Mittwoch, März 31, 2021

Neue Bücher, Narzissmus, Obdachlosigkeit – News vom 31. März 2021

1. Am Montag ist Judith Sevinc Basads Buch "Schäm dich!: Wie Ideologinnen und Ideologen bestimmen, was gut und böse ist" im linken Frankfurter Westend-Verlag erschienen. (Offenlegung: Ich bin auch ein Autor dieses Verlages.) Im Blog "Salonkolumnisten" stellt Stafan Laurin dieses Buch vor:

Was lange nur im Umfeld einiger geisteswissenschaftlicher Studiengänge, Szenetreffs und Independent-Medien Bedeutung hatte, bestimmte in den vergangenen Monaten die öffentlichen Debatten der Republik. Neben Corona waren die Auswirkungen von Cancel Culture, Queertheorie und die Wokeness der "Social-Justice-Warriors" das bestimmende Thema. Ein paar flapsige Bemerkungen über die Klima-Ikone Greta setzten den Comedian Dieter Nuhr unter Druck, Bücher, in denen Autoren den Großteil ihrer Leser als Rassisten beschimpfen, finden reißenden Absatz.

(…) Wie konnte es zu all dem kommen? Was hat den Westen bloß so ruiniert und warum wünscht man sich bei all dem Wahnsinn, wohlhabende Upperclasskids würden sich wieder mehr für Cabriolets interessieren, anstatt allen mit einer Mischung aus Hass und Besserwisserei auf die Nerven gehen? Antworten auf all diese Fragen liefert Judith Sevinç Basad in ihrem Buch "Schäm Dich".

Sie zeigt auf, wie die Gedanken postmoderner Philosophen wie Michel Foucault und Jacques Derrida im Laufe weniger Jahrzehnte zu einer Ideologie geformt wurden, die keine Debatte mehr zulässt, keine Erkenntnisse anerkennt, den Rassismus neue Triumphe feiern lässt und Unterwerfung und Scham fordert. Und wie dieses Denken längst Teile unseres Alltags bestimmt, weil es von der Politik und vielen, vor allem öffentlich-rechtlichen, Medien übernommen wurde.

Basad beschreibt eine Ideologie, die mit der Behauptung Karriere gemacht hat, nicht nur alle Weißen sondern auch Aufklärung und der Westen seien "strukturell rassistisch", Männlichkeit per se toxisch und Frauen immer unterdrückt. Sie zeigt auf, dass es den Aktivisten nicht um die Verbesserung der Lebensumstände von Migranten oder Frauen geht oder um mehr Toleranz gegenüber Transsexuellen, sondern um einen Kulturkampf: "Die Welt soll in »Gut« und »Böse«, in Täter und Opfer, in Privilegierte und Nicht-Privilegierte, in Weiße und Schwarze, Mann und Frau, Deutsche und Migranten, Heterosexuelle und Queers eingeteilt werden.", schreibt sie.

(…) Judith Sevinç Basad räumt mit gerne wiederholten Mythen auf. Sie rechnet den legendären Gender-Pay-Gap von 19 Prozent auf realistische zwei herunter, denn sie berücksichtigt die Tatsache, dass Frauen seltener Studiengänge wie Maschinenbau wählen, die später in gut bezahlte Berufe führen und zeigt, dass die Geschlechter nicht ganz so sehr konstruiert sind, wie es die von der Philosophin Judith Butler inspirierten Queertheoretiker propagieren: Die behauptet, dass, die biologische Einteilung in Mann und Frau nur ein Ergebnis der Herrschaft von Heterosexuellen sei.


Hier findet man die vollständige Rezension.



2. Das liberale Frankfurter Magazin "Novo" bespricht derweil das Buch "Cancel Culture: Demokratie in Gefahr":

Der Autor versteht Cancel Culture als "Unkultur des Mundtot-Machens", die nicht das Ziel hat, eine Meinung zu kritisieren, sondern sie zu unterdrücken. Es geht nicht mehr um Streit mit Rede und Gegenrede, sondern um das "Verschwinden-Lassen" von unliebsamen Meinungen. Dazu werden Personen, die diese Meinungen äußern, diffamiert, aus ihrem Job gedrängt oder anderweitig "kaltgestellt", eben gecancelt. Die Beispiele sind vielfältig und reichen über die, vorsichtig gesagt, sehr konservative Predigt eines evangelischen Pfarrers oder einen eher schlechten Scherz eines Nobelpreisträgers über Frauen im Labor hinaus. Linke oder liberale Kritiker von politischer Korrektheit oder Islamismus erwischt es ebenfalls.


Hier findet man den vollständigen Artikel.



3. Das Magazin Spektrum der Wissenschaft beschäftigt sich mit Geschlechterklischees in der Psychologie, wenn es um Narzissmus geht. Dass dieser Eigenschaft eher Männern zugesprochen wird, könnte durch männerfeindliche Klischeevorstellungen verursacht sein:

Männer erhalten die Diagnose häufiger als Frauen. Das kann an unterschiedlichen Charaktermerkmalen und Geschlechterklischees liegen sowie daran, dass Frauen eher zu einer Form des pathologischen Narzissmus neigen, die leicht übersehen wird.

(…) [Die Psychologin] Katharina Geukes hält den Vorsprung von Männern im Narzissmus ebenfalls für überschätzt: "Der Geschlechterunterschied ist relativ stabil über die Lebensspanne, aber nicht so groß, wie man meinen könnte. Anders als das Stereotyp vom narzisstischen Mann vermuten lässt, sind die Unterschiede eher gering."

(…) Wahrscheinlich gibt es noch einen anderen Grund, weshalb Frauen seltener die Diagnose narzisstische Persönlichkeitsstörung erhalten. "Es gibt einen klaren Geschlechter-Bias in der Diagnostik von Persönlichkeitsstörungen", gibt [Claas-Hinrich Lammers, Chefarzt der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie,] zu bedenken. Anders gesagt: Psychologen und Psychiater sind auch nur Menschen und lassen sich von gängigen Klischees beeinflussen. Legt man Fachleuten denselben Fallbericht vor und nennt den Patienten einmal Anna und einmal Paul, erhält Paul öfter die Diagnose einer narzisstischen, Anna die einer histrionischen Persönlichkeitsstörung. Der Begriff stammt vom "Histrionen", dem Schauspieler im antiken Rom. Betroffene zieht es entsprechend auf die Bühne. Sie lieben es, im Mittelpunkt zu stehen, geben sich dramatisch und kapriziös, sind selbstbezogen und schnell gekränkt. "Hinter dem klassischen Macho steckt, wenn man es genau nimmt, oftmals eher ein Histrioniker als ein Narzisst", bemerkt Lammers.




4. Der Youtube-Kanal Hyperbole lässt Zuschauer für einen 22 Minuten langen Videobeitrag Fragen an einen Obdachlosen stellen.



5. Ungleichheit: Frauen zahlen im Durchschnitt 20.000% mehr für ihre Starbucks-Getränke als Männer titelt das Satire-Magazin Babylon Bee. In dem Artikel heißt es:

Eine alarmierende Studie, die von der New York Times veröffentlicht wurde, enthüllt enorme Unterschiede in den Preisen, die Frauen für Kaffee zahlen, im Vergleich zu denen, die Männer für Kaffee zahlen, wobei Frauen im Durchschnitt 20.000 % mehr für ihren täglichen Koffeinschub zahlen.

"Ich kann mir nicht vorstellen, was so ein krasses Missverhältnis verursachen könnte", sagte Megan McNeely, während sie an ihrem doppelten Karamell-Mokka-Frappuccino mit Mandelmilch, extra Sahne, Regenbogenstreuseln und zwei Schuss Minze nippte. "Oh ja, ich weiß - Sexismus!"

Die Studie ergab, dass die meisten Männer typischerweise etwa 2,50 Dollar für eine normale schwarze Tasse Kaffee am Morgen bezahlen, während die durchschnittliche weiße Frau zwischen 20 und 35 Jahren etwa 50.000 Dollar für ein heißes Kaffeegetränk ausgibt.

Präsident Biden hat McNeely ins Weiße Haus eingeladen, um zu diskutieren, wie die Regierung diese schreckliche Ungleichheit angehen kann.

"Ich musste meine Hypothek 12 Mal refinanzieren, nur um dieses Jahr Kaffee zu bekommen", sagte McNeely während des Treffens im Weißen Haus. "Ich werde unterdrückt. Bitte helfen Sie mir, Präsident Biden!"

Leider wurde das Treffen abgebrochen, nachdem Biden eingeschlafen war, weil er an diesem Morgen nicht genug Kaffee bekommen hatte.


Der Artikel parodiert gekonnt die anhaltende Skandalisierung des Umstands, dass manche Produkte und Dienstleistungen (etwa Friseurbesuche) für Frauen etwas teurer als für Männer sind – eben weil es sich nicht um dieselbe Form von Produkt oder Dienstleistung handelt.

Dienstag, März 30, 2021

Uni Kassel: Wer nicht gendert, bekommt schlechtere Noten – News vom 30. März 2021

1. Solange die Gendersprache nicht in weiten Bereichen durchgesetzt war, hieß es häufig, es handele sich doch um eine rein freiwillige Sprachverwendung, die niemandem aufgezwungen werde. Tatsächlich berichten Studenten aber schon seit einiger Zeit von einem solchen Zwang beim Abfassen wissenschaftlicher Arbeiten. Jetzt berichtet die Hessische/Niedersächsische Allgemeine über solche Zustände an der Universität Kassel:

Obwohl eine Mehrheit der Deutschen die geschlechtergerechte Sprache kritisch sieht, wird in immer mehr Behörden und Firmen gegendert. An der Universität Kassel können Studenten sogar eine schlechtere Note bekommen, wenn sie Gendersternchen und andere neue Formen nicht verwenden. Daran gibt es nun Kritik.

Auslöser dafür ist ein Satz auf der Webseite der Uni: "Im Sinne der Lehrfreiheit steht es Lehrenden grundsätzlich frei, die Verwendung geschlechtergerechter Sprache als ein Kriterium bei der Bewertung von Prüfungsleistungen heranzuziehen." Laut Sylke Ernst, Leiterin der Stabsstelle Gleichberechtigung, können "Lehrende zum Beispiel in Hausarbeiten Punkte abziehen und so eine schlechtere Note geben, wenn die Geschlechtsbezeichnungen nicht korrekt sind". Dies müsse aber angekündigt und begründet werden. Beschwerden deswegen habe sie nicht erhalten. "Dieses Vorgehen wird an der Universität auch nicht als Problem thematisiert", sagt Ernst.

In der Tat ist die geschlechtergerechte Sprache längst weitgehend Konsens an der Kasseler Uni. Manche Mitarbeiter geben nur Interviews, wenn ihre O-Töne gegendert werden. Dies gefällt nicht allen. Ein Professor will sich zu dem Thema nur anonym äußern, weil das "Genderthema ein Wespennest" sei.

Lehramtsstudent Lukas Honemann, der für den Ring Christlich-Demokratischer Studenten im Studentenparlament sitzt, klagt, dass etwa in den Gesellschaftswissenschaften Gendersprache verpflichtend sei. Bisweilen hat der 20-Jährige den Eindruck, dass "die Leute auf eine Linie eingeschossen werden". Honemann findet, dass Gendern freiwillig sein sollte: "Politische Akte dürfen nicht benotet werden."

Darum gibt es etwa an der Frankfurter Goethe-Universität keine Empfehlung wie in Kassel. Ein Sprecher zweifelt, ob diese "mit den Grundsätzen des Prüfungsrechts in Einklang zu bringen wäre".

Ähnlich sieht das der Verein Deutsche Sprache. Der Vorsitzende Walter Krämer wartet "nur noch auf den ersten Betroffenen, der den Mut hat, dagegen zu klagen. Dann finanzieren wir einen Prozess bis zum Bundesverfassungsgericht."

(…) Kritiker wie Frauke Kruckemeyer finden es (…) problematisch, wenn die Gender-Sprache in die Notengebung einfließt. Die Professorin für Landschaftsökologie und nachhaltige Raumentwicklung am Fachbereich Gesellschaftswissenschaften sagt, es sei "bedenklich, über eine von außen organisierte formale Maßnahme einen Sprachgebrauch zu reglementieren und darüber zu bestrafen". Dadurch "würde eine ernst gemeinte Politik von Demokratisierung und Wiedereroberung von Freiheiten und Gleichberechtigung konterkariert".

Der Rechtswissenschaftler Christoph Gröpl hält das Vorgehen der Uni sogar für "rechtlich unvertretbar". Der Experte, der in Saarbrücken Professor für Staats- und Verwaltungsrecht ist, urteilt: "Die Durchsetzung einer nicht regelkonformen, aktiv-kämpferischen Sprachpolitik mittels universitärer oder anderer Prüfungen genießt nicht den Schutz der Lehrfreiheit."


Das sozialwissenschaftliche Blog Sciencefiles des Bildungsforschers Michael Klein kommentiert in gewohnter Schärfe:

Es ist an der Universität Kassel offenkundig möglich, eine studentische Arbeit schlechter zu bewerten, weil keine angeblich geschlechtergerechte Sprache genutzt wird. Das hat mit Wissenschaft nichts zu tun, das sind schäbige Unterwerfunsrituale, die von vornehmlich den Dozenten genutzt werden, deren Kompetenz nicht ausreicht, um auf Basis wissenschaftlicher Kriterien zu konkurrieren. Ergo müssen sie artifizielle Formen der Differenzierung einführen. Damit missbrauchen sie zum einen ihre Position, zum anderen dokumentieren sie damit, dass sie auf der Position, auf der sie sich befinden, überhaupt nichts zu suchen haben.

