Dienstag, Februar 27, 2018

"Es geht um Gleichberechtigung": Rossmann wird in Rossfrau umbenannt – News vom 27. Februar 2018

1. Es liest sich wie eine Meldung des Postillon, ist aber wahr: Aus der Drogeriemarkt-Kette "Rossmann" wird jetzt "Rossfrau". Der Persönlichkeits-Coach Peter Frahm kommentiert.

Ich habe nach dieser Meldung auch kurz überlegt, mich in "Hofffrau" umzubenennen, mich aber dagegen entschieden. Was vermutlich mal wieder zeigt, wie sexistisch und reaktionär wir Männerrechtler doch sind.



2. Die Schauspielerin Heather Locklear wurde wegen häuslicher Gewalt festgenommen.



3. Wie die Bild berichtet, hat ein falscher Psychologe etlichen Eltern mit seinen windigen "Gutachten" die Kinder weggenommen. Der Hochstapler wurde jetzt zu drei Jahren Haft verurteilt. Darüber hinaus erklärte die Rhein-Zeitung schon vor Jahren Näheres über das leidige Gutachten-Problem, das vor allem bei vielen "entsorgten" Vätern seit Jahrzehnten für Unmut sorgt:

Ein Grundproblem: In Deutschland gibt es keine klaren Regeln dafür, wie ein Gutachten auszusehen hat. Außerdem existieren keinerlei Vorgaben, wer überhaupt ein familienrechtspsychologisches Gutachten verfassen darf. Und da sich in Deutschland letztlich jeder Gutachter nennen darf, kann ein Richter wegen der richterlichen Unabhängigkeit theoretisch jeden zum Gutachter ernennen. Im Juli wurde eine Studie der Fernuniversität Hagen "Psychologische Gutachten für das Familiengericht" veröffentlicht. Alle Gutachten von vier exemplarisch ausgewählten Gerichten waren untersucht worden. Mehr als 50 Prozent der untersuchten Gutachten weisen danach offenbar gravierende Mängel auf.




4. Neues aus der Schweiz:

Männer.ch fordert, im Rahmen einer laufenden Gesetzesrevision die Rechte der Väter zu stärken, die an ihrer biologischen Vaterschaft zweifeln. Doch die Parlamentarier wollen nicht.


Der Tages-Anzeiger berichtet unter der Schlagzeile Kuckucksväter werden nicht gehört.

Siehe zum selben Thema: Ist der Vater auch wirklich der Erzeuger?



5. Die Neue Zürcher Zeitung hat Condoleezza Rice, früher Aussenministerin der USA und heute Professorin in Stanford, zur Situation an US-amerikanischen Universitäten interviewt. Ein Auszug:

Neue Zürcher Zeitung: An den Universitäten ist in den letzten zwanzig Jahren zugleich eine Kultur der Political Correctness (PC) entstanden, die alle darauf verpflichtet, ihre Kollegen mit Samthandschuhen anzufassen. Schränkt die PC das freie Lehren, Reden und Denken ein, oder ist sie ein blosses Scheinproblem?

Condoleezza Rice: PC ist eine ernstzunehmende Bedrohung für die Existenz von Universitäten. Wenn ich höre, dass Studenten sich wohl fühlen wollen, hört bei mir der Spass auf. Es ist nicht meine Aufgabe, dafür zu sorgen, dass sich Leute in meinen Kursen wohl fühlen, im Gegenteil – es ist mein Job, sie dazu zu bringen, die Wohlfühlzone zu verlassen. Sie müssen sich mit Ideen auseinandersetzen, die nicht in ihr Weltbild passen. Verstehen Sie mich richtig – es geht nicht darum, Leute zu beleidigen oder schlecht zu behandeln, aufgrund ihrer Ethnie oder ihrer Religion. Es geht an einer Universität darum, in der Erkenntnis gemeinsam weiterzukommen, und die kennt nun einmal weder Ethnie noch Religion.

Neue Zürcher Zeitung: Wann ist die Bewegung gekippt, von einer Bewegung, die Anstand verbriefen wollte, zu einer Aktion, die Schutz vor unbequemen Meinungen fordert?

