Montag, September 16, 2024

Maskulistischer Artikel in der ZEIT: "Jungen in Kita, Schule und Universität benachteiligt – und keinen interessiert es"

1. Die Post. Einer meiner Leser schreibt mir heute:

Hallo Arne,

gerade bin ich über einen Artikel in der ZEIT gestolpert, der vom Duktus her glatt von Dir sein könnte.

Es freut mich, dass das Thema in dieser Art auch einmal von einem großen Medienhaus aufgegriffen wird.


In dem angesprochenen Artikel geht es um die Situation von Jungen. So lautet der Anreißer:

Ob in Kita, Schule oder an der Universität: Jungen leisten weniger – und werden benachteiligt. Warum interessiert das niemanden?


Hier geht es weiter. (Sicherheitshalber: Hier wurde der Artikel archiviert.)

Es war übrigens "Die Zeit", die 2003 als erstes deutsches Leitmedium zur Sprache brachte, dass in unserem Erziehungswesen nicht Mädchen, sondern Jungen zu kurz kommen. Diese Berichterstattung führte zum Stichwort "Jungenkrise" und einer großen Debatte, an der auch ich mich mit meinem Buch "Rettet unsere Söhne" beteiligte, bis sie 2009 versandete und das Thema fast komplett von der Tagesordnung verschwunden war. Und das obwohl eben 2009 der Aktionsrat Bildung noch festgestellt hatte, dass die Ungleichheit zu Lasten der Jungen "die Grenzen des rechtlich und moralisch Hinnehmbaren" inzwischen klar überschreite.

So heißt es in dem aktuellen "Zeit"-Artikel klar:

Dass Arbeiterkinder bessere Leistungen als Akademikerkinder zeigen müssen, um aufs Gymnasium zu kommen, wird zu Recht als unfair kritisiert. Dass Jungen für eine Gymnasialempfehlung mehr leisten müssen als Mädchen, ist dagegen weitgehend unbekannt. Und wer weiß, dass der Abitur-Gap ähnlich groß ist wie der Gender-Pay-Gap?

In den Gleichstellungsberichten wird das Geschlechtergefälle zuungunsten der Jungen allenfalls am Rande erwähnt. Im Bundesfamilienministerium, das für die Geschlechtergerechtigkeit zuständig ist, beschäftigen sich Dutzende Personen mit Frauen, Mädchen oder queeren Personen, aber nur eine Handvoll mit Jungen- oder Männerthemen.

An den Universitäten ist die Jungenkrise ebenfalls kein Thema. "Man kann mit dem Jungenthema keine akademischen Meriten gewinnen", sagt Bettina Hannover, Bildungswissenschaftlerin an der FU Berlin und eine der wenigen der Zunft, die zu Jungen arbeiten.

Vielen Institutionen scheint ihre Gleichgültigkeit gegenüber den Jungen nicht aufzufallen – dabei springt sie einen mitunter geradezu an. Etwa in der neuesten Ausgabe des Nationalen Bildungsberichts. Sechs Frauen und einen Mann zeigt das Cover dieses wichtigsten Datenreports zu Kita, Schule und Hochschule: Bildung ist weiblich.


Der "Zeit"-Artikel endet mit einem geradezu maskulistischen Plädoyer:

Im norwegischen Report heißt es, mehr Aufmerksamkeit für die Probleme von Jungen und Männern werde die Gleichstellungspolitik stärken und nicht schwächen. Anders gesagt: Geschlechtergerechtigkeit kennt nicht nur ein Geschlecht.


Die Distanz zwischen Norwegen und Deutschland ist offenbar größer, als man glaubt.



2. "Jungen im Teenager-Alter zählen zu den häufigsten Opfern" lautet die Schlagzeile eines "Welt"-Artikels über Sextortion.



3. Für eines kann man junge Männer aber nach wie vor verwenden: Auch Serbien führt jetzt die Wehrpflicht ein. Allein für das männliche Geschlecht, versteht sich. Frauen können weiterhin freiwillig dienen.



4. Das Overton-Magazin stellt den russischen Kriegsdienstverweigerer Nikolai Goriachev vor, den das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge zurückschicken will: "Kanonenfutter aus Deutschland für die russische Armee."

Als der Deutsche Bundestag im April 2022 nach Kriegsbeginn erstmals die Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine beschloss, erging von ihm zugleich ein Appell an russische Soldaten, die Waffen niederzulegen und in Europa Asyl zu beantragen.

Mehrere Hunderttausend haben das inzwischen getan. Das deutsche Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) jedoch verweigert in der Mehrzahl die Anerkennung und schickt die geflohenen russischen Kriegsdienstverweigerer wieder zurück. Dort warten entweder russische Gefängnisse auf sie oder die Front in der Ukraine.

(…) Im Ablehnungsbescheid des BAMF gibt es noch eine besonders bemerkenswerte Stelle: Auch totalitäre Staaten hätten das Recht, Bürger zur Armee und zum Krieg einzuziehen, heißt es. Die deutsche Behörde verwirft also Kriegsdienstverweigerung als Asylgrund. Dahinter kann man ein staatspolitisches bzw. regierungspolitisches Interesse erkennen: Denn, wenn russischen Bürgern grundsätzlich ein Recht auf Kriegsverweigerung zuerkannt würde, dann müsste das auch für ukrainische Bürger oder für israelische Bürger und natürlich auch für Deutsche gelten. Doch ohne Kriegspflicht lässt sich im Zweifel dann kein Krieg mehr führen.




5. Das Verkehrsministerium setze oft falsche Prioritäten, beklagte die Journalistin Antje Hoening gestern im ARD-Presseclub: Zulagen an Bahnvorstände werden nicht nach der Pünktlichkeit der Züge, sondern nach der Erfüllung der Frauenquote verteilt.



Freitag, September 13, 2024

Gender Gap im Tod: Russland sterben die Männer weg

1.
Bereits vor dem Krieg gegen die Ukraine lebte es sich als russischer Mann nicht besonders gut. Und mit diesem ganz offensichtlich noch schlechter. So war Russland im Jahr 2022 das Land mit dem größten Unterschied in der Lebenserwartung von Männern und Frauen, wie das russische Portal Cherta in einem Artikel mit der Überschrift "Das Land der Frauen" schreibt. Und das Gender Gap beim Sterben dürfte seit Kriegsbeginn noch einmal gestiegen sein.

Zwar ist es nicht ungewöhnlich, dass Frauen länger leben als Männer. Doch während beispielsweise in Deutschland zuletzt der Unterschied bei weniger als fünf Jahren lag, lebten russische Männer 2022 im Durchschnitt gut zehn Jahre kürzer als Frauen und starben bereits mit 67,6 Jahren. Das Ergebnis war eine Bevölkerungslücke von etwa 10 Millionen: 68,4 Millionen Männer gegenüber 78,8 Millionen Frauen.


Hier geht es weiter. Allerdings stört es bei der Analyse, wenn ideologische Deutungsmuster wie "toxische Männlichkeit", zu deutsch "die Kerle sind selbst schuld", eingeführt werden. An einer Stelle in dem Beitrag heißt es sogar "Ganz anders sind die Opferzahlen seit dem Überfall auf die gesamte Ukraine 2022, der wohl nicht zuletzt auch mit toxischer Männlichkeit zusammenhängt." Diese Behauptung wird erst gar nicht weiter begründet und schon gar nicht belegt.



2.
Frauen, Schwarze oder Angehörige ethnischer Minderheiten hätten es deutlich schwerer, wenn sie sich um ein politisches Amt bewerben, lautet die dominante Ansicht. Aber stimmt das wirklich? Die Politikwissenschaftlerin Sanne van Oosten von der Universität Oxford hat dazu kürzlich eine Meta-Analyse im Fachjournal Acta Politica veröffentlicht, für die sie Experimente und Studien seit 2012 analysiert hat, die überwiegend aus den USA stammen. Ihre Ergebnisse überraschen, weil sie der gängigen Erzählung widersprechen.


Im Interview mit der Süddeutschen Zeitung erklärt die Politikwissenschaftlerin etwas, worauf Männerrechtler wie ich seit langem hinweisen, wenn es um die Geschlechtszugehörigkeit geht. Ein Auszug:

Sanne van Oosten: Es ist eine Umfragetechnik, bei der den Befragten ein Politiker gezeigt wird. Dann sagt man: "Wie wahrscheinlich ist es, dass Sie für diese Person stimmen?" Zusätzlich werden den Teilnehmern weitere Informationen über die Politiker gegeben: seine politischen Positionen, seine Partei, ob er Kinder hat und vieles mehr. Ich habe für meine Analyse alle Studien aus der ganzen Welt dazu genommen, wobei fast 70 Prozent aus den USA stammen. Insgesamt waren das mehr als 300 000 Politikerprofile. Dann habe ich alle Daten aggregiert, neu analysiert und alles in ein großes Modell zusammengeführt. Das ist eine wirklich starke Technik. Das habe ich sowohl für Herkunft beziehungsweise Hautfarbe als auch für Geschlecht gemacht. Am Ende habe ich meine Ergebnisse für den Einfluss des Geschlechts aber nicht publiziert, weil ein anderer Wissenschaftler schneller war.

Süddeutsche Zeitung: Oh, wie ärgerlich!

Sanne van Oosten Im Gegenteil, ich war sehr froh, dass mir bei der Geschlechterfrage jemand zuvorgekommen ist.

Süddeutsche Zeitung: Warum das denn?