(…) Ein Arbeitgeber, der einen Bewerber zu beurteilen hat, der von der Universität Kassel kommt, weiß nun nicht mehr, ob derjenige, der vor ihm sitzt, seine guten Bewertungen für ideologische Arschkriecherei oder für irgend eine Leistung erhalten hat. Ergo, wird ein rationaler Unternehmer überhaupt keine Bewerber der Universität Kassel mehr einladen und sich statt dessen an normalen Universitäten, an denen noch wissenschaftliche Leistung und nicht ideologisches Sykophantentum belohnt wird, nach einem geeigneten Mitarbeiter umsehen.


Dies wiederum habe negative Auswirkungen auf die Universität Kassel, wo "sich nur noch diejenigen einfinden, die sich von einer Bewertung ihrer ideologischen Anpassungsfähigkeit mehr versprechen als von einer Bewertung ihrer Kompetenzen und Fähigkeiten."



2. Gestern berichtete "Die Welt" (Artikel nur im Anriss online) über die Wahl der schleswig-holsteinischen Grünen nach dem passenden Kanzlerkandidaten. Ein Auszug aus dem Artikel:

Das Gremium, das die frauenpolitische Arbeit der Bundespartei, der Fraktionen und Landesverbände der Grünen koordiniert, hat eigens für die Listenaufstellung des schleswig-holsteinschen Landesverbands eine Frage an den Ko-Bundesvorsitzenden [Robert Habeck] formuliert, die das Tagungspräsidium unmittelbar nach dessen Rede vorliest: "Warum", fragen die grünen Frauen den Parteichef, "hältst du nach wie vor an der Option fest, Kanzlerkandidat der Grünen zu werden"? Die Partei habe doch schließlich in Annalena Baerbock "eine überzeugende Spitzenkandidatin für eine grüne Bundeskanzlerin".

(…) In Wirklichkeit sind die Fronten zwischen dem Baerbock. und dem Habeck-Lager längst verhärtet. Wobei Letzteres seinen Favoriten bestenfalls hinter vorgehaltener Hand unterstützen darf. Ein öffentlicher Einsatz für Robert Habeck zum Beispiel durch den baden-württembergischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann verbietet sich. Alter weißer Mann unterstützt mittelalten weißen Mann – das könnte bei den geschlechtersensiblen Grünen schnell mal nach hinten losgehen.


Habeck wand sich dann übrigens damit heraus, auf diese Frage "heute" nicht eingehen zu wollen. Man darf gespannt sein, wie lange der kaum verhohlene Sexismus in der grünen Partei noch gutgeht.



3. Für die Neue Zürcher Zeitung hat Alexander Kissler das Wahlprogramm der Grünen analysiert. Ein Auszug:

Wie aber verhält es sich mit einer geforderten Frauenquote von 40 Prozent «auf allen Ebenen des Wissenschaftsbetriebs? Was geschieht, wenn partout nicht genügend Frauen Bergbau, Mechatronik oder Mathematik studieren wollen? Lässt man Professuren lieber unbesetzt, als sie an einen Mann zu vergeben? Ähnlich dürfte es sich mit der 50-Prozent-Quote in allen diplomatischen und multilateralen Verhandlungen verhalten. Zur Freiheit gehört auch die Freiheit, sich für einen Beruf nicht zu entscheiden. Dass die Partei trotz mehrmals bestätigter Verfassungswidrigkeit an einer gesetzlich verankerten Geschlechterparität in deutschen Parlamenten festhält, bestätigt die unlängst von dem ehemaligen deutschen Innenminister und FDP-Mitglied Gerhart Baum diagnostizierte "Geringschätzung grundrechtlicher Freiheit und rechtsstaatlicher Grundsätze" bei den Grünen.




4. Österreichs Standard berichtet von der schwierigen Suche nach passenden Führungskräften für die Österreichische Beteiligungs-AG (Öbag):

Eine Schlüsselrolle bei der Suche nach geeignetem Personal spielte Gabriela Spiegelfeld, Beraterin und Netzwerkerin. Sie sollte vor allem geeignete Frauen finden. Das gestaltete sich nervenaufreibend, da es etliche Absagen hagelte. "Mir gehen die Weiber so am Nerv. Scheiß Quote", schrieb sie Schmid im Jänner 2019. "Ich habe das aus einer Emotion heraus gesagt und distanziere mich von diesem Satz", sagt Spiegelfeld nun auf Anfrage des STANDARD. Sie sei davon frustriert gewesen, dass so viele Kandidatinnen abgesagt hätten.




5. Laut einer Studie der Universität Innsbruck hat es seit dem Beginn der Corona-Pandemie keine vermehrten Konflikte in Partnerschaften gegeben:

"Erstaunlicherweise konnten wir in unserer umfassenden Studie nicht bestätigen, dass es während der Pandemie zu vermehrten Konflikten oder Trennungen gekommen ist", erklärte Studienleiter Marcel Zentner, Professor am Institut für Psychologie. Es habe sich sogar das Gegenteil gezeigt: Vor allem jene, die bereits vorher in ihrer Beziehung zufrieden waren, waren es zumeist auch nach Ausbruch der Pandemie.




6. Seine Adoptivtochter Dylan wirft Woody Allen vor, sie als Siebenjährige sexuell missbraucht zu haben. Der Skandal beschäftigt Hollywood und Amerika seit fast 30 Jahren. Jetzt meldet sich Allen zu Wort: "Ich glaube, dass sie wirklich glaubt, dass es passiert ist."



7.
Jesper Lohse vom dänischen Väterverband ging der Spur staatlicher Subventionen in Dänemark nach und deckte das auf, was wir von Deutschland ebenfalls kennen. Das Besondere daran aber ist, dass seine Recherchen in Dänemark von den Medien aufgenommen wurden.


Der Väterrechtler Franzjörg Krieg berichtet.

Montag, März 29, 2021

Veronika Kracher: Online-Mobbing für die Amadeu-Antonio-Stiftung

An diesem Wochenende veröffentlichte die Feministin Veronika Kracher für die Amadeu-Antonio-Stiftung den Beitrag "Deutschlands nervigste Antifeminist*innen". Tatsächlich angefeindet werden darin aber auch Männerrechtler, also Menschen, die für eine Förderung von Jungen oder Schutz auch für männliche Opfer häuslicher und sexueller Gewalt eintreten. Kracher zufolge ist ein solcher Männerrechtler "nach wie vor ein weinerlicher, verunsicherter Ewiggestriger, der sich von Frauenrecht und Gendersternchen geradezu kastriert fühlt". Solche Formulierungen gleich in der Einleitung geben die Stoßrichtung des Beitrags vor: Wie so oft wenn es um Männerrechtler geht, wird ein sachliches, konstruktives Gespräch von Anfang an vermieden.

Der Beitrag besteht im wesentlichen aus einer Reihe persönlicher Anfeindungen gegen die verschiedensten Menschen: etwa gegen den MANNdat-Vorsitzenden Matthias Enderle, gegen meinen Co-Autor bei Heyne Maximilain Pütz und selbstverständlich auch gegen mich. Über uns alle heißt es: "Sie machen ihren Hass auf das Weibliche und Queere zu einer Politik, die allen Menschen, die sich gegen eine patriarchale und heteronormative Gesellschaftsordnung stellen, das Leben verunmöglichen soll." Der Absatz über mich, der mit "Der Pseudointellektuelle" betitelt ist, enthält eine ganze Lawine kruder und in der Regel unbelegter Behauptungen wie, ich hätte "eine komplette Karriere daraus gezimmert hat, Feministinnen zu hassen (wo ist eigentlich diese Cancel Culture, wenn man sie einmal braucht?)", ich werde dem "rechten Rand" zugeordnet, für die Sexualpartnerinnen der Leser meiner Erotik-Ratgeber solle man eine "Gedenkminute" abhalten, da "vermutlich der Großteil dieser Bücher mit der linken Hand geschrieben worden" sei, und überhaupt: "Ob ein Mann, der bis Ende 40 noch bei seiner Mutter lebt, ein souveräner Liebhaber ist, steht auf einem anderen Blatt."

Man merkt sofort: Es geht hier um keine Auseinandersetzung in der Sache mehr, sondern um Herabwürdigung und Diffamierung der Person: Schmähkritik, wie man im Deutschen sagt, "character assassination" im Englischen. Mehr noch: Die Lust an der Beleidigung, der üblen Nachrede und dem Online Mobbing lässt immer wieder Orientierung an der Wirklichkeit vermissen. Obwohl die meisten Genderama-Leser ohnehin Bescheid wissen, möchte ich zu den einzelnen Unterstellungen der Form halber klarstellen:

Tatsächlich habe ich für den von mir herausgegebenen wissenschaftlichen Sammelband "Gleichberechtigung beginnt zu zweit" Feministinnen, Männerrechtler, Konfliktforscher und Mediatoren zusammengeführt, um eine konstruktive Debatte zu führen. Für ein eigenes Kapitel habe ich Dutzende Frauen, mit denen ich befreundet bin, Feministinnen wie Nicht-Feministinnen, queere wie nicht-queere Frauen danach befragt, wo sie ihr größtes Problem als Frau sehen. Ich hasse also weder "das Weibliche", noch Feministinnen, sondern Sexismus beziehungsweise ein Verhalten, wie es Veronika Kracher hier an den Tag legt: Wenn sich jemand solche Dinge zuschulde kommen lässt, kritisiere ich sie, auch wenn diese Person eine Frau beziehungsweise eine Feministin ist. Mit nicht-sexistischen Feministinnen, die sich untadelig verhalten, arbeite ich zusammen.

Tatsächlich habe ich das Buch "Plädoyer für eine linke Männerpolitik" geschrieben, das Kapitel enthält wie "Auch Zuwanderer verdienen gute Männerpolitik" und "Warum auch Schwulenrechte Männerrechte sind". Ich stehe also weder politisch rechts, noch bin ich "anti-queer".

Tatsächlich werden meine Erotik-Ratgeber auch und gerade von Frauen begeistert besprochen und ernten so bei Amazon haufenweise Fünf-Sterne-Rezensionen. Das wäre nicht der Fall, wenn es sich um "mit der linken Hand" geschriebene Einhand-Literatur handeln würde. Dass Veronika Kracher Erotika und Sex-Ratgeber nicht auseinanderhalten kann ist ihr Problem, nicht meines.

Tatsächlich lebe und lebte ich nicht mit Ende 40 bei meiner Mutter. Meine Mutter ist im Jahr 1999 gestorben.

So recherchiert, so schreibt also Veronika Kracher. Veröffentlicht werden darf das alles bei der Amadeu-Antonio-Stiftung.

Die feministische Denunziation aufgrund meiner vermeitnlich mangelnden Qualitäten als Liebhaber ist dabei ebenso bizarr wie vielsagend. Dazu passt eine Passage, die vor einer Woche in einem Beitrag des Blogs "Woke Father" über feministisches Gaslighting veröffentlicht wurde. Der Blogger verallgemeinert leider und spricht von "den Feministinnen", wo Feministinnen eines bestimmten Schlags gemeint sind, aber dort trifft er ins Schwarze:

Eine der beliebtesten Gaslighting-Strategien von Feministinnen ist der Angriff auf Ihre Männlichkeit. Das scheint ironisch, denn Feministinnen kritisieren normalerweise Geschlechterrollen, insbesondere traditionelle Männlichkeit, und verurteilen Männer, die sich ihr anpassen.

Doch gleichzeitig sind sie die ersten, die sich über Männer lustig machen, die nicht traditionell männlich sind. Sie benutzen Worte wie "fragil oder "weinerlich", um sie zu beschreiben. Das macht mehr Sinn, wenn man den Feminismus nicht als konsistente Werteordnung betrachtet, sondern als die religiöse Ideologie und das kulturelle Mem, das er ist. Eines, das Gegner zum Schweigen bringen muss, um zu überleben, oft durch Gaslighting.

Mit dieser Methode unterstellen oder behaupten Feministinnen, dass Männer, die sich zu Männerthemen äußern oder feministische Politik oder hasserfüllte Rhetorik wie #killallmen kritisieren, Incels sind, Jungfrauen, kleine Penisse haben oder eine beliebige Anzahl von Beleidigungen, die Ihre Männlichkeit oder Sexualität angreifen.

Dies ist eklatantes Gaslighting, da es Ihre Beschwerden entkräftet, indem es suggeriert, dass sie aus einem Ort der Unsicherheit und mentalen Instabilität stammen. Das Ziel ist es, Sie an sich selbst zweifeln zu lassen.


Die hier skizzierte Form der schwarzen Rhetorik verwendet Kracher in ihrem Artikel immer wieder.

Wie fallen nun die Reaktionen darauf aus?

In einem Kommentarstrang auf Twitter wird Veronika Kracher "purer Hass und Hetze" attestiert.

In einer Reihe von Forenkommentaren befindet der linke Männerrechtler Crumar zu Krachers Vorwurf, ich hätte auch in rechten Publikationen veröffentlicht, zutreffend:

Was sie verschweigt ist erstens, der feministische Konsens und der Ausschluss jeder anderen Meinung in der linksliberalen Presse und den Verlagen war damals (schon vor 2001) bereits so weit gediehen, dass er dort faktisch ein Veröffentlichungsverbot hatte. Was ihn zweitens vor die Wahl stellte, gar nichts mehr zu veröffentlichen oder dort, wo ihm die Möglichkeit geboten worden ist. Rückwirkend so zu tun, als hätte er eine freie Wahl gehabt ist infam und "victim blaiming".


