Samstag, November 30, 2019

Frauen der Werte-Union: "Feminismus ist zu einem regelrechten Männerhass geworden" – News vom 30. November 2019

1. Unter der Schlagzeile "Feminismus ist zu einem regelrechten Männerhass geworden" stellt "Die Welt" weibliche Mitglieder der "Werte-Union", einem stramm konservativen Lager in der CDU vor. (Die "Welt" selbst schreibt von einem "konservativ-krawalligen Männerverein"; Peter Tauber, ehemaliger Generalsekretär der CDU, hatte kürzlich befunden, für die Werte-Union sei kein Platz in seiner Partei) Ein Auszug aus dem Artikel:

Linnéa Findeklee ist (...) da, "um die politische Mitte zu stärken". Die Ränder, links wie rechts, würden sich radikalisieren, und dem wolle sie sich entgegenstellen. Ihre Eltern sind Grünen-Wähler. Politische Konflikte gebe es aber nicht. (...) Am längsten ist Louisa Scherlach in der CDU. (...) Sie habe eine Freundin, die in der Antifa ist. "Und trotzdem sind wir in der Lage, anständig miteinander zu diskutieren. Das ist zwar hart, aber umso interessanter", sagt sie.

(...) Scherlach erzählt von ihrer Mutter, die heute Chefärztin in Magdeburg ist. Die schlage die Hände über dem Kopf zusammen, wenn sie Frauenquote höre. Die Grundhaltung aller drei hier: Frauenquote ist Quatsch und führe nur dazu, dass Frauen nicht wegen ihrer Leistungen, sondern wegen der Quote einen Job bekämen. In den Vorständen von Dax-Unternehmen sind nur 13,8 Prozent Frauen vertreten. Scherlach meint: "Wie viele Frauen in Dax-Vorständen sitzen, sagt über die Frage der Gleichberechtigung gar nichts aus. Viele Frauen wollen doch gar nicht in den Dax-Vorstand. Es geht um die Interessen und Anliegen normaler Frauen." Findeklee sagt: "Ich merke keinerlei Hindernisse durch mein Frausein." Und: "Der Feminismus ist zu einem Schatten seiner selbst, zu einem regelrechten Männerhass geworden." Und Erler sagt: "Die Frau war schon immer das stärkere Geschlecht, sie sollte sich mehr zutrauen."




2. Wir wechseln zum anderen Ende des politischen Spektrums. Die taz hat die Klima-Aktivistinnen Luisa Neubauer (Fridays for Future, Grüne) und "Nike Mahlhaus" (Ende Gelände) interviewt. Auch hieraus ein Auszug:

Neubauer: Die Klimakrise ist auch eine Krise, die von Männern verursacht wurde.

taz: Ist das der Grund dafür, dass die Gesichter der Klimabewegung Frauen sind?

Neubauer: Wirst du das auch immer gefragt?

Mahlhaus: Ja!

Neubauer: Würden wir in einer Welt leben, die nicht so patriarchal wäre, wäre es nichts Besonderes, dass zufälligerweise Frauen etwas erzählen. Aber ich merke schon, dass viele Frauen aktiv werden, weil Frauen so präsent sind.

Mahlhaus: Es ist ja kein Zufall, dass Männer Frauen ausbeuten, der Mensch die Erde, der globale Norden den globalen Süden. Wir wollen in unserem Protest die Welt vorwegnehmen, die wir uns wünschen.




2. Beste Schlagzeile zu den Sexismus-Vorwürfen gegen Rezo: Youtube-Skandal: Mord-Drama um schwangere Bibi Claßen.

Es wird offenbar immer schwerer, sich bei all dem gegenseitigen Angebrülle noch die gewünschte Aufmerksamkeit zu verschaffen. Die einen machen es mit "Nazi!"-Beschimpfungen, der Boulveard macht es eben so. Oder um es mit den Ruhrbaronen zu sagen:

Was Rezo erlebt, ist ein ordentlicher Shitstorm mit unzähligen Tweets, der wie immer eine Mischung aus ehrlicher Empörung, wildem Bashing und Aufmerksamkeitsschnorrerei ist: Wer sich jetzt mit Rezo anlegt, kann schnell und ohne großen Aufwand ein paar Retweets abfischen und bekommt 15 Minuten Ruhm – oder eher Rühmlein.


Ein schönes Beispiel dafür präsentiert der Focus:

"Man muss es so hart sagen, wie's is", schreibt ein anderer User. "Faschistische Systeme brauchen so Typen, die mit misogynen 'Witzen' den Weg für Sexismus und Unterdrückung als gesellschaftliche Selbstverständlichkeit ebnen. Diese 3 gehören dazu."


Eben noch waren Rezo und seine Kumpels nur Steigbügelhalter des "Patriarchats", jetzt sogar des Faschismus. Wer kann da noch unterscheiden, wo gezieltes Posing vor der eigenen Szene aufhört und tatsächliches Durchgeknalltsein anfängt?

Beim Deutschlandfunk kann sich eine bis dato unbekannte Frau mit Entrüstung über Rezo ihre 15 Minuten Ruhm abholen:

Sie sagt: "Ich bin seit 40 Jahren mit spaßigen Witzen konfrontiert, die Gewaltfantasien gegen mein Geschlecht aussprechen. Das ist nicht okay. Ich hätte nicht erwartet, dass es von dieser Generation gemacht wird. Ich hatte die vage Hoffnung, dass sich was geändert hat, und das wurde jetzt torpediert."


Das Magazin GQ schließlich macht deutlich, dass die "Debatte" eigentlich keine ist, sondern aus einseitigen Belehrungen besteht:

Allerdings gibt es auch Kritik an der Gesprächsverweigerung seitens Rezos Kritiker. Es sei "bezeichnend, wie verzweifelt Rezo versucht mit Kritiker*innen ins Gespräch zu kommen und jedes Angebot wird komplett abgeblockt, weil er sich jetzt ja als sexistisch, antifeministisch und damit in Kurzform auch Nazi rausgestellt hat. Mit dem muss, darf man nicht mehr reden", erklärt der Creative Director und Autor Alf Frommer.


Rezo hätte nicht besser vorführen können, wie selbstgerecht-autoritär diese Szene drauf ist, wenn er es geplant hätte.

Freitag, November 29, 2019

Sexismus-Vorwürfe: "Internet-Mob geht auf Rezo los" – News vom 29. November 2019

1. Seit seinem Video "Die Zerstörung der CDU" zählt Rezo zu den Stars der Socal-Justice-Warriors-Szene, ließ sich feiern und bekam einen Job als regelmäßiger Kolumnist der "Zeit". Jetzt allerdings ist diese Szene gar nicht mehr glücklich mit ihm. Darüber berichtet "Die Welt" in dem Artikel "Und plötzlich geht die Community auf Rezo los" (Ursprünglich war in der Schlagzeile noch von einem "Internet-Mob" die Rede gewesen; ich habe das mal für diesen Blogbeitrag übernommen). In dem Artikel heißt es:

Der Vorwurf: Sexismus und eine Verharmlosung von Gewalt gegen Frauen.

Entbrannt war die Diskussion, nachdem Rezo, der auch als Kolumnist der „Zeit“ arbeitet, ein Video mit dem Titel "Kiss Marry KiII" ("Küsse, Heirate, Töte") hochgeladen hatte. Dabei handelt es sich um ein in der YouTuber-Szene gängiges Spiel, bei dem die Teilnehmer andere Personen – oft ebenfalls aus der YouTuber-Szene – in die Kategorien "Küssen", "Heiraten" oder "Töten" einordnen.

In dem betroffenen Video, in dem Rezo zusammen mit den YouTubern Julien Bam und Taddl zu sehen ist, werden diesem Bilder der Sänger*innen Pietro Lombardi, Katja Krasevice und Shirin David gezeigt. Rezo erklärt: "Pietro ist eher ein Mann fürs Leben … und bei den anderen ist die Frage, mit wem schlaf ich." Dann beschließt er: "Dann bring ich Shirin um und schlafe mit Katja."


Ich weiß nicht, was Rezo erwartet hat, wie dieser schwarze Humor in einer Szene ankommen würde, die für ihre Humorlosigkeit berüchtigt ist.

Das Spiel, das an ein – politisch inkorrektes – digitales Flaschendrehen erinnert, stieß vor allem auf Twitter auf wütende Reaktionen. Eine Nutzerin kritisierte: "Ihr haltet ein patriarchales Gewaltsystem aufrecht, unter dem Menschen reales Leid erfahren. Ihr repliziert Normalität und haltet euch für mutig. Nur ist an Hinterherlaufen rein gar nichts mutig. Traut euch doch, euren frauenfeindlichen Idolen zu widersprechen."

Rezo suchte per Direktnachricht offenbar das Gespräch mit der Nutzerin. Diese machte das Angebot öffentlich. "Ich habe gerade privat ein Angebot für eine Unterhaltung mit dir bekommen, Rezo. Ich möchte keinen privaten Austausch", schrieb sie.

Und ergänzte: "3 Typen diskutieren, wie fickbar Frauen sind, welche sie töten würden. Ja, auch Männer, aber die Implikationen gegen YouTuberinnen sind anders. Das ist für euch okay, weil ihr das nicht für ernst haltet, für mich aber nicht. Keine Diskussionen."

Rezo versuchte es vergeblich weiter. "Hier ist jemand, der dich und deine Sicht ernst nimmt und respektiert aber auch eine eigene Sicht, eigene Beweggründe und eigene Argumente hat. Ich bin gesprächsbereit, auch gern öffentlich mit Skype-Mitschnitt oder whatever oder gern auch nur unter 4 Augen."


Als ob das jemals funktioniert hätte. Ein weiteres Kernmerkmal dieser Szene ist, dass ihre Mitglieder ohnehin schon wissen, Recht zu haben, weshalb sie niemals diskutieren. Das durfte ich oft genug selbst erleben. (Das letzte Mal gestern.)

Auch die feministische Aktivistin Sibel Schick kritisierte Rezo für sein "problematisches Verhalten" in zahlreichen Tweets. Immer mehr Nutzer schlossen sich an, einige wiesen auf den gängigen Sexismus in der deutschen YouTuber-Gemeinschaft hin. Andere bezeichneten den 27-Jährigen schlicht als "Nazi".


Gut, wenn man von jemandem mit der Integrität und dem tadellosen Gesprächsverhalten von Sibel Schick kritisiert wird, sollte man sich diese Kritik natürlich zu Herzen nehmen.

An einer Einordnung versuchte sich Alf Frommer. Der Shitstorm zeige zwei gesellschaftliche Tendenzen, schrieb Frommer, den "unbedingten Wunsch, jemand sei in allem 100% gut". Und: "Das vorprogrammierte Scheitern an diesem Anspruch, weil heute jede Bubble einen marginalen Grund findet, dich Nazi zu nennen. Selbst Rezo."


Mehrere andere Medien berichten über den Shitstorm, so etwa Watson:

Gerade an einer Stelle entzündet sich die Kritik: Die drei Youtuber sollen unter anderem ihre Kollegin Bibi vom Youtube-Channel BibisBeautyPalace bewerten. Julian Bam würde sie am ehesten "töten". Taddl wirft allerdings ein, dass sie schwanger sei. Bam antwortet: "Ich kann doch keine Schwangere killen." Woraufhin Taddl sagt: "Doublekill." Die drei lachen.

Die Twitter-Nutzerin megafauna griff diese Stelle raus und schrieb in einem Tweet: "Ihr müsst mir nicht erklären, dass das ja 'nur' Spaß ist, ihr müsst mir erklären, warum ihr darüber lachen könnt."

In einem weiteren Tweet kritisiert sie: "Die Schwangerschaft ist die gefährlichste Phase für Opfer von misogyner Partnergewalt. Aber um das zu wissen, müsste man mal seinen Kopf aus dem Arsch der 28 Layer Ironie ziehen, durch die man auf die Realität anderer Menschen schaut."


Mit Unterstellungen wie "Rezo will immer nur mit Weißen reden" wurden die Vorwürfe gegen den Youtuber immer wilder. Seine Aufforderung, sich für diese Behauptung zu entschuldigen, kam unter den Eiferern nicht besonders gut an:

Wenn Frauen sich zu deinem Video äußern, dass es nämlich misogyn ist, dann solltest du das Video löschen und es respektieren, statt ne Entschuldigung einzufordern.


Das Redaktionsnetzwerk Deutschland berichtet:

Während die Reaktionen zum Spiel auf Youtube weitestgehend positiv ausfallen, sorgt das Video auf Twitter für Kritik. Die Nutzerin @journelle beispielsweise kritisiert das Verhalten der Youtuber: "Lachflash über Frauen-Töten, ein schönes Thema, wo doch gestern der ‚Tag der Gewalt gegen Frauen‘ war", schreibt sie. "Das besonders Traurige ist, wie tief diese Misogyne sitzen muss, wenn selbst reflektierte Leute wie Rezo daran Spaß haben."


