Freitag, September 29, 2023

Bahnbrechende Forschungsstudie findet eindeutige Beweise für Voreingenommenheit zugunsten von Frauen und zu Lasten von Männern

Gestern habe ich hier die Mitarbeiterin von Correctiv zitiert, die gerade eine Attacke auf die Männerbewegung reitet und von der Zeitschrift Brigitte folgendermaßen zitiert wird:

Es gibt Überschneidungen zur Szene der "Maskulinisten", also der Männerrechtler, die Männer prinzipiell für das unterdrückte Geschlecht halten – Gruppen mit Namen wie "Manndat" und "Agens".


Natürlich ist auch das eine verzerrte Klischeevorstellung von Maskulisten – wie es richtig heißt – und nicht das, was wir wirklich sagen: nämlich, dass es jenseits jeder Opferolympiade möglich sein sollte, sich um Benachteiligungen und Problemlagen von Jungen und Männern ebenso zu kümmern wie um die von Mädchen und Frauen. Die Frage, welches Geschlecht am stärksten benachteiligt wird, ist wesentlich komplexer, als sich in jene politische Propaganda pressen lässt, die in unseren Medien vorherrscht. Ich hatte hierzu vor einigen Jahren zum Beispiel folgendes festgehalten (Belegquellen in meinem Originaltext):



So zeigt eine internationale Studie, die Anfang 2019 veröffentlicht wurde, Benachteiligungen, auf die viele Maskulisten seit Jahrzehnten hinweisen: In 91 Ländern dieser Erde sind Männer stärker benachteiligt als Frauen; in 43 Ländern sieht es anders aus. Deutschland zählt ebenso wie die USA und alle europäischen Staaten außer Italien zu den Ländern, in denen sich die Waagschale zu Lasten von Männern neigt.

Die Studie, die von der Universität Essex und der Universität Missouri-Columbia durchgeführt wurde, benutzt einen Maßstab, der als Global Gender Gap Index bezeichnet und von Akademikern und Politikern seit 2006 weltweit verwendet wird, um Ungleichheit zu analysieren. Schlappe 18 Jahre, nachdem ich in meinem Buch "Sind Frauen bessere Menschen?" darauf hingewiesen hatte, merkten auch diese Forscher, dass der bisher verwendete Maßstab einseitig gewichtete und dass er Aspekte, bei denen Männer benachteiligt waren, überging. Darüber hinaus erfasste er nicht, welche Formen der Ungleichheit durch Diskriminierung verursacht wurden und welche lediglich durch persönliche Lebensentscheidungen von Frauen und Männern. Der neue Maßstab erfasst auch jene Faktoren der Benachteiligung, auf die Männerrechtler seit Jahrzehnten hinweisen, wobei sie aber von Feministinnen, Politik und Medien ignoriert werden: also etwa härtere Bestrafung für dasselbe Verbrechen, staatlich verordnete Zwangsdienste und die höhere Zahl von Menschen, die durch ihren Beruf zu Tode kommen.

"Wir sagen nicht, dass Frauen in hoch entwickelten Ländern in einigen Bereichen ihres Lebens keine Nachteile haben", erklärt Psychologieprofessor Gijsbert Stoet, einer der Leiter dieser Studie. Wenn man jedoch die Nachteile betrachte, die beide Geschlechter erleiden, erhalte man "ein anderes Bild als das, das in den Medien üblich ist".


Gestern hat hierzu das Magazin des Zentrums für Männerpsychologie einen interessanten Beitrag veröffentlicht, den ich hier gern in deutscher Übersetzung wiedergebe. Er klärt auch darüber auf, warum Journalisten wie hier die Mitarbeiterin von Correctiv so erbost darüber zu sein scheint, dass immer mehr Menschen auf die Nachteile auch von Männern in unserer Gesellschaft hinweisen.



Eine bahnbrechende Studie ist veröffentlicht worden. Die Arbeit, eine Reihe von fünf Experimenten mit 5204 Teilnehmern, ergab, dass die bei weitem größte Voreingenommenheit, die wir haben, die "Pro-Frauen/Anti-Männer-Voreingenommenheit" ist – stärker noch als die Voreingenommenheit hinsichtlich Hautfarbe, Alter oder soziale Klasse. BUMM! Dies ist sicherlich eines der wichtigsten und umstrittensten Ergebnisse der letzten Jahre.

Aber Moment... Sie haben noch nichts von dieser Studie gehört? Wirklich nicht? Sie liegt seit über einem Jahr vor, zunächst als Vorabveröffentlichung im März 2022 und dann in der endgültigen Fassung in einer großen Fachzeitschrift im Januar 2023. Warum also wurde dieses außergewöhnliche Ergebnis nicht in allen wichtigen Nachrichtenkanälen und Meinungsplattformen diskutiert? Warum versuchen die Meinungsmacher nicht, Sie darüber zu informieren, was wir tun müssen, um diese Voreingenommenheit abzubauen, und warum stürzen sich die Psychologen nicht darauf, diese Studie zu replizieren? Vielleicht liegt der Grund dafür, dass dies ein so unsichtbarer Meilenstein ist, im Thema der Studie selbst: Die Menschen tun sich schwer damit, zu erkennen, dass Vorurteile gegenüber Männern real sind.

Werfen wir einen genaueren Blick auf diese neue Studie. Darin wurde die implizite Voreingenommenheit getestet, indem gemessen wurde, wie lange die Teilnehmer brauchten, um entweder positive oder negative Wörter (z. B. "gut" / "schlecht", "angenehm" / "unangenehm") mit Bildern von Männern oder Frauen zu assoziieren, wobei entweder die Reihenfolge der Präsentation des Bildes oder die Art der dargestellten Demografie randomisiert wurde. Nachfolgend ein Überblick über die 5 Phasen der Studie:

In Studie 1 wurde die Bewertung von 130 Ganzkörperfotos von Männern unterschiedlicher Hautfarbe (schwarz oder weiß) und sozialer Schicht durch über MTurk rekrutierte US-amerikanische Erwachsene gemessen. In Studie 2 wurde dieses Format um Bilder asiatischer Menschen erweitert und umfasste Bilder von Männern und Frauen unterschiedlichen Alters, sozialer Schichten und Ethnien. Studie 3 ähnelte Studie 2, nur dass hier sowohl Oberkörper- als auch Ganzkörperfotos gezeigt wurden und die Gesichter und Körper auf den Fotos vertauscht wurden. In Studie 4 wurde dasselbe Verfahren wie in Studie 3 angewandt, jedoch mit zwei national repräsentativen Stichproben von US-amerikanischen Erwachsenen, die über Prolific rekrutiert wurden. In Studie 5 wurden die Daten aus den Studien 2 bis 4 analysiert, um festzustellen, inwieweit die demografischen Merkmale der Teilnehmer mit ihrer Bewertung der Fotos zusammenhingen.

Kurz gesagt, die Bilder in der Studie zeigten Männer und Frauen verschiedener Hautfarben und Altersgruppen und spiegelten unterschiedliche soziale Schichten wider. Die Forscher fanden einen kleinen, aber konsistenten Effekt der Gesellschaftsschicht - schickere Kleidung wurde mit positiveren Eigenschaften in Verbindung gebracht. Der Einfluss der Hautfarbe war gering und uneinheitlich, das Alter hatte keinen Einfluss. Es gab keine konsistenten Interaktionseffekte zwischen diesen demografischen Kategorien, z. B. waren die Bewertungen älterer schwarzer Frauen weitgehend identisch mit den Bewertungen jüngerer schwarzer Frauen. Das wichtigste Ergebnis war jedoch, dass unabhängig von der Hautfarbe, der Klasse oder dem Geschlecht des Teilnehmers, der die Bewertungen abgab, eine starke Tendenz bestand, Frauen mit positiven und Männer mit negativen Eigenschaften zu assoziieren.

Für diejenigen unter Ihnen, die sich mit männlicher Psychologie im Allgemeinen und Gamma-Bias im Besonderen auskennen, wird dieses Ergebnis nicht überraschend sein. Obwohl die Forschung über Voreingenommenheit gegenüber Männern eher selten ist, gibt es Beweise dafür, dass Frauen in verschiedenen Bereichen gegenüber Männern bevorzugt werden, z. B. bei der moralischen Typisierung, in MINT-Berufen und bei der Gesundheitsförderung. Es ist seit zwei Jahrzehnten bekannt, dass nicht nur Frauen Frauen gegenüber Männern bevorzugen, sondern auch Männer Frauen gegenüber Männern. Erstaunlich ist, dass die vorliegende Studie so klar und deutlich sagt, was Sache ist, und dass sie in einer bedeutenden Fachzeitschrift für Sozialpsychologie veröffentlicht wurde, einem Bereich, der nicht für sein Interesse an Männerfragen bekannt ist. Das ist überraschend, weil unsere Kultur an Problemen, die Männer betreffen, desinteressiert ist, und zwar so desinteressiert, dass zu diesem wichtigen Aspekt des Sexismus so gut wie keine Forschung betrieben wurde. Es hat sich jedoch herausgestellt, dass die Voreingenommenheit gegenüber Männern so groß ist, dass - wie von der Gamma-Bias-Theorie vorhergesagt - die Wahrnehmung der Welt verzerrt sein muss, um sie nicht zu sehen.

Es ist erwähnenswert, dass Tests für implizite Voreingenommenheit zwar weit verbreitet sind, aber auch stark kritisiert werden, vor allem weil sie nicht vorhersagen können, ob die unbewussten Reaktionen einer Person ihr Verhalten vorhersagen; mit anderen Worten, unbewusste Voreingenommenheit ist in keiner Weise ein Beweis für Diskriminierung. Dieselbe Kritik könnte auch auf die vorliegende Studie zutreffen, obwohl John Tierney in seinem kürzlich erschienenen ausgezeichneten Artikel feststellte: "Wenn es darum geht, Misandrie aufzuspüren, müssen wir nicht das Unbewusste untersuchen, um sie zu finden. Es gibt überwältigende Beweise für eine bewusste, eklatante und weit verbreitete Diskriminierung von Jungen und Männern in modernen Gesellschaften", z. B. das populäre Narrativ über toxische Männlichkeit, die fehlende Empathie für Jungen, die in der Bildung hinter Mädchen zurückbleiben, [das vermeintliche Antidiskriminierungsgesetz] "Title IX" und so weiter.

Warum also bewerten die Menschen Männer im Vergleich zu Frauen so negativ? Es gibt mehrere Gründe, die über die Kultur hinausgehen (z. B. die Hypothese der Verfügbarkeit von Männern), aber ich denke, es ist wichtig, hier den Einfluss unserer gegenwärtigen Kultur zu betonen. Wir haben wohl in den letzten Jahrzehnten in einer Suppe des zunehmenden Misstrauens gegenüber Männern geschmort. In der Psychologie zum Beispiel nahm die Männlichkeitsforschung in den 1980er Jahren eine plötzliche negative Wendung und konzentrierte sich auf die Frage, inwiefern Männlichkeit schädlich sein könnte. In ähnlicher Weise hat das Aufkommen von Ideen wie der "Patriarchatstheorie" (die eher eine Ideologie als eine wissenschaftliche Theorie ist) Männer als privilegierte Unterdrücker stereotypisiert. Nachdem diese Ideen in den 1970er Jahren in den soziologischen Fakultäten entstanden, haben sie sich in vielen Bereichen der Sozialwissenschaften und darüber hinaus durchgesetzt. Trotz der empirischen Schwäche von Ideen wie der Patriarchatstheorie und dem Defizitmodell der Männlichkeit haben diese Vorstellungen einen enormen Einfluss, der in der akademischen Welt beginnt, wo den Studenten diese Ansichten beigebracht werden, und sich dann auf die Regierung, das Recht und die Medien ausbreitet, wo die Absolventen das, was ihnen beigebracht wurde, ernsthaft in die Praxis umsetzen.

Es ist wahrscheinlich kein Zufall, dass von den Mitgliedern des Forschungsteams, das die vorliegende Studie durchgeführt hat - darunter Akademiker von beeindruckend hohem akademischem Niveau - keiner einen Hintergrund in der Männlichkeitsforschung hatte. Zwar waren sie alle Sozialpsychologen und als solche mit Ideen über die Patriarchatstheorie und negativen Ansichten über Männlichkeit konfrontiert, aber das macht es nur umso ermutigender, dass sie über diese Vorstellungen hinausgingen und eine so wichtige Studie erstellten.

Was die akademische Exzellenz betrifft, so war es eine einzigartige Leistung dieser Studie, dass sie die erste ihrer Art ist, die systematisch Hautfarbe, Geschlecht, soziale Schicht und Alter der den Teilnehmern vorgelegten Bilder variiert. In Anbetracht der großen Bedeutung dieser Studie hat die Arbeit jedoch bemerkenswert wenig Aufmerksamkeit erhalten, weder in den Medien noch in der Wissenschaft. Während zum Beispiel die durchschnittliche Anzahl der Zitate der anderen in dieser Ausgabe der Zeitschrift veröffentlichten Arbeiten 11 beträgt, wurde die vorliegende Studie zum Zeitpunkt der Abfassung dieses Artikels (27. September 2023) nur 7 Mal in Scholar zitiert. Man kann sich der Vermutung nicht erwehren, dass die Medien und die Wissenschaft eifrig über Frauenfeindlichkeit, Patriarchat, toxische Männlichkeit und weiße Vorherrschaft schimpfen würden, wenn die Ergebnisse gezeigt hätten, dass Frauen oder Angehörige ethnischer Minderheiten Opfer von Vorurteilen waren. Nichtsdestotrotz hoffe ich, dass diese Studie auch nur einen Bruchteil der Anerkennung erhält, die sie verdient, und dass sie zu Wiederholungen und weiteren Untersuchungen zu diesem wichtigen, aber übersehenen Thema anregt.




