1. Der "Stern" war bis vor kurzem noch ein Bannerträger der MeToo-Debatte. Jetzt äußert sich ein Autor des Magazins, Malte Herwig, dazu mit einer Deutlichkeit, die übel genommen würde, wenn sie von uns Männerrechtlern ausginge:
"Wir sollten uns nicht auf die Twitter-Taliban und Feminazis einlassen" lautet die Schlagzeile.
Die bisher nur von Menschen außerhalb des deutschen Rudeljournalismus geäußerte Kritik an MeToo scheint damit auch über Don Alphonsos Nische hinaus die Redaktionsstuben erreicht zu haben. Unsere Beharrlichkeit hätte sich dann gelohnt.
In seinem Artikel lässt Herwig zunächst einmal die beliebte These platzen, dass in der Zeit vor dem Feminismus die sexuelle Unterdrückung von Frauen allgegenwärtig gewesen sei, weil sie nun mal in der Natur des Mannes liege:
Dem Ethnologen Hans Peter Duerr zufolge haben auch Urvölker wie die Dusun auf Borneo klare Regeln gegen sexuelle Übergriffe: Berührt ein Dusun-Mann auch nur versehentlich die Hand oder den Arm einer Frau, muss er ein oder zwei Hühner zahlen. Für das Betatschen der Brüste sogar 50 Dollar. So sehr unterscheidet sich das nicht von den strikten Regelkatalogen für gegenseitiges Miteinander, die amerikanische Hochschulen heute haben.
Dann kommt Herwig auf die aktuelle Debatte zu sprechen:
Zur Verwerflichkeit von Vergewaltigung, Machtmissbrauch und körperlichen Übergriffen ist alles gesagt worden, von Frauen und auch von Männern. Aber inzwischen reicht die Bandbreite der Anklagen von Vergewaltigung über unerwünschte Blicke bis zur lapidaren Feststellung einer Me-Too-Userin, dass ein Mann einfach durch sie "hindurchgesehen" habe. (...) Liebe Frauen, wenn euch solches Zeug schon zu hart ist, könnt ihr gleich die Mimose zum Symbol der neuen Frauenbewegung machen, #Mimimi.
Wir leben in verrückten Zeiten: Im Laufe der vergangenen 50 Jahre ist unsere Gesellschaft immer freizügiger geworden, und das Internet bietet Pornografie in allen Spielarten. Aber gleichzeitig macht sich ein neuer Puritanismus breit. Diesmal im Namen des Feminismus, der den scheinbar zugeschütteten Graben zwischen den Geschlechtern wieder aushebt. Die sexuelle Gegenrevolution ist auf dem Vormarsch, und sie ist voller Widersprüche. Anstelle von strengen Religionswächtern kümmert sich die Hashtag-Sittenpolizei um eine ausreichende Distanz der Geschlechter. Während Frauen im Iran dafür demonstrieren, ohne Kopftuch auf die Straße gehen zu dürfen, wurde in London vergangenes Jahr die erste Modenschau mit "Zurückhaltender Mode" gezeigt. Hierzulande sehen Frauen sich auf einmal wieder genötigt, verhüllende Kleidung zu tragen, um keine begehrlichen männlichen Blicke auf sich zu ziehen.
Genderama hatte in den vergangenen Wochen immer wieder den neuen Puritanismus und eine geradezu islamistisch wirkende Forderung nach Körperverhüllung beklagt.
Zuletzt richtet Herwig einen dringenden Appell an die Mitglieder des weiblichen Geschlechts:
Liebe Frauen: Wir sitzen in einem Boot. Ich bin für null Toleranz gegenüber Machtmissbrauch und sexuellen Übergriffen. Aber wir sollten uns nicht auf die Twitter-Taliban und Feminazis einlassen, die jetzt einen noch schärferen Regelkatalog für den Umgang der Geschlechter einfordern und damit am Ende den Graben zwischen uns wieder vertiefen. Wir wollen keinen Tugendterror, sondern Freiheit auf Augenhöhe, auch wenn wir euch mal die Tür aufhalten.
