Donnerstag, August 31, 2023

Reform des Unterhaltsrechts: "Väter zur Zielscheibe erklärt"

1. Jens Biedermann, der in dem folgenden Artikel als Väterrechtler beschrieben wird, ist mit der anstehenden Reform des Unterhaltsrechts nicht glücklich:

Schließlich gilt im allgemeinen Sprachgebrauch das Motto: "Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt und ist grün." Begriffe wie Selbstbestimmungsrecht und Identitätspolitik wiesen für mich eindeutig in die Richtung, demnächst als unterhaltszahlender Vater mit weniger unterhaltsrechtlichen Ungerechtigkeiten rechnen zu müssen. Zukünftig werde ich nicht mehr nur als der "Erzeuger" wahrgenommen, träume ich. Die in den Jugendämtern, Familiengerichten und sozialpädagogischen Beratungs- und Unterstützungseinrichtungen (familienrechtliche Institutionen) weitverbreitete Devise mit Blick auf den Vater "Drei Minuten Rittmeister und 25 Jahre Zahlmeister" wird bald der Vergangenheit angehören. Das Weltbild in den Amtsstuben wird sich zugunsten der Väter entwickeln, dachte ich. Doch weit gefehlt. Pure Enttäuschung steigt in mir auf.


Hier geht es weiter.

"Die Welt" widmet sich demselben Thema unter der Überschrift "Warum die „Zahlväter“ wegen der Ampel-Unterhaltsreform neue Konflikte befürchten. In diesem Artikel heißt es:

Als Justizminister Marco Buschmann (FDP) am Freitag seine Eckpunkte für eine Unterhaltsreform vorlegte, ließ er keinen Zweifel daran, dass es sich dabei zunächst um einen ersten Vorstoß handeln soll. "Nichts ist in Stein gemeißelt", sagte Buschmann da. "Unser Eckpunktepapier soll nicht das Ende einer Debatte sein – sondern ein Anfang." Er wolle in den kommenden Wochen "offen diskutieren", in der Bundesregierung, mit der Wissenschaft, der Rechtspraxis, "und natürlich auch mit den betroffenen Trennungsfamilien".

Der Minister weiß offensichtlich, dass sein Vorstoß, Väter zu entlasten, die für ihre Kinder mehr sein wollen als nur ein alle-14-Tage-Wochenend-Papa, ihm nicht nur Applaus einbringt. Kritik kommt von allen Seiten – vor allem von den Verbänden der Trennungsfamilien.

(…) Konkret hatte Buschmann vorgeschlagen, all die Unterhaltspflichtigen finanziell zu entlasten, die über das übliche Maß hinaus Betreuungsverantwortung im Alltag übernehmen – und trotzdem vollen Unterhalt zahlen. Derzeit wird der Unterhalt nur von beiden Eltern getragen, wenn sie sich die Betreuung genau hälftig im "Wechselmodell" teilen.

Buschmann will nun eine weitere Stufe einführen: Schon bei einer Mitbetreuung von mehr als 29 Prozent soll es künftig finanzielle Abschläge beim Unterhalt geben. Denn schließlich fielen dann auch relevante Kosten im eigenen Haushalt an. Zudem habe der hauptbetreuende Elternteil – meist die Mutter – dann auch mehr Luft für eigene Erwerbstätigkeit. Für ganz Alleinerziehende, bei denen der Vater nicht oder nur wenig präsent ist, soll sich hingegen nichts ändern.

"Das Vorhaben greift eine zur Wirklichkeit gewordene Entwicklung zum Wohl der Kinder auf, nämlich die der gemeinsamen elterlichen Verantwortung für Kinder in Trennungsfällen", lobte der Verband getrennt erziehender Eltern. Fälle, in denen sich ein Teil zumindest mit erheblichem Aufwand in die gemeinsame Kinderbetreuung einbringt, habe das Unterhaltsrecht bislang überhaupt nicht vorgesehen, sagt der Vorsitzende Johannes Busse. "Die Änderung des Gesetzes schafft einen gerechten Ausgleich zwischen den Eltern."

Doch längst nicht alle sind davon so begeistert wie Busse. So sind Väterinitiativen, die seit Jahren lautstark gegen ihr Schicksal als "Zahlvater" aufbegehren, unzufrieden: "Nicht alle hauptbetreuenden Eltern wollen mehr Betreuung vom Ex-Partner", fürchtet der Verein Väteraufbruch für Kinder. "Weniger Kind würde auch weniger Geld bedeuten. Damit ist Streit vorprogrammiert."

Der Väteraufbruch befürchtet, dass sich die Streitigkeiten, die bisher um das 50:50-Wechselmodell geführt werden, künftig nach vorne verlagerten. Dann werde eben um die Anzahl der Übernachtungen des Kindes im anderen Haushalt rund um die 29-Prozent-Schwelle gestritten. "Einige hauptbetreuende Eltern werden nur noch tagsüber und zu weniger als 29 Prozent Betreuung zulassen wollen."

Seine Mutmaßung speist der Verein aus einschlägigen Erfahrungen. Insbesondere seit der Anerkennung des Wechselmodells als Umgangsform durch den Bundesgerichtshof 2017 sei bekannt, "dass gerade hauptbetreuende Elternteile sich aus monetären Gründen gegen ein paritätisches Wechselmodell aussprechen und dieses verweigern". Eine solche "taktische Reduzierung von Kindesumgang" sei auch bei der Neuregelung zu befürchten. "Wir sehen ein gesetzlich normiertes Wechselmodell als Lösung, um derartigen Streit insgesamt zu vermeiden", sagt Vorstandsmitglied Marcus Gnau.

Alleinerziehendenverbände fürchten hingegen, dass die meist hauptbetreuenden Mütter noch mehr ins finanzielle Hintertreffen geraten: Auf Mütterseite hält sich hartnäckig der Verdacht, dass Väter bislang vor allem so verbissen um die hälftige Betreuung im Wechselmodell gestritten haben, weil sie dann kaum noch Unterhalt zahlen müssten.

Die Mütterinitiative für Alleinerziehende spricht sogar von "finanzieller Gewalt". "Das Aufrechnen von Mitbetreuungszeit gegen Kindesunterhalt setzt falsche Anreize. Es verschiebt unterhaltsrechtliche Fragen in den Bereich des Umgangsrechts. Das wird noch mehr Eltern in Umgangsstreitigkeiten bringen, Konflikte weiter anfachen, die involvierten Kinder noch mehr belasten", sagt die zweite Vorsitzende Stefanie Ponikau. Nach Einschätzung des Vereins liefert die Reform "eine weitere Möglichkeit, Frauen und ihre Kinder unter Druck zu setzen und finanzielle Gewalt gegen sie auszuüben".




2. Die Frankfurter Allgemeine schlagzeilt: Männermangel in den Grundschulen – Wo bleibt der Aufschrei?

Es ist schon erstaunlich, welche Prioritäten in öffentlichen Debatten gesetzt werden. Während allerorten über geschlechtergerechte Wort-Endungen und Gender-Sternchen gestritten wird, läuft ein anderes, weit größeres Problem für die Gleichberechtigung völlig unter dem Radar: Gerade einmal zwölf Prozent der Lehrkräfte an deutschen Grundschulen sind Männer, in Hessen sind es sogar noch weniger. Mit anderen Worten: Auf neun Frauen kommt ein Mann. Es kann sein, dass ein Kind durch die Grundschule geht, ohne je von einem Mann unterrichtet worden zu sein.


Den "Aufschrei", den die Frankfurter Allgemeine vermisst, gibt es von Männerrechtlern seit Jahrzehnten. Sie werden nur nicht angemssen von den Leitmedien aufgegriffen. Jemand wie ich, der das beharrlich tut, wird stattdessen in der FAZ als wunderlicher Zausel karikiert.



3. Die einigestellten Ermittlungen gegen Till Lindemann haben zu weiteren erwähnenswerten Reaktionen geführt – etwa von der Schauspielerin Nora Tschirner:

"Willkommen an einem wunderbaren weiteren Tag im Patriarchat", leitete sie ihre Stellungnahme bei Instagram vielsagend ein und holte zum Rundumschlag gegen das bestehende System aus.

Die Schauspielerin konnte es absolut nicht nachvollziehen, dass in dem Fall "nicht genug Beweise" vorlagen. Schließlich hatten gleich mehrere Frauen, teilweise anonym, Anschuldigungen gegen den Rammstein-Sänger erhoben und ihre Angaben eidesstattlich versichert.

Aber "die Stimmen unzähliger Frauen aus verschiedenen Ländern gegen die eines einzigen gekränkten, mutlosen, mächtigen Mannes, eingekuschelt in seinen Hechel-Club von rückgratlosen Opportunisten sind einen Dreck wert", beklagte die Berlinerin in ihrer Story und schoss scharf gegen den 60-Jährigen.

Dieser Fall sei erneut eine Botschaft an unzählige Betroffene überall auf der Welt, "dass es sich nicht lohnt [...] für Anstand und Gerechtigkeit und ein liebevolles, ausgeglichenes, für ALLE faires System zu kämpfen", kritisierte die 42-Jährige.


Gleichzeitig haben mich so viele Leser wie noch nie in der Geschichte von Genderama auf einen Beitrag des Rechtsanwalts Udo Vetter aufmerksam gemacht – er scheint also vielen von euch aus der Seele zu sprechen:

Die Medien sind heute voller Wehklagen. Nehmen wir als Beispiel t-online:

"Die Einstellung des Verfahrens gegen Rammstein-Sänger Lindemann war erwartbar. Der Fall legt erneut die Fehler beim Umgang mit Sexualstraftaten in Deutschland offen."

Dann wird die angeblich zu schnelle Einstellung des Verfahrens beklagt. Die Staatsanwaltschaft habe "den Fall, in dem mehrere Monate oder sogar Jahre hätte ermittelt werden können, zu den Akten gelegt".

Wie bitte? Soll das etwa andeuten, die Sache hätte schon deswegen länger dauern müssen, weil schon die Jahre und Monate des laufenden Verfahrens Lindemann und seine Band zermürben und zugrunde richten werden? Was für ein groteskes Verständnis. Jeder hat das Recht auf ein zügiges Verfahren. Das steht in der Europäischen Menschenrechtskonvention. Extra für t-online: Das ist so was wie das Europäische Grundgesetz.

Oder ist die offenkundige Lust auf ein jahrelanges Verfahren auch darin begründet, dass dann regelmäßig eine schöne Schlagzeile abfällt? Der Fall Lindemann als Klick- und Auflagengarant. Ganz uneigennützig klingt das alles jedenfalls nicht angesichts des medialen Sperrfeuers, dem Lindemann ausgesetzt war. Die Jagd nach Schlagzeilen ist in letzter Zeit zwar etwas abgeebtt. Aber nicht aus Einsicht. Gerichte haben die übelsten Ausschläge auf der nach oben offenen Spekulationsskala mit einstweiligen Verfügungen gedämpft.

Unklar ist laut t-online auch, ob es weitere Ermittlungsansätze gegen Lindemann gab. Das ist nur unklar, wenn man die Pressemitteilung der Staatsanwaltschaft Berlin nicht liest. Oder sie liest und den Lesern trotzdem vorenthält, was drin steht. Nämlich, dass es keine weiteren Ermittlungsansätze gibt. Die Staatsanwälte haben die Akten der Vilnius-Sache angefordert. Sie haben sich redlich darum bemüht, an die mutmaßlich Geschädigten heranzukommen. Doch diese sind anonym. Die Medien, in denen die Betroffenen ihre Geschichte erzählt haben, berufen sich auf den gesetzlich verankerten Quellenschutz. Sogar die einzige namentlich bekannte Zeugin schaffte es laut den Behörden noch nicht mal, das Ergebnis ihres angeblich positiven Drogentests nach einem Rammstein-Konzert vorzulegen.

Die Staatsanwaltschaft ist mit ihrem Latein am Ende, so lange ihr keine der Zeuginnen die Hand reicht. Können Medien ernsthaft der Meinung sein, dass im Spiegel und anderswo auflagenträchtig kolportierte "Erfahrungen" für eine Anklage ausreichen – bloß weil der Spiegel angibt, ihm lägen eidesstattliche Versicherungen vor?


Nora Tschirner etwa scheint das tatsächlich zu glauben.

Hier geht es weiter mit dem Beitrag von Udo Vetter. Auch ich halte ihn für durchgehend sehr lesenswert.



4. In dem Beitrag "Deutschland eifrig Spitzelland" beschäftigt sich Hubertus Knabe, von 2000 bis 2018 wissenschaftlicher Direktor der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen, mit dem Unwesen staatlich geförderter Meldestellen, zu denen auch die "Meldestelle Antifeminismus" gehört:

Immer häufiger animiert der deutsche Staat seine Bürger, unliebsame Mitbürger anzuschwärzen. Während das Strafgesetzbuch aus gutem Grund ausschließlich vorschreibt, geplante schwere Straftaten anzuzeigen, damit diese noch verhindert werden können, hat sich in Deutschland mittlerweile eine regelrechte Meldestellen-Industrie entwickelt. (…) Die "Petz-Portale", wie sie von Kritikern genannt werden, arbeiten praktisch alle auf Kosten des Staates.

Diese Entwicklung ist umso erstaunlicher, als ähnliche Portale noch 2018 auf heftige Kritik stießen. Die Hamburger AfD-Fraktion hatte damals im Internet die Möglichkeit eröffnet mitzuteilen, wenn sich Lehrer politisch nicht neutral verhielten. Auch in anderen Bundesländern richtete die AfD solche Seiten ein. Die damalige Bundesjustizministerin Katarina Barley (SPD) kritisierte das Vorgehen mit den Worten: "Organisierte Denunziation ist ein Mittel von Diktaturen." Ähnlich äußerte sich die Ehefrau von Olaf Scholz, Britta Ernst (SPD), die damals Bildungsministerin von Brandenburg war. Ihr zufolge fühlten sich gerade in den ostdeutschen Bundesländern viele "zu Recht an Stasi-Überprüfungsmethoden erinnert". Datenschutzbeauftragte mehrerer Länder untersagten der AfD daraufhin den Betrieb der Seiten.

