Netflix-Serie mit versteckter Kamera zeigt, wie Mann 20 Jahre von seiner Frau geschlagen wird
1. Die Schweizer Zeitung "20 Minuten" berichtet über häusliche Gewalt gegen Männer. Aufhänger für den Artikel ist die britische Netflix-Serie "My Wife, My Abuser", die mit Aufnahmen einer versteckten Kamera zeigt, wie ein Mann 20 Jahre lang von seiner Frau misshandelt wurde. (Die Kamera war eine sogenannte Nanny Cam, mit der man Hausangestellte überwacht.)
Die Misshandlungen erstreckten sich über mehrere Jahre und waren regelmässig, teils mehrmals pro Tag. Nach der Inhaftierung von Sheree meinte Richard gegenüber den Medien: "Ich habe mich damit abgefunden, dass ich mich nie vollständig von ihrem Missbrauch erholen werde, und dass dieser dauerhafte, schädliche Auswirkungen auf mein Leben und das meiner Familie haben wird."
(…) Auf Social Media wird die Dokumentation diskutiert und Userinnen und User äussern ihr Mitgefühl und sind schockiert von den erschütternden Szenen. "Ich kann meinen Kummer und Ekel wirklich nicht in Worte fassen. Dieser arme Mann und seine Kinder", schreibt etwa ein Zuschauer. "Mir ist körperlich schlecht. Häusliche Gewalt ist kein geschlechtsspezifisches Verbrechen! Jeder kann Opfer davon werden."
In dem von mir zuerst verlinkten Artikel von "20 Minuten" erfährt man mehr:
Manfred Schneeberger leitet das Männerhaus "Zwüschehalt" in Luzern und setzt sich intensiv mit dem Thema häusliche Gewalt gegen Männer auseinander. Ein Thema, das nach wie vor stark tabuisiert ist, wie er sagt. Und: Während Frauen bei Gewalt in der Beziehung eher auf Verständnis stiessen, werde bei Männern oft erwartet, dass sie stark seien und sich wehren müssten. "Dies führt dazu, dass Männer selten über solche Erlebnisse sprechen oder sich Hilfe suchen – es fehlt oft der gesellschaftliche Raum, in dem Männer offen über häusliche Gewalt sprechen können, ohne als schwach zu gelten. Oft leiden Männer lange im Stillen."
(…) Wenn Männer das Männerhaus beträten, seien sie oft erleichtert, dass endlich jemand zuhöre. Das Team von Schneeberger versucht, diesen Männern einen sicheren Raum zu bieten, in dem sie zur Ruhe kommen und wieder Stabilität finden können. "Männer aus jeder Gesellschaftsklasse sind bei uns: Ärzte, Bauarbeiter oder auch Geschäftsführer." Oft meldeten sich zudem weibliche Bezugspersonen der Opfer zuerst bei der Fachstelle: "Es scheint, als fiele es Männern mit einer Freundin oder der Schwester einfacher, sich ehrlich zu den Geschehnissen zu Hause zu äussern."
(…) Wenn Männer das Männerhaus beträten, seien sie oft erleichtert, dass endlich jemand zuhöre. Das Team von Schneeberger versucht, diesen Männern einen sicheren Raum zu bieten, in dem sie zur Ruhe kommen und wieder Stabilität finden können. "Männer aus jeder Gesellschaftsklasse sind bei uns: Ärzte, Bauarbeiter oder auch Geschäftsführer." Oft meldeten sich zudem weibliche Bezugspersonen der Opfer zuerst bei der Fachstelle: "Es scheint, als fiele es Männern mit einer Freundin oder der Schwester einfacher, sich ehrlich zu den Geschehnissen zu Hause zu äussern."
Schön, wenn das, was ich vor 25 Jahren erklärt habe, inzwischen wirklich viele Menschen erreicht. Das bedeutet, dass die Dinge, über die ich heute schreibe, 2049 ein großes Thema sein werden.
Und ja, es wird von den "20 Minuten" wirklich groß aufgemacht: In einem dritten Artikel lässt die Zeitung männliche Opfer ausführlich zu Wort kommen.
2. Eine neue Studie der Universität Portsmouth unterstreicht, wie sehr Menschen häusliche Gewalt durch die Geschlechterbrille wahrnehmen.
