Donnerstag, Juni 30, 2016

Vermischtes vom 30. Juni 2016

1. In seiner kleinen Reihe über deutsche Feministinnen, die die Süddeutsche Zeitung für bedeutend hält, beschäftigt sich Lucas Schoppe heute mit Margarete Stokowski, der Donald Trump des deutschen Feminismus.



2. Derweil beschäftigt sich Der Doktorant mit dem von Gender-"Wissenschaftlern" gerne verwendeten Schlagwort der vergiftenden Männlichkeit und gelangt nach seinen Literaturstudien, um die Ursprüngen dieser Idee zu finden, zu dem Fazit:

Toxic Masculinity ist ein nicht belegtes Konzept, welches auf dem nicht belegten Konzept der Hegemonic Masculinity basiert. Mit diesem werden negative Wesenszüge, welche bei jedem Menschen vorkommen können, willkürlich einer „Form der Männlichkeit“ zugeschrieben. Dies ist aber weder validiert, noch lässt sich der gesamte theoretische Bezugsrahmen falsifizieren. Und sowas nennt sich dann Wissenschaft.


Man könnte aus dem darüber verlinkten Schoppe-Artkel hinzufügen:

Immerhin fordert die Bild-Zeitung nicht, dass sich Lehrerinnen in Zukunft generell von Schülern fernhalten sollten, und sie räsonniert auch nicht über eine die Schulen "vergiftende Weiblichkeit".

Anders Stokowski, die unbekümmert mit dem Begriff der "toxic masculinity" hantiert, als wäre es belanglos, dass die Gift-Metapher schon lange wichtiger Bestandteil rechtsradikaler, antihumaner Politik ist. Für die Nationalsozialisten war schon die bloße Existenz von Juden – anknüpfend an die Brunnenvergiftungs-Legenden des Mittelalters – eine Volksvergiftung. Gift wiederum ist etwas Fremdes, das in das Eigene eindringt – es zerstört den reinen, gesunden "Volkskörper" – es breitet sich aus, wenn es nicht gestoppt wird – und die Vergiftung ist heimtückisch. Die offenkundige Eignung der Metapher für rechtsradikale Propaganda müsste eigentlich ein Grund sein, mit ihr in demokratischen Diskursen vorsichtig umzugehen.

Zudem ist der Begriff der toxic masculinity, der vergiftenden Männlichkeit, auf gefährliche Weise mehrdeutig. Er lässt sich leicht so verstehen, dass es sich auf Männlichkeit generell bezöge – aber kann zugleich einschränkend immer dadurch entschärft werden, dass es sich keineswegs auf alle Männer bezöge, sondern nur auf eine bestimmte, besonders destruktive Spielart der masculinity. ("Milliarden Männer haben noch nie jemanden umgebracht oder auch nur verletzen wollen. Aber ...") Gerade diese Mehrdeutigkeit würde Menschen wohl davon abhalten, etwa von einer vergiftenden Weiblichkeit oder einem vergiftenden Islam zu sprechen.




3. In der ZEIT äußert sich Bundesrichter Thomas Fischer, wie er erklärt, zum letzten Mal zu der angekündigten Verschärfung des Sexualstrafrechts. Seiner Auffassung nach sorgt ein immer stärkeres Strafrecht und damit ein Ausufern des Opferbegrffes nur für eine Eskalation ins Absurde:

In den USA, wo sexuelle Belästigungen und so weiter seit Langem wesentlich härter verfolgt werden als bei uns, wo angeblich ganze so genannte Universitäten von "Vergewaltigungskulturen" geprägt sind, wo feministische Forderungen wie "Ja ist Nein" und so weiter Teil der Immatrikulationsvoraussetzungen für Hauptschulen und Zustimmungsformulare für einmal Anfassen kostenfrei in Apotheken und Schulbussen ausliegen: Dort gibt ein immer höherer Teil der (weiblichen) Bevölkerung in Befragungen an, dass sie ständig mehr und immer mehr Übergriffen ausgesetzt seien. Man fordert jetzt Strafbarkeit für "Anstarren". Die Dunkelziffer auch dieses Gewaltverbrechens soll enorm sein. Wir sollten daher ein paar Tatbestände bereithalten: "Opto-sexueller Hausfriedensbruch" wäre ein erster Vorschlag. Da werden ernste Gemüter jetzt wieder den unpassenden Sarkasmus geißeln. Aber glauben Sie mir, Anstarropfer dieser Welt: Ich fühle mit euch.


Über die dümmlichen Attacken auf Thomas Fischer berichtet Stefan Winterbauer auf der Medienwebsite Meedia.

Mit dem vermeintlichen Delikt des Anstarrens beschäftigt sich Réda El Arbi unter der Überschrift "Ey, glotz nicht so!"



4. Bruno Köhler von MANNdat hat den Soziologen Professor Gerhard Amendt zu häuslicher Gewalt (und zum Bundesforum Männer) interviewt.



5. Warum verehren "junge, kluge Feministinnen" Frauen wie Beyonce, Hillary und Laurie Penny, als ob sie Göttinnen wären, fragt Anna Prizkau in der Frankfurter Allgemeinen.



6. "Reality doesn't matter, when you're crusading for social justice" befindet die New York Post, nachdem die mutmaßliche Falschbeschuldigerin Emma Sulkowicz, das "Matratzenmädel", mal wieder einen Preis von der größten feministischen Organisation der USA erhalten hat.



7. Einer aktuellen Studie zufolge korreliert das zunehmende Fehlen von Vätern auffällig stark mit dem sinkenden Bildungserfolg von Jungen:



8. Nachdem auch hierzulande jeder, der sich dafür interessiert, die letzte Folge der sechsten Staffel von "Game of Thrones" gesehen haben dürfte, kann man ja ohne zu spoilern darüber berichten, wie sehr sich die feministische Wahrnehmung dieser Serie gedreht hat. Galt "Game of Thrones" früher als böse, weil Frauen dort ständig üble Dinge passierten (Männern und Jungen auch, aber das ist Feministinnen eher egal), stößt die Serie nicht erst seit Daenerys Ankündigung, in Westeros ein Matriarchat begründen zu wollen, im feministischen Lager auf große Begeisterung. Das männerpolitische Blog Toy Soldiers analysiert diesen Gesinnungswandel und kommt dabei auch auf darauf zu sprechen, wie sehr diese Begeisterung ausgerechnet Cersei Lannister zuteil wird:

It is curious that Radford, like so many other feminists, find Cersei sympathetic. I noticed this early into comments about the show. I suspect it is because Cersei is the most feminist character in the show and the series. Her motivations are a desire for power, overturning the system so that she can rise, declaring the system "wrong" because she should be the one to rule, and a grand sense of entitlement to positions of power she has never earned.

The fact that Cersei has sex with her brother, orders the murder of children, viciously kills anyone who gets in her way, and seemingly caused the death of one of her children does not matter. All that matters is that she got her way.

How very feminist.




9. Mehr Kurznachrichten gibt es hier.

Mittwoch, Juni 29, 2016

Vermischtes vom 29. Juni 2016

1. Unter der Schlagzeile "Männer werden gegenüber Frauen oft benachteiligt" berichtet Österreichs Zeitung "Krone" über Ernest Gabmann vom NÖ-Bürgerlandtag, der "für alle verzweifelten Herren der Schöpfung eine gut durchdachte Maskulin-Plattform gegründet" habe.

Auf diesen Artikel sowie auf die damit vorgestellte Website machten mich mehrere Leser aufmerksam. Einer schreibt mir dazu, auf der Seite "positionieren sich drei österreichische Politiker offen zu den Anliegen der Männerrechtsbewegung und wiederholen dabei viele der Anliegen, ohne dabei – und das macht es interessant – sie durch die sonst übliche Gegenüberstellung feministischer Behauptungen zu relativieren. Schau's dir vielleicht mal an." Diese Aufforderung gebe ich gerne an die Genderama-Leser weiter.



2. "Nein heißt Nein hilft im Sexualstrafrecht nicht" erklärt Hannelore Crolly in der "Welt". Der Artikel bietet Genderama-Lesern inhaltlich nicht viel Neues; ich verlinke ihn nur, um zu zeigen, dass der Unmut auch in den Leitmedien über Schwesigs neues Gesetz immer stärker wird.

Siehe zu dieser Debatte auch den Blogbeitrag "Nein heißt Nein oder Die Abschaffung der Unschuldsvermutung".

Beeindruckend nüchtern und sachlich kritisiert hingegen im feministischen Missy Magazine "Dr. jur. Ulrike Lembke" die Einwände von Bundesrichter Thomas Fischer gegen die geplante Strafrechtsverschärfung. Ein Auszug:

Der erste Teil der Milleniums-Trilogie von Stieg Larsson hat einen Titel, den weder anglo-amerikanische noch deutsche Verlage direkt übersetzen wollten: Män som hatar kvinnor – Männer, die Frauen hassen. Offensichtlich sind Sie einer dieser Männer. Aber Herr Fischer, warum hassen Sie Frauen? Weil die manchmal mehr Geld verdienen als Sie? Das ist in der Tat unerhört.




3. Die Klage einer Studentenverbindung gegen das Magazin Rolling Stone, das diese Studenten, indem es eine Falschbeschuldigung ungeprüft übernahm, als eine Horde von Vergewaltigern darstellte, wurde abgewiesen.



4. Einer meiner Leser findet, ich hätte den Fall des Footballstars, der wegen einer Falschbeschuldigung sechs Jahre unschuldig im Knast saß, mit einer bloßen Verlinkung zu knapp abgehandelt, wenn man bedenke, wie gewaltig dieser Skandal eigentlich ist:

Er klagt nach sechs Jahren Haft gegen Kalifornien und hofft auf eine Entschädigung von 219.000 Dollar für diese sechs Jahre plus ein entgangenes College Stipendium, plus eine entgangene Karriere als Profi-Football-Spieler.

Von dem Stigma, nach dem Knast weiterhin in einer Datenbank als Sexualstraftäter eingetragen zu sein und unter Überwachung zu stehen ganz zu schweigen.

Was seine Chancen, überhaupt einen Job zu bekommen natürlich minimiert.

Die Falschbeschuldigerin hingegen hatte damals die Schule verklagt und erhielt satte 1.500.000 Dollar als Entschädigung für eine Entführung und Vergewaltigung, die nicht stattgefunden hat.

Sie hat mit der Falschbeschuldigung nicht nur sein Leben ruiniert, sondern mit dieser sieben Mal mehr Geld erhalten, als ihr Opfer überhaupt fordert.

Ob er das Geld in voller Höhe bekommt ist fraglich, wie viel ihm nach Abzug der Anwaltskosten bleiben wird, nicht abzusehen.

Aber die Falschbeschuldigerin wird weder ihr Geld zurückzahlen, noch hält es irgendwer für aussichtsreich, einen Prozess gegen sie anzustrengen.

Dienstag, Juni 28, 2016

Vermischtes vom 28. Juni 2016

1.) Mehrere Leser haben mich auf einen Verschreiber gestern aufmerksam gemacht. Statt "Das Tabu weiblicher Universität ist immer noch schwer zu knacken" musste es "Das Tabu weiblicher Pädophilie ist immer noch schwer zu knacken." heißen. ("Pädosexualität" oder "Kindesmissbrauch", wie einige spekulierten, hätten ebenso gepasst.) Sorry, für die Verwirrung: Gestern war es mal wieder relativ hektisch hier, und wegen einem vierstündigen Interview mit einer Feministin von der "taz" habe ich die Zuschriften, die mich auf den Fehler hingeweisen hatten, auch erst spät entdeckt. Normalerweise werden Schreibfehler auf Genderama schneller korrigiert. :-)



2. Die Gerichtsverhandlung gegen Gina-Lisa Lohfink wird bereits zum Spektakel. Unter anderem musste eine halbnackte Femen-Frau entfernt werden.

Dabei findet sich auch in der aktuellen ZEIT auf Seite 10 ein Artikel (nicht online), dessen Autorin die Darstellungen Lohfinks zerpflückt. Zu diesem Fall und vor allem der drohenden Strafrechtsverschärfng, zu den ihn Ministerin Schwesig argumentativ herbeizieht, äußert sich auf NOVO die Strafrechtsprofessorin und Kriminologin Monika Frommel. Ihr zufolge spiele die feministische Kamapgne mit falschen Zahlen und unzulässig verallgemeinerten Einzelfällen.

Behauptet wurde außerdem, das geltende Recht oder zumindest die Rechtsprechung verlange, dass sich eine Frau körperlich wehrt. Diese Behauptung war immer falsch und wird auch durch permanente Wiederholung nicht richtig. Keine Frau muss sich wehren, sie muss aber versuchen, sich zu entziehen, wenn dies möglich ist. Kann sie auch das nicht, liegt der Fall des "Ausnutzens" einer schutzlosen Lage vor. Will sie sich – aus inneren Gründen – weder wehren noch entziehen, dann kann dies sehr belastend sein, aber kein Strafrecht kann hier sinnvoll eingreifen.