Tatsächlich ist es von der Meldung zur Denunziation nur ein kleiner Schritt, wie Untersuchungen zeigen. Wer einem Vorgesetzten, Arbeitskollegen oder Lieferanten Straftaten vorwirft, aber den Weg zur Polizei scheut, hat dafür nämlich häufig private Motive: Manche erhoffen sich persönliche Vorteile, andere wollen sich für etwas rächen, viele suchen schlicht nach Anerkennung. Auch Schadenfreude – ein Wort, das es nur im Deutschen gibt – kann eine Rolle spielen.

Kriminologen haben deshalb schon vor Jahren vor dem Missbrauch von Online-Strafanzeigen gewarnt. Die leichte Handhabung führe nicht nur zu einem Anstieg der Meldungen. Sie verleitete auch dazu, spontan und emotional, womöglich sogar unter Alkoholeinfluss, zu agieren. Strafbare Merkmale könnten dadurch überbetont oder erfunden werden. Verstärkend wirke, dass man keinem Polizeibeamten mehr gegenüber sitze, der einen über die Folgen einer Falschaussage belehre. "Die Falschanzeige zur Schädigung eines anderen wird wegen der angenommenen größeren Anonymität wahrscheinlicher," resümierte der Strafrechtler Jens Puschke. Zu ähnlichen Schlussfolgerungen kam die Datenschützerin Marie-Theres Tinnefeld, die insbesondere die Möglichkeit, Hinweise anonym abzugeben, kritisierte.

(…) Deutschlands historische Erfahrungen bestätigen diese Warnungen. Die Folgen privater Anzeigen sind insbesondere für das NS-Regime gut erforscht. Ob "Rassenschande", "Wehrkraftzersetzung" oder "heimtückische Angriffe auf Staat und Partei" – fast immer wurden die entsprechenden Verfahren durch freiwillige Mitteilungen initiiert. Die meisten Informanten zogen es dabei vor, sich an die Zellen-, Block- oder Kreisleiter der NSDAP statt an die Polizei zu wenden. "Auf diese Weise gelang es den Machthabern, in die Privatsphären einzudringen und in engsten Kreisen gegenseitiges Misstrauen zu erzeugen," schreibt Karol Sauerland in seinem Buch "30 Silberlinge". Den meisten Denunziationen hätten dabei persönliche Motive zugrunde gelegen.

Die Flut der Denunziationen war selbst den NS-Führern zu viel. Wiederholt warnte die Gestapo vor einem Anheizen der Meldebereitschaft. Denn wenn der Staat massenhaft für die Austragung persönlicher Konflikte instrumentalisiert wird, fehlen ihm die Kapazitäten, gegen die aus seiner Sicht tatsächlich gefährlichen Personen zu ermitteln. Als Reinhard Heydrich dem Ministerrat 1939 eine Verordnung vorlegte, die alle Deutschen dazu verpflichten sollte, jede wahrgenommene Straftat zu melden, stieß er deshalb auf einhellige Ablehnung. Sogar Joseph Goebbels meinte, durch die Verordnung "würde ein Denunziantentum gezüchtet werden, gegen das die Bestrafung der falschen Anzeige nur ein unvollkommenes Abwehrmittel bietet".

(…) Welche Folgen das neue Meldesystem der Bundesregierung haben wird, ist noch nicht abzusehen. Im besten Fall wird es von der Bevölkerung ignoriert. Dann ist es nur eine weitere bürokratische Last für private und öffentliche Arbeitgeber. Im schlechtesten Fall wird es massenhaft genutzt und vergiftet dadurch sukzessive die Sozialbeziehungen. Denn wer bei jeder Tätigkeit und jedem Gespräch daran denken muss, dass einer Meldestelle davon Mitteilung gemacht werden könnte, entwickelt einen Argwohn, wie man ihn sonst nur aus Diktaturen kennt.

Dabei hat schon jetzt eine wachsende Zahl von Bundesbürgern Angst, sich im Alltag offen zu äußern. Bei einer Befragung im Jahr 2021 hatten nur noch 45 Prozent das Gefühl, man könne in Deutschland seine politische Meinung frei sagen – der tiefste Wert seit Jahrzehnten. Die Angst beruhte dabei nicht auf Bestimmungen des Strafgesetzbuches, sondern auf gesellschaftlichen Sanktionen. Diese Unsicherheit dürfte durch das neue Meldesystem weiter verstärkt werden. Am Ende könnte eine Gesellschaft entstehen, die keine Privatheit mehr kennt, sondern sich nach staatlichen Vorgaben selbst kontrolliert.




Mittwoch, August 30, 2023

So reagieren die Medien auf die eingestellten Ermittlungen gegen Till Lindemann: "Das Monster ist unschuldig"

Gestern gab die Staatsanwaltschaft Berlin in einer Pressemitteilung bekannt, ihr gegen Till Lindemann, den Sänger der Band "Rammstein", geführtes Ermittlungsverfahren eingestellt zu haben. In dieser Mitteilung heißt es weiter:

Die Auswertung der verfügbaren Beweismittel – vor allem der Presseberichterstattung, die sich auf anonyme Hinweisgeberinnen und Hinweisgeber bezieht, wie auch der ergänzenden Vernehmung von Zeuginnen – hat keine Anhaltspunkte dafür erbracht, dass der Beschuldigte gegen deren Willen sexuelle Handlungen an Frauen vorgenommen, diesen willensbeeinflussende oder -ausschaltende Substanzen verabreicht oder gegenüber minderjährigen Sexualpartnerinnen ein Machtgefälle ausgenutzt hat, um diese zum Geschlechtsverkehr zu bewegen.

Die Ermittlungen waren aufgrund von Anzeigen Dritter in Zusammenhang mit Presseberichterstattung eingeleitet worden. Die in der Presseberichterstattung wiedergegebenen Angaben von Zeuginnen und Zeugen haben sich durch die Ermittlungen nicht bestätigt.

Mutmaßliche Geschädigte haben sich bislang nicht an die Strafverfolgungsbehörden gewandt, sondern ausschließlich – auch nach Bekanntwerden des Ermittlungsverfahrens – an Journalistinnen und Journalisten, die sich ihrerseits auf ihr Zeugnisverweigerungsrecht berufen haben. Die Möglichkeit, etwaige Tatvorwürfe ausreichend zu konkretisieren, bestand daher ebenso wenig wie die, einen Eindruck von der Glaubwürdigkeit der mutmaßlichen Geschädigten und der Glaubhaftigkeit ihrer Angaben im Rahmen von Vernehmungen zu gewinnen.

Die Angaben der Zeugin Kyla Shyx, die zunächst über "Youtube" Vorwürfe erhoben hatte, blieben in den Vernehmungen zu unkonkret – zumal die Zeugin jedenfalls kein eigenes Erleben strafrechtlich relevanter Vorfälle schildern konnte. Die von ihr geschilderten Umstände stellten entweder Rückschlüsse aus Beobachtungen dar oder sind ihr von anderen geschildert worden. Andere von der Zeugin benannte Personen sollen entweder schon nichts strafrechtlich Relevantes beobachtet haben oder wurden nicht hinreichend identifizierbar benannt und konnten auch durch die weiteren polizeilichen Ermittlungen nicht namhaft gemacht werden. Eine unmittelbare Vernehmung war daher nicht möglich.

Zu dem aus den Medien bekannten Vorfall zum Nachteil der sich als Shelby Lynn bezeichnenden Person im Umfeld des Konzerts der Band Rammstein in Vilnius am 22. Mai 2023 haben die litauischen Behörden die Einleitung eines Ermittlungsverfahrens abgelehnt. Der Staatsanwaltschaft Berlin lagen Unterlagen der litauischen Behörden vor. Diese wurden ausgewertet. Auch hier ergaben sich keine konkreten tatsächlichen Anhaltspunkte für Sexualstraftaten durch den Beschuldigten. Die Herkunft eines Hämatoms allein lässt jedenfalls weder einen Rückschluss auf eine solche Tat noch auf einen bestimmten Beschuldigten zu. Zu dem Ergebnis eines von der Zeugin selbst veranlassten Drogentests wurden widersprüchliche Angaben übermittelt, das Ergebnis selbst lag nicht vor. Auch im Übrigen ergaben sich aus den Unterlagen keine Hinweise auf eine etwaige unfreiwillige Einnahme von Betäubungsmitteln oder nicht einvernehmlichen Geschlechtsverkehr bzw. sexuelle Handlungen im widerstandsunfähigen Zustand.

Der in der Presseberichterstattung dargestellte Vorwurf des sexuellen Missbrauchs von Jugendlichen über eine junge Frau, die vermeintlich als 15-Jährige (kurz vor Vollendung des sechzehnten Lebensjahres) eine sexuelle Beziehung mit dem Beschuldigten eingegangen sein will, konnte ebenfalls nicht erhärtet werden. Denn auch diese Zeugin blieb anonym und konnte deshalb nicht vernommen werden.

Strafrechtlich relevante Anhaltspunkte für Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz liegen nicht vor.

Gegen die Tourmanagerin war aufgrund von Medienberichten wegen des vermeintlichen Zuführens junger Frauen bei Konzerten in den Backstagebereich Anzeige erstattet worden. Insoweit haben sich ebenfalls keine Anhaltspunkte für ein strafrechtlich relevantes Verhalten ergeben. Das gegen sie geführte Verfahren wurde daher in gleicher Weise eingestellt.


Till Lindemanns Rechtsanwälte haben dazu eine eigene Erklärung veröffentlicht. Dort heißt es:

Im Strafverfahren wurde Till Lindemann von Prof. Dr. Björn Gercke und Pantea Farahzadi aus Köln vertreten. Rechtsanwalt Gercke kommentiert die Einstellung des Ermittlungsverfahrens wie folgt

"Die rasche Einstellung des gegen meinen Mandanten geführten Ermittlungsverfahrens belegt, dass die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft keine Beweise bzw. Indizien zutage gefördert haben, um meinen Mandanten wegen der Begehung von Sexualstraftaten anklagen zu können. An den Anschuldigungen war schlichtweg nichts dran."

Mit Abschluss des strafrechtlichen Ermittlungsverfahrens zeigt sich, dass die schwerwiegenden Vorverurteilungen unseres Mandanten in den sozialen Netzwerken und in den Medien keine Grundlage hatten. Vor diesem Hintergrund werden wir für unseren Mandanten weiterhin zivilrechtlich gegen unzulässige Darstellungen in den sozialen Netzwerken und in den Medien sowie gegen rechtswidrige Verdachtsberichterstattungen vorgehen.


In einem Interview mit dem FOCUS fügte Gercke hinzu:

Sind wir doch ehrlich: Trotz dem Ende der Ermittlungen bleibt bei den Leuten immer etwas hängen. Das war bei Jörg Kachelmann so, bei Andreas Türck, Luke Mockridge – alle erhielten einen Freispruch erster Klasse, aber Narben bleiben immer. Ich hoffe für Till Lindemann, dass er das Ganze gut übersteht.


Die Frankfurter Allgemeine kommentiert diese Entwicklung in einem Artikel mit der Schlagzeile "Das Monster ist unschuldig":

Nicht nur der Verdacht auf strafrechtlich relevante Verfehlungen führte dazu, dass der Rammstein-Sänger Till Lindemann wochenlang an den Pranger gestellt wurde. Machtmissbrauch und Frauenverachtung wurden ihm vorgeworfen. Aber die Wucht und Selbstgewissheit der Medienkampagne, die den Sänger traf, wären wohl nicht so stark gewesen, wenn nicht im Hintergrund die Hoffnung gelauert hätte, Schuld müsse Strafe nach sich ziehen.

Davon ist nun nichts übrig geblieben. Selbst für den Vorwurf, Lindemann habe Frauen K.-o.-Tropfen verabreicht oder seine Macht gegenüber minderjährigen Sexualpartnerinnen ausgenutzt, gab es keinen Anlass für weitere Ermittlungen. Mit anderen Worten: Das Monster ist unschuldig.

Und nun? Werden nun lange Essays über den Missbrauch von Medienmacht erscheinen? Werden tiefschürfende Beobachtungen angestellt über den Untergang der abendländischen Unschuldsvermutung? Wahrscheinlicher ist, dass die Karawane der Verdachtspublizisten längst weitergezogen ist, auf Denunzianten wartet, um die nächste Trophäe zu erjagen.


Die Berliner Zeitung schreibt Tomasz Kurianowicz unter der Überschrift "Till Lindemann: Er ist unschuldig":

In den nächsten Wochen dürfte sich die Diskussion also eher um moralische Fragen drehen und um Lindemanns Verhalten. Wie ist sein Frauenbild? Hat er seine Macht gegenüber jungen Frauen ausgenutzt? Wann ist bei Sex ein Ja ein Ja und wann nur ein Jein? Die Presse könnte sogar so weit gehen und schlicht zu dem Ergebnis kommen, dass das Sexualstrafrecht verschärft werden muss und, um ein Beispiel zu nennen, dass Sex zwischen einer 15-Jährigen und einem 60-Jährigen nicht das Gleiche ist wie zwischen einer 15-Jährigen und einem 21-Jährigen. Das kann man so finden. Das deutsche Recht sieht darin aber, Stand heute, keinen Unterschied.

