Sonntag, November 29, 2020

Arabische Gesellschaften: Männer häufiger Opfer sexueller Gewalt? – News vom 29. November 2020

1.
Sexuelle Gewalt richtet sich in arabischen Gesellschaften in hohem Maße gegen Jungen und Männer – womöglich sogar häufiger als gegen Mädchen und Frauen. Inzwischen brechen einige das Schweigen.


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2. Wegen ihres Andienens an die Gender-Sprache verliert die Stadt Kassel womöglich ihren Sprachpreis:

Glaubt man Dr. Michael von Rüden, könnte Kassel bald um eine kulturelle Attraktion ärmer sein. Der Kasseler CDU-Fraktionsvorsitzende hat vor einigen Wochen wie andere Parteien im Parlament einen Brief der Jury des Kulturpreises Deutsche Sprache bekommen. Darin kritisiert deren Sprecher Prof. Helmut Glück die Entscheidung der Stadtverordneten, die geschlechtergerechte Sprache einzuführen. Die Jury würde damit brüskiert.

In einem weiteren Brief heißt es, die gendergerechte Sprache könnte Anlass sein, den Kulturpreis künftig woanders zu vergeben. "Dies wäre bedauerlich", sagt von Rüden über den Preis, mit dem der Verein Deutsche Sprache (VDS) und die Eberhard-Schöck-Stiftung seit 2001 Persönlichkeiten auszeichnen, die sich um die deutsche Sprache verdient gemacht haben. Zu den Trägern des Hauptpreises, der nach Jacob Grimm benannt ist, zählen der Komiker Loriot, der ehemalige "FAZ"-Herausgeber Frank Schirrmacher und der Kabarettist Dieter Nuhr.


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3. Nachdem die Petition dagegen, Amber Heard eine Hauptrolle in "Aquaman 2" spielen zu lassen, 1,5 Millionen Unterschriften erzielt hat, berichtet auch das deutsche Klatschmagazin Gala über die Vorwürfe an Johnny Depps Ex-Frau wegen häuslicher Gewalt.



4. Die Zeitschrift "Stern" und die Grüne Katharina Schulze versuchen derzeit, den Begriff "Quotenfrau" positiv zu besetzen. Tamara Wernli hat das zu einem satirischen Video inspiriert.



5. Der renommierten Londoner Professorin Cheryl Thomas zufolge glauben Geschworene in unseren Tagen längst nicht mehr an die Vergewaltigungsmythen der Vergangenheit:

Die überwältigende Mehrheit der Geschworenen ist nicht der Meinung, dass Vergewaltigung blaue Flecken oder Spuren hinterlassen muss, dass eine Person sich immer wehren wird, wenn sie vergewaltigt wird, dass Kleidung oder provozierendes Verhalten oder das alleinige Ausgehen in der Nacht zur Vergewaltigung einlädt, dass Männer nicht vergewaltigt werden können oder dass Vergewaltigungen immer sofort angezeigt werden. Der kleine Anteil der Geschworenen, die an einen dieser Mythen oder Stereotypen glauben, beläuft sich auf weniger als eine Person in einer Jury von 12.


Noch vor zwei Jahren hatte eine feministische Petition, die an das Londoner Parlament ging und behauptete, aufgrund dem Glauben an solche Mythen kämen etliche Vergewaltiger vor Gericht frei, zu 16.445 Unterschriften geführt. Thomas erklärt, dass die Behauptungen in dieser Petition unwissenschaftlich waren, und führt weiter aus:

Die vorliegenden Untersuchungen zeigten, dass Geschworene in Vergewaltigungsfällen öfter verurteilen als freisprechen, erklärte Thomas. Die Verurteilungsrate der Geschworenen in Vergewaltigungsfällen ist höher als bei anderen schweren Verbrechen wie versuchtem Mord, schwerer Körperverletzung und Morddrohungen.




6. Dass Frauen bei der akademischen Karriere benachteiligt seien, ist ein beliebter feministischer Irrtum. Benachteiligt werden in Wirklichkeit Männer. Wie eine aktuelle schwedische Studie zeigt, wird diese Benachteiligung durch Genderpolitik noch verschärft:

Olsson und Sörensen verweisen auch auf eine kürzlich durchgeführte Studie, aus der hervorgeht, dass Männer bei der Besetzung des Professorenpostens an den sechs größten Universitäten Schwedens sowohl in der Medizin als auch in den Sozialwissenschaften deutlich mehr Publikationen und Zitationen hatten, was darauf hindeutet, dass die schwedische Wissenschaft bei der Einführung des Gender Mainstreaming im Jahr 2017 tatsächlich nicht systematisch gegen die Verdienste von Frauen in der Forschung voreingenommen war. In Wahrheit ist das Gegenteil der Fall. Olsson und Sörensen kommen aufgrund dieses Ergebnisses zu dem Schluss, dass "Gender Mainstreaming eine bereits bestehende Voreingenommenheit gegenüber den Forschungsleistungen von Männern bei der Besetzung des Professorenpostens verstärkt haben könnte".


Samstag, November 28, 2020

Österreich: Männerpolitik auf dem Abstellgleis – News vom 28. November 2020

1. Österreichs "Presse" veröffentlichte dieser Tage einen Artikel des Psychologen und Pädagogen Josef Aigner darüber, wie in Österreich die Männerpolitik sang- und klanglos abgeräumt wird. Leider bricht der lesenswerte Beitrag für Nicht-Abonnenten schon im ersten Absatz ab. Der Verein "Väter ohne Rechte" hat ihn in Gänze online gestellt.



2. "Die Zeit" gibt in einem neuen Artikel Pauline Harmanges Buch "Ich hasse Männer" eine Plattform. Der Artikel findet sich auch in der aktuellen Druckausgabe. Faszinierend ist hier nicht nur das Interesse der "Zeit"-Redaktion, über gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit so zu berichten, als wären es nachdenkenswerte Thesen, während an Dialog ausgerichtete Männer-Aktivisten in der "Zeit" weiter stumm gehalten werden. Sondern auch, dass zeitgleich zu solchen Beiträgen "Zeit"-Journalistinnen öffentlich über "misogyne Trolle" jammern, die "kaum provokante" Beiträge wie diesen tatsächlich kritisieren würden, statt sie zu bejubeln.



3. Zwei Analysen auf Youtube zeigen, wie sexuelle Gewalt gegen Männer in Filmen und TV-Serien zur Lachnummer gemacht wird: einmal in Szenen mit männlichen und einmal mit weiblichen Tätern. Der Autor der englischsprachigen Videos analysiert dieses Phänomen aus einer hörbar feministischen Perspektive, und es gibt mehrere Punkte, bei denen ich nicht zustimmen würde. (Euch dürfte beim Sehen automatisch auffallen, welche das sind.) Dem unbenommen sind das sehenswerte Beiträge – allein für die Arbeit, die es gekostet haben muss, all diese Szenen mit der Botschaft "Vergewaltigte Männer sind lustig" zusammenzustellen.



4. Nachdem große Teile der Männerrechtsbewegung, darunter Genderama, um Stimmen geworben haben, hat der SWR-Film "Weil du mir gehörst" den 3sat-Zuschauerpreis gewonnen. Herzlichen Glückwunsch!

Freitag, November 27, 2020

Neue Gleichstellungsbeauftragte attackiert modernen Feminismus und #MeToo – News vom 27. November 2020

1. Der von der britischen Regierung neu ins Amt berufenen Gleichstellungsbeauftragten Jessica Butcher zufolge entmächtigt der moderne Feminismus Frauen. Die MeToo-Bewegung sei Butcher zufolge dafür verantwortlich, dass das Ansehen von Männern ohne ordentliches Verfahren ruiniert wurde. Das berichtet der feministische Guardian.

Jessica Butcher, eine erfolgreiche digitale Unternehmerin, wurde letzte Woche von Liz Truss, der Ministerin für Frauen und Gleichberechtigung, als eine von vier neuen Kommissarinnen bei der Kommission für Gleichstellung und Menschenrechte (EHRC) ernannt.

Die Aufgabe der EHRC besteht darin, den Equality Act, Großbritanniens wichtigstes Gleichstellungsgesetz, durchzusetzen, Ungleichheit zu verringern und Diskriminierung zu bekämpfen. Die Kommissare helfen bei der Festlegung der strategischen Ausrichtung des Gremiums.

Doch in einer Reihe von Reden, Interviews und Artikeln hat Butcher - die sich selbst als "Feministin der alten Schule" bezeichnet - viele der jüngsten feministischen Kampagnen kritisiert, auch zu Themen, bei denen der EHRC eine wichtige Rolle spielt.

In einem Vortrag im Jahr 2018 sagte Butcher: "Der Feminismus ist, wie andere Formen der Identitätspolitik, von weiblicher Opferschaft besessen. Während es früher einmal um die Darstellung von Frauen als reife, gleichberechtigte Partnerinnen in der Gesellschaft ging, scheint es jetzt mehr um 'Girlpower' zu gehen - und doch entmächtigt das uns, geht davon aus, dass wir schwach und wehrlos sind, wie Kinder".

Sie fügte hinzu: "Frauen aus der Arbeiterklasse wurden der Jobs beraubt, die sie lieben, wie z.B. Seite-3-Mädchen und [Formel 1]-Grid-Girls, weil andere Frauen sie missbilligen. Was ist mit 'mein Körper, meine Wahl' passiert?"

Sie kritisierte auch die MeToo-Bewegung: "Männer wurden von MeToo über Nacht in ihrer Karriere und ihrem Ruf ruiniert - einige möglicherweise zu Recht, aber ohne ein ordentliches Verfahren und Unschuldsvermutung, bis ihre Schuld bewiesen ist."

Butcher hat auch ein feministisches "Diskriminierungs-Narrativ" kritisiert, das das Selbstvertrauen der Frauen bei der Verfolgung von Karrieren verringert. Sie bestreitet nicht, dass es eine geschlechtsspezifische Diskriminierung gibt, aber in einem Interview im vergangenen Jahr schlug sie vor, dass Frauen, die sich diskriminiert fühlen, einen Weg finden sollten, diese Diskriminierung zu umgehen, anstatt sich zu beschweren.

"Selbst wenn es aufgrund von Diskriminierung geschah, ist die produktivste Reaktion darauf nicht verletzte Unsicherheit und zu jemandem zu gehen, um sich auszuweinen, wie Sie möglicherweise geschlechtsspezifisch diskriminiert worden sind", sagte sie, "sondern zu sagen: 'Na dann komm, dir zeig ich's' und die Last auf sich nehmen, die Situation auf irgendeine Weise zu umgehen. Wissen Sie, es sollte um Resilienz gehen, und ich habe das Gefühl, dass das Narrativ von Diskriminierung und Opfer-Sein sowohl dieses Selbstvertrauen und diese Resilienz untergräbt als auch die individuelle Verantwortung dafür zu übernehmen, wie man sich selbst formt und den Umständen nach Bedarf anpasst."

(...) Butcher ist eine Kritikerin des Narrativs vom geschlechtsspezifischen Lohngefälle. In einem Artikel aus dem Jahr 2018 schrieb sie, dass "diese Disparitäten durch ein potenziell positives Element enorm beeinflusst werden: die Wahlmöglichkeit der Frau".

Sie fragte: "Was ist 'Macht', wenn nicht Wahlfreiheit? Und warum wird die Entscheidung, die Zeit mit jungen Familien zu genießen, nie als positiv dargestellt, weder für Frauen noch für Männer, sondern immer nur neben den negativen Auswirkungen auf das Lohngefälle und der Repräsentanz am Arbeitsplatz dargestellt?"


Die ersten Feministinnen kommen also selbst dahinter. Gäbe es mehr davon könnten wir Ideologiekritiker uns entweder anderen Themen zuwenden oder mit diesen Feministinnen konstruktive Kooperationen eingehen.

Und wer dieser "Feministin der alten Schule" nicht zustimmt, ist natürlich analog zu der bekannten Rhetorik "antifeministisch" und damit tendenziell rechtsextrem.



2. "Die Welt" beschäftigt sich mit Konflikten in Trennungsfamilien: "Die Mutter ahndete kleine Vergehen mit dem Entzug meiner Kinder". (Bezahlschranke.)



3. Die Süddeutsche Zeitung hat für den Artikel "Der kann sich doch wehren" Angela Geißler interviewt, die häusliche Gewalt von Frauen gegen Männer untersucht hat und erklärt, dass das viel häufiger vorkommt, als man denkt. (Erneut Bezahlschranke.)



