Mittwoch, Februar 28, 2018

Aus Gründen der Gleichberechtigung: Johnnie Walker wird zu Jane Walker – News vom 28. Februar 2018

1. Wenn Rossmann zu Rossfrau umbenannt wird, könnte das nur den Vorboten eines neuen Trends darstellen. Heute Morgen erreicht uns eine ähnliche Meldung:

Johnnie Walker holt seinen Spaziergänger für eine Sonderedition vom Etikett. Aus Gründen der Gleichberechtigung lässt die traditionelle Destillerie ihre Spirituose statt des altgedienten Herren mit Spazierstock und Melone nun auch mit seinem weiblichen Pendant vertreiben.


Hier geht es weiter.

Branchenbeobachter rechnen alles nächstes mit der Michelin-Frau, Aunt Bonnie's Reis, Meisterin Proper, Ronalda McDonalda und der Hamburgerin.



2. Mehr als 400 Ärzte unterstützen die Forderung nach einem Verbot der Jungenbeschneidung in Island.



3. Als Lösung für ihre aktuelle Misere hat die SPD beschlossen, "weiblicher zu werden", also mehr Spitzenpositionen mit Frauen zu besetzen. Auch Angela Merkel war eine Frauenquote im Kabinett wichtig. Aber wird eine Partei wegen solcher Maßnahmen tatsächlich häufiger gewählt? Christian Schmidt hat sich das genauer angesehen.

Dienstag, Februar 27, 2018

"Es geht um Gleichberechtigung": Rossmann wird in Rossfrau umbenannt – News vom 27. Februar 2018

1. Es liest sich wie eine Meldung des Postillon, ist aber wahr: Aus der Drogeriemarkt-Kette "Rossmann" wird jetzt "Rossfrau". Der Persönlichkeits-Coach Peter Frahm kommentiert.

Ich habe nach dieser Meldung auch kurz überlegt, mich in "Hofffrau" umzubenennen, mich aber dagegen entschieden. Was vermutlich mal wieder zeigt, wie sexistisch und reaktionär wir Männerrechtler doch sind.



2. Die Schauspielerin Heather Locklear wurde wegen häuslicher Gewalt festgenommen.



3. Wie die Bild berichtet, hat ein falscher Psychologe etlichen Eltern mit seinen windigen "Gutachten" die Kinder weggenommen. Der Hochstapler wurde jetzt zu drei Jahren Haft verurteilt. Darüber hinaus erklärte die Rhein-Zeitung schon vor Jahren Näheres über das leidige Gutachten-Problem, das vor allem bei vielen "entsorgten" Vätern seit Jahrzehnten für Unmut sorgt:

Ein Grundproblem: In Deutschland gibt es keine klaren Regeln dafür, wie ein Gutachten auszusehen hat. Außerdem existieren keinerlei Vorgaben, wer überhaupt ein familienrechtspsychologisches Gutachten verfassen darf. Und da sich in Deutschland letztlich jeder Gutachter nennen darf, kann ein Richter wegen der richterlichen Unabhängigkeit theoretisch jeden zum Gutachter ernennen. Im Juli wurde eine Studie der Fernuniversität Hagen "Psychologische Gutachten für das Familiengericht" veröffentlicht. Alle Gutachten von vier exemplarisch ausgewählten Gerichten waren untersucht worden. Mehr als 50 Prozent der untersuchten Gutachten weisen danach offenbar gravierende Mängel auf.




4. Neues aus der Schweiz:

Männer.ch fordert, im Rahmen einer laufenden Gesetzesrevision die Rechte der Väter zu stärken, die an ihrer biologischen Vaterschaft zweifeln. Doch die Parlamentarier wollen nicht.


Der Tages-Anzeiger berichtet unter der Schlagzeile Kuckucksväter werden nicht gehört.

Siehe zum selben Thema: Ist der Vater auch wirklich der Erzeuger?



5. Die Neue Zürcher Zeitung hat Condoleezza Rice, früher Aussenministerin der USA und heute Professorin in Stanford, zur Situation an US-amerikanischen Universitäten interviewt. Ein Auszug:

Neue Zürcher Zeitung: An den Universitäten ist in den letzten zwanzig Jahren zugleich eine Kultur der Political Correctness (PC) entstanden, die alle darauf verpflichtet, ihre Kollegen mit Samthandschuhen anzufassen. Schränkt die PC das freie Lehren, Reden und Denken ein, oder ist sie ein blosses Scheinproblem?

Condoleezza Rice: PC ist eine ernstzunehmende Bedrohung für die Existenz von Universitäten. Wenn ich höre, dass Studenten sich wohl fühlen wollen, hört bei mir der Spass auf. Es ist nicht meine Aufgabe, dafür zu sorgen, dass sich Leute in meinen Kursen wohl fühlen, im Gegenteil – es ist mein Job, sie dazu zu bringen, die Wohlfühlzone zu verlassen. Sie müssen sich mit Ideen auseinandersetzen, die nicht in ihr Weltbild passen. Verstehen Sie mich richtig – es geht nicht darum, Leute zu beleidigen oder schlecht zu behandeln, aufgrund ihrer Ethnie oder ihrer Religion. Es geht an einer Universität darum, in der Erkenntnis gemeinsam weiterzukommen, und die kennt nun einmal weder Ethnie noch Religion.

Neue Zürcher Zeitung: Wann ist die Bewegung gekippt, von einer Bewegung, die Anstand verbriefen wollte, zu einer Aktion, die Schutz vor unbequemen Meinungen fordert?

Condoleezza Rice: Der Prozess, der mit den besten Absichten begann, verlief schleichend. Zuerst ging es um gleichen Respekt für alle – das war gut. Doch das Blatt hat sich gewendet, eine kleine extreme Minderheit begann so zu argumentieren: Wann immer du etwas sagst, das mich als Angehöriger einer Minderheit beleidigt, auch wenn du es nicht so gemeint hast, habe ich das gute Recht, beleidigt zu sein und dir den Mund zu verbieten. Eines Tages haben wir gemerkt, dass die Studentenschaft – und auch die Gesellschaft – in immer kleinere Identitätsgruppen zerfällt, die nichts mehr miteinander zu tun haben wollen. Jede Gruppe fühlt sich benachteiligt, klagt ihre eigenen Missstände an, jede hat ihr eigenes Narrativ.

Neue Zürcher Zeitung: Geben Sie in Ihren Kursen Trigger-Warnungen, weil Sie befürchten müssen, dass Studenten mit Ihren Aussagen nicht umgehen können?

Condoleezza Rice: Nein, ich tue genau das Gegenteil. Zu Beginn meiner Kurse sage ich allen ehrlich und direkt: Keiner von euch hat das Recht, nicht beleidigt zu werden. Ihr könnt euch nicht auf die amerikanische Verfassung berufen, um euch unangenehmen intellektuellen Erfahrungen zu entziehen. Lernt, damit umzugehen.




6. Unter der Überschrift "Ich war etwas, das sie sich gekauft hat" berichtet Syria Deeply über den wachsenden Trend von männlichen syrischen Flüchtlingen, die sich selbst an eine Frau verkaufen. Die Betroffenen beschreiben das als eine Form von Sklaverei. Während über Frauen mit diesem Schicksal berichtet wird, werden die Männer von Hilfsorganisationen und Menschenrechtlern bislang übersehen.



7. Ein ägyptischer Männerrechtler fordert, in seinem Land den nationalen Rat für Frauen mit einem nationalen Rat für Männer zu ergänzen. Seine Aussichten dafür stehen schlecht:

Ein ägyptischer Anwalt hat die Einrichtung eines nationalen Rates gefordert, der sich für die Rechte der Männer einsetzt. In der Fernsehsendung "Hona al-Kahera" vom 14. Februar sagte Rechtsanwalt Essam Hajjaj: "Der Nationalrat wird darauf abzielen, Männer zu unterstützen, die durch die in den letzten 20 Jahren erlassenen und mit Unterstützung des Nationalrates für Frauen verabschiedeten Personenstandsgesetze geschädigt wurden."

Er erklärte: "Die Gesetze über den Personenstand erwiesen sich als voreingenommen gegenüber Frauen, insbesondere das Gesetz Nr. 1 aus dem Jahr 2000, bekannt als das Khula-Gesetz [das eine Scheidung ohne Verschulden zulässt], das die ägyptischen Familien vollständig zerstörte, wobei es alle vier Minuten zu einem Scheidungsfall kommt. Ägyptische geschiedene Frauen erhalten das Sorgerecht für ihre Kinder, bis sie 15 Jahre alt sind, während Väter nur begrenzte Besuchsrechte haben."

(...) "Es wird keinen nationalen Rat für die Männer geben", antwortete BÖFV-Direktorin Maya Morsi während der Show in einem Telefoninterview.

Der BÖFV wurde durch ein Präsidialdekret im Jahr 2000 gegründet und arbeitet unter dem Präsidialamt. Sie schlägt allgemeine Frauenpolitiken vor, um Frauen wirtschaftlich zu stärken, umfassende Entwicklungsprogramme zu organisieren und der Verwaltung Vorschläge und Bemerkungen zu unterbreiten.

Mona Ezzat, Leiterin des Frauen- und Arbeitsprogramms der New Woman Foundation, sieht in der Forderung nach einem Rat für Männer eine Antwort auf die Fragen der Frauen, die im öffentlichen Diskurs so zentral geworden sind. "Einige argumentieren, dass auch die Rechte von Männern mit Füßen getreten werden, und das ist nicht wahr", sagte sie zu Al-Monitor. "Es gibt geschlechtsspezifische Gewalt. Frauen erleiden diese Gewalt zusätzlich zu anderen öffentlichen Themen, die sowohl Männer als auch Frauen betreffen. So beklagen sowohl Männer als auch Frauen den Mangel an öffentlichen Rechten, wie z.B. die Notwendigkeit eines Mindestlohns, aber nur Frauen sehen sich mit geschlechtsspezifischen Lohnunterschieden konfrontiert, die zu Gunsten von Männern in vielen Berufen bestehen."

(...) Der Vorsitzende des Women's Center for Guidance and Legal Awareness, Reda al-Danbouky, sagte, dass die ägyptische Gesellschaft grundsätzlich von Männern dominiert wird und Diskriminierung immer zu Gunsten von Männern wirkt.

(...) Auch in einem Telefoninterview über "Hona al-Kahera" sagte Alaa Abed, die Leiterin des Menschenrechtsausschusses des ägyptischen Parlaments, "Frauen und Männer sind zwei Seiten einer Medaille" und betonte, dass Frauen eine entscheidende Säule der Gesellschaft bilden.

Abed fragte: "Wird der Mann unterdrückt oder ungerecht behandelt? Sind wir eine matriarchalische Gesellschaft oder eine patriarchalische Gesellschaft?" Er sagte, dass die ägyptische Straße einen solchen Rat nicht unterstützen werde, und fügte hinzu: "Die Idee ist nicht verfassungsrechtlich durchsetzbar."

In Artikel 214 der Verfassung heißt es: "Das Gesetz sieht unabhängige nationale Räte vor, darunter den Nationalen Rat für Menschenrechte, den Nationalen Rat für Frauen, den Nationalen Rat für Kindheit und Mutterschaft und den Nationalen Rat für Menschen mit Behinderungen. Das Gesetz legt ihre Strukturen und Mandate fest und garantiert die Unabhängigkeit und Neutralität ihrer Mitglieder." Die Verfassung sah die Einrichtung eines ähnlichen Männerrates nicht vor.

Es gibt keine Statistiken von Regierungsstellen oder unabhängigen Organisationen über Verletzungen der Männerrechte in der ägyptischen Gesellschaft. Unterdessen haben Frauen in Ägypten, die etwa 49 % der Bevölkerung ausmachen, eindeutig Schwierigkeiten, die Männer nicht haben.




8. Der ehemalige MANNdat-Vorsitzende Dr. Bruno Köhler bewertet den SWR2-Beitrag Jungs in der Schule: Das benachteiligte Geschlecht so:

Durchaus sehr interessant. Leider leidet auch er an dem üblichen Unsinn, wenn es heißt:

"Denn früher oder später schrumpft der Vorsprung der Mädchen. Und spätestens zum Ende des Studiums sind die Jungs wieder da, dann bereit ins Berufsleben einzusteigen und gegebenenfalls Führungspositionen zu übernehmen. Kann man da überhaupt noch von Bildungsverlierern sprechen, wenn die überwiegende Zahl der Chefs noch immer Männer sind?"

Es ist die übliche Rechtfertigung der Politik, Jungen im Bildungssystem zurückzulassen. Ja, es gibt noch mehr Männer auf Managerposten als Frauen. Aber es gibt auch mehr männliche Obdachlose und mehr männliche Arbeitslose als weibliche – bei den Jugendlichen ebenso wie bei den Erwachsenen. Die werde aber nicht als Problem gesehen, sondern als positive Rückmeldung einer Geschlechterpolitik, die sich auch heute noch ausschließlich für die Frauenquote interessiert. Und genau das ist das Problem.