Die Berichterstattung der vergangenen Monate hat immer wieder behauptet, dass Lindemanns Verhalten strafrechtlich relevant war. Dies lässt sich bislang nicht bestätigen. Falls es dabei bleibt und keine der strafrechtlich relevanten Vorwürfe sich erhärten, müssen sich viele Medien den Vorwurf gefallen lassen, nicht klar zwischen strafrechtlich relevanten Anschuldigungen und einer moralischen Diskussion über toxische Männlichkeit zu unterscheiden.

Die indexierten Passagen im SPIEGEL hätten in der ersten Version erst gar nicht veröffentlicht werden dürfen. Doch die Vorwürfe gegen Lindemann, sie bleiben in großen Teilen haften. Für uns Journalisten sollte also nicht die Diskussion sein, ob Verdachtsberichterstattung richtig ist. Manchmal ist sie legitim, wenn harte Beweise vorliegen. Auch dass eine Diskussion über toxische Männlichkeit weiter geführt werden muss, ist klar. Für Journalisten sollte sich aber die Diskussion vielmehr darum drehen, welche Verantwortung man als Pressevertreter gegenüber angeblichen Opfern und angeblichen Tätern hat. Nur so kann das Prinzip der Rechtsstaatlichkeit aufrechterhalten werden. Und genau dieses Prinzip ist eines der höchsten Güter, das wir in Deutschland haben.


Für "Die Welt" kommentiert Hanah Lühmann:

Es sträuben sich einem alle Nackenhaare, wenn man es liest: Die Staatsanwaltschaft hat die Ermittlungen gegen Till Lindemann eingestellt. Man ist gedanklich sofort in jenem folterkellerhaften Setting, in dem Lindemann angeblich die jungen Mädchen antreten ließ, man sieht die Bilder von Blutergüssen, das blasse, angespannte Gesicht der Irin Shelby Linn, die Lindemann vorgeworfen hatte, sie unter Drogen gesetzt und sexuelle Handlungen an ihr vollzogen zu haben.

Als Elternteil minderjähriger Mädchen möchte man, auch so viele Wochen nach der ursprünglichen Aufregungswelle, am liebsten immer noch höchstpersönlich nicht nur Lindemann, sondern auch seine "Casting-Direktorin" Aleena M., ausfindig machen und ihnen Schläge androhen.


Unter dem Artikel findet man eine Abstimmung darüber, wieviele Leser die Auffassung Lühmanns teilen. Das ist (Stand heute Morgen) bei 137 Lesern der Fall. 1058 Leser teilen diese Meinung nicht. Allerdings findet man in den sozialen Medien zuhauf Bekundungen, dass man Lindemann weiterhin für einen Täter halte. Das Fehlen jeglicher Belege dafür zeige lediglich die Allmacht des Patriarchats beziehungsweise dass Lindemann die Frauen eingeschüchtert habe, indem er sich teure Rechtsanwälte genommen habe.

In der "Zeit" kommentiert Dirk Peitz die Einstellung der Ermittlungen gegen Lindemann so:

Doch hat die Diskussion um Lindemann auch gezeigt, dass manche Kategorien eines moralischen Diskurses womöglich untauglich sind. Oder dass jedenfalls die gebrauchten Begriffe nicht immer passen. Der Begriff der Macht wurde in diesen Zusammenhang etwa mitunter derart gedehnt, dass er geradezu nutzlos wurde: Von welchem Machtmissbrauch, welchem Machtgefälle lässt sich denn bei Lindemann ausgehen gegenüber Frauen? Selbstverständlich bestand ein zum Teil riesiger Unterschied in Alter, Wohlstand, Prominenz zwischen den Beteiligten. Macht jedoch entsteht üblicherweise in Hierarchien, wo es ein klares Oben und Unten gibt. Und sie äußert sich auch außerhalb etwa von hierarchisch organisierten Unternehmen und Institutionen in Entscheidungsgewalt oft von Männern gegenüber Frauen. Darum war der Fall Harvey Weinstein, mit dem Lindemann nach heutigem Wissen fälschlicherweise oft verglichen wurde, auch so einfach: Ein Produzent, der darüber entscheidet, ob eine Schauspielerin in einem Film besetzt wird, überhaupt die Chance auf eine Karriere hat oder nicht – der verübt nicht nur eine Straftat, wenn er die Frau zum Sex zwingt, der missbraucht auch seine objektiv bestehende Macht. Genauso wie ein Chef, der über eine Beförderung entscheidet und als Preis dafür Sex von einer Frau verlangt oder diesen als karrierefördernd auch nur andeutet.

Über eine derartige Macht hat Till Lindemann aber nie verfügt. Er hat, soviel man bisher weiß, keiner der Frauen etwas versprochen, eine Karriere, Ruhm, ein schönes Leben, irgend so etwas. Er hat stattdessen, und das kann man absolut zu Recht als moralisch verwerflich betrachten, eine Art Konsumverhalten gegenüber Frauen gezeigt, jedenfalls war das so gegenüber denjenigen, die ihn bei Konzerten zugeführt wurden (von einer Frau zum Beispiel, gegen die die Berliner Staatsanwälte auch ermittelt und nun diese Ermittlungen ebenfalls eingestellt haben): Die Frauen wurden gecastet, vorab über vermeintliche Outfit-Vorlieben Lindemanns aufgeklärt und dann zugeführt. Mit ihrer Zustimmung. Nach jetzigem Kenntnisstand hat Lindemann ein Nein zum Sex von diesen Frauen akzeptiert.

Soviel man bisher weiß, und auch die Staatsanwaltschaft Berlin hat diesbezüglich keinen Tatverdacht erkannt, hat Lindemann nicht gegen den Willen von Frauen gehandelt. Stellt man nun infrage, ob diese oft sehr jungen Frauen überhaupt in der Lage waren, die Folgen ihrer Zustimmung zu sexuellen Handlungen mit Lindemann abzusehen, so spricht man ihnen die Fähigkeit zur Einvernehmlichkeit per se ab – vorausgesetzt, diese Frauen waren nüchtern und geistig reif genug für eine freie Entscheidung in dem Moment des Geschehens. Und nennt man diese Frauen grundsätzlich "Opfer" und Till Lindemann einen "Täter", obwohl kein Gericht bisher eine Täterschaft Lindemanns festgestellt hat, ja die Staatsanwaltschaft Berlin hat jetzt schon den Verdacht als nicht ausreichend betrachtet für ein Gerichtsverfahren – dann übernimmt man nicht nur auf falsche Weise juristische Termini, man macht es sich auch sehr einfach.


Auf Telepolis merkt Harald Neuber unter der Überschrift "Aiwanger, Lindemann und die Süddeutsche Zeitung: Der Skandal als Geschäftsmodell" folgendes an:

Auch hier war vor knapp drei Monaten die [Süddeutsche Zeitung] federführend in der Berichterstattung und warf dem Musiker Sexualdelikte vor - neben Antisemitismus ein zentrales Motiv politisch-medialer Diffamierungskampagnen. Und wie bei Aiwanger war die Faktenlage dünn. Eine 22-Jährige habe beim angeblichen Sex mit Lindemann "nicht ausdrücklich nein gesagt, sich aber extrem unwohl gefühlt". Und dann: "Den Reportern liegen weitere eidesstattliche Zeugenaussagen sowie zahlreiche Chatprotokolle vor." Dabei handele es sich um Chat-Nachrichten, "die Teile der Vorwürfe unterstreichen sollen". Welche Teile? Das weiß man bis heute nicht.

(…) Nach der dünnen und rechtsstaatlich nicht verifizierten Rammstein-Lindemann-Story verfestigt sich mit der Aiwanger-Berichterstattung ein anderer, verheerender Verdacht: Setzt die Süddeutsche Zeitung angesichts der hohen Abhängigkeit von zahlenden Abonnenten und rückläufiger Verkaufszahlen auf einen als Investigativjournalismus verbrämten Kampagnenjournalismus?


Apollo-News kommentieren die jüngsten Entwicklungen so:

Der Fall Rammstein zeigt einmal mehr, wie sehr die Unschuldsvermutung medial erodiert ist. Mit immer neuen, halb belegten, halb spekulierten Anschuldigungen griff die Presse Lindemann an, wollte ihn regelrecht abschießen. Ohne eine echte Überprüfung abzuwarten, wurde er gesellschaftlich vernichtet und die Beweispflicht kurzerhand auf den Kopf gestellt. Was bleibt, ist ein undurchsichtiger Nebel – aber vor allem: Keine Beweise. Juristisch kann man Lindemann nichts vorwerfen. Das ist jetzt klar und das ist die entscheidende Frage. Unendliche Spekulationen, halb gare Gerüchte und Fantasien über das unappetitliche Sexleben von Prominenten überlies man bisher zurecht der Yellow Press. Doch unter dem politischen Deckmantel der "MeToo"-Bewegung hat sich genau diese Form des Journalismus in die sogenannten Qualitätsmedien eingeschlichen. Mehr als Klatsch-Presse, die billige Sexgeschichten verkaufen will, war aber am Ende nicht dran an der Rammstein-Affäre.


Bei Tichys Einblick schließlich heißt es:

Was bleibt, ist kein Till Lindemann-Skandal, sondern ein Presse-Skandal. Unreflektiert wurden Rammstein und Till Lindemann diffamiert und für schuldig befunden, bevor selbst eine Anklage erhoben wurde. Wissentlich schufen Journalisten eine Atmosphäre, in der jede Erzählung aus der Vergangenheit Till Lindemanns gierigst aufgegriffen und verbreitet wurde, fernab von allen journalistischen Standards unabhängiger Überprüfung von Fakten. Die Presse erhob sich zu Kläger und Richter zugleich und war bereit für die Demonstration ihrer eigenen Macht die Karrieren der Bandmitglieder zu opfern und dabei Frauen zwar zur Steigerung ihrer eigenen Auflage aussagen zu lassen, nicht aber dafür zu sorgen, dass diese einer rechtsstaatlichen Überprüfung standhalten würden.

Und die Amadeu Antonio Stiftung? Die sitzt nach wie vor auf über 826.000€ an Spendengeldern für die finanzielle Unterstützung "mutmaßlich Betroffener", falls diese vor Gericht ziehen wollen. Womöglich beteiligte man sich freundschaftlich sogar an den Kosten, die die Werbeträger der Aktion, Shyx und Lynn, machten, als sie gerichtlich mit Unterlassungserklärungen durch die Anwälte Till Lindemanns konfrontiert wurden. Doch der Rest dürfte fester denn je zuvor auf dem Konto der Stiftung liegen. Die Einstellung des Ermittlungsverfahrens durch die Staatsanwaltschaft Berlin ist nur die neueste Bestätigung dafür, dass diese Gelder wohl von Anfang an für eigene Zwecke angeworben wurden, da es bis auf eine verantwortungslose Berichterstattung in der Presse nie einen greifbaren Hinweis dafür gab, dass irgendein "mutmaßliches Opfer" von Till Lindemann diesen jemals klagen würde. Dies ist, neben dem Presse-Skandal, der zweite große Skandal: Eine Stiftung, die vorgab, Spenden für Opfer zu sammeln, um diese letztendlich dem "satzungsgemäßen Zweck" zur Unterstützung linksradikaler Aktivistinnen zuzuführen. Jetzt wo die Staatsanwaltschaft Berlin mit Till Lindemann fertig ist, sollte sich mal jemand die Journalisten von SZ, NDR und Spiegel, sowie die Amadeu Antonio Stiftung genauer ansehen.


Lindemann selbst hat gestern auf Instagramm ein kurzes Statement hinterlassen: "Ich danke allen, die unvoreingenommen das Ende der Ermittlungen abgewartet haben."

Gern geschehen.



Dienstag, August 29, 2023

Neue Studie: Frauen neigen mehr zu "bösartiger Untreue" als Männer

* Triggerwarnung: Die heutige Medienschau ist nichts für Leser, die ihre rosarote Brille beim Blick auf Frauen gerne behalten möchten.



1. Die Website Psypost, wo es um Erkenntnisse in der psychologischen Forschung geht, berichtet:

Eine neue Studie, die in der Zeitschrift Sexual and Relationship Therapy veröffentlicht wurde, untersuchte körperliche, emotionale und böswillige Untreue im Zusammenhang mit dem Geschlecht und der dunklen Tetrade der Persönlichkeit. Die Ergebnisse zeigen, dass Narzissmus die emotionale Untreue vorhersagt, während hoher Sadismus und Geschlecht die böswillige Untreue vorhersagen.

"Unsere leitende Forscherin Dr. Evita March hat zuvor die Auswirkungen der Variablen der Dunklen Tetrade (Narzissmus, Psychopathie, Machiavellismus und Sadismus) auf verschiedene zwischenmenschliche Beziehungsvariablen untersucht, darunter 'Phubbing' (Brüskieren am Telefon), Cyberstalking von Intimpartnern und die asoziale Nutzung von Tinder", sagte Dr. Alex Poll, Dozent an der Federation University.

"Als wir diese Forschung ausweiten wollten, um die Rolle der dunklen Tetrad bei der Untreue in Beziehungen zu untersuchen, wurde klar, dass es notwendig war, verschiedene Arten der Untreue zu berücksichtigen. In früheren Untersuchungen wurde zwischen körperlicher/sexueller Untreue und emotionaler Untreue unterschieden, aber wir haben dies erweitert, indem wir auch böswillige Untreue einbezogen haben, die wir als Untreue definieren, die durch Rache und die Absicht, dem Partner Schaden zuzufügen, motiviert ist."