4. Gegen ein rosafarbenes Kinder-Überraschungs-Ei gibt es Sexismusvorwürfe, weil es teurer als eine grüne Variante ist. Auf Instagram wird der Preisunterschied als "Pink Taxing" scharf kritisiert: Mädchen und Frauen werden mal wieder schlimm benachteiligt. Tatsächlich steckt dahinter derselbe Marktmechanismus wie bei allen Fällen dieser Art:

"Der Preisunterschied ist rein auf volkswirtschaftliche Ansätze zurückzuführen", so Marcel Schlatter, Mediensprecher der Migros. Das grüne Überraschungsei mit dem Weihnachtsmann sei nicht nur auf Buben ausgerichtet. Denn: Das Kinder-Überraschungsei "Girl" sei ein Zusatzartikel. Entsprechend sei die Einkaufsmenge kleiner und der Preis leicht höher.

"Man kann Probleme kreieren, wo es keine gibt", sagt Babette Sigg, Präsidentin des Schweizerischen Konsumentenforums, zur Kritik am Preisunterschied. "Wir sprechen uns klar gegen diese Tendenz aus, die in allem eine Verletzung von moralischen Werten sieht."




5. Ein bekannter schottischer Kilt-Träger beklagt das übergriffige Verhalten von Frauen.



6. Im populärwissenschaftlichen Magazin Psychology Today fragt Professor Rob Whitley, ob das Stigma, das für Männer mit Problemen bei geistiger Gesundheit verbunden ist, mit diesen Männern oder nicht doch eher mit unserer Gesellschaft zu tun hat:

Die Stigmatisierung der psychischen Gesundheit von Männern wird nach wie vor übersehen und ignoriert und lauert immer noch still im Schatten der Gesellschaft. Wichtig ist hier, dass Stigmatisierung typischerweise in zwei Dimensionen unterteilt wird: innere Stigmatisierung und äußere Stigmatisierung. Interne Stigmatisierung bezieht sich auf private Scham- und Wertlosigkeitsgefühle stigmatisierter Personen, die oft zu sozialem Rückzug und geringem Selbstwertgefühl führen. Externe Stigmatisierung bezieht sich auf negative Einstellungen und vorurteilsbehaftete Stereotypen, die von Menschen im Allgemeinen geteilt werden und oft zu Ablehnung und anschließender Diskriminierung führen.

Wichtig ist, dass der Diskurs über die psychische Gesundheit von Männern dazu neigt, sich auf die innere Stigmatisierung der betroffenen Männer zu konzentrieren, die oft als selbstzerstörerische Sturheit und Schweigen angesichts psychischer Erkrankungen dargestellt werden. Dieser enge Fokus kann manchmal in einen Diskurs über die Schuldzuweisung an das Opfer münden ("Victim Blaming"). Daher ist es wichtig, den Fokus auf die Betrachtung der äußeren Stigmatisierung zu erweitern, indem negative Einstellungen und vorurteilsbehaftete Stereotypen in anderen Teilen der Gesellschaft untersucht werden.

Dieses externe Stigma kann ein Schlüsselfaktor sein, der Männer davon abhält, ihre psychischen Gesundheitsprobleme zu erörtern und Hilfe bei den Diensten zu suchen. Es ist an überraschenden Orten zu finden.

Aus der wissenschaftlichen Literatur geht hervor, dass Männer im Falle einer psychischen Erkrankung signifikant seltener psychiatrische Dienste in Anspruch nehmen als Frauen. Die Gründe für eine solche unzureichende Inanspruchnahme sind vielfältig, aber die äußere Stigmatisierung ist ein riesiger und unterschätzter Faktor. Tatsächlich deuten einige Forschungsarbeiten darauf hin, dass die Leistungserbringer im Gesundheitswesen selbst stigmatisierende Einstellungen gegenüber Menschen mit psychischen Erkrankungen haben können.

So ergab zum Beispiel eine Umfrage, dass 44 Prozent der Dienstleistungsnutzer über erhebliche Diskriminierung in ihren Interaktionen mit dem System der psychischen Gesundheitsversorgung berichten. In einer Studie mit einkommensschwachen Männern, die im ländlichen Neuengland leben, berichteten die Teilnehmer von zahlreichen negativen Begegnungen mit Meidizinern, wobei einer davon angab: "Immer wenn ich dort [in einem örtlichen Krankenhaus] war, behandelten sie mich wie einen Trinker, und ich trinke nicht!

Kürzlich veröffentlichte die American Psychological Association "Richtlinien für die psychologische Praxis mit Jungen und Männern", in denen es heißt: "Es hat sich gezeigt, dass die Anpassung an die traditionelle Männlichkeitsideologie ... die psychische Gesundheit negativ beeinflusst". Die Richtlinien wurden von einer Reihe von Experten heftig kritisiert, die argumentierten, das Dokument stigmatisiere und pathologisiere Männlichkeit und verpasse damit eine Gelegenheit, die Ansätze zur psychischen Gesundheit von Männern zu reformieren und zu erneuern.

Die Forschung zeigt, dass die unmittelbare Familie eine wichtige Quelle der Unterstützung und des Trostes für Menschen mit psychischen Erkrankungen sein kann. Es gibt jedoch Hinweise darauf, dass einige Familienmitglieder psychische Erkrankungen als eine Quelle der Scham empfinden können, die den Ruf der Familie ruiniert. Dies kann zu Versuchen führen, die psychische Erkrankung zu leugnen oder zu verbergen, was wiederum die Hilfesuchenden abschreckt.

Eltern, Kinder und sogar Ehepartner können mitschuldig sein an diesem Schweigen, das besonders intensiv sein kann, wenn das Familienmitglied ein Mann ist. Meine Kollegen und ich haben zum Beispiel eine Forschungsstudie durchgeführt, die ergab, dass psychisch kranke Ehemänner häufig über abwertende und einfühlungslose Kommentare ihrer Ehefrauen berichteten. Dies war insbesondere dann der Fall, wenn die psychische Erkrankung die Fähigkeiten des Mannes zum Broterwerb beeinträchtigte und einige Frauen dazu veranlasste, seine Männlichkeit in Frage zu stellen. Dies kann psychische Gesundheitsprobleme verschlimmern, wie das unten stehende Zitat eines Studienteilnehmers belegt:

"Ich habe den Respekt meiner Frau verloren, während ich weiterhin meine Pflichten vernachlässige. Sie hat das Vertrauen in mich verloren. Ich bin sehr traurig, wenn ich von meiner Frau Sätze höre wie 'Bist du ein Mann?' und 'Bist du ein Ehemann?' Ich möchte sterben. Ich möchte Selbstmord begehen."

Es ist bekannt, dass die Darstellung sozioökonomischer Gruppen in den Medien die Einstellungen und Überzeugungen einer breiteren Öffentlichkeit prägen kann. In einer kürzlich durchgeführten Studie untersuchten meine Kollegen und ich die Medienberichterstattung über psychische Erkrankungen nach Geschlecht und stellten fest, dass Artikel über Frauen mit psychischen Erkrankungen positiver und einfühlsamer waren, während Artikel über Männer mit psychischen Erkrankungen eher stigmatisierende Inhalte enthielten und die psychische Erkrankung von Männern mit Kriminalität und Gewalt in Verbindung brachten.

Dies ist eine wichtige Erkenntnis, da diese medialen Darstellungen zu einem breiteren Klima der Angst vor Männern mit psychischen Erkrankungen beitragen können, was die Hilfesuchenden abschrecken kann. Beispielsweise können Männer berechtigterweise befürchten, von ihrer Familie, ihren Freunden und Kollegen als kriminalitäts- und gewaltbereit stereotypisiert zu werden, wenn sie psychische Gesundheitsprobleme offenlegen. Dies ist in der Tat eine weit verbreitete Meinung unter Männern mit psychischen Erkrankungen, die von einem Forschungsteilnehmer auf folgende Weise zusammengefasst wird:

"Die Leute haben Angst ... Sie denken: 'Der Mann da, der ist verrückt. Er könnte uns töten!' Sie denken: 'Er ist nicht wie wir!' Sie denken, du stehst niedriger als sie. Wenn ich zu einigen sage: 'Ja, ich bin schizophren', werden sie sicher eine andere Vorstellung von mir haben. Ich habe Angst davor, das den Leuten zu sagen. Ich will nicht, dass sie mich verurteilen."

Diskussionen über die psychische Gesundheit von Männern nehmen in der Regel eine enge Sichtweise ein und konzentrieren sich auf das vermeintliche Schweigen und die Sturheit von Männern mit Problemen der psychischen Gesundheit. Es gibt jedoch Anzeichen dafür, dass es von entscheidender Bedeutung ist, diese Linse zu erweitern, um den breiteren sozialen Kontext zu verstehen, in dem Probleme der psychischen Gesundheit von Männern auftreten.

Es kann sein, dass Männer angesichts psychischer Erkrankungen aufgrund äußerer Stigmata und sozialer Stereotypen schweigen, die von unterschiedlichen Gruppen verbreitet werden, darunter Angehörige des Gesundheitswesens, Familienmitglieder, Medien und andere Teile unserer Gesellschaft. Wenn wir uns ernsthaft mit den Problemen der psychischen Gesundheit von Männern befassen wollen, dann muss dieses äußere Stigma dokumentiert und angegangen werden.


Donnerstag, November 26, 2020

Corona: Sollten Männer zuerst geimpft werden? – News vom 26. November 2020

1. Vom neuen Online-Magazin zur Männergesundheit gesund.men habe ich eine Pressemitteilung erhalten, der zufolge die Übersterblichkeit von Männern durch Corona unterschätzt wird:

In jeder Altersgruppe sterben coronabedingt rund zwei bis dreimal so viele Männer wie Frauen je 100.000 Männer beziehungsweise Frauen. Nur aufgrund des hohen Frauenanteils in der Bevölkerungsgruppe der über 80-Jährigen liegt der Anteil der Männer an den Corona-Opfern bundesweit bei "lediglich" rund 55 Prozent. Vereinfacht gesagt sterben Männer deshalb nicht häufiger an Corona, weil sie zuvor schon an anderen Erkrankungen oder bei Unfällen verstorben sind.

Die wichtigsten Fakten in Kürze:

* In mehr Männer als Frauen je 100.000 Einwohner an den Folgen der Covid19-Pandemie.

* Das wahre Ausmaß der Übersterblichkeit wird teilweise dadurch verschleiert, dass ältere Menschen häufiger weiblich sind. So sind rund 60 Prozent der über 80-jährigen Frauen.

* Corona könnte den zuletzt gesunkenen, aber immer noch großen Unterschied in der Lebenserwartung zwischen den Geschlechtern von fast fünf Jahren wieder vergrößern.

* Besonders stark betroffen sind teilweise auch Migranten.

* Alter bleibt aber der wichtigste Risikofaktor

In seinem jüngsten Bericht zur Zahl der Sterbefälle nach Geschlecht führt das Robort-Koch-Institut insgesamt 14.346 Fälle auf, deutlich mehr als noch vor einer Woche. Davon waren 7.951 Männer und 6.395 Frauen. Männer sind also deutlich stärker von Corona betroffen als Frauen. Allerdings verdeckt die Tatsache, dass es in den besonders betroffenen Altersgruppen ab 80 deutlich mehr Frauen als Männer gibt die tatsächliche Übersterblichkeit von Männern.

(…) Warum Männer so viel häufiger betroffen sind als Frauen, ist noch unklar. Eine Erklärung könnte im Enzym ACE2 liegen. Es hat eine Schutzwirkung bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Corona-Viren scheint es aber als Einfallstor zu dienen. Insgesamt scheint das Immunsystem von Frauen generell stärker zu sein.

Verstärkt werden könnten diese Faktoren durch die Tatsache, dass deutlich mehr Männer als Frauen in Berufen tätig sind, in denen die Lungen stark geschädigt werden, beispielsweise Tätigkeiten in der Industrie oder im Baugewerbe. Ich selbst habe als Schüler am Samstag als Nebenjob Rohre in einem Eisenwerk ausgeschliffen und hatte bis Mittwoch Staub in der Nase. Wie die Lunge von den (meist ausländischen) Männern aussieht, die dort jeden Tag gearbeitet habe, will ich gar nicht wissen.

(…) Als die Frankfurter Allgemeine Zeitung im Juni einen großen Artikel zum Thema Corona brachte, war die Übersterblichkeit von Männern kein Thema. Auf der Internetseite einer Softwarefirma landete die höhere Sterblichkeit von Männern sogar als gute Nachricht. Es sei erfreulich, dass Frauen und Kinder weniger betroffen seien. Für die Kinder mag man diese Einschätzung teilen, dass aber der Tod von Männern als weniger schlimm als der von Frauen gesehen wird, ist unverständlich.

Überlegungen, wie man die Übersterblichkeit von Männern verringern könnte, gibt es aber kaum. Der Umstand wird achselzuckend zur Kenntnis genommen, ein Aufruf des Netzwerkes Global Action on Men’s Health verhallte weitgehend unbeachtet.

Warum ist das so? Die Antwort lautet oft, dass die Übersterblichkeit von Männern ausschließlich biologisch sei. Das aber ist längst noch nicht bewiesen. Und es ist auch kein gutes Argument in einem Sozialstaat. Das Problem scheint zu sein, dass das Bild vom "starken Geschlecht" noch immer in vielen Köpfen vorhanden ist.

