Dienstag, November 19, 2019

Grüne: Von jetzt an entscheiden die Frauen, ob debattiert wird – News vom 19. November 2019

1. Die Partei, die nach dem Wunsch zahlreicher Journalisten den nächsten Bundeskanzler stellen soll, hat die innerparteiliche Rangordnung zu Lasten von Männern verstärkt:

Nur parteiintern von Belang ist eine beschlossene Änderung am "Frauenstatut" der Grünen – aber sie dokumentiert ihr Feminismus-Verständnis. Schon bislang ist es so, dass in Debatten auf Versammlungen immer abwechselnd Frauen und Männer zu Wort kommen müssen. In den (nicht seltenen) Fällen, dass es nur noch Wortmeldungen von Männern gibt, muss das Plenum abstimmen, ob die Debatte fortgesetzt werden darf – was in aller Regel erlaubt wird.

Mit der jetzt beschlossenen Änderung sind die Männer künftig von der Entscheidung über eine Fortsetzung der Debatte, an der die anwesenden Frauen kein weiteres Interesse bekunden, ausgeschlossen: "Ist die Redeliste der Frauen erschöpft, so sind die Frauen der Versammlung zu befragen, ob die Debatte fortgesetzt werden soll."

Ebenfalls beschlossen wurde, dass Frauen, für die mindestens 50 Prozent aller Delegiertenplätze bereitgestellt werden müssen, künftig nur durch weibliche Ersatzdelegierte vertreten werden dürfen. Ein Grüner machte darauf aufmerksam, dass sich in kleineren Orts- oder Kreisverbänden mitunter nicht genügend Frauen zur Kandidatur bereitfänden und darum die Gefahr entstehe, dass künftig Delegiertenplätze unbesetzt blieben. Angenommen wurde die Änderung dennoch.

Dass Anträge, in denen die Begrifflichkeit "Feminismus" steckt, von den Delegierten aus Überzeugung oder einem Gespür für Gefahrenlagen durchgewinkt werden, ist bei den Grünen nicht überraschend. Aber es ist doch einen Hinweis wert, wenn ein solcher Beschluss eine recht deutliche Absage an unser politisches und wirtschaftliches System beinhaltet.

(...) So wird in einem von den Delegierten angenommenen Antrag zu "Klimagerechtigkeit und Feminismus" beklagt, in Deutschland werde "Klimaschutzpolitik primär von Männern für Männer gemacht", obwohl "gesellschaftliche Rollenzuschreibungen sowie der Genderpaygap" dazu führten, dass der CO2-Fußabdruck von Männern größer sei als der von Frauen.

Und: "Bestehende Entscheidungsstrukturen einfach mit mehr Frauen* zu besetzen, wird aber auch wenig Veränderung erbringen, wenn die Entscheidungsstrukturen weiterhin von patriarchalen Machtstrukturen geprägt, undemokratisch und intransparent sind sowie ein Wirtschaftssystem repräsentieren, das auf der Ausbeutung von Menschen basiert und nicht die planetarischen Grenzen respektiert."

Undemokratisch! Ausbeutung! Bislang hatte die "Mitte", zu deren linkem Teil Robert Habecks und Annalena Baerbocks Grüne gehören möchten, ihre Strukturen selten mit derartigen Selbstzuschreibungen gegeißelt.


Auch häusliche Gewalt ist in der Phantasie der Grünen nach wie vor Männergewalt. Die Grünen bleiben damit die sexistischste Partei im Deutschen Bundestag: Männer gelten hier allenfalls als Sündenböcke für die unterschiedlichsten gesellschaftlichen Probleme und werden politisch auch über die hier genannten Regelungen hinaus als nachrangig behandelt. Warum männliche Grünen-Mitglieder und Wähler diesen Sexismus unterstützen, bleibt ein Geheimnis. Offenbar besteht hier ein starkes psychologisches Bedürfnis nach Selbstgeißelung, dem auch alle anderen Männer unterworfen werden sollen. Dass sich daraufhin auf der anderen Seite des politischen Spektrums ein ebenso stark ideologisiertes Gegengewicht bildete, war eigentlich vorhersehbar gewesen.



2. "Brauchen linke Männer besonderen Schutz?" fragt der Schweizer Tages-Anzeiger angesichts der Benachteiligung von Männern auch in linken Parteien der Schweiz. Der Artikel präsentiert eine Pro- und eine Contra-Meinung zu dieser These, wobei die Pro-Meinung von der Inlandredakteurin Claudia Blume formuliert wird:

Hans Stöckli gewinnt und wird noch während der Wahlfeier gefragt, ob er nicht aus Solidarität mit der Frau hätte verzichten müssen. Da rastet er aus. Das ist verständlich. Nicht, weil die Frage so schlimm wäre. Sondern, weil sich Luft verschaffen muss, was seit Monaten unter dem Deckel brodelt.

Er ist stets höflich geblieben, wenn er sich in Interviews rechtfertigen musste, dass er als Mann kandidiert, obwohl jetzt Frauen en vogue sind. Etwas anderes glaubte er sich im Wahlkampf und in dieser aufgeheizten Stimmung nicht leisten zu können. Wollte er gewählt werden, dachte er sich wohl, müsse er politisch korrekt bleiben. Stöckli erklärte geduldig, warum er sich als "alter, weisser Mann" legitimiert sieht, für seine Wiederwahl zu kämpfen.

Schade, hat er sich nicht schon früher gewehrt – auf gefasste Art notabene. Er hätte daran erinnern sollen, dass Menschenrechte auch für Männer gelten und dass er selbstverständlich das Recht hat, zu kandidieren.

