1. Am Weltfrauentag, dem 8. März 2011, erschien bei Heyne der von dem Flirtcoach Maximilian Pütz und mir verfasste Ratgeber
Der perfekte Eroberer. Knapp sechs Jahre später empört sich darüber
Eva Berendsen in der Frankfurter Allgemeinen: "Antifeministische Verschwörungstheorie und Ratgeber-Mystik", findet sie, "bilden eine unappetitliche Allianz." In dem Artikel heißt es:
Männer und ihre Krise sind das Thema des einen Autors, Arne Hoffmann, der sich selbst als "linker Maskulinist" bezeichnet, unter anderem über häusliche Gewalt gegen Männer bloggt und in einer Studie der Heinrich-Böll-Stiftung als Vordenker der antifeministischen Männerrechtsbewegung bezeichnet wird.
(Ich bezeiche mich natürlich nicht selbst als "Maskulinist", aber das ist nur eine Petitesse am Rande.)
In Frankfurt berichteten Frauen Anfang des Jahres gehäuft, von Männern auf dem Campus belästigt und bedrängt, offensiv angesprochen und angefasst worden zu sein. Das Muster habe sich verblüffend geähnelt, sagt ein Mitglied der "Fantifa", einer linken Studentengruppe, bei der sich mehr als fünfzig betroffene Frauen gemeldet haben. Unter der Behauptung, einen Werkzeugkasten zur Verführung parat zu haben, werden Frauen von den Pick-up-Artists zu austauschbaren Waren objektiviert. Der kalifornische Pick-up-Artist Julien Blanc zeigt in einem Video, wie man Japanerinnen mit einem Würgegriff zum Oralsex ermuntert. Proteste und Petitionen folgten. Blanc durfte in Deutschland nicht mehr auftreten. Die deutschen Pick-up-Artists treten seither harmloser auf und weisen frauenverachtende Haltungen von sich.
Ich habe mich mit diesem Julien Blanc nie näher beschäftigt, weil ich mich unmöglich um jede zweifelhafte Person auf der ganzen Welt kümmern kann, aber die in Eva Berendsens Artikel mitschwingende Unterstellung, deutsche Pick-up-Artist würden erst seit Blancs Auftrittsverbot frauenverachtende Haltungen von sich weisen, ist nachweisbar polemisch. Wenn ich nach Julien Blanc google, erfahre ich, dass die Affäre um ihn im November 2014 hochkochte. Bereits im März 2014 jedoch erschien Maximilian Pützens und mein Ratgeber
Das Gesetz der Eroberung (ebenfalls bei Heyne), und darin wiederum findet sich ein elf Seiten umfassendes Kapitel "Wo verläuft die Grenze zur sexuellen Belästigung?", das speziell dazu gedacht ist, Übergriffigkeiten von Anfang an zu vermeiden. Wie viele Flirtratgeber, ob von Männern oder Frauen geschrieben, enthalten überhaupt ein solches Kapitel? Praktisch keine. Die soziale Verantwortung ist bei Maximilian Pütz und mir HÖHER als bei anderen Autoren. Ausgerechnet uns beiden eine Anleitung zu übergriffigem Verhalten zu unterstellen hat mit journalistischer Seriosität nichts mehr zu tun.
Dies gilt um so mehr, als irgendein Zusammenhang mit der angeblichen Belästigung von Frauen auf dem Frankfurter Campus und unserem Ratgeber an keiner Stelle des Artikels belegt wird. Dieser Zusammenhang wird einfach aus der Luft gegriffen.