(...) Die Kampagne „Nein heißt nein“ erleichtert Falschbeschuldigungen. Gefordert wird unbestimmtes, subjektiv formuliertes Strafrecht. Der neue Vergehenstatbestand und die neu gefassten Verbrechenstatbestände sind Strafrecht auf Halde. Auf begrenzende Merkmale wie "Gewalt", "Drohung" oder das "Ausnutzen" einer schutzlosen Lage wird verzichtet. Es handelt sich nach dem Willen der Frauen-Netzwerke nicht mehr um eine Nötigung zu sexuellen Handlungen, sondern um die Bestrafung jeder unerwünschten Konfrontation mit fremder Sexualität.

(...) Unklar ist auch, welche Anforderungen an die Beharrlichkeit der Willensbekundung zu stellen sind. Es genügt ja nicht ein "Nein", sondern das "Nein" muss auch noch zum Zeitpunkt der letzten sexuellen Handlung deutlich sein. Wie sollen das die Strafverfolgungsbehörden feststellen? Soll jeder aufgedrängte Körperbezug, jede einseitige Berührung bereits als strafwürdig definiert werden?


Der Artikel ist in Gänze lesenswert.



3. Die Stuttgarter Nachrichten sind fassungslos über den Zahlenzauber von Frauenministerin Schwesig.



4. Spektrum der Wissenschaft rezensiert das Buch des Genderkritikers Professor Ulrich Kutschera.



5. Ursula von der Leyen macht immer noch Frauenpolitik.



6. Ein Footballstar, der wegen einer Falschbeschuldigung sechs Jahre unschuldig im Knast saß, verlangt eine wirklich fette Entschädigung.



7. Die Post:

Sehr geehrter Herr Hoffmann,

ich bin seit Jahren stiller Leser Ihres fantastischen Blogs und möchte Ihnen dafür erst einmal danken, speziell auch für Ihren Mut sich zu exponieren. Ich selbst äußere im engen Freundes- und Familienkreis deutlich meine Meinung, bin im beruflichen Kontext doch ein wenig vorsichtiger.

Als Biologe, der seit einigen Jahren an der Schnittstelle zwischen Grundlagenforschung und medizinischer Diagnostik arbeitet, habe ich Kontakt mit vielen hochgebildeten und logisch denkenden Menschen. Zumindest nach meiner bisherigen Erfahrung ist der Frauenanteil in meinem Feld jedenfalls nicht wirklich klein, ich würde ihn sicher auf mindestens 30% schätzen. Darunter befinden sich Physiker, Chemiker, Biochemiker, Biologen und Ärzte (ich spare mir das -innen).

Auch wenn ich kein Muster konstruieren will, so fällt mir doch manchmal auf, dass einige (nicht alle) der Kolleginnen, speziell im Bereich < 35 Jahren, doch erstaunlicherweise bestimmte feministische Argumentationsstrukturen recht unreflektiert übernehmen. Ich rede dabei nicht von den abstrusen Theorien, z.B. dass es eigentlich keine Geschlechter gibt, eher davon wie die seit Jahren medial propagierte Benachteiligung der Frau und die Darstellung als ewiges Opfer scheinbar Spuren hinterlässt und das Denken beeinflusst.

Konkret geht es dabei um die üblichen Verdächtigen: weniger Frauen als Professoren, die Schwierigkeiten der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, der Spagat zwischen femininen Auftreten und Professionalität und die allgemeine Schwierigkeit einen halbwegs dauerhaften Job in der mittleren Ebene zu finden. Bei einigen der Kolleginnen scheint dann schon mal die Frustration (und davon gibt es im Wissenschaftsbetrieb reichlich, unabhängig vom Geschlecht) und die ständige Wiederholung bestimmter "Thesen" zusammen zu kommen, und es wird mehr oder weniger unbewusst die weibliche Opferrolle eingenommen.

Steter Tropfen höhlt doch eindeutig den Stein, und unwillkürlich drängt sich mir da manchmal Klemperer's Lingua Tertii Imperii auf, denn die ständige Präsentation des NS-Neusprech hat die deutsche Sprache nachhaltig verändert, bis zum heutigen Tag. So ähnlich scheint es ja auch bei feministisch geprägten Diskursen zu sein.

Warum also diese lange Einführung?

Der Grund ist das eine deutsche Kollegin, mit der ich letztes Jahr in Kopenhagen gearbeitet hatte und die ich eigentlich nicht so eingeschätzt hatte, folgenden Link postete:

http://www.nytimes.com/2016/06/26/opinion/sunday/artificial-intelligences-white-guy-problem.html?_r=0

In kurzer Zusammenfassung: Weiße männliche Programmierer sind wahlweise sexistisch oder (und) rassistisch, weil sie die machine learning Algorithmen nur mit Datensätzen von Weißen füttern. Ob es sich dabei auch nur um Datensätze von weißen Männern handelt, davon spricht der Artikel nicht. Oder sie sind dumm, weil sie nicht berücksichtigen das es noch andere Menschen gibt. Zwischen den Zeilen schimmert dann durch (meine Interpretation), dass man damit die patriarchalische Hoheit aufrechterhält indem man sie in Programmen verankert. Sozusagen der fiese und geheime Plan des internationalen Finanzjudentums, pardon des internationalen Berufspatriarchats.

Auch wenn ich selbst nicht im Bereich machine learning arbeite, so habe ich doch regelmäßige Berührungspunkte damit, einfach weil machine learing in meinem Bereich (Bildgebung des Gehirns) seit einige Jahren einen großen Boom erlebt. Das Algorithmen neue Daten fehlklassifizieren können, ist erst einmal keine Überraschung. Die vorhandenen Datensätze sind begrenzt, die Rechenzeit ist begrenzt und erst Recht die zur Verfügung stehenden Ressource, sowohl in der Forschung als auch in Firmen. Oftmals ist es unmöglich die komplette Diversität, speziell bei Menschen, in die Modelle einzuarbeiten, weil z.B. dadurch elementare Erfordernisse von Selektivität und Spezifität nicht mehr gegeben wären. Oder weil das System schlicht und einfach nicht funktionieren würde, exponentiell mehr Ressourcen benötigen würde und damit völlig ineffizient wäre. Oder dass vielleicht die Algorithmen recht haben, aber manche Menschen dies einfach nicht sehen wollen, weil es nicht in ihr Weltbild passt. Das sind nur nur einige wenige Gründe die mir spontan einfallen, mit ein wenig mehr Zeit kämen da sicher noch weitere zusammen.

Der Narrativ des Artikels ist meiner Meinung nach jedoch recht eindeutig. Es ist nicht Komplexität der Methodik, die Schwierigkeit guten Code zu schreiben, der dann auch noch in jeder Hinsicht funktioniert. Nein, es ist alles ganz simpel: Es sind die weißen Männer, die schuld sind.

Worauf ich hinaus will: Besagte Kollegin arbeitet in diesem Bereich, sie ist weitaus qualifizierter als ich, die Schwachpunkte der Argumentation aufzudecken. Anstatt dies jedoch zu tun, folgt sie scheinbar dem Narrativ des Artikels, indem sie ihn unkommentiert verlinkt. Ich kann mir das nur so erklären, dass die ständige Wiederholung bestimmter Informationsmuster das kritische Denken kurzfristig ausschaltet.

Was mich noch mehr wundert: in unserem Bereich gibt es meist gar nicht genügend Daten, um wirklich wählerisch sein zu können. Und wenn man MRT, CT oder PET Datensätze des Gehirns hat, weiß man eigentlich nie, welche Hautfarbe oder Geschlecht die Person hat. Es sei denn, man würde da genau nachschauen, aber ich bezweifle wirklich sehr, dass dies jemand tun würde. Wie bereits geschrieben, viele der Themen mit denen sich Genderama beschäftigt, haben keine direkten Berührungspunkte mit meiner Arbeit (wohl aber mit meinem täglichen Leben), weshalb ich, wie viele andere Leser möglicherweise auch, bisher keinen guten Grund hatte mich aktiv zu Wort zu melden. Ich hatte wohl immer die naive Hoffnung, dass die harte Naturwissenschaft vielleicht von diesen Problemen nur gestreift würde.

Vielleicht trifft die Problematik auch Ihr Interesse.

Ansonsten einfach noch mal ein Danke und herzliche Grüße aus London!

Montag, Juni 27, 2016

Vermischtes vom 27. Juni 2016

1. Wie die Frankfurter Allgemeine berichtet, sind einer Metaanalyse von 53 verschiedener Studien zufolge in der katholischen Kirche die meisten Opfer von sexuellem Missbrauch und in nicht-kirchlichen Einrichtungen fast die Hälfte der Opfer sexuellen Missbrauchs Jungen.



2. Apropos: Wie spricht man eigentlich bei den Katholen über Männer und ihre Beziehung zu Frauen? Bestimmt ganz anders als im Feminismus, oder? Nun ja:



Und die Frauen mit dem Loch im Herzen, mit der Sehnsucht nach Annahme, die Lous dieser Welt, die ihren Platz nicht finden, die Männer an ihrer Seite haben, die sie nicht ernst nehmen, die sie und ihre Träume übergehen. Die verletzt sind, misshandelt, gedemütigt, allein gelassen. Der einzige der die Wunden heilen kann, ist Jesus. Der einzige, der wirkliche Erfüllung schenken kann, ist Jesus. Kein Mann dieser Welt, kein Will Traynor, kein noch so guter, liebevoller, aufmerksamer, selbstloser Mann kann das Herz einer Frau komplett ausfüllen. Das kann nur Jesus.


Streiche Jesus, setze die radikalfeministische Ideologie, und es kommt aufs selbe raus.



3. 5. Das Tabu weiblicher Pädophilie ist immer noch schwer zu knacken. Die Kinderpsychologin Michele Elliott berichtet, wie sie von Feministinnen ausgegrenzt wurde, sobald sie auf dieses Thema zu sprechen kam, und wie eine Konferenz zu diesem Thema von Feministinnen aufgemischt wurde, die nichts davon hören wollten.

Kommt einem bekannt vor, nicht?



4. Diejenigen, die immer noch behaupten, es gäbe einen auf Diskriminierung beruhenden Gender Pay Gap geraten immer mehr in die Defensive. Das merkt man an Artikeln mit Überschriften wie "Die Scheinargumente der Macho-Wissenschaftler" (Spiegel-Online), nachdem jeder, der an einer sachlichen Debatte Interesse hat, weiß, dass er gar nicht erst weiterzulesen braucht. Der Doktorant zeigt in einem gelungenen Video, wie argumentativ schwach solche Artikel auf der Brust sind.



5. Gute Nachricht für Frauen: Falls Sie gehbehindert sind, ist es für Feministinnen okay, wenn Sie ein Kleid, Lippenstift und Schuhe mit Absätzen tragen.



6. "Schwarzer Feminismus ist ein Krebsgeschwür in der Gemeinschaft der Schwarzen" behauptet der African Globe.

Sonntag, Juni 26, 2016

Vermischtes vom 26. Juni 2016

1. Unter dem Titel Nicht ohne meine Kinder - Wie Väter um Sorge und Umgang kämpfen strahlte der Deutschlandfunk gestern morgen eine ungewöhnlich faire Sendung zu diesem Thema aus, die von Claudia Hennen produziert wurde. Der Leser, der mich auf diesen Ausnahmefall aufmerksam machte, war von der Qualität dieser Sendung so angetan, dass er ein Protokoll ihres Ablaufs erstellte:

Beginn der Sendung: Väterdemo in Köln. VAfK, mit Hadmut Wolters.

Gesetze haben sich geändert, aber nicht die Rechtsprechung. Wenn ein Elternteil die Kooperation verweigert, wird kein gemeinsames Sorgerecht erteilt. Wenn die Kinder gezwungen werden, zu kooperieren, dann funktioniert das auch, Beispiel Schweden. Auch Passanten fair ausgewählt. Fast alle zeigen Verständnis.

Weiter (immer kurz Musik dazwischen) 09:20 min

Abendessen bei Markus Müller (Pseudonym). Hat zwei Söhne eine Woche zu den Osterferien bei sich. Basteln. Osterhase mit Laubsäge und anmalen. Hat vor Gericht die Hälfte der Ferienzeit erreicht, erweiterter Umgang. Viele Väter träumen davon. Er hofft aber auf das Wechselmodell. Beide Häuser liegen etwa gleich weit vom Kindergarten. Aber Mutter sperrt sich, und deshalb zieht Gericht nicht mit. Vater hat doppelte Kosten zu tragen, Zimmer für die Kinder, die nicht auf Unterhalt angerechnet werden. Richterin betätigte sich als Hobbypsychologin und sieht Loyalitätskonflikt bei Kind. Kinder reden anders, nach seinen Worten.

