"Ens Vogelfänger*in bin ich ja": Mozarts Zauberflöte gegendert
1. Politische Eingriffe in das Kulturgut unserer Gesellschaft schreiten voran. Inzwischen werden nicht nur Agatha-Christie-Krimis ideologisch gesäubert, auch Mozarts "Zauberflöte" erscheint jetzt in einer gegenderten Fassung:
Eine Pressesprecherin des Verlags schreibt dazu: "Die gegenderte Version von Mozarts beliebtem Singspiel soll einen diversen, queeren und niedrigschwelligen Einstieg in die wunderbare Welt der Zauberflöte bieten. Mozart trug selber gerne – natürlich nur zum Spaß, aus Neckerei – Röcke. Und wir sind uns sicher: Er hätte sich über die Gender-Sternchen-Version seines Spätwerks sehr gefreut. Natürlich waren auch rein musikalische Eingriffe, wie beispielsweise rhythmische Änderungen nötig, die von einem Team aus Mozart-Expert*innen historisch informiert eingearbeitet wurden."
2. Mit dem Fall Gil Ofarim als Aufhänger beschäftigt sich das politische Monatsmagazin "Cicero" mit unserer "Inquisitionsgesellschaft" (zu deren Opfern bemerkenswert häufig Männer und gelegentlich auch Männerrechtler werden).. Ein Auszug aus dem Artikel:
Die Selbstverständlichkeit, mit der Skandale mittlerweile auf Basis von ersten Vorwürfen vom Zaun gebrochen werden, ist mehr als irritierend. Ebenso, dass diese anschließend von der Skandalmaschinerie selbst ausgesessen werden, wenn sich ein Skandal sukzessive als weniger skandalös offenbart, als er im ersten Schritt dargestellt wurde. Die Folgen unterdessen sind gewaltig: nicht nur für jene wie Herrn W., die sich im Zentrum des Skandals befinden. Oder Till Lindemann von Rammstein. Oder Luke Mockridge infolge von Vergewaltigungsvorwürfen gegen ihn, erhoben von seiner Ex-Freundin. Sondern für uns alle.
Denn diese Gesellschaft hat sich unter anderem durch das Aufkommen der sozialen Medien gewandelt; teilweise weg von einer aufgeklärten Reflexions- hin zu einer unreflektierten Inquisitionsgesellschaft, die nicht mehr zu unterscheiden vermag – oder nicht mehr unterscheiden möchte – zwischen Vorwürfen, die gegen eine Person erhoben werden, und der Frage, was wirklich dran ist an selbigen. Und selbst der Unterschied zwischen strafrechtlicher Relevanz und vermeintlich moralischen Vergehen wird dabei einfach verwischt. Ob Till Lindemann Sex mit Groupies hatte, ist aber eine andere Frage als: Hat Lindemann Sex mit Groupies gegen deren Willen gehabt?
(…) Teile der Presse und viele Nutzer in den sozialen Medien scheinen wahnsinnig geworden zu sein, da sie sich immer wieder einer wie auch immer gearteten Empörungsmaschinerie anschließen, deren Empörung sich hintenraus zwar nicht immer, aber doch immer öfter als mindestens fragwürdig bis gänzlich unangemessen offenbart. Die Krux obendrein: Folgen für jene, die andere zu Unrecht demontiert haben, sind äußerst selten.
Die Comedian Hazel Brugger zum Beispiel war eine der Rädelsführerinnen gegen Luke Mockridge, als dessen Ex-Freundin ihm vorgeworfen hatte, sexuell übergriffig geworden zu sein. Sie und ihr Ehemann Thomas Spitzer trugen für ihren Kreuzzug gegen Mockridge sogar eigens dafür entworfene T-Shirts beim Comedy-Preis im Jahr 2021.
Später stellte sich heraus: Die Vorwürfe waren erfunden. Und während Mockridge zeitweise in der Psychiatrie behandelt werden musste, reden sich Brugger und Spitzer heute raus. Und während Mockridge immer noch zu Knabbern hat an den Vorgängen von damals, moderierte Brugger vergangenen Samstag die Außenwette bei "Wetten, dass ...?". Einschaltquote: 12 Millionen. Es ist nur ein Beispiel, aber ein vielsagendes.
3. Apropos "Wetten dass ..?": Der Politikwissenschaftler Professor Richard Traunmüller kann es im Interviw mit t-online nachvollziehen, wenn sich Thomas Gottschalk vom Bildschirm verabschiedet, weil wegen jeder nicht explizit woken Äußerung ein Furor losbricht:
t-online: Professor Traunmüller, Thomas Gottschalk hat in seiner letzten "Wetten, dass..?"-Sendung beklagt, dass er in der Sendung nicht mehr sagen kann, was er zu Hause sagt und der Sender Angst vor Shitstorms habe. Können Sie Gottschalks Kritik verstehen?
