Samstag, März 25, 2023

Correctiv & Süddeutsche keilen gegen Väterrechtler: "Die Spur führt ins Maskulinisten-Milieu"

1. In einem Beitrag des Netzwerks "Correctiv" und der Süddeutschen Zeitung geht es zunächst darum, dass Gerichte Müttern bei einer Scheidung ihre Kinder wegnähmen (also ihr Umgangs- und Sorgerecht eingeschränkt wird), wenn diese Frauen häusliche Gewalt und Missbrauch schilderten. Als Beleg führt der Beitrag die mehrfach als unwissenschaftlich zerpflückte (siehe hier und hier) "Studie" des Soziologen Wolfgang Hammer an.

Der Artikel schießt in seinem Verlauf zunehmend polemisch gegen Positionen der Väterrechtler, die das überholte Motto "das Kind gehört zur Mutter" bei Scheidungsfällen hinterfragen. Die Binse etwa, dass ein Elternteil dem früheren Partner häufig das gemeinsame Kind entfremdet, wird folgendermaßen ins Zwielicht gerückt:

Das sogenannte Elterliche Entfremdungssyndrom PAS ist heftig umstritten. Geprägt wurde der Begriff von dem amerikanischen Psychologen Richard A. Gardner, der auch dafür warb, Kindesmissbrauch als normal zu akzeptieren statt den Täter zu verurteilen; Kinder wollten Geschlechtsverkehr und "können den Erwachsenen verführen".


Nun wird das Thema Eltern-Kind-Entfremdung inzwischen breit diskutiert, und es gibt dazu lesenswerte und sachliche Beiträge. Der zitierte Absatz in dem Artikel von Correctiv und Süddeutscher Zeitung bereitet allerdings eine umfassendere Attacke auf Menschen vor, die für die Rechte von Vätern und anderen Männern eintreten. So heißt es dort weiter:

Solche Konzepte verbreiten sich nicht zufällig, es gibt Gruppen, die sie vehement propagieren: Anfang des Jahres rief ein Bündnis aus mehreren Gruppen in einer Aktion mit dem Titel "Genug Tränen" dazu auf, "Elterliche Entfremdung" als Form von psychischer Gewalt gegen Kinder anzuerkennen, ins Strafgesetzbuch aufzunehmen und bei der Ausbildung von Familienrichtern verpflichtend mit einzubeziehen. Hinter dem Bündnis stehen mehrere Väterrechtsgruppen, darunter auch Akteure mit Verbindungen ins Maskulinisten-Milieu.


Der korrekte Begriff lautet "Maskulisten": eine Bewegung für Menschen- und Bürgerrechte, der es darum geht, Benachteiligungen, soziale Problemlagen und Menschenrechtsverletzungen zu Lasten von Männern anzugehen und so unterschiedliche Probleme anzugehen wie häusliche Gewalt gegen Männer, Benachteiligung von Jungen in der Schule, Obdachlosigkeit, sexistische Justiz, einseitige Gesundheitspolitik, sexuelle Gewalt gegen Männer im Krieg, Genitalverstümmelungen, Schwulenfeindlichkeit und vieles mehr. All das erfährt man aus dem Beitrag von Correctiv und der Süddeutschen allerdings nicht einmal im Ansatz. Dort heißt es stattdessen:

Maskulinisten sind selbsternannte Männerrechtler. Sie halten Männer für das eigentlich unterdrückte Geschlecht, bestreiten strukturelle Benachteiligungen von Frauen und verbinden ihre Forderungen mit antifeministischen Ressentiments – und bisweilen mit offenem Frauenhass.


Dass Männer inzwischen stärker benachteiligt sind als Frauen, sobald man diese Benachteiligungen erst mal zur Kenntnis nimmt, ist wissenschaftlich belegt. Der Mythos, Frauen seien strukturell benachteiligt, wurde gestern von einem Soziologen auf Spiegel-Online demontiert. Und der Frauenhass an den Rändern der maskulistischen Bewegung spiegelt den Männerhass im Mainstream des feministischen Milieus.

In den folgenden Abschnitten wird als Kronzeuge gegen Väterrechtler Thomas Gesterkamp angeführt:

"Das ist eine sehr heterogene Gruppe", sagt er. "Ich würde sagen, verbitterte, enttäuschte Väter werden wie beim Rattenfänger von Hameln vereinnahmt von rechten Väterrechtlern."

Ein Beispiel ist der Verein "Forum soziale Inklusion" (FSI). Der Name klingt harmlos, dahinter steckt offenbar Kalkül: Gesterkamp nennt das "Maskulinisten-Mimikri". Das heißt: Diese Initiativen verstecken ihre antifeministischen Positionen hinter weichen, fast progressiv klingenden Begriffen. Und sie suchen systematisch Einfluss auf die Politik.

Das FSI ist im Lobbyregister des Bundestages erfasst: Wie es aussieht, pflegen die Väterrechtler gute Kontakte zur CSU, zur AfD und zur FDP. 2020 beschloss die Große Koalition, dass das FSI 400.000 Euro Fördermittel erhalten sollte – dafür hatte ein CSU-Politiker gesorgt. Später allerdings verhinderte das Bundesfamilienministerium eine Auszahlung der Gelder.


Selbstverständlich wird das von Correctiv und der Süddeutschen mit keiner Silbe als Skandal benannt. Zielscheibe des neuen Verlautbarungsjournalismus ist nicht mehr die Regierung, sondern kleine NGOs wie Manndat und FSI. Verrückterweise wird gerade, dass man dem Forum Soziale Inklusion nichts vorwerfen kann, verwendet, um es rhetorisch ins Zwielicht zu rücken. Es erscheint als besonders gefährlich, denn dort verstecke man seine – unterstellte – "wahre Einstellung" besonders gut.

Nach außen wirkt der FSI gemäßigt. Allerdings scheint Gründer Gerd Riedmeier Verbindungen in trübe Bereiche zu pflegen: So war Riedmeier Sprecher der IG Jungen, Männer und Väter, zu der unter anderem auch der Verein Manndat gehörte, der von einer "generellen Hasskultur gegen Männer" phantasiert und den AfD-Politiker Hans-Thomas Tillschneider im Interview verbreiten ließ: Es drohe ein "beschleunigter Verfall mit ‚Schwachsinnsbegriffen‘ wie ‚Regenbogenfamilie‘ oder ‚Patchworkfamilie‘".


Zu der Frage, ob eine "Hasskultur gegen Männer" eine reine Phantasie ist, kann sich jeder ein eigenes Urteil bilden. MANNdat über die Äußerungen eines Interviewpartners anzugehen (MANNdat befragte Vertreter unterschiedlicher Parteien bis hin zur "Linken"), ist allerdings irre: Nach der verqueren Logik, mit der Correctiv und Süddeutsche Zeitung Gerd Riedmeier attackieren, könnte man jedem, der mit Journalisten zusammenarbeitet, die schon mal ein AfD-Mitglied interviewt haben, nachsagen, er "pflegte Verbindungen in trübe Bereiche". Wie abenteuerlich soll das noch werden? Gibt es keine redaktionelle Endabnahme mehr, die über solche Artikel mal drüberschaut?

Im Beitrag von Correctiv und Süddeutscher geht es jetzt nur noch um Stimmungsmache:

Riedmeier trat auch als Mitveranstalter beim "Deutschen Genderkongress" 2015 auf, einem Vernetzungstreffen von Väterrechtlern, Anti-Gender-Aktivisten und anti-feministischen Organisationen wie dem Hetzportal Wikimannia.


Die Person, die die Website "Wikimannia" führt, ist auf dem Kongress nicht aufgetreten. Was aber ist das Problem bei "anti-feministischen Organisationen"? Beteuert derzeit nicht sogar die Meldestelle Antifeminismus immer wieder, dass Kritik an feministischen Positionen eine legitime Haltung sei?

Ebenfalls mit dabei beim "Deutschen Genderkongress" war auch: die Bundesvereinigung Liberale Männer, die der FDP nahesteht. Im Vorstand ist der FDP-Politiker Sebastian von Meding, dessen Firma im Impressum der Website des Gender-Kongresses steht. Meding antwortet nicht auf Anfrage dazu, sondern droht mit einer Klage auf Schadenersatz.


Hier hätte ich schon gerne genauer gewusst, gegen was konkret Meding mit einer Klage gedroht haben soll: wohl kaum gegen eine bloße Anfrage hin.

Nach Einschätzung von Experten dringen die Positionen der Väterrechtler über die Liberalen Männer in die FDP vor.


"Nach Einschätzung von Experten, die so anerkannte Fachleute sind, dass wir sie hier unmöglich namentlich nennen können …"

Eine ihrer Kernforderungen hat sich die FDP bereits zu eigen gemacht: Die Partei hat sich dafür ausgesprochen, das sogenannte Wechselmodell als Standard festzulegen, also dass die Kinder je die Hälfte ihrer Zeit bei Vater und Mutter leben. In gleichberechtigten Beziehungen mag das eine gute Lösung sein. Für Opfer von häuslicher Gewalt aber könnte ein solcher Leitgedanke den Rechtfertigungsdruck noch erhöhen. Deswegen lehnen Grüne und Linke das Modell als Standardlösung ab.


Womit wir endlich beim Ziel dieser abenteuerlichen Achterbahnfahrt angekommen sind: Es geht gegen das Wechselmodell, also gleichberechtigte Sorge beider Eltern nach ihrer Trennung. Außerdem stört Gerd Riedmeier mit seinem integrativen Ansatz. Riedmeier stört so richtig, weil man ihn nicht einfach als rechten Polterer abtun kann, man sich vom Totschweigen als Strategie aber auch nichts mehr verspricht.

Zuletzt bleiben Correctiv und Süddeutscher noch eines zu melden:

Die FDP distanziert sich auf Anfrage von den Liberalen Männern: Man "weise darauf hin", dass der Verein "keine Vorfeldorganisation der FDP" sei. Mögliche Nähen des Vereins zu anderen Gruppen oder Positionen seien nicht bekannt und "für die FDP irrelevant."


Die FDP ist ja nun in den letzten Jahren generell nicht mehr durch die männer- und väterfreundlichen Positionen aufgefallen, mit denen sie ca. 2014 bis 2017 noch versucht hatte, Wähler für sich zu gewinnen. Warum diese Partei aber gegen die eigenen liberalen Unterstützer keilt, offenbar in der verzweifelten Hoffnung, dann endlich von den Leuten gemocht zu werden, die begeistert mit Slogans wie "Fuck AFDP" herumholzen, wird das Geheimnis dieser Partei bleiben. Mit dieser Strategie ist es kein Wunder, dass sie aus einem Landtag nach dem anderen fliegt.

Grundsätzlich scheint das Motto dieses Artikel zu sein, ordentlich mit Dreck zu werfen, weil bestimmt irgendetwas hängen bleiben wird. Letztlich beschmutzt sich dadurch allerdings das Netzwerk "Correctiv", von dem ich zuvor einen ganz guten Eindruck hatte, lediglich selbst.



2. Die Post. Einer meiner Leser schreibt mir heute:

Eine kleine Richtigstellung zu Ihrem letzten Beitrag auf Genderama zur Einstellung der Ermittlungen gegen Justin Roiland wegen häuslicher Gewalt: Natürlich ist klar, dass Roiland, was die Vorwürfe der häuslichen Gewalt angeht, als unschuldig gilt, solange er in keinem Prozess verurteilt wurde. Seine Kündigung bei AdultSwim und anderen Arbeitgebern gründete sich jedoch nicht, wie ihn Ihrem Beitrag impliziert, allein auf dieses Ermittlungsverfahren, sondern auch darauf, dass er in mindestens einem Fall einer zu dem Zeitpunkt minderjährigen Twitter-Userin persönliche Nachrichten mit pädophilem Inhalt geschickt hatte. Selbst wenn die Vorwürfe der häuslichen Gewalt nicht stimmen, so wäre das trotzdem noch ein ausreichender und nachvollziehbarer Grund für jeglichen Arbeitgeber, die Geschäftsbeziehung zu ihm sofort zu beenden.




