Sonntag, Dezember 11, 2016

Vermischtes vom 11. Dezember 2016

1. Bei den Ruhrbaronen spielt Martin Niewendick den Donald Trump, hetzt mit seiner populistischen Aneinanderreihung einzelner Fälle aber nicht gegen Migranten, sondern gegen Männer:

Es herrscht ein Krieg der Männer gegen die Frauen. Scheinbar wahllos bewegen sich Männer wie Wahnsinnige durch die Landschaft, um an nichtsahnenden, wehrlosen Frauen die grausamsten Verbrechen zu verüben. Manchmal sind es Beziehungstaten, bei denen wenigstens noch das Fünkchen eines Motives aufblitzt, ein winziger Anhaltspunkt, der es dem fassungslosen Beobachter ermöglicht, sich das Unerklärbare zu erklären. Manchmal sind es keine Beziehungstaten. Übrig bleibt der pure Hass auf Frauen, gepaart mit einer Blutrünstigkeit, einer Willkür, einer rasenden Mordlust, die rational nicht erklärbar ist. Das muss aufhören, denkt man sich. Aber das wird es nicht. Die Gewalt ist allgegenwärtig.


Wow. Außer Michael Kimmel habe ich noch keinen Mann gelesen, der sich in einen derartigen Hassanfall gegen seine Geschlechtsgenossen hineinsteigern kann. Man stelle sich vor, dass mit derselben Demagogie gegen Zuwanderer Stimmung gemacht werden würde und hätte einen lupenrein rechtsradikalen Text. Normalerweise liest man derartige Rhetorik gegen zum Beispiel Muslime gerichtet von den durchgeknalltesten Kommentatoren in rechten Blogs wie Politically Incorrect.

In Frank Westphals mit der Süddeutschen Zeitung verpartnerten Blogaggregator Rivva wird Niewendicks Hetze in der Rubrik "Neu und lesenswert" verlinkt.

Martin Niewendick war journalistisch unter anderem für die antideutsche Jungle World, die Berliner Zeitung und den Tagesspiegel tätig.

Siehe zum Thema "männerhassender Feminismus" auch Christian Schmidts heutigen Blogbeitrag Ideologien, die das Gute wollten und das Böse geschaffen haben.



2. Dem Zeitgeist, der es möglich macht, dass derartige Beiträge bedenkenlos veröffentlicht werden, widmet sich ein Artikel Brendan O'Neills im liberalen Magazin NOVO. Ein Auszug:

Seit ein paar Jahren nun wird der Begriff "weiße Männer" als Abkürzung für das Böse benutzt. Anscheinend kontrollieren und ruinieren weiße Männer die Wirtschaft, das Internet, und alles andere. Jetzt, nach Trumps Aufstieg, bekommen "weiße Frauen" auch eins auf die Nase. "Wie die Furcht der weißen Frauen geholfen hat, Donald Trump zu wählen", spöttelt ein Artikel. Feministen zufolge leiden diese weißen Frauen an internalisiertem Frauenhass.

Während Geschichte und Kultur, diese vermeintlichen allesbeherrschenden Kräfte, weiße Männer dazu bringen, sich selbst als allen anderen überlegen zu betrachten, drängen sie Frauen angeblich dazu, sich selbst für so scheiße zu halten, dass sie anfangen, sich aufzuführen wie "Sklaven, die die Kissen des Schaukelstuhls ihres Herrn auf seiner Veranda aufplustern, während er sie schreiend beschimpft", wie weiße Trump-Wählerinnen von einer Feministin beschrieben wurden. Na ja Feministin – es fällt mir eigentlich kaum etwas Antifeministischeres ein als die absurde Vorstellung, dass gewisse Frauen so winzige, beinflussbare Hirne besitzen, solch ein komplett mangelndes Vermögen, ihren eigenen Verstand zu beherrschen, dass sie zu Sklavinnen gemacht werden können, bloß indem sie gewisse Dinge sehen und hören.




3. Eine Konferenz von Arktis-Wissenschaftlern wird durch Sexismus-Vorwürfe aufgemischt, nachdem ein Redner, dessen Muttersprache nicht Englisch ist, die falsche Vokabel verwendete:

"He was speaking at the end of the banquet and making a few comments about the meal and he said he went and sampled some of the vegetarian women to make sure they were happy with the food they had received."

Fortier had meant "surveyed" and not "sampled."

(...) Baird, a master's student in the faculty of environment at the University of Manitoba, is one of 26 students and researchers who signed an open letter to the ArcticNet board of directors condemning the remarks made at the gala.

The letter says it is "extremely troubling" that the comment was "presented as entertainment, and celebrated at the 2016 ArcticNet Gala."

It also says the fact that it was not immediately addressed by the ArcticNet Board of Directors "reinforces that these types of comments are acceptable in this research community.

"This calls into question the environment that allows for these comments to be made without thought. It horrifies us to imagine what else is being said of female researchers and other marginalized peoples 'off the podium.'"




4. In kalifornischen Hochschulen soll ein Gesetz durchgedrückt werden, um selbst niemals nachgewiesene Vorwürfe sexueller Gewalt im Studienbuch eines beschuldigten Mannes zu verankern.



5. Ab Minute 51:30 eines Interviews mit Stefan Molyneux berichtet Cassie Jaye, wie es einer feministischen Freundin von ihr ging, nachdem diese zusammen mit ihrem Partner "The Red Pill" im Kino sah. Die Kurzfassung: Nachdem Cassie Jayes Freundin noch vor Beginn der Filmvorführung ihre ersten Panikanfälle hatte, trennte sie sich von ihrem Partner, als sie im Nachgespräch mit ihm über den Film erfuhr, dass er erstens selbst nie ein Feminist war und sich zweitens nach dem Sehen dieses Films als Männerrechtler betrachtet. Tragisch.

Ähnlich befremdlich ist die von Cassie Jaye ebenfalls geschilderte Reaktion der Genderberaterin für Marvel/Disney/Pixar auf Jayes Dokumentation. Ich wusste bisher nicht mal, dass es dort eine eigene Genderberaterin gibt. Irgendwie bin ich immer davon ausgegangen, dass es schlicht an versuchter Anbiederung an den Zeitgeist lag, dass insbesondere Marvel immer feministischer wird. Gibt es in unserer Gesellschaft eigentlich noch irgendwelche kulturellen Nischen, die nicht in die feministische Richtung gesteuert werden?

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