Dienstag, Juni 30, 2020

Studie: Dax-Aufsteiger ziehen Frauenquote nach unten – News vom 30. Juni 2020

1.
Börsenwert und Börsenumsatz deutscher Aktiengesellschaften hängen nicht vom Frauenanteil im Vorstand ab: "Aufsteiger in Dax und MDax ziehen sogar regelmäßig die Frauenquoten nach unten", teilte die US-Personalberatung Russell Reynolds (…) mit. Das sei auch bei den aktuellen Wechseln wieder so.

Die Lufthansa mit einem Frauenanteil von 17 Prozent im Vorstand werde im Leitindex Dax ersetzt vom Immobilienkonzern Deutsche Wohnen ohne eine Frau im Vorstand. Im MDax der mittelgroßen Werte werde die Deutsche Pfandbriefbank abgelöst vom Werbevermarkter Ströer - ohne Frau im Vorstand. Das sei für Aufsteiger in den MDax nicht ungewöhnlich: "Von den 29 Aufsteigern der letzten beiden Jahre in den zweitwichtigsten deutschen Börsenindex haben 25 kein weibliches Vorstandsmitglied", so die Personalberater. […] Wenig Frauen in der Unternehmensführung, das stehe einer positiven Entwicklung bei Börsenumsatz und Marktkapitalisierung offenbar nicht im Weg, sagte Russell-Reynolds-Europamanager Jens-Thomas Pietralla."


Tatsächlich scheinen sich Unternehmen mit Frauenquote sogar schlecht gegen Unternehmen ohne Frauenquote behaupten zu können. Macht unter diesen Umständen ein Zwang zur Quote, wie ihn etwa Frauenministerin Giffey (SPD) durchsetzen möchte, wirtschaftlich Sinn?

Hier findet man den vollständigen Artikel.



2. Über einen beginnenden Mordprozess berichtet n-tv:

Sechs Menschen sterben, als ein junger Mann in Rot am See bei einem Familientreffen das Feuer eröffnet. Die Tat löst bundesweit Entsetzen aus. Zu Prozessbeginn gibt der Angeklagte nun Hinweise auf ein Motiv für die Bluttat.

(…) So habe ihn seine Mutter vergiftet und misshandelt. "Meine Mutter hat für mich mein Leben zerstört." In Bezug auf seine Kindheit sagte er: "Sie hat mich auch damals schon misshandelt, auch wenn ich das als Kind nicht verstanden habe." Er sei bis zum Ende der Grundschule Bettnässer gewesen und habe bis zum Alter von etwa 9 oder 10 Jahren Windeln getragen, gab der 27-Jährige an. Die Mutter habe ihn wegen seines Geschlechts verspottet. Sie habe sich zudem gewünscht, dass er ein Mädchen sei und habe ihm immer wieder Substanzen ins Essen gemischt sowie ihn mit weiblichen Hormonen vergiftet. Deshalb habe er sie getötet. "Das Rache-Motiv war vorherrschend", sagte er.


Der Leser, der mich auf diesen Beitrag aufmerksam machte, schreibt mir dazu sarkastisch:

Es ist klar und deutlich zu sehen, dass dieser Mann die von seiner Mutter erwünschte Rolle samt Geschlecht besser hätte annehmen sollen. Als Frau hätte er niemals solch eine Tat begangen. Dieser Fall zeigt erneut mehr als deutlich, dass der gerechte Kampf gegen Männer noch ganz am Anfang steht.




3. "Dies ist einer meiner wichtigsten Beiträge, bitte teilt ihn", wünscht sich Tamara Wernli beim Einstieg in ihr zehnminütiges Video "Die große Lüge, die IMMER funktioniert".



4. In den USA steigt die Zahl der Corona-Fälle wieder rasant an. Aber zumindest eine negative Begleiterscheinung bleibt der New York Post zufolge aus:

Einige Experten sagten eine Flut von Scheidungsanträgen voraus, als die Stadtgerichte im letzten Monat wieder für nicht dringende Angelegenheiten geöffnet wurden, da sie glaubten, dass eingesperrte Paare um die Wette rennen würden, um zu erklären: "Nein, ich will nicht."

Doch die Zahl der verheirateten Menschen, die sich trennen wollen, ist drastisch zurückgegangen und lag in den letzten vier Wochen um 45 Prozent unter dem typischen Monatsdurchschnitt.

Sogar einige, die vor dem Ausbruch der Seuche auf dem Weg zur Trennung waren, haben ihre Ehen wieder auf den richtigen Weg gebracht, sagten Anwälte.

Vom 25. Mai, als neue Klagen und Scheidungen in New York City, Long Island, Westchester und anderen Orten zum ersten Mal seit Wochen elektronisch eingereicht werden durften, bis zum 24. Juni wurden nur noch 1.265 Scheidungspapiere eingereicht, gegenüber den 2.300 Anträgen, die nach Angaben des State Office of Court Administration üblicherweise jeden Monat eingehen.

(...) Der Scheidungsanwalt Val Kleyman erzählte der New York Post, dass ihn Freunde und Kollegen warnten, als die Stadt ihren Lockdown ankündigte, er solle sich gegen eine Lawine unglücklicher Paare wappnen, die sich trennen wollen.

Kleyman sagte, er habe seine Zweifel, aber er wisse, dass die Pandemie eine große Herausforderung für das Eheleben darstellen würde.