Freitag, März 24, 2023

Overton-Magazin: Schockierend viele Männer werden Opfer sexueller Gewalt

1. Inzwischen habe ich die ersten 50 Presseexemplare meines Buchs "Sexuelle Gewalt gegen Männer" mithilfe eurer finanziellen Unterstützung verschickt. Ein erstes Medienecho für das Buch gibt es durch das linke "Overton Magazin" (vermutlich nach dem "Overton-Fenster" benannt). Für einen dort veröffentlichten Beitrag habe ich Teile des Vorworts und des ersten Kapitels meines Buchs zusammengeführt. Dieser Beitrag ist allerdings keinem meiner versandten Presseexemplare zu verdanken, sondern meinen Kontakten zum (ebenfalls linken) Frankfurter Westend-Verlag, der für das Overton-Magazin verantwortlich zeichnet und bei dem vor mehreren Jahren eines meiner Bücher erschienen war.

Auf seiner Website stellt sich das Overton-Magazin so vor:

Das Overton Magazin versteht sich als Stimme gegen Debatteneinengung und Moralismus. Es hinterfragt die allgemeinen Narrative und ist dezidiert kein ideologisches Sprachrohr oder Verlautbarungsorgan, sondern fühlt sich der Aufklärung verpflichtet. Da auch hinter dem Overton Magazin Menschen stecken, wird es hier und da auch mal falsch liegen. Das ist aber auch in Ordnung, denn sich irren zu können, ist ein wesentlicher Bestandteil der Wahrheitsfindung.


Ja, auch solche Linke gibt es immer noch. Wir sind nicht alle autoritär-totalitär und selbstgerecht gewoden. Einige von uns sind weiterhin liberal.



2. Der Soziologe Martin Schröder veröffentlicht in wenigen Tagen sein Buch "Wann sind Frauen wirklich zufrieden?" In einem Gastbeitrag für Spiegel-Online (Bezahlschranke) nennt er über lange Passagen Fakten und Argumente, wie sie seit Jahren Männerrechtler vertreten – etwa ich selbst in meinem Lexikon der feministischen Irrtümer - wofür wir ebenfalls seit Jahren angefeindet werden:

Es ist merkwürdig. Dass es jemandem gut geht, sollte kein Grund für Ärger sein. Doch stellt man wissenschaftlich fundiert fest, dass es Frauen gut geht, ist der Ärger groß. Dabei sind die Fakten eindeutig. Wertet man die besten Datenquellen wie pairfam oder das Sozio-oekonomische Panel aus, zeigt sich: Frauen sind mit ihrem Job genauso zufrieden wie Männer, sehen für sich selbst genauso hohe berufliche Aufstiegschancen, empfinden ihre berufliche Tätigkeit sogar als wertvoller und sinnvoller und fühlen sich beruflich genauso anerkannt wie Männer.

Wer also für gerechte Arbeitsbedingungen für Frauen kämpft, muss damit leben, dass eine Gruppe ihre Arbeitsbedingungen gar nicht besonders ungerecht findet: Frauen selbst.

Und damit haben Frauen Recht. Denn objektiv ist oft keine Benachteiligung mehr messbar, im Gegenteil: Nachdem Forscher in sechs Ländern für je sechs Berufe über 20.000 Bewerbungen verschickten, bemerkten sie: Frauen werden nicht seltener zu Bewerbungsgesprächen eingeladen, sondern eher öfter. Auch bei einigen Eliteberufen, die ein präzises Nachmessen erlauben, sind mittlerweile eher Frauen im Vorteil. Bei ansonsten gleichen Qualifikationen hat eine Frau beispielsweise eine etwa 40 Prozent höhere Chance, sich erfolgreich auf eine Professur in der Soziologie zu bewerben.

(…) Ja, niemand kann in Abrede stellen, dass Frauen etwa sechs Prozent weniger verdienen, die man bisher nicht anders erklären kann als mit ihrem Geschlecht. Doch fragt man die Frauen selbst, steht dahinter nicht ihre Diskriminierung, sondern ihre eigenen Präferenzen. So sahen Frauen laut den Daten des Sozio-oekonomischen Panels zuletzt beruflichen Erfolg auf einer Skala von 1 bis 4 um etwa 0,2 Punkte weniger wichtig an. Kleine Unterschiede in den Einstellungen, die aber zu den verbliebenen kleinen Unterschieden in den Ergebnissen passen. Weitere Berechnungen aus meinem neuen Buch zeigen, wie Frauen auch nur dann weniger als Männer verdienen, wenn sie es für wichtig halten, dass vorwiegend die Mütter sich um junge Kinder kümmern. Nicht äußere Diskriminierung, sondern eigene Wünsche scheinen also das unterschiedliche Arbeitsleben von Frauen zu erklären. Männer machen zudem öfter die Berufe, die ansonsten keiner machen will. So verdienen sie nicht nur etwas mehr, sondern sind auch Opfer in 19 von 20 tödlichen Berufsunfällen.

Im Privatleben zeigt sich das­selbe. Während Frauen immer noch als unterdrückt aufgrund der Pflegefalle, der Belastung durch Alltagsaufgaben oder der Karriere ihrer Partner dargestellt werden, zeigen Daten aus der Beziehungsumfrage pairfam, dass in Wirklichkeit mehr Frauen als Männer finden, in ihrer Partnerschaft ohne größere Einschränkungen machen zu können, was sie wollen. Auf einer Skala von 1 bis 5 stimmen Frauen dem rund einen halben Punkt stärker zu als Männer.

Umgekehrt meinen mehr Männer, dass sie sich für ihre Partnerin einschränken. Auf einer Skala von 1 bis 5 stimmen beispielsweise Männer um etwa einen Viertel Punkt stärker als Frauen zu, dass sie bereit sind, ihre Wünsche denen ihrer Partnerin zu opfern. Frauen sind auch minimal zufriedener mit ihrem Freizeit- und Familienleben und haben objektiv so viel Freizeit wie Männer.

Alles gute Nachrichten, sollte man denken. Doch mit kaum etwas erregt man so viel Ärger wie der messbar richtigen Behauptung, Frauen könnte es gut gehen, statt dass sie Opfer von Diskriminierung und Unterdrückung sind. Das Opfernarrativ ist aber auch für Frauen nicht mehr anziehend. So will sich mittlerweile nur etwa jede fünfte Frau als Feministin bezeichnen, obwohl fast alle Deutschen den berechtigten Anliegen des Feminismus zustimmen.


Puh. Bei so viel wissenschaftlicher Klarheit dürften bald das Meldeportal Antifeminismus und Vereine wie HateAid auf diesen Soziologen aufmerksam werden. Er kratzt wirklich massiv am Mythos von der benachteiligten Frau, der zigtausende Arbeitsplätze in der Gleichstellungsindustrie garantiert. Auch ein weiteres Argument von Kritikern der feministischen Ideologie bleibt nicht ungenannt:

Viel spricht dafür, dass Frauen nicht mehr mitmachen wollen, seit das Ziel der Gleich­berechtigung vom Ziel der Gleichstellung abgelöst wurde. Gleichberechtigung entspricht dem Ideal demokratischer, freiheitlicher Gesellschaften, wonach jeder das Recht haben sollte, sich frei zu entfalten. Doch wenn man Gleichstellung wirklich ernst nimmt, bedeutet sie etwas anderes: Männer und Frauen in die gleiche Stellung zu bringen.

Das scheitert jedoch an den unterschiedlichen Interessen von Männern und Frauen. Und diese werden umso unterschiedlicher, je gleich­berechtigter ein Land ist. Wer will, dass Frauen öfter Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik, also sogenannte MINT-­Fächer, studieren, muss sich Algerien, Tunesien, Albanien, die Vereinigten Arabischen Emirate und die Türkei als Vorbild nehmen. Denn nirgendwo ist der Anteil von MINT-Absolventinnen höher.

Und wer hingegen vermutet, dass patriarchale Strukturen Frauen abhalten, diese Fächer zu studieren, muss Finnland, Norwegen und Schweden für die schlimmsten Gesellschaften halten. Denn nirgendwo studieren Frauen seltener MINT-­Fächer. Das Muster dahinter ist verallgemeinerbar: Interessen und Einstellungen von Männern und Frauen unterscheiden sich umso mehr, desto mehr Gleichberechtigung es gibt.

Eine Überblicksstudie im "International Journal of Psychology" hält den Forschungsstand zu diesem sogenannten Gleichberechtigungsparadox wie folgt fest: "Wenn Männer und Frauen die ähnlichsten Geschlechterrollen haben, die ähnlichste Geschlechterrollensoziali­sation erfahren haben und die größte gesellschaftspolitische Geschlechtergleichheit erleben, sind die geschlechtsspezifischen Unterschiede in der Persönlichkeit fast ausnahmslos am größten."


Spiegel-Online veröffentlicht also dann die Einsichten von Feminismuskritikern ("Antifeministen"), wenn ein anerkannter Soziologe sie wiederkäut: Was der Pöbel von sich gibt, wird geadelt, sobald es ein Menschen mit hohem Rang übernimmt. Es kommt offenbar weniger darauf an, was gesagt wird, sondern wer es sagt.

Martin Schröder vertritt in seinem Beitrag sogar ungeniert liberale Positionen:

Umso mehr sie also die Freiheit haben zu leben, wie sie wollen, desto unterschiedlicher wird das Leben von Männern und Frauen und desto mehr Zwang wird nötig, um sie trotz unterschiedlicher werdender Interessen, Einstellungen und Entscheidungen dann doch wieder gleichzustellen. Genderstudies und Feminismus betonen gern, wie wichtig Diversität ist. Doch sobald Diversität bedeutet, dass Frauen und Männer nicht immer gleich leben wollen, finden sie Diversität auf einmal nicht mehr so gut.

Das ist illiberal. Denn es gesteht Menschen nicht die Freiheit zu, so zu leben, wie sie möchten. Stattdessen vermutet der illiberale Feminismus, er wüsste besser, was richtig für Frauen und Männer ist, als diese selbst. So ist der illiberale Feminismus zum Feind der Gleichberechtigung geworden. Denn es besteht ein Gegensatz zwischen dem Ziel der Gleichberechtigung, die allen Menschen dieselben Rechte zugesteht, um zu leben, wie sie möchten und Gleichstellung, bei der Männer und Frauen mit Argwohn betrachtet werden, wenn sie genau das tun und deswegen nicht identisch leben.

(…) Betrachtet man alle Bereiche, die nicht zu 50 Prozent mit Frauen oder Männern besetzt sind, mit Argwohn, geht man eine gefährliche Wette ein: Man wettet, dass alle Unterschiede zwischen Männern und Frauen nur dadurch erklärbar sind, dass erwachsene Menschen nicht über ihr eigenes Leben entscheiden können. Stattdessen unterstellt man, dass Menschen willenlose Opfer unsichtbarer patriarchaler Machtstrukturen sind, die man umerziehen und gleichstellen muss, bis sie denken und leben, wie man es selbst für richtig hält. Ähnlich wie es früher Soziologen taten, die sich nicht vorstellen konnten, dass Arbeiter in Westdeutschland recht zufrieden mit ihrem Leben waren, statt sich ausgebeutet zu fühlen, unterstellt man Menschen ein falsches Bewusstsein. Das kann man machen. Aber es ist eben illiberal.


Erst gegen Ende seines Beitrags verhebt sich Martin Schröder ein wenig:

Kaum etwas scheint für uns schwerer zu akzeptieren, als dass es Frauen gut gehen kann. Immer noch wollen wir glauben, mittlerweile entgegen anderslautender Daten, dass Frauen es besonders schwer haben. Empfindet jemand sich tatsächlich als benachteiligt, muss man das selbstverständlich ernst nehmen. Und wer könnte in Abrede stellen, dass sexuelle Belästigung oder Gewalt in Partnerschaften vor allem Frauen trifft?


Jeder, der sich in diesen Bereichen ebenso gut auskennt, wie Martin Schröder in den Bereichen, mit denen er sich eingehend beschäftigt hat.

