Vermischtes vom 4. Dezember 2016
1. Der aktuelle SPIEGEL schildert in Philipp Oehmkes Artikel "Das PC-Monster" auf den Seiten 132-138 genau jene Dinge über die Zustände in den USA, über die auch Genderama in den letzten Jahren immer wieder berichtet hat – Zustände, über die sich hierzulande kaum jemand interessierte, solange sie Donald Trump nicht zum Präsidenten gemacht hatten:
Quer durchs Land haben teils hysterische "social justice warriors", Kämpfer für soziale Gerechtigkeit, wie sie spöttisch genannt werden, eine Spur der Verwüstung hinterlassen. (...) Vor lauter Hautfarbe, Geschlecht und sexueller Orientierung und den damit verbundenen Mikroaggressionen übersähen sie, was Donald Trump erkannt habe: Die meisten Menschen in den USA sind nicht unglücklich oder wütend wegen ihres Geschlechts, ihres Personalpronomens oder eines fehlenden Warnhinweises vor der Lektüre von F. Scott Fitzgeralds "Der große Gatsby" (wegen Misogynie). Sie sind wütend, weil sie ihre Miete nicht zahlen können und das Gefühl haben, dass dies keinen interessiert, während sich die liberal-progressive Öffentlichkeit darüber streitet, ob Transsexuelle nun die öffentliche Toilette ihres biologischen oder ihres gefühlten Geschlechts benutzen sollten.
(...) Wenn überall Mikroaggressionen lauern und Trigger-Warnungen nötig sind, lässt sich irgendwann über vieles gar nicht mehr reden. Die Kinder der 68er haben die Freiheiten, die die Eltern erkämpft hatten, als selbstverständlich genommen und achselzuckend ausgelebt. Die Enkel der 68er wollen Teile dieser Freiheiten nun wieder zurücknehmen. Die ursprünglich höchste dieser von der linken Studentenbewegung einst erstrittenen Errungenschaften wird inzwischen paradoxerweise vor allem von den Populisten und den Rechten reklamiert: die freie Rede.
(...) Die Begriffe, die die Studenten von heute benutzen, kommen mehr oder weniger alle aus der feministischen Terminologie. (...) Dass diese Phase ausgerechnet in eine Zeit fällt, in der das Land einen Präsidenten gewählt hat, der für Rassismus und Sexismus steht, könnte der Bewegung Kraft und Legitimation verschaffen. Es könnte auch dazu führen, dass sie ihr Opferselbstverständnis hinter sich lässt. Dass sie sich (...) auf die Fragen von Klasse und Armut besinnt. Hätte man das vor 20 Jahren getan, würde Trump in ein paar Wochen wahrscheinlich nicht Präsident werden.
Das ist in der Tat die große Frage: Wird durch Trumps Präsidentschaft der Furor der Social Justice Warriors nur noch weiter eskalieren oder wird man sich dort darauf besinnen, dass dieser Furor eine selbstzerstörerische Strategie für die Linke war?
2. Für die erstgenannte Variante spricht, dass die Jagd auf vermeintliche Frauenfeindlichkeit inzwischen ein lukratives Geschäftsmodell darstellt, wie etwa in Australien die Journalistin Miranda Devine erläutert:
Take a traditionally male institution, add a media-driven sexism scandal, and call the gender experts of Broderick & Co to the rescue.
She’s produced reports to shock the nation, at upwards of $5,000 per page, showing that sexism, bullying, sexual harassment, and even rape, are rampant across the institution, and only a feminist agenda will save it.
The genius of this business model is that the institutions themselves pay for the reputational damage which ensues when unsubstantiated allegations of gender atrocities are unveiled.
"It’s like the Chinese who ask the family to pay for the cost of the bullet for the execution," said a leader in one organisation which contemplated a Broderick Review.
The upside of the charade is Fairfax Media and the ABC will get off your back, for a time, because you’ve admitted your masculine culture is deplorable, and you’re "doing something" about it with an approved person from a politically correct organisation.
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3. Ebenfalls in Australien unterstützt eine Feministin das Recht von Männern, wenn ihre Partnerin schwanger wird, sich gegen eine Elternschaft zu entscheiden, also eine "financial abortion" vorzunehmen.
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