Jetzt wird geschnitzt.

Weiter 18:45

Haribert Schöller, Ex-Richter am Amtsgericht, jetzt Anwalt informiert.

Was beim Gericht passiert, ist nur die Spitze des Eisbergs, Psychologen und Gutachten.

Weiter 22:55

Peter Kees, Film "Vaterlandschaften". Den Film gibts natürlich nicht in der Wikiprawda, wohl "fehlende Relevanzkriterien" ;-) oder ähnliche Ausreden. Du hattest mal zu einem Artikel am 30.03.2016 von Daniela Martens im Tagesspiegel verlinkt.

Vater (Kees) ruft im Krankenhaus an. Bekommt telefonisch keine Auskunft. Will wissen, ob seine Tochter schon geboren ist. Film ist auch eigene Bewältigungsstrategie. Denkt, er hat damit Tochter etwas hinterlassen, was sie mal sehen kann, wenn sie will. Nach dem Film setzt Mutter vor Gericht Umgang ab. Hatte vorher auch nur begleiteten Umgang. Hat jetzt aufgehört. Staat kann diese Probleme nicht lösen. Hofft, dass Tochter später auf ihn zugeht. Fürchtet auch, dass sie fragen könnte: "Wo warst du denn?"

Weiter 31:15

Janet Hagen, Buch "Die verletzte Tochter. Wie Vaterentbehrung das Leben prägt". Heute (40) Mutter dreier Kinder. "Wenn der leibliche Vater aus dem Leben eines Kindes verschwindet, oder herausgedrängt wird, hinterlässt er eine Wunde, die niemand schließen kann." Litt sehr unter Vaterentbehrung in ihrer Kindheit. Ist aber wohl so ein Beispiel, dass der Vater nicht wollte. Stellt sich die Frage "War ich es nicht wert?" Immerhin, sie sagt immer auch "oder herausgedrängt wird". Folgen können sein: Abneigung gegen Männer oder dass sie sich ein Idealbild von dem Vater machen, den sie nicht kennen und dem kein Mann entsprechen kann. Kommt auch sehr darauf an, wie Mutter über den Vater spricht. Viele wiederholen "das Drama des Verlassenwerdens", suchen sich Männer, die das bieten. Hat das auch erlebt, dann aber bearbeitet. Für sie war das eine Befreiung.

Weiter 36:25

Franzjörg Krieg beim Vatertag. Mit Kindern in die Falkensteiner Höhle. (Wassehöhle auf der Schwäbischen Alb). Führt eine Gruppe von Vätern mit ihren Kindern. Abenteuer pur für die Kinder. Alle haben Neoprenanzüge an, gegen Wasser und Kälte. Er ist wohl Höhlenforscher. als Hobby. Väter gehen anders mit Kindern um als Mütter. Auf der einen Seite mehr das Behütete, auf der anderen Beiß-dich-durch. Ich denke, beides sind wichtige Sachen, die einfach zusammengehören. Ein Kind bestätigt das in seinen Worten. Auf dem Rückweg zum Auto bleibt die Höhle Gespräch bei den Kindern: "Erzählst du dass alles eigentlich dann zu Hause der Mama?" – "Nö, besser gar nicht!"

Ein Vater hat bis heute früh nicht gewusst, ob er seine Kinder am Vatertag treffen darf. Seit vier Jahren wurden immer wieder Treffen im letzten Moment von der Mutter abgesagt. "Umgangsvereitelung" kommt ihm trotzdem nicht über die Lippen. Freut sich, dass es diesmal geklappt hat.

Nach einigen Stunden kehrt auch Franzjörg Krieg mit dem letzten Trupp aus der Höhle zurück. Wird näher vorgestellt. Hat Kindern Grenzerfahrung und unvergessliches Erlebnis geboten.

Schlussansage Claudia Hennen: "Der Streit um die Sorge der Kinder bleibt der Ausnahmefall. Bei fast allen Scheidungen bleibt das Sorgerecht_ bei beiden. Anders sieht es beim Umgangs- und Unterhaltsrecht aus. Die Zahl der Streitigkeiten vor Gericht steigt dort seit Jahren. Immer mehr Väter wollen den Kontakt zu Kindern nicht abreißen lassen."


Hier kann man sich die Sendung anhören.



2. Das medienkritische Blog Übermedien beschäftigt sich mit dem von einigen Blättern aktuell wieder befeuerten Gerücht von einer "Verschwulung" der Kinder in der Schule.



3. Warum sollten Männer gezwungen werden, fremde Frauen anzufassen? fragt Jost-Müller Neuhof im Berliner "Tagesspiegel".



4. Christian Schmidt stellt anlässlich der "Nein-heißt-"Nein"-Debatte ein Interview der ZEIT mit dem Paarforscher und Sexualtherapeuten Ulrich Clement zum Thema "Verführung" vor.



5. Das Magazin Forbes berichtet über eine neue Studie, der zufolge Jungen in der Schule schlechter behandelt werden als Mädchen, wenn sie Verhaltensstörungen aufweisen. Den Forschern zufolge erkläre schon dieser unterschiedliche Umgang mit schwierigen Schülern die Hälfte des "Gender Gaps" zu Lasten von Jungen in unserem Erziehungssystem: Die Schule wird für viele Jungen so zunehmend zu einer negativen Erfahrung, was sich auf ihre Lernmotivation auswirkt.

Samstag, Juni 25, 2016

Vermischtes vom 25. Juni 2016

1.

Noch lange bevor das Thema Erziehung eine Rolle spielt, gibt es den Wunsch nach eigenen Kindern. Nach einer eigenen Familie. Bei Frauen ist dieser in der Regel deutlich ausgeprägter als bei Männern. Viele Liebesbeziehungen werden hierbei auf eine harte Probe gestellt. Nicht nur beim ersten, sondern auch beim Wunsch nach einem zweiten oder sogar dritten Kind. Eltern-, Mutti– und Frauen-Internetseiten sowie Foren sind voll mit Beiträgen von vermeintlich verzweifelten Frauen, die ihre Männer nicht dazu bringen können, so viele Kinder in die Welt zu setzen, wie sie gerne haben wollen. Und anstatt nach den Ursachen und Gründen zu fragen, warum sich so viele Männer im sogenannten Zeugungsstreik befinden, werden primär Taktiken und Strategien besprochen, um die eigenen Interessen durchzusetzen. Gleichzeitig wird den Männern pauschal eine Schuld zugesprochen, indem behauptet wird, sie seien für ein Kind nicht reif genug, sie wären egoistisch oder sie wollten einfach keine Verantwortung übernehmen.

Liest man sich die Foren und Beiträge von eltern.de, gofeminin.de, elitepartner.de, mamiweb.de oder etlicher anderer ähnlicher (Mutti-)Webseiten durch, dann gibt es folgende Ratschläge von Frauen für Frauen zu diesem Thema: die Pille heimlich absetzen, dem Partner damit ein Kind andrehen und ihn vor vollendete Tatsachen stellen ("Ups, schwanger trotz Pille. Passiert schon mal!"). Ihn direkt oder subtil emotional erpressen: "Wenn Du mich wirklich lieben würdest, dann ..." oder: "Wenn ich kein (weiteres) Kind von Dir bekomme, dann ..." Den Kerl verlassen und sich einen anderen suchen, der die eigenen Bedürfnisse ohne Wenn und Aber erfüllt. Oder sich künstlich befruchten lassen.


Hier geht es weiter.



2. In Regensburg muss sich jetzt die Frau vor Gericht verantworten, die sich in einem Fall, der bundesweit durch die Medien ging, als Opfer einer Vergewaltigung präsentierte, die es nie gab.



3. Das Blog Der Jüngling hat "Anne Nühm" interviewt: eine der Frauen, die die Männerechtsbewegung unterstützen. Sie berichtet auch, wie sie über Monate hinweg zum Opfer von feministischer Hate Speech und Cybermobbing wurde.



4. Die Politische Korrektheit samt der mit ihr verbundenen Einschränkung von Meinungsfreiheit hat inzwischen auch australische Universitäten erreicht.

Some campuses have banned the use of gender-specific words including "Mr", "Mrs", "man" and "sportsmanlike".

And Western Sydney University has gone even further by outlawing the use of sarcasm.

IPA research fellow Matthew Lesh said the bans have led to many students being accused of sexism and others persecuted for their political views.

(...) Mr Lesh also said a bid to set up a Men’s Shed group for male students to support each other at Sydney University was blocked for being "too masculine", but was allowed to go ahead after it appointed a Queer Officer, a Women’s Officer and an Ethno Culture Officer.


Gleichzeitig beginnen die ersten Dozenten, sich mit diesem Gesprächsklima etwas unwohl zu fühlen:

Dr Rosewarne said students in the past two years have been increasingly "polic[ing] the language of lecturers", and said she is frequently being scrutinised by students, who shout out corrections in the middle of lectures.

"These students have grown up participating in politics through Tumblr and Instagram, and I feel that expressing ideas through sound bites and policing of other language, which is rampant online, has suddenly been translated into the classroom."

(...) Matthew Lesh, who is a research fellow at libertarian think-tank, the Institute of Public Affairs, said he feared Australian academics felt pressured to "coddle students".

"Academics aren't psychologists, it's not their job ... academics shouldn't be worrying about the possibility that their content could cause an emotional reaction," he said.

"Universities should be about exposing people to as many ideas as possible, even if they are challenging."

(...) La Trobe's student union and the women's officers at the University of Sydney issue warnings for content relating to classism, colonialism, Islamophobia, ableism, body image, child abuse, mental illness and weapons.

They go as far as warning students about content relating to needles, insects, food, pregnancy, eye contact, slimy things, skulls, vomit and blood.

Freitag, Juni 24, 2016

Manuela Schwesigs Blockflöten: Männerpolitik, nein danke!

Vernachlässigt Familienministerin Manuela Schwesig bei ihrer Politik die Männer? Diese Vorwürfe wurden in den letzten Jahren lauter. Zwar ist der Ministerin auch ein Bundesforum Männer unterstellt, aber dieses, urteilen Kritiker, ist männerpolitisch nahezu untätig.

Wie Medien von der Frankfurter Allgemeinen bis zur Berliner "taz" berichteten, haben mehrere geschlechterpolitische Initiativen gegen den Vorsitzenden dieses Bundesforums Strafanzeige gestellt. Ich habe dazu Gerd Riedmeier, den Vorsitzenden eines dieser Verbände, interviewt.

Arne Hoffmann: Herr Riedmeier, hat Manuela Schwesig, die Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, ein Problem mit Männern?

Gerd Riedmeier: Ob Bundesministerin Manuela Schwesig ein Problem mit Männern hat, ist mir nicht bekannt. Offensichtlich hat sie jedenfalls Probleme mit Verbänden, die sich für Männer- und Väterinteressen einsetzen.

Arne Hoffmann: Wie zeigt sich das?

Gerd Riedmeier: Ministerin Schwesig lädt im Wochen-Rhythmus Frauenverbände ein oder besucht deren Veranstaltungen. Wenn es um Anhörungen zu aktuellen geschlechter- und familienpolitischen Themen geht, werden von ihr ausschließlich Frauenverbände geladen. Sie ignoriert Verbände, die sich für die Bedürfnisse von Jungen, Männern und Vätern einsetzen.

Arne Hoffmann: Eine hochkontroverse Debatte hierüber entstand nach dem Kongress "Gender Reloaded", der im November 2015 in Nürnberg unter anderem von Ihnen ausgerichtet wurde. Was hat sich hier abgespielt?

Gerd Riedmeier: Bei diesem Kongress standen zum ersten Mal die Bedürfnisse von Jungen, Männern und Vätern im Mittelpunkt. Das Bundesfamilienministerium war eingeladen, eine Keynote-Speech zu halten oder ein Grußwort zu sprechen. Weder Frau Ministerin noch eine Staatssekretärin noch eine andere Vertreterin des Ministeriums wollte kommen. Bei Veranstaltungen, bei denen Männer als Defizitwesen dargestellt werden, positioniert sich hingegen Frau Schwesigs Staatssekretärin Elke Ferner in der ersten Reihe, so etwa bei der Männerkonferenz in Wien 2014 oder bei der kommenden Veranstaltung in Luxemburg.

Arne Hoffmann: Steht diese Eingleisigkeit nicht im Widerspruch zu Frau Schwesigs besonderer Verantwortung als Ministerin?

