Dienstag, Mai 30, 2006

DIE “FATHERS FOR JUSTICE” SIND ZURÜCK (und andere News)

Die britische Väterrechtsgruppe „Fathers for Justice“, die im Januar sämtliche Handlungen eingestellt hatte (Genderama berichtete), sind nun mit einer neuen spektakulären und offenbar gut durchdachten Protestaktion ins Rampenlicht zurückgekehrt. Matt O´Connor, der vor wenigen Monaten noch die kurzzeitige Auflösung seiner Gruppe betrieben hatte, sieht in seinem Kommentar dazu, eine höchst positive Entwicklung: Es habe in England einen Wandel des gesellschaftlichen Klimas gegeben, und selbst pro-feministische Kommentatoren sprächen inzwischen von der Notwendigkeit einer Revolution der Väter.

Inzwischen spricht sich Wendy McElroy gegen eine international mit großem Trara durch die Medien gegangene Milchmädchenrechnung aus, der zufolge jeder Hausfrau und Mutter eigentlich ein Jahresgehalt von 134.121,- Dollar zustehen müsste. Diesen Unfug hatte die amerikanische Beratungsfirma Salary.com passend zum Muttertag veröffentlicht und damit einen marketingtechnisch genialen Coup gelandet: Da nichts von den Journalisten so gerne aufgegriffen wird wie selbst eine komplett unsinnige Überhöhung von Frauen und Müttern, war der Name Salary.com auch in etlichen deutschen Medien (etwa n24 , Spiegel Online u.v.a.) sehr präsent. Dieser Werbecoup sei aber nicht nur absurd, sondern auch eine Beleidigung an die angeblich lobgepriesenen Frauen, erläutert McElroy in ihrem Artikel.

Dass Männer vor derartigen Massen-Kniefällen nur träumen können, belegen die Wissenschaftler Paul Nathanson und Katherine Young. Die hatten vor einigen Jahren das Buch „Spreading Misandry“ über die Verbreitung von Männerfeindlichkeit in unserer Gesellschaft geschrieben, das ich damals für meinen Newsletter „Invisible Men“ rezensiert hatte – Teile dieser Besprechung sind inzwischen in einen Wikipedia-Artikel über Männerfeindlichkeit eingegangen. (Wie sowas nur immer passiert?) Jetzt haben Nathanson und Young mit dem zweiten Band des geplanten Dreiteilers nachgelegt: In „Legalizing Misandry“ geht es darum, wie sich diese allgemeine Männerfeindschaft in eine juristische Benachteiligung des männlichen Geschlechts auswirkt.

In Deutschland und Österreich findet man Männerfeindschaft heute vor allem in Büchern wie „Mimosen in Hosen“ und „Wie Frauen Männer gegen deren Willen glücklich machen“ , deren Autorinnen Männer munter als „Mangelwesen“ und „Montagsmodell der Evolution“ analysieren: Diesem Befund zufolge zeichnen sich Männer vor allem dadurch aus, dass sie sich die Lunge kaputt rauchen, die Leber kaputt saufen, sich gegenseitig zu prügeln und ansonsten nichts als Sex im Kopf zu haben, wofür naturgegebene Gesetzmäßigkeiten verantwortlich gemacht wurden. (Zitat aus „Mimosen in Hosen“: „Kein Wunder, dass sich die Natur für die Weibchen der Spezies mehr ins Zeug gelegt hat. Sie mussten zäher, widerstandsfähiger, einfühlsamer und sensibler sein als die Erzeuger ihrer Kinder. Männer waren, ebenso wie ihre Samenzellen, als billige, rasch austauschbare Massenware konzipiert, als Kanonenfutter oder menschliche Schilde bei gewalttätigen Auseinandersetzungen.“ Man ersetze „Männer“ und „Frauen“ durch „dunkelhäutige Menschen“ und „hellhäutige Menschen“ und hätte einen lupenrein faschistischen Text.) Auf den Gedanken, aggressive und selbstzerstörerische Tendenzen könnten dadurch entstehen, dass Männer einem größeren gesellschaftlichen Druck ausgesetzt sind als Frauen, kommen solche Autorinnen selbstverständlich nicht – alles naturgegeben, genetisch, steinzeitliches Erbe: der zeitgemäße Ersatz für „gottgewollt“. Da wundert es einen schon, wenn sich in einer britischen Studie plötzlich herausstellt, dass Teenagerinnen ihren männlichen Altersgenossen im Rauchen und Kampftrinken inzwischen weit voraus sind, ähnlich häufig die Schule schwänzen, stehlen und sich prügeln und auch mit dem Sex früher anfangen als die Jungs. Offenbar muss Mutter Natur in den letzten Jahren ein paar Gene ausgetauscht haben.

