Mittwoch, November 06, 2024

Netflix-Serie mit versteckter Kamera zeigt, wie Mann 20 Jahre von seiner Frau geschlagen wird

1. Die Schweizer Zeitung "20 Minuten" berichtet über häusliche Gewalt gegen Männer. Aufhänger für den Artikel ist die britische Netflix-Serie "My Wife, My Abuser", die mit Aufnahmen einer versteckten Kamera zeigt, wie ein Mann 20 Jahre lang von seiner Frau misshandelt wurde. (Die Kamera war eine sogenannte Nanny Cam, mit der man Hausangestellte überwacht.)

Die Misshandlungen erstreckten sich über mehrere Jahre und waren regelmässig, teils mehrmals pro Tag. Nach der Inhaftierung von Sheree meinte Richard gegenüber den Medien: "Ich habe mich damit abgefunden, dass ich mich nie vollständig von ihrem Missbrauch erholen werde, und dass dieser dauerhafte, schädliche Auswirkungen auf mein Leben und das meiner Familie haben wird."

(…) Auf Social Media wird die Dokumentation diskutiert und Userinnen und User äussern ihr Mitgefühl und sind schockiert von den erschütternden Szenen. "Ich kann meinen Kummer und Ekel wirklich nicht in Worte fassen. Dieser arme Mann und seine Kinder", schreibt etwa ein Zuschauer. "Mir ist körperlich schlecht. Häusliche Gewalt ist kein geschlechtsspezifisches Verbrechen! Jeder kann Opfer davon werden."


In dem von mir zuerst verlinkten Artikel von "20 Minuten" erfährt man mehr:

Manfred Schneeberger leitet das Männerhaus "Zwüschehalt" in Luzern und setzt sich intensiv mit dem Thema häusliche Gewalt gegen Männer auseinander. Ein Thema, das nach wie vor stark tabuisiert ist, wie er sagt. Und: Während Frauen bei Gewalt in der Beziehung eher auf Verständnis stiessen, werde bei Männern oft erwartet, dass sie stark seien und sich wehren müssten. "Dies führt dazu, dass Männer selten über solche Erlebnisse sprechen oder sich Hilfe suchen – es fehlt oft der gesellschaftliche Raum, in dem Männer offen über häusliche Gewalt sprechen können, ohne als schwach zu gelten. Oft leiden Männer lange im Stillen."

(…) Wenn Männer das Männerhaus beträten, seien sie oft erleichtert, dass endlich jemand zuhöre. Das Team von Schneeberger versucht, diesen Männern einen sicheren Raum zu bieten, in dem sie zur Ruhe kommen und wieder Stabilität finden können. "Männer aus jeder Gesellschaftsklasse sind bei uns: Ärzte, Bauarbeiter oder auch Geschäftsführer." Oft meldeten sich zudem weibliche Bezugspersonen der Opfer zuerst bei der Fachstelle: "Es scheint, als fiele es Männern mit einer Freundin oder der Schwester einfacher, sich ehrlich zu den Geschehnissen zu Hause zu äussern."

(…) Wenn Männer das Männerhaus beträten, seien sie oft erleichtert, dass endlich jemand zuhöre. Das Team von Schneeberger versucht, diesen Männern einen sicheren Raum zu bieten, in dem sie zur Ruhe kommen und wieder Stabilität finden können. "Männer aus jeder Gesellschaftsklasse sind bei uns: Ärzte, Bauarbeiter oder auch Geschäftsführer." Oft meldeten sich zudem weibliche Bezugspersonen der Opfer zuerst bei der Fachstelle: "Es scheint, als fiele es Männern mit einer Freundin oder der Schwester einfacher, sich ehrlich zu den Geschehnissen zu Hause zu äussern."


Schön, wenn das, was ich vor 25 Jahren erklärt habe, inzwischen wirklich viele Menschen erreicht. Das bedeutet, dass die Dinge, über die ich heute schreibe, 2049 ein großes Thema sein werden.

Und ja, es wird von den "20 Minuten" wirklich groß aufgemacht: In einem dritten Artikel lässt die Zeitung männliche Opfer ausführlich zu Wort kommen.



2. Eine neue Studie der Universität Portsmouth unterstreicht, wie sehr Menschen häusliche Gewalt durch die Geschlechterbrille wahrnehmen.

Die Untersuchung zeigt, dass die seit langem bestehenden geschlechtsspezifischen Ansichten über Gewalt und Missbrauch in Paarbeziehungen die Wahrnehmung von Opfern und Tätern in Fällen, in denen beide Partner Gewalt ausüben, erheblich beeinflussen. Die geschlechtsspezifischen Sichtweisen beeinflussen nicht nur die öffentliche Meinung, sondern auch professionelle Urteile in juristischen und forensischen Kontexten, was zu unausgewogenen Ergebnissen für Männer und Frauen in Gewaltbeziehungen führen kann.

In der Vergangenheit wurde häusliche Gewalt als ein vorwiegend von Männern begangenes Verbrechen gegen weibliche Opfer verstanden - als ein Instrument der männlichen Kontrolle über die Partnerinnen. Heutige Übersichten zeigen jedoch, dass die häufigste Form der häuslichen Gewalt die Gewaltanwendung durch beide Partner ist. Trotzdem hält sich, wie die Studie zeigt, die traditionelle Sichtweise hartnäckig.

Die im Journal of Forensic Psychology Research and Practice veröffentlichte Studie basiert auf einer Online-Umfrage mit einer Vignette [Darstellung einer hypothetischen Situation], die einen Vorfall von Gewalt gegen Frauen und Männer zwischen einem fiktiven Paar (Kelly und Mark) zeigt, und 12 damit verbundenen Fragen. Insgesamt beantworteten 141 Personen aus der breiten Öffentlichkeit die Aufgabe. In einer Nachbereitungsphase wurde außerdem eine Diskussion mit 11 angehenden forensischen Psychologen geführt, die die Vignette gesehen hatten.

Die Studie ergab, dass viele Teilnehmer zwar den in beide Richtungen erfolgenden Charakter der dargestellten Gewaltszenarien erkannten, ihre Urteile aber dennoch von geschlechtsspezifischen Vorurteilen beeinflusst wurden. Insbesondere wurde Mark nur selten als alleiniges Opfer bezeichnet, selbst wenn er den größten Teil des Missbrauchs erlitt, und Kelly wurde nur selten als Täterin bezeichnet, selbst wenn sie den größten Teil der Gewalt ausübte.

Dr. Dominic Pearson, außerordentlicher Professor für klinische Forschung und Praxis in der forensischen Psychologie, sagt: "Viele Teilnehmer griffen auf vertraute Erzählungen über das Geschlecht zurück, wenn es darum ging, die Schuld zuzuweisen oder zu bestimmen, wer ein größeres Risiko darstellen könnte. Unsere Ergebnisse zeigen, dass diese Vorurteile nicht nur eine Frage der öffentlichen Wahrnehmung sind, sondern auch die Perspektiven derjenigen prägen, die in forensische und juristische Bereiche einsteigen. Das ist ein entscheidender Punkt für die Art und Weise, wie wir Fachleute ausbilden und an Bewertungen von Gewalt in der Partnerschaft herangehen."

Die Ergebnisse der Studie zeigten auch signifikante Unterschiede in der wahrgenommenen Schwere der Verletzungen je nach Geschlecht. Verletzungen von weiblichen Opfern wurden häufig als schwerwiegender eingestuft, selbst wenn die Art der Gewalt gleich war. Dieses Ergebnis steht im Einklang mit der gesellschaftlichen Wahrnehmung, die Weiblichkeit mit Verletzlichkeit und Männlichkeit mit Stärke in Verbindung bringt.

Ein Befragter sagte: "Es besteht die Tendenz, die Gewalt von Frauen als reaktiv oder defensiv wahrzunehmen, während die Gewalt von Männern als aggressiver oder dominanter angesehen wird." Diese Ansichten waren auch bei den zukünftigen Forensikern zu finden, was darauf hindeutet, dass diese Vorurteile in der Berufsausbildung direkt angesprochen werden müssen.

