Freitag, Januar 31, 2020

Weinstein-Prozess: "Geglaubt wird dem, der am lautesten 'Wolf!' schreit" – News vom 31. Januar 2020

1. Die Neue Zürcher Zeitung widmet sich unter der Schlagzeile "Gelaubt wird dem, der am lautesten 'Wolf!' schreit" der medialen Berichterstattung über den MeToo-Prozess gegen Harvey Weinstein:

Im Fall Harvey Weinstein scheint der Rechtsgrundsatz, nach dem beide Seiten Gehör finden sollen, für die Presse nicht zu gelten. Weder fragwürdige Auftritte der Klägerinnen noch die Argumente von Weinsteins Verteidigern werden in den Berichten thematisiert.


Hier geht es weiter mit dem lesenswerten Artikel über "einen Prozess, der nicht nur den Angeklagten, sondern auch #MeToo auf den Prüfstand stellt" beziehungsweise die einseitige Berichterstattung darüber in den Leitmedien.

Auch ich finde es etwas befremdlich, dass sich viele Journalisten der Leitmedien so verhalten, als wären sie Partei in diesem Prozess beziehungsweise als ginge es nur noch darum, jemanden zu überführen, dessen Schuld ohnehin schon feststeht. Die Grenzen zwischen Journalismus und Aktivismus werden hier einmal mehr verwischt.



2. Christian Schmidt legt seine Einschätzung von Mithu Sanyals Dokumentation über Männerrechtler dar und lädt ein zur Diskussion.



3. Die Evangelischen Frauen in Hessen und Nassau eifern weiter gegen das gleichberechtigte Sorgerecht für Eltern auch nach einer Trennung: "Der Zugang zum Sorgerecht ist für Väter schon jetzt sehr niedrigschwellig möglich"



4. Der britische Guardian berichtet über die wachsende Zahl alleinerziehender Väter. Ein Auszug aus dem sehr ausführlichen Artikel:

In einer Gesellschaft, die so eingerichtet ist, dass Frauen als primäre Betreuerinnen betrachtet werden, kann es befremdlich sein, alleinerziehender Vater zu sein. [Die Londoner Familienforscherin Dr. Sophie] Zadeh sagt: "Männer werden gefragt, ob es Mamas freier Tag ist. Selbst im relativ fortschrittlichen Kalifornien bekommt [der alleinerziehende Vater Simon] Burrell Kommentare wie diesen zu hören: "Er ist so süß! Wie geht's der Mutter?'"

Alleinerziehende Väter können auch mit Misstrauen betrachtet oder als untaugliche Eltern angesehen werden. "Die Leute gehen davon aus, dass sie keine guten Eltern sein können, weil sie männlich sind", sagt Zadeh. Ihre Forschung zeigt, dass Väter von Besuchern des Gesundheitswesens stärker unter die Lupe genommen werden als Mütter. "Sie werden als ungewöhnlicher angesehen", berichtet sie. Als Burrell seinen Freunden von seinen Plänen für ein Kind erzählte, stellten einige die Frage, ob er sich da zuviel vorgenommen hat. "Wir sind an die Vorstellung von Frauen als Alleinerziehende gewöhnt, aber es scheint die Annahme zu geben, dass Männer es nicht alleine schaffen", sagt er.

Noch schlimmer ist es, wenn man behauptet, dass alleinerziehende Väter Triebtäter sind. Trolle in den sozialen Medien haben [den Vater und Hausmann Ben] Carpenter beschuldigt, seine Kinder zu belästigen. "Sie sagen mir, dass sie hoffen, dass ich für meine Verbrechen, Kinder zu missbrauchen, verhaftet werde, und das ist der einzige Grund, warum ich adoptieren wollte. Sie können nicht damit umgehen, dass ein Mann Kinder lieben und für sie sorgen will." Aber Carpenter betont, dass diese Menschen in der Minderheit sind. "In neun von zehn Fällen ist das Feedback unterstützend und wunderbar."

[Der Ersatzvater Ian] Mucklejohn hat erlebt, wie sich die Einstellung gegenüber alleinerziehenden Vätern seit seiner Elternschaft verändert hat. "Im Jahr 2001 wurde ich als egoistisch beschrieben, oder als jemand, der eine geschäftliche Transaktion durchführt, um die Kinder zu bekommen", sagt er. Obwohl heute niemand mehr kritisch über seine Familie schreibt, haben diese Jahre Schaden angerichtet. Mucklejohns Sohn Ian hatte mit der negativen Presse zu kämpfen. "Es brachte ihn dazu, in der Schule unsichtbar sein zu wollen", sagt Mucklejohn. "Er hielt sich sehr zurück, aus Angst, jemand könnte seinen Namen in eine Suchmaschine eingeben."




5. Die liberale Feministin Cathy Young beschäftigt sich in ihrem aktuellen Artikel mit einem bizarren Fall, der zeigt, wie fragwürdig MeToo inzwischen geworden ist. Oft lohnt es sich nicht, derart lange Artikel zu übersetzen, aber dieser Beitrag veranschaulicht den Stand der Dinge bei MeToo wunderbar:

Unter der Flutwelle von Anschuldigungen wegen sexuellen Fehlverhaltens in den frühen Tagen von #MeToo betraf eine wenig beachtete Geschichte eine Indie-Country-Rock-Emo-Band namens Pinegrove. Am 21. November 2017 sagte die Band ihre Tournee aufgrund einer Anklage wegen "sexueller Nötigung" gegen den Leadsänger Evan Stephens Hall ab. In einer langen Nachricht von Hall auf der Facebook-Seite von Pinegrove wurde behauptet, dass der Vorwurf aus einer komplizierten, intensiven Beziehung herrührte, die seiner Meinung nach auf Gegenseitigkeit und Liebe basierte. Der Sänger geißelte sich aber auch, weil er "die Situation monumental falsch verstanden" habe. Insbesondere schrieb er, dass er "meine Machtposition als Person des öffentlichen Lebens und auch als Mann aktiver hätte anerkennen sollen".

Seit etwa einem Jahr versucht Pinegrove mit einigen Konzerten und nun mit einem neuen Album, "Marigold", ein Comeback zu feiern. Ein Artikel im Magazin "New Yorker" von Kelefa Sanneh zu Beginn dieses Monats wirft mehr Licht auf diese Situation. Sie wirft auch ein sehr beunruhigendes Licht auf das kultartige und offen gesagt wahnsinnige Klima, das sich derzeit in der progressiven Kultur hinsichtlich Behauptungen über sexuellen Missbrauch breit macht.

Hier ist der Hintergrund zu den Vorwürfen:

Halls Anklägerin war mit Pinegrove als Mitglied der Bandmannschaft auf Tournee gewesen. Obwohl sie immer noch anonym bleiben möchte, sagte sie gegenüber dem "New Yorker", dass sie bereit sei, ihre Erfahrung preiszugeben, um den Druck, den sie zu Beginn ihrer Beziehung mit Hall empfand, deutlicher zu machen. Eine Indie-Tour kann sich wie eine Non-Stop-Party oder wie eine ausgedehnte Road-Trip anfühlen, aber sie ist auch ein Arbeitsplatz - wenn auch einer mit wenigen schriftlichen Regeln und ohne klare Grenzen zwischen Privat- und Berufsleben. Sie sagt, dass diese Atmosphäre, kombiniert mit Halls Macht als Bandleader, eine romantische Beziehung entstehen ließ, die sie nun als implizit manipulativ empfindet. "Er hatte wirklich keine Kontrolle über mich", sagt sie. "Aber in der Blase der Tournee hatte ich wirklich das Gefühl, er hätte sie gehabt." Die Beziehung endete kurz nach der Tournee, und Halls Anklägerin sagt, dass sie eine Weile brauchte, um herauszufinden, dass sie sich, obwohl es keine Gewalt in der Beziehung gegeben hatte, dadurch geschädigt fühlte - und dass sie wollte, dass Hall sich etwas Zeit nimmt, um über den Schaden, den er angerichtet hatte, nachzudenken.

Im nächsten Absatz berichtet Sanneh, dass "die Band damals nicht in der Lage war, jemandem eine langfristige Arbeit oder auch nur einen existenzsichernden Lohn anzubieten".

Halls ursprünglicher Facebook-Post bietet ein zusätzliches Detail: Als er und seine Anklägerin sich verlobten, traf sie sich auch mit jemand anderem, und "die Auflösung dieser Beziehung hätte intensive persönliche und berufliche Konsequenzen gehabt". Schließlich trennte sich die Frau von ihrem Freund. Hall schrieb, dass "wir kurz danach wieder zusammenkamen, was etwa zwei Wochen dauerte, in denen wir so viel Zeit wie möglich miteinander verbrachten".

Mit anderen Worten, zwei Menschen in der unstrukturierten Umgebung einer Indie-Band, die eine Art Arbeitsplatz war (von dem aber niemand finanziell abhängig war), nahmen eine sexuelle und romantische Beziehung miteinander auf. Das hat nicht funktioniert. Die Frau fühlte sich verletzt, vielleicht besonders, weil diese Situation zum Verlust einer anderen Beziehung führte. Später entschied sie, dass das, was passierte, irgendwie "implizit manipulativ" war, wegen der "Macht" des Mannes - die er, wie sie zugibt, eigentlich nicht hatte, außer dass es sich "so anfühlte, als hätte er sie gehabt".

Wenn sich jemand daran macht, eine vernichtende #MeToo-Satire zu schreiben, ist es schwer zu erkennen, wie es das übertreffen könnte.

Im Artikel des Magazins "New Yorker" heißt es, dass Hall sich ein Jahr Auszeit von der Tournee nahm und "auf Wunsch seiner Anklägerin" eine Therapie begann. Aber das ist eine ziemlich gesäuberte Version der Fakten, die in einem Artikel des Online-Musikmagazins "Pitchfork" vom September 2018 (auf den sich der "New Yorker" bezieht) dargelegt wurden. Es scheint, dass sich Halls Anklägerin nicht einfach von sich aus zu Wort meldete; die Anschuldigungen wurden zuerst in einer Reihe von E-Mails von einer Sheridan Allen, der Gründerin und Leiterin einer in Philadelphia ansässigen Organisation namens PunkTalks, gemacht, deren Aufgabe es angeblich ist, "tourende Musiker und Mitarbeiter der Musikindustrie mit kostenloser Therapie zu verbinden".

Am 14. November 2017 schrieb Allen an das Pinegrove-Label und an den Organisator eines Festivals, auf dem die Band auftreten sollte, spielte dabei auf die #MeToo-Dynamik an und beschuldigte Hall des "räuberischen und manipulativen Verhaltens gegenüber Frauen". Sie gab an, dass sie mit einer Frau in Kontakt stand, die Hall der sexuellen Nötigung beschuldigte, und dass dieses Opfer "NICHT DAS ERSTE" sei (Großbuchstaben in der ursprünglichen E-Mail). Sie schlug auch vor, dass Hall sich von Auftritten zurückziehen und sich einer Therapie unterziehen sollte (die sie freiwillig über PunkTalks angeboten hat); dass sowohl die Tournee der Band als auch die Veröffentlichung ihres ersten Albums Skylight abgesagt werden sollten; und dass eine öffentliche Erklärung über die Situation abgegeben werden sollte.

Zwei Tage später schrieb Allen in einer internen E-Mail an das PunkTalks-Team, dass, falls diese Bedingungen nicht erfüllt würden, "das ursprüngliche Opfer und ein anderes identifiziertes Opfer planen, öffentlich zu sprechen, was wir zu 10000% unterstützen". Sie bezeichnete sich selbst auch als "direkt daran arbeitend, die größte Band in der Indie-Branche jetzt zu Fall zu bringen", eine Aussage, die sie einige Monate später auf Twitter zurücknahm.

"Pitchfork" berichtet, dass sich die Anklägerin in der Folge von Allen distanzierte und sagte, dass sie nie die Absicht hatte, an die Öffentlichkeit zu gehen und nie eine öffentliche Erklärung von Pinegrove oder Hall verlangt habe. Die Anklägerin hat jedoch (nach eigenen Angaben) verschiedene Bandmitglieder kontaktiert, um ihnen mitzuteilen, dass Hall sie "sexuell genötigt" habe. Unter diesen Umständen klingt die "Bitte", eine Auszeit zu nehmen und eine Therapie zu machen, eher wie ein Angebot, das man nicht ablehnen kann.

Die Pitchfork-Geschichte enthüllt auch mehr Einzelheiten über Halls angebliche "Nötigung". Nach Angaben eines Mediators, der mit Hall und dem "angeblichen Opfer" zusammengearbeitet hatte, "hatte die Frau das Gefühl, dass er sie dazu zwang, ihren Partner mit ihm zu betrügen, und sie hatte das Gefühl, dass sie mehrmals Nein zu ihm sagte ... und er sie trotzdem weiter verfolgte". Auf der anderen Seite "behauptete Hall, dass ihre Beziehung Fortschritte machte, räumte aber ein, dass das angebliche Opfer 'das Recht hat, ihre Erfahrung so zu beschreiben, wie sie sich für sie anfühlte".

Halls anderes "identifiziertes Opfer", das Allen erwähnt hat, ist eine in Phoenix ansässige Pädagogin und Organisatorin namens Autumn Lavis - die Pitchfork mit Nachdruck erklärte, dass sie nicht von Hall zum Opfer gemacht worden sei.