Condoleezza Rice: Der Prozess, der mit den besten Absichten begann, verlief schleichend. Zuerst ging es um gleichen Respekt für alle – das war gut. Doch das Blatt hat sich gewendet, eine kleine extreme Minderheit begann so zu argumentieren: Wann immer du etwas sagst, das mich als Angehöriger einer Minderheit beleidigt, auch wenn du es nicht so gemeint hast, habe ich das gute Recht, beleidigt zu sein und dir den Mund zu verbieten. Eines Tages haben wir gemerkt, dass die Studentenschaft – und auch die Gesellschaft – in immer kleinere Identitätsgruppen zerfällt, die nichts mehr miteinander zu tun haben wollen. Jede Gruppe fühlt sich benachteiligt, klagt ihre eigenen Missstände an, jede hat ihr eigenes Narrativ.

Neue Zürcher Zeitung: Geben Sie in Ihren Kursen Trigger-Warnungen, weil Sie befürchten müssen, dass Studenten mit Ihren Aussagen nicht umgehen können?

Condoleezza Rice: Nein, ich tue genau das Gegenteil. Zu Beginn meiner Kurse sage ich allen ehrlich und direkt: Keiner von euch hat das Recht, nicht beleidigt zu werden. Ihr könnt euch nicht auf die amerikanische Verfassung berufen, um euch unangenehmen intellektuellen Erfahrungen zu entziehen. Lernt, damit umzugehen.




6. Unter der Überschrift "Ich war etwas, das sie sich gekauft hat" berichtet Syria Deeply über den wachsenden Trend von männlichen syrischen Flüchtlingen, die sich selbst an eine Frau verkaufen. Die Betroffenen beschreiben das als eine Form von Sklaverei. Während über Frauen mit diesem Schicksal berichtet wird, werden die Männer von Hilfsorganisationen und Menschenrechtlern bislang übersehen.



7. Ein ägyptischer Männerrechtler fordert, in seinem Land den nationalen Rat für Frauen mit einem nationalen Rat für Männer zu ergänzen. Seine Aussichten dafür stehen schlecht:

Ein ägyptischer Anwalt hat die Einrichtung eines nationalen Rates gefordert, der sich für die Rechte der Männer einsetzt. In der Fernsehsendung "Hona al-Kahera" vom 14. Februar sagte Rechtsanwalt Essam Hajjaj: "Der Nationalrat wird darauf abzielen, Männer zu unterstützen, die durch die in den letzten 20 Jahren erlassenen und mit Unterstützung des Nationalrates für Frauen verabschiedeten Personenstandsgesetze geschädigt wurden."

Er erklärte: "Die Gesetze über den Personenstand erwiesen sich als voreingenommen gegenüber Frauen, insbesondere das Gesetz Nr. 1 aus dem Jahr 2000, bekannt als das Khula-Gesetz [das eine Scheidung ohne Verschulden zulässt], das die ägyptischen Familien vollständig zerstörte, wobei es alle vier Minuten zu einem Scheidungsfall kommt. Ägyptische geschiedene Frauen erhalten das Sorgerecht für ihre Kinder, bis sie 15 Jahre alt sind, während Väter nur begrenzte Besuchsrechte haben."

(...) "Es wird keinen nationalen Rat für die Männer geben", antwortete BÖFV-Direktorin Maya Morsi während der Show in einem Telefoninterview.

Der BÖFV wurde durch ein Präsidialdekret im Jahr 2000 gegründet und arbeitet unter dem Präsidialamt. Sie schlägt allgemeine Frauenpolitiken vor, um Frauen wirtschaftlich zu stärken, umfassende Entwicklungsprogramme zu organisieren und der Verwaltung Vorschläge und Bemerkungen zu unterbreiten.

Mona Ezzat, Leiterin des Frauen- und Arbeitsprogramms der New Woman Foundation, sieht in der Forderung nach einem Rat für Männer eine Antwort auf die Fragen der Frauen, die im öffentlichen Diskurs so zentral geworden sind. "Einige argumentieren, dass auch die Rechte von Männern mit Füßen getreten werden, und das ist nicht wahr", sagte sie zu Al-Monitor. "Es gibt geschlechtsspezifische Gewalt. Frauen erleiden diese Gewalt zusätzlich zu anderen öffentlichen Themen, die sowohl Männer als auch Frauen betreffen. So beklagen sowohl Männer als auch Frauen den Mangel an öffentlichen Rechten, wie z.B. die Notwendigkeit eines Mindestlohns, aber nur Frauen sehen sich mit geschlechtsspezifischen Lohnunterschieden konfrontiert, die zu Gunsten von Männern in vielen Berufen bestehen."