"Die in dieser Studie beobachteten Vorurteile sind tief verwurzelt", erklärt Dr. Pearson. "Sie anzugehen, erfordert nicht nur ein Bewusstsein, sondern auch eine aktive Ausbildung, die die Fachleute dazu anhält, diese geschlechtsspezifischen Annahmen zu erkennen und zu berücksichtigen."

Laut der Studie unterstreichen diese Ergebnisse die Notwendigkeit, eine kritische Diskussion über geschlechtsspezifische Konstruktionen sowohl in die öffentliche Aufklärung als auch in die berufliche Ausbildung zum Thema Gewalt in der Partnerschaft aufzunehmen. Forensische Fachkräfte spielen eine entscheidende Rolle bei der rechtlichen Beurteilung von Fällen häuslicher Gewalt, und die Auseinandersetzung mit inhärenten Vorurteilen könnte zu gerechteren, ausgewogeneren Urteilen führen.

Dr. Pearson fügt hinzu: "Gewalt in der Partnerschaft ist komplex, und wenn man sie mit starren geschlechtsspezifischen Annahmen angeht, besteht die Gefahr, dass die Erfahrungen und Bedürfnisse der Opfer untergraben werden. Das Erkennen und Beseitigen von Vorurteilen bei der Beurteilung von Gewalt in der Partnerschaft ist eine wesentliche Voraussetzung für die Gewährleistung der Gleichbehandlung aller."

Diese Studie trägt zu einer wachsenden Zahl von Veröffentlichungen bei, in denen eine Neubewertung der geschlechtsspezifischen Annahmen beim Verständnis und der Behandlung von Partnerschaftsgewalt gefordert wird. Indem sie diese Normen in Frage stellt, hofft die Forschung, einen Wandel hin zu gerechteren, fundierten Ansätzen anzuregen, die die komplexe Realität von Beziehungsgewalt widerspiegeln.




3. Unter der Schlagzeile "Keine Anrufe, keine Geschenke – Leo (14) will vom Vater nichts mehr wissen" berichtet der Schweizer Tages-Anzeiger über Eltern-Kind-Entfremdung. In dem Artikel spielt auch Oliver Hunziker eine Rolle, der das oben erwähnte Männerhaus "Zwüschehalt" mit begründet hat. Ich hatte ihn dazu 2012 interviewt.



4. Nordrhein-Westfalens Grüne wollen 2012 keine Gender-Debatte mehr. Tim Achtermeyer, neben Yazgülü Zeybek einer der beiden Landesvorsitzenden, erklärte: "Ich bin dafür, dass wir uns in der politischen Mitte auf einen Grundsatz einigen: Wir wollen keine Bullshit-Debatten mehr". Dabei bezog er sich auf Themen wie die Debatte um das Gendern: "Wer gendern will, soll das machen, und wer das nicht will, soll es lassen."

Yazgülü Zeybek und Achtermeyer sprachen sich darüber hinaus für eine differenziertere Herangehensweise in der Migrationspolitik aus. Nachdem Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) und der ehemalige SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert vor Ressentiments in migrantischen Milieus gegenüber Frauen und Schwulen gewarnt hatten, kommentierte Zeybek: “Frauen sind vor allem durch diejenigen bedroht, die ihnen am nächsten stehen. Das sind Ehemänner, Ex-Partner, Verwandte. Häusliche Gewalt ist eine krasse Bedrohung. Das ist aber nicht zwingend ein Problem von bestimmten Nationalitäten oder Religionen."


Oder von einem bestimmten Geschlecht.

5. In Kapstadt siegt ein Mann vor Gericht, nachdem Whats-App-Nachrichten nachweisen konnten, dass seine (inzwischen Ex-)Frau ihm ein Kuckuckskind untergejubelt hatte. Zuvor hatte er jahrelang Unterhalt gezahlt.

Der Vater entdeckte, dass er nicht der biologische Vater war, als er WhatsApp-Nachrichten zwischen seiner früheren Frau und einem Mann, der nur als "Herr MW" identifiziert wurde, fand, in denen er die Mutter aufforderte, "bitte auf mein kleines Mädchen aufzupassen".

In dem Urteil heißt es, dass die außereheliche Affäre stattfand, als der Vater im Ausland arbeitete. Nachdem er die Textnachrichten entdeckt hatte, unterzog er sich zwei Vaterschaftstests.




6. Ach ja, zur Wahl in den USA: Natürlich spielen viele Gründe mit hinein, aber vielleicht hätten die Demokraten männlichen Wählern doch irgendetwas Konkretes anbieten sollen.



Dienstag, November 05, 2024

AfD fordert mehr Schutz für männliche Opfer häuslicher Gewalt

1. Der NDR berichtet:

Für 2023 verzeichnet die Kriminalstatistik Hamburg knapp 3.600 Taten von Partnergewalt. Gut Dreiviertel der Taten, genau 2.740, betrafen demnach Frauen, und knapp ein Viertel Männer. Das geht aus der Antwort des Senats auf eine Anfrage der AfD-Bürgerschaftsfraktion hervor.

(…) Alle Opfer müssten besser geschützt werden, meint die AfD-Fraktion in der Hamburgischen Bürgerschaft. Für betroffene Männer solle Hamburg auch Schutzeinrichtungen schaffen, so ihre Forderung. Solche gibt es bereits in vielen anderen deutschen Städten: in Stuttgart, Leipzig und Köln zum Beispiel.




2. Vom Deutschlandfunk erfährt man zu diesem Thema:

Im vergangenen Jahr hätten sich 533 von häuslicher Gewalt betroffene Männer in den Einrichtungen gemeldet, 2022 seien es noch 421 gewesen. Das gab die Bundesfach- und Koordinierungsstelle Männergewaltschutz BFKM bekannt. Weil die Schutzeinrichtungen voll ausgelastet waren, fanden nur 120 Männer dort Unterschlupf. Ein Ausbau des Hilfesystems für Männer als Opfer häuslicher Gewalt sei notwendiger denn je, heißt es beim BFKM.




3. In Irland erhalten männliche Gewaltopfer Unterstützung von Frauen:

Häusliche Gewalt kann jeden treffen, aber eine Gruppe von Opfern, deren Geschichten oft ungehört bleiben, sind Männer. Jetzt setzt sich eine Gruppe nordirischer Frauen für jedes dritte Opfer häuslicher Gewalt ein, das männlich ist.


(Im kriminalpolizeilich erfassten Hellfeld. Nimmt man das durch etliche Studien erfasste Dunkelfeld hinzu, sind ähnlich viele Opfer Männer wie Frauen.)

Sie fordern Frauen auf, am Samstag, dem 9. November, Stellung zu beziehen und sich mit jenen Männern solidarisch zu zeigen, die das Gefühl haben, dass sie sich nicht äußern können - aus Angst, verurteilt, lächerlich gemacht oder missverstanden zu werden.

Carey Baxter, Vorsitzender der Men's Alliance Northern Ireland, sagte gegenüber Belfast Live: "Nachdem ich das Stigma des häuslichen Missbrauchs durch Männer erkannt hatte, beschloss ich, etwas zu tun, um diese Männer zu unterstützen, und gründete 2018 zunächst eine Facebook-Selbsthilfegruppe mit rund 100 Männern, und jetzt haben wir 1.600 Mitglieder in ganz Nordirland. Viele Männer haben das Gefühl, dass sie anderswo keine Hilfe und keinen Glauben finden und nicht die gleiche Unterstützung erhalten wie Frauen. In Nordirland gibt es auch keine Zufluchtsstätten für Männer, nicht eine einzige."