"Im Grunde genommen wären COVID und Quarantäne eine Bewährungsprobe für Beziehungen und Ehen, und nur diejenigen, die eine solide Grundlage hätten und sich in guten Partnerschaften befänden, wären in der Lage, die Enge, den Stress und den Druck der Pandemie zu überwinden", sagte er.

Was er nicht erwartete, waren gute Nachrichten von einem seiner Kunden aus der Finanzbranche an der Wall Street, der auf der Couch hatte schlafen müssen. Seine Frau war wütend, dass er so viel arbeitete und Frau und Kinder vernachlässigte.

Als die Pandemie zuschlug, war er gezwungen, zu Hause zu bleiben - und musste seine Pläne aufgeben, weil die Gerichte geschlossen waren.

"Zuerst bekam ich E-Mails von ihm, in denen er mir erzählte, wie sehr dies ein lebender Alptraum war und dass er es nicht erwarten konnte, wegzugehen. Nach etwa einem Monat hörten seine E-Mails auf", sagte der Anwalt.

Im Mai setzte sich Kleyman mit seinem Mandanten in Verbindung, um ihm die gute Nachricht mitzuteilen: Die Gerichte hatten wieder geöffnet, und sein Mandant konnte die Scheidung einreichen.

Aber der Wall-Street-Ehemann sagte, dass er und seine Frau "die Dinge in Ordnung bringen" würden, und "COVID und Quarantäne ihrer Ehe eine echte zweite Chance gegeben haben".

Montag, Juni 29, 2020

taz: "Alle männlichen Bäume sind Müll" – News vom 29. Juni 2020

1. Seit der Debatte um "Polizisten sind Müll" in der taz von vorletzter Woche, die eilfertig zur Satire erklärt wurde, weiß man endgültig nicht mehr, ob verunglückte taz-Artikel einfach nur verunglückte Artikel sind oder brillante Satire. Fragwürdig ist das zum Beispiel bei einem dieses Wochenende veröffentlichten taz-Beitrag mit der Schlagzeile "Botanischer Sexismus: #allmaletreesaretrash". Kernthese: In vielen Städten stünden vor allem männliche Bäume, was für alle ein Problem darstelle, die etwas gegen Sexismus haben.

Männlichkeit könne "toxisch" sein, heißt es in dem Artikel von Viktoria Morasch, vor allem "wenn sie kollektiv auftritt". Viele Menschen hätten das erkannt. "Aber was ist mit Bäumen?" Die hätten ihre eigenen Probleme und könnten sie auch gemeinsam lösen. Eines davon heiße Sexismus. Männliche Bäume produzierten zu viele Pollen, in denen noch dazu Schadstoffe gebunden seien. "Toxisch halt". Wie weibliche Bäume das Problem sähen sei unklar.

Ich hatte mich schon auf launige Beiträge in der Kommentarfunktion unter dem Artikel gefreut, wurde aber enttäuscht. Die Kommentarfunktion der taz "pausiert".



2. Das Satire-Problem in deutschen Leitmedien ist sogar noch komplizierter. So haben mich mehrere Leser auf einen Artikel in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung aufmerksam gemacht, dessen Verfasserin so über Männer schreibt, wie es im "Qualitätsjournalismus" gang und gäbe ist. Der Beitrag steht nicht online, wurde aber abfotografiert, und enthält die üblichen Versatzstücke des Männerbashings, gegen das die Bundeszentrale für politische Bildung noch niemals Einspruch erhoben hatte:

Trotzdem sind, um beim Thema zu bleiben, Männer schuld an allem. Am ganzen Elend der Welt. Sie verdienen mehr, werden nicht schwanger, können besser Fußball spielen. (...) Auch die Sache mit dem Klima haben Männer verbockt. Ihre dicken, schnellen Autos, dazu die riesigen T-Bones-Steaks – sie stoßen viel mehr CO2 aus als eine Frau mit Salat und Mini. Und ganz klar: Es sind auch die Männer, die am Rassismus schuld sind – wer steht denn auf den Sockeln, von denen jetzt die Statuen gestürzt werden müssen? Die Kolonialisierung wäre ohne Männer nicht passiert, die Gloablisierung auch nicht. So wenig wie Nazi-Deutschland.


In dieser Form zieht sich die sexistische Litanei, die ohnehin schon jeder zur Genüge kennt, noch einige Zeit weiter. Allerdings gibt es hier eine Pointe, auf die bei einer Twitter-Debatte über den Artikel der Blogger "Stefanolix" aufmerksam macht:

Die Autorin @Bweiguny ist eine Vernünftige, sie traut der Leserschaft ein Mitdenken und Weiterdenken zu. Ich lese die Kolumne als feine Ironie, wie die vielen anderen in den Jahren zuvor. Die Autorin fordert von uns ein Weiterdenken: Welche Einflussfaktoren gibt es auf Erfolg und Misserfolg großer Unternehmen – unabhängig von der Person an der Spitze? Welche Eigenschaften schreiben wir Frauen und Männern pauschal (voreilig) zu?


"Stefanolix" hat Recht: Bettina Weiguny ist eine kluge, integre und seriöse Journalistin und hat beispielsweise als eine von wenigen in dieser Branche in einem heute noch lesenswerten Artikel gründlich untersucht, wie eine ganze Männergeneration durch die Frauenquote am Arbeitsplatz diskriminiert wird. Das derart klar zu benennen ist selbst für die meisten ihrer männlichen Kollegen ein Tabu. Wenn man allerdings ihren aktuellen Artikel überfliegt, statt ihn konzentriert zu lesen, erscheint er einem nur als ein Lamento von unendlich vielen anderen.