(...) Der Vorsitzende des Women's Center for Guidance and Legal Awareness, Reda al-Danbouky, sagte, dass die ägyptische Gesellschaft grundsätzlich von Männern dominiert wird und Diskriminierung immer zu Gunsten von Männern wirkt.

(...) Auch in einem Telefoninterview über "Hona al-Kahera" sagte Alaa Abed, die Leiterin des Menschenrechtsausschusses des ägyptischen Parlaments, "Frauen und Männer sind zwei Seiten einer Medaille" und betonte, dass Frauen eine entscheidende Säule der Gesellschaft bilden.

Abed fragte: "Wird der Mann unterdrückt oder ungerecht behandelt? Sind wir eine matriarchalische Gesellschaft oder eine patriarchalische Gesellschaft?" Er sagte, dass die ägyptische Straße einen solchen Rat nicht unterstützen werde, und fügte hinzu: "Die Idee ist nicht verfassungsrechtlich durchsetzbar."

In Artikel 214 der Verfassung heißt es: "Das Gesetz sieht unabhängige nationale Räte vor, darunter den Nationalen Rat für Menschenrechte, den Nationalen Rat für Frauen, den Nationalen Rat für Kindheit und Mutterschaft und den Nationalen Rat für Menschen mit Behinderungen. Das Gesetz legt ihre Strukturen und Mandate fest und garantiert die Unabhängigkeit und Neutralität ihrer Mitglieder." Die Verfassung sah die Einrichtung eines ähnlichen Männerrates nicht vor.

Es gibt keine Statistiken von Regierungsstellen oder unabhängigen Organisationen über Verletzungen der Männerrechte in der ägyptischen Gesellschaft. Unterdessen haben Frauen in Ägypten, die etwa 49 % der Bevölkerung ausmachen, eindeutig Schwierigkeiten, die Männer nicht haben.




8. Der ehemalige MANNdat-Vorsitzende Dr. Bruno Köhler bewertet den SWR2-Beitrag Jungs in der Schule: Das benachteiligte Geschlecht so:

Durchaus sehr interessant. Leider leidet auch er an dem üblichen Unsinn, wenn es heißt:

"Denn früher oder später schrumpft der Vorsprung der Mädchen. Und spätestens zum Ende des Studiums sind die Jungs wieder da, dann bereit ins Berufsleben einzusteigen und gegebenenfalls Führungspositionen zu übernehmen. Kann man da überhaupt noch von Bildungsverlierern sprechen, wenn die überwiegende Zahl der Chefs noch immer Männer sind?"

Es ist die übliche Rechtfertigung der Politik, Jungen im Bildungssystem zurückzulassen. Ja, es gibt noch mehr Männer auf Managerposten als Frauen. Aber es gibt auch mehr männliche Obdachlose und mehr männliche Arbeitslose als weibliche – bei den Jugendlichen ebenso wie bei den Erwachsenen. Die werde aber nicht als Problem gesehen, sondern als positive Rückmeldung einer Geschlechterpolitik, die sich auch heute noch ausschließlich für die Frauenquote interessiert. Und genau das ist das Problem.

Die Geschlechterpolitik sieht immer nur die Männer und Jungen, denen es gut geht und die Mädchen und Frauen, denen es schlecht geht, aber nie umgekehrt. Deshalb gilt die Bildungsbenachteiligung von Jungen im Bildungssystem heute als allgemein akzeptierte Frauenfördermaßnahme, denn jeder Junge, der im Bildungssystem scheitert und arbeitslos auf der Straße landet, ist ein Gewinn für die Frauenquote. Und nur darauf kommt es der Geschlechterpolitik an.

MANNdat hat den Zustand in seiner Analyse des Bundesbildungsberichtes 2016 gründlich analysiert.




9. Mehr Post. Einer meiner Leser schreibt mir:

Falls Du noch Spaß daran hast, hier ein Link zu einer Radiosendung auf NDR 90.3 (Sender für den Hamburger Raum). Der Schauspieler Jochen Horst gibt in seinem Interview auch ein paar Sätze zur #metoo-Debatte ab, aber aus dem Blickwinkel von jemandem, der eben in der Branche unterwegs ist. Es geht ab der Minute 12:48 los.


Jochen Horst erklärt, warum er MeToo als eine "Riesengefahr" für seine Branche betrachtet.

