Mittwoch, Dezember 03, 2025

"Lass es ihn büßen": So ließ die Leiterin der Skandal-JVA Gablingen ihrer Vizechefin freie Hand

1. Die Augsburger Allgemeine berichtet das Neueste über den Justizskandal über eine der ersten Chefinnen eines Männergefängnisses in Bayern:

Wegen mutmaßlicher Misshandlungen von Gefangenen, die unsere Redaktion im Oktober 2024 publik gemacht hat, wird seit gut einem Jahr gegen mindestens 18 Bedienstete ermittelt. Auch gegen Maldonado de Landauer – unter anderem wegen des Verdachts der Körperverletzung im Amt und der Freiheitsberaubung. Zwar steht im Zentrum des Skandals ihre Stellvertreterin Susanne B.. Diese soll über die Jahre eine Art "Schreckensregime" hinter den Gefängnismauern errichtet haben. Doch das wirft die Frage auf, was Maldonado de Landauer darüber wusste. Mit dem vorläufigen Abschluss der polizeilichen Ermittlungen legen Chatnachrichten nahe, dass sie über das Tun ihrer Vizechefin wohl gut informiert war. Und dass sie dieser ziemlich freie Hand ließ – während sie selbst es sich offenbar im Homeoffice bequem machte.

(…) Um eine Vorstellung davon zu bekommen, wie die beiden inzwischen suspendierten Chefinnen der Skandal-JVA miteinander und über Gefangene kommunizierten, empfiehlt sich die Lektüre eines Chats vom 17. Mai 2024 im Messenger-Dienst Signal. Worum es genau geht, wird nicht ersichtlich. Doch der Ton der Unterhaltung ist vielsagend. Die Vize-Chefin Susanne B. schreibt: "Alles unproblematisch...der Gefangene ist ein schwätzer, aber den verleg ich für diese Aussagen...." Maldonado de Landauer antwortet mit dem "Daumen-runter"-Symbol und einem wütenden Gesicht und schreibt: "Kaiserin macht (Daumen runter). Lass es ihn büßen!", worauf ihre Stellvertreterin mit einem "Daumen hoch" und den Worten "Aber auf jeden Fall" reagiert. Die Gefängnis-Leiterin schließt den Chat mit einem erneuten "Daumen-runter"-Symbol und schreibt dazu: "für ihn, wie bei den Römern. Verlegung ist eine gute Strafe..."

Verstörende Sätze zweier hochrangiger Juristinnen im bayerischen Staatsdienst, denen die Obhut über hunderte Gefangene anvertraut waren.


Hier findet man den vollständigen Artikel, der ein ganz klein wenig die Phantasie erschüttert, alles würde viel empathischer und friedvoller, wenn erst mal Frauen in Machtpositionen kommen. Stattdessen schreibt die Augsburger Allgemeine von einem "unausgesprochener Konsens der beiden JVA-Chefinnen", aus ihrem Gefängnis einen "harten Knast" zu machen – "auch wenn dabei mutmaßlich Gesetze gebrochen und Rechte von Gefangenen ignoriert wurden."

Zwei Männer, die ein Frauengefängnis so leiten würden, stünden im Zentrum der Berichterstattung sämtlicher Leitmedien, nicht nur der bayrischen Regionalpresse. Und natürlich würden sie als stellvertrtend für sämtliche anderen Männer präsentiert.



2. In einem Volksentscheid hat die Schweiz eine nicht-sexistische Wehrpflicht für Frauen und Männer abgelehnt.



3. Bei britischen Einsatzkräften in Afghanistan gab es offenbar eine "bewusste Strategie", Männer im kampffähigen Alter zu töten, selbst wenn sie keinerlei Bedrohung darstellten. Mögliche Kriegsverbrechen sollen vertuscht und zivile Opfer ignoriert worden sein.



Dienstag, Dezember 02, 2025

Verfälschung wissenschaftlicher Studien: Wie Jungen als Täter erscheinen, obwohl Mädchen dreimal so häufig Gewalt ausüben

In einem dieser Tage wiederveröffentlichten Beitrag veranschaulicht der Washingtoner Therapeut Tom Golden, wie die Erkenntnisse wissenschaftlicher Forschung verfälscht werden, bevor sie in unseren Medien landen. Da insbesondere Leser, denen das Männerthema neu ist, solche Mechanismen verstehen sollten, veröffentliche ich diesen Beitrag hier in deutscher Übersetzung. Natürlich ist der Text lang, und natürlich ist das einer der Probleme be diesem Thema. "Männer prügeln Frauen" versteht jeder Journalist. Eine haarkleine Aufschlüsselung, auf welche Weise hier Daten verfäscht werden, schauen sich die meisten Journalisten gar nicht erst an. Diese Leistung dürfen wir Männerrechtler erbringen, die dann von Journalisten als "gefährliche Spinner" abgestempelt werden.

Normalerweise weise ich hier auf Forschungserkenntnisse so hin, dass sie als leicht verdauliche Häppchen zum Beispiel in der Mittagspause konsumiert werden können. In diesem Fall erscheint es mir aber sinnvoll, mit einem langen Text mehr in die Tiefe zu gehen, um zu zeigen: Darum erreichen die erhobenen Daten keine breite Öffentlichkeit. Wenigstens einmal sollte man exemplarisch veranschaulichen, wie die Verfälschung von erhobenen Daten konkret abläuft.



Teenagergewalt — Wenn Ideologie Daten überlagert

Das erste Projekt, das wir uns ansehen, ist eine Studie aus Großbritannien über Gewalt in jugendlichen Beziehungen. Die Forschung umfasste einen schriftlichen Fragebogen sowie ausführliche Interviews mit ausgewählten Jugendlichen. Die Ergebnisse des Fragebogens waren eindeutig: Jungen wie Mädchen berichteten von Gewalt in Beziehungen.

Die anschließende öffentliche Werbekampagne vermittelte jedoch ein ganz anderes Bild. Sie konzentrierte sich ausschließlich darauf, Mädchen als Opfer darzustellen, und zeigte Jungen nur als Täter. Diese erstaunliche Missachtung männlicher Opfer — und der Mädchen, die als Täterinnen benannt wurden — stand in deutlichem Gegensatz zu den Daten der Studie selbst. Die Zahlen zeigten, dass etliche Jungen Opfer von Gewalt in jugendlichen Beziehungen waren und dass Mädchen ebenfalls Täterinnen sein konnten.

Beginnen wir am Anfang — damit, wie mir dieses Thema erstmals auffiel.

Vor einigen Monaten schickte mir ein Freund einen Link zu einem britischen Artikel über Gewalt unter Jugendlichen. Der Freund befürchtete, dass der Text Jungen benachteiligt darstellt. Der Artikel begann so:

Eine neue staatliche Kampagne, die heute startet, fordert männliche Teenager dazu auf, ihre Freundinnen nicht zu misshandeln.

TV-, Radio-, Internet- und Plakatwerbung richtet sich an Jungen im Alter von 13 bis 18 Jahren, um die Folgen von Gewalt in Beziehungen zu zeigen.

Beamte beschreiben dies als Teil eines umfassenderen Ansatzes zur Verringerung häuslicher Gewalt gegen Frauen und jüngere Mädchen.

Die Kampagne wurde durch Forschung der NSPCC inspiriert, die im Vorjahr erschienen war. Diese hatte berichtet:

Jedes vierte Mädchen im Teenageralter gab an, von einem Freund körperlich misshandelt worden zu sein.

Jede sechste sagte, unter Druck gesetzt worden zu sein, Sex zu haben.

Jede dritte gab an, weiter sexuell gegangen zu sein, als sie wollte.

Der Artikel irritierte mich etwas, besonders im Licht neuerer Forschung zu Gewalt in jugendlichen Beziehungen, die zeigt, dass sie tendenziell recht symmetrisch verläuft — Jungen wie Mädchen treten als Täter wie Opfer auf. Doch dieser Artikel vermittelte ein anderes Bild. Er ging von Beginn an davon aus, dass Mädchen primär Opfer und Jungen primär Täter seien, ganz im Sinne eines veralteten Stereotyps über häusliche Gewalt.

Dieses Missverhältnis ließ mich darüber nachdenken, was hier tatsächlich geschah. Ich las mehrere weitere Artikel über die erwähnte Kampagne und war erstaunt — sogar schockiert — darüber, dass sich die gesamte Kampagne darauf konzentrierte, Mädchen zu helfen und Jungen zu "belehren", ihre Freundinnen nicht zu misshandeln.

Alle diese Artikel beriefen sich auf dieselbe Forschung. Also beschloss ich, direkt zur ursprünglichen Studie zu gehen.

Die Studie wurde von der britischen National Society for the Prevention of Cruelty to Children (NSPCC) finanziert und bestand aus zwei Teilen. Der erste Teil war der "Vollbericht", ein 209 Seiten langer Forschungsbericht mit Methodik, Ergebnissen, Interpretation und Schlussfolgerungen. Der zweite Teil war die "Kurzfassung", eine 10-seitige Zusammenfassung des Vollberichts, gedacht als schneller Überblick. Ich las den Vollbericht und anschließend die Kurzfassung. Es fiel mir sofort auf, dass der Vollbericht deutlich zeigte, dass auch Jungen Opfer von Gewalt waren. Der erste Artikel, den ich gelesen hatte, erwähnte, dass 25 % der Mädchen körperlich misshandelt worden seien. Was der Artikel verschwieg: Dieselbe Untersuchung fand heraus, dass 18 % der Jungen angaben, von ihren Freundinnen körperlich misshandelt worden zu sein. Das bedeutet: Fast die Hälfte der Opfer von Gewalt in jugendlichen Beziehungen waren Jungen. Diese entscheidende Tatsache fehlte im Pressebericht.

Aus den Daten des Vollberichts ließen sich problemlos andere Überschriften formulieren, die Mädchen als Täterinnen und Jungen als Opfer zeigen — doch in der Berichterstattung tauchten sie nicht auf. Hier ein paar Beispiele möglicher Überschriften, die aus den Zahlen ableitbar wären:

25 % derjenigen, die angaben, Partner zum Geschlechtsverkehr gedrängt zu haben, waren Mädchen — Tabelle 15, Seite 82, Vollbericht

Mädchen meldeten knapp dreimal so oft den Einsatz SCHWERER Gewalt in Beziehungen — Tabelle 11, Seite 75, Vollbericht

Über dreimal so viele Mädchen berichteten den Einsatz von Gewalt in der Partnerschaft — Tabelle 10, Seite 74, Vollbericht

Über ein Drittel derjenigen, die angaben, zu Küssen, Berührungen oder Ähnlichem gedrängt worden zu sein, waren Jungen — Tabelle 6, Seite 66, Vollbericht

42 % der Opfer von Gewalt in jugendlichen Beziehungen waren Jungen — Tabelle 3, Seite 44, Vollbericht

Knapp ein Drittel der Opfer schwerer Gewalt waren Jungen — Tabelle 4, Seite 45, Vollbericht

Doppelt so viele Mädchen gaben an, Partner "mehrmals" körperlich zu Küssen, Berührungen oder Ähnlichem gedrängt zu haben — Tabelle 13, Seite 82, Vollbericht

Dies ist nur ein Ausschnitt der Ergebnisse. Klar ist: Die Umfrage zeigte ein Bild, in dem Gewalt in jugendlichen Beziehungen nicht geschlechtsgebunden war — Jungen wie Mädchen traten als Opfer wie Täter auf. Doch nach der Lektüre des Vollberichts und der Kurzfassung fiel ein deutlicher Unterschied auf: Der Vollbericht enthielt zahlreiche Daten über männliche Opfer und weibliche Täterinnen, während die Kurzfassung deutlich weniger Informationen über diese Gruppen lieferte. Sie hob fast ausschließlich Mädchen als Opfer und Jungen als Täter hervor.

Ich begann mich zu fragen, wie dieser Wandel zustande gekommen war. Die ursprüngliche Erhebung hatte Jungen klar als Opfer ausgewiesen — nicht in gleicher Häufigkeit wie Mädchen, aber in relevanter Größenordnung. Jungen stellten etwa 25–42 % der Opfer, eindeutig kein Randphänomen. Doch sie wurden ignoriert.