Eine der beteiligten Frauen, die selbst Opfer von häuslicher Gewalt war, sagte uns: "Viele Männer, die im Stillen leiden, haben Angst, als wütend, schreiend oder störend abgestempelt zu werden, wenn sie sich zu Wort melden. Als Frauen können wir dazu beitragen, ihre Stimmen zu verstärken. Indem wir für sie marschieren, senden wir eine klare Botschaft: Häusliche Gewalt unterscheidet nicht, und männliche Opfer verdienen es, dass man sie sieht, unterstützt und ihnen glaubt - genau wie jedes andere Opfer. Bei dieser Demonstration geht es nicht darum, den Fokus von den Frauen wegzulenken oder ihre Erfahrungen herunterzuspielen. Es geht darum, Raum für alle Opfer zu schaffen, anzuerkennen, dass Gewalt viele Formen annimmt, und zu zeigen, dass wir im Kampf dagegen zusammenstehen - unabhängig vom Geschlecht des Opfers. Indem wir das Bewusstsein schärfen, das Schweigen brechen und gemeinsam das Stigma bekämpfen, können wir männlichen Opfern zeigen, dass sie nicht allein sind und dass auch ihre Stimme zählt."

Eine andere der beteiligten Frauen fügte hinzu: "Ich denke, häusliche Gewalt gegen Männer muss hervorgehoben werden, da sie häufiger vorkommt, als wir sehen. Der Unterschied ist, dass die Männer Angst haben, sich zu melden. Es ist ihnen peinlich, sie schämen sich und wenn sie Opfer von häuslicher Gewalt sind, fühlen sie sich weniger männlich, was nicht der Fall ist. Häusliche Gewalt kennt kein Geschlecht, sie kann jeden treffen. Es gibt gewalttätige Frauen und gewalttätige Männer, aber das hat nichts mit dem Geschlecht zu tun. Wir müssen mehr Männer ermutigen, sich zu melden. Das Stigma muss durchbrochen werden. In Nordirland waren fünf von neun Opfern häuslicher Gewalt männlich, und ich weiß das, weil einer von ihnen mein Vater war. Mein Vater hat sich nicht zu Wort gemeldet, als er in der Öffentlichkeit misshandelt wurde. Die Leute haben gelacht und Videos gemacht, und das war am Tag vor seinem Tod. So viele Männer leiden im Stillen und haben Angst, sich anderen mitzuteilen, weil sie befürchten, dass man ihnen nicht zuhört, sie lächerlich macht oder sie für einen wütenden Mann hält. Wenn eine Frau einen Mann misshandelt, wird die Frage gestellt, was er ihr angetan hat, und diese Frage sollte nicht gestellt werden."




Montag, November 04, 2024

taz besorgt: "Vati soll weniger zahlen"

1. Die Berliner "taz" macht Front gegen eine Neuregelung, die ausnahmsweise mal Männern zugute kommen könnte:

Justizminister Buschmanns geplante Novelle der Unterhaltszahlung an alleinerziehende Mütter wäre schädlich für Kinder und frauenfeindlich. Winken Grüne und SPD das einfach durch?


Hier geht es weiter.



2. Immer mehr Deutsche konsumieren Kokain:

Besonders betroffen sind der Untersuchung zufolge junge Männer zwischen 20 und 39 Jahren. Sie machten im vergangenen Jahr 29.700 der Fälle aus. In der Gruppe der 40- bis 59-jährigen Männer wurden 18.100 Patienten verzeichnet. "Kokain hat einen stimulierenden und aufputschenden Effekt. Deshalb wird es häufig als 'Leistungsdroge' bezeichnet", sagte Marschall.Der vergleichsweise starke Konsum bei jungen Männern könnte auf einen massiven Leistungsdruck hindeuten, dem sie sich offenbar ausgesetzt sehen.




3. Die britische BBC erörtert, warum immer mehr Männer kinderlos bleiben:

Jüngste Untersuchungen haben ergeben, dass es eher Männer sind, die keine Kinder bekommen können, selbst wenn sie es wollen - insbesondere Männer mit geringem Einkommen. Eine norwegische Studie aus dem Jahr 2021 ergab, dass die Rate der männlichen Kinderlosigkeit bei den untersten fünf Prozent der Einkommensbezieher 72 % betrug, bei den Spitzenverdienern aber nur 11 % - eine Kluft, die sich in den letzten 30 Jahren um fast 20 Prozentpunkte vergrößert hat.

(…) In Finnland ist die Wahrscheinlichkeit, unfreiwillig kinderlos zu bleiben, bei den wohlhabendsten Frauen am geringsten, bei Männern mit niedrigem Einkommen dagegen am höchsten. Das ist eine große Veränderung gegenüber der Vergangenheit. (…)Soziologen bezeichnen es als "Selektionseffekt", wenn Frauen bei der Partnerwahl dazu neigen, sich einen Partner aus der gleichen oder einer höheren sozialen Schicht zu suchen.

(…) In 70 % der Länder der Welt sind Frauen besser ausgebildet als Männer, was zu dem führt, was die Soziologin Marcia Inhorn aus Yale als "Paarungslücke" bezeichnet hat. In Europa bedeutet dies, dass Männer ohne Hochschulabschluss die Gruppe sind, die am ehesten kinderlos bleibt.

(…) In der norwegischen Studie aus dem Jahr 2021 wird festgestellt, dass eine beträchtliche Anzahl von Männern „zurückgelassen“ wird, und es wird behauptet, dass „die Kinderlosigkeit unter den ärmsten Männern am höchsten ist“ und dass „diese Ungleichheit bei der Fruchtbarkeit im Laufe der Zeit zugenommen hat“. Den Autoren zufolge "ist zwar bereits viel über die weibliche Fruchtbarkeit bekannt, aber relativ wenig über die männliche Fruchtbarkeit".


Wie bei zig anderen Themen auch hat man sich Jahrzehnte lang allein um weibliche Betroffene gekümmert ("Patriarchat").

Ein weiterer Grund für die sinkenden Geburtenraten, so Straub und Hadley, könnte die Tatsache sein, dass sich die Diskussion über die Fruchtbarkeit fast ausschließlich auf die Frauen konzentriert. Alle Maßnahmen, die darauf abzielen, gehen an der Hälfte des Bildes vorbei.

Straub ist der Meinung, dass wir uns auf die Fruchtbarkeit als ein Gesundheitsproblem der Männer konzentrieren und die Vorteile der Betreuung von Vätern diskutieren sollten. "Nur einer von 100 Männern in der EU unterbricht seine Karriere, um sich um ein Kind zu kümmern, bei den Frauen ist es eine von drei", sagt er. Und das, obwohl es Berge von Beweisen dafür gibt, dass die Betreuung eines Kindes gut für die Gesundheit der Männer ist.

"Wir brauchen bessere Daten", sagt Robin Hadley. Solange wir die Fruchtbarkeit von Männern nicht erfassen, können wir sie nicht vollständig verstehen - oder die Auswirkungen, die sie auf ihre körperliche und geistige Gesundheit hat.




4. In der Youtube-Reihe "Middle Ground" trafen kürzlich Feministinnen und Männerrechtler zu einer halbstündigen Debatte aufeinander. Ein ähnliches, damals ebenfalls von Genderama verlinktes Gepräch, zeigte the "Middle Ground" vor fünf Jahren. Damals stellte der Moderator abschließend fest, es habe sich um eine der respektvollsten Debatten gehandelt, die dieses Format je erlebt hätte. Auch diesmal gehen die beiden Lager freundschaftlich auseinander – etwas, das man nie vermuten würde, wenn man sich nur über die klassischen und die sozialen Medien zu diesem Thema informiert.



5. Die Post. Einer meiner Leser schreibt mir heute:

Ich möchte kurz auf den Leserbrief zum Interview der ZEIT mit Lucy Chebout reagieren, den du auf deinem Blog Genderama am 29.10. zitiert hast:

Ganz klar NEIN, der Feminismus funktioniert natürlich nicht so, dass er Lesben hilft, um damit (Hetero-)Männern zu helfen. Die einschlägigen Organisationen wollen NUR den lesbischen Paaren helfen und legen es daher ganz bewusst darauf an, die jetzige Regelung, in der der leibliche Vater KEINE Rechte hat, so auszulegen, dass er für lesbische Paare passt! Nicht die Regelung wird angegriffen, sondern der Umstand, dass der Ehestatus (anscheinend) nicht auch bei lesbischen Paaren über Elternschaft entscheidet. Schon bei schwulen Paaren hört die Hilfe auf, da – wie dein Leser das richtig beschreibt – bislang die Abstammung nur bei der leiblichen Mutter wichtig ist, während der Vater (bzw. der zweite Elternteil) über den Ehestatus definiert wird. Schwulen-Organisationen, die sich für die Stärkung der leiblichen Vaterschaft einsetzen (was im Fall durch Samenspende eintreten könnte), kenne ich nicht. Der Feminismus ist uterozentristisch – und nur das!

