Freitag, Januar 17, 2020

Gendersterne, Impotenz-Shirts, Klima-Feminismus, Angela Merkel blutverschmiert – News vom 17 Januar 2020

1. Die Schweizer Zeitung Der Bund: berichtet:

Der Universität Wien reicht die Gendergerechtigkeit nicht mehr, "genderinklusiv" muss die Sprache jetzt sein. Denn bloss Männer und Frauen anzusprechen, offenbart binäres Denken und schliesst das grosse weite Feld der trans-, inter-, a-sexuellen bzw. genderunspezifischen Menschen aus. Eine "Taskforce Genderinklusion" hat jetzt das *-Sternchen als Lösung angeordnet, anzuwenden in allen Formulierungen, auch Anreden. Das Paradies ist also greifbar nah. Nur nicht für die Sehbehinderten, immerhin eine durchaus inklusionsbedürftige Gruppe. Diese ist auf Sprachcomputer angewiesen, die die sprachgereinigten Formulierungen vorlesen. Screen-Reader, so ein Warnhinweis im sprachlichen Leitfaden, läsen den Genderstern aber leider mal als Pause, mal wörtlich als "Stern", «Sternchen, Asterisk», manchmal auch gar nicht, wodurch fälschlich der Eindruck der weiblichen Form entstünde.


In der persönlichen Kommunikation "mit persönlich bekannten Personen", berichtet die Neuen Zürcher Zeitung, sei es auch an der Uni Wien weiterhin gestattet, jemanden mit "Sehr geehrte Frau Professorin" anzusprechen – sofern man wisse, dass sich die Person als Frau identifiziere. Trotz dieser großzügigen Erlaubnis wächst an der Hochschule gegen derlei verordnetes Sprechen Widerstand in einer Reihe von Studenten:

Die Historiker, Germanistinnen und Philologen wehren sich dagegen, dass von oben verordnet wird, wie man an der Hochschule zu reden habe oder wie wissenschaftliche Arbeiten verfasst sein müssten, damit sie der gendergerechten Gesinnung entsprechen und man keine schlechtere Bewertung riskiert. Die Studentinnen und Studenten sind politisch unabhängig und stehen als Geisteswissenschafter auch nicht in Verdacht, dass ihre Ablehnung der Genderpolitik durch reaktionäre Impulse motiviert sein könnte.

In der von der Universitätsspitze empfohlenen Schreib- und Sprechweisen sehe man nicht nur "eine Kriegserklärung an die deutsche Grammatik", sagt der Autor Max Haberich, der die Gruppe vertritt, im Gespräch. Der Beschluss bedrohe vielmehr die Redefreiheit. Die Gruppe fordert die Hochschule auf, sich von der Genderideologie zu distanzieren, die sprachlichen Vorgaben zurückzunehmen und sich auf ihre eigentlichen Forschungsaufgaben zu besinnen.

Es dürfte schwierig sein, im politisch linksstehenden akademischen Betrieb Gehör zu finden. Zumal der bisherige Protest der Gruppe harmlos wirkt wie ein Schülerstreich. Zu Semesterbeginn hat man Aufkleber mit dem Spruch "Gendern? Nein, danke!" an "strategischen Orten" wie dem Rektorat oder dem Gleichstellungsbüro angebracht. Nach ein paar Tagen waren viele Kleber wieder abgerissen.




2. In Mailand hat Gucci jetzt ein Männer-T-Shirt mit dem Aufdruck "impotent" vorgestellt (der sich mit etwas Mühe auch als "impatient" lesen lässt). Die Vogue berichtet:

In Alessandro Micheles neuer Männerwelt muss man sich nicht dafür schämen, wenn man sich selbst als impotent (oder ungeduldig) bezeichnet. Die Notizen für die Kollektion sprachen von einer Ablehnung giftiger Männlichkeit und einer Umarmung einer geschlechtslosen Form von Schönheit. "Toxische Männlichkeit nährt in der Tat Missbrauch, Gewalt und Sexismus", heißt es in der Pressemitteilung. "Und nicht nur das. Sie verurteilt die Männer selbst dazu, sich einer aufgezwungenen phallischen Männlichkeit anzupassen, um gesellschaftlich akzeptiert zu werden". Kurz gesagt: Das Patriarchat ist vorbei.