Die NSPCC stellte ihre Forschung der Öffentlichkeit über eine Pressemitteilung vor, und auch hier ist das gleiche Muster zu sehen: Schrittweise verschwinden die Jungen. Der zunächst ausgewogene Vollbericht, dann eine Kurzfassung, die Mädchen stark betont — und schließlich eine Pressemitteilung, die sich nahezu vollständig auf Mädchen konzentriert. Hier der Anfang dieser Mitteilung; beachten Sie die ausschließliche Fokussierung auf Mädchen:

Teenagerinnen werden von ihrem Partner misshandelt, warnt die NSPCC

Pressemitteilung, 01. September 2009

Ein Drittel der Mädchen im Teenageralter erlebt unerwünschte sexuelle Handlungen und ein Viertel körperliche Gewalt durch ihren Freund, zeigt neue Forschung, die heute von NSPCC und der University of Bristol veröffentlicht wurde. Die Umfrage unter 13- bis 17-Jährigen ergab, dass fast neun von zehn Mädchen bereits eine intime Beziehung hatten. Von diesen gab jede Sechste an, zu Geschlechtsverkehr gedrängt worden zu sein, und jede Sechzehnte gab an, vergewaltigt worden zu sein. Andere wurden zu Küssen oder sexuellen Berührungen gedrängt oder gezwungen. Ein Viertel der Mädchen hatte körperliche Gewalt wie Ohrfeigen, Schläge oder Prügel durch ihren Freund erlebt.


Mädchen werden in der Pressemitteilung fortlaufend hervorgehoben. Wer nur die Mitteilung liest, könnte annehmen, Jungen seien kaum betroffen und Mädchen die einzige relevante Opfergruppe. Jungen werden lediglich in einem einzigen Absatz erwähnt — einem von 18, wobei elf ausschließlich von Mädchen handeln. Dieser Absatz lautet:

Nahezu neun von zehn Jungen sagten ebenfalls, sie hätten eine Beziehung gehabt. Eine geringere Zahl berichtete über Druck oder Gewalt durch Mädchen. (Nur einer von siebzehn Jungen gab an, zu sexuellen Handlungen gedrängt worden zu sein, und fast jeder Fünfte berichtete von körperlicher Gewalt in einer Beziehung.)


Auffällig ist die abschwächende Wortwahl: "eine geringere Zahl", "nur einer von siebzehn". Tatsächlich ging es um 18 % gegenüber 25 % bei den Mädchen — ein Unterschied, aber keiner, der die drastische Ungleichbehandlung rechtfertigt. Zudem wurde die Zahl der Mädchen gleich im ersten Satz und im Titel erwähnt, die der Jungen dagegen in einer Klammer am Ende eines Nebenabschnitts. Es wirkt offensichtlich, dass die Pressemitteilung die Opferrolle von Jungen marginalisiert.

Dann der Hinweis auf Vergewaltigung: Die Mitteilung erwähnt, dass 1 von 17 Mädchen vergewaltigt wurde, etwa 5,8 %. Was sie verschweigt: dieselbe Tabelle im Vollbericht weist aus, dass 3,3 % der Jungen ebenfalls vergewaltigt wurden. Diese Zahl tauchte nirgends außerhalb des Vollberichts auf. Der Anteil männlicher Opfer lag bei über einem Drittel der erfassten Fälle. Kein Wort darüber.

Damit wird klar, warum Medienberichte fast ausschließlich Mädchen ins Zentrum stellten. Die meisten Journalisten werden nur die Pressemitteilung gelesen haben. Und diese fokussierte eindeutig auf Mädchen und blendete die Lage der Jungen aus. Wie einseitig das wurde, zeigt ein Blick auf einige echte Schlagzeilen:

Viele Mädchen von ihrem Freund misshandelt

Ein Drittel der Mädchen zum Sex gedrängt, zeigt NSPCC-Umfrage

Teenagerinnen von ihrem Partner misshandelt, warnt die NSPCC

Nahezu jede Schlagzeile drehte sich um Mädchen als Opfer. Jungen wurden allenfalls am Rand erwähnt; das Hauptnarrativ: weibliche Verletzbarkeit, männliche Täter.

Die Werbekampagne war die praktische Umsetzung der Forschung — TV-, Radio-, Internet- und Plakatspots, die das Verhalten Jugendlicher beeinflussen sollten. An diesem Punkt endete die Theorie und begann die öffentliche Botschaft, finanziert mit Steuergeldern.

Unverständlich ist, dass sich diese Kampagne ausschließlich auf Mädchen als Opfer konzentrierte und Jungen als Problem darstellte, das ermahnt werden musste. Obwohl die Forschung gezeigt hatte, dass Gewalt Jugendliche beider Geschlechter trifft, war davon im öffentlichen Ergebnis kaum noch etwas übrig.

Wie konnte das geschehen?

Der Vollbericht enthält reiche Datenmengen, die zeigen, dass Jungen Opfer von Gewalt in Beziehungen sind. Trotzdem beziehen sich sowohl der Vollbericht als auch die Kurzfassung in ihren Empfehlungen fast nur auf Mädchen. Eine kurze Zusammenfassung aus dem Vollbericht:

Laut Befragung:

72 % der Mädchen berichteten emotionale Gewalt

51 % der Jungen berichteten emotionale Gewalt

Jungen stellten 41 % der Betroffenen emotionaler Gewalt

25 % der Mädchen erlebten körperliche Gewalt

18 % der Jungen erlebten körperliche Gewalt

Jungen stellten 42 % der Betroffenen körperlicher Gewalt

31 % der Mädchen erlebten sexuelle Gewalt

16 % der Jungen erlebten sexuelle Gewalt

Jungen stellten 34 % der Betroffenen sexueller Gewalt

Jungen stellten also in allen Bereichen einen erheblichen Anteil der Opfer. Diese Tatsache stand klar im Vollbericht. Doch je weiter die Daten destilliert wurden — Vollbericht → Kurzfassung → Pressemitteilung — desto mehr verschwanden die Jungen.

Warum?

Die Forscher geben darauf keine direkte Antwort, doch zwei mögliche Gründe lassen sich vermuten.

Der erste: Die Umfrage deutete an, dass Mädchen sich stärker emotional belastet fühlten. Eine Frage erfasste emotionale Reaktionen: Mädchen gaben deutlich öfter an, dass sie Angst hatten, sich verletzt oder gedemütigt fühlten. Jungen berichteten häufiger, dass sie wütend, genervt oder unberührt waren.

Offenbar interpretierten die Forscher diese emotionalen Unterschiede so, dass Mädchen "schwerer betroffen" seien und daher im Mittelpunkt stehen sollten. Diese Annahme schimmert an mehreren Stellen durch. Beispiel:

Diese Forschung hat gezeigt, dass zwischen Mädchen und Jungen eine grundlegende Differenz besteht, wie Gewalt sie betrifft, und diese Differenz muss zentraler Bestandteil der professionellen Reaktionen auf dieses Thema sein.


Was genau bedeutet "professionelle Reaktionen auf dieses Problem"? Die Autoren erklären es nie, aber es ist naheliegend anzunehmen, dass sie damit meinen, dass Mädchen mehr Aufmerksamkeit und Unterstützungsangebote erhalten sollten, weil sie emotional stärker von der Gewalt betroffen waren. Angesichts der Tatsache, dass sich die Empfehlungen des Berichts fast ausschließlich auf Mädchen konzentrieren und die Bedürfnisse von Jungen ignorieren, wirkt diese Interpretation gut begründet — obwohl ich mich gern korrigieren lasse, falls diese Annahme falsch ist.

Die Forscher scheinen bereit zu sein, ihre eigenen erheblichen Belege dafür zu übersehen, dass auch Jungen Opfer von Gewalt in Beziehungen waren — lediglich weil Mädchen stärkere emotionale Reaktionen meldeten. Hier ein weiteres Beispiel:

Diese Ergebnisse werden in den Interviews weiter ausgeführt, in denen Mädchen durchweg beschrieben, wie schädlich sich die Gewalt auf ihr Wohlbefinden auswirkte, oft langfristig, während Jungen als Opfer routinemäßig angaben, sie seien unberührt geblieben oder im schlimmsten Fall genervt. Diese Resultate bilden den breiteren Kontext, in dem Gewalt in Teenagerbeziehungen betrachtet werden muss.


Es ist wichtig, daran zu erinnern, dass die oben zitierten Interviews — die wir später genauer betrachten — nur 62 handverlesene Mädchen und 29 ähnlich ausgewählte Jungen umfassten. Bemerkenswert ist, dass nur einer dieser 29 Jungen ein Opfer einseitiger Gewalt war. Daraus weitreichende Schlussfolgerungen zu ziehen, ist äußerst fragwürdig — besonders, da die eigentliche Umfrage über 1.300 Jugendliche einschloss.

Ebenfalls erwähnenswert ist die Formulierung "der breitere Kontext, in dem Gewalt in Teenagerbeziehungen betrachtet werden muss". Wir können mit guten Gründen annehmen, dass die Forscher erneut implizieren, dass Mädchen in Unterstützungsangeboten Vorrang erhalten sollten. Klar ist allerdings, dass die Daten über Gewalt gegen Jungen ignoriert werden — sowohl in den Empfehlungen als auch in der daraus entstandenen Werbekampagne. Das folgende Zitat bietet zusätzliche Einblicke in die Perspektive der Forscher:

Interventionsprogramme müssen diesem grundlegenden Unterschied Rechnung tragen, indem sie sicherstellen, dass die erheblichen Auswirkungen von Gewalt auf das Wohlbefinden von Mädchen anerkannt und darauf reagiert wird, während Jungen in die Lage versetzt werden, die Folgen von Gewalt in Beziehungen für ihre Partnerinnen und sich selbst zu erkennen.


Diese Aussage zeigt eindeutig, dass die Forscher glauben, Mädchen müssten anders behandelt werden und Interventionsprogramme müssten widerspiegeln, dass die Gewalt ihnen stärker zusetze.

Aber setzt ihnen die Gewalt wirklich stärker zu? Da bin ich mir nicht so sicher. Sehen wir uns zunächst die tatsächliche Fragestellung an:

Wie hast du dich gefühlt, als gegen dich körperliche Gewalt angewendet wurde? ängstlich/verängstigt — wütend/genervt — gedemütigt — aufgebracht/unglücklich — geliebt/geschützt — fand es lustig — keine Wirkung


Die Forscher stellten fest, dass Jungen und Mädchen darauf sehr unterschiedlich antworteten. Sie lieferten jedoch nicht die Rohdaten — also keine Aufschlüsselung, wie viele Jungen oder Mädchen welche Antwort wählten — sondern nur eine Zusammenfassung, die besagt, dass Mädchen deutlich stärker "betroffen" waren.

Es gibt gute Gründe für diese Unterschiede. Die Frage selbst war fehlerhaft — gewissermaßen darauf ausgelegt, einen Geschlechterunterschied hervorzubringen. Jungen und Mädchen sind sozial geprägt und häufig biologisch geneigt, auf emotionale Bedrohung unterschiedlich zu reagieren. Die Ersteller der Frage schienen sich der tief verankerten Zurückhaltung von Jungen, Verletzlichkeit oder Abhängigkeit zu zeigen, überhaupt nicht bewusst gewesen zu sein — ein Ausdruck ihres hierarchischen Denkens und ihres Strebens nach Unabhängigkeit.

Für einen Jungen, Kästchen wie "ängstlich/verängstigt", "gedemütigt" oder "aufgebracht/unglücklich" anzukreuzen, hieße, Schwäche zuzugeben — etwas, das Jungen instinktiv vermeiden. Stattdessen wählen sie viel häufiger "wütend/genervt" oder sogar "keine Wirkung", um ein starkes Bild aufrechtzuerhalten. Wie Warren Farrell treffend sagte: "Die Schwäche der Männer ist die Fassade von Stärke; die Stärke der Frauen ist die Fassade von Schwäche." Jungen und Männer wählen viel eher Antworten, die Kontrolle und Härte signalisieren.

Wenn das stimmt, spiegeln die Antworten der Jungen in der Umfrage möglicherweise nicht den tatsächlichen emotionalen Einfluss wider. Es ist durchaus möglich, dass diejenigen, die "keine Wirkung" ankreuzten, genauso verletzt oder verstört waren wie die Mädchen. Mit solch formulierten Fragen bleibt unklar, was wirklich passiert ist. Darauf basierend zukünftige Unterstützungsangebote auszurichten, wäre riskant — und würde mit hoher Wahrscheinlichkeit katastrophal verzerrte Schlussfolgerungen produzieren.

