Sat1 holt Luke Mockridge zurück. Sein Anwalt: "Aktivistische Journalistinnen tun #MeToo keinen Gefallen"
1. Gegen den Comedian Luke Mockridge haben mehrere in den Medien tätige Personen vergangenes Jahr eine Hetzkampagne begonnen, nachdem ihm sexuelle Übergriffigkeit vorgeworfen worden war. Dass gegen Mockridge bis heute keine belegten strafrechtrechtlichen Vorwürfe erhoben wurden, die Angaben von Mockridges Ex-Partnerin widersprüchlich waren und die Staatswanwaltschaft die Ermittlungen einstellte, spielten bei der anhaltenden Stimmungsmache keine Rolle. Die Unschuldsvermutung galt als Instrument des Frauen unterdrückenden Patriarchats. Als Folge des Hasses zog sich Mockridge zunächst aus der Branche zurück und benötigte stationäre psyschiatrische Behandlung. (Genderama berichtete mehrfach.)
Über die aktuellen Entwicklungen informiert Birgit Schmid in der Neuen Zürcher Zeitung:
Die Vorverurteilung des Comedians geht weiter. Als Sat 1 Anfang Dezember ankündigte, den Comedian kurzfristig in sein Programm zurückzuholen, hagelte es in den sozialen Netzwerken empörte Kommentare. Ein "Täterschützer" sei der Privatsender, weil er diesen Freitagabend eine Aufzeichnung von Mockridges jüngster Bühnenshow "A Way Back to Luckyland" ausstrahle – dies zur besten Sendezeit und im Quotenwettstreit mit dem WM-Viertelfinale in Katar.
Das ist früher als vorgesehen. Geplant war die Rückkehr zum Sender für 2023. Mockridge und Sat 1 hatten die Zusammenarbeit bis auf weiteres eingestellt.
Es ist ein Verdienst von #MeToo, dass man heute so offen über sexualisierte Gewalt und Sexismus gegenüber Frauen spricht. Der Fall Mockridge zeigt aber auch, wie die Bewegung ins Extreme kippen kann. Das moralische Urteil der medialen Öffentlichkeit ist unabhängig vom Gerichtsurteil. Ein Verdacht reicht in der gegenwärtigen Debatte aus, um jemanden öffentlich blosszustellen und ihm massiv zu schaden.
(…) Dass der Mann juristisch nicht belangt werden konnte, spielt für viele keine Rolle. Die Vorwürfe an ihn gelten für sie als Beleg dafür, wie toxisch die deutsche Unterhaltungsbranche ist. So stellten sich auch bekannte Leute wie das Comedy-Paar Hazel Brugger und Thomas Spitzer gegen ihn: An der Preisverleihung des Deutschen Comedypreises 2021 trugen sie T-Shirts mit dem Schriftzug "Konsequenzen für Comedian XY" und verurteilten, nicht als Einzige, Mockridge in ihren Reden.
Das feministische Streikkollektiv Zürich und die Juso Zürich halten ebenfalls nichts davon, dass Mockridge juristisch als unschuldig gilt: Als der Comedian im Mai im Zürcher Hallenstadion auftrat, wollten sie dies unter dem Motto "Keine Show für Täter" verhindern und verlangten vom Veranstalter eine Erklärung. Auch damals argumentierten die Aktivisten, dass Opfern sexueller Gewalt bedingungslos geglaubt werden müsse.
Schliesslich sehen sich auch die Medien in der Berichterstattung über sexuelle Gewalt gerne in der Rolle des Richters. Der "Spiege"» befeuerte mit seinem ausführlichen Artikel über die Anschuldigungen die Hetze gegen Mockridge. Der Comedian klagte wegen Persönlichkeitsverletzung und hat erreicht, dass das Nachrichtenmagazin wegen «unzulässiger Verdachtsberichterstattung» Passagen aus dem Artikel streichen musste. Mehrfach. Der Text wurde immer kürzer.
Der Rechtsstreit zwischen dem "Spiegel", der für die Veröffentlichung der ursprünglichen Fassung kämpft, und Luke Mockridge dauert an. Mockridge wird vom Berliner Anwalt Simon Bergmann vertreten. Dieser will den "Spiege"» auf eine siebenstellige Summe verklagen für den persönlichen und finanziellen Schaden für Mockridge während der Zeit seines Rückzugs.
Bergmann vertritt auch den Galeristen Johann König, gegen den "Die Zeit" #MeToo-Vorwürfe erhoben hat. Es gebe "einen extremen Belastungseifer", den manche Journalistinnen bei ihren Recherchen zu angeblichem Machtmissbrauch und sexueller Belästigung an den Tag legten, sagt der Anwalt am Telefon. Mit diesem aggressiv-feministischen, kaum mehr objektiven Journalismus tue man der #MeToo-Bewegung keinen Gefallen – deren Anliegen Bergmann für wichtig hält. "Am Ende läuft man Gefahr, durch aktivistische und einseitige Recherche Täter zu Opfern zu machen", sagt er.
Nun [feierte] Luke Mockridge am Freitagabend also sein TV-Comeback. Der Sender Sat 1 wird dafür auf Twitter als "rückgratloser misogyner Täterschützer" beschimpft, der Entscheid "widerlich" und "beschämend" genannt. Der ZDF-Comedy-Autor Miguel Robitzky postete drei Abfalleimer-Emojis. Andere höhnen, der Sender solle als Nächstes doch Kevin Spacey oder Harvey Weinstein einladen. Auch da nehmen es die Wütigen nicht so genau: Der Erste wurde freigesprochen, der Zweite verurteilt.
2. Die Pille und weitere Verhütungsmittel sind für junge Frauen in Frankreich seit Beginn des Jahres kostenlos. Demnächst erleben dort Männer bis zum 25. Lebensjahr Gleichberechtigung und erhalten Kondome kostenlos.
3. Die Bundesregierung hat mit ihrem ersten Wohnungslosenbericht Obdachlose in der amtlichen Statistik sichtbar gemacht. Jetzt weiß man, dass hierzulande rund 263.000 Menschen in Deutschland über keine eigene Wohnung verfügen. Da wir in einem Frauen unterdrückenden Patriarchat leben, sind zwei Drittel von ihnen Männer.
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