Die Geschlechterpolitik sieht immer nur die Männer und Jungen, denen es gut geht und die Mädchen und Frauen, denen es schlecht geht, aber nie umgekehrt. Deshalb gilt die Bildungsbenachteiligung von Jungen im Bildungssystem heute als allgemein akzeptierte Frauenfördermaßnahme, denn jeder Junge, der im Bildungssystem scheitert und arbeitslos auf der Straße landet, ist ein Gewinn für die Frauenquote. Und nur darauf kommt es der Geschlechterpolitik an.

MANNdat hat den Zustand in seiner Analyse des Bundesbildungsberichtes 2016 gründlich analysiert.




9. Mehr Post. Einer meiner Leser schreibt mir:

Falls Du noch Spaß daran hast, hier ein Link zu einer Radiosendung auf NDR 90.3 (Sender für den Hamburger Raum). Der Schauspieler Jochen Horst gibt in seinem Interview auch ein paar Sätze zur #metoo-Debatte ab, aber aus dem Blickwinkel von jemandem, der eben in der Branche unterwegs ist. Es geht ab der Minute 12:48 los.


Jochen Horst erklärt, warum er MeToo als eine "Riesengefahr" für seine Branche betrachtet.

Mein Leser schreibt weiter:

Dann ein TV-Tipp zu Deinem Artikel auf Genderama von Montag 26.02. bezüglich der "Wut auf die etablierten Medien": Morgen beschäftigt sich Frau Maischberger/der ARD-Weltspiegel mit der Situation der öffentlich-rechtlichen Medien in Europa und der zunehmenden Kritik an ihnen. Anschließende Diskussion unter anderem mit Tom Buhrow (Intendant WDR, Ex-Tagesthemen-Anchorman), Pinar Atalay (Tagesthemen) sowie Beatrix von Storch (AfD). Mal sehen, wie selbstkritisch sich die ARD geben kann. Aufgrund der Gästeauswahl würde es mich allerdings nicht wundern, wenn da versucht wird, die Rassimus-Keule auszupacken (wegen Frau Atalay, die sich aufgrund ihrer türkischen Wurzeln sicherlich auch sehr dumme Sprüche anhören muss).




10. Im US-amerkanischen Schüler-und-Studenten-Magazin The College Fix schildert ein Gastautor, wie er von einer studentischen Aktivistin belegfrei als Vergewaltiger beschuldigt wurde und welche Auswirkungen das auf sein Leben hatte:

Am 12. Dezember änderte sich mein Leben für immer.

Mir wurde bewusst, dass mein Name auf einer "List of Men to Avoid" stand, die von einer Kommilitonin des Middlebury College, Elizabeth Dunn, zusammengestellt wurde. Es enthielt die Namen männlicher Studenten, die angeblich die Grenzen weiblicher Studenten in Middlebury verletzt hatten, basierend auf Anschuldigungen, die an Dunn auf Facebook geschickt wurden.

Jedem der 36 Namen auf der Liste war ein Etikett in Klammern beigefügt. Meiner lautete "Vergewaltiger".

In den letzten zwei Monaten habe ich mich mit den sozialen und psychologischen Folgen beschäftigt, die sich daraus ergeben, dass ich anonym als Vergewaltiger auf einem kleinen Campus für liberale Künste gebrandmarkt wurde.

Ich habe mir den Kopf zerbrochen, um herauszufinden, was ich hätte tun können, das ein Sexualpartner als Vergewaltigung wahrgenommen hat. Ich habe alles getan, was Middlebury den Schülern beibringt, um sexuelle Zustimmung zu erhalten.

Die meisten meiner engen Freundinnen haben mich verlassen, und andere Freunde entschuldigen sich immer wieder, um mich zu meiden. Ich dachte sogar an Selbstmord.

Andere Männer, die auf dieser Liste genannt wurden, sagten mir, dass sie sich nicht äußern wollen, auch nicht anonym. Sie wollen weitermachen und vergessen, dass Elizabeth Dunn sie öffentlich als Täter sexueller Gewalt ohne jegliche Beweise gebrandmarkt hat. Es ist eine sehr zerbrechliche Zeit für diese Studenten, und ich respektiere ihre Entscheidung, zu schweigen.

Aber die Öffentlichkeit muss eine unserer Geschichten hören, also werde ich meine teilen.

Es ist schwer zu beschreiben, was genau ich in den ersten Augenblicken fühlte, nachdem ich meinen Namen auf einer "Liste der zu vermeidenden Männer" gesehen hatte. Es war eine Mischung aus Schock, Angst und Wut, aber auch Verwirrung: Warum sollte jemand das Bedürfnis verspüren, dies zu posten?

Die nächsten Tage auf dem Campus waren, gelinde gesagt, anstrengend. Viele Schülerinnen und Schüler schienen zu dem Schluss zu kommen, dass ich mich an irgendetwas schuldig gemacht habe. Jedes Mal, wenn ich meinen Schlafsaal verließ, fühlte es sich an, als ob alle Augen auf mich gerichtet wären.

Obwohl meine männlichen Freunde wussten, dass sie den anonymen Vorwurf gegen mich nicht glauben konnten, haben meine weiblichen Freunde anders reagiert.

Die Woche nachdem die Liste veröffentlicht wurde, schrieb ich ungefähr zehn Mädchen, die ich als enge Freunde betrachte, um zu versichern, dass ich nicht gegen die Zustimmung von jemandem verstoßen habe. (Keine war ein Sexpartner von mir gewesen.) Zwei schrieben mir zurück, dass sie wussten, dass ich ein guter Mensch war und nie etwas tun würde, was Dunn behauptete. Eine stellte mir viele Fragen, bestätigte aber dennoch ihren Glauben an mich.

Die anderen sieben haben noch nicht geantwortet; dieses Schweigen hat mich ziemlich erschüttert.

Ich hatte fünf sexuelle Begegnungen in meiner Zeit bei Middlebury und habe immer Fragen zur Einwilligung gestellt, wie z.B. "Fühlst du dich wohl?" und "Ist das in Ordnung?" während des Sexes. Alle Frauen kamen freiwillig in mein Zimmer und gaben mir die verbale Bestätigung, dass sie Sex haben wollten.

Dies entspricht der Definition des Kollegiums von Zustimmung als "Worte oder Handlungen, frei und aktiv von jeder Partei gegeben, die eine vernünftige Person als Bereitschaft zur Teilnahme an einem vereinbarten Sexualverhalten interpretieren würde".

Keine meiner Partnerinnen hat mir je gesagt, dass sie sich beim Sex unwohl fühle. Bis diese Liste veröffentlicht wurde, war ich auf einer herzlichen Basis mit jeder und würde hallo sagen, wann immer ich sie auf dem Campus sah. Es ist möglich, dass sich irgendwann jemand unwohl gefühlt haben könnte, aber das hat sie mir in diesem Moment nicht gesagt. Wenn das der Fall ist, dann tut es mir wirklich leid und ich werde in Zukunft noch kommunikativer sein.

Aber ich glaube fest daran, dass meine sexuellen Begegnungen Middleburys klarer Definition von Zustimmung folgten. Dunns Vorwurf aus zweiter Hand ist völlig falsch, da ich es mir immer zur Priorität gemacht habe, auf das zu hören, was jede dieser fünf Sexualpartnerinnen sexuell tun wollte, und werde das auch weiterhin tun.

Obwohl es mehr als zwei Monate her ist, seit die Liste veröffentlicht wurde, sind die Dinge alles andere als normal.

Ich hatte mehr Glück als einige Studenten, die fälschlicherweise beschuldigt wurden, dank meinem ziemlich guten Unterstützungssystem, das mir durch diese schwierige Zeit hilft. Aber einige Leute haben sich von mir distanziert.

Wenn ich zu einem Kaffee oder einem Essen einlade, werden sie mir weit hergeholte Ausreden liefern, um eine persönliche Interaktion zu vermeiden. Ich glaube, das liegt daran, dass sie sich von Freunden in sozialen Aktivistenkreisen unter Druck gesetzt fühlen, mit niemandem auf der Liste zu sprechen.

Depressionen sind in meinem Alltag allgegenwärtig geworden. Ich habe darüber nachgedacht, das Semester freizunehmen und sogar den Rest meiner Ausbildung anderswo zu beenden.

Ich bin extrem ängstlich geworden und habe angefangen, in scheinbar kleine Handlungen anderer Leute Dinge hinein zu interpretieren, etwa wenn mich jemand falsch ansieht, einen unbeabsichtigten Ton während eines Gesprächs benutzt oder nicht auf eine Textnachricht reagiert.

Nachdem ich über Selbstmord nachgedacht hatte, fing ich an, regelmäßig einen Therapeuten aufzusuchen, was für mich bizarr ist, weil ich mich nie als jemand gesehen hatte, der mit einem Fachmann sprechen musste.

Die Tatsache, dass Dunn behauptet, von der #MeToo-Bewegung inspiriert worden zu sein, stört mich wirklich. Nach Dunns Weigerung, sich mit anderen über die geposteten Namen zu unterhalten, frage ich mich, was Dunns wahres Motiv hinter der Erstellung dieser Liste steckt.

Ich denke, dass die #MeToo-Bewegung fantastisch ist und glaube, dass diejenigen, die Übergriffe begehen, für ihre Taten streng bestraft werden sollten. Ich zögere jedoch, diese Meinung zu äußern, weil ich befürchte, als Heuchler bezeichnet zu werden. Ich befinde mich in einer hoffnungslosen und schwierigen Lage.

Schon bevor Dunn diese Liste veröffentlichte, ließ unser aktuelles politisches Klima die Reaktionen der Studenten auf Behauptungen über sexuelle Übergriffe entflammen. Nachdem Serienstraftäter endlich für ihre Handlungen zur Rechenschaft gezogen wurden, wurde unserer Kultur gesagt, sie solle immer "dem Opfer glauben".

Doch wie sollen wir reagieren, wenn eine Person wie Dunn, mit der ich noch nie in meinem Leben gesprochen habe, meinen Namen auf eine schwarze Liste setzt, die auf Gerüchten und Hörensagen basiert? Dunn unternahm keine Anstrengungen, diese Behauptungen bei mir oder irgendjemand anderem zu überprüfen.

Ich bin nicht überrascht, dass Studenten an einer Kunsthochschule sich so sehr in ihre Leidenschaften für bestimmte Bewegungen hinein steigern, dass sie für das Chaos, das diese Bewegungen verursachen, geblendet sind. Aber werden wir nicht alle schon in sehr jungen Jahren darauf hingewiesen, dass wir nicht alles glauben sollten, was wir im Internet sehen? Inwiefern ist das hier anders?

Zu seinem Verdienst hat die Leitung des Middlebury College ihr bestes getan, um allen Parteien zu helfen, die in diese Zwangslage hinein gezogen werden.

Opfer wurden stets ermutigt, sexuelles Fehlverhalten dem Justizbüro zu melden. Aber im Anschluss an Dunns Liste schickte Katy Smith Abbott, die Dekanin des Colleges, eine E-Mail an die Studenten, um sie zu warnen, dass "öffentliche Anschuldigungen nicht an die Stelle unserer etablierten Verfahren treten sollten", um Forderungen "gründlich und vertraulich" zu untersuchen, damit "alle Parteien fair behandelt werden".

Dunns Facebook-Post war das genaue Gegenteil von einer fairen Behandlung der Beteiligten. Vielleicht sollte Middlebury im Interesse der Fairness noch mehr verpflichtende Sexualerziehung für männliche, weibliche und nicht-binäre Schüler in den Lehrplan aufnehmen.

Wir sind derzeit verpflichtet, solche Lehrvideos anzusehen, bevor wir mit dem Erstsemester beginnen, aber das reicht natürlich nicht aus. Die Schüler sollten sich der rechtlichen Definitionen von Sex und Einwilligung voll bewusst sein und sie nicht so leicht nehmen, dass sie Anschuldigungen gegen Menschen erheben, die ihre Verbündeten gegen sexuelle Übergriffe sein sollten.




11. Die US-amerikanische Organisation FIRE (Foundation for Individual Rights in Education) alarmiert Studenten mittels Uni-Zeitungen darüber, wie sehr inzwischen ihr Recht auf einen fairen Prozess bedroht ist:

FIREs neuer bahnbrechender Bericht fand heraus, dass die überwältigende Mehrheit der Top-Universitäten unseres Landes es versäumt, den Studenten auch nur die grundlegendsten Elemente eines ordentlichen Verfahrens zur Verfügung zu stellen. Um sicherzustellen, dass die Studenten wissen, was ihnen blüht, sobald sie schweren Fehlverhaltens beschuldigt werden, hat FIRE Blickfang-Anzeigen in Campus-Zeitungen an den schlimmsten Hochschulen des gesamten Landes veröffentlicht.

FIRE kaufte in acht Campus-Zeitungen ganzseitige oder halbseitige, vollfarbige Anzeigen, die zwischen Dezember und Februar geschaltet wurden, und schilderte, wie genau die dortige Politik es versäumt, den Studenten, die sowohl des allgemeinen Fehlverhaltens als auch des sexuellen Fehlverhaltens beschuldigt werden, ein ordentliches Verfahren zur Verfügung zu stellen.