Gerd Riedmeier: Durch ihren Amtseid verpflichtete sich Frau Schwesig "dem Wohle des deutschen Volkes". Die Bevölkerung Deutschlands besteht jedoch aus Frauen und Männern. Mit dem Eid zum Amtsantritt versprach die Ministerin, "das Grundgesetz zu wahren" und "Gerechtigkeit gegen jedermann" zu üben. In ihrem politischen Alltag bezeichnet sie sich jedoch regelmäßig als "Bundesfrauenministerin". Man stelle sich vor, ein Mann würde sich als Bundesmännerminister bezeichnen! Er würde medial gesteinigt.

Arne Hoffmann: Welche Asymmetrien im Politikbetrieb sehen Sie hier?

Gerd Riedmeier: An der Spitze des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend installierte Ministerin Schwesig drei Frauen: die Ministerin und ihre beiden parlamentarischen Staatssekretärinnen. Das entspricht einer Frauenquote von 100 Prozent. Und das, obwohl das Bundesgleichstellungsgesetz, von Frau Schwesig 2015 novelliert, die paritätische Geschlechterverteilung in den Führungsebenen für alle Bundesbehörden zwingend vorschreibt. Alle drei Frauen sind Mitglied einer einseitig ausgerichteten Organisation: der Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen (ASF).

Arne Hoffmann: Sie sprechen davon, dass die Bedürfnisse von Jungen, Männern und Vätern dabei unsichtbar gemacht werden.

Gerd Riedmeier: Ein Beispiel: Das Bundesfamilienministerium verweigert seit Jahren die Erstellung eines wissenschaftlichen Berichts zur Dokumentation der Lebenswirklichkeiten von getrennt lebenden Vätern. Wie geht es ihnen physisch, psychisch, finanziell, steuerlich, im Umgang mit Kontaktabbrüchen zum Kind? Über getrennt lebende Mütter existieren Dutzende von Berichten. Wie anders kann ein derartiges Verhalten bezeichnet werden als Unsichtbarmachen?

Arne Hoffmann: Es gibt einen Ministerin Schwesig unterstellten und von ihr finanzierten Verband, der sich als Interessenvertretung von Jungen, Männern und Vätern bezeichnet: das Bundesforum Männer. Wie stehen Sie zu ihm?

Gerd Riedmeier: Sehr kritisch. Es existieren auf Bundesebene zwei Verbände, die von sich selbst sagen, sich für ihr jeweiliges Geschlecht und deren Bedürfnisse einzusetzen: Der Deutsche Frauenrat besteht seit Jahrzehnten, leistet professionelle Lobbyarbeit und bringt regelmäßig konkrete Forderungen in die Politik ein. Anders das Bundesforum Männer: Es wurde 2010 unter Geburtshilfe durch das Bundesfamilienministerium ins Leben gerufen. Es publiziert jedoch nahezu ausschließlich Regierungspositionen und multipliziert unkritisch Forderungen von Frauenverbänden. Eigene Forderungen: Fehlanzeige. In der Bevölkerung ist es nahezu unbekannt.

Arne Hoffmann: Welche Themen vermissen Sie?

Gerd Riedmeier: 2015 verabschiedete der Europarat einstimmig - mit den Stimmen Deutschlands - eine Resolution zur gemeinsamen Betreuung der Kinder nach Auflösung der Ehe: "shared parenting". Darin werden die Mitgliedsländer aufgefordert, die gemeinsame Betreuung der Kinder in ihren Ländern als Standard einzuführen. Das steht ganz konkret für eine Aufwertung getrennt lebender Väter. Beim Bundesforum Männer lesen wir nichts dazu.

Die Politik tabuisiert die Bildungsmisere bei Jungen. Die Befürchtungen von Männern, durch Quotenregelungen in Beruf, Karriere und Wissenschaft möglicherweise benachteiligt zu werden? Männergesundheit, geringere Lebenserwartung der Männer? Für das Bundesforum Männer und Schwesigs Ministerium kein Thema. Das sind nur einige Beispiele.

Arne Hoffmann: Sie bezeichnen das Bundesforum Männer als "Potemkinsches Dorf", als Fassade. Ist diese Kritik nicht allzu hart?

Gerd Riedmeier: Das Bundesforum Männer wurde 2010 mit wenigen Verbänden gegründet, darunter einige Gewerkschaften und kirchliche Verbände. Diese sind, was Geschlechterfragen betrifft, eher unpolitisch aufgestellt. Sie werden jedoch nominell mit ihrer hohen Mitgliederzahl als scheinbare demokratische Mehrheitsmasse in der Außendarstellung des Bundesforums Männer zitiert. Unabhängige Verbände werden vom Bundesforum nicht aufgenommen. Das kann wie eine Fassade wirken. Die Frankfurter Allgemeine spricht hier von einem "cleveren Schachzug des Bundesfamilienministeriums": Durch ein vermeintlich starkes Bundesforum Männer können die Forderungen anderer Interessengruppen abgeblockt werden, weil Männer schon ausreichend repräsentiert seien.

Arne Hoffmann: Nahm denn das Bundesforum Männer an dem erwähnten männerpolitischen Kongress teil?

Gerd Riedmeier: Das Bundesforum Männer und seine Mitgliedsverbände waren zur Teilnahme eingeladen. Der Vorsitzende Martin Rosowski lehnte dies ab. Mehr noch: Er traf Maßnahmen, um die Durchführung dieses Kongresses aktiv zu behindern. Er diffamierte Veranstalter, Referenten und Teilnehmer im nicht-öffentlichen Mailwechsel als frauenfeindlich und konstruierte eine Nähe zu rechtsextremen Gruppierungen. Er versuchte, Politiker und möglicherweise auch Referenten von der Teilnahme abzuhalten. Die Veranstalter sahen ihren Ruf beschädigt und sich gezwungen, Strafanträge gegen den Vorsitzenden des Bundesforums zu stellen.

Arne Hoffmann: Politiker welcher Couleur sprachen denn auf dem Kongress und welche Themen wurden behandelt?

Gerd Riedmeier: Auf dem Kongress sprachen Politiker aus der bürgerlichen Mitte, also von CSU, SPD und FDP, sowie ein Vertreter von Die Linke. Ein Vortrag wurde vom Internationalen Institut für das Kindeswohl aus Belgien über "shared parenting" gehalten, der gleichberechtigten Betreuung von Kindern nach Auflösung einer Ehe. Ein Vertreter des Statistischen Bundesamts referierte über den Gender Pay Gap, die Lohnlücke zwischen den Geschlechtern. Daneben gab es Workshops zu vielen Themen, die Jungen, Männer und Väter betreffen.

Arne Hoffmann: Nahmen Frauen an dem Kongress teil?

Gerd Riedmeier: Von ca. 200 Teilnehmern waren etwa 40 weiblich. Der Frauenanteil unter den Referenten war sehr hoch; eine Keynote-Speech hielt die Vertreterin eines prominenten Mütterverbandes. Die klassischen Frauenverbände und Gleichstellungsbeauftragten verweigerten jedoch ihre Teilnahme. Eine prominente Gleichstellungsbeauftragte kündigte an: "Wir werden alles tun, damit niemand kommt."

Arne Hoffmann: Wie bewerten Sie diese Entwicklung?

Gerd Riedmeier: Diese Diskursverweigerung bereitet mir Sorge. Es darf offensichtlich in Deutschland über bestimmte Themen nicht diskutiert werden. Womit wir wieder beim Unsichtbarmachen der Bedürfnisse von Männern und Vätern sind. Diese Ansätze erkennen wir in der bundesdeutschen Presselandschaft, deutlicher noch im zuständigen Bundesministerium.

Arne Hoffmann: Der Kongress erfuhr weitere Behinderungen. Welche?

Gerd Riedmeier: Zeitgleich zu den Verweigerungen aus dem Ministerium und den Gleichstellungsverbänden kündigten autonome Aktivistinnen an, die Veranstaltung verhindern zu wollen. Es kam zu Cybermobbing, in dem ähnliche Formulierungen gebraucht wurden wie das Bundesforum Männer verwendete. Ein Veranstaltungsraum stand plötzlich nicht mehr zur Verfügung. Am Veranstaltungstag erschienen zehn sehr junge Frauen, fast alle erkennbar unter 20 Jahre alt, und wunderten sich, dass die Teilnehmer des Kongresses aus der Mitte der Bevölkerung kamen und ein Vertreter von Die Linke ein Grußwort sprach. Aus ihrer Hilflosigkeit heraus verwüsteten die jungen Frauen das Foyer.

Arne Hoffmann: Wie reagiert die Politik auf das Bekanntwerden der Sabotierungsversuche durch das Bundesforum Männer?

Gerd Riedmeier: Die vom Vorsitzenden des Bundesforum Männer attackierten Verbände informierten in einem Offenen Brief das geldgebende Bundesfamilienministerium und fordern die Einstellung der Geldleistungen sowie den Rücktritt des Vorsitzenden. Bis jetzt steht eine Antwort seitens des Bundesministeriums aus. Der Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend des Deutschen Bundestages befasst sich mit dem Vorgang.

Arne Hoffmann: Sie ziehen Vergleiche zwischen dem Bundesforum Männer und den sogenannten "Blockflöten"-Parteien der ehemaligen DDR. Wie kommen Sie darauf?

Gerd Riedmeier: Mit "Blockflöten" wurden in der DDR umgangssprachlich Parteien bezeichnet, die scheinbar alternative Positionen zur herrschenden Einheitspartei vertraten. Ein demokratischer Pluralismus wurde dabei nur vorgetäuscht, blieb jedoch Fassade.

Hier drängt sich der Vergleich zum Bundesforum Männer auf, das mit 500.000 Euro Jahresbudget von Frau Schwesigs Ministerium alimentiert wird. Dabei erscheinen die Assoziationen mit Blockflöten noch als zu kurz gegriffen. Der Vorsitzende des Bundesforums Männer war nicht untätig, sondern er zeigte sich höchst aktiv, um einen Kongress zu verhindern, für dessen Ziele sein Verband vorgibt zu stehen.

Arne Hoffmann: Sie sorgen sich um die demokratische Kultur in Deutschland?

Gerd Riedmeier: Sorge bereitet mir die aktuelle Entwicklung im gesamten deutschsprachigen Raum. Dezember 2015 zog das österreichische Sozialministerium nach: Es gründete einen Verein analog zum bundesdeutschen Bundesforum Männer. Das Land Nordrhein-Westfalen plant derartiges auf Landesebene. Ich befürchte, auf diesem Weg wird eine Ausgewogenheit im Diskurs zwischen Frauen und Männern nicht möglich sein.

Arne Hoffmann: Wie könnten Lösungen aussehen? Was fordern Sie?

Gerd Riedmeier: Verschiedene familien- und geschlechterpolitische Initiativen haben sich zu einer Interessengemeinschaft zusammengeschlossen und fordern als ersten Schritt die Einberufung eines Runden Tisches auf Bundesebene. Viele Themen können dann zum ersten Male offen angesprochen werden. Es ist an der Zeit, die herrschende Politik des Unsichtbarmachens zu beenden und Geschlechter- und Familienpolitik endlich ganzheitlich verstehen zu lernen. Es liegt an Frau Ministerin Schwesig, diese überfällige Einladung auszusprechen.

Gerd Riedmeier ist Vorsitzender von Forum Soziale Inklusion e.V. und Betreiber von www.geschlechterpolitik-2020.de.


Eine Veröffentlichung dieses Interviews findet sich auch auf Cuncti und beim Freitag.

Vermischtes vom 24. Juni 2016

1. Jörg Friedrich erklärt in seinem Beitrag Ich bin ein Feigling, warum Journalisten sich nicht mehr trauen, Positionen zu beziehen, die feministisch unkorrekt sein könnten. Beispielsweise bei der Diskussion über den Fall Gina-Lisa Lohfink oder den immer weiter ausufernden Versuchen, die unterschiedlichsten Dinge als sexuelle Belästigung zu brandmarken, sei es ihm eigentlich ein Bedürfnis gewesen, eine Meinung zu vertreten, die von feministischen Positionen abweicht und zum Beispiel unser Rechtswesen verteidigt.

Aber ich habe es nicht getan. Ich war nachher froh, zu sehen, dass wenigstens Jan Fleischhauer in seiner Kolumne bei Spiegel Online mutig genug war.


Friedrich gibt zu, dass ihm seine Schreibangst Angst mache. Trotzdem habe er keine Kraft mehr, solche Texte zu schreiben, die mutig einen Standpunkt vertreten.

In der Zwischenzeit entwickelt sich diese Gesellschaft immer schneller in eine Richtung, in der wir einander nur noch als Neutren behandeln, aus der die Erotik verbannt sein wird, in der die möglichen Beziehungen, bevor wir sie eingehen, rational ausgehandelt werden müssen. Das Ergebnis wird sein, dass wir eben keine Nähe mehr zulassen werden, keine Überraschungen mehr akzeptieren. Wahrscheinlich wird schon bald ein Kompliment, das sich auf einen Anblick, eine Bewegung oder gar einen Duft bezieht, als sexuelle Belästigung verurteilt.