Während die Männerbewegung auf solche Erkenntnisse der aktuellsten Forschung hinweisen, tun Publikationen wie "Correctiv" bis heute so, als wäre das ein Skandal. Sie stecken in eben jenem vorurteilsbehafteten Denken fest, das von der Wissenschaft immer stärker aufgedeckt wird.



Donnerstag, September 28, 2023

SPD will keine männlichen Journalisten auf Pressekonferenz

1. Über einen bizarren Wunsch der Sozialdemokratinnen berichten heute mehrere Medien, darunter t-online, die Hessenschau, die Bildzeitung und Apollo News:

Voll daneben statt Frauenpower: Die SPD hat mit einem Vorschlag für viel Kritik gesorgt. Die drei Ministerpräsidentinnen Malu Dreyer, Anke Rehlinger und Manuela Schwesig (alle SPD) planen mit der hessischen Spitzenkandidatin der Partei, Bundesinnenministerin Nancy Faeser, eine Flusskreuzfahrt über den Main. Ein Mädels-Trip. Denn neben den SPD-Frauen und weiteren geladenen weiblichen Gästen sollen an der anschließenden Pressekonferenz möglichst keine Männer teilnehmen. In der Einladung zu dem Termin hatte die SPD erklärt, "mit Blick auf die ausschließlich weiblichen Gäste der Schifffahrt fänden wir es thematisch stimmig, wenn auch die Presseplätze mit Frauen besetzt würden". Männliche Journalisten würden zwar nicht abgewiesen werden, aber die Veranstalter würden sich "wirklich freuen", wenn die Redaktionen ausschließlich Frauen schickten.

Dass Regierende diktieren, wen die Presse zu Veranstaltungen schicken darf, widerspricht jeder Sitte: In Deutschland entscheiden Medien stets selbstständig, wen sie mit der Berichterstattung über ein bestimmtes Thema beauftragen. Kein Wunder also, dass die Reaktion der Pressevertreter negativ ausfällt. Mit deutlichen Worten kritisiert beispielsweise der Chef der Landespressekonferenz Rheinland-Pfalz, einer Vereinigung von Polit-Journalisten des Landes, die Anti-Männer-Kreuzfahrt der SPD: "Das ist nicht lustig, sondern ein Anschlag auf die Freiheit der Presse", sagte der Vorsitzende Ewald Hetrodt dem Evangelischen Pressedienst.




2. Die rufschädigende Berichterstattung einer Correctiv-Mitarbeiterin über Väterrechtler wächst sich, wie von mir vermutet, tatsächlich zu einer medialen Kampagne aus. Jetzt ist auch die Frauenzeitschrift Brigitte eingestiegen. Ein Auszug:

Es gibt Überschneidungen zur Szene der "Maskulinisten", also der Männerrechtler, die Männer prinzipiell für das unterdrückte Geschlecht halten – Gruppen mit Namen wie "Manndat" und "Agens". Man trifft sich auf Konferenzen, schreibt Thesenpapiere – und gibt eben auch Workshops für Väter und Verfahrensbeistände, die in Sorgerechtsprozessen Richter:innen bei der Entscheidungsfindung unterstützen.




3. Der Verband der Zeitungsverleger trifft sich in Berlin, um über die schwierige Lage der Branche zu reden, nachdem eine Studie den Vertrauensverlust vieler Menschen in die Medien belegt. (Bezahlschranke.) Wie konnte es zu diesem Vertrauensverlust nur kommen – hat jemand eine Idee? Immerhin gäbe es eine einfache Möglichkeit auf diesen Vertrauensverlust zu reagieren:

Um die Medienakzeptanz zu erhöhen, sollten die etablierten Medien den Enttäuschungen und Anliegen von Kritikern mehr Beachtung schenken, raten die Verfasser der Studie.


Ich fürchte, bevor das passiert, muss die Lage der Leitmedien noch weitaus kritischer werden. Selbst werde ich es wohl kaum noch erleben, dass Männerrechtler ebenso selbstverständlich von den Medien zu aktuellen Themen befragt werden wie Feministinnen.



4. Interessante Anfrage beim Kummerkasten des Magazins STERN: Macht der radikale Feminismus meiner Freundin unsere Liebe kaputt?



5. Die Popsängerin "Pink" hat einen Mann aus ihrem Publikum geworfen, der gegen Genitalverstümmelung protestierte:



Während ihres Auftritts in San Antonio am Montag hatte der Star null Toleranz für einen Konzertbesucher, der mitten in ihrem Auftritt protestierte.

"Was steht da?", fragte die 44-Jährige in einem von Fans aufgenommenen Video einen Menschen, der sein Handy hochhielt. "Oh wow, du machst gerade einen Punkt, nicht wahr? Fühlst du dich gut mit dir selbst? Kommst du zurecht? Du hast das ganze Geld ausgegeben, um hierher zu kommen und das zu tun? Komm schon, Kumpel. Von dem Geld muss ich mir eine Birkin-Tasche kaufen", scherzte Pink über die teure und sehr begehrte Hermès-Tasche. "Schafft das Ding hier raus."

(…) Der Mann drehte sich um und zeigte dem Publikum die Worte auf seinem Handy. Sie lautete: "BESCHNEIDUNG GRAUSAM UND UNGEWÖHNLICH".

"Er möchte, dass Sie es alle lesen. Er ist heute Abend hierher gekommen, um über Beschneidung zu sprechen", erklärte die zweifache Mutter der Menge.

(…) Irritierte Fans schrien den Mann an, er solle "die Klappe halten".

Während er weiter gestikulierte und seine Botschaft verkündete, sagte Pink: "Raus. Wir müssen das hier raus schaffen. Schafft es raus. Schafft den Krebs raus, Mann."

Die Sicherheitskräfte entfernten den Mann schnell, während die Fans ihn bei seinem Abgang ausbuhten.




5. Die Post. Einer meiner Leser schreibt mir heute:

Die Studie "Feministinnen narzisstischer und intoleranter als andere Frauen" erscheint mir sehr fragwürdig. Zum Einen reichen 40 Teilnehmer für statistisch gute Aussagen normalerweise nicht aus, zum Anderen ist völlig unerklärlich, wie es passieren kann, dass 40 Frauen zufällig ausgewählt werden und sich dann darunter 20 Feministinnen und 20 nicht-Feministinnen befinden. 5 zu 35 erschiene glaubwürdiger, oder 9 zu 31 etc.

Davon unabhängig: Danke für das Riesen Engagement, die tollen Recherchen und die klasse Beiträge. Ihre Seite ist wichtig und es gibt keine Konkurrenz.




Mittwoch, September 27, 2023

Warum sich immer mehr Männer vom Partnermarkt zurückziehen

Vor kurzem hat die Publizistin Olivia Reingold für "The Free Press" einen Artikel über männliche Aussteiger aus dem Partnermarkt veröffentlicht. Er bezieht sich auf die Situation in den USA. aber da dortige gesellschaftliche Entwicklungen oft mit leichter Verzögerung nach Europa schwappen, kann er auch für uns ein Blick in die nahe Zukunft darstellen. Ich habe ihn deshalb für Genderama ins Deutsche übersetzt. Links zu weiterführenden Belegen findet man im englischen Originaltext.



"Bist du religiös?"

Die Frage ließ Jammall zusammenzucken. Die Antwort war nein, aber er merkte, dass seine Verabredung ein Ja hören wollte. Und nach der einstündigen Fahrt zu einem karibischen Restaurant in Orlando, Florida, war ihm klar, dass das nicht funktionieren würde.

"Ich denke, wir sollten einfach nur Freunde sein", erinnert sich der 36-jährige Sicherheitsbeamte an das Mädchen, mit dem er letzten Monat zu Abend aß, nachdem sie sich auf Facebook kennengelernt hatten.

Das war sein erstes Date seit drei Jahren. Er sagt, dass er einmal sechs Monate lang kein einziges Match auf einer Dating-App bekommen hat, obwohl er 30 Dollar monatliche Gebühren für OkCupid, Bumble und Hinge bezahlt. Wenn man die Highschool mitzählt, als er mit einer Klassenkameradin ins Kino ging, sagt Jammall, dass er in seinem ganzen Leben insgesamt drei Dates gehabt hat.

Und jetzt, auf der Heimfahrt von seiner Verabredung, traf es ihn wie eine Tonne Ziegelsteine: Warum tue ich mir das überhaupt an?

Er betrat seine Wohnung in der Nähe von Cape Canaveral, begrüßte die Katzen und sackte auf der Couch zusammen.

"Ich bin so weit weg von der Welt", sagte er mir, als ihm das klar wurde. "Im Vergleich zu meinen Altersgenossen, die mit Frauen ausgegangen sind und wissen, wie man mit ihnen umgeht, bin ich zu weit weg. Ich kann so etwas nicht lernen."

Er schweift ab und fügt dann hinzu: "Ich werde es einfach nicht mehr versuchen. Das ist es nicht wert."

Jammall, der mich gebeten hat, seinen Nachnamen zu verschweigen, um seinen Ruf bei der Arbeit zu schützen, ist einer von immer mehr jungen Männern, die sich aus dem Dating-Pool zurückziehen. Mehr als sechs von zehn Männern im Alter von 18 bis 29 Jahren sind heute Single, im Jahr 2019 waren es noch etwa fünf von zehn, so die Daten des Pew Research Center. Die Befragten geben eine Reihe von Gründen für ihr Singledasein an, darunter "wichtigere Prioritäten", die Tatsache, dass sie "einfach gerne Single sind", oder dass sie "zu alt" geworden sind, um es weiter zu versuchen.

Zum Teil liegt es aber auch daran, dass es für Männer schwer ist, eine Partnerin zu finden, wenn Frauen ihnen in der Schule und im Beruf den Rang ablaufen. Junge Frauen haben heute 1,6 Millionen mehr Hochschulabschlüsse als Männer, und in einer wachsenden Zahl von Städten, darunter Los Angeles, Washington D.C. und New York, verdienen sie genauso viel oder mehr als ihre männlichen Gegenstücke. Und selbst wenn sie Mütter werden, stehen die Chancen gut, dass vier von zehn die Ernährer ihres Haushalts werden.

"Was mich so sehr entmutigt, ist, dass die meisten Frauen, die ich auf Partnervermittlungsseiten gesehen habe, einen Mann wollen, der so viel verdient wie sie, und sie verdienen über 100.000 Dollar", sagt Jammall, der mir erzählt, dass er 55.000 Dollar im Jahr verdient.

"Viele Männer ziehen sich zurück", fügt er hinzu. "Wir sind es einfach leid. Wir sind es einfach leid, uns sagen zu lassen, dass wir weder körperlich noch finanziell mithalten können."

Ich habe Jammall in der Online-Reddit-Gemeinschaft r/TrueUnpopularOpinion gefunden, wo sich Männer oft über die Dating-Szene auslassen. In einem anderen Subreddit, r/PurplePillDebate, beklagen sich männliche Kommentatoren darüber, dass für sie die "666-Regel" gilt, die vorschreibt, dass sie sechs Fuß groß sein, sechsstellig verdienen und sechs Inches (15 Zentimeter) – oder mehr – im Schritt messen müssen. (Jammall beschreibt sich selbst als "prüden Kerl", der 1,70 m groß ist.)

Die Männer, mit denen ich gesprochen habe - sie waren zwischen 17 und 33 Jahre alt und lebten im ländlichen New Jersey und in Austin, Texas - sagten, sie fühlten sich auf dem umkämpften Dating-Markt übersehen, wo Frauen in ihren Profilen oft Gehaltsvorstellungen und Größenwünsche angeben.

Um herauszufinden, ob es wirklich so schlimm ist, wie sie behaupten, meldete ich mich bei zwei großen Dating-Plattformen an - Tinder und Hinge - und gab mich als hipper, 30-jähriger Geschäftsmann mit vollem Haar und einem Abschluss von der Universität New York aus. Nach ein paar Klicks entdeckte ich eine vollbusige Blondine, die sich in einem Neckholder-Kleid über mich beugte, mit der Bildunterschrift: "Zusammen könnten wir herausfinden, ob du über deine Größe lügst."

Dann schrieb eine 22-Jährige, die ein Selfie von ihrem Arbeitsplatz mit auf dem Schreibtisch liegendem Dekolleté aufgenommen hatte: "Schick mir keine Likes, wenn du hässlich bist, bei mir geht eh schon viel ab."

Eine andere Frau, eine 1,70 Meter große Sexbombe namens Ashly, warnte Männer: "Wenn du einer von denen bist, die sich den Scheck teilen oder nicht wohlhabend sind. . . DER NÄCHSTE."