Dabei wurden die Hochschulen auf einer Notenskala von A bis F bewertet. Die FIRE-Untersuchung ermittelte, dass satte 85 Prozent der befragten Universitäten Ds und Fs verdienten, wenn es darum ging, sicherzustellen, dass beschuldigte Studenten faire Anhörungen erhalten. Erstaunliche 74 Prozent gehen nicht einmal ausdrücklich davon aus, dass Studenten als unschuldig zu gelten haben, bis ihre Schuld bewiesen ist. Die Anzeigen lieferten einen Überblick über das, was die Schüler in einer disziplinarischen Anhörung erwarten können - und erklärten den Schülern, dass ihre Schule sie im Hinblick auf ein ordentliches Verfahren im Stich lässt.




12. Lucas Schoppe setzt sich in einem aktuellen Beitrag mit der Männerfeindlichkeit in unserer Gesellschaft auseinander:

Der Vorwurf, Männerhasserinnen zu sein, begegnet Feministinnen schon seit dem Beginn politischer Frauenbewegungen. Der Vorwurf ist ressentimentgeladen – aber zugleich gibt es reihenweise Belege dafür, dass er auf viele Feministinnen zutrifft. Nicht jeder Feminismus aber ist von Männerhass geprägt, und nicht jeder Männerhass ist feministisch. Was ist denn nun das Verhältnis zwischen beiden?


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13. Die Jahrzehnte lang geschürte Männerfeindlichkeit in unserer Gesellschaft entflammte nach dem Schulmassaker in Florida noch einmal besonders stark. J. Ishiro Finney (Autor im Bereich Horror, Neo Noir und Science Fiction) schreibt den jungen Männern nun einen Offenen Brief:

Die Leichen sind noch nicht einmal kalt und schon werdet ihr beschuldigt.

Ja, ihr.

Ihr alle.

Die Jungen und jungen Männer, die aufwachsen werden, um die Hälfte der Zukunft Amerikas zu werden.

Wegen des Versäumnisses der Gesellschaft, dich aufzuziehen, dich zu lehren, dich richtig auf deinem Weg zur Männlichkeit zu führen, wird eure bloße Existenz für siebzehn weitere Todesfälle verantwortlich gemacht - diesmal in Florida und noch einmal in einer Schule. Die Schlagzeilen der letzten Tage sprechen für sich:

"Schusswaffen töten keine Menschen, Männer und Jungen töten Menschen, sagen Experten." – USA TODAY

"Michael Ian Black reagiert auf die Schießerei in Florida: Die Jungen sind kaputt." – New York Daily News

"Wie Waffengewalt und toxische Männlichkeit miteinander verbunden sind, in 8 Tweets." – The Huffington Post

"Giftige weiße Männlichkeit: Der Killer, der das amerikanische Leben heimsucht." – Salon

"Toxische Männlichkeit bringt uns um." – The Boston Globe

"Toxische Männlichkeit bringt uns um." – Harpers Basar

"Beschuldige nicht die psychische Erkrankung für Massenerschießungen; beschuldige die Männer". – Politico

In den wenigen Jahrzehnten, die ich gelebt habe, habe ich gesehen, wie sich Amerika von einer Kultur der Verantwortung zu einer Kultur der Schuld verlagert hat. Wir lösen keine Probleme mehr. Wir weinen, wir beten, wir suchen nach einem Abschluss und schlachten zuletzt ein Opferlamm für unsere Sünden. Als ich jung war und Columbine passierte, war das Lamm Marilyn Manson und Videospiele. Davor waren es Dungeons & Dragons [Fantasy-Rollenspiele] und Twisted Sister. Diese Tage, während es immer mehr Tote und immer weniger Entschuldigungen gibt, hat Amerika beschlossen, dass ihr das Opferlamm seid. Anstatt die Verantwortung zu übernehmen für die Samen, die wir gesät haben, die Kultur, die wir aufgebaut haben, und die Katastrophe, die ihr erben werdet, haben wir als Nation beschlossen, uns selbst zu belügen. Auf jene zu hören und jenen zu glauben, die behaupten, dass die Antwort einfach ist: "Jungen werden einfach schlecht geboren."

Als ein alternder Gen Xer, der diese Tragödie beobachtet, kann ich nicht anders, als auf meine Jugend zurückzublicken und zu erkennen, dass wir der Testlauf für diese "Krise der Männlichkeit" waren, wie die Medien es gerne nennen. In meiner Zeit beobachtete ich, wie Väter aus dem Haus gedrängt, von ihren Kindern getrennt und ihre Rolle in der Gesellschaft erniedrigt und entwertet wurden. Wie euch wurde mir beigebracht, dass männliches Verhalten schlechtes Verhalten ist. Dass ich kaputt war und repariert werden musste. Drogen, Therapie, Massensozialisation waren nötig, um mich vor meinen angeborenen Instinkten zu retten.

... das Bedrüfnis zu konkurrieren.

... der Antrieb zu erschaffen.

... der Drang zu beschützen.

... der Wunsch nach weiblicher Zuneigung.

Wie euch sagte man mir, dass diese Instinkte nicht nur falsch, sondern auch gefährlich seien. Dass ich aufgrund meiner Erbsünde, als Junge geboren zu werden, dazu bestimmt war, zu einem lüsternen Monster und einem Unterdrücker der Frauen heranzureifen. All dies wurde in mich eingebrannt, bevor ich überhaupt das College erreichte, wo die Campuspolitik tatsächlich alle Männer als Vergewaltiger in Wartestellung betrachtet.

Es ist nicht schwer zu sehen, wie wir hierher gekommen sind, in ein Zeitalter, in dem Amerika mehr als bereit ist, seine Jungen zu opfern. Um Fight Club zu zitieren: "Wir sind eine Generation von Männern, die von Frauen großgezogen werden." Und die Frauen, die meine Generation großgezogen haben, hatten ein Sprichwort: Alle Männer sind Schweine. Aber es gibt noch ein anderes Sprichwort, in das dieselben Frauen verliebt waren: Die Hand, die die Wiege schaukelt, regiert die Welt.

So sind wir hier, fast fünfzig Jahre allein erziehende Mütter, die ihre Jungen aufziehen, als wären sie Tiere. Zwei Generationen junger Männer, die glauben, kaputt, unmoralisch und gefährlich zu sein. Dass ihr natürlicher Zustand, wenn er unkontrolliert und ohne Medikamente bleibt, eine sexuell tickende Zeitbombe von Vergewaltigung und Missbrauch ist. Ein halbes Jahrhundert wissenschaftlicher Betrieb, der eine grimmige Version der Geschichte feilbietet, die euer Geschlecht persönlich verantwortlich macht für all das Unrecht, das jemals in der Welt geschehen ist. Und eine Presse, die gerade in diesem Moment DICH beschuldigt für jede Schießerei in der Schule, die jemals stattgefunden hat.

Wie könnte es nach all dem nicht zu einer Krise der Männlichkeit kommen?

So an die Jungen und jungen Männer von Amerika: Glaubt mir, wenn ich sage, dass nicht ihr es seid, die sich für den Zustand unserer Welt heute entschuldigen sollten. Dieses Chaos wurde schon lange vor eurer Geburt in Gang gesetzt.

Ihr seid nicht schlecht.

Ihr seid nicht kaputt.

Ihr seid nicht von Natur aus böse oder Sexualverbrecher in Wartestellung.

Ihr seid Jungen, die ihres Rechts beraubt wurden, Männer zu sein.

Euer ganzes Leben lang hat man euch befohlen, wie Frauen zu handeln, zu denken und euch zu benehmen. Eure Leidenschaften zu unterdrücken, euren Stolz, euer Bedürfnis zu konkurrieren und etwas zu erreichen.

Jetzt bröckelt die Gesellschaft um uns herum.

Feminisierte Jungen waren keine besseren Männer. Es hat zu zerbrochenen Herkünften und zerbrochenen Familien geführt und Selbstmordraten in Rekordhöhe. Es zerstört jede Vorstellung von einer gesunden Partnerschaft zwischen Männern und Frauen und treibt uns immer näher an den totalen Zusammenbruch der Geschlechterverhältnisse heran.

Jungs, wir brauchen euch nicht, um wie Frauen zu sein. Die Welt hat schon genug Frauen.

Was die Welt jetzt mehr denn je braucht, ist, dass ihr Männer seid.

Damit ihr erwachsen werdet, stark werdet und das tut, was Männer tun.

Denn es ist die Stärke und Entschlossenheit der Männer, die die Wildnis gezähmt, die Zivilisation aufgebaut und die Welt trotz aller Vorhersagen, dass wir alle vor dem Jahr 2000 verhungern würden, ernährt hat. Es ist die Neugier der Männer, die uns dazu bringt, die Ozeane zu erforschen, den Weltraum zu erobern und in die kleinsten Mikrokosmen des menschlichen Körpers zu blicken. Es waren Männer, die die Städte errichteten, die wir bewohnen, den Luxus, den wir genießen, die Medikamente, die uns am Leben erhalten. Männer bauten die Straße, die Klempnerei, das Stromnetz, das Telefon in der Hand, das Internet, mit dem es verbunden ist.

Männer waren schon immer Innovatoren, Forscher, Verteidiger und Anführer.

Aber am wichtigsten ist, dass Männer immer Väter waren.

So sage ich zu den Jungen und jungen Männern von Amerika, lest das bitte und nehmt euch jedes Wort zu Herzen.

Die Welt braucht euch.

Montag, Februar 26, 2018

Unter Gebildeten wächst die Wut auf die etablierten Medien – News vom 26. Februar 2018

1. In einem sehr ausführlichen Artikel des SPIEGEL beschäftigt sich Isabell Hülsen mit der "Journalismuskrise", also dem wachsenden Unmut vieler Menschen über die Einseitigkeit der Leitmedien. Der Artikel befindet sich hinter einer Bezahlschranke und ist in Gänze lesenswert, obwohl er stark defensiv ist und Kritik am herrschenden Journalismus als etwas Schlechtes darstellt. Das beginnt schon mit den gewählten Formulierungen im ersten Absatz des folgenden Auszugs. Dort wird nicht der im Sinne der Aufklärung mündige Bürger gefeiert, der sich von seinen Predigern emanzipiert hat; stattdessen heißt es, dass Misstrauen habe sich "vorgefressen" und bedrohe die Sicherheit.

Dabei habe ich für den folgenden Auszug nur die besten Passagen des Artikels ausgewählt:

Mit Menschen wie Krohn-Grimberghe hat das Misstrauen gegenüber Medien ein neues Milieu und eine neue Qualität erreicht. Es hat sich vorgefressen: vom Rand in die Mitte der Gesellschaft, dorthin, wo sich Zeitungen und Magazine sicher wähnten - zu den Gebildeten, politisch Interessierten. Das journalistische Selbstverständnis speiste sich bisher aus der Annahme, dass kluge Menschen ohne klassische Medien nicht leben könnten. Journalisten glaubten zu wissen, für wen sie berichten, enthüllen, kommentieren.

Viele Redaktionen aber machen nun die Erfahrung, dass ein wachsender Teil dieser Leser die vermeintliche Beziehung gekündigt hat - manche, wie Krohn-Grimberghe, sind still gegangen, andere machen ihrer Wut und Enttäuschung in Leserbriefen oder bei Facebook Luft. 39 Prozent der Deutschen glauben, dass Medien die Wahrheit verdrehten und Tatsachen verschwiegen, hat eine Allensbach-Umfrage 2015 erhoben. (...) Was ist passiert in diesem Land, dass die Zweifel an der journalistischen Redlichkeit in die Mitte der Gesellschaft vorgedrungen sind? (...) Von "FAZ" bis "SZ", von der "Welt" bis zum SPIEGEL herrsche ein Meinungskartell politischer Korrektheit, das glaube, es besitze selbst in Zeiten der Ultrahocherhitzung durch Facebook, Twitter und alternative Nachrichtenportale noch die Macht, Fakten zu verschweigen, die nicht ins Bild passten.

(...) Artus Krohn-Grimberghe nervt vor allem eines: "Als Wissenschaftler finde ich es unerträglich, wenn mir etwas als alternativlos verkauft wird", sagt er. (...) Dass Europa ohne die EU nicht denkbar sei und eine Frauenquote zwingend fortschrittlich. "Anmaßend finde ich das", sagt er. (...) Ähnlich verhält es sich mit der Klimapolitik und der Genderdebatte, die als Ausweis gesellschaftlicher Modernisierung gelten und als solche kaum hinterfragt werden. Viele Leser jedoch haben offenbar Diskussionsbedarf, wo viele Journalisten keinen mehr sehen.

(...) Die Leiterin des ARD-Hauptstadtstudios, Tina Hassel, twitterte vor vier Wochen in einer Euphorie über den Parteitag der Grünen, als bewürbe sie sich dort für ein Spitzenamt. Wer danach noch glauben soll, Hassel berichte in der "Tagesschau" ganz unvoreingenommen, muss großes Vertrauen in die journalistische Integrität haben. Für alle anderen ist es ein weiterer Beleg, dass Journalisten Narzissten sind, die ihr Medium als Megafon für persönliche Meinungen missbrauchen.