Man könnte hinzufügen, dass hier die vordemokratische Rhetorik der Kontaktschuld und der Ächtung eingesetzt wird. Die Logik hinter solchen Äußerungen lautet: "Arne Hoffmann ist mit etwas Unreinem in Kontakt gekommen, also ist er selbst unrein. Ob seine Argumente treffen, hat nicht mehr zu interessieren. Ich, Veronika Kracher, bin mit nichts Unreinem in Kontakt gekommen; seht, wie gut und rein ich bin." So argumentiert nur jemand, der schwache Argumente hat.

An anderer Stelle schreibt Crumar:

Für Veronikas Kracher-Narrativ ebenfalls dumm gelaufen, wenn 2019 ein Buch mit dem Titel: "Gleichberechtigung beginnt zu zweit: Können Feminismus und Maskulismus für eine ganzheitliche Geschlechterpolitik zusammenwirken?" erschienen ist.

Herausgeber: Arne Hoffmann. Unter anderem mit einem Beitrag dabei, die recht bekannte Feministin Mithu Sanyal (weitere weibliche und auch feministische Beteiligung: Sandra Hermann, Maike Wolf, Wendy McElroy, Robin Urban, Dr. Hanna Milling, Monika Ebeling, Professor Christina Hoff Sommers, Astrid von Friesen, Elinor Petzold, Dr. Katja Kurz und Jeannette Hagen).

Für einen Mann, dem sie unterstellt "Feministinnen zu hassen" ist das eine erstaunliche Leistung. (…) Sagen wir mal so, wenn ganzheitliche Geschlechterpolitik auf "Antifeminismus" hinausläuft, an der aber auch Feministinnen mitwirken, dann wird es eng für die Märchenstunden der V. Kracher.


Ein anderer Kommentator schreibt:

Frau Kracher war einer der Stars in der ttt-Sendung vom 15.01.2021, die ich ausführlich besprochen hatte und in der es um ihre z.T. falschen Aussagen über Incels ging. (…) Auch ihr Text über Arne Hoffmann ist absurd (wenn man auch nur ein bißchen über ihn weiß), das ist ein verbaler Amoklauf.


Wie man sieht, schadet der Hass, den Krachers Artikel versprüht, allen: der Wahrnehmung von Männerrechtlern ebenso wie der Wahrnehmung von Feministinnen ebenso wie einer konstruktiven Sachdebatte. Mir tut es für all die Feministinnen Leid, ob ich mit ihnen persönlich befreundet bin oder nicht, die sich für berechtigte Anliegen einsetzen und in einen Topf mit solchen ideologisch erzeugten Bösartigkeiten geworfen werden.

Aber woher stammt dieser blanke Hass, der in Veronika Krachers Beitrag deutlich wird, den sie auf andere Menschen projiziert und der schließlich dem Feminismus selbst schadet?

Ich lese gerade Ahmad Mansours Buch Solidarisch sein! Gegen Rassismus, Antisemitismus und Hass, das im Oktober erschienen ist. Im Kapitel "Woher kommt der Hass?" heißt es dort (Seiten 46-49):

Michael Depner, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie schreibt in seiner Buchreihe "Seele und Gesundheit" dazu: "Im Gegensatz zur Wut schlägt Hass Bedrohungen nicht nur zurück und ebbt dann ab. Er setzt zur Verfolgung an. Er hetzt." Und: "Während der wütende Mensch sich selbst als Wert erkennt und deshalb im Grundsatz darauf aus ist, sich und seine Werte zu bewahren, versucht er, den Wert anderer herabzusetzen; im extremsten Fall, indem er sie vernichtet und seine eigene Vernichtung dabei in Kauf nimmt. Während jeder gesunde Mensch unter bestimmten Umständen wütend werden kann, ohne dass das seiner Gesundheit Abbruch tut, ist Hass ein eindeutig psychopathologisches Phänomen. Er schadet nicht nur dem Opfer. Er schadet auch dem Täter stets mehr, als er ihm jemals nutzen könnte."

(…) Menschen leben Hass und seine Destruktivität aus, weil sie Angst vor sich selbst haben, vor ihrer Leere und Bedeutungslosigkeit. Sie wollen ausgrenzen und demütigen, damit sie sich nicht mit sich selbst beschäftigen müssen, weil sie keine stabile Identität, kein Selbstwertgefühl haben. Sie folgen Ideologien, Göttern, Führern und versprechen sich davon Bedeutung. Sie glauben einer Lüge, weil sie die Wahrheit nicht ertragen können.

(…) Natürlich mündet ein geringes Selbstwertgefühl nicht automatisch in Hass. Es gibt auch Menschen mit geringem Selbstwertgefühl, die niemals hassen. Hass, und in der Folge auch Radikalisierung und Gewalt, kann sich nur entwickeln, wenn das geringe Selbstwertgefühl auf bestimmte Vorurteile und Ideologien trifft, also kanalisiert wird. Nur dann! Deshalb warne ich davor, diese Menschen als psychisch krank anzusehen, auch wenn Hass ein psychopathologisches Phänomen ist. Dies würde nicht nur die Konsequenzen ihres Verhaltens verharmlosen, sondern auch eine intensive Auseinandersetzung mit den Ideologien, die hinter dem Hass stehen, verhindern.

Die Kategorisierung von Menschen in Gruppen und die Entwertung anderer Gruppen mit dem Ziel, sich selbst oder die eigene Gruppe aufzuwerten, ist dabei das Fundament jeder extremistischen Ideologie. Ob es Islamisten, Graue Wölfe, Nationalisten, Links- oder Rechtsradikale sind, jede Ideologie enthält immer ein einfaches Weltbild: Wir, sprich, die Mitglieder meiner Gruppe, sind gut, überlegen und kennen die Wahrheit. Die anderen, eine homogene Feindgruppe, sind meistens bösartig oder minderwertig.


Damit wäre zu dem Text Veronika Krachers das Wesentliche gesagt. Von Bedeutung ist aber auch, dass er auf einer Website der Amadeu-Antonio-Stiftung erschienen ist, die über ihre Förderung durch Steuergelder selbst angibt:

Fördersumme

2020: 476.956,36 Euro

2021: 441.692,88 Euro


Mit solchen Summen werden also auch Beiträge wie der hier vorgestellte finanziert.

Männerrechtler, die sich für ein besseres Miteinander der Geschlechter einsetzen und erreichen möchte, dass die Anliegen BEIDER Geschlechter gesehen werden, erhalten null Euro an staatlicher Förderung. Wir können uns gegen den staatlich finanzierten Hass nur in privat betriebenen Blogs wie diesem zur Wehr setzen und haben generell keine Möglichkeit, unsere Position in den Leitmedien ohne Framing darzustellen.

Das bedeutet, es gibt hier auch ein ganz erhebliches Machtgefälle.

Und für dieses Ungleichgewicht der Macht, hier zu Lasten von Männern, gibt es einen Namen: struktureller Sexismus.

Solche Zustände gibt es aber nicht nur in der Geschlechterdebatte.

Weiter oben habe ich eine längere Passage aus einem Buch des Psychologen Ahmad Mansour zitiert. Mansour ist Muslim und Einwanderer, aber er kritisiert Probleme bei der Integration, patriarchalische Verhältnisse und Homophobie in muslimischen Kulturen, das Kopftuch und wie das Islamverständnis mancher Verbände zur Radikalisierung führen kann. Dafür wurde er im European Islamophobia Report 2018 als jemand angefeindet, der "systematisch versuche, (vermeintlich böse) muslimische Stimmen aus der Öffentlichkeit zu verbannen". Andere kritische Wissenschaftler und Journalisten, berichtet Mansour, etwa Necla Kelek und Seyran Atas, wurden in demselben Report als antimsuslimisch und islamophob bezeichnet sowie mit Menschen, die Übergriffe auf Muslime verübt hatten, auf dieselbe Stufe gestellt. Gefördert wurde der Report von der EU mit 125.000 Euro.

Ich erwähne das, um deutlich zu machen, dass das, was mir und anderen mit Veronika Kracher und der Amadeu-Antonio-Stiftung passiert, kein Einzelfall ist. Im Windschatten des begründeten Kampfs gegen Menschenfeindlichkeit werden immer wieder auch Menschen attackiert, weil sie tabuisierte Probleme ansprechen oder schlicht eine abweichende Meinung haben. Bekanntlich habe ich selbst mit zwei Muslimas ein "Watchblog Islamophobie" geführt, aber mir geht es dabei um Hass auf Muslime, allein weil sie Muslime sind. Religions- und Ideologiekritik muss immer erlaubt sein, ohne dass man dafür verleumdet, beleidigt und persönlich fertiggemacht wird.

Mansour skizziert auf den Seiten 78 und 79, welche Folgen der inzwischen entstandene Diskurs auf Menschen hat:

Er lässt sie mitunter verstummen – und genau das ist auch gewollt. Ich habe es erlebt, wie Menschen den Mund einfach nicht mehr aufgemacht haben, weil sie es psychisch nicht mehr ausgehalten haben oder ihnen schlicht die Kraft fehlte. Wer hat dann gewonnen? Die Demokratie? Nein. Gewinner sind die Radikalen, die sich auf die Themen stürzen, um die der Großteil der Gesellschaft einen Bogen macht.

(…) Ich sehe in Deutschland Prozesse, die mich an das Israel der 1990er Jahre erinnern. Ich weiß, wohin diese Prozesse führen können: zu einer sehr radikalen Polarisierung. Irgendwann wird der Drang, sich zu einer Seite zu bekennen, so groß, dass kein Diskurs mehr möglich ist – von eigener Reflexion und kritischem Denken ganz zu schweigen.


Ich erlebe diese massive Beeinträchtigung des freien Diskurses vor allem dadurch, dass ich sogar harmloseste Leserpost häufig mit der Bitte erhalte, keinen Namen zu nennen. Dabei hat der Verfasser dieser Post nichts Schändliches getan; ich kann diese Zuschriften problemlos hier veröffentlichen. Sie benennen bestimmte Verhältnisse lediglich aus der männlichen Perspektive. Für den Wunsch nach Anonymität habe ich aber aufgrund eigener Erfahrungen volles Verständnis: Wie etwa auch der Wikipedia-Artikel über Online-Mobbing erklärt, lässt sich "schnell und einfach (…) ein bereits erfolgtes Stigma nicht wieder entfernen". Ich bin gerne bereit, wenigstens andere vor dieser Erfahrung zu schützen. Leider wird aber auch die Cancel Culture, deren angebliches Fehlen Veronika Kracher beklagt, durch solche Methoden aufrecht erhalten. In die Leitmedien gelangen diese Perspektiven wie selbstverständlich ohnehin nicht.

Allerdings trifft solcher Hass nicht nur Männer, sondern auch Frauen, die sich in der Geschlechterdebatte missliebig äußern. Gerade heute morgen twitterte die "Welt"-Journalistin Anna Schneider:

Wer Hass im Netz erleben will, muss nur öffentlich sagen, dass er Männer nicht hasst. Linke Feministen, solidarisch mit Frauen nur dann, wenn man keinen Zentimeter von ihrer Meinung abweicht. Und von wegen, nur recht(sextremer) Hass im Netz sei ein Problem.


Und wieder muss ich als "böser Männerrechtler" darauf hinweisen, dass das nicht für alle linken Feministen gilt. Aber ja, es sind viel zuviele. Viel zuviel Hass auf diejenigen, die anders denken.

"Im Namen der Toleranz", schreibt Ahmad Mansour auf Seite 84 seines Buches, "ist man allzu oft intolerant und versucht, das politische Spektrum so zu verengen, dass alles, was nur ansatzweise davon abweicht, mit der persönlichen moralischen Keule diskreditiert wird." Das ist exakt die Erfahrung, die wir Männerrechtler immer wieder machen müssen. Unter der Flut von übler Nachrede und Beleidigungen, die in dem hier analysierten Fall von der Amadeu-Antonio-Stiftung ausgehen, leidet die liberale und demokratische Gesellschaft insgesamt.



Sonntag, März 28, 2021

"Die Identitätspolitik bedroht unsere freie Gesellschaft" – News vom 28. März 2021

1.
Die Anhänger der Identitätspolitik fordern, Menschengruppen – wieder – nach Merkmalen zu unterscheiden: Sexualität, Geschlecht, Hautfarbe und Ethnie, Herkunft. Dabei geht es ihnen nicht um Gleichberechtigung, sondern um Bevorzugung.


Hier geht es weiter mit dem Artikel von Johannes Boie in der "Welt".



2.
Mit der geplanten "Bundesstiftung Gleichstellung" würde der Bundestag eine Kompetenz aus den Händen geben – an eine linksgrüne Vorfeldorganisation. Der Stiftungsauftrag "Gleichstellung" entspricht nicht dem Verfassungsauftrag "Gleichberechtigung".


Hier geht es weiter mit dem Beitrag der Bundestagsabgeordneten Sylvia Pantel (CDU).



3.
"Es war einmal eine Mutter, die gebar drei Söhne und alle freuten sich mit ihr."

So oder so ähnlich könnte mein Leben klingen, wenn es ein Märchen wäre... Nun, das isses aber leider nicht. Die drei Söhne gibt es zwar wirklich, aber die Freude über selbige war in meinem Umfeld schon ab Sohn Nummer Zwei ein wenig getrübt. "Ach Mensch, vielleicht klappts ja nächstes Mal", sagten sie, so als wäre ich gerade Zweite geworden anstatt den Right-Gender-Supercup zu gewinnen und man müsse mich motivieren, es noch einmal zu versuchen, den ganz großen Wurf (ergo ein Mädchen) zu machen.