Meiner Meinung nach müssen Jungen-, Männer- und Väterrechtler UNBEDINGT auf eine rechtliche Gleichstellung der leiblichen Vaterschaft mit der leiblichen Mutterschaft drängen, wenn sie wirklich für Gleichberechtigung sind und das Leid leiblicher Väter beenden wollen (wie es auch dein Leser beschreibt). Nur aus der immer noch grundlegenden, biologisch notwendigen Konstellation Samen + Eizelle entsteht menschliches Leben. Alle weiteren rechtlichen Regelungen müssen das berücksichtigen und davon abgeleitet werden. Also: Gerne ein erleichtertes Adoptionsrecht oder ähnlich, Samenspende mit gleichzeitiger Freigabe zur Adoption etcetera. Aber ein Rechtsstaat, der es ernst meint mit der Würde jedes Einzelnen, muss erst die Konstellation Vater–Mutter–Kind rechtlich austarieren und darin die Gleichberechtigung sicherstellen. Sonst bleiben leibliche Väter rechtlos und Eltern zweiter Klasse – und sind weiterhin auf Gedeih und Verderb dem Willen und der absoluten Macht der leiblichen Mutter ausgesetzt. Feministische Organisationen wie der Deutsche Juristinnenbund sind keine Verbündeten im Kampf um Jungen-, Männer- und Väterrechte, sie gehören zu den Feinden der Gleichberechtigung!




Freitag, November 01, 2024

Wahlkampf in den USA: Ist der Feminismus erledigt?

1. Das linksliberale Nachrichtenportal Vox erkennt im aktuellen uS-Wahlkampf Anzeichen dafür, dass der Feminist im politischen Wettbewerb keine Überzeugungskraft mehr habe:

Harris hat es bewusst vermieden, über ihren Status als potenzielle erste weibliche Präsidentin zu sprechen, geschweige denn, sich ein feministisches Etikett zuzulegen. Das ist eine deutliche Abweichung von der Suffragisten-Symbolik des weißen Hosenanzugs, die Hillary Clinton während ihrer eigenen historischen Kampagne 2016 propagierte. Auf der Democratic National Convention in diesem Sommer konzentrierte sich nur eine einzige Rede von Clinton auf Harris' bahnbrechenden Platz in der Geschichte, wobei Clinton sich auf die zentrale Metapher ihrer gescheiterten Kandidatur bezog: die hartnäckig unzerstörte gläserne Decke.

(...) Politische Beobachter haben Harris' Entscheidung, sich nicht auf ihre Ethnie und ihre Geschlechtsidentität zu stützen, als klug empfunden, vor allem wegen des Traumas, das Clinton widerfuhr, nachdem sie sich ganz dem Feminismus verschrieben hatte. Aber sie spricht auch Bände über den Platz, den der Feminismus als Bewegung und Ideologie im Jahr 2024 in der Populärkultur einnimmt - einen Platz, der sich sehr von dem unterscheidet, den er im Jahr 2016 genoss.

Feministische Politik ist nach wie vor beliebt. Die Menschen mögen das Abtreibungsrecht. Sie mögen die Idee einer Reform der Kinderbetreuung. Aber der Feminismus als Etikett ist weit weniger anziehend. Stattdessen scheint er in der merkwürdigen Lage zu sein, zu langweilig, kompromittiert und zentristisch zu sein, um für die Linke von Interesse zu sein, und zu gefährlich und radikal, um von der Rechten angenommen zu werden. Seine Neupositionierung lässt sich am besten als feministischer Stimmungsumschwung verstehen: Es fühlt sich jetzt einfach anders an als beim letzten Mal.

Der Girlboss wurde gecancelt. Pantsuit Nation wurde im März 2023 geschlossen und im Juli zur Unterstützung von Harris wiederbelebt, aber es ist nicht mehr die geistige Heimat der glühendsten Fans einer Präsidentschaftskandidatin. Der ikonische Pussy-Hut wurde 2019 als zu rassistisch und transphobisch verworfen, um wirklich feministisch zu sein.

"Für eine wachsende Zahl" junger Männer, schreibt Daniel A. Cox, Direktor des Survey Center on American Life am American Enterprise Institute, in einem Business Insider-Artikel, "hat Feminismus weniger mit der Förderung der Gleichberechtigung der Geschlechter zu tun als vielmehr damit, Männer einfach anzugreifen." Cox argumentiert, dass junge Männer, die sehen, wie die Ergebnisse ihrer Ausbildung, ihres Berufslebens und ihrer psychischen Gesundheit eine statistische Klippe hinunterstürzen, zunehmend Groll gegen die politische Solidarität hegen, die ihre Altersgenossen im Feminismus finden. "Aus einem Gefühl zunehmender Unsicherheit heraus nehmen immer mehr junge Männer eine Nullsummenbetrachtung der Geschlechtergleichstellung an", schreibt Cox. "Wenn Frauen gewinnen, werden Männer zwangsläufig verlieren."

Während sich die Rechte als sicherer Hafen für diese vom Feminismus entfremdeten Männer positioniert, sehen sich die Demokraten mit der Frage konfrontiert, ob der Feminismus eine Belastung ist, wenn er ihnen potenzielle junge Wähler entzieht. "Wenn die Demokraten die 'Frauenpartei' sind, wie ein Parteistratege behauptete, ist es nicht verwunderlich, dass sich die Männer in eine andere Richtung orientieren", heißt es in einem aktuellen Politico-Artikel.

(...) Nach der regressiven Frauenfeindlichkeit der Ära George W. Bush begann der Feminismus einen Aufwärtstrend, als das Land Barack Obama begrüßte. Anfang der 2010er Jahre erklärten sich sowohl Beyoncé als auch Taylor Swift zu Feministinnen, und trendige neue Direktvertriebsunternehmen nahmen feministische Leitbilder ebenso schnell an wie schicke serifenlose pinkfarbene Millennial-Logos. Nach dem doppelten Trauma der Trump-Wahl und der Explosion von Me Too rückte der Feminismus als eines der zentralen Anliegen der Nation in den Mittelpunkt. Er fühlte sich lebendig, ernst und wichtig an, weil er es war. Aber er war auch schon kommerzialisiert und im Begriff, es noch mehr zu werden.

Das Gleiche passierte immer wieder mit den beliebtesten feministischen Waren und Archetypen jener Jahre. Hollywood brachte Dutzende von popkulturellen Neuauflagen, Reboots und Fortsetzungen auf den Markt, die ihre Existenz mit ihrem Feminismus zu rechtfertigen versuchten, und die sich dann als nicht besonders gut erwiesen. Die berühmten Girlbosses entpuppten sich als Betrügerinnen und Schlägerinnen.

Wir hatten ein Jahrzehnt, in dem der unternehmensfreundliche, einfache Mainstream-Feminismus sehr, sehr populär war, und zwar auf eine Art und Weise, die den Verkäufern der großen Unternehmen und der Politik gleichermaßen nützlich war. Er wurde entschärft, und dann wurde er langweilig. Jetzt ist er aus der Mode gekommen.




2. Wobei sich seine Methode, allein Frauen und ihre Interessen in den Mittelpunkt zu stellen, ganz gut gehalten hat. Dieser Tage eta richtete Michelle Obama einen dringenden Appell an die männlichen Wähler:

Michelle Obama forderte die Männer auf, Kamala Harris' Kandidatur zur ersten weiblichen Präsidentin Amerikas zu unterstützen, und warnte am Samstag auf einer Kundgebung in Michigan, dass das Leben von Frauen in Gefahr sei, wenn Donald Trump ins Weiße Haus zurückkehre.

