihre Anliegen nicht in der Mainstream-Politik und -Kultur wiederfinden. Als Präsident Biden im März 2021 eine Durchführungsverordnung zur Einrichtung eines "Gender Policy Council" erließ, gab es keinen einzigen Verweis auf Jungen oder Männer.

Angesichts des Gegenwinds, mit dem Jungen und Männer konfrontiert sind, erscheint den Mitgliedern der Bewegung das eklatante Fehlen jeglicher Gespräche über positive Männlichkeit als Nachlässigkeit.

Männer und Jungen sind mit stagnierenden Bildungsergebnissen, sinkenden Erwerbsquoten und einer wesentlich höheren Selbstmord- und Drogenmissbrauchsrate konfrontiert als Frauen. Mitglieder der Männerrechtsbewegung argumentieren auch, dass das Gerichtssystem von einem endemischen Sexismus geplagt wird, bei dem Männer für gleiche Verbrechen härtere Strafen erhalten.

Sonja Starr, Professorin für Recht und Kriminologie an der Universität von Chicago, hat ausführlich über die Unterschiede bei der Verurteilung von Männern und Frauen in Amerika geschrieben. Starr hat herausgefunden, dass Männer in Bundesgerichtsverfahren im Durchschnitt 63 Prozent höhere Strafen erhalten als Frauen, wobei die Wahrscheinlichkeit, dass Frauen bei identischen Straftaten eine Haftstrafe vermeiden, doppelt so hoch ist.

Im ganzen Land gibt es praktisch keinen ernstzunehmenden amerikanischen Politiker, der sich offen zu diesem Thema geäußert hat. Warren Farrell, den viele der Befragten für den "Gründungsvater" der Bewegung halten, stellte fest, dass Andrew Yang der einzige demokratische Präsidentschaftskandidat in Iowa im Jahr 2019 war, der bereit war, das Thema zu diskutieren.

Nach Ansicht der Mitglieder der Bewegung gibt es zwei zentrale Gründe für ihren Mangel an Sichtbarkeit: Der unter jungen Feministinnen zunehmend verbreitete Glaube, dass die Gesellschaft ein Nullsummenspiel zwischen den Geschlechtern ist, und die Darstellung von Männerrechtsaktivisten in den Medien als "wütende weiße Männer", ein Ausdruck, der von einem der führenden Männlichkeitsexperten der Wissenschaft, Michael Kimmel, populär gemacht wurde.

"Wenn man sich darauf konzentriert, dass nur ein Geschlecht gewinnt, verlieren beide Geschlechter", so Farrell gegenüber National Review. "Wir müssen die Geschlechterfrage neu positionieren, um zu erkennen, dass wir alle gemeinsam in einem Boot sitzen, und dann müssen wir uns immer wieder daran erinnern."

Viele der Aktivisten, mit denen National Review sprach, wollen eine andere Vision der Geschlechtergleichstellung verfolgen, eine, die von Chat-Mitglied Tim Goldich vertreten wird, einem selbsternannten "Gender Equalist", der Bücher schreibt und Vorträge hält, in denen er dafür plädiert, dass die Gesellschaft die einzigartigen Kämpfe von Männern und Frauen anerkennen muss, anstatt zu versuchen, die Probleme des einen Geschlechts über die des anderen zu stellen. Goldich ist der Ansicht, dass die Diskussion über die Geschlechterpolitik festgefahren ist und eine Alternative benötigt wird, die den Menschen dabei hilft, die Geschlechterbeziehungen neu zu konzeptualisieren, indem sie den Wettbewerb um den Opferstatus einstellt und die Bemühungen um echte Gleichberechtigung neu ausrichtet.

Aber wenn Mitglieder der Bewegung versuchen, diese Ideen in der Öffentlichkeit zu präsentieren, stoßen sie oft auf Spott und Hohn. Thomas Carney, ein ehemaliger kleiner Hollywood-Schauspieler, der in Männerrechtskreisen besser unter seinem Künstlernamen "blueorange22" bekannt ist, musste das am eigenen Leib erfahren, als er letztes Jahr bei "The Majority Report" mit Sam Seder zu Gast war. Während der Sendung verdrehte ein feministischer Gast die Augen und spottete über Carney, als der beschrieb, wie oft er von "verängstigten" Teenagern auf der Suche nach Ratschlägen hört.

Einer von Goldichs intellektuellen Partnern, die für "Gender Equalism" eintreten, ist David Shackleton, der sich nach der gemeinsamen Erfahrung einer Scheidung, die ihn ratlos zurückließ, in der Männerrechtsbewegung engagierte. "Ich sah zum ersten Mal, dass die ganze Geschichte in der Gesellschaft über Männer und Frauen von männlicher Gewalt und weiblicher Opferrolle handelte. Das hat für mich nicht gepasst", sagte Shackleton in einem Telefoninterview.

Shackleton gibt der Männerrechtsbewegung selbst die Schuld dafür, dass sie sich oft so verhält, dass sie in die Wahrnehmung des "wütenden weißen Mannes" hineinspielt.

"Ich denke, es ist nicht leicht, sich in Männer hineinzuversetzen - nur wenige tun das", sagte Shackleton. "Es geht gegen den kulturellen Strich. Aber ich glaube, dass wir den Männern etwas mehr Empathie entgegenbringen müssen. Wenn Männer dazu neigen, sich auf ungesunde Weise auszudrücken, dann liegt das zumindest teilweise daran, dass sie keine gesunden Möglichkeiten haben, sich zu äußern und gehört zu werden."

Farrell, der Aktivist, der sich um Treffen mit den demokratischen Präsidentschaftskandidaten für 2020 bemüht hat, hat das Weiße Haus öffentlich aufgefordert, einen eigenen Rat für Jungen und Männer einzurichten, hatte aber bisher wenig Erfolg. Er bleibt jedoch hoffnungsvoll, dass echte Lösungen für die Probleme von Männern gefunden werden, sobald sich die Kultur von ihrem Nullsummen-Ansatz in Bezug auf die Geschlechterbeziehungen entfernt und die Politik aufzuholen beginnt.




Die Frage bleibt: Warum gelingt deutschen Journalisten nicht, über Männerrechtler in dieser Weise zu berichten? Was läuft falsch in deutschen Medien?

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