Insgesamt 240 australische Personen im Alter von 18 bis 67 Jahren nahmen an dieser Untersuchung teil. Die Teilnehmer machten demografische Angaben. Anschließend füllten sie die kurze Messung der dunklen Triade aus, die Narzissmus, Machiavellismus und Psychopathie erfasst (z. B. "Ich räche mich gerne an Autoritäten"); die kurze Skala der sadistischen Impulse, die Sadismus misst (z. B. "Ich würde gerne jemanden körperlich, sexuell oder emotional verletzen"); und Messungen der körperlichen (z. B. Sex), emotionalen (z. B. Online-Flirts) und böswilligen Untreue (z. B. Betrug aus Rache).

Die Forscher fanden heraus, dass Teilnehmer mit einem hohen Psychopathiewert mit größerer Wahrscheinlichkeit körperliche und emotionale Untreue begangen haben. Außerdem waren sowohl hohe Psychopathie- als auch Sadismuswerte prädiktiv für böswillige Untreue. Auch ein hoher Narzissmus erklärte einen Teil der Unterschiede bei der emotionalen Untreue. Machiavellismus bot keine Vorhersagekraft für körperliche oder emotionale Untreue über die anderen Merkmale der Dunklen Tetrade hinaus.

"Untreue in Beziehungen kommt relativ häufig vor, und frühere Untersuchungen ergaben, dass sie in etwa 25 % der verheirateten heterosexuellen Beziehungen vorkommt. Unsere Studie hat ergeben, dass sich die Motive für Untreue je nach Art der Untreue unterscheiden", so Poll gegenüber PsyPost.

"Zum Beispiel können Nervenkitzel und Impulsivität (d.h. Psychopathie) oder die Freude daran, andere zu verletzen (d.h. Sadismus), zu böswilliger Untreue führen, während ein Gefühl der Überlegenheit (d.h. Narzissmus) zu emotionaler Untreue führen kann. Da Untreue einer der Hauptgründe für Paare ist, eine Beziehungsberatung aufzusuchen, kann es für den Beratungsprozess von Vorteil sein, wenn die Berater die verschiedenen Motivationen für die verschiedenen Arten der Untreue besser verstehen", erklärte die Forscherin.

Interessanterweise fanden die Forscher bei der Kontrolle der Varianz, die durch die Dunkle Tetrade erklärt wird, heraus, dass Frauen eher zu böswilliger Untreue neigen als Männer (d. h. Betrug als eine Form der Rache oder Betrug, um dem Partner Schmerzen zuzufügen).




2. "Die friedfertige Frau halte ich für eine Legende" erklärt die feministische Kriminologin Monika Frommel in einem Interview mit der "Zeit":

ZEIT ONLINE: Frau Frommel, derzeit gibt es einen regelrechten Hype um die "kriminelle Frau": Bücher über Psychopathinnen, True-Crime-Serien über Killerfrauen, Ausstellungen zur Geschichte der weiblichen Kriminalität. Was sagen Sie als feministische Kriminologin dazu?

Monika Frommel: Ich bin irritiert. Kriminalität ist nichts Positives, was man anstreben sollte, sondern ein negatives Gut. Als ich Anfang der Neunzigerjahre Hochschullehrerin geworden bin, hieß es in der Mainstream-Kriminologie, Frauen seien schwach und passiv und würden deswegen seltener kriminell werden. Das war ein bösartiges Stereotyp, das heute auch niemand mehr so vertreten würde. Wenn man allerdings heute die kriminelle Frau bejubelt, kann ich dem genauso wenig abgewinnen. Für mich gilt heute wie damals: Es ist eine Stärke der Frauen, dass sie mehr Impulskontrolle haben und weniger kriminelle Delikte begehen.

ZEIT ONLINE: Frauen sind friedlicher?

Frommel: Nein. Die friedfertige Frau halte ich für eine Legende und den aggressiven Mann auch. Kriminalität hängt nicht von bestimmten Charaktereigenschaften ab. Gewalt ist attraktiv, wenn man sich damit durchsetzen kann. (…) Heutzutage werden Frauen ständig zu Opfern erklärt, das ist eine völlige Realitätsverkennung. Frauen werden nicht kriminell, weil sie Opfer sind. Es hat ganz einfach individuelle Gründe. Auch bei Frauen gibt es Affekte wie Zorn, Gier oder auch einen gewissen Sadismus. Und natürlich können sie das auch auf eine kriminelle Art und Weise ausleben. Aber wir müssen doch zur Kenntnis nehmen, dass die meisten Frauen kein Interesse an kriminellen Subkulturen haben, sondern am legalen Aufstieg. Sie haben auch kein Interesse daran, sich gewaltsam durchzusetzen. Sie setzen sich auf andere Weise durch – und die meisten Männer in der Regel auch. Das heißt, die meisten Männer und Frauen unterscheiden sich nicht so sehr voneinander. Nur eine kleine Gruppe der Männer ist besonders auffällig. Die Geschichte von der Frau als Opfer stimmt so pauschal, wie sie immer wiederholt wird, nicht.

ZEIT ONLINE: Trotzdem sind die Geschlechterverhältnisse ungleich. Sie haben ja selbst die Frauenfeindlichkeit in der organisierten Kriminalität erwähnt.

Frommel: Ja, aber wenn wir uns die legale Welt anschauen, dann sind Frauen seit 70 Jahren damit beschäftigt, aufzusteigen, und ihnen steht dabei auch nichts mehr im Wege. Im Gegenteil! Frauen haben bessere Schulnoten, sie studieren, sie werden gefördert. Frauen müssen heute keine formalen oder institutionellen Hürden mehr überwinden, um aufzusteigen oder sich zu entfalten. Die klassischen, patriarchalen Strukturen sind abgeschafft worden. Wir sollten aufhören, sie ständig herbeizureden.


Es freut mich sehr, dass kaum mehr als 20 Jahre nach meinem Buch "Sind Frauen bessere Menschen?" die ersten Feministinnen in der Wirklichkeit angekommen sind.



3. Unter der Schlagzeile "Suche Versorger, biete Sex" berichtet "Die Welt" über weibliche Pick-up-Artists:

„Wie bekommst du einen Mann dazu, dir Geld zu geben, ohne dich dabei schlecht zu fühlen?“ Wenn Shera Seven zu ihren Followerinnen spricht, dann spricht sie mit katzenhaftem Desinteresse: Schmollende Lippen, Blick nach unten, ihre Ausführungen unterbrochen von gelegentlichem idiosynkratischen Glucksen, Freude über die eigene Gnadenlosigkeit, vielleicht auch über die Einfachheit der Männer. Immer mal wieder nimmt sie mit selbstzufriedenem Schlürfen einen Schluck von ihrem Getränk.

Wie zieht man also dem Mann das Geld aus der Tasche? „So.“ Im Folgenden beschreibt Shera Seven, wie sie ihren Partner dazu kriegen würde, ihr eine größere Summe Geld auszuhändigen: Ihm vorzuschlagen, er solle jetzt mit ihr zum Geldautomaten gehen und so viel Geld abheben, wie er wolle, das sei eine Art Kink, also ein Fetisch, von ihr. Die Forderung dann spielerisch zurücknehmen, vom ersten Moment an Verführung anzudeuten und so weiter. „Du musst deine Schüchternheit überwinden, verstanden?“, sagt sie, wieder an die Frauen gerichtet, die sie in Liebesdingen berät.

Verstanden. Nichts von dem, was Shera Seven predigt, ist neu. Die amerikanische Influencerin Shera Seven, mit bürgerlichem Namen Leticia Padua, ist eine Art Dating-Guru, das heißt, ihre Ratschläge, wie man sich auf der Suche nach einer funktionierenden Beziehung zu verhalten habe, erreichen Millionen Frauen, vor allem in den USA, aber auch weltweit. Ihr spezieller Zugang dabei ist, dass sie Frauen dazu rät, sich einen reichen Mann zu angeln, der in der Lage ist, die Kosten für ihr Leben komplett zu übernehmen.

(...) Shera Sevens durchaus unterhaltsame Ratschläge sind die Spitze eines Social-Media-Eisbergs, den das englischsprachige Internet gerade zu vermessen versucht: Gemeinsam mit anderen Influencerinnen mit Millionenreichweite steht sie für ein relativ neues Phänomen – den weiblichen Pick-Up-Artist.

Machten in den letzten zehn Jahren vor allem Männer wie Daryush Valizadeh, Julian Blanc oder der notorische und sich gerade vor Gericht wegen Vergewaltigung und Menschenhandel verantwortende Andrew Tate mit diesem Label auf sich aufmerksam, wird es nun Influencerinnen wie Padua oder der 23-Jährigen, die unter dem Namen TheWizardLiz bloggt, zugeschrieben.

(…) Für Männer, die Pick-Up-Artist-Methoden verwenden, bedeutet das eigentlich immer Sex, oder wahlweise vielleicht, wenn der Mann stark verunsichert oder gar ein Incel, also einer jener „unfreiwillig enthaltsamen“ Männer, die sich mittlerweile als Bewegung verstehen, ist, überhaupt „eine Frau zu bekommen“.

Für Frauen bedeutet es dieser Tage anscheinend, und hier wird es interessant: finanzielle Umsorgung. Alle der aktuell gehypten Accounts, von Shera Seven über TheWizard Liz bis hin zum 27-jährigen New Yorker Dating-Coach May Kalinu, alle diese in den letzten Jahren und Monaten extrem erfolgreich gewordenen Frauen wollen anderen Frauen dabei helfen "nach oben zu heiraten", "wie eine Prinzessin umsorgt zu werden", sich einen Mann mit "Provider-Mindset", also mit "Versorger-Mentalität" zu angeln.

Der Weg dahin reicht von "sich in der Afterwork-Hour allein in eine Bar setzen, in der wohlhabende Männer unterwegs sind" (Shera Seven) über – wenn man sich den Mann dann schon geangelt hat – "subtil anzudeuten, dass deine Exfreunde in der Vergangenheit für alle deine Kosten aufgekommen sind" (The Wizard Liz). Denn Männer, so die Logik dahinter, glaubten, es genüge, um eine Frau an sich zu binden, "genau ein kleines bisschen besser" als ihr Ex zu sein.

Erzähle man seinem neuen Mann nun von der desolaten und missbräuchlichen Beziehung, aus der man gerade komme, gelange er zu der Schlussfolgerung, es reiche, wenn er nicht ebenfalls gewalttätig werde. Setze man seine Erwartungen aber höher an und mache von Anfang an subtil klar, dass man grundsätzlich erwarte, dass der Partner für alle Rechnungen und Alltagskosten aufkomme, werde sich der Mann danach richten.

Den Dating-Influencerinnen gemein ist ein völlig desillusioniertes Männerbild: Männer würden einen nicht lieben, sondern nur begehren, man tue Männern nichts an, wenn man sie im beschriebenen Sinne manipuliere, im Gegenteil, sie würden das erwarten und es genießen, es sei ihnen klar, dass sie in eine Frau Geld investieren müssten.




4. Mit "Boah, ist das gut" macht mich einer meiner Leser auf ein Youtube-Video aufmerksam, das sich mit dem Verhalten von Luke Mockridges Ex-Partnerin beschäftigt. Auch die unsägliche Berichterstattung des Magazins SPIEGEL wird erwähnt.

Hat man eigentlich schon was von Maren Kroymann und Hazel Brugger gehört, die gegen Mockridge sehr heftig zu Felde gezogen sind? Gibt es da eine Klarstellung, eine Bitte um Entschuldigung oder irgendetwas in dieser Art? Ich wüsste nicht.



Montag, August 28, 2023

Streit ums Umgangsrecht: Trauriges Nachspiel für ausgegrenzten Vater

1. Die Lauenburgische Landeszeitung berichtet:

Als Thomas Prantner vor einem Jahr das Buch "Briefe an meine Kinder" veröffentlichte, war das ein Hilfeschrei. Drei Jahre lang hatte er seine Tochter und seinen Sohn damals nicht nicht gesehen. Da nutzte es ihm gar nichts, dass ihm ein unabhängiges Gutachten die bewusste Entfremdung der Kinder bestätigte. Irgendwann – so richtete man ihm aus – wollten sie ihn gar nicht mehr sehen. Der Vater war ihnen in der langen Zeit der Trennung fremd geworden.

Mit der Resonanz auf sein Buch hatte Thomas Prantner nicht gerechnet. Immerhin hatte der Hamburger Unternehmer, der in Lauenburg das Restaurant "Elbterrasse" betreibt, bis dahin mit dem Schreiben nichts am Hut gehabt. Hunderte betroffene Mütter und Väter meldeten sich bei ihm. Er wurde ins SAT.1 Frühstücksfernsehen eingeladen, gab Radiointerviews und stellte sich den Fragen von Zeitungsreportern. Selbst die Politik nahm Notiz von ihm. Die FDP-Bundestagsfraktion lud ihn nach Berlin zu einer Klausurtagung ein. Er hatte in ein Wespennest gestoßen.

Als unverheirateter Vater hatte er nach der Trennung durch alle Instanzen gehen müssen, bis er den Richterspruch des gemeinsamen Sorgerechtes in der Tasche hatte. Jetzt hat sein Gang an die Öffentlichkeit für ihn ein böses Nachspiel.


Hier geht es weiter.



2.
Die Sprecherin der Volksinitiative "Schluss mit Gendersprache in Verwaltung und Bildung", Sabine Mertens, hat ihr Amt mit sofortiger Wirkung niedergelegt. Nach teils harten persönlichen Angriffen von außerhalb der Initiative ziehe sie sich aus gesundheitlichen Gründen zurück, erklärte sie am Freitag in einer Mitteilung. "Sprache ist und bleibt eine Herzensangelegenheit für mich." Doch die Angriffe hätten enorme Auswirkungen auf ihre Gesundheit. "Ein zu hoher Preis für mich persönlich. Für die nächsten Etappen – Volksbegehren und schließlich Volksentscheid – braucht es frische Energie, deshalb gebe ich den Staffelstab weiter."


