Dienstag, Januar 28, 2020

Kobe Bryant: Journalistin nach Vergewaltigungs-Tweet beurlaubt – News vom 28. Januar 2020

1. Vergangene Woche veröffentlichte die Feminismus-Parodistin Titania McGrath zum Tod des britischen Komikers Terry Jones diesen Tweet:

Terry Jones ist gestorben.

Was wäre eine respektvolle Zeitspanne, um zu warten, bis wir anfangen, seine Arbeit nach Anzeichen von Sexismus, Rassismus oder Homophobie zu durchforsten und seinen Ruf völlig zu zerstören?

Vielleicht 30 Minuten?


Tatsächlich blieb Terry Jones bislang unbehelligt (oder die MeToo-Brigaden konnten bei ihm nichts finden, dass sich skandalisieren ließ). Trotzdem erwiesen sich Titania McGraths Worte als prophetisch. Vorgestern nämlich starb der US-amerikanische Basekaetballstar Kobe Bryant bei einem Helikopterabsturz. In seinem Fall dauerte es nur wenige Stiunden, bis man ihn durch den Dreck zu ziehen begann. Mehrere Medien berichten, darunter die "Welt": Eine Reporterin der "Washington Post", Felicia Somnez, hatte noch am Sonntagabend einen Link zu einem Artikel über Vergewaltigungsvorwürfe gegen die Basketball-Legende gepostet.

(Der Prozess war damals geplatzt, weil die angeblich vergewaltigte Frau nicht bereit war, ihre Behauptungen vor Gericht zu wiederholen. Bryant hatte stets behauptet, daß es mit ihrem Einverständnis zu sexuellen Handlungen gekommen sei. Offenbar sehe sie den Vorfall mit anderen Augen, meinte Bryant, der sich schriftlich bei der Frau entschuldigte.)

Als Somnez diesen Fall unmittelbar nach Kobe Bryants Tod wieder aufwärmte, stieß in den sozialen Medien allerdings auf große Empörung. Mehr noch: Sie wurde von der Washington Post, für ihre Pietätlosigkeit beurlaubt:

Die Zeitung teilte mit, Sonmez habe den Tweet auf die Bitte eines leitenden Redakteurs hin gelöscht. Zudem erhielt sie nach eigenen Angaben eine E-Mail von Chefredakteur Marty Baron mit folgenden Worten: "Ein echter Mangel an Urteilsvermögen, das zu twittern. Bitte hören Sie auf. Sie schaden damit dieser Institution."


Die Gewerkschaft der Washington Post verteidigt Somnez und weist darauf hin, dass sie auf ihren Tweet hin auch eine Welle von Gewaltbotschaften erhalten habe. Zudem sei sie als Journalistin verpflichtet "die ganze Wahrheit zu sagen, zur rechten Zeit und zur Unzeit".

Häufig war die Kritik an Somnez Vorgehen lediglich angemessen scharf. Beispielsweise reagierte die Komikerin Bridget Phetasy mit diesem Tweet:

"Das ist ekelhaft. Eine Frau hat heute ihren Mann und ihr Kind verloren. Die Kinder haben ihren Vater und ihre Schwester verloren. Kinder auf der ganzen Welt haben ihren Helden verloren. Die Menschen trauern. Geben Sie ihm vielleicht einen Tag Zeit, bevor Sie auf den Erinnerungen der Verstorbenen herumtrampeln."


Phetasy wurde für diesen Tweet ihrerseits unter Beschuss von Menschen genommen, die Kobe Bryant als Vergewaltiger und "garbage human" beschimpften.



2. Die britische Daily Mail schlagzeilt: "Häusliche Gewalt durch Frauen hat sich binnen eines Jahrzehnts verdreifacht, wobei Frauen jetzt ein Drittel der Täter ausmachen". Auch andere britische Medien, etwa der Telegraph, berichten.

Natürlich sind Frauen nicht innerhalb von zehn Jahren rasant gewalttätiger geworden: Wir haben es hier mit einer Aufweichung der Dunkelziffer zu tun, was nicht zuletzt durch die unermüdliche Aufklärung von uns Männerrechtlern erkämpft wurde. Sobald die Dunkelziffer vollkommen erhellt ist, werden wir es, wie zahllose anonyme Befragungen zeigen, mit einer Fünfzig-zu-fünfzig-Verteilung zu tun haben.



3. Ebenfalls in Großbritannien sind Sexismus und toxische Männlichkeit am Arbeitsplatz mal wieder Thema. Die BBC berichtet:

Gespräche über Fußball oder Cricket am Arbeitsplatz sollte eingeschränkt werden, warnte ein Führungsgremium.

Die Leiterin des Chartered Management Instituts, Ann Francke, sagte, dass Frotzeleien über Sport Frauen ausschließen und zu Macho-Verhalten wie dem Geplauder über sexuelle Eroberungen führen können.