Das ist mir bei meiner Recherche zu feministischen Irrtümern generell aufgefallen. Immer wieder stößt man darauf, dass Fachleute in ihrem eigenen Feld feministische Glaubenssätze widerlegen, während sie Glaubenssätze in anderen Feldern unhinterfragt hinnehmen. So wie Martin Schröder hier argumentiert, argumentieren Gewaltexperten umgekehrt: "Es steht selbstverständlich außer Frage, dass Frauen im Berufsleben ganz erheblich diskriminiert werden, aber häusliche Gewalt trifft nun mal Männer ebenso stark wie Frauen." Jemand, der Mythen in beiden Bereichen demontiert, steht schnell als Frauenhasser am Pranger, und selbst beim Bundesforum Männer verdreht man gequält darüber die Augen, dass es so viel politisch inopportune Faktenliebe gibt.

Zuletzt kommt Schröder auf folgenden Punkt zu sprechen:

Und was macht es eigentlich mit Männern, wenn ihnen immer wieder erzählt wird, sie hätten unfaire Vorteile, obwohl sie in einer Welt leben, die aus Frauenförderprogrammen besteht, oft um Frauen auf Stellen zu hieven, auf die sie sich aus freien Stücken nicht beworben hätten? Warum fällt es uns so schwer zu akzeptieren, dass Frauen vielleicht heute schon ihr Leben frei gestalten? Warum, mit anderen Worten, wollen wir Frauen unbedingt als Opfer sehen, obwohl sie sich gar nicht so fühlen?


Weil es so viele Menschen gibt, die sich für Fakten nicht interessieren, dass aus dem Frauen-sind-Opfer-Mythos ein lukrativer, massiv mit Steuergeldern geförderter Wirtschaftszweig geworden ist, dessen Profiteure sämtliche Kritiker einfach wegzubeißen versuchen.



3. Die Neue Zürcher Zeitung schlagzeilt "Mit Slogans wie «#KeinPlatzfürHass» verteilen europäische Politiker Millionenbeiträge. Sie fördern damit Leute, die selber Hass verbreiten." Der Artikel benennt fragwürdige Manöver der Regierung gegen ihre Bürger:

Professoren werden als Faschisten verleumdet, Aktivisten prangern Wissenschafter und Journalisten als Rassisten an. Statt diese Kultur des Verdachts und der Einschüchterung zu bekämpfen, wird sie von staatlichen Institutionen gefördert.


Fast zwangsläufig geht es in dem Artikel auch um die Meldestelle Antifeminismus:

Kürzlich hat die den regierenden Grünen nahe stehende [Amadeu-Antonio-Stiftung] einen kleinen Skandal provoziert, weil sie ein Online-Meldeportal für antifeministische Vorfälle eingerichtet hat. Denn um Frauenrechte, Gewalt oder Hasskriminalität geht es dabei nur zum Teil. Ähnlich wie die oben erwähnten Islamophobie-Forscher stellen die Stiftungsmitarbeiter Kritik an linksgrüner Ideologie faktisch auf eine Stufe mit körperlichen Übergriffen gegen Frauen. Wer Genderstudies als Geldverschwendung bezeichnet, Glottischläge für Unfug hält oder an einer Veranstaltung mit bekannten Anitfeminist*innen teilnimmt, kann anonym gemeldet werden. Nachdem Kritik an diesen Methoden laut geworden war, versicherte die Stiftung, die Daten würden anonymisiert verarbeitet. Man wolle "keine Meinungen" dokumentieren, sondern nur "antifeministische Vorfälle".

Gleichzeitig hält sie aber fest, dass sie "Angriffe auf Geschlechtergerechtigkeit sowie Antidiskriminierungs- und Gleichstellungspolitiken" als "indiskutable Angriffe auf die Demokratie" betrachte. Sprich, die eigenen "Politiken" sind unantastbar, ihre Kritiker Feinde der Demokratie. Und bei allem Respekt vor der Anonymität behält sich die Stiftung vor, in ihren Lageberichten öffentliche Äusserungen von Politikern und Medienberichte zu zitieren, die sie für problematisch hält. Dass die bis 2022 amtierende Vorsitzende der Stiftung, Anetta Kahane, von 1974 bis 1982 für die DDR-Stasi politisch verdächtige Leute bespitzelt hat, sollte besser nicht thematisiert werden. Denn die Stiftung und ihre Verteidiger stellen die blosse Erwähnung dieser Tatsache unter Rechtsextremismus-Verdacht.




4. Eine Anklage wegen häuslicher Gewalt gegen Justin Roiland, einer der Urheber der beliebten Zeichentrickserie "Rick & Morty", wurde fallengelassen, da die Beweise fehlten. Die Frage ist, ob das Roiland noch etwas nutzt:

Die meisten seiner Jobs dürfte Justin Roiland inzwischen verloren haben oder von diesen Posten zurückgetreten sein. Nun folgt ein Update in der Sache, die abseits der Öffentlichkeit ihren Anfang vor knapp zwei Jahren nahm, als ihm häusliche Gewalt vorgeworfen wurde.

In einem Tweet erklärte Roiland, dass er gewusst habe, dass an diesen Vorwürfen nichts dran sei und deshalb hätte er keine Zweifel gehabt, dass dieser Tag kommen würde. Die Anklage sei fallen gelassen worden. Zugleich hätte ihn die Sache dennoch sehr mitgenommen. Vor allem hätte es ihn erschüttert, wie viele Leute so schnell über ihn gerichtet hätten, ohne die Fakten zu kennen und lediglich aufgrund der Anschuldigungen einer verbitterten Ex. Man hätte ihn übergangen und ihn "gecancelt". Dass dies, wenn vielleicht auch nur teilweise, funktioniert habe, sei eine Schande.

Nun, da die Sache rechtlich erledigt sei, wolle er sich dennoch auf die Zukunft konzentrieren und sich wieder seinen kreativen Projekten widmen, aber ebenso, seinen Namen reinzuwaschen.


Kurz nachdem die Anklage publik geworden war, hatte sich Adult Swim (der Heimatsender von "Rick and Morty") von Roiland getrennt. Hulu hatte ihn auch aus den Serien "Solar Opposites" und "Koala Man" entlassen.



5. Nur wenige Tage nachdem eine Mädchengruppe in Heide eine Mitschülerin stundenlang gequält hatte (Genderama berichtete), ist dort ein weiterer Vorfall bekannt geworden. So berichtete ein Mann von seiner 12-jährigen Tochter, die von einem Mitschüler Anfang des Jahres eine Morddrohung erhalten haben soll und anschließend von einem anderen Mädchen verprügelt worden sei.



6. Im bayrischen Ansbach sollen zwei Mädchen (13, 15) einen Lehrer attackiert und eine Schülerin krankenhausreif geschlagen haben. Laut der bayerischen Polizei wurden sie später in Nürnberg gefasst, sind aber inzwischen wieder auf freiem Fuß. Die ältere Täterin ist eine polizeibekannte Schlägerin.

Natürlich drehen Mädchen nicht gerade bundesweit durch. Es ist nur der Korken entfernt worden, der das Tabuthema Mädchengewalt in der Flasche gehalten hat.



7. Die Schweizer Zeitung "20 Minuten" berichtet:

Die Schuldigen für das Aus der Credit Suisse (CS) waren in den letzten Tagen schnell gefunden: Es seien die hochbezahlten Manager in der Geschäftsleitung und im Verwaltungsrat (VR) der Grossbank. Also mehrheitlich Männer, sollte man meinen. Doch jetzt weisen manche Stimmen darauf hin, dass der CS-VR aus fünf Männern aber sieben Frauen bestehe.


Huch, sind Frauen etwa keine besseren Menschen? Doch, daran hält Clivia Koch, CEO und Gründerin des Beratungsunternehmens Koch Pohl Consulting, im Gespräch mit der Zeitung fest:

Zahlen von 20 Minuten zeigen, dass das CS-Aus bei Lesern auf mehr Interesse stösst als bei Leserinnen. Warum? Frauen seien eher an Lösungen interessiert, wenn es darum gehe, das Management zu verbessern, vermutet Koch. Sie neigten dazu, Führungsfehler zu verzeihen. "Männer neigen hingegen dazu, sich über das Scheitern anderer zu freuen."




Donnerstag, März 23, 2023

Nürnberger Firma wegen Männerdiskriminierung verurteilt

1.
Ein männlicher Bewerber, dem eine Stelle mit der Begründung abgesagt wurde, die Tätigkeit sei "eher etwas für flinke Frauenhände", hat einen Anspruch auf Entschädigung. Das LAG Nürnberg sah eine Benachteiligung wegen des Geschlechts.


Die Legal Tribune berichtet.



2. Das Institut für deutsche Sprache in Mannheim machte erstmalig in seiner Geschichte die Rechtschreibung zum Thema seiner Jahrestagung. Für "Die Welt" berichtet darüber der Frankfurter Journalist Dankwart Guratzsch. Ein Auszug:

Auf der Mannheimer Tagung war es das Gespensterthema, das den so mühsam errungenen "Rechtschreibfrieden" bedrohte. Wer "gendert", also "Genderstern", Unterstrich, Doppelpunkt, Mediopunkt oder Schrägstrich verwendet, um hervorzuheben, dass nicht nur von einem, dem männlichen Geschlecht die Rede sein soll, sondern auch von Frauen und nicht-binären, "diversgeschlechtlichen" Personen, der kommt mit dem edlen Vorsatz der Rechtschreibreform ins Gehege, den "elaborierten Code" der alten Rechtschreibung zu überwinden und die Orthographie breiten Schichten verständlich zu machen. Denn dass die Genderzeichen der Vereinfachung der Schriftsprache und der Leselust dienen, ist selbst in Linguistenkreisen umstritten.

Auf der Mannheimer Konferenz gingen die Meinungen hierzu kreuz und quer durcheinander. Während Evelyn Ferstl und Damaris Nübling (Freiburg) "keine gravierenden Gründe gegen die Nutzung des Gendernsterns" erkennen konnten, verwies der Vertreter der deutschen Volksgruppe in Belgien, Professor Heinz Bouillon, auf die "großen Probleme", die Genderschreibweisen und der sogenannte Knacklaut insbesondere für mehrsprachige Länder heraufbeschwüren. Im Französischen seien Gendersterne unbekannt, ihre Übersetzung deshalb praktisch unmöglich. Zudem erschwerten unbekannte Schreibweisen das Erlernen der deutschen Sprache für Fremdsprachler und trügen dem Deutschen Nachteile in der Konkurrenz mit anderen Sprachen ein.

Der Rat für deutsche Rechtschreibung, von den deutschsprachigen Ländern eingesetzt, die Entwicklung der deutschen Schriftsprache zu beobachten und die Regeln gemäß dem Schreibgebrauch "anzupassen", sieht sich in einem Dilemma. Geht es beim "Gendern" überhaupt um Orthographie, fragte der Ratsvorsitzende Josef Lange? Werde nicht vielmehr eine "gesellschaftliche Auseinandersetzung mit Mitteln der Sprache ausgefochten"?

Für ein Land, in dem 12 Prozent der über 18-jährigen Deutschsprechenden nicht in der Lage sind, auch nur einfache Texte zu lesen und zu schreiben, ein Drittel der zehnjährigen Schüler nicht den orthographischen Mindeststandard erreicht (in Berlin 45 Prozent), und 20 Prozent der Migranten keinen Schulabschluss haben – für ein solches Land müsse das Erlernen der Sprache Priorität haben, nicht dessen Erschwerung. Das "Grundrecht auf Verständlichkeit" dürfe nicht verletzt werden.

Inzwischen freilich schießt die Entwicklung wild ins Kraut. Seit 1984 (Hessen) erlassen die Bundesländer auf eigene Faust Erlasse und Verordnungen, nach denen das generische Maskulinum (der Stimmbürger als Sammelbegriff für alle Geschlechter) im amtlichen Schriftgebrauch möglichst vermieden werden soll, desgleichen meist auch die Verwendung von Sonderzeichen wie Genderstern oder Doppelpunkt (Stimmbürger*innen), die dagegen einige (etwa Hamburg und Bremen Stimmbürger:innen) ausdrücklich erlauben.