2. Es wurde als der große Wurf für die Gehaltsgleichheit der Geschlechter betrachtet: das
Entgelttransparenzgesetz (auch: "Lohngleichheitsgesetz"), das die damalige Bundesfrauenministerin Manuela Schwesig schließlich auch gegen
Widerstand in den Unionsparteien durchsetzte. Ab dem 6. Januar dieses Jahres können Arbeitnehmerinnen (und Arbeitnehmer) auf Wunsch erfahren, was Kollegen des anderen Geschlechts für "gleiche oder gleichwertige Arbeit" verdienen.
Jetzt aber zeigt sich, dass hier offenbar mal wieder ein Gesetz verabschiedet wurde, für das es außerhalb einer bestimmten Lobbygruppe kaum Bedarf gibt. Wie die
Wirtschaftswoche berichtet, möchte kaum jemand über den Verdienst seiner Kollegen Bescheid wissen:
Bei der Deutschen Post, die rund 210.000 Mitarbeiter in Deutschland beschäftigt, gibt es bis heute nur "10 bis 20 Mitarbeiter", die wissen wollen, was ihre Kollegen im Schnitt verdienen. Beim Autobauer BMW sind es zehn, bei den Konzernen BASF, Bayer, Thyssenkrupp, Uniper und Innogy sind es noch weniger, wie eine Umfrage der WirtschaftsWoche bei großen deutschen Arbeitgebern ergab. Deutsche Bahn und Infineon melden nur drei beziehungsweise zwei Auskunftsersuchen.
Nur in der Finanzbranche ist die Resonanz höher. Bei der Commerzbank in Frankfurt hat "eine dreistellige Zahl von Mitarbeitern" wissen wollen, wie sie im Vergleich zu ihren Kollegen entlohnt werden. Bei der Deutschen Bank wollten laut WirtschaftsWoche bisher 119 Mitarbeiter informiert werden – davon 69 Frauen und 50 Männer.
3. Wolfgang M. Schmitt betreibt einen sehenswerten Youtube-Kanal, in dem er aktuelle Kinofilme gekonnt und auf hohem Niveau bespricht. Sein aktuellster Beitrag richtet sich
gegen pseudofeministsche Filmkritik und die Frauenquote auf der Leinwand. Dabei nutzt Schmitt Rezensionen zu dem kürzlich in Deutschland angelaufenen Action-Streifen
Criminal Squad, wie er selbst sagt, "nur als ein Musterbeispiel", um die generelle Malaise solcher Texte aufzuzeigen.
"Diese Kritiker könnten sicherlich wunderbare Karrieren als Funktionäre in irgendwelchen Ministerien machen, aber Filme haben sie eigentlich nicht so recht verstanden" urteilt Schmitt, nachdem er mehrere dieser Besprechungen vorgetragen hat. (Es gelingt ihm, sie gleichzeitig genüsslich und entnervt zu präsentieren.) Und er zieht das treffende Fazit:
Sobald heute ein neuer Film in die Kinos kommt, machen die Kritiker Inventur und zählen durch: wie viel Männlein, wie viel Weiblein vorkommen und wie lange jeweils. Wenn es dann ausgewogen ist oder der weibliche Anteil überwiegt, dann, haha, muss es ein feministischer, ein guter Film sein. Spielen hauptsächlich Männer mit, egal ob Schwerverbrecher oder Schwerarbeiter, macht man sich über deren Männlichkeit reflexartig lustig.
Natürlich kommt Schmitt dabei auch auf den feministischen
Bechdel-Test zu sprechen, der befremdlicherweise von zahlreichen Autoren inzwischen als eine Art Leitlinie der Filmkritik verwendet wird. Diesen Test indes weist Schmitt als anti-intellektualistischen Biologismus zurück, was er nachvollziehbar zu begründen versteht.
4. Unter der Überschrift
"Frauen entscheiden, ob ein Mann Vater wird oder nicht" hat Carmen Böker für DIE ZEIT den Sozialpädagogen Sören Bangert zum Thema Abtreibungen interviewt. Böker berichtet über die bei diesem Thema sonst gerne ignorierte "Ohnmachtssituation" der Männer:
Sie können versuchen, die Frau von ihrer Position zu überzeugen – aber letzten Endes wird die Frau darüber entscheiden, ob dieser Mann Vater wird oder nicht. (...) Wenn ein Mann gegen seinen Willen Vater wird, ist das Gefühl der Ohnmacht extrem groß, denn sein Leben wird sich komplett verändern. Für Männer ist es auffällig schwer, eine solche Ohnmacht auszuhalten. Sie merken, dass sie in ihrer Handlungsfähigkeit total eingeschränkt sind.