Die Frankfurter Allgemeine schlägt sich in ihrem Artkel auf die Seite derjenigen, die Rezos Video unsäglich finden:

Rezo hielt dieses Spiel, das im Netz nicht nur er betreibt, wahrscheinlich für harmlosen Zeitvertreib, bis er jetzt eines Besseren belehrt wurde. Denn nun wird ihm Verharmlosung von Gewalt gegen Frauen und Sexismus vorgeworfen. Was er, wie der Diskussionsverlauf bei Twitter zeigt, offenbar nicht so ganz nachvollziehen kann. Das wiederum überrascht nicht, sieht sich Rezo doch als Logiker. Und für einen solchen gibt es zunächst einmal nur eine Lesart: seine.


In dieser bizarren Logik kann Rezo natürlich nicht gewinnen: Entweder er gibt zu "Frauenhasser" und "Nazi" zu sein, oder er gilt als Egozentriker, für den nur seine Lesart gilt. Hintergrund solcher Attacken dürfte sein – ähnlich wie bei den Attacken der Frankfurter Allgemeinen gegen mich –, dass Rezo ähnlich wie ich in der Vergangenheit die etablierten Medien scharf kritisiert hat und gerade die FAZ längst stark ins Schwimmen geraten sein soll.

Das geschlechterpolitische Blog "Alles Evolution" kommentiert die Scharmützel um Rezo so:

Rezo, da ist natürlich nichts zu holen, denn da dürfen sie gar nicht mit dir reden. Wer sich eines Gedankenverbrechens strafbar gemacht hat und nicht bereut und statt um eine harte, aber gerechte Strafe zu erbitten noch widerspricht, der ist eben eine Unperson.

Aber die Karawane zieht ja weiter, insofern sollte Rezo einfach durchhalten.


Allerdings wird man ihm diese Vorwürfe immer wieder unter die Nase halten, sobald er mit einer eigenen Meinung ideologisch aus der Reihe tanzt. Auch das weiß ich aus eigener Erfahrung. Die Arschlochquote ist in dieser Community von Menschen, die sich für moralisch allen anderen überlegen halten, relativ groß.

In einem treffenden Kommentar unter Christian Schmidts Blogbeitrag wird Rezo folgende Empfehlung gegeben, mit dem Shitstorm umzugehen:

Er kann es ja auf der feministischen Schiene versuchen [und] behaupten, das war nur Satire, und jeder, der sich darüber aufregt, ist das eigentliche Problem.




2. Die folgende Meldung haben die meisten von euch vermutlich schon mitbekommen, aber der Vollständigkeit halber:

Die CDU will auf Anregung von Parteichefin Annegret Kramp-Karrenbauer in einem Werkstattgespräch über eine allgemeine Dienstpflicht beraten. Kramp-Karrenbauers Vorschlag zielt darauf ab, dass Männer und Frauen einen solchen Dienst bei der Bundeswehr, aber auch in der Pflege, bei der Feuerwehr oder beim Technischen Hilfswerk absolvieren sollen - also in Bereichen, in denen heute schon freiwillige Dienste erbracht werden können.


Wir hätten in diesem Bereich also immerhin Gleichberechtigung. Was man über diese Frage hinaus von einer solchen Dienstpflicht hält – da dürften die Meinungen auseinander gehen.

Donnerstag, November 28, 2019

Daily Mail stellt engagierte Männerrechtlerinnen vor – News vom 28. November 2019

1. Die britische Daily Mail stellt mehrere Männerrechtlerinnen vor und schildert, wie diese Frauen in unserer Gesellschaft ausgegrenzt und dämonisiert werden. Ein Auszug:

Diese Frauen haben ihr Leben dem gewidmet, was sie als Krise der Männlichkeit und ungerechte Behandlung von Männern durch die Gesellschaft wahrnehmen.

Sie kommen aus der Wissenschaft oder haben sich für die Rechte der Frauen eingesetzt, bevor sie sich auf Probleme des anderen Geschlechts konzentrierten.

(...) Sie befürchten, dass viele Männer und Jungen vernachlässigt, ignoriert und ausgeschlossen werden. Das ist der Grund, warum die psychischen Gesundheitsprobleme bei Männern zunehmen. Selbstmord ist heute die führende Todesursache von britischen Männern unter 45 Jahren.

(...) Also, wer sind diese Frauen, warum um alles in der Welt tun sie das, was sie tun – und was sind die Anliegen, für die sie im Namen der Männer kämpfen?

Alison Bushell, 57, aus Suffolk, leitet eine Sozialberatung.

Die britischen Familiengerichte sind in Praktiken verwickelt, die Väter von ihren Kindern trennen, ob wissentlich oder nicht, glaubt Alison. Sie sagt: "Die entstandenen Interessengruppen, von denen einige das Justizministerium in Fällen häuslicher Gewalt beraten, haben eine männerfeindliche Agenda".

In 20 Jahren als gesetzliche Sozialarbeiterin sah sie mangelnde Bemühungen, Familien zusammenzuhalten, und ein Auslöschen vieler Väter.

"Ich sehe, dass Väter an den Rand gedrängt und aus dem Leben ihrer Kinder ausgeschlossen werden", sagt sie, während Mütter von veralteten geschlechtsspezifischen Ansichten über Elternschaft vor Gericht sowie bei Gesundheits- und Sozialdiensten unterstützt werden.

Und so wird das Sorgerecht für Kinder oft automatisch an Frauen weitergegeben, auch wenn das nicht im Interesse eines Kindes liegt.

"Falschbeschuldigungen sind weiter verbreitet, als viele Menschen wissen, und eine gerichtlich angeordnete Überwachung trifft unverhältnismäßig häufig Väter."

Jeden Tag bekommt Alison Anrufe von Männern, die ihre Kinder seit bis zu fünf Jahren nicht mehr gesehen haben. Nachdem sie den Kontakt zu ihren Kindern verloren haben, wenden sich solche Männer manchmal aus purer Verzweiflung dem Alkohol oder Drogen zu.

"Noch mehr Männer werden depressiv. Ich hatte einen Klienten, der sich das Leben nahm. Ich glaube, die Anschuldigungen gegen ihn waren ein wichtiger Faktor."

(...) Enttäuscht und interessiert daran, diese Ungerechtigkeiten aufzuzeigen, verließ sie vor zehn Jahren die gesetzliche Sozialarbeit und gründete die Unternehmensberatung Child and Family Solutions. Die Agentur arbeitet mit Familien, die bittere Trennungen durchmachen, und führt Bewertungen für das Familiengericht und die lokalen Behörden durch.

Sie hat auch mit männlichen Opfern von häuslichem Missbrauch gearbeitet. "Es hat mir großen Respekt vor denjenigen gegeben, die es wagen, sich zu äußern, weil es so wenig Hilfe gibt. Es ist ein nationaler Skandal, dass so wenige Zufluchtsorte für Männer exisitieren." In England gab es 2017 mehr als 3.600 Betten in sicheren Häusern für Frauen, aber nur 20 für Männer. (...)

"Da die Zahlen des Office for National Statistics besagen, dass 40 Prozent oder mehr Opfer von häuslichem Missbrauch Männer sind, ist dies alarmierend. Wann werden die Menschen erkennen, dass das Festhalten an einer geschlechtsspezifischen Sicht, wenn es um häuslichen Missbrauch geht, schädlich ist?" (...)

Belinda Brown, 54, ist Sozialanthropologin und Mitbegründerin von Men For Tomorrow. Als Witwe mit zwei Kindern lebt sie in London.

Als sie ihren zweiten Mann, den Sozialwissenschaftler Geoff Dench (...) traf, wurde Belindas Aktivismus entfacht.

Gemeinsam gründeten sie Men for Tomorrow, um die Probleme von Männern zu erforschen - und das zu bekämpfen, was sie als eine Tendenz zum "Vernachlässigen oder Ignorieren von Anliegen, die Männer betreffen" sahen.

Kurz nach ihrer Heirat im Jahr 2009 wurde bei Geoff jedoch eine seltene Hirnerkrankung diagnostiziert, die progressive supranukleare Lähmung. Er starb am 24. Juni letzten Jahres im Alter von 77 Jahren. Belinda pflegte ihn bis zum Ende.

Sie plant, seine Arbeit fortzusetzen, indem sie das aufzeigt, was sie als bewussten Versuch von feministischen Aktivistinnen sieht, die traditionelle Familie zu untergraben.

Sie schreibt und spricht über eine Reihe von Themen, die Männer betreffen, für Plattformen wie die Website The Conservative Woman und führt Forschungen durch, die darauf abzielen, "traditionelle" Werte zu stärken.

Als Anthropologin lernte sie während ihres Studiums den Feminismus kennen, war aber mit vielem, was sie hörte, nicht einverstanden.

"Ich war mir immer meiner eigenen Macht und der Macht anderer Frauen bewusst", sagt sie. "Während ich wusste, dass es Ungerechtigkeiten gab, die korrigiert werden mussten, sehe ich heute mehr Ungerechtigkeiten, die Männer treffen. Die meisten Männer arbeiten sehr hart, um für ihre Familien zu sorgen, oft mit erheblichen Kosten für sich selbst. Wenn Frauen diese Opfer ignorieren und stattdessen die Männer für alle Probleme in der Welt verantwortlich machen, ist das spaltend und schädlich für den Zusammenhalt der Geschlechter".

Belinda hat für die Obdachlosenhilfe "Shelter" gearbeitet, wo sie wie Alison Bushell über den hohen Anteil an Männern schockiert war.

"Fast alle Obdachlosen waren Männer und der Zusammenbruch der Familie war der Grund, warum so viele ohne Zuhause waren", sagt sie. "Während der Scheidungsverhandlungen waren es immer die Ehefrauen, die das Haus in Besitz nahmen, wodurch die Ehemänner schiffbrüchig gingen."

Laut der Wohltätigkeitsorganisation Homeless Link sind heute 84 Prozent der Obdachlosen Männer, und ihr durchschnittliches Sterbealter liegt bei nur 44 Jahren, der Hälfte der durchschnittlichen männlichen Lebenserwartung.

Belinda stellt auch einen Zusammenhang zwischen der aktuellen Epidemie der Bandenkriminalität und dem Anstieg der Vaterlosigkeit her. Die meisten der Täter, sagt sie, kommen ihren Untersuchungen zufolge aus zerrütteten Familien.

Was die Zukunft der Geschlechterverhältnisse betrifft, sagt sie: "Ich hoffe, dass der Feminismus eines Tages als eine interessante Periode der Geschichte angesehen wird, die aber der Gesellschaft enormen Schaden zugefügt hat".

Stacey Camille Alexander-Harriss, 41, eine Familienbetreuerin und Kinderbuchautorin, zog vor zehn Jahren aus Amerika nach Großbritannien, nachdem sie ihren englischen Ehemann online getroffen hatte.

Als ehemalige Kunst- und Französischlehrerin arbeitet Stacey heute in der Agentur von Alison Bushell und betreut den Kontakt zwischen Vätern und ihren Kindern nach einer Familienkrise.

"Wir arbeiten mehr mit Vätern als mit Müttern, da sie es zu sein scheinen, die Schwierigkeiten haben, nach der Scheidung eine Beziehung zu Kindern aufrechtzuerhalten, und im Sorgerechtsstreit häufig depressiv werden."

Sie glaubt, dass dies das Ergebnis systemischer Ungleichheiten und einer Bevorzugung von Müttern ist.

"Frauen haben alle Macht, besonders wenn es um das Sorgerecht geht. Es ist unfair, dass Väter alle Gerichtskosten tragen müssen, um Leute wie Alison zu bezahlen, die sie vertreten. Oftmals nehmen Männer mit guten Jobs aus wohlhabenden Verhältnissen Kredite auf. Selbst wenn du gewinnst, gibst du so viel für dieses verrückte Spiel aus. Wenn Mütter merken, dass es eine Voreingenommenheit ihnen zugunsten gibt, erkennen sie, dass sie über ihren Exmann sagen können, was sie wollen. Ich habe Anschuldigungen von Terrorismus gehört, nur um das Sorgerecht zu bekommen. Es ist so hässlich. Und wenn Mütter sich weigern, Hilfe für ihre emotionalen Probleme zu suchen, neigen sie dazu, die Schuld den Männern zu geben." (...)

Erin Pizzey, 80, gründete die Frauenorganisation Refuge. Heute ist sie Schirmherrin der Wohltätigkeitsorganisation Families Need Fathers. Sie lebt in Südlondon und ist mit zwei Kindern geschieden.

"Ich bin ganz für die Gleichberechtigung der Geschlechter", sagt Erin Pizzey. "Aber Gleichberechtigung ist nicht das Endspiel für die Feministinnen, die glauben, dass Frauen ohne Männer viel besser dran wären."

Das mag seltsam klingen, wenn sie von der Begründerin des ersten Frauenhauses kommt.

Es ist fast 50 Jahre her, dass sie im Alter von 32 Jahren und mit zwei kleinen Kindern The Chiswick Women's Refuge als einen Ort gründete, "wo Frauen sich treffen und unsere Talente nutzen konnten".