In Sachsen darf das generische Maskulinum in Gesetzen und Rechtsverordnungen laut Kabinettsbeschluss seit 2020 generell nicht mehr verwendet werden, ebenso wenig in der Schweiz in allen "deutschsprachigen Texten des Bundes", während die Benutzung von Sonderzeichen in Sachsen verboten, in der Schweiz wie auch in Österreich zumindest in "Sparschreibungen" (Stimmbürger/-innen) zugelassen bleibt.

Die Duden-Redaktion, seit der Rechtschreibreform nicht mehr regelungsbefugt, erteilt dessen ungeachtet freimütig Auskünfte über Genderschreibweisen – was wiederum einzelne Berufsstände und Werbeagenturen nicht hindert, nach eigenem Gusto gleich neue geschlechtliche Zuordnungen vorzunehmen, allen voran der Bund Deutscher Architektinnen und Architekten, der seine Hauszeitschrift gequält modisch Die Architekt benennt.

Wird der Rat für deutsche Rechtschreibung (in dem der Vorsitzende Lange kein Stimmrecht hat) noch gehört? Er hat in zwei Verlautbarungen von 2018 und 2021 die Aufnahme von Sonderzeichen zur Kennzeichnung mehrgeschlechtlicher Bezeichnungen in das amtliche Regelwerk unmissverständlich abgelehnt. Sie beeinträchtige "die Verständlichkeit, Vorlesbarkeit und automatische Übersetzbarkeit sowie vielfach auch die Eindeutigkeit und Rechtssicherheit von Begriffen und Texten".

Dennoch verhandelt der Rat das Thema im kommenden Juli zum dritten Mal. Dabei ist die Sache klar. Wenn für Änderungen der Rechtschreibung der Schriftgebrauch maßgebend sein soll (und dafür wurde der Rechtschreibrat eingesetzt), kann weder das Sternchen noch ein anderes Sonderzeichen in die Regeln eingeführt werden. Punkt.




3. Die hohe Zahl junger Männer, die den Influencer Andrew Tate verehren, bleibt ein Medienthema. Punktuell ändert sich jedoch die Weise, wie man sich damit auseinandersetzt. Die britische BBC berichtet:

Eine Gruppe sagt, es sei ein "anderer Ansatz" nötig, um mit Jugendlichen über den umstrittenen Influencer Andrew Tate zu sprechen.

Bold Voices geht in Schulen und Colleges und bietet Workshops zur Bekämpfung von geschlechtsspezifischer Ungleichheit und Gewalt an.

Die Gründerin Natasha Eeles sagt, ihr Team habe festgestellt, dass männliche Teenager Schwierigkeiten hätten, positive männliche Mentoren zu nennen.

Sie sagte, dass es nicht hilfreich sei, Tate einfach als "böse" abzustempeln, und dass dies junge Menschen abschrecken könnte.

(…) Frau Eeles sagte: Es ist wichtig, Andrew Tate nicht in eine "böse Schublade" zu stecken, "denn dann steckt man jeden jungen Menschen, der an das glaubt, was er sagt, ebenfalls in diese Schublade. Wir brauchen einen anderen Ansatz".

(…) Frau Eeles fuhr fort: "Es ist nicht unbedingt Andrew Tate als Person, die attraktiv ist, es ist das Fehlen anderer positiver männlicher Vorbilder. In diesem Mangel kann er einspringen und die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Wenn man Jungen fragt, wer ihre Vorbilder sind, bekommen wir entweder fiktive Figuren oder sie haben keine."

Frau Eeles, die einen Master-Abschluss in Gender hat, sagte, dass Andrew Tate seit Juli 2022 in Gesprächen in Schulen aufgetaucht sei.

(…) Sie sagte, die Schüler hätten ein "ganzes Spektrum" von Ansichten geäußert, aber am häufigsten hätten Jungen im Teenageralter gesagt, sie fänden einiges von dem gut, was der Influencer sagt - aber nicht alles.

"Es gibt definitiv einen Trend, dass mehr Jungen ihn unterstützen - aber wir haben auch viele Mädchen getroffen, die genauso denken", berichtet Frau Eeles.


Ich sage mal: Bekommt die Männerfeindlichkeit in unserer Gesellschaft und das Ignorieren der Probleme von Jungen und Männern in den Griff, und das Problem Andrew Tate löst sich von selbst.



Mittwoch, März 22, 2023

Aktivistin fordert Abschaffung der Ehe: Männer sollen Feminismus-Steuer zahlen

1. Die Berliner Zeitung berichtet:

Ist die Ehe noch zeitgemäß oder braucht die Gesellschaft ein neues, aktualisiertes Modell? Geht es nach der Politikwissenschaftlerin, Aktivistin und Autorin Emilia Roig, sollte diese Frage mit einem deutlichen Ja beantwortet werden. In einem Gespräch mit dem NDR spricht sich die Autorin ganz deutlich gegen die Ehe aus. Sie geht sogar noch einen Schritt weiter und fordert die Abschaffung der Ehe, da diese "nach wie vor den finanziellen Interessen von Männern" diene.

(…) Zudem plädiert die Autorin für die Einführung einer „feministischen Lohnsteuer“. Frauen, denen nur ein geringes monatliches Einkommen zur Verfügung steht, sollen finanziell vom Staat unterstützt werden. Männer hingegen, denen ein hohes Einkommen zur Verfügung steht, geben monatlich einen Teil ihres Geldes ab.


Christian Schmidt zerpflückt Roigs Vorschläge gründlich in seinem Blog Alles Evolution.



2. Die Bayrischen Grünen fordern eine Frauenquote für den Landtag.



3. Nach dem Beschluss der umstrittenen Wahlrechtsreform fordert die Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) eine weitere Änderung: eine Kandidatenaufstellung, die für Geschlechterparität sorgt. Die Union reagiert befremdet. Bas’ Aussagen seien "hochgradig irritierend" erklärte der parlamentarische Geschäftsführer der Unionsfraktion, Thorsten Frei (CDU) gegenüber der Presse. "Bei der Wahlrechtsreform schaute Frau Bas zunächst stillschweigend zu, wie die Ampelkoalition ihre umstrittenen Forderungen mit aller Macht durchdrückte, und nun kommt sie mit Vorschlägen um die Ecke, die bereits von zwei Landesverfassungsgerichten abgelehnt wurden."

Die Frankfurter Allgemeine erklärt noch einmal gründlich, warum die Forderung der Bundestagspräsidentin verfassungswidrig ist.

Die Neue Zürcher Zeitung wirft Bas politisches Versagen vor:

Angesichts der Wunden, die die Wahlreform ins Verhältnis von Regierung und Opposition geschlagen hat, wäre die Bundestagspräsidentin als Versöhnerin gefragt. Bärbel Bas, protokollarisch die Nummer zwei im Staate nach dem Bundespräsidenten, agiert jedoch wie eine linke Kulturkämpferin. Dem eigenen Anspruch, das Amt überparteilich zu führen, wird die SPD-Politikerin nicht gerecht. Ihre als "persönlicher Wunsch" deklarierte Forderung, zügig das nächste "Paket zum Wahlrecht zu schnüren", treibt die Spaltung vielmehr voran.

Bas will das Wahlrecht ab 16 Jahren einführen, die sogenannte Geschlechterparität forcieren und die Legislaturperiode von vier auf fünf Jahre verlängern. Besonders die letzten beiden Reformen wären weitere Indizien dafür, dass die Angst vor dem Souverän um sich greift. Er soll künftig nicht nur identitätspolitisch genormte Listen vorgesetzt bekommen, sondern auch seltener wählen dürfen – auf das Risiko hin, dass sein direkt gewählter Volksvertreter gar nicht in den Bundestag einzieht und so seine Heimatregion nicht in Berlin vertreten sein wird. Wer die Demokratie wirklich stärken will, der muss den Wettbewerb stärken und nicht beschneiden.




4. "Als Ideologie ist die feministische Außenpolitik gefährlich" befinden zwei Autoren der "Welt". Das sind die Kerngedanken dieser Analyse:

Mit der Vorstellung der Feministischen Außenpolitik wird nicht allein mehr Diversität anvisiert, sondern einer im Kern staatsfeindlichen Denkschule die größtmögliche Bühne geboten. Die Feministische Außenpolitik sieht das Patriarchat als Ursprung aller internationalen Konflikte. Sie ist davon überzeugt, dass ein Patriarchat, personifiziert durch das Feindbild alte, weiße Männer, sich über die Jahrtausende ein Staatssystem gesponnen hat, von dem lediglich ein kleiner Machtzirkel profitiert. Deshalb ist das ausgerufene Ziel der Feministischen Außenpolitik, das bestehende System der internationalen Gemeinschaft von Nationalstaaten in Gänze abzuschaffen. Folgt man der Vorstellung, braucht es in Folge kein Militär mehr und die Gefahr von Kriegen zwischen Staaten wäre gebannt.

Diese Vorstellung ist wahrlich wünschenswert, gleicht aber mehr einer Utopie als einer konkreten Vision für ein Außenministerium. Diese Denkschule verkennt, dass gerade dieses Staatensystem Europa und die Welt im historischen Vergleich friedlicher gemacht hat.

Auch wenn es sich in Zeiten des russischen Überfalls auf die Ukraine falsch anfühlt: Unser Staatensystem, das die Feministische Außenpolitik abschaffen möchte, hat erst dazu beigetragen, dass Konflikte zwischen den Völkern durch diplomatische Mittel und Verhandlungen ausgetragen werden können und Anarchie der Vergangenheit angehört. Genau das ist es auch, was gegen Russland verteidigt werden muss, die Souveränität von Staaten als Grundlage für friedliche Koexistenz.

Umso mehr benötigen wir ein militärisches Machtmonopol, das diese Prinzipien verteidigen und Bedrohungen durch Imperialisten oder extremistische Gruppen entgegentreten kann. Die militärische Verteidigungsfähigkeit ist wie nur selten zuvor eine entscheidende Komponente zur Stabilität und zum Frieden in der Welt.

(…) Die Feministische Außenpolitik beruht auf hochproblematischen normativen Grundannahmen und eröffnet mehr unbeantwortete Fragen, als dass sie neue Lösungen liefert. Als Ideologie ist sie gefährlich, da sie mit einfachen Feindbildern spielt, um sich moralisch zu profilieren.




5. Dem aktuell heiß diskutierten Thema Mädchengewalt habe ich einen eigenen Blogbeitrag gewidmet.



6. Der Streit um die Meldestelle Antifeminismus geht weiter. Gestern hat Matthias Heine in der "Welt" einen starken Artikel dazu veröffentlicht: "Das Ministerium und die Denunziation der 500 „Antifeministen“" (Bezahlschranke) .

Noch ist es kein Delikt, nicht zu gendern. Aber die Befürworter der sogenannten "geschlechtergerechten Sprache" sind bereits dabei, Menschen, die diesen Angriff auf die korrekte Grammatik und Orthografie ablehnen, zu diffamieren und zu deren Denunziation aufzurufen. Dabei werden sie mit Staatsgeld unterstützt.

Unter Verdacht gestellt wird auch ein Aufruf gegen die Genderpraxis des öffentlichrechtlichen Rundfunks, den mittlerweile mehr als 500 Sprach- und Literaturwissenschaftler unterschrieben haben. Im Umfeld des Aufrufs wurde nun ein "Netzwerk Sprachkritik" gegründet. Als im August vorigen Jahres zuerst WELT über einen Appell berichtete, in dem Menschen, die sich wissenschaftlich mit Sprache beschäftigen, massive Kritik an der Genderpraxis der öffentlich-rechtlichen Sender übten, hatte diese Aktion zwar ein großes mediales Echo (nur nicht im ÖRR). Aber irgendeine substanzielle Antwort von ARD und ZDF auf die ausführlichen Einwände der Fachleute blieb bis heute aus.

(…) Ganz andere Resonanz hat der Aufruf nun von der Website antifeminismusmelden.de der Antonio-Amadeu-Stiftung bekommen. Unter den vielen tatsächlich oder vermeintlich frauenfeindlichen Aktivitäten, die man dort melden kann, steht auch ein Tatbestand, der wirkt, als wäre er als Reaktion auf den Wissenschaftler-Appell geradezu maßgeschneidert: "Organisierte Kampagnen gegen geschlechtergerechte Sprache". Das selbstverständliche demokratische Recht, sich gegen einen wissenschaftlich umstrittenen und von der Mehrheit abgelehnten Politjargon zu wehren, wird dort in einer Reihe mit Straftaten wie körperlichen Angriffen oder dem Versenden von Drohnachrichten genannt.