"Die Welt" berichtet.



3. Incels dienen in den Leitmedien und im feministischen Lager – etwa bei Veronika Kracher und Susanne Kaiser – ebenso sehr als Feindbild zum Draufhauen wie Männerrechtler. Wieder und wieder wird diese Gruppe als Bedrohung phantasiert. Nun zeigt eine relativ aktuelle Studie: Incels sind im Schnitt WENIGER aggressiv und gewalttätig als der Durchschnitt.

Entgegen der weit verbreiteten Meinung gibt es empirische Belege dafür, dass Incels nicht besonders gewaltbereit sind. Die Gewaltbereitschaft der Incels scheint im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung relativ gering zu sein.




4. Die Website hochstritig.org beschäftigt sich mit Bezug auf einen WDR-Podcast mit der Situation, wenn falsche Gewalt- und Missbrauchsvorwürfe erhoben werden.



5. Tamara Wernli hat auf Youtube die 15 auffälligsten Doppelstandards gegen Männer zusammengestellt.



Freitag, August 25, 2023

Kulturmagazin fordert: Lasst Männer für Männer sprechen!

Wer in den letzten Jahren den Buchmarkt beobachtet hat, dem fällt auf: Ja, es gibt Bücher über Männer, aber damit diese wirklich von den Medien massenhaft positiv besprochen werden und damit eine Chance auf Erfolg haben können, müssen sie von Frauen geschrieben worden sein, etwa von Sophie Passmann und Caitlin Moran. Maskulistische Literatur hingegen wird dort totgeschwiegen, und Männerrechtler kommen in den Leitmedien bestenfalls als Feindbild vor. Ein Zufall ist das nicht: Seit dem Aufkommen des Feminismus zählt der weibliche Blick auf Männer weit mehr, als das, was Männer über ihr eigenes Geschlecht berichten. Das britische Kulturmagazin The Critic macht dieses absonderliche Missverhältnis zum Thema.



Frauen schreiben immer häufiger über Männerthemen. Artikel in typischerweise feindseligen Publikationen haben an Sympathie gewonnen, während das Einkommen und das Bildungsniveau von Männern gesunken sind und Selbstmorde Rekordhöhen erreicht haben. Ich möchte dies nicht entmutigen. Es könnte auf einen bevorstehenden Waffenstillstand im Krieg der Geschlechter hindeuten - am Vorabend der Verknappung unseres Soldatenangebots. Warum aber lassen Medien die Diskussion von Männerthemen nur zu, wenn sie durch die Filter des Feminismus laufen?

Caitlin Morans Buch, in dem sie Jungen rät, sich wie Mädchen zu verhalten, um weniger depressiv zu sein, ist glücklicherweise untypisch für den Ton dieses Trends. Andere haben sich bescheiden und einfühlsam gezeigt. Das Video von Shoe0nHead über männliche Einsamkeit, in dem sie die mangelnde Bereitschaft ihrer linken Mitstreiter beklagt, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen, wurde mehr als eine Million Mal aufgerufen. In einem Thread hat sie tragische Erfahrungsberichte aus den Kommentaren zusammengestellt. Die durchgängigen Themen sind die Unzufriedenheit mit den Möglichkeiten ihrer Beschäftigung, keine intimen Beziehungen und Drogenabhängigkeit, um den Schmerz zu lindern.

Das sollte niemanden überraschen: Der Anteil der Männer, die angeben, keine Intimpartner zu haben, hat sich innerhalb eines Jahrzehnts verdreifacht. Fünfzehn Prozent geben an, auch keine Freunde zu haben. Viele Männer leiden unter einem lähmenden Gefühl der Gleichgültigkeit gegenüber ihrer Existenz, das Frauen mit engeren Freundeskreisen, kultureller Ermächtigung und einer Flut von männlicher Online-Aufmerksamkeit völlig fremd ist.

Nina Power stellt in ihrem Buch die titelgebende Frage "Was wollen Männer?" Einige antworteten ihr mit "Bier", "Sex" und einem "Schuppen". Sie fügte dieser Liste hinzu: "Väter haben und Väter sein" - eine Rolle, die in den letzten Generationen immer mehr an Bedeutung verloren hat. Mary Harrington plädierte in ihrem Buch "Feminismus gegen den Fortschritt" für Schuppen: Frauen sollten in reinen Männerräumen "Männer sein lassen", um die Solidarität zwischen den Geschlechtern wiederherzustellen - ein Auseinandergehen, um wieder zusammenzukommen.

In der Presse hat POLITICO eine Artikelserie mit dem Titel "The Masculinity Issue" veröffentlicht - verfasst von Frauen. Christine Emba fordert in der Washington Post die Schaffung einer "positiven Vision dessen, was Männlichkeit bedeutet, die besonders ist", die in der Lage ist, "die Besonderheit anzuerkennen, aber nicht zu pathologisieren", "weder neutral noch austauschbar mit der Weiblichkeit". Michelle Cottle schlug den Lesern der New York Times vor, dass Sport und Wettbewerb die Bindung, die den Männern fehlt, katalysieren könnten.

Diese Frauen schreiben lobenswert, mit Mitgefühl und Überzeugung. Das Gatekeeping ist nicht ihre Schuld. Was sagt es uns aber, wenn Männer Frauen um die Erlaubnis bitten müssen, ihre Anliegen zu äußern? Ist dies nicht vergleichbar mit der Position der Schwäche, aus der heraus Frauen um das Wahlrecht baten, was Feministinnen als Beweis für das Patriarchat anführen?

Obwohl Emba ein hilfreiches Dreiergespann sinnvoller Rollen für Männer formuliert - "Beschützer, Versorger, sogar Erzeuger" - räumt sie ein, dass sie als Frau "zögert, Lösungen zu formulieren". "Es gibt einen Grund, warum viele Texte über die Krise der Männlichkeit bei der Diagnose enden", sagt Emba. Ich schlage vor, dass das daran liegt, dass es Frauen sind, die das tun. Sie vermissen Aspekte der verkörperten Männlichkeit, die für sie unzugänglich sind. Ein Stratege der Demokraten sagte Emba zur geschlechtlichen Unspezifität gut gemeinter Interventionen: "Wenn man die Spezifität weglässt, fühlen sich die Menschen weniger gesehen". Repräsentation ist auch für Männer wichtig.

Ein unvollständiges Bild von Männlichkeit und Tugend wird derzeit von denjenigen propagiert, die in der Manosphäre die meisten Blicke auf sich ziehen. Beliebte Podcasts und Persönlichkeiten wie Pearl Davis bieten kein gesundes Modell der sexuellen Komplementarität. Wenn vollendete Patriarchen verfolgt und von der Öffentlichkeit ausgeschlossen werden, ist es dann verwunderlich, dass anderswo im Internet Ressentiments mit geringerer Entschlossenheit geschürt werden? Wenn männliche Kompetenz als Beweis für verschwörerische Unterdrückung gegeißelt wird, ist es dann verwunderlich, dass sich Männer von der Teilnahme an der Zivilisation zurückziehen? Die Progressiven haben männliche Kompetenz ein Jahrzehnt lang als "toxische Männlichkeit" verunglimpft. Wie können sie sich jetzt schämen, wenn Männer vom (latent homoerotischen) neoklassischen Vitalismus des Bronze Age Pervert oder dem darwinistischen Proto-Warlordismus von Andrew Tate angezogen werden? Die Natur verabscheut ein Vakuum. Das Establishment, das die unerbittliche Ermächtigung der Frauen vorantreibt, hat eines für männliche Mentoren geschaffen.

Trotz all seiner betrügerischen und pornografischen Fehler findet Tates Botschaft Anklang, weil er die Gleichgültigkeit der Welt gegenüber Männern anerkennt. Er fordert sie auf, sich durch harte Arbeit und im Kampf zu beweisen. Emba sagte gegenüber Vox: "Wenn die progressive Linke sagt: Wir werden dir das nicht sagen, sei einfach ein guter Mensch, du brauchst keine Regeln. Und dann sagen junge Männer: Nein, ich frage euch wirklich. Ich will wirklich Regeln, dann werden diejenigen, die die Regeln machen, die Herzen der Männer beherrschen."

Wenn Frauen den Männern helfen und sie sogar lieben wollen, können sie Folgendes tun, um zu helfen.

Erstens könnten Frauen maßvolle Erwartungen an Männer stellen, um sich eine Beziehung zu ihnen zu verdienen. Das setzt voraus, dass sie nicht mit den gleichen Kriterien mit den Männern konkurrieren, die diese für eine geeignete Partnerin hegen. Der liberale Kapitalismus ist das, was Power eine "Geschwistergesellschaft" nennt: Männer und Frauen teilen sich geschlechtsneutrale Arbeitsbereiche und soziale Umgebungen und leben häufiger zusammen als je zuvor. Im Kampf um dieselben Ressourcen, Möglichkeiten und Formen der Selbstbestimmung sind wir eher wie Kain und Abel als Adam und Eva. Da wir miteinander konkurrieren, sind wir uns ähnlicher und fühlen uns deshalb weniger zueinander hingezogen als je zuvor.

Dies verschärft die Geschlechterunterschiede an den Enden der Verteilungsskala. Diese Extreme beeinträchtigen die natürliche Hypergamie der Frauen bei der Auswahl eines Mannes, mit dem sie sich niederlassen wollen. Die Triple-Six-Regel (Körpergröße, Einkommen, Zentimeter) macht den Dating-Pool so seicht, dass gut verdienende attraktive Frauen ohne viele Heiratskandidaten dastehen. (Daher ist die Ehe zunehmend den Reichen vorbehalten.) Etwas ist schief gelaufen, wenn die Daten von Partnervermittlungsseiten zeigen, dass Frauen 80 Prozent der Männer unterdurchschnittlich attraktiv finden. Diese statistische Unmöglichkeit ist eine Folge verzerrter Wahrnehmungen. Wie Harrington fordert, besteht die Formel für eine erfolgreiche Beziehung darin, sich jemanden auszusuchen, der "gut genug" ist, um da zu sein, wenn es darauf ankommt.

Diese Solidarität sollte während der gesamten Phase des Werbens hergestellt werden. Das Risiko liegt größtenteils bei den Männern, wenn es darum geht, romantisches Interesse zu wecken. Norah Vincent beobachtete dies, als sie achtzehn Monate lang als Mann verkleidet lebte. Sie war selbst lesbisch und ärgerte sich über die Verachtung der Frauen, wenn sie sich ihnen als Mann näherte. In ihrem Buch "Self Made Man" schrieb Vincent:

"Es ist ein Wunder, dass Männer und Frauen überhaupt zusammenkommen. Ihre Signale sind zwangsläufig gekreuzt, ihre Verhaltensweisen sind von Anfang an gegensätzlich. [ ... ] Während bei den Männern, die ich als Ned kennenlernte und mit denen ich befreundet war, die Unschuldsvermutung galt - das heißt, du bist ein guter Kerl, bis du das Gegenteil bewiesen hast -, galt bei Frauen oft die Schuldvermutung. 'Bestehe meinen Test und dann werden wir sehen, ob du meiner würdig bist', war die implizite Botschaft, die mir entgegenschlug. Und das von Frauen, die nachweislich wenig zu bieten hatten. 'Sei unbeschwert', sagten sie, obwohl sie selbst so beschwingt waren wie Bleizeppeline. 'Sei freundlich', forderten sie in schroffstem Ton. 'Sei nicht so wie die anderen', meinten sie, während sie mich vorher praktisch als solche Männer verurteilt hatten."

Frauen haben zu Recht Angst vor den körperlichen Risiken, die mit der Annäherung durch fremde Männer verbunden sind. Eine Kultur, die auf einen unbeholfenen Annäherungsversuch mit der Schuldvermutung reagiert – oder, wie mir in der Talkshow von Piers Morgan gesagt wurde, "Männer sollten Angst haben" – hält die meisten guten Männer davon ab, Frauen zu treffen, die sagen, dass sie gerne angesprochen werden wollen. Es würde viel dazu beitragen, ein wenig mehr Verständnis für den Mut aufzubringen, den Männer aufbringen müssen, um sich dem Gorgonenblick einer möglichen Zurückweisung zu stellen.

(…) Vor allem könnten die Frauen für die Vorschläge der Männer, wie wir unsere Probleme selbst lösen können, offener sein. Kelly Jay Keen hat tapfer dafür gekämpft, "Frauen zu Wort kommen zu lassen", indem sie Bedenken gegen das Eindringen von Männern in ihre geschützten, nach Geschlechtern getrennten Räume äußerte. Wenn es um Männer geht, würden wir das auch gerne tun.




Donnerstag, August 24, 2023

Fehlerhafte MeToo-Berichte? Autor Schirach plädiert für Millionenstrafen

1. Mehrere Medien berichten, darunter "Die Welt":

Der Jurist und Schriftsteller Ferdinand von Schirach („Der Fall Collini“) warnt im Zuge der MeToo-Debatte (…) vor medialen Vorverurteilungen. "Die Berichterstattung über MeToo-Fälle entwickelt sich zum Beispiel in den sozialen Medien zu einer Horrorgeschichte", sagte Schirach dem Magazin "Stern". Dort werde nicht abgewogen, sondern alles von Emotion und Trieb gesteuert.

Für Betroffene könne das verheerende Folgen haben: "Diejenigen, über die berichtet wird, sind verloren, selbst wenn keine Anklage erhoben wird", sagte der frühere Strafverteidiger, dessen Bücher sich mehr als zehn Millionen verkauft haben.

Der 59-Jährige sprach sich für eine neue Form der Sanktion aus: Falls eine unzutreffende Berichterstattung dazu führe, dass das Ansehen eines Betroffenen erheblich geschädigt wird, sollten Gerichte Millionenstrafen gegen die verantwortlichen Medien verhängen können.