Mein Leser schreibt weiter:

Dann ein TV-Tipp zu Deinem Artikel auf Genderama von Montag 26.02. bezüglich der "Wut auf die etablierten Medien": Morgen beschäftigt sich Frau Maischberger/der ARD-Weltspiegel mit der Situation der öffentlich-rechtlichen Medien in Europa und der zunehmenden Kritik an ihnen. Anschließende Diskussion unter anderem mit Tom Buhrow (Intendant WDR, Ex-Tagesthemen-Anchorman), Pinar Atalay (Tagesthemen) sowie Beatrix von Storch (AfD). Mal sehen, wie selbstkritisch sich die ARD geben kann. Aufgrund der Gästeauswahl würde es mich allerdings nicht wundern, wenn da versucht wird, die Rassimus-Keule auszupacken (wegen Frau Atalay, die sich aufgrund ihrer türkischen Wurzeln sicherlich auch sehr dumme Sprüche anhören muss).




10. Im US-amerkanischen Schüler-und-Studenten-Magazin The College Fix schildert ein Gastautor, wie er von einer studentischen Aktivistin belegfrei als Vergewaltiger beschuldigt wurde und welche Auswirkungen das auf sein Leben hatte:

Am 12. Dezember änderte sich mein Leben für immer.

Mir wurde bewusst, dass mein Name auf einer "List of Men to Avoid" stand, die von einer Kommilitonin des Middlebury College, Elizabeth Dunn, zusammengestellt wurde. Es enthielt die Namen männlicher Studenten, die angeblich die Grenzen weiblicher Studenten in Middlebury verletzt hatten, basierend auf Anschuldigungen, die an Dunn auf Facebook geschickt wurden.

Jedem der 36 Namen auf der Liste war ein Etikett in Klammern beigefügt. Meiner lautete "Vergewaltiger".

In den letzten zwei Monaten habe ich mich mit den sozialen und psychologischen Folgen beschäftigt, die sich daraus ergeben, dass ich anonym als Vergewaltiger auf einem kleinen Campus für liberale Künste gebrandmarkt wurde.

Ich habe mir den Kopf zerbrochen, um herauszufinden, was ich hätte tun können, das ein Sexualpartner als Vergewaltigung wahrgenommen hat. Ich habe alles getan, was Middlebury den Schülern beibringt, um sexuelle Zustimmung zu erhalten.

Die meisten meiner engen Freundinnen haben mich verlassen, und andere Freunde entschuldigen sich immer wieder, um mich zu meiden. Ich dachte sogar an Selbstmord.

Andere Männer, die auf dieser Liste genannt wurden, sagten mir, dass sie sich nicht äußern wollen, auch nicht anonym. Sie wollen weitermachen und vergessen, dass Elizabeth Dunn sie öffentlich als Täter sexueller Gewalt ohne jegliche Beweise gebrandmarkt hat. Es ist eine sehr zerbrechliche Zeit für diese Studenten, und ich respektiere ihre Entscheidung, zu schweigen.

Aber die Öffentlichkeit muss eine unserer Geschichten hören, also werde ich meine teilen.

Es ist schwer zu beschreiben, was genau ich in den ersten Augenblicken fühlte, nachdem ich meinen Namen auf einer "Liste der zu vermeidenden Männer" gesehen hatte. Es war eine Mischung aus Schock, Angst und Wut, aber auch Verwirrung: Warum sollte jemand das Bedürfnis verspüren, dies zu posten?

Die nächsten Tage auf dem Campus waren, gelinde gesagt, anstrengend. Viele Schülerinnen und Schüler schienen zu dem Schluss zu kommen, dass ich mich an irgendetwas schuldig gemacht habe. Jedes Mal, wenn ich meinen Schlafsaal verließ, fühlte es sich an, als ob alle Augen auf mich gerichtet wären.

Obwohl meine männlichen Freunde wussten, dass sie den anonymen Vorwurf gegen mich nicht glauben konnten, haben meine weiblichen Freunde anders reagiert.

Die Woche nachdem die Liste veröffentlicht wurde, schrieb ich ungefähr zehn Mädchen, die ich als enge Freunde betrachte, um zu versichern, dass ich nicht gegen die Zustimmung von jemandem verstoßen habe. (Keine war ein Sexpartner von mir gewesen.) Zwei schrieben mir zurück, dass sie wussten, dass ich ein guter Mensch war und nie etwas tun würde, was Dunn behauptete. Eine stellte mir viele Fragen, bestätigte aber dennoch ihren Glauben an mich.