Betrachten wir Folgendes: Würden Forscher eine Vergewaltigungsopfer ignorieren, das sagt, sie fühle "keinen Einfluss", und daraus schließen, sie brauche keine Unterstützung? Natürlich nicht. Würden Therapeuten Opfer häuslicher Gewalt ignorieren, die behaupten, unberührt geblieben zu sein? Keineswegs. Warum also den Schmerz der Jungen abtun, nur weil sie in einer Umfrage weniger deutliche Anzeichen von Belastung meldeten? Emotionale Reaktionen sind individuell sehr verschieden, und das Fehlen sichtbarer Betroffenheit bedeutet keineswegs, dass die Belastung nicht real ist.

Nach vielen Jahren Arbeit mit Traumabetroffenen weiß ich, dass emotionale Auswirkungen oft langsam auftreten — manchmal erst Monate oder Jahre später. Unterstützung aufgrund einer anfänglichen Reaktion oder scheinbaren Gefasstheit zu verweigern, gehört zu den fehlgeleitetesten Vorstellungen überhaupt. Und diese Unterstützung einer ganzen Gruppe zu verweigern — in diesem Fall Jungen — ist nicht nur schlechtes Denken. Es ist schlicht und einfach Vorurteil.

Sind die Forscher voreingenommen gegenüber Jungen?

Es gibt zahlreiche Hinweise — zusätzlich zu dem bereits Beschriebenen — dass die Forscher eine Voreingenommenheit gegenüber Jungen haben. Da sind die offensichtlichen Abwertungen der Umfragedaten, die zeigen, dass Jungen Opfer von Gewalt in Beziehungen sind, und die vollständige Fokussierung auf Mädchen als Opfer. Aber es gibt auch eine Reihe subtilerer Hinweise in der Studie, die auf eine Geringschätzung von Jungen hindeuten.

Wenn Jungen als Opfer erwähnt wurden, tendierte der Bericht dazu, ihre Erfahrungen kleinzureden. Hier ein Zitat:

Erfahrungen von Jungen mit Gewalt – Es gab kaum Hinweise auf die Möglichkeit, dass Jungen, obwohl sie negativ von der Gewalt ihrer Partnerinnen betroffen waren, nicht in der Lage waren, ihre Verletzlichkeit zu äußern oder zu erkennen. Jungen spielten ihre eigene Gewaltanwendung als "Herumalbern" herunter. Jungen berichteten außerdem von gegenseitiger Gewalt, wobei sie oft stärkere Gewalt als ihre Partnerinnen einsetzten.


Anstatt die tatsächlichen Gewalterfahrungen der Jungen zu thematisieren, konzentrierten sich die Forscher darauf, ob Jungen in der Lage waren, die negativen Auswirkungen der Aggression ihrer Partnerinnen "auszusprechen". Das wirkt wie ein schwacher Versuch, zu suggerieren, dass Jungen ihre Erfahrungen artikulieren konnten — und daher offenbar nicht durch traditionelle Männlichkeitsnormen daran gehindert wurden, Verletzlichkeit auszudrücken. Die unausgesprochene Implikation ist: Wenn Jungen über ihre Viktimisierung sprechen können, waren sie wohl nicht tief betroffen. Anders gesagt: Für sie spielte es nicht so eine Rolle — für Mädchen hingegen schon.

Diese Rahmung lenkt vom zentralen Punkt ab: Die Jungen waren Opfer von Gewalt. Die Wortwahl der Forscher macht klar, wie unterschiedlich Jungen in dieser Studie behandelt wurden. Ihr Schmerz wurde kleingeredet und wegerklärt, reduziert auf die Vorstellung, dass sie einfach nicht so betroffen seien. Die Botschaft dahinter lautet: Ja, Jungen erleben Gewalt durch ihre Freundinnen, aber sie leiden nicht im selben Maße.

Das widerspricht allem, was wir über männliche Psychologie wissen. Es ist gut belegt, dass Männer und Jungen ihren Schmerz herunterspielen, Verletzungen verbergen und versuchen, unabhängig zu wirken. Das bedeutet nicht, dass sie unberührt bleiben — sondern dass sie es ungern zeigen. Gerade deshalb brauchen wir eine andere Herangehensweise, wenn es um Viktimisierung von Jungen geht.

Diese Studie wählte leider einen anderen Weg: Sie ignorierte den Schmerz der Jungen weitgehend und richtete ihr Mitgefühl und ihre Aufmerksamkeit fast ausschließlich auf Mädchen.

"Herumalbern"

Das oben zitierte Fragment besagt, dass "Jungen ihre eigene Gewaltanwendung als ‚Herumalbern‘ herunterspielten". Laut vollständigem Bericht beschrieben Jungen ihr Verhalten in 56 % der Fälle so. Dieser Befund wird später in den Empfehlungen als Begründung dafür angeführt, Jungen beizubringen, ihre Gewalt zu erkennen und Verantwortung dafür zu übernehmen (siehe unten).

Aber was ist mit den Mädchen? Man könnte annehmen, dass sie sich in dieser Hinsicht anders äußerten, da Jungen für diese Haltung gesondert kritisiert wurden. Das stimmt jedoch nicht — zumindest nicht nach der seltsamen Logik dieser Studie. Laut eigenen Daten der Forscher beschrieben Mädchen ihre Gewalt in 43 % der Fälle ebenfalls als "Herumalbern" — nur 13 Prozentpunkte weniger als Jungen.

Wenn beide Geschlechter ihre Aggression in ähnlicher Weise kleinreden, wäre es sinnvoll, sowohl Jungen als auch Mädchen dazu anzuhalten, ihre Handlungen zu erkennen und Verantwortung zu übernehmen. Doch die Empfehlungen konzentrieren sich ausschließlich auf Jungen. Das ist kein solides Argument — es ist Voreingenommenheit. Eine Voreingenommenheit speziell gegen Jungen.

Hier das Zitat:

"Obwohl Interventionsprogramme sicherstellen sollten, dass die Bedürfnisse von Mädchen und Jungen berücksichtigt werden, ist es wichtig, dass die breiteren Erfahrungen von Mädchen weiterhin im Fokus stehen. Außerdem muss die Neigung von Jungen, ihre eigene Gewaltanwendung zu verharmlosen — indem sie sie als ‚Herumalbern‘ abtun oder mit gegenseitiger Aggression rechtfertigen — herausgefordert werden."


Warum sollten Jungen dafür kritisiert werden und Mädchen nicht? Jungen bezeichneten ihr Verhalten zu 56 % als "Herumalbern", Mädchen zu 43 %. Das ist ein deutlicher Hinweis auf eine starke Verzerrung zugunsten der Mädchen.

Die Forscher gingen sogar noch weiter: Sie behaupteten, dass die geringeren Impact-Werte der Jungen sie gegenüber ihren Partnerinnen gefährlicher machten. Hier das Zitat:

Wenn Jungen den Einfluss ihrer eigenen Viktimisierung als gering ansehen, könnten sie diese Einstellung auch auf ihr eigenes Verhalten übertragen. Sie könnten also glauben, dass ihre Partnerinnen ebenfalls unberührt von ihrer Gewalt bleiben.


Die Implikation lautet: Da Jungen angeblich unempfindlich gegenüber Gewalt seien, die ihnen selbst angetan wurde, seien sie folglich weniger einfühlsam gegenüber der Gewalt, die sie ausüben könnten. Das erscheint schwer nachvollziehbar — besonders da beinahe jeder Junge von klein auf immer wieder hört, dass er ein Mädchen niemals schlagen dürfe.

Drehen wir die Logik der Forscher einmal um: Laut Umfrage gaben Mädchen an, emotional stärker von Gewalt betroffen zu sein. Dieselben Mädchen berichteten jedoch auch dreimal häufiger als Jungen, selbst Gewalt angewendet zu haben. Nach der Logik der Forscher bedeutet das: Mädchen wissen genau, wie schmerzhaft Gewalt sein kann — und setzen sie trotzdem deutlich häufiger ein. Das lässt sie nicht gerade gut dastehen, oder?

Die Forscher folgern:

Somit scheint es eindeutig, dass sexuelle Gewalt in Beziehungen ein Problem für Mädchen darstellt, während Jungen angeben, unberührt zu bleiben.


Das fasst ihre Sicht ziemlich treffend — und verstörend — zusammen.

Jungen seien gewalttätiger? Wenn Subjektives das Objektive überlagert

Obwohl die Umfrage eigentlich die Hauptdatenquelle sein sollte, maßen die Forscher den subjektiven Interviewaussagen offenbar weit mehr Bedeutung bei. Die Daten aus der Umfrage zeigten eindeutig, dass Mädchen drei Mal so häufig angaben, in Beziehungen Gewalt anzuwenden. Trotzdem behaupteten die Forscher, es habe unter den Mädchen eine "klare Übereinstimmung" gegeben, dass Jungen häufiger körperliche Gewalt ausübten.

Hier das Zitat:

"Es gab eine klare Übereinstimmung in den Aussagen der Mädchen, dass Jungen in Beziehungen häufiger körperliche Gewalt ausübten als Mädchen. Dieses gemeinsame Verständnis über die geschlechtsspezifische Natur körperlicher Gewalt wurde von fast allen Mädchen berichtet, unabhängig davon, ob sie selbst Gewalt erlebt hatten oder nicht."


Diese Passage aus Seite 94 des vollständigen Berichts fasst die Interpretation der Forscher zusammen. Das Bedeutsamste ist der deutliche Widerspruch zwischen Umfrageergebnissen und subjektiven Intervieweindrücken. Laut der Befragung gaben Mädchen drei- bis sechsmal häufiger an, gewalttätig zu sein. Die Interviews behaupten hingegen, es gebe eine "allgemeine Auffassung", dass Gewalt überwiegend von Jungen ausgehe.

Dieser Widerspruch ist enorm. Ein Teil der Studie zeigt, dass Mädchen erheblich öfter gewalttätig sind, der andere Teil behauptet das Gegenteil. Diese Diskrepanz verlangt eigentlich eine Erklärung, aber der Bericht liefert kaum eine. Das Nächste, was einer Erklärung ähnelt, ist die Behauptung, Mädchen hätten höhere Gewaltwerte, weil es sich um "Selbstverteidigung" gehandelt habe — eine allzu vertraute Begründung.

Die Zahlen jedoch erzählen etwas anderes: Den Daten zufolge berichteten 25 % der Mädchen und 8 % der Jungen, in Beziehungen Gewalt angewendet zu haben. Wenn man den Anteil abzieht, der auf Selbstverteidigung entfiel — 44 % bei Mädchen und 30 % bei Jungen — bleiben 14 % der Mädchen und 5,6 % der Jungen übrig, die aus anderen Gründen Gewalt einsetzten. Das bedeutet, Mädchen waren beinahe drei Mal so häufig wie Jungen für nicht-selbstverteidigende Gewalt verantwortlich.

Dieser Unterschied ist erheblich und hätte ein zentraler Punkt des Berichts sein müssen. Stattdessen wurde er ignoriert. Die Schlussfolgerung der Forscher — dass Mädchen Jungen als häufiger gewalttätig ansahen und deshalb Mädchen unterstützt und Jungen korrigiert werden müssten — ist rätselhaft. Sie widerspricht den eigenen Daten und offenbart eine klare Voreingenommenheit. Kurz gesagt: Das ist nicht nur schlechte Analyse. Das ist Frauenbevorzugung unter dem Deckmantel von Forschung.

Eine teilweise Erklärung liefert folgendes Zitat:

Nur 6 % der Jungen, im Vergleich zu einem Drittel der Mädchen, gaben an, dass sie negativ von der emotionalen Gewalt betroffen waren, die sie erlebten. Diese geschlechtsspezifische Wirkungsspanne stützt Starks (2007) Ansicht, dass "coercive control", das viele unserer Formen emotionaler Gewalt widerspiegelt, nur dann Bedeutung erhält, wenn es in einem geschlechtsspezifischen Machtverständnis von Beziehungshandlungen eingebettet ist. Somit hätten Mädchen zwar emotionale Gewalt angewendet, doch ohne andere Formen der Ungleichheit und Macht sei ihr emotionaler Einfluss begrenzt gewesen.