Sanne van Oosten Ich habe meinen eigenen Ergebnissen erst selbst nicht getraut. Dieser Berg an Daten legte nahe, dass Wähler deutlich häufiger für Politikerinnen stimmen und genauso wahrscheinlich auch für Politiker mit Migrationshintergrund. Als ich all diese Daten präsentierte, haben mir viele Leute nicht geglaubt und ich war auch skeptisch.

Süddeutsche Zeitung: Das kann ich nachvollziehen.

Sanne van Oosten Also habe ich meine Analysen noch einmal durchlaufen lassen und bin immer wieder zum gleichen Ergebnis gekommen. Ich hatte alles richtig gemacht. Und dann veröffentlichten diese anderen Forscher die exakt gleichen Ergebnisse. Darüber war ich deshalb sehr glücklich.

Süddeutsche Zeitung: Die Ergebnisse ihrer Meta-Analyse stehen im starken Gegensatz zu unserer öffentlichen Debatte. Wir erzählen uns immer wieder eine andere Geschichte.

Sanne van Oosten Die Leute verstehen Statistiken oft falsch. Ich präsentiere durchschnittliche Reaktionen der Menschen. Es kann der Fall sein, dass die durchschnittliche Reaktion auf Frauen positiv ist, es aber zugleich eine winzige, extrem sexistische oder rassistische Minderheit gibt, die laut ist und stark wahrgenommen wird. Das bedeutet nur nicht, dass die Mehrheit der Menschen so denkt. Diesen Schluss daraus zu ziehen, wäre ein Missverständnis.


Wie richtig Sanne van Oosten mit ihrer Befürchtung lag, kann man leicht am Umgang der Leitmedien mit Männerrechtlern ersehen, die auf denselben Sachverhalt hinweisen. Was nicht ins herrschende Narrativ passt, muss ignoriert oder bekämpft werden.



3. "Ist der Mainstream plötzlich rechts? Oder was ist mit den jungen Schweizer Männern los? Mit dieser Schlagzeile betitelt die Neue Zürcher Zeitung ein langes Lamento darüber, dass es junge Männer im Gegensatz zu jungen Frauen derzeit eher nach rechts zieht. Kurz schneidet ein Absatz immerhin mögliche Gründe dafür an:

Diese Jugend begleitet ein diffuses Gefühl: Die letzten Jahre sind nicht gut gelaufen. Es sind junge Männer, die nicht mehr an die Zukunft glauben. Es sind Buben, die mit dem Aufstieg der Mädchen zu kämpfen haben. Es sind die, die jene neuen Vorbilder brauchen würden, welche die jahrelang kritisierte Männlichkeit noch nicht hervorgebracht hat. Wenn das Versprechen meiner Jugend noch Globalisierung und Wohlstand geheissen hat, lautet es heute Multikrisen und Isolationismus.


Über die Ausrichtung der Mädchen heißt es in demselben Artikel:

Ganz im Gegensatz dazu das Tiktok der Mädchen. Es ist wie Tag und Nacht, wie Hell-und-Dunkel-Media. Frauen werden viel stärker mit Modetrends und Onlineshopping bespielt. Mädchen treffen auf Tiktok aber auch auf populärfeministischen Content im grossen Stil. (…) Die Romane, die auf #Booktok besprochen werden, der Bücherabteilung von Tiktok quasi, heissen "It ends with us" oder "Twisted Love" und drehen sich alle um die gleiche Frage: Wann wird dieses unsozialisierte Geschöpf namens Mann über das eigene Leben hereinbrechen, und wie ist dann damit umzugehen? Man will die romantische Liebe haben, aber sie scheint unmöglich, zu toxisch die Männlichkeit.


Wenn die herrschende Ideologie Männer beständig dermaßen abwertet, ist es vielleicht keine Überraschung, wenn Männer sich stattdessen an einer Kultur orientieren, wo dies nicht geschieht.



4. Ebenfalls in der Neuen Zürcher Zeitung findet man einen Beitrag darüber, warum EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen die neue EU-Führungsriege noch nicht, wie geplant, der Öffentlichkeit vorstellen kann: Es gibt ein Tauziehen um die wichtigsten Jobs in Brüssel, wobei es von der Leyen vor allem um die "Frauenfrage" geht.

Zwischen ihrem Team und den europäischen Hauptstädten begann also ein veritabler Kuhhandel. Die Stossrichtung lautete: Tauscht euren männlichen Kandidaten doch bitte gegen eine Frau aus, dafür bekommt ihr voraussichtlich ein bedeutsameres Portfolio.




5. "Wir sind jetzt alle Terroristen" befindet die kanadische Hochschullehrerin und Professorin Janice Fiamengo und behauptet "Unsere Regierungen wollen Widerspruch zum Feminismus verbieten." In ihrem Beitrag, den das Blog "Geschlechterwelten" ins Deutsche übersetzt hat, weist Fiamengo auch auf den kruden Umgang staatlicher Stellen mit der sogenannten "Mannosphere" im Internet hin, also auf Websites, die sich speziell mit der Identität und den Anligen von Männern beschäftigen:

Der Bericht hebt die winzige Zahl der selbsternannten "Incels" hervor, die für Massengewalttaten verantwortlich sind, versäumt es aber, diese Zahl in den Kontext zu stellen oder die überwältigende Mehrheit der Urheber von Inhalten der Mannosphäre zu erwähnen, deren Positionen völlig gewaltfrei sind. Die in der Mannosphäre diskutierten Themen wie männlicher Selbstmord, Vaterschaftsbetrug, Einsamkeit und Selbsthass, falsche Vergewaltigungsvorwürfe oder korrupte Familiengerichte werden nicht erwähnt. Es wird kein Versuch unternommen, gewalttätige Frauenfeindlichkeit, wo es sie geben mag, von gutgläubigen Argumenten, Ratschlägen zur Selbsthilfe, wissenschaftlicher Forschung, Satire und therapeutischen Äußerungen zu unterscheiden.

(…) Verschiedene Forscher und Berater haben offensichtlich Dutzende von Manosphere-Seiten durchforstet und dabei nichts gelernt und nichts vergessen. Der Bericht liefert tonlose Erklärungen für Begriffe aus der Mannosphäre wie Currycels und Gymcels, Beckys und Chads, Hypergamie und Monkey-Branching, rote und blaue Pillen, die 4 Stufen des MGTOW und so weiter und so fort; es ist, als hätte eine Gruppe langweiliger, phantasieloser Anthropologen ein paar intensive Wochen damit verbracht, einen wilden fremden Stamm zu beobachten, für den sie bereits eine tiefe Verachtung empfunden haben.

Kein einziger Punkt, der von einem Analysten der Mannosphäre vorgebracht wird, wird als wahr anerkannt. Es gibt keine einzige Überschneidung zwischen den Erkenntnissen der Roten Pille und den Mainstream-Kommentaren: z. B. zum Verlust der Unschuldsvermutung, zur Fentanyl-Krise, zur Vaterlosigkeit, zur Masseneinwanderung, zur selbstberichteten Unzufriedenheit der Frauen oder zur wachsenden Kluft zwischen den Geschlechtern an den Hochschulen. All die scharfen Beobachtungen, der Humor, die Ironie, die brüderliche Unterstützung, die Verzweiflung, der Bombast und die genialen Analysen werden ohne Empathie oder Verständnis registriert. Es spielt keine Rolle, wie viele Kommentatoren der roten Pille sich bemühen, ihren guten Willen zu betonen: Sie sind nach dieser Darstellung alle von Hass erfüllt.

(…) Darüber hinaus wird die grassierende Misandrie, auf die viele Inhalte der Mannosphäre reagieren, nie erwähnt – Misandrie, die nicht in den entlegensten Winkeln des Internets zu finden ist, sondern von angesehenen feministischen Vordenkern verbreitet wird und die ich ausführlich dokumentiert habe.


Es ist das übliche Spiel: Der Hass auch der durchgeknalltesten Ideologin auf Männer wird niemals hinterfragt, aber Männer, die darauf ablehnend reagieren, sind des Teufels.



6. Eine neue Studie beschäftigt sich mit Missbrauch in der Kindheit für übergriffiges Verhalten von erwachsenen Sexualtätern. Eines ihrer Ergebnisse: Obwohl 95 % der Missbrauchs-Opfer in der Folge nicht wegen eines Sexualdelikts vorbestraft waren, war die Wahrscheinlichkeit, dass männliche Missbrauchs-Opfer ein Sexualdelikt begingen, mehr als achtmal so hoch wie bei Männern in der Allgemeinbevölkerung.

Vielleicht sollte man solche wissenschaftlich erforschten Zusammenhänge mehr in den Vordergrund rücken als die Ursachen in Phantomen wie "toxischer Männlichkeit" zu suchen.

Die aktuelle Studie ergänzt sich gut zu einer im Februar veröffentlichten Untersuchung über die Folgen von sexuellem Missbrauch, den Frauen an Jungen begehen.

Zweck der Überprüfung: Sexuelle Übergriffe durch Frauen wurden in der Vergangenheit übersehen und zu wenig untersucht, und für die potenziell einzigartigen Auswirkungen dieses Missbrauchs trifft dies noch stärker zu.