"Meine beiden Eltern waren gewalttätig und meine Mutter schlug mich", sagt Pizzey. "Als also die erste geschlagene Frau durch die Tür kam und sagte: 'Niemand wird mir helfen', wusste ich, was sie meinte."

Das Londoner Haus wurde zu einer Zuflucht für Frauen – und führte zur Schaffung von Hunderten weiterer Frauenhäuser. Und doch wurde Erin zu einer Ausgestoßenen, da sie darauf bestand, dass auch viele weibliche Opfer gewalttätig seien.

"Von den ersten 100 Frauen, die in meine Zuflucht kamen, waren 62 so gewalttätig oder sogar noch gewalttätiger als die Männer, die sie verlassen hatten", sagt sie. "Häusliche Gewalt kann daher kein geschlechtsspezifisches Problem sein. Sie kann nicht nur die Schuld von Männern sein, weil wir Mädchen sie genauso stark ausüben."

Pizzey wurde zu einer Hassfigur, weil sie das sagte. "Sie nannten mich eine Frau, die Opfern die Schuld gibt." (...) In den siebziger Jahren versuchte sie mit wenig Erfolg, eine Zufluchtstätte für Männer einzurichten. "Die reichen Männer, die bereit waren, meine Projekte für Frauen zu finanzieren, weigerten sich, den männlichen Opfern Geld zu geben."

Jetzt arbeitet sie mit Familyes Need Fathers zusammen und ist Schirmherrin der ManKind Initiative, einer Wohltätigkeitsorganisation, die männliche Opfer häuslicher Gewalt unterstützt.


Warum eigentlich kann man sich in den deutschen Leitmedien keinen Artikel vorstellen, der weibliche oder männliche Männerechtler und ihre politische Arbeit einfach einmal vorstellt (ohne den Spin "Diese frauenhassenden Freaks sind gemeingefährliche Irre")?



2. Zwei Drittel aller Deutschen befürworten eine längere Elternzeit für Väter.



3. Die Post. Einer meiner Leser schreibt mir heute:

Dass die "Zeit" willkürlich Kommentare löscht, ist mir auch schon mehrfach aufgefallen. Das ist mein Hauptgrund, warum ich dort nichts mehr poste.

Könnten Sie sich vorstellen, in Ihrem Blog eine Kategorie einzurichten, in der Sie sukzessive Kommentare posten, die in den Kommentarspalten nicht akzeptiert/gelöscht wurden, die aber inhaltlich durchaus einen wertvollen Beitrag zur Diskussion hätten leisten können?


Wenn ich den entsprechenden Kommentar beziehungsweise sein Zensieren interessant finde – durchaus.

Mittwoch, November 27, 2019

"Diskriminierte Männer? Das ist ausgleichende Gerechtigkeit" – News vom 27. November 2019

1. Im Interview mit der "Neuen Zürcher Zeitung" erklärt die Schweizer Gewerkschaftlerin, Feministin und frühere SP-Präsidentin Christiane Brunner unter der Überschrift "Diskriminierte Männer? Das ist ausgleichende Gerechtigkeit", was sie von der aktuellen Situation der Männer hält:

Christiane Brunner: Ich habe wenig Mitleid. Diese Männer erfahren nun, was über Jahrzehnte den Frauen widerfahren ist. Einer der Slogans des Frauenstreiks von 1991 war: Macht Platz! Das ist reine Mathematik. Wenn mehr Frauen die Wahl schaffen, kann das nur auf Kosten der Männer gehen.

NZZ: Ihre Partei sucht eine neue Spitze, und es kommen nur Frauen infrage. Das ist doch diskriminierend.

Christiane Brunner: Das macht doch nichts. Wenn Frauen ebenso qualifiziert sind wie ihre männlichen Kollegen, sollen sie zum Zug kommen.

NZZ: Also braucht es für die Gleichstellung eine temporäre Diskriminierung der Männer?

Christiane Brunner: Die armen Männer? Tant pis! Vielleicht gibt es vereinzelt Diskriminierungen von Männern. Das ist ausgleichende Gerechtigkeit. Als ich Präsidentin der damaligen Gewerkschaft SMUV war, sagten mir Männer: Du sprichst die ganze Zeit nur über Frauen. Meine Antwort war: Meine Vorgänger waren alle Männer. Sie haben nur über Männer gesprochen, jahrelang.


Angenommen, dem wäre tatsächlich so gewesen: Wenn man einen Fehler wiederholt,macht man die Dinge dadurch besser? Es ist kein Wunder, dass der Feminismus bei vielen immer noch einen schlechten Ruf hat. Man kann nicht gerade sagen, dass er an einer Versöhnung der Geschlechter arbeitet.

Es bleibt die Frage, wie lange die Diskriminierung von Männern aus feministischer Sicht berechtigt ist. Viele Feministinnen glauben ja an eine Jahrtausende währende Unterdrückung der Frau – soll die Benachteiligung von Männern aus Gründen der ausgleichenden Gerechtigkeit ebenso lange stattfinden? Und wie will man Männern gleichzeitig vermitteln, dass es gut für sie sein soll, den Feminismus zu unterstützen?



2. Margarete Stokowski erklärt uns Männern auf Spiegel-Online, wie wir uns für mehr Geschlechtergerechtigkeit einsetzen können:

Männer sollen nicht zu Veranstaltungen gehen, bei denen nur Männer eingeladen sind zu sprechen. Männer sollen sich nicht in die Hosen machen, wenn eine Frau mehr verdient als sie. Männer sollen nicht so viel trinken, dass sie sich nicht mehr im Griff haben. Sie sollen aufhören ihre Partnerinnen und Ex-Partnerinnen zu ermorden. Und so weiter. Think outside the box. Natürlich sagt immer jemand, wenn man diese Art von Tipps gibt, dass das lächerlich ist. Es sei sinnlos, solche Tipps zu geben, weil Männer sich dadurch eh nicht ändern, gerade da, wo es um Geld, Macht und Gewalt geht.


Ich frage mich inzwischen schon ein bisschen, wie es in der Redaktion von Spiegel-Online aussieht, wo sich die Männer mit solchen Ratschlägen offenbar erkannt und angesprochen fühlen.



3. Die Süddeutsche Zeitung berichtet:

Die Unionsfraktion lehnt den Vorstoß der sozialdemokratischen Bundesministerinnen Christine Lambrecht und Franziska Giffey für eine Frauenquote in Unternehmensvorständen ab. Der wirtschaftspolitische Sprecher der Unionsfraktion, Joachim Pfeiffer, sagte der Süddeutschen Zeitung, es müsse gelten: "Ja zu mehr Frauen in deutschen Vorständen und Aufsichtsräten, aber nein zu einer Frauenquote per Gesetz." In der sozialen Marktwirtschaft gelte "das Leistungsprinzip, und zwar unabhängig des Geschlechts". Ein staatlicher Eingriff in die Personalpolitik von Unternehmen wäre deshalb "ein ordnungspolitischer Sündenfall".


Hier geht es weiter.



4. Der Bayerische Rundfunk berichtet:

München gilt als die sicherste Großstadt Deutschlands, und dennoch: Viele Frauen beschleicht nachts auf dem Nachhauseweg oder beim Warten an der Bushaltestelle ein mulmiges Gefühl. Auch eine positive Polizeistatistik hilft nicht gegen die Angst vor Übergriffen. Die Grünen im Münchner Stadtrat haben deshalb einen Antrag eingebracht, der heute beschlossen wurde: Ab März 2020 soll es Fünf-Euro-Taxigutscheine geben für die nächtliche Fahrt nach Hause. (...) Frauen und Transfrauen ab 16 Jahren dürfen das Angebot nutzen und eigene Kinder unter 18 Jahren auf die Fahrt mitnehmen.


Die Polizeiliche Kriminalstatistik verzeichnet für ganz Deutschland im Jahr 2018 etwas mehr als 611.000 männliche und etwas mehr als 414.000 weibliche Opfer. Im Bereich "Mord, Totschlag und Tötung auf Verlangen" finden sich fast doppelt so viel männliche wie weibliche Opfer; kaum anders sieht es im Bereich "Körperverletzung" aus. Aber nachdem die Leitmedien diese Zahlen ignorieren und das Problem stattdessen konsequent auf "Gewalt gegen Frauen" reduzieren, die sie zugleich zur allgegenwärtigen Bedrohung hochjazzen, wundert einen das mulmige Gefühl nicht, das bei vielen Frauen entstanden ist. Sie erhalten in München jetzt dank der Grünen einen Taxi-Gutschein, während die weit größere Zahl von männlichen Opfern einmal mehr leer ausgeht.



5. "Jetzt ist Schluss!" rief Alice Schwarzer Feministinnen zu, die gegen ihren Auftritt protestierten.



6. So mancher äußerte erhebliche Bedenken, als der Film "Joker" in den Kinos an den Start ging. So ein Film sollte besser nicht gezeigt werden, hieß es, denn die bekanntlich ständig gewaltbereiten "Incels" (junge Männer ohne Beziehungserfahrung) könnten nach diesem Film durchdrehen und zu schlimmen Gewalttaten schreiten.

Jetzt kam es tatsächlich zu massiven Gewalthandlungen bei einer Kinovorführung – allerdings nicht beim Film "Joker". Sondern bei dem als feministische Offenbarung gepriesenen Disney-Film "Frozen 2".

Bei einer Vorführung von Disneys neuem Film "Frozen 2" brach eine Massenschlägerei zwischen Teenagern aus, bei der bis zu 100 Teenager Waffen, einschließlich Macheten, trugen, als sich die Eltern mit ihren Kindern anstellten, um den Film in Birmingham, England, zu sehen. (...) Bewaffnete Polizisten wurden zum Tatort geschickt und benutzten angesichts einer "sehr feindlichen Reaktion" gegen sie Taser in ihren Bemühungen, Ordnung zurückzugewinnen. (...) Eine Augenzeugin berichtete auf Twitter, wie die Schlägerei ausbrach, als sie mit ihrer Tochter auf ihre Vorführung von "Frozen 2" wartete: "Es gab einen Kampf im Kino.... eine Gruppe von Mädchen ging auf ein Mädchen los und dann eskalierte alles. Die Gruppe lief in die Kinoräume, um sich zu verstecken, und eine Menge Polizisten tauchten auf. Es muss eine der schrecklichsten Erfahrungen meines Lebens sein, so traurig, dass all die kleinen Kinder da waren."


Diese Welt wird allmählich selbst für mich zu irre. Warum bitte denken sich Teenager/innen heute: "Oh, ich gehe 'Frozen' gucken. Besser, ich nehme mal eine Machete mit"?



7. Einer neuen Studie zufolge sind es nicht Väter, sondern Mütter, die mit Sprüchen wie "Jungen weinen nicht" ihrem Nachwuchs Aspekte der angeblichen "toxischen Männlichkeit" vermitteln.

Fast 600 Eltern aus Kanada und den USA nahmen an der Studie teil. Nach Abschluss eines Tests zur Messung ihrer latenten Einstellungen zum Ausdruck von Gefühlen präsentierte man den Studienteilnehmern Bilder von Kindern im Alter von 8 bis 12 Jahren, die entweder Traurigkeit oder Wut zeigten. Die Teilnehmer wurden dann aufgefordert, jedes Bild in eine "angenehme" oder "unangenehme" Kategorie einzuteilen.

Während Väter im Allgemeinen keine geschlechtsspezifische Parteilichkeit zeigten, wenn es darum ging, Traurigkeit oder Wut zu zeigen, fand die Studie heraus, dass Mütter Mädchen, die weinen, gegenüber Jungen, die weinen, bevorzugten und eine ähnliche Parteilichkeit aufwiesen, wenn es um Wut ging.

"Mütter denken tatsächlich, dass Mädchen, die Wut ausdrücken, angenehmer oder akzeptabler sind als Jungen, die Wut ausdrücken", sagte [die Studienleiterin] Professor Thomassin.




8. Die Post. Einer meiner Leser schreibt mir, dass seine Kommentare, die er unter "Zeit"-Artikeln hinterlässt, noch immer eifrig gelöscht werden. Aktuell etwa folgender Kommentar unter diesem Artikel:

Was mich bei diesem Thema wirklich nervt:

Da erzählt die gesamte Presse, wie wichtig gendergerechte Sprache ist, und bei so einem sensiblen Thema hält sich die "Zeit" nicht an die eigenen Predigten.

Wir wissen:

1) Männer sind genauso vom Sexismus betroffen wie Frauen.

2) Männer sind von häuslicher Gewalt ebenfalls zu 50% betroffen

3) Selbst bei Kindesmissbrauch durch Schutzbefohlene sind Frauen mit fast 30% ein massives Problem.

Dennoch werden diese Themen fast ausschließlich im Narrativ Mann=Täter Frau=Opfer berichtet.

Wenn Mann sich darüber beschwert ist man ein Lügner oder eine Mimose, obwohl doch verlangt wird, der Neue Mann soll über seine Gefühle sprechen.


"Diesmal wurde mein Post nach ca. 20 Minuten einfach gelöscht", berichtet mein Leser. "Es ist nicht mal mehr zu sehen, dass ich versucht habe zu kommentieren."