Die anderen sieben haben noch nicht geantwortet; dieses Schweigen hat mich ziemlich erschüttert.

Ich hatte fünf sexuelle Begegnungen in meiner Zeit bei Middlebury und habe immer Fragen zur Einwilligung gestellt, wie z.B. "Fühlst du dich wohl?" und "Ist das in Ordnung?" während des Sexes. Alle Frauen kamen freiwillig in mein Zimmer und gaben mir die verbale Bestätigung, dass sie Sex haben wollten.

Dies entspricht der Definition des Kollegiums von Zustimmung als "Worte oder Handlungen, frei und aktiv von jeder Partei gegeben, die eine vernünftige Person als Bereitschaft zur Teilnahme an einem vereinbarten Sexualverhalten interpretieren würde".

Keine meiner Partnerinnen hat mir je gesagt, dass sie sich beim Sex unwohl fühle. Bis diese Liste veröffentlicht wurde, war ich auf einer herzlichen Basis mit jeder und würde hallo sagen, wann immer ich sie auf dem Campus sah. Es ist möglich, dass sich irgendwann jemand unwohl gefühlt haben könnte, aber das hat sie mir in diesem Moment nicht gesagt. Wenn das der Fall ist, dann tut es mir wirklich leid und ich werde in Zukunft noch kommunikativer sein.

Aber ich glaube fest daran, dass meine sexuellen Begegnungen Middleburys klarer Definition von Zustimmung folgten. Dunns Vorwurf aus zweiter Hand ist völlig falsch, da ich es mir immer zur Priorität gemacht habe, auf das zu hören, was jede dieser fünf Sexualpartnerinnen sexuell tun wollte, und werde das auch weiterhin tun.

Obwohl es mehr als zwei Monate her ist, seit die Liste veröffentlicht wurde, sind die Dinge alles andere als normal.

Ich hatte mehr Glück als einige Studenten, die fälschlicherweise beschuldigt wurden, dank meinem ziemlich guten Unterstützungssystem, das mir durch diese schwierige Zeit hilft. Aber einige Leute haben sich von mir distanziert.

Wenn ich zu einem Kaffee oder einem Essen einlade, werden sie mir weit hergeholte Ausreden liefern, um eine persönliche Interaktion zu vermeiden. Ich glaube, das liegt daran, dass sie sich von Freunden in sozialen Aktivistenkreisen unter Druck gesetzt fühlen, mit niemandem auf der Liste zu sprechen.

Depressionen sind in meinem Alltag allgegenwärtig geworden. Ich habe darüber nachgedacht, das Semester freizunehmen und sogar den Rest meiner Ausbildung anderswo zu beenden.

Ich bin extrem ängstlich geworden und habe angefangen, in scheinbar kleine Handlungen anderer Leute Dinge hinein zu interpretieren, etwa wenn mich jemand falsch ansieht, einen unbeabsichtigten Ton während eines Gesprächs benutzt oder nicht auf eine Textnachricht reagiert.

Nachdem ich über Selbstmord nachgedacht hatte, fing ich an, regelmäßig einen Therapeuten aufzusuchen, was für mich bizarr ist, weil ich mich nie als jemand gesehen hatte, der mit einem Fachmann sprechen musste.

Die Tatsache, dass Dunn behauptet, von der #MeToo-Bewegung inspiriert worden zu sein, stört mich wirklich. Nach Dunns Weigerung, sich mit anderen über die geposteten Namen zu unterhalten, frage ich mich, was Dunns wahres Motiv hinter der Erstellung dieser Liste steckt.

Ich denke, dass die #MeToo-Bewegung fantastisch ist und glaube, dass diejenigen, die Übergriffe begehen, für ihre Taten streng bestraft werden sollten. Ich zögere jedoch, diese Meinung zu äußern, weil ich befürchte, als Heuchler bezeichnet zu werden. Ich befinde mich in einer hoffnungslosen und schwierigen Lage.

Schon bevor Dunn diese Liste veröffentlichte, ließ unser aktuelles politisches Klima die Reaktionen der Studenten auf Behauptungen über sexuelle Übergriffe entflammen. Nachdem Serienstraftäter endlich für ihre Handlungen zur Rechenschaft gezogen wurden, wurde unserer Kultur gesagt, sie solle immer "dem Opfer glauben".