Es stellt sich die Frage, ob das Geschlecht bei der Priorisierung zur Impfung eine Rolle spielen sollte. Die Daten zeigen klar, dass das Geschlecht nicht der bestimmende Faktor ist, sondern zunächst das Alter. Auch einzelne Migrantengruppen sterben häufiger an Corona. Allerdings ist das Geschlecht ein wichtiger Faktor.

Eine pauschale Einordnung der Männer als Risikogruppe ist daher nicht gerechtfertigt. Allerdings könnte es trotzdem sinnvoll sein, bei der Vergabe das Geschlecht zu berücksichtigen. Denkbar ist beispielsweise, dass zunächst zentrale Berufsgruppen wie medizinisches Personal und besondere Risikogruppen wie Lungenkranke geimpft werden und anschließend eine Priorisierung nach dem Alter erfolgt. In diesem Fall sollten Männer einen "Alterszuschlag" von fünf bis sieben Jahren bekommen.

Angesichts der bisher noch großen Nebenwirkungen der Impfung stellt sich aber die Frage, ob die Nachfrage überhaupt so groß sein wird, dass die Impfung rationiert werden muss.


Das verlinkte Online-Magazin macht auf mich in Gänze einen interessanten und zukunftsweisenden Eindruck.



2. Die EU will Obdachlosigkeit bis zum Jahr 2030 beenden. Das ist ein ungewöhnliches Engagement bei einem Problem, von dem weit überwiegend Männer betroffen sind.



3. Aus der Reihe "Dinge, die man mit keiner anderen Menschengruppe tun kann" lesen wir heute in der "Berliner Zeitung" eine Pro-und-Kontra-Diskussion zu der Frage "Darf man Männer hassen?" Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit unter Linken und Journalisten bleibt ein interessantes Phänomen.

Im Anreißer des Artikels, der das Buch Pauline Harmanges als Aufhänger nimmt, werden Männer als "gewalttätige, egoistische, faule und feige Wesen" beschrieben, im Verlauf des Artikels dann die verschiedensten sexistischen Klischees bedient:

Gibt es nicht eigentlich genug Gründe, Männer zu verachten, mehr, als sich in sie zu verlieben? Die Gewalt an Frauen nimmt stetig zu, allein in Deutschland stirbt jeden dritten Tag eine Frau durch die Hände ihres (Ex-)Partners. Sexuelle Belästigung ist Alltag. Frauen leiden psychisch so stark darunter, dass posttraumatische Belastungsstörungen bei ihnen doppelt so häufig diagnostiziert werden wie bei Männern. Selbst der Kapitalismus profitiert von der Ausbeutung von Frauen: Unbezahlte Care-Arbeit in Erziehung und Pflege ermöglicht niedrige Steuern, von denen meist besserverdienende Männer profitieren.


Man könnte sich jetzt daran machen, das alles einzeln zu zerpflücken, aber das wäre ähnlich fruchtlos wie in einem antirassistischen Blogs ausländerfeindliche Ressentiments auseinanderzunehmen. Wer so denkt und schreibt (in diesem Fall die Journalistin Maxi Beigang), scheint kaum noch zu erreichen.

Im weiteren Verlauf der Pro-Männerhass-Argumentation heißt es:

Im Kapitel "Frauen, lasst eure Wut raus" fordert Harmange daher folgerichtig, dass all die sexistischen Ungerechtigkeiten Wut anfachen sollten. Es ist diese "Wut, die nach Gerechtigkeit verlangt, die nach Wiedergutmachung ruft, die uns davon abhält, in Resignation zu verfallen. Unsere Wut ist es, die die Männer für ihr Handeln verantwortlich macht und alle unsere Revolutionen beflügelt."


Jetzt wisst ihr's: Bei Frauen ist Wut eine gute Sache, aber "wütende weiße Männer" sind eine Bedrohung.

Die angebliche Contra-Männerhass-Position ist allerdings auch eher irritierend:

Und ist es nicht wirklich eine Anmaßung, als Mann eine Streitschrift zu besprechen, die sich keineswegs an Männer richtet?


Ist es anmaßend, wenn Schwarze und Farbige eine Streitschrift besprechen, die sich nur an weiße Rassisten richtet? Diskutieren wir darüber doch morgen in der "Berliner Zeitung".

Dabei sehe ich die meisten Kritikpunkte von Harmange gar nicht als falsch an: Tatsächlich sticht es ins Auge, dass körperliche und sexualisierte Gewalt gegen das andere Geschlecht fast immer von Männern verübt wird.


Das sticht nur ins Auge, wenn man meint, den tatsächlichen Forschungsstand über häusliche Gewalt und sexuelle Übergriffe ignorieren zu können. Selbst die angeblichen Verteidiger von Männern geben sich in unseren Leitmedien inzwischen männerfeindlichen Vorurteilen hin und haben sich Lichtjahre von der emprischen Realität entfernt.

Dieser Tage wurde übrigens eine neue Studie veröffentlicht: Dogmatische Menschen suchen selbst in den Feldern, in denen sie usnicher sind, weniger Informationen. Recherche ist auch nicht mehr nötig im Journalismus der Gegenwart, man wird auch ohne diesen Aufwand bezahlt.

Das Abrichten kleiner Jungs zu (Business-)Kriegern, denen Empathie aberzogen wird und die nachher auf Frauen angewiesen sind, da sie sich selbst emotional nicht versorgen können, ist ein Kerngeschäft des Patriarchats. (….) Mag sein, dass Frauen, die sich zum ersten Mal feministisch informieren, aus "Ich hasse Männer" ein paar wertvolle Anregungen ziehen. Aber es steht nichts [in Harmanges Buch], was nicht andernorts schon packender und weniger weichgespült formuliert worden wäre.


Ja, das stammt immer noch aus der angeblichen "Contra"-Position zu Männerhass. Das eigentliche Problem dieses Autors (Anselm Neft) ist, dass das Buch "Ich hasse Männer" zu "weichgespült" formuliert ist.



4. Rbb-Inforadio verhedddert sich in seinen Platitüden:

J.D. Vance Roman "Hillbilly Elegy" erklärt die Innensicht vieler Amerikaner: Es geht um wütende weiße Männer und noch wütendere, verzweifelte Frauen im armen, vergessenen Amerika.


Also sind die weißen Männer dort nicht verzweifelt? Sondern grundlos wütend? Oder musste das Wort "verzweifelte" vor den noch wütenderen Frauen stehen, um sie nicht noch gefährlicher als die "wütenden weißen Männer" erscheinen zu lassen? Oder wollte man einfach nur das Frau-als-Opfer-Schema unbedingt erhalten?



5. Wir lesen weiter im Neuen Deutschland:

Wer steht in unserer Gesellschaft ganz oben auf der Gewaltpyramide? Cisgeschlechtliche, weiße, akademisierte, heterosexuelle Männer, die christlich sozialisiert wurden und weder behindert noch chronisch krank sind. Diese können sich alles erlauben und werden gesellschaftlich toleriert, genießen also eine Art Immunität. Sobald die Toleranz knackt, schlüpfen sie in die Opferrolle.


Kann es sein, dass der psychische Druck der Corona-Pandemie unter deutschen JournalistInnen gerade einen Hass aufplatzen lässt, der sonst eher unter der Oberfläche gärt und nicht ganz so stark sichtbar wird?



6. Das britische Boulevardblatt "Sun" schlagzeilt: "Sie betrügen, verlassen einen oder wollen einfach nur Sex – warum wir Männer hassen".

Vielleicht ist der größte Vorwurf, den man Männern ernsthaft machen kann, dass sie einen solchen Menschenhass noch immer finanzieren. Die "Berliner Zeitung", das "Neue Deutschland" und die "Sun" werden schließlich nicht nur von Frauen gekauft.



7. Passend zu der Rezension eines antimaskulistischen Buches von Susanne Kaiser, die ich gestern veröffentlicht habe, berichtet die Süddeutsche Zeitung von einer neuen Studie zweier Politikwissenschaftlerinnen. Das Ergebnis: Unter Frauen ist ein stärkeres Ausmaß an Polarisierung zu finden als unter Männern.

Der Grund dafür liege darin, dass "Frauen festere Lagerindentitäten pflegen", schreiben die Wissenschaftlerinnen. Frauen identifizieren sich demnach eher und stärker mit einer politischen Seite als Männer, die sich etwas häufiger als politisch unabhängig bezeichneten. Aus anderen Studien ist bekannt, dass Frauen sich tatsächlich stärker über Gruppenidentitäten definieren als Männer und auch einen etwas ausgeprägteren In-Group-Bias pflegen - sie bevorzugen also die Mitglieder des eigenen Lagers oder der eigenen Gruppe gegenüber anderen. (…) Im Vergleich zu Männern sind "Frauen gegenüber Anhängern der politischen Gegenseite heute etwas feindseliger", schreiben die Wissenschaftlerinnen.


Die "Süddeutsche" betrachtet diese Erkenntnisse als "überraschend" und "antiinituitv". Ja, wenn man Frauen für bessere Menschen hält, ist man sicher völlgi verdattert, wenn man plötzlich mit Wissenschaft konfrontiert wird. Gehört man aber zu jenen "bösen Frauenfeinden" mit etwas mehr Hintergrundwissen beim Geschlechterthema, die in unseren Leitmedien gerne ignoriert oder niedergemacht werden, überraschen diese Erkenntnisse kaum.

Im selben Artikel zitiert die "Süddeutsche" ein Forschungsresultat der Psychologen um Michael Schwalbe und Lee Ross:

"Politische Polarisierung bedroht zunehmend den Fortbestand demokratischer Institutionen."


Wenn dem so ist, könnte man ja auch mal anfangen, diese Polarisierung zu überwinden und mit Menschen das Gespräch suchen, die im Mainstream-Feminismus bestimmte Punkte kritisch sehen? Immerhin verrät die "Süddeutsche" zuletzt auch, warum diese Menschen aus einem bestimmten Lager beständig als "Frauenfeinde" beschimpft werden:

Dahinter steckt die allzu menschliche Annahme, dass man selbst einen halbwegs objektiven Blick auf die Welt pflegt, wie sollte es auch anders sein? Und wenn sich dann jemand erdreistet, diese Sicht anzuzweifeln oder auch nur nachzufragen, wie das genau gemeint ist, bekommt er den Zorn der Selbstgerechten zu spüren.




8. Wir bleiben beim Thema.

Die Gleichstellungsstelle für Frauen der Landeshauptstadt München bewirbt auf Facebook Aktionswochen gegen Gewalt an Frauen, Mädchen, Jungen und nonbinären Menschen. Ich habe mich freundlich danach erkundigt, warum Männer von diesen Aktionswochen ausgenommen sind. Seitdem hat die Gleichstellunsgstelle limitiert, wer ihr Facebook-Posting kommentaren darf. Mein Kommentar wurde natürlich gelöscht.

Psychologische Prozesse des Lagerdenkens hin oder her: Wenn Sie eine Politik vertreten würden, wegen der Sie sich auf eine kritisch-interessierte Gegenfrage sofort einbunkern müssten: Wie überzeugt wären Sie dann davon, dass Ihre Politik gut und richtig ist? Wie berechtigt wäre diese Überzeugung?



9. Die Post. Mein Leser Tristan Rosenkranz schreibt mir:

Zu dem bei Dir verlinkten Beitrag der Neuen Zürcher Zeitung sollte noch einiges ergänzt werden. Ich selbst war eineinviertel Jahre mit einer Narzisstin zusammen und nicht nur durch einen engen Freund, sondern auch meine frühere Männer- und jetzige Verlagsarbeit ist das Thema immer präsent, weil ich meinen Leidensweg auch mit anderen Männern, nicht zuletzt Betroffenen häuslicher Gewalt, teile.

Was mir in der Aufarbeitung meiner eigenen Beziehung durch umfassende Recherchen auffiel, war, dass Narzissmus in der öffentlich-medialen Debatte immer mit Männern verknüpft wird. Nicht wenige Frauen sind jedoch ebenfalls narzisstisch persönlichkeitsgestört. Vertieft man sich in die Materie, stellt man schnell fest, dass Narzissten stets kalt, berechnend und egoistisch dargestellt werden, Narzisstinnen aber als Opfer ihrer Persönlichkeitsstörung, als leidend unter dem enormen Druck, Aufmerksamkeit zu erlangen.

Hinzu kommt, dass der überwiegende Teil der Partnerschaften im narzisstischen Kontext nur deshalb zustande kommt, weil sich Narzisst und Co-Narzisst (wahlweise weibliche Form) einander ergänzen. Ein Zitat aus mensch-und-psyche.de: "Während der eine die Bewunderung, Verehrung und Bestätigung genießt, fühlt sich der andere durch die demonstrierte Grandiosität und gegebenenfalls die materiellen Erfolge des Partners mit aufgewertet. Dabei hat der Co-Narzisst die gleichen seelischen Probleme (hohe Kränkbarkeit, Sehnsucht nach Akzeptanz, Liebe und Verständnis), wählt nur einen anderen Weg, um sein Defizit zu stillen."