Zuletzt noch eine weitere Meldung zum Thema vorgetäuschte Vergewaltigungen, das ja auch in kürzlich veröffentlichten Genderama-Artikeln fast unverhältnismäßig häufig auftauchte. Ich kann dazu nur sagen, dass ich nach solchen Geschehnissen nicht gezielt suche, sondern immer wieder geradezu darüber stolpere. So wie in diesem Fall , wo eine 15 jährige einen Taxifahrer des sexuellen Übergriffs bezichtigte, weil sie kein Fahrgeld bezahlen wollte. Bevor die Sache geklärt werden konnte, weil sich das Mädchen in Ungereimtheiten verstrickte, hatte der Ruf des zunächst festgenommenen und angeklagten Taxifahrers merklich Schaden erlitten.

Freitag, Mai 12, 2006

Vermischtes

Das Forum ist fast tot, es lebe das Forum. Insider wissen es schon: Gemeint ist das berühmte ”gelbe Forum” mit dem Heading „Wieviel `Gleichberechtigung´ verträgt das Land?“, das eine der Internet-Wiegen der „neuen Männerbewegung“ darstellte und deshalb z. B. auch in „Sind Frauen bessere Menschen?“ ausdrücklich erwähnt wird. Fünf Jahre lang existierte es unter wechselnder Leitung bei dem Forenanbieter Parsimony. Jetzt geht es wieder in neue Hände, was die Betreiber ChrisTine und Rainer als Gelegenheit nutzen, sich von Parsimony zu verabschieden, um damit unabhängig gegen jede Form äußerer Zensur zu werden. Alle Genderama-Leser, die es noch nicht kennen, aber mal hineinschauen wollen, wie man im Netz über Geschlechterpolitik diskutiert und entsprechende Medienberichte analysiert: Hier geht´s jetzt lang.

„Die Zahl der verurteilten Kinderschänder ist seit Jahren konstant, die Beschuldigungen wegen sexueller Übergriffe aber nehmen zu“ vermeldet Marianna Fehr in der Schweizer ”Weltwoche” . “Deshalb wagen Lehrer kaum noch, Schülern nahe zu kommen. Und selbst Väter schrecken davor zurück, die eigene Tochter zu trösten.“

In England sieht die Situation nicht viel anders aus. Deshalb wird jetzt über bestimmte Schutzmaßnahmen nachgedacht, was die beschuldigten Lehrer angeht, berichtet die britische BBC . Einer aktuellen Studie zufolge stellten sich die meisten Anschuldigungen als bösartig oder nicht beweiskräftig heraus.

In diesem Kontext liefert uns die liberale Feministin Wendy McElroy einen bemerkenswerten Text, der zu meinem letzten Genderama-Eintrag über die hohe Rate falscher Vergewaltigungsvorwürfe passt. McElroy spekuliert, dass wir bald eine neue Eine-von-vier-Statistik vorliegen haben könnten: nicht mehr „eine von vier Frauen wurde bereits vergewaltigt“ sondern „eine von vier Vergewaltigungsbezichtigungen ist falsch“.