Doch wie sollen wir reagieren, wenn eine Person wie Dunn, mit der ich noch nie in meinem Leben gesprochen habe, meinen Namen auf eine schwarze Liste setzt, die auf Gerüchten und Hörensagen basiert? Dunn unternahm keine Anstrengungen, diese Behauptungen bei mir oder irgendjemand anderem zu überprüfen.

Ich bin nicht überrascht, dass Studenten an einer Kunsthochschule sich so sehr in ihre Leidenschaften für bestimmte Bewegungen hinein steigern, dass sie für das Chaos, das diese Bewegungen verursachen, geblendet sind. Aber werden wir nicht alle schon in sehr jungen Jahren darauf hingewiesen, dass wir nicht alles glauben sollten, was wir im Internet sehen? Inwiefern ist das hier anders?

Zu seinem Verdienst hat die Leitung des Middlebury College ihr bestes getan, um allen Parteien zu helfen, die in diese Zwangslage hinein gezogen werden.

Opfer wurden stets ermutigt, sexuelles Fehlverhalten dem Justizbüro zu melden. Aber im Anschluss an Dunns Liste schickte Katy Smith Abbott, die Dekanin des Colleges, eine E-Mail an die Studenten, um sie zu warnen, dass "öffentliche Anschuldigungen nicht an die Stelle unserer etablierten Verfahren treten sollten", um Forderungen "gründlich und vertraulich" zu untersuchen, damit "alle Parteien fair behandelt werden".

Dunns Facebook-Post war das genaue Gegenteil von einer fairen Behandlung der Beteiligten. Vielleicht sollte Middlebury im Interesse der Fairness noch mehr verpflichtende Sexualerziehung für männliche, weibliche und nicht-binäre Schüler in den Lehrplan aufnehmen.

Wir sind derzeit verpflichtet, solche Lehrvideos anzusehen, bevor wir mit dem Erstsemester beginnen, aber das reicht natürlich nicht aus. Die Schüler sollten sich der rechtlichen Definitionen von Sex und Einwilligung voll bewusst sein und sie nicht so leicht nehmen, dass sie Anschuldigungen gegen Menschen erheben, die ihre Verbündeten gegen sexuelle Übergriffe sein sollten.




11. Die US-amerikanische Organisation FIRE (Foundation for Individual Rights in Education) alarmiert Studenten mittels Uni-Zeitungen darüber, wie sehr inzwischen ihr Recht auf einen fairen Prozess bedroht ist:

FIREs neuer bahnbrechender Bericht fand heraus, dass die überwältigende Mehrheit der Top-Universitäten unseres Landes es versäumt, den Studenten auch nur die grundlegendsten Elemente eines ordentlichen Verfahrens zur Verfügung zu stellen. Um sicherzustellen, dass die Studenten wissen, was ihnen blüht, sobald sie schweren Fehlverhaltens beschuldigt werden, hat FIRE Blickfang-Anzeigen in Campus-Zeitungen an den schlimmsten Hochschulen des gesamten Landes veröffentlicht.

FIRE kaufte in acht Campus-Zeitungen ganzseitige oder halbseitige, vollfarbige Anzeigen, die zwischen Dezember und Februar geschaltet wurden, und schilderte, wie genau die dortige Politik es versäumt, den Studenten, die sowohl des allgemeinen Fehlverhaltens als auch des sexuellen Fehlverhaltens beschuldigt werden, ein ordentliches Verfahren zur Verfügung zu stellen.

Dabei wurden die Hochschulen auf einer Notenskala von A bis F bewertet. Die FIRE-Untersuchung ermittelte, dass satte 85 Prozent der befragten Universitäten Ds und Fs verdienten, wenn es darum ging, sicherzustellen, dass beschuldigte Studenten faire Anhörungen erhalten. Erstaunliche 74 Prozent gehen nicht einmal ausdrücklich davon aus, dass Studenten als unschuldig zu gelten haben, bis ihre Schuld bewiesen ist. Die Anzeigen lieferten einen Überblick über das, was die Schüler in einer disziplinarischen Anhörung erwarten können - und erklärten den Schülern, dass ihre Schule sie im Hinblick auf ein ordentliches Verfahren im Stich lässt.