Als sehr hilfreich habe ich Bärbel Wardetzkis Standardwerk "Weiblicher Narzissmus - Der Hunger nach Anerkennung" erfahren. Wardetzki wertet nicht, sondern versucht zu verstehen. Etwas, was für männliche Narzissten ebenfalls wüschenswert wäre. Natürlich darf es nicht bedeuten, emotionalen Missbrauch zu entschuldigen, aber so lässt sich viel besser verstehen, welche oftmals frühen familiären Umstände Menschen zu Narzissten werden lassen.


Mittwoch, November 25, 2020

"Politische Männlichkeit" von Susanne Kaiser (Rezension)

Vergangene Woche ist das Buch "Politische Männlichkeit" von Susanne Kaiser erschienen, die journalistisch unter anderem im "Tagesspiegel" und der "Zeit" veröffentlicht. Ich habe es rezensiert:

Zum Hintergrund von Susanne Kaisers Buch "Politische Männlichkeit" sollte man wissen, dass die erstarrten Strukturen der Geschlechterdebatte seit einigen Jahren aufbrechen. Ein halbes Jahrhundert wurde diese Debatte allein von der feministischen Hegemonie beherrscht, während soziale Anliegen und Diskriminierungserfahrungen von Männern kaum eine Rolle spielten. Inzwischen melden immer mehr Männer ihr Bedürfnis an, ihre eigene Perspektive einzubringen. So äußerten in einer 2016 veröffentlichten Studie des Bundesfrauenministeriums 68 Prozent der jungen Männer den Wunsch nach einer offensiveren, differenzierten und systematischen Gleichstellungspolitik für ihr eigenes Geschlecht. Insgesamt seien etwa ein Drittel aller Männer für Positionen empfänglich, die die Autoren der Studie der politischen Strömung des "Maskulismus" zuordneten.

Bei den Maskulisten (in Kaisers Buch durchgehend falsch als "Maskulinisten" bezeichnet) handelt es sich um die Akteure und Akteurinnen einer neuen Bürgerbewegung, die männerpolitische Problemlagen zur Sprache bringen. Schwerpunkte ihrer politischen Arbeit sind zum einen Bereiche, wo Jungen und Männer die Hauptbetroffenen sind, also etwa Obdachlosigkeit, Selbsttötungen, Benachteiligungen von Jungen an den Schulen, Zwangsarbeit, Zwangsrekrutierungen, Polizeigewalt und Todesstrafe, und zum anderen Bereiche, wo männliche Opfer zwar eine Minderheit sind, aber bisher kaum bis gar nicht gesehen werden, zum Beispiel sexuelle Gewalt in Kriegen und Bürgerkriegen. Bürger- und menschenrechtliches Engagement geht ineinander über.

Mit einem Teil des feministischen Lagers ist hier Zusammenarbeit möglich. Beispielsweise habe ich 2019 selbst das Buch "Gleichberechtigung beginnt zu zweit" herausgegeben, in dem viele Beiträge von Feministen ebenso wie von Maskulisten stammen. Ein radikalerer, aber auch einflussreicherer Flügel in der Frauenbewegung möchte indes ihre Diskursmacht und eine Geschlechterpolitik aufrecht erhalten, die sich allein um die eigenen politischen Wünsche dreht. Da es allzu egozentrisch wirken würde, dies so offen auszusprechen, findet durch dieses Lager stattdessen ein Backlash gegen die Männerbewegung statt, der sich in einer Stigmatisierung und Dämonisierung von Männern im allgemeinen und Männer-Aktivisten im besonderen äußert. Dabei verbleibt dieser Teil des feministischen Lagers in althergebrachten Zuschreibungen von Frauen als schwachen, hilflosen Opfern und Männern als mächtigen, bösen Tätern. Zu der Literatur dieses Spektrums gehört das Buch von Susanne Kaiser.

Ideologisch ruht es vor allem auf zwei Standbeinen: "Frauen sind bessere Menschen" und "Frauen sind die einzigen Opfer, die zählen". Die Female-Supremacy-Rhetorik kündigt sich bereits auf dem Backcover des Buches mit dem Slogan "Der autoritäre Backlash ist männlich" an und entfaltet sich weiter in der Einleitung, die die Corona-Pandemie als Aufhänger benutzt. Die "Nasen-Deppen", also Menschen, die eine Atemschutzmaske falsch tragen, seien "überwiegend Männer"; gleichzeitig beweise die Pandemie, dass Frauen "bessere Führungspersönlichkeiten" seien. Deshalb sei es Zeit, "dass Frauen endlich die Welt regieren". Gleichberechtigung war also gestern – heute geht es zumindest rhetorisch um nichts weniger als die Weltherrschaft.


Hier geht es weiter.

Dienstag, November 24, 2020

Münchner Werbepolizei soll "Sexismus" bekämpfen – News vom 24. November 2020

1. Die "Aktion saubere Plakatwand" schreitet voran:

Die grün-rote Rathaus-Regierung will eine Werbeaufsicht im Wirtschaftsreferat einrichten. Um ein Konzept auszuarbeiten, soll eine neue Stelle in der Verwaltung geschaffen werden. In der Begründung für den Antrag heißt es, dass Werbung nicht selten ein verzerrtes Bild der Realität zeige und gerade Frauen oft sexistisch dargestellt würden. Auch in München würden viele Firmen mit sexistischen Motiven für ihre Produkte werben, Frauen auf körperliche Merkmale reduzieren und auf diese Weise stereotype Rollenzuschreibungen bestärken. Die "Werbewatchgroup" sollte nach den Vorstellungen von Grün-Rot aus Experten im Bereich Gender/Sexismus innerhalb der Verwaltung und aus unabhängigen Fachleuten bestehen.

(…) Anja Berger von den Grünen begründete den Antrag mit dem grundgesetzlichen Auftrag der Gleichberechtigung von Männern und Frauen: "Die Watchgroup ist ein notwendiges Instrument, um der anhaltenden Präsenz sexistischer Werbung entgegenzuwirken." (…) Die CSU wendet sich entschieden gegen den Plan. "München braucht keine selbst ernannte Werbepolizei, um private Unternehmen zu zensieren", erklärt der Fraktionsvorsitzende im Stadtrat, Manuel Pretzl. Die Rathaus-Regierung setze in der größten Wirtschaftskrise nach dem Zweiten Weltkrieg völlig falsche Prioritäten und habe offenbar den Bezug zur Realität verloren.


Die Cancel Culture ist nicht mehr aufzuhalten. Zukünftig bestimmen "Gender-Experten", was öffentlich gezeigt werden darf und was nicht.



2. Birgit Schmid beschäftigt sich in der Neuen Zürcher Zeitung mit dem Faible vieler Frauen für Narzissten:

Geht eine Beziehung kaputt, fühlen sich Frauen oft als Opfer narzisstischer Männer. Was fanden sie denn so attraktiv an ihnen? Genau das.


Hier geht es weiter.



3. Falsche Zahlen (nur ein Fünftel der Betroffenen häuslicher Gewalt seien männlich), aber ein ansonsten gelungener zehnminütiger Beitrag. Das ZDF widmet sich dem Tabuthema Gewalt gegen Männer.



4. Katharina Schulze (Grüne) möchte, dass Frauen endlich stolz darauf sind, eine Quotenfrau zu sein.

Montag, November 23, 2020

Wie Hamburgs Bürgerschaftspräsidentin das feministische Wahlrecht durchsetzen will – News vom 23. November 2020

1. Zwei Landesverfassungsgerichte haben erklärt, weshalb sich das feministische Wahlrecht ("Pariätsgesetz") nicht mit dem Grundgesetz vereinbaren lässt. Das bedeutet allerdings nicht das Ende aller Versuche, es doch noch irgendwie durchzudrücken:

Die juristischen Niederlagen in Thüringen und Brandenburg bei der Gleichstellung von Frauen und Männern in den Parlamenten sind für Hamburgs Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit mehr Ansporn als Hindernis. "Ich bin überrascht, dass manche jetzt sagen, damit wäre die Sache vom Tisch", sagte sie der Deutschen Presse-Agentur. Das sei mitnichten so. "Die Entscheidungen in Thüringen und Brandenburg helfen uns vielmehr, weil sie uns wichtige Hinweise geben, was wir in Hamburg beachten müssten, um eine gute Regelung zu schaffen."

Verfassungsgerichte in Thüringen und Brandenburg hatten im Juli und Oktober nach Klagen der NPD und der AfD die dortigen Paritätsgesetze gekippt, wonach Parteien ihre Kandidatenlisten für Landtagswahlen abwechselnd mit Männern und Frauen besetzen müssen. Hamburgs rot-grüne Koalition strebt eine ähnliche Lösung an. Justizsenatorin Anna Gallina (Grüne) hatte kurz nach dem Brandenburger Urteil gesagt: "Einen höheren Frauenanteil in den Parlamenten erreichen wir nicht mit warmen Worten." Nur wie?


Hier erfährt man, welche Schritte als nächstes geplant sind.



2. Die Partei der Humanisten stellt sich gegen die von der Regierungskoalition ausgeheckte Frauenquote in Unternehmensvorständen:

Die Koalition hat eine Frauenquote verabschiedet und will damit die Führung in börsennotierten Unternehmen "weiblicher" machen. Getreu dem Motto "Teilt die Menschen nach Geschlechtern ein!" soll hier eine Gruppe aus Individuen mit weiblichen Geschlechtsteilen einen Teil der "Macht" bekommen. Wir verraten euch etwas: Frauen haben kein Recht auf Macht. Männer haben kein Recht auf Macht. Die Macht und die Führung eines Unternehmens oder unserer Politik sollten Individuen, so verschieden sie auch sein mögen, haben. Das Geschlecht ist keine Institution, keine juristische Person, keine Interessengemeinschaft. Wer unter Diversität nur an Quoten denkt, verkennt die Diversität zwischen Individuen. Identitätspolitische Gruppenrepräsentanz bedeutet nicht Vielfalt, sondern einen neuen Tribalismus, der das Trennende und nicht das Verbindende in den Mittelpunkt stellt.

Es ist Konsens in unserer Gesellschaft, dass es eine ausgesprochen schlechte Idee ist, Menschen in Gruppen zu sortieren, diese Gruppen als homogen zu betrachten und Menschen auf ihre Gruppenzugehörigkeit zu reduzieren. Bis vor einiger Zeit nannte man das noch "Rassismus", "Sexismus" oder eine abgewandelte Form des "ismus" ­ heute nennt man es "Identitätspolitik". Als Humanisten halten wir eine Sichtweise, die das Individuum marginalisiert, für grundfalsch. Wir halten eine Politik, die auf Ergebnisgleichheit und nicht auf Chancengleichheit abzielt, für grundfalsch. Wir halten eine Politik, die einfache Antworten auf komplexe Fragen gibt, für populistisch und grundfalsch.

(…) Wir wollen eine Politik, die Chancen gibt, individuelle Selbstbestimmung ermöglicht und Leistung fördert. Wir plädieren für einen liberalen Feminismus. Weg mit Frauenquoten, weg mit Quoten im Allgemeinen und hin zu einer Politik von Individuen für Individuen!




3. Christian Schmidt bespricht den im Berliner "Tagesspiegel" veröffentlichten Artikel Susanne Kaisers "Warum der Rückfall ins Autoriäre männlich ist".



4. Einer der Kommentare zu Professor Hollsteins Beitrag über die Diffamierung von Männern in unserer Gegenwartskultur berichtet von Gewalterfahrungen, über die man sonst selten spricht.



5. Die Post. Heute schreibt mir Dr. Bruno Köhler, Beisitzer im Vorstand von MANNdat:

Lieber Arne,

meine Meinung zu deinem Beitrag bezüglich des Starts der bundesweiten Sensibilisierung für von häuslicher Gewalt betroffene Männer, in dem du kritisierst, dass das schlecht koordiniert wäre, weil Tage vorher das Frauenministerium einen Großteil Deutschlands mit Plakaten hat bepflastern lassen, auf denen bei Opfern von häuslicher Gewalt nur von Frauen die Rede war. Ich denke nicht, dass das eine Koordinierungsfehler war. Ich denke das ist Absicht.