"Irgendwann will man auch diese 'Ironie' nicht mehr", schreibt ein weiterer Leser des Artikels auf Twitter. "Zumindest kann ich das für mich behaupten. Es ist zuviel." Zu viel Hass, der tagtäglich über Männern ausgekübelt wird – oft von Menschen, die sich eben diesen Hass von denselben Männern über Steuergelder und TV-Gebühren fürstlich entlohnen lassen. "Ich hau ihnen die Fresse blutig, und die müssen mich noch dafür bezahlen" dürften zahllose Ideologinnen innerlich jubeln. Und wenn einer dieser Männer das nicht mehr erträgt und durchknallt, ist das nur ein weiterer "Beweis" dafür, wie minderwertig Männer sind.

Vielleicht liegt hier das Problem mit dem aktuellen Weiguny-Artikel. Eine Satire, die sofort als Satire erkennbar ist, wird immer schwerer möglich, wenn schon die parodierten Texte so unsäglich, so daneben sind, dass man sie kaum noch toppen kann. "Zwei Dinge hasse ich an unserer Gesellschaft: Sexismus und Männer!" ist seit Jahr und Tag die Botschaft vieler Feministinnen, und die Bundeszentrale für politische Bildung meint daraufhin, Männerrechtlern Frauenhass unterstellen zu müssen. Das alles liest sich wie ein MAD-Magazin, ist aber Wirklichkeit. Wie soll man das zu einer Satire überspitzen, die beim Leser funktioniert?



3. Johnny Depp fliegt aus der Kinoreihe "Fluch der Karibik" raus. Die von ihm verkörperte Figur des Captain Jack Sparrow soll durch mehrere weibliche Hauptfiguren ersetzt werden. Dazu heißt es auf kino.de:

Johnny Depp wurde durch seine Ehe mit Ex-Frau Amber Heard ("Aquaman") in ein schlechtes Licht gerückt. Das könnte ebenfalls einer der Gründe sein, weswegen sich Disney von dem Schauspieler distanzieren will.


In den letzten Monaten waren Audio-Mitschnitte öffentlich geworden, die belegen, dass Ambert Heart gegen Johnny Depp mehrfach gewalttätig geworden war. Trotz einer von über 440.000 Menschen unterschriebenen Petition ist Heard jedoch offenbar weiterhin als Star im nächsten "Aquaman"-Film vorgesehen.



4. Die Pretenders-Frontfrau Chrissie Hynde hat sich einer These angeschlossen, für die hierzulande vor allem Birgit Kelle bekannt geworden ist:

Die Pretenders-Sängerin hielt sich in einem aktuellen Interview nicht zurück und erklärte, dass eine Frau, die "wie eine Sexarbeiterin herumläuft, wahrscheinlich auch wie eine behandelt wird".

In einem Interview mit dem Sydney Morning Herald sagte die Musikerin: "Wie Sie sich kleiden und wie Sie sich der Welt präsentieren, hängt ganz davon ab, wie die Menschen Sie behandeln werden. All diese sogenannten Feministinnen, die sich beschweren, weil die Leute sie wie Nutten behandeln? Nun, zieht euch was an!

Wenn ihr wie eine Sexarbeiterin ausseht, werdet ihr wahrscheinlich wie eine behandelt, und wenn ihr in der Uniform einer Krankenschwester herumlauft, werden die Leute euch anrufen, wenn sie krank sind. Und wenn ihr wie ich als Roadie gekleidet herumlauft, werden die Leute euch verdammt noch mal in Ruhe lassen."




5. Im britischen Newcastle wurde ein Stadtratsmitglied wegen eines unbotmäßigen Tweets rausgeworfen:

Ein prominenter Stadtrat von Newcastle wurde von seiner Partei wegen eines "krassen und lächerlichen" Tweets suspendiert, mit dem er einen hohen Frauenanteil in der Newcastle-Politik kritisierte.

Der liberaldemokratische Oppositionsrat Greg Stone twitterte am Mittwoch: "Das Ratskabinett von Newcastle: 70% Frauen. Abgeordnete in Newcastle: 67% Frauen. Zeit für eine Kampagne zur Unterstützung eines ausgewogenen Geschlechterverhältnisses?"

(...) Als Antwort auf die Kritik einer Stadträtin aus Islington, Sheila Chapman, twitterte der Bezirksvertreter dann: "Ich frage nur. Vermutlich findet die (Un-)Gleichberechtigung der Repräsentation in beide Richtungen statt."

(...) Joyce McCarty, die stellvertretende Labour-Vorsitzende des Rates, sagte: "Es ist erschreckend, dass im Jahr 2020 solche sexistischen Äußerungen gemacht werden können. Als Frauen kämpfen wir seit Jahren für Gleichberechtigung, und wir sind weit davon entfernt, in der Welt gleichberechtigt behandelt zu werden, so dass es schrecklich ist, wenn ein Politiker derart krasse und lächerliche Kommentare abgibt. Er muss sorgfältig nachdenken, bevor er spricht, und ich bin froh, dass die Lib Dems mit dieser Aktion reagiert haben".


Sonntag, Juni 28, 2020

Bundeszentrale für politische Bildung attackiert Männerrechtsbewegung – News vom 28. Juni 2020

1.
Die Frau als Wurzel allen gesellschaftlichen und persönlichen Übels – das ist der kleinste gemeinsame Nenner, auf den sich Antifeministen, Männerrechtler und andere Frauenhasser im Internet verständigen können.