Und ich werde mir eingestehen müssen, dass ich daran mit Schuld bin. Weil ich zu feige war, darüber zu schreiben, als es noch nicht ganz zu spät war.


Friedrichs Angst ist natürlich berechtigt. Ich erlebe ja selbst tagtäglich, wie man durch den Dreck gezogen wird, wenn man feministisch nicht erwünschte Meinungen vertritt: Die Folgen reichen vom kontinuierlichen Rufmord durch Leute wie Andreas Kemper über von Feministinnen frisierte Wikipedia-Artikel bis zu Versuchen der Leitmdien, mich so hässlich wie möglich darzustellen.

Aber all diese Versuche, Sprechverbote durchzusetzen, indem man Menschen mit politisch inopportunen Meinungen fertig macht, funktionieren nur, weil immer mehr Journalisten so wie Jörg Friedrich sagen: In diesem totalitären Meinungsklima traue ich mich nicht mehr, eine abweichende Ansicht zu äußern. Die Möchtegern-Diktatoren können sich nur deshalb zufrieden die Hände reiben, weil diese Feigheit unter Journalisten derart verbreitet ist.

Dabei sägen diese Journalisten, die sich von feministischen Aggressionen einschüchtern lassen, am eigenen Ast. Der Vertrauensverlust vieler Bürger gegen die Leitmedien wächst mit jedem Jahr mehr.



2. Währenddessen hat das feministische Lager überhaupt keine Hemmungen, immer absurdere Forderungen zu stellen. Frauen sollten das Recht haben, sich in Jobcentern ausschließlich von Frauen beraten zu lassen verlangt aktuell etwa DIE LINKE:

Dass Frauen in den Arbeitsagenturen nur auf Wunsch Beratungen durch Frauen erhalten, ist sehr schwach. Und dass diese Möglichkeit in den Jobcentern ganz ignoriert wird, zeigt auf, dass es nicht um die Belange der Frauen geht. Die Gefahr einer Retraumatisierung ist damit gegeben. Statt diese ernst zu nehmen, wird von den Frauen erwartet, dass sie sich damit in den Jobcentern und Arbeitsagenturen auch noch auseinandersetzen müssen. Frauen müssen auch ohne Rechtsanspruch die Möglichkeit haben, von Frau zu Frau beraten zu werden. (...) Jede Frau hat das Recht auch von Frauen beraten zu werden. Das darf nicht abgelehnt werden. Die Linksfraktion Hamburg wird dazu einen entsprechenden Antrag stellen.




3. Christian Schmidt lädt ein zur Debatte über die feministische Forderung, dass Männer vor einer Begegnung mit Frauen lieber die Straßenseite wechseln sollten, und verlinkt dabei Bloggerinnen, die diese Forderung hanebüchen finden. Vermutlich trifft das auf die Mehrheit aller Frauen zu – aber diese Frauen haben nun mal kein Leitmedium wie Spiegel-Online als Podium. Ein solches Podium gibt unsere Gesellschaft nur Feministinnen.



4.

Exactly five years after an oppressed father protested discrimination by burning himself alive on the steps of Keene County Family Court, four victimized fathers calmly walked up the steps of the United States Supreme Court to file a writ for parental equality.


Hier geht es weiter.



5. Die afghanischen Taliban benutzen vergewaltigte und versklavte Jungen inzwischen dazu, Polizisten zu hunderten umzubringen. (Das Leiden der vergewaltigten Jungen, die sogenannten Bacha bazi, kommt im Gegensatz zum Leiden der afghanischen Frauen in westlichen Medien kaum vor.) In dem Artikel heißt es:

Many in Uruzgan see bacha bazi neither as paedophilia nor homosexuality, which is forbidden in Islam. If social norms had a pecking order, violating boys would be seen as far more ethical than violating women.




6. Die Post. Einer meiner Leser schreibt mir:

Dieser Tage ist eine 56jährige Frau für 2 Jahre in den Knast gewandert, weil sie Kinder aus "erzieherischen Gründen" geschlagen hat. Die Dame war (oder ist nach wie vor) Lehrerin in der religiösen Gemeinschaft "12 Stämme", die ihre Kinder nicht in staatlichen Schulen erziehen lassen wollen. Diese Haltung setzen sie mit religiöser Hingabe durch - es ist ihnen auch egal, dass sie dafür mal in den Knast müssen.

Eine "Kurzchronik" der Ereignisse kann man gerade in der Süddeutschen lesen. Was mir sofort ins Auge fiel, ist der Eintrag zum Oktober 2004:

"Das Amtsgericht Nördlingen verhängt gegen 18 Eltern Beugehaft. Am 7. Oktober werden sieben Väter abgeholt."

Ist ja klar. Gegen 18 Eltern Beugehaft angedroht (das können ja eigentlich nur die Erziehungsberechtigten sein, also 9 Mütter, 9 Väter) - 7 Männer gehen in den Knast. Keine von den Frauen, die ja ebenfalls vehement dafür sorgen, dass ihre Kinder sich dem staatlichen Bildungsauftrag entziehen müssen. Die Konsequenzen tragen die Männer, wie immer in solchen Fällen, allein. Einzig Hillary Clinton würde jetzt noch nachschieben, dass die wahren Leidtragenden hier wieder einmal die Frauen sind, weil sie während der Beugehaftzeit auf die Männer verzichten und die ganze Arbeit alleine machen müssen.

Donnerstag, Juni 23, 2016

Vermischtes vom 23. Juni 2016

1. Darauf, dass sich das Bundesforum Männer statt als engagierter Anwalt für Männer als die zehntausendste Unterstützergruppe für Frauen versteht, reagiert die Basis der Männerbewegung weiterhin befremdet.

Das Blog "Kritische Wissenschaft" wirft den Bundesforisten anlässlich des gestern auf Genderama verlinkten Offenen Briefes an Bundeskanzlerin Merkel Gesinnungsprostitution vor. Der "Lotosritter" hingegen, ein Blogger, der sich vor allem gegen sexuelle Gewalt engagiert, bezieht sich auf eine aktuelle Pressemitteilung des Bundesforums, mit der in der Flüchtlingspolitik besondere Unterstützung für von Gewalt betroffene Frauen und Kinder gefordert wird:

Hier werden Folteropfer in sexistischer Manier selektiert. Der einen Hälfte, den Frauen und Mädchen, wird geholfen, die andere Hälfte wird diskriminiert und ihr die ebenso notwendige Hilfe entzogen. Es ist vor allem deswegen so empörend, weil cirka zwei Drittel der Flüchtlinge und Asylbewerber Männer und Jungen sind und sie unter den Folteropfern sowie unter den kriegsbedingten Vergewaltigungsopfern die Mehrheit stellen. Es gibt somit keinen sachlichen oder moralischen Grund, die männlichen Traumatisierten bei der psychotherapeutischen Hilfe zu benachteiligen, außer dem der feministischen Willkür.

(...) Was hier stolz als Hilfeleistung durch das BMFSFJ und die Bundesministerin Schwesig verkündet wird, ist schlicht beschämend und männerfeindlich. Es ist von einer tiefgründigen Boshaftigkeit und Kaltherzigkeit. Männerseelen sind in den Augen von Manuela Schwesig wertlos.




2. Über die Gewaltschutzwohnung für männliche Opfer, die aktuell die von Genderama unterstützte Initiative "Gleichmaß" errichtet, ist bereits ein Interview in der Ostthüringer Landeszeitung erschienen. Anders als das mit hunderttausenden von Steuergeldern bezuschusste Bundesforum Männer, für das männliche Opfer von häuslicher Gewalt kein großes Thema sind, finanziert sich "Gleichmaß" durch Spenden.



3. Das schwulenpolitische Blog Gay West distanziert sich nach dem Massaker von Orlando von den Websites der Moslemhasser, die die Opfer des Massenmordes für ihre Propaganda ausschlachten:

Ich empfinde die Instrumentalisierung des Massakers durch sogenannte "Islamkritiker_innen" als erschreckend und abstoßend und möchte nicht länger mit diesem Blog und seiner Geschichte mit solchen Menschen bruchlos in einem Atemzug genannt werden können.




4. Die Bloggerin "Anne Nym" hat sich spaßeshalber bei einem über Twitter verbreiteten "Sexismus-Test" beteiligt und gelangte zu dem Ergebnis, dass sie von "feindseligem Sexismus" beseelt sei, der Frauen bedrohe, einschüchtere oder missbrauche – vor allem solche Frauen, die männlicher Macht trotzen würden. Die Hintergründe dieser Auswertung erfährt man hier.



5. Der britische Telegraph berichtet über einen Vortrag des Stammvaters der Männerrechtsbewegung, Warren Farrell:

One of the world’s most respected campaigners on men’s issues believes "dad deprivation" is directly causing what he’s termed "the boy crisis" – and unless society urgently intervenes, we will be in danger of writing off a generation of men.

This Saturday, Warren Farrell – pioneering men’s activist, author of The Myth Of Male Power and a mentor who once coached John Lennon – will give a hugely-anticipated keynote speech at Male Psychology Conference in London.

Farrell believes modern society is being tangibly eroded by dad deprivation – through increased relationship breakdown, family courts that favour mothers, and fathers denied access to their children after a separation.

He points out that in in every one of the largest 70 developed nations, boys have fallen behind girls, and what they have in common, Farrell says, is divorce.

"Dad-deprived boys are less likely to display empathy, be less assertive, depressed, have nightmares, talk back and be disobedient," says Farrell, 72.

"These boys will also be more likely to have low self esteem, fewer friends, and are likely to do worse in every single academic area, especially reading and writing, and maths and science. These boys hurt: and boys who hurt, hurt us – and themselves. Prisons are centres for dad-deprived boys. There has been a 700 per cent increase in incarceration in the USA since the 1970s – in the UK it has more than doubled. Dad deprivation is directly related to that, and to suicide, which is the number one killer of British men aged under 45."


Hier geht es weiter.



6. Wie die britische Daily Mail berichtet, hat der Krieg in Syrien seine Vor- und seine Nachteile. Ein Nachteil: Frauen finden immer seltener Männer, die sie im Bett befriedigen können. Die wenigen Männer, die noch übrig sind, sind zu arm, zu jung, zu alt oder in anderer Hinsicht minderwertig. Und im Beruf können Frauen nur noch mit Frauen zusammenarbeiten, was in dem Artikel der Daily Mail als "schwierig" bezeichnet wird. Ein Vorteil hingegen: Lesbische Partnerschaften blühen wie nie zuvor.

Dem Artikel zufolge wirkt sich vor allem die Armut vieler der noch lebenden syrischen Männer katastrophal auf das Entstehen von Partnerschaften aus:

In Syria's traditional culture young men need gold to get married; a single gram costs 17, 000 Syrian pounds (34 dollars) and the average ring weighs 18g, so hardly anyone can afford to buy one.

Then there's the dowry money to be given directly to the family; at its very lowest it now amounts to between four and six months of a young man's annual salary.

(...) Countless young Syrian men, as a consequence, have been disappointed in love. A taxi driver in Damascus – moonlighting from his university studies – explained that his own chance at marriage fell apart because of a dispute over the quality of the gold he bought his fiancé.


Problematisch ist aber natürlich vor allem, dass eine ganze Frauengeneration ausradiert wird:

Yara, a 23 year-old teacher, estimates that there are now four women for every one man in her circle of friends.

It's the fate of her and her unlucky peers, she bemoaned, to have been entirely airbrushed from the population.

'People like who were born in the late 1980's or early 1990's', she's concluded, 'are a lost generation. Maybe they finished studying, wanted to do something with their lives – and then along came the crisis.

'Now the only dream is to travel.' She misses her male friends, and just having men around the place.

Several young Syrian men have offered to marry her, she's convinced, with half an eye on her salary. (...) Young Syrian men, she complained, 'are stressed, they don't have any money to bring up children ... they complain all the time about work, and the military, I don't feel any stability with them.'


Klar, das Gejammer kann natürlich irgendwann keiner mehr hören. Ich frage mich wirklich, warum syrische Männer gegenüber ihren Frauen nicht rücksichtsvoller sein können. Bestimmt, weil sie Moslems sind.

Zugegeben, für die Kerle an der Front oder in Assads Folterlagern ist die Lage womöglich auch nicht ganz optimal. Viele bangen um ihre patriarchalen Pfründe. Aber das eigentliche Problem ist natürlich das Leiden der Frauen. Für Informationen, wie Sie diese Frauen unterstützen können, wenden Sie sich bitte an das Bundesforum Männer.