Man könnte ergänzen, dass Männer sich ebenfalls komplett machtlos fühlen, wenn sie die Tötung ihres Nachwuchses nicht verhindern können.
Die Frage Bökers, ob man die Rechte der Männer stärken müsse, beantwortet Bangert ablehnend:
Ich weiß nicht, ob ich gesetzliche Regelungen gut fände. Das deutsche Konstrukt einer Zwangsberatung vor dem Schwangerschaftsabbruch ist grundsätzlich schon schwierig genug. Ich glaube nicht, dass es etwas bringen würde, die Männer auch noch zwangszuverpflichten. Es gibt außerdem Situationen, in denen es einer Bestrafung der Frau gleichkäme, den Mann mitbringen zu müssen.
Wir müssen uns offenbar damit zufrieden geben, dass die Rechtlosigkeit von Männern wenigstens einmal kurz angesprochen wurde.
5.
Christian Schmidt beschäftigt sich mit dem kürzlich auf Genderama verlinkten feministischen Artikel, der uns patriarchalen Männern vorwirft, jetzt auch noch den Mars kolonisieren zu wollen.
6. Im US-Bundesstaat
Minnesota sind Arbeitsplätze allein für Frauen im Kommen:
Ein paar Dutzend Frauen versammelten sich in einem gemauerten Gebäude der Nordschleife, dessen Eingang mit rosa Luftballons markiert ist, für Mimosas und eine kleine Schnuppertour.
Es gab noch keine Möbel. Die Fußböden waren noch mit Papier bedeckt. Aber auf einer Tournee wurden den Frauen Sofas, Tische und Bänke in einem "Hotel-Lobby oder Kunstgalerie-Stil" versprochen. Eine Beauty-Bar mit Produkten für "alle Haut- und Haartypen". Raum zum Arbeiten, um sich zu treffen, um im "Boss-Modus" zu sein.
Alles ohne Männer in der Nähe.
"Wenn die Mitglieder Männer in den Raum bringen müssen", sagte Liz Giel, während sie in den unfertigen Konferenzraum hinter ihr zeigte, bieten Schiebetüren Privatsphäre, "so dass unsere Mitglieder niemals einen Kerl sehen müssen".
Sie zwinkerte. Die Frauen lachten.
(...) "Man könnte sagen, es liegt an der Wahl. Man könnte sagen, es liegt am Frauenmarsch", sagte Mitbegründerin Erinn Farrell. "Man könnte sagen, es ist die #MeToo-Bewegung, Time's Up. Die Wahrheit ist, dass es all diese Dinge sind."
Und so beginnt sie, die schöne neue Welt.
Man würde diese neue Geschlechterapartheid ja noch schulterzuckend hinnehmen, wenn man davon ausgehen könnte, dass das "gemauerte Gebäude der Nordschleife" konsequenterweise auch ausschließlich von Frauen errichtet wurde. Aber ich schätze, für all die Arbeiten, die notwendig waren, damit Frauen sich in ihren garantiert männerfreien Räumen verlustieren können, waren die männlichen Nutztiere mal wieder gut genug.
7. Feministische Mütter vermitteln ihren Töchtern eine gefährliche Botschaft, wenn sie predigen, dass alle Männer potentielle Vergewaltiger seien, findet
Faith Moore:
Die Vorstellung, dass alle Männer Vergewaltiger sind - oder dass alle Männer die "Vergewaltigungskultur" fördern - wird langsam aber sicher zum Mainstream. Angelina Chapin von der Huffington Post schreibt zum Beispiel, dass alle Männer "Frauenhass verewigen" und "Frauen, die über sexuelle Gewalt sprechen, seit langem zum Schweigen bringen oder ignorieren". Colleges fangen an, Programme einzuführen, um Männern beizubringen, wie sie aufhören können, zur "Vergewaltigungskultur" beizutragen. Und ein kürzlich erschienener Artikel des Magazins "Salon" deutet an, dass Männer ein "soziales Skript" gelernt haben, das sexuelle Belästigung bestätigt.
