Dienstag, Oktober 15, 2024

"Eine günstige Gelegenheit, den lästig gewordenen Ehemann loszuwerden": Die Schicksale hinter dem Eintritt in die russische Armee

1. In der Neuen Zürcher Zeitung berichtet die russische Schriftstellerin Sonja Margolina, wozu es führt, dass der russische Staat mittlerweile immer höhere Entschädigungen zahlen muss, um Freiwillige für den Einsatz in der Ukraine zu mobilisieren.

Der für russische Verhältnisse enorme und immer höher steigende Sold und das üppige "Grabesgeld" machen den Kontrakt mit der Armee und das Risiko, als Kanonenfutter zu enden, attraktiv.

Das Töten von Menschen und die Möglichkeit des eigenen Tods hält die 1983 in Leningrad geborene Journalistin und Dichterin Xenia Bukscha in ihrem Aufsatz "Ökonomie der Verzweiflung" in der "Nowaja Gaseta" für eine durchaus rationale ökonomische Wahl. In vielen abgehängten Regionen befänden sich Menschen in einer deprimierenden Lage, in der sie weder sich selbst helfen noch Unterstützung hätten finden können. Wegen Problemen mit Wohnen, Gesundheit, Arbeit oder ihren Nächsten steckten sie in einer Sackgasse. Um da herauszukommen, hätten sie sich bei Banken verschuldet und Mikrokredite aufgenommen, deren Tilgung oft vierzig Prozent des Monatsgehalts aufzehrten. Unter einer solchen finanziellen und psychologischen Last zu leben, sei unerträglich und erniedrigend.

Vor diesem Hintergrund ist auch die selbst im Vergleich mit armen Entwicklungsländern ungewöhnlich niedrige Lebenserwartung der russischen Männer zu erklären. Im Jahre 2022 verloren 70 000 ihr Leben an Wodka, Drogen und Selbstmord. Glaubt man den offiziellen Zahlen der russischen Opferzahlen in der Ukraine, dann scheint der Krieg weniger verlustreich zu sein als der Frieden, in dem die in die sozialökonomische Sackgasse geratenen Männer mittleren Alters an Verzweiflung sterben.

(…) Auch nach der Scheidung müssen die Partner oft eine Wohnung teilen, weil der Mann sich weigert auszuziehen oder er sich die Trennung nicht leisten kann. In einer solchen Sackgasse gefangen, träumen nicht wenige Partnerinnen, aber auch die Mütter der verlorenen Söhne davon, die zur Last gewordenen und oft gewalttätigen Taugenichtse loszuwerden. Den Familienangehörigen bietet der Krieg in der Ukraine oft die Möglichkeit, nach dem Tod ihrer Männer nicht nur an unvorstellbar viel Geld zu kommen, sondern auch wieder frei atmen zu können.

Bereits nach der Teilmobilisierung im Herbst 2022 erschienen in den Dating-Chats Anzeigen von auf diese Weise reich gewordenen jungen Witwen, die auf der Suche nach einem neuen Partner waren. Es kommt auch vor, dass Ehefrauen ihre Gatten beim Wehramt denunzieren. Eine häufige Frage an das juristische Online-Portal Pravoved lautet daher: "Wie kann ich meinen Ehemann zur SVO (Spezialoperation) schicken, ohne dass er davon erfährt? Er will nicht arbeiten."

(…) Der Fernsehkanal Currenttime.tv hatte im Frühjahr 2024 Interviews mit Männern veröffentlicht, die von ihren Müttern und Ehefrauen in den Krieg getrieben worden waren, auch wenn diese keine wirklichen Geldsorgen hatten.

Sergei, der Flugblätter gegen den Krieg verbreitet hatte, wurde vorübergehend festgenommen und hatte sich für die Ausreise ins Ausland entschieden. Seine Mutter war empört und warf ihm vor, dass er seine Heimat nicht schützen wolle. Sie suchte etwas, erzählte er, um stolz auf mich sein zu können. "Du wirst als Mann sterben. Alle werden stolz auf dich sein ... Deine Frau wird die Witwe eines Helden sein." Sie hatte seinen jüngeren Bruder angestiftet, zum Wehramt zu gehen und dort zu erzählen, dass Sergei vorhabe, vor der Mobilisierung zu fliehen.

Georgi, der ebenfalls emigrieren wollte, musste sich von seiner Mutter anhören: "Vielleicht solltest du es doch probieren, es könnte ja sein, dass du lebend zurückkehrst." Eine junge Frau namens Anna erzählte Currenttime.tv die Geschichte ihrer Schulfreundin, die ihren ungeliebten Mann wegen des enormen Solds von 80 000 Dollar an die Wagner-Gruppe "verkauft" haben soll. Im letzten Monat schwanger, setzte sie ihn ins Auto und fuhr mit ihm zum Wehramt.

(…) Die Verführung der Gesellschaft mit Geld, argumentiert die ehemalige Vorsitzende der "Soldatenmütter von Petersburg", die 81-jährige Ella Poljakowa, habe mit der Armut, aber auch damit zu tun, dass viele Familien durch die Kriege zerstört worden seien. Im Ergebnis waren viele Mütter mit Söhnen zurückgeblieben, die keinen "Wert" mehr hatten und die man als "wertlos" empfand. Hypotheken, Kredite, Mikrokredite, all die Schulden drückten auf das Bewusstsein. Es ging nur noch um nacktes Überleben.


Um Barack Obama zu zitieren: Männlichkeit bedeutet, "eine schwere Last zu tragen, ohne sich zu beschweren."



2. Telepolis berichtet über die immer deutlicher zurückgehenden Anmeldungen zum Wehrdienst in den USA:

Von den Männern in den USA, die 2023 das 18. Lebensjahr vollendet haben, haben sich weniger als 40 Prozent für den Wehrdienst gemeldet – gegenüber mehr als 60 Prozent im Jahr 2020 vor Beginn des Krieges in der Ukraine.

(…) Laut Gesetz müssen sich amerikanische Männer innerhalb von 30 Tagen nach ihrem 18. Geburtstag registrieren lassen. Öffentliche Erklärungen von Befürwortern der Wehrpflichtregistrierung rechtfertigen die Vorbereitung auf die Wehrpflicht als notwendig für nationale Notfälle, Selbstverteidigung oder angebliche existenzielle Bedrohungen wie eine chinesische Invasion auf dem amerikanischen Festland.

(…) Die meisten Männer melden sich schließlich, aber oft erst Jahre, nachdem sie am besten für die Wehrpflicht geeignet sind. Das SSS erlaubt Männern, sich bis zu ihrem 25. Geburtstag ohne Sanktionen zu registrieren. Einige Männer zögern die Registrierung absichtlich oder unabsichtlich hinaus, bis sie fast 25 Jahre alt sind.

Auf diese Weise minimieren sie ihr Risiko, der Wehrpflicht unterworfen zu werden, während sie gleichzeitig ihren Anspruch auf eine Beschäftigung auf Bundes- oder Staatsebene oder auf die Teilnahme an anderen Programmen in ihrem späteren Leben wahren.


Wie Telepolis näher ausführt, wird die Wehrpflicht sowohl von Donald Trump als auch von Kamala Harris unterstützt.



3. In einem Essay von Hanna Voss über die Kriege im Nahen Osten geht es auch um Männerfeindlichkeit in der propagandistischen Berichterstattung vieler Medien:

Die libanesische Autorin Lina Mounzer schreibt dieser Tage von der systematischen Entmenschlichung arabischen Lebens: "Die westliche Presse übersetzt uns in eine Sprache, die ihnen unsere Auslöschung erträglicher macht. Unsere Viertel sind nicht mehr die Orte, an denen wir spielten, aufwuchsen, Kinder großzogen und Freunde besuchten – sie sind Hochburgen." Die Leiber unserer Männer sind nicht mehr die geliebten Körper, an die wir uns schmiegten, die Hände, die uns hielten oder die starken Arme, die uns trugen, die weichen Lippen, die uns gute Nacht küssten. Sie sind 'Verdächtige', 'Militante', 'Terroristen', und ihr Tod ist immer gerechtfertigt, denn sie sind Männer, und unsere Männer sind Schurken – und so war es schon immer, so sind wir schon immer gewesen, für sie."

Auch ich erwähne in diesem Text, wie mir dann bewusst wird, explizit die getöteten Frauen und Kinder, weil ich denke, dass getötete arabische Männer in Deutschland sowieso automatisch als Terroristen gelten. Die Großväter, Brüder und Onkel, die Apotheker, Taxifahrer und Tierärzte. Ich kann deshalb nur im Ansatz ahnen, was arabischstämmige Menschen in Deutschland immer wieder erleben. Wie abfällig und geringschätzig man sie beäugt, wie sie alle miteinander in einen Topf geschmissen werden, Antisemiten sowieso, sind die ja alle, Deckel drauf, fertig.