Dieser finanzielle Druck macht den Männern am meisten zu schaffen, so Jess Carbino, die ehemalige interne Soziologin von Tinder und Bumble.

"Die traditionellen Merkmale des Erwachsenseins, wie der Kauf eines Hauses, der Abschluss des Studiums und die Heirat, sind immer schwieriger zu erreichen", sagte Carbino. "Viele Männer sehen sich deshalb selbst als weniger zum Heiraten geeignet an. Und umgekehrt halten auch viele Frauen sie als potentielle Ehemänner für weniger attraktiv."

Sie sagt, es sei noch nie einfach gewesen, auf dem Dating-Markt der Durchschnittsmann zu sein, aber jetzt sei es noch schwieriger, da das Durchschnittsgehalt eines Mannes, das in den USA bei knapp über 61.000 Dollar liegt, in den meisten amerikanischen Großstädten kaum ausreicht, um sich die Miete zu leisten. Dennoch halten viele Frauen nach wie vor nach Männern Ausschau, die nicht nur genauso viel oder mehr verdienen als sie selbst, sondern auch äußerst attraktiv sind.

Die sexuelle Revolution hat die Frauen zwar von der Abhängigkeit von Männern in Bezug auf Einkommen oder Stabilität befreit, aber sie bedeutet auch, dass sie "frivolere" Eigenschaften bei einem Partner bevorzugen können, sagt Rob Henderson, ein promovierter Psychologe mit einem Schwerpunkt auf sozialen Sitten.

"Früher legten die Menschen mehr Wert auf moralischen Charakter und harte Arbeit und darauf, ob die Person ein ethischer und aufrechter Bürger war", sagt er. "Heute muss man sich darüber nicht mehr so viele Gedanken machen. Und man kann sich auf Dinge konzentrieren, die unmittelbarer sind, wie z. B. Attraktivität."

Das Ergebnis? Männer, die an der Spitze des Dating-Pools stehen, bekommen alles. Und die Männer, die nicht alles haben, bekommen nichts.

Aber auch die Alphas spüren den Druck.

Der in New York City ansässige Psychologe David Gordon sagt, dass viele der von ihm behandelten hochrangigen Männer - darunter Ärzte, Anwälte und Finanziers - trotz ihres beneidenswerten Gehalts oder ihrer Karriere um ihre Fähigkeit bangen, eine Frau anzuziehen.

"Es ist irgendwie traurig oder tragisch, aber manche Männer schauen jeden Tag auf ihr Bankkonto, ihre Aktien oder ihre Kreditwürdigkeit, als ob das eine Art Maßstab für ihren Wert wäre", sagt er. "Wir können uns die Zahlen ansehen und ich denke: 'Alter, sieht doch ganz gut aus.' "

Dennoch, sagt er, "gibt es diese Angst - ist das genug?

Das ist die Unsicherheit, die Santiago, einen 25-Jährigen aus Albuquerque, New Mexico, nachts wach hält. Das letzte Mal, dass er sich mit jemandem verabredet hat, war im Jahr 2021 - aber das endete, als er vermutete, dass sie ihn betrügt. Jetzt, da die Wunden noch immer nicht verheilt sind, befürchtet er, dass er einer Freundin nicht mehr "würdig" ist.

"Nachdem ich so lange deprimiert war, fühle ich mich gehandicapt", sagt Santiago, der in einem Kaufhaus arbeitet und seit seiner Trennung nur ein einziges Date hatte. "Es gibt mir das Gefühl: 'Oh, er ist beschädigte Ware'. "

Und dann ist da noch das Problem, dass er nicht weiß, wie er eine Frau ansprechen soll. Er hat den Verdacht, dass seine Kollegin in ihn verknallt sein könnte, und befürchtet, dass er bei einer falschen Bewegung als "gruselig" abgestempelt wird.

Das ist eine häufige Sorge von Männern in der Post-#MeToo-Ära. In einer Studie aus dem Jahr 2016 antworteten mehr als 95 Prozent der Befragten, dass Männer viel häufiger "gruselige Menschen" sind als Frauen. Ein Zwanzigjähriger auf Reddit, der eine Angestellte seiner örtlichen Tierhandlung um ein Date bitten wollte, stöhnte, dass von Männern "erwartet wird, dass sie die Jäger sind, aber sie werden gemieden, wenn sie das in der Öffentlichkeit tun, es sei denn, es handelt sich um eine dumme App."

Also tut Santiago nichts.

"Ich bin ein sehr unsicherer Mensch - ich will niemanden verletzen oder seine Grenzen überschreiten", sagt der mexikanische Amerikaner der dritten Generation.

Dazu kommen die Kosten für eine Romanze. Die durchschnittliche Verabredung in den USA kostet 159 Dollar, was mehr als zehn Stunden Arbeit für diejenigen bedeutet, die einen Stundenlohn von 15 Dollar verdienen. Für einen Junggesellen, einen 26-jährigen Banker, wurde es so teuer, dass er von Los Angeles, wo die Miete im Durchschnitt bei 3.000 Dollar liegt, in eine Wohnung in den Appalachen zog, wo er und ein Freund jetzt jeweils 500 Dollar im Monat zahlen.

"Ich fand einfach, dass es eine Menge Zeit und offen gesagt auch Geld kostet", sagt er über Dates im Westen. "Wir riskieren so viel für so wenig."

Aber die Dating-Szene in den Appalachen, sagt er, "ist auch nicht gut", zum Teil weil er in der Tele-Arbeit tätig ist.

"Alle sind doppelt so alt wie ich und leben im Mittleren Westen. Da gibt es einfach keinen Zusammenhalt oder Spaß. Die Welt hat sich verändert."

Einige Männer betonen, dass sie sich nicht aus dem Dating zurückgezogen haben. Vielmehr haben sie virtuelle Freundinnen, die alle ihre Bedürfnisse befriedigen.

In den letzten Jahren haben Start-ups wie Replika, Character.ai und Inflection AI ein ganzes Universum virtueller Begleiter auf den Markt gebracht, die von den Nutzern individuell angepasst werden können, um ihre Wünsche zu erfüllen. Ein verführerischer Chatbot, Eva AI, lockt Kunden mit dem Versprechen: "Bauen Sie Beziehungen und Intimität zu Ihren Bedingungen auf". Und eine Influencerin, Caryn Marjorie, sagt, sie habe eine KI-Version von sich selbst geschaffen - bisher mit mehr als 18.000 "Freunden" - um "die Einsamkeit zu heilen".

Und schließlich gibt es noch die echten Sirenen von OnlyFans, wo 240 Millionen Nutzer das "Freundinnen-Erlebnis" kaufen können und im Gegenzug für kaltes, hartes Geld einen ständigen Strom von Sexts und liebevollen Nachrichten erhalten.

Aella, eine Top-Darstellerin bei OnlyFans, die in "einem guten Monat" 100.000 Dollar verdient, sagt, dass ein großer Teil ihrer Arbeit darin besteht, ihre Verehrer wie eine Geliebte zu verwöhnen und ihnen zuzuhören, wenn sie über ihre harten Tage oder fehlende Freundinnen jammern.

"Es hat sich herausgestellt, dass die Männer nicht nur Sex wollen", sagte sie der Free Press. "Sie wollen Sex mit einer Frau, die sie mag."

Nur eine Minderheit ihrer Kunden sei an rein körperlichem Vergnügen interessiert, sagt sie. Die überwältigende Mehrheit wendet sich an sie, weil sie Gesellschaft suchen oder einfach das Gefühl haben wollen, von einer Frau begehrt zu werden. Ein "großer Teil" ihrer Arbeit, sagt sie, besteht darin, sich um Männer zu kümmern, die einsam sind.

"Ein wichtiger Bestandteil einer sexuellen Dynamik ist es, sich wertgeschätzt zu fühlen", sagte sie mir.

Ethan King, ein Therapeut, der in Austin, Texas, "zu 90 Prozent Männer behandelt", sagt, dass er seine Klienten oft davon überzeugen muss, über die Mädchen hinauszuschauen, die sie in Pornos sehen.

"Die Leute sagen, dass sie mit ihrer Pornofreundin total glücklich sind", sagt er. "Sie sagen: 'Das ist zu riskant. Ich würde lieber online sein.' "

Aber Ian Soltes, ein 33-jähriger Tankwart in Bridgeport, Connecticut, will nicht über seine "Online-Freundin mit Zusatzleistungen" hinwegsehen.

Er erzählt, dass er seine Online-Freundin zum ersten Mal mit 13 oder 14 Jahren auf GameFAQs kennen gelernt hat, einer Website für Videospiele, die Nachrichtenforen enthält. Sie spielen zusammen Videospiele und schreiben sich den ganzen Tag lang Nachrichten (er erzählte mir, dass er ihr während unseres Gesprächs ein "Umarmungs-Emoji" geschickt hat).

"Sie war mehr als bereit, mir online sehr nahe zu kommen und mit mir intim zu werden", sagte er. "Jeder sexuelle Drang, den ich hatte, wurde dadurch gestillt."

Es gibt nur ein Problem: Sie haben sich noch nie persönlich getroffen oder miteinander telefoniert. Soltes sagt, dass sie das nicht kann, weil sie stumm ist.

"Ich bin ziemlich sicher, dass es eine Lüge ist", gab er zu. "Aber wenn ich sie zur Rede stelle, was wird dann passieren? Werde ich herausfinden, dass die einzige Person, mit der ich seit Jahrzehnten eng befreundet bin, ein Mann ist? Ich will nicht sagen, dass ich das schon weiß, denn ich weiß es nicht."

Er sucht nach den richtigen Worten. "Ich würde nur einen engen Freund verlieren, und das will ich nicht riskieren."

Die Heiratsrate in den USA ist so niedrig wie seit über einem Jahrhundert nicht mehr. Ein Viertel der 40-Jährigen hat noch nie geheiratet (1980 waren es nur 6 Prozent der Erwachsenen). Dieser Trend hält an, obwohl Untersuchungen zeigen, dass verheiratete Menschen glücklicher sind.

Die Amerikaner von heute "entmutigen die Bindung", sagt Steven Mosher, der leitende Demograf am Population Research Institute. "Vor 50 Jahren war die Erwartung, dass jeder irgendwann heiraten und Kinder haben würde. Heute ist diese Erwartung verschwunden."

Schon jetzt gibt es immer mehr Frauen, die sich als Mutter selbständig machen, ihre Eizellen einfrieren lassen und Samenspender für die Fortpflanzung nutzen. Irgendwann in der Zukunft, so Mosher, könnte die Familie - "die grundlegende Einheit der Gesellschaft" - völlig zusammenbrechen. "Wir werden Kinder haben, die von Samenspendern geboren werden, ohne Väter, Eizellen und Embryonen, die auf unbestimmte Zeit eingefroren werden, bis jemand ein Kind in sein Leben aufnehmen möchte. Das ist keine glückliche Zukunft für den Großteil der Menschheit."

Auch Jon Birger macht sich Sorgen um die Zukunft. Nicht nur für Männer, sondern auch für Frauen, die seiner Meinung nach von der derzeitigen Dating-Dynamik nicht profitieren - oder von Dating-Apps, von denen etwa die Hälfte der amerikanischen "nie verheirateten" Erwachsenen angibt, sie schon einmal genutzt zu haben.

"Ihr Geschäftsziel ist es, die Nutzer zu halten", sagt Birger über Apps wie Tinder, die darauf abzielen, dass die Nutzer weiter nach der Liebe suchen. Der Tag, an dem man sich niederlässt, ist der Tag, an dem ihre Gewinne sinken.

Er rät Amerikas jungen Frauen, sich von den Apps zu verabschieden und "gemischtes Dating" zu versuchen.

"Wenn Frauen mit Hochschulabschluss ihren Dating-Pool auf Männer mit Hochschulabschluss beschränken, beschränken sie sich selbst auf einen zu kleinen Dating-Pool", so Birger, Autorin von Date-onomics: How Dating Became a Lopsided Numbers Game. "Und wenn man Feuerwehrmänner, Elektriker, Klempner und andere Leute ohne College-Abschluss ausschließt, schließt man möglicherweise Leute aus, mit denen man tatsächlich romantisch zusammenpassen würde."

Jammall, der Wachmann in Florida, sagt, er sei offen für eine Beziehung mit jemandem, der gebildeter oder erfolgreicher ist als er, und er glaubt, dass er viel in die Beziehung einbringen könnte. Sicher, er hat keine Million Dollar, aber er möchte "die kleinen Dinge" tun, wie für seine Partnerin kochen und Liebesbriefe im Haus hinterlassen. "Ich bin vertrauenswürdig, loyal und sehr direkt. Ich bin auch sehr beschützend und habe keine Angst, neue Dinge auszuprobieren."

Dennoch weiß er, dass viele Frauen ihre Apps so einstellen, dass Männer wie er - ohne Bachelor-Abschluss und ohne sechsstelliges Gehalt - nie in ihren Feeds auftauchen.

Und er sagt, sie "verpassen" eine Menge guter Männer.

"Das Problem ist nicht, dass ich niemandem etwas zu bieten hätte - das habe ich", sagt er. "Aber ich kriege nicht einmal den Fuß in die Tür. Und wenn sie nicht mit mir reden, was kann ich dann tun?"