Lavis und Hall trafen sich erstmals im Sommer 2016. Sie hatten eine kurze, intime Beziehung, die, wie Lavis sagte, endete, als Hall wieder mit einer Ex-Freundin zusammenkam. "Die Nachwirkungen ließen mich ein schlechtes Gewissen haben", sagte Lavis. "Aber ich hatte nie das Gefühl, dass er mich missbraucht hat. Wenn jemand eine negative Erfahrung gemacht hätte, würde ich das bestätigen, aber meine war einvernehmlich."

Lavis erzählte Pitchfork auch, dass sie sich bei Allen, der damals ihr Freund war, "über die Beziehung und die Trennung geäußert hat". Dann war sie schockiert, als sie erfuhr, dass Allen sie als das andere Opfer von Hall anpries.

Aber ist Halls tatsächliches "angebliches Opfer" ein größeres Opfer als Lavis? Es scheint, dass es in beiden Fällen eine kurze Beziehung gab, die mit verletzten Gefühlen endete. Aber eine Frau übernimmt die Verantwortung für ihre eigenen Handlungen und erkennt an, dass ihre schlechte Beziehung einvernehmlich war. Die andere versteckt sich hinter vagen Aussagen über "Zwang", "Kontrolle" und Manipulation. Der Unterschied zwischen "einvernehmlicher Beziehung" und "Nötigung" erweist sich als völlig subjektiv.

Unterdessen rügt der "New Yorker" Hall dafür, dass er "sich der Idee widersetzt habe, dass er der Chef seiner Anklägerin sei", weil es keine wirkliche finanzielle Belohnung gegeben habe: "Natürlich hat der Anführer einer aufkeimenden Band trotzdem viel Einfluss, egal wie wenig Geld er verdient. In jedem Rockkonzert steckt eine Machtdynamik: Selbst bei einer egalitären Kellershow machen eine kleine Anzahl von Leuten den meisten Lärm, und eine größere Anzahl von Leuten macht den größten Teil des Zuhörens aus."

In seiner selbstquälerischen Facebook-Erklärung scheint Hall dem zuzustimmen: "Ich habe mit Fans geflirtet und war bei einigen Gelegenheiten intim mit Leuten, die ich auf Tournee getroffen habe. ich bin jetzt zu dem Schluss gekommen, dass das niemals angemessen ist - selbst wenn sie es initiieren. es wird in diesen Situationen immer eine unfaire Machtdynamik im Spiel sein, und es ist nicht in Ordnung, dass ich das ignoriere."

Aber nach diesem Maßstab können in fast jeder Beziehung Ungleichheiten und Ungleichgewichte im Einfluss bestehen. Dürfen Sie mit Menschen schlafen, wenn Sie der Star Ihres sozialen Kreises sind? Wie ist es, wenn Sie sehr attraktiv sind und als äußerst begehrenswert angesehen werden? Halls Aussage macht auch sehr deutlich, dass die ungleiche "Machtdynamik" zwangsläufig zwischen Frauen und Männern besteht:

"Ich habe immer versucht, alle meine Beziehungen unter der Prämisse der Gleichberechtigung anzugehen, aber ich sehe jetzt klarer, dass das inhärente Privileg meines Geschlechts und das angesammelte Privileg, ein anerkannter Darsteller zu sein, diese Interaktion ganz sicher beeinflusst hat."

Moderner Feminismus, Kinder: ein Mann, der sich dafür entschuldigt, dass er die Kühnheit besitzt, Frauen gleichberechtigt zu behandeln.

Natürlich ist "Privileg" eine komplizierte Sache. Eine Freundin von mir, eine eingetragene Demokratin und Gründungsmitglied von The Liberal Media™, hatte dies in einer E-Mail zu sagen: "Wenn wir darüber sprechen, wer die Macht hatte: Er wurde von einer Frau als Geisel gehalten, die offenbar über das Ende ihrer Affäre unglücklich war."

Ich bin sicher, dass in der Mainstream-Musikszene die Stars (meist männlich) oft mit ungeheuerlichem Fehlverhalten und Ausbeutung davongekommen sind. Pinegrove ist, wie The New Yorker berichtet, Teil "einer musikalischen Subkultur, in der Vorwürfe sexuellen Fehlverhaltens ernst genommen werden, oder zumindest ernster als anderswo". Leider ist es auch eine Subkultur, in der Männer kriecherische Buße für ihr "Privileg" leisten und Beschuldigungen des Missbrauchs aufgrund verletzter Gefühle viel ernster genommen werden, als sie es sollten. Es ist eine Subkultur, in der viele Menschen sich immer noch nicht entscheiden können, ob sie einem Mann verzeihen sollen, der (wenn man wirklich darüber nachdenkt) das Opfer einer missbräuchlichen Ex ist.

Auch der New-Yorker-Redakteur Sanneh kann sich nicht ganz entscheiden, ob Hall vergeben werden soll. Er meint, dass es vielleicht beunruhigend für Hall sein könnte, wenn er "Lieder singt, die von seinen privaten Sorgen zu handeln scheinen". Außerdem stellt er fest, "es gibt keine Möglichkeit, die Angemessenheit von Halls Sühne zu beurteilen, ohne zu entscheiden, wie viel er überhaupt zu sühnen hatte". Dass Hall vielleicht viel zu sehr bestraft wurde, scheint Sanneh nicht in den Sinn zu kommen. Wie meine Freundin es ausdrückte, "stellt dieser Artikel fest, dass Männer öffentlich beschämt und ihre Karriere in Gefahr gebracht werden sollten, wenn eine Frau jemals von einer einvernehmlichen intimen Begegnung davongeht, die nicht ganz zufriedenstellend war."

Aber es geht nicht nur um die Ungerechtigkeit gegenüber Hall. Es geht um die Art von Welt, in der wir leben wollen. Sind die Frauen erwachsen und gleichberechtigt mit den Männern oder zerbrechliche Kreaturen, die vor emotionalen Gefahren geschützt werden müssen? Sollten unbekümmerte, anarchische künstlerische Umgebungen, in denen sich das Persönliche und das Berufliche vermischen können, existieren dürfen, oder sollten sie in Vergessenheit geraten? Sollten die Menschen - insbesondere Männer - Angst haben, sich auf eine Beziehung einzulassen, die sich unglücklich entwickeln könnte und die möglicherweise nicht die vollkommene Gleichberechtigung bei der Macht bedeutet, die beide Partner besitzen?

Und warum stellt der "New Yorker" diese Fragen nicht?

Donnerstag, Januar 30, 2020

SWR-Doku: "Arne Hoffmann ist der Teufel" – News vom 30. Januar 2020

1. Das Sendemanuskript der für kommenden Sonntag angekündigten Dokumentation der Feministin Mithu Sanyal über Männerrechtler, die vom SWR gesendet werden wird, steht jetzt bereits im Volltext online. Über den Kontakt zu mir selbst wird Mithu Sanyal berichten:

Ich muss tatsächlich sagen, als ich Leuten gesagt hab: Ach, ich möchte gerne mit Arne Hoffmann ein Interview machen, dass sie die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen haben, also wirklich: "Arne Hoffmann ist der Teufel.“ Für den Teufel ist Arne Hoffmann ausgesprochen höflich und deutlich weniger charismatisch, als ich erwartet hätte.


Frauen versprechen sich einfach zu viel von mir. Dieser Erwartungsdruck macht mich irgendwann noch mal fertig. Ständig bekommt man Dinge zu hören wie: "Ich hatte auf ein BISSCHEN mehr Schwefel und Höllenfeuer gehofft, mein Herr."

Ernsthafter: Das von einigen befürchtete x-te Hit Piece gegen Männeraktivisten ist Mithus Beitrag nicht geworden. Eher ein weiterer Schritt in die Richtung, dass sich unsere Gesellschaft ganz langsam und ganz allmählich daran gewöhnt, dass auch Männer geschlechterpolitische Anliegen vertreten. Dementsprechend äußern sich die ersten Männerrechtler auf Twitter bereits sehr zufrieden. Mithu Sanyal schreibt im selben Thread zu ihrer Doku:

Ich werde es bestimmt nicht allen Recht machen können und viele Aspekte sind einfach der Länge zum Opfer gefallen. Aber ich habe versucht, ein wirklich faires und freundliches Feature zu machen. Es geht mir um Verstehen und Verstanden werden.


Hoffentlich normalisiert sich der Umgang mit Männerrechtlern also allmählich, nachdem einige wenige Menschen zu Beginn des letzten Jahrzehnts für eine Dämonisierung und eine Eskalation der Konflikte gesorgt haben, die bis heute anhält.

Interessant ist, dass der SWR insgesamt an dieser Dämonisierung festhält. So ist auf der SWR-Website zu Mithus Dokumentation ein entsprechend bösartiger Beitrag von Nina Bust-Bartels aus dem Jahr 2015 verlinkt, den der Blogger und Gymnasiallehrer Lucas Schoppe hier analysiert hatte:

Schon der Beginn dieser Hörfunksendung, die bei SWR2 mehrfach ausgestrahlt wird, kreiert den Eindruck eines Bürgerkrieges. Offenkundig gewaltbereite Männer würden gegen Feministinnen, ja gegen alle Frauen entschlossen in die Schlacht ziehen, um die Fortschritte der letzten Jahrzehnte wieder zunichte zu machen. Dass eine solche ressentimentgeladene, holzschnittartige Freund-Feind-Darstellung von eben dem kriegerischen Ethos bestimmt ist, das sie den politischen Gegnern unterstellt – das kann angesichts der beschworenen Gefahren natürlich keine Rolle spielen.


Ironischerweise hat ausgerechnet diese Hetze für die Männerechtsbewegung mehr erreicht als vieles andere, weil sie den Anstoß dafür lieferte, dieses Blog hier auf Spendenbasis zu stellen und damit dauerhaft zu etablieren.

(Kleine Korrektur zu Mithu Sanyals Dokumentation: Meinem Vater geht es gesundheitlich gut. Keine Ahnung, wie dieses Missverständnis entstanden ist.)



2. Am 20. bis 22. März 2020 veranstaltet die Evangelische Akademie Tutzing die Tagung Familienpolitik als Verfassungsauftrag:

Das Grundgesetz stellt die Familie unter besonderen Schutz. Bei den Bürgern – vor allem auch bei jungen Menschen – genießt die Familie hohe Wertschätzung, wie Umfragen immer wieder belegen. Aber was bedeutet Familie heute in der Wirklichkeit? Innerhalb weniger Jahrzehnte haben sich die Familienverhältnisse in Deutschland und auch der Begriff Familie tiefgreifend verändert. Neben die klassische Ehe und Kleinfamilie ist eine Vielfalt an Lebensmodellen getreten: Mehr als ein Drittel der Kinder in Deutschland werden außerhalb der Ehe geboren, in fast jeder fünften Familie erzieht ein Elternteil alleine und geschätzt jede zehnte Familie ist eine Patchworkfamilie. Nichteheliche Lebensgemeinschaften ebenso wie eingetragene Lebenspartnerschaft en und gleichgeschlechtliche Ehen erfahren – auch im kirchlichen Kontext – zunehmend Gleichstellung. Immer mehr Frauen in Deutschland entscheiden sich gegen Kinder. Ihr Anteil gehört zu den höchsten in Europa.

Was Ökonomen mit steigenden "Opportunitätskosten", dem Ergebnis einer persönlichen Kosten-Nutzen-Analyse, zu erklären versuchen, bedeutet vor allem, dass für viele Menschen Institutionen und Infrastrukturen heute off enbar nicht mehr zu den veränderten Lebens- und Familienverhältnissen passen. Die Familienverhältnisse sind in ethnischer, kultureller und religiös-weltanschaulicher Sicht pluralistischer geworden – wie die Gesellschaft insgesamt.

Was bedeutet das für die Familienpolitik? Wie kann sie in Zeiten heftiger kultureller, sozialer und kommunikativer Veränderungen noch ihrem Verfassungsauftrag nachkommen? Einzelne Ziele der Familienpolitik sind sowohl in der gesellschaft lichen und politischen Debatte als auch in der Wissenschaft durchaus umstritten. Familienpolitik ist zugleich Bildungs-, Arbeitsmarkt-, Sozial-, Finanz- und Wirtschaft spolitik. Umso wichtiger ist die Verständigung über gemeinsame, tragfähige Perspektiven.

Darum soll es gehen: Um Begriff , Verständnis und Praxis von Familie heute; um die Frage, was moderne Familienpolitik leisten kann und muss – angesichts der vielfältigen Realität von Familie, angesichts von sozialen und kulturellen Ungleichheiten und Ungleichzeitigkeiten, angesichts eines veränderten Selbstverständnisses und Anspruchs auf berufliche Selbstverwirklichung sowie der bleibenden gesellschaftlichen Aufgabe, Kindern Geborgenheit und Zuwendung zu ermöglichen. Es geht um nicht weniger als die Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft.


Zu den Referenten, die auf der Tagung einen Vortrag halten werden, gehören Gerd Riedmeier, Sprecher der "Interessengemeinschaft Jungen, Männer und Väter", der ich auch angehöre, Nicole Bauer, Bundestagsabgeordnete der FDP und Mitglied im Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Franziska Giffey (SPD), Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Professor Christian Pfeiffer, ehemaliger Direktor des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen und viele andere mehr. (Eine komplette Auflistung ist unter der oben verlinkten Website einzusehen.) Womöglich kommen auch hier einige lager- und gruppenübergreifende Dialoge zustande.