4. Italien hat die ersten männlichen Migranten nach Albanien zurück geschickt. Frauen und Kinder werden weiterhin nach Italien gebracht.



5. Die "Frankfurter Allgemeine", die es in einem ganzseitigen Artikel noch für kompletten Unfug erklärte, was ich über die gesellschaftlichen Nachteilen für Männer zu sagen hatte, kommt in einem aktuellen Beitrag (Bezahlschranke) allmählich auf den Trichter. Wie Rainer Hank findet, "sollte man die Frage, wo die Opfer stecken, neu justieren".

Ein paar Daten: Seit Wintersemester 2021/2022 studieren erstmalig mehr Frauen als Männer an deutschen Hochschulen. In einer ganzen Reihe reicher Länder ist inzwischen der Anteil der Frauen mit einem Diplom höher als der der Männer. In den USA und Großbritannien beträgt der Unterschied jeweils mehr als zehn Prozent. Im Vereinigten Königreich sind inzwischen mehr junge Frauen in Lohn und Brot als junge Männer. Auch das Gender-Pay-Gap beginnt sich zu drehen.

Das sind Daten der OECD, die ich einem statistischen Überblick der „Financial Times“ von Mitte September entnehme. Man könnte eine Erfolgsfanfare erschallen lassen, gäbe es nicht eine Kehrseite. Das sind die jungen Männer. Sie fühlen sich im Wettbewerb mit den überholenden Frauen überfordert und nicht zu besseren Leistungen herausgefordert. Stattdessen neigen sie zu Resi­gnation. Über alle OECD-Länder hinweg wächst der Anteil junger Männer, die sich nicht in Job oder Lehre befinden. In Großbritannien, Frankreich, Spanien und Kanada befinden sich inzwischen mehr junge Männer als Frauen abseits gesellschaftlicher Teilhabe. So etwas gab es seit dem Beginn der Industrialisierung nicht. (…) Die Ausbildungsvergütungen für Mädchen sind inzwischen höher als für Jungen. Die Löhne und Gehälter in vergleichbaren Berufen und bei vergleichbaren Qualifikationen lassen bis ungefähr zum dreißigsten Lebensjahr keine Diskriminierung mehr erkennen.


Rainer Hank stellt klar:

Wenn junge Frauen weder in Ausbildung noch in Arbeit sind, dann weil sie sich auf Familie und Kinder fokussieren. Das ist bei jungen Männern nicht der Fall. Sie machen buchstäblich nichts, leiden zunehmend unter psychischen Krankheiten. Und neigen dazu, populistische und extremistische Parteien (seien sie rechts- oder linksextremistisch) zu wählen.


Bemerkenswert ist das Fazit des Artikels:

Ich fasse zusammen: Die Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern in der Arbeitswelt ändern sich dramatisch. Die alten Narrative – Frauen sind immer Opfer – werden dagegen unverändert weitererzählt. Dabei sind im Zeitverlauf die Frauen die wahren Gewinner wachsender Gleichberechtigung. Das ist ein Fortschritt, den Frauen und Männer feiern sollten, statt die alten Weinerlichkeiten zu pflegen.


Dass Männer ebenso politisch für eine Verbesserung ihrer Situation eintreten sollten, wie das seit über 50 Jahren die Frauen tun – so weit ist die Frankfurter Allgemeine noch nicht.



Montag, Oktober 14, 2024

Zölibat neuer Trend unter jungen Frauen: "Ihr seid schwach, wenn ihr Gefühle für Männer habt"

1.In einem aktuellen Trend unter Frauen der sogenannten Generation Z (geboren zwischen 1995 und 2010) geht die Feindseligkeit gegenüber Männern so weit, dass für die betreffenden Frauen eine Partnerschaft nicht mehr in Frage kommt:

"Alle Mädchen gehen in den Zölibatsstreik und hungern die Männer sexuell aus, bis sie lernen, sich richtig zu verhalten", propagiert beispielsweise die amerikanische Influencerin Lana Del Redneck . Die 26-Jährige hat es in Sachen Männern offensichtlich gründlich satt: "Bemüht euch nicht um Dates, dezentralisiert Männer, lasst euch scheiden, legt ein Gelübde zum Zölibat ab. Ich habe es satt, dass Frauen verrückt nach Männern sind. Ihr seid schwach, wenn ihr Gefühle für Männer habt, ihr müsst erwachsen werden."

Und auch die 24-jährige Coachin Victoria de Vall schreibt auf Twitter: "Wir sind durch damit, so zu tun, als wäre die Hook-up Culture empowering". Seit 2020 lebt sie selbst enthaltsam, nachdem sie sich eingestand, dass sie sich mit ihren männlichen Sexualpartnern "unsicher" fühlte: "Mir wurde klar, dass ich nicht wusste, wie Intimität aussieht", sagt sie öffentlich.

Auch deutsche Influencerinnen zeigen sich begeistert von der Idee, den Männern den Rücken zu kehren: "Die Frauen haben derart genug von Männern, dass sie lieber aussterben, als zu heiraten" erzählt zum Beispiel die TikTokerin "mlleopossum" begeistert in einem Video . "Sie sagen: ihr seid alle Arschlöcher, wir haben keinen Bock mehr auf patriarchale Strukturen. Also ich finde das geil."




2. Das Handelsblatt versucht zu erklären, warum Frauen immer linker und Männer immer rechter wählen. Der an erster Stelle genannte Grund: "Verunsicherte Männer". Der an zweiter Stelle genannte Grund: "Reale Interessen von Frauen". So etwas wie reale Interessen von Männern scheint es für das Handelsblatt nicht zu geben. Der Sender NBC News sieht in einem gestern veröffentlichten Beitrag die Dinge klarer:

Der wirtschaftliche Alltag vieler junger Männer unterscheidet sich deutlich von dem anderer demografischer Gruppen, da sie die Auswirkungen einiger der wichtigsten Wahlkampfthemen wie die Kosten für verschreibungspflichtige Medikamente, Kinderbetreuung oder Hypothekenzinsen weniger stark zu spüren bekommen. (…) Einer der größten finanziellen Druckpunkte für junge Männer sind hingegen die höheren Mieten, die seit 2020 um etwa 20 % gestiegen sind. (…) Junge Männer sind im Vergleich zu jungen Frauen eher finanziell von ihren Eltern abhängig. Laut einer Pew-Umfrage bezeichnen sich 74 % der Frauen als finanziell weitgehend unabhängig, gegenüber 62 % der jungen Männer.


Das sind harte wirtschaftliche Faktoren und nicht Gefühle wie "Verunsicherung". Die Regierung Biden/Harris tut zwar einiges in diesem Bereich, sendet an die jungen Männer aber zugleich ablehnende Signale:

Diese Initiativen könnten durch eine Stimmung gedämpft werden, die Forscher unter jungen männlichen Wählern gehört haben, dass sie sich auf der Linken nicht gesehen oder willkommen fühlen, da die Demokraten zunehmend Programme zur Unterstützung anderer Gruppen, wie Frauen oder Mitglieder der LGBTQ-Gemeinschaft, in den Vordergrund gestellt haben.

"Was ich sehe und höre, ist, dass sie sich auf der Linken sicherlich nicht willkommen fühlen", sagte [der Männerrechtler Richard] Reeves. "Ich denke, es ist symptomatisch für das Versagen der Linken und insbesondere der Demokraten, die Probleme von Jungen und Männern anzuerkennen und anzugehen und ihnen das Gefühl zu geben, dass sie auf ihrer Seite des Ganges repräsentiert, gesehen und gehört werden."

In einer Fokusgruppe von NBC News mit jungen Männern, die zu Trump tendieren, nannten fast alle Teilnehmer die Wirtschaft und die Inflation als ihr wichtigstes Thema.




3. Der ehemalige US-Präsident Barack Obama äußert sich jetzt auch in dieser Debatte und verkündet zum Thema Männlichkeit: "Echte Stärke bedeutet, hart zu arbeiten und eine schwere Last zu tragen, ohne sich zu beschweren." Als politisches Angebot für männliche Wähler erscheint mir das dürftig.



4. Das konservative Wochenmagazin Washington Examiner kommentiert ein Interview, das Kamala Harris letzte Woche geführt hat:

Die demokratische Präsidentschaftskandidatin trat im Podcast "Call Her Daddy" auf und wiederholte auf die Frage der Moderatorin Alex Cooper, ob es Gesetze gebe, die der Regierung die Kontrolle über den Körper eines Mannes geben, ein entschiedenes Nein.

