Mittwoch, September 18, 2024

Psychotherapeut warnt: "Jungen unter Beschuss"

Ein vor kurzem wiederveröffentlichter Beitrag des männerfreundlichen Psychotherapeuten Tom Golden passt gut zu den beiden Genderama-Schwerrpunktthemen der letzten beiden Tage: die Krise der Jungen, die kaum jemanden mehr zu interessieren scheint, und Hassbotschaften gegen Männer, wie sie Elisa von Hof diese Woche im SPIEGEL verbreitet. Tom Golden fragt, wie vor allem Jungen mit der ständigen Herabsetzung von Männern in unserer Gesellschaft klar kommen, und was hier zu tun wäre. Ich habe seinen Beitrag ins Deutsche übersetzt.



Jungen werden in den Schulen angegriffen.

Wie werden sie angegriffen? Nun, sie lernen:

dass ihr Geschlecht die Probleme der Welt verursacht hat,

dass Männer privilegiert sind,

dass Männer giftig sind und Frauen unterdrückt haben,

dass Männer einfach beiseite treten und Frauen die Dinge regeln lassen sollten, dann würde alles besser werden.

Sie lernen, dass Jungen von Natur aus minderwertig sind und einfach versuchen müssen, mehr wie die Mädchen zu sein.

Diese Botschaften werden wiederholt sowohl aktiv als auch passiv zum Ausdruck gebracht. Oft subtil, manchmal aber auch unverhohlen. Sie sind unmissverständlich und werden den Jungen aufgezwungen, ohne dass sie darauf etwas erwidern können oder die Möglichkeit haben, sie in Frage zu stellen. Sie sind der Standard. Eine Auseinandersetzung wäre unerhört. Ein Drittklässler streitet selten mit seiner Lehrerin. Sie ist die Königin und sagt nur die Wahrheit. Die Jungen werden also gezwungen, den Mund zu halten und die Behauptung zu akzeptieren, dass mit ihrem Geschlecht etwas nicht stimmt.

Solche hasserfüllten und hartnäckigen Botschaften sind verletzend und beleidigend für unsere Jungen. Und dennoch beschwert sich niemand.

Was macht das mit jemandem, der ständig Negatives über seine Identität zu hören bekommt? Tag für Tag hört man, dass etwas mit einem nicht stimmt. Man ist hilflos, da man keine Möglichkeit hat, darauf zu reagieren. Was macht das mit einem Menschen, der das jahrelang ertragen muss?

Es gibt mehrere forschungsbasierte Ideen, die uns helfen, die Intensität zu verstehen, die diese Botschaften auf Jungen haben können. Eine davon ist das Konzept der erlernten Hilflosigkeit. In Studien wurden Tiere wiederholt mit negativen Reizen konfrontiert, ohne die Möglichkeit zu entkommen. Nach vielen Wiederholungen geben die Tiere einfach auf. Sie hören auf, es zu versuchen. Viele denken, dass dies mit der Entstehung von Ängsten oder Depressionen zusammenhängen könnte. Könnte ein ähnliches Prinzip bei Jungen im Spiel sein, die unfreiwillig Hassbotschaften ausgesetzt sind? Es ist nicht schwer vorstellbar, dass Jungen, die mit negativen Botschaften über ihr Geschlecht bombardiert werden, in eine hilflose Lage geraten, die der Situation der erlernten Hilflosigkeit nicht unähnlich ist. Könnte es eine kumulative Wirkung geben?

Ein weiteres forschungsbasiertes Konzept ist das der Stereotypenbedrohung. Ein Beispiel für die Bedrohung durch Stereotype ist die Vorstellung, dass Mädchen schon in jungen Jahren mit Stereotypen konfrontiert werden, die behaupten, dass Mädchen nicht so gut in Naturwissenschaften und Mathematik sind. Einige sind der Meinung, dass dies ihr späteres Desinteresse an den Naturwissenschaften beeinflussen könnte. Das stimmt. Vielleicht ist das so. Aber wenn das stimmt, was für einen großen Einfluss haben dann all die männerfeindlichen Botschaften, die an Jungen gesendet werden, auf sie? Wenn die Mädchen durch eine Minderheitsbotschaft, dass sie nicht so gut in Mathematik und Naturwissenschaften sind, negativ beeinflusst werden, dann stellen Sie sich einmal vor, welche Auswirkungen die vielen misandristischen Botschaften haben, die Jungen erhalten. Was könnte das mit ihnen machen? Interessiert das jemanden? Ich glaube nicht.

Dann gibt es noch das Element der sich selbst erfüllenden Prophezeiung. Wenn Menschen negative Gedanken über sich hören, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass diese negativen Gedanken in die Tat umgesetzt werden. Denken Sie an all die negativen Dinge, die Jungen über ihr Geschlecht hören, und stellen Sie sich einmal vor, welche Auswirkungen das haben könnte.

Denken Sie daran, dass wir wissen, dass das Gehirn sehr plastisch ist, das heißt es kann sich mit neuen Informationen verändern. Wenn Kinder jung sind, sind sie besonders anfällig für negative Botschaften, die sich auf ihr junges Gehirn auswirken. Die Forschung zeigt uns, dass Kinder, die missbraucht wurden, an einer mangelnden Myelinisierung ihrer Axone leiden. Viele glauben, dass dies eine der Ursachen für Depressionen und Angstzustände ist. Man hat auch herausgefunden, dass körperlicher Missbrauch UND emotionaler Missbrauch die gleichen Auswirkungen auf das Gehirn haben. Wäre es nicht ein Leichtes, die vielen negativen antimännlichen Botschaften, die Jungen erhalten, als etwas zu bezeichnen, das dem emotionalen Missbrauch ähnelt? Eine Definition von emotionalem Kindesmissbrauch lautet: "Die Betreuungsperson weigert sich, den Wert des Kindes anzuerkennen". Mir scheint, dass dies dem ähnelt, was Jungen jeden Tag hören. Die Gehirne unserer Jungen reagieren sehr empfindlich auf Stressfaktoren. Es ist nicht schwer zu erkennen, dass es ein erheblicher Stressfaktor ist, wenn das eigene Geschlecht regelmäßig abgewertet wird.

Die Botschaften, die Jungen erhalten, sind Teil einer enormen Doppelmoral, bei der Jungen als das Problem und Mädchen als die Lösung angesehen werden. Ein anderer Rahmen für die Doppelmoral gegenüber Jungen hat mit dem Thema Gewalt zu tun.

GEWALT

Ein weiterer Bereich, in dem diese radikale Doppelmoral zu beobachten ist, ist das Thema Gewalt. In unserer Kultur ist es seit langem vorgeschrieben, dass Jungen keine Mädchen schlagen dürfen. Ja, so soll es sein. Aber in unseren zunehmend feministisch geprägten Schulen begann etwas häufiger zu passieren. Mädchen fingen an, Jungen zu schlagen. Und was war die Reaktion der Verwaltung darauf? Nichts. Keiner rührte einen Finger. Selbst wenn Jungen den Mut hatten, sich bei den Lehrern darüber zu beschweren, dass ein Mädchen sie gekniffen, geschlagen, geschubst, geohrfeigt oder getreten hatte, wurde ihnen gesagt, sie sollten auf ihren Platz gehen und sich nicht beschweren. Ich habe viele Jungen gehört, die das Gleiche sagten. Wenn sie zuschlagen, gibt es sofort eine Strafe, und wenn die Mädchen zuschlagen, gibt es nichts. Es kümmert niemanden.

Es dauerte nicht lange, bis einige hinterhältige Mädchen merkten, dass sie angreifen konnten, wann immer sie wollten. Und das taten sie auch. Während die meisten Mädchen so etwas nie tun würden, machten diejenigen, die sich dafür entschieden, unter dem Schutz der gynozentrischen Doppelmoral anzugreifen, den Jungen das Leben sehr schwer. Was haben die Jungen aus dieser Interaktion gelernt? Sie lernten, dass du als Junge keinen Schutz verdienst. Dein Schmerz ist nicht wichtig. Er ist nicht so wichtig wie der der Mädchen. Halt die Klappe und hör auf, dich zu beschweren. Klingt das für Sie nach emotionalem Missbrauch? Für mich schon.

Es ist wichtig zu erwähnen, dass die Mehrheit der Mädchen, auch wenn die Taten nur von einer Minderheit von Mädchen ausging, die Täterinnen nicht anprangerte und im Allgemeinen nichts dazu sagte. Sie waren bereit, die Jungen im Stich zu lassen und die aggressiven Mädchen ihr Unwesen treiben zu lassen.




Ich fürchte, dass sich dieses Verhalten auch im Erwachsenenalter nicht mehr auswächst.



Was meinen Sie, wie sich das für Jungen anfühlt? Sie sind wahrscheinlich stärker, aber wenn sie angegriffen werden, müssen sie sich zurückhalten. Eine ziemlich harte Lektion für einen kleinen Jungen, finden Sie nicht? Ich frage mich manchmal, wie die Mädchen reagieren würden, wenn die Situation umgekehrt wäre. Jungen könnten sie schlagen, wann sie wollten, und sie könnten sich weder beschweren noch wehren. Wenn sie zum Lehrer gingen, würden sie ignoriert werden. Hmmmm, ich schätze, sie würden nicht so gut damit umgehen. Ich wundere mich, wie die Mehrheit der Jungen gelernt hat, mit dieser eklatanten und hasserfüllten Doppelmoral umzugehen.

Die Jungen bekommen also schon früh eine gynozentrische Botschaft vermittelt. Du beschützt besser die Mädchen, und du, kleiner Herr, bist es nicht wert, beschützt zu werden. Halt einfach die Klappe und zieh in den Krieg.

Ich denke, es ist an der Zeit, dass Jungen sich selbst verteidigen dürfen.