Bei Sohn Nummer drei war es dann aber endgültig amtlich: Ich bin eine arme Sau. Ich, die ich einen Mann an mich herangelassen habe, der es auch beim dritten Mal nicht zustande gebracht hatte, eine kleine Prinzessin zu zeugen. Glückwunschkarten gab es jedenfalls fast keine mehr. Vielleicht hat man nichts Babyblaues in der Trauerkartenabteilung gefunden, was ich komisch finde, denn die Nachfrage an Beileidskarten zum dritten Sohn dürfte groß sein.


Hier geht es weiter mit dem Artikel "Nix da, Glückwunsch! Ab dem dritten Jungen gibts Mitleidskarten", der schon vor einigen Jahren in der Zeitschrift ELTERN veröffentlicht und jetzt auch online gestellt wurde.



Samstag, März 27, 2021

Vor allem junge Männer erleben Rassismus – News vom 27. März 2021

1. "Die Welt" berichtet:

Nach Ansicht der Thüringer Beauftragten für Migration, Mirjam Kruppa, ist eine Migrantengruppe wegen ihrer Herkunft oder Abstammung besonders von Abwertung betroffen: "Gerade zugewanderte junge Männer haben mit Rassismus und Ablehnung zu kämpfen, die ihnen das Einleben unnötig schwer machen", sagte Kruppa laut Mitteilung von Samstag mit Blick auf den Internationalen Tag gegen Rassismus am 21. März.

Grundsätzlich vergifteten Ausgrenzung und Diskriminierung aufgrund von Herkunft und Äußerlichkeiten das Zusammenleben und verhinderten Integration, sagte Kruppa. (…) Die Opferberatung ezra zählte 2019 nach eigenen Angaben 108 rechte, rassistische und antisemitische Angriffe im Freistaat. Die Berater erklärten bei der Veröffentlichung der Daten im März vergangenen Jahres aber auch, dass etwa viele Alltagserfahrungen von Betroffenen - etwa rassistische Beleidigungen auf der Straße - in keiner Statistik erfasst werden würden.


Weil in der Tat Rassismus und Männerfeindlichkeit häufig zusammenwirken und ineinander übergehen, enthält zum Beispiel mein Buch "Plädoyer für eine linke Männerpolitik" ein eigenes Kapitel zu diesem Thema.



2. In der Neuen Zürcher Zeitung berichtet Anna Schneider:

"Heute ist ein guter Tag für die Gleichstellung." Das erklärte die sozialdemokratische Familienministerin Franziska Giffey an diesem Freitag im Bundestag. Sie strahlte dabei, weil es stimmt. Der an diesem Freitag erstmals im Bundestag debattierte Gesetzesentwurf "zur Errichtung einer Bundesstiftung Gleichstellung" kam schliesslich auch aus Giffeys Haus, er trägt die Handschrift der SPD. Ein Beschluss noch im kommenden Monat gilt als sicher. Dabei erodiert der qualitative Unterschied, der zwischen den Begriffen "Gleichberechtigung" und "Gleichstellung" besteht. Bleibt die Frage: Wieso macht die Union da mit?


Hier geht es weiter.

Ein zweiter Artikel zu diesem Thema ist in der heutigen Leserpost verlinkt.



3. Der Genderstern wird nicht in das Regelwerk der deutschen Rechtschreibung aufgenommen.



4. Der Väterrechtler Markus Witt sammelt auf Twitter Antworten auf die Frage "Welche Sätze wollt ihr vom Jugendamt, Familiengericht, Beratungsstelle usw. nicht mehr hören, weil ihr sie als unfair, unpassend, demütigend oder diskriminierend empfindet?"



5. Die Edition Outbird sendete mir folgenden Pressetext zu:

Viele Jahre erlitt Tami Weissenberg Demütigungen, psychische und zunehmend massive physische Gewalt seitens seiner ehemaligen Partnerin. Eine fatale Abhängigkeit, aus der er sich erst spät befreien konnte. Jahre später, er hatte nach einem Suizidversuch bereits eine stationäre Therapie absolviert und mithilfe weiterer wöchentlicher Sitzungen seinem Leben neuen Sinn verleihen können, arbeitete er am Aufbau eines Gewaltschutzangebotes für das sächsische Plauen sowie seinem ersten Buch "Darjeeling Pur", in dem er nüchtern die Entstehung der Gewaltspirale und sein Leid schilderte. Das Gewaltschutzangebot wurde neben Dresden und Leipzig in die Förderung des sächsischen Sozialministeriums aufgenommen, sein Fall ging exemplarisch für die Vielzahl betroffener Männer durch zahlreiche Leitmedien: RTL, Sat 1, WDR, MDR Kultur, Spiegel, Focus, SuperIllu, Freie Presse und viele mehr. Er nahm an vielen Lesungen in Deutschland und der Schweiz teil, wurde zur Podiumsdiskussion auf den Dortmunder Kirchentag eingeladen.

Ende März nun erscheint ebenfalls in der Edition Outbird sein zweites Buch "Weg ins Leben", der Abschluss seines Erfahrungsberichtes, in dem er schildert, wie lange er brauchte, um sich tatsächlich von seiner gewalttätigen Ex-Partnerin zu lösen: Er betrog und unterschlug, um sie in ihrer unersättlichen Fixiertheit auf Geld und Luxus "ruhig zu stellen", die selbst nach seinem Fortgang noch emotional manipulierte – beispielsweise bei einem Anruf der Polizei, in der sie ihn als "hilflos und verwirrt" darstellte, nur um eine Fahndung auszulösen. In "Weg ins Leben" setzt er sich mit seiner Schuld auseinander, beleuchtet die Mechanismen einer zutiefst toxischen Beziehung und kommt auch auf seine Anteile daran zu sprechen, der er sich schon beim ersten Buch oft die Frage anhören musste, wieso er so eine Situation solange mitmachte statt zu gehen. Abschließend zeichnet er seinen Weg ins soziale Engagement, den Aufbau eines professionellen Gewaltschutzangebotes für Männer, die zahlreichen Hilfen dafür wie auch die Medienresonanz auf seinen Fall nach.

"Weg ins Leben" erscheint Ende März und ist für 11,90€ im gut sortierten Buchhandel oder direkt im Verlagsshop erhältlich.


Den Vorgängerband "Darjeeling Pur" hatte ich auf Genderama folgendermaßen vorgestellt:

Die authentische, sofort zur Sache kommende Erzählweise des Autors zieht einen von der ersten Seite an in seinen aufwühlenden Bericht. Indem Weissenberg den Verlauf seiner Partnerschaft von Anfang an eindringlich schildert, werden nicht nur die psychologischen Faktoren sichtbar, die zu den Misshandlungen führten. Es dürften sich auch viele Leser fragen: Könnte mir ähnliches passieren? Wie hätte man diese Katastrophe rechtzeitig verhindern können? Dadurch dürfte dieses Buch eine stärkere aufklärende Wirkung als viele Sachtexte haben. Auch deshalb erhält es von mir eine klare Leseempfehlung.


Dr. Bruno Köhler hatte das Buch für MANNdat ausführlicher rezensiert.



6. Das kanadische Calgary Journal widmet sich einem Problem, das trotz solcher Bücher auch in Deutschland immer noch besteht:

"Statistics Canada" berichtet weiterhin, dass etwa 80 Prozent der Opfer von Gewalt in Paarbeziehungen (IVP) bei polizeilich gemeldeten Vorfällen Frauen sind.

Laut ihrem eigenen Bericht "Family Violence in Canada: Ein statistisches Profil" gaben Männer selbst an, in höherem Maße als Frauen von ihren Partnern misshandelt worden zu sein - mit 4,2 Prozent der Männer und 3,5 Prozent der Frauen als Opfer. Diese beiden Berichte werfen interessante Fragen darüber auf, wie und wann man sie verwenden sollte.

Experten erklären, dass diese selbstberichteten Statistiken oft übersehen werden, was dazu führen kann, dass männliche Opfer aus dem Gespräch herausgelassen werden und keine angemessene Unterstützung erhalten. Sie erklären auch, dass die von der Polizei gemeldeten Statistiken sowohl von Wissenschaftlern als auch von den Medien zu oft verwendet werden. Dies hat dazu geführt, dass männlichen Opfern von der Polizei nicht geglaubt wurde und sie in einigen Fällen sogar beschuldigt wurden, der Täter zu sein.

Der Bericht über Gewalt in der Familie, der alle fünf Jahre veröffentlicht wird und zuletzt im Januar 2016 erschien, befragte eine Zufallsstichprobe von 33.127 Kanadiern im Alter von 15 Jahren oder älter. In der Umfrage wurden die Befragten gefragt, ob sie in den vergangenen fünf Jahren Opfer von Gewalt in der Partnerschaft (Intimate Partner Violence, IVP) geworden waren, einschließlich der Frage, ob sie in ihrer aktuellen Beziehung misshandelt wurden.

Der Unterschied zwischen der polizeilichen Berichterstattung und dem Bericht über Gewalt in der Familie ist für Alexandra Lysova, die 2019 eine Studie über die Diskrepanzen zwischen den beiden Berichten leitete, nicht überraschend.

"Der Großteil der Verbrechen innerhalb der Familie wird der Polizei nie bekannt. Das erklärt die fehlende Konsistenz zwischen den Zahlen. Die Polizeidaten sind insofern sehr begrenzt, als sie nur die Verbrechen zeigen, die der Polizei bekannt werden", sagt Lysova, Professorin für Kriminologie an der Simon Fraser University.

"Die Kanadier in der Viktimisierungsstudie wurden gefragt, ob ihre Viktimisierung jemals der Polizei gemeldet wurde, und 70 Prozent von ihnen sagten nein. Das ist der Grund, warum es sehr unterschiedliche Statistiken gibt."

Die Umfrage ist ein besserer Indikator dafür, was tatsächlich in Beziehungen passiert, in denen Gewalt durch Intimpartner (IVP) vorkommt, erklärt Lysova.

"In Viktimisierungserhebungen werden die Personen nicht nur nach 'haben Sie Gewalt erlebt' gefragt, weil jeder seine eigene Definition angeben würde, jeder würde Gewalt anders verstehen", sagt Lysova.

Lysova erklärt, dass die Umfrage zur Viktimisierung von Gewalt in der Familie versucht, diese Barrieren zu überwinden, indem sie den Befragten spezifischere Fragen stellt. Das kann sehr aufschlussreich sein, selbst wenn die Befragten nicht glauben, misshandelt worden zu sein.

"Es werden also Fragen zu den spezifischen Verhaltensweisen gestellt, die im Strafgesetzbuch als gewalttätig angesehen werden. Wenn Sie ihnen eine direkte Frage stellen. 'Waren Sie schon einmal Opfer von Gewalt?', werden sie wahrscheinlich nein sagen", sagt sie.

"Aber wenn Sie ihnen ganz andere Fragen stellen: 'Wurden Sie jemals zu Hause geschlagen oder hat Ihr Partner jemals Ihre Finanzen kontrolliert?' Dann erkennen wir sie, auch wenn sie nicht glauben, dass sie ein Opfer waren, weil das in ihrer Beziehung die Norm ist, als Opfer von Gewalt in der Partnerschaft. [Deshalb] sehen wir so viele Männer, die in den Polizeistatistiken unsichtbar sind", erklärt sie.

Ein weiterer Faktor ist laut Lysova, dass Männern, die nach einer Misshandlung Hilfe suchen, oft nicht geglaubt wird, auch nicht von den Strafverfolgungsbehörden.

"Männer wissen aus Erfahrungen anderer Männern und vielleicht aus einem früheren Kontakt mit dem Strafrechtssystem oder irgendwelchen Hilfsorganisationen, dass man ihnen nicht vertrauen wird. Man wird ihnen nicht glauben. Man wird sie auslachen", sagt sie.

(…) Eine Studie von Denise Hines von der Clark University und Emily Douglas von der Bridgewater State University untersuchte die Erfahrungen amerikanischer Männer, die von ihren Partnerinnen misshandelt worden waren. Die Studie befragte 389 Männer darüber, was passierte, als sie versuchten, sich im Justizsystem zurechtzufinden.

Die Mehrheit der Männer in der Studie berichtete, dass ihnen die Polizei nicht glaubte. Ein Mann sagte: "Als meine Ex-Frau versuchte, mich umzubringen, ging ich zur Polizei. Anstatt zu helfen, sagten sie, dass ich etwas getan haben muss, um sie zu provozieren."

Abgesehen davon, dass die Strafverfolgungsbehörden ihnen nicht glaubten, wurden mehrere dieser Männer in Gewahrsam genommen, auch wenn sie Beweise dafür haben, dass sie das Opfer waren.

"Ich wurde in meinem Haus brutal angegriffen, ausgeknockt, mit Gehirnerschütterung, durch das vordere Fenster meines Wohnhauses geworfen. Mir wurde in den Arsch getreten und die Polizei hat mich wegen Körperverletzung zweiten Grades verhaftet, obwohl ich nicht der Angreifer war", sagte ein Mann.

Lysova sagt, dass solche Fälle häufig vorkommen und dazu geführt haben, dass Männer Angst haben, die Polizei zu kontaktieren.

"Was den Kontakt mit der Polizei angeht, haben Männer sogar Angst, sich mit der Polizei in Verbindung zu setzen, weil wir von den Fällen wissen, in denen männliche Opfer verhaftet werden. Sie werden also dafür bestraft, dass sie um Hilfe rufen, weil sie sofort als Täter und nicht als Opfer gesehen werden", sagt sie.

Obwohl diese Studie die Erfahrungen von Männern in den Vereinigten Staaten untersuchte, erklärt Lysova, dass diese Erfahrungen dem ähneln, was Männer in anderen Ländern durchmachen.