Mittwoch, Juni 22, 2016

Leserpost: So ernst nimmt Bayern männliche Opfer häuslicher Gewalt

Manche Leserbriefe sind zu umfangreich und zu gründlich recherchiert, als dass ich sie in einem Unterpunkt unter "Vermischtes" untergehen lassen möchte. Dazu gehört der folgende, den ich hier leicht gekürzt und stilistisch minimal überarbeitet wiedergebe:

Hier haben wir mal wieder ein feines Beispiel dafür, wie unwichtig wir Männer für Staat und Politik sind.

Da veröffentlicht das Bayerisches Staatsministerium für Arbeit und Soziales, Familie und Integration eine schicke Broschüre mit dem Titel: "Blick dahinter – Häusliche Gewalt gegen Frauen"

Dieses 38seitige Werk verwendet acht ganzseitige Bilder, wo Männer in der Pose des Gewalttäters abgebildet und Frauen als geschundene Opfer dargestellt werden. Dazu tritt eine Grafik, die eine Spirale der Gewalt darstellt mit Dialogen wie, "Er kontrolliert mich immer mehr ...", und "Sie hat mich so provoziert, dass mir einfach die Hand ausgerutscht ist." Also klare Botschaft, Mann – Täter, Frau – Opfer.

Diese Broschüre widmet aber tatsächlich auf Seite 20, man glaubt es kaum, da wird doch tatsächlich auf der Hälfte der Seite 20 Gewalt gegen Männer thematisiert. Immerhin, eine halbe Seite von den 38 Seiten.

Wer aber jetzt erwartet, dass hier vielleicht zur Abwechslung mal ein Bild mit einem geschlagenen Mann, oder einer gewaltbereiten Frau zu sehen ist ... Natürlich nicht! Wie denn auch? Wenn schon eine halbe Seite für geschlagene Männer geopfert wird, da kann man nicht noch die andere Seitenhälfte mit so einem Bild verschandeln.

So, was erfahren wir jetzt da auf Seite 20 über Gewalt gegen Männer?

Och, ist alles gar nicht so schlimm! Wenn Frauen Männer gegenüber Gewalt anwenden, tut doch gar nicht weh! Ist doch nur ein bisschen Kratzen oder Stoßen – Meine Güte, Man(n) kann sich aber auch anstellen!


Einschub: Die in der Broschüre aufgestellte Behauptung "Bei allen bisherigen Untersuchungen wird deutlich, dass es sich bei Gewalthandlungen, die durch Beziehungspartnerinnen gegenüber Männern verübt werden, in aller Regel um weniger schwerwiegende Übergriffe (z. B. Stoßen oder Kratzen) handelt." ist auch schlichtweg falsch. Es gibt Untersuchungen, die zu diesem Ergebnis kommen, und andere Untersuchungen, die zu dem gegenteiligen Ergebnis gelangen. Siehe als Beispiel für letzere etwa die Metastudie Bastian Schwithals. Es ist hochgradig unseriös, sämtliche Studien, die Geschlechterklischees zuwiderlaufen, unter den Teppich zu kehren.

Und wenn wenn es doch mal heftiger gegen einen Mann geht ... das sind Einzelfälle, völlig irrelevant.

Aber, jetzt kommt der Clou … Natürlich muss man häusliche Gewalt gegen Männer ernst nehmen – steht da. Aber weil das Bayerisches Staatsministerium das so ernst nimmt, gibt’s natürlich in dieser Broschüre auch keine Adresse oder Telefonnummer oder irgendeinen Hinweis wohin man sich als männliches Opfer häuslicher Gewalt wenden könnte!? Soviel also zu "Gewalt gegen Männer muss man ernst nehmen."

Dafür gibt’s ab Seite 22 dann Hinweise und Beratung für Hilfe für von Gewalt betroffene Frauen. Infos, Hinweis auf Notruf-Telefon und die Verlinkung zu: http://www.blick-dahinter.bayern.de/

der führt dann weiter nach: http://www.stmas.bayern.de/familie/beratung/ehefamilie/index.htm

dort muss man aber zu: http://www.stmas.bayern.de//gewaltschutz/index.php gehen.

Da gibt’s dann reichlich Lesestoff über Hilfsangebote und Beratung für Frauen die von häuslicher Gewalt betroffen sind. Adressen, Telefonnummern für Frauen ohne Ende: http://www.stmas.bayern.de/gewaltschutz/familie/notruf.php#obb

Beratung und Hilfsangebote für Männer die sich in solchen Situationen befinden, sucht man freilich vergebens.

Ah, Beratungsstellen für Täter, die gibt es natürlich. Für männliche Täter versteht sich.

Aber wir geben noch nicht auf, irgendwo muss es doch auch eine Anlaufstelle für männliche Opfer von häuslicher Gewalt geben.

Ahh … hier: http://www.maennerzentrum.de/die-fachstelle/

Deren Leitspruch lautet: Unsere Angebote zielen immer auf die Entwicklung eines positiven männlichen Selbstbewusstseins ab.

Da findet man unter Themen wie:

Anti-Aggressivitäts-Training

Coolness-Training und Coolness-Workshops

Täterprogramm bei Partnerschaftsgewalt

Gruppentherapie mit sexuellen Kindesmisshandlern

hier endlich:

Beratung für Betroffene von Partnerschaftsgewalt

"Im Rahmen des Münchner Unterstützungsmodells gegen häusliche Gewalt (MUM) finden Männer, die Betroffene von Partnerschaftsgewalt geworden sind, Beratung zu Möglichkeiten, sich und ihre Kinder zu schützen. Bei Bedarf und Interesse wenden Sie sich an uns und vereinbaren Sie ein Orientierungsgespräch."

Bei Bedarf und Interesse! Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen. Bei Bedarf und Interesse. Wie war das noch in der Broschüre "Gewalt gegen Männer muss man ernst nehmen?"

Bayern nimmt männliche Opfer von häuslicher Gewalt so ernst, dass man ihnen ein "Orientierungsgespräch" anbietet – in Nachbarschaft von sexuellen Kindesmisshandlern!

Wende ich mich also als von häuslicher Gewalt betroffener Mann an dieses grandiose Männerzentrum, mit einem letzten Funken von Hoffnung, dass ich dort Hilfe bekomme … lande ich hier: http://www.maennerzentrum.de/die-beratung/

Tröööt – so 'ne lange Nase!

"Beratung und Orientierungsgespräch

Wenn Sie Ihr Rollenbild als Mann verändern wollen, Sie eine Möglichkeit zur Selbsterfahrung suchen, es Ihnen nicht leicht fällt, Partnerschaften einzugehen oder aufrechtzuerhalten, Sie sich in Beziehungen überfordert fühlen, Sie von sexuellen Übergriffen betroffen waren oder sind, Sie durch eine Trennungs- oder Scheidungssituation in eine Krise geraten sind, es Ihnen nicht gelingt, Konflikte in Ihrer Partnerschaft konstruktiv zu lösen, Gewalt für Sie ein Thema ist, dann rufen Sie uns an!"

Ja verdammt noch mal, Gewalt ist für mich ein Thema – meine Frau schlägt mich!!

Ähmm, ja dann sind sie wohl nicht in der Lage Konflikte in ihrer Partnerschaft konstruktiv zu lösen! Aber wir bieten ihnen gerne Selbsthilfe- und Selbsterfahrungs-Männergruppen an, für 15,- € für die Beratung und dann für 6,- € je Gruppentherapie: http://www.maennerzentrum.de/die-selbsterfahrung/vermittlung-in-eine-maennergruppe/

Wissen Sie was, Herr Hoffmann, wenn ich so eine Verarschung lese, dann könnte ich mal ganz konstruktiv in den Eimer ... Ich sag es lieber nicht!


Was die desolate Situation für männliche Gewaltopfer und weibliche Täter angeht, verweise ich hier gern noch mal auf mein Interview mit dem Anti-Gewalt-Berater Burkhard Oelemann.

Vermischtes vom 22. Juni 2016

1. Manuela Schwesigs "Bundesforum Männer" hat wenig Lust, sich für die große Brandbreite von Männeranliegen so engagiert einzusetzen, wie das viele der von diesem Bundesforum verunglimpften Mänerrechtler unentgeltlich tun. Wenn es allerdings darum geht, sich für die Interessen von Frauen einzusetzen, dann ist das Bundesforum plötzlich hochgradig engagiert. In einem Offenen Brief, erstellt zusammen mit der Bundesarbeitsgemeinschaft kommunaler Frauenbüros und Gleichstellungsstellen und dem Deutschen Frauenrat, fordert das Bundesforum Bundeskanzlerin Angela Merkel auf, die "Entgeltlücke von rund 21 %" zu Lasten von Frauen endlich zu beseitigen. Vergleichbare Brandbriefe, was selbst schlimmste Menschenrechtsverletzungen zu Lasten von Jungen und Männern angeht, fehlen, seit dieses Bundesforum existiert.

Der Väteraufbruch für Kinder, ironischerweise selbst Mitglied des Bundesforums, kommentiert dessen aktuellen Ausfall treffend unter der Überschrift Peinlich, peinlich, peinlich!!!



2. Zum Fall Gina-Lisa Lohfink und seiner politischen Instrumentalisierung äußert sich jetzt auch Bettina Hammer in einem ausführlichen, gründlich recherchierten Artikel. Ein Auszug:

Ob hier strafbare Handlungen stattgefunden haben, darüber hat die Richterin entschieden und sie hat sich dagegen entschieden - wobei ihr noch eine Langversion des Videos vorlag. Sie sah das mehrfach geäußerte "hör auf" nicht als etwas, was sich auf den Sexualverkehr an sich bezogen haben müsse, vielmehr könne es auch um eine direkte sexuelle Handlung gegangen sein, die dann eben nicht stattfand. Ein Detail, was insbesondere die Politik derzeit bei ihren Forderungen dezent unter den Tisch fallen lässt. Egal wie man zu dem Spruch der Richterin steht und wie man die Gesamtangelegenheit bewertet, für eines eignet sich diese nicht: als Beschleuniger für die "nein heißt nein"-Kampagne zu dienen, die seit langem stattfindet. Dies hindert die Politiker aber nicht daran, sie dafür zu nutzen.


Bettina Hammer erwähnt Manuela Schwesig (SPD), Gesine Agena (Grüne) und Katja Dörner (Grüne) als Beispiele für diesen Populismus und macht darauf aufmerksam, dass in deren Auslassungen nie "auch auf die juristischen und gesellschaftlichen Aspekte des 'nein heißt nein' hingewiesen" werde. Dabei seien diese Politikerinnen aber "in ihrer Instrumentalisierung der Frau Lohfink nicht allein", befindet Bettina Hammer und verweist auf Nora Schareika und Anne Wizorek. Zuletzt gelangt sie zu dem Fazit:

Eine Abkehr von diesem Gedanken, dass im Verfahren alle Aspekte berücksichtigt werden müssen - insbesondere wenn keine stichhaltigen Beweise vorliegen - wäre eine Abkehr vom rechtsstaatlichen Prinzip, das ein faires Verfahren für alle vorsieht. Diejenigen, die Frau Lohfink und ihre Geschichte nutzen, um "nein heißt nein" voranzutreiben, benutzen einen Menschen, demgegenüber sie vorgeben, ihm Mitgefühl und Solidarität entgegenzubringen, für ihre eigene Agenda. Einen Menschen so zu instrumentalisieren ist letztendlich auch eine Objektivierung. Dass diese gerade auch von der Politik vorgenommen wird, ist beschämend.




3. Wir bleiben beim Fall Gina-Lisa Lohfink: Bundesrichter Thomas Fischer liest auf den Seiten der ZEIT verschiedenen Akteuren die Leviten. Die erste Gelegenheit dazu gibt ihm die Zeitschrift BRIGITTE, von der ich ja gelegentlich anmerke, dass sie aus irgendwelchen Gründen die EMMA in Sachen Radikalfeminismus übertrumpfen möchte. Fischer zerlegt einen entsprechenden, namentlich nicht gekennzeichneten Online- Artikel:

Das ist die Karikatur von seriösem Journalismus. Es ist das Betätigen einer polemisch-suggestiven Verdrehungsmaschine (wie sie auch von Pegida und der AfD betrieben wird) und der glatte Missbrauch von journalistischer Macht: Schuld und Unschuld, Täter und Opfer stehen für diese Art von Presse schon lange vor der Ermittlung fest. Woraus sich das der Journalistin mit solcher Evidenz erschließt, dass die primitivsten Regeln ihres Berufs und die simpelsten Einsichten des Verstands bei ihr nicht mehr wirken, ist unbekannt. (...) Die Anzeigeerstatterin eines Sexualdelikts heißt selbstverständlich "Opfer"; das Opfer einer Falschverdächtigung hingegen heißt "Peiniger" – und ist deshalb erst Recht "Täter": Der Beschuldigte eines Strafverfahrens wird so gleich vorab zum Doppeltäter ernannt. Man mag das kaum "Journalismus" nennen. Es sollte heißen, was es ist: Hetze.