(…) Die Vizepräsidentin liegt falsch. Die Regierung kontrolliert den Körper des Mannes, weshalb das Argument der körperlichen Autonomie im Vergleich mit Gesetzen zum Thema Abtreibung keinen Sinn ergibt.

Viele Menschen führen die Wehrpflicht als Beispiel für die staatliche Kontrolle über den männlichen Körper an. Männer zwischen 18 und 25 Jahren müssen sich im Gegensatz zu Frauen registrieren lassen. Wenn sie eingezogen werden, müssen diese Männer in Kriegen kämpfen, die sie nicht führen wollten. Einige Männer sind dabei ums Leben gekommen. In unserem Land gibt es lebende Veteranen des Zweiten Weltkriegs, des Koreakriegs und des Vietnamkriegs, die Opfer der Einberufung geworden sind. Das können wir von Frauen nicht behaupten.


Aber Männlichkeit bedeutet Barack Obama zufolge ja, eine schwere Last zu tragen, ohne sich zu beschweren. Was unter anderem bedeutet: Geh an die Front und halt die Klappe. Von dem Verteter einer Partei, die sich gerne als fortschrittlich zeigen möchte, ist das ein Eigentor.



Freitag, Oktober 11, 2024

Großbritannien: Jetzt kümmert sich Anti-Terror-Einheit um Jungen, die sexistische Sprüche klopfen

1. Die britische Daily Mail berichtet:

Teenager drohen Ermittlungen durch Anti-Terror-Polizisten, wenn sie sich im Klassenzimmer sexistisch äußern, berichtet die Mail on Sunday.

Das Innenministerium erwägt, Lehrern die Möglichkeit zu geben, frauenfeindliche Äußerungen an das Prevent-Programm der Regierung zu melden, das zur Bekämpfung islamischer Extremisten eingerichtet wurde. Sogar Äußerungen über den "Platz der Frau in der Küche" könnten ausreichen, um eine Überweisung an das Programm auszulösen, hieß es gestern Abend.

Kritiker sagen, der Schritt würde die Arbeit von Prevent bei der Deradikalisierung potenzieller Terroristen in einer Zeit großer globaler Spannungen verwässern.

Der Plan - der Sexismus mit islamischem Extremismus gleichsetzen würde - wurde in den letzten Wochen bei hochrangigen Treffen zwischen Experten des Innenministeriums und der Prevent-Einheit diskutiert. Das Innenministerium erwägt eine Ausweitung des Prevent-Programms, um die wachsende Frauenfeindlichkeit unter Teenagern zu bekämpfen, die durch abscheuliche Social-Media-Influencer wie Andrew Tate angeheizt wird, aber einige Beamte warnen, dass die Pläne die Gefahr bergen, dass die Anti-Radikalisierungs-Einheit zu einem "Flügel der Sozialdienste" wird.

Eine Prevent-Quelle sagte gestern Abend: "Viele Jungen haben extreme sexistische Ansichten über Mädchen, die Lehrer hören und weiterleiten werden. Dadurch wird das System überlastet, und Prevent kann sich nicht mehr auf islamistischen oder rechtsextremen Extremismus konzentrieren."




2. Der Schauspieler Jan Joef Liefers hat sich zu MeToo geäußert:

"Mancher Mann denkt heute viermal drüber nach, bevor er einer Frau ein Kompliment macht, denn es könnte für ihn nach hinten losgehen." Er kenne Männer, die wieder aus dem Fahrstuhl steigen, wenn sie dort allein mit einer fremden Frau stünden, sagte der gebürtige Dresdner.


Die goldene Regel für die kommenden Jahre: Besser mal auf ein Kompliment verzichten, als den Einsatz einer Anti-Terror-Einheit zu riskieren.



3. In Uganda ist die Massenbeschneidung von Männern zu einer Touristenattraktion geworden:

Die Tänzer wippten mit den Hüften im Takt der Trommler, die den Weg anführten, in Erwartung des Beginns der Massenbeschneidung beim Volk der Bamasaaba im gebirgigen Osten Ugandas.

Doch das ausgelassene Treiben auf den Straßen verbarg einen Streit, der sich hinter den Kulissen zusammenbraute, da einige Einheimische ihren König wegen der sehr öffentlichen Vorführung von Imbalu, der ritualisierten Beschneidung von Tausenden von Jungen alle zwei Jahre in dieser abgelegenen Gemeinde nahe der Grenze zu Kenia, in Frage stellten.

Könnte man daraus einen Karneval machen, der für die Blicke von Ausländern inszeniert wird? Oder sollte es eine heilige Zeremonie bleiben, bei der die Familien ihre Söhne in aller Stille darauf vorbereiten, sich mutig dem Messer zu stellen?


Öhm … vielleicht keines von beidem?

Die Stammesbeschneidung wird von einem traditionellen Chirurgen durchgeführt, der ein Messer benutzt, das in der Regel aus geschmolzenen Nägeln hergestellt wird. Bamasaaba, die Hunderte von Kilometern entfernt in der ugandischen Hauptstadt Kampala leben, sind dafür bekannt, dass sie Jagd auf Imbalu-Verweigerer machen, die sie dann mit Gewalt beschneiden. Die Körper unbeschnittener Männer können vor der Beerdigung geschändet werden.

Die Beschneidung "hilft uns, stark zu sein", sagte Peter Gusolo, ein traditioneller Chirurg, und drückte mit einer Geste die angebliche sexuelle Stärke seines Volkes aus. Diejenigen, die sich der Beschneidung widersetzen, werden beschnitten, "selbst wenn sie im Sterben liegen", sagte er. "Wir beschneiden euch in der Nacht. Wir begraben euch am Morgen."

(…) Der erste Initiationskandidat in diesem Jahr war ein Teenager, dessen Gesicht mit Schlamm und selbstgebrautem Bier verschmiert war. Er spreizte die Beine und starrte unverwandt in den Himmel, während um ihn herum ein Schwarm wütender Menschen drängte und schob und Mut forderte. Der Chirurg nahm den Jungen ohne Betäubung in die Hand und häutete ihn mit einer raschen Bewegung seiner Hände. Ein Mitglied der Familie des Jungen, das den Jungen vor der Bedrohung durch Hexerei schützen wollte, sammelte die Haut ein und nahm sie mit nach Hause.

(…) Wilson Watira, der Vorsitzende des Organisationskomitees von Imbalu, verteidigte die Rolle der Regierung als Unterstützer der Bamasaaba-Tradition. (…) In der Vergangenheit hielten die Menschen das Ritual für barbarisch und brutal, sagte Watira. "Das ist der Grund, warum wir gesagt haben: 'Nein, wir sind nicht barbarisch. Wir können diese Sache sehr attraktiv machen, und ihr werdet es genießen.'"


Gut, Uganda wäre auch eine Komikernation, wenn das Land auf solche Genitalverstümmelungen verzichten würde.



4. In den USA ist eine solche "heilige Zeremonie" mal wieder schief gegangen:

Ein Geschworenengericht in Palm Beach County hat einem Jungen nach einer misslungenen Beschneidung, die er als Neugeborenes von Dr. Berto Lopez aus West Palm Beach erhalten hatte, 100 Millionen Dollar als Schadenersatz zugesprochen.

Laut der von der Familie des Jungen eingereichten Klage vermaselte Dr. Lopez den chirurgischen Eingriff an dem Säugling am 15. Februar 2021, zehn Tage nachdem die Ärztekammer von Florida ihm die medizinische Zulassung entzogen hatte.

„Zuerst wusste ich nicht wirklich, was vor sich ging. Ich wollte dem Arzt glauben, weil er sagte, dass er eine Arterie getroffen hatte und es deshalb zu den Blutungen kam. Aber dann wurde uns ziemlich schnell klar, dass er unserem Sohn eine so schreckliche Verletzung zugefügt hat“, sagte der Vater aus Riviera Beach, dessen Namen wir nicht nennen, um die Identität seines Sohnes zu schützen.

Nach dem Eingriff wandte sich die Familie an eine Anwaltskanzlei in Boca Raton, Grossman Roth Yaffa Cohen, um Hilfe.

Sie erfuhren, dass Dr. Lopez im Laufe seiner Karriere mehrfach verklagt worden war. Lopez wird mit fast 20 schweren Verletzungen in Verbindung gebracht, darunter sechs Todesfälle von Patienten.


"Wir beschneiden euch in der Nacht. Wir begraben euch am Morgen."

Die Geschworenen hörten Sachverständige und die Familie des Jungen. Sie sahen auch eindrucksvolle Fotos von der misslungenen Beschneidung des Jungen. "Der Schaden ist, dass fast der gesamte Kopf des Penis durchtrennt oder amputiert wurde", sagte Cohen. "In den Akten steht, mehr als 50%."