12. Lucas Schoppe setzt sich in einem aktuellen Beitrag mit der Männerfeindlichkeit in unserer Gesellschaft auseinander:

Der Vorwurf, Männerhasserinnen zu sein, begegnet Feministinnen schon seit dem Beginn politischer Frauenbewegungen. Der Vorwurf ist ressentimentgeladen – aber zugleich gibt es reihenweise Belege dafür, dass er auf viele Feministinnen zutrifft. Nicht jeder Feminismus aber ist von Männerhass geprägt, und nicht jeder Männerhass ist feministisch. Was ist denn nun das Verhältnis zwischen beiden?


Hier geht es weiter.



13. Die Jahrzehnte lang geschürte Männerfeindlichkeit in unserer Gesellschaft entflammte nach dem Schulmassaker in Florida noch einmal besonders stark. J. Ishiro Finney (Autor im Bereich Horror, Neo Noir und Science Fiction) schreibt den jungen Männern nun einen Offenen Brief:

Die Leichen sind noch nicht einmal kalt und schon werdet ihr beschuldigt.

Ja, ihr.

Ihr alle.

Die Jungen und jungen Männer, die aufwachsen werden, um die Hälfte der Zukunft Amerikas zu werden.

Wegen des Versäumnisses der Gesellschaft, dich aufzuziehen, dich zu lehren, dich richtig auf deinem Weg zur Männlichkeit zu führen, wird eure bloße Existenz für siebzehn weitere Todesfälle verantwortlich gemacht - diesmal in Florida und noch einmal in einer Schule. Die Schlagzeilen der letzten Tage sprechen für sich:

"Schusswaffen töten keine Menschen, Männer und Jungen töten Menschen, sagen Experten." – USA TODAY

"Michael Ian Black reagiert auf die Schießerei in Florida: Die Jungen sind kaputt." – New York Daily News

"Wie Waffengewalt und toxische Männlichkeit miteinander verbunden sind, in 8 Tweets." – The Huffington Post

"Giftige weiße Männlichkeit: Der Killer, der das amerikanische Leben heimsucht." – Salon

"Toxische Männlichkeit bringt uns um." – The Boston Globe

"Toxische Männlichkeit bringt uns um." – Harpers Basar

"Beschuldige nicht die psychische Erkrankung für Massenerschießungen; beschuldige die Männer". – Politico

In den wenigen Jahrzehnten, die ich gelebt habe, habe ich gesehen, wie sich Amerika von einer Kultur der Verantwortung zu einer Kultur der Schuld verlagert hat. Wir lösen keine Probleme mehr. Wir weinen, wir beten, wir suchen nach einem Abschluss und schlachten zuletzt ein Opferlamm für unsere Sünden. Als ich jung war und Columbine passierte, war das Lamm Marilyn Manson und Videospiele. Davor waren es Dungeons & Dragons [Fantasy-Rollenspiele] und Twisted Sister. Diese Tage, während es immer mehr Tote und immer weniger Entschuldigungen gibt, hat Amerika beschlossen, dass ihr das Opferlamm seid. Anstatt die Verantwortung zu übernehmen für die Samen, die wir gesät haben, die Kultur, die wir aufgebaut haben, und die Katastrophe, die ihr erben werdet, haben wir als Nation beschlossen, uns selbst zu belügen. Auf jene zu hören und jenen zu glauben, die behaupten, dass die Antwort einfach ist: "Jungen werden einfach schlecht geboren."

Als ein alternder Gen Xer, der diese Tragödie beobachtet, kann ich nicht anders, als auf meine Jugend zurückzublicken und zu erkennen, dass wir der Testlauf für diese "Krise der Männlichkeit" waren, wie die Medien es gerne nennen. In meiner Zeit beobachtete ich, wie Väter aus dem Haus gedrängt, von ihren Kindern getrennt und ihre Rolle in der Gesellschaft erniedrigt und entwertet wurden. Wie euch wurde mir beigebracht, dass männliches Verhalten schlechtes Verhalten ist. Dass ich kaputt war und repariert werden musste. Drogen, Therapie, Massensozialisation waren nötig, um mich vor meinen angeborenen Instinkten zu retten.

... das Bedrüfnis zu konkurrieren.

... der Antrieb zu erschaffen.

... der Drang zu beschützen.

... der Wunsch nach weiblicher Zuneigung.