Wie wir auf MANNdat unter "Warum Frauenpolitik männliche Opfer marginalisiert und Täterinnen schützt" dargelegt haben, gibt es ein Budget für Bekämpfung von Gewalt und zwei Budgets, eines für Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen mit über 155 Mio. Euro, wobei die Finanzmittel für die ganzen Frauen- Gleichstellungsbeauftrage noch gar nicht aufgeführt sind, und ein Budget für Bekämpfung von Gewalt gegen Männer mit gerade mal 0,6 Mio. Euro. Und das, obwohl mehr Männer als Frauen Opfer von Gewalt werden. Wenn man das in Plakate umrechnet, kommt auf etwa 260 Plakate gegen Gewalt an Frauen eins gegen Gewalt gegen Männer. So macht man männliche Gewaltopfer unsichtbar. Übrigens ein gutes Beispiel für unsere Initiative "Unsichtbarmachen männlicher Gewaltopfer sichtbar machen".


Sonntag, November 22, 2020

Telepolis: Professor Hollstein über Männerfeindlichkeit in unserer Gesellschaft – News vom 22. November 2020

1. Der Soziologe und Geschlechterforscher Professor Walter Hollstein hat heute auf Telepolis einen Beitrag über die Situation der Männer in unserer Gesellschaft veröffentlicht. Er beginnt so:

Männlichkeit hat derzeit ein schlechtes Image; sie wird mit Belästigung, Vergewaltigung, Umweltzerstörung oder Kriegslust korreliert. Weltweite Kampagnen wie "Metoo" und misandrische Werbeaktionen von Cosmos-Versicherungen, Gillette oder Edeka befördern, dass die entwertende Darstellung des Mannes sukzessive habituell wird.

Männlichkeit wird inzwischen ganz selbstverständlich als eine Art Abweichung vom Normalen beschrieben. Eigenschaften von Männlichkeit, die einst hoch gelobt waren, werden heute negativ umgedeutet: Autonomie wird zur Beziehungsunfähigkeit, Leistungswille zur Karrieresucht oder Disziplin zum Mangel an Spontaneität. Eigentlich normales Verhalten wird damit pathologisiert.

Das ist eine historische Zäsur. Der Mann galt über lange Jahrhunderte als Schöpfer von Zivilisation und Kultur; er war verantwortlich für Schutz und Fortbestand des Gemeinwesens. (…) Der Bruch mit diesem Bild wird registriert zu Beginn der siebziger Jahre, als der Feminismus - vor allem in seiner vulgären Ausdrucksform der French, Dworkin oder Schwarzer - beim Kampf gegen das Patriarchat auch das männliche Subjekt gnadenlos zerlegte. So konstatierte Andrea Dworkin: "Terror strahlt aus vom Mann, Terror erleuchtet sein Wesen, Terror ist sein Lebenszweck." In ihrem Bestseller "Frauen" setzte Marilyn French Männer umstandslos mit Nazis gleich. Der Übergang von der verbalen Militanz zur physischen ist nur konsequent.


Hier geht es weiter.

Der Artikel schließt mit einer Empfehlung des von Harald Schulze-Eisentraut und Alexander Ulfig herausgegebenen Buches "Gender Studies. Wissenschaft oder Ideologie?" und des von mir herausgegebenen Buches "Gleichberechtigung beginnt zu zweit".

Auf Facebook erntet Hollsteins Analyse bereits die üblichen Reaktionen wie "Mimimimi", "Arme Puttputts", "alter weißer Mann" und "OK Boomer". Das bestätigt natürlich nur Hollsteins Thesen, statt sie zu widerlegen. Der verachtungsvolle Tonfall, der gerade im Lager der vermeintlich besonders Sensiblen und Aufgeklärten dazugehört, wenn man dort als hip und cool gelten will, wirkt immer wieder befremdlich. Gleichzeitig merkt man solchen Zwei-Wort-Abkanzelungen an, wie wenig sich die Mitglieder dieses Lagers inhaltlich noch mit Texten außerhalb ihrer eigenen Echokammer auseinandersetzen können. Im Forum von Telepolis selbst wird über Professor Hollsteins Artikel erwachsener diskutiert.



2. Spiegel-Online kommentiert die Einigung der Regierungskoalition auf eine Frauenquote im üblichen polemischen Tonfall: "Stöhnt lieber leise in den Pinguin-Etagen". (Wer nach solchen Überschriften noch weiterliest, ist auch irgendwie selbst dran schuld.) Den Grünen geht die Frauenquote natürlich nicht weit genug, und das Magazin Meedia fordert eine Frauenquote für Chefredaktionen.



3. Die Bundesgeschäftsstelle des Väteraufbruchs für Kinder weist in einer Mail an mich (und vermutlich viele andere) darauf hin, dass der Film "Weil Du mir gehörst", der zeigt, wie ein Mädchen seinem Vater nach der elterlichen Trennung entfremdet wird, zur Wahl für den 3sat-Zuschauerpreis steht. Hier kann man dafür abstimmen. Da der Film maßgeblich dazu beigetragen hat, das Bewusstsein für Eltern-Kind-Entfremdung in Deutschland zu stärken, bittet der Väteraufbruch hier für Unterstützung. Der Film wird am 23.11.2020 um 20:15 Uhr in 3sat noch einmal ausgestrahlt und anschließend auch wieder in der ARD-Mediathek zur Verfügung stehen.

Samstag, November 21, 2020

Regierungskoalition einigt sich auf Frauenquote – News vom 21. November 2020

1. Ihr habt es vermutlich alle schon in den Nachrichten gehört:

Die Große Koalition hat sich grundsätzlich auf eine verbindliche Frauenquote in Vorständen geeinigt. In Vorständen börsennotierter und paritätisch mitbestimmter Unternehmen mit mehr als drei Mitgliedern muss demnach künftig ein Mitglied eine Frau sein, teilte Justizministerin Christine Lambrecht nach einer Einigung der vom Koalitionsausschuss eingesetzten Arbeitsgruppe zu diesem Thema mit.

Für die Unternehmen mit Mehrheitsbeteiligung des Bundes wurde eine Aufsichtsratsquote von mindestens 30 Prozent und eine Mindestbeteiligung in Vorständen vereinbart. Bei den Körperschaften des öffentlichen Rechts wie den Krankenkassen und bei den Renten- und Unfallversicherungsträgern sowie bei der Bundesagentur für Arbeit soll ebenfalls eine Mindestbeteiligung eingeführt werden. "Das ist ein großer Erfolg für die Frauen in Deutschland und bietet gleichzeitig eine große Chance sowohl für die Gesellschaft als auch für die Unternehmen selbst", sagte Lambrecht.

(…) Giffey sagte nun: "Penetranz schafft Akzeptanz - dieser Satz hat sich heute mal wieder bewahrheitet. Die Vorstandsquote wird kommen." Sie sprach von einem "historischen Durchbruch". "Wir schöpfen alle Potentiale unseres Landes aus, damit die Besten in gemischten Teams erfolgreicher sein können. Weil sich freiwillig nichts tut und wir Vorgaben brauchen, um voranzukommen", so die SPD-Politikerin.

"Die heutige Vereinbarung ist ein Meilenstein für mehr Frauen in Führungspositionen - in allen Bereichen", sagte die stellvertretende Unions-Fraktionsvorsitzende Nadine Schön. "Dass in den Vorständen von Kranken- und Rentenversicherungen bisher kaum Frauen sind, nehmen wir nicht länger hin. Dabei arbeiten im sozialen Bereich besonders viele Frauen." Der Kompromiss sei ein wichtiger Schritt für mehr Diversität in den Führungsetagen deutscher Unternehmen.

Und Staatsministerin Annette Widmann-Mauz erklärte: "Auf dem Weg zu mehr Frauen an der Spitze geht der Bund mit gutem Beispiel voran: im öffentlichen Dienst, bei Unternehmen mit mehrheitlicher Bundesbeteiligung und den Krankenkassen." Mit abgestuften gesetzlichen Vorgaben für Vorstände und Aufsichtsräte würden unterschiedliche Gegebenheiten in privaten und öffentlichen Unternehmen berücksichtigt. Gemischte Teams seien nicht nur in Krisenzeiten ein Erfolgsrezept.


Die Tagesschau berichtet.

Es gibt dazu auch nichts wirklich Neues mehr zu sagen. Dass die Quote in den Vorständen Frauen in unteren Positionen nicht hilft, hatte ich hier und hier schon erklärt. Was bleibt, ist die sexistische Diskriminierung von Männern.

Immerhin hat Giffey mit "Penetranz schafft Akzeptanz" eine Motto formuliert, an das sich auch die Männerrechtsbewegung halten sollte, wenn sie jemals größeren politischen Erfolg haben möchte.



2. Der Focus beschäftigt sich mit der Doppelmoral der SPD im Fall Giffey. Ähnlich kritisch äußert sich die "Bild".



3. Der Tagesspiegel spricht sich gegen feministische "Zwangsbeglückung" aus.



4. Die Ruhrbarone haben "Generation beleidigt" von Caroline Fourest rezensiert.

Freitag, November 20, 2020

Giffeys Doktortitel: Kramp-Karrenbauer fordert Konsequenzen – News vom 20. November 2020

1. Die CDU-Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer forderte Konsequenzen, falls Giffey der Doktortitel aberkannt werden sollte.

"Die Untersuchung der Doktorarbeit und vor allem der Vorwürfe, die damit verbunden sind, muss fortgeführt werden - und sie muss schnell zu einem Ende gebracht werden, noch vor den anstehenden Wahlen zum Berliner Abgeordnetenhaus", sagte Kramp-Karrenbauer bei einer Veranstaltung der Augsburger Allgemeinen. Kramp-Karrenbauer sagte weiter, sollte sich herausstellen, dass sich die Vorwürfe bewahrheiten, "gehe ich davon aus, dass Frau Giffey das tut, was sie nämlich selbst schon angekündigt hat - und ich gehe davon aus, dass die SPD hier eben nicht mit zweierlei Maß misst."


Gestern war kurz durch die Medien gegeistert, dass Giffey gegen eine erneute Überprüfung ihrer Doktorarbeit klagen wolle. Das wird von der Ministerin inzwischen bestritten.



2. Auf n-tv würdigt Anna Meinecke Pauline Harmanges Anleitung zum Männerhass. Nur einige Auszüge aus einem wortreichen Beitrag:

Die französische Autorin Pauline Harmange schickt sich an, den Männerhass salonfähig, wenigstens zum Gegenstand der Debatte um Gleichberechtigung zu machen. (…) Mit gutem Gewissen, eben, weil sich das eine mit dem anderen nicht vergleichen lässt. Aktion, Reaktion: Männerhass nach Harmange bedeutet Widerstand. (…) Sie hat einen Punkt: Vielleicht muss feministische Argumentation stellenweise weniger sanft formuliert sein. (…) Harmange beobachtet ganz richtig eine Tendenz innerhalb des feministischen Diskurses, sich mit Männern sicherheitshalber zu verkumpeln und sie unter Betonung des eigenen Humors sowie der eigenen Nettigkeit als Verbündete zu umwerben. Diese Taktik führt de facto oft in eine Sackgasse. (…) Man kann das vielleicht auch erst einmal als gesundes Misstrauen auslegen gegenüber einer Gruppe Menschen, von denen erfahrungsgemäß nicht zu erwarten ist, die Interessen von Nicht-Männern konsequent durchzusetzen. Männerhass ist demnach eine reine Vorsichtsmaßnahme. (…) "Ich hasse Männer" ist Harmanges Einladung, alte Debatten aus einer neuen Haltung heraus zu denken.




3. Unter der Schlagzeile " Diese Frauen wollen die Redezeit von Männern beschränken" berichtet die Schweizer Zeitung "20 Minuten" über einen Vorstoß zu "gendergerechter Redezeit" im Basler Parlament. Wie so oft beweist Feministinnen der Widerstand zu dieser Idee, dass sie richtig liegen: "Da haben wir offenbar in ein Wespennest gestochen" freut sich eine der Initiatorinnen auf Twitter.



4. Die Bundesfach- und Koordinierungsstelle Männergewaltschutz, die zum Bundesfrauenministerium gehört, startete gestern pünktlich zum Internationalen Männertag eine bundesweite Sensibilisierung für von häuslicher Gewalt betroffene Männer. Das ist ein sehr erfreulicher Schritt nach vorne, aber mehr Koordinierung der verschiedenen Aktionen wäre wünschenswert: Letzte Woche noch hatte Giffeys Ministerium einen Großteil der Republik mit Plakaten bepflastern lassen, auf denen bei Opfern von häuslicher Gewalt nur von Frauen die Rede war.

Leider bezieht sich auch die "Bundesfach- und Koordinierungsstelle Männergewaltschutz" nur auf das kriminalpolizeilich erfasste Hellfeld der Gewaltopfer, wodurch ca. 75 Prozent der männlichen Opfer unsichtbar bleiben und die gesamte Debatte in eine Schieflage gerät, die beiden Geschlechtern schadet. Dass die Opfer unter Frauen und Männern gleich verteilt sind, ergaben die ersten Studien im Jahr 1980.