Solche Reaktionen sind besonders pikant, wenn man bedenkt, dass, nachdem in Umfragen eine deutlich überwiegende Mehrheit von Deutschen befunden hatte, man dürfe zu bestimmten Themen seine Meinung nicht mehr sagen, es noch vor wenigen Wochen in einem "Zeit"-Artikel geheißen hatte, noch sei "Zeit genug, das zugewandte Gespräch von Lagerfeuer zu Lagerfeuer neu zu beginnen. Diese Aufgabe kommt den Universitäten ebenso zu wie den Parteien, Vereinen und Medien, und sie sollte mit einer Selbstverpflichtung zu Pluralität und Diversität bei der Zusammensetzung von Podien, Kongressen oder Talkshows einhergehen".

Nicht nur, wie die "Zeit" mit kritischen Kommentaren umgeht, zeigt, dass es sich bei diesen Worten lediglich um als ein scheinheiliges Lippenbekenntnis handelt, reine Heuchelei. Beispielsweise hatte ich ein paar Monate zuvor auch einer Reihe von "Zeit"-Redakteuren Exemplare des von mir herausgegebenen wissenschaftlichen Sammelbandes "Gleichberechtigung beginnt zu zweit" zugesandt, in dem Feministinnen und Maskulisten miteinander den Dialog aufnehmen. Von niemandem in der "Zeit"-Redaktion habe ich daraufhin auch nur eine Antwort erhalten. Wie in anderen Leitmedien ist man dort an Meinungspluralismus nicht ernsthaft interessiert. Gegenläufige Ansichten können dann nur noch im Internet publiziert werden, woraufhin unsere Leitmedien sie dann als "Hass" etikettieren.

Ein weiterer Leser schreibt mir zu einem anderen Thema:

Bezüglich des Stern-Artikels über männliche Veganer und deren Schwierigkeiten denke ich, dass diese merkwürdige Gewichtung, wie Du sie nennst, nicht so überraschend ist, wie sie scheinen mag. Mir ist bereits seit einigen Monaten aufgefallen, dass zunehmend versucht wird, einen zwar nicht völlig abwegigen, aber insgesamt doch ziemlich übertrieben dargestellten angeblichen Zusammenhang zwischen Fleischkonsum und traditionellen Männlichkeitvorstellungen herbeizureden – und letztere dann in der Folge samt Fleischkonsum für toxisch zu erklären. Eine kurze Google-Suche nach den Begriffen "masculinity" und "vegan" wird Dir schnell zeigen, worauf ich hinaus will. In diesem Kontext ist auch der Stern-Artikel zu sehen: Es geht nicht wirklich um das Aufzeigen einer Diskriminierung von Männern, sondern vielmehr darum, zu zeigen, auf welche Ablehnung Männer stossen würden, wenn sie eine für traditionell männlich und schlecht erklärte Verhaltensweise (hier: Fleisch essen) ablegen.

Als lebenslanger Vegetarier mit Tendenz zu veganer Ernährung sehe ich diese Vereinnahmung von Veganismus und Vegetarismus durch Gender-Narrative nicht sehr positiv. Für mich und vermutlich für die meisten traditionelleren Veganer und Vegetarier war es jahrzehntelang jedenfalls kein Thema, dass wir irgendwie als unmännlich angesehen würden. Dass ein echter Mann Fleisch essen müsse, hatte ich bis vor kurzem, glaube ich, so nie gehört. (Bis in die 90er hatten wir andere Probleme, da wurde man immer wieder mal für verrückt erklärt oder hat halt einfach nichts zu essen bekommen - was aber nichts mit dem Geschlecht zu tun hatte.) Jetzt wird hier aus meiner Sicht nachträglich umgedeutet.

Mir scheint auch, dass diese Deutung für den Veganismus und den Vegetarismus eher schädlich ist. Fleisch essen die meisten Männer nämlich vor allem, weil es ihnen schmeckt, nicht weil sie sich dadurch männlicher fühlen. Hingegen gibt es ja mehrere sehr gute Gründe für Fleischverzicht – vom Tierschutz über die Klimaverträglichkeit bis hin zur Gesundheit – von denen sich immer mehr Menschen überzeugen lassen. Wenn man den Fleischverzicht jetzt aber als Teil einer "neuen Männlichkeit" verkauft, denke ich, dass dies viel mehr Männer abschreckt, als es inspiriert. Gerade zum Beispiel unter Bodybuildern (das Beispiel im Stern-Artikel ist daher schon recht absurd) gibt es schon seit Jahren eine ansehnliche vegane Szene, die die Vorteile der veganen Ernährung für den Muskelaufbau herausstreicht, und die sich etwas überschwänglich auf historische Vorbilder wie vegane Gladiatoren bezieht. Veganismus, um Männlichkeitsvorstellungen zu hinterfragen, käme dort wohl eher weniger gut an.

Dienstag, November 26, 2019

Väter-Netzwerk: So lässt unsere Regierung Gewaltopfer in Stich – News vom 26. November 2019

1. Gestern wurde auf etlichen Medienkanälen häusliche Gewalt mit "Gewalt gegen Frauen" gleichgesetzt. Dies wurde massiv durch das Frauenministerium orchestriert, das sich inzwischen darauf verlassen kann, dass Journalisten Regierungsbehauptungen abtippen, statt sie kritisch zu hinterfragen. Es blieb einzelnen Websites wie der des Väter-Netzwerks überlassen, darauf hinzuweisen, wie sehr männliche Opfer im Stich gelassen werden. Ein Auszug:

Als Tobias sich dazu überwand, eine Opferberatungsstelle zu kontaktieren, war er schockiert über die Reaktion. Es sei der Beratungsstelle leider nicht möglich "männliche Opfer zu beraten, da diese vom Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Familie und Frauen gefördert wird und die Vorgabe lautet, mit Frauen zu arbeiten."

(...) Wie sollte Tobias jetzt mit der Situation umgehen? Auch dafür lieferte die Beratungsstelle die passende Antwort:

"Wenn die Frau Gewalt ausübt und der Mann mit einer Ohrfeige reagiert, ist das eine Körperverletzung und somit eine Straftat. Finden Sie es in Ordnung, dass körperlich überlegene Männer dann ebenfalls mit Gewalt reagieren und sich dann auch noch als Opfer hinstellen und Verständnis erwarten? Es gibt immer gewaltfreie Lösungsmöglichkeiten!"

So sehen manchmal Ratschläge für von Gewalt betroffene Männer aus, wenn sie sich an eine Beratungsstelle wenden, die sich nur für weibliche Opfer zuständig fühlt.

Zudem folgte dann noch die Mahnung: "Ihnen ist sicher bekannt welche schwerwiegenden Folgen häusliche Gewalt für Kinder haben kann, unabhängig davon, ob sie selbst Opfer werden oder diese Gewalt bei ihren Eltern erleben."

Ja, das war Tobias bekannt. Er half sich selbst, indem er vor seiner Frau flüchtete. Seine Tochter hat er seit dem nicht wieder gesehen. Sein Sohn wollte sich nicht an das von der Mutter diktierte Kontaktverbot zum Vater halten und wurde dafür regelmäßig durch die Mutter misshandelt. Als er diese Tortur nicht mehr aushielt, flüchtete er zum Vater, wo er seitdem lebt.

Doch zurück zur PKS Partnerschaftsgewalt. Was sagen uns die Zahlen? Im Grunde nur, dass es viel zu viel Gewalt in Partnerschaften gibt, auch wenn es sich dabei zu 85% um minderschwere Gewalt handelt. Insbesondere Gewalt gegen Männer nimmt stetig zu, seitdem die PKS jährlich erstellt wird. Alle zwei Stunden wird in Deutschland ein Mann durch seine Partnerin gefährlich körperverletzt. 2018 haben 99 Frauen versucht ihren Partner zu töten, in 26 Fällen gelang es ihnen. Ein trauriger neuer Rekord. Ob diese Männer noch leben würden, wenn es mehr Schutzangebote geben würde, ist schwer zu sagen. Die weitgehende Ignoranz der Politik gegenüber dem Thema häusliche Gewalt gegen Männer führt zumindest zu keiner Besserung.

Dabei stellen die Zahlen der PKS nur die Spitze des Eisberges dar. Eine vom BMFSFJ in Auftrag gegebene Pilotstudie zum Thema „Gewalt gegen Männer in Deutschland“ stellt fest: "Jedem vierten Mann widerfuhr einmal oder mehrmals mindestens eine Akt körperlicher Gewalt durch die jeweils aktuelle Partnerin." Das sind Zahlen, wie sie von Studien zu Gewalt gegen Frauen bekannt sind. Keiner dieser Männer hat jedoch die Gewalt der Partnerin zur Anzeige gebracht.

(...) Hat unsere Gesellschaft Schwierigkeiten damit Partnerschaftsgewalt gegen Männer als gesellschaftliches Problem zu akzeptieren? Die Autoren der Studie "Gewalt gegen Männer" meinen ja: "Der in Deutschland und anderen Ländern vorherrschende politische Diskurs zum Thema „häusliche Gewalt“ übersieht oder bagatellisiert nicht selten die häusliche Gewalt von Frauen gegen Männer. Noch immer wird auf Fachtagungen und in Publikationen die Gleichung aufgestellt: Häusliche Gewalt = Männergewalt gegen Frauen. Da ist die Fußnote oder Randbemerkung, dass es in seltenen (Ausnahme) Fällen theoretisch auch Männer treffen kann, bestenfalls ein Strohhalm für betroffene Männer, die häufig im Glauben sind, die einzigen zu sein. Meist wird allerdings das Gegenteil erreicht: Die Botschaft, die im Gedächtnis der so 'Aufgeklärten' haften bleibt, ist der Mythos, häusliche Gewalt sei Männergewalt."


Immerhin meldet sich auch hier das Bundesforum Männer weniger verdruckst als bisher zu Wort und wird in vereinzelten Artikeln auch entsprechend zitiert:

Auch gut 26 000 Männer wurden 2018 von ihren Partnerinnen oder Ex-Partnerinnen angegriffen oder waren Psychoterror ausgesetzt. Dag Schölper, Geschäftsführer des Bundesforums Männer e.V., berichtet von Kontosperrungen, Beschimpfungen, Stalking bis hin zu "regelrechten Verunglimpfungskampagnen" durch die Frauen im gemeinsamen Bekanntenkreis. Und auch Männer erleben schlimme körperliche Angriffe: "Ich erinnere mich an den Fall eines Kraftfahrers, der in die Notaufnahme musste. Seine Partnerin und sein schon fast erwachsener Sohn hatten ihn gemeinsam schwer körperlich verletzt." Das seien keine Einzelfälle. Schölper schätzt, dass es gerade bei Männern eine hohe Dunkelziffer gibt, wegen der Scham, solche Taten anzuzeigen.


Das Problem ist heute auch Thema bei Christian Schmidt, der die Frage stellt: "Was spricht eigentlich gegen geschlechtsneutrale Gewaltschutzwohnungen oder Hotlines?"



2. Der "Stern" hat eine neue Form der Männerdiskriminierung entdeckt, über die wir Maskulisten bislang noch nicht gesprochen haben: "Vegan lebende Männer haben es im Sozialleben schwerer".

Einerseits ist ja schön, dass der "Stern" überhaupt mal Männerdiskriminierung zur Sprache bringt. Andererseits ist die Gewichtung reichlich merkwürdig. Eine so starke Berichterstattung wie bei weiblichen Opfern über Männer, deren Leib und Leben durch häusliche Gewalt bedroht wird, wäre notwendiger.



3. Die Post. Mein Leser Matthias Enderle, Vorstandsvorsitzender von MANNdat, schreibt mir heute:

Wiederholt lese ich in Deinem Blog den Nebensatz, dass die Kommentare unter Online-Artikeln interessanter seien als der Artikel selbst. Das ist ja auch mein Eindruck. Allerdings scheint das auch der Gegenseite aufzufallen und zu missfallen:

Ich erlebte gestern nach mehreren Jahren Pause einen abendfüllenden Auftritt von Hagen Rether, inzwischen zu einem kernfeministischen Prediger reinsten Wassers mutiert, was mir leider entgangen sein muss, sonst hätte ich mir kein Ticket gekauft. Neben durchaus berechtigter Kritik an der Menschheit, am Zustand und der Doppelmoral unserer Gesellschaft entsprach die Kernaussage im vierstündigen (!) Programm aus dem allbekannten eindimensionalen Weltbild, das wir zur Genüge kennen: Wir sind die Guten, das Böse muss bekämpft werden. Dabei sind die Guten Feministen und leben vegan, die Bösen (also der Rest) sind die alten weißen Männer, die Fleisch fressen und Bier saufen und daran nichts ändern wollen.