Texte über MeToo-Fälle würden dadurch am Ende glaubwürdiger, weil die Leser wüssten, was für das Medium auf dem Spiel stehe, erklärte der Autor.




2. Die Schauspielerin Jennifer Aniston rechnet mit der Cancel Culture ab:

"Ich hab die Cancel Culture so satt. Wahrscheinlich werde ich gerade gecancelt, weil ich das sage. Ich verstehe einfach nicht, was es bedeutet", sagte Aniston in einem Gespräch mit dem Wall Street Journal. Die 54-Jährige fügte hinzu: "Gibt es keine Wiedergutmachung? Ich weiß nicht. Ich stecke nicht jeden in den Korb von Harvey Weinstein."




3. In Großbritannien hat ein Mann einen Prozess wegen sexueller Diskriminierung gewonnen:

Das einzige männliche Mitglied eines staatlichen Gesundheitsteams hat einen Fall von Diskriminierung aufgrund des Geschlechts gewonnen, nachdem seine Chefin ihm vor einem Raum voller Frauen gesagt hatte, er solle "seinen Mann stehen".

Die leitende Angestellte Lisa Sanchez schloss Pete Marsh absichtlich aus, als sie beim Verlassen einer Sitzung "Auf Wiedersehen, meine Damen" sagte, weil sie eine "wachsende Feindseligkeit" ihm gegenüber hegte, entschied ein Arbeitsgericht.

Pete Marsh, der seit mehr als 20 Jahren im Gesundheitswesen arbeitet, sagte, er habe es satt, als einziger Mann im Team die "Zielscheibe von Witzen" zu sein.

Das Gericht entschied, dass diese Kultur von den Vorgesetzten toleriert wurde, einschließlich der Dienststellenleiterin Frau Sanchez, die sich den Bemerkungen angeschlossen hatte.

Nachdem seine internen Beschwerden über Mobbing abgewiesen wurden, hat Herr Marsh den NHS nun erfolgreich wegen Diskriminierung aufgrund des Geschlechts verklagt und darf nun eine Entschädigung erwarten.




Mittwoch, August 23, 2023

Neue Studie: Männer unterschätzen feindseligen Sexismus ihrer Partnerin

1. Die Website Psypost, die über Erkenntnisse in der psychologischen Forschung informiert, berichtet in einem aktuellen Beitrag über eine neue Untersuchung zum Sexismus. Dabei unterscheiden die Forscher "wohlwollenden Sexismus" (Frauen bzw. Männer werden als besonders toll eingeschätzt) und "feindseligen Sexismus" (Frauen bzw. Männer werden abgewertet).

Neue Forschungsergebnisse geben Aufschluss über die verzerrte Wahrnehmung sexistischer Einstellungen in heterosexuellen Intimbeziehungen. Die Studie, die im Journal of Social and Personal Relationships veröffentlicht wurde, ergab, dass Frauen dazu neigen, den feindseligen Sexismus ihrer Partner zu überschätzen und den wohlwollenden Sexismus zu unterschätzen. Umgekehrt neigen Männer dazu, den feindseligen Sexismus ihrer Partnerin zu unterschätzen und den wohlwollenden Sexismus zu überschätzen.

(…) "Sexistische Einstellungen haben wirklich wichtige Auswirkungen auf intime Beziehungen zwischen Männern und Frauen", erklärten die Studienautorinnen Nina Waddell, eine Doktorandin, und Nickola Overall, die Leiterin des REACH-Labors an der Universität von Auckland.

Die Forscher konzentrierten sich auf zwei Formen sexistischer Einstellungen, die auf der Ambivalent Sexism Theory basieren. Feindseliger Sexismus spiegelt eine offenkundig negative Einstellung gegenüber Frauen [und Männern, A.H. ] wider. Wohlwollender Sexismus hingegen ist eine subtilere und oft gesellschaftlich akzeptiertere Form des Sexismus. Er beinhaltet die Überzeugung, dass Frauen zart und fürsorglich sind und von Männern beschützt werden sollten.


Der Artikel krankt hier daran, dass er Sexismus auf ein Problem mit weiblichen Betroffenen reduziert. Das wird im späteren Verlauf des Beitrags etwas besser werden:

Die Ergebnisse enthüllten interessante Muster der verzerrten Wahrnehmungen. Frauen neigten dazu, den feindseligen Sexismus ihres Partners zu überschätzen, was darauf hindeutet, dass sie mögliche Risiken im Zusammenhang mit frauenfeindlichen Einstellungen von Männern vorsichtig einschätzen. Andererseits neigten Männer dazu, den feindseligen Sexismus ihrer Partnerin zu unterschätzen, möglicherweise in der Annahme, dass Frauen weniger wahrscheinlich eine feindselige Haltung gegenüber dem männlichen Geschlecht einnehmen.

(...) "Was einige Leser überraschen mag, ist die Tatsache, dass auch Frauen sexistische Einstellungen haben und dass auch Männer auf diese Einstellungen ihrer Partner achten", so Waddell und Overall gegenüber PsyPost. "Wohlwollender Sexismus vermittelt Frauen, dass die Einhaltung traditioneller Geschlechterrollen mit einem ritterlichen und hingebungsvollen Partner belohnt werden sollte, der bereit ist, sie zu versorgen und zu schützen. Dementsprechend wird der wohlwollende Sexismus von Frauen oft mit hohen und starren Erwartungen in Verbindung gebracht, was wiederum zu Unzufriedenheit und Ärger führt, wenn Männer diese Ideale nicht erfüllen. Das bedeutet, dass der wohlwollende Sexismus von Frauen ebenso wie der feindselige Sexismus von Männern zu Unzufriedenheit und Konflikten bei Frauen und ihren männlichen Partnern führen kann. Angesichts der negativen Folgen, die damit verbunden sind, dass die Erwartungen, die mit dem wohlwollenden Sexismus der Frauen verbunden sind, nicht erfüllt werden, sind Männer wahrscheinlich vorsichtig in ihrer Einschätzung des wohlwollenden Sexismus der Frauen. Insbesondere haben wir Hinweise darauf gefunden, dass Männer den Grad des wohlwollenden Sexismus ihrer Partnerin überschätzen, um den kostspieligeren Fehler zu vermeiden, die Erwartungen an die Erfüllung der traditionellen männlichen Rolle des engagierten und wohlwollenden Versorgers nicht zu erfüllen."


Der zu Beginn des Beitrags erwähnte "feindselige Sexismus" von Frauen (also: Männerhass) ist im zuletzt zitierten Absatz leider verloren gegangen. Dabei wäre es doch auch interessant zu erforschen, welche Auswirkungen Männerhass auf eine heterosexuelle Partnerschaft haben kann.



2. Der FOCUS berichtet:

Ein 18-Jähriger wird an einem Münchner U-Bahnhof stundenlang vergewaltigt - mutmaßlich von einem 20-jährigen Mann. Der Fall schockiert Deutschland und wirft ein Schlaglicht auf ein Tabu-Thema: sexuelle Gewalt an Männern.


Hier geht es weiter.

Auch die Redaktion des FOCUS hat ein Exemplar meines Buches zu diesem Thema erhalten. Auch von dort gibt es bis heute keinerlei Reaktion. Vielleicht weil darin nicht allein Männer als Täter vorkommen?



3. Mario Barth sorgt durch eine winzige Spitze gegen die Gendersprache für Unmut in den sozialen Medien:

"Es geht auch darum, dass ich nicht gender, weil ich einfach einen Schulabschluss habe." Damit sorgt Mario Barth für Lachen und Jubel im Publikum. Doch nicht überall kommt der Comedian mit dieser Gender-Aussage gut an. "Ok das wars. Sich in einer Prime Time Sendung als weißer hetero cis Mann übers Gendern lustig zu machen, ist absolut nicht lustig, sondern einfach nur respektlos", twittert ein Nutzer nach der Show. Daraufhin teilt ein User eine völlig andere Ansicht: "Wer gendert macht sich über die deutsche Sprache lustig. Schon mal daran gedacht?"




4. Eine gute Nachricht für Männer: Todesfälle durch Prostatakrebs können inzwischen durch MRI-Scans deutlich reduziert werden.



5. Ein älterer Artikel, den ich heute aber trotzdem mit hineinnehme: In Alberta, Kanada, hat ein Mann sein Geschlecht gewechselt, um nicht mehr bei der Autoversicherung benachteiligt zu werden.

David, der in Alberta lebt, sagt, dass er sich als Mann identifiziert. Sein von der Regierung ausgestellter Ausweis erzählt jedoch eine andere Geschichte.

Es begann damit, dass eine Versicherungsgesellschaft David einen Kostenvoranschlag unterbreitete - etwa 4.500 Dollar pro Jahr, wenn er den Chevy kaufen würde. David hatte eine Kollision und ein oder zwei Strafzettel in seiner Akte, was die Prämie in die Höhe trieb.

Dann hatte er eine Idee. Er fragte den Versicherer, wie hoch seine Kosten wären, wenn er eine Frau wäre. Man sagte ihm, dass seine jährliche Rechnung auf etwa 3.400 Dollar sinken würde - ein Unterschied von 1.100 Dollar.

"Darüber war ich ziemlich wütend. Und ich hatte keine Lust, mich noch mehr verarschen zu lassen", sagte er. "Also bat ich sie, mein Geschlecht in meiner Autoversicherung zu ändern, und sie meinte, das könnten wir nicht tun."

(…) David, der damals 23 Jahre alt war, sagte, er habe erfahren, dass er zunächst sein Geschlecht in seiner Geburtsurkunde und seinem Führerschein ändern musste, bevor er es in seiner Versicherungspolice angeben konnte, um einen günstigeren Tarif zu erhalten.

Nach einigen Nachforschungen stellte er fest, dass er ein ärztliches Attest brauchte, um der Regierung zu zeigen, dass er sich als Frau identifiziert, obwohl er das nicht tut.

"Es war ziemlich einfach", sagte er. "Ich habe ihn einfach danach gefragt und ihm gesagt, dass ich mich als Frau identifiziere oder gerne als Frau identifizieren würde, und er hat mir den gewünschten Brief geschrieben."

Nach den damals geltenden Vorschriften mussten Albertaner ein ärztliches Attest vorlegen, um die Geschlechtskennzeichnung in ihren Personaldokumenten zu ändern. Im Juni schaffte die Regierung das Erfordernis eines ärztlichen Attests für Erwachsene ab und erlaubte ihnen, ihre Geschlechtsangabe schlicht als M oder F zu deklarieren – oder als X für diejenigen, die nicht in eine streng männlich/weibliche Binärform passen.

David schickte den Zettel und andere Papiere an die Provinzregierung. Einige Wochen später erhielt er mit der Post eine neue Geburtsurkunde, die ihn als Frau auswies.

"Ich war ziemlich schockiert, aber auch erleichtert", sagte er. "Ich hatte das Gefühl, das System besiegt zu haben. Ich hatte das Gefühl, dass ich gewonnen habe."

Mit der neuen Geburtsurkunde in der Hand wechselte er seinen Führerschein und seine Versicherungspolice – alles, um etwa 91 Dollar im Monat zu sparen.

"Ich bin ein Mann, 100 Prozent. Rechtlich gesehen bin ich eine Frau", sagte er. "Ich habe es für eine billigere Autoversicherung getan."

(…) Im Jahr 2011 entschied das höchste Gericht der Europäischen Union, dass die langjährige Praxis der Versicherungsbranche, unterschiedliche Tarife für Männer und Frauen zu berechnen, "eine Diskriminierung darstellt". Der Europäische Gerichtshof wies die Branche an, die Berücksichtigung des Geschlechts unter anderem aus Auto-, Lebens- und Krankenversicherungsplänen zu streichen.




Dienstag, August 22, 2023

"Männerverachtend": Feministin zerreißt "Barbie"-Film

1. Clivia Koch, Präsidentin von Wirtschaftsfrauen Schweiz kritisiert den neuen "Barbie"-Film scharf:

So lebten die Puppen im Film "in einer unerträglich kitschigen Plastikwelt, in der die Farbe Rosa dominiert". Das Leben bestehe aus "stupiden Abläufen, aufgezwungener Freundlichkeit und dümmlichen Dialogen".

Das Patriarchat, also eine von Männern dominierte Welt, werde genauso klischeehaft und plakativ dargestellt wie das Matriarchat.

Die erste Hälfte spielt in der von Frauen regierten Barbie-Welt. Die zweite in der «echten» Welt.

Koch schüttelt den Kopf: "In der echten Welt stellt der Film das männliche Geschlecht dar, als ob jeder Mann Frauen als Objekt ansehe." Als wäre das nicht genug, würden «die Männer ausnahmslos als dumm, unbeholfen und komplett überflüssig dargestellt».

Die Produzenten nimmt Koch aufs Korn: Ihnen gehe es eher um ein Gegeneinander, statt um ein Miteinander.

Clivia Koch, eine Frau, die über 30 Jahre Erfahrung in Führungspositionen mit sich bringt, bemängelt: "In der Barbie-Welt werden alle Führungspositionen ausschliesslich von Barbies bekleidet. Qualifikation spielt definitiv keine Rolle."

Mit Hinblick auf die "echte" Welt moniert sie: "Natürlich gibt es Männer, die ihre Macht missbrauchen. Aber daraus ableiten zu wollen, dass Männer für jedes Übel dieses Planeten verantwortlich sind, ist eindimensional gedacht."

Koch spricht von "Feminismus als Marketing-Instrument". Eine eigentlich wichtige Bewegung würde kommerziell ausgenutzt.

