1. Manchmal wundert es einen nicht, dass die Soziologie bei vielen einen so schlechten Ruf genießt. Im Magazin "jetzt", einem Teil der Süddeutschen Zeitung, steigert sich ein Vertreter dieses Fachs,
Bernhard Heinzlmaier, in einen Anfall fast schon absurder Hate Speech hinein, bei dem sich politisch korrekter Hass gegen Männer im allgemeinen schnell gegen Hass vor allem gegen Männer der unteren Schichten herausstellt, die nicht wie Heinzlmaier selbst eine Universität besucht haben:
Bei der bildungsfernen Hälfte, den Prekären, den schlecht Integrierten, beobachten wir die Rohheit des ungebildeten Mannes. Des auf Krawall gebürsteten Naturmenschen, der in Feindbildern denkt und von inhumaner Macht angezogen wird. (...) Und die demokratisch nicht gebildeten, nicht zur Demokratie erzogenen Schichten wie diese jungen Männer, die wollen keine Kompromisse, wollten nie Kompromisse. (...) Der ungebildete Mann sieht sich als Opfer der Verhältnisse, weil er nicht mehr machen darf, was er will: zu schnell Auto fahren, besoffen Auto fahren. Stattdessen muss er sich um den Haushalt kümmern. Das irritiert die verblödeten Männer. (...) Die ungebildeten jungen Männer folgen einer Macht, die besinnungslos gegen alles losschlägt, was Menschlichkeit heißt.
"Zur Demokratie erzogen" ist in Heinzlmaiers Welt offenbar nur der Akademiker, der links wählt. Wer das nicht tut erscheint als unterbelichtet und gemeingefährlich. Immerhin sagt Heinzlmaier nicht explizit, dass er sich selbst für deutlich höherwertig als viele "verblödeten" Geschlechtsgenossen sieht. Stattdessen arbeitet er stellvertretend über die sattsam bekannte Frauen-sind-bessere-Menschen-Rhetorik:
Frauen werden eher zu sozialer Empathie erzogen. Sie haben zudem einen realistischeren Blick auf die Welt. Während der Mann für alles einen Feind sucht, der an seinem Elend schuld ist, kann die Frau ihr eigenes Verschulden besser einordnen.
Wie gesagt: Solange so etwas als "Soziologie" verkauft wird, darf man sich über massive Kritik an diesem Fachbereich nicht wundern. Hier wären andere Soziologen gefragt, sich gegen Heinzlmaiers Sexismus und seine Pöbeleien auszusprechen und darauf hinzuweisen, dass er diese akademische Disziplin damit beschädigt. Ernsthaft rechnen darf man mit solchen Interventionen nicht.
Ironischerweise erscheint Heinzlmaiers Hassausbruch im Rahmen eines Interviews zum Wahlerfolg der rechtsliberalen FPÖ, der er genau jene "markige Kriegsrhetorik" vorwirft, die er in diesem Interview durchgehend selbst an den Tag legt. Mal davon abgesehen, wie anschaulich hier der psychologische Prozess der
Projektion gerät: Es dürften genau solche Hassattacken der Gutsituierten gegen die "Loser" ihrer Gesellschaftsordnung sein, die zu Wahlerfolgen rechter Parteien entscheidend beiträgt.
In den Kommentaren unter dem Interview fragen sich irritierte Leser, ob Heinzlmaiers Hassausbruch wirklich etwas mit Soziologie zu tun hat, oder ob es sich bei seinen Statements nicht vielleicht doch um eine neue Böhmermann-Satire handelt. (Viel fehlt ja nicht dazu, dass Heinzlmaier Männern ohne Abitur auch das Ziegenficken andichtet.) Eine ausführliche Auseinandersetzung mit Heinzlmaiers Hate Speech liefert das Blog
Kritische Wissenschaft, wo der Bildungsforscher Michael Klein zu dem Fazit gelangt:
[Heinzlmaier] ist ein expletiver Mann, der Angst vor anderen Männern zu haben scheint und sich nicht anders zu helfen zu wissen scheint, als sich einerseits bei Frauen, der für ihn überlegenen Lebensform, anzudienen und andererseits die Männer, die ihm Angst machen, zu beschimpfen.
Ein Gegengift zu den aggressiven Abwertungen Heinzlmaiers, wenn es darum geht, die Abwanderung vieler Menschen ins rechte Lager zu unterbinden, liefert die Berliner "taz". Dort heißt es in einem
Beitrag Stefan Reineckes:
Vielleicht sollte man sich an den linksliberalen US-Philosophen Richard Rorty erinnern, der vor zwanzig Jahren hellsichtig jene Bruchlinie beschrieb, die nun Österreich scheinbar in zwei Hälften teilt und auch eine Blaupause für Trumps Aufstieg ist. Rorty attestierte der Post-68er-Linken, dass sie die Gesellschaft nur noch im Tunnelblick wahrnimmt: als Kampf für die Rechte von Minderheiten. "Interessiert euch jetzt bitte mal wieder für die Probleme weißer heterosexueller Männer, die keine Arbeit finden und ihre Familien nicht versorgen können", forderte er 1997 vergeblich. Die politische Kunst wird darin bestehen, eine Sprache für Modernisierungsverlierer zu finden, ohne Freiheitsgewinne in Frage zu stellen. In hübsch renovierten Altbauwohnungen die Unterschicht zu verachten, die jetzt auch noch falsch wählt, wird nicht helfen.
2. Das Magazin
Vice berichtet über die Umstände, unter denen die "verblödeten" Männer in Betrieben der Schlachtindustrie arbeiten müssen. Der Artikel schildert die Ausbeutung der zumeist osteuropäischen Männer zu niedrigsten Löhnen, die Verhinderung jeglicher gewerkschaftlicher Organisation, das Drücken des Mindestlohns, die Abschottung der Arbeiter von der Außenwelt, schwere körperliche Arbeit bis zu zwölf Stunden pro Tag, unhygienische Unterbringung, Beschimpfungen und Drohungen durch Vorgesetzte sowie die Vertuschung von Arbeitsunfällen.