Die ehemalige First Lady bezeichnete den Angriff auf das Abtreibungsrecht als Vorbote gefährlicher Einschränkungen der Gesundheitsversorgung für Frauen. Einige Männer könnten versucht sein, aus Wut über den langsamen Fortschritt für Trump zu stimmen, sagte Obama, aber "eure Wut existiert nicht in einem Vakuum".

"Wenn wir diese Wahl nicht richtig hinbekommen, werden Ihre Frau, Ihre Tochter, Ihre Mutter, wir Frauen, zu Kollateralschäden Ihrer Wut", sagte Obama. "Sind Sie als Männer bereit, den Frauen und Kindern, die Sie lieben, in die Augen zu schauen und ihnen zu sagen, dass Sie diesen Angriff auf unsere Sicherheit unterstützt haben?"


Man muss sich das einmal wirklich vor Augen führen: Die Partei von Michelle Obama und Kamala Harris sehen sich einem Gegner gegenüber, dessen eigene früheren Mitarbeiter ihn als Faschisten beschreiben. Der freimütig erklärt, manches von dem Hitler getan habe, sei gut gewesen, und der gerne Menschen wie Hitlers Generäle in seinem Team hätte. Der aus seiner Bewunderung für Autokraten wie Putin, Xi Jinping und Kim Jong-un keinen Hehl macht. Der politische Gegner als "the enemy within" bezeichnet, gegen die er mit dem Militär vorgehen möchte. Der kritische Medien wie CBS verbieten lassen möchte. Der eine Massendeportation von Zuwanderern androht. Und TROTZ ALL DEM bringen es Harris und Obama nicht über sich, Männern geschlechterpolitisch ein besseres Angebot zu machen als "Tut es gefälligst den Frauen zuliebe", während sie die männlichen Wähler als von Wut getrieben denunzieren.



3. RP-Online schreibt zu diesem Thema:

"Der Kontrast zwischen Harris‘ methodischem Vorgehen und Trumps chaotischem Stil könnte die Wahl entscheiden", sagt Barack Obamas ehemaliger Wahlkampfstratege David Axelrod. Die Feministin Susan Faludi beschreibt es in der "New York Times" so: "In diesem Wahlkampf wird Stabilität als weiblich codiert, während der Drang zur Zerstörung als männlich gilt."




4. In einem weiteren Beitrag (Zugang inzwischen regional gesperrt) heißt es:

Es sieht so aus, als hätte Kamala Harris' jüngster Tweet einige hitzige Reaktionen im Internet hervorgerufen. In ihrem Posting sprach Harris die Bedeutung von Männern an, die die Rechte der Frauen unterstützen, und erklärte: "Die Männer Amerikas wollen nicht sehen, wie ihre Töchter, Ehefrauen, Schwestern und Mütter in Gefahr geraten, weil ihnen ihre Rechte genommen wurden." Die Äußerungen der Vizepräsidentin zielten darauf ab, männliche Verbündete für den Schutz der Freiheiten der Frauen zu gewinnen, aber manche sehen das anders.

Kritiker haben diesen Ansatz als ein weiteres Beispiel für "Momsplaining" bezeichnet und meinen, er wirke herablassend. Sie argumentieren, dass Harris den Kontakt zu den männlichen Wählern verloren hat, da sie den Männern einerseits sagt, worum sie sich kümmern sollten, während sie gleichzeitig betont, dass sie sich aus den Angelegenheiten der Frauen heraushalten sollten. In Online-Diskussionen wird darüber debattiert, ob Harris' Botschaft ein Aufruf zur Einheit ist oder ein Beispiel dafür, dass die Vizepräsidentin eine wichtige Wählergruppe verprellt.




5. Auch der Nachrichtensender FOX aus dem Trump-Lager hat die unbeholfene Art entdeckt, mit der die Demokraten männliche Wähler zu erreichen versuchen:

Die Kampagne von Vizepräsidentin Kamala Harris hat eine neue digitale Anzeige veröffentlicht, die auf das Liebesleben schwarzer Männer abzielt und ihnen unterstellt, dass sie von Frauen zurückgewiesen werden, wenn sie keinen Plan für die Wahl haben.

Die Werbung zeigt ein Dating-Spiel, bei dem sich ein schwarzer Mann einer Gruppe von Frauen nähert, die Luftballons in der Hand halten. Sie beginnen, ihm Fragen zu seiner Person zu stellen, unter anderem wie viel er verdient, wie groß er ist und ob er Sport treibt.

Die Antworten des Mannes werden von den Frauen scheinbar positiv aufgenommen, bis ihn eine fragt, ob er vorhabe, im November wählen zu gehen.

"Nee, das ist nicht mein Ding", sagt der Mann, woraufhin alle Frauen in der Szene ihre Luftballons platzen lassen.

"Gehen Sie wählen. Der Wahltag ist der 5. November", heißt es am Ende der Anzeige neben einem Logo der Harris-Walz-Kampagne.

(...) Aber nicht alle waren vom Inhalt der Anzeige überzeugt. Einige argumentierten, die Anzeige diene nur dazu, schwarze Männer zu "beleidigen" und zu "entmenschlichen".

"Die Demokraten fahren fort, schwarze Männer zu entmenschlichen und zu beleidigen und versuchen, sie zu beschämen und unter Druck zu setzen, damit sie nur für sie stimmen", schrieb einer. "Die Kamala-Kampagne versucht nicht einmal, sich respektvoll zu verhalten."

"Glaubt das Harris-Walz-Team wirklich, dass dies irgendjemanden überzeugen wird, für sie zu stimmen?", fragte ein anderer.

"Verächtlich und beleidigend", fügte ein Dritter hinzu.

"Ich denke", stichelte ein weiterer Mann, "das da könnte den gegenteiligen Effekt haben,"




6. Die Baltimore Sun widmet sich dem eigenwilligen Vorgehen der Demokraten unter der Schlagzeile "Junge Männer haben zu kämpfen. Sie brauchen Hilfe, keine Hetzjagd".

Die jüngste Schelte des ehemaligen Präsidenten Barack Obama an schwarze Männer, weil sie eine Frau, die Demokratin Kamala Harris, nicht als mögliche Präsidentschaftskandidatin in Betracht ziehen, ist viel diskutiert worden. Was nicht diskutiert wurde und werden sollte, spricht für ein größeres Problem unter vielen jungen Männern aller Ethnien.

Obamas Anschuldigung, dass Frauenfeindlichkeit im Spiel war - eine belastende, stark vereinfachte Anschuldigung - übersieht tiefere Trends und Faktoren. Viele junge Männer aller Ethnien fühlen sich nicht nur von der Demokratischen Partei selbst entfremdet, sondern auch von einer Kultur und Zukunft, die sie nicht einzubeziehen oder willkommen zu heißen scheint.

Lange Zeit wurde dieses Gefühl als bloßes Gejammer einer frauenfeindlichen Gruppe von überprivilegierten Männerrechtlern abgetan. Aber wachsende Trends sprechen für unbestreitbare Realitäten: Der niedrigere Notendurchschnitt, den Jungen in der High School erzielen, begleitet sie durch das gesamte College. Sie besuchen weitaus seltener als ihre weiblichen Altersgenossen vierjährige Colleges, brechen bei akademischen Schwierigkeiten weitaus häufiger zusammen und haben eine geringere Wahrscheinlichkeit, ihren Abschluss zu machen und eine Graduiertenschule zu besuchen. (Nein, junge Männer strömen nicht in gut bezahlte Berufe im Handel oder im Baugewerbe.) Sie haben eine geringere Wahrscheinlichkeit als junge Frauen, einen Arbeitsplatz zu finden, selbst mit einem Hochschulabschluss.

(…) Vielleicht ist es keine Überraschung, dass Männer, vor allem jüngere, viel mehr unter psychischen Problemen leiden, als uns bewusst ist (das Gesundheitspersonal beginnt gerade erst, dies zu erkennen), dass sie drei- bis viermal häufiger als Frauen durch Selbstmord sterben und dass sie an der Spitze der Einsamkeitsepidemie stehen.