Wenn diese Doppelmoral nur in Schulen vorkäme, würde sie vielleicht nicht so unheimlich erscheinen, aber dieses Muster, Gewalt von Frauen gegenüber Männern zuzulassen, während Gewalt von Männern gegenüber Frauen nicht zugelassen wird, ist in unserer Kultur weit verbreitet. Schauen Sie sich nur die Undercover-Youtube-Videos an, die die öffentliche Reaktion auf die Gewalt eines Mannes gegenüber einer Partnerin zeigen. Alle schauen auf, viele wehren sich gegen die Gewalt, sowohl Männer als auch Frauen, einige Männer kommen und halten den Mann körperlich auf, andere gehen noch weiter und werden gewalttätig gegen den Mann, der die Frau angreift, während andere einfach die Polizei rufen. Aber was passiert, wenn es andersherum ist und die Frauen die Männer schlagen? Wir sehen etwas anderes, ähnlich wie die Reaktion der Mädchen auf das Mädchen, das den Jungen in der Schule schlägt: Keiner regt sich auf. Viele lachen sogar und zeigen mit dem Finger auf ihn. Sie machen sich über IHN lustig. Sie wissen schon, das Opfer. Können Sie erkennen, dass dies die gleiche Dynamik ist, die wir in den Schulen gesehen haben? Sie spielt sich nur auf einer anderen Ebene ab.

Das vielleicht schlimmste Beispiel für diese Doppelmoral ist die Nachsicht der Justiz gegenüber Frauen, die ihre Männer ermordet haben. Sie sagt, er habe sie missbraucht, und der Richter sagt, es sei in Ordnung, dass sie ihn getötet hat. Und sie bekommt eine Bewährungsstrafe. Versuchen Sie das einmal andersherum und sehen Sie, wie weit Sie mit dieser schrecklichen Doppelmoral kommen.

Und zu allem Überfluss gibt es noch eine weitere Ebene für diese hasserfüllte Doppelmoral der Duldung weiblicher Gewalt. Unser Kongress hat vor 30 Jahren das Gesetz gegen Gewalt an Frauen verabschiedet. Beachten Sie, dass darin nicht von Gewalt gegen Menschen die Rede ist, sondern dass Männer, die Opfer weiblicher Gewalt werden, ignoriert werden und nur Frauen, die von Männern geschlagen werden, im Mittelpunkt stehen. Das ist doch dasselbe, oder? Man beachte nur, dass es aufgrund dieses gynozentrischen Musters inzwischen über 2000 Schutzeinrichtungen für Frauen gibt, die von Männern zu Opfern gemacht wurden, aber nur eine Handvoll Schutzeinrichtungen für die Männer. Und ja, die tatsächliche Gewalt von Frauen gegenüber Männern ist fast genauso hoch wie die von Männern. Der Gynozentrismus ist schleichend, und er sitzt tief.

Ich habe mit Gesetzgebern über diese Doppelmoral gesprochen und ich habe mit Feministinnen darüber gesprochen. Beide haben die gleiche Einstellung. Wir machen uns Sorgen um Männer und Jungen, aber ... und dann füllen Sie die Lücke aus. Ich denke, die gleichen bescheuerten Antworten würden von den Leuten an öffentlichen Plätzen kommen, die über die schikanierten Männer lachen. Sie würden ihre eigene Voreingenommenheit und Doppelzüngigkeit in einer solchen Doppelmoral nicht erkennen. Sie würden denken, sie würden das Richtige tun. Und genau so reagieren Lehrer und Verwaltungsangestellte, wenn sie dazu befragt werden. Aber, aber, aber? Wir kümmern uns um die Jungen! Das mögen Sie denken, aber die Fakten sagen etwas anderes.

Bevor wir schließen, möchte ich noch einen weiteren Punkt im Zusammenhang mit der Doppelmoral erwähnen. Eine Studie ist besonders ärgerlich. Sie zeigt, dass Jungen im Alter von sieben Jahren glauben, dass sie nicht so intelligent sind wie Mädchen. Sie zeigt auch, dass Mädchen sich für schlauer halten als Jungen und noch früher zu diesem Schluss kommen als die Jungen (mit 4 Jahren). Hier ist ein Zitat aus einem Artikel über die Studie:

"Die Forscher fanden auch heraus, dass die Kinder glaubten, dass die Erwachsenen dieselbe Meinung wie sie vertraten, was bedeutet, dass die Jungen das Gefühl hatten, dass von ihren Eltern und Lehrern nicht erwartet wurde, dass sie so gut sind wie die Mädchen, und dass sie deshalb ihre Motivation oder ihr Selbstvertrauen verloren."

Irgendwie bekommen unsere Jungen im Alter von 7 Jahren den Eindruck, dass sie nicht so intelligent sind wie Mädchen. Warum geraten wir deswegen nicht in Panik? Aber die Menschen, die Pädagogen und unsere Gesetzgeber schlummern einfach weiter.

Natürlich ist das nicht einfach ein Ergebnis unserer Schulen, aber sie spielen ganz klar eine Rolle. Wie sind unsere Kinder zu dem Punkt gekommen, dass beide Geschlechter denken, Jungen seien nicht so klug? Welche Botschaften erhalten sie und warum? Ich erinnere mich an meine Grundschulzeit in den 1950er Jahren. Die Jungen sagten den Mädchen, sie seien schlauer, und die Mädchen sagten den Jungen, nein, sie seien schlauer. Das war alles nur Spaß, und wir wussten alle, dass es einige wirklich kluge Mädchen und auch einige wirklich kluge Jungen gab. Wir warfen uns diese Ideen gegenseitig an den Kopf, so wie wir das andere Geschlecht beschuldigten, Läuse zu haben. Aber irgendwie hat sich dieses Spiel jetzt bemerkenswert verändert. Wir dulden jetzt Mist wie "boys are stupid, throw rocks at them", wir lachen über "Girls-rule-and-boys-drool"-Hänseleien. Und natürlich der "Die-Zukunft-ist- weiblich"-Schwachsinn. Irgendwie überzeugt unsere Kultur unsere Kinder davon, dass Mädchen schlauer sind und dass sie die Lösung sind. Das ist ein Problem.

Stellen Sie sich vor, die Forschung hätte das Gegenteil herausgefunden, nämlich dass sowohl Mädchen als auch Jungen glauben, dass Jungen schlauer sind. Dann gäbe es im Handumdrehen eine nationale Kampagne. Sie erinnern sich wahrscheinlich daran, dass dies in den 1990er Jahren der Schlachtruf der Feministinnen war, um Millionen von Geldern zu erhalten: "Ihr Selbstwertgefühl ist niedrig. Mädchen halten sich nicht für klug. Holt Hilfe! Sofort!" Aber da es sich jetzt um Jungen handelt, kümmert das niemanden.

Unsere Schulen sind zu einseitigen Einrichtungen geworden, die Mädchen bevorzugen. In den Schulen geht es darum, dass jeder eine Trophäe bekommt, dass man stillsitzt und dass es um Gefühle geht. Das ist die Stadt der Mädchen. Das ist kein guter Ort für Jungen.

Und denken Sie daran, dass Männer gut sind – genau wie Sie.




Dienstag, September 17, 2024

Model lässt Eizellen einfrieren, weil es keine guten Männer mehr gibt

1. Das Model Sabrina (23) lässt ihre Eizellen einfrieren, weil sie keine guten Männer mehr findet. Zu diesem Entschluss kam die brasilianische Influencerin, nachdem sie von ihrem Freund betrogen wurde. Ihre Haltung scheint einem gewissen Trend zu entsprechen: Wie Marcia C. Inhorn, eine Anthropologin der renommierten Yale University, in einer Befragung von 150 US-amerikanischen Frauen herausfand, die ihre Eizellen einfrieren lassen, tun das die meisten von ihnen, weil sie keinen "Partner auf Augenhöhe" finden.

Vielleicht sollten sie es stattdessen mal mit einem Bären probieren?

Man stellt sich nicht vor, wie belastend es sein muss, ein höherwertiger Mensch zu sein.



2. Auch die SPIEGEL-Autorin Elisa von Hof leidet darunter und teilt den Männern mit: "Die Welt könnte so schön sein ohne euch". Warum? "Weil sich Klimakrise, Kriege, Despotie und Diktatur, fast jedes große Problem, auf eine gemeinsame Ursache zurückführen lassen: Männer." Deshalb krakeelt Elisa von Hof: "Ihr seid unser Problem, alle." Die schier endlose sexistische Gekübel ist auch Teil der aktuellen SPIEGEL-Druckausgabe.

Mir ist nicht klar, warum Menschen überhaupt noch eine Zeitschrift lesen, die ihnen erklärt, dass die Welt ohne sie viel schöner wäre. In erster Linie scheinen Mäner vor allem eine Engelsgeduld auch gegeüber den schärfsten Anfeindungen und Entgleisungen aufzuweisen. All diese zahllosen Männer können besser mit Wut umgehen als die SPIEGEL-Redakteurin Elisa von Hof.

Interessant fände ich eine psychologische Untersuchung, wie es dazu kommt, dass Frauen wie "Sabrina (23)" und Elisa von Hof einen derartigen Geschlechterhass entwickeln. In dieser starken Ausprägung findet man ihn sonst vor allem in der Femcel-Community. Naheliegend wäre ein ausgeprägter narzisstischer Persönlichkeitsanteil: Wer andere abwertet, stellt sich selbst ja als besseren Menschen dar. Wirklich befriedigend ist eine solche Vermutung aber noch nicht. Gibt es unter den Genderama-Lesern auch Psychologen?