Die Untersuchung zeigt, dass die seit langem bestehenden geschlechtsspezifischen Ansichten über Gewalt und Missbrauch in Paarbeziehungen die Wahrnehmung von Opfern und Tätern in Fällen, in denen beide Partner Gewalt ausüben, erheblich beeinflussen. Die geschlechtsspezifischen Sichtweisen beeinflussen nicht nur die öffentliche Meinung, sondern auch professionelle Urteile in juristischen und forensischen Kontexten, was zu unausgewogenen Ergebnissen für Männer und Frauen in Gewaltbeziehungen führen kann.
In der Vergangenheit wurde häusliche Gewalt als ein vorwiegend von Männern begangenes Verbrechen gegen weibliche Opfer verstanden - als ein Instrument der männlichen Kontrolle über die Partnerinnen. Heutige Übersichten zeigen jedoch, dass die häufigste Form der häuslichen Gewalt die Gewaltanwendung durch beide Partner ist. Trotzdem hält sich, wie die Studie zeigt, die traditionelle Sichtweise hartnäckig.
Die im Journal of Forensic Psychology Research and Practice veröffentlichte Studie basiert auf einer Online-Umfrage mit einer Vignette [Darstellung einer hypothetischen Situation], die einen Vorfall von Gewalt gegen Frauen und Männer zwischen einem fiktiven Paar (Kelly und Mark) zeigt, und 12 damit verbundenen Fragen. Insgesamt beantworteten 141 Personen aus der breiten Öffentlichkeit die Aufgabe. In einer Nachbereitungsphase wurde außerdem eine Diskussion mit 11 angehenden forensischen Psychologen geführt, die die Vignette gesehen hatten.
Die Studie ergab, dass viele Teilnehmer zwar den in beide Richtungen erfolgenden Charakter der dargestellten Gewaltszenarien erkannten, ihre Urteile aber dennoch von geschlechtsspezifischen Vorurteilen beeinflusst wurden. Insbesondere wurde Mark nur selten als alleiniges Opfer bezeichnet, selbst wenn er den größten Teil des Missbrauchs erlitt, und Kelly wurde nur selten als Täterin bezeichnet, selbst wenn sie den größten Teil der Gewalt ausübte.
Dr. Dominic Pearson, außerordentlicher Professor für klinische Forschung und Praxis in der forensischen Psychologie, sagt: "Viele Teilnehmer griffen auf vertraute Erzählungen über das Geschlecht zurück, wenn es darum ging, die Schuld zuzuweisen oder zu bestimmen, wer ein größeres Risiko darstellen könnte. Unsere Ergebnisse zeigen, dass diese Vorurteile nicht nur eine Frage der öffentlichen Wahrnehmung sind, sondern auch die Perspektiven derjenigen prägen, die in forensische und juristische Bereiche einsteigen. Das ist ein entscheidender Punkt für die Art und Weise, wie wir Fachleute ausbilden und an Bewertungen von Gewalt in der Partnerschaft herangehen."
Die Ergebnisse der Studie zeigten auch signifikante Unterschiede in der wahrgenommenen Schwere der Verletzungen je nach Geschlecht. Verletzungen von weiblichen Opfern wurden häufig als schwerwiegender eingestuft, selbst wenn die Art der Gewalt gleich war. Dieses Ergebnis steht im Einklang mit der gesellschaftlichen Wahrnehmung, die Weiblichkeit mit Verletzlichkeit und Männlichkeit mit Stärke in Verbindung bringt.
Ein Befragter sagte: "Es besteht die Tendenz, die Gewalt von Frauen als reaktiv oder defensiv wahrzunehmen, während die Gewalt von Männern als aggressiver oder dominanter angesehen wird." Diese Ansichten waren auch bei den zukünftigen Forensikern zu finden, was darauf hindeutet, dass diese Vorurteile in der Berufsausbildung direkt angesprochen werden müssen.
"Die in dieser Studie beobachteten Vorurteile sind tief verwurzelt", erklärt Dr. Pearson. "Sie anzugehen, erfordert nicht nur ein Bewusstsein, sondern auch eine aktive Ausbildung, die die Fachleute dazu anhält, diese geschlechtsspezifischen Annahmen zu erkennen und zu berücksichtigen."
