Montag, Dezember 22, 2025

Weihnachtsgrüße, Bitte um Spenden und Jahresrückblick 2025

Frohe Weihnachten, liebe Leser,

das Jahr neigt sich dem Ende zu – und im September hatte dieses Blog sein 21. Jahr zurückgelegt: 21 Jahre voller Artikel, Diskussionen, Recherchen und Gedankenanstöße. All das war nur möglich, weil es Menschen wie euch gibt, die diesen Blog nicht nur lesen, sondern ihn auch finanziell tragen. Dafür sage ich von Herzen: Danke.

Doch ich will offen sein: Die Spenden für dieses Blog gehen seit 2024 stark zurück. Tatsächlich ist der Rückgang so stark, dass der Grund dafür nicht einzelne Nationalisten sein können, die es mir übel nehmen, dass ich auch über Menschenrechtverletzungen gegen Männer in Russland, der Ukraine oder Israel berichte. Stattdessen bin ich mir ziemlich sicher, dass die tatsächliche Ursache die angespannte wirtschaftliche Lage ist.

Ich habe dazu ein wenig recherchiert und festgestellt, dass das Spendenaufkommen in Deutschland insgesamt gesunken ist. Besonders drastisch war der Rückgang bei großen Organisationen: Das Deutsche Rote Kreuz etwa hat einen massiven Spenden-Rückgang von über 50%. hinnehmen müssen. In der Katastrophenhilfe sah es ähnlich aus. Einige Initiativen, darunter auch politische Plattformen wie WeCollect, berichten von stark rückläufigen Spendeneinnahmen in den letzten Jahren, trotz zunehmendem Aufwand und Anforderungen.

Wenn dieser Trend anhält, wird es zunehmend schwer, meine Arbeit in dieser Form fortzuführen. Deshalb meine Bitte an euch:

Wenn euch dieser Blog wichtig ist, dann überlegt bitte, ob ihr einen Beitrag leisten könnt. Schon eine kleine regelmäßige Unterstützung von 5 oder 10 Euro im Monat hilft enorm, die Zukunft dieses Projekts zu sichern. Natürlich freue ich mich auch über jede einmalige Spende. Jeder Euro macht einen Unterschied.

Ich lese immer wieder, dass vor allem Männer inzwischen davor zurückschrecken, ihre Meinung zu bestimmten Themen offen zu äußern, weil sie die Sanktionen befürchten. Genderama spricht für viele dieser Männer, namentlich statt anonym und vielfach unterfüttert mit nachverfolgbaren Hinweisen auf den Stand der wissenschaftlichen Forschung. Das sind Meinungsäußerungen, die man nicht so einfach abtun kann. Vielleicht ist das manchem von euch eine Unterstützung wert.

Ich habe mir natürlich auch überlegt, was ich selbst tun kann, um meinen wirtschaftliche Basis zu stabilisieren. Eine Möglichkeit wäre, weniger zu bloggen und in der frei gewordenen Zeit stattdessen mit anderen Tätigkeiten das fehlende Geld zu verdienen. Aber offen gesagt nervt es mich schon, wenn ein werktäglicher Blogbeitrag ausfallen muss, weil es an diesem Tag keine erwähnenswerten Nachrichten gibt und ich mir nicht einfach welche ausdenken kann. Stattdessen werde ich also zukünftig erst mal unter einzelne Blogbeiträge eine Bitte um Spenden schalten, wie das etliche andere Online-Plattformen längst tun. Mehr als 21 Jahre konnte ich darauf verzichten; jetzt ist das leider nicht mehr möglich.

Falls das keine Wirkung zeigt und das Spendenaufkommen so niedrig bleibt oder gar noch weiter zurück geht, könnte man sich fragen, ob Genderama einfach seine Zeit hatte und irgendwann mal Schluss sein muss. Inzwischen beginnen sich die ersten Dinge für Männer zu verbessern – vielleicht genügt das vielen von euch schon. Ein Blog, das nur noch toleriert, aber nicht mehr unterstützt wird, hätte jedenfalls keine Zukunft. Immerhin hätte Genderama dann länger durchgehalten als jedes andere geschlechterpolitische Blog, ob feministisch oder maskulistisch, das ich kenne.

Wenn ihr das Gefühl habt, dass dieser Blog über all die Jahre für euch wertvoll war und weiter sein wird, würde ich mich freuen, wenn ihr das mit einer Spende zeigt. Das könnt ihr entweder durch eine reguläre Banküberweisung tun oder mit einer Überweisung via PayPal. Den Button für letzteres findet ihr rechts auf der Blogroll.

Ich danke euch für eure Treue, eure Zeit und eure Unterstützung. Auf ein gutes neues Jahr, in dem wir unser Engagement fortsetzen können!

Damit kommen wir zum traditionellen Jahresrückblick. Ich habe wieder die meines Erachtens wesentlichsten Meldungen zusammengestellt und dabei alles rausgekürzt, was mit der endlosen Wehrpflicht-Debatte sowie mit Russland/Ukraine/Israel zu tun hat: nicht weil ich diese Themen für weniger wichtig halte, sondern damit dieser ohnehin schon lange Rückblick nicht komplett ausufert.

18. Januar: Die ZDF-Nachrichtensendung "heute" berichtet, dass Belästigungsvorwürfe gegen den Grünen-Politiker Stefan Gelbhaar offenbar frei erfunden waren, ihn aber wohl trotzdem die Karriere in dieser Partei kosten dürften.

Wenig später positioniert sich die Grüne Jugend gegen Gelbhaar. "Es gilt als feministische Partei, Betroffenen zu glauben", befand ihre Vorsitzende Jette Nietzard. "Stefan Gelbhaar ist nicht der einzige Mann, der in dieser Partei – oder in jeder anderen Partei – Fehler begangen hat. Wie groß diese sind, [...] weiß ich nicht." Die Unschuldsvermutung aber gelte lediglich vor Gericht.

Sabine Rennefanz kommentiert dazu auf Spiegel-Online: "Unter jungen grünen Aktivistinnen ist offenbar die radikale Denkrichtung stark vertreten, die alle Männer mit Macht pauschal als Täter sieht. Die jedes Hinterfragen einer weiblichen Äußerung bereits als Beleg für toxische Männlichkeit nimmt. Der Fall Gelbhaar zeigt, dass es offenbar auch toxische Weiblichkeit gibt." Die Berliner "taz" spricht von einem grünen Desaster; im Stern" erkennt Viorica Engelhardt in dem feministischen Slogan "believe women" eine "quasi religiöse Ideologie", wenn man den wahren Sachverhalt gar nicht mehr ermitteln wolle. Es könne nicht sein, "dass alle Frauen automatisch Recht haben, nur weil sie Frauen sind." Falschbezichtigungen gegen Männer seien keine Kollateralschäden, die man im feministischen Kampf nun mal hinnehmen müsse.

25. Januar: Wegen der "Diskriminierung weißer Männer" macht die US-amerikanische Regierung alle Diversitätsbüros dicht. Die dort ausgeübten illegalen Bevorzugungen, so heißt es, stellten einen Verstoß gegen die Bürgerrechte dar. Das feministische Blog Jezebel erkennt Männerrechtler als verantwortlich für diese Entwicklung.

31. Januar: In einer Bundestagsdebatte leistet sich Annalena-Baerbock eine sexistische Entgleisung und keift: "Wenn Männer nicht mehr weiter wissen, werfen sie mit dem Wort Lüge um sich."

1. Februar: Der deutsche Bundestag verabschiedet das Gewalthilfegesetz, das "von Gewalt betroffenen Frauen einen Rechtsanspruch auf Schutz und Beratung bietet". Das Ärzteblatt lieferte Hintergrundinformationen: "Ein Knackpunkt war bis zuletzt unter anderem die Frage, ob der künftige Schutzanspruch auch Transfrauen und von Gewalt betroffene Männer umfassen sollte. SPD und Grüne hatten sich dafür eingesetzt, die Union lehnte das ab – und setzte sich damit letztendlich durch." Der Schutz sollte allein für das biologische Geschlecht Frau gelten. "Zentral für uns als CDU/CSU ist, dass der Schutz von Frauen und Kindern bei diesem Vorhaben im Mittelpunkt steht", erklärte die familienpolitische Sprecherin der Unionsfraktion, Silvia Breher.

9. Februar: Die National Coalition for Men, Grundpfeiler der Männerrechtsbewegung in den USA, verklagt Kalifornien, weil der Bundesstaat noch immer keine Kommission für den Status von Männern und Jungen eingerichtet hat.

13. Februar: Nachdem in den USA die Partei der Demokraten vor allem wegen einer gewaltigen Abwanderung männlicher Wähler erneut eine Niederlage gegen Donald Trump erlitt, fordern die ersten ihrer Gouverneure jetzt Unterstützung von Männern und Jungen. Im Laufe des Jahres wird diese Entwicklung weiter anwachsen und an Aufmerksamkeit gewinnen.

21. Februar: In Ulm steht eine Frau vor Gericht, die aus Männerhass offenbar Serienmörderin werden wollte.

28. Februar: In einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung beschimpft der Autor eines neuen Buches Männerrechtler als "besonders problematische" Sexisten: "Hier gibt es neben der sexistischen Einstellung auch eine aktivistische Agenda, um Gleichstellungsanstrengungen zu torpedieren." Frauen seien in keinem Land der Welt und in keinem gesellschaftlichen Bereich gleichberechtigt, und sie seien es noch nie gewesen. In einem weiteren Interview mit der Wirtschaftswoche bekundet der Autor, der Grund dafür, dass Frauen und Männer aneinander vorbeisprächen, sei, "dass Männer keinen Sexismus erleben". Umso ärgerlicher sei, dass "der Widerstand unter Männern zunimmt – oder zumindest unverhohlener gezeigt wird."

Mit der Schlagzeile "Fast alle Männer sind unbewusste Sexisten" schließt sich die Frankfurter Allgemeine dem Männer-Bashing des Autors an. In dem Artikel heißt es: "Der Antifeminist ist nicht nur Sexist, sondern arbeitet aktiv gegen Gleichstellung an. Antifeministen sind teilweise gut vernetzt, in Onlineforen, Vereinen oder Stiftungen, da werden Argumente gefeilt, und es wird versucht, Einfluss zu nehmen auf Ministerien, häufig mit dem Punkt 'Männer brauchen Rechte', 'Väter brauchen Rechte'. Dahinter steckt oft eine große Frauenfeindlichkeit und der Versuch, Gleichstellungsmaßnahmen zu beenden. Dieses Gefühl, dass Männer benachteiligt werden, ist sehr verbreitet unter Männern, auch unter jenen, die keine klassischen Antifeministen sind."

Ebenfalls 28. Februar: Österreichs "Presse" kritisiert den Feminismus dafür, dass er auch heute noch am Glauben an das Patriarchat festhält, obwohl die Gleichberechtigung längst erreicht worden ist.

6. März: Der Internationale Rat für Männer und Jungen (International Council for Men and Boys, ICMB) hat dieser Tage die Veröffentlichung der New Yorker Erklärung für Männer und Jungen bekannt gegeben: ein Dokument, das wichtige Themen zusammenstellt, die Männer weltweit betreffen. Dies geschah am Jahrestag der 1995 ergangenen Erklärung und Aktionsplattform von Peking, die sich auf Frauen und Mädchen beschränkte. Die aktuelle Erklärung unterstreicht die Notwendigkeit einer echten Gleichstellung, indem sie die Perspektiven und Herausforderungen von Jungen und Männern hervorhebt.

9. März: Mehrere Medien berichten über einen Androzid, also über Massaker an Männern, in Syrien

13. März: Im Interview mit der "Welt" erklärt der Migrationsforscher Daniel Thym, die deutsche Politik solle an der Grenze "nur bestimmte Gruppen zurückweisen: vor allem junge und gesunde Männer, was ohnehin die große Mehrheit ist."

19. März: Nach der Bundestagswahl fordern in den Unionsparteien die Frauen 50 Prozent aller Posten. Der Frauenanteil unter den Bundestagsabgeordneten der CDU beträgt allerdings nur 22,6 Prozent.

20. März: In einem Interview mit Spiegel-Online schwadroniert der Autor eines weiteren neuen Buchs von einem angeblichen "Männerproblem auf der Straße: Das Auto ist ein Werkzeug, um das Patriarchat am Leben zu halten".

24. März: Die neue Netflix-Serie "Adolescence" über einen 13jährigen Jungen, der seine Mitschülerin tötet, findet in den deutschen Leitmedien mit Dutzenden begeisterter Artikel enormen Anklang. Die taz schreibt von einem "Meisterwerk über Radikalisierung und Gewalt gegen Frauen". Die Süddeutsche Zeitung nutzt die Serie zu einer neuen Attacke auf die "Manosphere" im Internet: "Sexismus, Chauvinismus, eine archaische und ekelhafte Form von Männlichkeit. Frauenhass. Das ist für jeden Nutzer von sozialen Medien nur einen Fingerwisch entfernt." Der Stern freut sich darüber, dass die Serie zeige, "wie Jungen zu toxischen Präsenzen heranwachsen". Die Berliner Zeitung jubelt: "Man wird vor dem Fernseher ein anderer Mensch."

Britische Medien urteilen weit differenzierter. So titelt der "Independent", Schulen müssten endlich jungenfreundlicher werden, die Einrichtung eines Männerministeriums könne dabei helfen. "Adolescence" dämonisiere weiße Jungen der Arbeiterschicht, befindet der britische Spectator. Die Tageszeitung Telegraph macht die Bildungdiskriminierung von Jungen zum Thema und richtet sich in einem weiteren Artikel ebenfalls gegen die Dämonisierung junger Männer.

3. April: Wie das Statistische Bundesamt berichtet, ist der Bildungserfolg weiterhin stark vom Geschlecht abhängig: "Was unter dem Schlagwort Gender Education Gap diskutiert wird, zeigt sich unter anderem in Schul- und Hochschulabschlüssen. Im Abgangsjahr 2023 waren unter den 259.200 Absolvierenden mit Allgemeiner Hochschulreife an allgemeinbildenden Schulen 55% Frauen und 45% Männer."

13. April: Wie die "taz" berichtet, kündigt die Regierung von US-Präsident Donald Trump den Schutzstatus von über 20.000 Afghanen und Kamerunern. Zivilorganisationen üben heftige Kritik: "Menschenrechtler befürchten, dass auch afghanische Frauen deportiert werden könnten."

15. April: Der Schweizer Nationalrat Christophe Clivaz (Grüne) sieht "dringenden Handlungsbedarf gegen Maskulinismus". Er sei "erschüttert über das Ausmass des Phänomens". Deshalb hatte er eine Motion eingereicht, in der er forderte, "Daten über die Verbreitung maskulinistischer Ideologien zu sammeln". Laut europäischen Experten gewinnen sie vor allem bei den 18- bis 24-Jährigen immer mehr Anhänger.

17. April: Nachdem sie auf einer Rolltreppe sexuell belästigt wurde, hatte eine junge Frau in Kaiserslautern den betreffenden Mann erstochen. Ein Gericht verurteilt die 21-Jährige deswegen zu einer Strafe von zwei Jahren auf Bewährung.

22. April: In der Fachzeitschrift "Nature", einem der weltweit angesehensten Forschungsmagazine, erscheint eine Studie der Computerwissenschaftlerin Erica Coppolillo über Online-Hass extremistischer Frauen auf Männer. Ein Ergebnis der Untersuchung: "Die experimentelle Auswertung ergab KEINE systematischen Unterschiede zwischen frauen- und männerfeindlichen Gruppen, wenn man die Hassrede von Mann zu Frau und von Frau zu Mann betrachtet." Es wurde bislang aber fast ausschließlich der gegen Frauen gerichtete Hass untersucht.

25. April: Etliche Medien, darunter der NDR berichtet über das neue Buch einer Autorin, die die romantische Liebe anschaffen möchte: "Frauen sind in heterosexuelle Paarbeziehungen ganz oft massiv überladen. Dann komm noch hinzu, dass Beziehungen mit Männern oft gewaltvoll sind."

25. April: Unter der Überschrift "Sie verschonten nur Frauen" berichtet die "Welt" über Androzide durch Terroristen in Kaschmir.

28. April: Die Schweizer Zeitung 20 Minuten interviewt den Wiener Psychiater Raphael M. Bonelli zu seinem neuen Buch über Denkverbote. "Junge Forscher meiden heikle Themen", berichtet Bonelli. "Wer etwa zum biologischen Geschlecht forscht und bestimmte Ergebnisse publiziert, muss mit Reputationsverlust rechnen. Ich habe selbst erlebt, wie eine Lektorin mir 2018 einen Satz gestrichen hat: Männer sind durchschnittlich stärker als Frauen. Das sei heute nicht mehr sagbar, meinte sie. Dabei ist es evident und ein biologisches Faktum."

1. Mai: In Dresden ziehen mehrere hundert Menschen durch die Stadt, um gegen sexistische Diskriminierung zu protestieren. Männern ist die Teilnahme untersagt.

12. Mai: Die US-amerikanische Regierung ermittelt gegen die Universität Harvard wegen dem Verdacht auf Diskriminierung weißer Männer.

13. Mai: Die New York Times titelt: "Es ist nicht nur ein Gefühl: Daten zeigen, dass Jungen und junge Männer ins Hintertreffen geraten". Der Artikel führt etliche Daten auf, die Männerrechtler seit Jahrzehnten vorlegen – um dafür kaum mehr als öffentliche Anfeindungen zu ernten.

14. Mai: In Berlin erscheint das Buch "Feministisch morden: Kleine Abhandlung über anti-patriarchale Gewalt".

15. Mai: Auf Spiegel-Online verrät Alexandra Zykunov, warum sie mit Männern nicht mehr klar kommt: "60 Prozent der Männer finden eh, dass es nun reiche mit der Gleichstellung , und – kein Scherz – fast jeder zweite Mann fühlt sich vom Feminismus sogar selbst benachteiligt! Entschuldigung, aber an der Stelle kann man eigentlich nur lachen."

19. Mai: Der Sportwissenschaftler Professor Ingo Froböse weist darauf hin, dass "Männer im Gesundheitssystem nach wie vor zu kurz kommen". Prävention, Gesundheitsförderung und Ernährungstipps seien weiterhin stark auf das weibliche Geschlecht ausgerichtet. "Viele dieser Angebote werden von Frauen entwickelt, kommuniziert und geleitet – in Krankenkassen, Kurszentren, auch in den Medien."

noch 19. Mai: Der SWR weist darauf hin, dass vor allem Männer von tödlichen Arbeitsunfällen betroffen sind: "Im Jahr 2023 waren von den 54 tödlich Verunglückten nur vier Frauen."