Erstaunlicherweise scheint dieser Abschnitt den Mädchen eine Art Freibrief für emotionale Gewalt zu geben. Das Muster setzt sich fort: Wenn Mädchen Täterinnen sind, erhalten sie Entschuldigungen; wenn Jungen Opfer sind, werden sie ignoriert oder kleingeredet.

Merkwürdige Formulierungen

Wenn man den Abschnitt genau liest, der beschreibt, dass Mädchen häufiger angaben, Gewalt angewendet zu haben, sticht etwas Merkwürdiges ins Auge. Beachte die Wortwahl der Forscher: Mädchen "berichteten", Jungen "gestanden" (Hervorhebung im Original):

Seite 74: Mehr Mädchen berichteten, körperliche Gewalt gegen ihren Partner angewendet zu haben als Jungen; dies stellte einen signifikanten Unterschied dar (x2 (1) = 60.804, p<.001). Ein Viertel (n=148) der Mädchen im Vergleich zu 8 % (n=44) der Jungen gab an, eine Form körperlicher Gewalt angewendet zu haben. Betrachtet man zunächst weniger schwere Gewalt (siehe Tabelle 10), hatten die überwiegende Mehrheit der Mädchen (89 %), die Gewalt anwendeten, dies einmal oder einige Male getan. Nur wenige (11 %) wandten sie häufiger an. Ähnlich verhielt es sich bei den wenigen Jungen, die gestanden, Gewalt angewendet zu haben; auch sie taten dies überwiegend selten (83 %).


Vielleicht haben die Wörter "berichteten" und "gestanden" in Großbritannien unterschiedliche Nuancen, aber im amerikanischen Englisch tun sie das nicht. "Berichten" bedeutet eine neutrale Aussage. "Gestanden" hingegen klingt so, als würden Jungen ihr Verhalten verbergen und nur ein Minimum "einräumen". Die implizite Botschaft lautet: Die Forscher glauben den Jungen nicht ganz; sie denken offenbar, dass diese nur einen Teil der Wahrheit "gestehen". Das ist natürlich Spekulation — aber es wirkt wie ein weiteres Beispiel für die parteiische Haltung gegenüber Jungen.

Der Interviewteil

Wie bereits erwähnt, bestand die Forschung sowohl aus einem quantitativen als auch einem qualitativen Abschnitt. Die qualitativen Daten wurden in halbstrukturierten Interviews erhoben, die fünf sogenannte Vignetten enthielten — kurze Szenarien, über die anschließend gesprochen wurde. Das erklärte Ziel der Forscher war es, die Umfrage für harte Daten zu nutzen und die Interviews zur tieferen Einordnung.

Die Forscher erklärten, dass sie Schwierigkeiten hatten, Interviewteilnehmer in der ursprünglich geplanten Weise zu rekrutieren. Daher wechselten sie auf folgende Methode:

"Wir gingen daher zu einem System über, bei dem Forscher beobachteten, welche Jugendlichen sich offenbar mit der Umfrage auseinandersetzten. Diese Jugendlichen wurden dann gefragt, ob sie am Interviewteil teilnehmen wollten."


Sie suchten die Interviewteilnehmer also nach subjektivem Eindruck aus — anhand dessen, wer "engagiert" wirkte. Das öffnet Tür und Tor für systematische Verzerrungen. Und tatsächlich fanden sie 62 Mädchen, aber nur 29 Jungen als "engagiert". Von diesen 29 Jungen hatte nur einer Gewalt ohne Gegengewalt erlebt. Das lässt aufhorchen: Entsprach das wirklich ihrem Verständnis von "engagiert"? Der Abschnitt über Jungen im Interviewteil umfasste dann lediglich 22 Seiten, während der Abschnitt über Mädchen über 60 Seiten lang war. Und selbst in diesem kurzen Teil ging es bei Jungen hauptsächlich um ihre Gewalt — nicht darum, dass sie Opfer waren. Mädchen als Opfer wurden hervorgehoben; Jungen als Opfer nicht.

Die Vignetten

Als ich zum ersten Mal die Studie untersuchte, schrieb ich der NSPCC und bat um die Originalfragebögen und die verwendeten Vignetten. Man schickte sie mir — und ich lag mit meiner Vermutung richtig: Die Vignetten waren klar parteiisch und stellten überwiegend Mädchen als Opfer dar.

Von fünf Vignetten handelten vier von Jungen, die besitzergreifend waren, schrien, beschimpften, Gewalt anwendeten oder sexuell bedrängten. Nur eine Geschichte zeigte ein Mädchen als Täterin — und zwar bei einer vergleichsweise harmlosen Handlung: Sie und ihre Freundinnen stahlen das Handy eines Jungen, machten gemeine Bemerkungen und entschuldigten sich am nächsten Tag. In einer anderen Geschichte benutzte ein Mädchen Gewalt, aber lediglich zur Selbstverteidigung.

Zugutehalten muss man den Forschern, dass die ersten drei Vignetten eine Anschlussfrage enthielten: ob ähnliches Verhalten auch vom anderen Geschlecht ausgehen könne. Bei den letzten beiden Vignetten — denjenigen, die sexuelle Grenzüberschreitungen betrafen — fehlte diese Frage dann plötzlich. Das ist bezeichnend. Es deutet auf ein ideologisches Motiv hin, Jungen nicht als mögliche Opfer sexueller Übergriffe und Mädchen nicht als mögliche Täterinnen zu betrachten. Besonders seltsam ist dies angesichts der eigenen Daten der Forscher, die zeigen, dass zahlreiche Mädchen angaben, ihre Freunde sexuell bedrängt zu haben.

Hätte man die Rollen vertauscht — in 80 % der Fälle Täterinnen, und der einzige männliche Täter hätte nur ein Handy gestohlen — hätte es Protestwellen gegeben. Und das mit Recht. Hier jedoch blieb die Schieflage unbeachtet. Die Vignetten marginalisierten die Jungen und gaben ihren Erfahrungen weder Raum noch Repräsentation.

Eine ausgewogenere Gestaltung wäre leicht möglich gewesen: Die gleichen fünf Geschichten, aber bei der Hälfte der Teilnehmer mit vertauschten Geschlechtern. Alternativ neutral formulierte Namen. Oder sechs Vignetten — drei mit männlichen, drei mit weiblichen Tätern.

Die Forscher hätten viele Wege gehabt, um Fairness sicherzustellen — sie taten es nicht.

Dass vier von fünf Vignetten Jungen als Täter und Mädchen als Opfer darstellten — und dass Mädchen als sexuelle Täterinnen überhaupt nicht vorkamen — ist ein weiterer klarer Hinweis auf ideologische Schlagseite. Diese Studie spiegelt ein Weltbild wider, in dem Frauen und Mädchen Opfer und Männer und Jungen Täter sind. Eine solche Verzerrung schadet allen: Sie verkennt die Erfahrungen der Jungen — und vermittelt Mädchen ein verzerrtes Bild der Realität. Wenn diese Art von Voreingenommenheit in den Sozialwissenschaften bestehen bleibt, gefährdet sie das Vertrauen in das Fach selbst.

Die Empfehlungen

Ein kurzer Blick auf den Empfehlungsteil der Zusammenfassung: Dort gibt es nur einen einzigen Absatz, der Jungen erwähnt:

Auswirkungen von Gewalt in Teenagerbeziehungen — der Geschlechterunterschied:

Die Auswirkungen von Gewalt in Beziehungen sind eindeutig geschlechtsspezifisch; Mädchen berichten deutlich höhere negative Auswirkungen als Jungen. Das soll nicht bedeuten, dass die Erfahrungen der Jungen ignoriert werden sollten. Es könnte sein, dass Jungen die Auswirkungen herunterspielen, weil sie ein bestimmtes Bild von Männlichkeit aufrechterhalten wollen. Auch wenn Interventionsprogramme sicherstellen sollten, dass die Bedürfnisse sowohl von Mädchen als auch Jungen anerkannt werden, ist es wichtig, dass die breiteren Erfahrungen der Mädchen im Mittelpunkt bleiben. Zudem muss der Hang der Jungen, ihre Gewaltanwendung herunterzuspielen — indem sie sie als "Herumalbern" abtun oder mit gegenseitiger Aggression rechtfertigen — kritisch hinterfragt werden.


Dieser Absatz ist verblüffend. Zerlegen wir ihn:

"Die Auswirkungen sind unterschiedlich; Mädchen berichten mehr negative Auswirkungen." — Das impliziert, dass Jungen weniger Unterstützung brauchen.

"Das soll nicht heißen, dass Jungen ignoriert werden sollen." — Direkt darauf ein Rückzieher.

"Jungen spielen es vielleicht herunter." — Eine plausible Erklärung.

"Aber trotzdem sollten Mädchen im Fokus bleiben." — Die Erklärung wird ignoriert.

Zusammenfassend: Jungen könnten ihre Betroffenheit verschweigen — aber egal, Mädchen bleiben wichtiger.

Die abschließende Forderung konzentriert sich erneut auf Jungen — nämlich darauf, dass ihre Gewalt korrigiert werden müsse.

Ich empfinde diesen Absatz als bewusst verschwommen formuliert. Die Forscher können nicht offen sagen, dass Mädchen als "würdigere Opfer" betrachtet werden und Jungen als weniger unterstützungsbedürftig — das wäre zu offensichtlich. Die Unschärfe wirkt wie ein Mittel, die Verzerrung zu verschleiern.

Klar bleibt: Mädchen gelten als Hauptempfänger von Hilfe, Jungen als diejenigen, die sich gefälligst verbessern sollen.

Steuert Ideologie die Forschung?

Aus marketingtechnischer Sicht haben die Forscher Erstaunliches erreicht: Sie präsentierten ein Dokument als "Studie", erhoben objektive Daten und zogen dann Schlussfolgerungen, die diesen Daten widersprachen — und trotzdem übernahmen zahlreiche Medien diese Schlussfolgerungen. Millionen Menschen wurden mit Halbwahrheiten konfrontiert, die als wissenschaftliche Erkenntnis verkauft wurden.

Der Eindruck drängt sich auf, dass die Forscher an einem überholten feministischen Narrativ festhalten — dem alten Bild von gewalttätigen Männern und weiblichen Opfern. Doch wie Murray Straus und viele andere gezeigt haben, ist dieses Modell längst widerlegt. Die Beharrlichkeit dieses Musters zeigt, wie weit manche gehen, um an einer bequemen Ideologie festzuhalten, statt komplexe Realitäten anzuerkennen.

Wissenschaft sollte Daten sammeln und Theorien anpassen. Hier jedoch scheint die Ideologie die Wissenschaft zu steuern. Die Forscher entschieden offenbar im Vorfeld, dass Mädchen die Opfer und Jungen die Täter sind. Als die Daten das nicht bestätigten, deuteten sie sie entsprechend um. Ihr Hauptargument — dass Mädchen im Zentrum stehen sollten, weil sie emotional stärker betroffen seien — ist inhaltlich leer. Emotionale Betroffenheit bestimmt keinen Anspruch auf Unterstützung. Kein ethischer Forscher würde behaupten, manche Opfer verdienten weniger Hilfe, weil sie ihr Leid weniger sichtbar zeigen.

Viele Elemente dieser Studie wirkten offen männerfeindlich — so sehr, dass man problemlos zwanzig oder dreißig weitere Seiten darüber schreiben könnte. Ich verschone den Leser damit, doch eines bleibt klar: Diese Studie ist ein warnendes Beispiel dafür, was passiert, wenn Ideologie Forschung verzerrt, öffentliche Politik beeinflusst und die Berichterstattung prägt.

Das ist die Gefahr, wenn ideologisch motivierte Akteure unter dem Deckmantel von "Wissenschaft" die öffentliche Meinung formen. Wir müssen viel genauer darauf achten, was als wissenschaftlich legitim gelten darf — und viel schneller Studien entlarven, die durch Voreingenommenheit kompromittiert sind. Jeder Abiturient könnte die Fehler dieser Studie benennen — dennoch scheinen Medien und Regierungen sie nicht zu sehen oder nicht sehen zu wollen. Diese Blindheit hat Folgen — für alle, die auf echte Wissenschaft, faire Berichterstattung und gerechte Behandlung angewiesen sind.




