Dienstag, März 30, 2021

Uni Kassel: Wer nicht gendert, bekommt schlechtere Noten – News vom 30. März 2021

1. Solange die Gendersprache nicht in weiten Bereichen durchgesetzt war, hieß es häufig, es handele sich doch um eine rein freiwillige Sprachverwendung, die niemandem aufgezwungen werde. Tatsächlich berichten Studenten aber schon seit einiger Zeit von einem solchen Zwang beim Abfassen wissenschaftlicher Arbeiten. Jetzt berichtet die Hessische/Niedersächsische Allgemeine über solche Zustände an der Universität Kassel:

Obwohl eine Mehrheit der Deutschen die geschlechtergerechte Sprache kritisch sieht, wird in immer mehr Behörden und Firmen gegendert. An der Universität Kassel können Studenten sogar eine schlechtere Note bekommen, wenn sie Gendersternchen und andere neue Formen nicht verwenden. Daran gibt es nun Kritik.

Auslöser dafür ist ein Satz auf der Webseite der Uni: "Im Sinne der Lehrfreiheit steht es Lehrenden grundsätzlich frei, die Verwendung geschlechtergerechter Sprache als ein Kriterium bei der Bewertung von Prüfungsleistungen heranzuziehen." Laut Sylke Ernst, Leiterin der Stabsstelle Gleichberechtigung, können "Lehrende zum Beispiel in Hausarbeiten Punkte abziehen und so eine schlechtere Note geben, wenn die Geschlechtsbezeichnungen nicht korrekt sind". Dies müsse aber angekündigt und begründet werden. Beschwerden deswegen habe sie nicht erhalten. "Dieses Vorgehen wird an der Universität auch nicht als Problem thematisiert", sagt Ernst.

In der Tat ist die geschlechtergerechte Sprache längst weitgehend Konsens an der Kasseler Uni. Manche Mitarbeiter geben nur Interviews, wenn ihre O-Töne gegendert werden. Dies gefällt nicht allen. Ein Professor will sich zu dem Thema nur anonym äußern, weil das "Genderthema ein Wespennest" sei.

Lehramtsstudent Lukas Honemann, der für den Ring Christlich-Demokratischer Studenten im Studentenparlament sitzt, klagt, dass etwa in den Gesellschaftswissenschaften Gendersprache verpflichtend sei. Bisweilen hat der 20-Jährige den Eindruck, dass "die Leute auf eine Linie eingeschossen werden". Honemann findet, dass Gendern freiwillig sein sollte: "Politische Akte dürfen nicht benotet werden."

Darum gibt es etwa an der Frankfurter Goethe-Universität keine Empfehlung wie in Kassel. Ein Sprecher zweifelt, ob diese "mit den Grundsätzen des Prüfungsrechts in Einklang zu bringen wäre".

Ähnlich sieht das der Verein Deutsche Sprache. Der Vorsitzende Walter Krämer wartet "nur noch auf den ersten Betroffenen, der den Mut hat, dagegen zu klagen. Dann finanzieren wir einen Prozess bis zum Bundesverfassungsgericht."

(…) Kritiker wie Frauke Kruckemeyer finden es (…) problematisch, wenn die Gender-Sprache in die Notengebung einfließt. Die Professorin für Landschaftsökologie und nachhaltige Raumentwicklung am Fachbereich Gesellschaftswissenschaften sagt, es sei "bedenklich, über eine von außen organisierte formale Maßnahme einen Sprachgebrauch zu reglementieren und darüber zu bestrafen". Dadurch "würde eine ernst gemeinte Politik von Demokratisierung und Wiedereroberung von Freiheiten und Gleichberechtigung konterkariert".

Der Rechtswissenschaftler Christoph Gröpl hält das Vorgehen der Uni sogar für "rechtlich unvertretbar". Der Experte, der in Saarbrücken Professor für Staats- und Verwaltungsrecht ist, urteilt: "Die Durchsetzung einer nicht regelkonformen, aktiv-kämpferischen Sprachpolitik mittels universitärer oder anderer Prüfungen genießt nicht den Schutz der Lehrfreiheit."


Das sozialwissenschaftliche Blog Sciencefiles des Bildungsforschers Michael Klein kommentiert in gewohnter Schärfe:

Es ist an der Universität Kassel offenkundig möglich, eine studentische Arbeit schlechter zu bewerten, weil keine angeblich geschlechtergerechte Sprache genutzt wird. Das hat mit Wissenschaft nichts zu tun, das sind schäbige Unterwerfunsrituale, die von vornehmlich den Dozenten genutzt werden, deren Kompetenz nicht ausreicht, um auf Basis wissenschaftlicher Kriterien zu konkurrieren. Ergo müssen sie artifizielle Formen der Differenzierung einführen. Damit missbrauchen sie zum einen ihre Position, zum anderen dokumentieren sie damit, dass sie auf der Position, auf der sie sich befinden, überhaupt nichts zu suchen haben.

(…) Ein Arbeitgeber, der einen Bewerber zu beurteilen hat, der von der Universität Kassel kommt, weiß nun nicht mehr, ob derjenige, der vor ihm sitzt, seine guten Bewertungen für ideologische Arschkriecherei oder für irgend eine Leistung erhalten hat. Ergo, wird ein rationaler Unternehmer überhaupt keine Bewerber der Universität Kassel mehr einladen und sich statt dessen an normalen Universitäten, an denen noch wissenschaftliche Leistung und nicht ideologisches Sykophantentum belohnt wird, nach einem geeigneten Mitarbeiter umsehen.