21. Mai: Cédric Wermuth, Co-Präsident der Sozialdemokratischen Partei der Schweiz, hat der "Manosphäre" den Kampf angesagt und im Parlament einen Vorstoss mit dem Titel "Ausstieg aus der Manosphere erleichtern" eingereicht. Konkret sollen niederschwellige Präventions- und Ausstiegsangebote geschaffen werden, die betroffenen Männern, aber auch ihren Angehörigen, zur Verfügung stehen.

25. Mai: Die Londoner Times berichtet über die Situation weißer Männer und befindet: "Das Ausmaß der Diskriminierung, der Selbstzensur und der Ängste ist erschütternd." Fast ein Viertel der weißen Männer gibt demnach an, wegen ihrer Hautfarbe und ihres Geschlechts diskriminiert zu werden. Fast die Hälfte zensieren sich bei der Arbeit selbst, weil sie befürchten, dass sie ihren Job verlieren könnten, wenn sie das Falsche sagen. Mehr als ein Drittel (36 %) der unter 34-Jährigen gibt an, dass sie aufgrund ihrer Hautfarbe oder ihres Geschlechts keine Beförderung oder andere Chancen erhalten haben. "Millionen von Männern laufen bei der Arbeit auf Eierschalen herum, weil sie Angst haben, ihre Meinung frei zu äußern, während sie wissen, dass es für ihre Karriere eine Katastrophe sein kann, ein Mann zu sein", erklärte Samuels, der ehemalige Moderator der BBC-Sendung Men's Hour. "Das Ausmaß der Diskriminierung, der Selbstzensur und der Ängste ist erschütternd. Jüngere Männer sind sehr verzweifelt, was ihre Zukunft angeht."

noch 25. Mai: Die Partei der Demokraten in den USA, investiert 20 Millionen Dollar bei dem Versuch, die verlorenen männlichen Wähler zurückzuwerben. Das Projekt trägt den Codenamen SAM - kurz für "Speaking with American Men: A Strategic Plan".

3. Juni: Wie der britische Independent berichtet, verläuft bei der jüngsten Erwachsenen-Generation die Lohnlücke jetzt zu Lasten der Männer.

Noch 3. Juni: Eine neue Studie zeigt, dass überwiegend nicht traditionell maskuline Männer, sondern depressive und suizidale Männer gewalttätig werden. In der Kindheit Zuneigung vom Vater erfahren zu haben, reduziert die Wahrscheinlichkeit.

8. Juni: "Weiße Männlichkeit ist eine Bedrohung für die Demokratie" schlagzeilt die Berliner "Morgenpost".

9. Juni: Die kanadische Universität von British Columbia legt eine Berechnung vor, der zufolge die Behandlung von fünf Gesundheitsproblemen bei Männern Zehntausende von Leben retten könnte - und Milliarden von Dollar.

13. Juni: Einer neuen Studie zufolge zeigt die sogenannte Manosphäre entgegen zahlreicher Unterstellungen ein "starkes Engagement für Gleichbehandlung und Fairness". Diese Erkenntnis wurde durch ein von deutschen Journalisten strikt abgelehntes Verfahren ergänzt, nämlich die Menschen, über die man einen Artikel nach dem anderen veröffentlicht, zu ihren tatsächlichen Einstellungen zu befragen, statt einfach frühere Behauptungen abzutippen.

ebenfalls 13. Juni: Das Weiße Haus in Washington äußert sich in einer öffentlichen Erklärung zur Männergesundheit: "Männer in den USA begehen viermal so häufig Selbstmord und sind mehr als doppelt so häufig von Überdosierungen betroffen wie Frauen."

20. Juni: In einem vieldiskutierten Artikel fleht eine Autorin der New York Times: "Männer, wo seid ihr hin? Bitte kommt zurück!"

23. Juni: Die SPD fordert, offensive Anmachsprüche mit einer Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr zu ahnden.

29. Juni: In einem Gespräch, das ich persönlich für das Interview des Jahres halte, lässt der SWR einen Wissenschaftler die tatsächliche Forschungslage bei häuslicher Gewalt erklären. Der Professor für klinische Psychologie Christian Roesler erläutert, dass das Geschlechterverhältnis bei häuslicher Gewalt ausgeglichen ist. Er legt auch dar, dass viele Tötungsfälle aus wechselseitiger Gewalt erfolgen und die höhere Opferrate bei Frauen schlicht daraus resultiere, dass Männer in diesen Konflikten körperlich überlegen sind. Damit entzieht er der gesamten "Femizid"-Propaganda auf etlichen Kanälen den Boden. Die interviewende Journalistin fragt entgeistert, ob das etwa bedeute, dass die Medien das Thema häusliche Gewalt komplett falsch darstellen würden.

Ein aktueller Forschungsband Professor Roeslers zeigt in einem Überblick über Hunderte wissenschaftlicher Studien, dass beide Geschlechter in gleichem Maße zu Opfern bzw. Tätern werden. Die Versorgungsstrukturen für Betroffene orientieren sich aber nach wie vor am Stereotyp des männlichen Täters: eine Strategie, die sich sich über Jahrzehnte hinweg als ineffektiv erwiesen habe.

Ich habe danach nie wieder von einem weiteren Interview mit Professor Roesler gehört.

Ende Juni: Durch etliche deutsche Leitmedien zieht sich die Nachricht, dass Frauen in ganz Frankreich Opfer heimtückischer Attacken mit Spritzen geworden seien. Die ZDF-Sendung ZDF "heute" erklärt dafür den "Maskulinismus" im Internet verantwortlich. Erst das Göttinger Tageblatt deckt auf, dass es für die angeblichen Untaten keinerlei Belege gibt. Ein paar Tage später wird dies durch Recherchen der "Zeit" gestützt, die von einer "Massenhysterie" spricht. Schon vor dem Ersten Weltkrieg hatten Gerüchte dieser Art kursiert: "Weiße Frauen, so ging die Geschichte, würden mit Spritzen ohnmächtig gemacht, entführt und als Sklavinnen verschleppt."

1. Juli: Die Berliner "taz" lässt eine Soziologin im Interview darüber sinnieren, ob es sinnvoll sei, gegen feminismuskritische Äußerungen Strafanzeige zu stellen.

11. Juli: Viele Medien berichten über das Massaker von Srebrenica, bei dem mehr als 8.000 muslimische Jungen und Männer umgebracht worden waren, vermeiden aber die dafür angemenssene Bezeichnung "Androzid".

16. Juli: Die "taz" empfiehlt ein "feministisches Brettspiel", bei dem Frauen Polizisten verprügeln können.

17. Juli: "Männer, einfach mal die Klappe halten!" poltert Miriam Hollstein in einer Sclagzeile des STERN.

Ebenfalls 17. Juli: Gegen die Polizeidirektion Lüneburg gibt es Vorwürfe der Männerfeindlichkeit: "Um die Frauenquote in Führungspositionen bei der Polizei zu erhöhen, soll die Behörde angewiesen haben, in den Beurteilungen von männlichen Polizisten nicht nur die Leistung als Maßstab zu nehmen, sondern auch das Geschlecht als negativen Aspekt zu werten." Offenbar sollten 69 Prozent der Beförderungen an Frauen gehen. Das Verwaltungsgericht Lüneburg stoppt dieses Vorgehen, da es ein Verstoß gegen das Grundgesetz sei. Der Bund Deutscher Kriminalbeamter sieht in dieser Beförderungspraxis ein landesweites Problem.

13. August: Mehrere Medien berichten über eine Dating-App, wo Millionen von Frauen ohne Rücksicht auf den Datenschutz intimste Informationen über Männer miteinander teilen, verschiedenen Vorwürfen zufolge Rufmord betreiben und diese Männer bewerten wie Produkte. Als die App gehackt wird und die Frauen dort zur Bewertung angeboten werden, ertönt empörtes Geschrei. Zwei Monate später wird Apple die App entfernen, da sie gegen zentrale Richtlinien verstieß, insbesondere gegen Bestimmungen zur Moderation von Nutzerinhalten, zum Datenschutz und zu wiederholten Beschwerden über problematische Inhalte.

18. August: Unter der Schlagzeile "Der Friedhof der lebenden Männer" berichtet die britische BBC, wie die von der Regierung Trump Deportierten in einem Mega-Gefängnis misshandelt werden.

25. August: Das US-amerikanische Wirtschaftsmagazin Fortune spricht an, dass in der jungen Generation Männer deutlich häufiger arbeitslos sind als Frauen.

1. September: In einem Interview mit der "Welt" weist die Professorin für Ökonomie Margit Osterloh auf die Diskriminierung von Männern im universitären Bereich hin: "Studien belegen, dass Frauen in der Akademie heute vielfach größere Chancen haben, einen Lehrstuhl zu erhalten als Männer. In Berufungsverfahren für Professuren werden sie häufiger als Männer zu einem Probevortrag vor der Berufungskommission eingeladen. Eine deutsche Studie zeigt zudem, dass Frauen in der Soziologie bevorzugt einen Lehrstuhl erhalten haben, obwohl ihre Publikationsleistung schlechter war als jene der Männer."

Anfang September: Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) übernimmt Forderungen der Männerrechtsbewegung und weist darauf hin, dass eine Gesundheitspolitik für Männer seit langem überfällig ist: "Historisch gesehen wurde die Gesundheit von Männern von internationalen Gesundheitsorganisationen, Geldgebern und nationalen Programmen weitgehend ignoriert, eine Situation, die als systematische Vernachlässigung beschrieben wurde. (…) In den meisten nationalen Gesundheitspolitiken werden Männer immer noch nicht als gefährdete Gruppe identifiziert. Männer und Frauen werden als konkurrierende Bevölkerungsgruppen behandelt, wobei Männer angeblich weniger Aufmerksamkeit verdienen. Angesichts der Beweise für den Zugang zu Gesundheitsversorgung und die Gesundheitsergebnisse liegen Männer jedoch eindeutig am weitesten zurück."

12. September: Spiegel-Online interviewt die Autorin eines neuen Buchs, in dem sie sich skeptisch dazu äußert, ob man überhaupt noch mit Männern zusammenleben könne.

17. September: Ein Antrag zur Landesdelegiertenkonferenz der SPD-Jugendorganisation in Kiel wird eingereicht unter der Überschrift "Männerpodcasts verbieten! – Nehmt den Männern die Mikros weg!" Solche Podcasts stellten den Jusos zufolge einen wiederholten "Verstoß gegen die freiheitlich demokratische Grundordnung und den Menschenverstand" dar.

25. September: Frauenministerin Karin Prien (CDU) bekundet, Jungen und junge Männer unterstützen zu wollen: "Jungs dürfen nicht zu den Verlierern unserer Gesellschaft gehören." Es sei ihr "sehr wichtig", dass "wir in allen Politikbereichen Jungs und junge Männer besonders in den Blick nehmen". Bislang ist dies nicht mehr als ein Lippenbekenntnis, konkrete Maßnahmen bleiben aus.

noch 25. September: Der Chef der Grünen Jugend verbreitet einen Aufruf zur Verbrennung alter weißer Männer.

28. September: Auf einer Bundesfrauenkonferenz der Grünen präsentieren sich die anwesenden Politikerinnen unter Grünen-Co-Chefin Franziska Brantner als "feministische Kampfformation" gegen die "Bros der Mannosphäre".

14. Oktober: Bundeskanzler Friedrich Merz löst eine Debatte aus, in der männlichen Zuwanderern nichts Schlimmeres vorgeworfen wird, als sich an öffentlichen Plätzen aufzuhalten. Der Chef des sozialen Flügels der CDU, Dennis Radtke, wird Merz Rhetorik später als zu kurz gedacht kritisieren: Soziale Probleme wie Obdachlosigkeit, Drogen und Jugendgewalt könnten nicht allein durch "Ausländer raus!" gelöst werden. Das linke Lager keilt währenddessen zurück mit: "Das Problem heißt nicht Migration, das Problem heißt Männer" Auch SPD-Generalsekretär Tim Klüssendorf hält es für eine gute Idee, das eine gruppenbezogene Ressentiment durch das andere zu ersetzen.

15. Oktober: Ex-Bundespräsident Christian Wulff berichtet auf einer feministischen Veranstaltung der Volkswagen-Stiftung, sein 17-jähriger Sohn habe ihm mit auf den Weg gegeben, dem pauschalisierenden Männerhass entgegenzutreten, den Wulffs Sohn auch selbst erlebe. Die auf der Veranstaltung anwesenden Feministen zeigen sich wenig einsichtig, sondern halten dagegen.

16. Oktober: Markus Lanz fragt seinen Talkshow-Gast, die ehemalige Grünen-Chefin Ricard Lang: "Wer kam irgendwann auf die Idee, alte weiße Männer als das ultimative Feindbild grundsätzlich zu beschreiben, wenn man doch darum bemüht ist, möglichst nicht diskriminierend durch die Welt zu laufen?" Lang windet sich ein wenig und räumt schließlich ein, dass "dieses Schubladendenken Mehrheiten kaputt" mache, "zumal es viele Männer gebe, die nicht auf der Gewinnerseite stünden."

Mitte Oktober: Zahlreiche Medien stellen das neue Buch einer Spiegel-Online-Journalistin vor, die darin einen aggressiven Feminismus feiert.

28. Oktober: Gesundheitsministerin Nina Warken (CDU) zufolge fühlen sich Frauen im öffentlichen Raum oft nicht sicher. Wie so oft ist das nur die Hälfte der Wahrheit. Wenige Tage vor Warkens Statement hatte das ZDF-Politbarometer gezeigt: "33 Prozent der Deutschen fühlen sich an öffentlichen Orten und Plätzen unsicher, 66 Prozent aber sicher. Zwischen Männern und Frauen gibt es dabei so gut wie keine Unterschiede."

28. Oktober: Die Tagesschau benennt das von der Männerrechtsbewegung seit Jahrzehnten angesprochene Problem, dass das bestehende Angebot an Hilfseinrichtungen für männliche Opfer häuslicher Gewalt unzureichend ist.

29. Oktober: DER SPIEGEL spricht über den ebenfalls von der Männerrechtsbewegung seit Jahrzehnten angesprochenen Umstand, dass sexuelle Gewalt keineswegs automatisch "Männer gleich Täter, Frauen gleich Opfer" bedeutet. Stattdessen stellt im Heft und auf der Website die Professorin für Sozialpsychologie Barbara Krahé fest: "Auch zahlreiche Männer werden Opfer sexueller Gewalt. Nur wenn die Gesellschaft dies anerkennt, lässt sich das Problem umfassend angehen."

29. Oktober: Die Zeitschrift Vogue behauptet in einem auch von deutschen Medien aufgegriffenen Artikel, dass es jungen Frauen heutzutage peinlich sei, einen Freund zu haben. Der Artikel schließt an einen Trend an, der als "Heterofatalismus" bezeichnet wird und grob gesagt beinhaltet, dass Frauen keinen in ihren Augen gleichwertigen oder angemessenen Partner mehr finden. Finanziell haben sie das andere Geschlecht oft überholt, und in jeder anderen Hinsicht wird es ja ohnehin als minderwertig dargestellt.

Ende Oktober: Im Sudan findet ein Androzid statt: Kämpfer der Rapid Support Forces (RSF) ermorden mehrere Hundert Männer.

19. November: Das Kabinett der deutschen Bundesregierung beschließt einen neuen Gesetzentwurf, der unter anderem durch eine elektronische Fußfessel den Schutz vor häuslicher Gewalt stärken soll. Justizministerin Stefanie Hubig (SPD) erklärt diese Maßnahme für dringend notwendig: "Alle paar Minuten wird in Deutschland eine Frau von ihrem Partner oder Ex-Partner angegriffen. Beinahe jeden zweiten Tag tötet ein Mann seine Partnerin oder Ex-Partnerin. Unser Rechtsstaat muss mehr tun, um diese Gewalt zurückzudrängen."

noch 19. November: Die britische Regierung kündigt einen nationalen Gipfel zur Situation von Männern und Jungen an.

22. November: Tausende Menschen marschieren in Madrid, um von der spanischen Gleichstellungsministerin zu fordern, alle Opfer von Gewalt zu schützen statt allein die Frauen.

3. Dezember: Eine knappe Mehrheit der amerikanischen Männer unter Mitte vierzig stimmen der Aussage zu: "In den USA werden Männer bei Einstellungsentscheidungen stärker benachteiligt als Frauen."

18. Dezember: Andrea Lucas, die Vorsitzende der Equal Employment Opportunity Commission (EEOC), ermuntert weiße Männer öffentlich, sich zu melden, wenn sie Opfer von Benachteiligung wegen ihrer Hautfarbe oder ihrer Geschlechtszugehörigkeit geworden sind. Die EEOC ist die US-Bundesbehörde, die für die Durchsetzung von Antidiskriminierungsgesetzen am Arbeitsplatz zuständig ist.

22. Dezember: Genderama geht in die Weihnachtspause und bittet um Spenden, damit dieses Blog erhalten bleibt.



Freitag, Dezember 19, 2025

Gesundheitsministerin Nina Warken (CDU) will mehr für Frauengesundheit tun

1. Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) hat angekündigt, mehr gegen eine ungerechte Behandlung von Frauen und Männern in der Medizin tun und diese sogenannte "Gender Health Gap" schließen zu wollen. Bevor man als Männerrechtler anfängt zu jubeln: Tatsächlich will die Ministerin mehr für die Gesundheit von Frauen tun:

Frauen würden unter anderen Symptomen als Männer leiden, etwa bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen, erklärte sie. "Medikamente wirken im weiblichen Körper anders als im männlichen. All das wird auch noch viel zu wenig im Medizinstudium und in der ärztlichen Ausbildung berücksichtigt. Wir müssen diese Wissenslücke schnellstmöglich schließen", so die CDU-Politikerin.

Im Bundesgesundheitsministerium gebe es einen Fördertopf mit 11,5 Millionen Euro bis 2029, um Forschungsvorhaben für eine bessere Versorgung von Frauen voranzutreiben. "Weitere Mittel stehen im Forschungsministerium von Dorothee Bär zur Verfügung, um Forschungsprojekte zu fördern. Mir geht es aber auch politisch darum, typisch weibliche Erkrankungen oder Einschränkungen etwa durch Regelschmerzen, die Folgen von Endometriose oder der Menopause zu adressieren", sagte Warken.