In ihrem Artikel beschreibt sich Elisa von Hof selbst als mitleids- und empathielos, was Männer betrifft. Sie schreibt Sätze wie: "Solange es Männer gibt, gibt es keine sicheren Orte. Nirgendwo." Daraus, dass sämtliche Täter, über die sie schreibt, männlich sind, werden in ihrer bizarren Logik sämtliche Männer zu Tätern. Kann man machen. Um Plagiatsvorwürfe zu vermeiden, sollte man dann allerdings erwähnen, dass das Copyright dieser Argumentation bei Rechtsextremen liegt. Die befinden nämlich in ähnlicher Weise: "Nicht alle Ausländer sind Messerstecher, aber alle Messerstecher sind Ausländer. Also Ausländer raus!" Im letzten Absatz des SPIEGEL-Beitrags heißt es: "Die Welt soll erfahren, wozu ein Durchschnittsmann fähig ist." Würde jemand in ähnlicher Weise zum Beispiel über Zuwanderer schreiben, wäre er ein Fall für HateAid, Nancy Faeser und den Verfassungsschutz.

Der Hass auf Männer hingegen hat sich gesellschaftlich derart etabliert, dass in einem bizarren Überbietungswettbewerb Journalistinnen offenbar meinen, immer wieder noch eins draufsetzen zu müssen. Anscheinend glauben die Macher unserer Leitmedien, dass unsere Gesellschaft nichts dringender braucht als noch mehr Polarisierung. Zu einem echten Erkenntnisgewinn kommt es nicht mehr, wo nur noch Hass gepredigt wird. Was es wohl bei Jungen auslöst, wenn sie derartigen Hass auf Männer immer wieder als selbstverständlich präsentiert bekommen?

In ähnicher Weise hätte Elisa von Hof übrigens sämtliche Fälle recherchieren können, bei denen ein oder mehrere Männer Menschenleben gerettet haben, um daraus – ebenso unzulässig – auf sämtliche Männer rückzuschließen. Es ist bezeichnend, dass ihr dieser Gedanke wohl gar nicht erst gekommen ist.

Ein kleiner Lichtblick immerhin: Elisa von Hof ist selbst klar, dass sie sich mit ihrem Artikel den Vorwurf des Sexismus einhandeln wird. Und sie wettert dagegen, wenn Männer in Schutz genommen werden, indem man darauf hinweist, "man müsse ihre gesellschaftliche Benachteiligung beachten." Schau einer an: Dass es diese Benachteiligung gibt, ist in der SPIEGEL-Redaktion also angekommen, auch wenn sich Elisa von Hof mit aller Macht dagege sträubt, sie anzuerkennen. Vielleicht rast sie auch deshalb vor Zorn, weil sich das weibliche Opfer-Abo ohne solche Wutanfälle nicht mehr aufrecht erhalten lässt.

Zur menschenfeindlichen Hetze Elisa von Hofs gibt es heute auch einen sehr lesenswerten Beitrag von Christian Schmidt. Er sieht ähnliche Punkte wie ich: nämlich dass eine hochprivilegierte Frau hier Argumentationsmuster von Rechtsradikalen übernimmt und dem problematischen Teil der Incel-Subkultur damit sehr ähnlich wird: "Insgesamt ein widerlicher Artikel, und der Spiegel sollte sich schämen, ihn so abgedruckt zu haben."



3. Lesenswert ist auch ein Interview, das der SPIEGEL mit der Philosophin Svenja Flaßpöhler geführt hat – in sachlichem Tonfall, und deshalb wesentlich gedankenvoller. Ein Auszug:

SPIEGEL: Berühmt geworden sind Sie mit dem Bestseller "Die potente Frau", in dem Sie die MeToo-Bewegung kritisiert und für mehr Selbstverantwortung plädiert haben. Was hat Sie zur feminismusskeptischen Feministin gemacht?

Flaßpöhler: Schön, dass Sie das so sehen. Nicht alle Feministinnen nehmen mich als Feministin wahr. Aber so würde ich mich selbst definitiv beschreiben.

SPIEGEL: Hat die Streitlust Ihrer Mutter Ihren kritischen Blick beeinflusst?

Flaßpöhler: Der populäre Begriff "toxische Männlichkeit" geht mir jedenfalls nicht so leicht über die Lippen. Das liegt sicherlich daran, dass die Männer meiner Kindheit mir ein wichtiger Halt waren. Das Toxische kam eher von der weiblichen Seite.


(Wenn der SPIEGEL über die "Streitlust" von Flaßpöhlers Mutter spricht, dann bezieht sich das darauf, dass Flaßpöhler zuvor erwähnt hatte, von ihr sei ebenfalls häusliche Gewalt ausgegangen: "Es zerbrach nicht nur Geschirr, es kippten nicht nur Regale um, es war körperlich. Übrigens keine MeToo-Geschichte, auch meine Mutter konnte austeilen.")

SPIEGEL: Folgt man Ihrem neuen Buch, dann wurzelte die Konfliktbereitschaft Ihrer Mutter in der Erinnerung an einen tyrannischen Vater. Sie witterte überall patriarchale Unterdrückung – auch in Situationen, in denen keine vorhanden war. Fällt Ihnen die Parallele auf zu Ihrer Kritik an der MeToo-Bewegung?

(…) Flaßpöhler: Meine Affektlage hat mich womöglich überhaupt erst befähigt, den festgefahrenen Diskurs damals aufzusprengen. Alle fortschrittlichen Geister schienen sich so einig, dass die MeToo-Bewegung absolut richtig, vernünftig, feministisch ist. Es brauchte Dynamit, um da durchzudringen und einen differenzierteren Blick zu ermöglichen.

SPIEGEL: Kann es sein, dass Sie sich an feministischen Frauen abgearbeitet haben, so wie sich ihre Mutter einst an patriarchalen Vaterfiguren abgearbeitet hat?

Flaßpöhler: Nein. Ich habe ein Buch geschrieben und keinen Teller an die Wand geworfen.


Im weiteren Verlauf ihres Interviews kritisiert die Philosophin, dass in deutschen Medien kein echter Streit um unterschiedliche Positionen mehr stattfinde – auch nicht in Talkshows:

Flaßpöhler: Die meisten Talkshows folgen doch einem Skript. Sie casten Personen mit eindeutigen Positionen und erwarten, dass diese Personen ihre Positionen in der Sendung performen, und zwar unter enormem Zeitdruck. Wer ambivalent ist, wird nicht eingeladen. Dazu kommt, dass die Moderatoren viel zu selten wie gute Schiedsrichter agieren, also neutral. Im Ergebnis hat man es mit einem abgekarteten Spiel zu tun, nicht mit offenem Streit. Man lässt vielleicht den einen Abweichler zu, aber nur, um die vermeintliche Vernunft deutlicher zu markieren.


Anders als der Elisa-von-Hof-Artikel ist dieses Interview in Gänze lesenswert, vor allem, was das Thema "Meinungsfreiheit und Cancel Culture in deutschen Leitmedien" betrifft. Flaßpöhler kann hierzu aus eigener Erfahrung (sie wurde von Journalisten allen Ernstes als "AfD-Maulwurf" gehandelt) einiges berichten. Etwa über den Umgang mit ihr in einer "Hart-aber-fair"-Sendung, in der sie sich gegen eine allgemeine Corona-Impfpflicht ausgesprochen hatte:

Flaßpöhler: Ich wurde nicht in dem Sinne gecancelt, dass mir das Wort entzogen worden wäre. Ich hatte auch nach der Sendung viele Interviewanfragen. Aber für mich gab es in dem Moment nichts mehr zu gewinnen. Ich hätte alles sagen können, aber es gab keine Chance mehr, dass es auf fruchtbaren Boden fällt. Alles wäre gegen mich verwendet worden.

(…) Wer öffentlich so abgekanzelt wird, wie mir das passiert ist, läuft Gefahr, sich selbst zu radikalisieren, also in der Selbstverteidigung immer krassere Positionen zu vertreten. Dazu kommt die Versuchung, sich mit den Falschen zu verbünden, weil einem sonst ja niemand mehr zuhört. Am Ende wird man schlimmstenfalls zu demjenigen, den die anderen immer schon in einem gesehen haben: zum Coronaleugner, Verschwörungstheoretiker, Nazi, Putinfreund.


Ich kann diese Gefahr auch aufgrund meiner eigenen Erfahrungen wunderbar nachvollziehen. Das ist einer der Gründe, warum ich mit diesem Blog und meinen Büchern gezielt gegengesteuere – auch zu dem Preis, dass einem das einiges an gesellschaftlicher Reichtweite nimmt und man weniger Leser erreicht. Aber wenn diese Leser aus Extremisten und Verschwörungstheoretikern bestehen, nutzt das einer konstruktiven Debatte nicht.



4. Das Oberlandesgericht Frankfurt hat der Süddeutschen Zeitung verboten, den Verdacht zu verbreiten, der Rammstein-Sänger Till Lindemann habe Sex ohne Zustimmung mit einer Besucherin seines Konzerts gehabt. Die Entscheidung ist unanfechtbar. Damit muss die Süddeutsche Zeitung die Passagen, die diese Frau betreffen, nun so anpassen, dass sie diesen Verdacht nicht mehr erwecken. Vergleichbare Unterstellungen waren auch dem SPIEGEL bereits verboten worden.



Montag, September 16, 2024

Maskulistischer Artikel in der ZEIT: "Jungen in Kita, Schule und Universität benachteiligt – und keinen interessiert es"

1. Die Post. Einer meiner Leser schreibt mir heute:

Hallo Arne,

gerade bin ich über einen Artikel in der ZEIT gestolpert, der vom Duktus her glatt von Dir sein könnte.

Es freut mich, dass das Thema in dieser Art auch einmal von einem großen Medienhaus aufgegriffen wird.


In dem angesprochenen Artikel geht es um die Situation von Jungen. So lautet der Anreißer:

Ob in Kita, Schule oder an der Universität: Jungen leisten weniger – und werden benachteiligt. Warum interessiert das niemanden?


