Dienstag, Dezember 17, 2019

"Hart aber fair" gestört: Feministin stürmt Plasberg-Talk – News vom 17. Dezember 2019

1. Das Schöne, wenn man zum Geschlechterthema bloggt: Man kann sich darauf verlassen, dass selbst in nachrichtenarmen Zeiten noch irgendetwas Schräges passieren wird. Zahllose Medien berichten, aber die "Bild" tat es gestern Abend zuerst:

Mitten im ARD-Talk "Hart aber Fair" über Tierliebe drängte sich plötzlich eine Frau aus dem Publikum vor die Kamera: "Darf ich mal stören? Ich würde gern eine Forderung in den Raum stellen!"

Plasbergs Reaktion: "Kommen Sie doch mal an meine Seite, damit man Sie auch versteht! Stellen Sie sich mal vor."

"Ich bin Katja Hartwig, und ich bin bekennende Feministin", so die Zuschauerin.

Plasberg verblüfft: "Und was hat das jetzt mit Tieren zu tun?"

Antwort: "Nichts. Ich möchte einfach die Gelegenheit nutzen, hier im Fernsehen mitzuteilen, dass die Bundesregierung gegen Feminismus im Internet vorgeht ..."

"Ist hier jemand, der sich für einen Briefmarkenverein einsetzen möchte?" spottete Deutschland bekanntester Hundetrainer Martin Rütter und schimpfte: "Was du machst, ist respektlos!"

Ihre prompte Entgegnung: "Was im Internet an Antifeminismus durchgeführt wird, von den Bundesnachrichtendiensten – das ist respektlos!"

Erst nach knapp zwei Minuten gelingt es Plasberg, die Situation zu entschärfen! "Sie haben es gesagt, und wir werden uns nachher noch mal mit Ihnen unterhalten", versprach er. Ihr Anliegen soll dann auf der Internet-Seite der Sendung geschildert werden, versprach der ARD-Moderator.

Das Publikum reagierte mit Gelächter auf den Vorfall.


"Bild" hat den Wortwechsel ein wenig gekürzt wiedergegeben, aber natürlich steht ein Mitschnitt von dem Spektakel auch schon auf Youtube.

Lucas Schoppe kommentiert den Vorfall trocken auf Twitter: "Ich weiß gar nicht, was alle haben. Das war das Vernünftigste, was ich in letzter Zeit von irgendeiner Feministin gehört habe."



2. Einen lesenswerten Beitrag über eine andere Feministin findet man im Blog "Geschlechterallerlei"

Antje Schrupp hat am 22. November dieses Jahres aus Anlass einer Buchvorstellung in Zürich eine Laudatio auf die italienische Differenzfeministin Luisa Muraro gehalten, und seit vergangener Woche ist der Text dieser Rede online verfügbar. In dieser Laudatio ruft sie das Ende des Patriarchats aus, was freilich nur für mich eine Neuigkeit war, denn Schrupp vertritt diesen Standpunkt schon länger. Ich fand ihn jedoch höchst bemerkenswert, weil es nicht nur meiner eigenen Ansicht zu entsprechen schien, sondern auch dem Patriarchats-Gejammer eines Netzfeminismus à la Wizorek, Stokowski und Penny pointiert zuwiderläuft. Bei näherem Hinsehen ist es dann freilich doch nicht, wonach es dem ersten Anschein nach aussieht – dennoch ist ihre Argumentation überaus interessant, wenn man ein Beispiel dafür haben möchte, in welche Widersprüche sich feministische Theorie verwickeln kann. Denn Schrupps Perspektive ist paradox: luzide und blind zugleich, ebenso subjektiv ehrlich wie ideologisch vernagelt. Das macht ihren Text in meinen Augen – im Kontext einiger anderer Texte von ihr und anderen Differenzfeministinnen – zu einem Schlüsseldokument des heutigen Feminismus.


Hier geht es weiter.



3. Barack Obama hält Frauen für bessere Menschen. Die liberale Feministin Judith Basad kommentiert seinen Sexismus auf Twitter.



4. Ich bin ja grundsätzlich dagegen, Menschen mit abweichenden Meinungen psychische Störungen zu unterstellen. In der Regel ist das eine Ausgrenzungstrategie auf der Ebene reiner Polemik. Insofern ist auch der Beitrag "Sieben Gründe, warum der Feminismus eine kognitive Verhaltenstherapie benötigt" mit Vorsicht zu genießen. Trotzdem legt er den Finger auf zumindest einige mentale Fehlleistungen, die man bei manchen Feministinnen findet und die sonst in psychotherapeutischen Zusammenhängen angesprochen werden, darunter "polarisiertes Denken", "Übergeneralisierungen", "Ausfiltern", "Etikettieren", "Gedankenlesen" und "Katastrophendenken".

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