Jüngste Erkenntnisse: Frauen, die sich an Kindern sexuell vergangen haben, tun dies in der Regel an älteren Jungen, wenden während des Missbrauchs nur wenig oder gar keine Formen von Gewalt oder Zwang an und werden nach dem Missbrauch wahrscheinlich nicht strafrechtlich verfolgt oder verurteilt. Es ist unwahrscheinlich, dass Jungen, die von Frauen sexuell missbraucht wurden, den erlebten Missbrauch melden oder offenlegen, vielleicht weil die sozialen Strukturen, die den sexuellen Missbrauch von Jungen durch Frauen umgeben, darauf ausgelegt sind, solche sexuellen Kontakte zu minimieren, zu entschuldigen oder sogar zu fördern. Das Zusammentreffen dieser besonderen Merkmale kann dazu beitragen, die Rolle des sexuellen Missbrauchs in der Kindheit durch Frauen bei späteren Sexualstraftaten unter erwachsenen Männern zu verstehen.

Zusammenfassung der Studienergebnisse: Männer, die sexuell straffällig geworden sind, haben in ihrer Kindheit in hohem Maße sexuellen Missbrauch durch Frauen erlebt. Der Zusammenhang zwischen erfahrenem sexuellem Missbrauch und späterer sexueller Gewalt ist weder linear noch kausal; die mit dieser Form des Missbrauchs verbundenen Merkmale wie Verschweigen und fehlende Verurteilung können jedoch zu sexueller Fehlanpassung im Erwachsenenalter und zur Anfälligkeit für Straftaten bei Männern beitragen.




7. Die Post. Einer meiner Leser schreibt mir heute:

Hallo Arne,

für viele Leute ist es schwer vorstellbar, wie Frauen Gewalt gegen in der Regel stärkere Männer ausüben können. Zufällig bin ich da auf ein paar Videos auf Youtube gestoßen, die einen Eindruck vermitteln:

Hier und hier.

Betrifft zwar die USA, wird aber bei uns ganz ähnlich laufen, nehme ich an.




Donnerstag, September 12, 2024

Die meisten obdachlosen Männer wurden sexuell missbraucht

1. Nachdem gestern der Aktionstag der wohnungs- und obdachlosen Menschen (weit überwiegend Männer) war, gab es dazu eine große Zahl von Artikeln. Ich habe mich hindurchgewühlt und einige aussagekräftige Beiträge für Genderama ausgewählt.

"Von Akademikern bis Ungelernte – Wohnungsnot trifft immer mehr Menschen" titelt die Nordwest-Zeitung:

Niklas Ahlers von der ambulanten Wohnungsnothilfe und Julia Durchdenwald vom Tagesaufenthalt stellen fest, dass es den "typischen Wohnungslosen" nicht mehr gibt, sondern inzwischen Menschen aus sämtlichen Schichten und Altersgruppen betroffen sind. "Wir haben schon alle betreut, vom Akademiker bis Ungelernte. Viele haben vor drei Jahren noch ganz normal gelebt und gearbeitet", sagt Durchdenwald. Klassischerweise gebe es Obdachlose, die aus einem schwierigen Elternhaus stammen und nie die Voraussetzungen hatten, einen normalen Bildungsweg einzuschlagen. Viele Menschen wurden aber erst durch Corona in die Wohnungsnot getrieben, sagt Durchdenwald. "Während der Pandemie durften Wohnungen nicht so leicht gekündigt werden und Räumungsklagen wurden nicht durchgesetzt", erinnert sich die Sozialarbeiterin. "Als das vorbei war, kam dann ein ganzer Schwung Bedürftiger dazu." Ohnehin schon schwierige Familienverhältnisse brachen während des belastenden Lockdowns endgültig zusammen, viele trennten sich und nicht jeder kam woanders unter.


Stark betroffen sind unter anderem Senioren:

Alexandra Hänsel von der Wohnungsnotfallhilfe Radebeuler Sozialprojekte in Dresden berichtet, dass Wohnungslosigkeit inzwischen auch immer öfter Ältere trifft, die schon Rente und Sozialleistungen bekämen und trotzdem Geldnot hätten. "Teilweise sträuben sie sich auch sehr stark, sich an die entsprechenden Hilfestrukturen zu wenden, weil es sich da um eine Generation handelt, die wirklich ihr Leben lang arbeiten gewesen ist, einen großen Wert auf staatliche Unabhängigkeit legt und ganz große Probleme hat, rechtzeitig in diese Hilfestrukturen zu kommen, um gar nicht erst wohnungslos zu werden", sagt Hänsel.


Aus der Reuß-Grevenbroicher Zeitung schließlich erfährt man etwas, das in der Berichterstattung sonst untergeht: Die meisten obdachlosen Männer wurden sexuell missbraucht.

Die Gründe für eine Obdachlosigkeit sind vielfältig. Es gebe jedoch Muster, die sich immer wieder zeigen: "Die meisten obdachlosen Männer wurden sexuell missbraucht, das wissen viele nicht", sagt der Sozialarbeiter [Hermann Fabry]. Danach würden sich Betroffene so schlecht fühlen, dass sie sich nicht mehr um Körperpflege oder ein generelles Wohlbefinden kümmern. So werden viele alkoholsüchtig, haben kein Geld, werden oft von den Familien im Stich gelassen: "Den Wohnungslosen fehlt es deshalb an Selbstbewusstsein, sie haben diese Überzeugung nicht", sagt Sozialarbeiterin Adelheid Fritz-Voit.




2. Der SWR berichtet über eine spektakuläre Protestaktion:

Rund um das Gebäude des Amtsgerichts hat ein Mann am Dienstagmorgen Plakate aufgehängt und sich danach selbst vom Dach abgeseilt. Kurz unterhalb der Dachkante hat sich der 68-Jährige laut Feuerwehr mit einem Fahrradschloss angekettet. Auf den Plakaten: Schriftzüge, in denen es um Sorgerechtsstreitigkeiten geht.

(…) Gemeinsam mit der Polizei hat die Feuerwehr den Mann dann vom Dach geholt. Danach hat ihn der Rettungsdienst betreut und ins Krankenhaus gebracht. Laut Polizei hat er sich aber nicht verletzt. Er durfte sich dem Amtsgericht an dem Tag nicht mehr nähern. Wie der Mann auf das Dach des Gebäudes gekommen ist und warum genau er dort protestiert hat, ist noch nicht bekannt.


Genau das stand allerdings auf den erwähnten Plakaten:

"Nach vier Jahren ohne Kontakt und Umgang soll jetzt der letzte Sargnagel eingeschlagen werden", ist dort unter anderem zu lesen. Dabei steht ein Aktenzeichen und ein Datum - offenbar ein Verhandlungstermin.


Abgesehen davon hätte man bei der journalistischen Recherche schlicht das tun können, was man auch bei Klimaschützern tut, die sich bei einem Protest irgendwo abseilen: sie dazu interviewen. Anders als bei Berichten über Klimaschützer ist ein Vater, der zu einer solchen Protestaktion greift, in unseren Medien lediglich ein "kurioser Anblick".



3. Mehr "toxische Weiblichkeit": In Stuttgart wurde eine Zwölfjährige von einer Mädchen-Gang verprügelt.



Dienstag, September 10, 2024

Berlin: Antisexistische Friseurin will keine Männer mehr als Kunden

1.
Daniela Mechow ist Friseurmeisterin und Inhaberin des Friseursalons "Daen & Lou's" in der Sonnenallee in Berlin-Neukölln. Die Friseurmeisterin hat sich entschieden, in ihrem Salon nur noch Frauen zu bedienen. (…) Die Angebote für Männer wurden in einer "Testphase" komplett aus dem Angebot des Friseursalons gestrichen. Grund dafür seien sexistische, rassistische und homophobe Sprüche, die sich die Mitarbeiterinnen von ihrer männlichen Kundschaft anhören müssten. (...) Für Diskriminierung gäbe es bei "Daen & Lou's" keinen Platz.


T-Online berichtet über die tapfere Vorkämpfrin gegen jede Form von Sexismus. Frauen sind anscheinend doch die besseren Menschen.

Nach Ansicht der Berliner Antidiskriminierungsbeauftragten Monika Flores spricht rechtlich nichts dagegen, dass Daniela Mechow männliche Kunden aus ihrem Friseursalon verbannt. Das verstoße nicht gegen das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG), sagte Flores dem rbb.


Die verschiedenen Artikel, die darüber berichten, sind natürlich nichts anderes als eine große unbezahlte Werbekampagne für den Salon. Zumindest insofern hat die Besitzerin alles richtig gemacht.



2. Das ZDF zeigt eine dreiteilige Doku-Serie zum Thema "toxische Männlichkeit". Wie fundiert sie ist, veranschaulicht Teil zwei der Serie. Er trägt den Titel "Häusliche Gewalt: Warum schlagen Männer zu?"



3. Die "taz" hingegen betitelt einen Artikel zum Thema Obdachlosigkeit mit "Jung, weiblich, gefährdet". Moment, sind nicht mehr als 80 Prozent der Obdachlosen männlich? Mag sein, aber, so heißt es in der taz: "Die Zahlen sind dramatisch: Der Anteil junger Frauen unter Wohnungslosen steigt." Bei den 40- bis 49-Jährigen etwa seien es bereits 21 Prozent. Und: "Bis heute fehlen ausreichend Schutzeinrichtungen gerade für Frauen."Warum tut denn keiner was und sorgt endlich dafür, dass fast nur Männer im Freien schlafen müssen?