Die Initiatorin des Meldeportals, das vom Bundesfamilienministerium gefördert wird, hat ausdrücklich bestätigt, dass mit der genannten Formulierung auch der Appell der Wissenschaftler gegen Gendern im ÖRR gemeint ist. In einem von der "Zeit" moderierten Streitgespräch mit der ehemaligen Familienministerien Kristina Schröder, die das Portal auf WELT kritisierte hatte, sagte Judith Rahner von der Antonio-AmadeuStiftung: "Aber natürlich schauen wir uns auch diese Kampagne an, wer da mitmacht und wer sie bezahlt. Das sind für uns wichtige Hintergrundinformationen. Denn nicht nur im rechtsextremen Spektrum, auch in anderen Spektren (…) gibt es Leute, die über das Ticket ‚Gender‘ versuchen, die Gesellschaft nach ihren Vorstellungen umzugestalten. Darunter sind Demokratiefeinde, die Frauen zurück an den Herd wünschen."

Interessant an der Formulierung ist, dass mittlerweile offenbar nicht nur als verdächtig gilt, gegen die Gendersprache zu sein, sondern auch die Gesellschaft nach bestimmten politischen Vorstellungen umgestalten zu wollen – sogar dann, wenn man aus einem anderen Spektrum kommt als aus dem "rechtsextremen", dessen Grenzen von Leuten wie der Antonio-Amadeu-Stiftung ohnehin meist schon sehr weit gefasst werden. Dies ist die mittlerweile beim Gendern übliche Umkehr dessen, was tatsächlich politisch stattfindet. Die Gesellschaft umgestalten wollen ja gerade nicht die Gender-Skeptiker, sondern vielmehr diejenigen, die ihre Positionen in Universitäten, Stadtverwaltungen oder im staatlich privilegierten Rundfunk nutzen, um ihren Politjargon als neue Amtssprache durchzusetzen.

(…) Interessant ist auch die Unterstellung, die Kampagne werde aus irgendwelchen verschleierten Quellen bezahlt. Es ist ein zutiefst verschwörungstheoretischer Ansatz, der sich die Existenz abweichender Meinungen nur damit erklären kann, dass dunkle Fürsten des Geldes diese unerwünschte Opposition sponsern. Solche Denkmuster kennt man sonst von irgendwelchen östlichen Potentaten, die glauben, die Demokratiebewegungen oder regierungskritische NGOs in ihren Ländern seien Geschöpfe von George Soros oder ganz allgemein der "Ostküste".

Billigste sexistische Propaganda ist dann der Satz mit den Frauen, die irgendwer angeblich an den Herd zurückwünscht. Da erhebt sich die Aktivistin von der Antonio-Amadeu-Stiftung über die vielen Unterzeichnerinnen des Aufrufs, die ihre wissenschaftliche Qualifikation wahrlich nicht in der Küche erworben haben. Rahners selbst hat übrigens Gender Studies studiert. Wer Kritik an diesem Fach übt und es als "unwissenschaftlich" oder "Geldverschwendung" bezeichnet, soll auch als Antifeminist beim Meldeportal verpetzt werden.

Nach einer Begründung, warum man das Fach Gender Studies nicht kritisieren dürfe – und die "Gender-Ideologie" und die "Gendersprache" ebenfalls nicht –, fragte das neu formierte Netzwerk Sprachkritik allerdings vergeblich. Vom Bundesfamilienministerium kam lediglich per Brief eine ausführliche Erklärung, was man dort unter Antifeminismus versteht. Darin heißt es unter anderem: "Antifeminismus speist sich aus der misogynen Vorstellung, dass Frauen in einer ,natürlichen Ordnung’ Männern untergeordnet sein sollten und Emanzipation diese Ordnung und die gesellschaftliche Machtposition von Männern gefährde. (…) Als Ideologie der Ungleichwertigkeit weist Antifeminismus eine enge Verbindung und Anschlussfähigkeit zu anderen Ideologien der Ungleichwertigkeit auf, wie z. B. zu Rassismus, Antisemitismus, Antiziganismus, antimuslimischen Rassismus und andere Phänomene der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit. Antifeminismus zeigt sich zum Teil auch sehr gewaltsam: So spielte Antifeminismus eine große Rolle für die Attentäter von Hanau (2020), Halle (2019) oder auch Christchurch (2019), Isla Vista (2014) und Oslo/Utøya (2011)."

Zur Erinnerung: In Hanau, Halle und Utøya wurden keine Appelle unterschrieben, sondern Menschen umgebracht. Unklar bleibt, was die Nennung dieser Ortsnamen mit 500 fachlich hochqualifizierten Frauen und Männern zu tun hat, die Kritik am politisch gewollten Zugriff auf die gewachsene deutsche Standardsprache üben. Doch die Unklarheit erfüllt einen Zweck: Man verlässt sich darauf, dass irgendwer beim Lesen schon die Verbindung Gendern: Das Ministerium und die Denunziation der 500 "Antifeministen" zwischen Genderskepsis, dem "rechten Spektrum" und tödlicher Gewalt herstellen wird.


Das ist genau die Form von Agitation, mit der seit vielen Jahren auf Männerrechtler und – echte oder halluzinierte – "Antifeministen" eingeknüppelt wird. Einen grotesken Artikel, der den Eindruck erweckte, Menschen, die sich für Jungen und Männer einsetzen, seien Wegbereitzer von Terrorismus und Massenmord, hatte der Berliner "Tagesspiegel" zu verantworten. Ein Aufschrei anderer Medien über diese Demagogie blieb aus. Erst mit der Meldestelle scheint jetzt eine Grenze des Hinnehmbaren erreicht zu sein.

In dem Artikel der "Welt" heißt es weiter:

Die Antonio-Amadeu-Stiftung weist (…) ebenso wie das Ministerium den Vorwurf der Denunziation zurück. Man begreift gar nicht, dass schon die bloße Nennung von legitimen Aktivitäten in einem Atemzug mit Gewalt und Hassrede eine Denunziation ist. Es wird betont, dass man ja schließlich keine personenbezogenen Daten sammele, sondern: "Die gemeldeten Fälle werden anonymisiert und in einer Chronik dokumentiert, um Antifeminismus in all seinen Erscheinungsformen abzubilden und das Dunkelfeld zu erhellen." Wie das im Falle eines Appells, den 500 Menschen öffentlich unterschrieben haben, gelingen soll, wird nicht näher erläutert. Stattdessen wird auch hier wieder mit "Hasskriminalität" und "Angriffen" argumentiert, als wäre eine Verbindung zwischen Kritik an der Genderpraxis des ÖRR oder den Gender Studies auf der einen Seite und solchen Straftaten auf der anderen Seite unmittelbar einleuchtend.

Die Begründung hat das Niveau des Spruchs "Wer lange Haare hat, zündet auch Häuser an" aus den Sechzigerjahren. Mit dem Unterschied, dass das damals ein Witz war und noch nicht einmal die schwärzesten Konservativen so blöd waren, das wirklich zu glauben.




Anmerkungen zur Mädchengewalt

Im Januar hatten zwei 13-jährige Mädchen eine 14-Jährige in einem Bahnhof in Baden-Württemberg krankenhausreif geschlagen. Vor ein paar Wochen war Deutschland fassungslos, dass es sich bei den mutmaßlichen Mörderinnen der 13-jährigen Luise aus Freudenberg um zwei Mitschülerinnen handelte. Nun wird ein weiterer Fall von Gewalt unter Mädchen bekannt:

Eine Gruppe von 14- bis 17-Jährigen soll im schleswig-holsteinischen Heide eine 13-Jährige gequält haben. Das berichtet die "Schleswig-Holsteinische Zeitung" unter Berufung auf ein Video, das die Tortur zeigen soll.

Demnach soll die Gruppe aus etwa zwölf Mädchen das Mädchen über Stunden gequält haben. In dem Video ist demnach zu sehen, wie die Gruppe etwa Zigarettenasche auf den Kopf der 13-Jährigen schnippt oder Cola über ihrem Kopf ausgegossen wird.

Als das Mädchen aufstehen will, brüllt eine der Angreiferinnen: "Bleib sitzen, während du mich anflehst. Ich lass dich nicht so einfach gehen", heißt es in dem Bericht weiter. Auch Schläge muss das Mädchen erleiden, während es unter Tränen darum bittet, ihre Nase zu verschonen. Mehrfach wird sie geschlagen - auch auf die Nase.

Die Mutter des Mädchen erzählt der Zeitung, das Video zeige nur einen Ausschnitt der Tortur ihrer Tochter. Zigaretten seien auf ihrer Wange ausgedrückt, ihre Haare angezündet worden.


Allerdings ist Mädchengewalt kein derart neues Phänomen, wie es aktuell erscheint. Es war lediglich ein Tabuthema in den Medien. So hatte ich bereits vor über zwanzig Jahren in meinem Buch "Sind Frauen bessere Menschen?" über die Zunahme von Mädchengewalt folgendes berichtet (Quellenangaben zu den Originaltexten im Buch):

Irgendetwas müsse schiefgegangen sein im Prozess der Emanzipation, rätseln Sozialpädagogen: "Die Mädchen übertreffen mittlerweile die Brutalität der Jungen: Ihren Schlägen folgen oft Folter und sexuelle Demütigung, sogar der Tod eines Opfers wird billigend in Kauf genommen." Eine von dem Berliner Streetworker-Verein "Gangway" analysierte Kriminalstatistik lässt erkennen, dass die Zahl der von 8- bis 14-Jährigen Mädchen in Berlin verübten Straftaten seit Ende der Achtziger auf das Dreifache hochgeschnellt ist. Irrationale Grausamkeit, die in keinem Verhältnis zum Anlass steht, beobachten Jugendbeauftragte der Polizei in allen Schichten: Mädchenhände verbrennen Haut mit Zigaretten, zertrümmern Nasen und brechen Rippen. Weibliche Teenager erpressen Geld und Kleidungsstücke, was sie oft als "gerechte Strafe" für einen schiefen Blick oder die Beleidigung eines Familienmitglieds empfinden. Immer häufiger werden Mädchen im Schulhof von einer Gruppe gewalttätiger Mitschülerinnen zusammengeschlagen, wobei auch hier wieder das Prinzip des Schutzes durch Indirektheit gilt: Im Unterschied zu Jungen delegieren Mädchen Bestrafungen an andere Schläger und Schlägerinnen, so dass sie selbst im Hintergrund bleiben können.

(…) Seit Anfang der neunziger Jähre ist die Jugendkriminalität in den USA zwar insgesamt auf dem Rückgang, aber das liegt allein an den Jungen: Die Zahl der von Mädchen begangenen Delikte stieg um noch einmal 85 Prozent. Viele Experten glauben übrigens, dass diese Zahl schon immer so hoch war, die entsprechenden Vergehen aber früher beiseite gewischt oder höchstens von Sozialarbeitern statt von Staatsanwälten und Richtern zur Kenntnis genommen wurden. In den USA sind die jungen Frauen bereits für etwas weniger als ein Drittel aller Körperverletzungen in ihrer Altersgruppe verantwortlich. In einer von der Soziologin Sibylle Artz veranstalteten Umfrage sagten 20,9 Prozent der befragten Studentinnen aus, dass sie im Verlauf des vergangenen Jahres jemanden anderes ein- oder zweimal zusammengeschlagen hatten.