Montag, Dezember 01, 2025

Schulstreiks gegen Wehrpflicht angekündigt

1.
In mehreren deutschen Städten sind für den 4. und 5. Dezember Demonstrationen und Kundgebungen angekündigt worden, die sich ausdrücklich gegen eine aus Sicht der Organisatoren drohende Wiedereinführung der Wehrpflicht richten. Die entsprechenden Flyer – darunter der bundesweite Aufruf von "Schulstreik gegen Wehrpflicht" sowie der Aufruf verschiedener Kölner Jugendverbände unter dem Titel "Selbstbestimmung statt Wehrpflicht" – rahmen das auf Freiwilligkeit basierende neue Wehrdienst-Modernisierungsgesetz als Hintertür für eine wiederkehrende Wehrpflicht. Die schwarz-rote Koalition will das Gesetz am 5. Dezember im Bundestag beschließen.

Die Initiatoren wenden sich insbesondere gegen zwei vorgesehene Instrumente des Gesetzes: den verpflichtenden Fragebogen für alle jungen Männer ab 2026 sowie die ab 2027 geplante Musterungspflicht für 18-Jährige. Auch die Möglichkeit, die Wehrpflicht in einer "verteidigungspolitischen Lage" per Beschluss zu reaktivieren, gilt als zentraler Kritikpunkt. Viele der beteiligten Gruppen argumentieren zudem, junge Menschen seien in die sicherheitspolitischen Entscheidungen der Bundesregierung nicht ausreichend einbezogen worden.


Hier geht es weiter.



2. Unter der Überschrift "Es kann nicht nur eine Hälfte der Bevölkerung den Preis zahlen" wendet sich die Staatswissenschaftlerin Carolina Kaube im Magazin CICERO gegen die sexistische Wehrpflicht. (Anders als der sich aktuell formierenden Protestbewegung geht es Kaube aber um eine Ausweitung der Wehrpflicht auf Frauen, nicht ihre Abschaffung.)



3. Zum Ende des Männergesundheitsmonats "Movember" fordert die National Coalition of Free Men (NCFM), die führende Männerrechtsorganisation der USA, ein Ende der sexistischen Wehrpflichtpolitik. Auch hierbei handele es sich um ein Männergesundheitsproblem, das Gleichheit untergräbt und das Wohlbefinden von Männern aufs Spiel setzt. Dabei skizziert die NCFM folgende globale Trends:

Männlich-exklusive Wehrpflicht bleibt die Norm in Brasilien, Russland, Mexiko, Ägypten, der Türkei, Südkorea und Iran.

Geschlechtsneutrale Wehrpflicht gibt es in Israel, Norwegen, Schweden, Dänemark, Eritrea, Mosambik, Marokko, Tschad, Niger, Mali und Nordkorea.

Dänemark kündigte an, dass Frauen, die nach dem 1. Juli 2025 18 Jahre alt werden, ab 2026 einer nationalen Lotterieauslosung für den Wehrdienst unterworfen werden.

Kroatien stimmte im Oktober 2025 für die Wiedereinführung der obligatorischen Militärdienstleistung ab 2026 zu, die nur Männer betrifft, mit 4.000 Rekruten jährlich für zwei Monate Training.

Deutschland stellte einen neuen Rahmen vor, der Männern ab 2027 die Registrierung und medizinischen Untersuchungen vorschreibt, während Frauen sich freiwillig melden können.

Die Ukraine steht vor Vorwürfen von Zwang, Schlägen und illegalen Inhaftierungen im Zusammenhang mit der Wehrpflicht, wobei das Parlament bestätigte, dass Frauen nicht gegen ihren Willen eingezogen werden können.

Russland setzt die männlich-exklusive Wehrpflicht fort, wobei Präsident Putin im Herbst 2025 135.000 Männer einberief – die größte Einberufung seit neun Jahren. Polizeirazzien in Moskau und St. Petersburg haben zugenommen, wobei Festgenommene innerhalb von 24 Stunden nach der Festnahme zum Dienst gezwungen werden.

(…) NCFM fordert Politiker, Aktivisten und die Öffentlichkeit auf:

• Die Wehrpflicht als Männergengesundheitsproblem anzuerkennen.

• Diskriminierende Gesetze, die Männer ausschließlich betreffen, zu hinterfragen.

• Aktivistische Bemühungen zu unterstützen, wie NCFM es in den USA und in Europa tut.

• Freiwillige Dienstmodelle zu fördern, die individuelle Wahl respektieren.

• Geschlechtsneutrale Politiken in Ländern sicherzustellen, die die Wehrpflicht beibehalten.




4. Jeden Tag werden weltweit 227 Frauen und 909 Männer umgebracht. Das geht aus Zahlen von "UN Women" hervor. Tötungen im Krieg sind hierbei noch nicht berücksichtigt.



Freitag, November 28, 2025

Frauen engagieren sich weltweit für die Gleichberechtigung von Männern

1. Es sind Einzelkämpferinnen, aber sie werden lauter: Die "Domestic Abuse and Violence International Alliance (DAVIA)" hat eine Übersicht über Frauen erstellt, die sich in den verschiedensten Ländern dieser Erde für die Gleichberechtigung von Männern einsetzen. Ausführlichere Berichte über das Wirken dieser Frauen findet man hinter den Links des englischen Originals.

28. November 2025 – Im Verlauf des Monats November wurde weltweit der Men’s Equality Month begangen, darunter auch der International Men’s Day am 19. November. Die Veranstaltungen zeigten, dass Frauen vielerorts verstärkt öffentlich auftreten, um auf Gleichberechtigung für Männer aufmerksam zu machen:

Argentinien: Am 22. November organisierte das Women’s Argentinian Front unter der Leitung von Andrea Guacci eine Kundgebung in Buenos Aires gegen ungerechte Regelungen im Bereich häuslicher Gewalt. Die Teilnehmer hielten Schilder hoch, die falsche Anschuldigungen anprangerten.

Australien: Am 13. November startete Bettina Arndt eine Kampagne, um den Telekommunikationsanbieter Telstra dazu zu bewegen, eine umstrittene Regelung zurückzunehmen, die vorsah: "Wir können Ihren Dienst ohne Vorwarnung beenden, wenn Ihnen häusliche Gewalt vorgeworfen wird." Neun Tage später erklärte Arndt: "Dank des Einsatzes vieler Unterstützer konnten wir einen Erfolg erzielen! Telstra hat die geplante Maßnahme zurückgezogen, Dienste von Männern zu sperren, denen ihre Partnerinnen Gewalt vorwerfen."

Bengalen: Das All Bengal Men’s Forum im Osten Indiens, geleitet von Mra Nandini Bhattacharjee, organisierte zahlreiche Aktivitäten zum International Men’s Day.

Kanada: Am 2. November veröffentlichte die Kolumnistin Janice Fiamengo eine scharfe Kritik an universitären Gender-Studien: "Wer meint, Frauenstudien hätten ursprünglich nur das Ziel gehabt, Geschichte und Perspektiven von Frauen in eine männlich geprägte Bildungslandschaft einzubringen, wird schnell eines Besseren belehrt, sobald man einen Blick auf die emotional aufgeladenen, vereinfachenden, wissenschaftsfernen und hasserfüllten agitatorischen Theorien wirft, die das gesamte Curriculum ausmachen."

England: Der jährlich am 9. September begangene International Falsely Accused Day wird von Lyn Crabtree organisiert. Am 22. November veröffentlichte sie in sozialen Medien ein Gedicht, das unter anderem lautete: "Wenn der November endet; verstummt der Hashtag; und die Stille kehrt zurück! Wagt es nicht, leiser zu werden; Unsere Jungen zerbrechen weiter; Unsere Männer sterben weiter; Sie bekommen keine Auszeit vom Schmerz; also bekommen wir keinen Ruhetag im Einsatz; Gleichberechtigung für Männer ist nicht saisongebunden; sie gilt an jedem einzelnen Tag; Sprecht morgen lauter als heute!"

Indien: Die Ekam Nyaay ("Eine Gerechtigkeit")-Stiftung unter der Leitung von Deepika Narayan Bhardwaj veranstaltete am 16. November eine Konferenz über Probleme einseitiger Gesetzgebung. In der Sitzung "Sisters United" sprachen Autorin Jyoti Tiwari, For-Men-India-Mitgründerin Antara Das, Familienwohlfahrtsexpertin Indu Subhash, Petentin Mahan Richa Saini und Aktivistin Savita Arya.

Nigeria: Die von Halima Layeni geleitete Life After Abuse Foundation setzte ihre Arbeit fort, Jungen und Männern nach traumatischen Erfahrungen umfassende Bildungsangebote, Mentoring und psychosoziale Unterstützung bereitzustellen.

Spanien: ANAVID, die nationale Vereinigung zur Unterstützung von Betroffenen häuslicher Gewalt, geleitet von Maria Legaz, organisierte am 22. November eine Demonstration in Madrid, an der tausende Menschen teilnahmen und eine bessere Berücksichtigung männlicher Opfer forderten.

Vereinigte Staaten: Lisa Britton, Journalistin beim Frauenmagazin Evie, veröffentlichte zum International Men’s Day einen Beitrag, in dem es unter anderem hieß: "Danke an die Männer, die vor Tagesanbruch aufstehen, damit Strom fließt, Straßen gepflegt werden, Regale gefüllt bleiben und das Land geschützt wird. Danke an die Partner, die sich unermüdlich einsetzen, an die Brüder, die alles stehen und liegen lassen, wenn wir weinend anrufen, an die Väter, die für ihre Familien alles geben würden."

Die Domestic Abuse and Violence International Alliance dankt allen Menschen – Frauen wie Männern –, die sich dafür einsetzen, dass Betroffene häuslicher Gewalt gerecht behandelt werden.

Die Domestic Abuse and Violence International Alliance (DAVIA) vereint 216 Mitgliedsorganisationen aus 40 Ländern in Afrika, Asien, Australien, Europa, Lateinamerika und Nordamerika. DAVIA setzt sich für wissenschaftlich fundierte, familienfreundliche und geschlechtsübergreifende Richtlinien im Umgang mit häuslicher Gewalt ein.




2. Das italienische Parlament stoppt das "Ja-heißt-ja"-Gesetz im Zusammenhang mit sexueller Gewalt. Die Kritiker fürchten eine Umkehr der Beweislast. Unter dem drohenden Gesetz müssten die Gerichte einem mutmaßlichen Vergewaltiger in Zukunft nicht mehr dessen Schuld nachweisen, sondern dieser müsse seine Unschuld beweisen.



3. Wenn Frauen in irgendeinem Bereich schwach vertreten sind, liest man allerorts Forderungen nach mehr Förderung. Geht es Männern so, etwa auf dem Buchmarkt, sieht die Sache natürlich komplett anders aus:

David Brooks, ein konservativer Kolumnist bei der New York Times, beschrieb kürzlich in einem Essay, dass gerade in der amerikanischen Literatur der klassische Roman, also die literarische Fiktion und "echte Literatur", aus der Gunst der Leserschaft gewichen sei. Stattdessen stürze man sich auf Romantasy und ähnliches. Das würde ja zu den üblichen BookTok Hits passen.

Auch andere amerikanische Journalisten machten mit passenden Behauptungen auf sich aufmerksam. So beklagte beispielsweise Jacob Savage das "Verschwinden des weißen männlichen Schriftstellers". Die Förderung für weiße Männer in der Literatur sei in Amerika unzulänglich, gerade in der jungen Generation von Schriftstellern.

Ein derartiges Narrativ ist jedoch nicht nur gestrig, sondern entzieht sich auch jedweder Logik. Was die Herkunft, die Hautfarbe und das Geschlecht mit der Qualität eines Romans zu tun haben, entbehrt sich jeder sinnvollen Erklärung. Möglicherweise sind mittlerweile verhältnismäßig weniger weiße, amerikanische Männer in den Bestsellerlisten zu finden, das mag aber womöglich daran liegen, dass die Öffentlichkeit nach Jahren des weißen Patriarchats genug davon hat, die Perspektive weißer Männer zu lesen.


Wenn der Autor des Artikels Forderungen nach einer Männerförderung zuletzt als "männlich-toxisch" abtut, sind keine Fragen mehr offen, aus welcher politischen Richtung diese Polemik kommt.