4. Ein Autor der "Zeit" erörtert, warum die AfD bei jungen Männern so gut ankommt. Vielleicht auch, weil linke Medien ihr Bestes geben, um diese Männer zu vergraulen? Nein, auch andere Gründe sorgen dafür:

51 Prozent haben die AfD aufgrund einer persönlichen schlechten Situation gewählt. Und das gilt besonders für junge Männer, denn heute haben junge Frauen im Durchschnitt eine bessere Qualifizierung als Männer. Sie haben eine höhere Wahrscheinlichkeit, die Schule wie auch ihr Studium oder Ausbildung erfolgreich abzuschließen, und tun dies meist mit besseren Noten. Das sind bessere Grundvoraussetzungen für eine bessere finanzielle Lage von jungen Frauen.


Natürlich stellt die "Zeit" schnell klar:

Die graduelle Nivellierung und der Abbau von Privilegien wird von manchen Männern als Benachteiligung wahrgenommen und führt zu einer tiefen Frustration – obwohl es sich aus objektiver Perspektive um einen Abbau von Vorteilen handelt, und nicht eine Benachteiligung.


Wen, der das nicht ohnehin schon so sieht, soll diese angeblich "objektive Perspektive" – bekanntlich sind "Zeit"-Autoren von jeglicher Subjektivität weit entfernt – eigentlich überzeugen? Dass linke Parteien mit ihrer Einseitigkeit ein fettes Problem haben, gilt auch außerhalb Deutschlands. So stellte der britische Guardian zur selben Geschlechterkluft in den USA kürzlich folgendes fest:

Ich weiß, dass sich viele junge Männer in der Demokratischen Partei unwohl fühlen, auch weil einige Demokraten Männer leider als Problem behandeln - und manchmal als DAS Problem. Wenn die Demokraten klug wären, würden sie erkennen, dass junge Männer - wie jede andere Gruppe in der Gesellschaft - Probleme haben, bei denen sie Hilfe brauchen, Probleme wie ein Haus zu bezahlen, einen gut bezahlten Job zu finden, eine Krankenversicherung zu erhalten, sich ein College zu leisten und genug Geld zu haben, um eine Familie zu gründen.


Auch hierzulande könnten Politiker und Journalisten den "Kampf gegen rechts" dadurch effektiv fördern, dass sie speziell auch Männer als Zielgruppe ansprechen und sich ihrer Probleme annehmen.

Aber wie wahrscheinlich ist es, dass das passiert?

Eben. Es scheint, der Vormarsch der AfD ist derzeit nicht aufzuhalten.



5. In eigener Sache: Nach langer Zeit (für meine Verhältnisse) habe ich in der selbstverlegten Reihe "Hoffmanns Erzählungen" endlich wieder einen neuen Roman veröffentlicht: "Das Haus der zerbrochenen Seelen".

Was Genderama-Leser womöglich mehr interessiert, ist, dass es mir bei meinem Rumgetüftel bei Amazon, das fürs Online-Stellen meines Romans nötig war, endlich auch gelungen ist, die Layoutfehler meines "Lexikons der feministischen Irrtümer" zu beheben, die vielen Besitzern des Buches den Genuss daran getrübt haben. Und es hat kaum fünf Jahre gedauert. Yay!



Montag, September 09, 2024

Caritas widmet sich männlichen Opfern häuslicher Gewalt

1. Der Deutsche Caritasverband, der Wohlfahrtsverband der katholischen Kirche, widmet sich in seiner Zeitschrift "Caritas" häuslicher Gewalt als Schwerpunktthema – und zwar OHNE ganz selbstverständlich so zu tun, als ginge es dabei fast ausschließlich um Gewalt gegen Frauen. Stattdessen macht die Zeitschrift von Anfang an klar: "Obwohl Frauen häufiger von häuslicher Gewalt betroffen sind, fehlen oft Schutzkonzepte und Untersuchungen für Männer." Das Heft enthält ein Telefoninterview mit Stephan Buttgereit, der zusammen mit Andreas Moorkamp das Beratungsnetzwerk "Echte Männer reden" beim Sozialdienst Katholischer Männer (SKM) in Münster gegründet hat und inzwischen den SKM-Bundesverband leitet, wo er das Programm deutschlandweit ausbaut und weiterentwickelt hat. Ein Auszug aus einer der Antworten Buttgereits:

Gewalt ist für beide Geschlechter ein Thema. Circa 70 Prozent der Frauen und 30 Prozent der Männer sind von familiärer Gewalt betroffen. Dieses Verhältnis ist in den letzten Jahren ungefähr gleichgeblieben, obwohl die absoluten Fälle gestiegen sind:


Das ist natürlich Unfug. Nicht einmal die radikalste Feministin würde behaupten, dass 70 Prozent aller Frauen von häuslicher Gewalt betroffen sind. Was Buttgereit gemeint haben dürfte, ist: Im (durch Strafanzeigen erfassbaren Hellfeld) sind 70 Prozent der Opfer weiblich. Ich führe die missglückte Formulierung darauf zurück, dass das Interview während einer Autofahrt stattfand, Stephan Buttgereit also vermutlich an dieser Stelle nicht ganz bei der Sache war. Was mich viel mehr irritiert ist, wie wenig Bezug die "Caritas"-Journalisten zum Thema haben müssen, wenn sie gedankenlos die Behauptung veröffentlichen, sieben von zehn Frauen wären Opfer häuslicher Gewalt.

Buttgereit berichtet weiter:

Ursprünglich haben wir diese Beratungsstrukturen für Täter häuslicher Gewalt entwickelt und aufgebaut. Über die Jahre haben wir festgestellt, dass Männer darüber hinaus von allen Krisen und auch von häuslicher Gewalt betroffen sind. Das wurde lange Jahre tabuisiert. Wenn wir Hilfesysteme für Männer entwickeln, dürfen wir aber nicht die Notlagen und Probleme von Frauen relativieren. Wir müssen beide Felder der Gewalt geschlechtersensibel und geschlechterspezifisch behandeln. Den von Gewalt Betroffenen ist das Geschlecht egal. Wichtig ist, dass ihnen Hilfe angeboten wird. Wir haben seit Jahren eine Struktur für Frauen, was richtig und wichtig ist. Auch deshalb müssen wir die Bedarfe, die wir bei Männern erkennen, separat in den Blick nehmen und auch separate Finanzierungsstrukturen entwickeln.


Dre Interviewer, Harald Westbeld, springt nun etwas schnell dazu, den Opfern Mitschuld zu geben ("Nicht alle, aber sicherlich viele Männer haben nicht gelernt, ihre Gefühle auszudrücken. Kann das Teil des Problems sein?"), was man natürlich machen kann, ich aber nicht gleich an erster Stelle fragen würde. Er leitet dann ebenso schnell zu der Frage über, ob auch Frauen Hilfe angeboten werde. Beides gehört leider zum Grundmuster der journalistischen Beschäftigung mit diesem Thema. Nachdem diese beiden Punkte abgehakt sind, wird der Rest des Interviews deutlich besser:

Welche Hilfen gibt es für Frauen als Täterinnen?

Da fehlt im Moment noch was. Deshalb mein dringender Appell an das Hilfesystem der Frauen, sich endlich der Täterinnen anzunehmen. Für die gibt es momentan wenige Ansprechpartnerinnen. Die haben das genauso nötig. Die Dynamiken sind ähnlich. Auch Frauen müssen Verantwortung für ihre Täterschaft übernehmen. Wir können in unserem Beratungssetting mit Männern als Tätern, aber auch mit Männern als Betroffene arbeiten - selbst wenn das fachlich andere Konzepte erfordert.

Üben Frauen in anderer Weise Gewalt aus?

Ich komme gerade von einem Treffen mit der evangelischen und katholischen Männerseelsorge in Dresden. Da haben wir die aktuellen Zahlen gesehen. Spannend ist, dass Frauen zu 72 Prozent psychische Gewalt ausüben. Danach kommt die körperliche Gewalt, gefolgt von der sexualisierten Gewalt, die bei 17 Prozent liegt. Gewalt wird von dem, der sie erlebt, als übergriffig erlebt - egal, ob sie psychisch, körperlich sexualisiert oder ökonomisch erfolgt.

Welche konkreten Hilfen bieten Sie den von Gewalt betroffenen Männern über die Beratung hinaus an?

Wir haben in NRW und in Bayern Gewaltschutzwohnungen für Männer als Modellprojekte etablieren können, sowohl in der verbandlichen Caritas als auch beim SKM. Auf Bundesebene sollten wir in der verbandlichen Caritas weitere schaffen. Mein Wunsch wäre, dass in den Bundesländern, in denen es noch keine Gewaltschutzwohnungen gibt, Verbände in dieses Thema einsteigen.

Was künftig wohl auch kommen muss?

In der Umsetzung der Istanbul-Konvention oder der EU-Richtlinie sind die Mitgliedsländer verpflichtet, bis Ende 2027 Angebote für Opfer jeglichen Geschlechts häuslicher Gewalt vorzuhalten. Da müssen wir unsere Expertise einbringen, mit der wir führend in der Wohlfahrtspflege sind. Wie mit den katholischen Frauenhäusern sollten wir konstruktiv mitwirken und gesellschaftliche Standards setzen, das Thema im Bewusstsein halten und gute fachliche Angebote etablieren.

Gilt die Istanbul-Konvention sowohl für Frauen­häuser als auch für Männerschutzwohnungen?