Derartiger Unfug wird nicht auf einer anonymen Website radikaler Ideologen verbreitet. Sondern als Teil der Reihe "Rechtsextreme Rückzugsräume" von der Bundeszentrale für politische Bildung, einer Behörde des Innenministeriums.

Dass dort so etwas veröffentlicht werden kann, ist eine doppelte Katastrophe. Zunächst einmal aus offensichtlichen Gründen: weil Menschen- und Bürgerrechtler als rechtsextreme Frauenhasser verleumdet und Unkundige gegen sie aufgehetzt werden.

Die Botschaft, die hier vom deutschen Innenministerium verbreitet wird, ist klar:

Sie möchten sich gegen sexuelle und häusliche Gewalt an Jungen und Männern engagieren? Dann werden Sie von rechtsextremem Frauenhass angetrieben.

Sie möchten untersuchen, warum weit überwiegend Männer von Obdachlosigkeit und Selbsttötungen betroffen sind und Abhilfe dagegen schaffen? Der Grund dafür kann nur eines sein: rechtsextremer Frauenhass.

Sie suchen nach Lösungen für die "Jungenkrise" an unseren Schulen und fordern die Verantwortlichen auf, hier endlich tätig zu werden? Klare Sache: Das kann nur daran liegen, dass für Sie Frauen "Wurzel allen gesellschaftlichen und persönlichen Übels" sind. Andernfalls würden Sie auf solche Ideen ja unmöglich kommen.

Derartige Veröffentlichungen sind aber auch eine Katastrophe, weil viele Menschen dank des Internets längst wissen, was Männerrechtler sind und wofür sie sich tatsächlich engagieren. Zu diesem Zeitpunkt veröffentlicht die Bundeszentrale für politische Bildung einen Beitrag, der ein bizarres Zerrbild dieeser Bewegung zeichnet und zugleich zeigt, dass man dort die zentralen maskulistischen Blogs und die Bücher der Männerbewegung entweder nicht kennt oder ihren tatsächlichen Inhalt ignoriert. Beispielsweise sind geschlechterpolitische Titel, an denen Männerrechtler und Feministinnen zusammenarbeiten mit der irren These, für Männerrechtler wären Frauen die Wurzel allen Übels, unvereinbar. Es gibt kein maskulistisches Gegenstück zu beliebten Hashtags wie #MenAreTrash. Zwar kann jeder Verschwörungstheoretiker alles ignorieren, was ihm bei seinem Gedankengebäude nicht in den Kram passt. Aber wie gut ist es für eine Gesellschaft, wenn sich eine staatliche Instanz mit dem Titel "Bundeszentrale für politische Bildung" auf dieses Niveau begibt, so dass man ihre Botschaften von denen von Verschwörungstheoretikern nicht mehr unterscheiden kann? Das ist für eine Institution, die selbst "digitale Desinformation" anprangert, ein Schuss ins eigene Knie.

Seit fast vier Jahren ist man hierzulande fassungslos, dass seit der Wahl Donald Trumps die US-Regierung von radikalen Ideologen beeinflusst wird und von ihnen ihre Politik mitbestimmen lässt. Umso befremdlicher ist es, wenn hierzulande Ähnliches geschieht. Die Bundeszentrale für politische Bildung hat entschieden, sich von Seriosität und Verlässlichkeit zu verabschieden, um sich stattdessen der Sicht eines extremen Lagers zuzuneigen. Dass damit auch ihre tatsächlich seriösen Beiträge ins Zwielicht geraten, nimmt man offenbar billigend in Kauf.

Hört man den Podcast, den die zitierte Passage bewirbt, wird der Hintergrund dieser Propaganda deutlicher. Seine Logik ist so aufgebaut: Es wird eine sogenannte "Manosphere" im Internet konstruiert, die aus Pick-up-Artists, Incels, MGTOW ("Men Going Their Own Way") und Männerrechtlern besteht. In allen vier Gruppen finde man auch Rechtsradikale oder Frauenhasser. Für alle vier Gruppen ist der Feminismus als Erlösungs-Ideologie unzureichend. Also sind Männerrechtler rechtsextreme Frauenhasser. Das dazu befragte DISSENS-Mitglied Andreas Hechler (Näheres zu DISSENS siehe hier) behauptet in dem Podcast weiter: "So wie in den USA spielt auch in der Bundesrepublik die viel zu wenig beachtete Männerrechtsbewegung eine zentrale Rolle dafür, dass die neue Rechte und die AfD Erfolg haben." Belegt wird diese kühne Behauptung mit keiner Silbe, und was nicht in diese bizarre Logik passt bleibt ignoriert. Das Sprechen über Männer als Opfer stelle, so Hechler, eine "Einstiegsdroge" für rechte Weltbilder dar.