Wie Eva Berendsen in ihrem Artikel auch berichtet, wurde sowohl gegen die von ihr angeführte Kölner "Fantifa"-Gruppe als auch die Frankfurter Allgemeine Klage erhoben, wobei der derzeitige Stand des Prozesses eine einstweilige Verfügung gegen die studentischen Umtriebigkeiten ist. Man ahnt hier aber schon, was der wahre Hintergrund für die Attacken auf Flirtcoaches sein dürfte. Das Private ist mal wieder politisch. So zu denken ist offenbar gut, wenn Feministinnen es tun, aber schlecht, wenn Männer dasselbe machen. So führt Eva Berendsen weiter aus:
"Männer sind die wahren Verlierer unserer Zeit", bekunden Pütz und Hoffmann in ihrem Verführungsratgeber. Diese Zeitdiagnose ist spätestens seit dem ersten Pisa-Bildungsbericht im Jahr 2000 und noch mehr seit der Finanzkrise populär. (...) Ein aggressiver Antifeminismus trifft hier auf archetypische Vorstellungen von "echter" Männlichkeit, auf Paranoia und Verschwörungstheorie. Thesen von Männlichkeitsforschern wie Walter Hollstein oder Günter Amendt, der vor einigen Jahren mit der Forderung auf sich aufmerksam machte, Frauenhäuser als "Hort des Männerhasses" zu schließen, werden zielgruppenbekömmlich aufbereitet; dezidiert antifeministische männerrechtliche Vereine wie "Agens" und "Manndat", in denen Ko-Autor Hoffmann selbst aktiv ist, lobend erwähnt.
Das scheint mir das eigentliche Problem von Eva Berendsen und Co. zu sein. Während rein politische Bücher der Männerrechtsbewegung wie mein
"Plädoyer für eine linke Männerpolitik" auch aufgrund des Totschweigen durch die Leitmedien kaum gelesen werden – vielleicht gerade weil sie Punkt für Punkt belegen, dass man mitnichten von "Paranoia" und "Verschwörungstheorien" sprechen kann –, ist es Maximilian Pütz und mir gelungen, diese Schweigestrategie mit unseren Verführungsratgebern zu unterlaufen. "Der perfekte Eroberer" etwa erscheint inzwischen in der sechsten Auflage. Mitsamt der skandalösen Empfehlung von männerrechtlichen Vereinen wie MANNdat.
Insgesamt erreichen unsere Ratgeber drei Ziele: Sie helfen Männern, ihre Schüchternheit und Einsamkeit zu überwinden, indem sie sich ein paar zusätzliche soziale Kompetenzen aneignen. Sie zeigen, wo die Grenze zwischen legitimer Verführung und sexuellen Übergriffen verläuft, um solche Übergriffe zu unterbinden. Und sie wecken bei jedem, der dafür aufgeschlossen ist, das Interesse an der Männerbewegung und ihren Zielen wie etwa der Bekämpfung von häuslicher Gewalt.
Schade, dass Eva Berendsen mit diesem dreifachen ethischen Gewinn solche Schwierigkeiten hat.
2. Zur Ehrenrettung der Frankfurter Allgemeinen schreiben dort aber auch Autoren wie Heike Göbel über "Schwesigs Gängelband" und die tatsächlichen Verschwörungstheorien (hier von der patriarchalen Lohndiskriminierung), die die Geschlechterdebatte beherrschen:
Das Lohngleichheitsgesetz schafft es vor Weihnachten nicht mehr durchs Kabinett. Letztendlich wird sich das unsinnige Gesetz nicht aufhalten lassen. Auch wenn die "Lohnlücke" wenig mit Benachteiligung der Frauen zu tun hat.
Hier geht es weiter.
3. Und da wir gerade auch Agens erwähnt hatten: Eckhard Kuhla, der Vorsitzende dieser NGO, macht aktuell im "European" auf die Lage der Dinge aufmerksam:
Diskriminierte Männer reichen Klagen ein, Gerichte bestätigen Verfassungswidrigkeit von Frauenförderung, betroffene Verwaltungen betreiben Schadenbegrenzung, eine ungewöhnliche aber überfällige Geschichte – nach fast 20 Jahren Gleichstellungspolitik in Deutschland.
Hier geht es weiter. Handelt es sich immer noch um eine "Verschwörungstheorie", wenn die Diskriminierung von Männern per Gerichtsurteil bestätigt wird?
4.
Christian Schmidt erklärt heute, warum der intersektionale Feminismus niemals die Diskriminierung von Männern anerkennen wird.
5. Cassie Jayes Männerrechtler-Doku "The Red Pill" gibt es ab dem 7. März als Blu-Ray bei
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