Zwei Dinge werden immer deutlicher: Junge Männer können sich nicht einfach am eigenen schopf aus dem Sumpf ziehen. Zweitens ist die gängige Einheitsreaktion auf ihre Probleme - dass alles eine Folge "toxischer Männlichkeit" sei - zu simpel und verschlimmert das Problem nur noch. Bei Männern im Alter von 16 bis 29 Jahren ist die Wahrscheinlichkeit doppelt so hoch wie bei Frauen, dass sie dieses vernichtende Etikett bestenfalls als unproduktiv und beleidigend und schlimmstenfalls als verletzend empfinden.

Vor allem junge Männer der Generation Z haben zunehmend das Gefühl, dass der Feminismus fordert, dass die Stärkung der Frauen auf Kosten der Männer gehen muss. Wie Forscher des Survey Center on American Life feststellten, haben viele junge Männer das Gefühl, dass "die Gesellschaft heutzutage Männer zu bestrafen scheint, nur weil sie sich wie Männer verhalten".

Wenn das alles übertrieben klingt, dann bedenken Sie dies: In einer amerikanischen Studie verwendeten weiße Eltern in 70 % der Fälle eine In-vitro-Fertilisation, um einen weiblichen Embryo zu zeugen, während eine andere Studie ergab, dass amerikanische Adoptiveltern mit 30 % höherer Wahrscheinlichkeit Mädchen gegenüber Jungen bevorzugen (und dafür zusätzlich 16.000 Dollar zahlen). In einem Slate-Artikel über diese Voreingenommenheit gestand eine 31-jährige Frau, die eine IVF-Behandlung in Anspruch genommen hatte: "Wenn ich daran denke, ein Kind zu haben, das ein Junge ist, ist es fast so, als ob ich mich davor ekeln würde, wie: Oh mein Gott, nein." Solche Vorurteile tragen auch dazu bei, den Trend zur geschlechtsspezifischen Enttäuschung zu verstärken, der weitgehend auf die Geburt von Jungen zurückzuführen ist.

Es ist diese Ablehnung, die viele Jungen und junge Männer dazu bringt, sich von Räumen abzuwenden, die als links wahrgenommen werden, weil sie sich, nun ja, unwillkommen fühlen. Daher die Anziehungskraft von Donald Trump - und der Online-Manosphäre. Fast alles, was über das letztgenannte Thema geschrieben wurde, hat sich mit Angst und Schrecken auf die auf diesen Websites grassierende Frauenfeindlichkeit konzentriert. Die Frage, warum immer mehr Jungen und junge Männer diese Websites überhaupt aufsuchen, wurde nicht gestellt und sollte auch nicht gestellt werden. Zwei Wissenschaftler, die in diesem Bereich forschen, haben festgestellt, dass "die Manosphäre ihr Publikum anspricht, weil sie das sehr reale Leben junger Männer anspricht ... romantische Zurückweisung, Entfremdung, wirtschaftliches Versagen, Einsamkeit und eine düstere Vision der Zukunft".

Ist es wirklich ein Wunder, dass sich viele Jungen und junge Männer Sorgen machen, wenn sie hören, dass die "Zukunft weiblich" ist? Wie ein Siebtklässler bei meinen Recherchen fragte: "Wo passe ich da rein?"

Wenn wir mehr junge Männer zurück in die Politik und weg von den dunklen Gassen der Frauenfeindlichkeit bringen wollen, dann müssen wir auf sie zugehen, als ob wir gemeinsam eine Therapie machen würden. Wie uns jeder anständige Therapeut sagen wird, werden Beziehungen nicht durch Schuldzuweisungen gerettet. Sie werden zurückgewonnen und gestärkt, indem man mit Neugierde vorangeht - und dann mit mehr Mitgefühl und Kompromissbereitschaft nachfasst.

Fangen wir damit an, wenn wir jungen Männern wirklich das Gefühl geben wollen, dass sie willkommen und Teil der Zukunft sind.




Donnerstag, Oktober 31, 2024

"In Körper und Seele geritzt": Ukrainische Männer werden in russischen Haftanstalten systematisch sexuell gefoltert

Ein Artikel, den der britische Guardian am Dienstag veröffentlichte, ist mir einen vollständigen Blogeintrag wert. Genderama ist ja unter anderem auch ein Menschenrechts-Blog, wobei der Schwerpunkt nach meinem letzten Buch darüber momentan auf sexueller Gewalt liegt.



Russische Truppen folterten Oleksii Sivak wochenlang und versetzten ihm in einem eiskalten Keller in seiner Heimatstadt Cherson Elektroschocks an den Genitalien, weil er sich ihrer Herrschaft widersetzt hatte.

Als die ukrainischen Truppen die Stadt im Herbst 2022 befreiten, wurde Sivak eine lange Liste von Fachärzten vorgelegt, die ihm bei seiner Genesung helfen könnten, und er wurde gebeten, diejenigen anzukreuzen, die er benötigte.

Fast alle Bereiche des Körpers und der Psyche waren abgedeckt, aber es gab keine Urologen, also Ärzte, die männliche Harn- und Geschlechtsorgane behandeln.

"Ich habe sie gefragt: 'Soll ich einen Gynäkologen aufsuchen?' Ich war schockiert", sagte er. "Seit 2014 [als russische Hilfstruppen die Krim und Teile der Ostukraine besetzten] herrscht Krieg, und niemand hat auch nur einen Gedanken an männliche Opfer sexueller Gewalt verschwendet."

Es war Sivaks erste Begegnung mit dem gefährlichen Schweigen über die Verletzungen, die ihm seine russischen Gefängniswärter zugefügt hatten, geboren aus Stigma und Tabu. Es war auch sein erster Schritt, ein Aktivist für eine Gruppe zu werden, die so gut wie unsichtbar ist, obwohl ihre Zahl mit beunruhigender Geschwindigkeit zunimmt.

Der UN-Menschenrechtsbeauftragte hat Hunderte von Fällen sexueller Gewalt durch russische Truppen seit dem vollständigen Einmarsch in die Ukraine im Jahr 2022 dokumentiert. Bei zwei Dritteln der Opfer handelt es sich um Männer und Jungen, die in russischen Gefängnissen gefoltert wurden.

Russland wendet systematische sexuelle Folter gegen Ukrainer, sowohl Zivilisten als auch Kriegsgefangene, in "fast allen" Haftanstalten an, in denen sie festgehalten werden, so die UN.

Dazu gehören "Vergewaltigung, versuchte Vergewaltigung, Androhung von Vergewaltigung und Kastration, Schläge oder die Verabreichung von Elektroschocks an den Genitalien, wiederholte erzwungene Nacktheit und sexualisierte Erniedrigung".

"Die Zahlen in der Ukraine sind erschreckend", sagte Charu Lata Hogg, die Geschäftsführerin des All-Survivors-Project, das Männer und Jungen unterstützt, die sexuelle Gewalt erlitten haben.

Die Organisation führt eine weltweite Datenbank mit Fällen, die drei Jahrzehnte zurückreichen, und das Ausmaß des neuen Missbrauchs in der Ukraine sei beispiellos, sagte sie. Sexuelle Gewalt gegen Männer "kommt überall auf der Welt vor, aber es ist immer schwierig, die Fälle zu dokumentieren".

In der Ukraine haben die Vereinten Nationen in weniger als drei Jahren 236 Vorfälle sexueller Gewalt gegen Männer und zwei gegen Jungen registriert.

Die Zahlen sind wahrscheinlich auf die systematische Anwendung von Folter durch die russischen Streitkräfte und die Bemühungen der ukrainischen Behörden zurückzuführen, die Überlebenden zu unterstützen und Beweise zu sammeln.

"Ich denke, wir sollten die Befragungsmethoden würdigen, die diese Enthüllungen unterstützen", sagte Hogg. Die Rückkehrer "werden psychologisch betreut und recht bald nach ihrer Entlassung befragt, wenn das Trauma hoch ist und es den Überlebenden relativ leicht fällt, über ihre Erfahrungen zu berichten".

Auch wenn die Ukraine ein beeindruckendes Beispiel für die Aufzeichnung dieser Form der russischen Folter gibt, so beginnt sie doch gerade erst, sich mit ihren Auswirkungen auseinanderzusetzen.