"Was können wir dagegen tun?" Hechler empfiehlt, die Themen ernst zu nehmen, also natürlich nicht die tatsächlichen politischen Anliegen der Männerrechtler, sondern "Sexismus und Online-Communities". Wichtig wäre darüber hinaus, ein "De-Platforming, also Sexisten ihre Plattform zu entziehen", "Monitoring" (also Überwachung) zu betreiben sowie "repressiv zu handeln", denn es handele sich um "Terrorismus". Sich auf Diskussionen einzulassen, ergänzt die Schweizer Genderforscherin Franziska Schutzbach, sei jedenfalls nicht sinnvoll. Man habe es schließlich oft mit einem Gegenüber zu tun, der ein geschlossenes Weltbild besitze, und außerdem müsse man die eigenen Ressourcen und Energien schonen. Nur wenn man es mit einem Gesprächspartner zu tun bekommt, der lediglich "uninformiert", aber offen dafür ist "dazuzulernen", sei eine Diskussion vorstellbar.

Die Schlüsselfrage, wenn man diesen Podcast analysieren möchte, lautet: Wer hat in unserer Gesellschaft die Macht zu sprechen? Bei geschlechterpolitischen Fragen handelt es sich, wie man sieht, allein um das Genderlager, das eine einseitige Sicht auf die Geschlechterpolitik vertritt. Die maskulistische Bewegung, die mit dem Ziel einer ganzheitlicheren Debatte auch Diskriminierungen und soziale Problemlagen von Männern zum Thema machen möchte, wird hingegen Opfer von struktureller Diskriminierung. Es scheiterte nicht nur Lucas Schoppes Versuch, bei der Bundeszentrale ein wenig mehr Ausgewogenheit zu erreichen. Mehr noch: Selbst wenn Männerrechtler auf so scharfe Weise angegangen werden wie in diesem Fall, wird ihnen nicht das Recht auf Gegenrede zugestanden, sondern sie müssen sich ihre Diffamierung gefallen lassen. Über die tatsächlichen Anliegen und Themen der Männerrechtsbewegung wird schon überhaupt nicht gesprochen. Ziel dieses Podcasts ist, dass es auch dabei bleibt – auch wenn man dazu eine ähnliche Dämonisierung betreiben muss, wie es ein aktuelles Wahlkampfvideo Donald Trumps tut, das die Demokratische Partei mit vergleichbaren Methoden als Hort des Bösen darstellt: Gewaltausbrüche und Äußerungen demokratischer Politiker werden auf perfide Weise zusammengerührt, bis sogar Joe Biden als Kopf einer gemeingefährlichen Terrorbewegung erscheint.

So geschieht es auch in dem vorgestellten Podcast: Menschen, die den Incels zugerechnet werden, begehen Massenmorde > die Incels äußern sich im Internet > Männer, die sich online äußern, werden als "Manosphere" zusammengefasst > zu dieser "Manosphere" gehören auch Menschen, die für die politischen Anliegen von Männern eintreten > also müssen diese Männerrechtler als Agenten des Terrors "repressiv behandelt" werden und dürfen keine Plattform erhalten. (Nach derselben kruden Logik hätten Feministinnen nie eine Plattform erhalten dürfen.) Damit Männerrechtler keine Gelegenheit erhalten, dieses Feindbild zu korrigieren, habe man sich am besten gar nicht mit ihnen zu unterhalten und wenn doch dann lediglich mit den uninformierten unter ihnen und niemals auf Augenhöhe. Die politische Debatte, zentrales Merkmal einer liberalen Demokratie, darf nicht stattfinden, sondern muss unterbunden werden. So argumentieren Menschen, die ahnen, dass sie eine solche offene Debatte verlieren würden.

Serviert wird diese Botschaft vom deutschen Inneministerium. Strukturelle Diskriminierung wird zugleich betrieben und für notwendig erklärt. Man muss die Repression gar nicht erst einfordern; sie findet längst schon statt.



2. In dem Artikel "Das 'Problemtier' Junger Mann braucht unsere Hilfe" beschäftigt sich die Frankfurter Rundschau mit den gewalttätigen Ausschreitungen in Stuttgart:

Warum immer wieder Männer zwischen 15 und 25? Das ist die nächste unbequeme Frage. Es ist kein Geheimnis, dass Männer in diesem Alter die gefährlichste Gruppe darstellen – für ihre Umgebung, aber auch für sich selbst.


Die Fragen, die der Artikel stellt ("Was in unserer Gesellschaft führt dazu, dass Gewalt für bestimmte Jugendliche sinnstiftend wirkt?") sind nicht unvernünftig; seine Rhetorik allerdings schon. Weder sind Jungen und Männer im Alter zwischen 15 und 25 Jahren pauschal potentielle Gewalttäter (fast 100 Prozent von ihnen sind friedlich), noch ist das Wort "Problemtier" in irgendeiner Weise angemessen. Wenn Männerrechtler junge Frauen als "Problemtiere" bezeichnen würden, wäre eine Polemik wie die der Bundesstelle für politische Aufklärung halbwegs nachvollziehbar. Allerdings ist dieses Denken Männerrechtlern fremd. Es wird ihnen unterstellt, um so zu tun, dass Männerrechtler Frauen genauso abwertend darstellen wie viele Feministen Männer.



3. Die Post. Einer meiner Leser schreibt mir heute zum neuen Parteiprogramm der Grünen:

Lieber Herr Hoffmann,

der eine Satz über Hilfe für Männer und Jungen bei sexualisierter Gewalt mag ein Fortschritt sein, aber ansonsten spricht der Entwurf des Grundsatzprogramms für mich dafür, dass in puncto Feminismus und Geschlechterpolitik für die Grünen alles beim Alten bleibt.