Von Herzen egal ist der Ministerin offenkundig die Gesundheitslücke zu Lasten von Männern. Obwohl Männer eine mehrere Jahre kürzere Lebenserwartung haben, insbesondere eine höhere Sterblichkeit an Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs und Suiziden fließen weit weniger Mittel in Männer- als in Frauengesundheit. Während Frauengesundheit (z. B. Brustkrebs-Screening) stark gefördert wird, fehlen vergleichbare Programme für männertypische Risiken. Eine geschlechtergerechte Medizin, wie sie etwa die Stiftung Männergesundheit fordert, sollte beide Seiten berücksichtigen, um Ungleichheiten abzubauen, bis die Lebenserwartung angeglichen ist.



2. Die Wiener Zeitung beschäftigt sich mit der wachsenden Gewalt unter jungen Mädchen –unter einer Überschrift, die diese Gewalt rechtfertigt: "Lieber Täterin als immer nur Opfer". In dem Beitrag heißt es:

Bei straffälligen Mädchen und jungen Frauen bis Anfang 20 beobachtet der Verein ["Neustart"] eine Zunahme an Gewaltdelikten. Laut Nikolaus Tsekas, Leiter von Neustart Wien, gibt es dafür verschiedene mögliche Erklärungen: "Eine ist, dass im Zuge der zunehmenden Gleichstellung auch bei jungen Frauen eine Haltung entsteht, sich nicht mehr alles gefallen zu lassen – also nicht erst zu reagieren, wenn ihnen Gewalt widerfährt, sondern selbst aktiv zu werden."


Eine Frau, die Gewalt ausübt, übt sich nach dieser Lesart lediglich in vorausschauender Verteidigung: Sie schlägt sicherheitshalber zu, bevor der Gegenüber auf die Idee kommen könnte, selbst zum Schlag auszuholen. Kluge Frauen.

In Gruppen übernehmen weibliche Jugendliche laut Tsekas in Einzelfällen eine Art Führungsrolle: "Möglicherweise, um sich in einer testosterongeprägten Umgebung zu behaupten." Bei Jugendlichen, so auch bei Mädchen, die selbst Gewaltopfer sind, bestehe eine erhöhte Wahrscheinlichkeit, dass sie selbst gewalttätig werden – ein Teufelskreis. "Diesen Aspekt muss man in der Prävention und Aufarbeitung sehr ernst nehmen", erklärt der Sozialarbeiter im Gespräch mit der WZ.


Klar. Wer ist noch nicht auf die Idee gekommen, einem anderen die Faust in die Fresse zu ballern, wenn das gesamte Umfeld testosteronverseucht ist? Da MUSS man ja aggressiv werden.



3. Eine neue Studie zeigt, dass sexistische Verhaltensnormen wie "Jungen weinen nicht" eher von Müttern vermittelt werden als von Vätern.



4. Selbst bei der New York Times hat man inzwischen kapiert, dass in unserer Gesellschaft weiße Männer diskriminiert werden. Ausgangspunkt des Artikels ist die wehklagende Frage vieler Linker, warum sie von jungen Männern nicht mehr unterstützt werden, was als "Radikalisierung" wahrgenommen wird:

Es gibt viele Erzählungen, die man hierzu anbieten kann. Junge Konservative sind überwiegend Männer, also kann man über männliche Schwierigkeiten in einer postindustriellen Wirtschaft sprechen oder darüber, wie die Polarisierung zwischen Männern und Frauen sexuelle Frustration zu einem Motor der Radikalisierung macht. Junge Konservative sind außerdem stark im Netz verankert, sodass man Tech-Oligarchen und ihre Algorithmen verantwortlich machen kann oder gleich das Internet insgesamt als Maschine des Pessimismus darstellt. Man kann Präsident Trump die Schuld geben, postliberalen Philosophen, rassistischen Podcastern. Man kann die Desillusionierung junger Männer in größere Erzählungen einbetten – die Krise des postkalten-kriegerischen Liberalismus, die Ära schlechter wirtschaftlicher Stimmung, die Covid eingeläutet hat, oder das Gefühl menschlicher Überflüssigkeit unter digitalen Bedingungen.

(…) Doch manchmal hilft eine engere, stärker materielle Analyse. Über etwa ein Jahrzehnt hinweg schienen unter den Bedingungen von Wokeness und "racial reckoning" bestimmte zentrale amerikanische Institutionen jüngere weiße Männer systematisch bei Einstellung, Förderung und Aufstieg zu benachteiligen. Dabei formten diese Institutionen eine Kohorte, die konkrete, wirtschaftliche, materielle Gründe hatte, das bestehende System und seine Werte als eine rassisch motivierte Verschwörung gegen ihre Interessen zu betrachten. (…) Es geht um Arbeitsplätze, berufliche Chancen und das Gefühl, dass einem eine Tür vor der Nase zugeschlagen wurde oder schon verschlossen war, bevor man sie überhaupt erreichen konnte.

Die materielle Erfahrung einer offenbar gegen Weiße gerichteten Diskriminierung ist Thema von Jacob Savages neuem Essay für das Magazin Compact mit dem Titel "The Lost Generation", den ich allen Lesern empfehle – besonders jenen, die glauben, die woken Jahre seien ausschließlich von wolkiger ideologischer Rhetorik und ermüdenden Propagandaschulungen geprägt gewesen, die kaum praktische Folgen hatten. Savage argumentiert, dass die Effekte der Ära von Diversity, Equity and Inclusion ausgesprochen materiell und praktisch waren: In einem breiten Spektrum elitärer Berufe, von der Wissenschaft über den Journalismus bis zur Unterhaltungsindustrie, habe das neue System deutlich verändert, wer eingestellt und befördert wurde, indem es offenbar jüngere weiße Männer benachteiligte.

(…) "Wenn man an Privilegien gewöhnt ist, fühlt sich Gleichheit wie Unterdrückung an." Dieser Satz war das Schlagwort der Zeit und implizierte, jede Behauptung von Anti-Weißen-Diskriminierung sei lediglich eine verbitterte Reaktion auf eine längst überfällige Korrektur der Verhältnisse. Der wichtigste Teil von Savages Argumentation ist jedoch der Einsatz von Daten, die nahelegen, dass es sich nicht bloß um subjektive Wahrnehmung handelte, sondern um reale Diskriminierung, die zu Einstellungsmustern führte, die auf Ausgleich zielten und nicht auf bloße Gleichbehandlung.


Die New York Times erzählt nun die Fakten und Argumente des genannten Artikels nach, den ich aus gutem Grund hier auf deutsch vorgelegt habe. Darauf aufbauend vertritt die Zeitung eine maskulistische Position:

Ein weiterer Einwand könnte sein, dass über die gesamte amerikanische Geschichte hinweg Diskriminierung in die andere Richtung verlief, und wenn die vergangenen zehn Jahre für eine bestimmte Gruppe weißer Männer unfair waren, dann sind Revolutionen nun einmal etwas chaotisch, und Erfolg ist kein naturgegebenes Geburtsrecht.

Doch selbst wenn man das moralische Problem kollektiver Bestrafung beiseitelässt – ist ein junger weißer Mann, der 2020 eine akademische Stelle anstrebt, verantwortlich für das Verhalten weißer Männer im Jahr 1960? – und auch die rechtliche Frage der Diskriminierung nach Hautfarbe und Geschlecht ausklammert (was schon arg happig ist!), bleibt das politische Problem: Dieser spezielle Revolutionsversuch hat eine Gruppe potenzieller Gegenrevolutionäre hervorgebracht, die eine klare materielle Beschwerde gegen das gesamte System hat, insbesondere gegen dessen Anspruch moralischer Überlegenheit in Fragen der Hautfarbe.

(…) Das Heilmittel gegen jene Form politischen Pessimismus, die speziell junge weiße Männer betrifft, liegt nicht ausschließlich in ihrem Innenleben. Mehr junge männliche Moderat-Konservative und Reagan-Anhänger – mehr Typen mit einem Anteil am liberalen Ordnungsmodell und einer Immunisierung gegen Paranoia und Pessimismus – ließen sich womöglich durch ein schlichtes und theoretisch linksliberales Mittel gewinnen: sie einfach nicht zu diskriminieren.


Wenn selbst die New York Times den Verzicht auf Diskriminierung als nur noch "theoretisch" linksliberal kenntlich macht, erklärt das sehr gut, wie es zur Misere der Linken gekommen ist. Immerhin freut es mich, dass meine Forderungen nach nur 25 Jahren auch dort angekommen sind.

(Sorry für meinen Sarkasmus, aber diese zähe Lern- oder auch nur Diskussionsbereitschaft von Politik und Medien nervt hart. Männerrechtler dürfen in deutschen Leitmedien ja kaum Positionen vertreten, die in den US-Medien längst im Mainstream angekommen sind.)



5. Die britische Tageszeitung Telegraph hinterfragt die Dämonisierung von Jungen im Schulunterricht:

Als Jess Phillips, die für Schutzkonzepte zuständige Ministerin, von Nick Ferrari auf LBC Radio gefragt wurde, welches Verhalten ein Elfjähriger zeigen müsse, um eine Intervention auszulösen, war sie reich an Übertreibungen und arm an Details. Sie sprach von einer "wachsenden" Epidemie von Frauenfeindlichkeit im Klassenzimmer, die so ernst zu nehmen sei wie Messerkriminalität, und erklärte: "Ich werde Lehrern nicht die einfachten Dinge beibringen."

Wirklich? Labour hat sich davon noch nie abhalten lassen. Der Gesetzentwurf zum Kindeswohl und zu Schulen tut genau das, indem er Schulen, die Dinge anders handhaben – etwa indem sie Bildschirme im Unterricht verbieten –, Autonomie entzieht.

Wie jede Mutter eines Teenagers sorge ich mich um toxische Männlichkeit. Jungen jedoch als pornoversessene "Raubtiere in Wartestellung" zu behandeln, ist nicht die Antwort. Die schräge Figur in "Adolescence" sollte als Ausnahme gelten, nicht als Regel. Die meisten jungen Männer sind keine Incels, die Gewalt gegen ihre Mitschülerinnen planen. Sie albern herum und versuchen, Mädchen anzuziehen statt sie zu vergraulen.

Jungen zu dämonisieren macht aus ihnen keine guten Männer. Im Gegenteil: Es treibt sie womöglich zu schlechten – genau deshalb hat Tate Millionen damit verdient, das Gefühl junger Männer auszubeuten, missverstanden und ungerecht behandelt zu werden.

Mein 15-jähriger Sohn ist das, was man einen Alpha-Typ nennen könnte: Er mag Fußball, Boxen und Sprücheklopfen. Zugleich wurde er so erzogen, dass er seine Mutter und seine zwei Schwestern respektiert. Das hat ihm nicht die Schule beigebracht, sondern wir. Tate hat vor ein paar Jahren zwar Wellen geschlagen, doch Generation Z ist sprunghaft. Dank der durch soziale Medien befeuerten Aufmerksamkeitsstörung wenden sie sich schnell Neuem zu. Als ich meinen Sohn fragte, was er von dem glatzköpfigen, zigarrenrauchenden Vergewaltigungsverdächtigen halte, sagte er, Tate sei "ein Lappen", also ein Loser. Viel mehr interessieren ihn YouTuber wie die Sidemen, deren Sketche, Challenges und Gaming-Kommentare das liefern, was Jungen immer wollten: etwas zu lachen. Tate ist im Vergleich dazu so unterhaltsam wie seine Rohkost-Eier-Diät.

(…) Ja, extreme Pornografie ist ein Problem. Ebenso "Sexfluencerinnen" wie Bonnie Blue und Lily Phillips, die Gangbangs normalisieren. Doch wie Tate sind sie Symptome, nicht Ursachen.

Die tiefere Wahrheit ist, dass zu viele Jungen ohne Anleitung, Disziplin oder Sinn aufwachsen. Labours Reflex ist stets staatliches Eingreifen, statt familiäre Stabilität, elterliche Verantwortung und positive männliche Vorbilder zu fördern.

Wir müssen aufhören, Männlichkeit als Problem zu behandeln, das es zu lösen gilt, und anfangen, sie als Stärke zu begreifen, die gepflegt werden sollte. Während das vergangene Jahrhundert zu Recht enorme Fortschritte bei den Rechten und Lebenslagen von Frauen gebracht hat, sind es nun Jungen, die zurückfallen – vom Kindergarten bis zur Universität.

Seit der Pandemie ist die Zahl der 16- bis 24-jährigen Männer, die weder in Ausbildung noch in Arbeit sind, um erschreckende 40 Prozent gestiegen, verglichen mit nur sieben Prozent bei Frauen, so der Bericht "Lost Boys" des Centre for Social Justice. Jungen stellen knapp zwei Drittel der arbeitslosen 16- bis 24-Jährigen. Annähernd drei Viertel der Menschen, die sich im Vereinigten Königreich das Leben nehmen, sind Männer; Suizid ist weiterhin die häufigste Todesursache bei Männern unter 50. In den Jahren 2022/23 machten Jungen 87 Prozent der Tötungsopfer im Alter von 16 bis 24 aus, und neun von zehn Opfern jugendlicher Gewalt waren männlich. 96 Prozent der Gefängnispopulation in England und Wales sind Männer.

Zugleich wachsen 2,5 Millionen Kinder im Vereinigten Königreich ohne Vater auf. Wenn die Regierung wirklich Frauenfeindlichkeit und Gewalt bekämpfen will, sollte die Intervention hier ansetzen – nicht erst in dem Moment, in dem Jungen Tates verzerrtes Weltbild übernehmen.




6. In einem weiteren Artikel berichtet der Telegraph über die erfolgreiche Diskriminierungsklage eines Mitarbeiters des britischen NHS (National Health Service). Ein Arbeitsgericht hatte ihm eine Entschädigung zugesprochen, weil er aufgrund seines Geschlechts einem größeren Risiko ausgesetzt wurde als seine Kolleginnen. Dem Gericht zufolge setzte ihn der NHS ihn bei der Betreuung gewalttätiger Patienten ausschließlich deshalb ein, weil er ein Mann war. Der Fall gelte als Beispiel dafür, dass der NHS systematisch Männer für gefährlichere Aufgaben aussucht, beispielsweise die Versorgung oder Sicherung von Patienten, die als potenziell gewalttätig gelten. Diese Zuweisung beruhe nicht auf einer individuellen Risikoabwägung, sondern allein auf dem Geschlecht des Mitarbeiters.



7. Wie die britische Tageszeitung Guardian berichtet, führt die südafrikanische Regierung Gespräche mit Russland, um 17 südafrikanische Männer zurückzuholen, die offenbar getäuscht wurden und nun in der Ukraine im Krieg für russische Streitkräfte kämpfen. Den Berichten zufolge wurden die Männer – teils zusammen mit zwei Botswanern – im Juli mit falschen Versprechungen rekrutiert. Sie sollen informiert worden sein, sie würden Körperschutz-Training oder eine Weiterbildung erhalten, etwa als Leibwächter für eine politische Partei. Stattdessen landeten sie im russischen Militärdienst an der Front in der Ostukraine. Einige Männer haben nach Angaben ihrer Angehörigen Notrufe abgesetzt und berichten von schwerer Lage und Misshandlungen an der Front.



8. 343 Frauen haben Strafanzeige gegen Brigitte Macron erstattet, weil sie sich in einem privaten Gespräch abfällig über verleumderische Feministinnen geäußert hatte.



9. Die Times of Israel beschäftigt sich Monique Dietvorst mit dem sturen Übergehen des Leids afghanischer Jungen:

Wenn westliche Aktivisten über Geschlechterfragen in Afghanistan sprechen, richtet sich der Blick fast immer auf Mädchen.

Dieser Fokus ist wichtig – Mädchen in Afghanistan sind Diskriminierung, Zwangsheirat und dem Entzug grundlegender Bildung ausgesetzt. Ihre Lage verdient weltweite Aufmerksamkeit.

Doch es gibt eine andere Realität, über die kaum jemand spricht: Auch Jungen sind Opfer sexueller Ausbeutung, von Zwangsarbeit und Menschenrechtsverletzungen – sie bleiben jedoch im westlichen Aktivismus weitgehend unsichtbar.

In Afghanistan werden Jungen oft nicht als Kinder gesehen, die Schutz brauchen, sondern als "junge Männer", die für ihre Familien sorgen müssen, selbst wenn sie noch Kinder sind. Manche werden zu gefährlicher Arbeit gezwungen, andere zur sexuellen Ausbeutung – im Austausch gegen Geld, Schutz oder schlichtes Überleben.

Sie sind Kinder – und doch wird ihr Leid so behandelt, als falle es außerhalb des "Gender-Blicks".

(…) Menschenrechtsorganisationen haben Fälle dokumentiert, in denen Jungen von Netzwerken ausgebeutet werden, die von einflussreichen Personen kontrolliert werden. Die Praxis ist bekannt, wird jedoch selten infrage gestellt, weil die Opfer zu jung, zu verängstigt und zu isoliert sind, um zu sprechen.

Ein bekanntes Beispiel drang nur deshalb ins westliche Bewusstsein, weil ein US-Marine sich weigerte zu schweigen.

Während seines Einsatzes in Afghanistan hörte er wiederholt den Missbrauch eines kleinen Jungen in einem nahegelegenen Gebäude. Er meldete dies seinen Vorgesetzten, die ihm sagten, er solle es ignorieren – es sei "deren Kultur" und kein Gegenstand militärischen Eingreifens. Der Marine konnte diese Antwort nicht akzeptieren und griff körperlich ein, um den Missbrauch zu stoppen. Das Kind starb später an seinen Verletzungen, nachdem es mehrere Nächte an ein Bett gekettet worden war, während ein afghanischer Mann es missbrauchte. Das Kind war acht Jahre alt, seiner Mutter entführt und an ein Bett gekettet worden, um sexuell benutzt zu werden. Während der Marine dies im Nachbarzelt mitanhören musste, wurde ihm gesagt, das sei "deren Kultur".

Statt Unterstützung erhielt er Disziplinarmaßnahmen und wurde aus dem Dienst entfernt.

Die Frage ist nicht, ob er das Protokoll befolgt hat. Die Frage ist: Wie sind wir an einen Punkt gelangt, an dem der Missbrauch eines Kindes als "kulturell" abgetan wird – und sein Stoppen als falsches Handeln gilt?

Dieser Vorfall brachte eine unbequeme Wahrheit ans Licht: Unsere internationalen ethischen Maßstäbe geraten aus dem Lot, wenn wir selektiv entscheiden, welche Opfer zählen.