3. Der Informationsdienst "Heute im Bundestag" berichtet unter der Überschrift "Uneinig über Männervereine":

Nach einem Gerichtsurteil, dem zufolge einem Verein, der keine Frauen aufnimmt, die Gemeinnützigkeit und damit die Möglichkeit zur Steuerabsetzung von Spenden und Beiträgen entzogen werden kann, sind im Finanzausschuss die Meinungen über die Konsequenzen deutlich auseinandergegangen. Zur Beratung stand ein Antrag der FDP-Fraktion "Gemeinnützigkeit mitglieder- und geschlechtsunabhängig stärken" (19/16038). Demnach soll es Vereinen überlassen bleiben, wen sie als Mitglied aufnehmen, und dies keinen Einfluss auf die Anerkennung als gemeinnützig haben. Neben den FDP-Abgeordneten stimmte auch die AfD-Fraktion für diesen Antrag, Linke und Grüne enthielten sich. Mit der Stimmenmehrheit der Koalitionsfraktionen empfahl der Ausschuss dem Bundestag, den Antrag abzulehnen.




4. Die Einführung eines Frauennachttaxis in Ludwigshafen nach dem Mannheimer Modell wird von allen Fraktionen der Stadt befürwortet. Nur wegen der Finanznot Ludwighafens wird es bis zu seiner Einrichtung noch ein wenig dauern: Die Verwaltung rechnet Sozialdezernentin Beate Steeg (SPD) zufolge mit einem Betrag von 100 000 Euro.

Die bei weitem meisten Gewaltopfer im öffentlichen Raum sind nach wie vor männlich.



5.
Der österreichische Schriftsteller Josef Haslinger erlebte als Junge im Kloster Zwettl sexuelle Gewalt. In seinem Buch "Mein Fall" erzählt er davon.


Die "taz" berichtet.



6. Die US-amerikanische Elite-Universität Harvard hat einen beliebten Einführungskurs über die Kunst von der Renaissance bis zur Gegenwart gestrichen, weil darin zu viele weiße Männer vorkommen. Ein neuer Kurs soll "die Kunst in Bezug auf Fragen von Geschlecht, Klasse und Rasse betrachten und ihre Auseinandersetzung mit dem westlichen Kapitalismus diskutieren", so heißt es im neuen Lehrplan. Auch die Beziehung der Kunst zum Klimawandel werde ein Schlüsselthema sein.

Nicht alle Studenten sind glücklich mit dieser Änderung. ""Wenn Sie diesen einen, allumfassenden Kurs abschaffen, dann müssen die Studenten, um den westlichen Kunstkanon zu verstehen, mehrere Kunstgeschichtskurse belegen", erklärt einer von ihnen. "Was für das Hauptfach Kunstgeschichte gut und schön ist, aber für den Rest von uns ist es scheiße."

Im oben verlinkten liberalen Magazin "Reason" kommentiert Robert Soave diese Entwicklung ebenfalls kritisch:

In den letzten Jahren rebellieren immer häufiger Grüppchen von Studenten gegen die Lehrpläne der freien Künste, die ihrer Meinung nach zu sehr auf westliche Künstler, Autoren und Denker ausgerichtet sind. Studenten am Reed College haben zum Beispiel erfolgreich Druck auf Pädagogen ausgeübt, um einen einführenden geisteswissenschaftlichen Kurs aufzulösen. In diesem Fall forderten die Aktivisten, dass alle europäischen Texte entfernt und durch außereuropäische Bücher ersetzt werden sollten, als eine Form der Reparation "für die Geschichte der Geisteswissenschaften 110, die die Geschichte der farbigen Menschen, insbesondere der Schwarzen, auslöschte". Die Kunstabteilung von Yale scheint sich dieser Zeit anzupassen.

Es ist gut, mehr Perspektiven einzubeziehen und dafür zu sorgen, dass eine liberale Kunsterziehung nicht zu sehr auf Europa ausgerichtet ist. Aber Vielfalt durch Addition ist der Vielfalt durch Subtraktion bei weitem vorzuziehen. Wenn eine Universität einen einführenden Kunstkurs streicht, weil eine winzige Anzahl von Ideologen gegen das Weiße und Männliche an der Sache protestiert, hat man das Gefühl, dass sie den Geschichtsunterricht ablehnen, weil einige Leute nicht mögen, was passiert ist. Der übergroße Einfluss des Westens auf die Ereignisse der letzten Jahrhunderte mag sehr problematisch sein, aber das bedeutet nicht, dass er nicht real ist.


Harvard landete übrigens gerade in einer Liste der zehn übelsten Universitäten, was die Einschränkung der Meinungsfreiheit angeht.

Mittwoch, Januar 29, 2020

FDP will Vaterschaftstests vor der Geburt erlauben – News vom 29. Januar 2020

1.
Die FDP strebt eine generelle Legalisierung von Vaterschaftstests vor der Geburt eines Kindes an. Das geht aus einem Gesetzentwurf der FDP-Bundestagsfraktion hervor, über den die "Süddeutsche Zeitung" vorab aus ihrer Dienstagsausgabe berichtet. Das bisherige Verbot vorgeburtlicher Vaterschaftstests sei "aus der Zeit gefallen", kritisierte die FDP-Abgeordnete Katrin Helling-Plahr.


Hier geht es weiter.

Die Erlaubnis eines Vaterschaftstest vor oder bei der Geburt eines Kindes gehört seit langen Jahren zu den Forderungen der Männerrechtsbewegung.



2. Von dem Professor für Soziologie Walter Hollstein erscheint am 12. Februar bei NZZ Libro ein neues Buch: "Das Gären im Volksbauch. Warum die Rechte immer stärker wird":

Die Welt ist in Aufruhr. Immer häufiger bricht der Ausnahmezustand in Form von Klimakatastrophen, Anschlägen, Amokläufen oder Wirtschaftskrisen in den Alltag ein. Diese Erfahrung droht inzwischen zur Normalität zu werden. Als Folge empfinden die Menschen zunehmend Unsicherheit und Angst, aber auch Wut und Frustration darüber, dass sich nichts ändert. Den gewachsenen Protest versucht man, unter dem Begriff des Populismus zusammenzufassen. Damit setzt sich das vorliegende Buch kritisch auseinander. Der Autor hat viele Gespräche und Interviews geführt, populäre Zeitungsartikel und Social-Media-Posts analysiert, um zu verstehen, was im Empfinden der Menschen gärt und sich politisch ankündigt.


Eines dieser Themen ist natürlich das Männerthema, weshalb dieses Buch auch das Kapitel "Der entwertete Mann" enthält. Darin heißt es:

Männer sind aber nicht nur die Verlierer auf dem Arbeitsmarkt, sondern bereits dort, wo in Schulen und Ausbildung für die späteren Berufsqualifikationen vorbereitet wird. Ihre Bedürfnisse werden zunehmend ignoriert, ihre Leistungen bei gleicher Qualität wie die der Mädchen schlechter benotet, ihre Versetzungen in höhere Schulstufen oder Klassen erschwert. Schulversager, Schulabbrecher, Schulschwänzer sind heute fast ausschließlich männlich. Die amerikanische Philosophien Christina Hoff-Sommers, selber Feministin, spricht in ihrem gleichnamigen Buch vom "Krieg gegen die Jungen". Das mag übertrieben sein, aber Tatbestand ist, dass Jungen in Kindergärten, Horten, Ganztagseinrichtungen, Schulen und Beratungsinstanzen ständig an weibliche Verhaltensmuster und Grenzsetzungen stoßen. In ihrer Motorik und Renitenz drücken sie dann häufig ihren Widerstand gegen die Erziehungseinrichtungen als weibliche Bastionen aus. Sarkastisch notiert Hoff-Sommers, dass Tom Sawyer und Huckleberry Finn heute in der Frauenschule Ritalin verordnet bekämen, um ruhiggestellt zu werden.




3. Die deutschen Leitmedien schätzen Männer immer noch sehr. "Die teure Last mit alten Männern" titelt die FAZ, und "Die Welt" schlagzeilt "Alte weiße Männer spüren jetzt, was andere Menschen seit jeher erleben". Letzteres stimmt: Sobald wir in Rente gehen, können auch wir ab 14 Uhr Nachmittags-Soaps wie "Sturm der Liebe" gucken. Aber ich fürchte, gemeint ist der Satz eigentlich als "Ätsch-bätsch, endlich werdet ihr auch diffamiert und diskriminiert." So sieht Feminismus im Jahr 2020 aus. Beide Artikel liegen hinter einer Bezahlschranke, und bei diesen Überschriften habe ich schon das Interesse an ihnen verloren.



4. Im britischen Guardian zeigt sich eine Mutter zweier Söhne besorgt angesichts der wachsenden Schönheits-Standards für junge Männer:

Bei all dem ist es keine Überraschung, dass junge Männer heute fast genauso mit dem Körperbild kämpfen wie junge Frauen. Wir sind im Jahr 2020 chancengleich, was körperdysmorphe Störungen angeht: Die Zahl der Männer, die sich wegen Essstörungen behandeln lassen, ist laut der offiziellen Gesundheitsstatistik zwischen 2010 und 2016 um 70% gestiegen, und im letzten Jahr hat der Bericht der "Children's Society Good Childhood" gezeigt, dass einer von 12 Jungen mit seinem Aussehen unzufrieden ist.

Bei zwei Söhnen im Teenageralter trifft mich das ganze unangenehme Geschäft mit dem Körperbild junger Männer sehr unmittelbar. Eiweiß ist bei uns eine Haushaltsgottheit, und unsere Schränke sind voller Pulver und Tränke vor und nach dem Training, die mit wuchtigen Namen versehen sind (Beast, Curse, X-Plode, Venom). Die Eltern anderer mir bekannter Teenager-Jungen berichten das Gleiche; eine meiner Freundinnen schrieb sogar ein Gedicht über die Proteinpulver ihres Sohnes, die sich ein Regal mit der Asche ihres Vaters teilen.

Jungen interessieren sich auch auf unerwartete Weise dafür, wie sie aussehen. Das Badezimmerregal meiner Söhne enthält eine Menge Peelings und Feuchtigkeitscremes, AHA-Peelings und Gesichtsöle. Einer meiner Jungs bat mich sogar, ihm eine Augencreme für 40 Pfund zu kaufen. Augencreme! Ich bin 45 und ich kann mich nicht mit Augencreme belasten. Mit 15 und 17 Jahren strahlen sie und ihre Kumpels vor Gesundheit und Jugend, und ein einziger Moment, in dem sie sich Gedanken über ihr Aussehen machen, erscheint mir eine lächerliche Zeitverschwendung.




5. Manche Feministinnen haben Probleme, die andere Frauen nicht kennen: "Ich bin eine heterosexuelle Frau, die politisch gegen Heterosexualität eingestellt ist. Mit wem verabrede ich mich?" Eine wahrhaft tragische Situation, bei der es schwer fällt, einfache Ratschläge zu geben.



6. Die Vorwürfe der Vergewaltigung gegen den jüngst verstorbenen Basketball-Star Kobe Bryant standen auf noch tönernen Füßen, als ich dachte. Schlimm, wenn man so etwas sofort nach dem Tod eines Menschen wieder hervorkramt.



7. Nachdem der australischen Männerrechtlerin Bettina Arndt der Orden von Australien verliehen wurde, sind Feministinnen des Kontinents am Toben. Das geschieht unter anderem durch Shitstorms auf Twitter, zwei Hit Pieces in der australischen Ausgabe des "Guardian" sowie durch eine bislang von über 30.000 Menschen unterschriebene Petition, man solle Arndt diese Ehrung wieder aberkennen. Die frühere Australierin des Jahres Rosie Batty, die sich für weibliche Opfer häuslicher Gewalt einsetzt, bezeichnete es als empörend, dass eine Frau geehrt werde, die "Männer und Frauen gegeneinander ausspiele". In einem Interview mit Sky News Australia nimmt Arndt zu den Vorwürfen gegen sie Stellung.

Dienstag, Januar 28, 2020

Kobe Bryant: Journalistin nach Vergewaltigungs-Tweet beurlaubt – News vom 28. Januar 2020

1. Vergangene Woche veröffentlichte die Feminismus-Parodistin Titania McGrath zum Tod des britischen Komikers Terry Jones diesen Tweet:

Terry Jones ist gestorben.

Was wäre eine respektvolle Zeitspanne, um zu warten, bis wir anfangen, seine Arbeit nach Anzeichen von Sexismus, Rassismus oder Homophobie zu durchforsten und seinen Ruf völlig zu zerstören?

Vielleicht 30 Minuten?


Tatsächlich blieb Terry Jones bislang unbehelligt (oder die MeToo-Brigaden konnten bei ihm nichts finden, dass sich skandalisieren ließ). Trotzdem erwiesen sich Titania McGraths Worte als prophetisch. Vorgestern nämlich starb der US-amerikanische Basekaetballstar Kobe Bryant bei einem Helikopterabsturz. In seinem Fall dauerte es nur wenige Stiunden, bis man ihn durch den Dreck zu ziehen begann. Mehrere Medien berichten, darunter die "Welt": Eine Reporterin der "Washington Post", Felicia Somnez, hatte noch am Sonntagabend einen Link zu einem Artikel über Vergewaltigungsvorwürfe gegen die Basketball-Legende gepostet.