"Dieses Wissen ... stammt hauptsächlich aus qualitativen Studien in verschiedenen Ländern, zum Beispiel in Kanada, Großbritannien, den USA, Australien und Norwegen. Dies ist eine sehr konsistente Botschaft, die wir erhalten".


Auch in Deutschland haben wir das Problem, dass diejenigen Journalisten und Politiker, die ÜBERHAUPT über männliche Opfer häuslicher Gewalt berichten, sich vor allem auf die irreführenden Polizeistatistiken beziehen und die Falschbehauptung verbreiten, lediglich 20 Prozent der Opfer häuslicher Gewalt seien Männer. Der feste Glaube an Frauen als bessere Menschen ist auch hier schwer zu erschüttern.



7. Die Post. Einer meiner Leser schreibt mir zur Top-Meldung von vorgestern:

Lieber Arne,

dein Faible für die FDP wird mir immer unheimlicher (aber ich verurteile dies ausdrücklich nicht). Aber wenn aktuell die CDU via Giffey einen Fron-Dienst für SPD, Grüne und Linke mitmacht und eine "Gleichstellungsstiftung" für 33 Mitarbeiter und fünf Millionen Euro jährlich auf den Web bringt, dann irritieren mich die "Freien Demokraten" mehr als nur ein bisschen, wenn Nicole Bauer, frauenpolitische Sprecherin der FDP-Fraktion, dazu sagt, ihre Partei habe "ganz viele tolle Ideen zur Gleichstellung" und setze "auf einen chancenpolitischen Innovationsinkubator für Perspektivenwechsel".

Die FDP ist und bleibt für mich eine "Umfallerpartei" vor dem Herrn. Opportunistisch bis in die Knochen und solche Sachen wie unter anderem zum 750 Mrd.-"Eurofond" sagend: "Wir sind zwar dagegen, werden aber dafür stimmen, weil wir nicht als europafeindlich gelten wollen!" Wie armselig ist das denn bitte und wie kindisch die oben zitierte Frau Bauer?

Ist nicht bös gemeint und sollte dir eigentlich nur ein Kommentar zur aktuellen Lage sein. Dieses Land geht den Bach runter, davon bin ich mittlerweile überzeugt. Man wird mittlerweile zu den Blauen oder Freien Wählern getrieben; vor allem als Mann.




Freitag, März 26, 2021

Gendersprache, Diskussionskultur, indoktrinierte Schüler – News vom 26. März 2021

1. Die Mehrheit der Dax-Konzerne benutzt inzwischen die separierende Gendersprache:

Das Institut für Kommunikation und Medien der Hochschule Darmstadt hat gemeinsam mit der "FAZ" Dax- und MDax-Unternehmen danach befragt, inwieweit sie eine geschlechtergerechte Sprache verwenden oder sie künftig einsetzen wollen. Von den 18 Dax-Konzernen, die an der Umfrage teilnahmen, gaben zehn an, bereits eine geschlechtergerechte Sprache zu verwenden. Sechs sagten, sie würden eine Einführung planen. Zwei erklärten, eine geschlechtergerechte Sprache werde nicht eingeführt. Von den 13 antwortenden MDax-Unternehmen gaben vier an, eine geschlechtergerechte Sprache eingeführt zu haben. Weitere vier haben es vor. Fünf hätten sich mit dem Thema noch nicht beschäftigt.

Von den zehn Dax-Unternehmen, die sagten, sie würden eine geschlechtergerechte Sprache verwenden, sagten fünf, sie würden "wenn möglich genderneutrale Formulierungen" einsetzen. Weitere fünf verwenden das Gendersternchen oder den Doppelpunkt. Das generische Femininum nutzt kein Unternehmen; auch plant keines diese Form künftig einzusetzen. Zwei MDax-Mitglieder nutzen Genderstern oder Doppelpunkt. Drei Unternehmen aus dem Dax und zwei aus dem MDax wollen den Genderstern oder Doppelpunkt einführen.


Hier findet man den vollständigen Text.



2. In der Schweizer Frauenzeitschrift Annabelle fordert Helene Aecherli eine bessere Diskussionskultur "jenseits ideologischer Bubbles". Als Aufhänger verwendet sie die Debatte um ein Verschleierungsverbot durch Burkas.

Die Debatte um die Verhüllungsinitiative legte die Gräben innerhalb des linken Politspektrums offen und entblösste dabei auch deren Bubbles. Ein Kult, der all jene mundtot macht, die es wagen, die in der Bubble vorherrschende Meinung zu hinterfragen oder gar mit einer gegenteiligen Ansicht herauszufordern. Eine Kollegin formulierte es so: "Ich stehe selber politisch links und bin Feministin, trotzdem war ich für das Verhüllungsverbot. Doch das habe ich geheim gehalten, weil es gegen die Normen meiner Bubble verstiess. Hätte ich mich geoutet, wäre ich dem rechten Lager zugeordnet und als Rassistin abgestempelt worden. Dem wollte ich mich nicht aussetzen. Also habe ich geschwiegen."

Im Prinzip ist es paradox: Bis vor Kurzem fusste die politische Auseinandersetzung auf dem gewohnten Links-Rechts-Schema. Nun aber spielt sie sich immer stärker auch zwischen den unterschiedlichen Schattierungen innerhalb des linken Lagers ab. Treiberin dieses Kampfes ist die "kulthafte" Linke, darunter viele Anhängerinnen und Anhänger der «Woke»-Bewegung, die sich leidenschaftlich gegen soziale Ungerechtigkeiten, Rassismus und für den Schutz von Minderheiten einsetzt, dieses – berechtigte und wichtige! – Engagement inzwischen aber derart ideologisch betreibt, dass sie die Komplexität eben dieser Themen komplett aus den Augen verloren hat.

So wird etwa hartnäckig ausgeklammert, dass Minderheiten keine homogenen Gruppen sind, sondern aus Individuen bestehen; dass selbst innerhalb von Minderheiten Menschenrechtsverletzungen verübt werden. Und dass die Mehrheitsgesellschaft durchaus dazu berechtigt ist, auch an Minderheiten Forderungen zu stellen. Vor allem aber wird übersehen, dass im Bestreben, tolerant und inklusiv zu sein und immer schön auf der "richtigen" Seite der Geschichte (und der Bubble) zu stehen, Andersdenkende diskriminiert werden – Menschen, die, wie meine Kollegin, "sich weigern, alles mit dem Schwarz-Weiss-Bulldozer zu überfahren". Und das kommt jenem moralisch-ideologischen Konstrukt gefährlich nah, das wir seit der Aufklärung bekämpfen.


Ich frage mich, wieviele Feministinnen Männerrechtler diffamieren, weil "man" das in ihrer Bubble eben tut, ohne sich je ernsthaft mit dem Thema beschäftigt oder gar maskulistische Literatur gelesen zu haben. Was die Männerrechtler betrifft, die politisch links stehen, kann man hier ebenfalls von einem Kampf innerhalb des linken Lagers sprechen. Und auch hier würde das helfen, was Aecherli fordert:

Was nun? Schweigen ist keine Lösung, allzu nett sein auch nicht. Vielmehr tun wir gut daran, im Hinblick auf künftige Debatten, und zwar zu Themen jeglicher Art, unsere Blasen platzen zu lassen – zugunsten einer neuen Diskussionskultur im Freundeskreis, auf Social Media ganz besonders, aber auch in Zeitungen, Magazinen und am Fernsehen. Eine Diskussionskultur, die von der Diversität der Stimmen lebt; die Fragen und Momente des Zweifelns zulässt; in der es nicht darum geht, zu punkten, sondern zuzuhören; die Nuancen fördert und sich durch intellektuelle Demut und Weitsicht auszeichnet, weil die Suche nach Wahrheiten nicht nur komplex, sondern auch nie zu Ende ist.




3. In der australischen Hafenstadt Warrnambool herrscht Empörung:

Eltern männlicher Schüler an einer Schule in Victorias Südwesten sind empört, nachdem ihre Söhne gezwungen wurden, bei einer Versammlung aufzustehen und sich bei ihren weiblichen Mitschülern zu entschuldigen.

Danielle Shephard erzählte 7NEWS, dass ihr 12-jähriger Sohn, der in der 7. Klasse der Schule ist, nach der Übung verwirrt war.

"Er sagte, dass er aufgefordert wurde, aufzustehen und sich im Grunde zu entschuldigen... es wurde den männlichen Schülern nicht richtig erklärt, was sie taten oder warum sie es taten", sagte sie.

(...) Die Versammlung beinhaltete die Vorführung einer Videobotschaft des Kapitäns des Brisbane Boys' College, Mason Black, in der es darum ging, Vorfälle von sexuellen Übergriffen und Belästigungen proaktiv zu stoppen. Als Teil dieser Diskussion wurden die Jungen aufgefordert, als symbolische Geste der Entschuldigung für die Verhaltensweisen ihres Geschlechts, die Mädchen und Frauen verletzt oder beleidigt haben, aufzustehen.


Natürlich wird sexuelle Belästigung ähnlich häufig von Frauen gegen Männer verübt. Da männliche Opfer in unserer Gesellschaft aber uninteressant sind, wird Täterschaft männlich gegendert, und selbst Jungen müssen als Mitglieder des vermeintlichen "Tätergeschlechts" an den Pranger gestellt werden. Weibliche Täter jeden Alters haben weiterhin einen Freibrief.



Donnerstag, März 25, 2021

Bayrischer Landtag bewilligt 20.000 € Förderung für Verein, der sich für Frauen UND Männer einsetzt – News vom 25. März 2021

1. Eine aktuelle Pressemitteilung vom Forum Soziale Inklusion informiert:

In der Haushaltsdebatte vom 24. März 2021 bewilligte der Bayerische Landtag dem Verein Forum Soziale Inklusion (FSI) Fördermittel in Höhe von 20.000 Euro für 2021. Die finanzielle Förderung eines Vereins, der sich für die Belange von Frauen und Männern einsetzt, bedeutet Neuland für die Politik. Bis dato wurden ausnahmslos Verbände bezu-schusst, die sich vorwiegend für die Bedürfnisse von Frauen einsetzten.

Auf seiner Homepage fordert der Verein konsequente Gleichbehandlung der Geschlech-ter: "Zeitgemäße Geschlechterpolitik nimmt die Belange von Frauen und Männern sowie von (getrennten) Müttern und Vätern gleichberechtigt in den Blick."

FSI unterstützt nach eigener Aussage partnerschaftliche Ansätze zwischen Eltern und for-dert faire Lastenverteilung auch für Trennungsfamilien. "Bis dahin ist es noch ein weiter Weg", bedauert der Vorsitzende Gerd Riedmeier und ergänzt: "Der Staat hat grobe Versäumnisse aufzuholen." Staatliche Stellen verweigerten vielfach Trennungsfamilien die nötige Anerkennung. Wie selbstverständlich nehme der Staat in intakten Familien beide Eltern wahr. Anders ab dem Tag der Scheidung; da könnten die zweiten getrennten Eltern durch das zuständige Bundesamt nicht einmal statistisch erfasst werden. "Als würden sie nicht existieren" kritisiert Riedmeier.

Trennungskinder könnten in Deutschland nicht in beiden Haushalten der Eltern rechtlich gemeldet sein, wie in anderen westlichen Ländern üblich. Steuerliche Entlastungen und staatliche Unterstützungsleistungen gäbe es nur für den Haushalt, in dem die Kinder gemeldet sind. Die Politik ignoriere die zweiten Elternteile, die die Kinder zu 30 %, 40 % oder zu 49 % betreuen, jedoch zu 100 % zur Zahlung von Kindesunterhalt verpflichtet seien. Betroffen seien dabei zu 10 % Mütter und zu 90 % Väter. FSI stellt klar: "Hier die nötigen Veränderungen einzuleiten, ist keine Frage von Geschlecht, sondern von Gerechtigkeit."

In der Landtagsdebatte kritisierten die Sprecherinnen der Grünen, Eva Lettenbauer MdL, sowie der FDP, Julika Sandt MdL, die Bewilligung der Förderung und verlangten die Rücknahme. Der Verein FSI formuliert sein Unverständnis: "Für Teile der Opposition scheint ein moderner Ansatz in der Geschlechterpolitik gewöhnungsbedürftig zu sein" und mahnt die Öffnung des Diskurses an.


Dem Forum Soziale Inklusion zufolge habe die bayrische FDP-Abgeordnete Julika Sandt den Verein sogar als "Verschwörungstheoretikerclub" beschimpft. Das berichtet auch die Passauer Neue Presse:

Die Grünen-Landeschefin und Landtagsabgeordnete Eva Lettenbauer nannte die Förderung durch den Freistaat einen "handfesten Skandal". "Es ist eine Farce, dass die Staatsregierung von Gleichberechtigung spricht, aber gegenteilig handelt." Die sozialpolitische Sprecherin der FDP-Fraktion, Julika Sandt, betonte: "Die bayerische Staatsregierung finanziert einen Verein, der die Verschwörungstheorie verbreitet, die Bundespolitik vertrete nur die Belange nur von Frauen und Minderheiten. Das sagt viel über die Haltung der CSU aus."

Dagegen lobte der Vorsitzende des Vereins, Gerd Riedmeier, die Förderung per Pressemitteilung: Die finanzielle Förderung eines Vereins, der sich für die Belange von Frauen und Männern einsetze, bedeute Neuland für die Politik. Bis dato seien ausnahmslos Verbände bezuschusst worden, die sich vorwiegend für die Bedürfnisse von Frauen einsetzten.