Richard Traunmüller: Ja. Gottschalk macht eine Trennung auf, zwischen dem, was man privat zu Hause sagt, und dem, was man in der Öffentlichkeit sagt. Das ist ein bekanntes Phänomen, allerdings eher aus autoritären Staaten. Eine solche Form der Selbstzensur kann aber auch in Demokratien vorkommen, wie der Fall Gottschalk zeigt. Deutschland ist zweifelsfrei eine Demokratie. Und doch kann ich Gottschalk nachvollziehen.
t-online: Das müssen Sie erläutern.
Richard Traunmüller: Zuerst müssen wir uns anschauen, was Meinungsfreiheit bedeutet: Sie ist zunächst ein Grundrecht, das in Deutschland in der Verfassung garantiert ist. Was aber oft ignoriert wird, ist, wie freie Rede von der Gesellschaft sanktioniert wird. Freie Rede ist immer auch mit einer gesellschaftlichen Reaktion, mit sozialen Kosten, verbunden. An freier Rede wird es also immer auch Kritik und Widerspruch geben, das ist so weit normal.
t-online: Wo liegt dann das Problem?
Richard Traunmüller: Die sozialen Kosten können individuell als zu hoch angesehen werden: Wer seine Meinung frei äußert, erfährt dann nicht nur Widerspruch, sondern wird mit abwertenden Begriffen wie "Nazi" bedacht, in sozialen Netzwerken beschimpft oder bekommt sogar berufliche Konsequenzen zu spüren. Das beklagt Gottschalk zu Recht.
(…) t-online: Wird der Meinungskorridor immer enger?
Richard Traunmüller: Er verschiebt sich zumindest, wir sehen das in den Daten. Je weiter links sie stehen, desto freier fühlen sie sich. Je weiter rechts sie stehen, desto unfreier fühlen sie sich. In der Frage, ob man die freie Rede einschränken soll, ist es genau umgekehrt: Je weiter rechts sie stehen, desto eher sind sie dagegen. Je weiter links sie stehen, desto eher sind sie bereit, Rede einzuschränken. Das Spannende ist: Das war vor 50 bis 60 Jahren noch genau umgekehrt. Damals haben Linke für die freie Meinungsäußerung gekämpft.
(…) t-online: Wie erleben Sie die Diskurse an der Uni?
Richard Traunmüller: Aus Forschungsdaten wissen wir: Es gibt tatsächlich viele Studierende, die Veranstaltungen absagen oder Bücher aus der Bibliothek entfernen wollen, wenn dort kontroverse Meinungen vertreten werden. Das ist eine große Minderheit, etwa ein Fünftel bis ein Drittel. Und das ist ein großes Problem. Die Universität sollte der Ort sein, an dem das bessere Argument zählt und sich alle angstfrei austauschen können. Wenn sich eine Gruppe aus Angst zurücknimmt – und das erleben wir – verlieren alle.
Wenn Genderama sich als "linksliberales Blog" der Männerbewegung positioniert, dann knüpfe ich damit an die Ideal der früheren Linken an, etwa zu meinen eigenen Studienzeiten, als diese Linke noch für Meinungsfreiheit einngetreten ist und nicht für die Zensur missliebiger Auffassungen. Dass man nicht nur Widerspruch erfährt, sondern persönlich abgewertet und dämonisiert wird, haben gerade wir Männerrechtler in diversen Leitmedien von Tagesspiegel bis FAZ oft genug erlebt. Deren Redaktionen schreiben mit Inbrunst gegen eine freie Gesellschaft an.
4. "Die Welt" berichtet über die Situation in Gaza: "All die Männer, die Väter, die Großväter, die Soldaten sind weiter in Geiselhaft."
5. Der Bodybuilder Simon Teichmann hat ein starkes maskulistisches Video zur mentalen Gesundheit von Männern veröffentlicht.
6. Die Post. Einer meiner Leser macht mich auf einen Artikel der Morgenpost aufmerksam, in dem es heißt:
"Betroffen von Arbeitsunfällen sind gut doppelt so viele Männer (51 pro 100.000 Erwerbstätigen) wie Frauen (17 von 100.000 Erwerbstätigen)."
Richtig gewesen wäre bei diesen Zahlen natürlich "dreimal so viele Männer". Mein Leser fragt zu Recht: Warum gibt es solche offenkundigen Rechenfehler regelmäßig mit dem Ergebnis, dass die Betroffenenzahlen von Männern heruntergespielt werden?