(Der Prozess war damals geplatzt, weil die angeblich vergewaltigte Frau nicht bereit war, ihre Behauptungen vor Gericht zu wiederholen. Bryant hatte stets behauptet, daß es mit ihrem Einverständnis zu sexuellen Handlungen gekommen sei. Offenbar sehe sie den Vorfall mit anderen Augen, meinte Bryant, der sich schriftlich bei der Frau entschuldigte.)

Als Somnez diesen Fall unmittelbar nach Kobe Bryants Tod wieder aufwärmte, stieß in den sozialen Medien allerdings auf große Empörung. Mehr noch: Sie wurde von der Washington Post, für ihre Pietätlosigkeit beurlaubt:

Die Zeitung teilte mit, Sonmez habe den Tweet auf die Bitte eines leitenden Redakteurs hin gelöscht. Zudem erhielt sie nach eigenen Angaben eine E-Mail von Chefredakteur Marty Baron mit folgenden Worten: "Ein echter Mangel an Urteilsvermögen, das zu twittern. Bitte hören Sie auf. Sie schaden damit dieser Institution."


Die Gewerkschaft der Washington Post verteidigt Somnez und weist darauf hin, dass sie auf ihren Tweet hin auch eine Welle von Gewaltbotschaften erhalten habe. Zudem sei sie als Journalistin verpflichtet "die ganze Wahrheit zu sagen, zur rechten Zeit und zur Unzeit".

Häufig war die Kritik an Somnez Vorgehen lediglich angemessen scharf. Beispielsweise reagierte die Komikerin Bridget Phetasy mit diesem Tweet:

"Das ist ekelhaft. Eine Frau hat heute ihren Mann und ihr Kind verloren. Die Kinder haben ihren Vater und ihre Schwester verloren. Kinder auf der ganzen Welt haben ihren Helden verloren. Die Menschen trauern. Geben Sie ihm vielleicht einen Tag Zeit, bevor Sie auf den Erinnerungen der Verstorbenen herumtrampeln."


Phetasy wurde für diesen Tweet ihrerseits unter Beschuss von Menschen genommen, die Kobe Bryant als Vergewaltiger und "garbage human" beschimpften.



2. Die britische Daily Mail schlagzeilt: "Häusliche Gewalt durch Frauen hat sich binnen eines Jahrzehnts verdreifacht, wobei Frauen jetzt ein Drittel der Täter ausmachen". Auch andere britische Medien, etwa der Telegraph, berichten.

Natürlich sind Frauen nicht innerhalb von zehn Jahren rasant gewalttätiger geworden: Wir haben es hier mit einer Aufweichung der Dunkelziffer zu tun, was nicht zuletzt durch die unermüdliche Aufklärung von uns Männerrechtlern erkämpft wurde. Sobald die Dunkelziffer vollkommen erhellt ist, werden wir es, wie zahllose anonyme Befragungen zeigen, mit einer Fünfzig-zu-fünfzig-Verteilung zu tun haben.



3. Ebenfalls in Großbritannien sind Sexismus und toxische Männlichkeit am Arbeitsplatz mal wieder Thema. Die BBC berichtet:

Gespräche über Fußball oder Cricket am Arbeitsplatz sollte eingeschränkt werden, warnte ein Führungsgremium.

Die Leiterin des Chartered Management Instituts, Ann Francke, sagte, dass Frotzeleien über Sport Frauen ausschließen und zu Macho-Verhalten wie dem Geplauder über sexuelle Eroberungen führen können.

"Viele Frauen fühlen sich vor allem ausgeschlossen", sagte sie in der Sendung "Today" der BBC.

"Sie verfolgen diese Sportarten nicht, und sie mögen es nicht, wenn man sie zwingt, über sie zu sprechen, oder wenn sie nicht einbezogen werden."




4. Der Journalist Gabor Steingart beschäftigt sich mit der Vertrauenskrise des deutschen Journalismus:

Alle Studien zum Vertrauen in die Medien sprechen eine deutliche Sprache.

Der Edelman Vertrauensindex sieht die deutschen Medien auf einer Ebene mit den kolumbianischen Zeitungen und hinter den US-Medien mit CNN und Fox News.

Laut infratest dimap hält jeder Dritte die über Medien verbreiteten Informationen für unglaubwürdig.

Das einstige Flaggschiff des Journalismus verliert Reputation, Relevanz und Leser. Verkaufte der "Spiegel" Ende 2001 noch 1,1 Millionen Hefte pro Woche, waren es Ende 2015 weniger als 800.000. Mittlerweile liegt die verkaufte Auflage bei unter 700.000 Heften. Gegenüber dem All-Time High – das war 1991 – bedeutet das nahezu eine Halbierung der verkauften Auflage: der Abstieg eines Superstars.

Auch die "FAZ", einst eine Institution unter den Tageszeitungen, verliert an Bedeutung und an Leserschaft. Die verkaufte Auflage (montags bis samstags) liegt bei noch etwa 230.000 Exemplaren – im vierten Quartal 2010 waren es noch etwa 364.000 Exemplare.

ARD und ZDF, früher Fixsterne im demokratischen Leben der Bundesrepublik, erreichen die Senioren, aber die Jugend kaum noch. Von den 25- bis 34-Jährigen schauen die Nachrichtenangebote der Öffentlich-Rechtlichen laut Reuters Institute nur 13 Prozent. Bei den 18- bis 24-Jährigen sind es nur sechs.

Der Berliner Medien-Professor Norbert Bolz sagt: Schuld sei ein Meinungsjournalismus, der vor allem Haltung transportiere und weniger die Fakten. Das werde vom Publikum nicht goutiert.


Gerade in Beiträgen der Leitmedien über die Männerrechtsbewegung waren Fakten in Hülle und Fülle durch (abschätzige) Meinung ersetzt worden. In der Regel wird die Existenz von Männerrechtlern allerdings in den Leitmedien tabuisiert.

In seinem insgesamt lesenswerten Artikel zitiert Steingart den WDR-Intendanten Tom Buhrow mit folgenden Worten:

"Je mehr Themen nicht im Diskurs vorkommen oder vorkommt dürfen, desto mehr werden sie sich unterm Teppich schimmelnd in hässlicher Form weiter verbreiten."




5. Die Post. Mein Leser Kevin Fuchs schreibt mir zu der Ehrung der Männerrechtlerin Bettina Arndt mit dem Orden von Australien:

Es ist ja ganz nett, dass Bettina Arndt diese Auszeichnung erhält. Aber lass uns ehrlich sein: Viele, viele Männer haben sich für dieses Thema eingesetzt und niemand hat sie mit einem Orden, einem Preis oder gar nur mit Lob bedacht. Sätze, wie Frau Arndt sie ausspricht, können einen Mann Kopf und Kragen kosten. Du und ich waren Gründungsmitglieder der AG-Männer in der Piratenpartei und Gründungsmitglieder der liberalen Männer bei der FDP - wir kennen das: Für ein und dieselben Aussagen schlägt Männern medial und politisch purer Hass entgegen. Man wird als "Frauenfeind", "Antifeminist" und "Rechter" markiert und abgesondert - und das für größtenteils völlig banale Positionen.

Wäre Bettina Arndt ein Mann, würde die Öffentlichkeit ausgesprochen brutal mit ihr umgehen. Medien und Öffentlichkeit verhalten sich Frauen gegenüber deutlich wohlwollender und aufgeschlossener, wobei das nicht auf das Geschlechter-Thema begrenzt ist. Stell Dir zum Beispiel vor, Greta Thunberg wäre ein adoleszierender Junge - das hätte niemals funktioniert. Die Wahrscheinlichkeit und das Ausmaß einer Anfeindung für kontroverse Ansichten ist bei Frauen und Mädchen deutlich geringer. Frauen verstehen darum häufig nicht, warum Männer gegenüber Medien und Öffentlichkeit so misstrauisch sind. Das hat man auch bei Mithu Sanyal gemerkt, die sich wunderte, warum viele Männer mit ihr nicht sprechen wollten – da musste ich schon schmunzeln.

Sonntag, Januar 26, 2020

Jan Fleischhauer, Jürgen von der Lippe und ein Orden für eine Männerrechtlerin – News vom 26. Januar 2020

1. Der Journalist Jan Fleischhauer äußert sich kritisch zu der Entwicklung, die die Linke in den letzten Jahren durchgemacht hat:

Vermutlich ist die Vernachlässigung der Klassenfrage der zentrale strategische Fehler der Linken, weil Identitätspolitik ein Gefühl der Solidarität annimmt, das so nicht existiert. (…) Ich bin erklärtermaßen Fan des britischen Komikers Ricky Gervais. Bei einer seiner Golden-Globe- Moderationen hat er die Schauspielerin Jennifer Lawrence aufs Korn genommen, die gerade mit der Forderung nach "Equal Pay" die Herzen der Presse erobert hatte. "Sie bekam Unterstützung von Leuten von überallher", sagte Gervais. "Es gab Demonstrationen von Krankenschwestern und Fabrikarbeitern, die sich fragten: Wie, in Gottes Namen, kann eine 25-Jährige nur von 52 Millionen Dollar im Jahr leben?"


Wie es dazu kam, dass sich Linke inzwischen lieber für eine Multimillionärin als für einen Fabrikarbeiter einsetzen, erkläre ich in meinem Buch "Feindbild weiße Männer".

Eine andere Multimillionärin, die sich aktuell über sexistische Diskriminierung beklagt, ist die Pop-Sängerin Taylor Swift. In ihrem aktuellen Song "The Man" lamentiert sie, dass sie an ihren Reichtum womöglich viel schneller gekommen wäre, wenn sie ein Mann wäre.



2. In einem aktuellen Interview ("Die Leute haben Greta satt" in der Berliner Morgenpost) äußert sich der Komiker und Moderator Jürgen von der Lippe auch zur Geschlechterdebatte.

Der "alte weiße Mann" ist eine dreifache Diskriminierung – wegen der Hautfarbe, des Alters und wegen des Geschlechts. Ich fürchte aber in der Tat, dass wir einem Zeitalter der Prüderie entgegengehen, wie man es aus den USA kennt, wo sie im Fernsehen vermutlich zeigen können, wie eine Frau gevierteilt wird, aber "No Nipples!".




3. Bei der "Zeit" kommt man immer noch nicht psychisch damit klar, dass es auf dieser Welt auch Männer gibt:

Warum gehen sie tagsüber oft so breitbeinig wie ein Zweijähriger mit Pampers, weshalb halten sie die Arme im Halbkreis abgespreizt um den Oberkörper? Unsere Kolumnistin hat so einige Fragen an die Männer.


Nein, ich habe keine Erklärung dafür, was dieses zwanghafte sexistische Bashing soll. So groß ist der Kreis der Männerhasserinnen auch nicht, dass die "Zeit" ständig an diese Zielgruppe appellieren müsste, um auf dem Markt zu überleben.



4. Ist die "Studie", der zufolge weibliche Influencer auf Instagram benachteiligt werden, ein Fake? Vieles spricht dafür..



5. Der Gender Pay Gap verschwindet bei den jungen Generationen fast völlig. Das geben inzwischen sogar diejenigen Forscher zu, die noch an eine solche Gehaltsdiskriminierung glauben:

Eine neue Lohnskala-Studie zum geschlechtsspezifischen Lohngefälle ergab, dass es den jüngeren Generationen viel besser geht als den älteren. Wenn das Lohngefälle genau untersucht wird - indem man den Lohn für Männer und Frauen vergleicht, die die gleiche Arbeit am gleichen Ort, mit der gleichen Erfahrung, Ausbildung und so weiter verrichten - erhalten Frauen unter 30 Jahren 99 Cent für jeden Dollar, den ein Mann verdient. Der Unterschied wird mit jeder Altersgruppe immer größer, bleibt aber immer noch eng; Frauen ab 45 Jahren erhalten 98 Cent für jeden Dollar, den ein Mann verdient.




6. Die australische Männerrechtlerin und Journalistin Bettina Arndt, Autorin unter anderem von #MenToo, wurde für ihr politisches Engagement geehrt. Der Sydney Morning Herald berichtet ausführlich:

In einer Entscheidung, die Feministinnen sicherlich empören dürfte, wurde Arndt für ihren "bedeutenden Dienst an der Gemeinschaft als Sozialkommentatorin und für die Gleichstellung der Geschlechter durch das Eintreten für Männer" als Mitglied und Trägerin des Ordens von Australien aufgenommen.

Arndt (70), die als Sexualtherapeutin und Kommentatorin bekannt geworden ist, reist aktuell durch die Universitäten, um den "Mythos" zu widerlegen, dass es an australischen Universitäten und ihren Internaten eine Krise durch häufige sexuelle Übergriffe gäbe.

Arndt sagte, sie erwarte nicht, dass diese Auszeichnung ihre Kritiker zum Schweigen bringen oder besänftigen würde, aber es würde ihre Unterstützer ganz schön glücklich machen, wenn jetzt ein alternativer Standpunkt offizielle Anerkennung erhält.

"Ich habe keinen Zweifel daran, dass meine Überzeugungen zu diesen Themen von der Mehrheit der Bevölkerung geteilt werden", sagte Arndt in einem Interview mit dem Sydney Morning Herald und The Age.

"Die Mainstream-Medien werden leider von einer bestimmten ideologischen Clique dominiert, die völlig aus dem Gleichgewicht geraten ist bezüglich dem, was ruhige Australier und normale Menschen über diese Themen denken."