So wird es zunehmend gesehen: Die Istanbul-Konvention dient dem Schutz von Frauen und Mädchen vor Gewalt und vor häuslicher Gewalt. Die Mehrheit der Juristen sagt, das zweite "und" öffnet die Konvention für alle Geschlechter. Den Betroffenen ist es egal, was für einem Geschlecht sie angehören. Sie möchten, dass die Gewalt aufhört und sie entsprechende Hilfeangebote finden. Das muss handlungsleitend sein für alle, die in diesem Feld tätig sind.

Die Istanbul-Konvention sieht vor, dass es deutlich mehr Plätze in Frauenhäusern geben müsste. Gilt das auch für Männer?

Jedes Land, jedes Bundesland muss schauen, welche Bedarfe da sind. Ich würde rein von den Fallzahlen nicht die gleiche Anzahl für Frauen wie für Männer ableiten. Nicht jeder Mann mit Gewalterfahrung muss in einer Schutzwohnung aufgenommen werden. Es gibt einen größeren Bedarf an Beratung. Die Erfahrung zeigt, dass im Lauf verschiedener Beratungen oft deutlich wird, dass der Mann Gewalt erfährt, aber sie für sich bislang nie so definiert hat. Darum ist es für uns wichtig, die Beratungsstrukturen für Männer in den Blick zu nehmen.


Das kann ich alles voll umfänglich unterschreiben und entspricht auch meinen eigenen Veröffentlichungen zu diesem Thema: Ja, es gibt einen klaren Mangel an Beratungsarbeit für Täterinnen, obwohl das von weiblicher Seite immer wieder gewünscht wird. Ja, die Istanbul-Konvention ist leider sexistisch. Und ja, ob es genauso viele schutzwohnungen für Männer braucht wie für Frauen ist derzeit noch fraglich: Man weiß einfach noch nicht, ob diese Einrichtungen für männliche Opfer ähnlich hilfreich sind wie für weibliche. (Trotzdem sind eine Handvoll Schutzwohnungen für Männer, es sind derzeit bundesweit wohl sechs oder sieben, im Vergleich zu 400 Notunterkünften für Frauen ein schlechter Witz.)

Alles in allem entspricht das, was Buttgereit in dem Interview äußert, den Positionen der Männerrechtsbewegung.

Dem Interview folgt ein informativer Text darüber, wie die Online-Beratung für Männer aussieht, die von häuslicher Gewalt betroffen sind. Von gelegentlichen Rechtschreibfehlern abgesehen ("Berater:innen"), ist dieser Text ebenfalls gelungen. Er unterstreicht auch, wie wichtig dieses Angebot ist:

Innerhalb der ersten 28 Monate haben die Berater:innen über 4000 Nachrichten beantwortet und waren mit über 1000 Jungen und Männern in Kontakt. Auch nach der Pandemie stieg der Bedarf stetig. Aufgrund der Erreichbarkeit rund um die Uhr sowie aufgrund des niedrigschwelligen und anonymen Angebots erreicht die Beratung Jungen und Männer, die sich mit ihren zum Teil dramatischen Krisen nicht an eine klassische Beratungsstelle wenden würden. Die Online-Beratung erreichen Anfragen zu Trennung, Vaterschaft, Gewaltbetroffenheit und -täterschaft, Suizidgedanken und sexuellem Missbrauch.


Die genannten Problemfelder sind ebenfalls Kernthemen der Männerrechtsbewegung.



2. Eine Rede von Christian Lindner wurde von zwei Frauen mit nacktem Oberkörper gestürmt

"Frauen sterben, weil du deinen Job nicht machst", fauchten die Frauen plötzlich Lindner an, nachdem sie die Bühne gestürmt hatten. Der Angesprochene ging kurz auf die Protestlerinnen ein und wollte konkrete Argumente hören. "Zu wenig Finanzierung für den Schutz von Frauen", musste sich Lindner dann noch anhören, bevor die Frauen abgeführt wurden.




3. Der ehemalige Stabschef der kalifornischen Senatorin Marie Alvarado-Gil hat sie wegen sexueller Belästigung und Schaffung eines feindseligen Arbeitsumfelds verklagt. In der Klage heißt es, dass die Republikanerin ihn zu sexuellen Handlungen gedrängt und dann gefeuert habe, als er sich schließlich widersetzte.

Viele US-amerikanische Medien berichten, besonders ausführlich die Los Angeles Times:

In der Klage wird behauptet, dass Alvarado-Gil schon früh in ihrer Amtszeit damit begann, "den Kläger abzurichten und ihm persönliche und intime Details" aus ihrem Leben zu erzählen, einschließlich ihres Dating-Lebens, ihrer Scheidungen und ihrer ehelichen Untreue. (…) Der Klageschrift zufolge machte Alvarado-Gil immer wieder unangemessene und sexuell anzügliche Bemerkungen gegenüber Condit und nutzte ihre Position, um Dominanz und Macht über ihn auszuüben. Im März 2023 soll Alvarado-Gil Condit beispielsweise nach seiner Meinung zu "Dreierbeziehungen" gefragt haben und ob er und seine Frau für eine solche offen wären.

(…) Die sexuell expliziten Kommentare wurden der Klageschrift zufolge schließlich körperlich. Während eines Arbeitsausflugs nach Inyo County, so Chad Condit, verlangte Alvarado-Gil von ihm, dass er ihr seine Treue beweise, "indem er sie oral befriedigen solle". Condit und Alvarado-Gil fuhren der Klage zufolge mit dem Auto und hielten an, um auf die Toilette zu gehen. Nachdem Condit zum Auto zurückgekehrt war, "zog sie ihre Hose herunter und sagte: ‚Ich möchte, dass du mich dort küsst und deine Loyalität beweist.‘"

"Nach Monaten des Aufbaus einer dominant-unterwürfigen Beziehung war der Kläger wie betäubt und handelte ohne nachzudenken, und von da an ging es weiter damit, dass Alvarado-Gil ihre Fähigkeit, ihn zu dominieren, etablierte“, heißt es in der Klage.

Condit soll den sexuellen Akt bei mehreren Gelegenheiten vollzogen haben, heißt es in der Klage weiter.

"Bei der letzten Gelegenheit, bei der der Kläger den von Alvarado-Gil geforderten Oralsex vollzog, erlitt der Kläger eine Rückenverletzung, während er in einem Autositz saß und seinen Körper in dem engen Raum des Autos verdrehen und verrenken musste", heißt es in der Klageschrift. "Der Kläger ging später zum Arzt und stellte fest, dass die Verletzung schwerer war und dass der Kläger drei Bandscheibenvorfälle im Rücken und eine kollabierte Hüfte erlitten hatte."

Condit unterzog sich später wegen seiner Verletzungen einer Hüftoperation. (…) In der Klage heißt es, dass Condits "persönliche und berufliche Beziehungen für immer verändert wurden. Seine Beschäftigungsbilanz und seine Chancen im öffentlichen Dienst sind irreparabel beschädigt und werden nie wieder dieselben sein."


Alvarado-Gils Rechtsanwälte haben die Vorwürfe als "outlandish" (haarsträubend, befremdlich) zurückgewiesen.



4. Die Post. Einer meiner Leser schreibt mir zu meinem letzten Blogeintrag:

Sehr geehrter Herr Hoffmann,

zu der Thematik, dass Morde an Frauen in Beziehungen von aktivistischer/politischer Seite pauschal als Femizid bezeichnet werden, hatten Sie gemeint, dass es hier das Ziel sei, weibliche Opfer gegenüber männlichen Opfern zu privilegieren.

In meinen Augen ist das maximal ein zweitrangiges Motiv. Mein Eindruck ist eher, dass große Teile des feministischen Aktivismus in erster Linie darauf zielen, die Theorien und Narrative der eigenen Bewegung im öffentlichen Diskurs zu fördern, um so die Diskurshoheit zu bewahren. Daraus entsteht aber nicht zwangsläufig ein Nutzen für Frauen.

Für Frauen wäre ja der Nutzen am größten, wenn die Ursachen von Verbrechen unvoreingenommen analysiert werden und die daraus resultierenden Ergebnisse die Grundlage vom öffentlichen Diskurs bilden. Denn nur so kann ja letztlich eine funktionierende Prävention entstehen. In dem Sinne ist letztlich sogar ein verstärkter Diskurs über männliche Opfer von z.B. häuslicher und sexueller Gewalt eher im Sinne von Frauen, da die Thematisierung von männlichen Opfern gezwungenermaßen mit der Erkenntnis einhergeht, dass für das thematisierte Verbrechen auch andere Ursachen als Frauenfeindlichkeit existieren.

Zu der These, dass Teile des feministischen Aktivismus in erster Linie der feministischen Bewegung selbst dienen, will ich noch ein weiteres Beispiel bringen: das immer wieder aufkommende Thema von Frauen in Filmen.

Die USC-Annenberg-Inclusion Initiative hatte Anfang dieses Jahres festgestellt, dass sich der Anteil an weiblichen Hauptrollen in den 100 wichtigsten Kinofilmen des Jahres 2023 auf dem niedrigsten Stand seit 2010 befindet. Ihre Kritik richten sie dabei natürlich an die Filmindustrie.

In meinen Augen müssten sie aber den in sich widersprüchlichen feministischen Aktivismus kritisieren. Widersprüchlich ist dieser aus folgendem Grund: Auf der einen Seite fordert man eine Vermehrung weiblicher Filmrollen. Das ist an sich auch in Ordnung, denn das bedeutet letztlich, das Schauspielerinnen ein ähnlich großes Rollenangebot und damit ähnlich große Karrieremöglichkeiten wie ihre männlichen Kollegen haben sollen.

