Montag, Februar 27, 2023

Bitte um Spenden für Medienarbeit zu "Sexuelle Gewalt gegen Männer"

Wie ich am Freitag berichtet habe, ist mein aktuelles Buch "Sexuelle Gewalt gegen Männer. Was wir darüber wissen und warum wir dazu schweigen" inzwischen erschienen. Bei diesem wie bei anderen männerpolitischen Büchern ist es so, dass sie mich mehr Geld kosten, als sie letztlich einbringen. Mein Buch "Gleichberechtigung beginnt zu zweit" beispielsweise benötigte mehrere tausend Euro Anschubfinanzierung (das ist bei Wissenschaftstiteln leider so üblich), die damals dankenswerterweise von MANNdat bezuschusst wurde. Bei dem aktuellen Buch habe ich das Lektorat (416 Euro) selbst bezahlt – ein Betrag, der voraussichtlich nie wieder reinkommt, weil meine Männerbücher zwar geschlechterpolitisch relevant, aber nicht kommerziell vielversprechend sind. Vor diesem Hintergrund würde ich mich über finanzielle Unterstützung bei der Medienarbeit für das Buch freuen.

Das bedeutet: Ich möchte gerne einer möglichst großer Zahl generell ansprechbarer Journalisten ein Presseexemplar schicken, wie das Verlage auch machen. Obwohl die Leitmedien insgesamt kein offenes Ohr für Männeranliegen und männliche Opfer haben, ist es mir ja zumindest immer wieder mal gelungen, auch sachliche und faire Berichterstattung in den Medien zu erreichen: zuletzt vor ein paar Wochen durch den NDR. Einen ausgearbeiteten Verteiler mit Adressen geeigneter Ansprechpartner hat mir freundlicherweise Gerd Riedmeier vom Forum Soziale Inklusion zur Verfügung gestellt. Jedes verschickte Buch muss ich aber erst mal bei Amazon selbst kaufen (wenn ich es auch als Autor günstiger erhalte); dazu kommt das Porto. Insgesamt kostet jedes verschickte Presseexemplar also etwas unter zehn Euro.

Mir ist klar, dass es verschiedene Gründe gibt, hierfür nicht zu spenden. Vielleicht ist bei euch die wirtschaftliche Lage gerade angespannt. Vielleicht habt ihr erst Weihnachten gespendet und findet, jetzt müsste es erst mal gut sein. Vielleicht glaubt ihr auch, der deutsche Journalismus ist, wenn es um die Anliegen von Männern geht, flächendeckend derart vernagelt, dass finanzielles Engagement für Medienarbeit rausgeschmissenes Geld wäre. Vielleicht liegt euch "sexuelle Gewalt" weniger am Herzen als andere männerpolitische Themen. Ich habe für all das absolutes Verständnis. Ihr solltet nur spenden, wenn ihr euch mit dieser Entscheidung wohlfühlt.

An diejenigen von euch, die mein aktuelles Projekt gerne unterstützen möchten: Wenn ihr mir eine entsprechende Spende zukommen lasst, markiert sie bitte mit dem Verwendungszweck "Medienarbeit gegen sexuelle Gewalt" oder einer anderweitig eindeutigen Formulierung. Jede Spende, die NICHT entsprechend markiert ist, interpretiere ich automatisch als Spende für Genderama, also an mich persönlich, damit ich dieses Blog weiter betreiben kann. Umgekehrt geht jede Spende, deren Zweck entsprechend kenntlich gemacht wurde, zu hundert Prozent in die Medienarbeit zu meinem Buch, ohne dass ich davon Beträge abzweige, von denen ich mir dann ein großes Eis kaufe. :-)

Wer sich an der aktuellen Spendenaktion beteiligen möchte, findet mein Konto mit der Nummer 393 039 906 bei der Nassauischen Sparkasse, BLZ 510 500 15, BIC bzw. SWIFT: NASSDE55, IBAN: DE43510500150393039906. Rechts auf der Genderama-Blogroll findet ihr auch einen Link zu Paypal. Ganz herzlichen Dank im Voraus! Ich bin gespannt, ob wir hier gemeinsam etwas erreichen können.



Sonntag, Februar 26, 2023

Immer mehr Männer leiden unter Depressionen

1. Die Berliner Morgenpost berichtet über die Zunahme von Depressionen bei Männern:

Die Symptome kommen oft schleichend. Man fühlt sich erschöpft, schläft schlecht, kann sich beim Arbeiten nicht richtig konzentrieren, die Freude fehlt, das Selbstwertgefühl schrumpft oder das Herz rast – und plötzlich geht irgendwie nichts mehr. Immer mehr Beschäftigte in Deutschland werden wegen psychischer Leiden und Depressionen krankgeschrieben. Vor allem bei Männern haben die Ausfalltage im Job extrem zugenommen.

Die KKH Kaufmännische Krankenkasse hat im vergangenen Jahr bundesweit rund 57.500 Krankschreibungen mit 2,3 Millionen Fehltagen wegen seelischer Leiden registriert. Im Vergleich zum Vorjahr ist dies eine Zunahme von 16 Prozent, wie diese Redaktion erfuhr. Damit wächst die seit Jahren steigende Zahl von Patienten mit Depressionen weiter.

Die Ursachen für die Zunahme sind vielfältig. Die Folgen der Corona-Pandemie, des Lockdowns, der angespannten Homeoffice-Situationen, damit verbundener Überforderungen, aber auch die Auswirkungen des Ukraine-Krieges haben das Leben nicht einfacher gemacht. Während sich in den ersten beiden Corona-Jahren noch keine großen Veränderungen bei den Erkrankungen ergeben hatten, wird die Krise 2022 umso deutlicher, so die KKH.

(…) Neben Angststörungen (8,2 Prozent) entfallen 12,3 Prozent der Krankschreibungen auf sogenannte somatoforme Störungen – das sind psychosomatische Beschwerden wie Bauch- oder Kopfschmerzen, die aber keine organische Ursache haben.


Ich bin also nicht der einzige, dem es derzeit so geht.

Besonders auffällig ist, dass die aktuellen Krisen den Männern stärker auf die Seele schlagen als den Frauen. Während bei Frauen die Zahl der psychischen Erkrankungen im vergangenen Jahr um 11,9 Prozent zugelegt haben, betrug der Anstieg unter Männern 24,1 Prozent. (…) Besonders stark nahmen bei Männern Angststörungen (40,2 Prozent plus) zu, während es bei Frauen nur 19,2 Prozent mehr waren. Auch litten 21,8 Prozent mehr Männer unter somatoformen Störungen, während diese bei Frauen nur um 6,2 Prozent zulegten.

"Es sind vor allem die Folgen der Einschränkungen während der Corona-Krise, die sich nun offensichtlich bei den Männern psychisch bemerkbar machen", sagt die KKH-Arbeitspsychologin Antje Judick. Viele Männer hätten während der Corona-Pandemie weniger Sport getrieben wie Fußball oder Handball. "Der dadurch entstandene Bewegungsmangel und der fehlende soziale Austausch scheinen sich nachhaltig negativ auf die Psyche, also auf Antrieb und Motivation und die allgemeine Stimmungslage ausgewirkt zu haben", schätzt Judick.

Durch den Ukraine-Krieg habe sich die Finanzlage in manchen Haushalten zudem durch die hohe Inflation verschlechtert. „Da sich Männer häufig mehr Sorgen um ihre Perspektiven im Job und die wirtschaftliche Situation ihrer Familie machen als Frauen, leiden sie möglicherweise besonders stark unter Existenzängsten“, meint Judick.

(…) Nicht jede Depression und jedes seelische Leiden lässt sich vermeiden, sagt Könitz. "Auf sich zu achten, sich körperlich zu bewegen, sich gesund zu ernähren, mit Menschen über Probleme zu sprechen kann aber vorbeugend die eigenen Kräfte stärken." Wichtig sei es, sich frühzeitig Hilfe zu suchen, um Stress und Belastungen abzubauen.


Das Blog Tichys Einblick veröffentlicht denselben Text und fügt einen kritischen Absatz hinzu:

Zu den Opfern der Corona-Politik gehörten aber vor allem auch Kinder und Jugendliche, die am wenigsten gefährdet waren und dennoch von zig Maßnahmen betroffen waren – Maßnahmen, die nun nach und nach von den Verantwortlichen, insbesondere von Gesundheitsminister Karl Lauterbach, als im Nachhinein für unnötig erklärt werden.




2. Harald Martensteins Artikel zur Meldestelle Antifeminismus steht inzwischen online (Bezahlschranke). In dem Beitrag heißt es:

Dort darf man Personen melden, die sich etwa als Journalisten kritisch über gendergerechte Sprache geäußert haben, Medien, die "antifeministische Narrative" veröffentlichen, Veranstalter, bei denen Leute auftreten dürfen, denen das Etikett "Antifeminist*in" aufgeklebt wurde. Die Vorfälle werden dann in einer Liste veröffentlicht. Anonymität genießen dabei laut der Web-Seite der modernen Hexenjäger nur Angeklagte, die sich nicht öffentlich kritisch geäußert haben, ich vermute, in einer Kneipe.

(…) Es lohnt sich, die Website der Meldestelle zu besuchen. Als Beispiel für gefährlichen Antifeminismus gilt es dort, sich öffentlich gegen die Einrichtung weiterer Gleichstellungsstellen auszusprechen. Eine Meinung dieser Art wird dann, kein Witz, mit "Hasskriminalität", mit "Rechtsterrorismus" und, dies ist nun wirklich unverschämt, mit "Antisemitismus" in einen Topf geworfen.

Am schönsten aber ist der Titel des Denunziationsprojektes, es läuft unter dem Namen "Demokratie stärken". Wäre es nicht wirklich langsam an der Zeit, unser Land offiziell in "Deutsche Demokratische Republik" umzubenennen? Wir haben also wieder etwas, das es in einer Demokratie niemals geben dürfte, eine Staatsideologie, der man besser nicht widerspricht. In den linken Diktaturen der Vergangenheit half es Oppositionellen wenig, wenn sie sich selbst für Linke hielten, das beste Beispiel war Wolf Biermann.

(…) WELT hat übrigens die FDP nach ihrer Meinung zur "Meldestelle Antifeminismus" gefragt. Von den Liberalen kam keine Antwort. Was seid ihr nur für Feiglinge.




3. Die Berliner Zeitung beschäftigt sich mit aktuellen Äußerungen Alice Schwarzers und den Reaktionen darauf. Von der Demonstration in Berlin, die von Schwarzer und Wagenknecht ausgerichtet wurde, hat das Jüdische Forum für Demokratie und gegen Antisemitismus einige eindrucksvolle Aufnahmen zusammengestellt.

Bei ihrer Rede auf der Veranstaltung positionierte sich Schwarzer klar als Feministin und analysierte entsprechend die Ursachen des Ukrainekriegs aus ihrer Sicht:

Krieg ist ja immer auch der Gipfel des Männlichkeitswahns. Der Weg von der Gewalt im Ehebett zu der Gewalt an der Front ist nicht weit.


Bedenklich sind hier nicht nur die sexistischen Sprüche, die Schwarzer seit Jahrzehnten unverdrossen raushaut, sondern dass diese gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit so dominant in unserer Gesellschaft wurde, dass inzwischen sogar eine staatlich geförderte Meldestelle Kritik daran ins Zwielicht rückt.



Samstag, Februar 25, 2023

ISIS-Frauen sollen Jungen im Alter von 13 Jahren in menschliche Deckhengste verwandelt haben

1. Die renommierte linke Nachrichtenplattform The Daily Beast berichtet:

Zwei Jungen haben sich gemeldet und behauptet, sie seien Opfer einer Verschwörung von ISIS-Frauen, die mindestens 10 junge Teenager dazu gezwungen haben, Dutzende von Frauen in einem Gefangenenlager zu schwängern.

"Wir werden gezwungen, Sex mit den ISIS-Frauen zu haben, um sie zu schwängern", sagten Ahmet, 13, und Hamid, 14, einem Wachmann im Camp al Hol im Nordosten Syriens, wie die syrischen Verteidigungskräfte mitteilten. "Können Sie uns hier rausholen?"

Camp al Hol ist eines der Gefangenenlager, in denen etwa 8.000 ausländische Frauen und Kinder, die dem ISIS angehören, untergebracht sind, die sich nach der territorialen Niederlage des sogenannten Islamischen Staates 2019 ergeben haben oder gefangen genommen wurden.

Während einige dieser Frauen nichts mehr mit ISIS zu tun haben wollen, halten andere an ihrer gewalttätigen Hingabe an das Kalifat fest - sie bestehen darauf, die verzerrten islamischen Diktate von ISIS weiterzuführen, Frauen zu bestrafen, die sich von ISIS lossagen, und arbeiten hart daran, Kinder zu indoktrinieren, deren Länder sich weiterhin weigern, sie zurückzuschicken. Einige dieser eingefleischten ISIS-Frauen haben die freiwillige Rückführung verweigert, wobei ihre Herkunftsländer ihnen gestatten, auch die Rückführung ihrer Kinder zu verweigern.

Die Unterbringung von pubertierenden Jungen kann in den Lagern schwierig sein, und einige wurden in Haftanstalten untergebracht. Nach einer neuen Strategie werden die Jungen nun in Rehabilitationszentren untergebracht.