In einem früheren Statement hatte der Verein FSI zudem betont, er sei kein "Männerrechtsverein". Männer wie Frauen seien Mitglieder. "Das FSI beteiligt sich deshalb nicht an der in Politik und Medien erfahrbaren Konfrontation Frauen- gegen Männerrechte."


Während die Bundes-FDP und die FDP mehrer Bundesländer für die Anliegen von Vätern und anderen Männern aufgeschlossen ist, reißt insbesondere die bayrische FDP mit ihrem Hintern wieder ein, was andere Mitglieder dieser Partei mit ihren Händen aufgebaut haben. So büßten die Freidemokraten beim MANNdat-Checkup "Männerpolitik" auch deshalb Punkte ein, weil der bayrische FDP-Abgeordnete Daniel Föst eine scharfe Trennlinie zu den Liberalen Männern gezogen hatte: "Zur FDP gibt es keine Verbindung. Es gibt keine organisatorische Überlagerung. Wir teilen keine Inhalte. Dezidiert – nach dem, was ich da gelesen habe, lehnen wir viel von dem, was da geschrieben steht, auch ab. Der Begriff ‚liberal‘ ist nicht geschützt. Da ist kein Platz mit dieser Ideologie innerhalb der FDP."

Leider habe ich selbst in die FDP Bayern keinen Einblick und weiß nicht, warum dort derart veraltete Weltbilder grassieren und männliche Wähler im Stich gelassen werden. Während mir bundespolitisch die FDP bekanntlich zusagt, bieten sich für bayrische Männer als Alternative zu den freidemokratischen Geisterfahrern womöglich die Freien Wähler an, die das Forum Soziale Inklusion unterstützen und auch sonst auf Bürgernähe setzen. Offenbar ließen sie sich auch von der Medienkampagne nicht manipulieren, die aus dem rot-grünen Spektrum gegen das Forum Soziale Inklusion gefahren wurde (Genderama berichtete mehrfach).

Die Freien Wähler wurden hier und hier bereits als attraktive Alternative (nicht nur) für liberale Männer vorgestellt. Ich habe mich selbst noch nicht näher mit ihnen befasst: Da sie in meinem Bundesland nicht antreten, habe ich in den letzten Jahren die FDP und die Humanisten gewählt.



2. Köln hat das Gender-Deutsch zur Amtssprache gemacht.



3. "Die Zeit" kommt nicht runter von ihrer männerfeindlichen Grundhaltung.



4. Leser-Feedback: Zu dem Blogbeitrag von gestern schreibt mir der Klinische Psychologe und Männerexperte in Psychotherapie und Coaching Professor Dr. Michael Klein auf Twitter:

Ich bin sehr froh, dass Sie diesen Beitrag aus der Psychology Today übersetzt und veröffentlicht haben. Hoffe auf besondere Verbreitung. Es ist so wichtig - gerade in der Krise -, dass Männer Mut entwickeln, sich positiv zu sehen, sich nicht immer wieder als Täter verunglimpfen lassen, ihre Bedürfnisse nach Wohlbefinden und Teilhabe anmelden und über ihre Nöte und Probleme kommunizieren. Einsamkeit und Vereinsamung trifft Männer in ihren traditionellen Rollen sehr stark. Solidarität unter Männern in seelischen Fragen ist noch sehr selten!


In diesem Zusammenhang verweist Professor Klein auf seine Corona-Lockdown-Survival-Tipps nicht nur für Männer.



Mittwoch, März 24, 2021

Die Einsamkeit von Männern in der Corona-Pandemie

Da es keine neuen Nachrichten zur Geschlechterdebatte gibt, habe ich mich heute für einen neuen Beitrag entschieden, der sich aus dem gestern einmal mehr verlängerten Lockdown ergibt. Im April gehe ich selbst jetzt in den sechsten Monat, in dem ich so gut wie keine Kontakte zu anderen Menschen habe. Da die psychischen Folgen erzwungener Isolation bekannt sind, wundert es mich, dass ich überhaupt noch Blogbeiträge hinbekomme, die halbwegs Sinn ergnarglfutzl.

Ernsthaft: Gerade heute wurden noch einmal Besorgnis erregende seelische Folgen der aktuellen Isolation bekannt gegeben. Gleichzeitig zeichnet sich ab, dass dieser Lockdown vermutlich erst im Herbst zuende geht. Bis dahin rechne ich mit diversen Zwischenstufen; beispielsweise öffnet in meinem heimischen Mainz gerade zumindest ein Teil der Außengastronomie.

Deshalb und weil bei Männern Depressionen ohnehin häufig übergangen werden, bietet sich heute die Übersetzung eines Beitrags zum Thema pandemische Einsamkeit von Männern an, der vor ein paar Wochen im populärwissenschaftlichen Magazin "Psychology Today" erschienen ist:



Wir alle leiden unter einem gewissen Maß an Einsamkeit als Folge der sozialen Distanzierung während der Pandemie. Dieser Beitrag konzentriert sich auf die besonderen Nachteile, denen viele Jungen und Männer ausgesetzt sind. Männer in unserer Kultur neigen dazu, sich auf opportunistische Sozialisierung zu verlassen - Sozialisierung während einer gemeinsamen Aktivität. Für sie kann das Bedürfnis, aktiv auf andere zuzugehen, eine Schamreaktion auslösen, weil sie "bedürftig" erscheinen.

In der westlichen Kultur sind Frauen typischerweise so sozialisiert, dass sie Wert auf den Aufbau und die Pflege von Beziehungen legen: Sie werden ermutigt, Freunden die Hand zu reichen und Allianzen zu pflegen. Männer werden eher dazu erzogen, leistungsorientiert zu sein. Für sie werden Beziehungen oft zu einem sekundären Nutzen - einem Nebenprodukt gemeinsamer Aktivitäten wie Arbeit, Hobbys und Sport - degradiert.

Für Jungen und Männer, die sich auf opportunistische Kontakte verlassen, minimiert ein Mindestabstand von sechs Fuß einen bedeutenden Teil der Art und Weise, wie sie Kontakte knüpfen. Außerdem ist bei halb verdeckten Gesichtern die Mimik verdeckt, so dass man nicht einmal erkennen kann, ob ein Fremder offen für ein soziales Engagement ist.

Warum manche Männer sich weigern, Kontakte zu knüpfen

In Gesprächen über dieses Thema mit verschiedenen männlichen Patienten in meiner Praxis beschreiben sie regelmäßig, dass sie sich verletzlich fühlen, wenn sie soziale Kontakte suchen - "offen für Ablehnung". Sie fürchten, entmannt zu wirken.

Wohlgemerkt: Diese Jungen und Männer sind progressiv, wenn es um Fragen der sozialen Gerechtigkeit und der weiblichen Gleichberechtigung geht. Obwohl sie "woke" sind, kämpfen sie weiterhin mit ihrer eigenen, selbst auferlegten Isolation - der Schaden, der dadurch entsteht, dass sie als Männer in einer Kultur aufgewachsen sind, die Jungen lehrt, stoisch und selbstgenügsam zu sein.

Ein junger Mann drückt es so aus: "Wenn man mich in eine Menschenmenge wirft, kann ich zu den Leuten eine Beziehung herstellen, aber wenn ich mich per Telefon oder E-Mail melden muss, fühle ich mich ekelhaft." Andere erklären, dass die Aufnahme von sozialen Kontakten ihnen das Gefühl gibt, um etwas zu "betteln".

Normalerweise gibt uns das Bedürfnis nach etwas die Motivation, es zu bekommen. Wir fühlen uns hungrig und suchen uns deshalb etwas zu essen. Aber wenn Jungen und Männer das Bedürfnis nach einer sozialen Verbindung verspüren, setzt das konkurrierende Bedürfnis ein, sich unabhängig zu fühlen. Da sie sich gezwungen fühlen, selbständig zu sein, können sie ihr Bedürfnis nach sozialem Kontakt verleugnen.

Bei vielen Männern führt das Bedürfnis nach Kontakt dazu, dass sie sich unzulänglich fühlen - sie fühlen sich der Verbindung, nach der sie sich sehnen, nicht würdig. Schlimmer noch, für manche bedeutet das Bedürfnis selbst, dass sie bereits zurückgewiesen worden sind: Sie sind allein, weil andere nicht nach ihnen suchen. Sie fühlen sich durch ihr Bedürfnis zurückgewiesen und entmannt und sind wie gelähmt, etwas zu unternehmen. Obwohl der Anstieg von männlichen Selbstmorden und Drogensucht darauf hinweist, dass Männer schon vor der Pandemie unter den Vorstellungen von männlicher Selbstgenügsamkeit und Stoizismus gelitten haben, scheint die Pandemie ihre Notlage noch verschlimmert zu haben.

Die Geschichte von John: die Angst, "aufdringlich" oder "bedürftig" zu wirken

John ist ein Manager bei einem Start-up-Unternehmen im Technologiebereich. Er ist erschöpft von dem endlosen Strom von Zoom-Anrufen an seinem Arbeitstag. Seit er von zu Hause aus arbeitet, hat er hart daran gearbeitet, seine Mitarbeiter zu motivieren. Er ist der Meinung, dass es wichtig ist, ihnen ein Gefühl der Verbundenheit zu geben, das es ihnen ermöglicht, sich als Teil der kollektiven Arbeit des Unternehmens zu fühlen, während sie zu Hause isoliert sind.

Als wir erkundeten, was ihm fehlte, erklärte er, dass er sich darauf verließ, zwanglosen Kontakt zu anderen Managern zu haben, die verschiedene Abteilungen leiteten. Diese Kontakte waren wichtig, um ihm ein klares Gefühl dafür zu geben, wie seine Arbeit in die größere Mission des Unternehmens passt.

"Ich weiß nicht, warum es so schwer ist, E-Mails zu verschicken und die Leute zu fragen, was sie vorhaben, aber ich habe es immer wieder verschoben. Es war so viel einfacher, sich einfach mit den Leuten im Pausenraum zu treffen, um ein Gefühl dafür zu bekommen, was vor sich geht." Er erklärt: "Es ist die Aktivierungsenergie, durch die ich mich erschöpft fühle."

Als wir dies untersuchten, wurde uns klar, dass "Aktivierungsenergie" ein Code für den emotionalen Kampf ist, den er durchmachen muss, um seine Kollegen zu erreichen. Er fühlt sich erschöpft, wenn er sich um seine Schützlinge kümmert, und sehnt sich danach, mit Gleichaltrigen in Kontakt zu treten. Aber er fürchtet, "aufdringlich" zu sein oder "bedürftig" zu erscheinen. Die "Aktivierungsenergie" ist die zusätzliche Anstrengung - die emotionale Arbeit, mit der er seine Scham und Angst bekämpft - die er leisten muss, bevor er seine Leute kontaktiert.

Andrews Geschichte: Fehlende Aktivitäten bedeuten wenig Kontakt

Andrew, ein Jugendlicher, hat den Großteil seiner sozialen Kontakte opportunistisch geknüpft. Er hat sich mit den Jungs aus seinen Klassen in der Schule und in der Chorprobe angefreundet, aber er hat sich außerhalb dieser Aktivitäten nur selten mit ihnen getroffen. Die Pandemie war eine soziale Wüste für ihn.

Da er keine Erfahrung damit hat, sich mit Freunden zu treffen oder zu plaudern, fühlt er sich während der Pandemie einfach nicht "wohl" dabei. Er befürchtet, dass er auf seine Mitmenschen seltsam wirken würde, wenn er auf sie zugehen und sein Bedürfnis nach Kontakt offen äußern würde. Also sperrt er sich in seiner Festung der Einsamkeit ein und leidet allein.

Was können Männer tun, um Einsamkeit zu bekämpfen?

Es ist wichtig für Männer zu erkennen, dass die Suche nach sozialen Kontakten bedeuten kann, sich mit dem versteckten Glauben zu konfrontieren, dass wir in der Lage sein sollten, allein zurechtzukommen und nicht um Hilfe zu bitten.

Hier sind einige Dinge, die Sie beachten sollten:

1. Erkennen Sie an, dass die sozialen und kulturellen Einflüsse, die uns gelehrt haben, allein zurechtzukommen und im Stillen zu leiden, unsere Kindheit dominiert haben und bis heute andauern.

2. Akzeptieren Sie, dass wir soziale Tiere sind, die emotionale Unterstützung verdienen.

3. Handeln Sie mutig und setzen Sie sich für unsere Bedürfnisse ein, trotz der Angst und Scham, bedürftig zu erscheinen. Andere Männer werden höchstwahrscheinlich froh sein, dass wir uns gemeldet haben. Wenn sie es nicht sind, müssen wir einfach zum nächsten übergehen.

In einer Zeit, in der opportunistische Kontakte nicht möglich sind, stehen Männer in unserer Kultur vor einer verborgenen Chance, neue Wege des Umgangs miteinander zu lernen. Die Scham, bedürftig zu erscheinen, ist ein Relikt aus der Vergangenheit, das in vielen von uns weiterlebt. Um sie zu überwinden, müssen wir für unser Bedürfnis nach Verbindung mit dem Mut kämpfen, im Angesicht von Angst und Scham zu handeln. Wenn Sie sich in diesem Beitrag wiedererkennen und weiterhin damit zu kämpfen haben, denken Sie daran, dass es keine Schande ist, sich an einen Therapeuten zu wenden.




Dienstag, März 23, 2021

Pascal Bruckner in der NZZ: "Der weisse Mann ist wie eine dunkle Wolke" – News vom 23. März 2021

1.
Der weisse Mann ist wie eine dunkle Wolke: Beide tragen Übles in sich. Dieses Denken ist heute verbreitet – es führt in eine gefährliche Richtung

Immer öfter werden Menschen nicht mehr nach ihren Taten beurteilt, sondern auf ihr Geschlecht oder ihre Hautfarbe reduziert. Das ist das Gegenteil von progressiv.