Arndt sagte, dass der Wortlaut ihrer Ehrung - insbesondere die Verwendung des Begriffs Geschlechtergerechtigkeit - "sehr interessant" sei.

"Ich glaube, es gibt viele Leute, die denken, dass es bei der Geschlechtergerechtigkeit darum geht, Frauen weiterhin auf Kosten der Männer zu begünstigen - weil sie Frauen als noch immer in einer patriarchalischen Gesellschaft lebend betrachten", sagte sie. "Aber es gibt viele Bereiche in unserer Gesellschaft, in denen Männer benachteiligt werden. Es gibt eine Menge ungerechte Behandlung von Jungen und Männern, die angegangen werden muss."

Arndt führte aus, die wichtigsten Bereiche, in denen Männer benachteiligt werden, seien die Verfolgung von angeklagten Tätern sexueller Übergriffe durch Universitäten, die hohe männliche Selbstmordrate und die herrschende Darstellungsweise beim Thema häusliche Gewalt.

Samstag, Januar 25, 2020

SVP-Politikerin gewinnt gegen Zürcher "Genderpolizei" – News vom 25. Januar 2020

1. Aus der Schweiz berichtet die Zürichsee-Zeitung:

Die Mitglieder des Zürcher Stadtparlaments können nicht dazu gezwungen werden, sich in ihren Vorstössen an Sprachregelungen zur Gleichberechtigung von Mann und Frau zu halten. So lautet kurz zusammengefasst der Entscheid, den der Bezirksrat heute veröffentlicht hat.

Der Gemeinderat hat im August vergangenen Jahres eine Interpellation von Brunner mit der Begründung, sie halte sich nicht an die vorgeschriebenen Sprachregeln, zurückgewiesen. Konkret hätte Brunner beispielsweise "Aktivistinnen und Aktivisten" schreiben müssen. Stattdessen schrieb sie von "Aktivisten" und ergänzte in einer Fussnote, dass damit Männer und Frauen gemeint seien.

Brunner kündigte an, sich gegen eine solche Form von "Gender-Polizei" zur Wehr zu setzen und legte gegen den Entscheid des Gemeinderates Rekurs beim Bezirksrat ein.


Unter der Schlagzeile SVP-Politikerin gewinnt gegen Zürcher "Genderpolizei" berichtet auch der Schweizer "Tages-Anzeiger":

Der Gemeinderat muss einen Vorstoss von Gemeinderätin Susanne Brunner überweisen – obwohl dieser "nicht geschlechtergerecht" formuliert ist. (…) Der Entscheid des Gemeinderats, ihre Interpellation aufgrund der nicht "geschlechtergerechten" Formulierung zurückzuweisen, sei auf sprachformale Vorgaben gestützt, die nicht über eine genügende gesetzliche Grundlage verfüge. Die Interpellation sei nun mit unverändertem Wortlaut vom Gemeinderat an den Stadtrat zur Beantwortung zu überweisen, teilt der Bezirksrat weiter mit.




2. Die Berliner B.Z. schlagzeilt: Polizist erschießt Frau in Wohnung in Berlin-Friedrichshain.

Es wird immer schlimmer mit der Polizeigewalt, könnte manch einer nach dieser Überschrift denken. Jetzt knallen die Bullen schon Frauen in ihren privaten Wohnungen ab! Liest man allerdings den Artikel, wird klar, dass die Schlagzeile Opfer und Täter vertauscht hat:

Laut Staatsanwaltschaft hatte ein mit der Frau in der Wohnung lebender Mann die Polizei gerufen, weil sie ihn bedroht haben soll.

Mehrere Einsatzwagen rückten an. Als die Beamten versuchten, in ihr Zimmer zu gelangen, soll die 33-Jährige Widerstand geleistet haben.

Dabei soll die Frau einen Beamten mit einem Messer bedroht haben. Dieser setzte daraufhin seine Schusswaffe ein.

(…) Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) teilte mit: "Wir haben heute Morgen von diesem tragischen Einsatz erfahren. Kein Polizist schießt gern. Derartige Situationen sind eine enorme psychische Belastung, da binnen Sekundenbruchteilen die richtigen, wenn auch folgenschweren Entscheidungen getroffen werden müssen."


Das Problem schwerer häuslicher Gewalt gegen Männer geht in diesem Artikel allerdings eher unter.



3. Als ich auf Genderama anfing, über "toxische Weiblichkeit" zu sprechen, habe ich mich durchaus gefragt: "Na, ob das von den Spinnern dieser Republik nicht wieder als Frauenfeindlichkeit phantasiert wird?" Stattdessen hat jetzt auch Bento dieses Thema aufgegriffen und erörtert, welche zerstörerischen Verhaltensweisen Frauen aufweisen. Interessant bleibt dabei, dass als Opfer von "toxischer Weiblichkeit" nur Frauen selbst wahrgenommen werden. Anders als "toxische Männlichkeit" kann sich "toxische Weiblichkeit" in dieser Vorstellung nicht gegen das andere Geschlecht richten. Und während an Männer rhetorisch "Macht, Aggression und Kontrolle" gekoppelt wird, gelten Frauen als "überlastet, weil sie sehr vielen Rollen gleichzeitig gerecht werden müssen.



4.
Mit 23 Jahren weiß Frodo bereits, dass er keine Kinder bekommen möchte. Er überlegt, sich sterilisieren zu lassen. Das empfindet er als feministische Pflicht.


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5. Am übernächsten Sonntag, dem 2. Februar, wird der SWR eine von der Feministin Mithu Sanyal erstellte Dokumentation über Männerrechtler ausstrahlen, für die auch ich vor anderthalb Jahren interviewt worden bin. Im Pressetext der Doku, überschrieben mit "Mannsein für Anfänger" beziehungsweise "Abenteuer mit Männerrechtlern", heißt es

Sie fühlen sich diskriminiert. Als Männer. Gegenüber Frauen. Männerrechtler erklären den Mann zum unterdrückten Geschlecht.

Sie finden, die Emanzipation der Frau sei weit übertrieben worden. Sie denken, die Gesellschaft sei im Übermaß "feminisiert".

Wie kommen sie darauf? Was treibt sie an? Wollen sie tatsächlich zurück in die Steinzeit der Geschlechterverhältnisse?

Autorin Mithu Sanyal will es genauer wissen und Männerrechtler befragen.

Was aber, wenn sie nicht mit Frauen reden? Das Abenteuer beginnt schon mit der Kommunikation ...




6. Nachdem er sich von diesen blöden "Männerrechtler-Trollen" distanziert hat, die es durchgekämpft haben, dass allmählich auch über männliche Opfer von Sexismus gesprochen wird, tut der Schauspieler George Takei (bekannt geworden als Hikaru Sulu bei "Star Trek") genau das: Er lässt eine lange Reihe von Männern ihre Erfahrungen als Opfer von Sexismus schildern.



7. In dem Beitrag "Kälte für Kinder, Verachtung für Väter" beschäftigt sich Lucas Schoppe heute mit der feministischen Rhetorik von Antje Schrupp und Enno Park, wenn es um die Liebe von Vätern zu ihrem Nachwuchs geht. Schrupp hatte Väter auf "Spermageber" reduziert, Park Vätern, die den Kontakt zu ihrem Kind verlieren, geraten, dann einfach ein neues zu zeugen.

Väter, deren Anwesenheit bei den Müttern unerwünscht ist, sollten gehen, Mutter und Kind in Ruhe lassen und einfach mit einer anderen Frau ein Kind zeugen – Väter wären ohnehin lediglich "Spermageber": Das sind keine Positionen von verhetzten Außenseitern, sondern von medial gut etablierten und institutionell vernetzten Akteuren. Die Kälte dieser Positionen ignoriert reale Erfahrungen realer Kinder, Väter und Mütter und speist sich ganz aus bloßen Fantasien über Vaterschaft und Mutterschaft. Fantasien, die schon eine lange und durchaus düstere Tradition haben.


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Freitag, Januar 24, 2020

Männer raus! Jetzt wählen nur noch Frauen die Miss Germany – News vom 24. Januar 2020

1.
Die Wahl der Miss Germany wird zur männerfreien Zone: Im Jahr 2020 sitzen erstmals nur Frauen in der Jury des Wettbewerbs. Bewertet würden zudem "Persönlichkeit und Charakter", die Schönheit solle in den Hintergrund treten, so die Veranstalter.


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2. Das ist nicht witzig.



3. Die New Yorker Großbank Goldmann Sachs wird keine Unternehmen mehr unterstützen, in deren Management nur weiße Männer sitzen.



4. Einer neuen Studie zufolge dienen wirtschaftliche Vereinigungen, die ausschließlich Frauen aufnehmen, Frauen wenig bei dem Ziel, zu größerem Einfluss zu gelangen. Stattdessen verstärken sie lediglich deren Marginalisierung, drängen Frauen also nur noch weiter an den Rand. Mitgliedern solcher Gruppen fiel es oft schwer, sich selbst als Unternehmerinnern ernst zu nehmen.



5. Leserpost gibt es diesmal zu der These, dass Zapfpistolen sexistisch seien. Ein Leser schreibt mir:

Genderama heute hat mich zum Schmunzeln gebracht. Gerade gestern habe ich noch gedacht, wann die Feministinnen wohl mit dem Argument kommen, Handyladegeräte wären sexistisch, weil man diese ins Handy einführen muss. Klare Verharmlosung der Rape-Culture ... Bei der Zapfsäule hatte ich sofort diese Assoziation. Das Argument über die Handgröße hat mich dann doch überrascht. Zumal die Zapfpistolen an den Durchschnittsmenschen ausgerichtet sind, so dass sie eben möglichst alle Menschen – egal ob groß oder klein – bedienen können. Ganz große haben dann eben genauso Probleme wie ganz kleine.

Setz dich mal mit 2,00 Metern Körpergröße ins Flugzeug. Die Schultern sind da, wo die Kopfstütze ist, und die Knie passen eh nicht rein. Ist das jetzt auch Sexismus?


Ein anderer Leser schreibt mir zum selben Thema:

Als Kind hab ich oft das Auto von meinem Vater betankt, wenn wir unterwegs waren. Komisch, mit meinen kleinen Kinderhänden.




Aus aktuellem Anlass danke ich allen ganz herzlich, die meine politische Arbeit in den letzten Tagen großzügig mit Spenden unterstützt haben! Ich freue mich sehr darüber, und ihr tragt dazu bei, dass ich meine journalistisch-politische Arbeit aufrecht erhalten kann.

Donnerstag, Januar 23, 2020

"Zapfpistolen sind blanker Sexismus" – News vom 23. Januar 2020

1. Einer der ärgerlichsten Aspekte am herrschenden Gegenwarts-Feminismus ist, dass Sexismus gegen Männer ebenso beharrlich ignoriert wie Beispiele von Sexismus gegen Frauen verbissen gesucht werden. Über ein aktuelles Beispiel berichtet die Nachrichtenplattform Tag24:

Auf Twitter schrieb die 31-jährige Melanie Morgan laut DailyStar:

"Ich hasse es, tanken zu fahren, denn meine Hände sind zu klein für die Zapfpistolen. Vielen Menschen ist gar nicht bewusst, dass die Größe der Pistolen für Männerhände entwickelt wurde."

Am Ende des Textes versah Melanie ihren Tweet noch mit dem Hashtag #everydaysexism (#Alltagssexsismus).

Als wäre ein Tweet nicht schon genug, legte die Frau gegenüber dem "Mirror" nochmal nach: "Ich habe ziemlich kleine Hände, [...] da ich allgemein ziemlich klein bin. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es viele Männer gibt, die die gleiche Größe wie ich haben."

(…) Und weiter: "Niemand wird sich darüber beschweren und diejenigen, die dazu neigen, solche Dinge zu entwerfen, sind normalerweise männliche Ingenieure."

Doch als emanzipierte Frau hat sie jetzt eine Lösung für ihr Problem gefunden. Seit einiger Zeit fährt sie nicht mehr zur Tankstelle: "Es ist ein Problem, mit dem ich mich einfach nicht befassen will."

Stattdessen muss das nun ihr Partner erledigen.




2. Spotify verwendet inzwischen den Genderstern.



3. "Wir brauchen einen verpflichtenden Mutterschutz für Väter" fordert das Blog Väterwelten.



4. Die Post. Einer meiner Leser schreibt mir heute:

Beim "Tagesspiegel" fabuliert der Herr Huber über eine Studie ein Gender Paygap bei Instagram herbei. Influencer sind ausnahmslos selbständig. Das, was man von der werbenden Industrie für seine Posts bekommt, ist Verhandlungssache. Grauenhafter Unfug.

Mittwoch, Januar 22, 2020

Neues Regime an Universitäten: Weiße Männer und abweichende Meinungen werden entfernt – News vom 22. Januar 2020

1. Der Deutschlandfunk berichtet, wie an britischen Universitäten auf Druck einiger Studenten, weiße Männer aussortiert werden:

Das begeistert keineswegs alle. Doug Stokes lehrt als Professor für International Politics an der Universität Exeter im Südwesten Englands. In seinem karg eingerichteten Büro mit funktionalen Möbeln in einem 70er-Jahre-Zweckbau verschafft er seinem Unmut Luft.