Das einschlägige Kapitel beginnt mit der Feststellung, Feminismus sei "sowohl die Vision einer gleichberechtigten Gesellschaft als auch der Weg dorthin" und er verspreche "echte Gleichberechtigung in allen Lebensbereichen einzulösen" (Absatz 192). Wer nun glaubt, unter "echter Gleichberechtigung" werde etwas anderes verstanden als reine Frauenbevorzugung, erlebt in den nachfolgenden Absätzen eine Enttäuschung. Von Männern ist dort genau einmal die Rede, wenn es vage heißt, auch sie profitierten "von der Überwindung feststehender Geschlechterrollen." (Absatz 194). Konkret geht es dem Feminismus der Grünen dagegen um die "Rechte aller Frauen" (193), und um "mehr Frauen in Führungspositionen" (196), wofür Quoten "ein wichtiges Instrument" seien. Die "Überwindung feststehender Geschlechterrollen" dürfte also in der Praxis wie gehabt darauf hinauslaufen, dass Männern Quotilden vor die Nase gesetzt werden.

Wer an seinem eigenen beruflichen Fortkommen und dem seiner Söhne kein Interesse hat, wähle grün. Wer auf ein Ende der Benachteiligung von Vätern im Familienrecht oder auf Abhilfe bei den Problemen von Jungen im Bildungswesen hofft, sollte sich dagegen fragen, ob er sich in dieser "Vision von einer gleichberechtigten Gesellschaft" wiederfindet.

Samstag, Juni 27, 2020

Statuenstreit: Brauchen wir einen weiblichen Manneken Pis? – News vom 27. Juni 2020

1.
In Frankreich wird nicht nur über die Demontage von Monumenten gestritten. Auch Projekte für neue Skulpturen sorgen hier für rote Köpfe: Nantes will einen feministischen Manneken Pis aufstellen.


Die Neue Zürcher Zeitung berichtet.



2. Das neue Grundsatzprogramm der Grünen nimmt erstmals eine maskulistische Forderung auf:

Männer, insbesondere Jungen, die von (sexualisierter) Gewalt betroffen sind, brauchen eigene Hilfs-, Beratungs- und Schutzangebote.


Natürlich wirkt ein einzelner Satz erst mal reichlich dürr, aber für eine Partei wie die Grünen ist das ein Riesenschritt nach vorne.



3. Die Süddeutsche Zeitung berichtet über die von Frauenministerin Giffey geplante Sorgerechtsreform. Doch schon über die Liste derjenigen Interessensgruppen, die zu Beratungen eingeladen werden, gibt es Zank: Der Mütterinitiative für Alleinerziehende sind zu viele Väter und andere Männer dabei.

Markus Witt, Sprecher der Gruppe Väteraufbruch für Kinder, hält die Gästeliste dagegen für ausgewogen und verweist darauf, dass es nicht nur die "Kategorien Väter- und Mütterorganisationen" gebe, sondern dass sich aus seiner Sicht viele der Teilnehmer für beide Eltern und die Kinder einsetzten. Das sieht MIA anders und verweist auf Verbindungen zwischen Familien- und Vätergruppen. Witt dagegen sagt: "Dieser Geschlechterkampf und das Lagerdenken bringt niemanden weiter und kennt vor allem Verlierer."


In einer Pressemitteilung der IG Jungen, Männer, Väter heißt es:

Väterverbände begrüßen die Einladung. "Die Reform des Familienrechts ist in Deutschland seit 20 Jahren überfällig", stellt Gerd Riedmeier fest, Sprecher der Interessengemeinschaft Jungen Männer und Väter (IG-JMV) und ergänzt "Das Familienrecht hatte bisher vor allem die Bedürfnisse der Justiz und der gerichtsnahen Professionen im Blick, nicht die betroffenen Eltern und ihre Kinder". So würden Eltern belohnt, die sich wenig kooperativ zeigten und auf Strittigkeit und Eskalation setzten.

Für getrennt erziehende Eltern, die ihre Kinder auch nach einer Trennung partnerschaftlich und auf Augenhöhe betreuen wollen, hält das Familienrecht so gut wie keine Lösungen vor. So sei ein getrennt erziehender Vater, der seine Kinder zu 40 % betreut, nach gängiger Rechtslage weiterhin zur Leistung von 100 % des Barunterhaltes verpflichtet, moniert die IG-JMV und mahnt Veränderungen an.

Die Sachverständigen in der Anhörung des Rechtsausschusses des Bundestages vom 25.09.2019 zum Thema "Fortbildungspflicht von Familienrichtern" bestätigten einhellig den grundlegenden Reformbedarf.

Das Bundesjustizministeriums legte dazu im Oktober 2019 ein Positionspapier vor mit 50 Thesen. In der ersten heißt es: "Aufgrund der geänderten Lebenswirklichkeit vieler Familien und der gesellschaftlichen Entwicklungen... bedarf es dringend einer grundlegenden Reform im Kindschaftsrecht." Bedauerlicherweise folgen im Papier 49 Thesen, die hinter dem Ansatz zurückbleiben. Zum zuständigen Arbeitskreis, der 3 ½ Jahre lang tagte, waren ausnahmslos Juristen geladen.




4. Justin Bieber verklagt zwei Frauen, die ihm einen sexuellen Übergriff vorwerfen, auf 20 Millionen Dollar. Über nähere Details berichtet CNN:

In Biebers Beschwerde werden die Behauptungen als "faktisch unmöglich" bezeichnet, und es heißt, dass sie "durch ihre eigenen früheren schriftlichen Aussagen widerlegt werden, nur durch gefälschte oder gefälschte Texte gestützt werden und ihre Behauptungen eine vollständige Erfindung sind, um Ruhm und Aufmerksamkeit zu erlangen, und es gibt zahlreiche Zeugen, die Kadis böswilligen Lügen widersprechen".