(…) Besonders krass wird das Bild, wenn man sich auf die Großstädte der USA konzentriert. Dort sind die Mädchengangs von denen der Jungen inzwischen so gut wie ununterscheidbar. "Alle entsprechenden Elemente waren vorhanden: der Anspruch auf das Gangrevier, Drohung und Gegendrohung, Waghalsigkeit und der Stolz, den Gegner so geängstigt zu haben, dass er sich unterwarf." Die Polizeioffizierin Holly Perez aus Los Angeles berichtet sogar, dass die Mädchen in ihrer Gewalttätigkeit die Jungen noch in den Schatten stellen: Sie begehen brutalere Verbrechen wie Entführungen, Messerstechereien oder das Abknallen von Opfern, um sich den heißesten Modefummel leisten zu können. Die neuste Technik ist jacking: Die jungen Frauen halten teure Autos an, erschießen oder erstechen ihre Besitzer und verkaufen dann die Einzelteile des erbeuteten Wagens. Zu den beliebtesten Waffen bei Straßenkämpfen gehört der boxcutter., eine rasiermesserscharfe Klinge, die üblicherweise zum Aufschneiden von Paketen benutzt wird, aber auch ideal dazu geeignet ist, der Gegnerin die Wangen aufzuschlitzen. Brutalität gehört zum Image, wie ein Mitglied der Turban Queens berichtet: "Ich bin froh, dass ich einen Ruf habe. So legt sich keiner mit mir an, weißt du. Keiner verarscht mich." In New York City begingen 1994 Mädchen ein Drittel aller gewaltsamen Übergriffe auf Lehrer. 1991 gab es dort Festnahmen aufgrund von mehr als tausend Vergehen. In Los Angeles sind mehr als zehntausend weibliche Gangmitglieder aktiv. Die Palette ihrer kriminellen Geschäfte umfasst Vandalismus, Drogenhandel, Schutzgelderpressung, Schlägereien, Raub, Vergewaltigung und Mord.

Die US-amerikanische Journalistin Gini Sikes verbrachte ein Jahr mit verschiedenen Girl-Gangs ihres Landes. Sie berichtet von der neunzehnjährigen TJ, die halbtags Kinderbücher illustriert und nachts als Mann verkleidet in Häuser einbricht und Autos knackt. TJ nennt als einzigen Unterschied zwischen männlichen und weiblichen Gangmitgliedern, dass die Mädchen planvoller vorgingen. Beim Kämpfen spiele die mangelnde Körpermasse der Frauen keine Rolle, da sie darauf trainiert seien, den schwachen Punkt des Gegners zu erwischen: "Dein Gesicht. Deinen Hals. Deine Augen, so dass wir dich blind machen können." Sikes berichtet davon, wie Mädchen eine Geschlechtsgenossin mit einem Lockenstab vergewaltigen oder wie sich zwei im neunten Monat schwangere Frauen das Blut aus dem Körper prügelten (beide verloren ihre Babys). Eine der Aufnahmeprüfungen in eine solche Gang ist eine neue Form russischen Roulettes: Geschlechtsverkehr mit einem HIV-positiven Teenager. Auf die Frage, was sie einmal werden möchten, geben die Mädchen Berufe wie Krankenschwester an, andere haben sich bereits für ein Psychologiestudium eingeschrieben.

(…) Selbst in Deutschland wird man die Augen vor diesem Problem nicht mehr lange verschließen können. Mädchen, die in der Frankfurter B-Ebene den Männern "Komm her, du, ich schneid dir den Schwanz ab" nachkreischen, sind dabei noch das geringste Übel. Stattdessen bilanziert ein Mitarbeiter der Spezialeinheit für Jugendkriminalität bei der Fürther Polizei: "Während es früher exotisch war, wenn Mädchen durch Gewalt auffielen, geht heute ein Drittel der Gewaltkriminalität auf ihr Konto." Auch Reinhard Lubitz, Nürnberger Oberstaatsanwalt und Leiter der Jugendabteilung, lernt junge Mädchen inzwischen von einer ganz anderen Seite kennen: eine 16-Jährige etwa, die auf eine kriminelle Karriere von 50 Diebstählen zurückblicken kann, oder, wenig später, eine 15-Jährige, die bei einer Schlägerei ihrer Gegnerin mit Stiefeln in die Nierengegend getreten hatte. Sie wusste, dass das Mädchen über nur noch eine Niere verfügte. "Schlägereien und Körperverletzungen unter Mädchen gibt es immer häufiger", hält Lubitz fest. "Sie treten inzwischen genauso zu wie die Jungs." (…) Den Grund für die wachsende Mädchenkriminalität sieht der Erlanger Kriminologe und Jugendstrafrechter Franz Streng in einem sich wandelnden Rollenverständnis hin zu den durchsetzungsstarken, aggressiven Power-Frauen.


Mit meiner Einschätzung, in Deutschland werde man die Augen vor diesem Problem nicht mehr lange verschließen können, lag ich offenkundig falsch. Weibliche Täter interessieren Journalisten auch hier genauso wenig wie männliche Opfer in anderen Bereichen. Man erfährt aus der Presse so gut wie nichts davon. Dass jetzt darüber berichtet wird, liegt an zwei Gründen: Ein Mädchen ist offenbar von ihren Mitschülerinnen getötet worden; das lässt sich nicht mehr ignorieren. Und was die Tat von Heide angeht, erklärt Astrid Heidorn, Sprecherin der Polizeidirektion Itzehoe:

Das Ganze ist auch mit Smartphones aufgenommen worden. Diese Videobeiträge sind der Anlass, warum das jetzt medial noch mal ganz groß aufgelegt wurde und im Fokus steht.


Das aufrüttelnde Video von dem Vorfall, ohne dass wir heute noch nicht so deutlich über Mädchengewalt als umfassenderes soziales Problem sprechen würden, findet man hier, eine Kommentierung bei RTL.



Dienstag, März 21, 2023

Trans Journalist: "Es ist Zeit, dass männliche Opfer sexueller Gewalt ihre Stimme erheben"

In den Yale Daily News, der Studentenzeitung der US-amerikanischen Universität Yale, hat Isaac Amend, ein trans Journalist mit einem Abschluss in Politikwissenschaft einen bemerkenswerten Beitrag veröffentlicht, der maskulistische und "woke" Positionen gleichermaßen vertritt. Nicht nur weil er gut zu meinem aktuellen Buch "Sexuelle Gewalt gegen Männer" passt, habe ich ihn für Genderama ins Deutsche übersetzt.



Es war im Winter 2017 und die Yale Daily News veranstaltete eine Gala. Als Kolumnist saß ich neben anderen Mitgliedern der Meinungsredaktion. Die Gäste der Gala waren die Journalisten, die hinter der Inspiration für den Film "Spotlight" standen. "Spotlight" ist ein komplizierter und schwerer Film. Er spielt in Boston und untersucht eine Epidemie von Kindesmissbrauch durch katholische Geistliche im großen Stil. Der Film ist oft schwer anzuschauen: Es gibt Szenen mit Opfern, die Nadelstiche in ihren Armen haben, und Clips, in denen ältere Priester zugeben, dass sie Unrecht getan haben.

"Spotlight" zeigt viele heldenhafte Szenen, aber mein Favorit spielt sich gegen Ende des Films ab, als ein Journalist einen älteren Mann mit einer erfolgreichen Karriere interviewt, der als Kind missbraucht wurde. Der ältere Mann ging auf dieselbe High School wie der Journalist, aber er hat den Missbrauch nie seiner Frau, seinen Kindern oder jemand anderem anvertraut. "Sie sind der erste Mensch, dem ich das erzähle", sagt er.

Die Szene in "Spotlight" wirft eine viel größere Frage auf: Hat die "Me Too"-Bewegung genügend Männerstimmen erfasst? Die kurze Antwort lautet nein. Nur sehr wenige Männer haben sich mit ihren Missbrauchserfahrungen gemeldet, darunter Terry Crews, Michael Gaston und Alex Winter. Weitaus mehr Frauen haben sich zu Wort gemeldet, und das aus gutem Grund: Frauenstimmen - und die anderer Geschlechter - verdienen es, gehört zu werden, denn sie wurden jahrzehntelang und jahrhundertelang zum Schweigen gebracht und waren ebenso lange der grausamen Härte des Sexismus ausgesetzt.

Wenn Männer - oder jeder andere - ihre Missbrauchsgeschichte nicht aufarbeiten, kann dieses unbewältigte Trauma dazu führen, dass sie sich in Beziehungen selbst sabotieren und in Abhängigkeiten geraten. Es kann auch dazu führen, dass viele Männer inhaftiert werden. Die Hochschulen müssen Männer ermutigen, so bald wie möglich über ihre Erfahrungen zu sprechen. Dies ist eine Krise der öffentlichen Gesundheit, die sofort gelöst werden muss.

Als jemand, der ein sexuelles Trauma erlebt hat, und auch als jemand, der sowohl als Frau als auch als Mann gelebt hat, habe ich das Gefühl, dass Männer sozialisiert werden, um Missbrauch anders zu verinnerlichen als Frauen. Natürlich teilen alle, die ein sexuelles Trauma erlebt haben, viele der gleichen intensiven Schuld- und Schamgefühle, die mit den traumatischen Ereignissen verbunden sind. Aber es gibt eine akute Epidemie des Schweigens unter Männern, die missbraucht wurden, die sofort angegangen werden muss.

Statistiken zeigen, dass jeder sechste Mann im Laufe seines Lebens entweder sexuell angegriffen oder belästigt wurde, und dennoch zeigen Studien, dass Männer weitaus seltener Missbrauch anzeigen als Frauen. Was also ist der Grund für den Unterschied in der Meldestatistik?

Von klein auf wird Jungen beigebracht, Stärke und Macht zu zeigen. Jedes Ereignis, das ihren Körper verletzt, wird als ein Vorfall von Verletzlichkeit und Schwäche angesehen. Männer und Frauen verinnerlichen sexuelle Übergriffe nicht auf unterschiedliche Weise, weil sie mit entgegengesetzten Chromosomen geboren wurden. Es handelt sich nicht um ein biologisches Phänomen. Männer verinnerlichen es anders, weil sie so sozialisiert wurden, wie sie aufgewachsen sind. Als Mann missbraucht zu werden, kann peinlich sein. Und es gibt auch ein erhöhtes Stigma. Einigen Frauen wird beigebracht, ihre Stärke bei anderen zu suchen, während Männern beigebracht wird, ihre eigene Stärke zu bewahren und nur selten Hilfe zu suchen.

Menschen, die es sich angewöhnt haben, wie eine typisch männliche Person auszusehen und zu handeln, sehen sich plötzlich mit einem neuen Bild konfrontiert, das die Gesellschaft vorschreibt: stoisch, oft zurückhaltend, emotionslos, stark in ihrem Auftreten und vermeidend, Schwächen zuzugeben. Oft haben sie das Gefühl, sich diesem Bild beugen zu müssen. Aber dieses Bild verstärkt die Gefühle von Scham und Verlegenheit, wenn etwas wie ein sexueller Übergriff ihren Ruf "ruiniert".

Als ich in Yale studierte, hörte ich schreckliche Geschichten über Studentinnen, die auf alle möglichen Arten vergewaltigt wurden. Diese Geschichten füllten meinen Magen mit Abscheu. Da war der berüchtigte Schlachtruf vom Oktober 2010, bei dem Verbindungsbrüder "Nein heißt Ja und Ja heißt Anal" riefen. Während meiner Zeit in Yale gab es ein Flüsternetzwerk, das hauptsächlich aus Frauen bestand, die hinter verschlossenen Türen über potenzielle Angreifer sprachen, um Vergewaltigungen zu verhindern. Und das zu Recht. Dennoch hatte ich das Gefühl, dass dieses Flüsternetz nicht weit genug unter den potenziellen männlichen Opfern verbreitet war. Oder anderen Geschlechtern. Ich habe nicht genug Geschichten von Männern gehört. Aber ich bin sicher, dass es auch ihre Geschichten gab.

Die Frage, ob die "Me Too"-Bewegung genügend Männerstimmen umfasst, mag für einige beleidigend sein, da Frauen statistisch gesehen stärker diskriminiert werden. Es mag auch anstößig erscheinen, nur von Frauen- und Männerstimmen zu sprechen, wo es doch alle möglichen anderen Geschlechter gibt. Aber der einzige Grund, warum ich mich in diesem Beitrag auf Männer konzentriere, ist, dass ich nur eine binäre Geschlechtererfahrung gemacht habe und glaube, dass stereotype Männer, ob es uns nun gefällt oder nicht, immer noch anders sozialisiert werden als Frauen und nichtbinäre Menschen.