(...) Es muss Medienmacher zumindest nachdenklich stimmen, wenn in der genannten Studie der Uni Mainz mehr als ein Drittel der Befragten findet: "Themen, die mir wichtig sind, werden von den Medien gar nicht ernst genommen."


Bingo. Das Thema Männerdiskriminierung und Männerrechtsbewegung ist das beste Beispiel dafür.

Der Artikel endet mit folgendem Absatz:

Was denken Sie über die deutschen Medien, die Arbeit von Journalisten und die Berichterstattung des SPIEGEL? Bitte schreiben Sie uns unter: lesermeinung@spiegel.de


Wir sollten diese Möglichkeit nutzen, uns aber nicht zu viel davon versprechen. Einen ähnlichen Aufruf hatte ein SPIEGEL-Redakteur vor einigen Jahren unternommen; auch Männerrechtler bis hin zum damaligen Vorstand von MANNdat hatten sich daraufhin zu Wort gemeldet. Wir wurden mit unseren Anliegen stur weiter ignoriert.



2. Frankreich nimmt den Kampf gegen den Sexismus ernst: Dort sollen neugewachsene Polizeieinheiten "unangebrachte Gesten, Pfeifen, obszöne Beleidigungen" sowie "insistierende Blicke" sanktionieren. Bußgelder von bis zu 350 Euro soll die neue Sittenpolizei dabei an Ort und Stelle erheben – sobald ein Täter "in flagranti" ertappt wird.

Schön, dass wenigstens für die wirklich schweren Verbrechen genügend Polizeikräfte zur Verfügung stehen.



3. Im Magazin Quillette berichtet Andy Ngo über den Auftritt des Google-Kritikers James Damore an der Portland State University (PSU):

Ich hielt den Atem an, als die Demonstranten aufstanden und ihren Ausstieg begannen. "Bitte, lass es friedlich sein", sagte ich zu mir selbst. In den Wochen vor dem Ereignis hatten wir Gewaltandrohungen erhalten. Eine Person kündigte in den sozialen Medien an, sie würde Sprengstoff mitbringen. Die Universitätsverwaltung fand die Drohungen glaubwürdig genug, um ein Team von bewaffneten Campuspolizisten zu entsenden, die den Hörsaal patrouillieren. Als sich die Demonstranten dem Ausgang näherten, stürzte sich eine Frau plötzlich auf die Audioausrüstung, riss wahllos die Kabel heraus und schlug einen Teil der Ausrüstung auf den Boden. Die Mikrofone funktionieren nicht mehr. Ein anderer Protestierender stieß einen studentischen Freiwilligen in die Tür.

Wie kam es zu dieser extremen Reaktion?

Ex-Google-Ingenieur James Damore war eingeladen worden, an einer Podiumsdiskussion über Diversity teilzunehmen, die am 17. Februar an der Portland State University stattfand. Wie ich bereits im Wall Street Journal geschrieben hatte, erwarteten wir Kontroversen. Nach dem Vorfall wurden jedoch die Störung und das gewalttätige Fehlverhalten heruntergespielt. Willamette Week, eine linksgerichtete alternative Zeitung, schrieb: "[Die Freidenker] erwarteten Kontroversen. Sie warnten vor Gewalt. Die gab es nicht." Möglicherweise nicht die Art von Gewalt, mit der uns gedroht worden war, aber es gab vorsätzlichen "kriminellen Unfug", Hunderte von Dollar Sachschaden und unnötige Unterbrechungen, die nur etwas mehr als vier Minuten andauerten (nicht die 30 Sekunden, die die Willamette Week fälschlicherweise gemeldet hatte).

Ich gehöre zu den Freidenkern der PSU, der skeptischen Studentengruppe, die die Veranstaltung organisierte und für die Einladung von Damore verantwortlich war. Um die Berichterstattung zu korrigieren: Nicht wir haben vor Gewalt gewarnt; diejenigen, die uns bedroht haben, haben das getan. Der spöttische Leitartikel der Zeitung überraschte mich, vor allem angesichts des Zeitpunkts der Veranstaltung. Nur Tage zuvor hatte die Nation erfahren, dass die gewalttätigen Social-Media-Drohungen des Florida-Schul-Todesschützen nicht ernst genommen worden waren. Wir waren nicht bereit, unnötige Risiken einzugehen, und die Campuspolizei auch nicht. Die Organisation einer studentischen Veranstaltung zur Diskussion eines beliebigen Themas - einschließlich Diversity - sollte kein Sicherheitsrisiko darstellen. In der gegenwärtigen Situation sind Sicherheitsmaßnahmen jedoch zu einer bedauerlichen Notwendigkeit geworden.

Eine Protestkampagne zum Horten von Freikarten hatte mehr als die Hälfte der Plätze erobert und die Teilnahme anderer Besucher verhindert. Dennoch, umgeben von Offizieren und geschützt von einem Gefolge privater Sicherheitskräfte, sprach James Damore vor 270 Zuhörern. Zu ihm gesellten sich die ehemaligen Evergreen-State-Professoren Heather Heying und Bret Weinstein, der PSU-Philosophieprofessor Peter Boghossian und die Kritikerin des intersektionellen Feminismus der dritten Welle, Helen Pluckrose.

Damore erklärte, was ihn dazu bewogen habe, das "Google-Memo" zu schreiben, und berichtete, dass er die Analysen der Geschlechterdisparität des Unternehmens, die während einer Konferenz über Diversity und Inklusion angeboten wurden, als unbefriedigend empfand. "Sie gingen verschiedenen Dinge wie Mikroaggressionen und unbewusste Voreingenommenheit durch und behaupteten, dass wir deshalb nur 20 Prozent weibliche Mitarbeiter haben", erinnerte er sich.

Nach der Konferenz bat Google um Feedback von den Mitarbeitern. Damore reagierte mit einem zehnseitigen Dokument mit dem Titel "Google's Ideological Echo-Chamber", in dem er argumentierte, dass Geschlechtsunterschiede im Durchschnitt dazu beitragen könnten, die Unterschiede zwischen Männern und Frauen im Unternehmen zu erklären. Er gab auch Anregungen, wie sich das Arbeitsumfeld ändern könnte, um mehr Frauen anzusprechen. Aber als sein Memo an die Presse durchgesickert und veröffentlicht wurde, wurde es von wichtigen Nuancen und von Links zu Damores Thesen unterstützenden Daten gereinigt, und Damore wurde bösartig als Frauenfeind und Rassist bezeichnet.

"James argumentiert zutreffend, dass es Unterschiede zwischen Männern und Frauen gibt", sagte die Evolutionsbiologin Heather Heying während der Podiumsdiskussion. "Er vertritt einen Standpunkt, der in der Biologie universell und weithin akzeptiert ist. Sie können durch eine Menge Wahrheiten irritiert werden, aber sich dadurch beleidigt zu fühlen" - hier hielt Heying inne, als Zwischenrufer zu schreien und den Saal zu verlassen begannen - "ist eine Reaktion, die eine Ablehnung der Realität darstellt".

Eine nicht-studentische Protestlerin riss dann die Kabel aus dem Soundsystem und stieß die Ausrüstung zu Boden, wobei er eine Antenne zerbrach. Sie wurde umgehend von der Polizei festgenommen. "Damore ist ein Stück Scheiße!" schrie sie, als ihr eine Vorladung wegen kriminellen Unfugs ausgestellt wurde. "Sogar die Frauen da drinnen wurden einer Gehirnwäsche unterzogen!" Ein anderer Demonstrant erklärte: "Nazis sind in der Zivilgesellschaft nicht willkommen."

Peter Boghossian sagte unbeirrt zum Publikum: "Menschen vom politischen Rand der Gesellschaft haben kein Recht, Sie als Geisel zu halten." Die Redner sprachen trotz der Unruhe im Saal weiter. Zuerst standen Boghossian auf und dann Heying, und verschafften sich bis zu den hinteren Reihen des Auditoriums Gehör. "Wenn Ihr Glaubenssystem nicht der Kontrolle standhalten kann", sagte Heying später zu mir, "ist es schwach, und diejenigen anzugreifen, die das sagen, wird diese Tatsache nicht ändern". Glücklicherweise wurde das Lautsprechersystem etwas mehr als vier Minuten später wiederhergestellt.

Heying erklärte, wie sich die Variation bei den Geschlechtern verteilt. "Männlich und weiblich sind nicht binär, aber sie sind stark bimodal", sagte sie. "Wir können nicht ändern, was auf gesellschaftlicher Ebene wahr ist, wenn wir nicht verstehen, warum die Dinge wahr sind."

Helen Pluckrose fügte hinzu, dass die Leugnung der Existenz von Geschlechtsunterschieden paradoxerweise dazu beitragen kann, sexistische Einstellungen zu bestätigen. "Wenn wir davon ausgehen, dass die Entscheidungen, die Männer treffen, die ultimativen, besten, absoluten Entscheidungen sind, dann machen wir die Männer zu den Standardmenschen", sagte sie. "Die Bereiche, in denen Frauen dominieren - Gesundheitspflege, Erziehung, Psychologie, Verlagswesen -, das sind alles Bereiche, die einen großen Einfluss auf die Gesellschaft haben."

In seinen Schlussbemerkungen sagte Damore, dass er es nicht bereue, das Memo geschrieben zu haben, räumte aber ein, dass die Verwendung der Fachsprache aus der psychologischen Literatur seinen Text anfälliger für Fehlinterpretationen machte. "Es gibt definitiv immer noch Fragen der Diskriminierung, die in vielen Bereichen auftreten", sagte Damore. "Aber Männer und Frauen neigen dazu, den Arbeitsplatz unterschiedlich anzugehen. Wenn wir also den Arbeitsplatz verändern, könnten wir das Problem tatsächlich lösen."

An die Diskussion schloss sich eine Frage-und-Antwort-Runde an. Eine PSU-Alumna aus der Abteilung für Frauenstudien beschwerte sich, dass die Dynamik von Bühne zu Publikum ein einschüchterndes Machtungleichgewicht darstelle. "Ihr Typen seid oben. Ihr habt Mikrofone. Die haben wir nicht", sagte sie. "Damit wird der Status quo in der Hierarchie aufrechterhalten." Boghossian lud sie ein, an seinem nächsten (bühnenlosen) Panel über Intersektionalität am folgenden Montag teilzunehmen. Sie ist nicht erschienen.

Nach der Veranstaltung begleiteten Polizei und Sicherheitskräfte die Redner aus einem Hintereingang. Ich habe sie eingeholt und nach ihren Reaktionen gefragt. Helen Pluckrose erinnerte sich an das, was ihr einer der Polizeibeamten gesagt hatte: "Warum hält man Sie für so radikal, extrem und gefährlich, dass ich Sie vom Campus begleiten muss? Sie schienen mir sehr vernünftig zu sein." Sie hat immer noch keine Antwort darauf gefunden.

Die Podiumsteilnehmer diskutierten über die Ereignisse des Abends und wie sie das Bild von sich selbst, das die Demonstranten gemalt hatten, nicht wiedererkannten. Bret Weinstein sagte zu mir: "Der Mob kämpft gegen eine Fiktion, die er selbst geschaffen hat."


Parallelen zum Umgang des Mobs mit Männerrechtlern und Feminismuskritikern ("Antifeministen") sind offenkundig.



4. Die Post. Einer meiner Leser schreibt mir:

Lieber Arne,

ich möchte auf einen Beitrag auf emma.de aufmerksam machen, in dem eine Fernsehkommissarin sich zu MeToo äußert. Meines Erachtens entblättert sich darin so etwas wie eine latente Motivation dieser Bewegung, die sich auch psychodynamisch verstehen lässt. Die Schauspielerin, Frau Tabatabai, reiht einige Klagen aneinander: zunächst die über männliche Dominanz und Übergriffigkeit im Allgemeinen, dann über Journalisten, die immer Opfernarrative hören bzw. verwerten wollten; ferner klagt sie darüber, dass "ich ich nun mal keine (solche Opfer-) Geschichte habe". Das Klagelied setzt sich fort:" Aber im Film, da sind die Frauen meistes nur die Geliebte von, die Freundin von oder die Frau von. Und ab 35 verschwinden sie entweder ganz von der Bildfläche – oder sie sind die Mutter von." Schließlich fordert sie eine Quote für Kameraleute, Produzenten und Regisseure.

Sie leitet also einen Opferstatus aus dem Fehlen einer öffentlichkeitswirksam verwertbaren tatsächlichen Viktimisierung her und beweint den Umstand, dass sie mit dem Schmelz der Jugend nicht mehr konkurruieren kann, weil er bei ihr ab ist. "Täter" sind hier aber die Jahre, in die sie gekommen ist, doch Anklage wird natütlich gegen das Patriarchat erhoben. Ziel? Die eigene materielle Absicherung über Quoten und (womöglich) die Verarbeitung persönlicher Konflikte und der Konkurrenz unter Frauen?


Ein anderer Leser schreibt mir zu meinem Hinweis auf die SWR2-Wissen-Sendung Jungs in der Schule: Das benachteiligte Geschlecht.