So eröffnet die Neue Zürcher Zeitung die Übersetzung eines Textes des französischen Schriftstellers und Philosophen Pascal Bruckner. Darin heißt es:

Als im Jahr 1989 die Mauer fiel, verlor die politische Linke die Orientierung. Wie sollte es weitergehen? Man hat damals für eine kurze Zeit hoffen können, dass sich Vernunft und Mässigung durchsetzen würden. Aber es ist anders gekommen. Von den USA her hat sich eine neue Ideologie verbreitet, welche die Heilsversprechen des Sozialismus ablöste und die alten Kämpfe auf einer neuen Basis frisch lancierte.

Wo früher Klassenkampf herrschte, lauteten die Schlagworte nunmehr: Rasse, Geschlecht und Identität. Im Neofeminismus, im Antirassismus und im Dekolonialismus strukturieren diese Konzepte das Denken, und auch der neue Klassenfeind ist schnell gefunden: Als Schuldiger tritt jetzt der weisse heterosexuelle Mann in Erscheinung. Auf seine Hautfarbe, sein Geschlecht und seine sexuelle Orientierung reduziert, ist er der Schurke, der für alle Übel der Welt verantwortlich sein soll.


Das sei umso bemerkenswerter, als sich die westliche Gesellschaft im Unterschied zu anderen Kulturkreisen mit dem Unrecht auseinandergesetzt hat, das sie in der Vergangenheit begangen hat.

Die grossen Kämpfe der 1960er und 1970er Jahre fanden im Zeichen einer vereinten Menschheit statt: Der Antikolonialismus nahm sich vor, den Kolonisierten und den Kolonisator gleichermassen zu befreien und sie beide aus einer Unterwerfungslogik herauszuführen; der Feminismus wollte ökonomische, aber auch symbolische Gleichheit zwischen Männern und Frauen schaffen. Der Antirassismus wiederum verlangte in einem Kontext starker Zuwanderung und in einem vom Nazismus traumatisierten Europa, dass den Menschen unabhängig von ihrer Herkunft Respekt entgegengebracht werde. Was könnte edler sein als diese Ideale? Und was bleibt heute von ihnen? Wir erleben eine seltsame Bewegung, in der sich das Progressive ins Obskure verwandelt.

(…) Worauf läuft das von den amerikanischen Universitäten inspirierte Reden über Geschlecht, Hautfarbe und andere Merkmale hinaus? Es lässt uns wissen, dass die Menschheit neu hierarchisiert werden müsste. Zuunterst auf der Stufenleiter hätte, als Paria, der weisse, westliche heterosexuelle Mann zu stehen. Zuoberst die schwarze, arabische oder indigene Frau, natürlich lesbisch oder queer. (...) Bis wir dieses neue Idyll erreichen, müssen unaufhörlich die Untaten des männlichen Satans angeprangert werden. Im Bereich der Sitten ist er gemäss seinen Kritikerinnen von einem natürlichen Hang zur Vergewaltigung gekennzeichnet. Die Aktivistin Caroline de Haas drückte es 2018 so aus: "Einer von zwei oder drei Männern ist ein Aggressor." Mit anderen Worten: Vergewaltigung ist keine Abweichung, sondern die Bestätigung der Norm, die der Mann genauso in sich trägt, wie eine dicke schwarze Wolke ein Unwetter birgt.

Allein schon durch seine Anatomie ist der Mann zur Rohheit verdammt. Amerikanische Feministinnen haben im Penis eine Massenvernichtungswaffe erkannt, die unterwirft und vernichtet, was immer sie will. Das Ehebett wäre demnach ein Kriegsgebiet, Kobane oder Stalingrad in der Horizontalen, und in der Umarmung befänden sich alle weiblichen Personen in permanenter Gefahr.

Aufgrund seiner physischen Stärke ist der Mann in dieser Optik auf natürliche Weise schuldig, ja er ist von der Schuld unmöglich zu trennen, schliesslich sitzt sie in seinem Körper. Jedoch sind längst nicht alle Männer gleich in ihrer Schande. Wirklich zu schelten sind nur die Weissen. Das war zum Beispiel in der Kölner Silvesternacht zu sehen, bei den Aggressionen, die von nordafrikanischen Migranten begangen wurden. Wer die Vorgänge anprangerte und die Herkunft der Täter benannte, lief Gefahr, von einem Teil der Linken als rassistisch abgekanzelt zu werden. Mit anderen Worten: Der Kampf gegen Vergewaltigung und Belästigung stösst an Grenzen, sobald er die Hautfarbe berührt. Primär gilt es, den weissen Mann umzuerziehen.

Das ist insofern logisch, als Grausamkeit gemäss den neuen intellektuellen Konzepten weiss ist, und zwar von jeher. Der simple Fakt des Weissseins, erklärt zum Beispiel die Aktivistin Françoise Vergès in ihrem Kampf gegen das "Blantriarcat", sei ein unerhörtes Privileg. Nur wollten seine Inhaber das nicht zugeben. Jedenfalls hätte demnach kein Weisser das Recht, sich als Opfer von Rassismus zu sehen, da er selber von Natur aus, qua Hautfarbe, rassistisch ist, so wie Uran radioaktiv ist oder der Schierling giftig. Und was auch immer der Weisse tut oder lässt, er hat unrecht. Der Krieg der Epidermis ist so unerbittlich wie simpel: Es gibt den Bösewicht und die Verfolgten. Im Prinzip kehrt so die alte Idee der metaphysischen Schuld zurück – die Menschen werden nicht für das verurteilt, was sie machen, sondern für das, was sie sind.

Wie soll man reagieren auf diesen Pigmentierungswahn? Man kann nur betonen, dass er unausweichlich in einen Krieg führt, in dem das Motto "alle gegen alle" herrscht. Indem man den weissen Mann zum Generalsündenbock erniedrigt, ersetzt man eine Form des Rassismus durch die nächste und ebnet den Weg in eine Zukunft, in der eine Vielzahl von Stämmen eifersüchtig ihre je eigene Identität verteidigt.


(Für neue Genderama-Leser: Mit diesem Thema beschäftige ich mich ausführlich in meinem Buch "Feindbild weiße Männer", das ich 2019 veröffentlicht habe. Es freut mich, wenn jetzt ein Philosoph wie Pascal Bruckner nachzieht.)



2. Bei den Berliner Grünen trägt das von Pascal Bruckner skizzierte Weltbild besonders reiche Früchte – etwa als aktuell ihre Berliner Mitglieder in der Delegiertenkonferenz Kandidaten für die Bundestagswahl suchten:

Die auf Platz sechs nominierte Laura Sophie Dornheim begrüßte in einem Twitter-Beitrag die vielen "starken Frauen". Die Liste der Partei sei "so was von der Hammer". Und doch kamen bei den um Gleichberechtigung und Vielfalt bemühten Grünen am Sonntag zwischenzeitlich Diskussionen auf.

(…) Der Kandidat Philip Alexander Hiersemenzel wurde von einem anderen Mitglied nach seiner Vorstellungsrede im Saal der Delegiertenversammlung gefragt: "Warum glaubst du, bist du besser als eine junge Frau mit Migrationsgeschichte?" Hiersemenzel antwortete: "Bin ich nicht. Null. Nada. Das Einzige, was ich anbieten kann, ist meine Expertise und mein Herzblut."

(…) Auch das Thema Männlichkeit war trotz der weiblich dominierten vorderen Listenplätzen noch nicht vom Tisch. Mehrere Kandidaten, die für die hinteren Plätze kandidierten, mussten aus dem Plenum die Frage beantworten, inwiefern sie sich bisher mit "kritischer Männlichkeit" auseinandergesetzt hätten. Also: kritischen spezifisch männlichen Verhaltensweisen. Auch das Thema ist für den Landesverband nicht ganz neu: Der Berliner Kreisverband Lichtenberg hat eigens eine "AG kritische Männlichkeit" eingerichtet.




3. Tamara Wernli gibt kontra zu den übergeschnappten Sexismus-Vorwürfen gegen die Männer der Gaming-Szene. Auch weil sie selbst Gamerin ist, gelingt ihr das sehr gut.



4. Die Post. Einer meiner Leser schreibt mir heute zu dem Interview, das der Schweizer Psychologe Markus Theunert Thomas Gesterkamp für das "Neue Deutschland", die ehemalige Staats- und Parteizeitung der DDR, gegeben hat:

Bekanntlich wurden die Parteien der DDR, die neben der SED existieren durften, spöttisch Blockflöten genannt. Deren wesentliche und wahrscheinlich einzige Aufgabe bestand darin, eine Parteienvielfalt vorzugaukeln, die tatsächlich nur eine Fassade war. Insofern finde ich es passend, dass Theunert der Zeitung "Neues Deutschland" ein Interview gab. So wie die Blockflöten der DDR ist männer.ch keine Alternative zur etablierten feministischen Geschlechterpolitik, sondern nur ein Anhängsel, das Vielfalt und damit die Vertretung von spezifischen Männerinteressen vortäuschen soll.

Es ist einigermassen amüsant, welchen Spagat Theunert hinlegt, um einerseits völlig unkritisch feministische Politik zu befürworten und andrerseits versucht, seine Existenz als "Männerexperte" (so wird er ab und zu tituliert) zu rechtfertigen. Einerseits betont er permanent, dass Männer privilegiert seien, andererseits seien diese Privilegien mit Leiden verbunden. Eine erstaunliche Ambivalenz, die der Psychologe da hinlegt, um die Unvereinbarkeit seiner Prämissen mit der Wirklichkeit zu umschiffen. Was sind denn das für seltsame Privilegien, die Leid verursachen? Über die Pauschalität der Aussage, dass Männer privilegiert seien, will ich mich hier nicht auslassen. Das ist nicht mal ein grober Holzschnitt als Abbild der Realität und nur dummes Geschwätz.




Montag, März 22, 2021

Die Zeit: "Freiheit ist für die Grünen keine Leitidee" – News vom 22. März 2021

1. In einem Gastbeitrag für "Die Zeit" kritisieren Gerhart Baum und Max Schulze die freiheitsfeindliche Ausrichtung der Grünen. "Obwohl sie sich in einzelnen Fällen rechtsstaatlich positionieren", heißt es dort, "wird offenbar, dass die Bürgerrechte für sie kein herausragendes Politikfeld sind." Ein Auszug aus diesem Artikel:

Die Hamburgische Justizsenatorin Anna Gallina hat kürzlich eine Bundesratsinitiative vorgestellt, wonach bei dem Vorwurf einer Sexualstraftat im Strafprozess nur noch die Richterin das Opfer befragen können soll – nicht aber die Verteidigung. Weil die Schuld des Angeklagten schon feststeht, fragt man sich? Wozu braucht es überhaupt noch eine Strafverteidigerin? Kennt denn niemand in der Hamburgischen Justizbehörde das für ein faires Verfahren elementare Verteidigungsrecht der Konfrontation aus Artikel 6 Absatz 3 der Europäischen Menschenrechtskonvention? Es sichert der angeklagten Person zu, Fragen an Belastungszeugen zu stellen oder stellen zu lassen.

(…) Vor den Landesverfassungsgerichten in Thüringen und Brandenburg sind die Grünen gescheitert mit Gesetzen, die eine Parität von Männern und Frauen auf Landtagswahllisten vorschreiben. Auf eine gegen die letzte Bundestagswahl gerichtete Wahlprüfungsbeschwerde hat zuletzt auch das Bundesverfassungsgericht seine Zweifel an der Vereinbarkeit von Paritätsgesetzen mit der Wahlrechtsfreiheit und -gleichheit und der Parteienfreiheit artikuliert. Dem Demokratieprinzip des Grundgesetzes lasse sich ein Gebot zum spiegelbildlichen Abguss der Bevölkerung in den Parlamenten, das letztlich davon ausgeht, dass die Bürgerinnen und Bürger nur durch Angehörige ihres Geschlechts wirksam vertreten werden können, nicht entnehmen. Die Grünen hält das nicht davon ab, in Bremen an demselben Vorhaben festzuhalten. Auch hier gilt anscheinend: Rechtsstaatliche Bedenken werden beiseitegewischt.


Das ist soweit gut beobachtet. Jetzt müsste man nur noch die ohnehin offenkundige Erkenntnis formulieren, dass es eine bestimmte politische Ideologie ist, die sich hier gegen Freiheit und Bürgerrechte stellt. Sobald man in diesem Zusammenhang aber von bedenklichen Aspekten im Feminismus spricht, gilt man als "antiemanzipatorisch", "nicht geschlechtsreflektiert" oder kurz als "rechts". Ich hingegen glaube, dass es uns Linken eher schadet, wenn Freiheit nur noch mit dem rechten Spektrum in Verbindung gebracht wird.



2. "Rammt uns das Gendern doch nicht so penetrant in den Hals" fordert die Bildzeitung.



3. Die Post. Einer meiner Leser schreibt mir heute:

Hallo,

Kevin Samuels hat auf Youtube einen Kanal, auf dem er mit Frauen redet, meistens spoiled feminist brats, und ziemlich gut die Sache der Männer und die Fehler des Feminismus darlegt.

In diesem Interview, ab Minute 51 erzählt er wie er durch die richtige Frau an seiner Seite - durch die Begleitung einer gutaussehenden, gut angezogenen, sich gut verhaltenden hochklassigen sehr teuren Escortfrau - langfristig geschäftlich Erfolg hatte, also eine Variante des alten bekannten Schemas.


Ein anderer Leser schreibt mir:

Hallo Herr Hoffmann,

wieder einmal vielen Dank für das Verlinken so vieler interessanter Beiträge!