Ich weiß, man steht auch hierzulande als Extremist da, wenn man so etwas fordert, aber: Könnte man solche Verstümmelungen nicht grundsätzlich bleiben lassen?



Donnerstag, Oktober 10, 2024

US-Professor: Männer, die nicht für Kamala Harris stimmen, sollten erschossen werden

1. Der US-amerikanische Sender NBC berichtet:

Ein Professor der Universität von Kansas ist beurlaubt worden, nachdem ein Clip in den sozialen Medien kursierte, in dem er dazu aufrief, Männer zu erschießen, die sich weigern, für eine weibliche Präsidentschaftskandidatin zu stimmen.

Der Professor in dem Clip scheint sich an einen Hörsaal voller Studenten zu wenden. Er sagt den Studenten unverblümt, dass Männer, die die Fähigkeit einer Frau, das Land zu führen, unterschätzen, erschossen werden sollten, da sie "eindeutig nicht verstehen, wie die Welt funktioniert".

"Das ist es, was mich frustriert: Es wird einige Männer in unserer Gesellschaft geben, die sich weigern werden, für eine potenzielle weibliche Präsidentin zu stimmen, weil sie glauben, dass Frauen nicht intelligent genug sind, um Präsidentin zu werden", sagt er. "Wir können all diese Männer in eine Reihe stellen und erschießen."

Dann fügt der Professor hinzu: "Streichen Sie das aus der Aufzeichnung, ich möchte nicht, dass der Dekan hört, dass ich das gesagt habe."




2. Der Internationale Rat für Männer und Jungen hat gestern folgende Pressemitteilung zum aktuell bevorstehenden Monat der Gleichberechtigung für Männer veröffentlicht:

Jüngste Nachrichtenberichte haben gezeigt, dass Männer in vielen Ländern der Welt die neue entscheidende Wählergruppe sind. Diese Tatsache macht deutlich, wie wichtig es ist, sich mit den seit langem bestehenden Anliegen von Männern und Jungen zu befassen.

Um die Öffentlichkeit zu sensibilisieren, veranstaltet der Internationale Rat für Männer und Jungen (ICMB) im November den Monat der Gleichberechtigung der Männer. Im Rahmen dieses Monats werden Bildungsveranstaltungen, Aktionen in den sozialen Medien und vieles mehr stattfinden. Der Monat der Gleichberechtigung der Männer ergänzt und unterstützt den Monat der Geschichte der Frauen, der jedes Jahr im März stattfindet.

Über 40 Organisationen haben bereits ihre Teilnahme am November geplant, weitere Gruppen werden in den nächsten Wochen erwartet. Diese Gruppen sind auf der ganzen Welt vertreten, was den Monat der Gleichstellung der Männer zu einem globalen Ereignis macht: Bermuda, Bulgarien, Chile, El Salvador, England, Indien, Kanada, Kenia, Litauen, die Niederlande, die Philippinen, Slowenien, Trinidad, die Vereinigten Staaten und Uruguay.

Um das Bewusstsein für den Monat der Gleichstellung von Männern zu erhöhen, lädt der Internationale Rat für Männer und Jungen die Gesetzgeber ein, unterstützende Erklärungen abzugeben, die auf unserer Website veröffentlicht werden. Bis heute haben 36 Gesetzgeber und Regierungsstellen solche Erklärungen zur Unterstützung der Männergesundheit, häuslicher Gewalt gegen Männer, der Jungenkrise und mehr abgegeben. Diese Personen kommen aus 13 Ländern. Sie sind: Bermuda, Bulgarien, Kanada, Chile, El Salvador, England, Indien, Kenia, Litauen, Niederlande, Philippinen, Slowenien, Vereinigte Staaten, Uruguay und Trinidad.

Männer sind in 12 kritischen Bereichen erheblich benachteiligt, u. a. in Bezug auf Bildungsunterschiede, psychische Gesundheitskrisen, tödliche Unfälle am Arbeitsplatz und Vorurteile im Strafrechtssystem.

Der ICMB fordert die Gesetzgeber auf, unsere Einladung anzunehmen und eine Erklärung zur Unterstützung der Gleichberechtigung von Männern abzugeben.




3. In der Neuen Zürcher Zeitung hält Katharina Fontana das Strafrecht nicht für das geeignete Mittel, Sexismus gegen Frauen zu bekämpfen:

Eine breite Frauenallianz im eidgenössischen Parlament, von den Grünen bis zu den Freisinnigen, will Aufrufe zu Gewalt an und Diskriminierung von Frauen für strafbar erklären. Anlass war ein unsäglicher Vorfall von 2019, als Fans in einem Fussballstadion ein frauenfeindliches Plakat hochhielten. Die Empörung war gross, von links bis rechts gab es Kritik. Die entgleisten Fans wurden angeklagt und später von der Zürcher Justiz freigesprochen, da die Richter das widerwärtige Plakat zwar als moralisch verwerflich ansahen, darin aber keinen Aufruf zu Gewalt erkannten.

Das dürfe sich nicht wiederholen, meint die Frauenallianz, für solche Fälle brauche es ein Gesetz. Geht es nach den Politikerinnen, soll der Antirassismusartikel neben der Rasse, der Ethnie, der Religion und der sexuellen Orientierung neu auch das Geschlecht als Kriterium aufführen. Konkret würde das bedeuten, dass sich Frauen nicht mehr nur mit Ehrverletzungsklagen gegen persönliche Anwürfe wehren könnten, sondern sie wären als Gruppe vor sexistischen Angriffen geschützt.


Die Rechtskommission des Ständerats zeigt sich jedoch skeptisch bis ablehnend – aus gutem Grund, wie Katharina Fontana befindet:

Es wäre wohl nur eine Frage der Zeit, bis die Gerichte urteilen müssten, welche unterirdisch dummen Frauenwitze noch zulässig wären und welche diskriminierend. Umgekehrt könnten auch Männer auf die Idee kommen, sich mit strafrechtlichen Mitteln gegen das so beliebte "Alte-weisse-Männer"-Bashing zu wehren.




4. Die Post. Viele deutschsprachige Medien, darunter Österreichs Presse berichten derzeit über eine Studie, der zufolge Gendern unsere Sprache "wahrscheinlich" nicht schwerer verständlich mache. Einer meiner Leser schreibt mir hierzu:

Schon diese Behauptung im Artikel ist schlicht falsch:

"Deutschsprachige Medien variieren heute stark bei der Verwendung genderinklusiver Sprache. In der Deutschen Presseagentur (dpa) wurden laut den Zählungen in der Studie zu 80 Prozent nur Männer genannt, bei der Frauenzeitschrift 'Brigitte' waren hingegen 60 Prozent Frauen."

Das Maskulinum ist (i.d.R.) geschlechtsneutral - und wird (zumindest im Plural) auch von der überwiegenden Anzahl der Menschen so verstanden. Und auch dazu gibt es Studien, die der Artikel natürlich NICHT erwähnt. Wenn also in einem Artikel das Maskulinum verwendet wird, dann heißt das noch lange nicht, daß nur Männer genannt sind. Im Gegensatz zu den femininen Formen - und nona werden die in Frauenzeitschriften häufiger verwendet.

Zudem wird auch nicht auf die unterschiedlichen Formen des Gendersprechs eingegangen. Es gibt leider auch Artikel, wo man das dermaßen übertreibt, daß die sehr wohl viel schlechter verständlich sind.




Mittwoch, Oktober 09, 2024

Tagesschau: Rund zwei Drittel der Deutschen fordern mehr Hilfsangebote für männliche Gewaltopfer

1. So isoliert, wie wir Männerrechtler in vielen Medien dargestellt werden, sind wir in Wahrheit nicht. Wie gestern die Tagesschau in einem auf ihrer Startseite verlinkten Beitrag über Stalking und Partnerschaftsgewalt meldete, wünschen sich rund zwei Drittel der Deutschen mehr Hilfsangebote für männliche Opfer und teilen damit eine unserer zentralen Forderungen.

In dem Beitrag von Sonja Peteranderl heißt es weiter:

"Nach der Uni hat sie mir öfter aufgelauert, meine Hand geschnappt und mir in der Öffentlichkeit an den Arsch gegrabscht", sagt Max, der im Großraum Stuttgart lebt und eigentlich anders heißt. Er sei nach der Trennung von seiner Ex-Freundin gestalkt worden, erzählt er im Interview mit dem SWR-Investigativformat Vollbild.

Schon während der Beziehung habe sie ihn kontrolliert, beleidigt und geohrfeigt. Jedes Mal, wenn sie sich getroffen hätten, habe sie sein Smartphone kontrolliert, seine Nachrichten und Fotos durchstöbert. "Ich habe mich sehr nackt gefühlt", sagt Max. "Ich hatte Angst, was Falsches zu tun, irgendwas zu machen, was sie verärgern könnte, sie mir danach eine Strafe gibt."