In westlichen Institutionen besteht eine starke Tendenz, globale Menschenrechtsfragen durch ein feministisches Raster zu betrachten, das auf die Probleme von Mädchen und Frauen zugeschnitten ist. Dieses Raster hat Leben gerettet und reale Veränderungen bewirkt.

Doch wird derselbe Blickwinkel ohne Anpassung auf Kontexte wie Afghanistan angewandt, verschwinden Jungen aus dem Sichtfeld.

Sie passen nicht in das erwartete Narrativ von Verletzlichkeit. Man nimmt an, ihr Geschlecht schütze sie – selbst wenn sie Kinder sind.

Als ich versuchte, die Situation ausgebeuteter Jungen mit einer großen Entwicklungsorganisation (Plan Canada) zu besprechen, in der Hoffnung, den Ansatz über ein einziges ideologisches Raster hinaus zu erweitern, wurde das Treffen abgesagt. Das Thema war unbequem, und die Vorstellung, dass Jungen Opfer sein können, passte nicht in das etablierte Advocacy-Modell.


Wegen diesem himmelschreienden Sexismus wird "Plan" seit vielen Jahren von Männerrechtlern kritisiert.

Wenn Engagement nur auf Leid reagieren kann, das seinen Erwartungen entspricht, dann ist es ein Engagement für sich selbst – nicht für die Kinder, die es brauchen.

(…) Dieses Thema ist kein Angriff auf den Feminismus. Es ist ein Einwand gegen enge Deutungsrahmen, die das Leiden von Jungen unsichtbar machen.

Ein echter menschenrechtlicher Ansatz wählt Opfer nicht nach Geschlecht aus – er schützt Kinder, alle Kinder, überall.

Das bedeutet:

* Missbrauch an Jungen zu dokumentieren, nicht zu verdrängen

* Überlebende würdevoll und anonym zu unterstützen

* humanitäre Helfer darin zu schulen, Jungen als Opfer zu erkennen

* schädliche Praktiken zu hinterfragen, ohne ganze Kulturen zu verwerfen

* Stimmen aus Afghanistans eigenen Gemeinschaften in den Mittelpunkt zu stellen

Wenn unsere moralische Architektur das leidende Kind wegen seines Geschlechts nicht sehen kann, dann ist das keine Gerechtigkeit – sondern eine Präferenz.

Wenn die Welt den Missbrauch von Jungen ignoriert, senden wir eine Botschaft: Manche Kinder zählen, andere nicht.

Diese Botschaft richtet lebenslangen Schaden an. Sie lässt Jungen isoliert, traumatisiert und ungeschützt zurück. Sie verzerrt auch die Zukunft, denn Kinder, die mit unbehandeltem Missbrauch aufwachsen, tragen unsichtbare Narben ins Erwachsenenleben.

Der Schutz von Mädchen darf niemals auf Kosten der Ignoranz gegenüber Jungen gehen. Wir müssen uns nicht für eine Gruppe entscheiden – wir müssen unsere Empathie erweitern.

Um Ausbeutung zu beenden, müssen wir bereit sein, das ganze Bild zu sehen. Und manchmal bedeutet das, die Annahmen unserer eigenen Engagementbewegungen zu hinterfragen, selbst wenn es unbequem ist.

Denn Unbehagen kann der Anfang von Wahrheit sein.




10. "Zimbabwe muss anerkennen, dass Frauen Männer und Jungen vergewaltigen" fordert die Exil-Zeitung "The Zimbabwean". (In Simbabwe unterliegen Medien starken staatlichen Restriktionen.) Der Autor argumentiert ähnlich, wie ich das tue:

Ein aktueller Fall vor dem Regionalgericht in Harare, in dem eine Frau beschuldigt wird, einen 16-jährigen Jungen sexuell missbraucht zu haben, hat eine unbequeme, aber längst überfällige nationale Debatte neu entfacht: über Vergewaltigung, Einwilligung und die eklatanten Doppelstandards, die im simbabwischen Recht und in gesellschaftlichen Einstellungen verankert sind.

Während das Verfahren noch läuft und für die Angeklagte die Unschuldsvermutung gilt, legt die öffentliche Diskussion, die der Fall ausgelöst hat, eine tief verwurzelte Fehlannahme offen, die Männern und Jungen seit Jahrzehnten Gerechtigkeit verweigert: den Glauben, eine Frau könne einen Mann nicht vergewaltigen, weil sexuelle Penetration eine Erektion erfordere – und eine Erektion als Zeichen von Zustimmung gelte.

Nach simbabwischem Recht ist Vergewaltigung so definiert, dass Täter faktisch auf Männer und Opfer auf Frauen beschränkt werden. Wenn Frauen Männer oder Jungen sexuell verletzen – selbst dort, wo Gewalt, Zwang oder Penetration behauptet werden –, wird die Tat zu sexueller Nötigung oder schwerer unsittlicher Handlung herabgestuft.

Diese Differenz ist nicht bloß sprachlicher Natur. Sie spiegelt ein grundlegendes Missverständnis männlicher Biologie und Psychologie wider, das männliches Leid verharmlost und Missbrauch stillschweigend legitimiert. Sie festigt den Mythos, Männer und Jungen seien immer willige Teilnehmer an sexuellen Handlungen und könnten von Frauen nicht verletzt werden.

Die Annahme, auf der diese Ungerechtigkeit beruht, ist wissenschaftlich falsch. Die Medizin hat seit Langem festgestellt, dass Erektionen und Ejakulationen nicht allein durch sexuelles Begehren oder bewusste Zustimmung gesteuert werden. Sie werden weitgehend vom autonomen Nervensystem und spinalen Reflexen kontrolliert. Urologen und Neurologen zufolge kann eine Erektion als reflexartige Reaktion auf körperliche Stimulation, Angst, Panik, Stress oder Bedrohung auftreten. Dafür braucht es weder Anziehung noch Einwilligung oder emotionale Bereitschaft. Es handelt sich um dasselbe Nervensystem, das unwillkürliche Reaktionen wie Schwitzen, erhöhten Herzschlag oder Zusammenzucken bei Gefahr auslöst.

Forschungsergebnisse aus anerkannten medizinischen und psychologischen Fachzeitschriften zeigen übereinstimmend, dass männliche Opfer sexueller Gewalt während eines Übergriffs unwillkürliche Erektionen oder sogar Ejakulationen erleben können. Der klinische Psychologe Dr. Michael Seto, der umfangreich über männliche sexuelle Viktimisierung publiziert hat, betont, dass es sich dabei um "automatische physiologische Reaktionen" handelt, die "häufig fälschlich als Beweis für Zustimmung interpretiert werden, obwohl sie vollständig unwillkürlich sind".

Auch die American Psychological Association warnt ausdrücklich davor, körperliche Erregung während sexueller Gewalt mit Begehren oder Einwilligung zu verwechseln.

(…) Studien zu männlichen Vergewaltigungsüberlebenden, veröffentlicht unter anderem in den Fachmagazinen "Archives of Sexual Behavior" und im "Journal of Interpersonal Violence", zeigen, dass viele Betroffene den Missbrauch jahrelang nicht melden oder nie anzeigen – gerade weil sie durch die Reaktion ihres eigenen Körpers verunsichert sind und befürchten, man werde ihnen nicht glauben. Viele berichten, von Gleichaltrigen oder sogar von Behörden zu hören bekommen zu haben, sie müssten es "gewollt" oder "genossen" haben, weil ihr Körper reagiert habe.

Sozialwissenschaftliche Forschung zu sogenannten "Mythen über männliche Vergewaltigung" zeigt, wie weit verbreitet und schädlich diese Vorstellungen sind. Studien aus Großbritannien, den USA und Australien belegen, dass große Teile der Bevölkerung glauben, ein Mann könne von einer Frau nicht vergewaltigt werden oder eine Erektion bedeute automatisch Zustimmung.

Diese Überzeugungen beeinflussen nachweislich polizeiliche Haltungen, Entscheidungen von Staatsanwaltschaften und die Urteilsfindung von Geschworenen. Männlichen Anzeigenden wird häufiger misstraut, sie werden verspottet oder abgewiesen – besonders dann, wenn die mutmaßliche Täterin eine Frau ist.

Das erinnert unheimlich an einen anderen Mythos, der einst das öffentliche Denken dominierte: den Glauben, eine Frau könne durch eine Vergewaltigung nicht schwanger werden, weil Stress angeblich eine Empfängnis verhindere. Diese Behauptung wurde jahrzehntelang genutzt, um Überlebende zu diskreditieren und Täter zu schützen. Die Medizin hat sie schließlich widerlegt, und die Gesellschaft musste sich der Grausamkeit und Unwissenheit hinter dieser Annahme stellen. Heute würde kaum jemand behaupten, eine Schwangerschaft beweise Zustimmung. Und doch halten wir an einer ebenso unbegründeten Vorstellung fest, wenn es um männliche Opfer und Erektionen geht.

Der aktuelle Gerichtsfall zeigt, wie gefährlich dieser Mythos ist. Ein 16-jähriger Junge gibt an, überwältigt, gefesselt, angebunden und zu ungeschütztem Geschlechtsverkehr gezwungen worden zu sein. Doch weil die mutmaßliche Täterin eine Frau ist, lautet die Anklage auf schwere unsittliche Handlung und nicht auf Vergewaltigung. Die implizite Botschaft lautet: Was ihm widerfahren ist, sei weniger gewalttätig, weniger traumatisch und weniger würdig der vollen rechtlichen Verurteilung. Diese Botschaft richtet realen Schaden an – nicht nur bei diesem Betroffenen, sondern auch bei unzähligen stillen Opfern, die aus dem Verborgenen zuschauen.

Sexuelle Gewalt dreht sich nicht ausschließlich um körperliche Stärke. Es geht um Macht, Kontrolle, Angst und Zwang. Frauen können und üben Macht über Männer und Jungen aus – durch Altersunterschiede, Autorität, Manipulation, Drohungen, Fesselung oder die Ausnutzung von Verletzlichkeit.


Ein Wiener Sozialarbeiter könnte hier einwenden, dass solche Frauen womöglich "nicht erst reagieren, wenn ihnen Gewalt widerfährt, sondern selbst aktiv werden". Wir hätten es dann also mit vorbeugenden Vergewaltigungen zu tun. Außerdem müssen die armen Dinger sich ja irgendwie "in einer testosterongeprägten Umgebung behaupten".

Forschung zur Viktimisierung männlicher Jugendlicher zeigt, dass Jungen besonders anfällig für Missbrauch durch ältere Frauen sind, zugleich aber am seltensten geglaubt oder unterstützt werden. Wenn schon das Gesetz selbst an ihrer Opferrolle zu zweifeln scheint, wird Schweigen zur sichereren Option.

Simbabwe kann nicht glaubwürdig behaupten, sexuelle Gewalt bekämpfen zu wollen, solange Gesetze und Einstellungen bestehen, die männlichen Opfern volle Anerkennung verweigern. Vergewaltigung muss über das Fehlen von Einwilligung definiert werden – nicht über das Geschlecht des Täters oder die physiologische Reaktion des Opfers. Polizei, Staatsanwaltschaften und Richter müssen in den Grundlagen sexueller Reaktionsmechanismen und Traumata geschult werden. Die Öffentlichkeit muss verstehen, dass Erektionen und Ejakulationen kein Beweis für Zustimmung sind, sondern Reflexe, die selbst in Todesangst auftreten können.

Männer und Jungen verdienen eine Stimme. Ihr Schmerz ist real, ihr Trauma legitim, ihr Anspruch auf Gerechtigkeit gleichwertig. Solange wir die Mythen nicht abbauen, die sie zum Schweigen bringen, und die Gesetze nicht reformieren, die sie an den Rand drängen, werden wir weiterhin Täter schützen und Opfer verraten. Eine Gesellschaft, die sexuelle Gewalt wirklich verurteilt, muss dies ohne geschlechtsspezifische blinde Flecken tun. Alles andere ist keine Gerechtigkeit – sondern Diskriminierung im Gewand der Tradition.




Donnerstag, Dezember 18, 2025

DIE WELT: "Sexuell belästigt – von einer Frau"

1. In der "Welt" beschäftigt sich eine Autorin heute mit einem Tabuthema:

Neulich auf einer Party: Eine Hand fasste in meinen Ausschnitt. Es war eine weibliche Hand, giftgrüner Nagellack mit Strass.


Hier geht es weiter. Vielleicht beschäftigt sich die "Welt" sogar irgendwann mal mit Männern, die weibliche Übergriffe erlebt haben. Immerhin hat die Autorin Dinge Erfahrungen gemacht, die auch Männer machen:

Bei einer Frau scheute ich körperliche Gegenwehr. Man(n) schlägt doch keine Frau! Aber was ist mit: Frau schlägt Frau? Gewalt ist, wie wir alle wissen, keine Lösung. Allerdings hat sie "Nein" ja nicht verstanden. Auf sowas bereitet einen niemand vor. Also Rückzug, ein Shot an der Bar – und Google. (…) Hilfsangebote? Keine Spur. Gibt es bei der Polizei Broschüren zum Thema? Hotlines? Kurse? Irgendwas? Oder stellte ich mich einfach an? Schließlich gelten Frauen ja selten als Gefahr in Sachen sexueller Übergriffigkeit. Und doch existieren sie – die Belästigerinnen.




2. Ein Bericht über die Talkrunde Markus Lanz von Dienstag Nacht zum Thema Künstliche Intelligenz:

Während Sascha Lobo keine großen Bedenken zeigte, sah [der Psychologe und Entertainer] Leon Windscheid große Gefahren im laschen Umgang mit KI. "Es validiert, es bestätigt die ganze Zeit", so der Psychologe. Er ergänzte: "Ein guter Therapeut (...) würde aber auch hinterfragen." In dem Zusammenhang stellte Windscheid mit ernster Miene klar: "Wenn eine Gruppe auf dieser Welt doch nicht mehr validiert werden muss und immer hören muss, "Boah, bist du toll", (...), sind das Männer. Also für die würde ich mir eine echte Therapie wünschen und jemanden, der kritisch hinterfragt statt zu validieren."


Wie praktisch: Das ganze letzte Jahr über verlinke ich immer wieder mal auf Beiträge, die erklären, warum die heutige Form von Psychothereapie für Männer nicht besonders glücklich ist, und dann kommt ein Leon Windscheid daher und sagt: "Hier, ich mach's mal gerade vor."

Währenddessen hat die erste Japanerin eine Künstliche Intelligenz geheiratet, nachdem sie sich von ihrem menschlichen Partner getrennt hatte. Das dürfte kein Einzelfall bleiben: "Laut einer Erhebung der japanischen Gesellschaft für Sexualerziehung äußerten 2023 rund 22 Prozent der befragten Schülerinnen der Mittelstufe Offenheit für romantische Beziehungen zu fiktiven Figuren."



3. Rammstein-Sänger Till Lindemann hat einen neuen Song veröffentlicht. Die Berliner Zeitung stößt sich vor allem an einer Zeile darin: "Wie Unkraut sprießt der Feminismus".



4. Britische Jungen werden jetzt "gegen Frauenfeindlichkeit" erzogen:

Lehrer werden geschult, um Anzeichen von Frauenfeindlichkeit zu erkennen und im Unterricht dagegen vorzugehen. Dies ist Teil der lang erwarteten Strategie der Regierung, Gewalt gegen Frauen und Mädchen innerhalb des nächsten Jahrzehnts zu halbieren.

(…) Die Schüler werden über Themen wie Einwilligung, die Gefahren der Weitergabe intimer Bilder, die Identifizierung positiver Vorbilder und die Hinterfragung ungesunder Mythen über Frauen und Beziehungen unterrichtet.

(…) Die Regierung hofft, dass durch die Bekämpfung der frühen Ursachen von Frauenfeindlichkeit verhindert werden kann, dass junge Männer zu gewalttätigen Tätern werden.

(…) Die Ministerin für Kinderschutz, Jess Phillips, bezeichnete Gewalt gegen Frauen und Mädchen als "nationalen Notstand".

(…) Der Steuerzahler wird 16 Millionen Pfund der Kosten übernehmen, während die Regierung angibt, eng mit Philanthropen und anderen Partnern an einem Innovationsfonds für die restlichen 4 Millionen Pfund zu arbeiten.

Fast 40 % der Teenager in Beziehungen sind Opfer von Missbrauch, so die Wohltätigkeitsorganisation Reducing the Risk, die sich gegen häusliche Gewalt einsetzt.

(…) Als Reaktion auf die Pläne der Regierung sagten einige Lehrer, dass die Schulen bereits die Art von Arbeit leisten, die in den Maßnahmen beschrieben wird. "Wir begrüßen zwar jede Initiative, die gesunde Beziehungen und Aufklärung über Einwilligung in den Vordergrund stellt, aber es ist wichtig zu erkennen, dass Schulen wie die Beacon Hill Academy in Dudley diese Arbeit bereits seit Jahren effektiv leisten", sagte Schulleiter Sukhjot Dhami.

(…) Am Samstag werden außerdem zwei Fernsehspots ausgestrahlt, in denen eine Reihe von Sportlern und Prominenten ein Ende der Gewalt gegen Frauen und Mädchen fordern.

Die Beauftragte für häusliche Gewalt in England und Wales, Dame Nicole Jacobs, sagte, die Verpflichtungen gingen "nicht weit genug", um einen Rückgang der Zahl der Opfer von Missbrauch zu erreichen.

Sie fügte hinzu: "Die heutige Strategie erkennt zu Recht das Ausmaß dieser Herausforderung und die Notwendigkeit, die ihr zugrunde liegenden frauenfeindlichen Einstellungen anzugehen, aber die Investitionen, um dies zu erreichen, sind bei weitem nicht ausreichend."


Man braucht das ja gar nicht mehr zu kommentieren. Nach den neuesten Zahlen sind Männer sogar deutlich häufiger Opfer einseitig verlaufender häuslicher Gewalt. Was auch daran liegen könnte, dass sich die geschilderten Appelle einseitig an Jungen und nicht ebenso an Mädchen richten.



5. Jungen und Männer, die wissen möchten, wie sie sich vor toxischen Frauen schützen können, sind weiterhin auf das Internet angewiesen. Gestern ging ein Video der Beziehungsberaterin "Marni" online, das sieben Warnsignale vorstellte, anhand derer Männer problematische Verhaltensweisen bei Frauen frühzeitig erkennen können, um emotionalen Schaden zu vermeiden:

1. Nett zu dir, fies zu anderen: Achte darauf, wie sie Servicekräfte oder Fremde behandelt. Wenn sie dort respektlos ist, wird sie dich langfristig wahrscheinlich genauso behandeln, sobald die erste Verliebtheitsphase vorbei ist.