Jetzt, da Rehabilitationszentren für ISIS-Jungen eingerichtet wurden, betteln ihre ISIS-freundlichen Mütter und sammeln erfolgreich Geld über Apps wie Telegram, um ihre Söhne präventiv aus dem Lager und in die Hände von Terroristen zu schmuggeln.

Ahmet und Hamid erzählten dem Personal des neu eröffneten Reha-Zentrums in Orkesh, dass sie von einer Gruppe von ISIS-Frauen sexuell ausgebeutet wurden. Mitarbeiter des Zentrums erzählten The Daily Beast, dass einer der Jungen sagte, er sei gezwungen worden, in nur wenigen Tagen mit acht ISIS-Frauen Sex zu haben.

Beamte sagten, die ISIS-Frauen in Camp al Hol hätten den Teenagern gesagt, sie wollten schwanger werden, um die Bevölkerung des Islamischen Staates zu vergrößern, von der sie glauben, dass sie wiederhergestellt wird, wenn die Kämpfer kommen und sie aus den Lagern befreien. Ein Wachmann des Lagers sagte, dass mindestens 10 Jungen in al Hol beteiligt waren, von denen einige erst gefunden und gerettet wurden, als die SDF in das Lager eindrangen und sie von den Frauen in unterirdischen Tunneln versteckt fanden.


Menschenrechtsverletzungen wie die geschilderten sind auch Thema meines aktuellen Buchs "Sexuelle Gewalt gegen Männer".



2. Die Süddeutsche Zeitung sieht die von Annalena Baerbock angepeilte feministische Außenpolitik kritisch. "Es sieht so aus, als setze die Grüne auf ganz viel Drill" heißt es dort, weshalb der Artikel (Bezahlschranke) mit "Hundeschule Baerbock" betitelt ist. Ein Auszug:

Baerbocks feministische Außenpolitik kommt in einer Zeit, in der Frauen und Mädchen in der Ukraine vergewaltigt werden, in der in Iran die Frauenbewegung (der sich auch Männer anschließen) niedergeschlagen wird. Anfang März wird sie ihr Konzept präsentieren. (…) Vieles davon klingt jedoch leider eher nach dem Konzept einer Frauenbeauftragten der Achtzigerjahre als nach einem großen Wurf, der dem Anspruch eines Auswärtigen Amts gerecht wird. So soll eine Botschafterin dafür berufen werden. Gut, es wird also eine Instagram-kompatible Grüßtante geben (was man ja jetzt noch sagen kann, ohne die Auserwählte persönlich anzugreifen). Aber eine Beauftragte zu berufen ist noch kein Programm. Der Rest klingt eher nach Inhouse-Training als nach globaler Perspektive: Schulungen für Mitarbeiter; Genderkompetenzen sollen zum Kriterium bei Einstellungen werden. Dürfte eine nicht gendernde Feministin dann mitarbeiten oder gälte sie als ungeeignet? Das Papier spricht selbstbewusst von einem "feministischen Reflex", der ausgebildet werden soll. Eine feministische Haltung vermittelt man aber nicht wie in der Hundeschule. Sie ist kein Drill, sie lebt eher vom Hinterfragen als von Indoktrination.

Leitlinien, die das Auswärtige Amt formuliert, sollten anders klingen. Die Ziele müssen im Kontext internationaler Politik formuliert werden, es geht nicht um zeitgemäßes Benennen oder progressive Rhetorik, nur weil derlei der eigenen Partei und Klientel gefällt. Die Frauen weltweit erwarten viel, die Frauen hierzulande auch. Feminismus sollte nicht zum Schickeria-Begriff verkommen, wie schon Vielfalt und Diversität. "Die Botschafter*in wird für das Mainstreaming feministischer Außenpolitik Sorge tragen", heißt es in den Leitlinien. Das Ergebnis davon ist jedoch oft Gleichförmigkeit - alle sollen dasselbe Bild von Feminismus haben; als wäre der Feminismus nicht in sich divers. Manche finden "Mutter" als Bezeichnung wichtig, andere kämpfen für die Bezeichnung "gebärender Mensch" - wird nun alles gleichgeformt? Neue Führungskräfte sollen natürlich auch noch eine "Anti-Bias-Schulung" durchlaufen. Damit sie lernen, wie man den Feminismus in der Hundeschule Baerbock künftig zu formulieren hat? Projekte müssen jedoch immer gelebt werden, sowohl im Auswärtigen Amt als auch im Rest der Welt haben Menschen ihren eigenen Kopf.




3. Rot-Grün bewege sich sehr riskant auf rechtliches Neuland zu, wenn diese Koalition in Niedersachsen Gender-Sternchen oder das große "Binnen-I" in die Amtssprache aufnehmen wolle. Das befindet das niedersächsische Politikjournal "Rundblick". Ein Entschließungsantrag der Koalitionsfraktionen von SPD und Grünen sei am Donnerstag im Plenum erstmals diskutiert worden, aber weder die Sprecher von Sozialdemokraten noch Grünen seien in der Debatte konkreter geworden.



4. Gregor Golland, Abgeordneter des nordrhein-westfälischen Landtags und Mitglied des Rundfunkrats, äußert sich zur geschlechtertrennenden Sprache bei den Öffentlich-Rechtlichen: "Gendern ist nichts anderes als zwanghafte ideologische Umerziehung im Kopf."



5. Die Frankfurter Allgemeine berichtet vom "Leid der neuen Väter" (Bezahlschranke). Ein Auszug aus dem Artikel:

Eigentlich wollte Robert Frischbier nur etwas Zeit mit seinem Kind verbringen. Doch der An­trag auf Elternzeit kam bei dem Automobilzulieferer, bei dem er arbeitete, nicht überall gut an. Als er nach vier Monaten zurückkehrte, eckte er immer wieder an, musste sich

für seine aktive Vaterrolle rechtfertigen. Häufig fielen Sätze auf dem Gang wie: "Oh nein, jetzt will wieder jemand Elternzeit nehmen." Frischbier setzte sich für Väter bei seinem Arbeitgeber ein, schrieb die erste Homeoffice-Regelung – und doch änderte sich nichts. Der Qualitätsmanager ging und machte sich als Berater selbständig.

Frischbier ist in guter Gesellschaft: Rund 450.000 Väter in Deutschland ha­ben ihren Arbeitsplatz schon einmal ge­wechselt, um Beruf und Familie besser unter einen Hut zu bekommen. Mehr als 1,7 Millionen Väter spielen zumindest mit dem Gedanken, zu wechseln, zeigt eine Studie im Auftrag des Unternehmensprogramms "Erfolgsfaktor Familie". Auch Holger Strenz vom Väterzentrum Dresden hört täglich Sorgen werdender und junger Väter.

Dem Sozialpädagogen, Paar- und Familientherapeuten können sie die Fragen stellen, mit denen sie sich nicht zu ihren Chefs trauen. "Arbeitgeber sind heute zwar schon viel offener Vätern gegenüber", berichtet Strenz. Trotzdem gebe es noch Vereinbarkeitsprobleme – zum Beispiel bei jungen Eltern am Anfang der beruflichen Laufbahn oder bei Vätern in Leitungspositionen. Auch Frischbier sieht nur wenig Fortschritte bei Unternehmen. Der Berater ist zusätzlich als Prüfer für das Qualitätssiegel "Attraktiver Arbeitgeber" unterwegs und bekommt viele Einblicke in Unternehmen. "Ich habe auch heute noch den Eindruck, dass es für Arbeitgeber neu ist und aus dem Nichts kommt, wenn ein Vater Elternzeit beantragt", sagt Frischbier. "Wenn man dann noch sagt, dass man mehr als zwei Monate nehmen möchte, bricht in vielen Betrieben eine Welt zusammen."




6. Das Bundesforum Männer macht wieder nur Frauenpolitik, beanstandet die männerpolitische NGO Manndat.



7. Die Meldestelle Antifeminismus bleibt ein Aufreger. Gunnar Schupelius kritisiert die Einrichtung auf Youtube; die Journalistin Ulrike Stockmann spricht von "toxischer Weiblichkeit", der Focus zitiert die bisherige Kritik und Birgit Kelle findet das Bedürfnis unsäglich, abweichende Meinungen unter Strafe zu stellen. In der aktuellen "Welt" schließlich gibt es einen hübschen Kommentar von Harald Martenstein, aber dieser Text steht offenbar noch nicht online (nicht mal mit Bezahlschranke).



8. Jan Fleischhauer muss sich emotional von Alice Schwarzer lösen – "eine Heldin meiner Kindheit" – und glaubt zu wissen, was das eigentliche Anliegen ihres Ukraine-Manifests ist:

Aber dann stieß ich vor zwei Wochen beim Surfen im Netz auf ein Video, in dem sie neben Sahra Wagenknecht stand und ein „Manifest für den Frieden“ vorstellte. Beide Frauen lachen in die Kamera. Sie knuffen und herzen sich. Vor allem Schwarzer scheint bester Stimmung. "Manche von euch sind vermutlich überrascht, mich hier mit Sahra Wagenknecht Schulter an Schulter zu sehen", sagt sie strahlend in die Kamera.

Mir geht das Bild der lachenden Alice seitdem nicht mehr aus dem Kopf. Immer wenn ich Meldungen aus der Ukraine lese, sehe ich diesen Ausbund an guter Laune. Es ist wie ein Fluch. Ich lese über gefallene Soldaten oder verschleppte Kinder – und zack ploppt das Bild der fröhlichen Alice vor meinem geistigen Auge auf.

Worüber lacht Frau Schwarzer? Was verschafft ihr so gute Laune? Sie selbst sagt, dass es einen sehr ernsten Grund für ihre Intervention gebe, nämlich das Sterben und die Zerstörung in der Ukraine. Das sind ihre Worte. Aber sie stehen in eigenartigem Kontrast zu ihrem sonnigen Auftritt.

Ich glaube, was sie in dem Moment mit einer Freude erfüllt, die den ganzen Raum erhellt, ist die Aussicht, endlich wieder im Zentrum des medialen Interesses zu stehen. Alice Schwarzer ist lange genug im Geschäft, um zu wissen, welchen Wert es hat, wenn sie sich mit Sahra Wagenknecht zusammentut. Zwei Supernovas des Ich-Geschäfts gegen die Waffendeppen der Bundesregierung – da kann selbst das Talkshowduo Welzer / Precht einpacken!

(…) Wie soll ich meine Gefühle beschreiben? Ich bin selten wütend, schon gar nicht über Politiker. Ich bin auch so gut wie nie empört. Wenn ich lese, dass jemand als Journalist über eine Äußerung schockiert oder entsetzt sei, denke ich insgeheim: Job verfehlt. Aber in dem Fall spüre in mir so etwas wie Wut aufsteigen, ich kann es nicht leugnen.

Wagenknecht ist für mich eine Machtpolitikerin, die bei allem, was sie tut, vorher kalkuliert, was es ihr bringt. Ich sehe in ihre Augen und ich sehe das schwarze Herz der Leninistin. Aber Schwarzer? Narzissmus und Idealismus gingen bei ihr stets Hand in Hand. Ihr politischer Kampf war immer eng mit dem Interesse an der eigenen Person verknüpft. Jetzt ist nur noch Narzissmus übrig.

Ein Freund sagte, er wünsche sich, Schwarzer und Wagenknecht wären dazu verurteilt, einen Tag russisches Propagandafernsehen zu schauen, diesen Mahlstrom an Lüge, Verleumdung und Vernichtungsfantasien. Aus ihren genozidalen Wünschen machen sie in Moskau gar kein Hehl. Dass man die ukrainischen Frauen vergewaltigen, ihre Kinder versklaven und die Männer alle umbringen müsse, wird dort als kleiner TV-Happen zum Nachmittagstee gereicht.

Aber vermutlich hätte es überhaupt keinen Effekt. Vermutlich würden die zwei Damen aufstehen und sagen, dass sie jetzt erst recht von ihrem Appell überzeugt seien. Das Fehlen jeder Empathie hat einen Vorzug: Es erlaubt einem, völlig unbeeinträchtigt von Mitleid durchs Leben zu schreiten.




9. Auch die Neue Zürcher Zeitung beschäftigt sich mit dem Ukrainekrieg: "Verbrauchsware Soldat – Russland behandelt seine Truppen wie den letzten Dreck". Ein Auszug:

In den letzten Wochen ertönten immer wieder Hilfsappelle von Frontsoldaten, die nicht einmal wissen, wer ihre Kommandanten sind. Gegenüber russischen Journalisten berichtete ein Soldat, dass in seinem neugebildeten Regiment der Alkoholismus grassiere und der Kommandant ständig betrunken sei. Ein Video zeigt Angehörige dieser Einheit in einem unsachgemäss errichteten Schützengraben, dessen Boden überschwemmt wurde und nun mit einer dicken Eisschicht überzogen ist. "Leute, unsere Kompanie wird hier schlicht umkommen, ohne je auf den Feind zu treffen", sagte der Sprecher der Protestgruppe.

Ein anderer Hilferuf, in Form von mehreren Sprachnachrichten, erreichte die Redaktion der in Russland blockierten Internetzeitung "Republic". Darin berichtete ein Soldat aus Belgorod, dass man ihn und seine als Artilleristen ausgebildeten 200 Kameraden kurzerhand zu Infanteristen umfunktioniert habe. Einzig mit Sturmgewehren bewaffnet, sollten sie nun einen der gefährlichsten Frontabschnitte im Donbass verteidigen. Gegen die ukrainische Artillerie sei das glatter Selbstmord. "Wenn es euch nicht mehr gibt, schickt Russland neue", habe man ihnen gesagt.

