Vermischtes vom 2. Dezember 2012
1. Der Journalist Nicolaus Fest wundert sich über Verrücktheiten des Alltags:
Mit der Begründung, dass Geschlecht nur ein soziales Konstrukt ist, habe kürzlich ein habilitierter Wissenschaftler mit exzellenten Examina seinen Vornamen von Klaus in Claudia geändert und sich so auf einen Gender-Lehrstuhl einer deutschen Universität beworben. Antwort der Verwaltung: In solchen Fällen zähle allein die biologische Prägung.
2. Der neue Kinofilm Die Hände meiner Mutter behandelt sexuellen Missbrauch von Frauen an ihren Söhnen. In "Jetzt", dem Magazin der Süddeutschen Zeitung, erörtert Kolja Haaf, warum sie mit diesem Thema nicht klar kommt:
Man hat irgendwie das Gefühl, dass es diesen Film nicht geben sollte, dass er keinen Sinn ergibt, dass da irgendjemand was falsch verstanden hat. (...) Es muss ein Versehen der Natur sein, ein Missverständnis. Nur, woher kommt er, dieser seltsame, ungläubige Grusel? Äußert sich hier ein tief verwurzelter Sexismus? Oder ist es vielleicht eine instinktive, angeborene Scheu?
Natürlich dreht es der Film/die Autorin zuletzt so, dass Männer/das Patriarchat an allem Schuld sind, anders können viele dieses Thema wohl überhaupt nicht mit ihrer Ideologie in Übereinklang bringen. Und zu einem eigentlich selbstverständlichen Satz hat es offenbar enorme Überwindung gebraucht:
Zu echter Gleichberechtigung gehört es wohl auch, Frauen zuzugestehen, dass sie Täterinnen sein können.
Währenddessen haben viele die Frage "Äußert sich hier ein tief verwurzelter Sexismus?" wohl längst mit "Ja" beantwortet.
3. Auch Broadly, ein Ableger des Newsportals Vice, berichtet über die aktuelle Studie, auf die Genderama vor einigen Tagen hingewiesen hatte, und spricht von einer Epidemie von Männern, die von Frauen vergewaltigt werden.
Ich muss bei solchen Meldungen immer wieder an die Bloggerin Meike Lobo denken, die im Rahmen der #Aufschrei-Debatte erklärt hatte, Kommentare mit dem Hinweis, Männer seien auch Opfer von beispielsweise sexueller Gewalt, "durch die Bank" nicht freizuschalten: "Vor dem ungeheuren, ja, ungeheuerlichen Berg sexueller Gewalt, der Frauen weltweit jeden Tag ausgesetzt sind, empfinde ich solche Äußerungen als selbstgerecht, höhnisch und verachtend."
Ich schätze, es gibt ziemlich viele Menschen, die mit diesem selbstgerechten Opfer-Abo über lange Zeit unterbunden haben, dass die tatsächliche Höhe männlicher Opfererfahrungen bekannt gemacht wurde, was wiederum dazu führte, dass sie sich einreden konnten, diese Erfahrungen seien im Vergleich zu den Erlebnissen von Frauen ja ein Mückenschiss, weshalb unterbunden werden musste, darüber zu sprechen, und so weiter in einem Zirkelschluss der Widerwärtigkeit.
4. Männer sind jetzt das unterdrückte Geschlecht titelt die britische Daily Mail unter anderem mit Bezug auf Cassie Jaye. Bemerkenswert: Die Autorin des Artikels, Linda Kelsey, verortet sich selbst als Feministin. Auch der Londoner Evening Standard berichtet.
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