"Viele Frauen fühlen sich vor allem ausgeschlossen", sagte sie in der Sendung "Today" der BBC.

"Sie verfolgen diese Sportarten nicht, und sie mögen es nicht, wenn man sie zwingt, über sie zu sprechen, oder wenn sie nicht einbezogen werden."




4. Der Journalist Gabor Steingart beschäftigt sich mit der Vertrauenskrise des deutschen Journalismus:

Alle Studien zum Vertrauen in die Medien sprechen eine deutliche Sprache.

Der Edelman Vertrauensindex sieht die deutschen Medien auf einer Ebene mit den kolumbianischen Zeitungen und hinter den US-Medien mit CNN und Fox News.

Laut infratest dimap hält jeder Dritte die über Medien verbreiteten Informationen für unglaubwürdig.

Das einstige Flaggschiff des Journalismus verliert Reputation, Relevanz und Leser. Verkaufte der "Spiegel" Ende 2001 noch 1,1 Millionen Hefte pro Woche, waren es Ende 2015 weniger als 800.000. Mittlerweile liegt die verkaufte Auflage bei unter 700.000 Heften. Gegenüber dem All-Time High – das war 1991 – bedeutet das nahezu eine Halbierung der verkauften Auflage: der Abstieg eines Superstars.

Auch die "FAZ", einst eine Institution unter den Tageszeitungen, verliert an Bedeutung und an Leserschaft. Die verkaufte Auflage (montags bis samstags) liegt bei noch etwa 230.000 Exemplaren – im vierten Quartal 2010 waren es noch etwa 364.000 Exemplare.

ARD und ZDF, früher Fixsterne im demokratischen Leben der Bundesrepublik, erreichen die Senioren, aber die Jugend kaum noch. Von den 25- bis 34-Jährigen schauen die Nachrichtenangebote der Öffentlich-Rechtlichen laut Reuters Institute nur 13 Prozent. Bei den 18- bis 24-Jährigen sind es nur sechs.

Der Berliner Medien-Professor Norbert Bolz sagt: Schuld sei ein Meinungsjournalismus, der vor allem Haltung transportiere und weniger die Fakten. Das werde vom Publikum nicht goutiert.


Gerade in Beiträgen der Leitmedien über die Männerrechtsbewegung waren Fakten in Hülle und Fülle durch (abschätzige) Meinung ersetzt worden. In der Regel wird die Existenz von Männerrechtlern allerdings in den Leitmedien tabuisiert.

In seinem insgesamt lesenswerten Artikel zitiert Steingart den WDR-Intendanten Tom Buhrow mit folgenden Worten:

"Je mehr Themen nicht im Diskurs vorkommen oder vorkommt dürfen, desto mehr werden sie sich unterm Teppich schimmelnd in hässlicher Form weiter verbreiten."




5. Die Post. Mein Leser Kevin Fuchs schreibt mir zu der Ehrung der Männerrechtlerin Bettina Arndt mit dem Orden von Australien:

Es ist ja ganz nett, dass Bettina Arndt diese Auszeichnung erhält. Aber lass uns ehrlich sein: Viele, viele Männer haben sich für dieses Thema eingesetzt und niemand hat sie mit einem Orden, einem Preis oder gar nur mit Lob bedacht. Sätze, wie Frau Arndt sie ausspricht, können einen Mann Kopf und Kragen kosten. Du und ich waren Gründungsmitglieder der AG-Männer in der Piratenpartei und Gründungsmitglieder der liberalen Männer bei der FDP - wir kennen das: Für ein und dieselben Aussagen schlägt Männern medial und politisch purer Hass entgegen. Man wird als "Frauenfeind", "Antifeminist" und "Rechter" markiert und abgesondert - und das für größtenteils völlig banale Positionen.

Wäre Bettina Arndt ein Mann, würde die Öffentlichkeit ausgesprochen brutal mit ihr umgehen. Medien und Öffentlichkeit verhalten sich Frauen gegenüber deutlich wohlwollender und aufgeschlossener, wobei das nicht auf das Geschlechter-Thema begrenzt ist. Stell Dir zum Beispiel vor, Greta Thunberg wäre ein adoleszierender Junge - das hätte niemals funktioniert. Die Wahrscheinlichkeit und das Ausmaß einer Anfeindung für kontroverse Ansichten ist bei Frauen und Mädchen deutlich geringer. Frauen verstehen darum häufig nicht, warum Männer gegenüber Medien und Öffentlichkeit so misstrauisch sind. Das hat man auch bei Mithu Sanyal gemerkt, die sich wunderte, warum viele Männer mit ihr nicht sprechen wollten – da musste ich schon schmunzeln.

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