"Wir sind schockiert, wofür kämpfen wir hier?", rief der Mann aus. Niemand verweigere den Dienst, aber auf so dumme Weise wolle keiner sterben. Der Russe bestätigt auch ein seit längerem kursierendes Gerücht: Hinter den Frontsoldaten seien sogenannte Sperrtrupps im Einsatz, die den Befehl hätten, zurückweichende Soldaten zu erschiessen. Diese furchtbare Taktik hatte schon die Rote Armee zur Sowjetzeit angewandt. Der Belgoroder ist daher verzweifelt. "Sie haben keine Vorstellung davon, wie sehr ich diesen Krieg hasse." Nicht einmal seinen Eltern könne er die Lage erklären – "ihre Köpfe sind voll von russischer Propaganda".

Ein Jahr nach der Invasion zeigt sich immer deutlicher, dass die verbrecherische Kriegführung des Putin-Regimes nicht nur die Ukraine in eine Katastrophe gestürzt hat, sondern auch die eigenen Truppen gewissenlos verheizt. Wie ein roter Faden zieht sich durch die Augenzeugenberichte von der Front eine abgrundtiefe Geringschätzung für das Leben und Wohl der Mannschaften. Betrug ist der gemeinsame Nenner der Kreml-Politik – von der Irreführung der Invasionstruppen bis zur Mobilisierung von Reservisten mit falschen Versprechungen. Nicht einmal der Sold wird wie zugesagt ausbezahlt.

Auch aus dem ukrainischen Militär sind Missbräuche bekannt, aber auf russischer Seite besitzen sie systematischen Charakter und haben eine miserable Kampfmoral zur Folge. Selbst Kreml-treue Ultranationalisten warnen manchmal vor einer "sozialen Explosion", sollte sich nichts bessern. Aber Anzeichen dafür gibt es keine. Es scheint, als verhalte sich Russlands Bevölkerung im übertragenen Sinne so, wie es der erwähnte Belgoroder Soldat in seiner Verzweiflung formuliert hatte: "Am besten gräbt man sich möglichst tief in den Boden ein, damit es einen nicht erwischt."




10. Ein eindrücklicher Fall sagt manchmal mehr als tausend Statistiken: Die Leiterin einer britischen Organisation zur Reform des Strafvollzugs wird wegen übelster häuslicher Gewalt zu vier Jahren Haft verurteilt. Die leitende Angestellte unterwarf ihren Mann 15 Jahre lang täglichen Schlägen und Beschimpfungen im Alkoholrausch:

Sheree Spencer, 45, wurde zu vier Jahren Haft verurteilt, weil sie Ehemann Richard das Leben zur Hölle machte, indem sie ihn täglich schlug und verbal attackierte, so dass er in Fötusstellung auf dem Boden kauerte.

Einmal entleerte sie ihren Kot auf den Boden und zwang ihn, ihn aufzuwischen, und ein anderes Mal schlug sie ihn mit einer Weinflasche so heftig, dass sein Ohr dauerhaft entstellt wurde.

In wütenden Weintiraden beschimpfte sie ihn als "Fettsack", "Weichei" und "Dummkopf" und fügte ihm blaue Flecken und Kratzer zu, die er mit Make-up abdecken musste, bevor er nach draußen ging.

Jahrelang zeichnete er heimlich Video- und Tonaufnahmen von den Angriffen seiner Frau auf ihn auf. Als die Polizei eingeschaltet wurde, übergab er ihr 43 Bilder von seinem zerschrammten Gesicht, die an verschiedenen Tagen nach den brutalen Übergriffen aufgenommen worden waren.

(…) Spencers häusliche Schreckensherrschaft endete schließlich im Juni 2021, als die Polizei von einem besorgten Sozialarbeiter zum Haus der Familie gerufen wurde.




11. Etliche deutsche Medien berichteten über "MeToo-Vorwürfe" gegen den Rockmusiker Marilyn Manson. Erfreulicherweise berichten jetzt ebenfalls viele Medien, dass die Vorwürfe zurückgezogen wurden. Ich zitiere mal den Musikexpress:

Ashley Morgan Smithline, die Marilyn Manson der sexuellen Nötigung beschuldigte, hat ihre Vorwürfe zurückgezogen. Sie behauptet nun, Evan Rachel Wood habe sie "manipuliert", um den Sänger zu belasten.

Smithline und Manson waren zwei Jahre lang ein Paar. Das Model beschuldigte ihn, sie mehrfach missbraucht zu haben. Ihr Statement erschien nachdem Wood, die ebenfalls mit Manson liiert war, ähnliche Anschuldigungen erhob. Darauf meldeten sich mehr als zehn weitere Frauen zu Wort, die ihre mutmaßlichen Erfahrungen mit Manson schilderten.

Smithline erklärte nun über ihre Anwältin, der Missbrauch habe nie statt gefunden. Sie habe "dem Druck von Evan Rachel Wood und ihren Partnern nachgegeben", um Manson "der Vergewaltigung und des Angriffs zu beschuldigen, was nicht der Wahrheit entsprach".

In dem Statement erinnerte sich das Model an ein Treffen mit Wood und anderen Frauen, die Manson anklagen – darunter die Schauspielerin Esme Bianco und die ehemalige Assistentin des Sängers, Ashley Walters. Dort wurde sie gefragt, ob sie den selben Missbrauch wie die anderen erlebt habe. Als sie verneinte, sagten ihr die Frauen, sie erinnere sich wahrscheinlich nicht daran.


Die Nachrichtenplatform "Human Events" beschlagzeilt den Fall so: "#METOO ist tot: Marilyn Mansons Anklägerin zieht Vergewaltigungsvorwürfe zurück und beweist, dass man nicht 'allen Frauen glauben' sollte".



12. Das britische Nachrichtenmagazin "The Critic" hat einen bemerkenswerten Beitrag zum Thema Männlichkeit veröffentlicht. Ein Auszug:

Sie müssen Mitgefühl für den progressiven weißen Mann haben. Er lebt in einem Paradoxon. Einerseits wird ihm gesagt, er habe alle Privilegien, die die Welt ihm bieten kann. Andererseits wird von ihm verlangt, dass er, weil er ein solches Privileg hat, schweigen und Platz für andere machen muss. Während er für den Großteil der Ungerechtigkeit in der Gesellschaft verantwortlich gemacht wird, hat er keine Möglichkeit, auf sein Privileg zu verzichten.

Er kann für eine fortschrittliche Sache spenden, eine antisexistische Infografik in seiner Instagram-Story posten, Unternehmen im Besitz von Minderheiten unterstützen oder sogar seine ganze Familie anketten und auf eine antirassistische Pilgerreise gehen, um bei Black Lives Matter Pluspunkte zu sammeln, aber es wird immer noch nicht reichen. Er kann sich den ganzen Tag lang selbst geißeln, aber es gibt keine Möglichkeit für ihn, vor dem progressiven Mob gerettet zu werden.

Vor einem Monat ging ich in Shoreditch, einem liberalen Stadtteil Londons, auf die Straße, um die einfachen Fragen zu stellen: "Wozu sind Männer gut?" und "Sind Männer wichtig?" Ein Mann brauchte ganze zweiundzwanzig Sekunden, um schließlich die Antwort zu stottern: "Ich denke, dass das, was Männer traditionell definiert, die traditionell männlichen Bereiche, die Männer tun, ich denke, dass einiges davon in der Gesellschaft wichtig sein kann, aber ich denke, dass es in der Gesellschaft übermäßig priorisiert wurde." Es ist zutiefst traurig, einem Mann zuzusehen, der nicht in der Lage ist, den Wert seiner eigenen Identität zu begründen.

(…) Wenn man dem Hass und der Diskriminierung nicht entkommen kann, weil man ein heterosexueller, weißer Mann ist, was kann man dann tun? Die einzige Lösung besteht darin, überhaupt nicht mehr heterosexueller weißer Mann zu sein. Es ist einfacher, Unterdrückungspunkte zu sammeln, als man denkt. Manche geben einfach bekannt, dass sie nicht-binär sind, und ärgern sich, wenn die Leute sie nicht mit den richtigen Pronomen ansprechen.

Der Versuch, der Last zu entkommen, als privilegiert wahrgenommen zu werden, ist mit dem neuen Phänomen des "Transmaxxing" noch einen Schritt weiter gegangen. Die Schriftstellerin Mary Harrington beschreibt diesen Begriff als "eine Subkultur junger Männer, die eine Transidentität annehmen, nicht weil sie glauben, dass sie im falschen Körper geboren wurden, sondern einfach, weil sie es können und weil sie glauben, dass ihr Leben dadurch besser wird". Diese Menschen sehen die Vorteile, die die Gesellschaft transsexuellen oder weiblichen Menschen bietet, im Vergleich zu den Belastungen, die ein gleichgeschlechtlicher Mann zu tragen hat.

In Wirklichkeit ist der heterosexuelle weiße Mann entgegen dem Mainstream-Narrativ nicht nur machtlos, sondern jedes Mal, wenn Macht abgezogen wird, wird dies als Zeichen des Fortschritts gefeiert - sei es, dass der Labour-Parteitag spöttisch feststellt, dass es "zu viele weiße Männer" gibt, die in einer Debatte die Hand heben, oder dass die Tories jubeln, dass das Kabinett von Liz Truss das erste ohne weiße Männer in den vier großen Staatsämtern ist.

Abgesehen von der Politik gibt es noch die geschlechtsspezifischen Unterschiede in der Bildung, wo Mädchen im Durchschnitt oft viel besser abschneiden als Jungen. Wie Richard Reeves in seinem Buch Of Boys and Men darlegt, wird dies nicht als Problem angesehen. Vielmehr wird es als "phänomenaler Erfolg" gefeiert. Ein weiteres Beispiel ist, dass die Royal Airforce in ihrem Bemühen um mehr Vielfalt kürzlich beschuldigt wurde, 160 weiße Männer zu diskriminieren.

In der Mehrheitsgesellschaft werden diese Probleme oft ignoriert, abgetan und verspottet. Der fortschrittliche weiße Mann darf keine seiner Nachteile anerkennen und muss sich stattdessen darauf konzentrieren, wie seine Existenz der Gesellschaft schadet.

Der Prozess verläuft parallel zu Kafkas Roman Der Prozess: Der Protagonist erfährt, dass er ein Verbrechen begangen hat, ohne dass ihm erklärt wird, worin dieses Verbrechen besteht. Es gibt keine Lösung oder Erlösung für das, was er angeblich getan hat. Alles, was er tun kann, ist, vergeblich nach einem Weg zu suchen, der ihm niemals eine Lösung bieten wird.




Freitag, Februar 24, 2023

"Sexuelle Gewalt gegen Männer" jetzt im Buchhandel

Mein Buch "Sexuelle Gewalt gegen Männer. Was wir darüber wissen und warum wir dazu schweigen" ist gestern bei Amazon erschienen. Der Klappentext verrät, worum es darin geht:



Seit einigen Jahren weist die Forschung darauf hin, dass es sehr viel mehr männliche Opfer sexueller Gewalt gibt, als man lange Zeit glaubte. Ihre Rate reicht an die Rate weiblicher Opfer heran. Wie dieses Buch zeigt, sprechen Politik und Medien in den USA diese Erkenntnisse an, während sie hierzulande ein Tabu bleiben. Aktivisten, die sich mit diesen Missständen beschäftigen, werden von Meinungsführern angefeindet und ausgegrenzt.

"Sexuelle Gewalt gegen Männer" beleuchtet die gesamte Bandbreite dieses Problems. Dazu zählen Vergewaltigungen, Belästigungen, Kindesmissbrauch, Zwangsprostitution, Rachepornos, Stalking, Sextourismus, sexuelle Gewalt in militärischen Konflikten und andere Menschenrechtsverletzungen. Dabei ist es Hoffmann ein zentrales Anliegen, wissenschaftliche Fakten auch jenen Lesern leicht verständlich zu machen, die sich noch nie zuvor mit diesem Thema beschäftigt haben.

Männer, die sexuelle Gewalt erlitten haben, kommen in diesem Buch ebenso zu Wort wie Helfer und Aktivisten. So gehören zu Hoffmanns Interviewpartnern die Opferberaterin Deborah Neuburger, der Männerexperte und Psychotherapeut Professor Michael Klein, die feministische Kulturanthropologin Dr. Mithu Sanyal sowie Matthias Enderle, der Vorsitzende der männerpolitischen NGO Manndat, die sich seit zwei Jahrzehnten für diese Opfer einsetzt.

Ein Teil des Buches zeigt darüber hinaus, auf welche mitunter fragwürdige Weise Leitmedien Betroffene ebenso darstellen wie Menschen, die sich in diesem Bereich engagieren. Hier gewährt Hoffmann Einblicke in seine eigenen – mitunter geradezu bizarren – Erfahrungen mit vermeintlichen "Qualitätsjournalisten", führt aber auch die Fälle auf, bei denen Journalisten ihrer Aufgabe gerecht geworden sind. Ausführlich untersucht das Buch die Gründe dafür, dass die große Zahl männlicher Opfer hierzulande verschwiegen wird.

Nicht zuletzt verdeutlicht ein eigenes Kapitel, warum auch Mädchen und Frauen davon profitieren, wenn männliche Opfer zur Kenntnis genommen werden. Auf diese Weise entsteht jener ganzheitliche Blick auf sexuelle Gewalt, der zu ihrer Bekämpfung dringend notwendig ist.