Männer sind bei Stalking und Beziehungsgewalt in den meisten Fällen die Täter. Doch wie Vollbild-Recherchen zeigen, sind auch in Deutschland viele Männer von Cyberstalking, Stalking und Beziehungsgewalt betroffen.


(Tatsächlich sind Männer weder beim Stalking noch bei Beziehungsgewalt überwiegend Täter. Auch die Tagesschau bezieht sich ausdrücklich nur auf das durch Strafanzeigen erfasste Hellfeld.)

Die britische Netflix-Erfolgsserie "Baby Reindeer", die kürzlich mit sechs Emmys ausgezeichnet wurde, macht das Problem sichtbar: Ein junger Mann wird von einer Frau gestalkt und von einem Mann vergewaltigt. In Großbritannien löste die Mini-Serie einen sogenannten "Baby-Reindeer"-Effekt aus: Mehr junge Männer wandten sich an Beratungsstellen für gewaltbetroffene Männer.

In Deutschland existieren zu wenige Beratungsstellen für männliche Betroffene von Beziehungsgewalt, um einen ähnlichen Effekt nachzuweisen. Dennoch könnte die Serie auch deutschen Betroffenen helfen: "Im Grunde ist uns jede mediale Darstellung, jeder Bericht, jede Serie sehr recht, weil wir wissen, das führt dazu, dass Leute anfangen, darüber zu reden und merken, dass sie Ähnliches erlebt haben", sagt der Psychologe Björn Süfke, der das Hilfetelefon "Gewalt an Männern" mit aufgebaut hat.

Das 2020 gegründete Hilfetelefon ist eine der wenigen Beratungsstellen in Deutschland, die sich speziell an gewaltbetroffene Männer richten. Mehrere Tausend Männer wenden sich jährlich an die Hotline - weil sie in Beziehungen kontrolliert, gestalkt, bedroht oder geschlagen werden. Manche erzählen auch von sexualisierten Übergriffen.

Doch nur ein Bruchteil der Männer, die Beziehungsgewalt erleben, wendet sich an Beratungsstellen oder Polizei. Traditionelle Rollenbilder verhindern oft, dass Männer Hilfe suchen und Unterstützung bekommen - das kann Beziehungsgewalt gegen Männer unsichtbar machen. "Sich als Opfer zu definieren, ist wie ein Einschnitt in die eigene Männlichkeit", sagt Süfke. "Du Opfer" sei heute das "schlimmste Schimpfwort auf Schulhöfen".


Das mag stimmen, aber traditionelle Rollenbilder sind nur einer von vielen Gründen dafür, die Männer davon abhalten, Unterstützung zu bekommen. In meinem Buch "Sexuelle Gewealt gegen Männer" führe ich insgesamt 20 dieser Gründe auf. Es ist bezeichnend, dass davon "Männer sind selbst schuld" kontinuierlich in den Vordergrund gerückt wird. Einige weitere Gründe lassen sich aber bereits einem kritischen Gegenlesen des Tagesschau-Beitrags entnehmen: Zahllosen Frau-als-Opfer-Filmen, Büchern und Serien steht ein einsames "Baby Reindeer" gegenüber. Es gibt kaum Anlaufstellen für männliche Opfer. Und diejenigen Aktivisten, die auf diesen Misstand seit Jahrzehnten hinweisen und die deshalb besonderes Expertenwissen vorweisen können, werden natürlich auch von der Tagesschau totgeschwiegen.

"Männer benötigen zumindest gefühlt einen längeren Leidensdruck als Frauen, bis sie sich dazu durchringen, Anzeige zu erstatten", beobachtet das Landeskriminalamt Sachsen. Doch auch Polizeien sind noch nicht genug für männliche Betroffene von Gewalt sensibilisiert, wie Interviews der Redaktion "Vollbild" mit Betroffenen und Experten belegen.


Und das kaum zwei Jahrzehnte, nachdem Männerrechtler darauf aufmerksam gemacht haben: wie etwa MANNdat 2007 in einem auch als Pressemitteilung veröffentlichten offenen Brief an den nordrhein-westfälischen Innenminister.

Auch Clemens berichtet im Interview, er sei von seiner Ex-Freundin geschlagen worden. Einmal sei es so heftig gewesen, dass er die Polizei rufen wollte. Seine Freundin habe gesagt: "Ja, mach doch, was glaubst du denn, wem die eher glauben, dem großen breiten Kerl oder dem kleinen süßen Mädchen?" Als Clemens später doch noch eine Anzeige gegen sie stellen wollte, habe ein Polizist ungläubig reagiert, als er erfahren habe, dass der Täter eine Frau sein soll, erzählt Clemens.


Wow. Unsere Beamten könnten es seit über 20 Jahren besser wissen, aber die Uniformierten sind uninformiert, weil unsere Leitmedien zu beschäftigt damit waren, auf Männerrechtler einzudreschen, statt die Allgemeinheit über die von uns recherchierten Fakten aufzuklären.

Das Hilfetelefon "Gewalt an Männern" soll eigentlich nur eine erste Anlaufstelle sein. "Viele Männer brauchen natürlich weitergehende Beratung oder eben Schutz", sagt Süfke. "Dann müssen wir ganz oft sagen: Die nächste Möglichkeit ist 300 Kilometer entfernt." Derzeit existieren in ganz Deutschland nur ein Dutzend Männer-Schutzwohnungen, in die sich Betroffene von Stalking oder Beziehungsgewalt flüchten können mit insgesamt nur Plätzen für 43 Männer. "Das ist ein Tropfen auf den heißen Stein", sagt Süfke.

Im Auftrag von "Vollbild" hat Infratest dimap exklusiv in einer repräsentativen Umfrage die Deutschen zum Thema Stalking und häusliche Gewalt gegen Männer befragt. Die Ergebnisse sind überraschend deutlich: 72 Prozent der Deutschen sind der Ansicht, das Thema Stalking und häusliche Gewalt gegen Männer werde nicht ernst genug genommen. 75 Prozent finden, es bräuchte mehr Aufklärung und Information sowie mehr Hilfs- und Beratungsangebote.

"Derzeit existieren weder für gewaltbetroffene Frauen noch für gewaltbetroffene Männer ausreichend Unterstützungsangebote", bestätigt auch das Bundesfamilienministerium auf Anfrage von "Vollbild". Dem Ministerium zufolge soll daher das sogenannte Gewalthilfegesetz auf den Weg gebracht werden, drei Millionen Euro seien für 2025 für Präventionsmaßnahmen eingeplant.


Hier hätte ich nachgefragt, wieviel von diesen 25 Millionen Frauen und wieviel Männern zugute kommen soll. Frühere "Präventionsmaßnahmen" dieses Ministeriums waren etliche Plakate, in denen häusliche Gewalt so dargestellt wurde, als handele es sich um Männergewalt gegen Frauen.

Auch beim Hilfetelefon "Gewalt an Männern" kommt es vor, dass Männer in Not niemanden erreichen. Der Hotline fehlt es Björn Süfke zufolge an Geld und an Beratern. Es gibt nur eine Leitung - die ist nur tagsüber unter der Woche besetzt. "Die Kolleginnen vom Hilfetelefon 'Gewalt gegen Frauen' haben uns schon berichtet, dass sie das deutlich merken am Wochenende und abends, dass wir nicht besetzt sind, weil dann die Männer in Ermangelung einer Anlaufstelle beim Hilfetelefon 'Gewalt gegen Frauen' anrufen“, sagt Süfke.

Auch als Clemens versucht habe, Beratungsstellen anzurufen, seien diese alle besetzt gewesen. "Man fühlt sich machtlos", erzählt er. "Man fühlt sich allein gelassen und hat das Gefühl, durch das System durchgefallen zu sein."


Das ist nicht nur ein Gefühl. Das System ist auf Männer wie Clemens nicht ausgerichtet.

In den letzten Absätzen des Beitrags heißt es:

Die Initiative "Was los mit dir" von "Krisenchat", einem Beratungsdienst für junge Menschen, versucht Jungen und Männer dort zu erreichen, wo sie sich aufhalten: Auf Plattformen wie Twitch oder Youtube oder auf Veranstaltungen wie der Computerspielemesse Gamescom. Das junge Team arbeitet auch mit Youtubern und Influencern zusammen, die öffentlich über Gefühle, Depressionen, Suizidgedanken oder Stalking sprechen. "Das hat sich in den letzten Jahren wirklich stark verändert, immer mehr Leute sind öffentlich gegangen", sagt der Psychologe Elias Jessen von Krisenchat. "Das ist für uns auch etwas, was uns sehr viel Mut macht, wo wir einhaken wollen."