Hier geht es weiter. (Sicherheitshalber: Hier wurde der Artikel archiviert.)

Es war übrigens "Die Zeit", die 2003 als erstes deutsches Leitmedium zur Sprache brachte, dass in unserem Erziehungswesen nicht Mädchen, sondern Jungen zu kurz kommen. Diese Berichterstattung führte zum Stichwort "Jungenkrise" und einer großen Debatte, an der auch ich mich mit meinem Buch "Rettet unsere Söhne" beteiligte, bis sie 2009 versandete und das Thema fast komplett von der Tagesordnung verschwunden war. Und das obwohl eben 2009 der Aktionsrat Bildung noch festgestellt hatte, dass die Ungleichheit zu Lasten der Jungen "die Grenzen des rechtlich und moralisch Hinnehmbaren" inzwischen klar überschreite.

So heißt es in dem aktuellen "Zeit"-Artikel klar:

Dass Arbeiterkinder bessere Leistungen als Akademikerkinder zeigen müssen, um aufs Gymnasium zu kommen, wird zu Recht als unfair kritisiert. Dass Jungen für eine Gymnasialempfehlung mehr leisten müssen als Mädchen, ist dagegen weitgehend unbekannt. Und wer weiß, dass der Abitur-Gap ähnlich groß ist wie der Gender-Pay-Gap?

In den Gleichstellungsberichten wird das Geschlechtergefälle zuungunsten der Jungen allenfalls am Rande erwähnt. Im Bundesfamilienministerium, das für die Geschlechtergerechtigkeit zuständig ist, beschäftigen sich Dutzende Personen mit Frauen, Mädchen oder queeren Personen, aber nur eine Handvoll mit Jungen- oder Männerthemen.

An den Universitäten ist die Jungenkrise ebenfalls kein Thema. "Man kann mit dem Jungenthema keine akademischen Meriten gewinnen", sagt Bettina Hannover, Bildungswissenschaftlerin an der FU Berlin und eine der wenigen der Zunft, die zu Jungen arbeiten.

Vielen Institutionen scheint ihre Gleichgültigkeit gegenüber den Jungen nicht aufzufallen – dabei springt sie einen mitunter geradezu an. Etwa in der neuesten Ausgabe des Nationalen Bildungsberichts. Sechs Frauen und einen Mann zeigt das Cover dieses wichtigsten Datenreports zu Kita, Schule und Hochschule: Bildung ist weiblich.


Der "Zeit"-Artikel endet mit einem geradezu maskulistischen Plädoyer:

Im norwegischen Report heißt es, mehr Aufmerksamkeit für die Probleme von Jungen und Männern werde die Gleichstellungspolitik stärken und nicht schwächen. Anders gesagt: Geschlechtergerechtigkeit kennt nicht nur ein Geschlecht.


Die Distanz zwischen Norwegen und Deutschland ist offenbar größer, als man glaubt.



2. "Jungen im Teenager-Alter zählen zu den häufigsten Opfern" lautet die Schlagzeile eines "Welt"-Artikels über Sextortion.



3. Für eines kann man junge Männer aber nach wie vor verwenden: Auch Serbien führt jetzt die Wehrpflicht ein. Allein für das männliche Geschlecht, versteht sich. Frauen können weiterhin freiwillig dienen.



4. Das Overton-Magazin stellt den russischen Kriegsdienstverweigerer Nikolai Goriachev vor, den das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge zurückschicken will: "Kanonenfutter aus Deutschland für die russische Armee."

Als der Deutsche Bundestag im April 2022 nach Kriegsbeginn erstmals die Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine beschloss, erging von ihm zugleich ein Appell an russische Soldaten, die Waffen niederzulegen und in Europa Asyl zu beantragen.

Mehrere Hunderttausend haben das inzwischen getan. Das deutsche Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) jedoch verweigert in der Mehrzahl die Anerkennung und schickt die geflohenen russischen Kriegsdienstverweigerer wieder zurück. Dort warten entweder russische Gefängnisse auf sie oder die Front in der Ukraine.

(…) Im Ablehnungsbescheid des BAMF gibt es noch eine besonders bemerkenswerte Stelle: Auch totalitäre Staaten hätten das Recht, Bürger zur Armee und zum Krieg einzuziehen, heißt es. Die deutsche Behörde verwirft also Kriegsdienstverweigerung als Asylgrund. Dahinter kann man ein staatspolitisches bzw. regierungspolitisches Interesse erkennen: Denn, wenn russischen Bürgern grundsätzlich ein Recht auf Kriegsverweigerung zuerkannt würde, dann müsste das auch für ukrainische Bürger oder für israelische Bürger und natürlich auch für Deutsche gelten. Doch ohne Kriegspflicht lässt sich im Zweifel dann kein Krieg mehr führen.




5. Das Verkehrsministerium setze oft falsche Prioritäten, beklagte die Journalistin Antje Hoening gestern im ARD-Presseclub: Zulagen an Bahnvorstände werden nicht nach der Pünktlichkeit der Züge, sondern nach der Erfüllung der Frauenquote verteilt.



Freitag, September 13, 2024

Gender Gap im Tod: Russland sterben die Männer weg

1.
Bereits vor dem Krieg gegen die Ukraine lebte es sich als russischer Mann nicht besonders gut. Und mit diesem ganz offensichtlich noch schlechter. So war Russland im Jahr 2022 das Land mit dem größten Unterschied in der Lebenserwartung von Männern und Frauen, wie das russische Portal Cherta in einem Artikel mit der Überschrift "Das Land der Frauen" schreibt. Und das Gender Gap beim Sterben dürfte seit Kriegsbeginn noch einmal gestiegen sein.

Zwar ist es nicht ungewöhnlich, dass Frauen länger leben als Männer. Doch während beispielsweise in Deutschland zuletzt der Unterschied bei weniger als fünf Jahren lag, lebten russische Männer 2022 im Durchschnitt gut zehn Jahre kürzer als Frauen und starben bereits mit 67,6 Jahren. Das Ergebnis war eine Bevölkerungslücke von etwa 10 Millionen: 68,4 Millionen Männer gegenüber 78,8 Millionen Frauen.


Hier geht es weiter. Allerdings stört es bei der Analyse, wenn ideologische Deutungsmuster wie "toxische Männlichkeit", zu deutsch "die Kerle sind selbst schuld", eingeführt werden. An einer Stelle in dem Beitrag heißt es sogar "Ganz anders sind die Opferzahlen seit dem Überfall auf die gesamte Ukraine 2022, der wohl nicht zuletzt auch mit toxischer Männlichkeit zusammenhängt." Diese Behauptung wird erst gar nicht weiter begründet und schon gar nicht belegt.



2.
Frauen, Schwarze oder Angehörige ethnischer Minderheiten hätten es deutlich schwerer, wenn sie sich um ein politisches Amt bewerben, lautet die dominante Ansicht. Aber stimmt das wirklich? Die Politikwissenschaftlerin Sanne van Oosten von der Universität Oxford hat dazu kürzlich eine Meta-Analyse im Fachjournal Acta Politica veröffentlicht, für die sie Experimente und Studien seit 2012 analysiert hat, die überwiegend aus den USA stammen. Ihre Ergebnisse überraschen, weil sie der gängigen Erzählung widersprechen.


Im Interview mit der Süddeutschen Zeitung erklärt die Politikwissenschaftlerin etwas, worauf Männerrechtler wie ich seit langem hinweisen, wenn es um die Geschlechtszugehörigkeit geht. Ein Auszug:

Sanne van Oosten: Es ist eine Umfragetechnik, bei der den Befragten ein Politiker gezeigt wird. Dann sagt man: "Wie wahrscheinlich ist es, dass Sie für diese Person stimmen?" Zusätzlich werden den Teilnehmern weitere Informationen über die Politiker gegeben: seine politischen Positionen, seine Partei, ob er Kinder hat und vieles mehr. Ich habe für meine Analyse alle Studien aus der ganzen Welt dazu genommen, wobei fast 70 Prozent aus den USA stammen. Insgesamt waren das mehr als 300 000 Politikerprofile. Dann habe ich alle Daten aggregiert, neu analysiert und alles in ein großes Modell zusammengeführt. Das ist eine wirklich starke Technik. Das habe ich sowohl für Herkunft beziehungsweise Hautfarbe als auch für Geschlecht gemacht. Am Ende habe ich meine Ergebnisse für den Einfluss des Geschlechts aber nicht publiziert, weil ein anderer Wissenschaftler schneller war.

Süddeutsche Zeitung: Oh, wie ärgerlich!

Sanne van Oosten Im Gegenteil, ich war sehr froh, dass mir bei der Geschlechterfrage jemand zuvorgekommen ist.

Süddeutsche Zeitung: Warum das denn?

Sanne van Oosten Ich habe meinen eigenen Ergebnissen erst selbst nicht getraut. Dieser Berg an Daten legte nahe, dass Wähler deutlich häufiger für Politikerinnen stimmen und genauso wahrscheinlich auch für Politiker mit Migrationshintergrund. Als ich all diese Daten präsentierte, haben mir viele Leute nicht geglaubt und ich war auch skeptisch.

Süddeutsche Zeitung: Das kann ich nachvollziehen.

Sanne van Oosten Also habe ich meine Analysen noch einmal durchlaufen lassen und bin immer wieder zum gleichen Ergebnis gekommen. Ich hatte alles richtig gemacht. Und dann veröffentlichten diese anderen Forscher die exakt gleichen Ergebnisse. Darüber war ich deshalb sehr glücklich.

Süddeutsche Zeitung: Die Ergebnisse ihrer Meta-Analyse stehen im starken Gegensatz zu unserer öffentlichen Debatte. Wir erzählen uns immer wieder eine andere Geschichte.