"Jetzt setzen wir also Leute allein wegen ihrer Hautfarbe auf die Liste der Sekundärliteratur. Das kommt mir rassistisch vor, oder sexistisch. Ich gebe nämlich die objektiven Standards akademischer Forschung auf und ersetze sie durch Identitäts-Kriterien. Das ist nicht nur illiberal und falsch, ich finde es auch herablassend und rassistisch.“

Stokes ist kein Konservativer. Im Gegenteil: Er ist, wie aus seiner Sicht der überwiegende Teil der britischen Geisteswissenschaftler, eher links und progressiv eingestellt.

(…) Vor einem Jahr kündigte die Labour-Politikerin Angela Rayner an, ihre Partei wolle die Unis so umbauen, dass es weniger weißes, männliches und rückwärtsgewandtes Personal gebe – "white, male and stale", wie sie sagte. Da platzte Stokes der Kragen:

"Ich bin mitten in London aufgewachsen, ich komme aus der Arbeiterklasse. Ich habe fürchterlich schlechte Schulen besucht, und ich war die erste Person in meiner Familie, die studiert hat. Und Angela Rayner, die zur Führungsriege einer eigentlich progressiven Partei gehört, stigmatisiert mich und sagt, als weißer, ältlicher Mann bin ich irrelevant und soll aus dem akademischen Betrieb entfernt werden."

Der Schreibtisch von Stokes‘ Kollegin Wanjiru Njoya steht in einem schlauchartigen Büro. Die schwarze Frau ist Juristin an der Uni Exeter und Cecil-Rhodes-Stipendiatin.(…) Wissenschaftlerinnen wie sie, schwarz, weiblich, Minderheit, hätten, wenn die Entkolonisierung der Unis durchgezogen wird, gute Chancen, weiße Männer nicht nur auf den Leselisten, sondern auch in Professorenjobs zu ersetzen. Und dennoch: Wanjiru Njoya lehnt das empört ab. Ob ich mir mal überlegt hätte, was es mit dem Selbstbewusstsein anstellt, wenn man nicht wisse, ob man die Beste für den Job gewesen sei oder einfach nur die mit der richtigen Hautfarbe?


Oder dem richtigen Geschlecht.



2. Die Historikerin Sandra Kostner findet es problematisch, wenn an Hochschulen die richtige Gesinnung immer stärker Erkenntnis und Wissen ersetzt. Wenn immer sie Studenten die Vorstellung nahebringe, dass man sich auch mit abweichenden Meinungen beschäftigen solle, ernte sie größtenteils skeptische Blicke und fassungslose Reaktionen.

Alle haben mehrere Jahre Studium an unterschiedlichen Hochschulen und in verschiedenen Fachrichtungen hinter sich. Insofern sind ihr Widerwille, sich mit "falschen" Positionen zu befassen, und ihr Bestreben, solche Positionen aus Forschung und Lehre zu verbannen, auch als ein Ergebnis ihres Studiums zu werten. Denn offenkundig haben es Dozenten (hier schliesse ich mich ein) entweder versäumt, Studenten zu vermitteln, dass Perspektivenvielfalt das Lebenselixier der Wissenschaft ist. Oder – und das ist der weitaus problematischere Fall – sie haben diese freiheitsskeptische und vielfaltsfeindliche Haltung aktiv durch das praktizierte Diskursklima befördert.

(…) Die kritische Überprüfung von Forschungsergebnissen wird nicht als notwendiger Bestandteil wissenschaftlichen Arbeitens gesehen, sondern als Störfaktor auf dem Weg zu einer idealen Gesellschaft. Um andere von einer kritischen Überprüfung abzuhalten, wird Macht eingesetzt – entweder indirekt in Form von moralischer Herabsetzung oder, wo institutionell möglich, direkt durch Disziplinierungsmassnahmen (Ressourcenzuteilung, Publikationsmöglichkeiten, Notengebung).

Demzufolge setzen Agendawissenschafter die Eigenwährung "Erkenntnis" des Wissenschaftssystems durch die Einführung von zwei Fremdwährungen unter Druck, konkret: der Währung "Macht" und der Währung "Moral". Die Erkenntnisfindung wird politisiert und religiös aufgeladen. Je mehr die vielfaltsfeindlichen Fremdwährungen an Gewicht gewinnen, desto stärker grenzen sie das von Hochschulmitgliedern ohne Sorge vor Konsequenzen für ihre Karriere- oder Studienverläufe verfolgbare Erkenntnis- und Diskursspektrum ein.

Nun sind nicht alle Fachbereiche gleichermassen betroffen. Für den Betroffenheitsgrad ausschlaggebend ist, ob ein Fachbereich Themen bearbeitet, auf denen das Augenmerk der Agendawissenschafter ruht. Zudem bedarf es einer kritischen Masse dieser Wissenschafter in einem Forschungsfeld, um ein auf Andersdenkende disziplinierend wirkendes Klima zu erzeugen. Der Marsch durch die Institutionen hat vor allem in den Kultur-, Sozial- und Geisteswissenschaften dazu geführt, dass diese kritische Masse vielfach erreicht wurde.

Ursprünglich strebten Agendawissenschafter die soziale Revolution an. Aber schon in den 1970er Jahren verlagerten sie ihr Ziel: weg vom Empowerment der angeblich vom Kapital unterdrückten sozialen Klassen, hin zum Empowerment von Gruppen, die aufgrund ihres Geschlechts, ihrer Hautfarbe, ihrer aussereuropäischen Herkunft, ihres nichtchristlichen Glaubens oder ihrer sexuellen Orientierung pauschal zu Opfern der von weiss-christlich-heterosexuellen Männern geschaffenen Machtverhältnisse erklärt wurden.

(…) Das zur Ziehung roter Diskurslinien herangezogene Vokabular wurde über die Jahre immer moralgesättigter und wurde bewusst so konstruiert, dass es Anklänge an strafrechtsrelevantes Handeln hat. So werden Gefühlsverletzungen als sprachliche Gewalt gebrandmarkt. Geläufige Begriffe zur Kennzeichnung dieser sprachlichen Gewalt sind: Mikroaggression, Mikroangriff, Mikroinvalidierung sowie Mansplaining oder Whitesplaining. Inzwischen sind in manchen Forschungsgebieten die roten Linien so eng gezogen, dass es kaum mehr minenfreien Diskursspielraum gibt.

Anders gesagt: Wo Agendawissenschafter das Feld beherrschen, ist intellektuelle Schonkost das Gebot der Stunde – ein Gebot, das sie an ihre Studenten weitergeben. Letztlich entsteht so bei Studenten der verheerende Eindruck, dass Wissenschaft vor allem Vermeidung kontroverser Themen sowie Sprechen in moralisch vorgestanzten Schablonen bedeutet. Sollte sich dieses Verständnis dereinst durchsetzen, wäre es das Ende ernstzunehmender Wissenschaft.

Was macht ein solches Forschung im eigentlichen Sinne konterkarierendes Verständnis von Wissenschaft für Studierende attraktiv? Zunächst einmal befinden sich viele Studenten in einer Lebensphase, in der sie nach Orientierung suchen. Und genau diese haben die Agendawissenschaften reichlich im Angebot: Sie reduzieren die enorme Komplexität des Wissens, mit der sich Studenten vor allem in den ersten Semestern konfrontiert sehen, auf ein leicht verstehbares und durch Aneignung der "richtigen" Sprache schnell anwendbares Schema, das die Welt fein säuberlich in privilegierte und nichtprivilegierte Gruppen aufteilt.

Die verstärkten Akademisierungsbestrebungen der letzten zwanzig Jahre haben dazu beigetragen, dass der Studentenanteil, der zur Bewältigung des Studiums auf diese Komplexitätsreduktion angewiesen ist, zugenommen hat. Obendrein wohnt den Agendawissenschaften eine sinn- und identitätsstiftende Funktion inne. Sie vermitteln Studenten das Gefühl der Zugehörigkeit zu einer moralisch auf der "richtigen" Seite stehenden Gemeinschaft, die die Gesellschaft verbessern will. Zu diesem Ziel können auch schon Erstsemester beitragen, da es auf die Gesinnung und nicht den Kenntnisstand ankommt.

(…) Moralbasierte Machtasymmetrien bilden die ideale Voraussetzung für Studenten, die das agendawissenschaftliche Programm radikalisieren oder einfach nur Macht über andere ausüben möchten. So haben es sich manche zur Aufgabe gemacht, Disziplinarmassnahmen für Dozenten einzufordern, deren Lehrinhalte oder deren Sprachgebrauch von der "richtigen" Gesinnung abweichen. Die Anklage lautet stets: rassistisch, sexistisch, anschlussfähig an rechte Diskurse, femo-/homonationalistisch oder islamophob. Vorgebracht werden die Anschuldigungen über Social-Media-Accounts oder über Beschwerdebriefe an Leitungsebenen.

Die Zahl der Studenten, die Sanktionen für Lehrende fordern, deren Seminarinhalte nicht deckungsgleich mit ihrer moralischen Komfortzone sind, wächst auch im deutschsprachigen Raum. Hochschulen – und hier sind zuvörderst die Leitungsebenen gefragt – müssen wissenschaftsfeindlichen Tendenzen resolut entgegentreten, solange sie können. Denn der sogenannte "chilling effect" tritt nicht erst ein, wenn etwas zum flächendeckenden Phänomen geworden ist. Wenige Fälle reichen oft aus, um an Lehrende das Signal zu senden, bestimmte "gefährliche" Themen besser auszusparen. Das führt dazu, dass auch Dozenten, die keine Agendawissenschafter sind, ihren Studenten die entsprechende intellektuelle Diät verabreichen.


Wer wissen möchte, warum die Themen "Männerdiskriminierung", "Gender Empathy Gap" und "Männerrechtler als soziale und Menschenrechts-Bewegung" im akademischen Betrieb beharrlich ausgeklammert werden und warum immer wieder junge Studentinnen und Studenten gegenüber Männerrechtlern durchdrehen, als hätten sie es mit Nazis zu tun, hat damit eine schlüssige Erklärung aus dem Herzen des akademischen Betriebs. Allerdings versagen auch Konservative und Liberale, die es an Hochschulen ja auch immer noch gibt, ebenfalls dabei, sich gegen diesen Meinungszwang zu behaupten und dieses Thema in ihren eigenen Seminaren zu behandeln. Wie Kostner zutreffend erklärt: Wem zu diesem Widerstand der nötige Mut fehlt, arbeitet am Ruin des wissenschaftlichen Betriebes mit.

So, wie es jetzt läuft, droht uns in den geisteswissenschaftlichen Fächen eine ganze Generation von Studenten, mit denen man kein vernünftiges Gespräch führen kann, wenn man anderer Meinung ist. Und wenn man eine "nicht korrekte" Meinung vertritt, zählt es auch nicht, dass man die Fakten auf seiner Seite hat.



3. Auch in Bern fordern die Grünen jetzt gegenderte Verkehrsschilder.

Dienstag, Januar 21, 2020

"Wenn Schriftstellerinnen Leserinnen mobben" – News vom 21. Januar 2020

1. Unter der Überschrift "Wenn Schriftstellerinnen Leserinnen mobben" berichtet die Neue Zürcher Zeitung über den neuesten Fall der "Cancel Culture" in den USA. In dem Artikel, der nur Abonnenten online zugänglich ist, heißt es:

"Cancel Culture" vollzieht sich etwa so: Jemand stöbert in den digitalen Medien eine Aussage auf, an der er oder sie irgendwie Anstoss nimmt. Statt den Unsinn auf sich beruhen zu lassen, startet die betupfte Person eine Gegenoffensive und gibt ihrer Empörung Ausdruck. Sie hofft dabei auf möglichst viele Reaktionen auf die Vorwürfe. Je breiter diese auf Twitter, Facebook und Co. gestreut werden, desto eher tritt der Prangereffekt ein. Die Person, welche die Aussage ursprünglich getätigt hat, wird nun öffentlich abgekanzelt und boykottiert, ausgeladen und gemieden.


Jüngstes Opfer dieser "Cancel Culture", berichtet die NZZ weiter, sei die Studentin Brooke Nelson geworden, die die Werke der Jugendbuch-Autorin Sarah Dessen als "fein für Mädchen", aber nicht gut genug für eine universitäre Buchjury befand. Zwei Jahre danach entdeckte Dessen diese Bewertung und empörte sich über diese "gemeine und grausame" Einschätzung vor ihren nahezu 270 000 Followern auf Twitter, die wiederum Nelsons Identität herausfanden und öffentlich machten. Dazu kam Unterstützung von fünf weiteren Jugendbuch-Autorinnen, ebenfalls mit sechsstelligen Follower-Zahlen.

Nelson wurde von Roxane Gay und Siobhan Vivian mit Schimpfwörtern wie "elitäre Sexistin" und "Frauenhasserin" bedacht. Offensichtlich hätten junge Frauen für Nelson wenig Wert, sagte Jodi Picoult, in wörtlicher Anlehnung an die Black-Lives-Matter-Bewegung. Jennifer Weiner warf den #MeToo-Hashtag in den Ring und stellte eine Verbindung zum mehrfach des sexuellen Missbrauchs verurteilten Larry Nassar her.


Die Universität, an der Nelson studierte, distanzierte sich daraufhin öffentlich von ihr. Nelson, die zum Schwerpunkt Online-Aggression forschte, wurde selbst zum Opfer davon und löschte ihre Social-Media-Konten, weil sie befürchtete, dass ihr Studium und ihr beruflicher Werdegang andernfalls unter den Attacken leiden könnten.