5. Die Reaktion der deutschen Medien auf den Internationalen Männertag ist gestern so dürftig ausgefallen, wie man erwarten musste. Ein typisches Beispiel hierfür ist ein Artikel in der "jungen welt", die Menschen wie Lili Kramer vom queerfeministischen Bündnis "What the fuck" dazu befragten und die Antwort erhielten, dass der Männertag "eine überflüssige Erfindung mit einer problematischen Message" sei.Selbst als Unterstützer des Feminismus werden Männer abgelehnt, weil sie ja doch alles falsch machen:

Als eine Männergruppe etwa die Proteste gegen den "Marsch für das Leben" unterstützen wollte, habe sie letztlich Aufmerksamkeit und Energien abgezogen, so Kramer. Statt tatkräftiger Hilfe habe es langwierige Debatten darüber gegeben, ob sie statt – wie vom Bündnis gebeten – Plakate zu kleben nicht lieber Kuchen backen könnten, welcher allerdings nicht benötigt wurde.


Im selben Artikel befindet der ATTAC-Activist Rubin Kettner, der die Proteste gegen die Abholzung im Dannenröder Wald begleitet, das Geschlecht ohnehin als "soziale Konstruktion": Männliche Rollenmuster gelte es zu überwinden, Männer sollten Frauen vor allem zuhören und ansonsten "einfach die Fresse halten". In ähnlich respekt- und würdeloser Weise geht es in diesem Artikel weiter.

Der Deutschlandfunk berichtete über den Internationalen Männertag so:

Männer müssen eine authentische und klare Antwort auf den Feminismus finden, sagt der Soziologe und Männerforscher Richard Schneebauer. (…) Als Provokation oder zumindest als verunsichernd empfinden viele Männer den Feminismus oder die #Metoo-Bewegung. Und als Reaktion darauf flüchten sich manche in den sogenannten Maskulismus. Sie sehen sich als Opfer und wenden sich erst recht traditionellen Rollenmustern zu.

Der Soziologe Richard Schneebauer, der seit 20 Jahren über Männer forscht und sie berät, findet: Das ist die falsche Reaktion. Hier würden nur Hilflosigkeit und Verletztheit in Wut umgewandelt, und das sei gefährlich.


Für das herrschende System ist diese Wut bestimmt gefährlich. Im Bereich der menschlichen Psyche allerdings markiert der Augenblick, wo Depression in Wut umschlägt, den Moment der Heilung. Dass dieser gerechte Zorn oft seine Gründe hat und in eine Verbesserung unerträglicher Zustände umgesetzt werden kann, ist politischen Aktivisten jeglicher Coleur seit langer Zeit klar.

Weitgehend herrscht bei einem gesellschaftspolitisch wichtigen Thema (Männer sind schließlich keine kleine Randgruppe in der Bevölkerung) in den deutschen Medien wie in der Politik Grabesstille. Dass es auch anders geht, zeigt der Blick nach Großbritannien. Dort haben die "gefährlichen" Männerrechtler das Geschwätz von Soziologen mit einer Einstellung wie Schneebauer ignoriert und fahren deshalb erste Gewinne ein.

Beispielhaft ist hier die Tageszeitung "Telegraph". Dort erklärt ein Artikel, was es mit dem Männertag überhaupt auf sich hat; ein zweiter Beitrag ist treffend überschrieben mit "Der Männertag ist eine Erfolgsgeschichte der Gegenkultur". Darin heißt es:

Jedes Jahr ist der Internationale Männertag in Großbritannien ein großer Erfolg, und 2020 ist keine Ausnahme. Mehr als 150 Unternehmen (große und kleine), Wohltätigkeitsorganisationen, Universitäten, Schulen, Fußballvereine, Unterhaltungskünstler, öffentliche Organisationen und Gemeindegruppen nehmen daran teil – auch das Unterhaus mit einer von den Abgeordneten Philip Davies und Ben Bradley anberaumten Generaldebatte. Es wird erwartet, dass der #InternationalMensDay der beliebteste Hashtag auf Twitter sein wird. (Das war in den Jahren 2017 und 2018 so - die nervtötenden Parlamentswahlen waren im letzten Jahr dazwischengekommen!)

Die Palette der Veranstaltungen reicht von großen Unternehmen, die Motivationskonferenzen mit bekannten Rednern (Colin Jackson und Nigel Owens) sponsern, bis hin zum öffentlichen Dienst, der für seine Mitarbeiter Veranstaltungen zur psychischen Gesundheit durchführt. Andere reichen von Wohltätigkeitsveranstaltungen wie "Men's Sheds Cymru's Bring a Butty" bis hin zu Spendenaktionen für Oxfordshire Mind. Es gibt auch die erste jährliche Verleihung der Men and Boys Awards für diejenigen, die einen herausragenden Beitrag zur Förderung der Pflege, des Mitgefühls und des sozialen Wandels für Männer und Jungen in Großbritannien geleistet haben.

Ich engagiere mich seit 10 Jahren für den Internationalen Männertag und bin immer wieder beeindruckt von der Bandbreite der Aktivitäten und der positiven Aufnahme, die sie erfahren. Doch ich bin mir auch sehr bewusst, dass der Tag als ein gegenkulturelles Ereignis betrachtet wird.

Es gibt keine offizielle "Empfehlung" des Internationalen Männertags durch das politische Establishment, geschweige denn seine Förderung. In vielerlei Hinsicht wird dem Tag in den Korridoren der Macht mit Gleichgültigkeit begegnet. Die einzige zentralisierte Organisation dieses Tages widmet sich der Förderung von drei zentralen Themen, der Pflege einer Website und eines Twitter-Accounts sowie die Verteilung von Logos von der Men-and-Boys-Coalition-Wohltätigkeitsorganisation, die die Plattform allen zur Verfügung stellt, solange sie niemanden ausgrenzen.

Die drei Themen sind bewusst weit genug gefasst, um auf vielfältige Weise angewendet werden zu können und gleichzeitig dem treu zu bleiben, worum es im Wesentlichen geht: die Auseinandersetzung mit den Themen, die das Wohlergehen von Männern und Jungen betreffen, die Unterstützung von Wohltätigkeitsorganisationen, die Männern und Jungen helfen, und generell ein (zur Abwechslung) positives Gespräch über Männer und Jungen. Es ist unwahrscheinlich, dass sich diese Themen über viele Jahre hinweg ändern werden.

Leider ist die bittere Wahrheit, dass die Gleichgültigkeit des Establishments gegenüber dem Internationalen Männertag ein Zeichen für eine breitere Haltung gegenüber den Themen ist, die das Wohlbefinden von Männern und Jungen im Allgemeinen betreffen. Die Statistiken sind nach wie vor schockierend: Im Vereinigten Königreich nehmen sich Männer nach wie vor dreimal häufiger das Leben als Frauen, in der Republik Irland nach Angaben von Samaritern viermal häufiger; Jungen liegen in jeder Bildungsstufe hinter den Mädchen zurück, und im Vereinigten Königreich sterben Männer 1,7-mal häufiger an Covid als Frauen. Ich sehe einen Mangel an konzertierten politischen Maßnahmen, wenn es um Fragen geht, die Männer betreffen. Sicherlich muss es das geben, wenn wir in einer vollständig integrativen Gesellschaft leben wollen.

Die gute Nachricht ist, dass die Kultur der Gleichgültigkeit für den Erfolg des Internationalen Männertages irrelevant war. Frauen und Männer, ob als Einzelpersonen, über ihre Arbeitgeber (die meisten Veranstaltungen werden von Personalabteilungen organisiert) oder über Gemeinschaftsgruppen, haben nicht gewartet oder um Erlaubnis für eine offizielle Unterstützung oder Beförderung gebeten. Sie haben selbst Maßnahmen ergriffen, weil sie sich dafür entschieden haben. Heute werden Sie sehen, wie Frauen die sozialen Medien nutzen, um über den positiven Einfluss von Männern und Jungen zu sprechen; und Sie werden sehen, wie Männer eine Vielzahl von Möglichkeiten erhalten, lokale oder nationale Selbsthilfegruppen, Netzwerke und Helplines zu kontaktieren, die ihre Unterstützung fördern. Solch ein echtes gesellschaftliches Anliegen und Streben nach Veränderung bedeutet mehr, als es ein zentralisiertes Streben je könnte.

Dies ist Graswurzel-Großbritannien in Aktion, gegen eine Kultur des Schulterzuckens, des Verschließens der Augen und der Gleichgültigkeit - um den Internationalen Tag der Männer zu einem durchschlagenden Erfolg zu machen.


Bei der parlamentarischen Debatte, die in dem Artikel erwähnt wurde, fragte der konservative Abgeordnete Ben Bradley: "Können wir sicherstellen, dass 'Gleichberechtigung' genau das bedeutet, statt positive Diskriminierung auf Kosten bestimmter Gruppen?" und "Warum haben wir einen Minister für Frauen, aber nicht für Männer?"

Der Abgeordnete aus Mansfield forderte außerdem einen Aktionsplan, der männliche Selbstötungen angeht, Reformen des Kindesunterhalts, einen langfristigen Plan zur Verbesserung der Hilfen für Alkoholabhängige, die Förderung der Unterstützung neuer Väter und die Unterstützung "zurückgelassener" Jungen in der Ausbildung.

(...) Aber die vorgesehenen zusätzlichen Geschäfte haben die Debatte auf 60 Minuten verkürzt. Bradley sagte den Abgeordneten: "Ich habe meine Beiträge drastisch gekürzt - aus unseren drei Stunden ist eine Stunde geworden, was vielleicht auf das Problem hindeutet, dass Männerfragen von der Tagesordnung verdrängt werden. Das ist ein schönes Beispiel für das Problem."

Bradley kritisierte den allgemeinen Sprachgebrauch einschließlich "männliche Privilegien", "toxische Männlichkeit" und die Rede von Männern als Unterdrücker und nicht als Menschen, die einen positiven Beitrag leisten, oder Vorbilder sind. Er fügte hinzu: "Über Männer wird allzu oft als ein Problem gesprochen, das korrigiert werden muss. Allzu oft versucht das ständige Streben nach Gleichheit und Vielfalt, andere nach unten zu ziehen, anstatt alle aufzurichten".

Bradley sagte, er glaube, dass die Gleichheitsgesetzgebung manchmal zusätzliche Hilfe für "alle anderen außer Männern und Jungen" biete, und er drängte auf die Notwendigkeit, weißen Jungen aus der Arbeiterklasse in der Bildung zu helfen - da sie hinterherhinken.


Ein Video von Bradleys Rede findet man hier: Das Parlament ist zwar bezeichnenderweise fast völlig leer und Bradley erntete einen Shitstorm auf Twitter. Er erhielt in den sozialen Medien aber auch viel Unterstützung, und außer der eben verlinkten Daily Mail berichteten weitere Zeitungen wie die "Metro" sowie die BBC über seine Rede.

In der britischen Zeitung "The Northern Echo" zeigt die Psychologin Dr Rebecca Owens , wie man zu diesem Thema einen vernünftigen Artikel hinbekommt:

Männer und Frauen standen schon immer vor unterschiedlichen Herausforderungen in Bezug auf so ziemlich alle Lebensbereiche.

Die Gründe dafür sind sehr komplex und eng miteinander verknüpft und es zählen neben biologischen, physiologischen und psychologischen Faktoren auch sozio-politische Faktoren dazu.

Es bleibt jedoch eine Tatsache, dass Männer aufgrund der Vielzahl komplexer und interagierender Faktoren im Allgemeinen weniger Sympathie und Einfühlungsvermögen erhalten. Es mangelt in der Gesellschaft an Bewusstsein für Probleme, mit denen Männer konfrontiert werden können.

Zum Beispiel können Männer Opfer von intimer Partnergewalt und Zwangskontrolle werden, aber unsere gesellschaftliche Erzählung legt nahe, dass Männer nur Täter und Frauen nur Opfer solcher Gewalt sein können.

Ebenso sehen wir Jungen und Mädchen in der Regel sehr unterschiedlich. Selbst wenn sie die gleichen Verhaltensweisen zeigen, neigen wir dazu, diese Verhaltensweisen unterschiedlichen Ursachen zuzuschreiben.

Oft geht es darum, Mädchen als potenzielle Opfer, vielleicht von Ausbeutung, und Jungen als Täter oder Unruhestifter zu positionieren. Diese gesellschaftliche Erzählung stellt für Männer und Jungen eine enorme Barriere dar, nicht nur wenn es um den Zugang zu Hilfe geht, sondern auch in Bezug auf die Erkenntnis, dass sie Hilfe brauchen, und sogar in Bezug auf die Erkenntnis, dass ihnen geholfen werden kann.

Es besteht oft die Tendenz, breit angelegte Vergleiche anzustellen oder Menschen sehr breit zu gruppieren - wie etwa Männer und Frauen. Und wir sehen oft, wie Männer und Frauen in unserer dominanten gesellschaftlichen Erzählung gegeneinander ausgespielt werden.