3. Eine Überraschung in Zeiten wie diesen: 007 soll männlich bleiben. Dem Tagesspiegel zufolge zeugt diese Entscheidung von "lächerlichem Männlichkeitswahn, Feigheit und schlimmen Geschlechterstereotypen".



4. "Schadet der Penis dem Klima?" fragt Tamara Wernli in der Schweizer "Weltwoche" und fasst die neuesten Skurrilitäten im Klima-Feminismus zusammen, die sie bei dieser Gelegenheit fast beiläufig widerlegt.



5. In den USA eskaliert der Wettstreit der besten Kandidaten der Demokratischen Partei darum, gegen Trump anzutreten, in einem Sexismus-Vorwurf von Elisabeth Warren gegen Bernie Sanders.



6. Die Post. Matthias Enderle, Vorstandsvorsitzender von MANNdat, äußert seine Einschätzung dazu, dass Frauenministerin Giffey sich anschickt, auch maskulistische Forderungen für ihre Politik aufzugreifen:

Frau Giffey wird sich – wie alle anderen Protagonisten der Volksvertretung auch – an ihren Taten messen lassen müssen. Die Vergangenheit lehrt, dass in der Politik solche Vorstöße selbst Frauen den Kopf kosten können. Wir müssen also abwarten, wie es mit der Umsetzung aussieht und wie nachhaltig diese ausgestaltet wird. Schließlich wäre es nicht das erste Mal, dass nach einer gewissen Zeit Fördermittel mit fadenscheinigen Begründungen wieder gestrichen werden. Sollten dagegen die angekündigten Maßnahmen über eine erfolgreiche Wiederwahl oder Legislaturperiode hinaus Bestand haben und entsprechend verankert bleiben, könnte man tatsächlich von einem Erfolg reden. Bis dahin gilt für mich: Die Botschaft hör' ich wohl – allein mir fehlt der Glaube.


Gut, aber wenn Giffey aus der Männerförderung aussteigen würde, stünde sie als Betrügerin da, alle Zeitungen würden über sie herfallen und ihre politische Zukunft wäre vorüber.

Kleiner Scherz. :-)

Dr. Bruno Köhler, ebenfalls im Vorstand von MANNdat, fügt hinzu:

In Ergänzung zu Matthias Ausführungen verweise ich auf unseren Beitrag von 2018: "Familienministerin Franziska Giffey (SPD) bricht Versprechen". Damals 35 Mio für weibliche Gewaltopfer und 0 Cent für männliche Gewaltopfer. Die muss man in die Bilanz mit einbeziehen. Allein dadurch relativiert sich das "Engagement für Männer" von Flunker-Giffey.


Giffeys Glaubwürdigkeit ist heute auch Diskussionsthema bei Christian Schmidt. Nach den bisherigen Erfahrungen mit der SPD herrscht durchgehend Skepsis, ob sich diese Partei ernsthaft gegen Sexismus positionieren kann.

Ein anderer Leser berichtet mir über seine jüngsten Erfahrungen im Zusammenhang mit dem Thema "Gendersprache":

Irgendwie bin ich über einen Artikel zu Neusprech von Netzpolitik.org gestolpert.

Darunter habe ich einen Kommentar geschrieben, der allerdings nicht veröffentlicht wurde. Statt dessen fand sich ein Eintrag der Redaktion, der eindeutig eine Reaktion auf meinen Kommentar war.