Das Krisenchat-Team will Tabus brechen, Männer dabei unterstützen, sich zu öffnen. Max erzählt, er habe während seiner Gewaltbeziehung keinem seiner Freunde davon erzählt. Erst nach drei Jahren habe er es geschafft, den Kontakt zu seiner Ex-Freundin abzubrechen. Zuvor habe er das Gefühl gehabt, der Frau einfach ausgeliefert zu sein. "Wenn ich flüchte, war ich in ihren Augen ein Weichei", erzählt er. "Wenn ich nicht geflüchtet bin und zurückgeschlagen hätte, dann hätte ich eine Klage am Hals, zu Recht."


Die "Vollbild"-Doku, auf die die Tagesschau immer wieder verweist, findet man hier. Sie ist eindrucksvoll. Unter anderem berichtet darin zwei Männer, wie sie zu Sex gezwungen worden sind, und es wird tatsächlich erwähnt, dass es bei männlichen Opfern ein erhebliches Dunkelfeld gibt. Der Zeitpunkt der linearen Ausstrahlung (am Donnerstag, 7. November 2024, ab 1:05 Uhr im Fernsehprogramm des SWR) zeigt allerdings auch, wie wichtig den Öffentlich-Rechtlichen dieses Thema ist. "Häusliche Gewalt. Warum schlagen Männer zu" hingegen lief natürlich um 18:30 Uhr im ZDF.

Trotz meiner grantigen Anmerkungen ist die Existenz des aktuellen "Vollbild"-Beitrags und seine Verlinkung durch die Tagesschau ein weiterer Schritt nach vorne. Die "Vollbild"-Sendungen werden ja vielfach nicht linear gesehen, sondern über die ARD-Mediathek und Youtube. (Ich selbst habe dort eine solche Sendung zum Thema Deepfake Pornografie entdeckt, worüber ich gerade ein Buch schreibe.)

Es würde mich freuen, wenn wir Männerrechtler Initiativen wie "Krisenchat" den Weg bereitet hätten.



2. Seit Jahren warten die Opfer sexueller Gewalt auf angemessene Entschädigung durch die Kirche. Betroffenen-Organisationen werfen den Verantwortlichen nun Verzögerungstaktik vor.



3. "Die meisten Männer sind grottige Liebhaber", schlagzeilt Zeit Online. (Keine Verlinkung, ich will dieses alberne Clickbait nicht auch noch belohnen.)



Dienstag, Oktober 08, 2024

"Unter starkem gesellschaftlichen Druck sind Männer die Hauptbetroffenen der Einsamkeits-Epidemie"

Heute möchte ich einen von mir übersetzten Beitrag im Volltext bloggen, der dieser Tage von Professor Alvin Thomas und Quinn Kinzer auf der Nachrichtenplattform The Conversation veröffentlicht worden ist. Nachdem es auf Genderama gestern darum ging, dass Männern bestimmte Gefühle unterstellt werden, um ihre politischen Anliegen damit abzutun, dreht sich der Beitrag heute darum, wie unsere Gesellschaft die tatsächlichen Gefühle von Männern oft ignoriert.



Wenige Wochen bevor Justin Bieber und seine Frau Hailey im Mai 2024 bekannt gaben, dass sie schwanger ist, postete die Pop-Ikone ein Selfie, auf dem er den Tränen nah und verzweifelt wirkt.

Während sich die Aufmerksamkeit der Medien schnell auf die Schwangerschaft richtete, wurde der Bedeutung eines männlichen Prominenten und werdenden Vaters, der seine Verletzlichkeit öffentlich mitteilt, wenig Beachtung geschenkt.

Dennoch ist Biebers Social-Media-Post bemerkenswert, weil er seinen inneren Kampf sichtbar macht.

Emotionaler Schmerz wird mit ernsthaften Gesundheitsproblemen in Verbindung gebracht. Doch die Öffentlichkeit reagiert auf männliche Äußerungen von Emotionen und Verletzlichkeit oft verharmlosend, wenn nicht gar ablehnend. Als Reaktion auf Biebers tränenreichen Post bezeichnete Hailey ihn zum Beispiel als "hübsche Heulsuse".

Vor einem Jahr veröffentlichte der kanadische Rapper Dax den Song "To Be a Man". Damals sagte er: "Das ist ein Song, in den ich mein Herzblut gesteckt habe. Ich bete, dass es jeden erreicht, der es braucht."




[Ich hatte das Video zu dem Song damals schon auf Genderama verlinkt. Inzwischen hat es knapp 700.000 Likes auf Youtube erhalten. - A.-H.]



Die Botschaft des Liedes ist auch heute noch aktuell. Er enthält den Text:

"Ja, ich weiß, das Leben kann dich wirklich fertig machen. // Du willst schreien, aber du gibst keinen Laut von dir. // Du hast so viel Gewicht, das du in dir trägst. // Aber du zeigst keine Emotionen, als Mann, sie bleiben unausgesprochen."

Als Forscher, die sich mit der Vaterschaft und der Rolle der Männer in ihren Familien beschäftigen, erkennen wir die Einsamkeit und den Schmerz in diesen Texten. Wir haben von Vätern gehört, wie schwer es ist, ihre Gefühle unter Kontrolle zu behalten.

In einer kürzlich von uns durchgeführten Studie mit 75 neuen und werdenden schwarzen Vätern sprachen sie von der Notwendigkeit, individuelle und kollektive Traumata zu verarbeiten. Dies, so sagten sie, würde letztlich zur Unterstützung ihrer Familien beitragen. Sie gaben jedoch an, dass Ressourcen zur Unterstützung von Männern in Bezug auf ihre psychische Gesundheit oft nicht verfügbar oder sehr begrenzt sind. Sie sagten, sie fühlten sich für Gesundheitsdienstleister oft unsichtbar.

"Als Vater und Mann", so ein Teilnehmer der Studie, "muss man den Frieden wahren und nach außen hin stark sein. Aber innerlich brichst du zusammen.“

Dax' Texte und unsere Forschung spiegeln eine anhaltende Herausforderung für die soziale Gesundheit wider - das ohrenbetäubende Schweigen, das die psychische Gesundheit von Männern in der Regel umgibt.



Der Tribut, den Männer ihre Isolation kostet

Im Mai 2023 veröffentlichte der Leiter des US-amerikanischen Gesundheitswesens Dr. Vivek Murthy einen Bericht, in dem er auf eine Epidemie von Einsamkeit und Isolation im Land hinwies. Unsere Forschung bestätigt diese Plage.

Da die sozialen Unterstützungsnetze von Männern - Kollegen, Familie, enge Freunde aus der Kindheit - oft weniger stabil sind als die von Frauen, sind Männer unverhältnismäßig stark von dieser Epidemie betroffen. Die daraus resultierende Einsamkeit hat sehr reale gesundheitliche Folgen.

In Murthys Bericht wird Einsamkeit mit negativen gesundheitlichen Folgen in Verbindung gebracht, darunter ein "um 29 % erhöhtes Risiko für Herzerkrankungen, ein um 32 % erhöhtes Risiko für Schlaganfälle und ein um 50 % erhöhtes Risiko für die Entwicklung von Demenz bei älteren Erwachsenen. Außerdem erhöht ein Mangel an sozialen Kontakten das Risiko eines vorzeitigen Todes um mehr als 60 %."

Obwohl sich Murthys Bericht sowohl auf Männer als auch auf Frauen konzentriert, zeigen Untersuchungen, dass Männer seltener als Frauen psychosoziale Dienste in Anspruch nehmen. Außerdem haben Männer eine negativere Einstellung gegenüber der Inanspruchnahme von Hilfe und brechen die Behandlung häufiger vorzeitig ab.

Angesichts dieser Folgen könnte sich eine fürsorgliche Gesellschaft fragen: Warum tragen Männer die Hauptlast dieses Gesundheitsrisikos, und was kann dagegen getan werden?



Den Wert von Männern über den Broterwerb hinaus neu denken

Viele Faktoren können dazu beitragen, dass Männer sich isoliert und unbeteiligt fühlen.

In seinem Song "To Be A Man" weist Dax auf einen wichtigen Faktor hin:

"Als Mann müssen wir unseren Weg ebnen. // Unsere einzige Funktion ist zu arbeiten und zu schuften. // Es gibt keinen Respekt für dich, wenn du nicht bezahlt wirst. // Du wirst als Mensch missachtet und kannst dich nicht beschweren."

Traditionelle Definitionen von Männlichkeit betonen die Bedeutung der Rolle des Mannes als Ernährer.