2. Keine persönlichen Ziele oder Ambitionen: Eine Frau ohne eigenen Antrieb könnte deinen Erfolg irgendwann als Bedrohung empfinden und versuchen, dich klein zu halten.

3. Sie ist in ihren Geschichten immer das Opfer: Wenn alle Ex-Partner, Freunde oder Kollegen die "Bösen" sind und sie keinerlei Eigenverantwortung übernimmt, wirst du vermutlich der nächste Bösewicht in ihrer Erzählung sein.

4. Love-Bombing und anschließender Rückzug: Intensive Zuneigung zu Beginn, gefolgt von emotionaler Distanz, erzeugt eine ungesunde Push-Pull-Dynamik, die dich an sie binden soll.

5. Verweigerung von Verantwortung: Wenn sie erwartet, dass du ständig ihre Probleme löst oder sie finanziell und emotional "rettest", führt das oft zu gegenseitigem Groll.

6. Respektlosigkeit gegenüber Grenzen: Sie ignoriert dein Bedürfnis nach Zeit für dich oder Arbeit und versucht, deine Grenzen zu testen oder zu kontrollieren.

7. Dein Bauchgefühl: Marni betont, dass Instinkte meist richtig liegen. Wenn sich etwas dauerhaft falsch anfühlt, sollte man dies nicht ignorieren, nur um die Beziehung zu retten.




Mittwoch, Dezember 17, 2025

Die verlorene Generation weißer Männer

Einer meiner Leser hat mich auf einen neuen Artikel aufmerksam gemacht, der gerade auch in den Männerforen von Reddit Aufmerksamkeit erhält, und mir auch gleich seine deutsche Übersetzung zukommen lassen. Der Beitrag ist brutal lang (ihr habt heute sonst nichts mehr vor, hoffe ich?), aber er erklärt viel, gerade im Zusammenhang mit Fragen wie, warum so viele junge Männer Donald Trump gewählt haben.



Seit fünfzehn Jahren verkaufe ich Tickets, um meine Rechnungen zu bezahlen. Aber im Januar 2016 hätte ich fast eine richtige Karriere hingekriegt. Ich war einunddreißig und lebte seit fünf Jahren in Los Angeles, wo ich Drehbücher schrieb. Ich hatte ein paar kleinere Erfolge gehabt, ein paar kleine Projekte wurden optioniert, und vor kurzem hatte ich angefangen, mit meinem besten Freund zusammen zu schreiben. Wir schrieben ständig, machten uns gegenseitig besser und kamen richtig in Fahrt.

Der Erfolg schien zum Greifen nah. Damals war das immer so.

Wir hatten ein Pilot-Drehbuch geschrieben, das ein erfahrener Showrunner auf eine sehr theoretische, sehr Hollywood-typische Art und Weise "angenommen" hatte. Das Projekt war ins Stocken geraten, daher waren wir überrascht, als uns ein Manager aus heiterem Himmel eine E-Mail schickte, um sich mit uns zu treffen. Der Showrunner erklärte, dass er uns für ein bevorstehendes Autorenteam vorgeschlagen hatte, das er leiten würde – der Manager war von unserem Pilotfilm begeistert und wollte uns engagieren.

Das war es also, der Moment, in dem unsere Karrieren durchstarten sollten. Wir hatten viel Zeit investiert – ich hatte Nachhilfe gegeben und Tickets weiterverkauft, um über die Runden zu kommen, während ich schrieb – und fünf Jahre schienen normal zu sein, wenn man bedenkt, dass etwas ältere Leute, die wir kannten, es geschafft hatten.

Aber natürlich war es 2016 schon zu spät.

Der Showrunner schickte uns eine entschuldigende E-Mail. "Ich hatte zunächst gedacht, ich könnte euch vielleicht einstellen", schrieb er, "aber letztendlich war das nicht möglich."

Wir trafen uns trotzdem mit dem Geschäftsführer – einem weißen Mann der Generation X –, der uns sagte, wie sehr ihm unser Pilotfilm gefallen hatte. Aber das Autorenteam sei klein, erklärte er entschuldigend, und die höherrangigen Autoren seien alle weiße Männer. Sie könnten kein Team haben, das nur aus weißen Männern bestehe. Vielleicht könnten sie uns einstellen, wenn die Serie eine weitere Staffel bekäme.

Das ist nie passiert.

Die Türen schienen sich überall und auf einmal zu schließen. Im Jahr 2011, als ich nach Los Angeles zog, waren 48 Prozent der TV-Autoren der unteren Ebene weiße Männer; bis 2024 machten sie nur noch 11,9 Prozent aus. Die Redaktion [der linksliberalen Zeitschrift] "The Atlantic" ging von 53 Prozent Männern und 89 Prozent Weißen im Jahr 2013 auf 36 Prozent Männer und 66 Prozent Weiße im Jahr 2024 zurück. Der Anteil weißer Männer sank von 39 Prozent der unbefristeten Stellen in den Geisteswissenschaften an der Harvard University im Jahr 2014 auf 18 Prozent im Jahr 2023.

Rückblickend war 2014 das entscheidende Jahr, in dem die Gleichstellungspolitik DEI (Diversity, Equity, Inclusion: Vielfalt, Gleichtstellung und Inklusion) in allen Bereichen des amerikanischen Lebens institutionalisiert wurde.

In einer Branche nach der anderen versprachen die Entscheidungsträger allen, die keine weißen Männer waren, besondere Berücksichtigung – und setzten genau das dann auch um. "Bei jeder Bekanntgabe von Beförderungen gab es den Wunsch, besonderen Wert auf das Geschlecht (oder die ethnische Zugehörigkeit) zu legen", erinnert sich ein ehemaliger Unternehmensberater. "Und wenn man nicht zu diesen Gruppen gehört, wird diese Botschaft immer lauter und gewinnt immer mehr an Bedeutung. Einerseits will man Menschen feiern, die benachteiligt waren. Andererseits schaut man sich um und sagt: Wow, die Welt feuert dich nicht an – tatsächlich feuert sie dich bewusst aus."

Da die Trump-Regierung den Apparat für Vielfalt, Gleichtstellung und Inklusion mit der Kettensäge bearbeitet, besteht die Tendenz, DEI als eine Reihe von gut gemeinten, aber wirkungslosen HR-Modulen darzustellen. "Zweifellos gab es ungeschickte DEI-Programme, die aufdringlich oder sogar befremdlich waren", erklärte Keeanga-Yamahtta Taylor im Magazin The New Yorker. "Aber in den meisten Fällen handelt es sich um eine relativ harmlose Praxis, die darauf abzielt, die Vielfalt zu erhöhen und gleichzeitig die Botschaft zu vermitteln, dass Arbeitsplätze fair und für alle offen sein sollten."

So haben vielleicht weiße Männer der Babyboomer- und der X-Generation DEI erlebt. Für weiße Männer der Millennial-Generation war DEI jedoch keine sanfte Neugewichtung, sondern eine tiefgreifende Veränderung in der Verteilung von Macht und Prestige. Dennoch hat praktisch keiner der Tausenden von Artikeln und Denkanstößen zum Thema Vielfalt diese Frage nach Kohorten betrachtet.

Dies ist keine Geschichte über alle weißen Männer. Es ist eine Geschichte über weiße Männer der Millennial-Generation im beruflichen Amerika, über diejenigen, die geblieben sind und die (meistens) geschwiegen haben. Die gleiche Identität bedeutete innerhalb eines Jahrzehnts völlig unterschiedliche berufliche Schicksale. Wenn man 2014 vierzig war – geboren 1974, mit Karrierebeginn Ende der 90er Jahre – war man bereits etabliert. Wenn du 2014 dreißig warst, bist du an deine Grenzen gestoßen.

Denn die Vorgaben zur Diversifizierung galten nicht für ältere weiße Männer, die in vielen Fällen immer noch enorme Macht ausüben: Sie galten für uns.



I. MEDIEN SIND WICHTIG

Es mag heute schwer zu glauben sein, aber vor einem Jahrzehnt lautete die vorherrschende Kritik am amerikanischen Journalismus, dass es ihm leider an Geschlechter- und Rassendiversität mangelte. Es gab die Hoffnung, dass die neuen Medien anders sein würden, dass das Internet eine größere Bandbreite an Stimmen einbringen würde. Aber Mitte der 2010er Jahre schwand dieser Optimismus. "Neue Medienunternehmen wie Vox, BuzzFeed und Politico versuchen, die Art und Weise, wie Menschen online Nachrichten und Unterhaltung konsumieren, zu revolutionieren", berichtete NPR im Jahr 2014. "Kritiker sagen jedoch, dass diese Redaktionen und Führungspositionen überwiegend mit weißen Männern besetzt sind."

Die Kritiker hatten größtenteils Recht: Bei Gawker waren immer noch 57 Prozent der Mitarbeiter männlich und 79 Prozent weiß; bei Vice waren die Mehrheit der Mitarbeiter männlich und 70 Prozent weiß. Bei FiveThirtyEight beklagte Nate Silver sich über eine so gravierende Geschlechterkluft, dass nur 15 Prozent der Bewerbungen von Frauen kamen.

In diese Welt kam Andrew 2015. Er nahm eine Stelle bei einer bekannten New-Media-Organisation an und wurde in die allgemeine Redaktion versetzt, wo er aktuelle Nachrichten verfolgte und über Nacht Artikel verfasste. "Es war lohnend", erzählte er mir. "Aber wenn man sich vorstellt, einen Vollzeitjob zu haben – nachts, am Wochenende – und dann zusätzlich noch zu versuchen, nebenbei einen Bereich aufzubauen, der einen irgendwann zu etwas Nachhaltigem führen könnte, ist das immer schwierig."

Er hatte Spaß an der Arbeit und entwickelte einen Bereich. Es herrschte immer noch allgemeiner Optimismus, vor allem im Bereich der neuen Medien. "Ich hatte sehr angesehene Hintergrundberichte und gelegentlich auch Exklusivmeldungen", sagte er. "Ich hatte Glaubwürdigkeit als jemand, der aus einer eher linksgerichteten Perspektive kam, über gute Kontakte zur Linken verfügte, aber bereit war, ihnen ab und zu einen Tritt in die Zähne zu geben. Damals ging es mir wirklich darum, die Machthaber zur Rechenschaft zu ziehen und neuen Ideen eine faire Chance zu geben."

Nach dem College, bevor er zum Journalismus kam, hatte Andrew im gemeinnützigen Bereich gearbeitet. Gespräche über Vielfalt und Machtstrukturen gehörten zur allgemeinen Atmosphäre, und er hatte nie groß darüber nachgedacht. "In jedem progressiven Umfeld gab es immer zumindest einige Bedenken hinsichtlich der Repräsentation", erklärte er. "Ich sah darin keinerlei Hindernis für meinen Aufstieg in den ersten sechs oder sieben Jahren meiner Karriere."

Aber diese Ansicht wurde immer schwerer aufrechtzuerhalten. Im Jahr 2019 wurde David Haskell, der gerade zum Chefredakteur des Magazins "New York" ernannt worden war, gebeten, auf die Enttäuschung der Mitarbeiter zu reagieren, dass "wieder ein weißer Mann" in diese Position befördert worden war. "Ich verstehe diese Reaktion. Ein Teil von mir teilt sie", sagte er seinen Mitarbeitern. "Der effektivste Weg, um die Vielfalt bei der Einstellung von Mitarbeitern zu verbessern, ist ein starkes, lautstarkes Bekenntnis von ganz oben. Ich ... habe vor, genau das zu tun."

Andrew arbeitete nicht bei "New York", aber er beobachtete, wie ähnliche Zwänge seinen Newsroom veränderten. Er war seit fünf Jahren dort, ein Reporter, der scheinbar nicht aufsteigen konnte, und plötzlich redeten alle nur noch über Diversitätskennzahlen. Das Management war, wie er es ausdrückte, "besessen davon, Menschen mit anderer Hautfarbe einzustellen". Aber der Pool war klein, und alle vielversprechenden Kandidaten wurden schnell von der New York Times oder Kabelnachrichtensendern abgeworben. "Bei all den Erklärungen, die diese Redaktionen abgegeben hatten, schien mir das Gebot ‚Genug mit den weißen Männern‘ zum Mantra geworden zu sein", erzählte er mir. "Und man musste sich einfach fragen, ob das bedeutete, dass man selbst in der eigenen Organisation keine Chancen mehr hatte."

Institutionen, die sich für Diversität einsetzten, beschlossen, dass es kein Zurück mehr geben würde. Wenn eine Stelle von einer Frau oder einer Person of Color frei wurde, sollte sie von einer anderen Frau oder Person of Color besetzt werden. "Die Hoffnung war immer, dass man einen diversen Kandidaten einstellen würde", erzählte mir ein leitender Redakteur bei einem großen Medienunternehmen. "Wenn es eine schwarze Frau am Anfang ihrer Karriere gab, die man einstellen wollte, konnte man jemanden finden ... aber wenn sie gut war, wusste man, dass sie in kurzer Zeit zur New York Times oder zur Washington Post wechseln würde."

Die Wahrheit ist, dass die meisten Nachrichtenagenturen nach jahrelangen gemeinsamen Anstrengungen bereits die Geschlechterparität erreicht und stillschweigend übertroffen hatten. Bis 2019 waren die Redaktionen von ProPublica, der Washington Post und der New York Times mehrheitlich mit Frauen besetzt, ebenso wie die New-Media-Newcomer Vice, Vox, Buzzfeed und The Huffington Post.

Und dann kam 2020, und alles geriet aus den Fugen.

Nach dem Tod von George Floyd beeilten sich die Redaktionen, eine "Abrechnung" zu inszenieren. Die New York Times versprach feierlich "umfassende" Reformen – zusätzlich zu den umfassenden Reformen, die sie bereits zuvor versprochen hatte. Die Washington Post erklärte, sie werde "die vielfältigste und inklusivste Redaktion des Landes” werden. CNN versprach ein "nachhaltiges Engagement” für die Berichterstattung über Rassismus, während Bon Appétit zugab, dass "unsere Redaktion viel zu lange viel zu weiß war” und dass das Magazin "viele BIPOC-Mitarbeiter und -Mitwirkende nur als Alibi benutzt” habe. NPR ging noch weiter und erklärte, dass Vielfalt nichts weniger als sein "Leitstern” sei.

Das waren auch keine leeren Parolen. Im Jahr 2021 waren nur 25 Prozent der neuen Mitarbeiter bei Condé Nast männlich und 49 Prozent weiß; bei der California Times, der Muttergesellschaft von The Los Angeles Times und The San Diego Union-Tribune, waren es nur 39 Prozent Männer und 31 Prozent Weiße. In diesem Jahr stellte ProPublica 66 Prozent Frauen und 58 Prozent People of Color ein; Bei NPR waren 78 Prozent der neuen Mitarbeiter People of Color.

"Für eine typische Stelle bekamen wir ein paar hundert Bewerbungen, wahrscheinlich mindestens 80 von weißen Männern”, erinnert sich der Personalverantwortliche. "Es war klar, dass wir nicht die besten Leute einstellen würden ... Es war irritierend, wie wir darüber sprachen, weiße Männer auszuschließen." Die Pipeline hatte sich nicht wesentlich verändert – weiße Männer machten immer noch fast die Hälfte der Bewerber aus –, aber sie besetzten nun nur noch knapp 10 Prozent der offenen Stellen.

Plötzlich drehte sich in Andrews Redaktion alles um Identität. Es gab endlose Diversity-Schulungen, eine Bewertung des "Klimas" in Bezug auf Rassismus – irgendwann wurde den Reportern gesagt, sie müssten die Identitätsmerkmale all ihrer Quellen bis ins kleinste Detail katalogisieren. Andrew hatte maßgeblich an der Gründung der Gewerkschaft in seinem Unternehmen mitgewirkt und protestierte, als sich die Verhandlungen von Abfindungen und Elternzeit zu Forderungen nach Rassenzuteilungen verlagerten. "Sie wollten so etwas wie ... Notfall-Einstellungen von Schwarzen", sagte er.

Als er diese neuen Prioritäten in Frage stellte, kam schnell eine Reaktion. "In einem Zoom-Gespräch gifteten mich Frauen bei etwas an, das ich gesagt hatte, und andere Frauen schnippten mit den Fingern im [Chat]-Fenster", erinnert er sich. "Es war diese ganze subkulturelle Sprache, die pauschal eingeführt wurde."

Verzweifelt auf der Suche nach Aufstiegsmöglichkeiten – er hatte seit fast sechs Jahren denselben Job und denselben Titel – sah sich Andrew anderweitig um. "Ich habe mich bei The Atlantic, Politico, CNN, The Washington Post und drei verschiedenen Redaktionen bei The New York Times beworben", erzählte er mir. Aber die Redaktionen schrumpften, was den Wettbewerb nur noch intensiver machte. "Wenn Knappheit einsetzt, fängt man an, sich ein bisschen mehr Gedanken über solche Dinge zu machen", meinte Andrew. "Das war ein Problem des Geschäftsmodells, das durch das Problem der Bevorzugung aufgrund der ethnischen Zugehörigkeit [und des Geschlechts] noch verschärft wurde."

Bei "The Atlantic" bekam Andrew nicht einmal ein Vorstellungsgespräch. Jeffrey Goldberg, der Chefredakteur, hatte seine Einstellungsphilosophie bereits 2019 beschrieben: "Indem ich jüngeren Menschen, Frauen und People of Color neue Möglichkeiten eröffne und mir bewusst vorstelle, wie sie aufsteigen könnten, habe ich einfach den Pool potenzieller Führungskräfte erweitert. Hier gibt es kein Quotensystem."

Goldberg sprach offen über eine andere, weniger angenehme Realität. "Es ist wirklich sehr, sehr schwer, eine 10.000 Wörter lange Titelgeschichte zu schreiben", sagte er in demselben Interview. "Es gibt nicht viele Journalisten in Amerika, die das können. Die Journalisten in Amerika, die das können, sind fast ausschließlich weiße Männer."

Mit oder ohne Quoten gelang es The Atlantic, weniger dieser weißen Männer einzustellen. Seit 2020 sind fast zwei Drittel der Neueinstellungen bei The Atlantic Frauen, zusammen mit fast 50 Prozent People of Color. Im Jahr 2024 gab The Atlantic bekannt, dass drei Viertel der redaktionellen Neueinstellungen im vergangenen Jahr Frauen und 69 Prozent People of Color waren. Die Ironie dabei war, dass dort, wo ältere weiße Männer weiterhin das Sagen hatten, vor allem dort, wo sie weiterhin das Sagen hatten, fast kein Platz für einen Aufstieg war.