Hier das Inhaltsverzeichnis des Buches:



Vorwort

TEIL EINS: Was uns die Forschung sagt

1. "Eine Epidemie vergewaltigter Männer"

2. Sexuelle Belästigung: "Ich frage mich, ob ich Freiwild bin."

3. "Jedes Mal definitiv verdient": Häusliche Gewalt gegen Männer

4. "Wir erkennen immer wieder eindeutig Frauenhände": Der Horror des sexuellen Missbrauchs

5. Massenvergewaltigungen und Zwangsprostitution: Männliche Opfer bleiben ein Tabu

6. Von Kenias Stränden bis zu Putins Gefängnissen: So weit reicht der Mantel des Schweigens

7. Die Kette der Gewalt durchbrechen: Warum es auch Frauen hilft, wenn man das Schweigen beendet

TEIL ZWEI: Wie Leitmedien beim Thema "männliche Opfer" versagen

TEIL DREI: Ist es nicht egal, wenn "Müll" vergewaltigt wird? – Zwanzig Gründe, warum männliche Opfer unsichtbar bleiben

TEIL VIER: Was ist zu tun? Interviews mit Opfern, Helfern und Aktivisten

Matthias Mala, Opfer sexueller Gewalt: "Ich signalisierte, dass ich nicht wollte, doch sie ignorierte es"

Johannes Busch, Opfer sexueller Gewalt: "Meiner Frau habe ich erst nach Jahren davon erzählt"

Sedrik Vold, Opfer sexueller Gewalt: "Ich leide fast täglich unter Alpträumen, Panikattacken, Schlafstörungen, depressiven Momenten und Selbsthass."

Deborah Neuburger, Opferberaterin: "Nur zwei Männer waren in der Lage, den erzwungenen Geschlechtsverkehr als Vergewaltigung einzuordnen"

Phil Mitchell, Therapeut: "Meiner Einschätzung nach werden genauso viele Männer zum Sex gezwungen wie Frauen"

Professor Michael Klein, Therapeut: "Vertreter einer sozialen Bewegung für Männer werden stigmatisiert"

Dr. Mithu Sanyal, feministische Kulturanthropologin: "Die Medien arbeiten noch immer mit Bildern, die erschreckend an die Fünfzigerjahre erinnern"

Matthias Enderle, Vorsitzender von MANNdat: "Aus dem Feminismus lassen sich Lehren für die eigene Haltung ziehen"

Nachwort: Der Semmelweis-Reflex

Anhang: Hier erhalten männliche Opfer sexueller Gewalt Unterstützung.




Donnerstag, Februar 23, 2023

Umstrittene Meldestelle: Schriftstellerin klagt sich selbst als Antifeministin an

1. Die Schriftstellerin Cora Stephan berichtet als Reaktion auf die Meldestelle Antifeminismus, sich selbst für solches verbotenes Falsch-Denken anzuklagen. Ein Auszug:

Melde hiermit: Ich bin zutiefst antifeministisch eingestellt, seit Jahrzehnten, aus Erfahrung. Nehmen Sie die Verfolgung auf. Es lohnt sich. Man kann immer dazulernen.

Nicht, wie Sie behaupten, wer gegen Feminismus ist, entlarvt sich als menschen- oder frauenfeindlich, ganz im Gegenteil. Der Feminismus ist ein zutiefst menschenfeindlicher Irrweg, der ausgrenzt und entzweit und Frauen, die er zu vertreten behauptet, schadet. Es sind Feministinnen, die ihr Lebensmodell – ab in den Aufsichtsrat! – als das einzig wahre behaupten und andere Lebensentwürfe als "reaktionär" diskriminieren. Es sind Feministinnen, die "Männer sind Abfall" tönen oder den "toxischen alten weißen Mann" zum Abschuss freigeben wollen.

Wer sich Feministin nennt, vertritt nicht "die Frauen", sondern höchstens die eigenen Interessen. Feminismus will Macht.

(…) Der Kampf um die Emanzipation ist hierzulande längst ausgekämpft. Es reicht, Frauen nicht an dem zu hindern, was sie wollen – ob das Karriere heißt oder der Verzicht darauf. Was also soll das noch, dieser feministische Furor, diese freche Behauptung, frau müsse privilegiert werden, weil sie noch immer so viel nachzuholen habe nach vieltausend Jahren Patriarchat? Das Ergebnis sehen wir derzeit mit unserer paritätisch zusammengesetzten Regierung. Wer sonst nichts kann, wird Quotenfrau – ein cleveres Geschäftsmodell für die eine oder andere, dazu braucht es nicht viel: weder Wissen noch Erfahrung.


Die Meldestelle ist heute auch großes Thema auf Seite 2 der Bildzeitung unter der Schlagzeile "Regierung fördert Anschwärz-Portal. Kritik an Familienministerin Paus. WERDEN WIR JETZT DIE BUNDES-PETZ-REPUBLIK?" Hier findet man die Online-Fassung des Artikels (Bezahlschranke), wo auch Wolfgang Kubicki (FDP) vor "Denunziantentum" warnt.

Die Meldestelle wird inzwischen ebenso lagerübergreifend abgelehnt wie vor ein paar Jahren der Antifeminismus-Pranger der Heinrich-Böll-Stiftung, der schließlich begleitet von einer Bitte um Entschuldigung vom Netz genommen wurde.

Unterstützung erhält die Meldestelle, bei der sich Bürger gegenseitig anschwärzen sollen, bislang von der Antifa und der "taz".

Kritisch wird sie hingegen auch von weniger bekannten Projekten gesehen, etwa dem Verein Honestly Concerned, der sich gegen Antisemitismus engagiert. Dort heißt es: "Eine Stiftung auf Abwegen ... Sorry, aber für eine Meldestelle für 'Kritik an gendergerechter Sprache' haben wir kein Verständnis!"



2. SPD und Grüne sprechen sich für das Gendern im öffentlichen Dienst in Niedersachsen aus.

Das Bekenntnis zur Gender-Sprache ist Teil einer Reihe von Forderungen zur Gleichstellungspolitik, die SPD und Grüne aufstellen. So sollen Beschäftigtengremien im öffentlichen Dienst künftig zu gleichen Teilen mit Frauen und Männern besetzt werden, ebenso wie die Aufsichtsratsmandate, die das Land besetzt. Ausnahmen davon soll es nur "bei zwingenden Gründen" geben. Außerdem müssten alle Stellen, auch Führungspositionen, teilzeitgeeignet sein, heißt es weiter, und die Rolle von Gleichstellungsbeauftragten soll gestärkt werden.




3. Die Neue Zürcher Zeitung berichtet, wie die Situation an Schweizer Schulen immer bedenklicher gerät:

Eigentlich sollte die öffentliche Schule politisch neutral und ideologiefrei sein. Ob sie diesem Auftrag gerecht wird, darüber wird seit je herzhaft gestritten, nicht nur unter Erwachsenen. Im letzten Jahr gab eine Maturaarbeit von drei Aargauer Gymnasiasten zu reden. Die drei hatten eine Umfrage unter mehr als 500 Schülern an vier Kantonsschulen durchgeführt. Das Ergebnis: Für einen Gutteil der Befragten hatte der Unterricht einen klaren Linksdrall – besonders ausgeprägt in Englisch, Geschichte und Geografie. Auch die Schüler, die sich selber als politisch links verorteten, sahen dies so. Und: Je weiter rechts sich Gymnasiasten einschätzten, desto unwohler fühlten sie sich, im Unterricht ihre Meinung zu äussern.

(…) Das generische Maskulinum ist zwar so elegant wie inklusiv, gilt aber nicht mehr als zeitgemäss. Lieber spricht man in den Schulstunden politisch korrekt, wenn auch inhaltlich meist falsch von Velofahrenden und Zufussgehenden. Auch wird zunehmend streng gegendert, mit Leerschlag, Doppelpunkt, Stern oder Binnen-I. Das kann dazu führen, dass eine Schülerin ihre Arbeit über demokratische Staatsformen mit der Anmerkung zurückerhält, sie habe "Bürgerpflicht" geschrieben, wo es doch "BürgerInnenpflicht" heissen müsse. Das ist kein erfundenes Beispiel, sondern gymnasialer Alltag.


Immerhin wehren sich zunehmend Schüler gegen ihre Dauerindoktraination in den unterschiedlichsten politischen Bereichen:

So ist von Schulen zu hören, bei denen sich die Mädchen und Buben klar für die Beibehaltung von getrennten Toiletten ausgesprochen haben und nichts von Unisex-WC wissen wollen. Auch beim Klima-Hype haben sich die Vorzeichen geändert. Die Klimaaktivisten, die vor vier Jahren an den Schulen fast Heldenstatus genossen, nerven die übrigen Schüler mit ihrem Aktionismus häufig nur noch. Das zeigte sich auch bei der Schulhausbesetzung in Zürich: So haben sich einige Schüler beherzt gegen die vom Rektor so wohlwollend empfangenen Klimaradikalen gewehrt. Es soll sogar zu einer Schlägerei mit Beulen gekommen sein.


The kids are alright. Kaum jemand mag eifernde Missionare.



4. Edeka-Kunden meutern gegen die Gendersprache, die von der Supermarktkette zunehmend verwendet wird.



5. Das Väter-Netzwerk beschäftigt sich mit nicht eingehaltenen Versprechen der Ampel-Regierung:

Vaterschaftsfreistellung? Kindergrundsicherung? Dynamisierung des Elterngelds? Große Ankündigungen im Koalitionsvertrag, aber nichts passiert. Worauf die Ampel die knapp 12 Millionen Familien in Deutschland noch so alles warten lässt.


Hier geht es weiter.

Stattdessen macht Lisa Paus (Grüne) eine Meldestelle Antifeminismus auf. Sie kann ihrem Amt offenbar ebenso wenig gerecht werden wie ihre Vorgängerin Anne Spiegel.



6. Gestern widmete sich die Washingtoner Tageszeitung The Hill der Situation junger Männer:

Mehr als 60 Prozent der jungen Männer sind alleinstehend, fast doppelt so viele wie ungebundene junge Frauen, was auf einen größeren Zusammenbruch des sozialen, romantischen und sexuellen Lebens der amerikanischen Männer hinweist.

Bei Männern in den 20ern ist die Wahrscheinlichkeit höher als bei Frauen in den 20ern, dass sie romantisch unbeteiligt, sexuell untätig, freundlos und einsam sind. Sie stehen an der Spitze einer Epidemie des Rückgangs von Ehe, Sexualität und Beziehungen, die das gesamte junge Amerika betrifft.

"Wir befinden uns in einer Beziehungskrise", sagt Niobe Way, Psychologieprofessorin und Gründerin des Project for the Advancement of Our Common Humanity an der New York University. "Wir sind von uns selbst und voneinander getrennt. Und es wird immer schlimmer."

Im schlimmsten Fall kann die soziale Abkopplung des jungen amerikanischen Mannes tragische Folgen haben. Junge Männer begehen viermal so häufig Selbstmord wie junge Frauen. Jüngere Männer sind in hohem Maße für die steigende Zahl von Massenerschießungen verantwortlich, ein Trend, den einige Forscher mit ihrer wachsenden sozialen Isolation in Verbindung bringen.

Gesellschaftliche Veränderungen, die in den Eisenhower-Jahren begannen, haben das Patriarchat ausgehöhlt, das einst in den amerikanischen Familien, Klassenzimmern und am Arbeitsplatz herrschte. Fast 60 Prozent der Bachelor-Abschlüsse werden heute von Frauen erworben. Männer verdienen immer noch mehr, aber bei den jüngsten Erwachsenen hat sich der Einkommensunterschied auf 43 Dollar pro Woche verringert.

Wissenschaftler sagen, dass die neue Ära der Geschlechterparität die Beziehungsdynamik neu gestaltet hat, indem sie junge Frauen stärkt und in vielen Fällen junge Männer aus der Gleichung entfernt.

(…) In den letzten Jahren war ein historischer Anstieg der Zahl der "unverpartnerten" Amerikaner zu verzeichnen, vor allem unter jungen Menschen. Die Pandemie hat alles noch schlimmer gemacht.

Das Pew Research Center hat herausgefunden, dass im Jahr 2022 30 Prozent der Erwachsenen in den USA weder verheiratet sind, noch mit einem Partner zusammenleben oder in einer festen Beziehung leben. Fast die Hälfte aller jungen Erwachsenen ist Single: 34 Prozent der Frauen und satte 63 Prozent der Männer.

Es überrascht nicht, dass der Rückgang der Beziehungen mit einem Rückgang des Sexuallebens einhergeht. Der Anteil der sexuell aktiven Amerikaner befindet sich auf einem 30-Jahres-Tief. Etwa 30 Prozent der jungen Männer gaben 2019 an, im vergangenen Jahr keinen Sex gehabt zu haben, verglichen mit etwa 20 Prozent der jungen Frauen. Laut Pew ist nur die Hälfte der alleinstehenden Männer aktiv auf der Suche nach einer Beziehung oder auch nur nach gelegentlichen Dates. Diese Zahl ist rückläufig.

(…) Selbst erfahrenen Forschern fällt es schwer, das Beziehungsgefälle zwischen jungen Frauen und Männern vollständig zu erklären: Wenn die Zahl der alleinstehenden jungen Männer fast doppelt so hoch ist wie die der alleinstehenden jungen Frauen, mit wem gehen dann all die jungen Frauen aus?