Es war eine Machtdemonstration von etablierten, scheinbar wohlmeinenden feministischen Autorinnen, die eine unbekannte Studentin in Grund und Boden mobben.


Darüber hinaus, berichtet die NZZ weiter, seien die Vorwürfe haltlos gewesen: Der Lesergruppe, für die Nelson das Buch als unpassend bewertet hatte, war Gleichberechtigung ein zentrales Anliegen:

Die Hälfte der Jurygewinner und Leseempfehlungen der letzten zehn Jahre waren Frauen. Darunter auch "The Hate U Give", ein explizit an junge Frauen gerichtetes Jugendbuch der Bestsellerautorin Angie Thomas. Nelson selbst hatte sich dafür eingesetzt. Das hielt Thomas nicht davon ab, im Shitstorm gegen Nelson kräftig mitzumischen. Mit derlei Kritik konfrontiert, löschten die Cancel-freudigen Jugendbuchautorinnen leise ihre aufwieglerischen Tweets und ersetzten sie mit knappen Entschuldigungen. Da Nelson auf eine Klage wegen übler Nachrede verzichtet, gibt es auch kein rechtliches Nachspiel.




2. Die einflussreiche Feministin Antje Schrupp betrachtet es in einer aktuellen Veröffentlichung als unzumutbaren Einschnitt in die weibliche Freiheit, wenn der Vater eines Kindes gerne Kontakt zu ihm aufrecht erhalten möchte. IIhr Mitstreiter Enno Park gibt solchen Vätern die klare Anweisung:

"Wenn du gerne Vater sein möchtest und ein Kind mit einer Frau hast, die partout nicht mit dir klarkommt, lass sie ziehen, zeug ein anderes".


Das Blog Alles Evolution berichtet und kommentiert.



3. Das Blog Apokolokynthose hat die Flirttips der feministischen Organisation "Pinkstinks" auf ihre Tauglichkeit abgeklopft.



4. Die Post. Matthias Enderle, der Vorstandsvorsitzende von MANNdat, schreibt mir zu den MeToo-Vorwürfen gegen Udo Lindenberg:

Ob es ein paar Leuten in Deutschland die Augen öffnet, wenn Udo Lindenberg von MeToo auf den Hauklotz genommen wird? Man wird sehen.

Die Doppelmoral des Deutschlandradios zeigt sich allerdings überdeutlich: Udos Gesamtwerk enthält nämlich auch den Titel "Die Klavierlehrerin", der geradezu explizit weiblichen Missbrauch an Minderjährigen schildert. Der hatte sogar Airplay – und seinerzeit natürlich auch kontroverses Presse-Echo. Das scheint dem Deutschlandradio aber keine Sekunde Sendezeit wert zu sein (nicht dass es einen wundern würde).

Montag, Januar 20, 2020

Wurden Kinder von Kita-Leiterin vergewaltigt? – News vom 20. Januar 2020

1.
Eine Kita-Leiterin (44) im Münsterland ist suspendiert worden. Der schwere Vorwurf: Sie soll die ihr anvertrauten Kinder in einem Dülmener Kindergarten missbraucht haben. Ebenfalls im Visier der Fahnder: der Ehemann der Erzieherin. Gegen sie wurde schon 2012 wegen Missbrauchsverdachts ermittelt. Mindestens elf Kinder (zwischen 3 und 5 Jahren) hatten von Übergriffen berichtet, es ging um sexuelle wie körperliche Misshandlung. Auch Drogen sollen im Spiel gewesen sein. (…) Jetzt wurde die Kita-Leiterin vorübergehend freigestellt.


Nach nur acht Jahren? Na ob das nicht überhastet war?

Hier erfährt man mehr.



2. An der Frankfurter Goethe-Uni (die dem einen oder anderen Männerrechtler bekannt vorkommen dürfte) ist eine Kopftuchdebatte in einer Schlägerei eskaliert. Das Blog Ruhrbarone berichtet und kommentiert:

Es sind die Sorte intersektionaler und postkolonialer Feministinnen, die ineinandergreifende Strukturen von Ungleichheit, Macht und Herrschaft in den Blick nehmen – sich für Abtreibungen, Gender und Prostitution einsetzen, jedoch über patriarchalisch-archaische Strukturen im Islam schweigen und jegliche Kritik daran als antimuslimischen Rassismus degradieren. Darunter fallen berühmte Journalistinnen wie die Bestseller-Autorin Margarete Stokowski, die taz-Autorin Sibel Schick, die Queerfeministin Hengameh Yaghoobifarah und Teresa Bücker, die ehemalige Chefredakteurin des Magazins "Edition F".




3. Unter der Schlagzeile "Trennung vom Vater macht Kinder krank" berichtet n-tv über eine norwegische Studie:

Wenn nach einer Scheidung das Verhältnis zum Vater schlechter wird, kann sich das auf die Gesundheit der Kinder auswirken. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Universität Bergen in Norwegen, die im "Scandinavian Journal of Public Health" veröffentlich wurde. Angst, Depression, emotionale Probleme oder Stress könnten die Folge sein, sagte einer der Autoren der Studie, Eivind Meland.

Die Wissenschaftler stellten fest, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen der Kommunikation mit dem Vater und der Gesundheit der Kinder. "Die meisten gesundheitlichen Beschwerden hatten Kinder, die angaben, den Kontakt zum Vater verloren zu haben oder die es schwierig fanden, nach der Scheidung mit ihm zu sprechen", sagte Meland von der Universität Bergen. Vor allem vielen Mädchen falle es schwer, mit ihrem Vater zu sprechen.




4. Frauenministerin Giffey droht Unternehmen, die bei der Umsetzung der Quote nicht spuren, Bußgelder an.



5. "Weil Saskia Esken eine Frau ist, wird sie negativer beurteilt" findet Klara Geywitz, die stellvertretende Vorsitzende der SPD.



6. "Frauen sollten nicht länger Sexismus dafür verantwortlich machen, wenn sie versagen" fordert Alex Spender im US-amerikanischen "Western Journal". Aufhänger des Artikels ist die Kontroverse zwischen Bernie Sanders und Elisabeth Warren, die beide um die Kandidatur zum US-Präsidenten wetteifern. Warren hatte Sanders Sexismus vorgeworfen, weil dieser nicht glaube, dass eine Frau derzeit Chancen auf einen Sieg habe; Sanders bestreitet, sich so geäußert zu haben. In Alex Spencers Artikel heißt es:

Als ehemalige Liberale, die ins konservativer Lager gewechselt ist, habe ich diesen angeblichen diskriminierenden Druck nie erlebt, dass eine prominente Persönlichkeit oder Bewegung auf einer der beiden Seiten des politischen Spektrums Frauen von der Macht fernhalten würde. Aber irgendwie wird es immer so dargestellt, als ob die Plattform einer Partei nur auf einem Krieg gegen Frauen basiert.

(...) Wenn es darum geht, legitime Befürchtungen der Wähler zu ignorieren und stattdessen mit geschlechtsspezifischen Schuldzuweisungen an das eigene Scheitern heranzugehen, dann ist die demokratische Präsidentschaftskandidatin von 2016, Hillary Clinton, unvergleichbar. Sie hat sogar ein ganzes Buch veröffentlicht, in dem sie die Verantwortung für ihre Wahlniederlage einer Vielzahl von Faktoren zuschreibt, die sich ihrer Kontrolle entziehen, darunter auch Sexismus.

(...) Als junge Frau, die in den Vorwahlen 2016 zum ersten Mal wählen würde, war ich von der Idee begeistert, meine erste Stimme für eine zukünftige weibliche Präsidentin abzugeben - ein Gefühl, das aufgrund der anhaltenden Skandale, der wischiwaschiartigen Positionen und der Karrierepolitiker-Persönlichkeit Clintons schnell von Misstrauen abgelöst wurde.

Es war nicht Clintons Geschlecht, das sie meiner Stimme beraubte; es waren ihre Handlungen und ihr Programm.

(…) Eine im Mai durchgeführte Gallup-Umfrage ergab, dass 94 Prozent der Amerikaner für eine Frau als Präsidentin stimmen würden. (...) Die Erfahrung, sich beim Wahlkampf mit gründlichen Überprüfung, Unterstellungen und Verleumdungen auseinandersetzen zu müssen, trifft nicht ein Geschlecht alleine. Anstatt Sexismus die Schuld für Hürden und Niederlagen zuzuschieben, sollten Politiker mehr Wert darauf legen, auf ihre Wählerbasis zu hören und zu lernen, wie man das amerikanische Volk am besten repräsentiert.

Eine zügellose geschlechtsspezifische Voreingenommenheit zu konstruieren und nicht enden wollende Beschuldigungen helfen Frauen nicht dabei, stärker zu werden. Wenn es Frauen darum geht, ernst genommen zu werden, besteht die richtige Maßnahme darin, persönliche Verantwortung zu übernehmen und nicht bei der ersten Gelegenheit Sexismus die Schuld zu geben.




7. Die bekannte US-amerikanische Schauspielerin Kathy Bates hat sich zur MeToo-Kampagne geäußert:

Der 71-jährige erklärte, ein "Geständnis" ablegen zu müssen "über Leute wie Weinstein und die Casting-Couch und all das".

Bates sagte: "Wenn man zu meiner Zeit in ein Hotelzimmer eines Mannes ging, wusste man genau, warum man dorthin ging, und in diesen Tagen war es einvernehmlich. Die Zeiten waren anders, aber ich unterstütze die Frauen, die jetzt nach vorne treten. Ich bin nicht glücklich über die Männer, die fälschlicherweise beschuldigt werden, aber bei denjenigen, die alles verdienen, was auf sie zukommt, denke ich mir: Hey, schnappt sie euch."

(...) Die feministische Schriftstellerin Germaine Greer (...) kritisierte Weinsteins Anklägerinnen im Sydney Morning Herald: "Was den Unterschied ausmacht, ist, wenn der Mann über wirtschaftliche Macht verfügt, so wie Harvey Weinstein sie besitzt. Aber wenn man die Beine breit macht, weil er gesagt hat 'sei nett zu mir und ich gebe dir einen Job in einem Film', dann ist das leider gleichbedeutend mit Zustimmung, und es ist jetzt zu spät, darüber zu jammern."




8. Beim jährlichen Frauenmarsch (unter anderem) in Washington hat sich die Zahl der Teilnehmerinnen von einer geschätzten Millieon im Jahr 2017 zu nach Angaben der Veranstalterinnen "mehreren tausend" Frauen reduziert.



9. Die Post. Einer meiner Leser schreibt mir heute:

Zu den Genfer Verkehrszeichen wäre noch anzumerken, dass in der Schweiz und Liechtenstein (wie auch in einigen anderen Ländern, aber im Gegensatz zu Deutschland) die Frauen auf Verkehrszeichen tatsächlich noch diskrimniert werden, da sich in den offiziellen Bildtafeln der Strassensignale noch eine Reihe von männlichen Personendarstellungen (mit Hut) gehalten haben.

In der Bundesrepublik Deutschland hingegen werden auf den Verkehrszeichen heute die Männer diskriminiert. Seit der Reform der StVO von 1971 werden sämtliche Fussweg-Symbole durch eine Frau mit Kind dargestellt. (Vorher war es ein Mann mit Kind, wie es auch heute noch u.a. in der Schweiz üblich ist.) Mit der Reform von 1992 wurden dann sämtliche verbleibende Männerdarstellungen in geschlechtsneutrale Darstellungen umgewandelt, die Frauen mit Kindern hingegen wurden bis heute belassen.


Ein anderer Leser schreibt mir zu den MeToo-Vorwürfen gegen Udo Lindenberg:

In Bezug auf die Diskussion um frühere Songtexte von Udo Lindenberg ist es interessant sich den Text "Auf'm Bahnhof Zoo" von Nina Hagen anzusehen, in dem ein sexueller Übergriff auf ein junges Mädchen in einer Damentoilette besungen wird. Der Song endet mit dem Satz "Ich liebe alle Frauen". Ich habe mich schon früher gefragt, warum dieser Text nicht öffentlich problematisiert worden ist.

Interessant in dem von Ihnen verlinkten Artikel des DeutschlandfunkKultur über Udo Lindenberg ist übrigens noch, wenn die Redakteurin des Deutschlandfunks verallgemeinernd von "all diesen weißen Männern" spricht, als würde die Hautfarbe hier eine besondere Rolle spielen.

Sonntag, Januar 19, 2020

Jetzt hat MeToo Udo Lindenberg im Visier – News vom 19. Januar 2020

1. Nach allem, was man weiß, hat sich Udo Lindenberg niemals einen sexuellen Übergriff zuschulden kommen lassen. Trotzdem ist er jetzt im Visier von MeToo gelandet. Er hat nämlich – so wie andere Popsänger auch – Texte veröffentlicht, in denen sich das lyrische Ich von attraktiven Mädchen angezogen fühlt, die noch nicht volljährig sind. Beim Deutschlandfunk Kultur ist man nicht angetan davon:

Bei all diesen weißen Männern scheint es auch 2020 kaum zu interessieren, dass sie diese Songs gesungen haben. Christoph Joseph Ahlers, Sexualwissenschaftler und Autor des Buches "Himmel auf Erden, Hölle im Kopf", relativiert und meint, diese Rockstars beschrieben nicht mehr als ein uraltes Begehren. "Wir haben in unserem Kulturkreis in jüngster Zeit eine Entwicklung, die dieses Phänomen quasi pathologisiert, problematisiert, dramatisiert." Also, alles gar nicht so schlimm, dass Udo Lindenberg es normalisiert hat, dass sich ein älterer Mann an ein minderjähriges Mädchen ranmacht?