"Wenn man ein Team aus weißen Männern um sich herum einstellte, machte man sich selbst zur Zielscheibe", erinnert sich der Personalverantwortliche. Beim New York Times Magazine (einem der wenigen renommierten Magazine mit einem öffentlichen Impressum) ist Jake Silverstein, ein weißer Mann der Generation X, Chefredakteur, und Bill Wasik, ebenfalls ein weißer Mann der Generation X, ist Redaktionsleiter. Aber von den neun Millennial-Redakteuren und Story-Redakteuren unter ihnen ist nur einer weiß – und der ist seit 2012 dabei, also quasi ein Altgedienter.

Ganz unten auf der Karriereleiter sieht es kaum anders aus. Seit 2020 sind nur 7,7 Prozent der Praktikanten bei der Los Angeles Times weiße Männer. Zwischen 2018 und 2024 waren von den etwa 30 Sommerpraktikanten pro Jahr bei der Washington Post nur zwei oder drei weiße Männer (im Jahr 2025, zeitgleich mit bestimmten politischen Veränderungen, gab es unter den Praktikanten der Post sieben weiße Männer – eine Zahl, die seit 2014 nicht mehr erreicht wurde). Im Jahr 2018 hat die New York Times ihr Sommerpraktikum durch ein einjähriges Stipendium ersetzt. Nur 10 Prozent der fast 220 Stipendiaten waren weiße Männer.

Auch andere Wege versiegten. Die alternativen Wochenzeitungen, die jungen Männern, die nicht in die Norm passten, den Einstieg ermöglichten, haben sie komplett fallen gelassen. In der Redaktion der Seattle Stranger oder bei der Redaktion der Indy Week gibt es keine weißen Männer. Noch 2017 standen sechs weiße Männer an der Spitze der Redaktion der Portland Mercury. 2024 war es nur noch einer: der Chefredakteur aus der Babyboomer-Generation. Anfang der 2020er Jahre fiel vielen Journalisten, mit denen ich sprach, noch etwas anderes auf: Die jungen weißen Männer, die einst die Praktikums- und Stipendienplätze überschwemmt hatten, bewarben sich einfach nicht mehr. Die Männer der Generation Z hatten die Botschaft verstanden, dass Journalismus nichts für sie war.

"Die Weiblichkeit ist auffällig", vertraute mir ein bekannter Reporter der Generation X mit tadelloser liberaler Gesinnung an. "Es ist wie: Wow, wo sind die Männer geblieben?"

In weniger als einem Jahrzehnt hat sich das gesamte Gesicht der Branche verändert. Die Redaktion der New York Times hat sich von 57 Prozent Männern und 78 Prozent Weißen im Jahr 2015 auf 46 Prozent Männer und 66 Prozent Weiße im Jahr 2024 verändert. Condé Nast hat heute nur noch 35 Prozent Männer und 60 Prozent Weiße. BuzzFeed, ein Medienunternehmen, das 2014 noch 52 Prozent Männer und 75 Prozent Weiße hatte, hatte 2023 nur noch 36 Prozent Männer und 52 Prozent Weiße.

Aber nichts erklärt die Geschichte der neuen Medien so gut wie Vox, dessen Erklärer den Diskurs der 2010er Jahre dominierten und dessen interne Demografie den beruflichen Wandel des Jahrzehnts widerspiegelt. Im Jahr 2013, als Ezra Klein wegen der mangelnden Vielfalt seines Start-ups in die Kritik geriet, waren 82 Prozent der Mitarbeiter von Vox Media männlich und 88 Prozent weiß. Im Jahr 2022 waren nur noch 37 Prozent der Mitarbeiter männlich und 59 Prozent weiß, und im Jahr 2025 waren 73 Prozent der Führungskräfte weiblich.

Der demografische Wandel veränderte nicht nur, wer die Geschichten erzählte, sondern auch, welche Geschichten erzählt wurden. Nach dem Tod von George Floyd wurde Andrews Kollege Lucas mit einem Artikel darüber beauftragt, warum man niemals die Polizei rufen sollte. "Ich erinnere mich, dass ich einen dieser Abolitionisten für einen Artikel interviewen musste, in dem es darum ging, dass es weiße Vorherrschaft sei, die Polizei zu rufen, wenn jemand in dein Auto oder dein Haus einbricht – selbst wenn du sie für einen Versicherungsbericht brauchst", erzählte mir Lucas. "Das hat mir immer ein ungutes Gefühl gegeben. Ich denke mit großem Bedauern daran zurück."

"2005 waren Redaktionen noch eher Mitte-links", meinte der bekannte Reporter der Generation X. "Jetzt sind sie total links ... Ich denke, ein Grund dafür, dass Redaktionen jetzt so deutlich links sind, ist, dass weiße Männer und Frauen eine Art Schutzfarbe annehmen, eine Verbündeten-Mentalität, um überhaupt reinzukommen."

Andrew konnte diese performative Verbündetenrolle, die man von ihm erwartete, nicht übernehmen.

"Ich dachte immer, ich wäre ein verweiblichter Nerd, als ich aufwuchs ... aber meine Art, mich auszudrücken, macht mich jetzt zu einem der maskulinsten Männer in den Medien", erzählte er mir. "Ich begann zu begreifen, dass es nicht viel Platz für Leute gab, die sogar mit meiner Stimmlage sprechen."

Er wurde für eine Stelle als leitender Reporter bei einem renommierteren Medium eingestellt, "wobei ich jeden Schritt des Weges durch Reifen springen musste", wie er mir erzählte.

Aber am Ende kam es ihm wie ein grausamer Witz vor: ausführliche Vorstellungsgespräche, Schreibprüfungen, endlose Besprechungen mit verschiedenen Redakteuren, nur um Monate später herauszufinden, dass der Job an jemanden vergeben wurde, der zehn Jahre jünger war als er – einen schwulen Mann mit dunkler Hautfarbe, der es in weniger als zwei Jahren vom Praktikanten zum Redaktionsassistenten und schließlich zum leitenden Reporter geschafft hatte. "Wenn du ein weißer Mann bist, musst du ein Superstar sein", meinte Andrew. "Man kann sich des Gefühls nicht erwehren, dass man, egal wie gut man ist, im falschen Jahr geboren wurde."

Seiner Meinung nach gab es in der Branche super erfolgreiche weiße Männer, die es vor 2014 geschafft hatten und somit praktisch zur Generation X gehörten – aber für alle anderen war es fast unmöglich, in einer schrumpfenden Branche aufzusteigen. ("Ich wurde in einer bestimmten Ära quasi großväterlich behandelt und hatte bis 2015–2024 ein Niveau erreicht, auf dem mich das einfach nicht wirklich betraf", erzählte mir einer dieser Superstar-Journalisten.)

Nachdem er Jahre der Übernahmen überstanden hatte, wurde Andrew 2023 endlich zum leitenden Reporter befördert, aber zu diesem Zeitpunkt fühlte sich das weniger wie eine Anerkennung als vielmehr wie ein Trostpreis an. Er war fast 40, unverheiratet und hatte kaum Möglichkeiten für einen Aufstieg oder eine Versetzung. Als die nächste Runde von Übernahmen kam, beschloss er, dass es Zeit war zu gehen.



II. DER AKADEMISCHE ELFENBEINTURM

Es gibt viele Geschichten, die wir uns über Hautfarbe und Geschlecht erzählen, vor allem in der Wissenschaft. Aber alle, mit denen ich gesprochen habe, waren sich einig, dass es am besten ist, nicht darüber zu reden, zumindest nicht öffentlich und zumindest nicht unter Angabe des eigenen Namens. "Die Geisteswissenschaften sind so klein", meinte ein Professor der Millennial-Generation nervös. "Es ist ein Unterschied, ob man etwas denkt oder ob man seine Meinung öffentlich macht", sagte ein anderer.

Umso schockierender war es, als David Austin Walsh, Postdoktorand in Yale und linke Twitter-Persönlichkeit, beschloss, mit einem einzigen Tweet jede Chance auf eine Karriere zu zerstören.

"Ich bin 35 Jahre alt, habe vor über vier Jahren promoviert und bin – ganz ehrlich gesagt – auch ein weißer Mann", schrieb er auf X. "Kombiniert man diese Faktoren, bin ich als amerikanischer Historiker des 20. Jahrhunderts praktisch unbeschäftigbar."

Die Reaktionen waren schnell und heftig. "Ihr seid alle einfach nur lächerlich", schrieb Nikole Hannah-Jones von der New York Times. "Habt ihr die Daten zu Professuren gesehen?" "Weiße Männer machen 30 Prozent der US-Bevölkerung aus, aber fast 40 Prozent der Fakultät", twitterte ein Professor mit Festanstellung an der GWU. "Es ist schwer, für systemische Diskriminierung zu argumentieren."

Es spielte keine Rolle, dass bereits 2012 Frauen in den Geisteswissenschaften mit größerer Wahrscheinlichkeit eine Festanstellung erhielten als Männer, oder dass eine 2015 veröffentlichte, von Fachkollegen begutachtete Studie darauf hindeutete, dass Frauen bei der Einstellung im MINT-Bereich bevorzugt wurden, oder sogar, dass CUPAHR, eine Vereinigung von akademischen DEI-Fachleuten, feststellte, dass "Assistenzprofessoren mit Migrationshintergrund (35 Prozent) und Assistenzprofessorinnen (52 Prozent) im Vergleich zu US-amerikanischen Doktoranden überrepräsentiert sind (32 Prozent bzw. 44 Prozent) überrepräsentiert sind."

Wie in anderen Branchen auch, kam es auf den Eindruck an. Wenn man sich die akademische Welt ansah, sah man immer noch alte weiße Männer. Viele davon.

"Ein wichtiger Grund, warum es so schwer ist, die Vielfalt zu erhöhen, ist, dass die Fluktuation echt langsam ist", meinte ein Professor der Millennial-Generation mit Festanstellung. "Und das ist jetzt noch schlimmer geworden, weil die Babyboomer so lange leben." Viele Eliteuniversitäten hatten früher eine obligatorische Altersgrenze von 70 Jahren. Aber 1994 hat der Kongress die akademische Ausnahme für Altersdiskriminierung abgeschafft und damit die Demografie der überwiegend weißen männlichen Professorenschaft für eine Generation festgeschrieben.

Weiße Männer machen zwar immer noch 55 Prozent der Fakultät für Kunst und Wissenschaften in Harvard aus (vor zehn Jahren waren es noch 63 Prozent), aber das ist ein Erbe der Beschäftigungsmuster der Babyboomer und der Generation X. Bei den Tenure-Track-Stellen – dem Nachschub für zukünftige Fakultätsmitglieder – ist der Anteil weißer Männer von 49 Prozent im Jahr 2014 auf 27 Prozent im Jahr 2024 gesunken (in den Geisteswissenschaften von 39 Prozent auf 21 Prozent).

Die Pipeline und die Kohorten haben sich nicht großartig verändert – seit über einem Jahrzehnt sind die frischgebackenen Doktoranden der Geisteswissenschaften gleichmäßig zwischen Männern und Frauen aufgeteilt, und weiße Männer sind in den meisten Bewerberpools in der Überzahl –, aber wer eingestellt wurde, hat sich definitiv verändert. In Berkeley machten weiße Männer 48,2 Prozent der Bewerber für eine Stelle in der Fakultät für Physik aus – aber nur 26 Prozent der eingestellten Assistenzprofessoren. Seit 2018 waren nur 14,6 Prozent der an der Yale University eingestellten Assistenzprofessoren mit Tenure-Track weiße amerikanische Männer. In den Geisteswissenschaften waren es nur sechs von 76 (7,9 Prozent).

Die weißen Männer, die eingestellt werden, sind oft älter und etablierter – oder Ausländer. Mehrere Leute, mit denen ich gesprochen habe, haben bemerkt, dass europäische weiße Männer diese Hindernisse offenbar nicht haben. Ein Professor meinte, der Grund dafür sei, dass sie ein Stück weit außerhalb der amerikanischen Kulturkriege existieren. Ein weiterer Grund ist ein administrativer Trick: Die Bildungsstatistik des Bundes (IPEDS) stuft Ausländer außerhalb der ethnischen Kategorien ein. Mit anderen Worten: Ein weißer Europäer mit einer Arbeitserlaubnis wird in den Diversitätsmetriken nicht als "weiß” erfasst. Unter den neuen Doktoranden mit konkreten akademischen Beschäftigungsplänen haben weiße Inhaber einer befristeten Aufenthaltsgenehmigung fast doppelt so hohe Chancen wie weiße US-Bürger oder Personen mit Daueraufenthaltsgenehmigung, eine Festanstellung zu bekommen (61,0 Prozent gegenüber 33,1 Prozent im Jahr 2023).

"Bei der Einstellung von Führungskräften geht es immer noch oft um weiße Männer”, meinte Will, ein Professor an einer Ivy-League-Uni. Seine Geisteswissenschaftsfakultät hatte zwei weiße Männer in höheren Positionen eingestellt und suchte dann nach einem Juniorprofessor. Unter den Finalisten war ein weißer Mann. "Auf dem Papier war er eindeutig der stärkste Kandidat”, erinnerte sich Will. "Es fühlte sich wirklich so an, als könnten wir diesen Mann einfach nicht bei den Vorstellungsgesprächen übergehen. Aber wir werden ihn trotzdem nicht einstellen. " Ihm wurde gesagt: "Wenn wir uns nicht entscheiden können, sollten wir den Mann nicht wieder nehmen."

Die Geschichtsabteilung von Yale mit zehn weißen männlichen Professoren über 70 Jahren veranschaulicht eindrucksvoll die Generationskluft bei der Einstellung. Seit 2018 haben sie vier ältere weiße Männer als ordentliche Professoren eingestellt – aber unter den sechzehn Millennials mit Festanstellung oder auf dem Weg zur Festanstellung ist nur einer ein weißer Mann. Mit 84 Jahren ist der Historiker John Gaddis, Spezialist für den Kalten Krieg, nicht einmal der Älteste in der Fakultät. "Als ich 1997 nach Yale kam, war die Geschichtsabteilung überwiegend weiß und männlich, wenn auch noch nicht millennial", erzählte er mir in einer E-Mail. "Einige Abhilfemaßnahmen waren längst überfällig."

Diese Abhilfemaßnahmen können viele Formen annehmen. Berkeley hat Regressionsanalysen in Auftrag gegeben, um herauszufinden, welche quasi-rechtlichen Strategien die geringste Anzahl von Stellenangeboten für weiße Männer zur Folge hätten. In Dartmouth bot das Mellon-to-Postdoc-Programm zehn unbefristete Stellen für "neue Mitarbeiter mit einem nachgewiesenen Engagement für die Beseitigung der Unterrepräsentation von Minderheiten in ihren Fachbereichen" an. Keiner davon war ein weißer Mann.

Die Cluster-Einstellung, die in den 90er Jahren als Möglichkeit zur Erweiterung der interdisziplinären Forschung begann, wurde in den 2010er Jahren zu einem Mittel zur Erreichung von Diversitätszielen. Ganze Gruppen unterrepräsentierter Kandidaten konnten nun auf einmal eingestellt werden, wodurch der oft komplizierte Prozess der Genehmigung einer Festanstellung umgangen wurde.

"Der Versuch, die Demografie zu diversifizieren, ohne dies explizit zu machen, besteht darin, in Bereichen zu suchen, die stark mit [Geschlecht oder] ethnischer Zugehörigkeit korrelieren", erklärte mir ein Ivy-League-Professor. Eine Cluster-Einstellung im Bereich Latinx-Studien bringt dir mehrere Latinx-Fakultätsmitglieder ein. Ein Professor für Transgender-Studien wird höchstwahrscheinlich kein heterosexueller Cis-Mann sein. Und ein weißer männlicher Assistenzprofessor für schwarze Sexualitäten ist 2024 eher eine Figur aus einem Sketch bei "Saturday Night Live" als eine gelebte Realität.

All dies ließ wenig Raum für andere. James verbrachte fast ein Jahrzehnt, zuerst an der Yale Law School, dann in einem renommierten Klassikprogramm, und sah zu, wie sich seine beruflichen Wege verengten, bis sie scheinbar verschwanden. Er sah, wie Leute, die er kannte – solange sie dem richtigen demografischen Profil entsprachen – offene Stellen umgingen und Angebote für eine Festanstellung erhielten, noch bevor sie ihren Doktortitel abgeschlossen hatten. " Meine eigenen Berater sagten ganz offen, dass es sich um zwei völlig unterschiedliche Einstellungssysteme handelt", erzählte er mir. "Es sind einfach zwei völlig unterschiedliche Kategorien von Menschen."

Über allem schwebte ein unsichtbarer Lehrplan, die politischen Annahmen darüber, was studiert werden sollte und was nicht. James erinnerte sich an einen Kommilitonen, den er in Yale kennengelernt hatte, einen weißen Mann, der keine Ahnung von den neuesten akademischen Orthodoxien hatte. "Er hielt einen langen, leidenschaftlichen Monolog über Militärgeschichte. Er wusste alle möglichen Details über die römische Militärgeschichte und wollte sich wirklich damit beschäftigen. Und ich dachte nur: Du bist hoffnungslos, dich wird niemand einstellen ... Er hatte fast keine richtige Ausbildung. Hätte er eine gehabt – ohne dass ihm das jemand sagen müsste –, hätte er das Thema Militärgeschichte einfach fallen lassen, weil er gewusst hätte, dass es weiß und europäisch und männlich und tot ist."

Nur eine Person aus James' Klassikerkohorte bekam am Ende ein Angebot für eine Festanstellung. "Er ist schwul, asiatisch-amerikanisch und außergewöhnlich versiert in der Sprache der kritischen Theorie", sagte James. "Und er hat seinen Job aufgrund seiner Leistungen bekommen. Er ist extrem gut, aber er interessiert sich für Dinge, die auch sehr angesagt sind." James hingegen bewarb sich nur auf ein paar unbefristete Stellen im Bereich Klassische Philologie, bevor er aufgab. "Die meisten Leute haben es gar nicht erst versucht", erzählte er mir. Für junge weiße Männer, die sich mit toten weißen Männern beschäftigen, "war es einfach völlig hoffnungslos".