Der innere Widerspruch kommt dann dadurch, dass man zugleich reihenweise bereits vorhandene Darstellungen von Frauen als sexistisch und nicht mehr zeitgemäß kritisiert, ohne dabei zu beachten, dass man damit die Darstellungsmöglichkeiten von Frauen in Filmen einschränkt und damit das Ziel eines vergrößerten Rollenangebotes sabotiert. Und damit landen wir erneut bei einem vermeintlich frauenfreundlichen Aktivismus, der in Wirklichkeit den Frauen (in diesem Fall den Schauspielerinnen) schadet. Für den aktuell dominanten Feminismus wiederum ist diese Vorgehensweise nützlich, denn die Bewegung erhält so haufenweise zusätzliche Sexismusdebatten, mit denen die Wichtigkeit der Bewegung betont werden kann.

Zusätzlich kann man an der Stelle noch fragen: Woher kommt wohl in den letzten Jahren die Auffälligkeit, dass immer wieder genau solche Produzenten, Regisseure etc. mit Vorwürfen der sexuellen Belästigung o.ä. konfrontiert werden, die sich bis dahin öffentlich immer wieder als leidenschaftliche Feministen in Szene gesetzt haben? Womöglich daher, dass diese Form der Sexismusdebatten gerade für sie besonders nützlich ist. Denn auf der einen Seite schränken sie das Rollenangebot für Schauspielerinnen ein, wodurch diese mit höherer Wahrscheinlichkeit zu einer Zusammenarbeit mit einem dieser Produzenten gezwungen sind. Zugleich können sich diese Produzenten mit Leichtigkeit als progressive Frauenfreunde inszenieren, indem sie in ihren Filmen immer wieder einen der typischen Frauenpower-Stereotypen platzieren (gespielt von einer der Frauen, die sie hinter den Kulissen belästigen). Somit hilft die feministische Bewegung an der Stelle eher denen, die laut Selbstdarstellung eigentlich ihr Feind sein sollten.

Da das Thema Film auch auf männerrechtlicher Seite immer wieder mal aufkommt, will ich abschließend noch davor warnen, dass man nicht in dieselbe Falle tappen sollte. Man kann dieses Thema durchaus ansprechen, denn die Unterschiede, die zwischen Männern und Frauen gemacht werden, lassen sich hier besonders leicht aufzeigen. Am Ende sollte man aber nicht vergessen, dass es in erster Linie um Unterhaltung geht (wenn es nicht gerade ein explizit gesellschaftskritischer Film ist), und die Menschen fühlen sich halt oft genug von Dingen gut unterhalten, die sie in der realen Welt moralisch verwerflich finden.




Freitag, September 06, 2024

Nancy Faeser und Lisa Paus: Wie ihr Gerede vom "Femizid" männliche Mordopfer gering schätzt

1. In der Frankfurter Allgemeinen setzt sich Stephan Klenner mit der fragwürdigen Rhetorik zweier Ministerinnen der Ampel auseinander:

Wenn Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) und Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) über Partnerschaftsgewalt sprechen, verwenden sie pauschal den Begriff des "Femizids". Er beschreibt die Tötung einer Frau aufgrund ihres Geschlechts.


Klenner bezweifelt (natürlich völlig zu Recht), dass jedesmal, wenn eine Frau getötet wird, ihr Geschlecht tatsächlich das Motiv für den Täter war:

Ist patriarchalisches Besitzdenken ein Tötungsmotiv, kann es sich um einen Femizid handeln. Wer aber jede Partnerschaftstötung mit weiblichem Opfer so deklariert, verkennt die oftmals vielschichtige Motivlage von Beziehungstaten. Anders als gelegentlich behauptet, ist es keine Verharmlosung, wenn "nur" von Beziehungstat die Rede ist. Es handelt sich um einen plausiblen Oberbegriff, der seine Berechtigung hat. Juristisch ist die Einordnung von Partnerschaftstötungen ohnehin komplex: Der Bundesgerichtshof stuft sie nicht automatisch als Mord ein. Manchmal werden die Täter lediglich wegen Totschlags verurteilt.

Dafür gibt es gute Gründe: Damit eine Tötung zum Mord wird, muss ein Mordmerkmal des Strafgesetzbuchs vorliegen. Ein Mordmerkmal können niedrige Beweggründe des Täters sein. Sie liegen vor, wenn sein Handeln nach allgemein sittlicher Anschauung auf tiefster Stufe steht und deshalb besonders verwercich ist. Diese Definition lässt Nicht-Juristen nicht nur im Falle von Partnerschaftsgewalt ratlos zurück: Ist nicht fast jede Tötung besonders verwerflich?

Moralisch mag das so sein. Juristisch ist es aber sinnvoll, Totschlag und Mord sorgfältig zu unterscheiden. Ob Richter niedrige Beweggründe bejahen, hängt von einer umfassenden Gesamtwürdigung des Tatgeschehens ab. Dabei müssen sie die Umstände der Tat, ihre Vorgeschichte, die Täterpersönlichkeit, seine Lebensverhältnisse und seine Beziehung zum Opfer umfassend untersuchen. Das sollte auch weiterhin gelten, wenn ein Femizid in Rede steht. Einen Sonderstraftatbestand des Femizids braucht es nicht, um Partnerschaftsgewalt effektiv zu ahnden. Er wäre zudem verfassungsrechtlich zweifelhaft, da er weibliche Topfer gegenüber männlichen privilegieren würde.


Wer die Ministerinnen kennt, geht vermutlich nicht fehl in der Annahme, dass genau das der Grund ihrer inflationären Verwendung des Begriffs "Femizid" ist. Einmal mehr sollen Frauen politisch deutlich stäürker geschützt werden als Männer.



2. Es hört nicht auf: In Berlin hat eine Vierzehnjährige auf einen Mann mit einem Messer eingestochen und ihn schwer verletzt.

Wäre er durch die Tat ums Leben gekommen, würden die Ministerinnen mit Sicherheit nicht von einem "Androzid" sprechen.



3. Der Landkreis Rotenburg will nun in einer Verwaltungsvorschrift nur noch weibliche Dienstbezeichnungen nutzen.

Die Initiative dazu ging von Landrat Marco Prietz aus. "Ich gebe offen zu, dass die durchgehende Verwendung allein der männlichen Schreibweise bei mir im Jahr 2024 ein wenig Unbehagen auslöste", teilte der CDU-Politiker auf dpa-Anfrage mit. In der Kreisverwaltung sei in den vergangenen Jahrzehnten erhebliche Fortschritte bei der Gleichberechtigung von Männern und Frauen erzielt worden. Drei von vier Dezernaten würden von Frauen geleitet, die Mehrzahl der rund 1100 Beschäftigten sei weiblich, sagte er.

Statt einem Genderstern oder anderen Zeichen wolle der Landkreis auch für eine bessere Lesbarkeit weiterhin nur ein Geschlecht in dem Dokument verwenden, teilte der Landrat weiter mit. "Schließlich geht es neben der Geschlechtergerechtigkeit auch um eine barrierearme, möglichst leichte Sprache, die vielen Menschen intuitiv zugänglich ist", sagte Prietz. Ein redaktioneller Hinweis erkläre zu Beginn der Vorschrift, dass die alleinige Verwendung der weiblichen Bezeichnungen alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter umfasse – deshalb sei nun in der Vorschrift auch von der Landrätin die Rede.




4. Großbritannien hat ein Verfahren gegen Harvey Weinstein eingestellt, da "es keine realistische Aussicht auf eine Verurteilung" mehr gibt. Weinstein waren zwei sexuelle Übergriffe auf eine Frau im Jahr 1996 vorgeworfen worden. Vergleichbare Vorwürfe hatten die MeToo-Kampagne ausgelöst.



5.
Der Mann von heute macht Yoga, spürt seine Gefühle und kommuniziert sie. Im Bett muss er aber noch abliefern, sagt der Therapeut Michael Sztenc. Unter den widersprüchlichen Erwartungen von Frauen würden viele Männer leiden.


"Die Welt" hat den Therapeuten dazu interviewt.



Donnerstag, September 05, 2024

Studie: Junge Frauen fordern am meisten Toleranz, haben aber am wenigsten

1. Die Schweizer Zeitung "20 Minuten" berichtet:

Eine neue Studie hat 3500 Schweizerinnen und Schweizer zu Toleranz befragt.

Frauen sehen Toleranz eher als Akzeptanz von Minderheiten, während Männer sie als Meinungsfreiheit interpretieren.

Junge Frauen fühlen sich besonders betroffen von Intoleranz, zeigen aber die geringste Bereitschaft zum Austausch mit Andersdenkenden.


Hier erfährt man mehr.



2. "Toxische Weiblichkeit" kann auch in Gewalt umschlagen: In Frankfurt hat eine unbekannte Frau einen schlafenden Obdachlosen mit einem Messer angegriffen.

(Zur Erinnerung: "Toxische Weiblichkeit" ist genauso wenig wie "toxische Männlichkeit" wissenschaftlich belegt. Ich bin hier sarkastisch)



3. In der "Zeit" berichten drei Männer, zu welchen Leiden ihr Wunsch nach Kindern geführt hat.



4. Die populärwissenchaftliche Zeitschrift Psychology Today beschäftigt sich damit, ob Männer ausreichende Unterstützung erhalten, wenn ihr Kind stirbt.