Dienstag, September 26, 2023

"Dilemma im Vaterschaftsrecht: Wenn der leibliche Vater keine Chance hat"

1. Viele Medien, darunter n-tv, berichten über die Klage eines Mannes beim Bundesverfassungsgericht:

Ein Mann wohnt mit einem Kind zusammen, das nicht er, sondern ein anderer Mann gezeugt hat. Möglicherweise ist er der neue Partner der Kindesmutter, vielleicht hat er seiner Ehefrau einen Seitensprung verziehen. Für die beschriebene Familienkonstellation gibt es zahlreiche Gründe, sie ist weder ungewöhnlich noch selten. Und trotzdem wirft sie regelmäßig eine wichtige Frage auf: Wer ist der Vater? Der Mann, der das Kind gezeugt hat oder jener, mit dem es sich nun eine Wohnung teilt?

Entscheidend ist die Antwort deshalb, weil es rechtlich nur einen Vater geben kann. Dabei kommt es für den Staat darauf an, wer Windeln wechselt und Pausenbrote schmiert - wer also tatsächlich Verantwortung übernimmt. Was aber, wenn das auf beide Männer zutrifft? Dann ist der leibliche Vater oft chancenlos.

Ein 44-jähriger Mann aus Sachsen-Anhalt ist daher bis vor das Bundesverfassungsgericht gezogen. Er ist zweifelsfrei der biologische Vater eines mittlerweile dreijährigen Jungen - die rechtliche Vaterschaft liegt hingegen bei dem neuen Freund der Mutter. Genau diesen Status will der leibliche Vater anfechten. Dabei macht ihm allerdings die aktuelle Gesetzeslage einen Strich durch die Rechnung: Weil der neue Freund der Mutter eine sogenannte sozial-familiäre Beziehung zu dem Jungen hat, ist eine Vaterschaftsanfechtung durch den leiblichen Vater ausgeschlossen. Er werde dadurch in seinem Vaterschaftsrecht aus Artikel 6 des Grundgesetzes verletzt, sagt der biologische Vater. Ob er recht hat - und ob die aktuellen Bestimmungen zur Vaterschaft noch zeitgemäß sind - entscheiden nun die Richterinnen und Richter in Karlsruhe.


Hier geht es weiter. Eine juristische Einschätzung des Sachverhalts findet man bei der Legal Tribune.



2. Die Bundes-CDU zeigt sich irritiert über einen Vorstoß der Thüringer CDU zum Gendern, für dessen Erfolg die Zustimmung der AfD notwendig wäre.

Die CDU des Freistaats will mittels eines sogenannten Korrekte-Sprache-Gesetzes Formen des Genderns, wie das Sternchen in Wörtern oder das Binnen-I, in Schulen und in der Verwaltung untersagen lassen. Die Zustimmung der Landes-AfD dazu wäre den Christdemokraten wohl sicher, womöglich auch die der vier Fraktionslosen im Erfurter Landtag.

Doch nun bremst die Bundespartei. "Die CDU in Thüringen sollte jetzt den Bogen nicht überspannen", sagte der innenpolitische Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, Alexander Throm (CDU), WELT. "Es ist das eine, eine Minderung der Grunderwerbsteuer durchzusetzen, die dringend nötig ist, damit zum Beispiel junge Familien bauen können, und die im Grunde parteiübergreifend Konsens war", so Throm. "Man sollte jetzt aber nicht jede Woche dazu nutzen, der AfD so ein Podium zu bieten."

Die CDU in Thüringen hatte über Wochen mit der Linken, der SPD und den Grünen über eine Senkung der Grunderwerbsteuer verhandelt, die die Regierungsparteien nicht grundsätzlich ablehnten. Letztlich blockierten sie aber den CDU-Vorschlag, die Minderung von 6,5 auf fünf Prozent wurde mithilfe von AfD und FDP durchgesetzt.

Was die CDU-Bundestagsabgeordnete Serap Güler in diesem Fall richtig findet, hält sie beim geplanten Korrekte-Sprache-Gesetz für einen Fehler. "Wir sollten uns um die grundlegenden Themen kümmern, die, die viele Menschen wirklich beschäftigen, wie eine Senkung der Grunderwerbsteuer, nicht um Stammtischthemen wie das Gendern, bei denen man ohnehin am ehesten mit der AfD Mehrheiten bekommt", sagte Güler, die auch Mitglied des CDU-Bundesvorstands ist, WELT.


Die AfD hat also jetzt schon die Macht, Gesetze, die wohl von einer deutlichen Mehrheit gestützt und gewünscht werden, zu unterbinden: durch ihre bloße Zustimmung.

Ich habe auch keine Patentlösung für dieses Dilemma, in das sich die etablierten Parteien willentlich gebracht haben, indem sie bei diesem und anderen Themen immer wieder große Teile der Bevölkerung ignorierten, um lieber auf Lobbygruppen und Ideologen zu hören. Wenn etwa bis zu 85 Prozent der Bürger als "Stammtisch" abgetan werden, betreibt man fast schon aktiv Reklame für die AfD.



3. "Die Zeit" erörtert, wie man mit gewalttätigen Jungen umgehen kann.



4. Russische Reservisten und Freiwillige in der Ukraine, die vor einem Jahr im Rahmen von Putins Teilmobilisierung einberufen wurden, überleben nicht lange.

Eine Untersuchung des unabhängigen russischen Recherchenetzwerks "Important Stories" gemeinsam mit dem russischen "Conflict Intelligence Team" (CIT) hat ergeben, dass jeder fünfte Rekrut, der ums Leben kam, nicht einmal zwei Monate lang im Dienst war. Der jüngste Soldat war gerade einmal 19, der älteste 62 Jahre alt.

Russland hatte im September 2022 bekannt gegeben, weitere Reservisten zu verpflichten. Insgesamt sollen so 300.000 Soldaten einberufen worden sein. Noch habe der russische Präsident Wladimir Putin diese Mobilmachung nicht offiziell per Dekret für beendet erklärt, schreibt die "Moscow Times".

Russland gibt selten offizielle Zahlen zu Gefallenen im Krieg gegen die Ukraine heraus. Im vergangenen Jahr sei von 6.000 die Rede gewesen, berichtet die "Moscow Times". Unabhängige Recherchen gehen hingegen von 50.000 bis 120.000 aus. Die ehrenamtlichen Mitarbeiter von CIT und "Important Stories" nahmen sich deshalb die Todesanzeigen in Tageszeitungen und anderen Quellen vor. Darin fanden sie zahllose Nachrufe. "Sie hatten alle eines gemeinsam: Von der Einberufung bis zur Beerdigung dauerte es weniger als ein Jahr", heißt es in dem Bericht. Insgesamt wurden 3.000 Todesfälle untersucht. Die Gesamtzahl der Gefallenen dürfte aber deutlich höher liegen.


Hier erfährt man mehr.



5. Einer meiner Leser hat mich auf eine interessante Studie zu einem Thema hingewiesen, mit dem sich Männerrechtler seit langer Zeit beschäftigen: auf welche Weise die Medien bei ihrer Berichterstattung, das Geschlecht der Jungen unsichtbar machen, die Boko Haram zum Opfer gefallen sind:

Die in Nigeria ansässige Terrorgruppe Boko Haram hat im Laufe ihrer Geschichte systematisch geschlechtsspezifische Massenentführungen und -tötungen durchgeführt, und diese geschlechtsspezifischen Verbrechen haben sowohl männliche als auch weibliche Opfer gefordert. Im Rahmen dieser Studie wurden Zeitungsartikel über geschlechtsspezifische Verbrechen von Boko Haram untersucht, die zwischen Juli 2013 und Februar 2021 veröffentlicht wurden, wobei der Schwerpunkt auf der relativen Sichtbarkeit des Geschlechts der Opfer lag. Die Geschlechter der entführten Männer und Frauen wurden eindeutig identifiziert; das Geschlecht der männlichen Opfer von Massakern war jedoch relativ unsichtbar, unabhängig davon, ob es sich um Männer oder Jungen handelte. Das Versäumnis, über den geschlechtsspezifischen Charakter der Massaker zu berichten, kann zu einer geringeren Sensibilisierung und damit zu einer Verringerung der Sicherheitsressourcen beitragen, die für die Bewältigung solch schwerer Menschenrechtsverletzungen erforderlich sind.


Natürlich werden maskulistische Menschenrechtler, die beharrlich auf solche Missverhältnisse hinweisen, in den Leitmedien selbst angefeindet oder unsichtbar gemacht.



6. Auch Indien hat jetzt eine Frauenquote im Parlament.



Montag, September 25, 2023

Studie: Feministinnen narzisstischer und intoleranter als andere Frauen

1. Ich bin am Wochenende auf eine interessante Studie zweier Psychologinnen gestoßen, die zwar schon ein paar Jahre alt ist, aber Wissen verdirbt ja nicht so schnell. Hier die Zusammenfassung:

Ziel der vorliegenden Studie war es, die Auswirkungen des Feminismus auf den Narzissmus und die Toleranz gegenüber Meinungsverschiedenheiten bei Frauen zu ermitteln. Methoden: Zu diesem Zweck wurde eine Stichprobe von 40 Frauen in der Altersgruppe von 18-25 Jahren gezogen. Die Teilnehmerinnen wurden auf der Grundlage ihrer Selbsteinschätzung des Konstrukts Feminismus in zwei Gruppen eingeteilt: Feministinnen und Nicht-Feministinnen. Jede Gruppe wurde hinsichtlich ihres Narzissmus und ihrer Toleranz für Meinungsverschiedenheiten quantitativ mit Hilfe der Dunklen Triade der Persönlichkeit (D3-Short; Narzissmus-Subskala) und der Skala für Toleranz für Meinungsverschiedenheiten bewertet. Ergebnisse: Die Ergebnisse der Studie deuten darauf hin, dass ein signifikanter Unterschied in der Ausprägung des Narzissmus und der Toleranz gegenüber Meinungsverschiedenheiten zwischen Feministinnen und Nicht-Feministinnen besteht. Es wurde festgestellt, dass feministische Frauen mit einem Mittelwert von 2,92 ein höheres Maß an Narzissmus aufwiesen als nicht-feministische Frauen mit einem Mittelwert von 2,31, und dass die Toleranz gegenüber Meinungsverschiedenheiten bei feministischen Frauen mit einem Mittelwert von 39,00 geringer war als bei nicht-feministischen Frauen mit einem Mittelwert von 52,15. Schlussfolgerung: Zwischen feministischen und nicht-feministischen Frauen besteht ein signifikanter Unterschied in Bezug auf Narzissmus und Toleranz gegenüber Meinungsverschiedenheiten.


Natürlich sprechen wir hier von einem statistischen Mittelwert. Ich kenne sowohl Feministinnen, bei denen ich in der persönlichen Begegnung weder Narzissmus noch Intoleranz festgestellt habe, als auch solche, bei denen diese Eigenschaften wesentlich stärker ausgeprägt sein dürften.



2. Auch in Österreich soll eine Meldestelle Antifeminismus eingerichtet werden:

Mit der Einrichtung einer Meldestelle für Antifeminismus nach deutschem Vorbild können wir das Bewusstsein dafür stärken, dass Antifeminismus in Österreich kein Kavaliersdelikt ist“, betont Frauenlandesrätin Eva Pawlata, auf deren Initiative Tirols Antrag eingebracht wurde.


So etwas erlebt man bei keiner anderen politischen Ideologie. Ich kenne niemanden, der das Bewusstsein dafür schärfen möchte, dass zum Beispiel "Antikommunismus"oder "Antiliberalismus" kein Kavaliersdelikt sein dürfen.



3. Wie Genderama berichtete, steht der Volksmusik-Sänger Heino wegen seiner Kritik am Gendern unter Beschuss. Inzwischen hat Heino sich zu, wie Woke sagen würden, "Hass und Hetze" geäußert, die gegen ihn gerichtet sind

Die AZ hat sein Management kontaktiert und von dem Sänger persönlich eine Antwort erhalten. "Das juckt mich keineswegs. Es sind ein paar Wenige, die so denken. Ich bekomme hunderte Zuschriften von Jung und Alt, die sich bei mir bedanken, dass mal endlich einer den Mund aufmacht. Ich habe weder jemanden rassistisch noch sexistisch beleidigt. Sie als Medien zitieren mehr negative Kommentare von Leuten die Gendern, als jene, die meiner Meinung sind. Das ist der wahre Skandal, wenn es überhaupt einen gibt."

Hinter den harten Worten, die Heino in seinem "Frühstücksfernsehen"-Auftritt getroffen hat, steht der Volksmusikstar auch weiterhin, wie er der AZ schreibt: "Ich bereue überhaupt nichts. Ich stehe zu 100 Prozent hinter meinen Aussagen im 'Sat.1-Frühstücksfernsehen'. Ich lasse mir doch nicht von ein paar Gehirn-Akrobaten vorschreiben, was ich singen darf. Wo kommen wir denn da hin. Die Mehrheit ist klar gegen das Gendern und dieser Wahnsinn muss endlich mal aufhören. Es gibt wichtigere Themen und Probleme in der Welt, wie den Krieg in der Ukraine, Alters- und Kinderarmut in Deutschland, die Inflation etc. Darüber sollten sich die Leute Gedanken machen, aber nicht über ein Unterhaltungslied wie Layla oder Zehn nackte Friseusen."