Einige von ihnen gehen miteinander aus. Ein Fünftel der Generation Z bezeichnet sich als queer, und Untersuchungen legen nahe, dass bisexuelle Frauen einen großen Teil der queeren Gemeinschaft junger Erwachsener ausmachen.

Junge Frauen gehen auch mit etwas älteren Männern aus und heiraten sie, womit sie eine Tradition fortsetzen, die mehr als ein Jahrhundert zurückreicht. Das Durchschnittsalter bei der ersten Eheschließung liegt laut Volkszählungsdaten bei etwa 30 Jahren für Männer und 28 Jahren für Frauen.

Heterosexuelle Frauen werden immer wählerischer. Frauen "wollen nicht nach unten heiraten", um eine langfristige Beziehung mit einem Mann einzugehen, der weniger gebildet ist und weniger verdient als sie selbst, so Ronald Levant, emeritierter Professor für Psychologie an der University of Akron und Autor mehrerer Bücher über Männlichkeit.

In früheren Generationen traten junge Frauen beim Eintritt ins Erwachsenenalter in eine Gesellschaft ein, die von ihnen erwartete, einen finanziell stabilen Mann zu finden, der sie durch Jahrzehnte der Ehe und Mutterschaft unterstützen würde. In den 1950er und 1960er Jahren löste sich dieses Muster allmählich auf, und heute ist es so gut wie verschwunden.


In der sogenannten "Manosphäre" des Internets treten Männer, die sich einer Partnerschaft mit Frauen verweigern, unter dem Namen "Men Going Their Own Way" (MGTOW) auf. Von den Leitmedien werden sie kritisch bis ablehnend bewertet.



7. In dem außerordentlich langen Artikel "Wir waren Kanonenfutter", der hinter einer Bezahlschranke steht, berichtet "Die Zeit" über den Russen Andrej Medwedew, der als Söldner der Wagner-Gruppe in der Ukraine gekämpft hat und dann nach Norwegen geflohen ist. Ich kann hier aus dem insgesamt lesenswerten Artikel leider nur einen vergleichsweise kurzen Auszug zitieren

Die Wagner-Gruppe ist eine russische Söldnerarmee. Ihre Männer kämpfen in Syrien und mehreren afrikanischen Ländern, aber bis vor einem Jahr war wenig über die Truppe bekannt, die russische Regierung hat lange bestritten, dass sie überhaupt existiert. Dann griff Russland die Ukraine an, und Zehntausende Wagner-Söldner zogen gemeinsam mit regulären russischen Soldaten in den Krieg. Einheiten der Gruppe sollen maßgeblich an Gräueltaten beteiligt gewesen sein.

Medwedews Identität wurde von der Wagner-Gruppe in einem Statement bestätigt. Die norwegische Polizei hat ihn zunächst in Haft genommen. Inzwischen wohnt er in einer geheim gehaltenen Unterkunft in Oslo. Dort, in der norwegischen Hauptstadt, treffen wir ihn in einer Hotellobby. Es ist der Anfang eines Gesprächs, das sich über zwei Tage ziehen wird. Vieles von dem, was Medwedew sagt, lässt sich belegen. Mit Zeitungsartikeln, Videos, Auskünften von Beteiligten. Anderes bleibt, was es ist: die persönliche Erzählung eines jungen Russen.

(…) DIE ZEIT: Herr Medwedew, Sie geben an, Sie seien am 6. Juli 2022, mehr als vier Monate nach Kriegsbeginn, zu Wagner gegangen. Warum wollten Sie als Söldner kämpfen?

Andrej Medwedew: Geld. Ich kam aus dem Gefängnis frei, hatte kein Geld, keine Bleibe. Was sollte ich tun? Was kann ich schon? Wer nimmt mich schon? Ich rief einen Freund an. Da kam uns die Idee mit Wagner.

(…) ZEIT: Sie wussten, dass Sie in die Ukraine fahren, in den Krieg?

Medwedew: Ja.

Man kann sagen, dass Andrej Medwedew ein Täter ist, schuldig wegen seiner freiwilligen Teilnahme an einem völkerrechtswidrigen Krieg. Er ist aber auch ein Zeuge, weil er bereit ist, von dem zu berichten, was er erlebt hat. Und er ist ein Opfer. Russland verfügt über ein riesiges Reservoir an verlorenen Seelen, aus dem sich der Staat bedienen kann.

(…) ZEIT: Sie haben sich etwa drei Monate nach Bekanntwerden der Massaker von Butscha bei Wagner verpflichtet. Waren Ihnen die Ereignisse von Butscha ein Begriff?

Medwedew: Im Straflager haben sie in den Nachrichten von Butscha erzählt. Da hieß es, Europa und die Ukraine hätten das alles erfunden. Die Leute seien gar nicht tot gewesen. Die hätten sich hingelegt und seien später wieder aufgestanden und weggegangen.

ZEIT: Sie haben das geglaubt?

Medwedew: Natürlich! Wir haben das alle geglaubt. Wir haben ja nur eine Seite zu sehen gekriegt. Der Rest fehlte. Propaganda. Deshalb zeigen sie einen wie mich nicht in den russischen Nachrichten.

ZEIT: Sie sagen, Sie hatten während Ihres Einsatzes Probleme mit Ihren Vorgesetzten bei Wagner. Was waren das für Probleme?

Medwedew: Wir mussten oft dumme Befehle befolgen.

ZEIT: Was ist ein dummer Befehl?

Medwedew: Nur mit einem Gewehr bewaffnet auf Panzer zuzulaufen ist ein dummer Befehl. Es sind so viele Jungs krepiert.

Medwedew gibt an, er habe einen Zug mit 30 bis 40 Kämpfern kommandiert – nur vier von ihnen hätten überlebt. Diese Aussage passt zu Berichten, wonach die Wagner-Söldner häufig in Wellen auf die Stellungen der Ukrainer zurennen müssen. Meist werden sie schnell getötet, aber so werden die Positionen der ukrainischen Soldaten erkennbar, und die russische Artillerie kann sie besser treffen. Laut Schätzungen sollen bereits mehr als 30.000 Wagner-Söldner verletzt oder getötet worden sein. Medwedew sagt: "Wir waren Kanonenfutter."

(…) ZEIT: Wie kommt es, dass Sie den Krieg, für den Sie sich freiwillig gemeldet haben, nun ablehnen?

Medwedew: Ich habe begriffen, was dort passiert. Die Ukrainer und wir sind früher gut miteinander ausgekommen. Wir haben Urlaub beieinander gemacht, wir waren Freunde. Dann haben die Mächtigen entschieden, unser Territorium auszudehnen. Aber die Menschen brauchen das nicht. Jeden Tag verlieren sie Ehemänner, Brüder, Väter. Ich will, dass das aufhört.

(…) ZEIT: Glauben die Wagner-Kämpfer daran, dass Russland den Krieg gewinnen kann?

Medwedew: Niemand glaubt daran. Niemand. Was meint ihr, warum es sonst die Hinrichtungen gibt?

ZEIT: Was genau haben Sie beobachtet?

Medwedew: Wenn du dich weigerst zu kämpfen, wirst du hingerichtet. Ich habe von vielen dieser Hinrichtungen gehört. Zwei habe ich selbst gesehen. Die Männer wurden erschossen. Einer war mein Kumpel. Er hatte sich einem Befehl widersetzt. Bevor sie ihn töteten, hat er noch versucht zu fliehen.




8. 22.000 Russen sind seit Putins Überfall auf die Ukraine in die USA geflüchtet. Das berichtet CNN:

Nailia Manzurinas Augen füllten sich mit Tränen, als sie sich an den Moment erinnerte, als sie und ihre beiden kleinen Söhne sich von ihrem Mann in ihrer Heimat Russland trennen mussten.

"Gott sei Dank war es nur vorübergehend", sagte sie, während sie sich die Tränen wegwischte.

Es war Ende September 2022, und die Emotionen in Russland kochten hoch, weil Präsident Wladimir Putin gerade die erste Wehrpflicht des Landes seit dem Zweiten Weltkrieg eingeführt hatte. Videos in den sozialen Medien zeigten Mütter und Ehefrauen, die weinten, als ihre Angehörigen in den Krieg in der Ukraine hineingezogen wurden. Junge Männer strömten in Scharen in die Nachbarländer, um nicht in den Kampf hineingezogen zu werden.

Nailias Ehemann, Mikhail Manzurin, 25, hatte sich für die Einberufung qualifiziert, war aber mit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine nicht einverstanden. Und er war der festen Überzeugung, dass er nicht gegen seinen Willen zum Militärdienst gezwungen werden sollte.

"Ich will nicht die unschuldigen Menschen in der Ukraine töten. Sie schützen ihr Territorium. Sie beschützen ihre Häuser. Und ich will nicht Teil dieser Invasion sein", sagte Michail Manzurin.

Aus Angst, Mikhail könnte eingezogen werden, ins Gefängnis kommen oder Schlimmeres, beschloss die Familie zu fliehen und begab sich mit ihrem Neugeborenen Philip und ihrem Kleinkind Mark auf eine Odyssee durch mehrere Länder, die sie durch Kasachstan, Usbekistan, Dubai, Mexiko und schließlich in die Vereinigten Staaten führte - alles mit der Hilfe von Fremden.

Sie wurden Teil einer großen Welle von Russen, die in den Vereinigten Staaten Schutz vor dem Krieg suchten. Aus den von den amerikanischen Grenzbehörden veröffentlichten Daten geht hervor, dass sich die Zahl der von ihnen angetroffenen russischen Staatsbürger in den letzten sechs Monaten fast verdreifacht hat: von 1.645 Russen im August 2022 (dem Monat vor Beginn des russischen Wehrdienstes) auf 4.509 im Januar.

Insgesamt haben fast 22.000 Russen, einschließlich der Manzurins, seit Oktober 2022, dem ersten vollen Monat nach der Ankündigung des Wehrdienstes, versucht, über die Südgrenze in die Vereinigten Staaten einzureisen, so die neuesten Daten der US-Zoll- und Grenzschutzbehörde.

Vor all dem, sagen die Manzurins, liebten sie ihr Leben in Russland. Das Paar genoss die Kindererziehung und Mikhail sagt, er verdiene gutes Geld, indem er in einem Nachhilfezentrum Englisch und Chinesisch unterrichtete.

Dann überfiel Russland im Februar 2022 die Ukraine.

"Es war schockierend", sagt Mikhail. "Mir wurde klar, dass mein Land etwas Falsches tat."

Obwohl er wusste, dass es nicht sicher war, sich zu äußern, sagt Mikhail, dass er seine Verachtung für den Krieg in den sozialen Medien und von der Kanzel seiner christlichen, nicht konfessionellen Kirche zum Ausdruck brachte.

Mikhail sagt, sein Chef habe ihn gezwungen, seinen Job zu kündigen, weil sich Eltern über seine öffentliche Anti-Kriegs-Haltung beschwert hätten. Mikhail sagt, dass er zu diesem Zeitpunkt dazu überging, online Sprachen zu unterrichten, und das Leben, wie sie es kannten, ging trotz des Krieges weiter.

Doch ihre Welt wurde im September 2022 auf den Kopf gestellt, als Putin die Wehrpflicht einführte. Kurz darauf, sagt Mikhail, küsste er seine Frau zum Abschied und nahm ein Taxi zur Grenze, wo er in einen Bus nach Kasachstan stieg. Der Bus war voll mit anderen jungen Männern, die ebenfalls aus Russland geflohen waren, so Mikhail.

"Ich habe gezittert", sagte Mikhail.

Als der Bus die Grenze nach Kasachstan ohne Zwischenfälle überquerte, jubelten alle Männer an Bord über ihre erfolgreiche Flucht und sagten: "Wir haben es geschafft!"

Nailia, 27, und ihre Söhne schlossen sich Mikhail eine Woche später an.

(…) Michail Manzurin sagt, er habe Bedenken gehabt, mit seiner Familie nach Amerika zu ziehen, weil die russische Propaganda und die Menschen in Russland behaupten, Amerikaner seien Individualisten, die sich nur um sich selbst kümmern und die Russen nicht mögen.

"Niemand kümmert sich um dich. Also wird dir auch niemand helfen", erinnert sich Manzurin daran, dass ihm das vor seiner Abreise aus Russland gesagt wurde.

Zu Mikhails Überraschung haben Pastoren und Gemeindemitglieder seine Familie seit seiner Ankunft in den Vereinigten Staaten mit Lebensmitteln, Unterkünften, Kleidung und finanzieller Unterstützung versorgt.

(…) Mikhail sagt, dass seine Familie politisches Asyl beantragen wird und dass er davon träumt, dass seine Jungen eines Tages US-Bürger werden und in Freiheit und Sicherheit aufwachsen.




Mittwoch, Februar 22, 2023

Doppelklatsche: Markus Söder kritisiert "feministische Außenpolitik", Henryk M. Broder Meldestelle Antifeminismus

1. Um die feministische Außenpolitik ist eine Kontroverse zwischen den Ampelparteien und der Opposition entbrannt. Das berichtet Claudia Kade für "Die Welt":

In einer Woche soll es so weit sein, und die Erwartungen in der Koalition schrauben sich bereits hoch: Wenn Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) und Entwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) am Mittwoch nächster Woche ihre Leitlinien für eine feministische Außenpolitik vorstellen, soll ihnen eine Neuausrichtung der bisherigen Diplomatie gelingen – so der Anspruch aus dem Regierungsbündnis.