Wenn ein kleiner Junge hinfällt, wird ihm gesagt: "Reiß dich zusammen" und "Sei keine Heulsuse; denk daran, du musst stark sein." Im Grunde wird ihnen von der Gesellschaft gesagt, dass sie ihre Gefühle unterdrücken sollen, weil sie stark sein müssen und nicht weinen dürfen, wie es ein kleines Mädchen tun könnte. Jetzt wissen sie nicht, was sie mit diesen Gefühlen anfangen sollen, außer dass sie sie in der Öffentlichkeit nicht zeigen dürfen.

Nun ist dieser kleine Junge zu einem Teenager herangewachsen, und sein bester Freund ist bei einem Autounfall ums Leben gekommen oder an einer Überdosis Drogen gestorben, oder vielleicht ist auch jemand aus seiner Familie gestorben. Er weiß nicht, was er mit seinen Gefühlen anfangen soll oder mit wem er darüber reden kann, weil er sie nie aussprechen durfte.

Dieser Teenager ist jetzt ein junger Mann in den 20ern, der im Laufe seines Lebens weitere Erfahrungen mit Tod und Trauer gemacht hat und immer noch nicht weiß, was er tun soll. Dann stirbt ein Geschwisterteil, ein enger Freund oder ein Elternteil, und er ist am Boden zerstört. Schließlich sucht er Hilfe bei einem Therapeuten, aber die Worte und Gefühle kommen einfach nicht, und er schweigt aus Angst davor, was der Therapeut von ihm denken könnte.

Dieser junge Mann ist jetzt in den 30er oder 40er Jahren, verheiratet und hat eine Familie, und eines seiner Kinder stirbt an einer Krankheit, einem Unfall oder beendet sein Leben. Seine Frau hatte eine Fehlgeburt, und alle sind um sie herum und versuchen, sie zu trösten. Aber er ist der Vater, und es sollte auch sein Kind sein.

Seine Frau und seine Familie versuchen, ihn zu trösten, aber er weiß nicht, was er sagen soll, außer dass er innerlich große Schmerzen hat und niemand ihm zuhören will. Er möchte schreien, weinen und schreien, aber er weiß nicht, was er tun soll, weil ihm als kleiner Junge gesagt wurde, er solle "stark" sein und "nicht weinen oder seine Gefühle zeigen, das tut ein großer Junge nicht".

Er möchte einfach nur gehört werden und seinen Schmerz, seine Trauer und seinen Kummer um sein eigen Fleisch und Blut zum Ausdruck bringen, aber wie soll er das tun, und wer hört ihm wirklich zu? Manchmal denkt er, dass die Antwort darin besteht, sich einfach zu betrinken, damit er den Schmerz nicht spürt. Vielleicht sollte er einfach viel arbeiten und nicht an den Tod denken, aber auch das hilft nicht.

Er fängt an zu weinen, weil er innerlich leidet und sein Kind verloren hat, wischt sich aber schnell die Augen ab. Seine Frau und seine Familie dürfen weinen, trauern und trauern, warum also nicht auch er?

Viele Menschen haben falsche Vorstellungen von der Trauer, z. B. dass wir nach ein paar Monaten "weitermachen" und einfach "darüber hinwegkommen" sollen. Wie traurig, dass viele Menschen so behandelt werden, vor allem Männer. Sie brauchen Hilfe, Unterstützung und Trost wie alle anderen auch, manchmal sogar noch mehr.

Der Mann wurde immer als der Starke in der Familie angesehen und meint, er müsse es mit Fassung tragen. Wie traurig, dass Männer die meiste Zeit so behandelt werden. Wie traurig, dass sie vergessen werden, wenn es um Trauer geht. Sie müssen wissen und erfahren, dass sie nicht allein sind und dass auch für sie gebetet wird. Vor allem aber müssen sie gehört werden und ihre Gefühle nach außen tragen dürfen. Sie dürfen nicht ignoriert oder lächerlich gemacht werden, wenn sie ihre Gefühle zeigen, sondern müssen unterstützt und getröstet werden.

Denken Sie daran, den Männern zu erlauben, ihre Gefühle zu zeigen und ihre innere Unruhe auszudrücken, während sie versuchen, ihren Weg durch ihre Trauer zu finden. Wenn wir sie auf diese Weise unterstützen, werden sie sich hoffentlich auch an andere Männer, ihre eigenen Geschwister, Kinder und Enkelkinder wenden, um sie zu unterstützen und ihnen ihre Liebe zu zeigen.




Mittwoch, September 04, 2024

Sechs Verbände protestieren: Justizministerium (FDP) ignoriert Unschuldsvermutung

1. Sechs familienpolitische Verbände beziehen Stellung gegen einen Referentenentwurf aus dem Justizministerium:

Als skandalös werten mehrere Verbände den Verstoß des Gesetzesentwurfes gegen den grundgesetzlich garantierten Ansatz der Unschuldsvermutung für Beschuldigte. Gemäß BMJ sollen zukünftig lediglich Behauptungen von Gewalt ("Anhaltspunkte") dafür ausreichen, den zweiten getrennten Eltern die Beziehung zu ihren Kindern massiv einzuschränken: Gerichte sollen dies über Umgangsbeschränkungen, Umgangsausschlüsse sowie dem Entzug des Sorgerechts umsetzen.

Bundesjustizminister Dr. Marco Buschmann sieht als weitere Konsequenzen neben dem unsanktionierten Wegzug eines Elternteils Geheimhaltung des Wohnortes der Kinder vor sowie die willkürliche Wahl des Gerichtsstands. Das würde zukünftig ein Rennen auslösen, welcher getrennte Elternteil zuerst Gewaltvorwürfe erhebt, befürchtetn die Verbände. Der andere Elternteil bleibt rechtlos zurück: Er kennt den Wohnort der Kinder nicht, kann sich gegen Anschuldigungen nicht wehren und hat erhöhten Aufwand und Reisekosten, um seine Grundrechte als Eltern zu reklamieren.

Dabei besteht bereits ein wirksamer Rechtsschutz für Gewaltbetroffene: Das Gewaltschutzgesetz (GewSchG) aus dem Jahre 2001. Es ist geschlechtsneutral formuliert, definiert den Gewaltbegriff klar und deutlich, sieht massive Sanktionen vor und hat sich bewährt.

Anstelle dessen bezieht sich das BMJ auf eine international geschlossene, jedoch umstrittene Vereinbarung: Die Istanbul-Konvention (IK). Diese spricht ausschließlich von Gewalt gegen eine Gruppe von Menschen: "Frauen und Kinder". Männer und Väter als Opfer von Gewalt und Frauen als Täterinnen adressiert die IK nicht. "Daher ist die Istanbul-Konvention als Referenz für Nationales Recht ungeeignet", formulieren die Verbände.

Auffällig ist auch das Fehlen von Sanktionen gegen Falschbeschuldigungen im Entwurf. Das lässt die Arbeit des BMJ als unseriös erscheinen. Dabei ist auch im Ministerium bekannt, dass bereits in regulären Familienverfahren nicht selten versucht wird, über Falschbeschuldigungen von Gewalt oder Missbrauch prozesstaktische Vorteil zu erlangen.

Erklärlich ist das Verhalten des BMJ wahrscheinlich nur mit zu großer Nähe zu einseitig ausgerichteten Lobbyverbänden, die vorwiegend die Interessen von Frauen und sogenannten "Alleinerziehenden" vertreten. An den legitimen Rechten der Kinder und der Eltern in den zweiten Haushalten sind diese Verbände nicht interessiert.

Politisch verwunderlich sind diese Vorstöße aus dem von der FDP geführten Bundesministerium. Noch zu Beginn der Legislaturperiode formulierte BM Buschmann, Ziel einer Reform sei, "eine partnerschaftliche Betreuung minderjähriger Kinder zu fördern - und das Unterhaltsrecht fairer und weniger streitanfällig zu machen." Davon ist spätestens mit dem aktuellen Entwurf nichts mehr übrig.

Die Verquickung von öffentlichem Strafrecht (Gewalt) und Privatrecht (Familie) ist nach FSI unzulässig. Die Lösung liegt in der Rückbesinnung des BMJ auf das bestehende, bewährte und verfassungskonforme Gewaltschutzgesetz (GewSchG), eventuell ergänzt durch partielle Änderungen, fordern die 6 Verbände:

BIGE - Bundesinitiative Großeltern; FSI - Forum Soziale Inklusion e.V; EfKiR - Eltern für Kinder im Revier e. V.; Papa Mama Auch e. V.; VAfK - Väteraufbruch für Kinder e. V.; Väternetzwerk e. V.




2. In Wien steht eine kriminelle Mädchenbande vor Gericht.



3. Östereichs Presse empfiehlt vor allem Jungen den Kinofilm "Icoming".

Der Überraschungshit hebt sich ab, weil es momentan kaum Highschool-Komödien mit überwiegend Burschen in den Hauptrollen gibt. Der männliche Teenager im Film: Im besten Fall ist er Liebesobjekt, im schlechtesten potenzieller Attentäter. Geschichten, die Lebensrealität und Gefühle von Burschen widerspiegeln? Ach, sollen sie doch Action-Kracher schauen!