4. Die "Vogue" bewirbt Eva Reisingers Buch "Männer töten". Ein Auszug:

Was würde nun passieren, wenn die Frauen plötzlich den Spieß umdrehen würden? Statt von den Männern getötet zu werden, morden sie kurzerhand selbst? Autorin Eva Reisinger hat dieses Gedankenexperiment gewagt und in ihrem Debütroman "Männer töten" ein Matriarchat im fiktionalen oberösterreichischen Dorf Engelhartskirchen erschaffen. Auf den ersten Blick herrscht hier ländliche Bergidylle: "Kühe, Knödel, Kirchturmglocken", wie es im Klappentext heißt. Nur langsam stellt Reisingers Protagonistin Anna Maria, die aus Berlin nach Engelhartskirchen gezogen ist, fest, dass hier etwas anders ist … Ein mordendes Matriarchat im Land der Femizide? VOGUE hat mit Autorin Eva Reisinger über diese gewagte Utopie und ihre Geschichte über Freundinnenschaft und Solidarität gesprochen.


Eva Reisinger war als Redakteurin für "ze.tt", das junge Medium von "Zeit Online", tätig und erhielt für ihr Buch ein Stipendiat der Stadt Wien. Ihr zufolge sei unsere Kultur "gewohnt daran, dass die Frau das Opfer ist. Im Tatort am Sonntag werden fast immer Frauen zerstückelt oder vergewaltigt." (Der "Tatort" schlägt offenbar jede Kriminalstatistik, bei der weit überwiegend Männer Opfer tödlicher Gewalt werden.) Darüber hinaus berichtet sie:

Zuerst dachte ich mir noch: "Ich kann mein Buch doch nicht 'Männer töten' nennen?" Aber je mehr ich über die Doppeldeutigkeit nachgedacht habe und mich auch mit der Diskussion rund um den Hashtag #MenAreTrash beschäftigt habe, fand ich den Titel perfekt.




5. In Oregon hat eine Mutter ihr Baby mit Wasser gefoltert und anschließend in ein Gefrierfach gesteckt, weil sie die Reaktion des Vaters sehen wollte. Sie wurde dafür zu 30 Tagen Haft verurteilt.



6. Nachdem der ehemalige Chef des Spanischen Fußballverbands, Luis Rubiales, aus Begeisterung über den Erfolg der Fußballerinnen eine Spielerin geküstt hatte und dafür verklagt wurde, muss er seine Wohnung in Madrid verkaufen, um die Gerichtskosten und die Unterstützung seiner Ex-Frau und seiner Töchter zu finanzieren.



7. Die Journalistin Joanna Williams fragt, ob das aktuelle Wehklagen über Männer wie Rubiales oder auch den Komiker Russell Brand Frauen wirklich voran bringt:

Um zu ermessen, wie viel sich in kürzester Zeit verändert hat, genügt ein Blick auf das Finale der Frauenfußball-Weltmeisterschaft im vergangenen Monat. Der Zwei-Sekunden-Kuss, den Luis Rubiales der Fußballerin Jenni Hermoso auf die Lippen drückte, sorgte für weltweite Schlagzeilen. Nach endloser internationaler Kritik wurde gegen Rubiales eine einstweilige Verfügung erlassen, die ihm verbot, sich Hermoso auf 200 Meter zu nähern. Da seine Position unhaltbar war, trat er letzte Woche als Präsident des Königlichen Spanischen Fußballverbands zurück.

(…) Es stellt sich die Frage, ob dieser Kulturwandel im Interesse der Frauen ist. Mitte der 2000er Jahre steckte der Feminismus zwischen der Girl-Power-Ära der 1990er Jahre und den Girlboss-Mantras der 2010er Jahre fest. Die Possen der Sex and the City-Frauen sprachen sowohl Ladettes als auch "Lean In"-Feministinnen gleichermaßen an. Und mit dem Aufkommen von Männermagazinen und Reality-TV - vor allem angefeuert durch Big Brother (wieder Channel 4) - konnten Frauen Ruhm und Reichtum finden, indem sie jung, attraktiv und "gut drauf" waren. Es mag heute nicht mehr in Mode sein, das zu sagen, aber für viele junge Frauen war dies eine Zeit des Spaßes und der Freiheit, und nicht der Ausbeutung und des Missbrauchs.

All dies änderte sich 2017. Die #MeToo-Bewegung nahm Fahrt auf, als gegen den Filmproduzenten Harvey Weinstein öffentlichkeitswirksame Anschuldigungen wegen sexueller Übergriffe erhoben wurden. Der Schwerpunkt verlagerte sich schnell auf die Anprangerung eines viel breiteren Spektrums männlichen Verhaltens - von Vergewaltigung bis hin zu ungewollten Berührungen eines Knies. Dies spiegelt sich auch im Skandal um Russell Brand wider, wo die schockierendsten Anschuldigungen gegen ihn - Vergewaltigung und sexuelle Nötigung - neben Anschuldigungen von nicht strafbarem Fehlverhalten und Fällen von einvernehmlichem, aber bereutem Sex auftauchen.

Auch von Frauen wurde nach #MeToo erwartet, dass sie sich ändern und die Rolle des Opfers übernehmen. Dieselben Fernsehsender und Zeitungsspalten, die das Publikum einst mit Geschichten über Drogen, Alkohol und Sex begeisterten, berichteten nun von verzweifelten Frauen, die durch eine unangebrachte Bemerkung oder einen unerwünschten Blick zerstört wurden. Frauen wurden von Sexualobjekten zu Sexualopfern.

Einige werden zweifellos argumentieren, dass dies ein Fortschritt ist, dass Männer zur Verantwortung gezogen werden und Frauen eine Stimme bekommen. Aber seien wir doch mal ehrlich. Innerhalb von zwei Jahrzehnten von Girl Power zu Opferfeminismus zu wechseln, ist kein großer Fortschritt für Frauen.

Der Opferfeminismus ist weit davon entfernt, die Handlungsfähigkeit der Frauen anzuerkennen, und bringt den Ruf nach einer stärkeren Überwachung der Interaktionen zwischen Männern und Frauen mit sich. Angst und Misstrauen regieren den Tag. Die derzeitige Mode, die sexuelle Revolution in den Schmutz zu ziehen, führt dazu, dass Frauen nicht ermächtigt, sondern infantilisiert werden, so dass man davon ausgeht, dass sie an der Universität Einverständniserklärungen, Anstandsdamen bei Verabredungen oder Intimitätscoaches an Filmsets benötigen.

(…) Wir müssen auch vermeiden, die Grenzen zwischen kriminellem und nicht kriminellem Verhalten zu verwischen. Es tut weder Frauen noch Männern einen Gefallen, wenn bereuter Sex Jahrzehnte später neu bewertet und als nicht einvernehmlich erklärt wird. In der Sendung "Dispatches" über Russell Brand wird sogar erwähnt, dass junge Frauen bei den Produzenten von Channel 4 anriefen, um sich darüber zu beschweren, dass Brand mit ihnen schlief und sie danach nicht anrief - als ob ein solches Verhalten irgendetwas mit den Straftaten zu tun hätte, die ihm vorgeworfen werden.

Wenn man den Skandal um Russell Brand etwas distanzierter betrachtet, erkennt man, dass ein klarer kultureller Wandel stattgefunden hat - nicht in Richtung einer respektvollen Behandlung von Opfern, wie so oft behauptet wird, sondern in Richtung einer Behandlung aller Frauen als Opfer. Wie Channel 4 nur zu gut weiß, lässt sich Sex immer noch gut verkaufen. Nur sind jetzt eher Geschichten über die Opferrolle als Geschichten über Promiskuität gefragt. Dies sollte auf keinen Fall als Sieg für den Feminismus oder für die Frauen dargestellt werden.




Freitag, September 22, 2023

Politologe: Darum setzt sich Gender durch, obwohl die breite Mehrheit es ablehnt

1. Die Schweizer Zeitung "20 Minuten" hat einen Politologen zur Genderdebatte befragt:

Die Mütter- und Väterberatung der Stadt Zürich erklärt in ihrem Newsletter, wie gendersensible Erziehung geht. Etwa: "Wenn Sie von anderen Familien reden, können Sie neutrale Bezeichnungen wie Kind, Elternteil oder Betreuungsperson verwenden." (…) Das kommt auf Social Media wie bei Politikerinnen und Politikern schlecht an.

Laut Daniel Kübler, Politologe an der Universität Zürich und am Zentrum für Demokratie Aarau, lässt die Mütter- und Väterberatung politische Sensibilität vermissen. Betreuungsperson oder Elternteil statt Mami und Papi zu sagen, sei "schon etwas realitätsfern".

In Verwaltungen könne es vorkommen, dass weltfremde Entscheide getroffen würden, weil die Mitarbeitenden manchmal in einer Bubble lebten, in der alle denselben beruflichen Hintergrund und ähnliche gesellschaftliche Ansichten hätten. "Da entstehen Ideen, die an der grossen Bevölkerungsmehrheit vorbeizielen." Der Realitätscheck müsse durch die politisch Verantwortlichen gemacht werden. "Sie müssen das Gespür haben dafür, was für die Bevölkerungsmehrheit akzeptabel ist und was nicht."


Problematisch bleibt, dass die genannte Muddle die Leitmedien umfasst, die die Hoheit darüber haben zu berichten, was als akzeptabel zu gelten hat und was nicht.



2. Nachdem der Volksmusik-Sänger Heino im Sat1-Frühstücksfernsehen das Gendern kritisiert hatte, nahm der Sender diese Folge offline und ein Veranstalter droht mit der Absage eines Heino-Konzerts.



3. Der Schweizer Männerpolitiker Markus Theunert begrüßt die Welle von Missbrauchsvorwürfen gegen Musiker und Schauspieler – selbst wenn sich die Anschuldigungen als haltlos erweisen.



4. Auf Reddit erstellen Maskulisten eine möglichst vollständige Liste von fehlenden Rechten für Männer.



5. Off-topic und in eigener Sache: In der Reihe Hoffmanns Erzählungen ist mein nächster Roman erschienen: "Klimaterroristen". Die Geschichte spielt in der nahen Zukunft, im normalerweise gängigen Romanformat entspräche das Buch einem Umfang von 250 bis 300 Seiten. Der Roman beschäftigt sich eingehender und ernsthafter mit dem Klimathema als mein letztes Buch dazu. Damit ist es für mich literarisch aber auch erst mal durch.



Donnerstag, September 21, 2023

Man kann es den Leuten nicht recht machen: Völlig korrekt gegenderte Suche nach Personal sorgt trotzdem für Empörung

1.
Jetzt ist es schon wieder passiert: Der Grazer Nachtklub "Maximus" sorgt mit einem neuen Werbeplakat für Aufregung. Diesmal sucht man "LadiestesterInnen".


Das berichtet Österreichs "Krone" unter der Überschrift "Grüne schäumen". In dem Artikel heißt es weiter:

Von der Frauenministerin bis zur Grazer Bürgermeisterin - als das Grazer Bordell "Maximus" per Plakat nach "Mädchentester" suchte, war die Aufregung groß. Ein Sturm der Entrüstung fegte übers Land. Jetzt legt der Betreiber nach. "Wir stellen ein!!! Ladiestesterinnen" steht nun am Plakat. "Männlich/weiblich/genderfluid/non binary" hat man auch noch hinzugefügt, um sich zumindest in der Gender-Debatte abzusichern.


~ Ich weiß auch nicht, wie man eine Stellenausschreibung noch inklusiver gestalten kann. Das politisch korrekte Lager äußert inzwischen Ansprüche, die keiner mehr erfüllen kann. ~

Die Entrüstung ist jedenfalls abermals groß: "Ein solch widerliches Plakat darf in der Menschenrechtsstadt Graz nicht sichtbar sein", poltert Vize-Bürgermeisterin Judith Schwentner (Grüne). Klubobfrau Sandra Krautwaschl fordert eine Verschärfung des Prostitutionsgesetzes. (…) Beide grünen Politikerinnen fordern den Entzug der Bewilligung für den Bordellbetreiber. "In Fällen grober Sittenwidrigkeit muss dies und die Schließung des Betriebs möglich sein." Fakt ist aber, dass der Betreiber bislang keinerlei Strafen erhalten hat, dafür aber eine ziemlich gute Werbung.




2. Empörung herrscht auch in Wolfratshausen:

Auf dem Spielplatz am Feuerwehrhaus soll ein Mini-Feuerwehrauto stehen. So weit, so nett. Eine Stadträtin wittert darin einen Schlag gegen den Feminismus.


Hier geht es weiter. Spielverderber sind diesmal nicht die Grünen, sondern die CSU.



3. Lucas Schoppe kommentiert das antimaskulistische Väter-Bashing von Correctiv und STERN.

Dasselbe tut Christian Schmidt:

Schon erstaunlich. Da haben wir Frauenverbände noch und nöcher, die Lobbyarbeit machen, selbstverständlich vom Staat finanziert werden, und zwar mit durchaus hohen Beträgen und selbstverständlich auch zu jeder Änderung im Familienrecht angehört werden und dann gibt es eine kleine, aufgrund fehlender Finanzierung natürlich auch weniger professionelle Gruppe von Männerrechtlern, die nur überhaupt einmal zu einem Gespräch eingeladen werden, und schon ruft man fast schon nach Köpfen im Justizministerium.