Ich hatte sinngemäß geschrieben:

"Es ist immer gut, sich mit seinen Überzeugungen argumentativ auseinander zu setzen. Wenn Sie im Artikel schreiben, dass es zahlreiche Studien gäbe, welche den Nutzen der Gendersprache belegen würden, so ist dies leider falsch. Das Gegenteil ist der Fall. Dafür muss man allerdings sehr tief in die Materie einsteigen, womit man mit diesem schönen Blogbeitrag starten kann Es ist auch nachvollziehbar, weshalb Sie viele Kommentare zur Gendersprache erreichen, aber keine zu Anglizismen etc. Es entsteht eine Reaktion, wenn mit einem Millionenbudget von oben nach unten Sprachregelungen durchgesetzt werden sollen."

Der Kommentar der Redaktion lautet:

"Vielen Dank. Für alle, die sich gerne tiefer einlesen wollen, empfehlen wir übrigens die Übersichtsseite 'Wissen' auf genderleicht.de. Dort findet man Studien, Artikel, Bücher, Podcasts und mehrere Sprachleitfäden zum Thema geschlechtergerechte Sprache. Vieles davon stammt von Menschen, die im Gegensatz zu uns studierte Linguist*innen sind."

Na? Wer steht wohl hinter dieser Seite? Das BMFSFJ und ein gewisser "Journalistinnenbund", der Mitglied im "Deutschen Frauenrat" ist. Mit anderen Worten "Genderleicht.de" ist ein Projekt mit (jedenfalls potentiellem) Millionenbudget, das von oben nach unten Sprachregelungen durchsetzen soll.

Soll ich noch was zu den "Studien" schreiben, die auf "Genderleicht.de" zu finden sind? Tut mir leid, das schaffe ich vor lauter Lachen leider nicht..

Ich habe Netzpolitik.org dann mal geblockt. Für schlechten Spartenjournalismus fehlt mir echt die Zeit.


Ein weiterer Leser schreibt:

Hallo Herr Hoffmann!

Die Headline ihres heutigen Blogeintrags "Warum kommen Unsummen an Unterstützung eigentlich fast nur Frauen zu?" lässt sich wahrscheinlich erweitern mit "Warum bekommen fast nur Frauen die mediale Aufmerksamkeit beim Thema Gewalt?"

In Italien läuft derzeit folgende Aktion: Bundeskanzlerin Angela Merkel mit gebrochener Nase und blutverschmiertem Gesicht – als Opfer von Gewalt gegen Frauen.

Österreichs "Krone" berichtet:

"In Mailand sorgt derzeit der Künstler AleXsandro Palombo mit schockierenden Bildern führender Frauen für Aufsehen. Im Rahmen einer Plakatserie sind an bekannten öffentlichen Orten der italienischen Metropole unter anderem Fotos von Angela Merkel, Michelle Obama, Hillary Clinton, Aung San Suu Kyi und Sonia Gandhi mit geschwollenen und blutverschmierten Gesichtern zu sehen. Palombo will das Thema Gewalt gegen Frauen ins Blickfeld der Öffentlichkeit rücken."

Für mein Empfinden an Geschmacklosigkeit kaum zu übertreffen. Meiner Meinung nach dient diese Aktion wohl eher, um den Bekanntheitsgrad von Herrn Palombo zu erweitern. Allein das Argument des Künstlers, das Thema Gewalt gegen Frauen ins Blickfeld der Öffentlichkeit zu rücken ist völlig realitätsfern. Gewalt gegen Frauen ist seit 20 Jahren ein vorrangiges und regelmäßiges Thema in allen Medien.

Offenbar haben die deutschen Medien von dieser Aktion noch nichts mitbekommen, aber ich bin mir sicher, sobald die erste überregionale Internet-Zeitung darüber berichtet, wird es wie ein Domino Effekt durch die Medienlandschaft rauschen und alle werden darüber berichten.


In Österreich und Tirol haben das schon mehrere Medien getan.

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