In den USA geht eine neue interessante Website an den Start, die sich speziell der Diskriminierung gegen Männer widmet, die im Universitätsunterricht stattfindet, also der akademischen Lehre eines Weltbilds von minderwertigen Männern und höherwertigen Frauen. Die Website entstand ihrer Selbstdarstellung zufolge im Kontext mehrerer Gerichtsprozesse gegen diese Praktik.

Die Medien sind bekanntlich nicht viel besser, was zweierlei Maß angeht. „Machos sind out“ berichtet uns ntv über die männliche Idealvorstellung 14- bis 16jähriger Jungen, die sich lieber als smart, cool und witzig sehen. Auch das weibliche Gegenstück zum Macho, die strebsame und durchsetzungsstarke Frau, wird abgelehnt. Bezeichnenderweise können das die politisch korrekten Forscher nicht einfach so stehen lassen, ohne den Jungen dafür eins drauf zu geben: „Jungen haben anscheinend Angst vor starken Frauen.“ Hm. Wenn umgekehrt Teenagerinnen Machotypen ablehnen, hat man da jemals einen Forscher sagen hören, dass „die Mädchen anscheinend Angst vor starken Männern“ hätten?

Zur These, dass Gewalt in der Partnerschaft im größeren Ausmaß von Frauen als von Männern ausgeht, haben wir schon so viele Studien und Untersuchungen kennengelernt, dass es fast ein bisschen langweilt. Weil einige aber immer noch wacker das Klischee vom Prügler Mann vertreten, erwähne ich gerne auch die neueste Studie , die diese These stützt: Falls sie betrogen werden, lassen 30 Prozent der Frauen im Gegensatz zu neun Prozent der Männer ihre Wut am Partner aus.

Und schließlich rezensiert Ilana Mercer das neuste Machwerk der international führenden Feministin Catharine MacKinnon in so deutlichen und treffenden Worten, dass sie hierzulande in ähnlicher Weise gegen Alice Schwarzer gerichtet wohl undenkbar wären.

Donnerstag, Mai 04, 2006

Da fällt mir doch heute ein alter SPIEGEL in die Hände ...

... und zwar die Ausgabe 14/2006 - die mit der Coverstory, die durch den Brandbrief aus der Berliner Rütli-Schule inspiriert wurde. Im selben Heft findet sich ein Interview mit der Oberstaatsanwältin Gabriele Gordon, das so beginnt:

"SPIEGEL: Frau Gordon, in Ihrem neuen Krimi schlägt sich Oberkommissarin Friederike Weber immer wieder mit Falschanzeigen wegen Vergewaltigung herum. Spricht daraus Ihre Erfahrung als Oberstaatsanwältin?

Gordon: Ich bearbeite hier in Neuruppin im Jahr ungefähr 200 Anzeigen von Sexualdelikten. Nur 20 kommen zur Anklage, 170 werden eingestellt. In zehn Fällen drehe ich den Spieß sogar um und klage wegen bewusster Falschaussage an."

Schau einer an. Nicht nur in der Debatte um Ausländerintegration scheinen Menschen aus der Praxis im Gegensatz zu reinen Ideologen inzwischen verstärkt gehört zu werden. Bisher war es in der feministischen Literatur und daraus inspiriertem kryptofeministischem Murks (meinetwegen „Kursbuch Frauen“, Kiepenheuer & Witsch) so, dass eine geringe Verurteilungsquote wie selbstverständlich auf ein patriarchales Justizsystem schließen ließ: Die Frauen sagen natürlich alle die Wahrheit, nur die bösen Männer in ihrer Kumpanei lassen die Täter wieder laufen. Schön, dass jetzt auch in Deutschland über Falschbezichtigungen gesprochen wird und nicht nur wie bisher in den USA .

Einen weiteren Kommentar zu diesem Interview gibt es hier .

kostenloser Counter