Frauen der Werte-Union: "Feminismus ist zu einem regelrechten Männerhass geworden" – News vom 30. November 2019
1. Unter der Schlagzeile "Feminismus ist zu einem regelrechten Männerhass geworden" stellt "Die Welt" weibliche Mitglieder der "Werte-Union", einem stramm konservativen Lager in der CDU vor. (Die "Welt" selbst schreibt von einem "konservativ-krawalligen Männerverein"; Peter Tauber, ehemaliger Generalsekretär der CDU, hatte kürzlich befunden, für die Werte-Union sei kein Platz in seiner Partei) Ein Auszug aus dem Artikel:
Linnéa Findeklee ist (...) da, "um die politische Mitte zu stärken". Die Ränder, links wie rechts, würden sich radikalisieren, und dem wolle sie sich entgegenstellen. Ihre Eltern sind Grünen-Wähler. Politische Konflikte gebe es aber nicht. (...) Am längsten ist Louisa Scherlach in der CDU. (...) Sie habe eine Freundin, die in der Antifa ist. "Und trotzdem sind wir in der Lage, anständig miteinander zu diskutieren. Das ist zwar hart, aber umso interessanter", sagt sie.
(...) Scherlach erzählt von ihrer Mutter, die heute Chefärztin in Magdeburg ist. Die schlage die Hände über dem Kopf zusammen, wenn sie Frauenquote höre. Die Grundhaltung aller drei hier: Frauenquote ist Quatsch und führe nur dazu, dass Frauen nicht wegen ihrer Leistungen, sondern wegen der Quote einen Job bekämen. In den Vorständen von Dax-Unternehmen sind nur 13,8 Prozent Frauen vertreten. Scherlach meint: "Wie viele Frauen in Dax-Vorständen sitzen, sagt über die Frage der Gleichberechtigung gar nichts aus. Viele Frauen wollen doch gar nicht in den Dax-Vorstand. Es geht um die Interessen und Anliegen normaler Frauen." Findeklee sagt: "Ich merke keinerlei Hindernisse durch mein Frausein." Und: "Der Feminismus ist zu einem Schatten seiner selbst, zu einem regelrechten Männerhass geworden." Und Erler sagt: "Die Frau war schon immer das stärkere Geschlecht, sie sollte sich mehr zutrauen."
2. Wir wechseln zum anderen Ende des politischen Spektrums. Die taz hat die Klima-Aktivistinnen Luisa Neubauer (Fridays for Future, Grüne) und "Nike Mahlhaus" (Ende Gelände) interviewt. Auch hieraus ein Auszug:
Neubauer: Die Klimakrise ist auch eine Krise, die von Männern verursacht wurde.
taz: Ist das der Grund dafür, dass die Gesichter der Klimabewegung Frauen sind?
Neubauer: Wirst du das auch immer gefragt?
Mahlhaus: Ja!
Neubauer: Würden wir in einer Welt leben, die nicht so patriarchal wäre, wäre es nichts Besonderes, dass zufälligerweise Frauen etwas erzählen. Aber ich merke schon, dass viele Frauen aktiv werden, weil Frauen so präsent sind.
Mahlhaus: Es ist ja kein Zufall, dass Männer Frauen ausbeuten, der Mensch die Erde, der globale Norden den globalen Süden. Wir wollen in unserem Protest die Welt vorwegnehmen, die wir uns wünschen.
2. Beste Schlagzeile zu den Sexismus-Vorwürfen gegen Rezo: Youtube-Skandal: Mord-Drama um schwangere Bibi Claßen.
Es wird offenbar immer schwerer, sich bei all dem gegenseitigen Angebrülle noch die gewünschte Aufmerksamkeit zu verschaffen. Die einen machen es mit "Nazi!"-Beschimpfungen, der Boulveard macht es eben so. Oder um es mit den Ruhrbaronen zu sagen:
Was Rezo erlebt, ist ein ordentlicher Shitstorm mit unzähligen Tweets, der wie immer eine Mischung aus ehrlicher Empörung, wildem Bashing und Aufmerksamkeitsschnorrerei ist: Wer sich jetzt mit Rezo anlegt, kann schnell und ohne großen Aufwand ein paar Retweets abfischen und bekommt 15 Minuten Ruhm – oder eher Rühmlein.
Ein schönes Beispiel dafür präsentiert der Focus:
"Man muss es so hart sagen, wie's is", schreibt ein anderer User. "Faschistische Systeme brauchen so Typen, die mit misogynen 'Witzen' den Weg für Sexismus und Unterdrückung als gesellschaftliche Selbstverständlichkeit ebnen. Diese 3 gehören dazu."
Eben noch waren Rezo und seine Kumpels nur Steigbügelhalter des "Patriarchats", jetzt sogar des Faschismus. Wer kann da noch unterscheiden, wo gezieltes Posing vor der eigenen Szene aufhört und tatsächliches Durchgeknalltsein anfängt?
Beim Deutschlandfunk kann sich eine bis dato unbekannte Frau mit Entrüstung über Rezo ihre 15 Minuten Ruhm abholen:
Sie sagt: "Ich bin seit 40 Jahren mit spaßigen Witzen konfrontiert, die Gewaltfantasien gegen mein Geschlecht aussprechen. Das ist nicht okay. Ich hätte nicht erwartet, dass es von dieser Generation gemacht wird. Ich hatte die vage Hoffnung, dass sich was geändert hat, und das wurde jetzt torpediert."
Das Magazin GQ schließlich macht deutlich, dass die "Debatte" eigentlich keine ist, sondern aus einseitigen Belehrungen besteht:
Allerdings gibt es auch Kritik an der Gesprächsverweigerung seitens Rezos Kritiker. Es sei "bezeichnend, wie verzweifelt Rezo versucht mit Kritiker*innen ins Gespräch zu kommen und jedes Angebot wird komplett abgeblockt, weil er sich jetzt ja als sexistisch, antifeministisch und damit in Kurzform auch Nazi rausgestellt hat. Mit dem muss, darf man nicht mehr reden", erklärt der Creative Director und Autor Alf Frommer.
Rezo hätte nicht besser vorführen können, wie selbstgerecht-autoritär diese Szene drauf ist, wenn er es geplant hätte.
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