Aber in Wirklichkeit ist es sehr gefährlich, so breite Vergleiche anzustellen. Eine solche Gruppierung von Männern im Gegensatz zu Frauen umfasst etwa 50% der Bevölkerung und stellt auf dieser Grundlage Vergleiche an und hebt Unterschiede hervor. Das ist einfach nicht richtig oder fair.

Wenn wir solche Vergleiche anstellen würden, wäre ein genauerer Vergleich wahrscheinlich der sozioökonomische Status. Im Laufe der Geschichte wurden Männer und Frauen mit niedrigerem sozioökonomischen Hintergrund ausgenutzt. Männer wurden zum Beispiel in den Krieg gezwungen. Männer aus der Oberschicht aber nicht, und Frauen aus der Oberschicht waren nicht wie Frauen aus der Unterschicht mit Unterdrückung konfrontiert.

Aber ich glaube, im Allgemeinen haben wir diese Art von Dingen vergessen: dass Männer oft auch unterdrückt und benachteiligt wurden, und einige Frauen nicht.

Männer können sich genauso wie Frauen in einer Reihe von schwierigen Situationen befinden - häusliche Gewalt und Missbrauch, Zwangskontrolle, Schwierigkeiten beim Kontakt mit Kindern oder bei der Versorgung von Familien.

Als Gesellschaft haben wir unterschiedliche Anforderungen und Erwartungen an Männer und Frauen gestellt, und es überrascht nicht, dass Frauen sich dagegen wehren, dass sie nicht unbedingt zu Hause bleiben und Kinder großziehen wollen, dass sie die Möglichkeit haben, arbeiten zu gehen, eine Ausbildung zu erhalten usw.

Aber es ist doch nur fair, dass wir die gleichen Optionen auch Männern anbieten. Männer sollten zu Hause bei ihren Kindern bleiben können, wenn sie es wollen und können. Das soll nicht heißen, dass Männer zu Hause bleiben oder arbeiten gehen SOLLTEN: Diese Wahl zu haben, ist wichtig, und eine Wahl zu haben, die allen zur Verfügung steht, bedeutet, dass wir allen gleiche Chancen bieten, ohne die Erwartung, dass diese Optionen auch gleich wahrgenommen werden.


Währenddessen nutzen die britischen Fathers 4 Justice den Männertag, um an Frauen- und Gleichstellungsbüros weiße Federn als Symbol für die Feigheit zu schicken, wegen der sie Männeranliegen bis heute nicht angehen möchten.

Und jetzt stelle man sich all das in Deutschland vor. Ja, mir fehlt dazu auch die Phantasie. Deutsche Journalistinnen feiern Bücher wie "Ich hasse Männer", und entschiedenen Widerspruch von prominenten Kolleginnen und Kollegen gibt es nicht.



6. Die Post. Einer meiner Leser schreibt mir heute:

Hallo Herr Hoffmann,

am Mittwoch haben Sie einen Leserbrief zitiert, der die merkwürdige Einteilung in gute und nicht nennenswerte Opfer des islamischen Terrors in Mosambik thematisiert.

Das Ganze geht dort schon ein paar Tage.

Warum ich überhaupt schreibe: Diese Geschichte hat mich sofort an die "Bring back our girls"-Kampagne erinnert – nicht nur wegen der gleichen Ideologie der Angreifer. Für die 300 in Nigeria entführten Mädchen haben sich weltweit diverse Prominente engagiert, für die 500 abgeschlachteten Jungs hat sich niemand interessiert.

Den Vorgang hat Lucas Schoppe sehr schön dargestellt.

Bezeichnend ist auch, dass die Bevölkerung vor Ort in Nigeria keine Unterscheidung in gute Mädchen- und vernachlässigbare Jungenopfer machte. Dort war die Forderung: "Stop killing our children". Ist dieser Genderschwachsinn einfach nur Ausdruck der Wohlstandsverwahrlosung des fettgefressenen Westens?


Donnerstag, November 19, 2020

Friedrich Merz offen für Frauenquote in der CDU – News vom 19. November 2020

Zunächst einmal euch allen meine besten Wünsche zum heutigen Internationalen Männertag: dem einen Tag im Jahr, an dem auch "offiziell" über die Diskriminierungen von Männern gesprochen werden darf. Die Medien tun sich damit noch immer eher schwer.

Passenderweise ist die heutige Presseschau besonders umfangreich:

1.
Der CDU-Vorsitzkandidat Friedrich Merz hat sich erstmals offen für eine parteiinterne Frauenquote gezeigt. "Mein Votum ist, dass wir alles tun sollten, um den Frauenanteil in der Partei und auch in den Parlamenten zu erhöhen. Und ich bin für jedes Mittel ... zu haben, bis hin zur Quote", sagte Merz im "Morning Briefing"-Podcast des Nachrichtenportals "ThePioneer" (Mittwochausgabe). Was immer den Frauenanteil erhöhe, sei gut, sagte Merz weiter.


"Die Welt" berichtet.



2. In der Titelgeschichte der letzten "Welt am Sonntag" beschäftigt sich der Wissenschaftsjournalist Axel Bojanowski mit der immer weiter gefährdeten Meinungsfreiheit an deutschen Universitäten. Der Artikel, für den, wie Bojanowski auf Twitter erwähnt, eine wochenlange Recherche notwendig war, ist außerordentlich lang und steht leider nur im Anriss online.

Nachdem Bojanowski berichtet, wie sehr deutsche Wissenschaftsverbände in einem aktuellen Aufruf den Wert von Forschungsfreiheit preisen und die Einschränkung dieser Freiheit in anderen Ländern kritisieren, merkt er an:

Was nicht zur Sprache kam: Die Freiheit an Hochschulen wird auch in Deutschland infrage gestellt. Nicht von außen, sondern von innen, aus den Universitäten selbst heraus. Es hapert nicht selten schon an der wichtigsten Voraussetzung für Wissenschaft: der Möglichkeit zur freien Debatte.


Dies belegt Bojanowski durch eine Allensbach-Umfrage, an der 1106 Hochschullehrer in Deutschland teilnahmen.

20 Prozent der Professoren gaben eine kritische Beurteilung. Jeder Siebte hielt politische Korrektheit für ein Forschungshemmnis. Auf die Frage "Fühlen Sie sich in Ihrer Forschung oder Lehre durch formelle Vorgaben zur politischen Korrektheit eingeschränkt?" stimmte in den Geisteswissenschaften, den Rechts-, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften sogar jeder Dritte zu. (…)

Wer sich umhört an deutschen Unis, trifft auf zahlreiche verbitterte Wissenschaftler, die von "Cancel Culture" sprechen, von Annullierungskultur also. (…) Hierzulande habe sich eine Kultur des ängstlichen Rückzugs etabliert. Forscher beklagen "feindliches Klima", "politischen Druck", "Einschüchterung". Studien würden nicht geschrieben, Projekte nicht beantragt, Stellen nicht besetzt, Vorträge nicht gehalten, Gespräche nicht geführt. Dass etwas nicht geschieht aber lässt sich schwer beweisen – das erschwert es den Betroffenen, Gehör zu finden.

Oft genüge bereits der Verdacht, sich mit Thesen und Arbeiten nicht der Kollegenmehrheit anzuschließen, um unter Druck zu geraten, sagt der Rechtsphilosoph Reinhard Merkel von der Universität Hamburg – Abweichler würden häufig als Bedrohung wahrgenommen, nicht als Bereicherung. "Das Risiko veranlasst Wissenschaftler zur Selbstzensur und zum Rückzug aus öffentlichen Debatten", sagt auch die Ethnologin Susanne Schröter.

Der Deutsche Hochschulverband DHV, eine Interessenvertretung von mehr als 30.000 Wissenschaftlern, mahnt vor "Einschränkungen der Meinungsfreiheit an Universitäten". Die Toleranz gegenüber anderen Meinungen würde kleiner, erklärte DHV-Präsident Bernhard Kempen. An deutschen Hochschulen verbreitete sich eine "Entwicklung, niemandem eine Ansicht zuzumuten, die als unangemessen empfunden werden könnte", heißt es in der "Resolution zur Verteidigung der freien Debattenkultur an Universitäten", die der Hochschulverband vergangenes Jahr verabschiedet hat.

Differenzen müssten "im argumentativen Streit ausgetragen werden, nicht mit Boykott, Bashing, Mobbing oder gar Gewalt". Universitäten sollten unbequemen Meinungen ein Forum bieten. Dass sich Ausladungen von Personen häuften, die vermeintlich unerträgliche Meinungen verträten, sei nicht akzeptabel, konstatierte auch der DHV. "Wer die Welt der Universitäten betritt, muss akzeptieren, mit Vorstellungen konfrontiert zu werden, die den eigenen zuwiderlaufen."

(…) Auch die Schriftstellervereinigung PEN-Zentrum berichtet von "erschreckenden Zahlen": Eine Umfrage unter 526 Schriftstellern in Deutschland habe bereits 2018 ergeben, dass drei Viertel von ihnen "in Sorge sind über die freie Meinungsäußerung in Deutschland und eine Zunahme von Einschüchterungsversuchen beklagen". Jeder Zweite habe Übergriffe auf seine Person erlebt und außerdem Kenntnis von Angriffen auf Kolleginnen und Kollegen. Jeder Fünfte schreibe deshalb weniger über kritische Themen.


Bojanowskis Darstellung zufolge ist vor allem politisiertes Online-Mobbing, bei dem mit rufschädigenden Unterstellungen gearbeitet werde, für diese Entwicklung verantwortlich.

Angegriffene Professoren müssen auch dann um ihr Ansehen kämpfen, wenn die Vorwürfe haltlos sind. "Wer sich verteidigen muss, hat eigentlich schon verloren", sagt der Historiker Andreas Rödder von der Universität Mainz.


Diese Situation kennt natürlich auch jeder Wissenschaftler, der über die Anliegen und Probleme von Männern spricht oder sich dem aktuellen feministischen Weltbild nicht ganz und gar anschließt: Eine Verleumdung als "frauenfeindlich" und "rechtsradikal" erntet man von interessierter Seite schnell. Journalisten von Leitmedien bieten sich daraufhin oft eifrig als Multiplikator solcher Unterstellungen an, damit der Rufmord auch garantiert erfolgreich ist.

In den folgenden Absätzen seines Artikels zitiert Bojanowski einen Beitrag im Berliner "Tagesspiegel", dessen Autor Floris Biskamp die Behauptung äußert, ein Mundtot-Machen missliebiger Meinungen gäbe es nicht. Stattdessen werde jede "Kritik an Rassismus, Sexismus oder Antisemitismus als Meinungsdiktatur" abgetan.

Gerade aber das Nicht-Sehen ist für andere, wie Nikolaus Knoepffler von der Universität Jena, Teil des Problems. "Wer keinen Widerstand auslöst, kommt zurecht, Angepasstheit ist sogar karrierefördernd, das macht das Ganze umso schlimmer für die Abweichler", sagt der Philosoph, der kürzlich eine Tagung einberufen hatte, um das Problem der Ideologisierung an Unis mit Kollegen zu diskutieren.

Die Erklärung Biskamps sei von "ausnehmender Unbedarftheit", widerspricht auch der Rechtsphilosoph Reinhard Merkel von der Universität Hamburg. Biskamp scheine "keine Ahnung von den internen Vorgängen zu haben, von den Mechanismen der Selbstzensur oder der ausgrenzenden Stigmatisierung", auch wisse Biskamp offenbar nicht "welche Art E-Mails ein Professor erhält, der sich beispielsweise der Genderisierung verweigert". Es herrsche "Angst vor der Markierung als moralischer Außenseiter": "Wenige trauen sich offenen Widerspruch", sagt Merkel.


Wenn wir doch nur eine liberale Partei in Deutschland hätten, die diesen Ungeist beständig zum Thema macht ...



3. Hass und Gewalt gegen Schwule habe in Berlin stark zugenommen, berichtet die Neue Zürcher Zeitung. Der kulturelle Hintergrund dieser Entwicklung werde jedoch verdrängt. Das sei "symptomatisch für eine Politik des Wegsehens, des Nichtwahrhabenwollens und der Anbiederung, sobald es um Gewalt und Intoleranz vermeintlich unterdrückter Minderheiten geht."



4. Eine maskulistische Text-Analyse zeigt, wie Spiegel-Online Jungen als Opfer von sexueller Gewalt unsichtbar macht.



5. Obwohl Frauenministerin Franziska Giffey (SPD) auf das Führen ihres Doktortitels verzichtet, prüft die Freie Universität Berlin die umstrittene wissenschaftliche Arbeit erneut. Das berichtet Spiegel-Online. Um zu untersuchen, ob mit einer bloßen "Rüge" die richtige Entscheidung getroffen wurde, werde durch den zuständigen Promotionsausschuss des Fachbereichs Politik- und Sozialwissenschaften erneut ein Gremium eingesetzt. Das Verfahren solle möglichst bis Ende Februar abgeschlossen werden.