4. "Es ist Zeit für einen Veteranentag" fordert die Neue Zürcher Zeitung in ihrem heutigen Thema des Tages (noch nicht online). In dem Artikel heißt es:

Es war schon erstaunlich, als nach dem Ende der Invictus Games, der Sportwettkämpfe für versehrte Soldaten in Düsseldorf, am vergangenen Wochenende plötzlich Politiker parteiübergreifend grosse Sympathien für einen Veteranentag in Deutschland äusserten. Das hatte es so noch nicht gegeben. Sollten Land und Gesellschaft dem langgehegten Anliegen der Soldaten in der Bundesrepublik, für ihre Leistungen und Opfer angemessen gewürdigt zu werden, nun also endlich Rechnung tragen? Es sieht trotz allen wortreichen Bekundungen eher nicht danach aus.

Die bundesdeutsche Gesellschaft und ihre Soldaten – das war schon immer ein grosses Missverständnis. Die ersten Jahrzehnte nach ihrer Gründung 1949 trauerte die Republik um die 5,4 Millionen Männer, die im Zweiten Weltkrieg gefallen waren. Dieses Gedenken rückte in den 1990er Jahren in der Hintergrund, weil einer breiten Öffentlichkeit immer mehr bewusst wurde, dass die Wehrmacht einer der wesentlichen Akteure des deutschen Vernichtungskriegs gewesen ist. Man wollte sich nicht derer erinnern, die auf der falschen Seite standen.

Doch nicht nur mit diesen Soldaten hadert die Republik bis heute. Auch die Soldaten der Bundeswehr fühlen sich in Deutschland allenfalls als Randgruppe. Dieses Gefühl wird durch eine Politik befeuert, die sie über drei Jahrzehnte in immer neue Auslandseinsätze geschickt hat, für die ebenjene Politiker in der Öffentlichkeit aber nicht einstehen wollten. Das Ergebnis war, dass sich die Gesellschaft für das Kämpfen, Töten und Sterben ihrer Soldaten vor allem in Afghanistan kaum interessierte.

Irgendwann waren die vielen Soldaten, die versehrt aus den Einsätzen zurückkamen, jedoch nicht mehr zu ignorieren. Sie organisierten sich und forderten immer vehementer, dass Deutschland ihre Leistungen und Opfer in den Einsätzen anerkenne und würdige. Diese Soldaten nannten sich Veteranen, ein Begriff, mit dem man in der Bundesrepublik Deutschland am ehesten noch altgediente Soldaten oder Weltkriegsteilnehmer verband. Die Politik reagierte darauf, indem sie den Veteranen öffentlich Zuspruch gab und intern ihre berechtigten Anliegen torpedierte.

(…) So sagte etwa Verteidigungsminister Boris Pistorius von den Sozialdemokraten, er befürworte einen Veteranentag. Ähnlich äusserte sich der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Hendrik Wüst. Die oppositionelle Unionsfraktion hat am Donnerstag einen "Antrag zur Debatte" auf die Einrichtung eines bundesweiten Veteranentags in den Bundestag eingebracht. Es wird sich zeigen, ob und wie die Ampelparteien darauf eingehen.

Doch das, was die deutschen Politiker eigentlich hätten tun müssen, wenn sie den Veteranentag wirklich ernst meinen, taten sie nicht. Die Invictus Games mit ihrer positiven Energie und Aufmerksamkeit für die versehrten Soldaten hätten einen geeigneten Anlass und eine öffentliche Bühne geboten, um einen Veteranentag auszurufen. Diese Chance hat die deutsche Politik vertan.

Stattdessen hat sie sich einschliesslich des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier in Absichtserklärungen und Floskeln geflüchtet. Die Bekundungen für einen Veteranentag scheinen wieder einmal nur politisches Theater zu sein. Dabei ist es höchste Zeit, dass Deutschland seine Veteranen ehrt.




5. Gegen den Schauspieler Russell Brand gibt es Vergewaltigungsvorwürfe. Ähnlich wie beim Rammstein-Sänger Lindemann finden diese jedoch allein in den Medien statt.

Die Polizei hat mutmaßliche Opfer zwar aufgerufen, sich zu melden. Bisher liegt aber keine Anzeige gegen den 48-Jährigen vor, wie britische Zeitungen am Sonntag unter Berufung auf die Londoner Metropolitan Police berichteten.




6. Ein Japan-Besucher ignoriert die Geschlechter-Apartheid in der dortigen Bahn und erntet Hass:

In einem 21-sekündigen TikTok-Video, das bereits 2,2 Millionen Mal aufgerufen wurde, wollte der Vlogger ShearingShedVlogs mitteilen, was "ihn als Australier in Japan schockiert hat".

Der Tourist nahm sich selbst dabei auf, wie er einen Zugwaggon betrat, der nur für Frauen bestimmt war und auf dem große rosa Schilder auf Englisch und Japanisch standen. "Hier ist es wie in Saudi-Arabien", sagte er und wirkte nicht gerade beeindruckt.

Als er durch den Waggon ging, filmte er mehrere weibliche Fahrgäste, denen seine Anwesenheit etwas unangenehm zu sein schien. "Ich bin der Fraueninspektor und kontrolliere, dass sich nur Frauen in diesem Wagen befinden", sagte der TikToker in dem Clip.

"Dieser 'Nur-Frauen'-Waggon ist das Letzte, was ich in einem so freien Land wie Japan erwarten würde", schrieb er in der Videobeschriftung und fügte hinzu, dass es ihn an etwas erinnere, das er "in einem Land mit strengen Trennungsregeln" sehen würde.

Der umstrittene Clip hat seither auf TikTok und anderen Social-Media-Plattformen Empörung ausgelöst. Viele beschuldigten den Touristen, zudringlich zu sein und die Zugwaggons nur für Frauen mit Apartheid zu vergleichen.

"Das ist keine Rassentrennung, sondern dient der Sicherheit von Frauen und Typen wie du sind der Grund, warum es sie gibt", schrieb ein Nutzer. "Du hast schlechte Manieren, weil du die japanischen Traditionen nicht respektierst, du machst dich lächerlich", schrieb ein anderer.




Mittwoch, September 20, 2023

Feindbild-Propaganda von Correctiv und STERN: "Die Methoden der Väterrechtler"

1. Seitdem es die Väterbewegung gibt, die gleichberechtigte Sorge und Umgang auch nach elterlicher Trennung fordert, gibt es einen reaktionären Backlash dagegen. Dieser Backlash hält mit unverminderter Heftigkeit an. Gestern Nachmittag sind zeitgleich zwei Artikel online gegangen, die so einseitig sind, dass man wohl beide als Hit Piece bezeichnen darf.

Bei Correctiv heißt es:

Krude Thesen, ausgefeiltes Lobbying und jede Menge Frauenhass: Sogenannte Väterrechtler machen vehement Einfluss in Politik und Justiz geltend – und untergraben den Gewaltschutz von Frauen und Kindern. CORRECTIV zeigt, wie ihre Netzwerke funktionieren.


Hier geht es weiter mit dem schon von der Länge her ausufernden Artikel, in dem sich ein entrüsteter Absatz an den nächsten reiht.

Der STERN schreibt unter dem Foto einer angstvoll schauenden Frau mit kleinem Kind:

Vordergründig wollen sie getrennten Vätern helfen. Doch im Hintergrund versuchen zahlreiche Vereine in Deutschland, politischen Einfluss auf das Unterhalts- und Sorgerecht zu nehmen – beim Bundesjustizministerium, bei FDP und AfD. Manche dieser Väterrechtler sind offen antifeministisch.


Nimmt man beide Teaser zusammen, hat man eine Übersicht darüber, was in erster Linie stört: durchdachte Lobbyarbeit, Vernetzung, das Bestreben, in der politischen Debatte mitzureden, und mangelnder Feminismus bei "manchen Väterrechtlern". Na, das ist ja alles unerhört.

In den Artikeln wird nicht nur gegen Väter-, sondern auch gegen Männerrechtler insgesamt gewettert (hier fälschlich als "Maskulinisten" bezeichnet). Vor allem die Kampagne "Genug Tränen" sowie Gerd Riedmeiers Forum Soziale Inklusion scheinen den Leuten, die hinter den Artikeln stecken, ein Dorn im Auge zu sein. Erwähnt werden auch MANNdat, Agens, der Väteraufbruch für Kinder, die IG "Jungen, Männer, Väter", die Deutschen Genderkongresse in Nürnberg, die "Liberalen Männer" (deren stellvertretender Vorsitzender Sebastian von Meding "enge Kontakte zum Maskulinistenmilieu" haben soll) sowie die rührigen Väterrechtler Franzjörg Krieg und Markus Witt.

Zu einem großen Teil werden frühere Attacken auf die Männer- und Väterbewegung schlicht wiedergekäut, wobei die Vorwürfe bis ins Jahr 2011, ja sogar noch ins Jahr 1992 zurückgehen. Zum Schluss hat vor allem die Correctiv-Journalistin in ihrem Beitrag ein weit verzweigtes Netzwerk der großen Väter-Verschwörung gezeichnet, in dem alles mit allem verbunden und so ziemlich jede männer- oder väterpolitische Gruppe, die sich außerhalb der feministischen Einhegung für Gleichberechtigung engagiert, des Teufels ist. Kontaktschuld ist ein wesentlicher Bestandteil dieser Rhetorik.

Interessant ist, dass sich Correctiv und STERN hier zu einem koordinierten Angriff verbündet haben. Das würde so nicht stattfinden, wenn man dort die maskulistische Bewegung nicht als Bedrohung des Status quo wahrnehmen würde. Was die politische Schlagrichtung angeht, wird vor allem die FDP in den Beiträgen immer wieder genannt. So heißt es, Beobachter gingen davon aus, dass der liberale Justizminister Marco Buschmann "den Maskulisten nahe steht" (jetzt kann man beim Correctiv den Begriff auf einmal richtig schreiben), er aber das heikle Thema Gewalt und Familienrecht wohl lieber nicht anrühren wolle, da es "vermintes Gelände" darstelle. Wie mag er auf diesen Gedanken gekommen sein?

Auf Twitter gibt es bereits die ersten Reaktionen auf die Artikel.

Diese Stern / Correctiv Recherche kommt mir nicht vor wie eine faktenorientierte Recherche, sondern, wie ein Framing, welches den (einzigen) Zweck hat, einzelne Akteure in einem wichtigen Diskurs zu diskreditieren ...


Das scheint ja auch keine Recherche zu sein, sondern eine Parteinahme.....was ist denn da los bei @correctiv_org?

War das eine Auftragsarbeit seitens einer Lobby?

Wäre das nicht das Gegenteil von Faktencheckerei?


"Feministen sehen Frauen als Opfer von Diskriminierung und verbinden ihre Forderungen mit anti-maskulinistischen Parolen und zum Teil mit offenem Männerhass."

Das Zitat wurde geändert mit vertauschten Geschlechtern. Das Phänomen nennt sich aber auch #Projektion. Eigenschaften bei denen man Mühe hat, sie bei sich selbst anzuerkennen, projeziert man auf das Gegenüber. Oftmals auch völlig zu unrecht.

Aber einfach in der Annahme, dass das Gegenüber genauso hinterlistig, manipulativ und voller Hass ist, wie man selbst. Ein in der Politik weitverbreitetes Problem.




2. Heute Morgen gibt es einen weiteren Sturm im Wasserglas der Medien: "Entsetzen nach Heino-Auftritt! Sexismus- und Rassismus-Eklat in Sat.1-Sendung" lautet die Schlagzeile. Was der Volksmusik-Sänger überhaupt gesagt hat, erfährt man aus dem Artikel nicht. Offenbar, so denkt man sich, war es so schlimm, dass die Journalisten es gar nicht wiedergeben wollten. Geschildert werden nur die Reaktionen:

In den sozialen Netzwerken herrscht Fassungslosigkeit. (…) "Schade, dass Ihr sexistischen und rassistischen Äußerungen die Plattform gebt", heißt es in einem Kommentar. "Unfassbar schlimm, was er so von sich gibt. Und das in Dauerschleife den ganzen Morgen. Ganz ganz gruselig. Zurückgewandt und einfach Nein", schreibt eine Zuschauerin. Doch damit nicht genug. Viele Zuschauer sind wütend, weil die Moderatoren vom "Frühstücksfernsehen" nicht interveniert haben. "Richtig unangenehmer Auftritt. Noch schlimmer: Eure nicht vorhandene Reaktion auf Rassismus und Sexismus... ich bin einfach nur sprachlos", ist in einem weiteren Kommentar zu lesen. "Dass ihr Heino ungestört so seinen Unfug reden lasst, war echt unnötig", kritisiert ein weiterer Zuschauer.