Eigentlich im Tenor zu begrüßen. Jedoch mitten drin, nachdem die richtigen Befunde vorgetragen worden sind, wonach Jungs die Verlierer der Koedukation sind, kommt dann die rhetorische Frage:

"Denn früher oder später schrumpft der Vorsprung der Mädchen. Und spätestens zum Ende des Studiums sind die Jungs wieder da, dann bereit ins Berufsleben einzusteigen und gegebenenfalls Führungspositionen zu übernehmen. Kann man da überhaupt noch von Bildungsverlierern sprechen, wenn die überwiegende Zahl der Chefs noch immer Männer sind?"

Ja, es kann sein, dass Jungs später zahlreicher in den Spitzenpositionen vertreten sind. Männer sind bekanntlich zu größeren Opfern bereit, um diese Ziele zu erreichen.

Was allerdings unter den Tisch fällt, ist die Frage, was mit den Jungs geschieht, die an einem derart für sie ungeeigneten Schulsystem scheitern.

Der Trick ist wie immer der alte: Es wird immer nach oben geschaut, dafür werden aber die Verlierer unterschlagen. Denn die überwiegende Mehrheit von Männern hat keine Spitzenpositionen. Dafür profitiert unsere Gesellschaft im hohen Maße eben von jenen, die dann die gefährlichen, gesundheitsschädlichen, körperlich anstrengenden Arbeiten verrichten. Im hohen Maße profitieren eben Frauen von diesen Männern, die dann die Autobahnen und Straßen bauen, die Kanalisation warten etcetera.

Ein anderes Beispiel sind die LKW-Fahrer. Gerade jetzt bei dieser Kälte kann man sie vom Freitag Abend bis Montag früh zu Tausenden auf den Autobahnparkplätzen sehen. Da wird in der Fahrerkabine gekocht, geschlafen, die Waschmöglichkeiteten sind eingeschränkt.

Ab Montag früh rollen sie dann zu den Entladestationen, damit dann z.B. die DM-Märkte den Nachschub bekommen. Wer einmal ab 13.00 in einem solchen Markt gewesen ist, der findet dort Scharen von Schulmädchen, die schon in ganz jungen Jahren die Regale belagern auf der Suche nach passenden Produkten.

Wenn diese nicht so super gepflegten Männer dann die Entladestationen anfahren, werden sie zudem oft noch von den Lagerleitern schikaniert. Die Mehrheit kommt aus Osteuropa. Es sind im großen und ganzen Umstände, die sich Frauen nie zumuten würden.

2012 hatten wir ca. 50.000 Schulabbrecher pro Jahr. 65% Jungs, Rest Mädchen. Dass Mädchen aufgrund der vielfältigen Programme später in fast jeder Lebensphase bessere Chancen haben, Krisen zu überstehen, beruflichen Wiedereinstieg zu finden, darüber wird in unserer Gesellschaft geschwiegen.

In meinem Landkreis gibt es eine vierseitige Brüschüre für Frauen und Mädchen. Sie ist voller Programme und Beratungsangebote. Ich habe mich nach einen Pendant für Jungs und Männer erkundigt und sah mich mit Unverständnis konfrontiert. Man schaute mich an, als wenn ich etwas Unanständiges gefragt hätte.

Diese ewige gebetsmühlenartige Ausrichtung auf Spitzenpositionen verdeckt die Tatsachen, dass Jungs und Männer im Ganzen zu den Verlieren gehören.

Positiv an der Sendung war, dass Birgit Gegier Steiner ausreichend zu Wort kam. Sie ist Leiterin der Scheffelschule Rielasingen-Worblingen und Autorin von "Artgerechte Haltung. Es ist Zeit für eine jungengerechte Erziehung". Wenn Sie sich aber das Kollegium ihrer Schule anschauen, dann sehen Sie den Normalzustand an deutschen Schulen.

Sonntag, Februar 25, 2018

DER STERN: "Wir sollten uns nicht auf die Feminazis einlassen" – News vom 25. Februar 2018

1. Der "Stern" war bis vor kurzem noch ein Bannerträger der MeToo-Debatte. Jetzt äußert sich ein Autor des Magazins, Malte Herwig, dazu mit einer Deutlichkeit, die übel genommen würde, wenn sie von uns Männerrechtlern ausginge: "Wir sollten uns nicht auf die Twitter-Taliban und Feminazis einlassen" lautet die Schlagzeile.

Die bisher nur von Menschen außerhalb des deutschen Rudeljournalismus geäußerte Kritik an MeToo scheint damit auch über Don Alphonsos Nische hinaus die Redaktionsstuben erreicht zu haben. Unsere Beharrlichkeit hätte sich dann gelohnt.

In seinem Artikel lässt Herwig zunächst einmal die beliebte These platzen, dass in der Zeit vor dem Feminismus die sexuelle Unterdrückung von Frauen allgegenwärtig gewesen sei, weil sie nun mal in der Natur des Mannes liege:

Dem Ethnologen Hans Peter Duerr zufolge haben auch Urvölker wie die Dusun auf Borneo klare Regeln gegen sexuelle Übergriffe: Berührt ein Dusun-Mann auch nur versehentlich die Hand oder den Arm einer Frau, muss er ein oder zwei Hühner zahlen. Für das Betatschen der Brüste sogar 50 Dollar. So sehr unterscheidet sich das nicht von den strikten Regelkatalogen für gegenseitiges Miteinander, die amerikanische Hochschulen heute haben.


Dann kommt Herwig auf die aktuelle Debatte zu sprechen:

Zur Verwerflichkeit von Vergewaltigung, Machtmissbrauch und körperlichen Übergriffen ist alles gesagt worden, von Frauen und auch von Männern. Aber inzwischen reicht die Bandbreite der Anklagen von Vergewaltigung über unerwünschte Blicke bis zur lapidaren Feststellung einer Me-Too-Userin, dass ein Mann einfach durch sie "hindurchgesehen" habe. (...) Liebe Frauen, wenn euch solches Zeug schon zu hart ist, könnt ihr gleich die Mimose zum Symbol der neuen Frauenbewegung machen, #Mimimi.

Wir leben in verrückten Zeiten: Im Laufe der vergangenen 50 Jahre ist unsere Gesellschaft immer freizügiger geworden, und das Internet bietet Pornografie in allen Spielarten. Aber gleichzeitig macht sich ein neuer Puritanismus breit. Diesmal im Namen des Feminismus, der den scheinbar zugeschütteten Graben zwischen den Geschlechtern wieder aushebt. Die sexuelle Gegenrevolution ist auf dem Vormarsch, und sie ist voller Widersprüche. Anstelle von strengen Religionswächtern kümmert sich die Hashtag-Sittenpolizei um eine ausreichende Distanz der Geschlechter. Während Frauen im Iran dafür demonstrieren, ohne Kopftuch auf die Straße gehen zu dürfen, wurde in London vergangenes Jahr die erste Modenschau mit "Zurückhaltender Mode" gezeigt. Hierzulande sehen Frauen sich auf einmal wieder genötigt, verhüllende Kleidung zu tragen, um keine begehrlichen männlichen Blicke auf sich zu ziehen.


Genderama hatte in den vergangenen Wochen immer wieder den neuen Puritanismus und eine geradezu islamistisch wirkende Forderung nach Körperverhüllung beklagt.

Zuletzt richtet Herwig einen dringenden Appell an die Mitglieder des weiblichen Geschlechts:

Liebe Frauen: Wir sitzen in einem Boot. Ich bin für null Toleranz gegenüber Machtmissbrauch und sexuellen Übergriffen. Aber wir sollten uns nicht auf die Twitter-Taliban und Feminazis einlassen, die jetzt einen noch schärferen Regelkatalog für den Umgang der Geschlechter einfordern und damit am Ende den Graben zwischen uns wieder vertiefen. Wir wollen keinen Tugendterror, sondern Freiheit auf Augenhöhe, auch wenn wir euch mal die Tür aufhalten.




2. Es wurde als der große Wurf für die Gehaltsgleichheit der Geschlechter betrachtet: das Entgelttransparenzgesetz (auch: "Lohngleichheitsgesetz"), das die damalige Bundesfrauenministerin Manuela Schwesig schließlich auch gegen Widerstand in den Unionsparteien durchsetzte. Ab dem 6. Januar dieses Jahres können Arbeitnehmerinnen (und Arbeitnehmer) auf Wunsch erfahren, was Kollegen des anderen Geschlechts für "gleiche oder gleichwertige Arbeit" verdienen.

Jetzt aber zeigt sich, dass hier offenbar mal wieder ein Gesetz verabschiedet wurde, für das es außerhalb einer bestimmten Lobbygruppe kaum Bedarf gibt. Wie die Wirtschaftswoche berichtet, möchte kaum jemand über den Verdienst seiner Kollegen Bescheid wissen:

Bei der Deutschen Post, die rund 210.000 Mitarbeiter in Deutschland beschäftigt, gibt es bis heute nur "10 bis 20 Mitarbeiter", die wissen wollen, was ihre Kollegen im Schnitt verdienen. Beim Autobauer BMW sind es zehn, bei den Konzernen BASF, Bayer, Thyssenkrupp, Uniper und Innogy sind es noch weniger, wie eine Umfrage der WirtschaftsWoche bei großen deutschen Arbeitgebern ergab. Deutsche Bahn und Infineon melden nur drei beziehungsweise zwei Auskunftsersuchen.

Nur in der Finanzbranche ist die Resonanz höher. Bei der Commerzbank in Frankfurt hat "eine dreistellige Zahl von Mitarbeitern" wissen wollen, wie sie im Vergleich zu ihren Kollegen entlohnt werden. Bei der Deutschen Bank wollten laut WirtschaftsWoche bisher 119 Mitarbeiter informiert werden – davon 69 Frauen und 50 Männer.




3. Wolfgang M. Schmitt betreibt einen sehenswerten Youtube-Kanal, in dem er aktuelle Kinofilme gekonnt und auf hohem Niveau bespricht. Sein aktuellster Beitrag richtet sich gegen pseudofeministsche Filmkritik und die Frauenquote auf der Leinwand. Dabei nutzt Schmitt Rezensionen zu dem kürzlich in Deutschland angelaufenen Action-Streifen Criminal Squad, wie er selbst sagt, "nur als ein Musterbeispiel", um die generelle Malaise solcher Texte aufzuzeigen.

"Diese Kritiker könnten sicherlich wunderbare Karrieren als Funktionäre in irgendwelchen Ministerien machen, aber Filme haben sie eigentlich nicht so recht verstanden" urteilt Schmitt, nachdem er mehrere dieser Besprechungen vorgetragen hat. (Es gelingt ihm, sie gleichzeitig genüsslich und entnervt zu präsentieren.) Und er zieht das treffende Fazit:

Sobald heute ein neuer Film in die Kinos kommt, machen die Kritiker Inventur und zählen durch: wie viel Männlein, wie viel Weiblein vorkommen und wie lange jeweils. Wenn es dann ausgewogen ist oder der weibliche Anteil überwiegt, dann, haha, muss es ein feministischer, ein guter Film sein. Spielen hauptsächlich Männer mit, egal ob Schwerverbrecher oder Schwerarbeiter, macht man sich über deren Männlichkeit reflexartig lustig.


Natürlich kommt Schmitt dabei auch auf den feministischen Bechdel-Test zu sprechen, der befremdlicherweise von zahlreichen Autoren inzwischen als eine Art Leitlinie der Filmkritik verwendet wird. Diesen Test indes weist Schmitt als anti-intellektualistischen Biologismus zurück, was er nachvollziehbar zu begründen versteht.



4. Unter der Überschrift "Frauen entscheiden, ob ein Mann Vater wird oder nicht" hat Carmen Böker für DIE ZEIT den Sozialpädagogen Sören Bangert zum Thema Abtreibungen interviewt. Böker berichtet über die bei diesem Thema sonst gerne ignorierte "Ohnmachtssituation" der Männer:

Sie können versuchen, die Frau von ihrer Position zu überzeugen – aber letzten Endes wird die Frau darüber entscheiden, ob dieser Mann Vater wird oder nicht. (...) Wenn ein Mann gegen seinen Willen Vater wird, ist das Gefühl der Ohnmacht extrem groß, denn sein Leben wird sich komplett verändern. Für Männer ist es auffällig schwer, eine solche Ohnmacht auszuhalten. Sie merken, dass sie in ihrer Handlungsfähigkeit total eingeschränkt sind.


Man könnte ergänzen, dass Männer sich ebenfalls komplett machtlos fühlen, wenn sie die Tötung ihres Nachwuchses nicht verhindern können.

Die Frage Bökers, ob man die Rechte der Männer stärken müsse, beantwortet Bangert ablehnend:

Ich weiß nicht, ob ich gesetzliche Regelungen gut fände. Das deutsche Konstrukt einer Zwangsberatung vor dem Schwangerschaftsabbruch ist grundsätzlich schon schwierig genug. Ich glaube nicht, dass es etwas bringen würde, die Männer auch noch zwangszuverpflichten. Es gibt außerdem Situationen, in denen es einer Bestrafung der Frau gleichkäme, den Mann mitbringen zu müssen.