Sanne van Oosten Die Leute verstehen Statistiken oft falsch. Ich präsentiere durchschnittliche Reaktionen der Menschen. Es kann der Fall sein, dass die durchschnittliche Reaktion auf Frauen positiv ist, es aber zugleich eine winzige, extrem sexistische oder rassistische Minderheit gibt, die laut ist und stark wahrgenommen wird. Das bedeutet nur nicht, dass die Mehrheit der Menschen so denkt. Diesen Schluss daraus zu ziehen, wäre ein Missverständnis.


Wie richtig Sanne van Oosten mit ihrer Befürchtung lag, kann man leicht am Umgang der Leitmedien mit Männerrechtlern ersehen, die auf denselben Sachverhalt hinweisen. Was nicht ins herrschende Narrativ passt, muss ignoriert oder bekämpft werden.



3. "Ist der Mainstream plötzlich rechts? Oder was ist mit den jungen Schweizer Männern los? Mit dieser Schlagzeile betitelt die Neue Zürcher Zeitung ein langes Lamento darüber, dass es junge Männer im Gegensatz zu jungen Frauen derzeit eher nach rechts zieht. Kurz schneidet ein Absatz immerhin mögliche Gründe dafür an:

Diese Jugend begleitet ein diffuses Gefühl: Die letzten Jahre sind nicht gut gelaufen. Es sind junge Männer, die nicht mehr an die Zukunft glauben. Es sind Buben, die mit dem Aufstieg der Mädchen zu kämpfen haben. Es sind die, die jene neuen Vorbilder brauchen würden, welche die jahrelang kritisierte Männlichkeit noch nicht hervorgebracht hat. Wenn das Versprechen meiner Jugend noch Globalisierung und Wohlstand geheissen hat, lautet es heute Multikrisen und Isolationismus.


Über die Ausrichtung der Mädchen heißt es in demselben Artikel:

Ganz im Gegensatz dazu das Tiktok der Mädchen. Es ist wie Tag und Nacht, wie Hell-und-Dunkel-Media. Frauen werden viel stärker mit Modetrends und Onlineshopping bespielt. Mädchen treffen auf Tiktok aber auch auf populärfeministischen Content im grossen Stil. (…) Die Romane, die auf #Booktok besprochen werden, der Bücherabteilung von Tiktok quasi, heissen "It ends with us" oder "Twisted Love" und drehen sich alle um die gleiche Frage: Wann wird dieses unsozialisierte Geschöpf namens Mann über das eigene Leben hereinbrechen, und wie ist dann damit umzugehen? Man will die romantische Liebe haben, aber sie scheint unmöglich, zu toxisch die Männlichkeit.


Wenn die herrschende Ideologie Männer beständig dermaßen abwertet, ist es vielleicht keine Überraschung, wenn Männer sich stattdessen an einer Kultur orientieren, wo dies nicht geschieht.



4. Ebenfalls in der Neuen Zürcher Zeitung findet man einen Beitrag darüber, warum EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen die neue EU-Führungsriege noch nicht, wie geplant, der Öffentlichkeit vorstellen kann: Es gibt ein Tauziehen um die wichtigsten Jobs in Brüssel, wobei es von der Leyen vor allem um die "Frauenfrage" geht.

Zwischen ihrem Team und den europäischen Hauptstädten begann also ein veritabler Kuhhandel. Die Stossrichtung lautete: Tauscht euren männlichen Kandidaten doch bitte gegen eine Frau aus, dafür bekommt ihr voraussichtlich ein bedeutsameres Portfolio.




5. "Wir sind jetzt alle Terroristen" befindet die kanadische Hochschullehrerin und Professorin Janice Fiamengo und behauptet "Unsere Regierungen wollen Widerspruch zum Feminismus verbieten." In ihrem Beitrag, den das Blog "Geschlechterwelten" ins Deutsche übersetzt hat, weist Fiamengo auch auf den kruden Umgang staatlicher Stellen mit der sogenannten "Mannosphere" im Internet hin, also auf Websites, die sich speziell mit der Identität und den Anligen von Männern beschäftigen:

Der Bericht hebt die winzige Zahl der selbsternannten "Incels" hervor, die für Massengewalttaten verantwortlich sind, versäumt es aber, diese Zahl in den Kontext zu stellen oder die überwältigende Mehrheit der Urheber von Inhalten der Mannosphäre zu erwähnen, deren Positionen völlig gewaltfrei sind. Die in der Mannosphäre diskutierten Themen wie männlicher Selbstmord, Vaterschaftsbetrug, Einsamkeit und Selbsthass, falsche Vergewaltigungsvorwürfe oder korrupte Familiengerichte werden nicht erwähnt. Es wird kein Versuch unternommen, gewalttätige Frauenfeindlichkeit, wo es sie geben mag, von gutgläubigen Argumenten, Ratschlägen zur Selbsthilfe, wissenschaftlicher Forschung, Satire und therapeutischen Äußerungen zu unterscheiden.

(…) Verschiedene Forscher und Berater haben offensichtlich Dutzende von Manosphere-Seiten durchforstet und dabei nichts gelernt und nichts vergessen. Der Bericht liefert tonlose Erklärungen für Begriffe aus der Mannosphäre wie Currycels und Gymcels, Beckys und Chads, Hypergamie und Monkey-Branching, rote und blaue Pillen, die 4 Stufen des MGTOW und so weiter und so fort; es ist, als hätte eine Gruppe langweiliger, phantasieloser Anthropologen ein paar intensive Wochen damit verbracht, einen wilden fremden Stamm zu beobachten, für den sie bereits eine tiefe Verachtung empfunden haben.

Kein einziger Punkt, der von einem Analysten der Mannosphäre vorgebracht wird, wird als wahr anerkannt. Es gibt keine einzige Überschneidung zwischen den Erkenntnissen der Roten Pille und den Mainstream-Kommentaren: z. B. zum Verlust der Unschuldsvermutung, zur Fentanyl-Krise, zur Vaterlosigkeit, zur Masseneinwanderung, zur selbstberichteten Unzufriedenheit der Frauen oder zur wachsenden Kluft zwischen den Geschlechtern an den Hochschulen. All die scharfen Beobachtungen, der Humor, die Ironie, die brüderliche Unterstützung, die Verzweiflung, der Bombast und die genialen Analysen werden ohne Empathie oder Verständnis registriert. Es spielt keine Rolle, wie viele Kommentatoren der roten Pille sich bemühen, ihren guten Willen zu betonen: Sie sind nach dieser Darstellung alle von Hass erfüllt.

(…) Darüber hinaus wird die grassierende Misandrie, auf die viele Inhalte der Mannosphäre reagieren, nie erwähnt – Misandrie, die nicht in den entlegensten Winkeln des Internets zu finden ist, sondern von angesehenen feministischen Vordenkern verbreitet wird und die ich ausführlich dokumentiert habe.


Es ist das übliche Spiel: Der Hass auch der durchgeknalltesten Ideologin auf Männer wird niemals hinterfragt, aber Männer, die darauf ablehnend reagieren, sind des Teufels.



6. Eine neue Studie beschäftigt sich mit Missbrauch in der Kindheit für übergriffiges Verhalten von erwachsenen Sexualtätern. Eines ihrer Ergebnisse: Obwohl 95 % der Missbrauchs-Opfer in der Folge nicht wegen eines Sexualdelikts vorbestraft waren, war die Wahrscheinlichkeit, dass männliche Missbrauchs-Opfer ein Sexualdelikt begingen, mehr als achtmal so hoch wie bei Männern in der Allgemeinbevölkerung.

Vielleicht sollte man solche wissenschaftlich erforschten Zusammenhänge mehr in den Vordergrund rücken als die Ursachen in Phantomen wie "toxischer Männlichkeit" zu suchen.

Die aktuelle Studie ergänzt sich gut zu einer im Februar veröffentlichten Untersuchung über die Folgen von sexuellem Missbrauch, den Frauen an Jungen begehen.

Zweck der Überprüfung: Sexuelle Übergriffe durch Frauen wurden in der Vergangenheit übersehen und zu wenig untersucht, und für die potenziell einzigartigen Auswirkungen dieses Missbrauchs trifft dies noch stärker zu.

Jüngste Erkenntnisse: Frauen, die sich an Kindern sexuell vergangen haben, tun dies in der Regel an älteren Jungen, wenden während des Missbrauchs nur wenig oder gar keine Formen von Gewalt oder Zwang an und werden nach dem Missbrauch wahrscheinlich nicht strafrechtlich verfolgt oder verurteilt. Es ist unwahrscheinlich, dass Jungen, die von Frauen sexuell missbraucht wurden, den erlebten Missbrauch melden oder offenlegen, vielleicht weil die sozialen Strukturen, die den sexuellen Missbrauch von Jungen durch Frauen umgeben, darauf ausgelegt sind, solche sexuellen Kontakte zu minimieren, zu entschuldigen oder sogar zu fördern. Das Zusammentreffen dieser besonderen Merkmale kann dazu beitragen, die Rolle des sexuellen Missbrauchs in der Kindheit durch Frauen bei späteren Sexualstraftaten unter erwachsenen Männern zu verstehen.

Zusammenfassung der Studienergebnisse: Männer, die sexuell straffällig geworden sind, haben in ihrer Kindheit in hohem Maße sexuellen Missbrauch durch Frauen erlebt. Der Zusammenhang zwischen erfahrenem sexuellem Missbrauch und späterer sexueller Gewalt ist weder linear noch kausal; die mit dieser Form des Missbrauchs verbundenen Merkmale wie Verschweigen und fehlende Verurteilung können jedoch zu sexueller Fehlanpassung im Erwachsenenalter und zur Anfälligkeit für Straftaten bei Männern beitragen.




7. Die Post. Einer meiner Leser schreibt mir heute:

Hallo Arne,

für viele Leute ist es schwer vorstellbar, wie Frauen Gewalt gegen in der Regel stärkere Männer ausüben können. Zufällig bin ich da auf ein paar Videos auf Youtube gestoßen, die einen Eindruck vermitteln:

Hier und hier.