6. Wenn nach einem Tarifvertrag Müttern nach der Geburt mehr Urlaub zusteht als Vätern, dann kann das gerechtfertigt sein. Diskriminiert werden Väter hierdurch nicht in jedem Fall, urteilt der Europäische Gerichtshof.



7. Die Caritas in Österreich verzeichnet infolge der Corona-Pandemie einen Anstieg von Anfragen bei der Männerberatung:

Die häufigsten Probleme, mit denen die Männerberatung der Caritas konfrontiert ist, betreffen das Thema Partnerschaft. "Partnerschaften stehen unter großer Belastung, weil die Paare unter großer Belastung stehen", sagt Hayden-Hohmann im Gespräch mit noe.ORF.at. Die Folge sei häufig destruktive Kommunikation in Form von Vorwürfen und Sarkasmus.

Darüber hinaus kommen viele geschiedene Väter mit rechtlichen Fragen betreffend die Kindererziehung in die Beratung. Die Männer seien oft nicht ausreichend informiert, würden sich außen vorgelassen oder vom Jugendamt benachteiligt fühlen. "Da hilft es aufzuklären, was ihnen rechtlich zusteht", sagt Hayden-Hohmann.

(…) Weiters sei es bei Kommunikationsproblemen mit der Ex-Partnerin wichtig, den eigenen Umgangston zu verbessern. "Wenn man die Männer darauf hinweist, wie zynisch ihre Kommentare sind, kommt von ihnen viel Bereitschaft, an sich selbst zu arbeiten", sagt der Berater.


Mir liegt ein Kommentar auf der Zunge, aber er wäre zynisch. Ich muss mehr an mir selbst arbeiten. Mit unserer Gesellschaft ist alles in bester Ordnung. Und bestimmt gibt die Frauenberatung Frauen bei Partnerschaftskonflikten auch den Tipp, einfach mal ihren Umgangston zu verbessern.



8. Der Gymnasiallehrer und maskulistische Blogger Lucas Schoppe beschäftigt sich mit der Frage, wie und warum "Die Zeit" politischen Hass propagiert. Ein Auszug aus Schoppes Analyse:

Wie aber kann politischer Hass in einem demokratischen Kontext beworben werden?

"Männerhass ist eine befreiende Form der Feindseligkeit." So überschreibt ZEITCampus, das Unimagazin des Zeit-Verlags, Carla Baums Interview mit der französischen Feministin Pauline Harmange.

Nun ist es ja durchaus nachvollziehbar, dass offen vorgetragener Hass etwas Befreiendes hat: Er befreit von zivilen Erwartungen, von Selbstkontrolle, von moralischen Vorgaben. Eben darum hat er aber auch erhebliche Legitimationsprobleme.

Für Harmange aber reicht es, auf eine klassische Legitimation politischer Feindschaft zurückzugreifen, und die Interviewerin der universitären Zeit souffliert ihr dabei. Sie fragt, ob es denn eine gute Idee wäre, "Hass mit Hass" zu bekämpfen – und Harmange nimmt die Vorlage an, beschreibt ihren Hass als "Gegenreaktion", die gar nicht nötig wäre, "wenn Frauenhass nicht systematisch existierte".

Die andern haben angefangen.

Natürlich könnte die Interviewerin der universitären Zeit bei dieser Gelegenheit einfach einmal fragen, wann denn in den letzten Jahrzehnten irgendein Mann einen Bestseller geschrieben hätte, der offen zum Hass auf Frauen aufruft – oder wann denn Frauenhass in bildungsbürgerlichen Zeitungen offen propagiert worden wäre. Stattdessen gibt sie weitere Vorlagen und fragt, ob das alles denn wirklich einen "generellen Hass auf Männer, auf alle Männer" rechtfertigen würde. Als wäre es unwidersprochener Konsens, dass Hass auf Männer ganz okay wäre, während nur noch die Frage irgendwie strittig ist, ob es denn wirklich alle treffen müsse.

Ich selbst – als Mann, als Vater eines Jungen, aber auch als Lehrer von Mädchen UND Jungen – frage mich manchmal, ob ein solch offen und selbstverständlich vorgetragener Hass nicht möglicherweise Folgen hat, die wir gar nicht überschauen. (…) Dass ein Hass auf Männer – und Jungen – offen vorgetragen und von bildungsbürgerlichen Magazinen als salonfähig und selbstverständlich präsentiert wird: Das gibt es beim Pendant des Frauenhasses nicht.

(…) Hochprivilegierten Männern jedoch kann Hermanges Hass gleichgültig sein, sie haben genügend Ressourcen, ihn zu kompensieren. Er trifft hingegen Jungen, die in der Schule Nachteile erleben – Väter, die auf verlorenem Posten um den Kontakt zu ihren Kindern kämpfen – oder männliche Gewaltopfer, die deutlich weniger institutionelle Hilfen finden als weibliche.


Schoppes Analyse ist in Gänze lesenswert.



9. Die Studentenzeitung der kalifornischen Hochschule Berkeley verteidigt feministische Hate Speech wie die Parole "Kill all men!"

Die Übertreibung "Tötet alle Männer" ist eine verbale Manifestation von tief verwurzeltem Misstrauen in die Machtstruktur, die Vergewaltiger in unsere Gerichte und Geschlechterrollen in unsere Häuser bringt. Obwohl die Mainstream-Medien den Slogan oft falsch interpretieren, geht es eigentlich nicht darum, dass Frauen wollen, dass irgendein Individuum oder eine Gruppe stirbt. Es geht darum, dass Frauen ihre Wut zum Ausdruck bringen, um traumatische Erlebnisse zu verharmlosen, typischerweise bei Männern mit Cis-Geschlecht. "Tötet alle Männer" sollte als ein Schrei nach dem Tod des Patriarchats gesehen werden, nicht als ein Schrei nach Blut.

Teil der Verarbeitung dieser traumatischen Erlebnisse ist es, sich selbst zu erlauben, intensiv zu fühlen. Obwohl es nicht gut ist, Hass zu verbreiten, hilft es den Opfern, Spannungen durch Scherze mit Freunden abzubauen. Die Bewältigung von Traumata durch schwarzen Humor und iuronische Männerfeindlichkeit ist keine schlechte Sache, aber emotionale Unterdrückung kann es sein. Unterdrückte Emotionen finden immer Wege, sich zu manifestieren, und können schließlich dazu führen, dass sich Gewaltzyklen fortsetzen.

Anstatt Frauen wegen "polarisierender politischer Diskurse" anzugreifen, sollten wir sie fragen, warum sie zu solch radikaler Rhetorik motiviert sind. Hören wir auf, die Opfer zu beschämen, und hören wir einfach zu. Warum sagen Frauen "Tötet alle Männer", und wie können wir die Systeme ändern, die sie dazu motivieren?

(...) Männer fühlen sich oft unwohl, wenn sie mit dem Slogan konfrontiert werden, aber die eigentliche Absicht ist es, Unbehagen zu verursachen. Der soziale Fortschritt wird gehemmt, wenn die Menschen selbstgefällig sind, und die Selbstgefälligkeit nährt sich aus der Bequemlichkeit. Feministinnen fordern die männliche Autorität heraus, und es kann schwierig sein, sich damit auseinanderzusetzen. Das macht es aber nicht weniger wichtig. Unsere Gesellschaft braucht dringend einen Wandel, wie man an einer Kultur erkennen kann, die Frauen dazu treibt, "Tötet alle Männer" zu sagen, und dieser Wandel wird nicht stattfinden, wenn die Menschen an der Macht selbstgefällig sind.

Statements wie "Tötet alle Männer" verweben Satire und ironische Männerfeindlichkeit, um Gefühle des Misstrauens auszudrücken und einen Dialog über Sexismus zu entfachen. Mit Freunden und bekannten Unterstützern der Bewegung kann dies ein Weg sein, traumatische Erfahrungen zu verarbeiten und weibliche Erzählungen ans Licht zu bringen. (...) Hören wir auf, Frauen dafür zu zerfleischen, dass sie verständliche Gefühle ausdrücken, und beginnen wir stattdessen, ihnen zuzuhören. Manchmal hat man das Gefühl, dass feministische Themen nur dann diskutiert werden, wenn eine radikale Rhetorik verwendet wird. Ändern wir also unsere sozialen und politischen Räume so, dass Frauen nicht mehr "Tötet alle Männer" schreien müssen, um gehört zu werden.




10. "Wo beginnt Sexismus?" fragt die Berliner Morgenpost in der Schlagzeile ihres Artikels über ein Konflikt auf Instagramm: " Es geht um Frauenfeindlichkeit, Beleidigungen und Feminismus." Der Streit entzündete sich dadurch, dass User die Bodybuilderin Franziska Lohberger dafür kritisierten, dass sie sich auf Instagram in einer Bekleidung zeigte, bei der ihre Schamlippen durch Lohbergers enge Hosen deutlich erkennbar waren. Lohberger bezeichnete das als "Vulva Shaming". Es sei "widerlich", wie "Frauen und Mädchen das Gefühl vermittelt bekommen, sich für ihren Körper schämen zu müssen." Sie wolle ihre Reichweite von fast 200.000 Followern "genau für diese Art von Message nutzen." Daraus entspann sich ein längerer Wortwechsel, in den sich auch der Comedian Hendrik Nitsch ("Udo Bönstrup") einschaltete: "Wisst ihr, was ICH widerlich finde? Eure belanglosen, künstlichen Probleme, mit denen ihr in irgendeiner Form versucht, Aufmerksamkeit zu erlangen!" Auch die Politikerin Katharina Schulze (Grüne), die Sängerin Lena Meyer-Landrut und die Feministin Kristina Lunz, die als Mitgründerin der Beratungsorganisation "Center for Feminist Foreign Policy" unter anderem das Auswärtige Amt berät, schalteten sich in die Kontroverse darüber ein, ob Lohberger ihre Schamlippen öffentlich zeigen dürfe.

Für die Berliner Morgenpost ist der Streit "ein anschauliches Beispiel für Frauenfeindlichkeit und Hass im Netz". Die Zeitung berichtet, dass Frauen besonders stark von Online-Hass betroffen seien. Als Grundlage für diese Behauptung dient eine Studie der Organisation "PLAN International", für die Männer gar nicht erst nach ihren Erfahrungen mit Online-Hass befragt wurden. Seriösere Studien gelangen freilich zu einem ganz anderen Eregbnis.



11. Die Post. Einer meiner Leser schreibt mir heute:

Hallo Herr Hoffmann,

gerade hörte ich wieder im Fernsehen dieses übergriffige Genderdeutsch, dabei kam mir ein Satz besonders albern vor, der in etwa so ging:

"Auch sollen Autofahrer innen verstärkt Umweltregeln einhalten."

Ich habe mich instinktiv gefragt, was mit "innen" gemeint ist, vielleicht das Auto, aber warum dann nicht "außen"?

Eigentlich ist das aber alles nicht mehr witzig. Zunehmend versucht man im öffentlich-rechtlichen Rundfunk, den ja auch die Mehrheit der Bevölkerung, die gegen diesen Genderwahn sind, mitfinanzieren muss, quasi gewaltsam diese falsche Ausdrucksweise durchzusetzen.

Falsch deshalb, weil es diese Formen im Deutschen erstens nicht gibt und zweitens die ideologische Grundlage von der (entweder bewussten oder fahrlässigen) falschen Gleichsetzung von biologischem und grammatischem Geschlecht ausgeht. Das wird insbesondere deutlich, wenn man die Entstehungsgeschichte der Sprache betrachtet, wo im Wesentlichen das grammatische Geschlecht von der Wortart herrührt und nicht von der biologischen Zuschreibung. Gewaltsam deshalb, weil diese falsche Deutsch aufgezwungen wird und zutiefst übergriffig ist. Man kann sich ja nicht wirklich wehren, wenn man mal eine an sich interessante Dokumentation oder Nachrichten schaut, und diese Albernheiten auftauchen. Der Feminismus behauptet immer, das sei ja alles freiwillig, aber wenn Behörden ihre Angestellten zwingen, die Bürger dann mit solchen verschriftlichten Dummheiten belästigen und auch der öffentliche Rundfunk diesen Unsinn verbreitet, kann man dem kaum mehr entgehen.

Da wird versucht, die Bevölkerung quasi über die Hintertür zu einem ideologisch durchsetzten aber völlig falschen Deutsch umzuerziehen. Das hätten sich die Kommunisten nicht besser ausdenken können! Wo in der Welt gibt es das, dass eine akademische Einrichtung ("Studierendenwerk") sich ihr Bildungsdefizit auch noch acht Millionen Euro kosten lässt?

Ich frage mich ernsthaft, wie man das noch stoppen kann. Das ist doch nicht mehr normal!

Beste Grüße und weiterhin Schaffenskraft für Ihre wertvolle Arbeit!


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