Aber natürlich ist das schlimm, findet eine Psychologin, die der Deutschlandfunk aufgetan hat, Julia von Weiler: "Da entsteht eine hierarchische Schieflage. Der alte Mann ist immer sehr viel mächtiger, und jemand wie Udo Lindenberg mit seiner Popularität ist noch fünf Mal mächtiger als ein jugendliches Mädchen." Ihr werde "wirklich richtig unangenehm, wie so ein älterer Mann sich an ein junges Mädchen ranwanzt."

Fast schon überraschend räumt der Deutschlandfunk immerhin ein:

Sexuelle Handlungen zwischen Erwachsenen und Minderjährigen sind nicht zwangsläufig strafbar. Und es gibt keine Hinweise darauf, dass Udo Lindenberg Sex mit Minderjährigen hatte. Aber er singt davon. Der Sexualwissenschaftler Ahlers meint, solche Texte würden keine Sexualstraftaten legitimieren.


Offensichtlich nicht. Ein Roman, der eine heikle oder gar verbrecherische Handlung, meinetwegen sogar einen Mord, aus der Perspektive des Täters erzählt, rechtfertigt auch keinen Mord. Seit dem Ende des 18. Jahrhunderts betrachtet man es sogar als Aufgabe von Kunst, Gedanken und Begierden darzustellen, die existieren, über die man aber vielfach nicht spricht. Durch den neuen Puritanismus von MeToo haben wir es jedoch mit einer Bewegung zu tun, die solcherlei Kunst "problematisch" findet und als nicht statthaft untersagen möchte. Eine neue Form der "Aktion saubere Leinwand", die vom Gemälde bis zum Popsong sämtliche künstlerischen Ausdrucksformen umfassen möchte.

Udo Lindenberg hat Interviewanfragen zu diesem Thema übrigens nicht beantwortet – die wohl vernünftigste Reaktion. Sobald man sich inquisitorischen Fragen darüber aussetzt, warum man über "sittlich anstößige" Dinge schreibt, kann man vor den neuen Tugendwächtern heutzutage eigentlich nur verlieren.



2. In einem aktuellen Newsletter nimmt jetzt auch das Forum soziale Inklusion Stellung zu den männerpolitischen Ankündigungen von Frauenministerin Giffey: Dabei gelangt es in mehreren Punkten zu einer kritischen Bewertung:

* Bundesministerin Giffeys Hauptaugenmerk liegt weiterhin auf Frauen mit Millionen-Subventionierungen für Frauenverbände.

* Bundesministerin Giffey reduziert Männerpolitik auf Subventionen für ein Bundesforum Männer, das nicht für authentisch Männerpolitik steht, sondern Positionen des Frauenrats unhinterfragt multipliziert.

* Bundesministerin Giffey reduziert Männerpolitik auf Subventionen für Berater-Organisationen, die sich politisch weder für Männer noch für Väter engagieren.

* Bundesministerin Giffey verweigert weiterhin authentischen Männerverbänden Einladungen zum Gespräch.

* "Familien"ministerin Giffey ignoriert weiterhin die Bedürfnisse von Nachtrennungsfamilien. Getrennt erziehende Väter werden im Pressegespräch nicht erwähnt.




3. Vor einigen Monaten triumphierten Deutschlands Feministinnen und mit ihnen ein großer Teil der Leitmedien wegen einer Steuersenkung auf Tampons und Binden, wodurch Frauen im Laufe ihres Lebens einige wenige Euros sparen können. Dachten sie. Jetzt haben die Händler dieser Produkte angekündigt, deren Preise deutlich zu erhöhen, beteuern aber, dass diese Entscheidung mit der feministisch durchgesetzten Steuersenkung in keinerlei Zusammenhang stehe. Wer diese Reaktion vor der Steuererhöhung vorhergesagt hatte, wurde als "Mansplainer" abgekanzelt. Jetzt aber ist der größte Triumph, den der deutsche Feminismus im letzten Jahr eingefahren hat, für die Tonne. Auf Twitter kann man die Reaktionen darauf besichtigen.



4. Interne Mails verraten: Gendersternchen sind bei der Berliner Polizei verboten. Der "Tagesspiegel" berichtet:

Zum Schluss schreibt das Diversity-Büro: "Seien Sie kreativ und probieren Sie es aus, denn gendergerechtes Schreiben kann auch elegant sein und Spaß machen." Einige Twitter-Nutzer finden den Vorstoß der Polizei in Sachen Geschlechtergerechtigkeit verspätet und nicht wirklich glaubhaft: Der Berliner Autor Rick Palm, selbst trans Person, findet, in dem Schreiben der Polizei schwinge mit, dass man eigentlich keine Lust aufs Gendern habe, aber dies aufgrund rechtlicher Vorgaben angehen wolle. Besonders, wenn es von einer dezidierten Diversity-Abteilung käme, enttäusche es ihn. "Dieses Argument der Lesbarkeit. Ich kotze. Im Strahl."




5. Eine britische Universität hat nach Protesten von Transgender-Aktivisten das Seminar einer feministischen Dozentin gestrichen. Als Begründung wurden "Sicherheits- und Gesundheitsbedenken" genannt. Vergangenen November war einer anderen Feministin Ähnliches passiert. Hintergrund der Entscheidung sind die andauernden Kontroversen zwischen transfeindlichen britischen Feministinnen und der Transgender-Bewegung.



6. Wie der vielgelesene Blogger "Fefe" berichtet, "haben die Franzosen per Quote dafür gesorgt, dass mehr Frauen in den Gremien sind, die über die Einstellung von Akademikern entscheiden. Der Effekt war nicht etwa, dass mehr Frauen durchgekommen sind, sondern im Gegenteil ist die Frauenquote bei der Einstellung um 40% eingebrochen." Aus welchen Gründen das geschehen sein könnte, erfährt man hier.



7. Aus den Blogs: Das männerpolitische Blog Uepsilonniks zitiert ausführlich einen Kommentar des Maskulisten "Crumar", der sich mit den Geschlechterrollenwünschen beschäftigt hat, die in der Shell-Jugenstudie 2019 zum Ausdruck kommen:.

Einstieg: "Fragt man Jugendliche, wie sie sich die partnerschaftliche Aufteilung der Erwerbstätigkeit wünschen würden, wenn sie 30 Jahre alt wären und ein zweijähriges Kind hätten, sind sich junge Männer und Frauen recht einig bezüglich der idealen Rollenverteilung: In einer Partnerschaft mit kleinem Kind sollte die Frau und nicht der Mann beruflich kürzer treten. 65 % der Frauen würden gerne maximal halbtags arbeiten – und 68 % der jungen Männer wünschen sich genau das von ihrer Partnerin."

Womit dem immer wieder geäußerten Mantra, wonach "die verhaltensstarren Männer verhindern, dass Frauen mehr Erwerbsarbeit verrichten, um Karriere machen zu können" eine Realität entgegensteht, in der knapp zwei Drittel der befragten Mädchen und jungen Frauen eine solche Option gar nicht wahrnehmen wollen.

Hier wird es merkwürdig: "Viele Männer wünschen sich eine Rolle als »aktiver Vater«, der sich an der Kinderbetreuung beteiligt, und nur 41 % von ihnen möchten in der beschriebenen Familiensituation in Vollzeit arbeiten. Von den jungen Frauen wünschen sich etwas mehr (51%), dass der Vater in Vollzeit arbeitet. Insgesamt haben beide Geschlechter also recht ähnliche Vorstellungen, was die Erwerbstätigkeit eines Vaters und einer Mutter angeht."

Zunächst einmal wollen deutlich mehr junge Frauen von (!) Männern, sie mögen Vollzeit arbeiten, als diese es für sich selbst wollen, nämlich die Mehrheit dieser jungen Frauen (auffällig ausgelassen wird, wieviel Prozent der jungen Frauen sich einen "aktiven Vater" wünschen).

(…) "Insgesamt ist es mehr als die Hälfte (54 %) aller 12- bis 25-Jährigen, die ein »männliches Versorgermodell« favorisieren:

– 10 % bevorzugen das Modell eines »männlichen Alleinversorgers« (der Mann versorgt die Familie allein und arbeitet 30 oder 40 Stunden in der Woche), weitere

– 44 % präferieren das Modell eines »männlichen Hauptversorgers« (der Mann arbeitet mindestens 30 Stunden, die Frau maximal halbtags)."

Das traditionelle Familienmodell hat längst nicht ausgedient und es wird mehrheitlich auch gewünscht. Welche anderen Familienmodelle die – immerhin – 46% der Befragten sich vorstellen wird leider nicht dargestellt. Es wird leider auch nicht regional (siehe folgend) nach West und Ost aufgeschlüsselt.

(…) Es folgt der feministisch inspirierte Euphemismus des Tages: "Der Vater als Ernährer der Familie ist – zumindest im Westen – offensichtlich keine rein männliche Vorstellung, dieses Modell wird auch von vielen jungen Frauen favorisiert."

Wenn 56% der jungen Frauen sich dieser Vorstellung anschließen, dann handelt es sich nicht um "viele", sondern um die Mehrheit der jungen Frauen. Damit hat sich die Ideologie, es handle sich um eine "rein männliche Vorstellung" gründlich blamiert. Nicht, dass die Forscher das daran hindern würde, den gleichen Quatsch immer wieder von sich zu geben. Natürlich nicht!

Die letzte Schlussfolgerung hat eine ähnliche Qualität: "In den neuen Bundesländern erfreuen sich dafür gleichwertiger aufgeteilte Modelle deutlich größerer Beliebtheit als im Westen."

Man könnte nämlich auch sagen, 62% der jungen Männer und 69% der jungen Frauen lehnen den "Vater als Ernährer der Familie" ab und nur die sogenannte Minderheit der jungen Männer und Frauen vertreten im Osten eine solche Ansicht.

Traditionelle Vorstellungen vom Vater als Ernährer der Familie: Westen = Mehrheit, Osten = Minderheit – das Konzept ist eigentlich ganz einfach zu verstehen.

Hier lassen sich die Erfolge des (West-) Feminismus besichtigen: Die Mehrheit der jungen Frauen (zumindest im Westen) strebt 2019 weder eine Beschäftigung über Teilzeit hinaus an, möchte, dass der Mann Vollzeit arbeitet und sieht den Mann als Haupt- oder Alleinversorger.

Das ist die ernüchternde Bilanz nach 50 Jahren Feminismus und es steht zu befürchten, die Einführung des Gendersternchen wird daran nichts ändern, weil auch das Binnen-I seltsam wirkungslos blieb …

Zumindest wissen wir nun – und auch die jungen Männer sollten es wissen – was von all den schönen Umfragen über die "modernen Beziehungsvorstellungen" junger Frauen zu halten ist. Mehrheitlich gar nichts – ein Fall für das Altpapier.

Ermutigend nur der prozentuale Anteile von jungen Männern, die sich eine Rolle als aktiver Vater vorstellen können. Es bleibt viel Aufklärungsarbeit für uns zu leisten. Das steht fest!




8. Die Post. Einer meiner Leser schreibt mir zu der Top-Meldung von gestern, den in der Schweiz gegenderten Verkehrsschildern:

Ich lese gerade fassungslos Genderama. Ich bin ja in der Automobilindustrie, wie gut dass man nicht eh schon Probleme mit Schildererkennung für autonome Autos hat. Jetzt muss der Informatiker dem Auto auch noch alle 387,5 Varianten von Gender Schildern beibringen. So wird dass nix mit USA überholen.

Es ist kein allzu großes Thema, einer Künstlichen Intelligenz noch fünf Schilder mehr beizubringen. Es ist aber ein Sicherheits-Thema. Stell dir vor, dein 2025 gekauftes autonomes Auto kennt alle Schilder, die bis dahin auf dem Markt waren, und dann fährt esnach Buxtehude, wo die sich noch mal ganz neue, dem Zeitgeist entsprechende Schilder ausgedacht haben. Dann wird dein Auto sich also in dieser Stadt nicht an die Verkehrsregeln halten können, da es die Schilder nicht lesen kann.


Ein anderer Leser schreibt mir zum selben Thema:

Ich hielt es ja gestern für einen Hoax, als ich beim Vorbeizappen beim Schweizer Fernsehen kurz hängen blieb wegen den Fussgängerinnenüberführerinn-Signalisierungsinnen.

Was mir sauer aufstösst - zum Glück bin ich ein weisser, heterosexueller und nicht mehr ganz so junger alter Sack (männlich), sonst müsste man mich noch ernst nehmen und was gegen meinen Unmut machen:

WARUM nimmt man nicht ebenfalls existente, geschlechtsneutrale Schilder, die einfach einen Zebrastreifen zeigen, und damit den Fussgängerüberweg signalisieren? So ganz ohne Strichfiguren drauf (übrigens: Wo bleibt der Aufschrei der Schwulen? Zwei Männer die Hände halten?) - einfach ein Schild, Blau, weisses Dreieck, innen drin der Zebrastreifen - fertig.

Man muss sich ja fast wundern, warum ausser Männerrechtlern niemand die "Inklusivität durch Exklusivität" anprangert. Sind wir denn die letzten Menschen mit Hirn im Kopf?

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