Erst aus einem Artikel der Bildzeitung erfährt man Genaueres:

Dann fragte ihn Moderator Matthias Killing (44): „Wie stehst du zum Gendern?“

Heinos glasklare Antwort: "Denen haben sie ins Gehirn geschissen, so wie wir im Rheinland sagen. Ich steh’ da überhaupt gar nicht zu. Ich werd’ weiter von der schwarzen Haselnuss singen, ich werd’ weiter ,Lustig ist das Zigeunerleben‘ singen. Da lass ich mich von keinem Menschen abbringen. Das ist ein Stück Kulturgut. Das habe ich in den Sechzigerjahren, in der Blütezeit des Beats, wieder populär gemacht. Und das soll auch so bleiben, wie es ist."

Rumms, das hat gesessen! Und rief sofort die Sprach- und Gender-Polizei auf den Plan. Heino kassierte auf dem Instagram-Account vom Frühstücksfernsehen dann auch einen gewaltigen Shitstorm.




3. Telepolis greift die mediale Empörung über "Polizeiruf 110" vom Wochenende auf. (Genderama berichtete.)

Vor der professionellen Fernsehkritik – falls es so etwas gibt – fand der Film von Dror Zaravi trotzdem wenig Gnade. Weil er ihr ideologisch ganz offenbar gegen den Strich geht: "Besessen von der Ablehnung gegenwärtiger, emanzipatorischer Diskurse", jammerte die alte Tante ZEIT fassungslos, und legte dann kopfschüttelnd, aber komplett haltlos nach: "Ein schönes Beispiel für den aufgeblasenen Kulturkampf von rechts, in dem sich Parodie und Beschreibung ununterscheidbar vermischen."

(…) Ähnlich wie das Opfer gießt auch der Film Öl in die gerade lodernden gesellschaftlichen Feuer. Denn ausnahmsweise spitzt ein Krimi mal kompromisslose Haltungen weiter zu und zielt mitten hinein in aggressiven Feminismus, Cancel Culture, Hass, Wut und Arroganz linker Kreise, anstatt die Bösen wie so oft in Unternehmern und Rechtsextremisten zu finden.

(…) Und auch ansonsten zeigt der Film die akademische Welt kaum überzeichnet, aber unverstellt in ihrer Absurdität, in der Studis einen Prof verklagen, weil er im Aufzug "eine unangemessene Bemerkung" gemacht hat (nach einem Kleidungskompliment, soll die Universitätsleitung "Maßnahmen" ergreifen); in der Türen bei einer polizeilichen Befragung offen gelassen werden, denn "So fühle ich mich wohler"; und Genderprofessorinnen es ernst meinen, wenn sie behaupten: "Unter patriarchalen Bedingungen kann es so etwas wie einvernehmlichen Geschlechtsverkehr zwischen Frauen und Männern grundsätzlich nicht geben."

Der Film ironisiert den ganzen Zeitgeist-Jargon von "Trigger", "Retraumatisierung", "Awarnerness" und so weiter. Hinter dem manchmal bemüht satirischen Grundton ist die Zielrichtung ernst: Es geht um die neuen Tugendwächter: "Eine Uni ohne freie Rede ist kurz vor dem Wahrheitsministerium." Und um die Selbstgerechtigkeit eines Milieus, in dem Moralismus zur Waffe des persönlichen Karrierismus geworden ist.

Die Figuren wissen: "Misstrau' jedem, der sich selbst für gut und edel hält." So plädiert der Film frech und lustig, und oft auf hohem intellektuellem Niveau für Sprach- und Denkfreiheit.




Von Correctiv bis "Zeit" liegen die Medien derzeit also wieder ganz tief in den Schützengräben. Väterrechtler, Heino und "Polizeiruf 110" sind offenbar eine große Bedrohung.

Themenwechsel.



4. Berlin startet einen Gründerinnenbonus und vergibt bis zu 60.000 Euro für von Frauen geführte Start-ups. "Manchmal muss man Ungleiches ungleich behandeln, damit es gerecht wird", erklärt dazu die Berliner Wirtschaftssenatorin und frühere Bundesfrauenministerin Franziska Giffey (SPD), die "schon ahne, dass der eine oder andere die gezielte Förderung von Frauen als ungerecht oder diskriminierend kritisieren werde. (…) Bis Männer sich benachteiligt fühlen können, müsse noch einige Zeit ins Land gehen, ergänzte sie und bekam dafür nicht nur Lacher, sondern auch große Zustimmung bei den Teilnehmerinnen."

5. Auf Spiegel-Online findet man einen Artikel über die Aufdeckung häuslicher Gewalt im Rahmen einer Zahnarzt-Behandlung. Bemerkenswert ist die Überschrift, die deutlich macht, dass Täterschaft hier kein Geschlecht hat: "Es kann sein, dass der Täter oder die Täterin mit im Behandlungszimmer sitzt."

6. Über einen Maskuzid (Androzid) berichtet der Schweizer Tages-Anzeiger: "Frau erschießt ihren Partner und dann sich selbst."



Dienstag, September 19, 2023

"Warum wir ein Comeback der Wehrpflicht nicht hinnehmen dürfen"

1. In einem maskulistischen Artikel für "Welt" erklärt Jörg Wimalasena, warum eine Rückkehr der Wehrpflicht nicht akzeptabel ist. Ein Auszug:

Dass sich in Umfragen mittlerweile teils Mehrheiten oder nennenswerte Minderheiten sowie namhafte Politiker für eine Reaktivierung der Wehrpflicht aussprechen, finde ich besorgniserregend. Die Wehrpflicht war einer der unverschämtesten Verstöße gegen die Selbstbestimmung in Nachkriegsdeutschland. Zuletzt neun Monate lang (und in den Jahrzehnten davor noch viel länger) wurden junge Männer dazu gezwungen, ihre Lebenspläne hintanzustellen und für einen sittenwidrigen Hungerlohn entweder der Armee beizutreten oder die personellen Löcher im Sozialsystem zu stopfen.

(…) Der Vorstoß zur Wehrpflicht-Renaissance oder zur Einführung eines Pflichtdienstes erweckt den Eindruck, dass in Zeiten des Arbeitskräftemangels gerade im sozialen Bereich Personalengpässe mit unfreiwilligen, billigen Arbeitskräften abgemildert werden sollen – in Branchen, in denen eigentlich bessere Arbeitsbedingungen und Gehälter notwendig wären, um Berufsbilder attraktiver zu machen.

In diesem Zusammenhang ist es interessant, dass der Agenda-2010-Architekt Frank-Walter Steinmeier (SPD), dank glücklicher Fügungen ins Schloss Bellevue gestolpert und mittlerweile Bundespräsident, einer der entschiedensten Befürworter einer sozialen Pflichtzeit ist. Menschen in schlechtbezahlte Ausbeutungs-Arbeitsverhältnisse zu zwingen, ist praktisch sein politisches Lebenswerk.

Statt über ein Comeback der Wehrpflicht zu diskutieren, sollten wir lieber eine Debatte um deren vollständige Abschaffung führen – weil sie eben nur ausgesetzt ist. Im "Spannungs- oder Verteidigungsfall" können Männer ab 18 Jahren noch immer eingezogen werden.

(…) Wenn die Wehrpflicht in irgendeiner Form wieder scharf gestellt wird, sollte sie aber auf jeden Fall auch für Frauen gelten. Der linksliberale Ruf nach Geschlechtergerechtigkeit gebietet es geradezu, auch Frauen zum Dienst an der Waffe heranzuziehen. Wenn schon Wehrpflicht, dann soll Clara-Sophie bitte auch mit im Schützengraben liegen. Es wäre ja fast verlogen, wenn die progressive Fortschrittskoalition nur Jungs an die Front schicken würde – junge Männer, über die moderne Feminist*_:Innen sonst die Nase rümpfen, wenn sie nach ein paar Bier auf dem Dorffest "Layla" singen. Damit könnte man auch offensichtliche Widersprüche im neuen Selbstbestimmungsgesetz ausräumen. Denn das sieht vor, dass sich Männer im Kriegsfall mit einer Personenstandsänderung zum weiblichen Geschlecht nicht der Einberufung entziehen können. Noch besser wäre es, man ließe die idiotische Idee Wehrpflicht einfach von vornherein fallen.




2. Der MDR stellt klar: "Wehrpflichtigen Ukrainern in Deutschland droht vorerst keine Auslieferung."

Rudi Friedrich arbeitet bei connection e.V. – einem Verein, der sich international für Kriegsdienstverweigerer und Deserteure einsetzt. Er sagt, seit Kriegsbeginn verwehre die Ukraine das Recht auf Kriegsdienstverweigerung. Das sei ein entscheidender Grund dafür, dass die Männer ins Ausland gegangen seien: "Und dann ist es so, dass es auch Soldaten gibt, die mehrere Monate gekämpft haben, aber total ausgepowert und traumatisiert sind und sagen: 'Ich kann das nicht mehr und wenn ich in die Ukraine gehe, dann werde ich ganz sicher wieder an die Front geschickt.'"

Tatsächlich ist die Wehrdienstverweigerung in der ukrainischen Verfassung nicht ausdrücklich vorgesehen. Es gilt das Kriegsrecht. Das bestätigt die Charkiw Human Rights Group auf Nachfrage. "So ist der Militärdienst durch Mobilmachung laut Gesetz für alle wehrberechtigten Personen zwischen 18 und 60 Jahren obligatorisch. In bestimmten Fällen kann Einzelpersonen ein Aufschub dieser Dienstleistung gewährt werden, zum Beispiel wenn es sich bei einer Person um einen Universitätsstudenten handelt." Auch alleinerziehende Väter dürfen den Dienst an der Waffe legal umgehen.

Jene, die schon im Ausland sind, brauchen aber akut jedoch nichts zu befürchten. Jochen Hövekenmeier vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge: "Direkt nach Beginn des russischen Angriffskrieges in der Ukraine hat die EU die sogenannte Massenzustromrichtlinie in Kraft gesetzt und wir konnten in Deutschland alle Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine nach Paragraph 24 Aufnahmegesetz hier bei uns aufnehmen. Es gab kein Asylverfahren und dementsprechend auch keine Möglichkeit, einen möglichen Asyltitel zu entziehen und diese Leute zurückzuschicken. Unabhängig davon, ob es sich um Männer im wehrpflichtigen Alter handelt, Frauen, Kinder, alte Leute – diese Menschen haben einen Aufenthaltstitel."

Dieser humanitäre Aufenthaltstitel ist bis Februar 2024 befristet, wird aber relativ sicher um ein Jahr verlängert. Sollte der humanitäre Aufenthaltstitel irgendwann auslaufen, müssten ukrainische Geflüchtete, wie alle anderen, einen Antrag auf Asyl stellen.

Ob jemandem weiterhin Schutz gewährt wird, ist dann eine Frage, die individuell beantwortet wird, sagt Jochen Hövekenmeier vom Bundesamt für Migration und Asyl: "Denn grundsätzlich hat jeder Staat das Recht, seine meistens jungen Männer zu einem Wehrdienst oder Wehrersatzdienst einzuberufen. Dieses Recht hat natürlich einige Ausnahmen, insbesondere in Kriegsfällen. Diese Ausnahmen müssen geprüft werden – immer vor dem individuellen Hintergrund und vor dem Hintergrund, welche Gefahr, welche Bestrafung einem Menschen eventuell droht, der in sein Herkunftsland zurückkehrt."

Und selbst wenn sich die Ukraine irgendwann ans Ausland wendet, um Fahnenflüchtige mit gefälschten Dokumenten ausliefern zu lassen – eine Auslieferung sei nur im Rahmen eines Strafverfahrens möglich, bei dem eine Straftat nachgewiesen werden müsse, so die Charkiw Human Rights Group. Praktisch gebe es keine Aussicht auf Ermittlungen und Feststellungen der Schuld.




3. Auch in der Ukraine selbst versteckt sich eine unbekannte Zahl an Männern, die nicht mit der Waffe gegen Russland kämpfen wollen. Österreichs "Standard" hat mit einem von ihnen gesprochen.



4. In Russland wurde ein Deserteur zu 13 Jahren Straflager verurteilt. Laut einer Erklärung des Militärgerichts der Stadt Juschno-Sachalinsk wurde er der schweren Fahnenflucht "in einer Phase der militärischen Mobilmachung" für schuldig befunden wurde. Seine Strafe muss er demnach in einer Strafkolonie unter "strengen Haftbedingungen" verbüßen.



Themenwechsel.



5. Ich muss mir unbedingt die Folge "Polizeiruf 110" vom Wochenende – "Little Boxes" – noch anschauen, denn die Kritiken sind streckenweise göttlich.

"Die Welt" schreibt:

Der Fall ist folgender: Ein Mann rennt durch einen Flur. Er hat Panik im Blick. Ihm geht es nicht gut. Bald danach liegt er nackt auf dem Gras vor dem Institut für Postcolonial Studies der Uni München. Und jemand hat ihm blutrot "Rapist" auf den Rücken geschrieben.

"Warum nicht Vergewaltiger", fragt ein Ermittler. "Weil nicht genug Platz war", sagt die Pathologin. Manchmal ist „Little Boxes“ schon sehr lustig. Aber nicht lang, weil dieser Sonntagabendkrimi ja die ideologische Verbohrtheit, das geradezu diktatorische Staat-im-Staat-Gehabe der radikalen Minderheiten-, Gender- und Frauenschützer an den Universitäten auf die Schippe nehmen will, die sie beherrschen, wie das Wahrheitsministerium George Orwells die Welt von "1984".