Wir müssen uns offenbar damit zufrieden geben, dass die Rechtlosigkeit von Männern wenigstens einmal kurz angesprochen wurde.



5. Christian Schmidt beschäftigt sich mit dem kürzlich auf Genderama verlinkten feministischen Artikel, der uns patriarchalen Männern vorwirft, jetzt auch noch den Mars kolonisieren zu wollen.



6. Im US-Bundesstaat Minnesota sind Arbeitsplätze allein für Frauen im Kommen:

Ein paar Dutzend Frauen versammelten sich in einem gemauerten Gebäude der Nordschleife, dessen Eingang mit rosa Luftballons markiert ist, für Mimosas und eine kleine Schnuppertour.

Es gab noch keine Möbel. Die Fußböden waren noch mit Papier bedeckt. Aber auf einer Tournee wurden den Frauen Sofas, Tische und Bänke in einem "Hotel-Lobby oder Kunstgalerie-Stil" versprochen. Eine Beauty-Bar mit Produkten für "alle Haut- und Haartypen". Raum zum Arbeiten, um sich zu treffen, um im "Boss-Modus" zu sein.

Alles ohne Männer in der Nähe.

"Wenn die Mitglieder Männer in den Raum bringen müssen", sagte Liz Giel, während sie in den unfertigen Konferenzraum hinter ihr zeigte, bieten Schiebetüren Privatsphäre, "so dass unsere Mitglieder niemals einen Kerl sehen müssen".

Sie zwinkerte. Die Frauen lachten.

(...) "Man könnte sagen, es liegt an der Wahl. Man könnte sagen, es liegt am Frauenmarsch", sagte Mitbegründerin Erinn Farrell. "Man könnte sagen, es ist die #MeToo-Bewegung, Time's Up. Die Wahrheit ist, dass es all diese Dinge sind."


Und so beginnt sie, die schöne neue Welt.

Man würde diese neue Geschlechterapartheid ja noch schulterzuckend hinnehmen, wenn man davon ausgehen könnte, dass das "gemauerte Gebäude der Nordschleife" konsequenterweise auch ausschließlich von Frauen errichtet wurde. Aber ich schätze, für all die Arbeiten, die notwendig waren, damit Frauen sich in ihren garantiert männerfreien Räumen verlustieren können, waren die männlichen Nutztiere mal wieder gut genug.



7. Feministische Mütter vermitteln ihren Töchtern eine gefährliche Botschaft, wenn sie predigen, dass alle Männer potentielle Vergewaltiger seien, findet Faith Moore:

Die Vorstellung, dass alle Männer Vergewaltiger sind - oder dass alle Männer die "Vergewaltigungskultur" fördern - wird langsam aber sicher zum Mainstream. Angelina Chapin von der Huffington Post schreibt zum Beispiel, dass alle Männer "Frauenhass verewigen" und "Frauen, die über sexuelle Gewalt sprechen, seit langem zum Schweigen bringen oder ignorieren". Colleges fangen an, Programme einzuführen, um Männern beizubringen, wie sie aufhören können, zur "Vergewaltigungskultur" beizutragen. Und ein kürzlich erschienener Artikel des Magazins "Salon" deutet an, dass Männer ein "soziales Skript" gelernt haben, das sexuelle Belästigung bestätigt.

Ich verstehe, dass die Vorstellung, dass es auch nur einen einzigen Vergewaltiger auf der Welt gibt, geschweige denn viele, für Eltern ein beängstigender Gedanke ist. Wir wollen alles in unserer Macht Stehende tun, um unsere Kinder - insbesondere unsere Töchter - vor den Raubtieren zu schützen, die es leider gibt. Aber indem wir ihnen die Lüge auftischen, dass es keinen einzigen netten Kerl gibt - selbst im Dienste des Schutzes vor den Bösen -, erlauben wir unseren Töchtern, alle möglichen falschen und wenig hilfreichen Schlüsse über Männer zu ziehen.

Wenn du kleinen Mädchen erzählst, dass Männern kategorisch nicht zu trauen ist, setzt du sie sofort einer Gefahr aus. Plötzlich sollen sie im Notfall vor Polizeibeamten, Feuerwehrleuten und anderen guten Samaritern davon statt auf sie zu laufen. Auf männliche Lehrer sollte man nicht hören. Du solltest deinen älteren Bruder nicht anrufen, um dich abzuholen, wenn du dich irgendwo unwohl fühlst. Dein eigener Vater ist von Natur aus böse.

Nicht nur das, es gibt eine ganze Reihe von Implikationen mit Bezug auf Partnerschaften, die dieser Erziehungsphilosophie innewohnen. Wie kann eine Frau eine gesunde Beziehung zu einem Mann eingehen, wenn man ihr beigebracht hat, dass sie keinem Mann vertrauen kann?

Es versteht sich von selbst, dass Frauen, die indoktriniert mit der Philosophie "Alle Männer sind Vergewaltiger" aufwachsen, einige ziemlich schreckliche Entscheidungen treffen werden, wenn es um Romantik geht. Wenn alle Männer Drecksäcke sind, was bringt es dann, sich für einen netten aufzuheben? Du könntest genauso gut einfach herumvögeln. Warum mit dem nett wirkenden Kerl ausgehen, der einen zum Lachen bringt, wenn er sicher nicht so nett ist, wie er scheint? Warum Probleme in einer Beziehung durcharbeiten, wenn jeder Fehler, den ein Mann begeht, nur deshalb gemacht sein konnte, weil er von Natur aus "toxisch" ist? "Meine Mutter hat mir das beigebracht", werden diese jungen Frauen selbstgefällig erklären.

Eltern von kleinen Mädchen, hören Sie auf, solange noch Zeit ist. Ich weiß, dass Sie Angst haben. Sexuelle Übergriffe und Vergewaltigungen passieren wirklich, und der Gedanke, Ihre Tochter in eine Welt zu schicken, in der so etwas wie das mit ihr passieren könnte, ist beängstigend. Aber, wenn Sie eine Tochter haben, sollten die Dinge, die Sie ihr beibringen müssen, sich um sie drehen.

Bringen Sie ihr bei, sich selbst genug zu respektieren, um keine körperliche Intimität mit jemandem aufzunehmen, den sie gerade erst kennengelernt hat. Bringen Sie ihr bei, stark genug zu sein, um Nein zu Kerlen zu sagen, die sie anbaggern, selbst wenn sie populär sind und ihre Tochter sich einfügen möchte. Bringen Sie ihr genug praktischen Verstand bei, dass sie nachts nicht durch dunkle Gassen wandert oder alleine in Bars. Bringen Sie ihr bei, nüchtern genug zu bleiben, um geistesgegenwärtig reagieren zu können, wenn sie mit Freunden unterwegs ist. Lehren Sie sie, dass Männer - gute Männer - da sein werden, um sie zu beschützen; erinnern Sie sie daran, um ihre Hilfe zu bitten.

Und vor allem: Schauen Sie ihr in die Augen und sagen Sie ihr: Du hast einen guten Mann verdient. Es gibt gute Männer da draußen - viele, viele von ihnen. Gib dich nicht mit dem ersten Kerl zufrieden, der in Ordnung zu sein scheint, sondern warte auf den, der dein Herz zum Singen bringt. Männer sind keine Vergewaltiger, weil sie Männer sind. Vergewaltiger sind Vergewaltiger. Gute Männer sind gute Männer.

Wenn "feministische" Mütter ihren Töchtern beibringen, dass alle Männer "Widerlinge" sind, dann verzweifle ich an der Zukunft der Frauen. Es muss nicht so sein. Eltern, es liegt an euch.

Samstag, Februar 24, 2018

"Mit dieser Brutalität konnte sie nicht rechnen" – News vom 24. Februar 2018

1. Ein Problem bei häuslicher Gewalt gegen Männer besteht darin, dass selbst Polizeibeamte Frauengewalt oft nicht ernst nehmen. Einer Polizistin blieb jetzt nichts anderes übrig: "Mit dieser Brutaliät konnte sie nicht rechnen".



2. Die Medien versagen erneut bei sexualstrafrechtlichen Themen stellt der Professor für Psychologie Stephan Schleim auf Telepolis fest. Es gebe eine Grenze der Sorgfalt und der Ehrlichkeit, die man im Journalismus nicht überschreiten sollte – genau das habe die "Zeit" aktuell aber getan. Hierzu holt Professor Schleim zunächst rückblickend aus:

Wenn etwa Vergewaltigung so definiert wird, dass eigentlich nur Männer die Täter sein können, dann ist am Ende zwingend das Ergebnis, dass so gut wie nur Männer vergewaltigen; oder wenn in der nach wie vor maßgeblichen Studie des Frauenministeriums sexuelle Belästigung so definiert wird, dass auch unangenehme Bemerkungen über das Privatleben oder Einladungen auf einen Kaffee darunter fallen, dann ist am Ende zwingend das Ergebnis, dass fast alle Frauen schon einmal sexuell belästigt wurden.

Das sind die Botschaften, mit denen die Diskussion ausgetragen wurde. Robuste statistische Befunde, die dem Bild widersprechen, werden in der Regel ausgeblendet. Meistens werden von politischer Seite aber solche störenden Daten erst gar nicht erhoben.

Vielleicht suchte jetzt, da das Interesse an #metoo allmählich abklingt, ein dreiköpfiges Autorenteam für die ZEIT und ZEIT Online die nächste sexverbrecherische Gelegenheit, die sich aufmerksamkeitsökonomisch ausschlachten lässt: Sie fanden sie an den Schulen, wo angeblich "Schulkinder ohne Schutz" vor sexuellem Kindesmissbrauch ihr Dasein fristen; und wo Schulen und Schulbehörden die Augen vor der harten Realität schließen.


Warum auch hier wieder nur eine unnötige Hysterie geschürt wird, erfährt man in Schleims vollständigem Artikel: Wie häufig ist nun sexuelle Gewalt in deutschen Schulen?



3. In der "Basler Zeitung" beschäftigt sich Tamara Wernli mit einem Tabuthema in der Geschlechterdebatte: Frauenfeindlichkeit, die von Frauen ausgeht. Ein Auszug:

Der Begriff "verdrehte Schwesternschaft" umschreibt es ganz gut, leider stammt er nicht von mir. Vor einigen Jahren hat die Autorin Kelly Valen in ihrem viel beachteten Buch "The Twisted Sisterhood" das Verhalten von Frauen gegenüber anderen Frauen untersucht. Das Resultat der Erhebung, für die sie über 3000 Frauen befragte, war ernüchternd: Fast 90% der befragten Frauen empfanden, dass "Strömungen von Gemeinheit und Negativität von anderen Frauen ausgehen". 84% gaben an, dass sie durch andere Frauen ernsthafte, lebensverändernde Seitenhiebe erlitten hatten. Die weibliche Freundschaft sei charakterisiert durch eine hinterhältige, "willkürliche Negativität". Über 75% sagten, dass sie schon durch Eifersucht oder Konkurrenz anderer Frauen verletzt wurden.

Autorin Valen erklärte in der britischen Zeitung Guardian, dass die Kämpfe, die unter der Oberfläche brodeln, so erbarmungslos sind, dass Frauen sich untereinander unsicher fühlen: "Sie haben richtigerweise identifiziert, dass die primäre Bedrohung ihrer emotionalen Sicherheit von Frauen ausgeht." Und in vielen Fällen würden diese Kämpfe von genau jenen Frauen geführt, die ständig Loblieder auf Feminismus und Frauenpower singen. Oprah Winfrey und Arianna Huffington lobten Valen's Mut und empfahlen das Buch zum Lesen.

"The Twisted Sisterhood" folgte auf einen Essay, den Valen 2007 in der New York Times publizierte und darin ihre Theorie, dass Frauen die Co-Architekten ihrer eigenen Unzufriedenheit sind, erstmals äusserte. Dafür wurde sie auf feministischen Webseiten regelrecht fertiggemacht, als illoyal und verräterisch gegenüber ihren Geschlechtsgenossinnen abgekanzelt. Insbesondere weibliche Akademikerinnen und feministische Bloggerinnen hätten mit Wut reagiert: "Ich war anti-Frauen, eine weibliche Frauenhasserin und offensichtlich eine schlechte Mutter."




4. Ein aktuelles E-Book erklärt Frauen, wie man mittels der von MeToo durchgesetzten Mechanismen einen störenden Mann aus dem Weg räumt. Der linke Männerrechtler "djadmoros" stellt es in einer ausführlichen Rezension vor.



5. Die aktuelle Kältewelle wird für viele Obdachlose lebensgefährlich. Verschiedene Städte gehen unterschiedlich mit dieser Situation um. Duisburg öffnet nachts die U-Bahn-Stationen. Essen öffnet die Flüchtlingsheime. Und Köln lässt Obdachlose, die an der falschen Stelle übernachten, 20 Euro Strafe zahlen.



6. Das Bundesforum Männer schließt sich Genderama inhaltlich an und bemängelt die fehlende Männerpolitik im Koalitionsvertrag.

Allerdings hatte das Bundesforum auch die fehlende Männerpolitik der letzten Regierung kritisiert. Da es als zahnloser Tiger auftritt, können seine wenigen Forderungen wie seit der Gründung des Bundesforums im Jahr 2010 auch in der kommenden Legislaturperiode problemlos ignoriert werden.