Männer und Frauen würden zudem einmal mehr in "klischeehafte Schubladen" gesteckt. Das ganze fühle sich an wie ein schlechter Marketing-Gag.

Der Barbie-Film tappe zudem in eine bekannte Falle: "Statt die Chance zu nutzen, die Rolle von Frauen und Männern differenziert, realitätsnah zu beleuchten, verfällt er in stereotype Darstellungen." Der Film sei "männerverachtend und ungewollt frauenverachtend".

Kochs Appell: "Es ist wichtig, dass wir als Gesellschaft lernen, über Stereotype und Klischees hinauszudenken und eine echte Gleichberechtigung anzustreben."'

Männer und Frauen dürften nicht in Schubladen gesteckt werden. So handle es sich immer um Individuen mit unterschiedlichen Stärken und Schwächen. "Nur so können wir eine wirklich gerechte und vielfältige Gesellschaft schaffen."


Das ist interessant. Einerseits ist das ziemlich exakt die Haltung der Männerrechtsbewegung. Andererseits kommt es von einer Feministin, und deshalb wäre jemand, der das anders sieht, ein Fall für die Meldestelle.



2. Nur noch 49 Prozent vertrauen ARD und ZDF. Bei den Anhängern der Grünen sind es 87 Prozent.



3. In der Münchner U-Bahn wurde ein junger Mann stundenlang vergewaltigt.



4. Die nächste Welle des Feminismus ist da: Hydrofeminismus.



5. Für die Berliner "taz" ist Anrempeln auf dem Bürgersteig ein feministischer Akt.



6. Toxische Weiblichkeit: Eine Mädchengruppe in Heilbronn soll über 20 Straftaten begangen haben – darunter sieben Körperverletzungen.



7. Eine Neuerscheinung im Buchhandel, die vor allem für linke Männerrechtler interessant sein könnte: Links ist nicht woke.



Montag, August 21, 2023

Reform geplant: Müssen Väter bald weniger Unterhalt zahlen?

1. Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) plant eine Reform des Unterhaltsrechts:

Das deutsche Unterhaltsrecht sei in die Jahre gekommen und ignoriere, dass viele Eltern ihre Kinder auch nach einer Trennung gemeinsam erziehen und betreuen, begründete der Justizminister den Vorstoß. "Ob ein Vater sich an einem oder an drei Tagen in der Woche um das Kind kümmert, hat in vielen Fällen kaum Auswirkungen auf den von ihm gezahlten Unterhalt." Das sei aus Sicht der Betroffenen ungerecht und "gerade auch mit Blick auf das Kindeswohl nachteilig", betonte Buschmann.


In einem Artikel von Sabine Menkens heißt es zu dieser Debatte:

Bei der Reform des Unterhaltsrechts deutet sich nun Bewegung an. "Das Bundesministerium der Justiz arbeitet intensiv an der Umsetzung dieser Vorhaben", teilte ein Sprecher mit. Es werde "nicht mehr lange dauern", bis konkrete Vorschläge vorgelegt würden. "Zentrales Ziel der Reform des Unterhaltsrechts wird es sein, die finanziellen Lasten der Kinderbetreuung fairer zu verteilen", so der Sprecher. Viele Eltern wollten heute auch nach einer Trennung oder Scheidung gemeinsame Erziehungsverantwortung wahrnehmen. Das geltende Unterhaltsrecht trage dem nicht hinreichend Rechnung.

(…) Das bisherige Unterhaltsrecht funktioniert dabei bis auf die wenigen Ausnahmen, in denen sich Trennungseltern die Betreuung genau hälftig teilen, nach dem "Alles-oder-nichts"-Prinzip: Ein Elternteil betreut, der andere zahlt Unterhalt. Dass ein Kind, das bei der Mutter lebt, auch im Haushalt des Vaters untergebracht und verpflegt werden muss, bildet die Unterhaltsregel nicht ab.

Für viele Unterhaltspflichtige wäre es daher wirtschaftlich eigentlich rationaler, sich gar nicht mehr um das eigene Kind zu kümmern. "Im aktuellen Unterhaltsrecht stellt der vollständige Rückzug aus der Betreuung die ökonomisch sinnvollste Option dar, da dann neben den Unterhaltszahlungen keine weiteren Kosten anfallen", sagt René Kuhlemann, stellvertretender Vorsitzender der Initiative Forum soziale Inklusion, die sich laut Selbstbeschreibung für gesellschaftliche Gleichberechtigung einsetzt. "Dies entspricht dem Rückfall in das Rollenmodell der 1950er-Jahre. Der gesellschaftliche Wunsch nach ,Care-Arbeit fair teilen’ kann in diesem Rechtsrahmen nicht erreicht werden."

Zudem berge das geltende Recht für Unterhaltspflichtige auch den Fehlanreiz, die Flucht in die Sozialsysteme anzutreten, warnt Kuhlemann. "Ein Unterhaltspflichtiger, der seine zwei Kinder mitbetreut, benötigt ein Netto-Einkommen von rund 2800 Euro, um finanziell besser gestellt zu sein als durch Aufstockung nach dem Sozialgesetzbuch II."

Mit jeder jährlichen Unterhaltsanhebung in der von den Oberlandesgerichten festgelegten "Düsseldorfer Tabelle" werde Erwerbsarbeit so für eine immer größere Gruppe von Einkommen ökonomisch sinnlos, da sie unabhängig vom Verdienst auf ihren Selbstbehalt von derzeit 1370 Euro zurückgeworfen seien, so Kuhlemann. "Selbstbehalt und Mindestunterhalt für zwei Kinder liegen bereits heute über dem durchschnittlichen Nettoeinkommen."




2. Schulschließungen während der ersten Welle der Corona-Pandemie haben zu einer massiven Verschlechterung der psychischen Gesundheit von Jugendlichen geführt. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie von Wirtschaftswissenschaftlern der Universität Konstanz in Kooperation mit dem Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE). Das Team untersuchte dabei explizit den Effekt der Schulschließungen auf die psychische Gesundheit von 11- bis 17-Jährigen. Jungen sind der Studie zufolge stärker betroffen gewesen als Mädchen.



3. MeToo nimmt kein Ende: Dem Sänger der radikal linken Band Feine Sahne Fischfilet wird seit Mai 2022 sexualisierte Gewalt vorgeworfen. Vor dem Konzert in Hamburg gibt es eine Kundgebung unter dem Motto "Keine Show für Täter". Die taz berichtet:

Hintergrund sind Vorwürfe gegen den Frontsänger Jan Gorkow, Spitzname Monchi, aus dem Mai 2022. Laut dem anonymen Blog "Niemand muss Täter sein" soll Monchi mutmaßlich sexualisierte Gewalt ausgeübt haben. Die Rede ist von insgesamt elf Personen, die betroffen gewesen sein sollen. Bislang bleiben sie anonym, die Fälle sind nicht bestätigt. (…) Im November 2022 stufte das Stralsunder Landgericht die Fälle als Verleumdung ein.

Der Blog mit den Vorwürfen war daraufhin nicht mehr online auffindbar. Mittlerweile ist er aber wieder online. In einem Interview mit dem Spiegel sagte Monchi im März 2023: "Wir kämpfen gegen Windmühlen, weil es nur anonyme Vorwürfe gibt." Ihm zufolge seien die Betreiber der Seite nicht erreichbar gewesen. Auch der Spiegel konnte nach eigenen Angaben niemanden erreichen. Die Gruppe, die nun zur Kundgebung aufruft, kritisiert die Band für ihren Umgang mit den Vorwürfen: "Bisher bestand die Reaktion auf die Vorwürfe unserer Wahrnehmung nach vor allem darin, die Vorwürfe abzustreiten."


~ Eine Band, die vage, anonym vorgebrachte Verleumdungen dreist bestreitet, gehört natürlich in Grund und Boden boykottiert. ~



4. Ein gelungenes Video über die Situation von Männern in unserer Gesellschaft: "Is Modern Society Hurting Masculinity?"



Freitag, August 18, 2023

Russland: Den Behörden bleibt nur, die Männer zum Krieg zu zwingen

1. Anderthalb Jahre nach dem Überfall auf die Ukraine gehen Russland die Männer aus, die sich mehr oder weniger freiwillig an die Front schicken lassen:

"Der sowjetische Soldat ist der billigste Soldat. Der geduldigste, der unprätentiöseste. Nicht versorgt, nicht geschützt. Reines Verbrauchsmaterial", schrieb die belarussische Schriftstellerin und Nobelpreisträgerin Swetlana Alexijewitsch über den Krieg in Afghanistan.

Der heutige russische Soldat steht dem sowjetischen kaum nach, er wird sogar noch schneller verbraucht. Journalisten der unabhängigen russischen Internetmedien "Medusa" und "Mediazone" haben errechnet, dass die russische Armee in den 15 Monaten vom 24. Februar 2022 bis Ende Mai 2023 47 000 Tote zu beklagen hatte – und das sind nur diejenigen, die identifiziert wurden. Das sind dreimal mehr als die sowjetischen Verluste während des Afghanistankriegs (1979–1989) und neunmal mehr als die Verluste der föderalen Truppen während des ersten Tschetschenienfeldzugs (1994–1996).

In vielen Städten reicht der Platz zum Sterben nicht mehr. In der Region Uljanowsk, in Rjasan, Krasnodar, Transbaikalien, Burjatien, Dagestan und anderen Regionen ist eine Friedhofskrise ausgebrochen. Viele werden auf dem Schlachtfeld zurückgelassen, und die Behörden haben es nicht eilig, die Leichen ihren Angehörigen zu übergeben.

Einerseits vertuscht die russische Regierung diese Verluste, indem sie die Veröffentlichung von Nachrufen verbietet und die Profile der Toten in den sozialen Netzwerken löscht; andererseits muss sie den Krieg heroisieren, und deshalb werden eilig Gedenkstelen errichtet, Gedenktafeln und -plaketten aufgestellt. Die Gesichter der gefallenen Soldaten werden mit Bannern dekoriert, die für Krieg und Beerdigungen werben, und die Fernsehpropaganda fordert dazu auf, keine Angst vor dem Tod zu haben.

Trotz schweren Verlusten wird die Armee, wenn auch mit Mühe, wieder aufgestockt. Diejenigen, die sich der Militärpflicht nicht entziehen können, werden gezwungen, Verträge mit dem Verteidigungsministerium zu unterzeichnen. Mobilisierte und Kontraktsoldaten werden nicht einfach aus dem Krieg entlassen. Die Soldaten müssen bis zum Tod oder bis zum Ende des Krieges kämpfen. Selbst diejenigen, deren Mobilisierung von einem Gericht für illegal erklärt wurde, werden nicht aus dem Krieg entlassen.

Die Ehefrauen und Mütter der mobilisierten Männer schreiben Petitionen, in denen sie fordern, "die Dienstzeit bei der Mobilmachung auf höchstens sechs Monate festzulegen". Doch meist werden die Frauen einer vom Westen bezahlten Hysterie beschuldigt. Besonders aktive erwarten Geldstrafen.

Die Schwerverletzten müssen nach kurzer Behandlung zurück an die Front. Es werden Diagnosen gefälscht, damit die Behörden nicht für die Verletzungen aufzukommen haben. Wie das russischsprachige estnische Internetmedium "Moschem Objasnit" ("Wir können es erklären") berichtet, hatte beispielsweise der Ehemann von Elena M. aus der Region Primorje dreimal eine Gehirnerschütterung erlitten, das letzte Mal Anfang Januar.

Elena flog zum Krankenhaus in Rostow, um ihren Mann abzuholen, und nachdem sie einen Entlassungsschein erhalten hatte, ging sie zum Arzt, um das Ausmass der Kontusion ihres Mannes festzustellen. Der Arzt zerriss die Papiere und sagte, die Diagnose sei falsch – der Patient sei nur erkältet. Der Mann wird immer noch im Krankenhaus behandelt und hat eine Medaille für die Teilnahme an Kampfeinsätzen erhalten, Geld aber hat er bis heute nicht erhalten.

Die Regierung versucht, das Maximum aus den verfügbaren Kampfressourcen herauszuquetschen. Sie traut sich nicht, eine neue Mobilisierung durchzuführen, wie sie sich in der Bevölkerung als so unpopulär erwiesen hat. Selbst diejenigen, die in der Theorie für den Krieg sind, wollen in der Praxis nicht wirklich ihr Leben riskieren. Und die Patrioten, die bereit waren zu töten, sind schnell zur Neige gegangen. Den Behörden bleibt nur, die Männer zu zwingen oder zu kaufen.

"Drei von unserem Departement sind bereits beerdigt worden", erzählt mir ein Bekannter aus Sachalin. "Sie alle haben Frauen und Kinder zurückgelassen. Und im Norden, da wurden bei der Mobilisierung fast alle abgeholt, mit Lastwagen und ohne ärztliche Untersuchung." Diejenigen, die zurückgeblieben sind, gehen auch in den Krieg, um ihre Kredite abzuzahlen, auf Sachalin gibt es kaum noch Arbeit. "Nadias Mann ist auf diese Weise gegangen", erzählt mir eine Bekannte. "Er hat es nicht einmal bis zur Front geschafft, er wurde auf dem Weg zum Einsatz erschossen. Sie hatten drei Kinder. Seitdem trinkt sie nur noch. Ob sie Geld für ihn bekommen hat, weiss ich nicht. Aber sie trinkt auf irgendetwas."