Betrifft zwar die USA, wird aber bei uns ganz ähnlich laufen, nehme ich an.




Donnerstag, September 12, 2024

Die meisten obdachlosen Männer wurden sexuell missbraucht

1. Nachdem gestern der Aktionstag der wohnungs- und obdachlosen Menschen (weit überwiegend Männer) war, gab es dazu eine große Zahl von Artikeln. Ich habe mich hindurchgewühlt und einige aussagekräftige Beiträge für Genderama ausgewählt.

"Von Akademikern bis Ungelernte – Wohnungsnot trifft immer mehr Menschen" titelt die Nordwest-Zeitung:

Niklas Ahlers von der ambulanten Wohnungsnothilfe und Julia Durchdenwald vom Tagesaufenthalt stellen fest, dass es den "typischen Wohnungslosen" nicht mehr gibt, sondern inzwischen Menschen aus sämtlichen Schichten und Altersgruppen betroffen sind. "Wir haben schon alle betreut, vom Akademiker bis Ungelernte. Viele haben vor drei Jahren noch ganz normal gelebt und gearbeitet", sagt Durchdenwald. Klassischerweise gebe es Obdachlose, die aus einem schwierigen Elternhaus stammen und nie die Voraussetzungen hatten, einen normalen Bildungsweg einzuschlagen. Viele Menschen wurden aber erst durch Corona in die Wohnungsnot getrieben, sagt Durchdenwald. "Während der Pandemie durften Wohnungen nicht so leicht gekündigt werden und Räumungsklagen wurden nicht durchgesetzt", erinnert sich die Sozialarbeiterin. "Als das vorbei war, kam dann ein ganzer Schwung Bedürftiger dazu." Ohnehin schon schwierige Familienverhältnisse brachen während des belastenden Lockdowns endgültig zusammen, viele trennten sich und nicht jeder kam woanders unter.


Stark betroffen sind unter anderem Senioren:

Alexandra Hänsel von der Wohnungsnotfallhilfe Radebeuler Sozialprojekte in Dresden berichtet, dass Wohnungslosigkeit inzwischen auch immer öfter Ältere trifft, die schon Rente und Sozialleistungen bekämen und trotzdem Geldnot hätten. "Teilweise sträuben sie sich auch sehr stark, sich an die entsprechenden Hilfestrukturen zu wenden, weil es sich da um eine Generation handelt, die wirklich ihr Leben lang arbeiten gewesen ist, einen großen Wert auf staatliche Unabhängigkeit legt und ganz große Probleme hat, rechtzeitig in diese Hilfestrukturen zu kommen, um gar nicht erst wohnungslos zu werden", sagt Hänsel.


Aus der Reuß-Grevenbroicher Zeitung schließlich erfährt man etwas, das in der Berichterstattung sonst untergeht: Die meisten obdachlosen Männer wurden sexuell missbraucht.

Die Gründe für eine Obdachlosigkeit sind vielfältig. Es gebe jedoch Muster, die sich immer wieder zeigen: "Die meisten obdachlosen Männer wurden sexuell missbraucht, das wissen viele nicht", sagt der Sozialarbeiter [Hermann Fabry]. Danach würden sich Betroffene so schlecht fühlen, dass sie sich nicht mehr um Körperpflege oder ein generelles Wohlbefinden kümmern. So werden viele alkoholsüchtig, haben kein Geld, werden oft von den Familien im Stich gelassen: "Den Wohnungslosen fehlt es deshalb an Selbstbewusstsein, sie haben diese Überzeugung nicht", sagt Sozialarbeiterin Adelheid Fritz-Voit.




2. Der SWR berichtet über eine spektakuläre Protestaktion:

Rund um das Gebäude des Amtsgerichts hat ein Mann am Dienstagmorgen Plakate aufgehängt und sich danach selbst vom Dach abgeseilt. Kurz unterhalb der Dachkante hat sich der 68-Jährige laut Feuerwehr mit einem Fahrradschloss angekettet. Auf den Plakaten: Schriftzüge, in denen es um Sorgerechtsstreitigkeiten geht.

(…) Gemeinsam mit der Polizei hat die Feuerwehr den Mann dann vom Dach geholt. Danach hat ihn der Rettungsdienst betreut und ins Krankenhaus gebracht. Laut Polizei hat er sich aber nicht verletzt. Er durfte sich dem Amtsgericht an dem Tag nicht mehr nähern. Wie der Mann auf das Dach des Gebäudes gekommen ist und warum genau er dort protestiert hat, ist noch nicht bekannt.


Genau das stand allerdings auf den erwähnten Plakaten:

"Nach vier Jahren ohne Kontakt und Umgang soll jetzt der letzte Sargnagel eingeschlagen werden", ist dort unter anderem zu lesen. Dabei steht ein Aktenzeichen und ein Datum - offenbar ein Verhandlungstermin.


Abgesehen davon hätte man bei der journalistischen Recherche schlicht das tun können, was man auch bei Klimaschützern tut, die sich bei einem Protest irgendwo abseilen: sie dazu interviewen. Anders als bei Berichten über Klimaschützer ist ein Vater, der zu einer solchen Protestaktion greift, in unseren Medien lediglich ein "kurioser Anblick".



3. Mehr "toxische Weiblichkeit": In Stuttgart wurde eine Zwölfjährige von einer Mädchen-Gang verprügelt.



Dienstag, September 10, 2024

Berlin: Antisexistische Friseurin will keine Männer mehr als Kunden

1.
Daniela Mechow ist Friseurmeisterin und Inhaberin des Friseursalons "Daen & Lou's" in der Sonnenallee in Berlin-Neukölln. Die Friseurmeisterin hat sich entschieden, in ihrem Salon nur noch Frauen zu bedienen. (…) Die Angebote für Männer wurden in einer "Testphase" komplett aus dem Angebot des Friseursalons gestrichen. Grund dafür seien sexistische, rassistische und homophobe Sprüche, die sich die Mitarbeiterinnen von ihrer männlichen Kundschaft anhören müssten. (...) Für Diskriminierung gäbe es bei "Daen & Lou's" keinen Platz.


T-Online berichtet über die tapfere Vorkämpfrin gegen jede Form von Sexismus. Frauen sind anscheinend doch die besseren Menschen.

Nach Ansicht der Berliner Antidiskriminierungsbeauftragten Monika Flores spricht rechtlich nichts dagegen, dass Daniela Mechow männliche Kunden aus ihrem Friseursalon verbannt. Das verstoße nicht gegen das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG), sagte Flores dem rbb.


Die verschiedenen Artikel, die darüber berichten, sind natürlich nichts anderes als eine große unbezahlte Werbekampagne für den Salon. Zumindest insofern hat die Besitzerin alles richtig gemacht.



2. Das ZDF zeigt eine dreiteilige Doku-Serie zum Thema "toxische Männlichkeit". Wie fundiert sie ist, veranschaulicht Teil zwei der Serie. Er trägt den Titel "Häusliche Gewalt: Warum schlagen Männer zu?"



3. Die "taz" hingegen betitelt einen Artikel zum Thema Obdachlosigkeit mit "Jung, weiblich, gefährdet". Moment, sind nicht mehr als 80 Prozent der Obdachlosen männlich? Mag sein, aber, so heißt es in der taz: "Die Zahlen sind dramatisch: Der Anteil junger Frauen unter Wohnungslosen steigt." Bei den 40- bis 49-Jährigen etwa seien es bereits 21 Prozent. Und: "Bis heute fehlen ausreichend Schutzeinrichtungen gerade für Frauen."Warum tut denn keiner was und sorgt endlich dafür, dass fast nur Männer im Freien schlafen müssen?



4. Ein Autor der "Zeit" erörtert, warum die AfD bei jungen Männern so gut ankommt. Vielleicht auch, weil linke Medien ihr Bestes geben, um diese Männer zu vergraulen? Nein, auch andere Gründe sorgen dafür:

51 Prozent haben die AfD aufgrund einer persönlichen schlechten Situation gewählt. Und das gilt besonders für junge Männer, denn heute haben junge Frauen im Durchschnitt eine bessere Qualifizierung als Männer. Sie haben eine höhere Wahrscheinlichkeit, die Schule wie auch ihr Studium oder Ausbildung erfolgreich abzuschließen, und tun dies meist mit besseren Noten. Das sind bessere Grundvoraussetzungen für eine bessere finanzielle Lage von jungen Frauen.


Natürlich stellt die "Zeit" schnell klar:

Die graduelle Nivellierung und der Abbau von Privilegien wird von manchen Männern als Benachteiligung wahrgenommen und führt zu einer tiefen Frustration – obwohl es sich aus objektiver Perspektive um einen Abbau von Vorteilen handelt, und nicht eine Benachteiligung.


Wen, der das nicht ohnehin schon so sieht, soll diese angeblich "objektive Perspektive" – bekanntlich sind "Zeit"-Autoren von jeglicher Subjektivität weit entfernt – eigentlich überzeugen? Dass linke Parteien mit ihrer Einseitigkeit ein fettes Problem haben, gilt auch außerhalb Deutschlands. So stellte der britische Guardian zur selben Geschlechterkluft in den USA kürzlich folgendes fest:

Ich weiß, dass sich viele junge Männer in der Demokratischen Partei unwohl fühlen, auch weil einige Demokraten Männer leider als Problem behandeln - und manchmal als DAS Problem. Wenn die Demokraten klug wären, würden sie erkennen, dass junge Männer - wie jede andere Gruppe in der Gesellschaft - Probleme haben, bei denen sie Hilfe brauchen, Probleme wie ein Haus zu bezahlen, einen gut bezahlten Job zu finden, eine Krankenversicherung zu erhalten, sich ein College zu leisten und genug Geld zu haben, um eine Familie zu gründen.