Laut der Studie unterstreichen diese Ergebnisse die Notwendigkeit, eine kritische Diskussion über geschlechtsspezifische Konstruktionen sowohl in die öffentliche Aufklärung als auch in die berufliche Ausbildung zum Thema Gewalt in der Partnerschaft aufzunehmen. Forensische Fachkräfte spielen eine entscheidende Rolle bei der rechtlichen Beurteilung von Fällen häuslicher Gewalt, und die Auseinandersetzung mit inhärenten Vorurteilen könnte zu gerechteren, ausgewogeneren Urteilen führen.
Dr. Pearson fügt hinzu: "Gewalt in der Partnerschaft ist komplex, und wenn man sie mit starren geschlechtsspezifischen Annahmen angeht, besteht die Gefahr, dass die Erfahrungen und Bedürfnisse der Opfer untergraben werden. Das Erkennen und Beseitigen von Vorurteilen bei der Beurteilung von Gewalt in der Partnerschaft ist eine wesentliche Voraussetzung für die Gewährleistung der Gleichbehandlung aller."
Diese Studie trägt zu einer wachsenden Zahl von Veröffentlichungen bei, in denen eine Neubewertung der geschlechtsspezifischen Annahmen beim Verständnis und der Behandlung von Partnerschaftsgewalt gefordert wird. Indem sie diese Normen in Frage stellt, hofft die Forschung, einen Wandel hin zu gerechteren, fundierten Ansätzen anzuregen, die die komplexe Realität von Beziehungsgewalt widerspiegeln.
3. Unter der Schlagzeile "Keine Anrufe, keine Geschenke – Leo (14) will vom Vater nichts mehr wissen" berichtet der Schweizer Tages-Anzeiger über Eltern-Kind-Entfremdung. In dem Artikel spielt auch Oliver Hunziker eine Rolle, der das oben erwähnte Männerhaus "Zwüschehalt" mit begründet hat. Ich hatte ihn dazu 2012 interviewt.
4. Nordrhein-Westfalens Grüne wollen 2012 keine Gender-Debatte mehr. Tim Achtermeyer, neben Yazgülü Zeybek einer der beiden Landesvorsitzenden, erklärte: "Ich bin dafür, dass wir uns in der politischen Mitte auf einen Grundsatz einigen: Wir wollen keine Bullshit-Debatten mehr". Dabei bezog er sich auf Themen wie die Debatte um das Gendern: "Wer gendern will, soll das machen, und wer das nicht will, soll es lassen."
Yazgülü Zeybek und Achtermeyer sprachen sich darüber hinaus für eine differenziertere Herangehensweise in der Migrationspolitik aus. Nachdem Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) und der ehemalige SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert vor Ressentiments in migrantischen Milieus gegenüber Frauen und Schwulen gewarnt hatten, kommentierte Zeybek: “Frauen sind vor allem durch diejenigen bedroht, die ihnen am nächsten stehen. Das sind Ehemänner, Ex-Partner, Verwandte. Häusliche Gewalt ist eine krasse Bedrohung. Das ist aber nicht zwingend ein Problem von bestimmten Nationalitäten oder Religionen."
Oder von einem bestimmten Geschlecht.
5. In Kapstadt siegt ein Mann vor Gericht, nachdem Whats-App-Nachrichten nachweisen konnten, dass seine (inzwischen Ex-)Frau ihm ein Kuckuckskind untergejubelt hatte. Zuvor hatte er jahrelang Unterhalt gezahlt.
Der Vater entdeckte, dass er nicht der biologische Vater war, als er WhatsApp-Nachrichten zwischen seiner früheren Frau und einem Mann, der nur als "Herr MW" identifiziert wurde, fand, in denen er die Mutter aufforderte, "bitte auf mein kleines Mädchen aufzupassen".
In dem Urteil heißt es, dass die außereheliche Affäre stattfand, als der Vater im Ausland arbeitete. Nachdem er die Textnachrichten entdeckt hatte, unterzog er sich zwei Vaterschaftstests.
6. Ach ja, zur Wahl in den USA: Natürlich spielen viele Gründe mit hinein, aber vielleicht hätten die Demokraten männlichen Wählern doch irgendetwas Konkretes anbieten sollen.