Warum schreibe ich Dir das? Weil der Bursche sich nicht entblöden konnte vorzuschlagen, dass man doch die Kommentarfunktion unter Online-Artikeln abschaffen solle. Ich dachte erst, ich hätte mich verhört, habe mich aber bei einem unserer Freunde, die mit dabei waren, extra nochmal versichert. Der Satz ist genauso gefallen. 750 minus ein paar wenige Besucher haben applaudiert. Der Witz dabei war, dass ausgerechnet er die öffentlich-rechtlichen Fernsehsender abfällig als "Hochamt" betitelte, obwohl gerade selbst eins abhielt.

Ich kenne Rether aus Zeiten, als er sich allgemeiner Auswüchse in der Gesellschaft annahm. Da war er richtig gut. Drei Stunden musste man allerdings damals schon bei ihm mitbringen. Aber vier Stunden feministische Echo-Kammer zuzüglich Pause – wäre ich nicht mit dem Auto gekommen, ich hätte mir anschließend im benachbarten Brauhaus den Eineinhalb-Liter-Pitcher Bier genehmigt. Und wären wir nicht mit Freunden da gewesen – ich wäre kaum bis zum Ende geblieben. Einen Fernseh-Mitschnitt hätte ich mir höchstens fünf Minuten angetan.

Montag, November 25, 2019

Schule, Gewalt, Missbrauch: Menschenrechte für Männer bleiben ein Problem – News vom 25. November 2019

1.
Der Fall eines Zürcher Kantischülers erregte vor ein paar Wochen Aufsehen. Sein Vater hatte bei der Zürcher Bildungsdirektion Rekurs eingelegt, weil der Sohn wegen ungenügender Leistungen die Klasse repetieren musste. Als Hauptgrund für den Rekurs führte der Vater an, Knaben würden an den Gymnasien diskriminiert. Das verstosse gegen die Verfassung und gegen die Europäische Menschenrechtskonvention.


Das Schweizer Tagblatt berichtet. Anders als hierzulande versucht man in der Schweiz wenigstens ein bisschen, die Ungleichheit im Erziehungswesen anzugehen.

"Es gibt immer wieder Überlegungen, wie Knaben gezielter angesprochen werden könnten. Zum Beispiel durch den Verzicht auf Französisch bei der Aufnahmeprüfung. Das verschiebt das Problem aber einfach auf die Gymnasialzeit, in der Französisch noch immer ein wichtiger Teil der Promotion ist", sagt [Urs Schwager vom Thurgauer Amt für Mittelschulen].


Ein weiterer Versuch, die Stärkung der naturwissenschaftlichen Fächer, habe zwar zu einer Zunahme des Interesses an diesen Fächern geführt, nicht jedoch zu einem höheren Knabenanteil.



2. Heute ist Internationaler Aktionstag gegen Gewalt, solange diese Gewalt Frauen zum Opfer hat. Bundesweit sind zahlreiche Aktionen und Pressekonferenzen geplant. Auch Frauenministerin Giffey hat Zahlen zu diesem Thema vorgelegt. Die Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Bärbel Kofler, verwies auf Gewalt gegen Frauen weltweit. "Jeden Tag, in allen Teilen der Welt werden Frauen und Mädchen misshandelt, verstümmelt oder ermordet".

Jungen und Männer natürlich auch, aber die sind der deutschen Regierung keinen Aktionstag wert.



3. Das Magazin "jetzt" der Süddeutschen Zeitung durchbricht die auch dort herrschende Einseitigkeit und beschäftigt sich mit dem sexuellen Missbrauch von Jungen. Aufhänger ist der aktuelle Kinofilm "Die Hände meiner Mutter", der dem Autor des Artikels so der gewohnten Sicht auf sexuelle Gewalt entgegenläuft, dass er "starke Befremdung" auslöst:

Man hat irgendwie das Gefühl, dass es diesen Film nicht geben sollte, dass er keinen Sinn ergibt, dass da irgendjemand was falsch verstanden hat. Das war zumindest unser Eindruck als wir den Trailer in der Redaktion gesehen haben, sowohl bei Söhnen als auch bei Töchtern. Gleichzeitig kam da aber auch der Verdacht auf, dass diese Reaktion irgendwie ungerecht ist.


Genderama und die Männerrechtsbewegung insgesamt ist da seit fast zwanzig Jahren schon deutlich weiter. Was vermutlich der Grund dafür ist, dass auch wir bei velen Journalisten nur "starkes Befremden" auslösen.

Trotz solcher merkwürdiger Passagen ist der Artikel durchaus lesenswert, weil er die zusätzlichen Probleme, die mit dem sexuellen Missbrauch gerade männlicher Opfer verbunden sind, benennt. So wird über das Missbrauchsopfer Markus in dem erwähnten Film berichtet, wie man ihm seine Erfahrungen abzusprechen versucht:

Es wird von verschiedenen Seiten versucht, ihn in die aktive, die Täterrolle zu drängen. "Haben Sie nicht manchmal auch ein bisschen Lust empfunden?", fragt ihn ein Therapeut augenzwinkernd.


Gleichzeitig versucht der Artikel allerdings auch, solche Erfahrungen immer wieder in die abgegriffene These vom "Patriarchat" einzupassen. Wenn man als einziges Werkzeug einen Hammer hat, erscheint manchem eben alles, was er sieht, als ein Nagel. So heißt es über die Täterin:

Diese Erfahrung männlicher Gewalt und einer Geschlechternorm, in der sie hierarchisch unter ihrem Mann stehen muss, äußere sich dann in den umgesetzten sexuellen Machtphantasien der Mutter an ihrem Sohn, der dann quasi stellvertretend für ein verhasstes Patriarchat stehe.


Sexueller Missbrauch als Akt der Befreiung – auch mal eine Idee. Gilt das dann auch für die männlichen Missbrauchstäter, die als Kinder sexuelle Gewalt durch eine Frau erfahren hatten? Stehen deren Opfer "dann quasi stellvertretend für ein verhasstes Matriarchat"? Man möchte beim Lesen solcher Formulierungen schon manchmal ein bisschen schreien.



4. Die Post. Einer meiner Leser schreibt mir:

Auf Zeit-Online wurde ein Artikel über Proteste in Paris veröffentlicht. Protestiert wurde gegen häusliche Gewalt und die weiblichen Todesopfer, was unter dem Stichwort Femizid läuft. Die Meldung an sich ist Klickbait und nichtssagend. Interessanter sind die Kommentare darunter. Vor allem wird angemerkt, dass der Begriff Femizid unpassend ist, wenn es doch mehr männliche Gewaltopfer insgesamt gibt und männliche Opfer häuslicher Gewalt ausgeklammert werden. Auch auf dein Blog wird in einem Kommentar verlinkt (was Zeit-Online, oh Wunder, nicht zensiert hat).


Ein anderer Leser schrieb mir zur selben Kommentarspalte mit berechtigter Empörung, sein Hinweis auf männliche Opfer sei gelöscht worden:

Entfernt. Bitte verzichten Sie auf Whataboutism! Danke, die Redaktion/cb


Offenbar gab es aber so viele Kommentare, die in dieselbe Richtung gingen, dass die "Zeit" das Löschen solcher Hinweise schließlich unterlassen hat. (Oder es gab zwischendurch Schichtwechsel, und der neue Zensor war großzügiger beim Durchlassen von Kommentaren.)

Ein anderer Leser macht mich auf die Arte-Sendung "Vox Pop" aufmerksam, wo es ab Minute 14:30 um die Frage geht: "Beschneidung: Muß ein Verbot her?"

Es werden etliche Argumente der Beschneidungsgegner genannt, aber leider auch fragwürdige Argumente der Befürworter wie die angebliche AIDS-Prävention oder das Argument, dass bei einem Verbot illegale Beschneidungen noch mehr Schaden anrichten würden (wann hat man je ein Gesetz nicht verabschiedet, aus Angst, dagegen könnte verstoßen werden?!).

Highlight ist jedoch das Interview mit der Präsidentin von INTACT Dänemark.


Bemerkenswert ist auch ein Vergleich der verheißungsvollen Situation in Schweden, nachdem dort ein Fall tödlich und mehrere weitere Fälle fast tödlich endeten, und der rückwärts gewandten Politik in Deutschland, die sich wohlwollend an religiösem Fundamentalismus orientiert.

Samstag, November 23, 2019

CDU vertagt Diskussion über Frauenquote auf kommendes Jahr – News vom 23. November 2019

1. Nach all dem Hin und Her der letzten Tage wird das Gewürge um eine Frauenquote in der CDU zunächst einmal ausgesetzt:

Eine paritätisch besetzte Kommission solle bis zum Parteitag 2020 "verbindliche Regeln" ausarbeiten, wie die Stellung von Frauen in der Partei gestärkt werden könne, sagte Parteichefin Annegret Kramp-Karrenbauer am Freitag auf dem Parteitag in Leipzig.




2. "Die Buben sind im Nachteil, das fängt schon in der Primarschule an" berichtet die Pädagogik-Expertin Margrit Stamm. Das mit ihr geführte Interview ist eigentlich nur für Menschen lesenswert, denen dieses Thema neu ist; es enthält nichts, was wir Männerrechtler nicht schon seit über zehn Jahren sagen.



3. Im letzten Jahrzehnt haben sich mehr Kriegsveteranen der USA das Leben genommen, als während des Vietnamkriegs Soldaten zu Tode gekommen sind.

Freitag, November 22, 2019

Gender-Studentin packt aus: So werden wir auf Konformität getrimmt – News vom 22. November 2019

1.
Seit sich die Gender Studies in den letzten Jahren als interdisziplinäre Forschungsrichtung an Universitäten immer größerer Beliebtheit erfreuen, werden auch die kritischen Stimmen lauter. (...) Wer nicht erfährt, kann nicht urteilen, dachte ich mir, und beschloss kurzerhand, wieder Studentin zu werden. Studentin der Gender Studies.

(...) Ohne über die Motivation eines jeden Einzelnen fachsimpeln zu wollen, war eines augenscheinlich: Wir waren in der Überzahl. Und wenn ich „wir“ sage, meine ich: Frauen – was ich mit den in diesem Semester gesammelten Erfahrungen nicht so pauschal sagen dürfte, weil man ja nicht wissen kann, welchem Geschlecht sich jemand zugehörig fühlt. Ich war und bin eben eine schlechte Gender-Studies-Studentin.

(...) Das wurde mir während des Semesters, nachdem ich meine eigene politische Meinung unter großer Anstrengung lange zu verbergen versucht hatte, schmerzlich bewusst. In der Übung zur Einführung in die Gender Studies war es unsere Aufgabe, in einer Gruppe ein bestimmtes Thema inklusive Literatur im Rahmen einer ganzen Lehrveranstaltungseinheit den anderen Kollegen zu präsentieren. Ich sah "Queere Theorien und Praktiken" auf der Liste, mir fiel einiges dazu ein, ich überlegte nicht lange und fand mich also in einer Kleingruppe zu ebendiesem Thema wieder.

Obwohl ich mir vorgenommen hatte, dieses Studium aus Recherchezwecken als stille Teilnehmerin zu absolvieren, bestand ich bei meinem Teil des Referats auf dem Buch "Beißreflexe". Weil: Wer Queer und Kritik daran sagt, muss auch Patsy L’Amour ­laLove sagen. (Für die, die nicht so sehr in die aktuelle feministische Literaturkritik eingelesen sind: L’Amour laLove, selbsternannte Polit-Tunte, und andere üben in diesem Sammelband harsche Kritik an der autoritären Blockwartmentalität, die die Queere Theorie ihrer Meinung nach angenommen hat.) Jedenfalls hatte ich schon meine Probleme, das Buch innerhalb meiner Referatsgruppe zu verteidigen ("Aber das können wir doch nicht machen! Das ist ja furchtbar böse Kritik!"), was zum Kompromiss führte, zunächst äußerst positive Abhandlungen zum Thema und dann das von mir gewählte Buch "aber ausdrücklich als Kritik und nicht als unsere Meinung!" auszuwählen.

Mir war zu diesem Zeitpunkt schon beinahe der Kragen geplatzt, weshalb ich auch kein Problem damit gehabt hätte, dazuzusagen, dass ich das gesamte Buch in seiner Kritik als äußerst schlüssig empfinde – aber trotzdem gut, dass ich es nicht tat. Es stellte sich nämlich im Lauf des Referats heraus, dass die Lehrveranstaltungsleitende das Buch als ganz furchtbares Nestbeschmutzen empfand (einer der Autoren, Vojin Saša Vukadinović, war – oh Schreck – selbst zuvor Student der Gender Studies gewesen). Gelesen hatte sie es ­allerdings nicht, wie sie mir verriet.


Hier findet man den vollständigen Text.



2. Die neueste Sexismus-Studie ist da:

Gefragt nach ihrer eigenen Betroffenheit antworteten 44 Prozent der befragten Frauen und 32 Prozent der Männer, dass sie derzeit Sexismus gegen sich persönlich erleben. Wöchentlich sehen sich acht Prozent der Frauen und sieben Prozent der Männer Sexismus ausgesetzt.


Für Politik und Leitmedien allerdings ist nur die frauenfeindliche Ausprägung von Sexismus ein relevantes Thema.