4. Der Tagesspiegel berichtet unter der Überschrift " Verhaftet, gefoltert, vergewaltigt" über d Das Leiden ukrainischer LGBT-Opfer unter russischen Soldaten. Ein bezeichnender Satz aus dem Artikel:

"Es gibt viele Organisationen, die Frauen und Kindern helfen, aber es gibt nichts für Männer. Als ich begann, für mich selbst Hilfe zu suchen, wurde ich fast überall abgewiesen, weil ich ein Mann bin. Ich möchte das ändern, ich möchte, dass Männer in der Ukraine nach Gewalttaten qualifizierte Hilfe bekommen können."


Ob der Zitierte weiß, dass er damit zur Bewegung der Männerrechtler zählt, die vom Tagesspiegel als extremistische Bedrohung in der Vorstufe zum Terrorismus dargestellt werden?



Dienstag, September 03, 2024

Männlicher Bewerber auf Richterposten benachteiligt? Verfassungsgericht greift ein

1. Spiegel-Online berichtet:

Der Streit über die Besetzung eines hohen Richterpostens in Nordrhein-Westfalen geht in die nächste Runde. Ein Bewerber hatte NRW-Justizminister Benjamin Limbach (Grüne) vorgeworfen, eine Mitbewerberin wegen ihres Geschlechts bevorzugt zu haben. Nun hat sich das Bundesverfassungsgericht zu dem Fall geäußert: Es sieht Versäumnisse beim Oberverwaltungsgericht in Münster.

Der Kläger ist selbst Bundesrichter und hatte sich auf die Stelle des Präsidenten des Oberverwaltungsgerichts Nordrhein-Westfalen beworben. Er kritisiert, dass Limbach bei der Auswahl voreingenommen gewesen sei, wie das Verfassungsgericht mitteilt. Das Oberverwaltungsgericht hatte seine Klage gegen die Entscheidung abgewiesen.

Die Richter in Karlsruhe hingegen haben das Urteil am Donnerstag nun aufgehoben. Die Verwaltungsrichter hätten nicht gründlich genug geprüft, ob Limbach seine Entscheidung auf Grundlage der fachlichen Eignung der Bewerber getroffen habe, heißt es in der Mitteilung. Die Stelle hätte nur nach dem Verfahren der Bestenauswahl besetzt werden dürfen.

Doch genau daran bestehen laut den Verfassungsrichtern Zweifel. Denn der Kläger habe angegeben, Limbach habe ihm geraten, seine Bewerbung zurückzuziehen. Er habe ihm gesagt, die Mitbewerberin habe ihm gegenüber einen "Vorsprung". Zu dem Zeitpunkt habe aber noch gar keine dienstliche Beurteilung vorgelegen. Nun muss das Oberverwaltungsgericht den Fall erneut prüfen.




2. Immer mehr Unternehmen machen einen Rückzieher, was Diversity angeht, berichtet die Berliner Zeitung. So sei die Whiskymarke Jack Daniel's nach einem Shitstorm im Internet und Kunden-Boykotten nicht mehr woke. Zuvor seien schon andere Großunternehmen eingeknickt.

Nur wenige Tage nachdem der Motorradhersteller Harley-Davidson bekanntgegeben hatte, dass er seine Ziele in Bezug auf Vielfalt, Gleichberechtigung und Inklusion (DEI) aufgibt, folgt nun Jack Daniel's mit einer ähnlichen Entscheidung.

Zuvor hatten bereits andere Großunternehmen wie John Deere und Tractor Supply angekündigt, aus den Diversitätsprogrammen auszusteigen. Sie begründeten das vor allem damit, dass der Shitstorm im Internet zu groß wurde und viele konservative Kunden absprangen.

(…) Wie aus einer Kopie der Stellungnahme von Jack Daniel's Mutterkonzern Brown-Forman hervorgeht, die Starbuck auf der Onlineplattform X veröffentlichte, werde der Bourbon-Hersteller aus Kentucky die Vergütung von Führungskräften nicht mehr an DEI-Richtlinien koppeln. Diese sollten vor allem Minderheiten bessere Berufschancen in Aussicht stellen. Kritiker der Politik bemängelten, dass dadurch deutlich fähigeren Fachkräften die Zukunft verbaut werde. Zudem erklärte Brown-Forman, Jack Daniel's werde sich nicht mehr an dem jährlichen Ranking von LGBTQ-freundlichen Unternehmen beteiligen und versprach, die Diversitätsregeln für Zulieferer zu kürzen sowie Schulungen zu dem Thema zu beenden.




3. Das Blog Geschlechterwelten veröffentlicht in deutscher Übersetzung einen Beitrag David Learys über die zunehmende Abwesenheit von Vätern und die damit verbundenen sozialen Probleme.



4. Die britische Tageszeitung Independent berichtet, wie die israelische Armee zwölfjährige Schuljungen missbraucht, um die Soldaten als menschliche Schilde zu schützen. Diese Praktik werde häufig angewendet und sei systemisch, meldet die israelische Nichtregierungsorganisation "Breaking the Silence".

"Wir waren so verängstigt, als sie hereinkamen, dass wir schreiend versuchten, von einem Raum zum anderen zu rennen, um uns zu verstecken", sagt der heute 13-jährige Siebtklässler, der immer noch Alpträume hat, dass Soldaten ihn entführen, und der oft zu viel Angst hat, um allein auf die Toilette zu gehen.

"Sie nahmen eine Gruppe von uns, mich und meine Cousins, verbanden uns die Augen und fesselten unsere Hände. Ich hatte schreckliche Angst. Ich zitterte vor Angst. Meine Mutter weinte, konnte aber nichts tun. Sie standen mit ihren Gewehren über uns."

(…) Der Einsatz von Zivilisten als menschliche Schutzschilde durch militärische Kräfte ist nach den Genfer Konventionen verboten und stellt ein Kriegsverbrechen dar.




Montag, September 02, 2024

Siegen: Frau attackiert drei Fahrgäste mit Messer

Nach den Morden von Solingen las man in linken Kreisen immer wieder, statt über die Herkunft des Täters solle man doch besser über "toxische Männlichkeit" diskutieren. Es ist der alte Versuch, aus Sorge um Rassismus Sexismus zu predigen. Werfen wir dazu einen Blick auf verschiedene Nachrichten der letzten Tage.



1.
Auf einer Busfahrt zu einem Stadtfest in Siegen attackiert eine Frau andere Fahrgäste offenbar wahllos mit einem Messer. Drei Menschen schweben nach dem Angriff in Lebensgefahr. Von einem terroristischen Hintergrund geht die Polizei derzeit nicht aus.


N-tv berichtet.



2. Die Schlagzeile des Tagesspiegel verrät es nicht, aber in Berlin hat eine Frau einen Mann niedergestochen.



3.
Ein Streit in Weil am Rhein eskalierte, als eine 37-jährige Autofahrerin eine 21-jährige Beifahrerin beleidigte und attackierte. Die Auseinandersetzung endete in Beleidigungen und Körperverletzungen.


Die Badische Zeitung berichtet.



4. Deutschland habe ein "massives Gewaltproblem", sagt Familienministerin Paus. Sie will deshalb erreichen, dass mehr Schutzplätze für Frauen errichtet werden.

Paus interessiert sich für nur ein Opfergeschlecht:

"Unser Land hat ein massives Gewaltproblem gegen Frauen. Das muss aufhören", sagte die Grünen-Politikerin in Berlin. "Wir brauchen nicht nur ein Sicherheitspaket gegen terroristische Messerstecher, sondern auch für die Prävention und den Schutz von Frauen vor Gewalt." Sie bereite ein sogenanntes Gewalthilfegesetz vor, das allen Betroffenen einen Schutzanspruch auf Hilfe einräumen solle, sagte Paus. Das rette Leben. "Das wird auch Geld kosten, damit wir die Bundesländer unterstützen, mehr Prävention und Schutzplätze für Frauen bereitzustellen." Davon gebe es zu wenige.


Solange die Ampel derartig sexistische Ideologinnen in Ministerämter hievt, braucht sie sich nicht zu wundern, wenn die Wähler sie dafür bestrafen.



5. Sachkundig beschäftigt sich Psychologie aktuell mit Frauengewalt:

Nur etwa sechs bis zehn Prozent der Strafhäftlinge und forensischen Patienten sind Frauen bzw. Mädchen. Dies bedeutet jedoch nicht, dass Gewalttätigkeit eine männliche Domäne ist. Gewalt von Frauen nimmt zu, lässt sich jedoch meist strafrechtlich kaum fassen. Und: Vielen Gerichten wird nachgesagt, Frauen milder zu beurteilen als Männer.

(…) Nur ein Bruchteil der gewalttätigen Frauen und Mädchen kommt vor Gericht und wird zur Behandlung in einer forensischen Klinik verurteilt. Vivienne de Vogel und KollegInnen vergleichen 275 dieser Patientinnen mit 275 männlichen Patienten:

* Frauen hatten häufiger selbst eine Leidensgeschichte erlebt - Missbrauch, soziale Desorganisation u.a.

* Frauen begingen mehr Tötungsdelikte und weniger Sexualstraftaten; sie richteten ihre Gewalt mehr auf Personen, die ihnen nahe standen; Kindesmisshandlung bzw. Kindestötung waren häufig.

* Frauen verursachten mehr Zwischenfälle während der Behandlung und verhielten sich gegenüber Behandlern sowie MitpatientInnen offen oder verdeckt manipulativ.




6. Manchmal greifen Gerichte aber auch durch: Weil eine Frau aus Virginia (USA) ihren Ex-Verlobten fälschlich als Vergewaltiger beschuldigte, wurde sie zu einer Strafe von fast zwei Millionen Dollar verurteilt.



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