Sivak hat das erste ukrainische Unterstützungsnetz für männliche Überlebende aufgebaut, auch weil die ersten Wochen nach seiner Befreiung erschreckend einsam waren. Selbsthilfegruppen, Ressourcen und medizinische Hilfe richteten sich fast ausschließlich an Frauen.

"Eines der Ziele dieser Organisation ist es, einen Weg zu schaffen, den es vorher nicht gab, damit wir für andere ein Wegweiser sein können", sagte er.

Der Leidensweg der männlichen Überlebenden ist in der Ukraine wenig bekannt und wird nur selten diskutiert, selbst wenn das Land das sichtbare Opfer feiert, das andere Soldaten und Überlebende leisten. Bilder von Amputierten sind inzwischen weit verbreitet, aber es gibt keine Plakate oder Zeitschriftenartikel, die die weitgehend verborgenen Verletzungen der sexuellen Gewalt zeigen.

Nur wenige Überlebende sind bereit, öffentlich über Angriffe auf ihren Körper zu sprechen, die sich allzu oft wie Angriffe auf ihre Würde und Männlichkeit anfühlen.

Das Gefühl der Scham ist ein Grund dafür, dass Russland sexuelle Gewalt als Kriegswaffe einsetzt, und eine treibende Kraft hinter Sivaks Entscheidung, sich zu äußern. Er möchte, dass das Netzwerk der Überlebenden ein Leuchtturm für diejenigen ist, die versuchen, sich zu erholen, und eine Stimme für diejenigen, die immer noch festgehalten werden.

"Wenn ich schweige, ist es so, als wäre es nie passiert, und das bedeutet, dass es auch jetzt nicht passiert", sagte er. "Die Realität ist, dass viele Männer immer noch in Kellern sitzen. Wenn ich meine Stimme nicht erhebe, wie sollen dann diejenigen, die nicht frei sind, gehört werden?"

Andere Gefangene stehen im Mittelpunkt von Sivaks Aktivismus, weil sie der Schlüssel zu seinem Überleben und seiner Genesung waren. Die Männer, die zusammen in der Zelle in Cherson eingesperrt waren, waren Ärzte, Psychologen und Freunde füreinander, weil sie niemanden sonst hatten.

Nach ihrer Freilassung wurden die Gespräche wieder aufgenommen und entwickelten sich schließlich zu einer informellen Selbsthilfegruppe, der "Alumni-Vereinigung für inhaftierte und gefolterte Männer der Ukraine".

Der Name geht auf einen düsteren Scherz von Sivaks Frau Tamara zurück, die mit ihrem Einfühlungsvermögen und ihrer praktischen Effizienz eine wichtige Stütze für ihn und andere Überlebende geworden ist.

Sie sah, wie er sich mit einem ehemaligen Zellengenossen traf und fragte die beiden: "Störe ich das Klassentreffen?" Daraufhin begannen sie, sich "Alumni" zu nennen.

Sie überlegten, ob sie einen weniger schnoddrigen Namen für die offizielle Vereinigung wählen sollten, der für Außenstehende leichter zu erklären wäre, aber sie kamen immer wieder darauf zurück, dass sie sich als eine Gruppe verstehen, die durch ihre gemeinsamen Erfahrungen geprägt ist.

"Wir sagen, wir sind Absolventen ohne Diplom, unsere Erfahrung ist in unsere Körper und unsere Seelen eingraviert", so Sivak.

Sein Leben als Aktivist begann am 24. Februar 2022, als russische Truppen in seine Heimatstadt Cherson einmarschierten. Bis dahin war er ein Seemann, ein "Geist des Meeres", mit Arbeitsverträgen, die normalerweise sieben bis neun Monate dauerten.

"Mein Aktivismus begann mit der vollständigen Invasion. Davor war mein Lebensziel nur, eine Familie zu gründen. Ich habe mich nie für Politik interessiert", sagte er.

Am 25. Februar sollte er ausfliegen, um einen neuen Vertrag anzufangen, aber er blieb, um sich um seine Familie zu kümmern und eine Kampagne zu starten, mit der er den neuen russischen Machthabern in der Stadt trotzte.

Sechs Monate lang leitete er tagsüber eine Suppenküche für ältere Einwohner und verbrachte die Nächte damit, die Stadt mit ukrainischen Flaggen, Bannern mit dem nationalen Dreizack, auf dem der doppelköpfige russische Adler aufgespießt ist, und anderen Anti-Besatzungs-Botschaften zu tapezieren.

Dann wurde er verhaftet und einem "Verhör" unterzogen, das in Elektroschocks an seinen Genitalien gipfelte. "Sie setzten sie normalerweise in den schlimmsten Stadien der Folter ein, denn was könnte schlimmer sein als das", sagte er. "Nur der Tod."

Die Aussagen von zurückgekehrten Gefangenen legen nahe, dass nur wenige vom Schlimmsten verschont bleiben. Zwei Drittel der männlichen Kriegsgefangenen und inhaftierten Sanitäter, die von den Vereinten Nationen seit März 2023 befragt wurden, hatten irgendeine Form von sexuellem Missbrauch in russischen Gefängnissen überlebt.

"Die weite geografische Streuung der Orte, an denen gefoltert wurde, und das Vorherrschen gemeinsamer Muster zeigen, dass Folter von den russischen Behörden als gängige und akzeptierte Praxis angewandt wurde, und zwar mit dem Gefühl der Straffreiheit", sagte Erik Møse, der Vorsitzende der unabhängigen internationalen Untersuchungskommission der Vereinten Nationen zur Ukraine.

In seiner Aussage vor dem UN-Menschenrechtsrat im September wies er auch auf "die wiederholte Anwendung sexueller Gewalt als eine Form der Folter in fast allen diesen Haftanstalten" hin.

Sivak ist der Ansicht, dass sexuelle Gewalt in russischen Gefängnissen so normal ist, dass die meisten Ukrainer, die dort inhaftiert sind, Überlebende sind, auch wenn sie manche Angriffe, wie Schläge oder Tritte auf die Genitalien, nicht als sexuelle Übergriffe erkennen.

"Wahrscheinlich ist fast jeder Mann, der aus der Gefangenschaft befreit wird, Teil unseres Netzwerks", sagte er. "Sie sind sich dessen nur nicht alle bewusst."




Mittwoch, Oktober 30, 2024

Bande von neun Lehrerinnen missbrauchte jugendliche Häftlinge

1. Eine Nachricht aus der britischen Boulevardzeitung Daily Star:

Es wurde eine Untersuchung eingeleitet, nachdem eine Gruppe von neun Lehrern in einem Jugendgefängnis sexuelle Handlungen mit Minderjährigen vorgenommen haben soll.

Wie die kanadische Lokalzeitung "La Press" berichtet, kam es in der Jugendstrafanstalt Cité-des-Prairies in Montreal zu mehreren Vorfällen. In dem Zentrum sind Jugendliche untergebracht, die an Straftaten wie Drogenhandel, Schusswaffenbesitz, Zuhälterei und sogar Mord beteiligt waren.

Nun haben zwei "Informanten" behauptet, dass neun Erzieherinnen vor Ort in "sexuelles Fehlverhalten" mit mindestens fünf ihnen anvertrauten Minderjährigen verwickelt waren, darunter ein 15-Jähriger, der eine Mitarbeiterin geschwängert hat.

Die ungenannte Mitarbeiterin soll das Kind des Jugendlichen zur Welt gebracht haben. Eine zweite Mitarbeiterin wurde von einem anderen minderjährigen Insassen geschwängert. Eine andere Erzieherin wurde beim Küssen eines Minderjährigen gesehen, und eine weitere wurde auf einer Toilette im Dunkeln mit einem Teenager erwischt.

In dem Bericht wird behauptet, dass mehr als 30 Personen befragt wurden, die alle ähnliche Geschichten erzählten, und dass alle Beteiligten inzwischen "suspendiert oder entlassen" worden sind.


Die Leiterin des Jugendschutzsystems von Québec ist nach dem Skandal zurückgetreten.