Eine unsichere Wirtschaft und immer teurere Wohnungs- und Lebensmittelpreise machen es für viele Männer schwer, finanziell für eine Familie zu sorgen. Diese Faktoren untergraben auch das Selbstwertgefühl der Männer und tragen zu Einsamkeit und Gefühlen der Isolation bei.

Als Partner und Väter werden Männer immer noch oft als mangelhaft wahrgenommen, wenn sie nicht für den Lebensunterhalt sorgen können. Und die gesellschaftlichen Normen betonen, dass sie für ihre Fähigkeit, für ihre Kinder zu sorgen, nicht wertgeschätzt werden, auch wenn sie sich mehr als je zuvor an der Erziehung ihrer Kinder beteiligen.

Diese Wahrnehmung ist fernab der Wirklichkeit.

Unseren Untersuchungen zufolge spielen Männer als Betreuer im Leben ihrer Kinder eine wichtige Rolle und üben einen starken Einfluss auf die Gesundheit und das Wohlbefinden der Kinder aus. Männer finden auch in ihrer Rolle als Väter einen Sinn.

Wie Dax sagt:

"Als Mann ist unser Sohn unser Horizont."



Der Preis der unterdrückten Verletzlichkeit

Abgesehen vom Leistungsdruck müssen Männer auch mit hartnäckigen Stereotypen fertig werden, die ihnen vorschreiben, stoisch zu sein und ihre Ängste und Traurigkeit für sich zu behalten.

Auch hier sind die Geschlechternormen überholungsbedürftig. Jungen und Männer müssen sich wohl fühlen, wenn sie der Welt ihr wahres, authentisches Ich zeigen. Wenn sie ihre Verletzlichkeit unterdrücken, ist das ein Hindernis für die Suche nach Hilfe. Außerdem werden dadurch die Stigmatisierung und die Epidemie der Einsamkeit aufrechterhalten.

Es gibt ein komplexes Zusammenspiel zwischen den Annahmen und Überzeugungen der Gesellschaft über Männer und Vaterschaft.

Folglich suchen Männer seltener als Frauen psychosoziale Dienste auf. Infolgedessen werden Männer von Gesundheitsdienstleistern eher unterdiagnostiziert oder falsch diagnostiziert. Wenn Gesundheitsressourcen zur Verfügung gestellt werden, sind sie zudem oft nicht auf die Bedürfnisse von Männern zugeschnitten.

Gesellschaftliche Erwartungen können einen unerträglichen Druck auf Männer ausüben. Und die am stärksten marginalisierten Gruppen, wie schwarze Väter mit niedrigem Einkommen, tragen eine unverhältnismäßig hohe Last, wie Untersuchungen zeigen. Besonders deutlich wurde dies während der COVID-19-Pandemie, als schwarze Väter, die in risikoreichen und wichtigen Berufen arbeiten, der Unterstützung ihrer Kinder und Familien Vorrang vor ihrem eigenen Infektionsrisiko und ihrer psychischen Gesundheit einräumten.

Da Männer ihre Rollen innerhalb von Familien und Gemeinschaften immer wieder neu definieren, ist es wichtig, dass die Gesellschaft einen Raum schafft, der ihre Verletzlichkeit und ihre volle Menschlichkeit in allen sozialen Rollen anerkennt und akzeptiert.

Männer brauchen ein Ventil für ihren Schmerz. Sie würden von Beziehungen - mit Partnern, Familie und Freunden - profitieren, die sie in Zeiten der Freude und bei emotionalen Herausforderungen unterstützen und nähren. Ihre Einsamkeit wird weiterhin unverhältnismäßig groß sein, wenn sie nicht das notwendige Angebot für Einrichtungen zur Versorgung seelischer Gesundheit haben.

Männer können in Erwägung ziehen, sich in ihren Gemeinden, in Online-Gruppen und in ihren Kirchen an niedrigschwelligen Diskussionsgruppen zu beteiligen. Sie können auch einen Therapeuten persönlich oder online für einführende Sitzungen aufsuchen, um die therapeutische Interaktion zu testen, bevor sie ein dauerhaftes Muster solcher Dienstleistungen aufbauen.

In "To Be a Man" singt Dax:

"Kein Wunder, dass die meisten Männer so deprimiert sind. // All die Dinge, die sie nicht ausdrücken können. // Es ist der Kreislauf des Lebens, als Mann versorgst du. // Sie wissen nicht, was du wert bist, bis zu dem Tag, an dem du stirbst."

Während sich die Biebers auf das Leben als Eltern einstellen, findet Justin vielleicht Menschen, mit denen er über seine Erfahrungen und Gefühle sprechen kann, Menschen, die ihn voll und ganz sehen und schätzen. Und wir hoffen, dass dies auch für jeden Mann und Vater gilt, der sein Leben außerhalb des Rampenlichts lebt und das Beste für sich und seine Familie tut.




Montag, Oktober 07, 2024

Schweiz: Sozialdemokratische Partei fordert Gleichstellung für Männer

1. Die SP Basel möchte "Gleichstellungsanliegen rund um Männer geschlechterreflektiert in den Blick nehmen". So sieht das nach deren Vorstellung aus:

Stereotype Männlichkeitsbilder führen zu ungesundem Verhalten, zu einer höheren Suizidrate und zu einer tieferen Lebenserwartung von Männern. Die jährlichen Kriminalstatistiken zeigen, dass Gewalt überdurchschnittlich oft von Männern ausgeübt wird – sowohl Gewalt an Männern, wie auch an Frauen und queeren Personen. Die SP-Fraktion fordert ein Kompetenzzentrum zur geschlechterreflektierten Männerarbeit, das Expertise insbesondere für die Gesundheits- und Gewaltprävention aufbaut. Dieses Wissen soll Verwaltungseinheiten (z.B. Polizei, Schulen), Gesundheitseinrichtungen, Beratungsstellen, Unternehmen und sonstigen Institutionen zur Verfügung gestellt werden. Die Anzugstellerin Melanie Nussbaumer erläutert: "Gibt es mehr Kompetenzen und Ressourcen für einen konstruktiven Umgang mit Männlichkeitsvorstellungen, die zu ungesundem und problematischem Verhalten führen, profitieren alle davon – Männer, Frauen und queere Personen."

(…) Um Gleichstellung zu erreichen, ist die Umverteilung von Care-Arbeit zentral. Der frühe Einbezug der Väter ab Beginn der Schwangerschaft beeinflusst ihr väterliches Engagement. In der vorgeburtlichen Gesundheitsversorgung und den Institutionen der frühen Kindheit ist die Etablierung einer "Väterfreundlichkeit" wichtig für das aktive Engagement von Vätern. Anzugstellerin Barbara Heer fordert daher Gutscheine in einem Wert von 150 Franken für werdende Väter für Geburtsvorbereitungskurse.


Der Antrag liegt seit Mitte August vor, aber jetzt berichtet die Schweizer Presse. Da darf dann sogar mal ein Mann bei der Frage zu Wort kommen, wie Männerpolitik aussehen könnte:

Matthias Luterbach ist Wissenschaftler an der Universität Basel und forscht zum Thema Männlichkeit. Er begrüsst die Idee eines solchen Kompetenzzentrums gegenüber der "Basler Zeitung" sehr.

(…) Luterbach stellt fest, dass es unter den Männern unterschiedliche Meinungen zur Gleichstellung gibt. Einige sehen darin Vorteile für sich selbst: Sie wollen nicht mehr nur als Ernährer fungieren, sondern auch aktiv am Familienleben teilnehmen. Andere fühlen sich jedoch durch die Veränderungen verunsichert und haben Angst vor dem Unbekannten.


Rational bedingte Kritik an der aktuellen Gleichstellungspolitik scheint es demnach nicht zu geben, lediglich "Angst" und "Unsicherheit".



2. Die Frankfurter Allgemeine beschäftigt sich mit der Auswirkung von Gleichstellung auf Partnerschaften: "Sie macht Karriere, er hat das Problem." Auch hier erscheinen Männer negativen Emotionen ausgeliefert, diesmal "Unsicherheit, Neid und niedrigem Selbstwertgefühl." Im Verlauf des Artikels werden noch Angst und Wut hinzukommen.

In dem FAZ-Artikel heißt es weiter:

Während die Frauen seit hundert Jahren für ihre neue Rolle in einer emanzipierten Welt kämpfen, haben sich wenige Menschen Gedanken darüber gemacht, was das für die Männer bedeutet. Das alte Skript, nach dem der Mann stark und erfolgreich, Hauptversorger und Familienoberhaupt zu sein hatte, wurde abgeschafft und hat eine Lücke gelassen. Der propagierte "neue Mann" ist vor allem ein Wunschbild der Frauen. Ein Partner, sanft und voller Verständnis, der die Partnerin unterstützt, sich zu gleichen Teilen wie sie um Kinder und Haushalt kümmert. Hier und da funktioniert das Modell hervorragend, da geht der Mann auf in seiner vorbildhaften Rolle. Diese Einzelfälle verändern aber noch nicht die Gesellschaft. "Männer, die bereit sind, für ihre Frauen in die zweite Reihe zu treten, sind auch heute in der Minderheit", sagt Martina Lackner.