Auch hierzulande könnten Politiker und Journalisten den "Kampf gegen rechts" dadurch effektiv fördern, dass sie speziell auch Männer als Zielgruppe ansprechen und sich ihrer Probleme annehmen.

Aber wie wahrscheinlich ist es, dass das passiert?

Eben. Es scheint, der Vormarsch der AfD ist derzeit nicht aufzuhalten.



5. In eigener Sache: Nach langer Zeit (für meine Verhältnisse) habe ich in der selbstverlegten Reihe "Hoffmanns Erzählungen" endlich wieder einen neuen Roman veröffentlicht: "Das Haus der zerbrochenen Seelen".

Was Genderama-Leser womöglich mehr interessiert, ist, dass es mir bei meinem Rumgetüftel bei Amazon, das fürs Online-Stellen meines Romans nötig war, endlich auch gelungen ist, die Layoutfehler meines "Lexikons der feministischen Irrtümer" zu beheben, die vielen Besitzern des Buches den Genuss daran getrübt haben. Und es hat kaum fünf Jahre gedauert. Yay!



Montag, September 09, 2024

Caritas widmet sich männlichen Opfern häuslicher Gewalt

1. Der Deutsche Caritasverband, der Wohlfahrtsverband der katholischen Kirche, widmet sich in seiner Zeitschrift "Caritas" häuslicher Gewalt als Schwerpunktthema – und zwar OHNE ganz selbstverständlich so zu tun, als ginge es dabei fast ausschließlich um Gewalt gegen Frauen. Stattdessen macht die Zeitschrift von Anfang an klar: "Obwohl Frauen häufiger von häuslicher Gewalt betroffen sind, fehlen oft Schutzkonzepte und Untersuchungen für Männer." Das Heft enthält ein Telefoninterview mit Stephan Buttgereit, der zusammen mit Andreas Moorkamp das Beratungsnetzwerk "Echte Männer reden" beim Sozialdienst Katholischer Männer (SKM) in Münster gegründet hat und inzwischen den SKM-Bundesverband leitet, wo er das Programm deutschlandweit ausbaut und weiterentwickelt hat. Ein Auszug aus einer der Antworten Buttgereits:

Gewalt ist für beide Geschlechter ein Thema. Circa 70 Prozent der Frauen und 30 Prozent der Männer sind von familiärer Gewalt betroffen. Dieses Verhältnis ist in den letzten Jahren ungefähr gleichgeblieben, obwohl die absoluten Fälle gestiegen sind:


Das ist natürlich Unfug. Nicht einmal die radikalste Feministin würde behaupten, dass 70 Prozent aller Frauen von häuslicher Gewalt betroffen sind. Was Buttgereit gemeint haben dürfte, ist: Im (durch Strafanzeigen erfassbaren Hellfeld) sind 70 Prozent der Opfer weiblich. Ich führe die missglückte Formulierung darauf zurück, dass das Interview während einer Autofahrt stattfand, Stephan Buttgereit also vermutlich an dieser Stelle nicht ganz bei der Sache war. Was mich viel mehr irritiert ist, wie wenig Bezug die "Caritas"-Journalisten zum Thema haben müssen, wenn sie gedankenlos die Behauptung veröffentlichen, sieben von zehn Frauen wären Opfer häuslicher Gewalt.

Buttgereit berichtet weiter:

Ursprünglich haben wir diese Beratungsstrukturen für Täter häuslicher Gewalt entwickelt und aufgebaut. Über die Jahre haben wir festgestellt, dass Männer darüber hinaus von allen Krisen und auch von häuslicher Gewalt betroffen sind. Das wurde lange Jahre tabuisiert. Wenn wir Hilfesysteme für Männer entwickeln, dürfen wir aber nicht die Notlagen und Probleme von Frauen relativieren. Wir müssen beide Felder der Gewalt geschlechtersensibel und geschlechterspezifisch behandeln. Den von Gewalt Betroffenen ist das Geschlecht egal. Wichtig ist, dass ihnen Hilfe angeboten wird. Wir haben seit Jahren eine Struktur für Frauen, was richtig und wichtig ist. Auch deshalb müssen wir die Bedarfe, die wir bei Männern erkennen, separat in den Blick nehmen und auch separate Finanzierungsstrukturen entwickeln.


Dre Interviewer, Harald Westbeld, springt nun etwas schnell dazu, den Opfern Mitschuld zu geben ("Nicht alle, aber sicherlich viele Männer haben nicht gelernt, ihre Gefühle auszudrücken. Kann das Teil des Problems sein?"), was man natürlich machen kann, ich aber nicht gleich an erster Stelle fragen würde. Er leitet dann ebenso schnell zu der Frage über, ob auch Frauen Hilfe angeboten werde. Beides gehört leider zum Grundmuster der journalistischen Beschäftigung mit diesem Thema. Nachdem diese beiden Punkte abgehakt sind, wird der Rest des Interviews deutlich besser:

Welche Hilfen gibt es für Frauen als Täterinnen?

Da fehlt im Moment noch was. Deshalb mein dringender Appell an das Hilfesystem der Frauen, sich endlich der Täterinnen anzunehmen. Für die gibt es momentan wenige Ansprechpartnerinnen. Die haben das genauso nötig. Die Dynamiken sind ähnlich. Auch Frauen müssen Verantwortung für ihre Täterschaft übernehmen. Wir können in unserem Beratungssetting mit Männern als Tätern, aber auch mit Männern als Betroffene arbeiten - selbst wenn das fachlich andere Konzepte erfordert.

Üben Frauen in anderer Weise Gewalt aus?

Ich komme gerade von einem Treffen mit der evangelischen und katholischen Männerseelsorge in Dresden. Da haben wir die aktuellen Zahlen gesehen. Spannend ist, dass Frauen zu 72 Prozent psychische Gewalt ausüben. Danach kommt die körperliche Gewalt, gefolgt von der sexualisierten Gewalt, die bei 17 Prozent liegt. Gewalt wird von dem, der sie erlebt, als übergriffig erlebt - egal, ob sie psychisch, körperlich sexualisiert oder ökonomisch erfolgt.

Welche konkreten Hilfen bieten Sie den von Gewalt betroffenen Männern über die Beratung hinaus an?

Wir haben in NRW und in Bayern Gewaltschutzwohnungen für Männer als Modellprojekte etablieren können, sowohl in der verbandlichen Caritas als auch beim SKM. Auf Bundesebene sollten wir in der verbandlichen Caritas weitere schaffen. Mein Wunsch wäre, dass in den Bundesländern, in denen es noch keine Gewaltschutzwohnungen gibt, Verbände in dieses Thema einsteigen.

Was künftig wohl auch kommen muss?

In der Umsetzung der Istanbul-Konvention oder der EU-Richtlinie sind die Mitgliedsländer verpflichtet, bis Ende 2027 Angebote für Opfer jeglichen Geschlechts häuslicher Gewalt vorzuhalten. Da müssen wir unsere Expertise einbringen, mit der wir führend in der Wohlfahrtspflege sind. Wie mit den katholischen Frauenhäusern sollten wir konstruktiv mitwirken und gesellschaftliche Standards setzen, das Thema im Bewusstsein halten und gute fachliche Angebote etablieren.

Gilt die Istanbul-Konvention sowohl für Frauen­häuser als auch für Männerschutzwohnungen?

So wird es zunehmend gesehen: Die Istanbul-Konvention dient dem Schutz von Frauen und Mädchen vor Gewalt und vor häuslicher Gewalt. Die Mehrheit der Juristen sagt, das zweite "und" öffnet die Konvention für alle Geschlechter. Den Betroffenen ist es egal, was für einem Geschlecht sie angehören. Sie möchten, dass die Gewalt aufhört und sie entsprechende Hilfeangebote finden. Das muss handlungsleitend sein für alle, die in diesem Feld tätig sind.

Die Istanbul-Konvention sieht vor, dass es deutlich mehr Plätze in Frauenhäusern geben müsste. Gilt das auch für Männer?

Jedes Land, jedes Bundesland muss schauen, welche Bedarfe da sind. Ich würde rein von den Fallzahlen nicht die gleiche Anzahl für Frauen wie für Männer ableiten. Nicht jeder Mann mit Gewalterfahrung muss in einer Schutzwohnung aufgenommen werden. Es gibt einen größeren Bedarf an Beratung. Die Erfahrung zeigt, dass im Lauf verschiedener Beratungen oft deutlich wird, dass der Mann Gewalt erfährt, aber sie für sich bislang nie so definiert hat. Darum ist es für uns wichtig, die Beratungsstrukturen für Männer in den Blick zu nehmen.


Das kann ich alles voll umfänglich unterschreiben und entspricht auch meinen eigenen Veröffentlichungen zu diesem Thema: Ja, es gibt einen klaren Mangel an Beratungsarbeit für Täterinnen, obwohl das von weiblicher Seite immer wieder gewünscht wird. Ja, die Istanbul-Konvention ist leider sexistisch. Und ja, ob es genauso viele schutzwohnungen für Männer braucht wie für Frauen ist derzeit noch fraglich: Man weiß einfach noch nicht, ob diese Einrichtungen für männliche Opfer ähnlich hilfreich sind wie für weibliche. (Trotzdem sind eine Handvoll Schutzwohnungen für Männer, es sind derzeit bundesweit wohl sechs oder sieben, im Vergleich zu 400 Notunterkünften für Frauen ein schlechter Witz.)

Alles in allem entspricht das, was Buttgereit in dem Interview äußert, den Positionen der Männerrechtsbewegung.