3. Der aktueller Zwischenstand bei dem Gerangel um eine Frauenquote in der CDU sieht dem Tagesspiegel zufolge so aus:

Über den Antrag der Frauen-Union (FU) wird voraussichtlich erst gar nicht diskutiert. Wie der Tagesspiegel aus Parteikreisen erfuhr, erklärte sich der Bundesvorstand der FU am Donnerstagmittag dazu bereit, das Thema an eine Kommission zu verweisen. Der Quoten-Streit ist damit vorerst vertagt. (...) Selbst Befürworter sagen, dass im Falle einer Abstimmung eine Niederlage wahrscheinlich sei.

(...) [Wiebke] Winter, die gerade in Wirtschaftsrecht promoviert, leitet den Bundesarbeitskreis "Frauen" der Jungen Union. In ihrem 70-köpfigen Netzwerk kenne sie keine, die für eine verpflichtende Regelung sei, sagt sie. Stattdessen setzt die Gruppe unter dem Hashtag #MehrMädels darauf, dass freiwillig mehr Frauen kandidieren. Auf Parteitagen verteilen sie Sticker, auf Instagram porträtieren sie junge Vorbilder. "Ich will keine Quotenfrau sein", sagt Winter. Und: "Ich würde mich nicht als Feministin bezeichnen. Ich bin einfach für Gleichberechtigung."


Auch Baden-Württembergs Kultusministerin Susanne Eisenmann hat sich kurz vor Beginn des CDU-Parteitags gegen die Frauenquote ausgesprochen.

Bemerkenswert bleibt, dass ein zentrales Argument gegen die Quote – die damit verbundene Diskriminierung der Männer – von ihren Kritikerinnen in der CDU kaum erwähnt wird.

Donnerstag, November 21, 2019

Zwei von dreien denken an Selbstmord: Erschütternde Zahlen über männliche Opfer häuslicher Gewalt – News vom 21. November 2019

1. Die britische Organisation "Safe Lives", die häusliche Gewalt bekämpft, hat begonnen, auch Männer zu ihren Erfahrungen als Betroffene von seelischem und körperlichem Missbrauch zu befragen. In einer ersten Zusammenstellung bildeten sich folgende Erkenntnisse heraus:

Die durchschnittliche Dauer des Missbrauchs betrug vier Jahre.

Die häufigsten Verhaltensweisen, die erlebt wurden, waren: verbal niedergemacht werden (82%), Vorwürfe für etwas zu hören, das nicht ihre Schuld war (81%), ihr Gedächtnis wurde in Frage gestellt oder ihnen wurde gesagt, dass sie sich Dinge einbildeten, von denen sie wissen, dass sie wahr sind (71%), sie wurden beschuldigt, etwas getan zu haben, was die andere Person getan hatte (68%), und die Umwelt wurde benutzt, um ihnen Angst einzujagen - zum Beispiel durch das Werfen von Gegenständen oder das Zuknallen von Türen (68%).

Ein kleiner, aber bemerkenswerter Teil der Befragten hatte Missbrauch im Zusammenhang mit ihrem Geschlecht oder ihrer Sexualität erlebt: Kontrolle der Art, wie sie sich sexuell oder als Geschlecht präsentierten (10%), Bedrohungen "unserer" Sexualität (9%), Drohungen mit Rachepornos (7%), Weigerung, bevorzugte Pronomen zu verwenden (4%) und Drohung, den HIV-Status offenzulegen (1%).

Fast zwei Drittel (64%) der Befragten gaben an, dass das erlebte Verhalten dazu führte, dass sie an Selbstmord denken. Ein Drittel (33%) hatte sich selbst verletzt.

Über die Hälfte (54%) wurden körperlich verletzt. Dazu gehörten schwere Prellungen oder Schnitte (37%), Narben (15%), Knochenbrüche (10%) und Vergiftungen (9%). Vier von fünf Befragten (80%) gaben an, dass das Verhalten, das sie erlebten, ihre psychische Gesundheit stark beeinträchtigte, während 18% angaben, dass sie ein wenig beeinträchtigt war. Für 62% war dies ein langfristiger Effekt.

72% der Befragten erzählten jemandem von dem Missbrauch und/oder den Auswirkungen, die er hatte. Die häufigste Person, der man es erzählte, war ein Familienmitglied (71%), ein Freund oder Nachbar (60%) oder ein Berater/Therapeut (48%).

26% haben es niemandem gesagt. Die häufigsten Gründe dafür waren Scham oder Verlegenheit (80%), sie glaubten nicht, dass jemand etwas tun könnte, um zu helfen (69%), sie wussten nicht, wohin sie gehen sollten (57%) und es gab keine Unterstützung (57%). Jeder Sechste (18%) hat es niemandem gesagt, weil er das Gefühl hatte, dass der Missbrauch seine eigene Schuld war.


Auch das populärwissenschaftliche Magazin "Psychology Today" kam – hier anlässlich des vom deutschen "Qualitätsjournalismus" weitgehend übergangenen Weltmännertages – auf die Forschungslage in diesem Bereich zu sprechen:

Interessanterweise zeigt ein wachsender Teil der internationalen Forschung, dass Männer und Frauen Partnergewalt in ähnlichem Ausmaß erleben. So kam beispielsweise eine kürzlich von der kanadischen Nationalen Statistischen Agentur durchgeführte Umfrage zu dem Schluss, dass "Männer und Frauen zu gleichen Teilen von Gewalt in den letzten fünf Jahren (jeweils 4%) betroffen waren".

Die oben genannten Umfragen deuten darauf hin, dass nur ein kleiner Anteil von Männern (weniger als 20% der Opfer) die Polizei oder eine medizinische Fachkraft über ihre Viktimisierung informieren werden. Dies kann auf begründete Befürchtungen zurückzuführen sein, dass sie von diesen Behörden verachtet, verspottet oder verunglimpft werden.

Tatsächlich ergab ein kürzlich erschienenes Forschungspapier von Dr. Elizabeth Bates von der University of Cumbria, dass die übergreifende Erfahrung männlicher Opfer von Partnergewalt darin bestand, dass "niemand mir jemals glauben würde". Ein Opfer bemerkte: "Ich sagte es Freunden, sie lachten, während ein anderes sagte: ... die Polizisten, sie lachten."


Aus diesem Grund ist es falsch, nur das in kriminalpolizeilichen Statistiken erfasste Hellfeld zu betrachten, wenn es um die Rate männlicher Opfer geht. Leider tut das auch dieser Text, obwohl er ein zentrales Problem anspricht:

Heute vor genau zehn Jahren wurde das erste Männerhaus der Schweiz im Kanton Aargau eröffnet. Seit 2014 wird das Schutzhaus vom eigens gegründeten Verein "ZwüscheHalt" betrieben. (...) Trotzdem kämpft der Verein mit den Finanzen. Denn im Gegensatz zu Frauenhäusern erhalten Männerhäuser in der Schweiz keine staatliche Hilfe. Dies, obwohl fast ein Drittel der Opfer von häuslicher Gewalt Männer sind. Das zeigen die Zahlen des Bundesamts für Statistik. Allein im letzten Jahr waren gut 2.500 Männer von häuslicher Gewalt betroffen.


Zugegeben: Die Situation wäre auch ein Skandal, wenn nicht mehr als 2.500 Gewaltopfer keine staatliche Hilfe erhielten, weil sie das falsche Geschlecht haben. Nimmt man aber das von den Statistiken nicht erfasste Dunkelfeld hinzu, zeigt sich länderübergreifend von Studie zu Studie, dass die Opferzahlen bei beiden Geschlechtern gleich hoch sind. Statt von 2500 ignorierten Gewaltopfern in der Schweiz ist daher von über 3700 Opfern auszugehen, die keine Hilfe erhalten, weil sie Männer sind.

In ihrer Einführung in die Philosophie der Menschenrechte schreiben Christoph Menke und Arnd Pollmann, was diese Menschenrechte beinhalten:

Jeder Mensch ist berechtigt, in einer politischen Ordnung zu leben, die ihre Mitglieder als Gleiche berücksichtigt und ihnen damit gleichermaßen gewährleistet, dass ihre grundlegenden Ansprüche erfüllt werden.


Zum Beispiel der Anspruch auf Schutz vor Gewalt. Was bedeutet, dass Deutschland und die Schweiz mit dem Konzept der Menschenrechte immer noch Probleme haben, sobald es um Männer geht. Einem großen Teil der Bevölkerung und dabei vor allem den "Qualitätsjournalisten" der Leitmedien scheint das aber egal zu sein, solange Frauenministerin Giffey nur immer so nett und freundlich auftritt. Die einzigen, die wirklch engagiert für Menschenrechte eintreten, sind diese vermaledeiten Männerrechtler (Maskulisten), von denen es in denselben Leitmedien heißt, sie würden eine Gefahr darstellen, die kaum unterschätzt werden kann.



2. In der "Welt" berichtet ihr stellvertretender Chefredakteur Robin Alexander über die Manöver in der CDU, was die parteiinterne Durchsetzung der Frauenquote angeht. Der Artikel stellt zunächst Staatsministerin Annette Widmann-Mauz vor, die Anführerin der "Frauen-Union", in der, wie wir erfahren, "155.000 Christdemokratinnen engagiert sind, auch weil jedes weibliche CDU-Mitglied automatisch aufgenommen wird, wenn es nicht formal widerspricht.

Trotz ihrer vielen Zuarbeiter ist Widmann-Mauz zurzeit nicht erreichbar. Auf eine Bitte nach einem Gespräch vor dem am Freitag in Leipzig beginnenden CDU-Parteitag antworteten ihre Mitarbeiter aus der CDU-Zentrale am 1. November: "Ein Telefonat mit Frau Widmann-Mauz kann ich Ihnen leider nicht vermitteln." Drei Wochen vor dem Parteitag keine Zeit mehr zum Telefonieren? Die WELT konnte es gar nicht glauben, fasste noch einmal nach und erhielt am 14. November diese Antwort: "Ich habe noch einmal nachgefragt, jedoch klappt es leider vor dem CDU-Parteitag nicht mehr."

Widmann-Mauz hat keine Zeit, jedenfalls nicht für Journalisten bürgerlicher Medien, wie Kollegen bestätigen, die ebenfalls abgewimmelt wurden. Linksliberale und linke Kollegen werden hingegen weiter informiert, vor allem aber konzentriert die Vorsitzende der FU ihre Kräfte derweil auf die Hinterzimmer. Keine führende CDU-Politikerin, die in den vergangenen Tagen nicht einen oder mehrere diskrete Anrufe aus dem Kanzleramt erhalten hat. Widmann-Mauz trommelt zum Angriff auf dem Parteitag. Bemerkenswert daran ist: Die Leidtragende könnte ausgerechnet eine andere Christdemokratin sein, die lange selbst in der Frauen-Union engagiert war: Annegret Kramp-Karrenbauer, die Parteivorsitzende.


Der Artikel stellt daraufhin die Situation dar, zu der ich gestern schon die Süddeutsche Zeitung zitiert habe: Kramp-Karrenbauer verdankt ihre aktuelle Machtposition nicht zuletzt der Frauenunion, die von ihr offenbar erwartet, als Dank dafür eine Frauenquote in der Partei durchzusetzen. Davor schreckt Kramp-Karrenbauer aber zurück, weil diese Quote voraussichtlich keine Mehrheit finden würde – ein gescheiterter Versuch könnte aber eine weitere Delle im ohnehin schon ramponierten Image Kramp-Karrenbauers darstellen. Während die Süddeutsche Zeitung spekulierte, dass die Frauen-Union deshalb einen Versuch, die Quote durchzusetzen, unterlassen könnte, sieht die "Welt" einen Konflikt voraus:

Anders als Angela Merkel, die erst in der Spätphase ihrer Kanzlerschaft ihren Feminismus entdeckte und plötzlich auch für Quoten und "Parität" plädiert, ist AKK schon länger Feministin – jedenfalls in der christdemokratischen Ausprägung. Sie hat persönlich mehr als einmal von Quoten profitiert und sich stets dazu bekannt. Deshalb war die FU lange überzeugt, nun könnten wenigstens innerparteilich strengere Vorschriften für die Listenaufstellung anhand von Geschlechterkriterien erreicht werden. Jeder dritte Platz auf jeder CDU-Liste müsste verbindlich an eine Frau gehen, mit "Zielvereinbarungen" sollte schließlich "Parität" erreicht werden, also das männlich-weibliche Reißverschlussverfahren, das die Grünen seit Jahrzehnten praktizieren.


Was verhagelte der Frauen-Union, dass die CDU auch in diesem Bereich die Position der Grünen übernahm? Das Debakel für die Frauenquote auf dem Parteitag der CSU: "Die Basis und auch mittlere Funktionäre, die oftmals händeringend weibliche Kandidaten für kommunale Posten suchen, hatten keine Lust, sich weitere Vorschriften machen zu lassen." Einer solchen Machtprobe mit der Basis würde Kramp-Karrenbauer gerne aus dem Weg gehen.