Täuschen Sie sich nicht: Die Me-Too-Bewegung sollte grenzenlos gedeihen. Die Frauen, die sich Harvey Weinstein und anderen Monstern entgegengestellt haben, sollten wie Helden behandelt werden. Ihre Reden verdienen Orden. Aber Männer, die sich zu Wort melden, und Frauen, die sich zu Wort melden, und jedes andere Geschlecht, das sich zu Wort meldet, schließen sich in ihrem Nutzen und ihrer Macht nicht gegenseitig aus: Tatsächlich ergänzen sie sich auf unvorhergesehene und wunderbare Weise. Männer, die in der Vergangenheit Missbrauchserfahrungen gemacht haben, können sich mit Frauen darüber austauschen. Das Gleiche gilt für nichtbinäre Menschen.

An den Universitäten, auch in Yale, muss mehr getan werden, um Männer im College-Alter dazu zu bringen, offen über ihre Erfahrungen mit Übergriffen zu sprechen. Ich bin mir noch nicht sicher, welche Dimension das annehmen würde. Nachdem ich mehrere Jahre aus dem Campusleben entfernt war, sind wahrscheinlich neue Gruppen auf dem Campus entstanden, die sich mit diesem Thema befassen können. Eine Möglichkeit, sich an diesem Gespräch zu beteiligen, sind die Consent Educators. Aber jede außerschulische Gruppe kann sich mit dem Thema Trauma und dem Umgang mit Schmerz befassen.

Um auf die berührende Szene in "Spotlight" zurückzukommen: Es ist klar, dass bei Männern eine Epidemie des Schweigens über Übergriffe herrscht. Es ist an der Zeit, dass sich das ändert. Dies wird nicht nur das Leben der Opfer, sondern auch das Leben der anderen drastisch verbessern. Ich kenne zu viele Männer, die nicht über ihren Schmerz sprechen können.




Montag, März 20, 2023

Bushido von Ehefrau "mindestens fünfmal die Woche zum Sex gezwungen"

1. Die Zeitung "Der Westen" berichtet unter der Schlagzeile "Bushido: Ehefrau Anna-Maria hat ihn zum Sex gezwungen – „Mindestens fünfmal die Woche“":

Nach ihrem Umzug nach Dubai haben Anna-Maria und Anis Ferchichi, so der bürgerliche Name des Skandal-Rappers, einen Podcast gestartet. Und der Name ist Programm: "Im Bett mit Anna-Maria und Anis Ferchichi – Der Bushido Podcast" lautet der Titel ihres Projekts. (…) Als sich die Schwester von Sarah Connor und der Rapper im Jahr 2011 kennenlernen, befindet sich Anis mitten in den Fängen des Abou-Chaker-Clans. Anna-Marias einzige Chance, um ihren Liebsten ganz für sich allein zu haben, sei der Sex gewesen. "Als wir uns kennengelernt haben, habe ich Sex immer von dir verlangt. Anis musste mit mir mindestens fünfmal die Woche schlafen – egal, ob er wollte oder nicht", verrät die Brünette.

Bushido betont daraufhin, dass der Sex auch dann stattgefunden habe, wenn ihm gar nicht danach gewesen ist. "Du bist wirklich wie dieses Paradebeispiel von einem Typen, dessen gesamtes Blut aus dem Kopf verschwindet, in die erogene Zone wandert und alles egal ist. So bist du, aber ich bin so nicht", erklärt der 44-Jährige im Podcast.

Anna-Maria Ferchichi besteht jedoch darauf, dass sie ihrem Partner aus ganz anderen Gründen Druck gemacht habe: "Es war der einzige Moment, in dem du mir auch Beachtung geschenkt hast in den ersten Jahren. Das sind wirklich diese Anfangsjahre gewesen, in denen wir fürchterlich waren."




2. Am Freitag hatte ich hier folgenden Absatz gebloggt:

Die Stralsunder Bürgerschaft stimmt gegen Gendern in der Verwaltung und damit einem Antrag der AfD zu. Zu rechnen ist jetzt mit einem erhöhten Aufkommen von Kommentaren, dass die Brandmauer nach rechts bröckele und jeder Demokrat für das Gegenteil von dem eintreten müsse, was die AfD wolle.


Prompt heißt es inzwischen in einem Artikel der "Zeit":

Mit ihrer Unterstützung eines AfD-Antrags gegen das Gendern in der Stralsunder Verwaltung haben CDU und FDP in der Bürgerschaft der Stadt heftige Kritik auf sich gezogen. Es sei "ein Tabubruch und nicht hinnehmbar, dass die CDU und die FDP mit der AfD stimmen und deren Antrag zur Mehrheit verhelfen", heißt es in einer am Freitag in Schwerin verbreiteten Mitteilung der SPD-Landtagsfraktion.

In der auch von Fraktionschef Julian Barlen mitgetragenen Erklärung werden die Landesspitzen von CDU und FDP aufgefordert, ein solches Verhalten zu unterbinden. "Sonst ist die von Friedrich Merz und (CDU-Landeschef) Franz-Robert Liskow propagierte Brandmauer gegen Rechts am Ende doch nur eine Papierwand", heißt es in der SPD-Mitteilung.

Auch die Grünen-Landesvorsitzende Katharina Horn warf den Kommunalpolitikern von CDU und FDP vor, mit ihrer Zustimmung zum AfD- Antrag einen Tabubruch begangen zu haben. Die Landeschefs von CDU, Franz-Robert Liskow, und FDP, René Domke, müssten sich die Frage gefallen lassen, wie ernst es ihrer Partei mit der Abgrenzung zur AfD sei. Paul Benduhn, Sprecher der Grünen Jugend MV, warf CDU und FDP vor, mit ihrer Handlungsweise in Stralsund bewusst der Demokratie geschadet zu haben. "Die klare Kante gegen Rechts, die auf Bundesebene immer wieder beschworen wird, ist nichts weiter als eine hohle Phrase", sagte er.

Nach Angaben des Grünen-Stadtvertreters Jürgen Suhr war es das erste Mal in der Geschichte der Stralsunder Bürgerschaft, dass Mitglieder "demokratischer Fraktionen einen Antrag der AfD-Fraktion unterstützten". Dabei gebe es gewichtige Anhaltspunkte für verfassungsfeindliche Bestrebungen dieser Partei. "Offensichtlich ignorieren alle FDP-Bürgerschaftsmitglieder und der große Teil der CDU-Bürgerschaftsmitglieder, dass die AfD Faschisten in ihren Reihen hat, sich nicht klar von diesen abgrenzt und dass zahlreiche AfD-Mitglieder für die Demokratie vor allem Verachtung übrighaben", so Suhr.


Wenn ihr die radikale Rechte wirklich effektiv bekämpfen wollt, liebe Parteienvertreter, dann müsst ihr euch "die Frage gefallen lassen", wie es denn mal mit einer Politik wäre, die sich an der in zig Umfragen zum Ausdruck gekommenen Mehrheit der Bevölkerung orientiert, statt die ewig gleichen Versatzstücke der "Empörung" zusammenzustecken, die kein Mensch mehr ernst nimmt, weil man sie schon parodieren kann, bevor ihr sie im aktuellen Fall auch nur geäußert habt? Und was bitte sollen tatsächlich "hohle Phrasen" wie "ist nicht hinnehmbar" in diesem Zusammenhang bedeuten? Wie genau möchtet ihr einen demokratisch ergangenen Mehrheitsentscheid verhindern? Habt ihr einen Marsch auf den Schweriner Landtag geplant, um die Gendersprache vor dem Faschismus zu retten?

Affentheater.



3. Letzten Dienstag hatte ich hier über den Schuldspruch berichtet, der gegen die Britin Eleanor Williams erging, nachdem sie drei Männer fälschlich der Vergewaltigung beschuldigt hatte. Inzwischen steht das Strafmaß fest: Williams wurde zu achteinhalb Jahren Haft verurteilt. Trotzdem halten manche die von Williams verleumdeten Männer nach wie vor für schuldig:

Ein junger Vater, der zu einem Selbstmordversuch getrieben wurde, nachdem die Fantastin Eleanor Williams ihn fälschlicherweise der Vergewaltigung beschuldigt hatte, sagt, er sei "am Boden zerstört" durch die Tatsache, dass es "immer noch Gläubige auf ihrer Seite" gibt, obwohl sie ins Gefängnis geworfen wurde.

Jordan Trengove verbrachte 73 Tage in einem Gefängnis für Sexualstraftäter, nachdem die damals 19-jährige Williams behauptete, er habe sie unter Drogen gesetzt und vergewaltigt, nachdem sie sich im März 2019 in einem Nachtclub getroffen hatten. Sie behauptete außerdem, er sei zu ihrer Wohnung gekommen, habe sie mit einem Messer bedroht und angegriffen.

Wütende Anwohner, die ihren Lügen Glauben schenkten, griffen den 22-jährigen Trengove an, indem sie sein Fenster einschlugen und das Wort "Vergewaltiger" auf sein Haus sprühten.

(...) Herr Trengove hat damit begonnen, 'Schritte zu unternehmen, um mein Leben wieder aufzubauen', ist aber immer noch stark von der Situation betroffen.

Er merkte an, dass er sehr mit der Tatsache zu kämpfen hat, dass einige Leute der Lügnerin immer noch glauben und weiterhin online für sie werben.

"Selbst jetzt gibt es noch Gläubige auf ihrer Seite. Das hat uns alle zerstört", fügte er hinzu.


Wundert mich nicht. In den sozialen Medien begegnet man auch regelmäßig Leuten, die Amber Heard immer noch glauben. Believe all women, warum sollte eine Frau bei so etwas lügen? und so weiter …



4. Eine Mitarbeiterin der Universität Stanford wird wegen erfundener Vergewaltigungen angeklagt. Spiegel-Online berichtet darüber ohne Bezahlschranke.



5. Apropos üble Nachrede: Die geschlechterpolitische NGO Manndat hat der Journalistin Anja Reschke deswegen einen Offenen Brief geschrieben.



Samstag, März 18, 2023

Politikmagazin zeigt, welche Schäden unsere Sexualpolitik bei jungen Männern anrichtet

Die Londoner Wochenzeitschrift für Politik und Kultur "The Spectator" befasst sich in einem aktuellen Artikel mit den Schäden, die die herrschende Sexualpolitik bei jungen Männern anrichtet. Ich habe den Beitrag für Genderama ins Deutsche übersetzt.



Männlichkeit befindet sich seit Menschengedenken in einer Krise. Die übliche Erklärung ist, dass die postindustrielle Gesellschaft nicht viel Wert auf Muskeln legt. Wir sind jetzt alle Bürobewohner, die stumm Tabellenkalkulationen für andere Tabellenkalkulationsproduzenten erstellen. Die Theorie macht Sinn, so weit sie geht. Doch in letzter Zeit hat sich noch etwas anderes verändert: die Ablehnung des Konzepts der Männlichkeit selbst.

Das Meinungsforschungsinstitut YouGov hat herausgefunden, dass nur 8 Prozent der Menschen eine positive Meinung von weißen Männern in ihren Zwanzigern haben. Das ist bei weitem der niedrigste Wert aller ethnischen Gruppen oder Altersgruppen. Männer werden routinemäßig als von Natur aus gefährlich, aggressiv und animalisch dargestellt, unfähig, ihre eigenen Instinkte zu kontrollieren. Man kann es in öffentlichen Verkehrsmitteln sehen, wo die Regierung in Anzeigen verkündet, dass Anstarren sexuelle Belästigung ist. Uns Männern kann man nicht einmal zutrauen, dass wir unsere Augen richtig benutzen.

Jungen im Teenageralter werden von ihren Schulen routinemäßig selbst für die kleinsten Verstöße gegen eine aufrührerische Sexualpolitik gemaßregelt. Der Sohn eines Freundes, der auf eine schicke englische Tagesschule geht, wurde kürzlich für das Verbrechen der unaufgeforderten Kommunikation mit einem Mädchen verhaftet. Der Junge hatte eine Nachricht geschickt, in der er sich einer Schülerin einer anderen Schule vorstellte. Dem Freund zufolge enthielt die Nachricht keine sexuelle Komponente. Es war eine einfache Begrüßung. Das macht nichts. Diese Art von Verhalten ist inakzeptabel.