"Ich bin von völlig falschen Annahmen ausgegangen", erzählte mir Ethan, ein Sozialwissenschaftler mit Ivy-League-Ausbildung. Er hatte immer die vage und naive (und ehrlich gesagt privilegierte) Vorstellung gehabt, dass sich beruflich alles von selbst regeln würde. "Ich wollte Professor mit Tenure-Track werden", sagte er. "Das war meine Erwartung."

Wie so viele Millennials aus der Mittelschicht in der Obama-Ära glaubte Ethan, dass er auf der richtigen Seite der Geschichte stand. Er war nach einer unbefriedigenden Zeit in der Unternehmenswelt in die Wissenschaft gegangen, gerade weil er sich für Fragen der Ungleichheit interessierte – er wollte die Welt zu einem besseren Ort machen. "Ich kam mit großen Augen und voller Tatendrang, aber ich hatte das Gefühl, dass es Anfang der 2010er Jahre gute Gründe gab, so zu denken", erzählte er mir. "Die Gesellschaft bewegte sich in eine Richtung, die fairer und weniger kastenorientiert war."

Nach Ferguson und Black Lives Matter und dann #MeToo, als Diskussionen über Vielfalt, Repräsentation und Privilegien die Campusse erfassten, reagierten die Universitäten mit einer Reihe neuer Initiativen. Zwar gab es schon seit Jahrzehnten Programme zur Förderung der Vielfalt an den Fakultäten – Penn und Columbia stellten 2012 mehrere zehn Millionen Dollar für dieses Thema bereit, Harvard 2006 und Yale hatte bereits 1999 entsprechende Maßnahmen eingeleitet –, doch diese waren größtenteils wirkungslos geblieben. Diesmal sollte es anders sein. Die neuen Initiativen hatten zwar abstrakte, unspezifische Namen wie "Inclusive Excellence" und "Toward New Destinations", aber sie hatten sehr konkrete Ziele. "Die Dinge änderten sich sehr schnell", sagte Ethan. "Ich glaube, ich lag nur ein paar Jahre daneben, was die Chancen anging."

In seinem ersten Jahr auf dem akademischen Arbeitsmarkt bewarb sich Ethan auf fast 50 Stellen. Es war ein mühsamer Prozess. Er war begeistert, als er in die engere Auswahl für eine Festanstellung an der Brown University kam. Er flog nach Providence, wo er den Campus besichtigte und sich mit Fakultätsmitgliedern traf. Aber Brown hatte, wie ein Großteil der akademischen Welt, andere institutionelle Prioritäten.

Im Jahr 2016 hatte sich die Brown University verpflichtet, die Vielfalt der Fakultät innerhalb von sechs Jahren zu verdoppeln. "In den kommenden Monaten und Jahren gibt es viel zu tun, um den Aktionsplan für Vielfalt und Inklusion umzusetzen", sagte Provost Richard Locke, selbst ein weißer Mann der Babyboomer-Generation, damals. In jedem Ausschuss für die Stellenbesetzung wurde ein Diversitätsbeauftragter eingesetzt. Das Büro für institutionelle Gleichstellung und Diversität überprüfte alle Stellenanzeigen sowie die Kurz- und Langlisten der Fakultät (bei der Besetzung von unbefristeten Stellen ist die Langliste eine Sammlung potenzieller Kandidaten, während die Kurzliste eine Auswahl der qualifiziertesten Kandidaten für die Interviewphase darstellt).

Um zu verdeutlichen, was dies in der Praxis bedeutete: Im Jahr 2022 gab es 728 Bewerber für unbefristete Stellen in den Geisteswissenschaften an der Brown University, von denen 55 Prozent Männer waren. In jeder Phase des Verfahrens wurde der Anteil der Männer reduziert. Auf der Longlist waren 48 Prozent Männer, auf der Shortlist 42 Prozent. Nur 34 Prozent der Kandidaten, die es in die Interviewrunde schafften, waren Männer – und nur 29 Prozent der Stellen wurden letztendlich an Männer vergeben. Ähnlich war es in den Sozialwissenschaften: 54 Prozent der 722 Bewerber waren Männer; 44 Prozent der Kandidaten auf der Shortlist waren Männer, und nur 32 Prozent der Stellen wurden an Männer vergeben; in den Naturwissenschaften waren 23 Prozent der Bewerber Frauen, aber sie bekamen 42 Prozent der Stellenangebote.

Ethan schaffte es bis zur letzten Vorstellungsrunde an der Brown University. Nach einem langen Hin und Her mit dem Auswahlkomitee – für ihn ein Zeichen für interne Meinungsverschiedenheiten – verlor er. "Sie wollten alles durch die Brille der Hautfarbe betrachten", erinnert sich Ethan. "Wenn man [die Hautfarbe] nicht direkt in den Mittelpunkt seiner Forschung stellt, ist man angreifbar, vor allem, wenn die eigene Identität nicht dem gewünschten Profil entspricht."

Von den Männern, die es geschafft haben, Browns Geschlechterkriterien zu erfüllen, ist fast keiner weiß. Seit 2022 hat Brown fünfundvierzig Professoren mit Tenure-Track in den Geistes- und Sozialwissenschaften eingestellt. Nur drei davon waren weiße amerikanische Männer (6,7 Prozent).

In den nächsten drei Jahren bewarb sich Ethan auf Dutzende weiterer Stellen, unter anderem an der UC Berkeley und der UC Irvine. Wie auch anderswo verlangten die UC-Schulen DEI-Erklärungen, in denen potenzielle Lehrkräfte aufgefordert wurden, ihre "Zukunftspläne zur Förderung von Vielfalt, Gerechtigkeit und Inklusion" detailliert darzulegen. Ethan musste im Laufe seiner Jobsuche Dutzende dieser Erklärungen schreiben. Aber die UCs gingen noch einen Schritt weiter. Im Rahmen eines 8,5 Millionen Dollar schweren staatlichen Programms namens "Advancing Faculty Diversity” nutzten die UC-Verantwortlichen DEI-Erklärungen als "erste Auswahl”, um die Bewerberpools zu reduzieren, bevor die Fakultät überhaupt Kandidaten in Betracht ziehen durfte.

Ethan schaffte es auf keine der Shortlists der UC – aber warum auch? Das Programm hatte seine beabsichtigte Wirkung erzielt. In Berkeley machten weiße Männer noch 2015 52,7 Prozent der neu eingestellten Lehrkräfte mit Tenure-Track an, 2023 waren es nur noch 21,5 Prozent. Die UC Irvine hat seit 2020 64 Assistenzprofessoren mit Tenure-Track in den Geistes- und Sozialwissenschaften eingestellt. Nur drei (4,7 Prozent) davon sind weiße Männer. Von den 59 Assistenzprofessoren in Kunst, Geistes- und Sozialwissenschaften, die zwischen 2020 und 2024 an der UC Santa Cruz eingestellt wurden, waren nur zwei weiße Männer (3 Prozent).

Insgesamt war Ethan fünf Mal Finalist für eine unbefristete Stelle. Er musste immer wieder zu Vorstellungsgesprächen, Meet-and-Greets und Abteilungsessen fliegen – immer nur der Trauzeuge, nie der Bräutigam. Irgendwann fing er an, sich selbst so zu sehen, wie die Suchkomitees ihn sahen. "Andere Merkmale oder andere Dinge, die ich an mir schätzte, sind in den Hintergrund getreten", meinte er. Sein weißes Geschlecht rückte "auf eine Weise in den Vordergrund, die ich nicht erwartet hatte".

Das hat Ethans Privatleben stark belastet. Er ist seit sieben Jahren mit seiner Partnerin zusammen, aber sie haben einen Großteil dieser Zeit damit verbracht, sich über Wasser zu halten. Sie wollen Kinder, aber ohne die finanzielle Sicherheit einer unbefristeten Stelle ist das eine große Herausforderung. "Diese Entscheidung ist auf Eis gelegt und wird vielleicht nie getroffen", sagte er. Er hat immer Angst, dass die Fördergelder versiegen könnten. "Ich habe das Gefühl, dass meine Karriere nirgendwohin führt. Es fühlt sich wie eine Sackgasse an." Manchmal gibt er seiner Wut und Verbitterung nach. "Es gibt eine große Gruppe talentierter weißer Männer, die keine unbefristete Stelle bekommen", sagte er mir. "Für eine Reihe von Institutionen, die so besessen von Vorurteilen sind, sind sie völlig blind für ihre eigenen."

Was ist mit Richard Locke, dem Prorektor, der Browns Aktionsplan für Vielfalt und Inklusion vorangetrieben hat? Im Jahr 2022 verließ Locke die Universität, um eine Sinekure als Dekan der Apple University, Apples interner Personalausbildungsstätte, anzunehmen. "Bei allen Suchprozessen wurde konsequent auf Vielfalt und Inklusion geachtet", prahlte er in einem Abschiedsinterview. Sein Nachfolger an der Brown University war – wer sonst? – ein weiterer 60-jähriger weißer Mann.



III. PEAK TV

Matt ist einer dieser cleveren, leicht manischen Cineasten, die in Hollywood schon ewig dabei sind – der Typ an der Bar, der erklären kann, warum ein Projekt grünes Licht bekam ("ein Käufer mit viel Geld und wenig Erfahrung") oder warum ein Regisseur engagiert wurde ("Hintergrund als Dramatiker – und es war Scott Rudin"), und der die neueste Netflix-Veröffentlichung mit einer Handbewegung abtut ("Hundescheiße ... eine Geschichte, die kein Film sein sollte").

Wie ich ist Matt 2011 nach Los Angeles gezogen – aber im Gegensatz zu mir hatte er 2014 einen Job als Drehbuchautor für eine Fernsehserie bei einem großen Sender bekommen. "Ich dachte, ich würde einer dieser mittelmäßigen weißen Trottel sein, die einfach an die Spitze schwimmen und für immer arbeiten", sagte er. Mit dieser einen Folge für das Fernsehen verdiente er mehr Geld als jemals zuvor in seinem Leben. Er hatte das Gefühl, auf einem vertrauten Weg zu sein: ein paar Drehbücher schreiben, Kontakte knüpfen, den Durchbruch schaffen und dann stetig arbeiten, bis man seine eigene Show bekommt.

Aber er konnte der Kultur nicht entkommen. Im Herbst 2014 wurden bei den Oscars nur weiße Menschen für Schauspielpreise nominiert, und #OscarsSoWhite war geboren. Die New York Times veröffentlichte einen Artikel nach dem anderen. Die Akademie versprach Reformen, ebenso wie die Studios – und sie hielten ihr Versprechen. Im Jahr 2015 suchte Matt nach einem neuen Job als Drehbuchautor oder Story Editor. "Ich konnte nichts finden", erinnert er sich. "Es geschah fast unmittelbar ... Ich war echt enttäuscht, weil ich dachte, dass es nur an mir lag."

Das war es aber nicht. Hollywood war mitten in einer Revolution. Als #OscarsSoWhite in #MeToo überging, wurden die Forderungen nur noch lauter. "Man konnte das Drehbuch eines weißen Mannes lesen", erzählte mir ein ehemaliger Assistent eines weißen Showrunners der Generation X. "Aber es war völlig ausgeschlossen, dass diese Person für die Serie engagiert wurde. Die Showrunner hatten nur ein paar Plätze für weiße Leute, und die behielten sie für die 40- oder 50-jährigen weißen Männer, die sie schon seit Jahren kannten."

Ein Whistleblower schickte mir ein Dokument aus dem Frühjahr 2017, ein internes "Bedarfsformular", das von einer großen Talentagentur zusammengestellt wurde und zeigt, wie stark der Gegenwind war. In der Tabelle, die den Personalbedarf für TV-Autorenräume erfasst, taucht dieselbe Abkürzung dutzende Male auf: "divers", "weiblich", "nur Frauen und Diverse". Diese Vorgaben kamen von einigen der mächtigsten Namen im Fernsehen: Noah Hawley ("Frauen priorisieren"), Dean Devlin ("Frauen priorisieren … idealerweise ethnische/afroamerikanische Personen einstellen"), Ryan Murphy ("weiblich und divers, Schwerpunkt auf Afroamerikanerinnen").

Das war systematische Diskriminierung, schriftlich dokumentiert und ohne Konsequenzen umgesetzt. Es ist auffällig, wie beiläufig das alles ablief. "Chicago Fire – die UL [obere Ebene] kann [jeder] sein, aber wir brauchen vielfältige SWs [Staff Writers].” Wie in anderen Branchen konnten die Positionen auf der oberen Ebene – Autoren mit Erfahrung und Referenzen – weiterhin mit weißen Männern besetzt werden. Aber die Einstiegsjobs, die Positionen als Staff Writer und Co-Produzent, um die Matt und Tausende andere angehende Autoren konkurrierten, waren für andere reserviert.

"Die Studios hatten diese Quoten, die sie unter Druck setzen mussten zu erfüllen", erzählte mir ein erfahrener Talentmanager. "Es waren immer die Leute auf der unteren und mittleren Ebene."

Plötzlich waren alle Stipendien, Förderungen und Einstellungsanreize darauf ausgerichtet, zu verändern, wer den Einstieg schaffte. Die Writers Guild listet mehr als ein Dutzend Initiativen der Studios für aufstrebende "vielfältige" Autoren auf. Das Disney Writing Program, das stolz darauf ist, fast alle seine Stipendiaten als Staff Writer zu vermitteln, hat in den letzten zehn Jahren 107 Stipendien für Autoren und 17 Stipendien für Regisseure vergeben – keines davon an weiße Männer. Fast jede Kurzbiografie für diese Programme versucht, so unmissverständlich wie möglich zu vermitteln, dass der Autor kein weißer Mann ist ("ein koreanisch-polnisch-amerikanischer Autor aus Seattle”; "ein Comedy-Autor mit kubanischen, puertoricanischen und neu-mexikanischen Wurzeln”).

Ein weiterer renommierter Ort für aufstrebende Drehbuchautoren war das Sundance Screenwriters Lab, das stolz Darren Aronofsky, Paul Thomas Anderson und Quentin Tarantino zu seinen Absolventen zählt. "Das Lab war einfach unglaublich", erinnerte sich Quentin Tarantino 2017 anlässlich des 25-jährigen Jubiläums von Reservoir Dogs. "Sie haben uns wirklich ernst genommen. Ich konnte kaum glauben, wie altruistisch das war. Ihr ganzes Ziel war es, uns zu helfen ... unsere Ästhetik zu verfeinern."

In den 2010er Jahren geriet Sundance in die Kritik, weil es eine unverhältnismäßig hohe Anzahl weißer männlicher Autoren hervorbrachte. Die Organisation beschloss, dass das nie wieder passieren sollte. In den Jahren 2016 und 2017 waren 27,5 Prozent der Bewerber für das Drehbuchlabor weiße Männer, aber nur 14,7 Prozent der Teilnehmer. Diese Zahl stellte sich als relativ hoch heraus. Seit 2018 waren nur 8 von 138 (5,8 Prozent) der ausgewählten Stipendiaten weiße Männer. Bemerkenswert ist, dass fast alle entweder ein anderes charakteristisches Merkmal hatten (behindert, schwul) oder mit einer Frau oder einer Person of Color liiert waren. Heute ist nur einer von zehn Millennial-Programmierern bei Sundance ein heterosexueller weißer Mann.

Diese Programme, die ursprünglich eingerichtet wurden, um eine geschlossene Pipeline zu öffnen, wurden zu einer eigenen ausgrenzenden Infrastruktur. Matt hat sich nie die Mühe gemacht, sich zu bewerben. "Irgendwann merkt man, dass sich der Aufwand nicht lohnt", sagte er. "Man tut alles, was man kann, um durchzubrechen, und die Zielpfosten verschieben sich ständig."

Nachdem er fast fünf Jahre lang im Fernsehen gescheitert war, wechselte Matt zu Spielfilmen, die weniger identitätsorientiert waren. "Ich dachte, so viele Jahre ohne Arbeit würden mich kaputtmachen, aber tatsächlich haben sie mich besser gemacht", erzählte er mir. "Ich musste herausfinden, wie ich Sachen schreiben kann, die auffallen und mich wieder zurückbringen." Als wir uns unterhielten, war er echt stolz darauf, wie sehr er sein Schreiben verbessert hatte und dass er es zumindest vorübergehend geschafft hatte, die Widrigkeiten zu überwinden.

Ende der 2010er Jahre zahlte sich diese Arbeit aus: Eines seiner Drehbücher schaffte es auf die Black List, die renommierte jährliche Rangliste unproduzierter Drehbücher, über die Hollywood-Entwicklungsleiter abstimmen. Das gab Matt den dringend benötigten Schwung – er verkaufte mehrere Drehbücher und konnte endlich seinen Tagesjob kündigen –, aber es war schwierig, dies in eine feste Anstellung umzuwandeln.

Selbst nachdem es ihm gelungen war, einige hochkarätige Showrunner für ein paar Projekte zu gewinnen, boten sie ihm in der Personalbeschaffungsphase keine Stelle in ihren eigenen Shows an. "Mich einzustellen, stand nie zur Debatte", sagte er. Mit anderen Worten: Matt hatte bessere Chancen, seine eigene Serie auf den Bildschirm zu bringen, als eine Anstellung zu finden. (Dan Erickson, der Schöpfer von "Severance", der 2016 seinen Pilotfilm verkaufte, konnte erst dann einen Job in einem TV-Autorenteam bekommen, als seine eigene Serie in Produktion ging.)

In den Jahren 2020–2021 schlug Matts Agent ihn für eine renommierte Serie vor. Den Showrunnern gefiel sein Probeexemplar; sie wollten über seine Verfügbarkeit sprechen. Aber das Angebot wurde plötzlich zurückgezogen. Einer der Showrunner – ein weißer Mann der Generation X – hatte es blockiert. Der Raum war bereits mit zu vielen weißen Männern besetzt.

"Du kriechst über Glasscherben und es reicht immer noch nicht", meinte Matt. "Ich hab mich einfach entschieden, das zu ignorieren, um mich selbst zu schützen, denn wenn ich verbittert oder wütend bin, bin ich noch weiter von dem entfernt, was ich will. Niemand will einen Typen, der mit der Faust droht."

Während unserer Gespräche hat Matt nie den Frauen oder People of Color die Schuld gegeben, die Chancen bekommen hatten, die er nicht hatte. Er gab der älteren Generation weißer Männer die Schuld, die die Leiter hinter sich hochgezogen hatten. Und damit hatte er recht. Zwischen 2004 und 2013 wurden über vierzig weiße Männer der Generation X für den Oscar für das beste Drehbuch nominiert. In den folgenden zehn Jahren (2014–2023) wurden mehr als fünfzig weiße Männer der Generation X nominiert – neben nur sechs weißen Männern der Millennial-Generation.