"Eine feministische Außenpolitik der Bundesregierung muss den Anspruch vertreten, die Lebensumstände von Millionen Frauen weltweit zu verbessern", sagt Ulrich Lechte, der außenpolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, WELT. "Indem wir mehr Mittel für Vorhaben einsetzen, die Frauen zugutekommen, kann die Bundesrepublik der internationale Vorreiter der modernen Außenpolitik werden." Feministische Außenpolitik sei die Förderung der Gleichberechtigung weltweit, denn Gleichberechtigung führe zu einer stärkeren Demokratie und einer freien Gesellschaft.

"Die Gleichberechtigung der Frau soll überall dort, wo es nötig ist, stärker in den Vordergrund gerückt werden", so Lechte. In den Konflikten und Kriegen der vergangenen Jahrzehnte habe sich gezeigt, dass Frauen eine besonders vulnerable soziale Gruppe darstellen und ihre Interessen bei Friedensverhandlungen stärker miteinbezogen werden müssen. "Frauen spielen in Krisenprävention, Schlichtung und Friedenssicherung eine elementare Rolle, die stärker in den Fokus rücken muss."

"Wie viele Studien zeigen, steigt beispielsweise die Chance, dass Friedensprozesse erfolgreich sind, wenn dort alle Perspektiven beteiligt sind und nicht nur die derjenigen am Tisch sitzen, die mit Gewalt viel Leid angerichtet haben", sagt Grünen-Fraktionsvize Agnieszka Brugger. Mit entsprechenden Strukturen im Ministerium, internationalen Allianzen, mehr Kooperation mit der Zivilgesellschaft, einer Strategie beim Budget und auch einer Beauftragten werde sichergestellt, dass es nicht nur bei schönen Worten bleibt.

"Feministische Außenpolitik ist kein Zauberstab und auch keine abstrakte Vision, sie zeigt neue und bessere Handlungsmöglichkeiten im Vergleich zu einer alten, oft anspruchslosen Außenpolitik auf", so Brugger. Die Leitlinien für feministische Außenpolitik seien dabei ein wichtiger Baustein, auf dem die Nationale Sicherheitsstrategie aufbauen wird.

Wie Baerbock Deutschlands Sicherheit mit ihrem Machtanspruch verbindet SPD-Fraktionsvize Gabriela Heinrich forderte, künftig Frauen in Fragen von Krieg und Frieden humanitär, finanziell und diplomatisch in den Fokus zu rücken. "Die jahrhundertealten patriarchalen Machtstrukturen in den internationalen Beziehungen gehören aufgebrochen und aufgelöst. Davon profitieren am Ende alle, Frauen wie Männer." Das müsse ein grundsätzliches Ziel deutscher Außenpolitik sein, dem sich alle Botschafterinnen und Botschafter verpflichtet fühlen sollten.

An Baerbock richtet Heinrich die Forderung, für die finanziellen Grundlagen der Neuausrichtung zu sorgen. "Das Auswärtige Amt sollte daraufhin hinwirken, dass feministische Außenpolitik auch in seinem Haushalt kein abstraktes Konzept bleibt." Es sei bekannt, dass Länder ökonomisch erfolgreicher sind, wenn Frauen entsprechend beteiligt werden. "Deshalb unterstützen wir den Vorschlag von Bundesentwicklungsministerin Schulze, perspektivisch über 90 Prozent der deutschen Entwicklungsgelder in Projekte zur Stärkung von Geschlechtergerechtigkeit zu stecken."

Der CDU-Außenpolitiker Jürgen Hardt äußert die Sorge, dass Baerbock sich mit dem geplanten "Kulturwandel" von jener "professionellen Diplomatie" verabschieden könnte, mit der die deutschen Diplomatinnen und Diplomaten über viele Jahrzehnte "kultursensibel weltweit deutsche Interessen vertreten". Bislang sei der Personalrat "offenbar nicht im Geringsten in die Erstellung der Leitlinien eingebunden", sagt Hardt. "Annalena Baerbock wäre gut beraten, sich von plakativen Phrasen zu lösen und konkret zu werden."

Konkret hätte sich die feministische Außenpolitik durch eine umgehende und unmissverständliche Positionierung an der Seite der protestierenden Frauen im Iran zeigen können. "Leider kam die deutsche Reaktion aus Kanzleramt und Auswärtigem Amt auf die Frauenproteste im Iran zu spät und zu lau." Man wolle es sich mit den frauenfeindlichen Herrschern in Teheran nicht verscherzen und werde damit am Ende niemandem gerecht.

AfD-Fraktionschefin Alice Weidel spricht von einem "unsinnigen Etikettenschwindel". Gute Außenpolitik sei immer Realpolitik und vertrage es nicht, mit ideologischen Konstrukten aufgeladen zu werden. "Eine Außenministerin, die sich ‚feministische Außenpolitik‘ auf die Fahnen schreibt, hat daher die Aufgabe und Bedeutung ihres Amtes nicht verstanden und ist offenkundig eine Fehlbesetzung."

Sevim Dagdelen, Obfrau der Linken im Auswärtigen Ausschuss des Bundestags, kritisierte: "Wer wie Annalena Baerbock Waffenlieferungen etwa an die Kopf-ab-Diktatur Saudi-Arabien genehmigt, die Frauen im eigenen Land brutal entrechtet und im Jemen-Krieg rücksichtslos tötet, sollte von einer wertebasierten und feministischen Außenpolitik besser schweigen. Diese Doppelmoral ist einfach unerträglich." Es brauche eine realistische und friedliche Außenpolitik, die auf Diplomatie für eine Verhandlungslösung in der Ukraine setzt, statt immer neuen Waffenlieferungen und einem Krieg gegen Russland das Wort zu reden.


Dem bayrischen Ministerpräsidenten Markus Söder zufolge handelt es sich bei feministischer Außenpolitik um ein "unverständliches Konzept":

"Außenpolitik heißt Diplomatie, nicht Mission. Wenn man nur noch versucht, die Welt zu missionieren, dann wird man am Ende recht einsam dastehen", sagte der CSU-Politiker der Mediengruppe Bayern. Seiner Ansicht nach sei Baerbocks Plan, "durch die Welt zu reisen und allen anderen zu erzählen, was sie zu tun und zu lassen haben, zum Scheitern verurteilt", sagte Söder.




2. Mit diesen Worten ist Markus Söder eigentlich ein Fall für die Meldestelle Antifeminismus. Zu ihren Kritikern hat sich inzwischen auch der Publizist Henryk M. Broder gesellt (Bezahlschranke). Broders Einschätzung nach wird die Amadeo-Antonio-Stiftung, zu der diese Meldestelle gehört, dass sie ihr Angebot ebenso ständig ausweiten muss wie die Marken De Beukelaer, Haribo und Ritter Sport, Schließlich lasse das Label "gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit", gegen die sich die Stiftung richtet, großen Spielraum, der es erlaube, Verbrechen wie eine Vergewaltigung mit einer politischen Auffassung zu verquirlen. Broder verdeutlicht das, indem er die Meldestelle einfach nur umfassend zitiert:

Auch die Antonio-Amadeu-Stiftung ist nicht in der Lage, den Begriff "Antifeminismus" so zu definieren, dass er eine halbwegs konkrete Form annimmt, und behilft sich mit Textbausteinen von endloser Elastizität, zum Beispiel: "Unsere Arbeit als Meldestelle Antifeminismus verstehen wir ebenso als Teil eines gemeinsamen zivilgesellschaftlichen Prozesses, der zum Teil neue Wege beschreitet und dabei kontinuierlich weiterentwickelt werden soll." Oder: "Wir erfassen Fälle, unabhängig davon, ob sie angezeigt wurden und unabhängig davon, ob sie einen Straftatbestand erfüllen oder unter der sogenannten Strafbarkeitsgrenze liegen. Relevant ist die antifeministische Dimension. Im Mittelpunkt stehen die Erfahrungen der Betroffenen."

Und wie werden die "Fälle" erfasst? Online über ein "Meldeformular" mit Angaben zum Tatort, zur Tatzeit, zu der Person des Angreifers ("Von wem ging der Angriff aus?") und der skurrilen Frage, "welche Aussagen und Inhalte" im Zuge der Tat "vermittelt" wurden.

Personen, die sich "nicht sicher sind", ob das, was sie erlebt haben, "wirklich" Antifeminismus war, bekommen diesen Rat mit auf den Weg: "Kein Problem, alle Meldungen sind wichtig und werden von uns ernst genommen und verarbeitet. Antifeminismus ist ein weites Feld und tritt in vielen Formen auf."

(…) Und nur für den Fall, dass jemand etwas melden möchte, ihm (oder ihr) aber gerade nichts einfällt, werden Beispiele genannt, was man/frau melden könnte, zum Beispiel: "Eine feministische Veranstaltung wird gestört, z. B. durch antifeministische Zwischenrufe"; "Die Arbeit einer Gleichstellungsbeauftragten (und/oder ihre Person) wird angegriffen"; "Wissenschaftler*innen der Gender Studies werden diffamiert".


Bei dieser großzügigen Definition, nach der alles Erdenkliche als antifeministisch zur Meldung gebracht werden kann, entpuppe sich Broder zufolge in der politischen Auseinandersetzung ein "vermintes Gelände", bei dem die Sprengfallen täglich mehr würden: von Kritik am "paritätischen Wahlgesetz" angefangen.

Und wenn Kritik an "Gender-Studies" als "diffamierend" empfunden wird, dann wird bald auch der Marxismus-Leninismus als "Wissenschaft" rehabilitiert werden. Ebenso Voodoo – als eine Methode der Fernheilung.

Man sollte der Versuchung widerstehen, die "Meldestelle Antifeminismus" der Antonio-Amadeu-Stiftung in einem Satz mit Einrichtungen zu nennen, die längst im Abgrund der Geschichte verschwunden sind. Es sind ganz andere Dimensionen, aber das Prinzip ist dasselbe: bedrohen, denunzieren und zersetzen – alles natürlich reinen Herzens und zum Wohle der Gesellschaft. An die Stelle der "Unschuldsvermutung" tritt ein "Generalverdacht", ohne dass Ferda Ataman, die Unabhängige Bundesbeauftragte für Antidiskriminierung, aufsteht und "So geht es nicht!" ruft.

Der Unterschied zwischen damals und heute liegt in einem wichtigen Detail. War es früher der Staat, der für Disziplin sorgte, die Mitläufer belohnte und die Verweigerer bestrafte, so haben inzwischen die sogenannten Nichtregierungsorganisationen die Aufgabe übernommen. Der Staat beschränkt sich darauf, ihre "Projekte" finanziell zu unterstützen.




3. Noch ein Fall für die Meldestelle: Bei t-online wird die feministische "Sprachpolizei" kritisiert:

Das Gegendere mit Sternchen, Doppelpunkten und anderem Unfug lässt bereits viele Gemüter hochkochen, doch damit geben sich die Missionare nicht zufrieden. Sie wollen mehr. Und sind bereit, ihrem Wahn nicht nur nebensächliche Floskeln, sondern auch Kunstwerke zu opfern. Zwei Beispiele aus den vergangenen Tagen verdeutlichen, wie weit der Irrsinn schon gediehen ist:

Erstens will das Bundesgesundheitsministerium den nach jeder Medikamentenwerbung vorgeschriebenen Satz ändern. Künftig soll er so lauten: "Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage und fragen Sie Ihre Ärztin oder Ihren Arzt oder fragen Sie in Ihrer Apotheke." Der bisherige Satz "... und fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker" sei "seit Jahren wegen seiner geschlechtsspezifischen Formulierung Gegenstand von Diskussionen", behaupten Karl Lauterbachs Mitarbeiter, die ich korrekterweise vermutlich "Mitarbeiter*:_innen" oder so ähnlich nennen müsste. "Durch die Änderung soll nunmehr gleichstellungspolitischen Aspekten Rechnung getragen werden." Auf die Idee, dass der tagtäglich in Funk und Fernsehen runtergeratterte Zungenbrecher durch eine noch kompliziertere Formulierung womöglich endgültig diskreditiert werden könnte, sind die Ministerialen nicht gekommen. Sie tragen den Gender-Gral vor sich her und wollen dafür sogar das Heilmittelwerbegesetz ändern. Ordnung muss in Deutschland schließlich sein.

(…) Nun mag es Leute geben, die im Eifer der Sprachmissionare nur eine zu vernachlässigende Schrulle sehen. Ich sehe darin eine gefährliche Grenzüberschreitung. (…) Sprache ist mehr als nur eine Aneinanderreihung von Buchstabenkombinationen zur Verständigung. Sie ist Kunst, sie ist Genuss, sie ist formvollendete Schönheit.




4. Die Meldestelle REspect! gegen Hetze im Netz hat keine Probleme damit, dass Männer als Abfall bezeichnet werden. Dabei handele es sich nämlich um ein

"verbreitetes und oft genutztes (generalisierendes) Stilmittel, welches an einer Vielzahl von Produkten und Formaten vorzufinden ist. Beispiele hierfür sind neben dem von Ihnen gemeldeten T-Shirt Drucke, Songs, Youtube-, Instagram-, Facebook-, TikTok-Kampagnen. Ebenfalls ist es ein hin und wieder genutztes Stilmittel der MeToo-Bewegung. Allein die schiere Menge an Nutzer:innen des Stilmittels zeigt deutlich, dass es sich hier nicht um einen Gesetzesverstoß nach dem StGB handelt."