Ich verstehe, dass die Vorstellung, dass es auch nur einen einzigen Vergewaltiger auf der Welt gibt, geschweige denn viele, für Eltern ein beängstigender Gedanke ist. Wir wollen alles in unserer Macht Stehende tun, um unsere Kinder - insbesondere unsere Töchter - vor den Raubtieren zu schützen, die es leider gibt. Aber indem wir ihnen die Lüge auftischen, dass es keinen einzigen netten Kerl gibt - selbst im Dienste des Schutzes vor den Bösen -, erlauben wir unseren Töchtern, alle möglichen falschen und wenig hilfreichen Schlüsse über Männer zu ziehen.
Wenn du kleinen Mädchen erzählst, dass Männern kategorisch nicht zu trauen ist, setzt du sie sofort einer Gefahr aus. Plötzlich sollen sie im Notfall vor Polizeibeamten, Feuerwehrleuten und anderen guten Samaritern davon statt auf sie zu laufen. Auf männliche Lehrer sollte man nicht hören. Du solltest deinen älteren Bruder nicht anrufen, um dich abzuholen, wenn du dich irgendwo unwohl fühlst. Dein eigener Vater ist von Natur aus böse.
Nicht nur das, es gibt eine ganze Reihe von Implikationen mit Bezug auf Partnerschaften, die dieser Erziehungsphilosophie innewohnen. Wie kann eine Frau eine gesunde Beziehung zu einem Mann eingehen, wenn man ihr beigebracht hat, dass sie keinem Mann vertrauen kann?
Es versteht sich von selbst, dass Frauen, die indoktriniert mit der Philosophie "Alle Männer sind Vergewaltiger" aufwachsen, einige ziemlich schreckliche Entscheidungen treffen werden, wenn es um Romantik geht. Wenn alle Männer Drecksäcke sind, was bringt es dann, sich für einen netten aufzuheben? Du könntest genauso gut einfach herumvögeln. Warum mit dem nett wirkenden Kerl ausgehen, der einen zum Lachen bringt, wenn er sicher nicht so nett ist, wie er scheint? Warum Probleme in einer Beziehung durcharbeiten, wenn jeder Fehler, den ein Mann begeht, nur deshalb gemacht sein konnte, weil er von Natur aus "toxisch" ist? "Meine Mutter hat mir das beigebracht", werden diese jungen Frauen selbstgefällig erklären.
Eltern von kleinen Mädchen, hören Sie auf, solange noch Zeit ist. Ich weiß, dass Sie Angst haben. Sexuelle Übergriffe und Vergewaltigungen passieren wirklich, und der Gedanke, Ihre Tochter in eine Welt zu schicken, in der so etwas wie das mit ihr passieren könnte, ist beängstigend. Aber, wenn Sie eine Tochter haben, sollten die Dinge, die Sie ihr beibringen müssen, sich um sie drehen.
Bringen Sie ihr bei, sich selbst genug zu respektieren, um keine körperliche Intimität mit jemandem aufzunehmen, den sie gerade erst kennengelernt hat. Bringen Sie ihr bei, stark genug zu sein, um Nein zu Kerlen zu sagen, die sie anbaggern, selbst wenn sie populär sind und ihre Tochter sich einfügen möchte. Bringen Sie ihr genug praktischen Verstand bei, dass sie nachts nicht durch dunkle Gassen wandert oder alleine in Bars. Bringen Sie ihr bei, nüchtern genug zu bleiben, um geistesgegenwärtig reagieren zu können, wenn sie mit Freunden unterwegs ist. Lehren Sie sie, dass Männer - gute Männer - da sein werden, um sie zu beschützen; erinnern Sie sie daran, um ihre Hilfe zu bitten.
Und vor allem: Schauen Sie ihr in die Augen und sagen Sie ihr: Du hast einen guten Mann verdient. Es gibt gute Männer da draußen - viele, viele von ihnen. Gib dich nicht mit dem ersten Kerl zufrieden, der in Ordnung zu sein scheint, sondern warte auf den, der dein Herz zum Singen bringt. Männer sind keine Vergewaltiger, weil sie Männer sind. Vergewaltiger sind Vergewaltiger. Gute Männer sind gute Männer.
Wenn "feministische" Mütter ihren Töchtern beibringen, dass alle Männer "Widerlinge" sind, dann verzweifle ich an der Zukunft der Frauen. Es muss nicht so sein. Eltern, es liegt an euch.