Kaum besser weg kommt die Berliner Rechtsanwältin Christina Clemm, Mitglied der "Expertenkommission" zur Reform des Sexualstrafrechts:

So gab etwa am 18. Januar 2016 Rechtsanwältin Clemm auf ZEIT ONLINE zu Protokoll: "Von einer feministischen Nation sind wir weit entfernt, sonst würde über sexualisierte Gewalt und deren Wurzeln öffentlich gesprochen." Das meinte sie vermutlich ernst: In Deutschland werde über sexualisierte Gewalt und deren Wurzeln "nicht öffentlich gesprochen". Es handelt sich danach um eines jener "Tabus", das nun "endlich" einmal gebrochen werden muss. Nun wird man sagen dürfen, dass – außer vielleicht über terroristische Gewalt – in den letzten zwanzig Jahren in Deutschland über kein Thema so viel, so permanent und so öffentlich gesprochen wurde wie über das Sexualstrafrecht, die sexuelle Gewalt und den sexuellen Missbrauch. Wie gelangen vernünftige Menschen zu solch bemerkenswert abwegigen Ansichten über die Realität?


Fischer blickt mit Besorgnis in die Zukunft:

Auch das ganz neue Recht, das soeben durchgepeitscht wird, ist ja nur ein Vorläufiges, ja nur ein erster (!) Schritt: Im Herbst kommt das "Experten-Gutachten"! Heissa! Und dann die "grundlegende Neukonzeption". Und dann erst das Neue Paradigma! (...) Die Opferanwältin Clemm und sämtliche Lesben- und Frauenvereine und alle aus ungeklärten Gründen weinend Gefilmten werden so lange nicht den Zustand der strafrechtlichen Glückseligkeit erlangt haben und daher auch keine Ruhe geben, wie nicht 1. die Fahrlässigkeits-Strafbarkeit für Sexualdelikte (einen vielversprechenden Ansatz finden wir im "Eckpunktepapier" vom 16. Juni 2016:"... gegen den erkennbaren Willen"), und 2. die Beweislastumkehr erreicht sind. Bis dahin werden die deutschen Richterinnen und Richter, so ist zu befürchten, leider weiter versuchen, an den zivilisatorischen Grundprinzipien unseres Strafrechts festzuhalten: Zweifelssatz; Aufklärungsgebot; Fairness.




4. Ein weiterer Kommentar Lucas Schoppes verdeutlicht, warum all diese Machenschaften letzten Endes auch für Frauen verheerend sind. (Sorry für das Dauerzitieren von Schoppe, aber dieser Punkt ist für die Debatte nun mal wichtig.) Schoppe nimmt darauf Bezug, dass sich Manuela Schwesig, Anne Wizorek & Co. in der Debatte um Gina-Lisa Lohfink einem "Team Lisa" zuordnen:

Ein Aspekt der Rede vom „Team“ ist wohl – neben der Betonung eines eigenen inneren Zusammenhalts – die Unterstellung, dass diejenigen, die die Situation anders betrachten, dafür nur einen einzigen Grund haben können: Sie gehören eben zum anderen TEAM, zum Team von Vergewaltigern, und daher können sie schon aus moralischen Gründen nicht im Recht sein.

Dass es tatsächlich anders sein könnte – dass Staatsanwaltschaft (...) und Gericht ergebnisoffen und ohne Teamzugehörigkeit zu dem Schluss gekommen sein könnten, dass ein hinreichender Tatverdacht für eine falsche Beschuldigung bestünde; das wird weder von der Bundesministerin Schwesig, noch von der "Rechtsexpertin" Bayram auch nur ein einziges Mal erwogen. Das heißt: Schwesig, Wizorek u.a. unterstellen die eigene Voreingemommenheit so selbstverständlich anderen, dass sie sich gar nicht mehr vorstellen können, diese anderen könnten seriös agiert haben.

"Abspaltung und Projektion" nennt man das psychoanalytisch – die Anteile, die jemand an sich selbst nicht wahrhaben möchte, entdeckt er dann bei anderen.

(...) Dass die "Rechtsexpertin" Bayram zum Begehen einer Straftat aufruft, ja sogar das Nichtbegehen einer Straftat hier als Zeichen fehlender Ernsthaftigkeit wertet: Das setzt einer verrückten Situation tatsächlich noch einen drauf. Ich hab mich allerdings gefragt, was sie, Schwesig, Wizorek und ihr Team eigentlich wirklich erreichen wollen.

Denn es geht ihnen nicht darum, die Situation vergewaltigter Frauen zu verbessern oder Vergewaltigungen zu verhindern. Ganz im Gegenteil: Sie erwecken den irreführenden Eindruck, eine vergewaltigte Frau, die die Straftat anzeigt, müsse mit einem Strafbefehl wegen falscher Verdächtigung rechnen – wenn sie denn die Tat nicht auch beweisen kann. Hier im Strang hat ja "krams" schon gezeigt, wie falsch das ist: Für den Strafbefehl ist es Voraussetzung, dass eine Falschaussage wider besseres Wissen erfolgt.

Schwesig, Wizorek und ihr Team Gina Lisa nehmen also – um politischen Druck und Druck auf das Gericht erzeugen zu können – billigend in Kauf, dass sie Falschinformationen verbreiten, mit denen Frauen von der Anzeige einer Vergewaltigung ABGESCHRECKT werden.

Statt dessen unterstützen sie eine Frau, bei der zumindest Staatsanwaltschaft und Gericht einen hinreichenden Tatverdacht für eine wissentlich begangene Falschaussage festgestellt hatten – sonst hätte es nämlich (so zumindest mein juristisches Laienwissen) keinen Strafbefehl gegen sie gegeben. Lohfink hätte also damit zwei Männer für ein paar Jahre hinter Gitter bringen können – de facto eine Freiheitsberaubung, die manipulativ staatliche Gewalten zum Instrument eigener Gewaltbedürfnisse macht.

Ob das den Akteurinnen nun klar ist oder nicht: Was sie tun, trägt nicht dazu bei, vergewaltigten Frauen die Situation zu erleichtern oder Vergewaltigungen zu verhindern. Eher im Gegenteil. Die Zielrichtung ist, ganz im Unterschied dazu, eine Straffreiheit für falsche Verdächtigungen zu ertrotzen. Daher ist dann auch solch ein Druck auf Staatsanwaltschaft und Gericht notwendig – denn zu deren Aufgabe gehört es ja gerade zu überprüfen, ob eine Beschuldigung oder Verdächtigung falsch ist oder nicht.

Nur so jedenfalls ist es vernünftig zu erklären, warum Aktivistinnen und Politkerinnen ausgerechnet am Beispiel von Gina Lisa Lohfink, deren Aussagen für Staatsanwaltschaft und Gericht offenbar unglaubwürdig waren, ein Exempel für Verschärfungen des Sexualstrafrechts statuieren wollen.




5. Raul Rojas beschäftigt sich in seinem Artikel Oma wird nicht überfahren mit der ethischen Problematik von selbstfahrenden Autos:

Bei Vorträgen über die von meiner Gruppe entwickelten autonomen Fahrzeuge wird deswegen immer gefragt, welche Alternative das autonome Fahrzeug bei einem unvermeidlichen Unfall wählen würde, bei dem es nur die Entscheidung gäbe, in der einen Spur ein Kind oder in der Nachbarspur eine alte Frau zu überfahren. Anders gesagt: Kann das Fahrzeug ethische Entscheidungen treffen und sich womöglich für die Rettung des Kindes entscheiden, wodurch die alte Frau dran glauben würde? Kurioserweise ist bei solchen Fragen das Opfer immer weiblich, niemals ein älterer Herr (und meistens stellt ein Mann die Frage).


Wie Genderama-Leser wissen, ist das kein Zufall. Das Leben von Frauen gilt in unserer Kultur als höherwertig, ihr Leiden als schlimmer. Ein Mann wird leichtfertiger geopfert als eine Frau. Diese Sachverhalte konnten erst kürzlich wieder durch eine Reihe von Experimenten belegt werden. (Männerrechtler, die finden, dass man beiden Geschlechtern gleichermaßen helfen sollte, werden deshalb oft als "wehleidig" denunziert.)



6. Österreichs Grüne fordern einen radikalen Perspektivenwechsel in der Frauenpolitik:

Es müsse etwa Maßnahmen gegen die bestehenden Einkommensunterschiede, ein Vorgehen gegen "Hass im Netz" und die gerechte Verteilung der unbezahlten Arbeit in der Familie geben.




7. In der Neuen Zürcher Zeitung berichtet Andrea Köhler, welche Folgen die Hexenjagden an US-amerikanischen Universitäten auf die Studenten dort haben:

«Eine Campus-Kultur, die die Sprache zensiert, ist dazu angetan, Denkmuster zu befördern, die von Verhaltenstherapeuten als typisch für Angststörungen und Depressionen identifiziert worden sind», schreiben Greg Lukianoff und Jonathan Haidt unter dem Titel «The Coddling of the American Mind» in der Zeitschrift «The Atlantic». In der Tat sind die Angststörungen auf dem Campus in den letzten Jahren massiv gestiegen. Eine Studie der American College Health Association von 2014 hat ergeben, dass 54 Prozent der College-Studenten erklärten, in den letzten zwölf Monaten «überwältigende Angstgefühle» gehabt zu haben.

Die Verhaltenstherapie basiert darauf, das kritische Denken zu stärken, um irrationale Verhaltensmuster und Ängste einer fundierten Realitätsprüfung unterziehen zu können. Das gegenwärtige Campus-Klima aber bestärkt die Studierenden darin, ihre subjektiven Empfindlichkeiten als objektive Verletzungen zu bewerten. Zu sagen, man fühle sich beleidigt, bekommt so den Charakter eines unwiderlegbaren Faktums, das nach Strafe oder zumindest nach einer Entschuldigung ruft.

(...) Im Unterschied zur ersten Political-Correctness-Welle, die in den 80er und 90er Jahren den historischen und literarischen Kanon herausforderte, geht es heute nicht mehr um die Diversifizierung des Lehrplans oder das Aufbegehren gegen die Diskriminierung marginalisierter Minderheiten, sondern um das emotionale Wohlbefinden einer Generation, die als verwöhnt und übersensibel gilt. Mit diesem aus dem Ruder gelaufenen Kinderschutz wird den Studierenden eine psychische Fragilität attestiert, der der kleinste Dissens als «traumatisierend» gilt.


Stimme aus dem Off: "Aber ... aber ... Sie können doch Opfern nicht die Definitionsmacht über Ihre Opfererfahrungen absprechen!! Das ist eine unsägliche Trivialsierung von traumatisierender Gewalt! Ganz enorm viele Frauen haben doch schon große Angst, überhaupt nur auf die Straße zu gehen! Da müssen Männer nachts halt mal auf die andere Straßenseite wechseln oder eine Frau zügig überholen, um ihr diese Angst zu nehmen!"

Mann, bin ich froh, dass es diese Psychosen, die an amerikanischen Unis herrschen soll, nicht auch in Deutschland gibt ... Stellen Sie sich mal vor, wie das wäre, wenn deutsche Leitmedien und deutsche Politiker diese Irrationalität auch noch verstärken würden. In was für einem verrückten Land wir dann leben könnten ...



8. Hadmut Danisch kommentiert sarkastisch eine aktuelle Studie, die sämtlichen bisherigen Erkenntnissen über Männergesundheit widerspricht.



9. Das Schweizer Migros-Magazin, das seinem Impressum zufolge eine Leserschaft von knapp 2.4 Millionen Menschen erreicht, widmete sich Anfang Juni auf sieben Seiten (inklusive Anreißer auf der Titelseite) Geschichten von Männern, die Opfer von häuslicher Gewalt wurden. Dazu tritt ein Interview mit Oliver Hunziker, dem Gründer des bislang einzigen Männerhauses der Schweiz "Zwüschehalt" ("Zwischenhalt").



10. Eine aktuelle Form des feministischen Widerstands gegen das unterdrückerische Patriarchat besteht darin, ohne BH zur Schule zu gehen. Ich persönlich finde das unterstützenswert, könnte mir aber vorstellen, dass nicht jeder Leser meine Einstellung dazu teilt. :-)



11. Feministische Vandalinnen verschandeln ein Haus in Seattle.



12. In Florida wird ein zweijähriger Junge vor den Augen seiner Eltern von einem Alligator gefressen. Die Reaktion aus dem feministischen Lager finden viele schockierend - was aus feministischer Sicht vermutlich nur zeigt, wie schlimm der antifeministische Backlash um sich greift.