Bei der Sitzung der Antragskommission für den Parteitag wurde den Frauen kühl beschieden: Ihre Anträge sollen lieber nicht abgestimmt werden, sondern in eine Kommission überwiesen werden – die einen Bericht für den nächsten Parteitag in einem Jahr vorbereitet. Mitglieder der Antragskommission berichten vom deutlich artikulierten Unwillen der FU-Vertreterinnen. Sie sollen Generalsekretär Paul Ziemiak bestürmt haben, wenigstens finanzielle Sanktionen gegen Landes- und Kreisverbände zu verhängen, die zu wenige Frauen aufstellen. Aber Ziemiak habe dies – augenscheinlich mit der Rückendeckung Kramp-Karrenbauers – abgelehnt.

Dem Vernehmen nach versuchte die Parteivorsitzende noch in einem persönlichen Kontakt, Widmann-Mauz zu vertrösten: Dann kämen die Quoten eben im kommenden Jahr im Rahmen einer größeren Parteistrukturreform. Doch die FU-Vorsitzende ließ sich nicht besänftigen: Sie plant nach Informationen der WELT, auf dem Parteitag ein Votum gegen die Antragskommission herbeizuführen.


Dann müsste sie allerdings die Karten auf den Tisch legen:

Falls Widmann-Mauz auf dem Parteitag tatsächlich eine Entscheidung anstrebt, wird sie allerdings tun müssen, was sie bisher vermied: einmal selbst offen sprechen.




3. Die Plagiate von Frauenministerin Giffey und vor allem der irritierende Umgang damit werden die Berliner Landespolitik doch noch einige Zeit beschäftigen.



4. Auch der Sender CNN ist darauf aufmerksam geworden, dass bei den deutschen Grünen die Frauen unerwünschte Debatten jetzt abwürgen können. Darüber hinaus erfährt man:

Laura-Jane Buschhoff, ein Parteimitglied, das den Änderungsantrag eingebracht hat, schrieb auf der Website der Grünen, dass der Vorschlag nicht als Ausschlusskriterium für die Bestimmung, wer ein weibliches Parteimitglied ist, dienen sollte. Dies geschah im Hinblick auf die Befürchtung, dass transsexuelle weibliche Mitglieder von der Abstimmung ausgeschlossen werden können.

"Ich habe erlebt, dass es in der Tat Menschen gibt, die darüber diskriminieren, wer als Frau gilt", schrieb sie. Sie fügte hinzu, dass Änderungen am Wortlaut des Vorschlags willkommen seien, um sicherzustellen, dass solche Probleme vermieden werden könnten.




5. Die unsachlichen Proteste von Social Justice Warriors gegen den Smoothie-Hersteller True Fruits sind offenbar nicht ohne Folgen geblieben:

Das Unternehmen hat seine führende Marktstellung im Smoothie-Segment sogar noch ausgebaut. Marktforscher Nielsen sieht True Fruits im September bei einem Marktanteil von 60,3 Prozent im deutschen Lebensmitteleinzelhandel, wobei Eigenmarken und Discounter nicht mitgezählt werden. Zum Vergleich: Am Jahresanfang lag der Anteil mit 48,1 Prozent noch deutlich niedriger. Und auch der Streit um die Sonnencreme-Werbung hat eher beflügelnd gewirkt. Nielsen jedenfalls meldet für August einen Sprung von alleine 4,4 Prozentpunkten.


Um diesen Trend zu stoppen, wird Charlotte Roche noch viele Supermarktregale umräumen müssen – und damit vielleicht nur das Gegenteil des Erhofften erreichen: Kaputt machen lässt sich die Firma durch die schlecht begründeten Boykottaufrufe anscheinend nicht.



6. Auf Geschlechterallerlei berichtet "Hannah" in einem Gastartikel, wie es ihr gelungen ist, den Feminismus hinter sich zu lassen. Ihr Fazit:

Mittlerweile kann ich mein Sexleben, meine Vorliebe ohne jedes schlechte Gewissen und ohne (Orgasmus-)Druck frei und unbeschwert genießen. Mein früherer Frust hat sich nun in Wut auf den Feminismus gewandelt. Beinahe täglich entdecke ich Artikel, Aussagen, Kommentare zu allen Bereichen des Lebens, die mir mittlerweile komplett absurd erscheinen, die aber offenbar ernst gemeint sind. Da wird ein Sexverbot für Männer, die kein Kondom benutzen, gefordert, Cheerleaderinnen wird ihr Sport verboten, dass Frauen seltener zum Orgamus kommen wird als "Orgasm Gap" zur Ungerechtigkeit stilisiert, Männer sollen erzogen werden, richtig zu sitzen und Siri und Alexa sind sexistisch, weil es Frauenstimmen sind (aber wehe, es wären Männer) ... Die Liste ist endlos. Und je mehr ich mich damit beschäftige, desto klarer sehe ich, dass Feministinnen eine neue Unfreiheit auch und gerade für Frauen schaffen.

Mittwoch, November 20, 2019

Vereinte Nationen: Sieben Millionen Jungen werden ihrer Freiheit beraubt – News vom 20. November 2019

1.
Etwa sieben Millionen Mädchen und Jungen werden laut einer Uno-Studie weltweit ihrer Freiheit beraubt. Der Untersuchung zufolge leben sie in Gefängnissen, in Polizeigewahrsam, in Migrantenlagern, unter Zwang in Behindertenheimen oder in Fürsorgeinstitutionen. Es handele sich um vorsichtige Schätzungen, teilten die Autoren in Genf mit - die Dunkelziffer könnte noch höher sein.

(...) Die Autoren warnen vor den Folgen der Freiheitsberaubung: Die Anzahl psychischer Krankheiten bei Kindern könne sich in Gewahrsam verzehnfachen. Zudem sterben die Betroffenen demnach im Schnitt deutlich früher als Gleichaltrige, die in Freiheit gelebt haben. (...) Mädchen und Jungen einzusperren, verstoße gegen die Uno-Kinderrechtskonvention. Diese erlaube lediglich, Minderjährige kurzzeitig und auch nur als letzte Option zu internieren. (...) Die Autoren bezeichnen die genannten Formen der Freiheitsberaubung als "strukturelle Gewalt." Davon betroffen sind der Studie zufolge vor allem Jungen: 94 Prozent der Minderjährigen in Unfreiheit weltweit sind demnach männlich.


Hier findet man den vollständigen Artikel.

Wären 94 Prozent der gefangen gehaltenen Kinder weiblich, wäre das ein Riesen-Gender-Thema und Beweis für die Unterdrückung der Frau.



2. Aktivisten, die auf solche Probleme aufmerksam machen, werden in unseren Leitmedien weiterhin als gewaltige Bedrohung dämonisiert. Mit "Die Gefahr, die von Männerrechtlern ausgeht, kann kaum unterschätzt werden" ist aktuell ein Interview überschrieben, das die Frankfurter Allgemeine mit der Historikerin Donna Zuckerberg (Schwester des Facebook-Gründers Mark Zuckerberg) geführt hat. Der Artikel befindet sich hinter einer Bezahlschranke.

Der Frankfurter Allgemeinen ist schon seit einigen Jahren daran gelegen, Männerrechtler verzerrt darzustellen und Ressentiments gegen sie zu schüren. In dem von mir herausgegebenen Wissenschaftsband "Gleichberechtigung beginnt zu zweit" habe ich diese Methoden genauer analysiert. Anders als mit Männerrechtlern hat die Frankfurter Allgemeine keine Probleme beispielsweise mit Leuten wie dem AfD-Vorsitzenden Alexander Gauland, obwohl dieser, anders als Männerrechtler, inzwischen im Blick des Verfassungsschutzes ist.

Zu den immer wieder aufflammenden Attacken auf Männeraktivisten passt ein aktuelles Interview, das der Kabarettist Dieter Nuhr zu der Art gegeben hat, wie heutzutage mit politisch unerwünschten Meinungen umgegangen wird:

"Wenn Sie bei uns etwas sagen, was dem Mainstream links und rechts widerspricht, kommen Sie zwar nicht ins Gefängnis, aber es wird massiv versucht, sie sozial zu vernichten. Man wird bewusst falsch etikettiert, beleidigt, bedroht. Da ist die Freiheit in jedem Fall rasant auf dem Rückzug."




3. Man merkt, dass Weltmännertag ist, wenn die deutschen Medien als Gegenpart zu den Feministen in der Talkrunde ausnahmsweise auch mal einen Männerrechtler einladen.

Wie überfordert der deutsche "Qualitätsjournalismus" ansonsten mit diesem Thema ist, veranschaulichen Artikel wie dieser.

Einer meiner Leser schreibt mir zu der Situation in Österreich:

Diese Woche würdigt Ö1 den Kindertag, nicht aber den Männertag, jedenfalls nicht im positiven Sinne. In der Radiokolleg-Reihe (Mo-Do 9.05, Wiederholung 22.08 Uhr bzw. über Sieben Tage Ö1 online nachhörbar) rückt der Mann als Täter in den Fokus. Zu Wort kommen nur Feministen/Profeministen.




4. Die Süddeutsche Zeitung berichtet über den aktuellen Stand bei der CDU, wenn es um die Frauenquote geht. Diese Maßnahme der Partei gegen die Mehrheit ihrer Mitglieder aufzudrücken bleibt eine knifflige Angelegenheit:

Das bringt vor allem Annegret Kramp-Karrenbauer in die Bredouille. Sie ist bereits als saarländische Ministerpräsidentin durch ihren Einsatz für die Quote aufgefallen. Und ohne die Unterstützung der Frauen-Union wäre sie vermutlich nicht zur CDU-Vorsitzenden gewählt worden. Um glaubwürdig zu bleiben, müsste Kramp-Karrenbauer auf dem Parteitag für den Antrag der Frauen-Union eintreten. Es gilt jedoch als sicher, dass es unter den Delegierten keine Mehrheit für den FU-Antrag geben würde.

Die politisch ohnehin angeschlagene Kramp-Karrenbauer wäre nach einer Abstimmungsniederlage zusätzlich geschwächt. Sollte sich die CDU-Chefin aber nicht für den FU-Antrag aussprechen, würde sie ihre treuesten Anhängerinnen verprellen. Aus diesem Dilemma wäre sie befreit, wenn der Antrag gar nicht erst zur Abstimmung kommt. Damit dies geräuschlos gelingt, müsste die Frauen-Union von sich aus auf eine Abstimmung verzichten. Deshalb gibt es bereits Gespräche der CDU-Spitze mit der FU-Chefin Annette Widmann-Mauz.

Das bereitet nun wiederum Widmann-Mauz Probleme: Verzichtet die Frauen-Union auf eine Abstimmung, verprellt sie viele Frauen, die in der CDU seit Langem für eine harte Quote kämpfen. Beharrt sie auf einer Abstimmung, schadet sie Kramp-Karrenbauer. Außerdem könnte das Thema wegen der zu erwartenden Abstimmungsniederlage für Jahre von der Agenda verschwinden. Am Donnerstag wird der Bundesvorstand der Frauen-Union über die Lage beraten. Es ist gut möglich, dass die FU anschließend tatsächlich auf eine Abstimmung verzichtet.




5. "Mehr Zweifel bitte! Auch wenn es um Frauen geht" fordert Nicole Althaus, Chefredakteurin der Neuen Zürcher Zeitung. Heute sei "offenbar schon angedeutete weibliche Selbstverantwortung eine Zumutung."



6. In Hamburg sind innerhalb weniger Tage drei Obdachlose gestorben.



7. Die sozialdemokratische Stadtverwaltung von Istanbul geht gegen breitbeiniges Sitzen von Männern in der U-Bahn vor.



8. Die Post. Einer meiner Leser schreibt mir zu dem gestern verlinkten Artikel der Schweizer Tages-Anzeigers:

Danke, danke, Arne Hoffmann, für deine Anmerkung zu C.Blumes "Pro-Kommentar" von wegen "Antifeministen vom rechten Rand"! - Ist mir auch unangenehm aufgefallen, mein Kommentar wurde aber mal wieder nicht hochgeschalten - Wobei ich, von meinen eigenen nicht repräsentativen Beobachtungen ausgehend, gerade das Gegenteil erlebe: lauter linksliberale bis (für die heutige Zeit) linke Männer, die sich verkriechen, verbeugen, verstummen, weil der Claim, vom Mainstream bis links aussen, genau so abgesteckt wird, wie Frau Blume das hier so schön vormacht. Wer aufmuckt ist rechts, selbst wenn er links ist und vielleicht recht hat, weil eben sonst schweigt er ja…. äh?


Männer die schweigen, werden kritisiert, weil sie schweigen; Männer, die sich zu Wort melden, werden pauschal als "rechts" verunglimpft – und als "Gefahr, die kaum unterschätzt werden kann". Wir Untermenschen machen eben alles falsch; es muss am y-Chromosom liegen.