Dies wiederum habe negative Auswirkungen auf die Universität Kassel, wo "sich nur noch diejenigen einfinden, die sich von einer Bewertung ihrer ideologischen Anpassungsfähigkeit mehr versprechen als von einer Bewertung ihrer Kompetenzen und Fähigkeiten."



2. Gestern berichtete "Die Welt" (Artikel nur im Anriss online) über die Wahl der schleswig-holsteinischen Grünen nach dem passenden Kanzlerkandidaten. Ein Auszug aus dem Artikel:

Das Gremium, das die frauenpolitische Arbeit der Bundespartei, der Fraktionen und Landesverbände der Grünen koordiniert, hat eigens für die Listenaufstellung des schleswig-holsteinschen Landesverbands eine Frage an den Ko-Bundesvorsitzenden [Robert Habeck] formuliert, die das Tagungspräsidium unmittelbar nach dessen Rede vorliest: "Warum", fragen die grünen Frauen den Parteichef, "hältst du nach wie vor an der Option fest, Kanzlerkandidat der Grünen zu werden"? Die Partei habe doch schließlich in Annalena Baerbock "eine überzeugende Spitzenkandidatin für eine grüne Bundeskanzlerin".

(…) In Wirklichkeit sind die Fronten zwischen dem Baerbock. und dem Habeck-Lager längst verhärtet. Wobei Letzteres seinen Favoriten bestenfalls hinter vorgehaltener Hand unterstützen darf. Ein öffentlicher Einsatz für Robert Habeck zum Beispiel durch den baden-württembergischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann verbietet sich. Alter weißer Mann unterstützt mittelalten weißen Mann – das könnte bei den geschlechtersensiblen Grünen schnell mal nach hinten losgehen.


Habeck wand sich dann übrigens damit heraus, auf diese Frage "heute" nicht eingehen zu wollen. Man darf gespannt sein, wie lange der kaum verhohlene Sexismus in der grünen Partei noch gutgeht.



3. Für die Neue Zürcher Zeitung hat Alexander Kissler das Wahlprogramm der Grünen analysiert. Ein Auszug:

Wie aber verhält es sich mit einer geforderten Frauenquote von 40 Prozent «auf allen Ebenen des Wissenschaftsbetriebs? Was geschieht, wenn partout nicht genügend Frauen Bergbau, Mechatronik oder Mathematik studieren wollen? Lässt man Professuren lieber unbesetzt, als sie an einen Mann zu vergeben? Ähnlich dürfte es sich mit der 50-Prozent-Quote in allen diplomatischen und multilateralen Verhandlungen verhalten. Zur Freiheit gehört auch die Freiheit, sich für einen Beruf nicht zu entscheiden. Dass die Partei trotz mehrmals bestätigter Verfassungswidrigkeit an einer gesetzlich verankerten Geschlechterparität in deutschen Parlamenten festhält, bestätigt die unlängst von dem ehemaligen deutschen Innenminister und FDP-Mitglied Gerhart Baum diagnostizierte "Geringschätzung grundrechtlicher Freiheit und rechtsstaatlicher Grundsätze" bei den Grünen.




4. Österreichs Standard berichtet von der schwierigen Suche nach passenden Führungskräften für die Österreichische Beteiligungs-AG (Öbag):

Eine Schlüsselrolle bei der Suche nach geeignetem Personal spielte Gabriela Spiegelfeld, Beraterin und Netzwerkerin. Sie sollte vor allem geeignete Frauen finden. Das gestaltete sich nervenaufreibend, da es etliche Absagen hagelte. "Mir gehen die Weiber so am Nerv. Scheiß Quote", schrieb sie Schmid im Jänner 2019. "Ich habe das aus einer Emotion heraus gesagt und distanziere mich von diesem Satz", sagt Spiegelfeld nun auf Anfrage des STANDARD. Sie sei davon frustriert gewesen, dass so viele Kandidatinnen abgesagt hätten.




5. Laut einer Studie der Universität Innsbruck hat es seit dem Beginn der Corona-Pandemie keine vermehrten Konflikte in Partnerschaften gegeben:

"Erstaunlicherweise konnten wir in unserer umfassenden Studie nicht bestätigen, dass es während der Pandemie zu vermehrten Konflikten oder Trennungen gekommen ist", erklärte Studienleiter Marcel Zentner, Professor am Institut für Psychologie. Es habe sich sogar das Gegenteil gezeigt: Vor allem jene, die bereits vorher in ihrer Beziehung zufrieden waren, waren es zumeist auch nach Ausbruch der Pandemie.




6. Seine Adoptivtochter Dylan wirft Woody Allen vor, sie als Siebenjährige sexuell missbraucht zu haben. Der Skandal beschäftigt Hollywood und Amerika seit fast 30 Jahren. Jetzt meldet sich Allen zu Wort: "Ich glaube, dass sie wirklich glaubt, dass es passiert ist."



7.
Jesper Lohse vom dänischen Väterverband ging der Spur staatlicher Subventionen in Dänemark nach und deckte das auf, was wir von Deutschland ebenfalls kennen. Das Besondere daran aber ist, dass seine Recherchen in Dänemark von den Medien aufgenommen wurden.


Der Väterrechtler Franzjörg Krieg berichtet.

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