In den russischen Kleinstädten und Dörfern ist es jetzt überall so: Wer keine Arbeit findet, geht in die Ukraine. Alles ist besser, als aus Mangel an Geld oder an Alkoholismus zu sterben. Manchmal schicken Mütter und Ehefrauen ihre Männer auch selber in den Krieg. Wo die Löhne minimal sind, sind Frauen bereit, ihre Männer gegen die Möglichkeit einzutauschen, ihre Kinder einzukleiden und auszubilden, ein Haus oder ein Auto zu kaufen oder Kredite zu tilgen. In vielen Regionen sind 200 000 Rubel im Monat eine enorme Summe, die die Menschen noch nie in den Händen gehalten haben. Derzeit etwa 1800 Euro entsprechend, das ist der mittlere Sold.

"Ich habe in einem Hotel in Woronesch gewohnt, in dem die Männer wohnten, die einen Vertrag mit dem Verteidigungsministerium unterschrieben hatten", erzählt mein Bekannter Kolja. "Morgens ging ich zum Frühstück, und sie tranken, und abends war ich zum Essen da, und sie tranken immer noch. Ihre Frauen kamen, um sie zu verabschieden, mit Tüten voller Wodka, Wurst und Brot. Alles war so alltäglich, als ob sie nicht in den Krieg zögen, sondern nur auf Geschäftsreise wären."

Allerdings erhalten nicht alle ihre Zahlungen. Vor kurzem wurden zwei Videonachrichten veröffentlicht. In einer davon beschweren sich mehrere Dutzend Vertragssoldaten aus Orenburg darüber, dass "der Gouverneur der reichsten Region Russlands", die über Öl, Gas und alles Mögliche verfügt, kein Geld für die Soldaten aufbringen kann. Die Menschen können nicht für Versorgungsleistungen zahlen, ihre Familien nicht unterstützen. Militärangehörige aus Karatschai-Tscherkessien forderten ebenfalls Zahlungen.

(…) In den besetzten Gebieten führen die Behörden eine totale Mobilisierung durch. Die Männer werden in eine Lage gebracht, in der die einzige Möglichkeit zu überleben darin besteht, sich als "Freiwilliger" zur Armee zu melden. Eine solche Zwangseinbindung der lokalen Bevölkerung in den Krieg findet bereits seit dem Beginn der Besetzung der Gebiete statt. Nun zwingen die Besatzungsbehörden die Einwohner, russische Pässe anzunehmen, um sie dann ganz legal in den Kampf zu schicken.

"Ich habe einen Onkel aus Donezk, der jetzt in der russischen Armee dient", sagt Katya aus Kiew. "Sie haben die Leute einfach gezwungen. Mein Vater hat auf der ukrainischen Seite gekämpft, mein Onkel auf der russischen. Ich habe versucht, herauszufinden, warum er sich nicht ergeben hat, warum er nicht weggelaufen ist, aber er sagt nur: ‹Du weisst nicht, was hier vor sich geht, wir können nichts tun.›"

(…) Denjenigen, denen die Flucht von der Front gelingt, droht Gefängnis. Früher wurden über Deserteure Bewährungsstrafen verhängt, damit sie an die Front zurückkehren konnten. Seit März 2023 werden sie zu drei bis sieben Jahren in einer allgemeinen Strafkolonie verurteilt. Journalisten des unabhängigen russischen Medienprojekts "ASTRA" veröffentlichten eine Sammelklage von Angehörigen von Mobilisierten, die in einem illegalen Gefängnis in Zaitsevo sitzen. Dies ist der sechzehnte Ort in den besetzten Gebieten der Ukraine, an dem Soldaten ohne Gerichtsverfahren festgehalten werden.

Diejenigen, die freiwillig oder unfreiwillig in die Hände von Militärkommissaren fallen, haben nahezu keine Chance, zurückzukehren. Die Familie erhält möglicherweise Zahlungen, aber mit der zunehmenden Inflation wird selbst dieses grosse Geld an Wert verlieren. Trotz der Versicherung der Behörden, dass die Menschen bereit seien, zu dienen, gibt es immer weniger Kampfwillige. Diejenigen, die jetzt in Russland bleiben, sind unmittelbar von den neuen Gesetzen betroffen, sie haben oft keine Möglichkeit zu gehen, sie haben Familie, sie haben keine Ersparnisse, keine Auslandspässe.

Die Hoffnung liegt auf russischen Menschenrechtsprojekten, die den Betroffenen helfen, den Militärdienst zu verschieben oder im Extremfall das Land zu verlassen. Ausserdem hilft das ukrainische Projekt "Ich möchte leben", sich als Kriegsgefangene zu ergeben. Die schweigende Mehrheit sowie die im Land verbliebene widerständige Minderheit haben nichts mehr zu hoffen, denn Wladimir Putin wird den Krieg nicht beenden. Er ist für den Kreml-Chef der einzig verlässliche Garant der Macht geblieben.




2. Spiegel-Online berichtet über die russische Folter ukrainischer Kriegsgefangener. Der Artikel betont zwar, dass zu den Betroffenen auch Frauen gehören, aber weit überwiegend dürfte es sich dabei um Männer handeln.



3. Nach dem schulischen Gender-Verbot in Sachsen-Anhalt ist ein Parteienstreit darüber entbrannt:

Eine erste Kritik war von der Grünen-Politikerin Sziborra-Seidlitz gekommen. "Ministerin Feußner sollte sich auf die ohnehin großen Aufgaben in ihrem Haus, wie die Bekämpfung des Lehrkräftemangels konzentrieren, statt populistische Ablenkungsmanöver auf Nebenschauplätzen zu beginnen", zitierte die "Volksstimme" die Politikerin. Sie warnte unter anderem vor unnötiger Konfrontation und Spaltung.

Auch die SPD wies auf die gegenwärtigen Probleme im Bildungswesen des Landes hin und ging mit dem Gender-Verbot hart ins Gericht. Trotz "historisch schlechtester Unterrichtsversorgung an vielen Schulen in Sachsen-Anhalt" setze das CDU-geführte Ministerium die Priorität auf ein Gender-Verbot. Die AfD komme "vor Freude nicht in Schlaf".

Die FDP hingegen reagierte gelassen. Jörg Bernstein sieht eigenen Angaben zufolge keinen Grund zur Aufregung. Er erinnerte an die Regeln der Rechtschreibung - das Ministerium habe lediglich klargestellt, dass diese im Bildungswesen galten. "Das ist eigentlich auch eine Selbstverständlichkeit", fügte er hinzu.


In einem Tweet der SPD-Fraktion Sachsen-Anhalt heißt es zum Genderverbot:

"Wir als SPD stehen für Gleichberechtigung und Vielfalt, insbesondere im Hinblick auf die Anerkennung und Einbeziehung unterschiedlicher sexueller Identitäten."


Die Website Schwulissimo stellt klar:

Nach wie vor wird die Gender-Sprache nicht nur von der Mehrheit der gesamten Gesellschaft, sondern auch von Lehrern, der Generation Z und jungen Mitgliedern der LGBTI*-Community mehrheitlich abgelehnt. Als erste Medienanstalt hatte sich in diesem Jahr auch der WDR gegen das Gendern ausgesprochen. Auch parteipolitisch ist das Gendern kein Erfolg, Mitglieder aller demokratischen Parteien im Bundestag lehnen mehrheitlich das Gendern ab, selbst Anhänger der Grünen sowie der Linken (Studie Infratest Dimap 2021).


Anders sieht die sozialistische Tageszeitung Neues Deutschland die Dinge:

Es zeigt sich wieder einmal: Der von rechts viel beschworene Kulturkampf in dieser Frage wird allein von den Gender-Gegner*innen geführt, und er richtet sich in erster Linie gegen junge Menschen. Denn die Regelung in Sachsen-Anhalt überlässt es den Lehrkräften, ob Gendern, also ein Verstoß gegen das Verbot, zu Notenabzügen führt. Die Schüler*innen wissen also nicht, woran sie sind, und könnten aus Angst darauf verzichten.

Ein Bildungsministerium sollte genau das Gegenteil tun: Es sollte die Grundlage schaffen für angstfreies Lernen und eine kritische Auseinandersetzung mit der Gesellschaft – dazu gehören auch die nötigen Lehrkräfte. Stattdessen redet die Ministerin der AfD nach dem Mund und schafft mit Sprechverboten Fakten. Das hat der Rechtschreibrat mit seiner vagen Entscheidung mitzuverantworten.




4. Hubertus Knabe, von 2000 bis 2018 wissenschaftlicher Direktor der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen, erinnert den Trend, ständig neue "Meldestellen" einzurichten, an die dunkelste Zeit der deutschen Geschichte:

Immer häufiger animiert der deutsche Staat seine Bürger, andere Mitbürger anzuschwärzen. Während das Strafgesetzbuch aus gutem Grund ausschließlich verlangt, geplante schwere Straftaten anzuzeigen, damit sie noch verhindert werden können, hat sich in Deutschland mittlerweile eine regelrechte Meldestellen-Industrie entwickelt. (…) Darüber hinaus unterhalten auch zahlreiche NGOs private Internet-Portale, bei denen man Hate Speech, Antiziganismus, Rassismus, Antisemitismus, Queerfeindlichkeit, Muslimfeindlichkeit oder Anti-Feminismus melden kann. Die "Petz-Portale", wie sie Kritiker nennen, arbeiten praktisch alle auf Kosten des Staates.

Von der Meldung zur Denunziation ist es dabei oftmals nur ein kleiner Schritt. Wer einem Vorgesetzten, Arbeitskollegen oder Lieferanten Straftaten vorwirft, aber den Weg zur Polizei scheut, hat dafür nämlich häufig private Motive: Manch einer erhofft sich dadurch persönliche Vorteile, andere wollen sich für etwas rächen, viele suchen schlicht nach Anerkennung. Auch Schadenfreude – ein Wort, das es nur im Deutschen gibt – kann eine Rolle spielen.

Untersuchungen zum Nationalsozialismus bestätigen diese Einschätzung. Ob "Rassenschande", "Wehrkraftzersetzung" oder "heimtückische Angriffe auf Staat und Partei" – fast immer wurden die entsprechenden Verfahren durch private Mitteilungen initiiert. Die meisten Informanten zogen es dabei vor, sich an die Zellen-, Block- oder Kreisleiter der NSDAP statt an die Polizei zu wenden.

"Auf diese Weise gelang es den Machthabern, in die Privatsphären einzudringen und in engsten Kreisen gegenseitiges Misstrauen zu erzeugen", heißt es in Karol Sauerlands Buch "50 Silberlinge". Den meisten Denunziationen hätten dabei persönliche Motive zugrunde gelegen.


Hubertus Knabe hält das neue Melde-Unwesen für bedenklich:

Im schlechtesten Fall wird es massenhaft genutzt und vergiftet dadurch sukzessive die Sozialbeziehungen. Denn wer bei jeder Tätigkeit und jedem Gespräch daran denken muss, dass einer Meldestelle davon Mitteilung gemacht werden könnte, entwickelt einen Argwohn, wie man ihn sonst nur aus Diktaturen kennt.

Dabei hat schon jetzt eine wachsende Zahl von Bundesbürgern Angst, sich im Alltag unbeschwert zu äußern. Bei einer Befragung im Jahr 2021 hatten nur noch 45 Prozent das Gefühl, man könne in Deutschland seine politische Meinung frei sagen – der tiefste Wert seit Jahrzehnten. Die Angst beruhte dabei nicht auf Bestimmungen des Strafgesetzbuches, sondern auf gesellschaftlichen Sanktionen.

Das neue Meldesystem dürfte diese Unsicherheit weiter verstärken. Wird dieser Entwicklung nicht Einhalt geboten, könnte eine Gesellschaft entstehen, die keine Privatheit mehr kennt, sondern sich nach staatlichen Vorgaben selbst kontrolliert.




5. Ein Juraprofessor hat Strafanzeige gegen die Ex-Partnerin von Luke Mockridge erstattet – wegen Falschbeschuldigung:

Vor vier Wochen berichtete das Magazin BUNTE exklusiv über bisher unbekannte Fakten und Zeugenaussagen aus den Ermittlungsakten im Mockridge-Verfahren. Daraus ging hervor: Ines Anioli führte auch Wochen nach der angeblichen Vergewaltigung noch eine intime Beziehung mit Luke Mockridge. Sie schickte ihm etliche sexualisierte Liebesbotschaften per WhatsApp, verbrachte einen Kurzurlaub mit ihm in Paris, traf sich mehrfach mit ihm zum Geschlechtsverkehr in dessen Wohnung.

Erst nachdem sie durch eine Freundin von einem SMS-Flirt des Comedians mit der Sängerin Lena Meyer-Landrut erfahren hatte, beendete sie die Beziehung zu Luke Mockridge. Vier Monate später zeigte sie ihn bei der Staatsanwaltschaft Köln wegen Vergewaltigung an.

(…) Die Juristen weisen in ihrer Strafanzeige auch darauf hin, dass sich Ines Anioli "mit fadenscheiniger Begründung" weigerte, dass ihre Vernehmung bei der Kriminalpolizei in Bild und Ton aufgezeichnet wird - obwohl die zuständige Staatsanwältin dies angeordnet hatte. Ähnlich habe sie sich bei der Frage einer aussagepsychologischen Begutachtung verhalten. Auch hier, so heißt es in der Strafanzeige sei die Frage erlaubt, warum Frau Anioli sich hier ebenfalls verweigerte.

Für die Weigerungen – so der Rechtswissenschaftler - sei nur eine Motivation plausibel: Ines Anioli habe – gegebenenfalls auf anwaltlichen Rat hin – die Befürchtung gehabt, dass das Ergebnis einer entsprechenden Begutachtung negativ ausgefallen wäre und dass wegen einer Falschbeschuldigung gegen sie ermittelt würde. Das könnte nun der Fall sein.


Vielleicht wird MeToo letztlich doch noch positive Auswirkungen auf Männer haben: indem immer mehr von ihnen klar wird, wie häufig Falschbeschuldigungen tatsächlich sind und weshalb sie geschehen.



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