3.
Spiegel-Online hingegen widmet einen Artikel den unerträglichen Arbeitsbedingungen, unter denen Frauen in der IT-Branche zu leiden haben: "Anzügliche Witze und frauenfeindliche Sprüche sind an der Tagesordnung."
4.
Birgit Kelle sieht sich mittlerweile als Sprecherin aller Frauen und fordert in deren Namen Männer auf, diese Frauen als "Ritter" mit der Faust zu verteidigen.
5. Die drohende erneute Verschärfung des Sexualstrafrechts gemäß der Parole "Nein heißt Nein" werde der Justiz Probleme bereiten, argumentiert
Peter Praschl in der "Welt": ein lesenswerter Artikel.
6. Das Blog Phaislum hat gestern
eine empfehlenswerte Sammlung von Studien zum Thema "Beschneidung" veröffentlicht sowie einen
Kurzbericht eines Betroffenen dieser Praktik.
7. Bei einem Vortrag des Feminismuskritikers Milo Yiannopolous an der Universität DePaul
stürmten Social Justice Warriors die Bühne und drohten Yiannopolous Schläge an.
8.
Andrew Cavarno, Unterstützer von Hillary Clintons Mitbewerber um die US-Präsidentschaftskandidatur Bernie Sanders, bietet Feministinnen eine Debatte zu der Frage an, ob es an amerikanischen Universitäten tatsächlich eine Rape Culture gibt. Dabei macht er die Erfahrung, dass niemand zu einer Diskussion über dieses Thema bereit ist:
He recently asked dozens of feminist professors, student activists and rape advocates to debate him publicly on campus about the claim that one in five coeds are raped or sexually assaulted while in college. No one said yes. Not one.
In fact, he sent 165 emails to 50 different individuals and organizations in his quest to find someone to debate him, or simply present the other side, for his event "Is there a Rape Epidemic?: Rape Hysteria, Due Process, and Free Speech."
He sent debate invitations to outspoken student activists on campus, campus advocacy organizations, every feminist studies department professor at UCSB, every person working in UCSB’s Title IX office, and UCSB Vice-Chancellor Margaret Klawunn. He also reached out to various rape crisis centers in the region, and made posts on social media in attempts to find individuals to present the affirmative position. No one would step up.
Once Cavarno realized he would not be able to find anyone locally, he broadened his scope and contacted virtually every major national advocacy organization he could find on the internet. He even offered to compensate people for their time and travel costs.
"A lot of what would happen is they would send me in the direction of another organization, say ‘you should go talk to this person, you should go talk to that person.’ Or once they realized I was questioning victim statistics, they would say they are not interested anymore," Cavarno told The College Fix. "When I started this it wasn’t about not finding someone: If I send enough emails, make enough phone calls, talk to enough people — I’ll find someone. Apparently not."
(...) In an interview with The College Fix, Cavarno said he believes feminist professors, student activists and rape advocates are unwilling to participate in a two-sided discussion because they have already achieved complete hegemony over the conversation.
"They have nothing to gain from engaging with the other side," he said. "They simply portray anyone who disagrees with the victim statistics as a sexist rape apologist, suggesting any skepticism could only be explained through bigotry or ignorance, rather than through genuine disagreement. This prevents people from questioning their narrative, for fear of being demonized as misogynistic or insensitive to rape survivors. This strategy effectively shuts down any meaningful opportunity to have a productive dialogue."
9.
Rose Stanesby, 17jährige Tochter eines prominenten britischen Väterrechtlers, berichtet in der Daily Mail, wie der Scheidungskrieg ihrer Eltern ihre Kindheit zerstörte:
Miss Stanesby, who was just two when her parents separated in 2000, said she always felt her voice was not heard by the Family Court. She said: "The things that have happened to me I can never forget. I always felt like a case number, a pay cheque, a child to be won by a parent. The family courts system is a battle, not a justice system."
(...) She said her trauma was punctuated by the "fun" of seeing her father campaign for equal access dressed as a superhero on the news. Her favourite costume was that of Batman's sidekick, Robin. She recalled: "I remember thinking how funny dad was climbing buildings. I thought the 'R' stood for Rosy."
But Mr Stanesby's high-profile actions saw him jailed for two months in November 2008 after he was found guilty of causing distress and alarm and refusing to obey a police officer after a rooftop protest at the home of the then deputy Labour leader, Harriet Harman.
Miss Stanesby described herself as a "bit broken" by those events. She added: "While he was in prison he missed my 10th birthday, my piano exam and my weekends together. I could not understand why I could only see my dad for two days at a time every other weekend."
(...) After her father came out of prison she was interviewed again. She told an interviewer from Cafcass, which represents children in family court cases, that she would run away if she were not listened to.
Shortly afterwards, in 2009, it was agreed that her mother and father would have equal care and residency. Cafcass, which stands for Children and Family Court Advisory and Support Service, is independent of the courts, social services, education and health authorities and all similar agencies.
(...) She says her parents straight away began getting on, which she believes shows the involvement of solicitors, officialdom and the courts was the problem. (...) "They turned everything into such a war. The courts turned my parents against each other. I wanted to be with them both. I love mum and dad and always have done."
Den Eindruck, dass das Hauptproblem bei Sorgerechtskonflikten weniger eine von Beginn an auf Streit ausgerichtete Ex, sondern ein System ist, das zwei frühere Partner gegeneinander aufhetzt, bekomme ich des öfteren von betroffenen Vätern zu hören.