Generell haben Männer eher das Gefühl, ihnen wird etwas weggenommen von den aufstrebenden Frauen. Macht. Karriere. Wohlstand. Aber auch die Identität. Sie hören vom männlichen Privileg, das sie seit Jahrhunderten genießen, und bekommen nur Frauenförderung und Quotenregelungen zu spüren, hören von den Personalberatern: "Wir suchen weiblich, jung, am besten mit Migrationshintergrund." Daneben fordert die Gesellschaft auch noch von ihnen, sie sollten endlich mehr Care-Arbeit leisten. Schrubben, putzen, Windeln wechseln. Das alles empfinden sie als sehr ungerecht.


Als roter Pfaden zieht sich durch den Artikel, dass männliche Emotionen "der Wirklichkeit" gegenübergestellt werden. Konsequenterweise kann als politische Forderung nur eine Form von Psychotherapie abgeleitet werden:

Trotzdem schlagen die Forscher Alarm: Der Mann ist am Ende. Wir müssen uns um ihn kümmern. (…) Unternehmen sollten unbedingt Programme entwickeln, die das Selbstbewusstsein der Männer stärken. "Nichts empfinden Männer bedrohlicher als hochkompetente Frauen. Das schürt Ängste und Aggressionen."


Das erinnert an die fünfziger Jahre und die Zeit davor, als Frauen, die unter unzureichender Geschlechterpolitik litten, als mehr oder weniger geistesgestört diffamiert wurden. Erzählungen wie "Die gelbe Tapete" sind Hinterlassenschaften dieser Zeit.

Auch die FAZ würde nicht über die Nöte der Männer schreiben, wenn diese nicht in Scharen den derzeitigen "politischen Eliten" abwandern würden:

Denn was tun die frustrierten Männer? Sie suchen sich als Vorbilder Kerle, die eine aggressive Männlichkeit kultivieren. So erklärt sich der Erfolg des chauvinistischen Influencers Andrew Tate oder auch eines Donald Trump. Die sprechen aus, was andere kaum zu denken wagen, und vermitteln den Männern die Botschaft: Kämpft um eure Rechte! Setzt euch hinweg über die politische Korrektheit der Eliten!


Männer, die für ihre Rechte kämpfen, sind in den deutschen Medien nach wie vor negativ besetzt.



3. Der Berliner Tagesspiegel schlagzeilt zum Nahost-Konflikt: "Die Männer haben versagt." Eine der Interviewten gibt folgendes zum Besten:

Frauen bilden 50 Prozent der palästinensischen Bevölkerung und wir bezahlen den Preis des Krieges. Wir sind es, die sich um die Familien kümmern, um die Verwundeten. Ich glaube, wenn Frauen an Verhandlungen beteiligt gewesen wären, wäre es nicht so weit gekommen wie jetzt.


Das erinnert mich an einen Spiegel-Online-Artikel vom Juni. Damals konnte man dort folgendes über Annalena Baerbock lesen, die gerade ihre zehnte Nahost-Reise seit dem 7. Oktober absolviert hatte:

Welche "diplomatische Hebelkraft" sie in den Libanon mitbringe, um einen umfassenden Krieg zwischen Israel und Libanon zu verhindern, will ein Zuhörer (…) von Baerbock wissen. Ihre Antwort wirkt ausweichend. Sie sei ja die erste Frau an der Spitze des Auswärtigen Amts betont Baerbock und zitiert Studien, wonach Verhandlungen nachhältigere Ergebnisse brächten, wenn Frauen mit am Tisch säßen.


Gibt es gar kein Thema mehr, das von Politik und Medien nicht in den Raster des minderwertigen Mannes und der höherwertigen Frau gepresst wird? Inzwischen erschent geradezu verwunderlich, dass zwischen Israel und dem Libanon Krieg herrscht, obwohl Baerbock doch eine Frau ist. Aber vermutlich liegt das nur an der Übermacht des Patriarchats.



4. In Bremen hat eine 18-Jährige einen "langersehnten Traum" verwirklicht: ein Café nur für Frauen.



5. Das Wochenmagazin Washington Examiner hat sich angeschaut, was die Partei der Demokraten in den USA den Männern anzubieten hat:

Es ist kein Geheimnis, dass die Demokratische Partei ein Problem mit männlichen Wählern hat. Wenn man den Umfragen Glauben schenken darf, hängt jede Hoffnung der Partei auf einen Sieg bei den Präsidentschaftswahlen davon ab, dass sie Frauen auf Kosten der Männer anspricht.

Doch aus Sorge, dass die mangelnde Anziehungskraft von Vizepräsidentin Kamala Harris auf Männer sich bei den Präsidentschaftswahlen als fatal erweisen könnte, versuchen die Harris-Kampagne und die Demokratische Partei neu zu definieren, was es bedeutet, männlich zu sein, und die neue Definition ist praktisch die männliche Version von "in der Küche bleiben".

In ihrem jüngsten lächerlichen Interview als MSNBC-Kommentatorin verbreitet die ehemalige Pressesprecherin des Weißen Hauses, Jen Psaki, das Evangelium der neuen Männlichkeit, indem sie Kamala Harris Ehemann, Doug Emhoff, dafür lobt, dass er "die Wahrnehmung von Männlichkeit neu gestaltet", indem er "ein unterstützender Ehepartner" ist.

Das Interview ist unglaublich unangenehm anzuschauen, vor allem wegen Emhoffs unbeholfenem Lächeln und seiner Antwort, er sei "schon immer so gewesen", aber Psakis Softball-Frage ist der weitaus interessantere und aufschlussreichere Teil des Austauschs.

Sieht man einmal von Emhoffs Geschichte der ehelichen Untreue ab, die seine erste Ehe zerstörte (kaum das Bild einer männlichen Tugend), zeichnet Psaki das Bild, dass Männer in dieser neuen Vorstellung von Männlichkeit ihre eigenen Ambitionen und Ziele denen der Frauen in ihrem Leben unterordnen müssen, um ein "unterstützender Ehepartner" zu sein. Diese Botschaft, sich hinzusetzen und die Klappe zu halten, ist das feministische Äquivalent zu dem Klischee, dass Männer Frauen barfuß, schwanger und in der Küche haben wollen.

Heute sind Männer, insbesondere jüngere Männer, in wirtschaftlicher und sozialer Hinsicht angeschlagen. Die Erwerbsquote der Frauen ist in den letzten zehn Jahren um sechs Punkte gestiegen, während sie bei den Männern völlig stagniert und die während der Rezession 2008 verlorenen Arbeitsplätze nie wieder aufgeholt hat. Immer weniger Männer besuchen ein College. Gruppen, die einst die Triebfeder für männliches soziales Engagement waren, wie zum Beispiel Gewerkschaften und urschenschaften, haben in den letzten Jahrzehnten einen enormen Mitgliederrückgang zu verzeichnen, und fast 20 % der jungen Männer unter 34 Jahren leben immer noch bei ihren Eltern und weisen ein höheres Maß an Einsamkeit und Selbstmordgedanken auf.

Psaki, Emhoff und Gouverneur Tim Walz (D-MN), das andere gesalbte Modell der demokratischen Männlichkeit, tun nichts, um die kulturellen Probleme anzugehen, die Männer plagen. Ihre Antwort besteht darin, neu zu definieren, was Männlichkeit ist. Dies ist die neu definierte Männlichkeit, für die Psaki Emhoff als Vorbild gelobt hat: Eine Männlichkeit, die Ehrgeiz und Zielstrebigkeit meidet und als Bild der männlichen Tugend den Flanell-tragenden Fußballgucker erklärt, der nicht im Weg steht.

Es ist schwer, sich ein schlechteres Angebot an männliche Wähler vorzustellen, die sich zurückgelassen und ignoriert fühlen, aber die Botschaft ist klar: Die Demokraten wollen, dass Männer sich hinsetzen, die Klappe halten und es genießen.


Für alle, die das nicht schaffen, hat die FAZ bestimmt noch ein paar "Programme, die ihr Selbstbewusstsein stärken" im Angebot. Nur auf die tatsächlichen Wünsche und politischen 'Forderungen vieler Männer wird nicht eingegangen. Denn die sind ja offenkundig irrational.



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