4. Die Leipziger Volkszeitung beschäftigt sich ausführlich mit häuslicher Gewalt gegen Männer – leider nicht ohne den obligatorischen Bezug auf die irreführende Kriminalstatistik zum Einstieg, wobei viele männliche Opfer unsichtbar bleiben. Dass die Verfasserin den vorliegenden Forschungsstand nicht überblickt, zeigt auch eine spätere Passage ihres Artikels:

29,6 Prozent der Männer sind von häuslicher Gewalt betroffen – mehr als jeder Vierte. Das zeigt das Bundeslagebild aus 2024.


Wenn das so wäre, hätte der Artikel mit der Überschrift aufmachen sollen: "Mehr als jeder vierte Mann Opfer häuslicher Gewalt". Das wäre mal eine Schlagzeile gewesen! Tatsächlich heißt es in der zitierten zitierten Statistik natürlich, dass mehr als jeder vierte Betroffene häuslicher Gewalt männlich ist. (Im kriminalpolizeilich erfassten Hellfeld, wie man hinzufügen sollte.)

Was man beim Stöbern in der angeführten Statistik übrigens auch liest: "286 Opfer kamen durch Häusliche Gewalt zu Tode, davon 95 männliche und 191 weibliche Opfer". Es finden sich im Hellfeld der Getöteten also doppelt so viele Frauen wie Männer, aber dass es ausschließlich für die weiblichen Opfer einen kampagnenstarken Kampfbegriff wie "Femizid" gibt, bleibt bizarr. Warum gibt es keine dieser Hellfeld-Statistik entsprechenden Schlagzeilen wie "Jeden vierten Tag stirbt ein Mann durch häusliche Gewalt"? Weil man dann erkennen müsste, dass dieses Problem sich nicht durch das Aufwiegeln der Geschlechter gegeneinander lösen lässt?

Im späteren Verlauf des Artikels erklärt die Autorin übrigens, warum es fehlerhaft ist, wenn sie eingangs mit Bezug auf die Kriminalstatistik behauptet, viel mehr Frauen als Männer würden Opfer häuslicher Gewalt:

Weniger als einer von zehn Männern geht in Fällen von partnerschaftlicher Gewalt überhaupt zur Polizei: 2024 gab es eine erste Dunkelfeldstudie. Es geht um Angst, nicht ernst genommen zu werden, teilweise um Überforderung der Polizei. Rollenklischees vom starken Mann verstärken die Scham.


Ich muss allerdings betonen, dass meine Kritik an dem Zahlenwirrwarr, das der Artikel präsentiert, aus der Perspektive von jemandem geschrieben ist, der sich seit 27 Jahren mit der Forschungslage zu häuslicher Gewalt beschäftigt. Die Verfasserin des Artikels ist Volontärin, dürfte also sehr neu nicht nur bei diesem Thema sondern journalistischer Arbeit insgesamt sein. Vor diesem Hintergrund hat sie insgesamt einen – mit den erwähnten Abstrichen – sehr ausführlichen und ansonsten gelungenen Artikel zum Thema häuslicher Gewalt gegen Männer vorgelegt, den man von vielen langjährigen Journalisten vermisst.



5. Die von Akademikern und Journalisten geführte australische Nachrichtenplattform The Conversation beschäftigt sich in einem aktuellen Beitrag mit den Gründen für das niedrigere Gehalt von Frauen. Spoiler: Ein "sexistisches Patriarchat" gehört nicht dazu.

Die Forscher beziehen sich auf neue Daten der Workplace Gender Equality Agency (WGEA), denen zufolge Männer im Schnitt pro Jahr rund zehntausend australische Dollar mehr als Frauen zusätzlich zu regulärem Lohn verdienen – durch Boni, Zulagen und Überstunden. Dieser Zuschlag macht einen maßgeblichen Anteil der immer wieder beklagten Lohnlücke aus. (Besonders stark gilt das in bestimmten Branchen wie Immobilien, Finanz- und Versicherungswesen.) Auch bei gleichem Stundenlohn für Frauen und Männer bleiben die erwähnten Sonderzahlungen ein starker und hartnäckiger Faktor des Lohngefälles, das dann von vielen Feministinnen skandalisiert wird.



Donnerstag, November 27, 2025

Studie: Künstliche Intelligenz bevorzugt weibliche Bewerber

1. Eine relativ aktuelle Studie über LLMs wie ChatGTP (vereinfacht als "Künstliche Intelligenz" bezeichnet) zeigt eine systematische Parteilichkeit, wenn sie Lebensläufe (CVs) vergleichen und eine Empfehlung für eine Bewerbung abgeben sollen. Für diese Untersuchung wurden 22 führende LLMs getestet: Jede erhielt eine Stellenbeschreibung plus zwei fast identische Lebensläufe— mit demselben Profil, nur unterschiedliche Vornamen (einer männlich, einer weiblich). Über alle 22 Modelle und 70 Berufe hinweg wählten die LLMs weiblich klingende Namen häufiger als "qualifizierter" aus. Im Schnitt wurden weibliche Kandidatinnen 56,9 Prozent ausgewählt — deutlich mehr als die 50-50-Verteilung, die bei neutraler, leistungsbezogener Auswahl erwartet würde. Wenn in den Lebensläufen ein Geschlecht ("male/female") genannt wurde, verstärkte sich dieser Trend zugunsten der Frauen. Damit spiegelt die Künstliche Intelligenz die Parteilichkeit, die schon vor Jahren über die Parteilichkeit von Menschen bei Bewerbungen ermittelt wurde. Bezeichnenderweise gehen die Ergebnisse solcher Forschung niemals in die Geschlechterdebatte ein, wie sie Politik und Leitmedien führen.



2. Bei einer weiteren halbwegs aktuellen Studie wurden über tausend junge Männer in den USA gefragt, ob sie vertrauenswürdige erwachsene Personen haben, an die sie sich bei schulischen Problemen, bei Beziehungsfragen oder bei Zukunftsplanung wenden können — und falls ja: ob diese Person männlich oder weiblich ist. Während über 90 % der Befragten angaben, irgendeine erwachsene Vertrauensperson zu haben, sind diese überwiegend weiblich. Im Bereich Schule/Lernhilfe gaben 78 % der Jungen an, einen weiblichen Mentor zu haben — aber nur 62 % nannten einen Mann. Bei Fragen zu Freundschaften oder Beziehungen war das Zahlenverhältnis 78 % gegenüber 57 %. Dieser Mangel männlicher Mentoren trifft bei Jungen aus einkommensschwächeren Familien besonders stark zu: Jungen aus Haushalten mit Einkommen unter $50 000 hatten deutlich seltener einen männlichen Mentor als Jungen aus wohlhabenderen Familien.

Die Autoren der Studie weisen darauf hin, dass männliche Mentoren für Jungen wichtige Bezugspersonen sein können — nicht nur fachlich (Schule, Zukunft), sondern auch emotional oder in Lebensentscheidungen. Gerade bei Vaterlosigkeit oder instabilen Familienstrukturen könnten engagierte männliche Erwachsene diese Rolle übernehmen. Der Mangel an männlichen Vorbildern kann negative Folgen haben — insbesondere, wenn Jungen Schwierigkeiten beim Lernen, schulischem Erfolg, Zukunftsplanung oder sozialen Integration haben.



3. Das politische Magazin CICERO spricht sich gegen eine Wehrpflicht für Frauen aus. Das geschieht mit der üblichen Rosinenpickerei:

Man braucht nur einen Blick auf die Lebensverläufe, Belastungsphasen und biologischen Voraussetzungen zu werfen, um zu erkennen, wie absurd die Vorstellung einer symmetrischen Wehrpflicht ist. Frauen übernehmen in Deutschland nach wie vor den überwiegenden Teil der frühen Kinderbetreuung. Sie durchlaufen Schwangerschaft, Geburt und die körperlichen Nachwirkungen, die damit einhergehen. Sie zahlen aufgrund dieser Lebensphasen oft jahrelang weniger in die Rente ein und tragen ein höheres Risiko von Altersarmut. All das ist nicht diskriminierend, sondern eine Realität, die jeder erkennen könnte, der es möchte. (…) Wer behauptet, eine Pflicht zum Wehrdienst sei für Männer nur gerecht, wenn man sie auch auf Frauen ausdehne, argumentiert kindlich. (…) Wer konservativ denkt, sollte den Mut haben, das Offensichtliche auszusprechen.


Die Vorstellung, dass Gleichberechtigung für Männer im konservativen Lager eher auf offene Ohren stoße als im linken, entpuppt sich einmal mehr als Irrtum.



4. Alle 14 Minuten wird ein Mann von einem Partner oder Familienmitglied getötet. (Interesse der Leitmedien daran: null. Staatliche Gedenktage: null.)



5. Wer eine Frau tötet, wird in Italien jetzt mit lebenslänglicher Haft bestraft. Dieses neue Gesetz wurde von Regierung und Opposition beschlossen und von Premierministerin Giorgia Meloni unterstützt.



6. Spiegel-Online hat Denise Brown, Resident Coordinator und Humanitarian Coordinator der Vereinten Nationen im Sudan, zur Lage dort interviewt. Ein Auszug:

"Ich habe von Frauen und Mädchen gehört, die von den Männern ihrer Familien getrennt wurden. Ich habe Geschichten gehört über Ehemänner, Söhne und Väter, die in der Stadt oder auf der Flucht getötet wurden. Wir haben glaubwürdige Beweise für Massenhinrichtungen gesammelt, die in den vergangenen Wochen stattgefunden haben. Viele Menschen werden auf dem langen Weg nach Tawila von verschiedenen Milizen verschleppt. Männer und Jungen werden festgehalten, bis Lösegeld gezahlt wird."


"Besonders erschreckt hat mich die Gewalt gegen Frauen und Kinder."




7. Die Londoner Times beschäftigt sich mit der Situation von Männern:

Eine neue Studie unter 2.000 britischen Männern und Frauen im Alter von 18 bis 45 zeigt, dass Männer an einem beispiellosen Krisenpunkt stehen. Sie haben überholte Vorstellungen von Männlichkeit hinter sich gelassen, wollen ihrer Gemeinschaft etwas Gutes tun und wünschen sich, zärtliche, engagierte Väter zu sein. Gleichzeitig verzweifeln sie daran, den widersprüchlichen Anforderungen gerecht zu werden, die ihre romantischen Partnerinnen und die Gesellschaft an sie stellen. Fast die Hälfte erwägt, der Liebe komplett den Rücken zu kehren.

(…) Ein Viertel der Männer sagte – bedrückenderweise –, dass sie glauben, niemand werde sich in sie verlieben. Für 41 Prozent war eine feste Beziehung "eine zu große finanzielle Verpflichtung", deutlich mehr als bei Frauen. Wenig überraschend haben 15 Prozent der Männer schon mit einer KI- oder virtuellen Partnerin interagiert. Rund 62 Prozent der Männer meinten, "Frauen haben heutzutage zu viele Erwartungen daran, wie Männer in Beziehungen sein sollten". Erstaunlich ist, dass dem beinahe die Hälfte der Frauen zustimmte. Möglicherweise im Zusammenhang mit dieser schwierigen Dynamik gab fast ein Viertel der Männer zwischen 18 und 35 zu, dass sie "gezielt" Pornografie konsumieren, die Strangulation oder andere Gewalt zeigt.


Der letzte Satz zeigt gut, wie sehr auch diese Untersuchung aus einer feministisch-männerfeindlichen Perspektive verfasst ist. Es gibt keinerlei Belege für die mit "möglicherweise" eingeleitete Vermutung, BDSM-Vorlieben entstehen nicht durch Enttäuschungen in Menschen des anderen Geschlechts und ohne eine Vergleichszahl bei Frauen macht diese Statistik wenig Sinn. Ich habe einmal die KI Perplexity nach Vergleichszahlen gefragt. Die Antwort:

Eine Studie aus dem Fachmagazin Archives of Sexual Behavior zeigt, dass 69% der Frauen aggressive Inhalte in Pornografie zumindest teilweise erregend finden – höher als bei Männern (40%). Frauen suchten häufiger nach "härteren" Varianten wie Würgen. Eine kanadische Umfrage ergab zudem, dass 65% der Frauen Fantasien von Dominierung und 33% von Vergewaltigungsszenarien haben, die oft mit Pornografie assoziiert werden.