7. Das einzige, was sich beispielsweise in Sachen "Jungenkrise" geändert hat, ist, dass sie in den Leitmedien kein großes Thema mehr ist. Die Politiker der großen Parteien haben das Problem ignoriert, und die wenigen Journalisten, die darüber geschrieben hatten, haben offenbar die Lust daran verloren. Ab und zu entdeckt man noch einen vereinzelten Beitrag wie aktuell Jungs in der Schule: Das benachteiligte Geschlecht.



8. In einem Youtube-Beitrag beschäftigt sich aktuell der Persönlichkeits-Coach Peter Frahm mit der Doppelmoral in unserer Geschlechterkultur: Männer schlagen & Penisse abschneiden ist witzig! Frahm ist etwas direkter und unverblümter als mein eigener nüchterner, allenfalls etwas süffisanter Schreibstil; er hat hier aber mit jedem Wort Recht. Wer jetzt am Wochenende die Zeit hat, in seinem Kanal etwas weiter zu stöbern, wird dort weitere sehenswerte Analysen – beispielsweise Was Feminismus mit deinem Gehirn anstellt – finden.

Freitag, Februar 23, 2018

Martenstein: "Das Gerede von Toleranz und Diversity zerbröselt wie Dreck" – News vom 23. Februar 2018

1. Im Berliner "Tagesspiegel" beschäftigt sich Harald Martenstein mit der "sozialen Hinrichtung" Woody Allens.



2. Die Berliner Humboldt-Universität ist das deutsche Zentrum sowohl des Gender-Lagers als auch der hiesigen Social Justice Warriors (siehe nur beispielhaft etwa hier, hier, hier, hier, hier und hier). Die Welt" bezeichnete diese Hochschule deshalb einmal auch als "Spinner-Auffangbecken". Jetzt zeigt sich: An der Uni gibt es noch ganz andere Probleme:

Spätestens am 15. November 2017 hätte der Berliner Senat merken müssen, dass in den studentischen Gremien der Humboldt-Universität eine Menge im Argen liegt. An diesem Tag veröffentlichte der "Tagesspiegel" einen Artikel, der zuvor in der von Studenten der Humboldt-Universität herausgegebenen Zeitschrift "Unaufgefordert" erschienen war. Darin deckten die Autoren auf, dass sich im Studentenparlament und Allgemeinen Studierendenausschuss (Asta) der Hochschule einige wenige Mitglieder Ämter gegenseitig zuschachern – und dafür Aufwandsentschädigungen bis zu 735 Euro monatlich kassieren. Jährlich werden an der Humboldt-Uni insgesamt 114.000 Euro an Aufwandsentschädigungen für Funktionäre der studentischen Selbstverwaltung ausgezahlt.

Derartige Praktiken herrschen schon lange beim Asta der Humboldt-Universität, der dort aus historischen Gründen "ReferentInnen-Rat" (RefRat) heißt. Recherchen zum Thema gestalteten sich schwierig, da oft schon unklar ist, wie die Funktionäre überhaupt heißen. In Sitzungsprotokollen steht zum Teil nur ein Vorname, weshalb kaum nachvollziehbar ist, wer welches Amt bekleidet. "Es scheint so, als ob viele Mitglieder gar nicht wollen, dass ihre Aktivitäten bekannt werden", heißt es in dem "Unaufgefordert"-Artikel.


Hier geht es weiter mit Jochen Zenthöfers Artikel im "Cicero".



3. Im Magazin "Quartz" wehrt sich Ephrat Livni gegen den neu entfachten Kult um die Frau als ewiges Opfer. Ein Auszug:

Guten Morgen, Amerika. All dein jüngstes Gerede über die Gleichheit der Geschlechter hat nur gezeigt, wie weit du von politischem Bewusstsein entfernt bist. Trotz bester Absichten setzt die aktuelle kulturelle Konversation über Feminismus den Sexismus fort.

Aus meiner Sicht bin ich bereits gleichberechtigt und wurde 1972 so geboren. Kein Grund, jetzt darüber zu streiten. Ich habe nicht darauf gewartet, dass jemand aufwacht oder mir Platz macht. Stattdessen gestaltete ich ein abenteuerliches, unabhängiges und produktives Dasein mit Mut und Schwung.

(...) Ich verliere die Geduld mit Diskussionen über das Geschlechterthema, die auf der Annahme basieren, dass ich an einer imaginären Startlinie kämpfe. Es gibt zweifellos Ungleichheiten, aber die Frauen haben schon seit einiger Zeit in der Arbeitswelt und darüber hinaus Fortschritte gemacht und Großes geleistet. Doch die überwältigende Botschaft lautet nun, dass wir unsere Macht nicht besitzen, wenn wir nicht über unser Leiden aufschreien, und dass starke Damen viel darüber reden, wie schlecht sie es haben.

(...) Ich bin mir nicht sicher, was die ganze momentane Aufregung soll, aber ich weiß, dass jene Geschichten, die viele zu ermutigen scheinen, mich stattdessen verzweifeln lassen. Nehmen Sie die kulturelle Umarmung von #MeToo - ein Slogan, der zuerst für missbrauchte Mädchen kreiert wurde und der davon ausgeht, dass sexuelle Gewalt ein positives verbindendes Thema für erwachsene Frauen ist. Die gegenwärtige Bewegung impliziert, dass wir Frauen unsere Jobs, Körper oder Kollegen nicht bewältigen konnten, bis Twitter und angriffslustige junge Damen endlich geboren wurden und aufwuchsen, um uns zu retten. Der kulturelle Durst nach Geschichten zu diesem Thema signalisiert den Frauen, dass unsere Demütigung faszinierend ist - vor allem, wenn es um reiche Männer und ihre Perversionen geht. Die gesamte Presse erregt nur eine Gesellschaft, die bereits von Sex, Gewalt, Geld und Macht fasziniert ist.

(...) Eine Frau zu sein, erschien mir noch nie wie eine berufliche Gefahr oder Grund zur Sorge. Aber jetzt kann ich den Tsunami der Ungleichheit nicht ignorieren; und es ist klar, dass ich beeindruckt sein soll von Kämpfen um die Rechte, die ich bereits habe und mit offenen Augen ausübe.

Diese Herangehensweise an Befreiung scheint rückständig, restriktiv und respektlos gegenüber Frauen zu sein, die gearbeitet haben, einige mit sehr erfolgreichen Karrieren. So wurde zum Beispiel das literarische Kraftpaket Margaret Atwood im Januar beschuldigt, eine "Schlechte Feministin" zu sein, weil sie sich 60 kanadischen Schriftstellern und Akademikern in einem Brief von 2016 anschloss, in dem diese den Entlassungsprozess des Schriftstellers und Universitätsprofessors Steven Galloway kritisierten, der von einem Studenten des sexuellen Missbrauchs beschuldigt wurde. Galloway behauptete, die Beziehung sei einvernehmlich gewesen. Aber Atwood verteidigte seine Aktionen nicht - sie kritisierte, wie die Universität mit der Sache umging. Dieses Jahr, im Januar, haben sich ein paar Leute von dieser Liste der Kritiker entfernt, und einige haben sich neu angemeldet. Atwood blieb standhaft und wurde von Frauen beschuldigt, einen Krieg gegen Frauen zu führen.

In ähnlicher Weise wurde die Schauspielerin Catherine Deneuve, die einen Brief mit 100 französischen Koryphäen unterschrieb, die jenen Feminismus ablehnten, der Frauen die Handlungsmacht abspricht, online verurteilt, bis sie sich entschuldigte. Bemerkenswert ist, dass Deneuve und Atwood mit 74 bzw. 78 Jahren nicht mehr die Jüngsten sind. Sie begannen, zu unserer Kultur beizutragen, als es weitaus weniger Frauen gab, die große Höhen erreichten, und das Geschlecht als Wirtschaftskraft bedeutend weniger mächtig war. Aber ihre gesammelte Weisheit, ihre Erfahrung, ihr professioneller und, ja, ihr finanzieller Erfolg reicht nicht aus, um junge Frauen irgendwie zu beeindrucken.

Anscheinend wird die schöne neue Damenwelt intolerant, antiintellektuell und altersfeindlich sein. Ich kann es kaum erwarten.

(...) Ich weise die Behauptung zurück, die sich in den Kampagnen für meine Gleichberechtigung verbirgt, dass ich dise Gleichberechtigung nicht längst habe, sondern dass ich im Leben verliere. Ich verliere nicht mehr als jeder andere, dessen Existenz mit jedem Atemzug vergeht. Und ich sehe nicht, wie Gespräche über Geschlechterthemen, die meine Position oder meine Macht nicht anerkennen, mein Anliegen voranbringen können, das darin besteht, mit allen Menschen respektvoll umzugehen – als menschliche Wesen und nicht als unterdrückte Splitter von Identitäten.




4. Wissenschaftspioniere wie Elon Musk streben derzeit an, die Raumfahrt wieder aufzunehmen und die ersten Menschen zum Mars zu bringen. Das ist nicht mehr als die Neuauflage des Patriarchats und Zeichen "toxischer Männlichkeit", findet Marcie Bianco. Genderama hat nie davor zurückgescheut, auch Auszüge aus feministiischen Artikeln zu zitieren und die Leser sich ihr eigenes Urteil bilden zu lassen:

Diese Männer, vor allem Musk, haben nicht nur stark in diejenigen investiert, die ihre Rakete zuerst ins All bringen können, sondern auch in die Kolonisierung des Mars. Der Wunsch, zu kolonisieren - unhinterfragten, unbestrittenen und automatischen Zugang zu etwas, zu jeder Art von Körper zu haben und ihn nach Belieben zu nutzen - ist patriarchalisch.

(...) Es ist die gleiche instinktive und kulturelle Kraft, die Männern beibringt, dass alles - und jede - in ihrem Blickfeld ihnen gehört. Du weißt schon, wie zu einer Frau zu gehen und sie an der Muschi zu packen.

Sie ist da, also schnapp sie dir einfach, weil du es kannst.

(...) Der Impuls zur Kolonisierung - zur Kolonisierung von Ländern, zur Kolonisierung von Völkern und, jetzt, da wir bald technologisch dazu in der Lage sein werden, zur Kolonisierung des Weltraums - hat seinen Ursprung in geschlechtsspezifischen Machtstrukturen. Anspruch auf Macht, Kontrolle, Herrschaft und Besitz. Das vermeintliche Recht, etwas zu benutzen und zu missbrauchen und dann wegzugehen, um etwas Neues zu erobern und zu kolonisieren.

(...) Am Freitag vor dem Start von SpaceX sagte mir der legendäre Astronaut Buzz Aldrin während des Mittagessens, dass wir unbedingt über die Erforschung des Weltraums im Sinne von "Migration" sprechen müssen, anstatt Wörter wie "kolonisieren" oder "siedeln" zu verwenden, wenn wir über den Weg zum Mars sprechen.

Durch eine feministische Linse offenbarte Aldrins bewusste Wortwahl eine wichtige Realität des Weltraumrennens: Diese Form des Imperialismus des 21. Jahrhunderts ist die direkte Folge davon, dass Männer den Planeten aufgeben, den sie fast vollständig zerstört haben.

Als ob die Geschichte nicht bewiesen hätte, dass Männer von Land zu Land ziehen, betrunken von Größenwahn und dem Privileg der Gleichgültigkeit.

Die Vergewaltigung und Plünderung der Erde und das dadurch ausgelöste Umwelt-Chaos sind integraler Bestandteil des Kolonisationsprozesses.

(...) Im Moment befindet sich auf dem Fahrersitz eines roten Teslas ein Roboter-Dummy, der durch den Weltraum fliegt, weg von den von Männern gemachten Müllfeuern, die die Erde verschlingen.

Houston, wir haben ein Problem.

Und es heißt Patriarchat.




5. Zuletzt: MeToo gibt es demnächst auch als Superhelden-Comic.

Donnerstag, Februar 22, 2018

FAZ: "Diese Definition von Sexualität wird allenfalls in islamischen Kalifaten geteilt"

1. Am 28. Februar entscheidet die Hamburger Bürgerschaft über einen zusätzlichen Feiertag für die Hansestadt. Eine fraktionsübergreifende Mehrheit plädiert für den 31. Oktober (Reformationstag).

Doch nun regt sich Widerstand gegen diesen von den Alphamännchen André Trepoll (CDU), Andreas Dressel (SPD) und Anjes Tjarks (Grüne) vorangetriebenen Antrag. Abgeordnete der Fraktionen SPD, Grüne und Linke reichten Dienstag einen Gegen-Antrag für den 8. März ein. "Die #metoo-Debatte zeigt: Feminismus ist notwendig", sagt Mareike Engels von den Grünen. Gerade jetzt, "wo rechte Gruppierungen Stimmung gegen Frauenrechte machen", sei es wichtiger denn je, bisherige Errungenschaften für Frauen zu feiern und weitere Verbesserungen anzumahnen. (...) Und Cansu Özdemir von den Linken hält den Frauentag in Zeiten, in denen rechte, antifeministische Kräfte Elemente der Gleichberechtigung bekämpften, für einen wichtigen Schritt.


