Donnerstag, Juni 30, 2016

Vermischtes vom 30. Juni 2016

1. In seiner kleinen Reihe über deutsche Feministinnen, die die Süddeutsche Zeitung für bedeutend hält, beschäftigt sich Lucas Schoppe heute mit Margarete Stokowski, der Donald Trump des deutschen Feminismus.



2. Derweil beschäftigt sich Der Doktorant mit dem von Gender-"Wissenschaftlern" gerne verwendeten Schlagwort der vergiftenden Männlichkeit und gelangt nach seinen Literaturstudien, um die Ursprüngen dieser Idee zu finden, zu dem Fazit:

Toxic Masculinity ist ein nicht belegtes Konzept, welches auf dem nicht belegten Konzept der Hegemonic Masculinity basiert. Mit diesem werden negative Wesenszüge, welche bei jedem Menschen vorkommen können, willkürlich einer „Form der Männlichkeit“ zugeschrieben. Dies ist aber weder validiert, noch lässt sich der gesamte theoretische Bezugsrahmen falsifizieren. Und sowas nennt sich dann Wissenschaft.


Man könnte aus dem darüber verlinkten Schoppe-Artkel hinzufügen:

Immerhin fordert die Bild-Zeitung nicht, dass sich Lehrerinnen in Zukunft generell von Schülern fernhalten sollten, und sie räsonniert auch nicht über eine die Schulen "vergiftende Weiblichkeit".

Anders Stokowski, die unbekümmert mit dem Begriff der "toxic masculinity" hantiert, als wäre es belanglos, dass die Gift-Metapher schon lange wichtiger Bestandteil rechtsradikaler, antihumaner Politik ist. Für die Nationalsozialisten war schon die bloße Existenz von Juden – anknüpfend an die Brunnenvergiftungs-Legenden des Mittelalters – eine Volksvergiftung. Gift wiederum ist etwas Fremdes, das in das Eigene eindringt – es zerstört den reinen, gesunden "Volkskörper" – es breitet sich aus, wenn es nicht gestoppt wird – und die Vergiftung ist heimtückisch. Die offenkundige Eignung der Metapher für rechtsradikale Propaganda müsste eigentlich ein Grund sein, mit ihr in demokratischen Diskursen vorsichtig umzugehen.

Zudem ist der Begriff der toxic masculinity, der vergiftenden Männlichkeit, auf gefährliche Weise mehrdeutig. Er lässt sich leicht so verstehen, dass es sich auf Männlichkeit generell bezöge – aber kann zugleich einschränkend immer dadurch entschärft werden, dass es sich keineswegs auf alle Männer bezöge, sondern nur auf eine bestimmte, besonders destruktive Spielart der masculinity. ("Milliarden Männer haben noch nie jemanden umgebracht oder auch nur verletzen wollen. Aber ...") Gerade diese Mehrdeutigkeit würde Menschen wohl davon abhalten, etwa von einer vergiftenden Weiblichkeit oder einem vergiftenden Islam zu sprechen.




3. In der ZEIT äußert sich Bundesrichter Thomas Fischer, wie er erklärt, zum letzten Mal zu der angekündigten Verschärfung des Sexualstrafrechts. Seiner Auffassung nach sorgt ein immer stärkeres Strafrecht und damit ein Ausufern des Opferbegrffes nur für eine Eskalation ins Absurde:

In den USA, wo sexuelle Belästigungen und so weiter seit Langem wesentlich härter verfolgt werden als bei uns, wo angeblich ganze so genannte Universitäten von "Vergewaltigungskulturen" geprägt sind, wo feministische Forderungen wie "Ja ist Nein" und so weiter Teil der Immatrikulationsvoraussetzungen für Hauptschulen und Zustimmungsformulare für einmal Anfassen kostenfrei in Apotheken und Schulbussen ausliegen: Dort gibt ein immer höherer Teil der (weiblichen) Bevölkerung in Befragungen an, dass sie ständig mehr und immer mehr Übergriffen ausgesetzt seien. Man fordert jetzt Strafbarkeit für "Anstarren". Die Dunkelziffer auch dieses Gewaltverbrechens soll enorm sein. Wir sollten daher ein paar Tatbestände bereithalten: "Opto-sexueller Hausfriedensbruch" wäre ein erster Vorschlag. Da werden ernste Gemüter jetzt wieder den unpassenden Sarkasmus geißeln. Aber glauben Sie mir, Anstarropfer dieser Welt: Ich fühle mit euch.


Über die dümmlichen Attacken auf Thomas Fischer berichtet Stefan Winterbauer auf der Medienwebsite Meedia.

Mit dem vermeintlichen Delikt des Anstarrens beschäftigt sich Réda El Arbi unter der Überschrift "Ey, glotz nicht so!"



4. Bruno Köhler von MANNdat hat den Soziologen Professor Gerhard Amendt zu häuslicher Gewalt (und zum Bundesforum Männer) interviewt.



5. Warum verehren "junge, kluge Feministinnen" Frauen wie Beyonce, Hillary und Laurie Penny, als ob sie Göttinnen wären, fragt Anna Prizkau in der Frankfurter Allgemeinen.



6. "Reality doesn't matter, when you're crusading for social justice" befindet die New York Post, nachdem die mutmaßliche Falschbeschuldigerin Emma Sulkowicz, das "Matratzenmädel", mal wieder einen Preis von der größten feministischen Organisation der USA erhalten hat.



7. Einer aktuellen Studie zufolge korreliert das zunehmende Fehlen von Vätern auffällig stark mit dem sinkenden Bildungserfolg von Jungen:



8. Nachdem auch hierzulande jeder, der sich dafür interessiert, die letzte Folge der sechsten Staffel von "Game of Thrones" gesehen haben dürfte, kann man ja ohne zu spoilern darüber berichten, wie sehr sich die feministische Wahrnehmung dieser Serie gedreht hat. Galt "Game of Thrones" früher als böse, weil Frauen dort ständig üble Dinge passierten (Männern und Jungen auch, aber das ist Feministinnen eher egal), stößt die Serie nicht erst seit Daenerys Ankündigung, in Westeros ein Matriarchat begründen zu wollen, im feministischen Lager auf große Begeisterung. Das männerpolitische Blog Toy Soldiers analysiert diesen Gesinnungswandel und kommt dabei auch auf darauf zu sprechen, wie sehr diese Begeisterung ausgerechnet Cersei Lannister zuteil wird:

It is curious that Radford, like so many other feminists, find Cersei sympathetic. I noticed this early into comments about the show. I suspect it is because Cersei is the most feminist character in the show and the series. Her motivations are a desire for power, overturning the system so that she can rise, declaring the system "wrong" because she should be the one to rule, and a grand sense of entitlement to positions of power she has never earned.

The fact that Cersei has sex with her brother, orders the murder of children, viciously kills anyone who gets in her way, and seemingly caused the death of one of her children does not matter. All that matters is that she got her way.

How very feminist.




9. Mehr Kurznachrichten gibt es hier.

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