Perplexity weist auch darauf hin, dass Christian Schmidt erst kürzlich über diese Studie berichtet hat.

Aber weiter mit Auszügen aus dem Artikel der "Times":

Der Aussage "Keinen kümmert es, ob es Männern gutgeht" stimmten 63 Prozent der Männer zu, verglichen mit 39 Prozent der Frauen.


Gut, das lässt sich ja empirisch untersuchen, indem man abzählt wie viele Medienbeiträge und Politiker sich den Anliegen von Männern beziehungsweise den Anliegen von Frauen widmen.

Moderne Männlichkeit in Großbritannien erscheint als chaotisches Bündel widersprüchlicher Botschaften. Zuerst die guten Nachrichten: Auf die Bitte, 18 Merkmale des "Mannseins" zu bewerten, waren die Ergebnisse erstaunlich warmherzig. Die drei wichtigsten – für Männer und Frauen – waren "ein Freund sein", "Menschen helfen, die Unterstützung brauchen" und "für die Familie sorgen". Die letzten vier Plätze belegten "das Sagen haben", "viel Geld verdienen", "Konflikte mit Gewalt lösen" und "viele Sexualpartner haben".


"Erstaunlich" ist das nur, wenn man die männerfeindlichen Klischees der Leitmedien stark verinnerlicht hat.

Rund 59 Prozent stimmten zu: "Ich muss auf mich selbst achten, niemand steht hinter mir", deutlich mehr als Frauen. Männer stimmten doppelt so häufig wie Frauen der Aussage zu: "Männer sollten Probleme alleine lösen, statt um Hilfe zu bitten."

(…) Gleiches gilt für die gemischten Signale, die Männer von Frauen erhalten. Auf die Aussage "Elternsein ist der wichtigste Job der Welt" stimmten 80 Prozent der Männer zu – mehr als Frauen. Doch die Behauptung "Männer, die Vollzeit-Väter sind, werden nicht als echte Männer angesehen" fand bei einem Drittel der Frauen Zustimmung, nicht weit von den 42 Prozent der Männer entfernt.

Ähnlich verlief es mit den Fragen, die herausfinden sollten, wie stark Männer sogenannte "Red-Pill"-Vorstellungen teilen, wie sie Influencer der Manosphere – etwa Andrew Tate – vertreten. Rund die Hälfte der Männer stimmte einigen rückwärtsgewandten Ansichten zu. Überraschender war jedoch oft die Zustimmung der Frauen zu denselben Positionen. Mehr Frauen als Männer stimmten zu, dass "die Medien Männer in einem negativen Licht darstellen" (82 Prozent der Frauen, 67 Prozent der Männer), "es generell besser läuft, wenn Männer das Geld verdienen und Frauen sich um die Kinder kümmern", "ich Männer bewundere, die ihren Wohlstand zeigen" und "man muss heute ein Alphamann sein, um einen Partner zu finden" (78 Prozent der Frauen, 43 Prozent der Männer). Unterdessen sagten 57 Prozent der Männer – doppelt so viele wie Frauen –, dass sie "hohen Druck verspüren, ein bestimmtes Aussehen zu haben, um im Dating erfolgreich zu sein".

(…) Männer (68 Prozent) stimmten eher als Frauen (45 Prozent) zu, dass sie "ihren guten Ruf verlieren können, nur weil sie ihre Meinung äußern". Außerdem meinten sie häufiger, "Männer hätten es schwerer als Frauen, wenn es um neue Chancen geht", und sie unterstützen eher die Abschaffung von Diversity-Programmen. Vor diesem Hintergrund überrascht es wenig, dass Männer die Ansicht vertreten, "Witze über typische Männer- und Frauenrollen werden heutzutage zu ernst genommen".


Wer sich jetzt schon fragt, was an vielen dieser Auffassungen "rückwärtsgewandt" sein soll, dürfte seine Freude an dem letzten Satz des Artikels haben, der abschließend den Leiter der Studie zitiert, einen Berater der Vereinten Nationen:

"Ich empfinde Unruhe – aber eine Unruhe, die von echter Hoffnung begleitet wird, dass Männer tatsächlich lieben können."


Ich weiß nicht: Männer sollen lieben können? Müsste man ihnen dann nicht so etwas wie Menschlichkeit zugestehen?

Insgesamt zeigt der Artikel eine sehr realistische Weltsicht bei zahlreichen Männern und das anhaltende Händeringen darüber bei Vertretern des bisherigen Establishments. Grundaussage des Beitrags ist: Männer sind an ihrer schlechten Situation (mal wieder) selbst schuld. Bei alldem muss man sich die einzelnen Ergebnisse der Befragung noch einmal klar vor Augen führen: Mehr als zwei von drei Männern befürchten, dass ihr Ruf leidet, wenn sie ihre Meinung äußern! Das ist nicht nur ein "subjektives" gefühl, denn wewr das befürchtet, dürfte seine Meinung in den meisten Fällen tatsächlich zurückhalten. Wenn die mediale Geschlechterdebatte fast ausschließlich von profeministischen Männern bestimmt wird, liegt das nicht zuletzt daran, dass die tatsächliche Mehrheit eingeschüchtert ist.



8. Die internationale "Coalition to End Domestic Violence" berichtet über männerfeindlichen Sexismus auf der höchsten Ebene der Vereinten Nationen. Links zu den Belegquellen findet man im englischen Originaltext.

Letzten Freitag wurden 303 Schüler aus St. Mary’s, einer koedukationalen Schule in Nigeria, entführt. Medienberichte enthüllten, dass sowohl Jungen als auch Mädchen entführt wurden: "Bewaffnete Männer sollen die katholische Schule St. Mary’s im Bundesstaat Niger angegriffen und 303 Schüler sowie 12 Lehrer, Männer und Frauen unterschiedlichen Alters, entführt haben", berichtete MSN

Doch am vergangenen Samstag veröffentlichte Amina Mohammed von den Vereinten Nationen einen Tweet, in dem es hieß: "Tief besorgt über die Massenentführung an der St. Mary’s School im Bundesstaat Niger, Nigeria. Schulen sollten Schutzräume für Bildung sein, keine Ziele gegen Mädchen."

Die UN-Funktionärin erwähnte die entführten Jungen mit keinem Wort.

Amina Mohammed ist keine niedrigstufige Bürokratin in der UN-Verwaltung. Vielmehr ist sie die Stellvertretende Generalsekretärin, die direkt dem Generalsekretär António Guterres unterstellt ist.

Leider betreiben die Vereinten Nationen fortlaufend Geschlechterbigotterie. Gestern begingen die Vereinten Nationen den Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen. Grotesk ist, dass die UN nie den Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Männer anerkannt hat.

Letzte Woche veröffentlichte die UN-Weltgesundheitsorganisation einen Bericht zu Gewalt gegen Frauen. Aber unverständlicherweise hat die WHO nie eine Studie zu Gewalt gegen Männer herausgegeben.

Dies ignoriert das wachsenden Problem häuslicher Gewalt durch Frauen:

· Die Forscherin Alexandra Lysova veröffentlichte eine Studie, die ergab, dass die Raten einseitiger Gewalt durch Frauen fast doppelt so hoch waren wie die einseitiger Gewalt durch Männer – 31,4% bzw. 16,9%.

· Anfang dieses Monats berichtete JAPAN Forward, dass japanische Männer 28.214 Beratungen zu häuslicher Gewalt eingereicht hatten, was einem Anstieg um 50% in fünf Jahren entspricht.

· Am vergangenen Samstag versammelten sich Tausende in Madrid, Spanien, und forderten, dass die Regierung ihre Politik aktualisiert, um männliche Opfer vor weiblichen Misshandlern zu schützen.

Anfang dieses Monats veröffentlichte The Nuzzo Letter einen scharfen Bericht zu "UN Women’s Feminist Propaganda on X". Die Analyse kam zu dem Schluss: "Insgesamt zeigen die Ergebnisse, dass UN Women regelmäßig feministische Propaganda auf X nutzt. Die Tweets von UN Women sind oft ungenau, voreingenommen, widersprüchlich, unprofessionell, übermäßig emotional und mangelhaft an Anstand und Empathie gegenüber Jungen und Männern."

Die Ironie rundet sich ab: Die Vereinten Nationen sponsern eine hochprofilige Initiative zur Bekämpfung von Online-Desinformation. Die UN bezeichnet Online-Desinformation als "oberste globale Bedrohung".

Die Vereinten Nationen müssen offensichtlich erst einmal aufräumen, wenn sie die Desinformation stoppen und ihren Ruf bei ihrem Sexismus im Bereich häuslicher Gewalt wiederherstellen wollen.




Dienstag, November 25, 2025

"Diakonie warnt vor wachsendem Antifeminismus unter jungen Männern"

1. "Immer mehr junge Männer folgen problematischen Influencern und verharmlosen Gewalt gegen Frauen", heißt es auf Spiegel-Online, womit der Artikel von Anfang an Ideologiekritik und Gewaltbereitschaft zusammenrührt. "Mitarbeiter der Diakonie berichten, dass sich dies in vielen Beratungsgesprächen zeigt. Aktuelle Zahlen bestätigen diese Tendenz." Das wird dann auch konsequent weiter so durchgezogen, wie man es von guter Propaganda erwarten darf:

Die Diakonie Hamburg warnt vor zunehmendem Antifeminismus unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen. In Workshops an Schulen und in Beratungsgesprächen würden Fachkräfte vermehrt von jungen Männern berichten, die sich mit Influencern aus der "Manosphere" identifizieren. Diese propagieren in sozialen Netzwerken stereotype Geschlechterrollen, stellen Männer als Opfer der Gleichberechtigung dar und verharmlosen Gewalt gegen Frauen.


Also zwei legitime Ansichten, die mit Gewalt zusammengerührt werden, um diese Auffassungen ins Zwielicht zu rücken. Hält Spiegel-Online seine Leser eigentlich für bescheuert oder schreibt man dort nur noch für eine bestimmte Zielgruppe?

Offizielle Statistiken bestätigen laut Diakonie diese Tendenz: Laut Bundeskriminalamt (BKA) stiegen frauenfeindliche Straftaten im vergangenen Jahr um 73 Prozent. Auch Menschenhandel zur sexuellen Ausbeutung, Sexualstraftaten und häusliche Gewalt nahmen zu. "Diese Normalisierung antifeministischer Haltungen führt dazu, dass Grenzen zunehmend überschritten werden – verbal und manchmal auch mit Taten", sagte Landespastorin Annika Woydack.


Klassische Einstiegsdroge: Heute kritisierst du eine Ideologie, die zum Beispiel jahrelang wissenschaftliche Forschung manipulierte, um männliche Opfer unsichtbar zu halten, morgen bist du ein Menschenhändler. So schnell kann's gehen, wenn man nicht aufpasst. Am besten, man hält sich mit seiner Kritik konsequent zurück. Sie wollen sich doch nicht am Menschenhandel mitschuldig machen, oder?



2. Gestern und heute gab es anlässlich des heutigen Gedenktags gegen Gewalt, solange sie eine Frau trifft, eine Flut weiterer Artikel dazu. Der vielleicht schönste: "Ausgerechnet an diesem Tag: Kritik an Lindemann-Konzert in der Olympiahalle". Die Autorin der Münchner Abendzeitung ist entsetzt: "Skandalrocker Till Lindemann spielt ausgerechnet am Tag der Gewalt für Frauen in der Münchner Olympiahalle. Ein bloßes Versäumnis der Verantwortlichen – oder Ausdruck völliger Gleichgültigkeit?"



3. Da lässt sich natürlich auch das Europäische Parlament nicht lumpen und legt eine "gender equality strategy vor", bei der es natürlich nur ein "gender" gibt:

Die Kommission sollte außerdem die erforderlichen Leitlinien für die Umsetzung des kürzlich verabschiedeten Gesetzes zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt ausarbeiten und Femizid (die Tötung einer Frau oder eines Mädchens aufgrund ihres Geschlechts) als eigenständiges Verbrechen anerkennen.


Und diese Leute wundern sich ernsthaft, dass immer mehr junge Männer nicht mehr mitmachen, wenn die hohe Politik sie als Gewaltopfer kontinuierlich ausblendet.