Dienstag, Juni 21, 2016

Vermischtes vom 21. Juni 2016

1. Jan Fleischhauer nimmt Stellung zu den Versuchen, im Fall Gina-Lisa Lohfink den Rechtsstaat zu einer politischen Justiz umzubilden.

Zum selben Thema äußerte sich gestern Lucas Schoppe noch einmal in einem Kommentar unter seinem aktuellen Beitrag:

Wie verrückt das ist, was Schwesig da macht, würde vielen vermutlich erst deutlich werden, wenn sie es sich einmal andersherum vorstellten.

Angenommen, ein männlicher B- oder C-Prominenter würde wegen Vergewaltigung verurteilt – und weiter angenommen, ein Bundesminister würde sich, ohne die Einzelheiten zu kennen und allein aus politischen Gründen, auf seine Seite schlagen und sich zum, sagen wir mal, "Team Dieter" bekennen – dies erkennbar mit dem Ziel, Druck auf Gerichte auszuüben, damit die möglichst so nicht noch einmal entscheiden, wenn sie schon die aktuelle Entscheidung nicht mehr ändern können – das alles ganz ohne Kenntnis des Falls, allein auf der Basis von ressentimentgeladenen Klischees, etwa der Vorstellung, das Frauen ohnehin grundsätzlich nicht zu trauen sei – und mit dem Ziel, den Vergewaltigungsparagraphen demenstprechend zu ändern: Solch ein Politiker würde sich selbst erledigen, und er wäre – völlig zurecht – schnell weg vom Fenster. Nicht einmal die größten Wirrköpfe der AfD würden so bekloppt agieren.

Bei Schwesig aber ist es – irgendwie okay. Völlig unabhängig davon, dass ein Gericht offenbar zu dem Schluss gekommen ist, dass Lohfink bewusst die Unwahrheit gesagt hat, um andere zu belasten. Mag ja sein, dass diese Einschätzung falsch ist – aber es ist verrückt, das aus dem hohlen Bauch und ohne Kenntnis der Einzelheiten einfach mal eben so offen zu behaupten.




2. In einem aktuellen Youtube-Video schildert René Pickhardt, wie es ihm als männlichem Opfer von häuslicher Gewalt und einer Vergewaltigung gegangen ist, insbesondere dass es für ihn als Mann danach unmöglich war, die nötige Hilfe zu finden.

Das mutige Video wird leider durch zwei Aspekte stark beeinträchtigt: Zum einen unterschlägt Pickhardt autonome Einrichtungen wie das Männernetzwerk, das sich sehr wohl um männliche Opfer von Partnergewalt kümmert. (Dass wir Maskulisten erwähnt werden, die seit 15 Jahren Aufmerksamkeit für die Situation von Männern wie Pickhardt schaffen, erwartet man ja schon gar nicht mehr.) Zum anderen fordert Pickhardt nach der aktuell von Schwesig und Maas durchgesetzten Verschärfung des Sexualstrafrechts unter der Parole "Nein heißt Nein" eine weitere Verschärfung unter der Parole "Ja heißt ja".

Wir müssen uns aber im klaren darüber sein, dass Forderungen, auch die aktuelle Verschärfung gehe nicht weit genug, wie nach jeder Verschärfung ohnehin kommen werden. Wenn man sich die Entwicklung in den USA anschaut, weiß man auch, wie die nächsten Schritte aussehen werden: Der Sex muss "enthusiastisch bejaht" werden, sonst ist es eine Vergewaltigung. -> Der Sex muss alle zehn Minuten enthusiastisch bejaht werden. -> Vor dem Sex muss Einigkeit darüber erzielt werden, welche Handlungen genau stattfinden werden und welche nicht. -> Diese Einigung muss schriftlich festgehalten werden. Und. So. Weiter.

Immerhin fragt bei der Süddeutschen Zeitung Svenja Flaßpöhler, ob die Maxime "Nein heißt nein" im Sexualstrafrecht nicht problematisch ist:

So bekunden die Befürworterinnen und Befürworter selber, dass die Verschärfung des Sexualstrafrechts vor allem im sogenannten Nahbereich Anwendung finden wird, wo in der Tat die meisten Übergriffe stattfinden, aber eben leider auch Hass, verletzte Gefühle und Missgunst zu finden sind. Die Gefahr, dass es zu Fehlanklagen kommt, Männer mithin aus Rache oder auch - Stichworte One night stand, Seitensprung, Sex mit dem Ex - aus Reue über den vollzogenen Akt angeklagt werden, ist klarerweise gegeben.

Dass, wie Feministinnen an dieser Stelle einwenden, den meisten Klagen nicht stattgegeben wird und die Beweislast immer noch beim Opfer liegt, ist ein schwaches Gegenargument. Es ist bekannt, wie rufschädigend und zerstörerisch bereits eine Anklage wegen Vergewaltigung ist.

Der Satz "Nein heißt nein" suggeriert eine Eindeutigkeit, die in erotischen Situationen oft nicht gegeben ist. Mehr noch: Es liegt im Wesen der Verführung, dass sie sich auf der Grenze zwischen Ja und Nein abspielt. Der erste Kuss, die erste Berührung ist in gewisser Weise immer eine Überschreitung; es kann nie mit hundertprozentiger Sicherheit gesagt werden, dass die andere Person diese Transgression begrüßt.


In wenigen Sätzen hat Flaßpöhler damit die ganze Problematik dieser Gesetzesverschärfung auf den Punkt gebracht.



3. Männer, seid weniger bedrohlich! fordert uns Mark Heywinkel in einem Begleitmagazin der ZEIT auf:

Ich bin männlich, weiß und hetero – ich könnte keiner gefährlicheren Gruppe von Menschen angehören.


Das belegt er durch einige zusammengetragene Fälle von Gewaltkriminalität durch diese Gruppe, wie man es sonst von rechtsradikalen Blogs kennt, und behauptet auf dieser Grundlage:

Diese furchtbaren Schlagzeilen verdichten in der öffentlichen Wahrnehmung ein fatales Bild des weißen Hetero-Mannes: Er ist gewalttätig. Er ist brutal. Er ist ein Problem. Und das stimmt auch.


Leider kann man mit derselben Methode auch "nachweisen", dass schwarze Männer gewalttätige und brutale Probleme darstellen. Das würde Mark Heywinkel aber natürlich nie tun, denn das wäre ja rassistisch. Stattdessen zieht er den offenbar schwulen Massenmörder von Orlando als Beleg für die Gewalt heterosexueller Männer heran. Die durch hunderte von Studien belegte hohe Rate gewalttätiger Frauen kommt bei ihm überhaupt nicht vor. Wo so viel durcheinander geht, braucht man sich nicht mehr zu wundern, welche Ratschläge Heywinkel den fast 1000 Promille friedlichen Männern erteilt. Er verdeutlicht durch Beispiele seines eigenen Verhaltens, was für ein toller frauenfreundlicher Kerl er im Vergleich zu seinen Geschlechtsgenossen ist:

Vor ein paar Tagen ging ich nachts eine dunkle Straße nach Hause und begegnete dabei einer jungen Frau. Statt creepy im gleichen Tempo hinter ihr herzulaufen, gab ich mir Mühe, sie möglichst schnell zu überholen. Ich wollte ihr damit zeigen: Ich bin hinter dir, aber keine Panik, ich tu dir nichts. War das jetzt richtig?


Die Vorstellung, dass zig Frauen, die nachts unterwegs sind, plötzlich wildfremde Männer hinter sich her rennen hören, weil die schwer verunsicherten Kerle meinen, den Frauen damit etwas Gutes zu tun, ist so bizarr, dass es schon fast wieder komisch ist.

Trotzdem sollte man sich als Mann natürlich über eines immer Gedanken machen:

Könnte es sein, dass unser schlendernder Gang durchs dunkle Parkhaus Panik bei anderen auslöst?




4. Zum internationalen Vatertag hielt es das Magazin Psychology Today für am sinnvollsten, einen Vater anderen Vätern endlich mal wieder eine Standpauke halten zu lassen:

Yes, my fellow fathers – through our endorsement of toxic masculinity – we are largely responsible for the troublingly high rates of violence against women, as well as the epidemic of sexual assaults against children, women, and men. And yes, my fellow fathers, we are also largely to blame for the massacre in Orlando.

(...) We have taught our sons to be violent. We have taught our sons that they are entitled to have power and control over people. We have taught our sons that it is their destiny to be the dominant figure in the family, in the classroom, in the workplace, in society. We have taught our sons to glorify violence, and that the best way to earn respect is to display violence – or at least demonstrate a potential to inflict violence. We have taught our sons that the best and most effective way – the most "manly" way – to handle conflicts and disagreements is through violence. We have taught our sons that they can and should overpower people.


Man kann dem Autor dieser Zeilen eigentlich nur antworten: Okay, wenn du das alles tatsächlich getan hast, bist du ein Arsch, und es ist schön, dass du das einsiehst. :-) Allerdings habe ich den starken Eindruck, dass dein arschiges Verhalten in Wahrheit darin besteht, anderen Vätern solche Dinge unterzuschieben und dich selbst als den besseren Menschen darzustellen.



5. Bringen die Medien unseren Kindern bei, Väter zu missachten? fragt wie bestellt Charles Olson. Der Artikel verlinkt auf diese zwei Jahre alte Umfrage: 80 Prozent der Väter sagen, das Bild von Vätern in den Medien ist falsch.



6. Der Daily Caller bespricht das neueste Buch der Equity-Feministin Wendy McElroy, mit dem sie der "Rape-Culture"-Hysterie ein Ende machen will. McElroy ist der Auffassung, dass diese Hysterie Männern und Frauen schadet.



7. Das linke Magazin Mother Jones stellt den Politiker Earl Ehrhart vor, der erfolgreich für Studenten kämpft, die der Vergewaltigung bezichtigt werden:

Digging into these cases, Ehrhart was appalled. Accused male students, he says, were not granted "any due process whatsoever," and were unable to face down student misconduct allegations with the same protections they'd have in the criminal justice system: a lawyer, a jury of peers, and the right to cross-examination. "The more I dug," he says, "the more I uncovered a culture of allegation equals conviction." But when he questioned their procedures, Ehrhart says, administrators threw up their hands, telling him they risked losing federal funding if they did not follow the government's guidance on how to investigate campus rape reports and administer student discipline.




8. Im australischen Brisbane verschandeln Feministinnen einen Stripclub, weil er "Gewalt gegen Frauen" darstelle. Die Besitzerin zeigt sich verärgert:

Grosvenor owner Jasmine Robson said that message could not be further removed from the reality. "They clearly have no idea about the industry," she said. "None of the girls are there under any kind of duress. They're there because they want to be there. They enjoy the significant income they can make in a very small amount of time and they feel very empowered doing what they're doing. A feminist movement isn't about bringing down other women, it's about upholding other women and their choices and supporting that."

Ms Robson said the vandals had done about $3000 worth of damage and she intended to report them to the police and possibly pursue civil action as well.

"I've been in the industry for a very long time and the women don't feel degraded at all," she said. "They feel empowered by doing it and the one in control in a strip club is the woman. If anyone's being taken advantage of, it's the people paying for the services."




9. In Österreichs "Presse" beschäftigt sich Rosa Schmidt-Vierthaler mit den gesellschaftlichen Vorurteilen gegen Jungen. Ein Auszug:

Auf Spielplätzen machen manche Mütter die Erfahrung, dass ihnen unmotiviert Mitleid ausgesprochen wird. "Andere Mütter sagen manchmal ,Oh, du Arme', wenn sie hören, dass ich zwei Söhne habe", erzählt eine junge Mutter. Schon das sei sehr nervig. "Es wird angenommen, dass die Buben immer nur herumrennen, laut und wild seien. Das mag schon mal vorkommen, aber Mädchen können doch auch anstrengend sein."


Ein Ungleichgewicht lässt sich allerdings nicht einfach beiseite wischen:

So haben in Österreich zuletzt 51 Prozent der Mädchen eines Jahrgangs die Matura gemacht – aber nur 36 Prozent der Burschen.




10. Aus einem Kindergarten in Kansas können Kinder womöglich bald rausfliegen, sobald sie "Mikroaggressionen" zeigen.



11.

Mindestens acht Flüchtlinge aus Syrien sind angeblich in der Nacht von türkischen Grenzern erschossen worden. (...) Andere Quellen berichten über elf Tote. Die Türkei hat die Grenze nach Syrien de facto geschlossen. (...) Unter den Toten nahe der syrischen Stadt Dschisr asch-Schughur seien zwei Frauen und vier Kinder, meldete die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte.


Wenn es die Möglichkeit gibt, weibliche Tote zu betonen, berichtet inzwischen auch die Tagesschau. Als es allem Anschein nach nur um männliche Flüchtlinge ging, stand Genderama ziemlich allein.



12. Auch in Pakistan kämpfen Väter um Kontakt zu ihren Kindern.

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