Ist Ihnen eigentlich beim Men's Health-Artikel zu väterfreundlichen Arbeitgebern aufgefallen, dass hier die Behauptung aufgestellt wird, die Nutzung gendergerechter Sprache auf der Homepage wäre ein gutes Indiz für Väterfreundlichkeit eines Unternehmens? Ich persönlich wäre hier eher vom Gegenteil ausgegangen.




Sonntag, März 21, 2021

"Das Professory" & Co.: neuer Vorstoß zur Gendersprache – News vom 21. März 2021

1. Auf Spiegel-Online berichtet Alexander Neubacher über einen neuen Vorschlag zur Gendersprache:

Sie möchten gendergerecht sprechen, hadern aber noch mit Sternchen, Doppelpunkt und Binnen-I? Dann will ich Sie auf eine bislang wenig beachtete Alternative aufmerksam machen, auf eine Art barrierefreies Gendern in leichter Sprache. Die Methode stammt von Thomas Kronschläger, Germanist und Sprachdidaktiker an der Technischen Universität Braunschweig; sie funktioniert kurz gefasst so: Hängen Sie bei Personenbezeichnungen ein »y« an den Wortstamm, und setzen Sie ein neutrales "das" davor, schon fühlen sich alle (m/w/d) mitgemeint. Gendern, bis das Arzty kommt!

Kronschläger ist in der Pädagogenausbildung tätig, in seinen Aufsätzen und YouTube-Videos nennt er Beispiele aus dem Schulalltag. Aus "der/die Schüler*in" wird "das Schüly", aus "der/die Lehrer:in" "das Lehry", aus "der/die ProfessorIn" "das Professory". Um den Plural zu bilden, kommt einfach noch ein »s« hinzu: "die Schülys", "die Lehrys", "die Professorys".


Hier geht es weiter.Noch mag der Vorschlag gewöhnungsbedürftig klingen, aber sobald die Duden-Redaktion darauf stößt, kann er schnell zur offiziellen Regel werden. Vergessen Sie nicht: Sprache ist immer im Wandel, und nur rechtsradikale Dumpfbacken versuchen, sich diesem Wandel entgegen zu stemmen.



2. Der NDR behandelt das Problem der häuslichen Gewalt gegen Männer: "Wer glaubt mir denn?"



3. Die Zeitschrift "Men's Health" erklärt, wie Männer einen väterfreundlichen Arbeitgeber finden.



4. Tamara Wernli verrät, wie Frauen bekommen, was sie wollen. Der Beitrag könnte Spuren von Ironie und Sarkasmus enthalten.



5. Eine Reihe von Studien gelangt zu dem Ergebnis: Die angeblich neutrale Wikipedia hat einen erheblichen Linksdrall. Da die Männerrechtsbewegung von Teilen der Linken als "rechts" phantasiert wird, wirkt sich das auch auf die lexikalische Darstellung von Bürger- und Menschenrechtlern wie uns aus.



6. Die Grafschaft Yorkshire hat die erste britische Klinik eröffnet, wo ausschließlich Frauen gegen Corona geimpft werden:

Naz Kazmi, die Geschäftsführerin von KAWACC, die jedes Jahr bis zu 500 Frauen in Keighley unterstützt, war die erste Frau, die heute den Impfstoff erhielt und bei der Einführung half.

Sie sagte: "Es ist ein besonderer Moment. Es ist etwas, das gefeiert werden muss, vor allem, weil ich meinen Impfstoff bei der Eröffnung der ersten Impfklinik nur für Frauen in Großbritannien erhalten konnte."

Ziel der Klinik ist es, die Durchimpfungsrate in Keighley zu verbessern und einen Raum zu schaffen, der Frauen ermutigt, ihrer Einladung zur Impfung zu folgen, wenn diese angeboten wird.




7. Die irische Männerhilfe kann den Anstieg von häuslicher Gewalt gegen Männer kaum noch bewältigen:

Eine Helpline für männliche Opfer häuslicher Gewalt kämpft damit, die Menge der Anrufe zu bewältigen, weil die Zahl der Hilfesuchenden während der Pandemie um 35 Prozent angestiegen ist.

Men's Aid Irland sagt, dass es mit etwa 5.500 Kontakten im Jahr 2020 zu schaffen hat, eine Zahl, die in diesem Jahr auf der Grundlage einer weiteren Anstieg im Januar und Februar auf 9.000 wachsen wird.

Kathrina Bentley, Leiterin der Organisation, berichtet, die Anrufe seien immer "beunruhigender und besorgniserregender" und ihre "ernsthaft überlasteten" drei Teilzeit-Mitarbeiter kämpfen, um die Nachfrage zu bewältigen.

"In der letzten Januarwoche und der ersten Februarwoche hatten wir innerhalb von zehn Tagen fünf sehr ernste Selbstmordsituationen am Telefon", sagte sie. "Wir mussten für zwei von ihnen Unterstützung holen, für einen dritten ein Krankenhaus anrufen und die anderen beiden Männer haben wir von ihrem Vorhaben abbringen können."

Der rote Faden bei den Anrufen ist eine missbräuchliche Beziehung, in 95 Prozent der Fälle geht es um eine Ehefrau oder Partnerin.

"Sie schlug mich, trat mich, spuckte mich an, sagte mir, ich sei ein nutzloser Vater, sagte mir, ich sei Dreck, sagte mir, ich bringe nicht genug Einkommen", berichtet sie von den Anrufen. "Ein Mann sagte, er schlafe im Gästezimmer und seine Frau tränke seine Matratze tagsüber mit kaltem Wasser und lasse die Fenster offen, bevor er von der Arbeit nach Hause kommt. Also schläft er auf dem Boden. Es sind reine emotionale und psychologische Spiele, Männer, die keinen Zugang zu Geldmitteln haben, ihre Partnerinnen kontrollieren ihre Finanzen."

Frau Bentley sagte, dass die Organisation eine Finanzierung für eine 24/7-Helpline von der staatlichen Kinder- und Familienbehörde Tusla ersuchte, was abgelehnt wurde. Bentley kritisiert Tulsa dafür, dass sie nur ein Prozent ihrer Mittel zur Bekämpfung häuslicher, sexueller und geschlechtsspezifischer Gewalt für den Dienst bereitstellt.

Zusammen mit dem Men's Development Network ist dies einer von nur zwei von Tusla finanzierten Diensten, die sich an männliche Opfer wenden.

Men's Aid Ireland hat für seinen aus sechs Mitarbeitern bestehenden Betrieb in diesem Jahr eine Finanzierung von 244.000 € erhalten, eine Erhöhung von 5.000 € gegenüber dem letzten Jahr.

Im Januar kontaktierten etwa 600 Männer den Dienst. Mindestens 80 Anrufe wurden verpasst, weil die Helpline - die von 9.00 bis 17.00 Uhr an Wochentagen läuft – sich nur um zwei Anrufer gleichzeitig kümmern kann.

"Es ist wirklich besorgniserregend", sagte Frau Bentley. "Jeder Anruf kann ein Leben retten oder verändern, das ist die tägliche Realität an der Front. Unsere kleine Organisation hat es mit dem Krieg aufgenommen, der die Pandemie von Covid ist, und dem Krieg, der die Pandemie der Gewalt ist, aber wir sind in den Schützengräben ohne Munition."

Frau Bentley sagte, zu den Anrufern gehören Buchhalter, Politiker, Ärzte, Gärtner, Postboten, Militärs, Handwerker und Arbeitslose. Einige leben vom Mindestlohn, während andere "in Häusern von mehreren Millionen Euro leben und hinter der Haustür häusliche Gewalt herrscht".

Viele sind Opfer von Zwangskontrolle - "ein stilles, unsichtbares Muster von missbräuchlichem Verhalten über einen längeren Zeitraum" -, das, wie sie sagt, "katastrophal für Familien, Kinder sowie das Leben der Männer und ihre Karrieren" ist.

Die Altersspanne reicht von 19 bis 83 Jahren, vor allem aber zwischen 40 und 55 Jahren.

"Es ist unglaublich, dass ein Mann überhaupt den Mut hat, den Hörer abzunehmen", sagte sie. "Wie enttäuschend und herzzerreißend ist es, wenn niemand den Anruf entgegennimmt."

Unter Berufung auf einen Bericht von Cosc - dem Nationalen Büro für die Prävention von häuslicher, sexueller und geschlechtsspezifischer Gewalt - der zeigt, dass einer von sieben Männern in seinem Leben häusliche Gewalt erlebt und 95 Prozent sich nicht an die Helfer wenden, deutete Frau Bentley an, dass die Zahl derer, die keine Hilfe suchen, bei "ein paar Hunderttausend" liegen könnte.

Frau Bentley sagte, dass die Anrufer sich oft nicht als Opfer häuslicher Gewalt sehen und hoffen, dass es sich um eine "schlechte Phase" handelt, die vorübergeht, weil sie nicht wollen, dass die Familie auseinanderbricht. "Wenn man sie fragt, wie lange es schon geht, und sie sagen drei bis sechs Jahre, nun, das ist kein schlechter Fleck in einer Beziehung, das ist eine missbräuchliche Partnerschaft."


Herzlichen Dank an Tom Todd, dem Initiator von Genderwelten und Science Censored.



8. Die Post. Einer meiner Leser mit dem Absendernamen "Marco Hübner" schreibt mir heute:

Sehr geehrter Herr Hoffmann,

endlich komme ich einmal dazu, Ihnen für ihren unermüdlichen Einsatz zu danken. Ich halte Ihre Arbeit für sehr wichtig. Sicher können Sie damit viele Männer und Frauen sensibilisieren. Mir ging es ja auch nicht anders.

Was allerdings die Zukunft betrifft, sehe ich inzwischen rabenschwarz. Das einseitige und kollektive Opfernarrativ und das dazugehörende Täterschema sind inzwischen und auch flankiert von den Medien, institutionell so tief verankert, dass sich an der Sache nichts ändern wird. Ganz im Gegenteil. Was man heute noch unter den Schlagworten Cancel Culture und Shitstorm erstaunt zur Kenntnis nimmt, wird in Zukunft immer mehr in Gesetze gegossen werden.

Aus aktuellem Anlass habe ich mir die sogenannte Istanbul-Konvention durchgelesen.

Im ganzen Dokument zentral ist der Begriff: "geschlechtsspezifische Gewalt gegen Frauen", der folgendermassen definiert ist: "… .bezeichnet eine Form von Gewalt, die gegen eine Frau gerichtet ist, weil sie eine Frau ist, oder die Frauen unverhältnismäßig stark betrifft". Um es noch etwas genauer auszudrücken, heisst dann es in den Erläuterungen weiter: "Mit anderen Worten bezieht sich der Begriff geschlechtsspezifische Gewalt auf jeden einer Frau widerfahrenen Schaden" (Erläuterung 44).

Unter geschlechtsspezifischer Gewalt fällt auch sexuelle Belästigung, die "Gegenstand einer strafrechtlichen oder sonstigen rechtlichen Sanktion sein muss" (Erläuterungen 207.). Als sexuelle Belästigung gelten auch "Mimik, Gesten" und "Scherze" (Erläuterungen 208.).

Die Türkei ist bekanntlich soeben aus dem Abkommen ausgetreten. Unter dem Protest von Aktivistinnen, Medien und Politik. 45 Staaten haben bisher den völkerrechtlich verbindlichen Vertrag unterzeichnet und sind deshalb verpflichtet Ihre Gesetze anzupassen.

Männer können sich also darauf einstellen, dass in Zukunft praktisch jede Interaktion mit einer Frau nach deren Gutdünken als geschlechtsspezifische Gewalt ausgelegt werden kann. Bereits ein missglückter Witz oder ein unerwünschtes Ansprechen einer Frau stellt einen Straftatbestand dar. Im Sinne einer geschlechtsspezifischen Rechtssetzung und Rechtsprechung gilt dies aber ausdrücklich nur einseitig, wenn eine Frau betroffen ist. Zur Sicherheit wird gleich auch noch erklärt, dass dies keine Diskriminierung von Männern darstellt.

Außer den rechtlichen Verpflichtungen, müssen die Staaten ein ganzes Bündel an weitreichenden und praktisch alle Lebensbereiche berührende Massnahmen umsetzen. Im 122seitigen Dokument finden sich deshalb noch viele Perlen. Sie könnten vermutlich ein Buch darüber schreiben.

Eine Expertengruppe überwacht, ob das Abkommen von den Vertragsstaaten eingehalten wird und hat hierfür weitreichende Kompetenzen. In Artikel 66 heisst es dazu: "bei der Zusammensetzung ist auf eine Ausgewogenheit bei der Vertretung der Geschlechter … zu achten". In den Erläuterungen wird die Wichtigkeit einer paritätischen Besetzung noch einmal betont. Anhand der Fotos und Vornamen beurteilt, liegt das Geschlechterverhältnis des Gremiums aber tatsächlich bei 12:3. Es ist sicher nicht schwierig zu erraten, zu wessen Gunsten.

Zum Schluss überrasche ich Sie sicher nicht, wenn ich sage, dass ich in Wirklichkeit gar nicht "Marco Hübner" heiße. Ich erspare mir eine Begründung, da Sie sich damit besser auskennen.

In diesem Zusammenhang muss ich meinen Respekt dafür ausdrücken, dass Sie täglich mit Ihrem Namen auf die zunehmende Asymmetrie und den grassierenden Irrsinn hinweisen. Dass ich es als erforderlich erachte, in einem demokratischen Rechtsstaat eine Maskerade zu verwenden, stimmt mich sehr nachdenklich.




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