2. Eine Meldung im September, die ich übersehen hatte: In irischen Schulen sollen zwischen den sechziger und den neunziger Jahren mehr als fünfzehntausend Jungen sexuell missbraucht worden sein.



3.
Es ist verführerisch, zu denken, dass am 5. November die Weichen gestellt werden, damit alles besser wird. Für Amerika und für den Rest der Welt. Zum ersten Mal könnte eine Frau Präsidentin der USA werden und damit das höchste Amt der Welt ausüben. Vor allem die Medien setzen grosse Hoffnung in Kamala Harris, nicht nur, weil sie die einzige Alternative zu Donald Trump ist. Sondern: Sie ist eine Frau. «Rettet sie die Welt?», fragt die "Zeit" in ihrer jüngsten Ausgabe.

Mit einer Frau am Schalthebel der Macht sind viele Hoffnungen verbunden. Man hat es gemerkt, als Joe Biden sich aus dem Rennen nahm und Harris ihre Kandidatur bekanntgab. In der allgemeinen Erleichterung projiziert man Wunschvorstellungen auf sie. Mit dieser Frau zögen Freude und Herzlichkeit ins Weisse Haus ein, so der Glaube. Die egoistische, aggressive und machtbesessene Politik der Männer wäre zu Ende.

Denn ist der Zustand der Welt nicht der Beweis, dass die Welt an die Wand gefahren wird, solange Männer die Machtpositionen besetzen, sowohl in der Politik wie in der Wirtschaft? Der Ukraine-Krieg geht bald in sein drittes Jahr, der Nahostkonflikt wird zum Flächenbrand. Klimakrise, wachsende Kluft zwischen Arm und Reich, Massenmigration, politischer Extremismus, geforderte Demokratien.

Da fällt es leicht, in Frauen Heilsbringerinnen zu sehen. Oder zumindest Friedensstifterinnen. Was sonst verpönt ist, nämlich Unterschiede zwischen den Geschlechtern zu betonen, dient nun als Argumentationsstütze. Frauen seien friedliebender als Männer. Sie seien fürsorglicher und mitfühlender in Bezug auf das Leiden anderer. Das wird einmal mit der Sozialisation, dann wieder evolutionsbiologisch begründet. Frauen regierten deshalb umsichtiger, mit einem Wort: besser.


Hier geht es weiter.

Der Mythos, dass Frauen weniger bereit zum Krieg sind als Männer ist allerdings seit Jahren widerlegt: Wenn man überhaupt auf dieser Ebene argumentieren will, ist eher das Gegenteil der Fall.



4. Über 40 Prozent der Journalisten stehen den Grünen nahe. Trotzdem und trotz einer entsprechenden Berichterstattung ist die sexistische Partei in der Wählergunst inzwischen einstellig.



Dienstag, Oktober 29, 2024

Kritik an Alice Schwarzer wegen sexistischem Umgang mit Politikerin

1. Alice Schwarzers Magazin "Emma" verlieh der FDP-Politikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann den Negativpreis "Sexist Man Alive". Kritikerinnen sprechen von Sexismus und einem "intellektuellen Fall" Schwarzers.

(Ich persönlich finde, Schwarzer hat ihr intellektuelles Niveau gehalten.)



2. Darf eine Straße den Namen eines Missbrauchstäters tragen? Darüber sollen die Bürger von Eslarn in der Oberpfalz bei einem Bürgerentscheid abstimmen. Es geht um die Georg-Zimmermann-Straße, die nach einem wegen Kindesmissbrauch verurteilten Priester benannt ist. Anwohner setzen sich gegen eine Umbenennung ein. Zum Entsetzen des Bürgermeisters und der Opfer.



3. Auf Tiktok teilte Monique ihre Erfahrung mit dem sogenannten Gender disappointment. Sie ist bereits Mutter einer kleinen Tochter und erneut schwanger. Als sie herausfand, dass es ein Junge wird, war sie zunächst fast schon schockiert. (Das verlinkte Video ist leider nur für Schweizer Leser zugänglich.)



4.
Narzissten meinen, sie seien allen überlegen? Nicht immer. Manche von ihnen fühlen sich minderwertig und begegnen ihren Mitmenschen mit Neid und Missgunst. Betroffen sind mehrheitlich Frauen.


Die Neue Zürcher Zeitung berichtet.



5.
Unlängst erzählte mir ein Bekannter, dass er beim Ausgehen in einer Frauenrunde sehr gut angekommen sei. Nicht wegen seines Aussehens oder seiner sympathischen Art oder wegen seines beruflichen Erfolgs. Nein, einfach weil er behauptet habe, Feminist zu sein. Das hat schon gereicht, um Kontakte abzustauben. Dabei war das einfach nur ein Joke. Und man muss sich fragen, ob diese Damen besonders auf der Höhe waren, wenn sie darauf hereingefallen sind und das nicht hinterfragt haben.


Hier geht es weiter mit dem Beitrag "ARD-Reporter will Feminist werden: Dieser Selbstversuch ist peinlich."



6. Die Post. Einer meiner Leser schreibt mir heute:

Am Freitag ist in der Zeit Online ein Interview mit Frau Lucy Chebou erschienen. Überschrift: "Auf einmal wird auf die genetische Abstammung gepocht." Sie wird als Rechtsanwältin die sich für lesbische Paare einsetzt vorgestellt.

Zunächst einmal muss erwähnt werden, das die genetische Abstammung schon immer entscheidend war. Bei Müttern! Bei den Vätern nicht. Da ist es der Ehestatus.

Des Weiteren hat eine kurze Online-Recherche ergeben, dass diese Dame nicht nur Vizepräsidentin des Deutschen Juristinnenbundes ist, sondern mittlerweile wohl auch Verfassungsrichterin in Berlin und sie schon in diversen Medien interviewt wurde.

Getriggert, wütend gemacht und Tränen in die Augen getrieben hat mir dieses Interview, weil ich als unverheirateter leiblicher Vater zunächst kein Sorgerecht hatte, und es erst erkämpfen konnte, als 2013 die Groko auf Druck der EU das Gesetz geändert hat.

Jetzt frage ich mich, ob diese Frau wirklich nicht auf meiner Seite steht, oder ob man, um etwas Positives zu erreichen, lieber den Lesben hilft um nebenbei den Vätern zu helfen. Funktioniert Feminismus so? Ist an dieser Stelle dann Feminismus auch gut für Männer? Oder sieht sie tatsächlich nur die Benachteiligung lesbischer Nichtmütter?

"Chebout: Die Ungleichbehandlung von Ehemännern und Ehefrauen knüpft an das Geschlecht des zweiten Elternteils an. Das ist laut Grundgesetz verboten: 'Niemand darf auf Grund seines Geschlechts benachteiligt werden.' Das geltende Abstammungsrecht, das nur einen Mann als zweiten Elternteil vorsieht, ist darum aus meiner Sicht verfassungswidrig. Auch mehrere Amts- und Oberlandesgerichte sehen das so: Sie haben unsere Verfahren ausgesetzt und die Fälle dem Bundesverfassungsgericht vorgelegt. Dort liegen sie nun seit 2021.

ZEIT ONLINE: Diese Woche haben Sie in zehn Verfahren Verzögerungsrügen erhoben, um den Gerichten zu signalisieren, dass sie unangemessen lange dauern.

Chebout: Die Familien, die ich vertrete, befinden sich seit Jahren in einer rechtlich unsicheren Situation. Als ich die Kinder kennenlernte, waren sie Säuglinge, jetzt können sie sprechen, laufen, sind kleine Menschen. Manche von ihnen verstehen schon, dass ihnen Unrecht widerfährt. Es wurden Geschwister geboren, es gab Schicksalsschläge, Trennungen. Man könnte sagen: Justice delayed is justice denied. Gerechtigkeit, die zu spät kommt, ist keine mehr."

Ist es nicht unfair, wenn wir die Abstammung unterschiedlich je nach Geschlecht regeln, wie sie es im Interview beklagt?

Die letzten zwei Sätze finde ich sehr schön. Denn als Vater ohne Sorgerecht ist halt die Regelung, die zu spät kam, keine Gerechtigkeit.




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