Doch er steckte die Emotionen weg, und so kam es schliesslich zum unkontrollierten Wutausbruch, der immerhin zum Denken anregt. Wollen wir männlichen Kandidaten so feindselig begegnen, nur weil Geschlechter-Gleichstellung noch nicht erreicht ist? Bei der SP und den Grünen stimmt das nicht einmal, sie haben mittlerweile mehr Frauen als Männer im Parlament. Sollten Frauen und Männer die Gleichstellung nicht gemeinsam vorantreiben, mit einer offenen Debattenkultur, die auch kontroverse Ansichten erträgt, mit einem Wettbewerb an klugen Ideen?

Leider ist die Diskussion heute so dogmatisch und verbohrt, dass Kritiker sich nicht mehr zu Wort melden – mit Ausnahme einiger Antifeministen vom rechten Rand, die für das Meinungsspektrum kein grosser Gewinn sind. Die anderen schweigen. Bis es einen verjagt.


Ob es Männer ermuntert, sich zu Wort zu melden, wenn man alle, die das bislang tun, als irrelevante "Antifeministen vom rechten Rand" abkanzelt, darf man natürlich bezweifeln. Hier wäre deutlich mehr Recherche erfreulich gewesen.

In dem Kommentar mit der Contra-Meinung tut der Redakteur Christoph Lenz "Gejammere" als Erkennungsmerkmal von linken Männern ab und spricht von einem "Opfermythos", da Männer in Regierungen und Parlamenten ja immer noch gut vertreten seien.

(Dass die Grünen überhaupt noch als "linke Partei" gelten, wird inzwischen allerdings aus einer Reihe von Gründen bezweifelt.)



3. Dass heute der Internationale Tag des Mannes ist, spielt in den derzeit online zugänglichen Artikeln der Leitmedien praktisch keine Rolle. Anders ist es in Großbritannien, wo wenigstens die hohe Selbstmordrate von Männern angesprochen wird, und in Neuseeland, wo jemand berichtet, der sich um angeschlagene Männer kümmert:

Ich habe die Männer, die zu unserem Dienst kommen, sehr gern gehabt. Mehr als 1200 von ihnen habe ich interviewt. Ich frage nach dem Haupttanliegen, das sie hierher gebracht hat, und dann frage ich nach ihrem Leben im weiteren Sinne. Mehr als 900 dieser Männer hatten Selbstmordgedanken oder schlimmeres. Dreihundert hatten sexuelle Traumata erlebt, meist in der Kindheit, waren aber noch nie zuvor danach gefragt oder offenbart worden.

Ich weiß, das klingt nach harter Arbeit, aber es hat sich nicht so angefühlt. Ich war fasziniert von dem, was diese Männer mit mir geteilt haben. Es waren normale Kerle, die nur versuchten, etwas aus dem Chaos zu machen, in dem sie sich befanden. Trotz der meisten Stereotypen über Männer waren sich diese Männer ihrer Situation bewusst und bereit, sie auf Nachfrage zu teilen.

Harte Arbeit kostet der Versuch, zu untersuchen, wie Männer von den Gesundheits- und Sozialsystemen vernachlässigt wurden. Zu oft werden Männerprobleme als ein Problem mit Männern angesehen. "Männer bitten nicht um Hilfe", oder "Männer sollten zum Arzt gehen" sind häufige Refrains. Ich verzweifle, wenn hochqualifizierte Fachkräfte für psychische Gesundheit sich leichtfertig auf "toxische Männlichkeit" beziehen und nie über den Mangel an Dienstleistungen und Programmen zur Betreuung von Männern als Gruppe sprechen.

Mit dem Finger auf den Mann zu zeigen, während die drei verborgenen Finger vernachlässigt werden, die auf einen selbst als Fachleute und als Gesellschaft zeigen, ist grausam und unklug.

Es gibt viel zu tun, um das Wohlbefinden der Männer durch Gesundheits- und Sozialdienste zu verbessern, aber es gibt etwas Einfaches, was wir alle tun können, um die Dinge für Männer besser zu machen, und genau hier setzt der Internationale Männertag an. Das Geheimnis dieses Ansatzes ist, dass Männer sehr gut auf Lob reagieren. Wir sehnen uns danach. Uns wird selten gesagt, dass wir nur geschätzt werden, weil wir wir selbst sind. Die kulturelle Erzählung über Männer ist, dass wir nicht genug tun oder dass das, was wir tun, falsch ist.


Die maskulistische Website A Voice for Men berichtet, wie der Männerrechtler Thomas Oaster in den neunziger Jahren den Internationalen Tag des Mannes begründete und wie Feministinnen das zu unterbinden versuchten.



4. Die Post. Einer meiner Leser schreibt mir heute:

Zwar kann auch die Sendung "maintower kriminalreport" im Hessischen Rundfunk keinen Beitrag über häusliche Gewalt gegen Männer [Minute 10:44 bis 18:07] produzieren, ohne ihn in einem Frauenhaus beginnen zu lassen und in gefühlt jedem zweiten Satz zu betonen, dass für Frauen natürlich alles viel schlimmer sei. Aber wenigstens im anschließenden Interview kann der Genderama-Lesern natürlich bekannte René Pickhardt die Probleme, mit denen sich männliche Opfer konfrontiert sehen, wenn sie Unterstützung suchen wollen, und die ungleiche Behandlung männlicher und weiblicher Opfer ausführlich darstellen. Sein bitteres Fazit: Wer als Mann häusliche Gewalt erlebt, der wendet sich am besten an seinen Arzt. Denn als Beitragszahler hat er wenigstens im Gesundheitssystem ein grundsätzliches Anrecht auf Hilfe.

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