Ein anderer Leser schreibt mir zu dem auf Genderama verlinkten TV-Beitrag von “Maintower Kriminalreport” über Frauen als Täterinnen partnerschaftlicher Gewalt und dem Interview mir Rene Pickhardt darin:

Rene beschreibt, dass er als Mann als Opfer häuslicher Gewalt nirgends Hilfe erhalten hat und empfiehlt einem Mann im Falle von häuslicher Gewalt, sich Hilfe bei einem Arzt zu holen, da dieser die Hilfe einem Krankenversicherten nicht verweigern kann. Dazu möchte ich anmerken:

* Hilfe bei den körperlichen Verletzungen sollte man sich beim Arzt holen. Das dient nicht nur der Versorgung der Verletzungen, sondern auch deren Dokumentation für einen späteren Sorgerechtsprozess. Wenn Kinder in der Beziehung sind, sollte man keine Angabe darüber machen, dass diese Verletzungen vom Partner zugefügt wurden. Der Arzt wird sonst das Jugendamt informieren und das Jugendamt wird es als seine Aufgabe betrachten, den Vater von der Mutter zu trennen. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass die Kinder dann bei der gewalttätigen Mutter bleiben. Das ist gefährlich für die Kinder.

* Hilfe bei seelischen Problemen mit der erlittenen Gewalt zu suchen, ist sehr problematisch. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass das in einem späteren Sorgerechtsprozess gegen den Vater verwendet wird. Besser keine Hilfe suchen.

* Wenn in der Beziehung keine Kinder sind, trennt man sich einfach von der Gewalttäterin.

* Wenn es sich um einen Vater handelt, habe ich keinen wirksamen Rat. Das Problem ist, dass Richterschaft und Jugendamt und Gutachter bei weiblichen Tätern Empathie zeigen. Wichtig ist diesen dann die Klärung der Frage, warum die Täterin Gewalt ausgeübt hat. Üblicherweise ist hier eine Klärung nicht möglich und dann gilt "im Zweifel für die Angeklagte". Bei männlichen Tätern stellen sie diese Frage nicht. Da den Frauen bewusst ist, dass Väter den Müttern ausgeliefert sind, ist dies ein gewaltiges gesellschaftliches Problem.

Dienstag, November 19, 2019

Grüne: Von jetzt an entscheiden die Frauen, ob debattiert wird – News vom 19. November 2019

1. Die Partei, die nach dem Wunsch zahlreicher Journalisten den nächsten Bundeskanzler stellen soll, hat die innerparteiliche Rangordnung zu Lasten von Männern verstärkt:

Nur parteiintern von Belang ist eine beschlossene Änderung am "Frauenstatut" der Grünen – aber sie dokumentiert ihr Feminismus-Verständnis. Schon bislang ist es so, dass in Debatten auf Versammlungen immer abwechselnd Frauen und Männer zu Wort kommen müssen. In den (nicht seltenen) Fällen, dass es nur noch Wortmeldungen von Männern gibt, muss das Plenum abstimmen, ob die Debatte fortgesetzt werden darf – was in aller Regel erlaubt wird.

Mit der jetzt beschlossenen Änderung sind die Männer künftig von der Entscheidung über eine Fortsetzung der Debatte, an der die anwesenden Frauen kein weiteres Interesse bekunden, ausgeschlossen: "Ist die Redeliste der Frauen erschöpft, so sind die Frauen der Versammlung zu befragen, ob die Debatte fortgesetzt werden soll."

Ebenfalls beschlossen wurde, dass Frauen, für die mindestens 50 Prozent aller Delegiertenplätze bereitgestellt werden müssen, künftig nur durch weibliche Ersatzdelegierte vertreten werden dürfen. Ein Grüner machte darauf aufmerksam, dass sich in kleineren Orts- oder Kreisverbänden mitunter nicht genügend Frauen zur Kandidatur bereitfänden und darum die Gefahr entstehe, dass künftig Delegiertenplätze unbesetzt blieben. Angenommen wurde die Änderung dennoch.

Dass Anträge, in denen die Begrifflichkeit "Feminismus" steckt, von den Delegierten aus Überzeugung oder einem Gespür für Gefahrenlagen durchgewinkt werden, ist bei den Grünen nicht überraschend. Aber es ist doch einen Hinweis wert, wenn ein solcher Beschluss eine recht deutliche Absage an unser politisches und wirtschaftliches System beinhaltet.

(...) So wird in einem von den Delegierten angenommenen Antrag zu "Klimagerechtigkeit und Feminismus" beklagt, in Deutschland werde "Klimaschutzpolitik primär von Männern für Männer gemacht", obwohl "gesellschaftliche Rollenzuschreibungen sowie der Genderpaygap" dazu führten, dass der CO2-Fußabdruck von Männern größer sei als der von Frauen.

Und: "Bestehende Entscheidungsstrukturen einfach mit mehr Frauen* zu besetzen, wird aber auch wenig Veränderung erbringen, wenn die Entscheidungsstrukturen weiterhin von patriarchalen Machtstrukturen geprägt, undemokratisch und intransparent sind sowie ein Wirtschaftssystem repräsentieren, das auf der Ausbeutung von Menschen basiert und nicht die planetarischen Grenzen respektiert."

Undemokratisch! Ausbeutung! Bislang hatte die "Mitte", zu deren linkem Teil Robert Habecks und Annalena Baerbocks Grüne gehören möchten, ihre Strukturen selten mit derartigen Selbstzuschreibungen gegeißelt.


Auch häusliche Gewalt ist in der Phantasie der Grünen nach wie vor Männergewalt. Die Grünen bleiben damit die sexistischste Partei im Deutschen Bundestag: Männer gelten hier allenfalls als Sündenböcke für die unterschiedlichsten gesellschaftlichen Probleme und werden politisch auch über die hier genannten Regelungen hinaus als nachrangig behandelt. Warum männliche Grünen-Mitglieder und Wähler diesen Sexismus unterstützen, bleibt ein Geheimnis. Offenbar besteht hier ein starkes psychologisches Bedürfnis nach Selbstgeißelung, dem auch alle anderen Männer unterworfen werden sollen. Dass sich daraufhin auf der anderen Seite des politischen Spektrums ein ebenso stark ideologisiertes Gegengewicht bildete, war eigentlich vorhersehbar gewesen.



2. "Brauchen linke Männer besonderen Schutz?" fragt der Schweizer Tages-Anzeiger angesichts der Benachteiligung von Männern auch in linken Parteien der Schweiz. Der Artikel präsentiert eine Pro- und eine Contra-Meinung zu dieser These, wobei die Pro-Meinung von der Inlandredakteurin Claudia Blume formuliert wird:

Hans Stöckli gewinnt und wird noch während der Wahlfeier gefragt, ob er nicht aus Solidarität mit der Frau hätte verzichten müssen. Da rastet er aus. Das ist verständlich. Nicht, weil die Frage so schlimm wäre. Sondern, weil sich Luft verschaffen muss, was seit Monaten unter dem Deckel brodelt.

Er ist stets höflich geblieben, wenn er sich in Interviews rechtfertigen musste, dass er als Mann kandidiert, obwohl jetzt Frauen en vogue sind. Etwas anderes glaubte er sich im Wahlkampf und in dieser aufgeheizten Stimmung nicht leisten zu können. Wollte er gewählt werden, dachte er sich wohl, müsse er politisch korrekt bleiben. Stöckli erklärte geduldig, warum er sich als "alter, weisser Mann" legitimiert sieht, für seine Wiederwahl zu kämpfen.

Schade, hat er sich nicht schon früher gewehrt – auf gefasste Art notabene. Er hätte daran erinnern sollen, dass Menschenrechte auch für Männer gelten und dass er selbstverständlich das Recht hat, zu kandidieren.

Doch er steckte die Emotionen weg, und so kam es schliesslich zum unkontrollierten Wutausbruch, der immerhin zum Denken anregt. Wollen wir männlichen Kandidaten so feindselig begegnen, nur weil Geschlechter-Gleichstellung noch nicht erreicht ist? Bei der SP und den Grünen stimmt das nicht einmal, sie haben mittlerweile mehr Frauen als Männer im Parlament. Sollten Frauen und Männer die Gleichstellung nicht gemeinsam vorantreiben, mit einer offenen Debattenkultur, die auch kontroverse Ansichten erträgt, mit einem Wettbewerb an klugen Ideen?

Leider ist die Diskussion heute so dogmatisch und verbohrt, dass Kritiker sich nicht mehr zu Wort melden – mit Ausnahme einiger Antifeministen vom rechten Rand, die für das Meinungsspektrum kein grosser Gewinn sind. Die anderen schweigen. Bis es einen verjagt.


Ob es Männer ermuntert, sich zu Wort zu melden, wenn man alle, die das bislang tun, als irrelevante "Antifeministen vom rechten Rand" abkanzelt, darf man natürlich bezweifeln. Hier wäre deutlich mehr Recherche erfreulich gewesen.

In dem Kommentar mit der Contra-Meinung tut der Redakteur Christoph Lenz "Gejammere" als Erkennungsmerkmal von linken Männern ab und spricht von einem "Opfermythos", da Männer in Regierungen und Parlamenten ja immer noch gut vertreten seien.

(Dass die Grünen überhaupt noch als "linke Partei" gelten, wird inzwischen allerdings aus einer Reihe von Gründen bezweifelt.)



3. Dass heute der Internationale Tag des Mannes ist, spielt in den derzeit online zugänglichen Artikeln der Leitmedien praktisch keine Rolle. Anders ist es in Großbritannien, wo wenigstens die hohe Selbstmordrate von Männern angesprochen wird, und in Neuseeland, wo jemand berichtet, der sich um angeschlagene Männer kümmert:

Ich habe die Männer, die zu unserem Dienst kommen, sehr gern gehabt. Mehr als 1200 von ihnen habe ich interviewt. Ich frage nach dem Haupttanliegen, das sie hierher gebracht hat, und dann frage ich nach ihrem Leben im weiteren Sinne. Mehr als 900 dieser Männer hatten Selbstmordgedanken oder schlimmeres. Dreihundert hatten sexuelle Traumata erlebt, meist in der Kindheit, waren aber noch nie zuvor danach gefragt oder offenbart worden.

Ich weiß, das klingt nach harter Arbeit, aber es hat sich nicht so angefühlt. Ich war fasziniert von dem, was diese Männer mit mir geteilt haben. Es waren normale Kerle, die nur versuchten, etwas aus dem Chaos zu machen, in dem sie sich befanden. Trotz der meisten Stereotypen über Männer waren sich diese Männer ihrer Situation bewusst und bereit, sie auf Nachfrage zu teilen.

Harte Arbeit kostet der Versuch, zu untersuchen, wie Männer von den Gesundheits- und Sozialsystemen vernachlässigt wurden. Zu oft werden Männerprobleme als ein Problem mit Männern angesehen. "Männer bitten nicht um Hilfe", oder "Männer sollten zum Arzt gehen" sind häufige Refrains. Ich verzweifle, wenn hochqualifizierte Fachkräfte für psychische Gesundheit sich leichtfertig auf "toxische Männlichkeit" beziehen und nie über den Mangel an Dienstleistungen und Programmen zur Betreuung von Männern als Gruppe sprechen.

Mit dem Finger auf den Mann zu zeigen, während die drei verborgenen Finger vernachlässigt werden, die auf einen selbst als Fachleute und als Gesellschaft zeigen, ist grausam und unklug.

Es gibt viel zu tun, um das Wohlbefinden der Männer durch Gesundheits- und Sozialdienste zu verbessern, aber es gibt etwas Einfaches, was wir alle tun können, um die Dinge für Männer besser zu machen, und genau hier setzt der Internationale Männertag an. Das Geheimnis dieses Ansatzes ist, dass Männer sehr gut auf Lob reagieren. Wir sehnen uns danach. Uns wird selten gesagt, dass wir nur geschätzt werden, weil wir wir selbst sind. Die kulturelle Erzählung über Männer ist, dass wir nicht genug tun oder dass das, was wir tun, falsch ist.


Die maskulistische Website A Voice for Men berichtet, wie der Männerrechtler Thomas Oaster in den neunziger Jahren den Internationalen Tag des Mannes begründete und wie Feministinnen das zu unterbinden versuchten.



4. Die Post. Einer meiner Leser schreibt mir heute:

Zwar kann auch die Sendung "maintower kriminalreport" im Hessischen Rundfunk keinen Beitrag über häusliche Gewalt gegen Männer [Minute 10:44 bis 18:07] produzieren, ohne ihn in einem Frauenhaus beginnen zu lassen und in gefühlt jedem zweiten Satz zu betonen, dass für Frauen natürlich alles viel schlimmer sei. Aber wenigstens im anschließenden Interview kann der Genderama-Lesern natürlich bekannte René Pickhardt die Probleme, mit denen sich männliche Opfer konfrontiert sehen, wenn sie Unterstützung suchen wollen, und die ungleiche Behandlung männlicher und weiblicher Opfer ausführlich darstellen. Sein bitteres Fazit: Wer als Mann häusliche Gewalt erlebt, der wendet sich am besten an seinen Arzt. Denn als Beitragszahler hat er wenigstens im Gesundheitssystem ein grundsätzliches Anrecht auf Hilfe.

kostenloser Counter