Dem Interview folgt ein informativer Text darüber, wie die Online-Beratung für Männer aussieht, die von häuslicher Gewalt betroffen sind. Von gelegentlichen Rechtschreibfehlern abgesehen ("Berater:innen"), ist dieser Text ebenfalls gelungen. Er unterstreicht auch, wie wichtig dieses Angebot ist:

Innerhalb der ersten 28 Monate haben die Berater:innen über 4000 Nachrichten beantwortet und waren mit über 1000 Jungen und Männern in Kontakt. Auch nach der Pandemie stieg der Bedarf stetig. Aufgrund der Erreichbarkeit rund um die Uhr sowie aufgrund des niedrigschwelligen und anonymen Angebots erreicht die Beratung Jungen und Männer, die sich mit ihren zum Teil dramatischen Krisen nicht an eine klassische Beratungsstelle wenden würden. Die Online-Beratung erreichen Anfragen zu Trennung, Vaterschaft, Gewaltbetroffenheit und -täterschaft, Suizidgedanken und sexuellem Missbrauch.


Die genannten Problemfelder sind ebenfalls Kernthemen der Männerrechtsbewegung.



2. Eine Rede von Christian Lindner wurde von zwei Frauen mit nacktem Oberkörper gestürmt

"Frauen sterben, weil du deinen Job nicht machst", fauchten die Frauen plötzlich Lindner an, nachdem sie die Bühne gestürmt hatten. Der Angesprochene ging kurz auf die Protestlerinnen ein und wollte konkrete Argumente hören. "Zu wenig Finanzierung für den Schutz von Frauen", musste sich Lindner dann noch anhören, bevor die Frauen abgeführt wurden.




3. Der ehemalige Stabschef der kalifornischen Senatorin Marie Alvarado-Gil hat sie wegen sexueller Belästigung und Schaffung eines feindseligen Arbeitsumfelds verklagt. In der Klage heißt es, dass die Republikanerin ihn zu sexuellen Handlungen gedrängt und dann gefeuert habe, als er sich schließlich widersetzte.

Viele US-amerikanische Medien berichten, besonders ausführlich die Los Angeles Times:

In der Klage wird behauptet, dass Alvarado-Gil schon früh in ihrer Amtszeit damit begann, "den Kläger abzurichten und ihm persönliche und intime Details" aus ihrem Leben zu erzählen, einschließlich ihres Dating-Lebens, ihrer Scheidungen und ihrer ehelichen Untreue. (…) Der Klageschrift zufolge machte Alvarado-Gil immer wieder unangemessene und sexuell anzügliche Bemerkungen gegenüber Condit und nutzte ihre Position, um Dominanz und Macht über ihn auszuüben. Im März 2023 soll Alvarado-Gil Condit beispielsweise nach seiner Meinung zu "Dreierbeziehungen" gefragt haben und ob er und seine Frau für eine solche offen wären.

(…) Die sexuell expliziten Kommentare wurden der Klageschrift zufolge schließlich körperlich. Während eines Arbeitsausflugs nach Inyo County, so Chad Condit, verlangte Alvarado-Gil von ihm, dass er ihr seine Treue beweise, "indem er sie oral befriedigen solle". Condit und Alvarado-Gil fuhren der Klage zufolge mit dem Auto und hielten an, um auf die Toilette zu gehen. Nachdem Condit zum Auto zurückgekehrt war, "zog sie ihre Hose herunter und sagte: ‚Ich möchte, dass du mich dort küsst und deine Loyalität beweist.‘"

"Nach Monaten des Aufbaus einer dominant-unterwürfigen Beziehung war der Kläger wie betäubt und handelte ohne nachzudenken, und von da an ging es weiter damit, dass Alvarado-Gil ihre Fähigkeit, ihn zu dominieren, etablierte“, heißt es in der Klage.

Condit soll den sexuellen Akt bei mehreren Gelegenheiten vollzogen haben, heißt es in der Klage weiter.

"Bei der letzten Gelegenheit, bei der der Kläger den von Alvarado-Gil geforderten Oralsex vollzog, erlitt der Kläger eine Rückenverletzung, während er in einem Autositz saß und seinen Körper in dem engen Raum des Autos verdrehen und verrenken musste", heißt es in der Klageschrift. "Der Kläger ging später zum Arzt und stellte fest, dass die Verletzung schwerer war und dass der Kläger drei Bandscheibenvorfälle im Rücken und eine kollabierte Hüfte erlitten hatte."

Condit unterzog sich später wegen seiner Verletzungen einer Hüftoperation. (…) In der Klage heißt es, dass Condits "persönliche und berufliche Beziehungen für immer verändert wurden. Seine Beschäftigungsbilanz und seine Chancen im öffentlichen Dienst sind irreparabel beschädigt und werden nie wieder dieselben sein."


Alvarado-Gils Rechtsanwälte haben die Vorwürfe als "outlandish" (haarsträubend, befremdlich) zurückgewiesen.



4. Die Post. Einer meiner Leser schreibt mir zu meinem letzten Blogeintrag:

Sehr geehrter Herr Hoffmann,

zu der Thematik, dass Morde an Frauen in Beziehungen von aktivistischer/politischer Seite pauschal als Femizid bezeichnet werden, hatten Sie gemeint, dass es hier das Ziel sei, weibliche Opfer gegenüber männlichen Opfern zu privilegieren.

In meinen Augen ist das maximal ein zweitrangiges Motiv. Mein Eindruck ist eher, dass große Teile des feministischen Aktivismus in erster Linie darauf zielen, die Theorien und Narrative der eigenen Bewegung im öffentlichen Diskurs zu fördern, um so die Diskurshoheit zu bewahren. Daraus entsteht aber nicht zwangsläufig ein Nutzen für Frauen.

Für Frauen wäre ja der Nutzen am größten, wenn die Ursachen von Verbrechen unvoreingenommen analysiert werden und die daraus resultierenden Ergebnisse die Grundlage vom öffentlichen Diskurs bilden. Denn nur so kann ja letztlich eine funktionierende Prävention entstehen. In dem Sinne ist letztlich sogar ein verstärkter Diskurs über männliche Opfer von z.B. häuslicher und sexueller Gewalt eher im Sinne von Frauen, da die Thematisierung von männlichen Opfern gezwungenermaßen mit der Erkenntnis einhergeht, dass für das thematisierte Verbrechen auch andere Ursachen als Frauenfeindlichkeit existieren.

Zu der These, dass Teile des feministischen Aktivismus in erster Linie der feministischen Bewegung selbst dienen, will ich noch ein weiteres Beispiel bringen: das immer wieder aufkommende Thema von Frauen in Filmen.

Die USC-Annenberg-Inclusion Initiative hatte Anfang dieses Jahres festgestellt, dass sich der Anteil an weiblichen Hauptrollen in den 100 wichtigsten Kinofilmen des Jahres 2023 auf dem niedrigsten Stand seit 2010 befindet. Ihre Kritik richten sie dabei natürlich an die Filmindustrie.

In meinen Augen müssten sie aber den in sich widersprüchlichen feministischen Aktivismus kritisieren. Widersprüchlich ist dieser aus folgendem Grund: Auf der einen Seite fordert man eine Vermehrung weiblicher Filmrollen. Das ist an sich auch in Ordnung, denn das bedeutet letztlich, das Schauspielerinnen ein ähnlich großes Rollenangebot und damit ähnlich große Karrieremöglichkeiten wie ihre männlichen Kollegen haben sollen.

Der innere Widerspruch kommt dann dadurch, dass man zugleich reihenweise bereits vorhandene Darstellungen von Frauen als sexistisch und nicht mehr zeitgemäß kritisiert, ohne dabei zu beachten, dass man damit die Darstellungsmöglichkeiten von Frauen in Filmen einschränkt und damit das Ziel eines vergrößerten Rollenangebotes sabotiert. Und damit landen wir erneut bei einem vermeintlich frauenfreundlichen Aktivismus, der in Wirklichkeit den Frauen (in diesem Fall den Schauspielerinnen) schadet. Für den aktuell dominanten Feminismus wiederum ist diese Vorgehensweise nützlich, denn die Bewegung erhält so haufenweise zusätzliche Sexismusdebatten, mit denen die Wichtigkeit der Bewegung betont werden kann.

Zusätzlich kann man an der Stelle noch fragen: Woher kommt wohl in den letzten Jahren die Auffälligkeit, dass immer wieder genau solche Produzenten, Regisseure etc. mit Vorwürfen der sexuellen Belästigung o.ä. konfrontiert werden, die sich bis dahin öffentlich immer wieder als leidenschaftliche Feministen in Szene gesetzt haben? Womöglich daher, dass diese Form der Sexismusdebatten gerade für sie besonders nützlich ist. Denn auf der einen Seite schränken sie das Rollenangebot für Schauspielerinnen ein, wodurch diese mit höherer Wahrscheinlichkeit zu einer Zusammenarbeit mit einem dieser Produzenten gezwungen sind. Zugleich können sich diese Produzenten mit Leichtigkeit als progressive Frauenfreunde inszenieren, indem sie in ihren Filmen immer wieder einen der typischen Frauenpower-Stereotypen platzieren (gespielt von einer der Frauen, die sie hinter den Kulissen belästigen). Somit hilft die feministische Bewegung an der Stelle eher denen, die laut Selbstdarstellung eigentlich ihr Feind sein sollten.

Da das Thema Film auch auf männerrechtlicher Seite immer wieder mal aufkommt, will ich abschließend noch davor warnen, dass man nicht in dieselbe Falle tappen sollte. Man kann dieses Thema durchaus ansprechen, denn die Unterschiede, die zwischen Männern und Frauen gemacht werden, lassen sich hier besonders leicht aufzeigen. Am Ende sollte man aber nicht vergessen, dass es in erster Linie um Unterhaltung geht (wenn es nicht gerade ein explizit gesellschaftskritischer Film ist), und die Menschen fühlen sich halt oft genug von Dingen gut unterhalten, die sie in der realen Welt moralisch verwerflich finden.




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