Dieser moralische Wandel wurde durch die sozialen Medien und einen expandierenden Hochschulsektor gefördert, der sich daran erfreut, die alte Ordnung niederzureißen. Dinge, die wir einst für selbstverständlich hielten, sind lediglich "konstruiert" - und jeder, der anderer Meinung ist, ist ein frauenfeindlicher Privilegienhüter. Die neuen Gläubigen sind in der Lage, sich online zu versammeln und ihre revolutionäre Weltanschauung in die breitere Kultur und in Institutionen zu tragen, die einfach nur ein ruhiges Leben führen wollen.

Schauen Sie sich die "Global Boyhood Initiative" an, die einen neuen Lehrplan für die Gleichstellung der Geschlechter für Kinder erstellt, der derzeit in einigen Londoner Schulen erprobt wird. Letztes Jahr hat diese Gruppe einen Bericht über den Zustand der britischen Jungen veröffentlicht, in dem zunächst behauptet wird, dass das Geschlecht "nicht an die Geschlechtsorgane gebunden ist", und dann Familien als "Gender- und Heterosexualitäts-Fabriken" bezeichnet werden.

Nach dem "Everyone's Invited"-Skandal, einer Welle anonymer Anschuldigungen über sexuelles Fehlverhalten an Großbritanniens Top-Privatschulen, die im Jahr 2020 begann, ist eine kleine Industrie von "toxic masculinity"-Tutoren entstanden. Eine dieser Firmen ist Beyond Equality, die ihre Dienste an Hunderte von britischen Schulen verkauft und Workshops anbietet, in denen sie Jungen raten, sich von der "einschränkenden, belastenden Rüstung" der Männlichkeit zu befreien. Der Grund dafür sei, "Gemeinschaften zu schaffen, die für alle sicher sind" und der "geschlechtsspezifischen Gewalt" ein Ende zu setzen. Die Implikation ist klar: Männer müssen umprogrammiert werden.

"Jungen werden jetzt als potenzielle Perverse angesehen", erklärt eine ehemalige Lehrerin, die im vergangenen Jahr aus dem Beruf ausgestiegen ist. "Es gab diese Besessenheit mit der Viktimisierung von Frauen. Ich dachte, wir hätten in Sachen Sex und Beziehungen etwas erreicht und den Kindern beigebracht, Menschen mit Respekt zu behandeln, aber das ist völlig nach hinten losgegangen."

Vor einigen Wochen schickte eine Schule in Essex einen Brief an die Eltern, in dem sie ihnen mitteilte, dass ihren Kindern jegliche romantische Beziehung zu Mitschülern untersagt werden solle. Jeder körperliche Kontakt, auch eine einfache Umarmung, sollte verboten werden. In dem Schreiben erklärte die Schule, dass diese Maßnahme dazu dienen sollte, "Ihr Kind zu schützen. Wenn Ihr Kind eine andere Person berührt, egal ob diese damit einverstanden ist oder nicht, kann alles Mögliche passieren. Es könnte zu einer Verletzung führen, dazu, dass sich jemand sehr unwohl fühlt, oder dass jemand unangemessen berührt wird". Wer glaubt denn wirklich, dass sich Kinder beim Händchenhalten verletzen könnten?

Diese verzweifelte Prüderie ist nicht das Ergebnis einer Wiederbelebung konservativer Werte, sondern einer fortschreitenden Angst vor Männern. Schreckliches Verhalten ist offenbar überall zu beobachten. Im Jahr 2021 stellte die Bildungsbehörde Ofsted in einem Bericht fest, dass 79 Prozent der Schülerinnen sagten, sexuelle Übergriffe kämen an ihrer Schule "häufig" oder "oft" vor. Aber es scheint, dass wir nicht in der Lage sind, zwei Begriffe in unseren Köpfen zu behalten: dass sexuelle Übergriffe schlecht sind und dass es auch schlecht ist, Männer als angeborene Sexualschädlinge zu behandeln. Die berechtigte Sorge vor Übergriffen scheint sich in eine institutionelle Männerfeindlichkeit verwandelt zu haben. Es fehlt die Einsicht, dass wie bei allen Straftaten der Anteil der Täter verschwindend gering ist. Das schreckliche Verhalten einiger weniger führt zur Misshandlung aller.

Ein anderer Lehrer, der an einem Londoner College arbeitet, stimmt dem zu: "Der neue sexuelle Rahmen bestätigt die Geschlechterrollen, dass Jungen diese wirklich starken, empfindungslosen männlichen Wesen sind und Mädchen Sensibelchen, die vorsichtig sein müssen. Wir scheinen zu sagen: Du bist ein Mädchen, du wirst ausgenutzt werden, du musst Angst haben." Die Vorstellung, dass die Unbeholfenheit des jungen Mannes - die Raufereien auf dem Spielplatz, die ungelenken Annäherungsversuche - zu den notwendigen Wachstumsschmerzen gehören, um ein gut angepasster Erwachsener zu werden, wird nicht akzeptiert.

Das Ergebnis all dieser übermäßigen Überwachung sind Jungen, die sich unwohl, ängstlich und wütend fühlen. Seit 2017 hat der Nationale Gesundheitsdienst festgestellt, dass der Anteil der Jungen mit psychischen Problemen um mehr als 50 Prozent gestiegen ist und nun bei fast jedem fünften liegt. Die Selbstmordrate bei Jungen im Alter von 15 bis 19 Jahren hat sich in den letzten zehn Jahren mehr als verdoppelt. Die Kinderpsychologin Julie Lynn Evans unterstützte die "Everyone's Invited"-Bewegung, da sie darin eine notwendige Reaktion auf jahrzehntelanges fragwürdiges männliches Verhalten sah. Aber jetzt befürchtet sie, dass das Pendel zu weit in die andere Richtung ausgeschlagen hat. "Die Jungen kamen aus dem Lockdown in diese leicht hysterische Atmosphäre von 'Nicht anfassen, das ist unangemessen, das ist Körperverletzung'. Sie werden als schuldig behandelt, bis ihre Unschuld bewiesen ist. Sie können sich kaum bewegen, aus Angst, etwas falsch zu machen."

Ich mache mir Sorgen, dass Jungen von aktivistischen Erwachsenen so eingeschüchtert werden, dass sie sich in ziellose junge Männer verwandeln. In den USA hat sich der Anteil der Männer unter 30, die im letzten Jahr keinen Sex hatten, seit 2008 verdreifacht und liegt jetzt bei einem Drittel. Obwohl die Datenerhebung noch nicht abgeschlossen ist, deuten Berichte darauf hin, dass derselbe Trend auch in Großbritannien zu beobachten ist. Wir haben viel über die "Incels" ("unfreiwillige Zölibatäre") gehört, die gegen Frauen wüten. Aber ich vermute, dass dieselbe Politik, die sich über "toxische Männlichkeit" aufregt, zum Teil die giftigste Form der Männlichkeit hervorbringt. Wenn man jemandem oft genug sagt, dass man seinen Charakter nicht mag, wird er sich natürlich dagegen wehren. Der Groll beruht dann auf Gegenseitigkeit.

Es ist also unvermeidlich, dass es eine Gegenreaktion von Jungen gibt. Sie kam in Form von Andrew Tate, der britisch-amerikanischen Persönlichkeit in den sozialen Medien, die einen "ultra-maskulinen, ultra-luxuriösen Lebensstil" projiziert. Tate wurde Ende letzten Jahres in seinem schrillen rumänischen Partyhaus verhaftet, wo er beschuldigt wird, Frauen auszubeuten, die Opfer von Menschenhandel geworden sind. Seine Videos, in denen er traurigen Männern rät, keine Antidepressiva mehr zu nehmen und ins Fitnessstudio zu gehen, haben unter den britischen Lehrern eine Art moralische Panik ausgelöst. Sie befürchten, dass seine selbsterklärte "Misogynie" Jungen zu Schreckensgestalten macht. Weibliche Lehrer haben sich darüber beschwert, dass Teenager am Ende ihrer Hausaufgaben "MMAS" - "mach mir ein Sandwich" - schreiben.

Warum sind Jungen im Teenageralter so begeistert von Tate? Der ehemaligen Lehrerin zufolge sagten die Jungen zu ihr: "Ich weiß, dass der Typ ein Idiot ist, aber er ist lustig und er hat Recht. Er hinterfragt diese Ideen, die wirklich hinterfragt werden müssen."

Tate scheint mehr Symptom als Ursache zu sein. Junge Männer haben sich zumindest in den letzten Jahren von der progressiven Politik entfernt. Der Politiktheoretiker Eric Kaufmann hat herausgefunden, dass die jungen Menschen, insbesondere die Männer, sich nach rechts wenden. Im Jahr 2020, lange bevor Tate aufkam, waren 18-Jährige genauso rechts orientiert wie Menschen in ihren Vierzigern. Inzwischen ist eine Mehrheit der Unter-Vierzigjährigen der Meinung, dass die Gleichstellung der Frau so weit gegangen ist, dass sie Männer diskriminiert.

Mit den jungen Männern läuft mit Sicherheit etwas schief. Zum einen sind sie viel häufiger arbeitslos: Ein Drittel der 18- bis 24-Jährigen ist nicht erwerbstätig oder auf der Suche nach einem Arbeitsplatz, verglichen mit einem Fünftel der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter. Ein Teil des Problems besteht darin, dass die britischen Frauen seit Mitte der 1990er Jahre bei den Bewerbungen um einen Studienplatz besser abschneiden als die Männer. Die Mädchen legen also einfach bessere Lebensläufe vor. Bedenken Sie auch die Aussicht auf aktivistische Personalabteilungen, die Gleichstellungsquoten erfüllen wollen: Natürlich werden sie sich für die bessere Bewerberin entscheiden, wenn sie den Glanz mitbringt, Gutes zu tun. Das erklärt, warum es für Männer an der Schwelle zum Erwachsensein immer schwieriger wird, nicht nur einen Job, sondern auch eine Freundin zu finden. Männer legen bei ihren Partnerinnen eher Wert auf körperliche Attraktivität, während Frauen sich für ein breiteres Spektrum von Attributen interessieren, einschließlich des Verdienstpotenzials.

Es ist auch fast sicher, dass diese alleinstehenden, arbeitslosen Männer noch bei ihren Eltern wohnen. Schließlich leben aufgrund der enormen Wohnkosten zwei Drittel der Zwanzigjährigen noch bei ihren Eltern. Wir kommen also zu einer verblüffenden Schlussfolgerung: Junge Männer sind zunehmend ungeliebt, arbeitslos und nicht in der Lage, unabhängig zu leben.

Lynn Evans' Beschreibung von Jungen im Teenageralter könnte genauso gut auf Männer in ihren frühen Zwanzigern zutreffen: Sie sind in ihren Schlafzimmern und sprechen eigentlich nur online mit ihren Freunden. Außerdem spielen sie Spiele und sehen sich Unmengen von Pornografie an. Sie leben in einer Art Fantasiewelt. Warum sich die Mühe machen, in eine feindliche Umgebung zu gehen, um einen Job und eine Freundin zu finden, wenn das Bedürfnis nach Erfolgserlebnissen und sexuellem Verlangen im Kinderzimmer gestillt werden kann – wenn auch nur künstlich?

Was hier passiert, ähnelt dem Phänomen der japanischen Hikikomori, männlichen Jugendlichen, die sich monatelang in ihren Zimmern zurückziehen, ihre Tage mit Videospielen verbringen und nur von traurigen Müttern am Leben gehalten werden. Wir scheinen immer weniger bereit zu sein, irgendeine Form von Männlichkeit zuzulassen. Das Ergebnis ist eine Generation wütender und unglücklicher junger Männer, die eine Welt ablehnen, die sie ablehnt.




Währenddesen gibt es in deutschen Medien nicht einmal Beiträge, die dieses Problem so klar wie der "Spectator" benennen – stattdessen immer übergeschnapptere Texte, die vor den "bösen Männerrechtlern" warnen. Diese Mischung aus Hass und Gleichgültigkeit gegenüber Männern und ihren Problemen führt zu nichts Gutem.



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