In eine Welt wird Cris Blohm geschickt, die nicht müde wird, zu betonen, dass sie gerade wieder einmal von einem Auslandseinsatz zurückgekommen ist, die ihr fremder ist als – sagen wir mal – Mali. Ein Wort vom Wege, so läuft die Meinungsmechanik, und man hängt am nächsten Debattenbaum. In das Wespennest, das dieser Debattenbaum ist, kann man, damit wir uns nicht falsch verstehen, gar nicht oft genug stechen.

(…) Den Toten vor dem Institut hatte ein Blog unmöglich gemacht, von dem keiner nichts mehr weiß oder wissen will, den irgendwer gelöscht hat. In dem soll der Mann mit migrantischen Wurzeln aber von einer Frau als Vergewaltiger bezeichnet worden sein. Von der Frau fehlt jede Spur. Beweise gab es keine.

Braucht man ja auch nicht. "Wir stellen die Empfindung einer Frau nicht in Frage", sagt die Frauenbeauftragte des Instituts in ihrem Vortrag. "Wir machen eine Frau nicht ein zweites Mal zum Opfer, indem wir ihre Glaubwürdigkeit anzweifeln." Woraufhin ihr wiederum der Vertreter des Rechtsstaates, in dem sie lebt, der schwarze, schwule, stets perfekt gekleidete Oberkommissar und Blohm-Kollege Otto Ikwuakwu, einen kleinen Vortrag über den Sinn der Unschuldsvermutung hält.

"Wenn Sie ein Rechtssystem bevorzugen", sagt Otto Ikuakwu, "in dem der Staat eine Tat nicht beweisen muss und der Angeklagte keinen Rechtsbeistand bekommt, dann wüsste ich ein paar Länder zum Ausreisen. Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass Sie da nicht hinwollen."

So geht die Mechanik von "Little Boxes". Die Polizisten, diese Systemknechte, die an der Uni keiner leiden kann, holen sich blutige Hirne an der Mauer des wortreichen, diskursgestählten Verschweigens aller Hintergründe für den Mord. Die hat Stephan Weigl da fein hingebaut und vollgehängt mit lauter kleinen Zetteln vom Ausschnittdienst für besonders irre Genderforschungsdenk- und -sprechakte.

Und die Kommissare reden – für sich, für einander und uns und für jene, von denen sie in "Little Boxes" für Feinde gehalten werden – dagegen an, kreisen in ihrem Einsatz im geistigen Ausland weniger die für den Mord verantwortliche "Tatperson" ein, als den Rest des gesunden Menschenverstands, von dem sich diese intellektuelle Szene – jedenfalls in der hier zirkusreif vorgeführten Form – planetenweit entfernt hat.


Bei Quotenmeter heißt es:

Ein Mann liegt tot im Hof eines universitären Institutes. Nackt. Auf seinem Rücken steht: Rapist. Mit der Polizei reden will hier niemand, denn die Polizei repräsentiert White Privilege, institutionalisierten Rassismus und normative Geschlechtervorstellungen, die alle ausschließen, die nicht in diese restriktiven Kategorien passen.

Dror Zahavi wird nach diesem "Polizeiruf 110" definitiv nie wieder einen "Tatort" drehen dürfen. Zumindest nicht im Auftrag von Sendern, die Kultursensibilität großschreiben und Warnhinweise vor alte Shows von Otto Waalkes oder "Schimanski"-Krimis setzen. "Polizeiruf 110: Little Boxes" ist eine Groteske aus der Mitte der Gesellschaft, ein Film, der einen Kriminalfall dazu nutzt, zwei Welten aufeinanderprallen zu lassen. Aber in einer Konstellation, die so eher ungewöhnlich ist auf einem Sendeplatz, der normalerweise dafür genutzt wird, einem sozial relevanten Thema durch einen feschen Mord Aufmerksamkeit zu verleihen, um schuldbewusst die Benachteiligten der Gesellschaft einmal aus dem bürgerlichen Ohrensessel heraus bedauern zu dürfen. Der "Tatort" ist eben kein einfacher Krimi. Der "Tatort" ist immer auch ein bisschen eine sozialpädagogische Bildungseinrichtung.

Allerdings ist dies kein "Tatort", dies ist ein "Polizeiruf 110", der halt zufällig auf dem gleichen Sendeplatz läuft und sich, vorsichtig ausgedrückt, einen feuchten Kehricht darum kümmert, was politisch korrekt ist. Welche Sprache korrekt ist. Was gesagt werden darf und was nicht. Eigentlich ist der Begriff "feuchter Kehricht" für diesen Film viel zu harmlos. "Einen Scheiß", das wäre eigentlich die korrekte Begrifflichkeit.

Die Feststellung, dass der von Stefan Weigl geschriebene Film den universitären Betrieb, der als Schauplatz dient, auf eine lächerliche Art und Weise präsentiert, ist keineswegs unzutreffend. Das Drehbuch wirkt nicht selten, als habe Weigl einfach mit Freunden abends, bei einem Glas Weizenbier, darüber sinniert, welche Klischeevorstellungen in deren Köpfen umherschwirren, wenn sie an Genderstudiengänge denken.

• Da gibt es die Professorin, die sich Profssx nennt, weil sie die Geschlechtervorstellungen der Gesellschaft verabscheut.

• Da ist die Geichstellungsbeauftragte, die den Job nur bekommen hat, weil sie dann eben doch eine Frau ist.

• Man spricht mit Gender-Gap

• Jede Person, die nicht ein alter, weißer Mann ist, ist ein Opfer – und zwar jede Person!

• Man ist auch ein Opfer von rassistischer Unterdrückung und Sexismus, wenn man sich als wissenschaftliche Mitarbeiterin (mit einem Gehalt knapp über Bürgergeld) eine Luxusvilla am See und einen Anwalt leisten kann, der 6000 Euro die Stunde nimmt – nur weil die Eltern stinkend reich sind, ist man trotzdem ein Opfer, wenn man sich als solches identifiziert!

Und so weiter. "Polizeiruf 110: Little Boxes" lässt keine, aber wirklich keine einzige Klischeevorstellung aus. Die oben genannten Figuren tauchen alle in diesem Film auf und sind exakt jene exaltierten Individuen, die in ihrer selbstgefälligen, selbstbesoffenen Selbstdarstellung und einem großen Strauß weiterer anmaßender Attitüde das verkörpern, was man sich unter abgehobenen Elfenbeinturmbewohnern so vorstellt. Die Darstellung dieses Umfeldes wird nicht mit einem feinen Stift gezeichnet. Weigl nutzt vielmehr den Vorschlaghammer, um ein Klischee nach dem anderen zu präsentieren. Doch bevor es zu Missverständnissen kommt: "Polizeiruf 110: Little Boxes" macht über weite Strecken schon Spaß. Und hinter der Aneinanderreihung von wenig fein gezeichneten Klischeebildern, verbirgt sich eine äußerst pointierte und schonungslose Kritik an den dysfunktionalen Strukturen des universitären Bildungswesens, das in Teilen von seinem ursprünglichen Zweck, der Freiheit der Lehre, abgewichen ist und diese Freiheit der Lehre nicht selten zu einer Worthülse verkommen lässt, wenn eine Ansicht vom akzeptierten Meinungskosmos abweicht.

Der Mann, der dort tot liegt, war ein wissenschaftlicher Mitarbeiter des Institutes für Postcolonial Studies. Für Cris Blohm (Johanna Wokalek) ist dies der erste Fall in München. Sie hat einige Zeit im Ausland gearbeitet (wo, das wird in diesem Film nicht erwähnt). Sie ist eine Idealistin, die man als Menschen eher in einem bürgerlich-linken Milieu verorten würde – und die plötzlich damit konfrontiert wird, dass sie der Feind ist. Und der Begriff Feind ist keinesfalls überhöht. Nein, man redet nicht mit Cops, denn die sind alle Bastarde. Selbst das Mordopfer hat schließlich einen ACAB-Aufkleber auf seinem Rechner kleben gehabt. Als Polizeibeamtin – und schlimmer noch, als Frau, die doch selbst aufgrund ihres Geschlechts unterdrückt wird, macht sie sich zur Komplizin einer Ordnung der systematischen Unterdrückung aller Minderheiten. Es gibt die weißen Männer und die Opfer. Gut, es gibt auch weiße Frauen, die sich den Tätern andienen. So wie auch Polizisten wie Otto Ikwuakwu existieren, Blohms für diesen Fall zugewiesener Partner, der selbst aus Nigeria stammt – und der statt als Opfer zu agieren eine Polizeimarke trägt und dem Schweinesystem dient.

Cris Blohm zumindest ist irritiert. Schon einfachste Nachfragen – "kannten Sie den Toten", werden direkt verbal aggressiv angegangen. Und das von allen Seiten. Von den Studentinnen, weil der Tote eh ein Mann und ein Schwein war. Von der Profssx und anderen Würdenträgssx (?), weil die aggressive Befragung der Polizei den Schutzraum Uni beschädigt. Warum der Tote ein Schwein war? Das steht ja auf seinem Rücken. Rapist – Vergewaltiger. Er soll eine Kommilitonin vergewaltigt haben. Gut, niemand weiß, wen er vergewaltigt haben soll. Es ist nie zu einer Anzeige gekommen. Aber das ist der Tatsache geschuldet, dass die meisten Vergewaltiger selbst dann, wenn ihre Schuld bewiesen ist, mit einem blauen Auge davonkommen. Diese Thematik behandelt die Inszenierung übrigens mit der ihr gebotenen Ernsthaftigkeit. Im Fall des Toten bedeutete das Gerücht allerdings Ächtung, denn der Vorwurf musste echt sein, weil er ein Mann war. Ermittlungen? Unschuldsvermutung? Nicht in diesen Kreisen.

Das Milieu, in dem die Geschichte angesiedelt ist, sieht sich selbst als ein Milieu, das denen eine Stimme geben will, die in dieser Welt keine Stimmen haben, weil die Strukturen so geformt sind, dass ihre Stimmen nicht gehört werden. Doch ist es kein Widerspruch, wenn sich eine Profssx, staatlich alimentiert, als Kämpferin gegen Strukturen eines Systems aufspielt, das sie nicht nur bezahlt, sondern ihrerseits mit Macht ausstattet? Der Macht beispielsweise Stellen besetzen zu können - oder Bewerbungen abzulehnen, wobei sie ihre Ablehnung nicht begründen muss? Bringt sie nicht gleichzeitig die, die sie in ihren Arbeitskreis aufnimmt, in prekäre Abhängigkeitsverhältnisse, wenn diese etwa damit rechnen müssen, dass abweichende Ansichten möglicherweise zu Nicht-Verlängerungen ihrer Arbeitsverhältnisse münden können? Vor allem dann, wenn die Profssx als, wie man sagt, meinungsstark gilt, was nicht selten dem Begriff "selbstherrlich" einen freundlichen Anstrich verleiht?

Als Kriminalfilm mag dieser Polizeiruf etwas schwach auf der Brust sein. Der Fall geht manchmal ein wenig unter. Dafür sind die Figuren einfach herrlich in ihrer Arroganz. Das tiefe Vertrauen der universitären Eliten auf der moralisch richtigen Seite zu stehen, macht eine Reflexion der eigenen Standpunkte für sie überflüssig. Die eigene Überlegenheit erhebt sich zum allgemeinen Dogma, jegliche Anzeichen von Zweifel oder Kritik werden nicht nur verdrängt, sondern als ein Angriff auf die Wahrheit mit einem Gegenangriff pariert. Blind für die Vielschichtigkeit der Realität, sind die handelnden Figuren letztlich selbst Gefangene in einer Blase der Selbstgerechtigkeit.

(…) Im "Tatort" werden 40 Mal im Jahr gesellschaftlich relevante Themen im Rahmen von Kriminalgeschichten durchgespielt. Der große Unterschied: Bei SWR oder dem RBB wäre die Handlung dieses Spielfilmes knochentrocken erzählt worden – mit einer großen Sympathie für genau jene Handelnden, die in diesem Nicht-"Tatort", sondern "Polizeiruf 110" nicht unbedingt mit Sympathiepunkten bedacht werden.


Und schließlich berichtet der FOCUS über die sehr unterschiedlichen Reaktionen auf die Sendung im Internet:

Während auf dem offiziellen "Polizeiruf 110"-Facebookprofil die positiven Stimmen deutlich überwiegen, brach sich beim Kurznachrichtendienst X (vormals Twitter) während und nach der Ausstrahlung deutlich mehr Unmut Bahn. "Boa ey. Was kotzt mich der #Polizeiruf110 an. In diesen Zeiten so Uni und Akademie und Feminismus darzustellen. Wie sehr darf man bitte CSU und AfD und Aiwanger & Co. in die Hände spielen?!?", sorgt sich eine X-Userin über die gesellschaftliche Wirkung des Films.

Auch diese Nutzerin stört sich an der politischen Botschaft: "Wie schrecklich ist bitte der #Polizeiruf110? Wichtige Themen wie Gleichberechtigung, Frauenrechte und Rassismus werden der Lächerlichkeit preisgegeben. Wind auf die Mühlen der #ADF." Hingegen bilanziert ein anderer Krimi-Fan: "Feinste Satire, die sich offenbar nicht jedem erschlossen hat."




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