Während von der einen Meldestelle also "Antifeminismus" so breit und so vage definiert wird, dass alles Erdenkliche darunter fallen kann, gilt für die andere gerade die Allgegenwart von Männerhass im vermeintlichen Patriarchat als Grund dafür, dass er nicht zu beanstanden ist. Das legt zwei Folgerungen nahe:

* Wenn man Attacken auf Männer herausrechnet, sind Frauen die Hauptbetroffenen von Hass im Netz.

* Falls jemals der Slogan "Women are trash" massenhaft verwendet würde, wäre das keine Hate Speech mehr – sondern ein "verbreitetes und oft genutztes Stilmittel".

Auch REspect! wird natürlich staatlich gefördert, wie die Meldestelle auf ihrer Website offenlegt:

Die Meldestelle REspect! ist eine Maßnahme der Jugendstiftung Baden-Württemberg im Demokratiezentrum Baden-Württemberg in Kooperation mit der Bayerischen Staatsregierung. Das Demokratiezentrum wird gefördert durch das Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg aus Landesmitteln, die der Landtag von Baden-Württemberg beschlossen hat, durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) im Rahmen des Bundesprogramms "Demokratie leben!" und aus Mitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Familie, Arbeit und Soziales.




Dienstag, Februar 21, 2023

Neue Zürcher Zeitung zur Meldestelle Antifeminismus: "Eine Demokratie braucht keine Denunziantenportale"

1. In der Neuen Zürcher Zeitung ist die Meldestelle Antifeminismus "Thema des Tages":

Weniger als fünf Minuten dauert es, eine unliebsame Person, die den Studiengang Gender-Studies als "Geldverschwendung" bezeichnet, bei einer staatlich geförderten Stiftung zu melden. Die Bestätigung der Meldung folgt sogleich per Mail mit bestem Dank vom "Antifeminismus-Monitoring-Team" der Amadeu-Antonio-Stiftung. Vergleiche zum Stasi-Überwachungsapparat der DDR wären historisch schief, trotzdem ist es nicht frei von Ironie, dass die Gründerin der Stiftung und ehemalige Vorsitzende, Anetta Kahane, von 1974 bis 1982 inoffizielle Mitarbeiterin der Staatssicherheit war.

Die Meldestelle Antifeminismus ist das erste bundesweite Portal, wo "sexistisch, frauen- und queerfeindlich motivierte" Worte, Taten, Organisationen und Menschen anonym gemeldet werden können. Das grüne Familienministerium unter Leitung von Lisa Paus fördert diesen feministischen Schutzwall mit 133 000 Euro. Im Jahr 2020 betrug das Budget der Amadeo-Antonio-Stiftung 5,8 Millionen Euro. Ein Teil des Geldes kommt vom Staat und damit von den Bürgern, die im Fall der neuen Meldestelle durch Steuergelder ihre eigene Diskreditierung finanzieren.

Die Beispiele, die die Stiftung als "Antifeminismus" deklariert, reichen von strafrechtlich relevanten Taten wie "Angriffen auf Frauen, queere Menschen und Einrichtungen" über Veranstaltungen mit "bekannten Antifeminist*innen" bis hin zu Kritik an "gendergerechter Sprache" und "Sticker/Flyer mit antifeministischen Inhalten". Auch Publikationen, die über eine "vermeintliche ‹Homo- und Translobby› oder ‹Gender-Ideologie›" berichten, sind laut der staatlich geförderten Stiftung eine Gefahr.

Es ist leicht vorstellbar, dass ein konservativer Politiker, der sich bei einer Wahlkampfveranstaltung gegen Sprachregelungen und für die Familie als Keimzelle der Gesellschaft ausspricht, tausendfach als Antifeminist gemeldet wird. So ist es ein Kinderspiel, den politischen Gegner anzuschwärzen und bei Bedarf auf das Urteil der Stiftung zu verweisen.

Besonders perfide ist die Vermischung von Gewalttaten mit harmlosen Aussagen, die klar von der Meinungsfreiheit gedeckt sind. So stellt man Politiker, die sich gegen das Gendern positionieren, oder Medien, die kritisch über die Auswüchse der Transideologie berichten, auf eine Stufe mit Kriminellen. Aber auch das Melden vom Nachbarn, Dozenten oder Vorgesetzten ist zulässig, sollte sich einer der Genannten "antifeministisch" äussern. Ein Terminus, der sich breit auslegen lässt und dessen Schwammigkeit fast jeden zum Antifeministen macht, dessen Weltbild nicht gleichauf mit dem der Queer- und Transaktivisten ist.

Die Amadeu-Antonio-Stiftung wehrt sich gegen den Vorwurf des öffentlichen Prangers. Betrachtet man den Aufbau der Website, ist das als reine Schutzbehauptung zu bewerten. Mit wenig Aufwand lässt sich ein "Vorfall" melden, unter dem Button "Chronik" wird voraussichtlich bald eine Liste von Negativbeispielen "unterhalb der Strafbarkeitsgrenze" zu finden sein.

Die Stiftung bereitet hier eine Infrastruktur des Spitzelns vor, des Misstrauens gegen Mitbürger, Medien und Vereine. Es ist das Gegenteil einer liberalen Gesellschaft, in der verschiedene Positionen immer wieder neu verhandelt werden und missliebige Haltungen ausgehalten werden müssen. Weder der Staat noch Stiftungen können die Bürger verpflichten, Feministen zu sein.

(…) Die Amadeu-Antonio-Stiftung versucht mit der Meldestelle unter dem Deckmantel der emanzipatorischen Intention Fakten zu schaffen. Daran ist wenig bis nichts feministisch, aber alles antidemokratisch und illiberal. Denunziation steht im Gegensatz zu den Werten einer liberalen Gesellschaft, für die die Stiftung angeblich eintreten will. Gesellschaftliche Gräben werden nicht überwunden durch denunziatorische Portale, sondern durch einen offenen Diskurs. Die Bundesregierung sollte ihre Förderung von öffentlichen Massregelungsstellen wie die der Meldestelle der Amadeu-Antonio-Stiftung beenden. Ein staatlich finanzierter Pranger für Meinungen innerhalb einer pluralistischen Mehrheitsgesellschaft ist nicht fortschrittlich, sondern autoritär.


Aus den Reihen der Antifa werden die Vorwürfe hingegen zurückgewiesen:

Antifeminismus ist eine tödliche, menschenverachtende Ideologie und wird doch als solche nicht anerkannt folgerichtig sind genaue Zahlen der Todesopfer nicht bekannt. (…) Dennoch werden antifeministische Straftaten immer noch nicht systematisch erfasst.

Nun hat die Amadeo Antonio Stiftung folgerichtig und endlich auch eine Meldestelle für antifeministische Straftaten entwickelt. Und es zeigt sich wieder, wie weit Antifeminismus auch im bürgerlichen/konservativen Milieu verankert ist. So wurde beispielsweise von Journalistinnen und Politikerinnen behauptet, diese Meldestelle wolle nur Männer an "den Pranger" stellen. Das ist Täter-Opfer-Umkehr par excellence. Und das Schlimme: Auch hier glauben die Täter wirklich, Opfer zu sein, einfach nur weil sie Angst haben, nicht mehr ohne Konsequenzen ihren antifeministischen Müll abladen und FLINTA nicht mehr ungefragt belästigen zu dürfen. Die Autorin und Incel-Expertin Veronika Kracher schrieb hierzu treffend auf Twitter: "Bürgerliche bis Neonazis titschen aus. Daraus spricht vor allem eins: die Wut, nicht mehr weiter Frauen und queere Menschen angreifen zu dürfen."

Antifeminismus ist eine zentrale Ideologie im Rechtspopulismus und Rechtsextremismus, wird aber weniger stark als menschenfeindlich erkannt und gewertet. Feministinnen werden lächerlich gemacht, in den sozialen Netzwerken mit Hass, Mord- und Gewaltandrohungen überhäuft. Die Agitation gegen sexuelle Vielfalt und die Gleichwertigkeit aller Geschlechter ist auch in der sogenannten Mitte der Gesellschaft anschlussfähig. (…) Antifeminismus wird weiter gesellschaftsfähig gemacht und ist doch eine tödliche Ideologie.


In der linken Wochenzeitung "Freitag" hingegen trägt ein Beitrag Katharina Körtings die Überschrift "Feminismus als Staatsdoktrin? Ohne mich!" Obwohl die Autorin stramm feministisch denkt ("Die ganze Welt ist frauenfeindlich, und dagegen muss man sich wehren."), erteilt sie der Meldestelle eine klare Absage: "Das Ganze erinnert unangenehm an stalinistische Schauprozesse, aber ich bin mir nicht sicher, ob diese Assoziation nicht selbst schon 'antifeministisch' – und dort zu melden wäre." Im Fazit des insgesamt lesenswerten Artikels heißt es deshalb:

Der Staat (…) fördert – mit meinem Steuergeld! – nicht Nachdenklichkeit und Dialog, sondern die Denunziation Andersdenkender, Zensur, Opferdenken und damit letztlich die Aufteilung der Gesellschaft in die Guten und die Bösen. Feminismus funktioniert aber nur als Protestbewegung. Wenn er im Namen des Fortschritts in den Rang einer Staatsdoktrin erhoben wird, bin ich raus. Dann solidarisiere ich mich lieber mit denen, die nicht wissen, was sie denken oder fühlen sollen. Zum Beispiel anti-antifeministisch indoktrinierte Jungen.


So viel Skepsis und Widerstand gegenüber staatlicher Indoktrination würde man auch der Antifa wünschen.



2. Annalena Baerbock will eine Botschafterin für feministische Außenpolitik ernennen. Das berichtet die Süddeutsche Zeitung mit Bezug auf ein Entwurfspapier für die "Leitlinien feministischer Außenpolitik", über das der SPIEGEL berichtet.

In dem Papier, das wohl am 1. März vorgestellt werden soll, heißt es demnach: "Die Botschafter*in wird für das Mainstreaming feministischer Außenpolitik Sorge tragen. Sie wird die Leitlinien weiterentwickeln und ihre Umsetzung sicherstellen." Das 41-seitige Dokument bestehe aus insgesamt zwölf Leitlinien, berichtet der Spiegel, sechs davon zielen demnach auf die Arbeitsweise im Auswärtigen Dienst ab und sechs auf das außenpolitische Handeln. Die Leitlinien seien "als Arbeitsinstrument des Auswärtigen Amts gedacht", ist im Entwurfstext zu lesen.

Feministische Außenpolitik sei "keine Außenpolitik für Frauen, sondern für alle Mitglieder einer Gesellschaft", zitiert der Spiegel aus dem Text. Sie mache sich "für alle stark, die aufgrund von Geschlechtsidentität, Herkunft, Religion, Alter, Behinderung, sexueller Orientierung oder aus anderen Gründen an den Rand von Gesellschaften gedrängt werden". Mit dem feministischen Ansatz sollten "historisch gewachsene Machtstrukturen" aufgebrochen werden.

Baerbocks Ministerium will dem Bericht zufolge die Genderkompetenz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stärken und einen "Kulturwandel" herbeiführen. "Feministische Außenpolitik verankern wir in allen Pflichtfortbildungen unseres Dienstes, um einen 'feministischen Reflex' auszubilden", schreiben die Autorinnen und Autoren.

Offenbar soll sich die neue feministische Grundhaltung auch in der Mittelvergabe des Außenressorts niederschlagen. "Wir werden auch unsere finanziellen Mittel systematischer in den Dienst feministischer Außenpolitik stellen", zitiert der Spiegel aus dem Leitlinien-Entwurf. "Unser Ziel ist, bis zum Ende der Legislaturperiode Gender Budgeting auf den gesamten Projekthaushalt des Auswärtigen Amts anzuwenden."

Das Auswärtige Amt warnt dem Bericht zufolge allerdings vor zu hohen Erwartungen. "Feministische Außenpolitik hält keine Zauberformel bereit, mit der sich unmittelbare sicherheitspolitische Bedrohungen bewältigen lassen", heißt es im Papier. Zudem zeige Russlands Krieg gegen die Ukraine, dass Menschenleben auch mit militärischen Mitteln geschützt werden müssten. "Deshalb ist feministische Außenpolitik nicht gleichbedeutend mit Pazifismus", so das Außenamt.




3. Für die UN Women sind Frauen und Mädchen vom Ukrainekrieg besonders betroffen. Kritiker sprechen bei dieser verqueren Darstellung von "sexistischer Menschenverachtung" und fragen: "Wie ideologisch verblendet is euer Verein eigentlich?"



4. Zum ersten Mal wird die britische Polizei verpflichtet, Gewalt gegen Frauen und Mädchen als "nationale Bedrohung" zu behandeln. Das bedeutet, dass ihr die gleiche Priorität eingeräumt werden sollte wie schwerer organisierter Kriminalität, Terrorismus und Kindesmissbrauch. Gewalt gegen Jungen und Männer hingegen bleibt unerwähnt.



Montag, Februar 20, 2023

ARD wirbt in Kindersendung fürs Gendern

1.
Erst Anfang Februar riet WDR-Chef Jörg Schönenborn (58) seinen Mitarbeitern vom Gendern ab. Die Macher von "Wissen macht Ah!" scheint das wenig zu interessieren. In der vom WDR (gehört zur ARD) produzierten Kindersendung wurde am Samstag ein Beitrag übers Gendern ausgestrahlt, der sehr nach Werbung für die bei linken Politikern und Aktivisten beliebte Sprachform klingt.