CNN hat sich über Twitter an "Kadi" gewandt, um einen Kommentar abzugeben.

Die zweite Frau, die als Jane Doe-1 aufgeführt und in der Beschwerde als "Danielle" identifiziert wurde, beschuldigte Bieber, sie am 10. März 2014 im Four Seasons Hotel in Austin, Texas, angegriffen zu haben. Inzwischen hat sie ihre Tweets gelöscht.

Biebers Klage widerlegt die Anschuldigung.

"Danielle fabrizierte ihre sexuelle Begegnung mit Bieber im Four Seasons Hotel, weil öffentlich berichtet wurde, dass Bieber am 10. März 2014 im Four Seasons Restaurant zu Abend gegessen habe, und sie vermutete, dass Bieber wegen der öffentlichen Berichte, dass er im Restaurant zu Abend gegessen habe, im Hotel war", heißt es in der Klageschrift weiter. "Doch obwohl Bieber in das Restaurant ging, übernachtete er NICHT im Four Seasons Hotel".


Das klingt so, als geben sich die Falschbeschuldigerinnen heutzutage nicht mal mehr richtig Mühe.



5. Die New York Times schlagzeilt: "Nicht mehr übersehen: Valerie Solanas, radikale Feministin, die Andy Warhol erschossen hat".

In dem Teaser des Artikels heißt es:

Im "SCUM-Manifest", ihrem Plädoyer für eine Welt ohne Männer, brachte sie gewagte Argumente vor. Doch ihr Vermächtnis als Schriftstellerin und Denkerin wurde von einem Gewaltakt überschattet.


Ja, das ist tragisch. Da schreibst du ein geniales Buch darüber, dass alle Männer Unterenschen sind, die vergast gehören, und dann wirst du Opfer eines Gewaltakts, der deine Brillanz in den Hintergrund rückt.

Im Artikel heißt es weiter:

Das 1967 im Selbstverlag veröffentlichte Manifest liest sich als Satire, obwohl Solanas es als ernst gemeint verteidigte.


Ach guck, Hengameh Yaghoobifarah schließt mit ihrem Artikel über Polizisten als eine Sonderform von Müll an eine Tradition an: Wenn immer die hasserfüllte Fraktion der Linken menschenverachtenden Dreck veröffentlicht, erklären ihn seine Verteidiger und Bewundeer automatisch zur "Satire". Andernfalls müssten sie vor sich selbst eingestehen, sich in ein Denken verrannt zu haben, dass sich von Hitlers Mordbuben kaum mehr unterscheidet.

Über Solanas Treffen mit Warhol berichtet die New York Times so:

An diesem Tag im Juni, als sie Warhols Atelier betrat, das am Union Square West 33 gelegen ist, war der Künstler nicht da. Solanas ging und kehrte einige Male zurück, bis sie ihn auf dem Bürgersteig bemerkte. Gemeinsam fuhren sie mit dem Aufzug des Konstrukteurs bis in den sechsten Stock. Bald darauf gab es Schüsse. Warhol wurde schnell ins Columbus Hospital gebracht.


Hassen Sie das nicht auch, wenn Ihnen so was passiert? Sie besuchen irgendwen, und plötzlich "gab es Schüsse". Wie das halt manchmal so passiert. Lieber wäre es Ihnen natürlich gewesen, es hätte Torte gegeben.

Es ist schon irre, wie diese Formulierung Solanas als Täterin unsichtbar macht.

Der Artikel steuert auf sein Finale zu:

Solanas beeinflusste fiktionale Werke, zusammen mit einer Episode von "American Horror Story": Cult", wo sie von Lena Dunham gespielt wird, und dem Roman "Valerie" der schwedischen Schriftstellerin Sara Stridsberg aus dem Jahr 2019, der mit dem Literaturpreis des Nordischen Rates ausgezeichnet wurde und auf der Longlist für den Man Booker Prize stand. Nach Stridsbergs Darstellung war Solanas nicht sprunghaft, sondern maßvoll, nicht mörderisch, sondern zart, nicht verrückt, sondern idealistisch, sogar bewundernswert.


Bei seiner Verlinkung auf Twitter sorgt der Artikel für Entsetzen sowie für Kommentare, die ihn parodieren:

Jeffrey Dahmer ist am besten bekannt als der Mann, der ahnungslose Opfer tötete und sie aß. Aber sich auf den Kannibalismus zu konzentrieren, bedeutet, seine Beiträge zur neuen kulinarischen Bewegung zu ignorieren, einschließlich seiner bahnbrechenden "Casserole Surprise".


Adolf Hitler ist am besten bekannt als der Mann, der die Juden in den Tod schickte. Aber sich auf den Holocaust zu konzentrieren, bedeutet, seinen Beitrag zur Kunstwelt zu ignorieren, einschließlich seines Gemäldes "Wiener Staatsoper".


Was bleibt, ist, dass die New York Times tatsächlich bedauert, dass Solanas Hass wegen dieser blöden Schießerei nicht noch stärker auf Resonanz gestoßen ist als ohnehin schon.