4. "Tausende Menschen marschieren in Madrid und forderten von Redondo Schutz für alle Opfer von Gewalt" schlagzeilt die spanische Zeitung El Debate. In dem Artikel von Sandra Ordóñez heißt es:

Tausende Menschen versammelten sich am Samstag in Madrid unter dem Motto Die Opfer haben kein Geschlecht, in einer Demonstration, die von zehn Vereinen organisiert wurde, darunter Hazte Oír und Anavid. Das Ziel war es, alle Opfer von Gewalt im häuslichen Umfeld sichtbar zu machen, unabhängig von Geschlecht, Alter oder sexueller Orientierung. Die Mobilisierung begann mittags vor dem Ministerium für Gleichstellung und endete auf dem Platz Callao. Sie verurteilte die institutionelle Ausgrenzung zahlreicher Betroffener aufgrund dessen, was sie als ideologische Auslegung der Gewalt betrachten.

In einer Atmosphäre, die vom kalten Wetter geprägt war, zogen die Teilnehmer durch das Zentrum der Hauptstadt und trugen Plakate mit sich, während sie Slogans für eine "echte Gleichheit" und den "Schutz der Menschenrechte" für alle Opfer skandierten. Während des Marschs waren Rufe von Großeltern zu hören, die ihr Recht auf Umgang mit ihren Enkelkindern einforderten, Zeugnisse von Vätern, die von ihren Kindern durch Urteile getrennt wurden, die sie als ungerecht empfinden, und Berichte von Menschen, die behaupten, von einem System unsichtbar gemacht worden zu sein, das nach ihrer Ansicht nur ein bestimmtes Opferprofil anerkennt.

Javier María Pérez Roldán, Anwalt und Generalsekretär von Hazte Oír, trat als Sprecher der organisierenden Vereinigung auf und betonte den Grund für ihre Anwesenheit: "Wir sind hier, um die hilflosen Opfer zu schützen." Neben ihm nahmen Inma Fernández, Journalistin und Aktivistin für ausgeschlossene Opfer, und Ana Ruiz, Sprecherin von Derecho a Vivir, teil. Alle waren sich einig, dass der aktuelle Ansatz der öffentlichen Politik geändert werden muss, um Betroffene im familiären Umfeld gleichberechtigt aufzunehmen.

Zu der Veranstaltung stießen weitere Organisationen wie Comando Libertad, die Asociación por los Derechos de los Niños Custodia Compartida Extremadura, das Movimiento por la Igualdad Real, SIPNA, Policías Trans No Normativos und die Fundación de Hombres Maltratados. Auch Vertreter der internationalen Organisation Davia waren dabei, die ähnliche Aktionen in über 200 Vereinen in verschiedenen Ländern koordiniert. [Ich bin selbst Mitglied bei Davia. – A.H.]

Von Anavid, einem gemeinnützigen Verein, der die Schaffung gleichberechtigter Gesetze und ein größeres gesellschaftliches Bewusstsein für dieses Problem fördert, wurde erinnert, dass "Gewalt im häuslichen Umfeld kein Geschlecht oder Status unterscheidet" und dass es unerlässlich ist, allen Opfern den gleichen institutionellen Schutz zu gewährleisten. Die Organisation betreut sowohl Frauen und Minderjährige als auch Männer, die Opfer von Aggressionen oder falschen Anzeigen werden können, in einem Kontext, in dem die Unschuldsvermutung nach ihrer Ansicht oft nicht respektiert wird.

Eines der am häufigsten wiederholten Slogans während des Marschs war, dass Leid nicht nach politischen oder medialen Kriterien klassifiziert werden darf. In diesem Sinne verurteilten die Organisatoren, dass aus Wahl- oder ideologischen Gründen viele Opfer zum Schweigen gebracht oder direkt ignoriert werden. Ebenso wurde die Ministerin für Gleichstellung, Ana Redondo, als eine der am meisten kritisierten Figuren in der Demonstration hervorgehoben.

"Feministische Ministerin, wir stehen nicht auf deiner Liste", skandierten die Teilnehmer.

Die Demonstration am Samstag markiert einen weiteren Schritt im Wachstum einer sozialen Bewegung, die die aktuellen Schutzmodelle in Frage stellt und einen neuen Blick auf das Phänomen der Gewalt in der Familie fordert. Die Organisatoren hoben den Erfolg der Veranstaltung als Beweis hervor, dass eine wachsende Zahl von Bürgern ablehnt, was sie als "ideologische Ingenieurskunst" bezeichnen, die festlegt, welche Opfer Anerkennung verdienen und welche nicht.

"Der Erfolg dieses Marschs zeigt, dass immer mehr Menschen bereit sind, die Wahrheit zu verteidigen: dass kein Opfer wichtiger ist als das andere", schloss Hazte Oír in seiner Erklärung ab. Eine Forderung, die nach ihren Angaben in verschiedenen Initiativen auf nationaler und internationaler Ebene fortgesetzt werden soll, in der Hoffnung, dass die Institutionen einen gleichberechtigten und inklusiven Schutz für alle Opfer übernehmen.


Vielleicht wächst diese Einstellung, selbst wenn die Diakonie noch so sehr dagegen polemisiert, auch hierzulande so stark, dass eine solche Demonstration in Berlin ebenfalls möglich wird.



Montag, November 24, 2025

Britische Regierung kündigt nationalen Gipfel zur Situation von Männern und Jungen an

1. Neues aus Großbritannien:

Premierminister Sir Keir Starmer hat angekündigt, dass die Regierung im nächsten Jahr einen nationalen Gipfel zu den Herausforderungen für Männer und Jungen veranstalten wird. Während eines Empfangs in der Downing Street zum Internationalen Männertag sagte Starmer, dass Themen wie die psychische Gesundheit von Männern und Frauenfeindlichkeit im Internet "eine nationale Antwort erfordern".

Vizepremierminister David Lammy und Opferminister Alex Davies-Jones wurden damit beauftragt, die Bemühungen der Regierung zur Bewältigung der Probleme von Männern zu leiten. "Es muss eine gesamtgesellschaftliche Anstrengung sein. Damit wir diese Probleme besser verstehen können, werden wir nächstes Jahr Menschen zu einem nationalen Gipfeltreffen zum Thema Männer und Jungen zusammenbringen", sagte Starmer.

(…) Der Premierminister betonte, dass die Unterstützung von Männern und Jungen kein "Nullsummenspiel" sei, und erklärte am Mittwoch bei dem Empfang: "Wir müssen die Geschlechter nicht gegeneinander ausspielen. Es ist nicht entweder das eine oder das andere; wir können beides haben. Eine positive Agenda für Männer und Jungen geht nicht zu Lasten von Frauen und Mädchen."

An der Veranstaltung, die laut Starmer der erste Empfang zum Internationalen Männertag in der Downing Street Nr. 10 war, nahmen Vertreter von Wohltätigkeitsorganisationen und Unternehmen sowie Prominente teil, die sich für die geistige und körperliche Gesundheit von Männern einsetzen.


Schräg ist natürlich, dass "Frauenfeindlichkeit im Internet" als Thema genannt wird. Ich kann mich an keinen Frauengipfel erinnern (der letzte war vor wenigen Tagen), bei dem auch feministischer Männerhass auf der Tagesordnung stand.

Das britische Gesundheitsministerium hat dieser Tage auch ein ausführliches Dossier zur Männergesundheit vorgelegt.



2. Neue Hürden erschweren die Kriegsdienstverweigerung. So wird inzwischen offenbar auch das Vorlegen einer Geburtsurkunde verlangt.



3. "Wer jeden Beschuldigten zum Täter erklärt, schadet am Ende den wirklichen Opfern" argumentiert Antje Jelinek im politischen Magazin CICERO. Ein Auszug:

Bei den Grünen, aber auch in der linken Szene allgemein, wurde die Beweislastumkehr mittlerweile assimiliert und zum probaten Mittel im Kampf gegen das Patriarchat erklärt. Die Unschuldsvermutung ist demnach lediglich ein lästiges Beiwerk, das nur vor Gericht gilt. In linksradikalen Kreisen ist diese Auffassung von Gerechtigkeit und Opferschutz schon seit Jahren gängige Praxis. In sogenannten Outcalls werden Anschuldigungen gegen unliebsame Männer veröffentlicht, damit sie einer sozialen Ächtung ausgesetzt werden. Verkauft wird das als Feminismus und als progressiv.

(…) Nicht nur Prominente haben unter dieser absurden Vorstellung moralischer Verklärtheit zu leiden. Auch in der Punkszene gibt es Fälle, wo falsch beschuldigte Normalos von massiver sozialer Zerstörung betroffen sind. Eine in der Szene bekannte Plattform, die hier ordentlich mitmischt, ist PunkToo. Sie gibt jeder Frau bzw. FLINTA-Person die Möglichkeit, ganz unkompliziert einen Rachefeldzug anzustoßen. Der Beschuldigte darf sich weder zu den Anschuldigungen äußern, bevor sie ins Netz gelangen, noch im Nachhinein adäquat verteidigen. Das ist schlicht nicht gewollt.

Die soziale Ächtung, die daraus folgt, äußert sich dadurch, dass Personen, Veranstalter, Veranstaltungsorte, Bands – mitunter das komplette soziale Umfeld – massiv unter Druck gesetzt werden, den Beschuldigten zu canceln und sich von diesem zu distanzieren. Wer das als Freund oder Angehöriger nicht möchte, wird ebenfalls gecancelt. Davon sind dann auch Frauen betroffen, denn es gilt die Kontaktschuld.

PunkToo existiert daher nicht für die Aufklärung sexueller Übergriffe, die Lösung von Konflikten oder für irgendeine Form von Gerechtigkeit, sondern als feministisches Projekt, das Männer generell an den Pranger stellt – begründet oder nicht. Die Schäden einer falschen Beschuldigung wirken sich in der Punkszene dann nicht nur auf die sozialen Kontakte aus, sondern oft auch finanziell. Gerade dort, wo mit Musik auch Geld verdient wird, kommt es durch Kündigung von Plattenverträgen oder Blockade von Konzertveranstaltungen und Plattenlabels aufgrund der falschen Anschuldigungen zu finanziellen Einbußen.

Auf der linksradikalen Plattform Indymedia, auf die PunkToo auch gern verweist, und auf anonymen Accounts auf Instagram ist es gängige Praxis, Männer zu beschuldigen und deren soziale Ächtung zu befeuern. Besonders Instagram bietet der perfiden Praxis solcher Outcalls gute Möglichkeiten. So wird (…) in einer Instagram-Story, die nach 24 Stunden wieder verschwindet, die angeblich sexuell übergriffige Person mit detaillierter "Täterbeschreibung", Fotos und ausführlichen Schilderungen seiner angeblichen Vergehen angeklagt. Es wird ausdrücklich darum gebeten, die Inhalte zu teilen. Nach Verschwinden der Story soll man per DM ("direct message") nachfragen, um das Material für das Teilen des Outcalls zu bekommen.

Die Anschuldigungen bei solcher Art Outcalls reichen von emotionaler Gewalt, harmlosen sexuellen Übergriffen über sexuelle Nötigung bis hin zur Vergewaltigung. Werden die in den Outcalls geschilderten Vorwürfe vor Gericht eindeutig geklärt, sorgt das aber keineswegs für eine Rehabilitierung der falsch Beschuldigten. Das zeigt das Beispiel einer der Autorin bekannten Person aus Gotha, die vom Vorwurf der Vergewaltigung freigesprochen wurde. Die soziale Zerstörung wird dennoch weiter vorangetrieben. Und auch das Canceln der Räume, in denen die Tat, die nie stattgefunden hat, angeblich geschah, wird auch nach fünf Jahren in der Szene weiter thematisiert – und Bewohner und Betreiber der Location verurteilt.


Jelineks Auffassung zufolge schade derartige Lynchjustiz dem Rechtsstaat sowie der Glaubwürdigkeit tatsächlicher Opfer.



4. Kanada legt die "feministische Außenpolitik" zu den Akten. Man wolle sich aber weiter für die Rechte sexueller Minderheiten und die Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen engagieren. Man werde an den feministischen Grundwerten als Teil der Regierungspolitik festhalten, erklärte die kanadische Außenministerin Anita Anand.



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