Hier geht es weiter.



2. Auch die neue Auflage der Duden-Grammatik versucht, die Leser zum Gendern verleiten:

Das Reizthema Gendern wird in der Duden-Grammatik knapp, aber tendenziös behandelt. Dem Autor Peter Gallmann zufolge haben psycholinguistische Tests nachgewiesen, dass generische Maskulina "in überdurchschnittlichem Maß die Vorstellung männlicher Personen" hervorrufen. Deshalb suche man nach "alternativen Formulierungen", die zu "ausgeglicheneren Vorstellungen führen", worauf der Hinweis folgt, dass der Dudenverlag schon eine Reihe entsprechender Publikationen vorgelegt hat.

Tatsächlich ist der empirische und methodische Wert der besagten Tests in der Wissenschaft nach wie vor umstritten, und es wäre einer Grammatik mit dem Anspruch, ein Standardwerk zu sein, angemessen gewesen, diesen Stand der Diskussion nüchtern zu referieren. Ebenfalls angebracht gewesen wäre eine Beschreibung der grammatischen Systembrüche, die durch das Gendern verursacht werden. Schließlich orientiert sich die Duden-Grammatik ihrem Selbstverständnis nach "an der geschriebenen Standardsprache, die überregional, stilistisch neutral, nicht an einen spezifischen Verwendungskontext gebunden und auch in formelleren Kontexten unauffällig ist".




3. Trotz all dieser Manipulationsversuche nimmt die Abneigung gegen das Gendern weiter zu, wie aktuelle Umfragen zeigen. (Genderama berichtete.) Auch in Zürich findet die geschlechtertrennende Sprache keine Mehrheit. Das berichtet der Kommunikationsberater Dr. Philipp Gut:

Abgehobene Akademiker, heimatlose Expats und Luxus-Linke bestimmen in den Städten der Kurs. Zu ihren Steckenpferden gehört das Gendern, wie es so neudeutsch wie hässlich heisst – also die Verhunzung der Sprache durch Gendersterne, Doppelpunkte und dergleichen Unsinn mitten im Wort. Das ist zwar grammatikalisch falsch und eine ästhetische Zumutung – aber Hauptsache, die Ideologie stimmt.

Umso überraschender sind die Resultate einer Umfrage von Tamedia in der Stadt Zürich, dem Schweizer Zentrum der Gender-Ideologie. Die Stadtzürcher Bevölkerung, die stets stramm links-grün wählt, will nichts von Gendersternen und anderen Sprachverhunzungen wissen. "Ablehnung auf breiter Front", titelte der hauseigene "Tages-Anzeiger". Nur eine kleine Minderheit wolle den Genderstern. Oder andersrum: Die grosse Mehrheit will nicht, dass die Behörden die Bevölkerung beispielsweise mit "Bewohner*in" oder "Bewohner:in" ansprechen.

Wie stark die Ablehnung des Genderns selbst im linksurbanen Milieu ist, zeigen folgende Tatsachen:

* Nur eine Minderheit von 24 Prozent der weiblichen Stadtbewohner sind für den Genderstern. 76 Prozent der Zürcherinnen finden den Genderstern daneben.

* Und auch die Jungen, von denen man annahm, sei seien für das Gendern, sind in Tat und Wahrheit deutlich dagegen. Gegen 70 Prozent wollen nichts vom Gendern wissen.




Sonntag, Februar 19, 2023

CICERO: "Meldestelle Antifeminismus dient der Denunziation politisch unliebsamer Anschauungen"

1. Der "Volksverpetzer", ein linkes Weblog, das vermeintliche Falschmeldungen geißelt, ärgert sich über Kritik an der Meldestelle Antifeminismus. In dem aktuellen Beitrag werden auch der Väterrechtler Markus Witt und der auf Männer spezialisierte Klinische Psychologe Professor Dr. Michael Klein erwähnt. Klein hatte offenbar zum Verdruss des "Volksverpetzers" argumentiert: "Eine selbstbewusste und starke Demokratie braucht solche Meldestellen nicht. Dies fördert Denunziantentum, Cliquenherrschaft, Misstrauen und Hass. Verbrechen werden durch das Justizsystem verfolgt. Andere Meinungen sollten toleriert und diskutiert werden." – "Frauenhass tolerieren, diskutieren?" fragt daraufhin der "Volksverpetzer" im gewohnten polemischen Stil.

Anders bewertet Jens Peter Paul die Meldestelle in einem Beitrag für das Magazin CICERO. Er befindet: "Was seitens des Bundesfamilienministeriums als ein innovatives Instrument im Kampf gegen Frauenfeindlichkeit verstanden werden möchte, dient in Wirklichkeit der Denunziation politisch unliebsamer Anschauungen." In dem ausführlichen Artikel heißt es weiter:

Es genügen ein im Sinne der Initiatoren falscher Kommentar in einem Internet-Forum oder ein skandalöser, offen getragener Sticker gegen Gluckser und Sternchen, um "auffällig" zu werden und in diese neue Art von Kriminalstatistik einzufließen, die ihre Daten aus eben jener "Meldestelle Antifeminismus" schöpfen will, wie sie am 1. Februar unter der Regie der umstrittenen Amadeo-Antonio-Stiftung online gegangen ist.

Angesprochen fühlen darf sich jeder, der nach Meinung der Urheber nicht links genug ist, denn "Antifeminismus kommt in bürgerlich-konservativen, in christlichen und sogar linken Kreisen vor". Ideell und finanziell gefördert wurde das Vorhaben nach unbestrittenen Medienberichten bereits 2022 mit 133.000 Euro Steuergeld von "Bundesfamilienministerin" Lisa Paus. Die Grüne, vor nicht einmal einem Jahr angetreten, den von ihrer ebenfalls an sich selbst gescheiterten Vorgängerin Anne Spiegel angerichteten Scherbenhaufen aufzukehren, festigt so ihren Ruf als Problembärin der Bundesregierung ("Meisterin Petz") und baut ihn aus.

(…) Eigentlich, so die subkutane Botschaft der "Meldestelle" und ihrer Unterstützerinnen, müssten die hier beispielhaft aufgeführten Verstöße gegen das Weltbild radikaler Linker und Grüner längst strafbar sein und als Offizialdelikt von speziellen Staatsanwaltschaften verfolgt und angeklagt werden. Unglücklicherweise existiert – im Moment jedenfalls noch – so etwas wie eine "Strafbarkeitsgrenze", ein Begriff, den Frau Paus und die von ihr liebevoll gepamperte Amadeo-Antonio-Stiftung am liebsten auslöschen würden. Alternativ wäre es natürlich noch schöner, die vermeintlichen Vorkämpferinnen gegen das, was sie unter Frauenfeindlichkeit verstehen, könnten nach eigenem Gutdünken diese Strafbarkeitsgrenze endlich selbst neu justieren, um derzeit noch lediglich semikriminelle Vorfälle mit Stumpf und Stiel auszurotten.

(…) Die Initiatorinnen sehen das dank ihrer Meldestelle gewonnene "Wissen" über derartige Umtriebe – ganz schlimm: Initiativen für Volksabstimmungen gegen amtliche Sprachverhunzung wie nun in Hamburg – auch als "Grundlage" für die Schulung von Polizei und Justiz. Laut Tagesspiegel sollen in einer "Chronik" die Namen von Prominenten, bekannten Journalisten und Medien oder Vereinen veröffentlicht werden können, die sich nach dem Verständnis des Ministeriums antifeministisch äußern, etwa "bestimmte Personen abwerten". (…) Schon eine Meldung macht eine Person oder Institution auch nach Meinung von Lisa Paus zum "Täter".

(…) Es handele sich bei ihrer neuen Errungenschaft um wertvolles und deshalb überfälliges "zivilgesellschaftliches Monitoring", behauptet die Amadeo-Antonio-Stiftung. Von dessen Erhebungen würden "Rechtsstaat und Politik enorm profitieren", denn ermöglicht werde so ein alljährliches "Lagebild Antifeminismus". Die Analogie zu den Schwerstkriminalität betreffenden Lagebildern des Bundeskriminalamtes (Organisierte Kriminalität, Zuwanderung, Schleusung, Waffen, Geldautomatensprengung) ist keineswegs zufällig gewählt. Kritik an "Gender-Ideologie" gehört nach Meinung der Stiftung exakt in diese Reihe. Tenor: Schlimm genug, dass sie nun selbst hier aktiv werden muss, wenn schon die Innenministerin versagt.

(…) Entsprechend freundlich bis begeistert wurde der Start der "Meldestelle Antifeminismus" medial begleitet und gefeiert, hat doch, wie die Deutsche Welle erschüttert zur Kenntnis nehmen musste, "jeder dritte Mann (33 Prozent) und jede fünfte Frau (19 Prozent) in Deutschland ein geschlossen antifeministisches Weltbild", was Gegenmaßnahmen unabdingbar mache. Das ZDF stellte erleichtert fest, nunmehr bekämen "belästigte Frauen eine Stimme", während Deutschlandfunk Kultur lobte, endlich werde auch "berichtet, was unter dem Radar stattfindet" und die taz vor "Antifeminismus als Einstiegsdroge" warnte. Sprich: Wer Gender-Gaga geißelt, der laufe Gefahr, irgendwann auch auf Juden loszugehen, der Gleichstellungsbeauftragten aufzulauern, den Islam zu verunglimpfen, Einwanderer pauschal als Sexualverbrecher zu betrachten, Transpersonen zusammenzuschlagen und sogar zu versuchen, die Vorsitzende der Grünen Jugend "unsichtbar" zu machen, also im Internet per Shitstorm zum Schweigen zu bringen.




2. Das Redaktionsnetzwerk Deutschland berichtet:

Während die Obdach- und Wohnungslosigkeit in anderen Ländern steigt, hat Finnland es geschafft, dass sie zurückgeht. Die deutsche Bau- und Wohnungsministerin Klara Geywitz will wissen, was das Land anders macht – und arbeitet selbst an einem Aktionsplan.


Hier geht es weiter. Auch die Tagesschau greift das Thema auf.



3. Nach einem körperlichen Angriff auf Schwule in Bielefeld, haben sich die Täter der Polizei gestellt. Zwei Monate vor dieser Tat hatten mehrere solche Übergriffe für Entsetzen in der Stadt gesorgt.



4. Die britische BBC berichtet über "Antifeminismus" in Seoul, der Hauptstadt von Südkorea. Dort werden jetzt Frauenparkplätze abgeschafft:

Nach Angaben der Stadtverwaltung sind diese Parkplätze nicht mehr notwendig und werden in Familienparkplätze umgewandelt. Kritiker sagen, ihre Abschaffung sei nur das jüngste Beispiel für eine frauenfeindliche Politik in Südkorea.

Chung Eun-jung, 55, sagt, sie nutze die Frauenparkplätze, wann immer sie einen finde: "Ich fühle mich sicherer, wenn ich sie benutze, weil nicht so viele gefährliche Leute in der Nähe sind. Wenn ich ins Auto steige, schließe ich die Tür immer sofort ab", sagte sie und fügte hinzu, dass sie sich der Verbrechen auf Parkplätzen, über die oft in den Nachrichten berichtet wird, durchaus bewusst sei.

(…) Die neuen Familienplätze werden Schwangeren oder Reisenden mit Kindern zur Verfügung gestellt. Die Stadtverwaltung bestätigte, dass Frauen, die diese Kriterien nicht erfüllen, die Plätze nicht nutzen dürfen.

Ein solcher Schritt trägt zu dem bei, was Kritiker als eine Kultur des Antifeminismus bezeichnen, die die südkoreanische Politik in den letzten Jahren geprägt hat.

Männer in Südkorea argumentieren zunehmend, dass Maßnahmen, die Frauen begünstigen sollen, diskriminierend sind.

Die derzeitige Regierung hat den Begriff "Gleichstellung der Geschlechter" aus dem Ethik-Lehrplan der Schulen gestrichen und versucht, das Ministerium für Gleichstellungsfragen zu schließen. Oh Kyung-jin von der koreanischen Frauenvereinigung ist enttäuscht, dass diese Stellen gestrichen werden, macht sich aber mehr Sorgen über den allgemeinen Trend. "Die Regierung versucht, ihre antifeministische Politik voranzutreiben, und jetzt sehen wir, dass diese regressive Politik auch auf die lokalen Regierungen übergreift", sagte sie.

Der männliche Pilot Cho Young-jae ist jedoch der Meinung, dass die reinen Frauenbereiche abgeschafft werden müssen. "Diese Plätze diskriminieren die Männer", sagte der 34-Jährige. "Wenn man 100 Meter weiter geht, ist man nicht weniger sicher, und die Parkplätze sind heutzutage mit Überwachungskameras ausgestattet.

Die Parkplätze nur für Frauen, die in den 1990er Jahren in Deutschland eingeführt wurden, sind in Südkorea umstritten. Da einige von ihnen länger und breiter sind, argumentierten Kritiker, dass sie das Klischee verstärken, dass es für Frauen schwieriger ist einzuparken.


Der ORF fügt in einem Beitrag über dasselbe Thema hinzu, der seit Mai vergangenen Jahres amtierende Präsident Südkoreas Yoon Suk Yeol werde "wegen seiner antifeministischen Rhetorik" scharf kritisiert. So habe Yoon behauptet, Feminismus verhindere "gesunde Beziehungen" zwischen Männern und Frauen.

kostenloser Counter