Wie euch sagte man mir, dass diese Instinkte nicht nur falsch, sondern auch gefährlich seien. Dass ich aufgrund meiner Erbsünde, als Junge geboren zu werden, dazu bestimmt war, zu einem lüsternen Monster und einem Unterdrücker der Frauen heranzureifen. All dies wurde in mich eingebrannt, bevor ich überhaupt das College erreichte, wo die Campuspolitik tatsächlich alle Männer als Vergewaltiger in Wartestellung betrachtet.

Es ist nicht schwer zu sehen, wie wir hierher gekommen sind, in ein Zeitalter, in dem Amerika mehr als bereit ist, seine Jungen zu opfern. Um Fight Club zu zitieren: "Wir sind eine Generation von Männern, die von Frauen großgezogen werden." Und die Frauen, die meine Generation großgezogen haben, hatten ein Sprichwort: Alle Männer sind Schweine. Aber es gibt noch ein anderes Sprichwort, in das dieselben Frauen verliebt waren: Die Hand, die die Wiege schaukelt, regiert die Welt.

So sind wir hier, fast fünfzig Jahre allein erziehende Mütter, die ihre Jungen aufziehen, als wären sie Tiere. Zwei Generationen junger Männer, die glauben, kaputt, unmoralisch und gefährlich zu sein. Dass ihr natürlicher Zustand, wenn er unkontrolliert und ohne Medikamente bleibt, eine sexuell tickende Zeitbombe von Vergewaltigung und Missbrauch ist. Ein halbes Jahrhundert wissenschaftlicher Betrieb, der eine grimmige Version der Geschichte feilbietet, die euer Geschlecht persönlich verantwortlich macht für all das Unrecht, das jemals in der Welt geschehen ist. Und eine Presse, die gerade in diesem Moment DICH beschuldigt für jede Schießerei in der Schule, die jemals stattgefunden hat.

Wie könnte es nach all dem nicht zu einer Krise der Männlichkeit kommen?

So an die Jungen und jungen Männer von Amerika: Glaubt mir, wenn ich sage, dass nicht ihr es seid, die sich für den Zustand unserer Welt heute entschuldigen sollten. Dieses Chaos wurde schon lange vor eurer Geburt in Gang gesetzt.

Ihr seid nicht schlecht.

Ihr seid nicht kaputt.

Ihr seid nicht von Natur aus böse oder Sexualverbrecher in Wartestellung.

Ihr seid Jungen, die ihres Rechts beraubt wurden, Männer zu sein.

Euer ganzes Leben lang hat man euch befohlen, wie Frauen zu handeln, zu denken und euch zu benehmen. Eure Leidenschaften zu unterdrücken, euren Stolz, euer Bedürfnis zu konkurrieren und etwas zu erreichen.

Jetzt bröckelt die Gesellschaft um uns herum.

Feminisierte Jungen waren keine besseren Männer. Es hat zu zerbrochenen Herkünften und zerbrochenen Familien geführt und Selbstmordraten in Rekordhöhe. Es zerstört jede Vorstellung von einer gesunden Partnerschaft zwischen Männern und Frauen und treibt uns immer näher an den totalen Zusammenbruch der Geschlechterverhältnisse heran.

Jungs, wir brauchen euch nicht, um wie Frauen zu sein. Die Welt hat schon genug Frauen.

Was die Welt jetzt mehr denn je braucht, ist, dass ihr Männer seid.

Damit ihr erwachsen werdet, stark werdet und das tut, was Männer tun.

Denn es ist die Stärke und Entschlossenheit der Männer, die die Wildnis gezähmt, die Zivilisation aufgebaut und die Welt trotz aller Vorhersagen, dass wir alle vor dem Jahr 2000 verhungern würden, ernährt hat. Es ist die Neugier der Männer, die uns dazu bringt, die Ozeane zu erforschen, den Weltraum zu erobern und in die kleinsten Mikrokosmen des menschlichen Körpers zu blicken. Es waren Männer, die die Städte errichteten, die wir bewohnen, den Luxus, den wir genießen, die Medikamente, die uns am Leben erhalten. Männer bauten die Straße, die Klempnerei, das Stromnetz, das Telefon in der Hand, das Internet, mit dem es verbunden ist.

Männer waren schon immer Innovatoren, Forscher, Verteidiger und Anführer.

Aber am wichtigsten ist, dass Männer immer Väter waren.

So sage ich zu den Jungen und jungen Männern von Amerika, lest das bitte und nehmt euch jedes Wort zu Herzen.

Die Welt braucht euch.

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