In den vierzehn Jahren, die Matt in Hollywood verbracht hat, waren die Veränderungen enorm. Als er (und ich) 2011 nach Kalifornien zogen, waren etwa 60 Prozent der Fernsehautoren weiße Männer; laut den Diversitätsstatistiken der WGA machten sie 2025 nur noch 11,9 Prozent der Autoren auf niedrigerer Ebene aus; Frauen mit Migrationshintergrund machten 34,6 Prozent aus. Weiße Männer inszenierten 2014 69 Prozent der TV-Episoden, 2021 waren es nur noch 34 Prozent. Aber das verbleibende Drittel ging überwiegend an etablierte Namen, sodass für jüngere weiße Männer kaum Platz blieb. Seit 2021 wurden 11 Regisseure unter 40 für den Emmy nominiert. Keiner davon war ein weißer Mann.

"Ich sah diesen Friedhof von Menschen, die mir nicht unähnlich waren", erzählte mir Peter, der Assistent des Showrunners der Generation X. Peter, der Anfang der 2010er Jahre einen Abschluss an einer der fünf besten Universitäten gemacht hatte, sah zu, wie etwas ältere Männer der Millennial-Generation auf eine Chance warteten, die nie kam. "Sie sagten sich: Hey, ich nehme diesen beschissenen Job für zwei Jahre an. Oh, Moment, ich kann das noch drei Jahre länger machen ... Plötzlich sind sie verheiratet und haben Kinder. Sie haben es einfach nicht kapiert – für sie würde es nie klappen. Niemals."

Peter ging schließlich in die Tech-Welt. "Es ist viel besser, zu wissen, dass man gleich von einem Auto angefahren wird, als es nicht zu wissen", meinte er zu mir. "Die Tragödie unserer Generation besteht darin, dass wir einfach denken, die Welt sei auf eine bestimmte Art und Weise und so. "

Diese eine Folge einer Fernsehserie aus dem Jahr 2014 ist bis heute Matts einzige Produktion. Als wir uns das letzte Mal unterhielten, pendelte er zu seinem einfachen Tagesjob. Frisch getrennt, mit Zehntausenden Dollar Kreditkartenschulden, träumt er immer wieder davon, seinen Namen zu ändern und nach Thailand zu ziehen, um seinen Gläubigern zu entkommen. "Süße Einzimmerwohnung, VPN für den Zugriff auf amerikanische TV-/Film-Inhalte", schrieb er mir. "Der Traum."



IV. ÜBERALL SONST

Ein Jahrzehnt lang ging es immer schneller weiter. Ohne konkrete Quoten, die es zu erreichen galt – nur mit der ständigen Aufforderung, "es besser zu machen" – radikalisierte sich der Diversitätskomplex selbst, eine seltsame Mischung aus Druck von oben und von unten. Niemand hat jemals gesagt, wie viele weiße Männer die richtige Zahl wäre, aber es waren immer weniger als man gerade hatte.

Die Grenzen verschoben sich je nach Branche und Moment: Eine weiße Frau konnte in manchen Kontexten bevorzugt, in anderen benachteiligt sein; ein asiatisch-amerikanischer Mann konnte in der Technik oder Medizin mit zusätzlichen Hindernissen konfrontiert sein, aber wenn er Drehbuchautor oder Englischprofessor werden wollte, spielte das System zu seinen Gunsten. Für jüngere weiße Männer war jedoch jeder berufliche Erfolg grundsätzlich ein Problem, das von den Institutionen gelöst werden musste.

Und das taten sie auch.

Im Laufe der 2010er Jahre wurden fast alle Mechanismen, mit denen das liberale Amerika Prestige verlieh, entlang identitärer Linien neu gewichtet. Allein im Jahr 2013 gewannen sieben weiße Männer der Generation X das MacArthur "Genius" Fellowship – genauso viele wie alle weißen Männer der Millennial-Generation seitdem zusammen.

Im Jahr 2014 waren zwei weiße Männer der Millennial-Generation Finalisten des National Book Award, darunter ein Gewinner; in diesem Jahr waren neun weiße amerikanische Künstler unter 40 Jahren auf der Whitney Biennale vertreten. Aber von den 70 Schriftstellern der Millennial-Generation, die in den folgenden zehn Jahren für den National Book Award nominiert wurden, waren nur drei weiße Männer. Die "Big 4"-Galerien vertreten 47 Künstler der Millennial-Generation, darunter nur drei weiße Männer. Bei der Whitney Biennale 2024, bei der 45 Künstler der Millennial-Generation vertreten waren, gab es keinen einzigen weißen amerikanischen Mann.

Die weißen Männer, die aus der Kulturindustrie verdrängt wurden, strömten nicht in andere hochrangige Bereiche. Sie überschwemmten nicht plötzlich die Werbung, das Rechtswesen oder die Medizin, die heute weniger weiß und deutlich weniger männlich sind als noch vor einem Jahrzehnt. Der Anteil weißer Männer unter den Immatrikulierten an juristischen Fakultäten sank von 31,2 Prozent im Jahr 2016 auf 25,7 Prozent im Jahr 2024.

In der Medizin war der Wandel noch dramatischer. Im Jahr 2014 machten weiße Männer 31 Prozent der amerikanischen Medizinstudenten aus. Im Jahr 2025 waren es nur noch 20,5 Prozent – ein Rückgang um zehn Prozentpunkte in kaum mehr als einem Jahrzehnt. "Bei jedem Schritt gibt es eine Art Auswahl", meinte ein Onkologe der Millennial-Generation zu mir. "Zulassung zum Medizinstudium, Assistenzarztprogramme, Oberarztpositionen, Stipendien – jede Stufe ist weniger für weiße Männer oder Männer, die als weiß gelten, geeignet ... Der weiße Mann ist jetzt nur noch eine Alibifigur."

Auch die Tech-Branche war keine große Zuflucht. Bei Google sank der Anteil weißer Männer von fast der Hälfte der Belegschaft im Jahr 2014 auf weniger als ein Drittel im Jahr 2024 – ein Rückgang um 34 Prozent. Im Jahr 2014 waren bei Amazon 42,3 Prozent der Berufseinsteiger – Hochschulabsolventen, die gerade erst angefangen hatten – weiße Männer. Das waren die Mitarbeiter, die, wenn sie in den nächsten zehn Jahren normal aufgestiegen wären, heute mittlere Führungskräfte wären. Aber der Anteil weißer Männer in mittleren Führungspositionen bei Amazon sank von 55,8 Prozent im Jahr 2014 auf nur noch 33,8 Prozent im Jahr 2024 – ein Rückgang von fast 40 Prozent.

"Die Pipeline war nie 50:50", meinte ein ehemaliger Unternehmensberater – an den Elite-Business-Schools waren in den 2010er Jahren immer noch etwa 60 Prozent der Studenten Männer und überwiegend weiß. "Aber wir haben trotzdem so eingestellt, als wäre es 50:50."

"Für viele Männer Mitte dreißig war das um 2017–2018 eine ziemlich dramatische Veränderung", erzählte mir ein Journalist aus dem Tech-Bereich. "Sie alle dachten: Wow, plötzlich sind alle Türen verschlossen, und ich werde in diesem Unternehmen einfach nicht weiterkommen. Denn mir wurde leicht und manchmal auch nicht ganz so leicht zu verstehen gegeben, dass der Job, den ich will, auf keinen Fall an einen weißen Mann vergeben wird." Eine ganze Generation sah sich mit verschlossenen Türen konfrontiert.

Die Zufluchtsorte, die junge weiße Männer fanden – Kryptowährungen, Podcasting, Substack – waren genau deshalb Zufluchtsorte, weil es dort keine institutionellen Zugangsbarrieren gab. Ein Freund, der jetzt in der Geschäftsleitung eines großen Kryptounternehmens ist, schlug sich jahrelang als freiberuflicher Filmschnitttechniker durch. Er bewarb sich fünf Mal bei Netflix; schließlich wurde ihm ausdrücklich gesagt, dass sie keine weiteren weißen Männer bräuchten. Er stieg nicht in die Kryptowelt ein, weil sie einen hohen Status hatte – Hollywood, die Branche mit hohem Status, wollte ihn nicht.

Die DEI-Abteilungen wurden größtenteils geschlossen oder stillschweigend umbenannt. Die Berge von Berichten und Hochglanz-PDFs wurden stillschweigend gelöscht, als wolle man die Beweise verstecken. Was war die Rechtfertigung für die Aushöhlung der amerikanischen Leistungsgesellschaft? Niemand scheint es zu wissen.

Es ist verlockend, das alles als säkularen Niedergang abzutun – weiße Männer, die Bereiche aufgeben, die an Status oder wirtschaftlichem Wert verloren haben. Aber der Zeitpunkt passt nicht. Der stärkste Rückgang der Chancen für jüngere weiße Männer fand nicht während der Krisen der letzten Jahre statt – er begann Mitte der 2010er Jahre, als die neuen Medien ihre Reichweite ausweiteten, die Universitäten wuchsen und Hollywood seinen Höhepunkt erreichte.

Das wirft ein paar unangenehme Fragen auf: Sind die Medien heute vertrauenswürdiger als vor einem Jahrzehnt? Macht Hollywood bessere Filme und Fernsehsendungen? Wird die Wissenschaft mehr respektiert? Sind diese Institutionen stärker geworden, seit sie eine ganze Gruppe systematisch ausgeschlossen haben – oder hat die Abkehr von der Leistungsgesellschaft ihren Niedergang beschleunigt?

Die Tatsache, dass andere Gruppen in anderen Epochen schlimmerer Diskriminierung ausgesetzt waren – dass im Großen und Ganzen die Entrechtung der weißen Männer der Millennial-Generation relativ mild war – ist an sich kein Argument.

Vor allem, wenn das gesamte liberale Establishment darauf besteht, dass eigentlich nichts passiert ist, dass die "milde” Korrektur in Wirklichkeit gar keine Korrektur war und dass alle weißen Männer, die dabei zu Schaden gekommen sind, eigentlich "mittelmäßig” waren. Denn was sie eigentlich sagen, ist: Wir hätten es gar nicht bemerken sollen.

In den letzten zwei Jahren habe ich mit Dutzenden von weißen Männern der Millennial-Generation gesprochen und ihre Hoffnungen und Träume, Enttäuschungen und Ressentiments ausgegraben. Alle wollten anonym bleiben. Vor der Veröffentlichung gab es hektische Verhandlungen darüber, welche persönlichen Details ich einbeziehen durfte, es gab ein Hin und Her über Wörter und Formulierungen und die Bitte, Pseudonyme so zu ändern, dass sie noch weniger wie echte Namen klangen. Dahinter stand die Angst, dass sie am Ende "dieser Typ" sein würden.

Selbst die erfolgreichen weißen Männer, mit denen ich gesprochen habe, haben verstanden, dass sich etwas grundlegend verändert hat. Sie haben Dankbarkeit und Erleichterung gezeigt – die Erkenntnis, dass Erfolg vergänglich ist und leicht durch Umstände außerhalb ihrer Kontrolle zerstört werden kann. "Es war von vornherein so fragil, dass alles gut lief", sagte mir ein Professor mit Festanstellung, "dass es nur natürlich ist, zu denken, dass eine kleine Störung alles zum Schlechten gewendet hätte."

Die meisten Männer, die ich interviewt habe, waren anfangs linksliberal. Einige sind es immer noch. Aber das Gewicht der Ablehnung durch die Gesellschaft zu spüren, kann verwirrend sein. Wir Millennials glaubten fest an eine Meritokratie, die unabhängig von Hautfarbe und Geschlecht ist, die trotz all ihrer Mängel – ihrer Naivität in Bezug auf die menschliche Natur, ihrem Optimismus in Bezug auf den amerikanischen Traum – dem, was sie ersetzt hat, weit überlegen war. Und zu sehen, wie diese Vision so spektakulär verraten wurde, hat eine Skepsis gegenüber dem gesamten linksliberalen Projekt hervorgerufen, die so schnell nicht verschwinden wird.

"Was mich beunruhigt, ist, dass viele erfolgreiche weiße Millennial-Männer den Weg von Josh Hawley gehen mussten, bei dem man das linksliberale Amerika verlassen muss", sagte mir ein alter Freund, Vater von zwei gemischtrassigen Kindern. "Das will ich nicht. Das linskliberale Amerika ist meine Heimat. Aber wenn alle sagen, dass dies nicht der richtige Ort für dich ist, was sollst du dann tun?"



V. ZURÜCK IM RAUM

Zurück in diesem Büro Anfang 2016, nachdem der Manager erklärt hatte, warum er uns nicht einstellen konnte, ging das Meeting wie jedes andere weiter. Wir sprachen über das, woran wir gerade arbeiteten; er erzählte uns von den kommenden Projekten seines Unternehmens: eine Detektivserie aus Shanghai, eine Adaption eines Romans über die frühen niederländischen Siedlungen in New Amsterdam. Wie bei den meisten Hollywood-Meetings schlossen wir mit dem Versprechen, bald eine Möglichkeit zur Zusammenarbeit zu finden. Und dann, als wir gehen wollten, fragte der Manager, ob wir mit runter ins Autorenbüro kommen und den Showrunner begrüßen wollten.

Der Raum war, soweit das möglich ist, bescheiden: eine große Weißwandtafel, ein langer Tisch, Leute, die im Hintergrund Snacks aßen. Der Showrunner stellte uns den Schöpfer der Serie vor, und sie kehrten sofort zu der Diskussion zurück, die sie vor unserer Ankunft geführt hatten: Ob zwei Personen, die mit zwei verschiedenen Zeitmaschinen von unterschiedlichen Punkten in der Vergangenheit zu demselben festgelegten Zeitpunkt in der Zukunft reisen, bei ihrer Rückkehr die Zeitmaschinen tauschen könnten. Gab es dabei irgendwelche versteckten Paradoxien? Was wären die Auswirkungen?

Wir haben unsere bescheidenen Beiträge geleistet. Der Rest des Teams saß still im Hintergrund – drei gemütliche Hollywood-Urgesteine in den Vierzigern und Fünfzigern, weiße Männer mit IMDb-Biografien aus einem Paralleluniversum ("Seine Karriere als Autor begann mit der CBS-Krimiserie Martial Law, danach war er bis Anfang der 2000er Jahre als Autor und Produzent für mehrere Serien tätig, darunter FreakyLinks, Roswell, John Doe, Boston Public, LAX und Smallville ... 2005 wurde er Teil des Autorenteams der medizinischen Krimiserie House ..."), zusammen mit den beiden jüngeren Frauen, die die Jobs bekommen hatten, für die wir uns beworben hatten.

Schließlich – ohne eine Lösung für das Zeitmaschinen-Rätsel gefunden zu haben – verabschiedeten wir uns. Es gab noch andere Drehbücher, andere Projekte, Besuche in Studios und wichtige Pitches, aber das war das letzte Mal, dass wir beide das Innere eines Autorenraums gesehen haben; das war der Moment, in dem wir einer Karriere am nächsten gekommen sind. Wäre das politische Umfeld anders gewesen, hätte ein Job vielleicht zu einem anderen geführt, und heute hätte ich vielleicht Kollegen, Arbeitskollegen, eine ganze Reihe von beruflichen und persönlichen Erfahrungen – ein ganz anderes Leben.

Damals gab ich diesen Frauen die Schuld. Natürlich tat ich das. Seitdem haben sie die TV-Karriereleiter erklommen und arbeiten als Co-Executive Producerinnen bei großen Shows. In gewisser Weise denke ich auch heute noch: Das hätte ich sein können. Das hätte ich sein sollen.

Aber diese Frauen haben uns unsere Jobs nicht mehr weggenommen als die 50-jährigen Hollywood-Urgesteine. Die Urgesteine waren immer noch da. Sie sind immer noch da. Und ich bin nicht wütend auf die Frauen und People of Color, die es statt mir geschafft haben – Menschen haben das Recht, in den meisten Fällen sogar die Pflicht, die ihnen gebotenen Chancen zu ergreifen – oder sogar auf die älteren weißen Männer, die dafür gesorgt haben, dass ich es nicht geschafft habe.

Am meisten ärgere ich mich über mich selbst. Denn anstatt mich niederzulassen, meiner damaligen Freundin (heute meine Frau) einen Heiratsantrag zu machen und ein regelmäßiges Einkommen zu verdienen, mit dem ich eine Familie ernähren könnte, habe ich ein Jahrzehnt lang darauf bestanden, dass die Welt mich fair behandelt, obwohl sie mir lautstark zu verstehen gab, dass sie dazu nicht die Absicht hatte. Ich konnte sehen, was passierte – mir wurde unverblümt gesagt, was passierte –, und trotzdem dachte ich, ich wäre die Ausnahme, dass ich es schaffen würde, wenn ich nur noch ein Drehbuch schreiben und noch ein Meeting absolvieren würde. Aber nur sehr wenige Menschen werden zur Ausnahme.

Es ist seltsam und mehr als nur ein bisschen vergiftend, zu sehen, wie man von Kräften hin- und hergeworfen wird, die man nicht kontrollieren kann. Aber es hat auch etwas Tröstliches. Denn es ist weniger schmerzhaft, spät in der Nacht durch die IMDb-Seiten anderer Leute zu scrollen und herauszufinden, welchen Weg – Hautfarbe, Geschlecht, Beziehungen – sie zum Erfolg genommen haben, als sich mit der Tatsache auseinanderzusetzen, dass es weiße Männer in meinem Alter gibt, die erfolgreich sind, und ich nicht zu ihnen gehöre. Ich hätte härter arbeiten können, ich hätte mich besser vernetzen können, ich hätte besser sein können. Die Wahrheit ist, dass ich kein außergewöhnliches Talent bin, das übersehen wurde; ich bin ein durchschnittliches Talent – und in normalen Zeiten hätte das gereicht.

Da ist ein gekränkter Stolz – wie könnte es auch anders sein? Ich habe zwei Söhne. Lange bevor sie geboren wurden, stellte ich mir vor, dass ich sie zu Filmsets mitnehmen und sie an exotische Orte mitnehmen würde. Stattdessen verbringt ihr Vater den größten Teil seines Arbeitstages in seinem Schlafzimmer und scrollt durch Tabellen und Ticketlisten.

Was soll ich sagen, wenn meine Jungs mich nach meinen alten Hoffnungen und Träumen fragen? Was soll ich ihnen sagen, wenn sie sich nach ihren eigenen erkundigen?




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