Hier findet man den vollständigen Artikel.



2. Don Alphonso berichtet in der Frankfurter Allgemeinen:

Ich wurde das Opfer einer sexuellen Belästigung.

Und zwar ohne es zu wissen. Das ist schon ein paar Jahre her, aber trotzdem wende ich mich jetzt damit an die Öffentlichkeit. Bei der Täterin handelt es sich um eine junge Frau, die mein Blog hier las und nach einigen Mails fragte, ob wir uns vielleicht einmal treffen wollten, um miteinander auszugehen, sie wäre demnächst in Bayern. Der Zeitpunkt war extrem ungünstig, ich musste nach Italien, also sagte ich, wie man das so macht, leider Nein. Zwei Monate später kam sie erneut durch Bayern und fragte, ob ich diesmal vielleicht Lust hätte, sie zu treffen.

Ich hatte Zeit und sagte zu, wir trafen uns, und es war sehr angenehm. Ich lernte eine junge, schöne, kluge Frau kennen, die sich gewählt ausdrücken konnte und von einem reizenden Charme war.

Trotzdem hat sie mich sexuell belästigt, aber nicht etwa, weil sie mir dann unter dem Tisch ans Knie gefasst hätte, sondern weil ich beim ersten Versuch eines Treffens Nein gesagt habe, und sie es dann noch einmal versuchte. Jetzt werden Sie vielleicht sagen, ich hätte nicht mehr alle Nymphenburgtassen in der Rokokovitrine und es sei doch keine sexuelle Belästigung, noch mal nachzufragen. Sie täuschen sich. Das allein ist schon sexuelle Belästigung.

Zumindest an der Universität Harvard, wo man bei einer Untersuchung entdeckte, dass fast jede zweite Frau schon einmal während des Studiums Opfer einer Übergriffs wurde. Das ist für die Ivy League der US-Universität eine extrem hohe Zahl – und eben nur möglich, weil eine zweite Frage um ein gemeinsames Ausgehen nach einer ersten Absage als sexueller Übergriff gilt. Manche MeToo-Aktivistinnen behaupten, es ginge ihnen gar nicht um das normale Verhalten zwischen Männern und Frauen – aber sie argumentieren dann mit solchen "Untersuchungen", deren Definition von Sexualität in dieser Form allenfalls noch in islamischen Kalifaten geteilt wird. Es sind diese kleinen Nachrichten, die einen Eindruck vom grossen Kulturkampf geben, der da momentan ausgetragen wird.


Hier geht es weiter.



3. Apropos Anforderungen wie in islamischen Kalifaten: Die Schauspielerin Jennifer Lawrence wurde Opfer eines Shitstorms, weil sie sich erdreistete, bei der Vorstellung ihres neuen Films ein Versace-Kleid mit tiefem Ausschnitt und High Heels zu tragen. Damit stütze sie frauenfeindlichen Sexismus. Andere machen sich Gedanken, dass Lawrence zu ihrem Auftritt in diese Garderobe gezwungen wurde. Das Promi-Magazin "Vip" bezeichnet ein Foto von Lawrence in diesem Kleid sogar als "Foto, das die Welt erschüttert" und berichtet, dass inzwischen auch das Tragen von Yoga-Hosen als "unfeministisch" angeprangert wird.

Lawrence wies die Attacken empört als "nicht feministisch" zurück: "Denkt ihr ernsthaft, dass ich dieses super Outfit mit einem Schal und einer Jacke bedecken würde?" Genau das wird offenkundig von ihr erwartet.

Derweil erntet die Herzogin Kate Middleton den Unmut der MeToo-Fraktion, weil sie zu den brtischen Bafta-Awards in einem dunkelgrünen, statt in einem schwarzen Kleid erschienen war. Für die Vanity Fair indes ist schon Middletons schwarze Schärpe eine starke politische Aussage. Insgesamt gibt es allein in Deutschland bis hin zur Süddeutschen Zeitung gleich mehrere Dutzend Artikel über Kate Middletons Verstoß gegen die politisch korrekte Kleiderordnung.

Wer sich als prominente Frau all diesen Unmut ersparen möchte, erscheint in der Öffentlichkeit am besten brav in schwarz und so, dass möglichst keinerlei Haut zu sehen ist. Ein Tschador oder eine Burka sind vermutlich die sicherste Wahl.

Yay Feminismus!



4. Im liberalen Magazin Sp!ked widmet sich Stephanie Gutmann dem aktuellen Kulturkampf um die Sexualität. Ein Auszug:

Sogar Hardcore-Feministinnen mussten sich quälen, um den Vorfall um den Schauspieler Aziz Ansari als Angriff oder Belästigung zu bezeichnen. Also, was war es dann? Nun ... offensichtlich war es Etwas Wegen Dem Etwas Getan Werden Sollte. Aber was ist zu tun? Die Theoretiker machten sich an die Arbeit.

Sehr bald hatten sie ihr Urteil gefällt. Feministische Texte können extrem dicht sein - in der akademischen Art und Weise -, aber letzten Endes verdichtet es sich hierauf: "Wir sind durch die Frage, Einverständnis oder kein Einverständnis abgelenkt worden. Dieses Aufhängen an der Zustimmung zum Sex, die sich aus den Gesetzen ergibt, die natürlich von Männern geschrieben wurden, ist obsolet. Sex an sich ... äh, der Sex mit Männern ... ist das Problem." Rebecca Traister vom Magazin New Yorker schrieb: "Es ist an der Zeit, über den Sexismus zu sprechen, der unsere sexuellen Interaktionen - auch die einvernehmlichen - ungleich und für Frauen oft unbefriedigend macht."

Die feministische Website Jezebel hat einen Beitrag mit dem Titel "Es ist Zeit, die Wildnis des schlechten Sex zu kartographieren" herausgebracht. Auch hier lautet das Urteil, dass das Problem nicht in Vergewaltigung oder körperlichen Angriffen besteht, sondern in etwas, das die Autorin als "den Sex, den er sich nimmt" bezeichnet.

Was diese Feministinnen wirklich so anpisst, sind nicht gewaltsame Übergriffe, sondern was sie als schlechten Sex betrachten. Diese Art der Analyse ignoriert die Tatsache, dass die sexuellen Reaktionen der Frauen oft anders sind als die der Männer. Frauen zum Beispiel benötigen mehr Vorspiel, um erregt genug zu werden, um überhaupt Sex, geschweige denn einen Orgasmus zu haben. Dieses Vorspiel kann in Form von Worten, Gedanken und Phantasien geschehen.

Wenn Feministinnen glauben, dass Sex jetzt schlecht ist, warten Sie, bis das Vorspiel weg vom Fenster ist. Was ist Verführung, außer der Überwindung von Widerstand? Was ist Beharrlichkeit - jetzt definiert als Belästigung – anderes als die Kommunikation von Begehren: Begehren, das so stark ist, dass es mehr als einen Versuch befeuert? Frauen werden oft durch das Verlangen der Männer nach ihnen erregt.




5. Auch in Deutschland geht der Kulturkampf darum, ob Männer Frauen noch begehren oder bewundern dürfen, munter voran:

Am Brandenburger Tor in Berlin werden nach der Debatte um ein angeblich sexistisches Gedicht von Eugen Gomringer künftig zwei Gedichte des bolivianisch-schweizerischen Künstlers auf meterhohen Fassaden präsentiert.

Ab Donnerstag ist das in die Kritik geratene Gedicht "avenidas" auf einem über acht mal zwei Meter großen Banner am Max Liebermann Haus in Deutsch und Spanisch zu sehen, wie die Stiftung Brandenburger Tor am Mittwoch ankündigte.


Hier geht es weiter.



Themenwechsel.



6. Ein Fundstück aus dem Internet ist ein Artikel des britischen "Telegraph" von Oktober 2016. Er beschäftigt sich damit, dass weibliche Autofahrer aggressiver sind als Männer. Ein Auszug:

Der Forscher Patrick Fagan, Verhaltenspsychologe von der Goldsmiths University London, sagte: "Psychologisch gesehen haben Frauen bei emotionaler und verbaler Intelligenz und beim Persönlichkeitsmerkmal des Neurotizismus höhere Werte als Männer. Die Evolutionstheorie legt nahe, dass unsere frühen weiblichen Vorfahren ein akutes Gefahrengefühl für alles entwickeln mussten, was sie und ihre Jungen bedrohte, wenn ihre Höhle nicht verteidigt wurde, während Männer auf der Jagd waren. Dieser "Frühwarnsystem"-Instinkt ist auch heute noch aktuell, und weibliche Autofahrer neigen dazu, empfindlicher auf negative Reize zu reagieren, also werden sie schneller wütend und frustriert."


Moment Mal. Frauen haben höhere Werte bei Neurotizismus als Männer? Ist das nicht genau die Behauptung, wegen der James Damore bei Google als "sexistisch" und "diskriminierend" gefeuert wurde – und für das National Labor Board ein Grund, diesen Rauswurf als gerechtfertigt zu erklären? Wäre es dann nicht konsequent, auch den Fachbereich der Verhaltenspsychologie als "sexistisch" und "diskriminierend" abzuschaffen? Damit wäre dann auch mehr Raum für neue Gender-Lehrstühle geschaffen.



7. Einer meiner Leser hat in der ZDF-Reihe "Das kleine Fernsehspiel" einen Film über obdachlose Männer in München entdeckt. Insgesamt bleibt das Medieninteresse bei diesem Thema aber deutlich geringer als beispielsweise an Kate Middletons Kleid.



8. Ein anderer meiner Leser schreibt mir:

Jungs sind doch nicht dasselbe wie Mädchen und neben den primären Geschlechtsmerkmalen gibt es weitere Unterschiede, die keine Rollenklischees sind. Das ergab eine Metaanalyse, die 1788 wissenschaftliche Artikel und 16 Studien aus 85 Jahren umfasste. Ein Sekundärartikel dazu fand sich schon im Dezember in der Süddeutschen Zeitung.


Mein Leser hat mir den Abstract (die Zusammenfassung) der Studie netterweise auch gleich übersetzt:

Von klein auf entscheiden sich die meisten Kinder dafür, mit Spielzeug zu spielen, das nach ihrem eigenen Geschlecht typisiert ist. Um Variablen zu identifizieren, die die Präferenz von Spielzeug vorhersagen, haben wir eine Meta-Analyse von Beobachtungsstudien über die freie Auswahl von Spielzeug durch Jungen und Mädchen im Alter zwischen 1 und 8 Jahren durchgeführt. Aus einem anfänglichen Pool von 1788 Arbeiten erfüllten 16 Studien (787 Jungen und 813 Mädchen) unsere Einschlusskriterien. Wir fanden heraus, dass Jungen mehr mit männlichen Spielzeugen spielten als Mädchen (Cohen's d = 1.03, p <.0001) und Mädchen mit weiblichen Spielzeugen mehr als Jungen (Cohen's d = -0.91, p <.0001). Meta-Regression zeigte keinen signifikanten Effekt der Anwesenheit eines Erwachsenen, des Studienkontexts, der geographischen Lage der Studie, des Veröffentlichungsdatums, des Alters des Kindes oder der Einbeziehung von geschlechtsneutralen Spielzeugen. Eine weitere Analyse der Daten für Jungen und Mädchen ergab jedoch getrennt voneinander, dass ältere Jungen im Vergleich zu weiblichen Spielzeugen mehr mit männlichen Spielzeugen spielten als jüngere Jungen (β = .68, p <.0001). Zusätzlich wurde ein Effekt der Zeitspanne seit der Veröffentlichung der Studie festgestellt: Mädchen spielten in früheren Studien mehr mit weiblichen Spielzeugen als in späteren Studien (β = .70, p <.0001), während Jungen in früheren Studien mehr mit männlichen Spielzeugen spielten (β = .46, p <.05) als in neueren Studien. Jungen spielten auch mit männlichen Spielzeugen weniger, wenn sie zu Hause beobachtet wurden, als in einem Labor (β = -.46, p <.05). Die Ergebnisse werden im Hinblick auf mögliche Beiträge von Umwelteinflüssen und altersbedingten Veränderungen der Spielzeugpräferenzen von Jungen und Mädchen diskutiert.


Mein Leser zieht das Fazit:

Geschlechtsspezifische Unterschiede bei der Auswahl von Spielzeug bestehen und scheinen das Produkt sowohl angeborener als auch sozialer Kräfte zu sein.

Trotz methodischer Unterschiede bei der Auswahl und Anzahl der angebotenen Spielzeuge, dem Testkontext und dem Alter des Kindes zeigt die Konsistenz bei der Suche nach geschlechtsspezifischen Unterschieden in den Präferenzen der Kinder für Spielzeug, das nach ihrem eigenen Geschlecht typisiert ist, die Stärke dieses Phänomens und die Wahrscheinlichkeit, dass es einen biologischen Ursprung hat.

Dies deutet darauf hin, dass stereotype soziale Effekte bei Jungen länger andauern können oder dass es eine stärkere biologische Veranlagung für bestimmte Spielstile bei Jungen gibt.

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