6. Lucas Schoppe beschäftigt sich in einem aktuellen Blogbeitrag mit "Medien, Müll und Menschenwürde".

Freitag, Juni 26, 2020

New York Times: Feministinnen setzen sich für diskriminierte Männer an Universitäten ein

Es gibt heute Morgen kaum wichtige Nachrichten und Kommentare, aber dafür einen durchaus interessanten Artikel in der New York Times: "Trumps Überarbeitung der Campus-Regeln für sexuelle Übergriffe gewinnt überraschende Unterstützung". Wie der Artikel zeigt, schließen sich Feministinnen der Position der Männerrechtsbewegung (Maskulismus) an und fordern, dass es für Menschen (in der Regel Männer), denen an Hochschulen sexuelles Fehlverhalten vorgeworfen wurde, einen fairen Prozess geben sollte. Meiner Erfahrung nach gab es solche an Fairness orientierte Feministinnen schon immer, sie sind nur deutlich leiser als die auf Twitter und in den Leitmedien ihren Hass auf Männer herausplärrenden Mitglieder dieses Lagers. Ich habe den Beitrag der New York Times ins Deutsche übersetzt:

Bildungsministerin Betsy DeVos gab im vergangenen Monat einen Schuss in den Kulturkriegen der Nation ab, mit dem sie die Weise, wie Colleges Untersuchungen sexueller Übergriffe handhaben, korrigierte und das beendete, was sie als "Scheinprozesse" der Obama-Ära auf dem Campus bezeichnete.

Die neuen Regeln des Bildungsministeriums bieten den Angeklagten mehr Schutz, vor allem jungen Männern, die aufgrund von Vorwürfen sexuellen Fehlverhaltens mit Disziplinierung oder Ausweisung rechnen müssen.

Dieser Schritt löste einen Aufruhr im linken Lager aus. Er wurde von Gewerkschaften, die Lehrer und Hochschulprofessoren vertreten, von der Nationalen Organisation für Frauen und von einer Reihe demokratischer Senatoren angeprangert. Die Trump-Regeln, so sagten sie, stellten eine radikale Rücknahme des Schutzes für Opfer dar, die nach sexuellen Übergriffen Gerechtigkeit suchen.

Aber DeVos' Aktionen wurden von einem überraschenden Publikum gelobt: einer einflussreichen Gruppe von feministischen Rechtsgelehrten, die der Verwaltung applaudierten, weil sie das, was sie als skrupellose Verletzung der Rechte der Angeklagten ansahen, wieder in Ordnung gebracht hatte.

"Das neue System ist wesentlich besser und gerechter", sagte Professorin Janet Halley, die sich an der Harvard Law School auf Geschlecht und Sexualität spezialisiert hat. "Die Tatsache, dass wir von der Trump-Regierung Gutes bekommen, ist verwirrend, aber ist das nicht besser als eine ungebrochene Lawine von schlechten Dingen?"

Es gibt nur wenige umstrittenere kulturelle Schlachtfelder als der Collegecampus und die Regeln, die sexuelles Fehlverhalten und ein ordentliches Gerichtsverfahren regeln, sowie heikle Fragen zur Definition der sexuellen Einwilligung.

Meistens wird dieser Kampf als Links gegen Rechts, feministisch gegen traditionalistisch dargestellt. Aber das bedeutet, einen erbitterten und komplizierten Kampf in feministischen und linken Kreisen zu verpassen. Mehrere Kolleginnen und Kollegen, die über Geschlecht und Recht lehren und schreiben, haben sich gemeinsam mit Professorin Halley das Tuch der Ketzer übergezogen.

"Ich bin Feministin, aber ich bin auch eine Verteidigerin, die die Bedeutung eines ordentlichen Gerichtsverfahrens anerkennt", sagte Professorin Nancy Gertner, eine Bundesrichterin im Ruhestand und Dozentin für Recht an der Harvard University, die sich gegen die Regeln der Obama-Ära stellte. "Ich habe mein ganzes Leben lang auf beiden Seiten dieses Zauns gestanden."


Es folgt eine Nacherzählung der Entwicklung, die schon zigfach Thema auf Genderama war. Zusammengefasst: Die Regierung Obama, vor allem Joe Biden, hat Druck auf die Universitäten gemacht, mehr Männer zu verurteilen, denen ein sexueller Übergriff vorgeworfen wurde. Sinn der Maßnahmen war Opferschutz, ihre Konsequenz allerdings die Abschaffung fairer Ermittlungen und fairer Prozesse.

Die Befürworter lobten die Richtlinien als sensibel für das Trauma der Opfer und als Korektur der Waage der Gerechtigkeit. Doch Professorin Halley und gleichgesinnte Wissenschaftler betrachteten diese Regeln als gefährliche Übertreibung, die einem willkürlichen und ungerechten System Vorschub leistet.

Die Unterstützung der Trump-Regierung bei der Überarbeitung der Regeln ist mit Risiken verbunden, da nicht wenige linke Kritiker diesen Feministinnen vorwerfen, sie hätten sich politisch verirrt. Dennoch besetzen einige der stärksten weiblichen Stimmen in juristischen Kreisen diesen Hügel der Uneinigkeit.

Richterin Ruth Bader Ginsburg hat in Reden und Interviews erklärt, dass die Vorschriften der Obama-Ära den Angeklagten ein ordnungsgemäßes Verfahren und eine faire Anhörung verweigerten. Nadine Strossen, eine ehemalige Präsidentin der American Civil Liberties Union, sagte in einem Podcast der National Review, dass die neuen Bestimmungen von DeVos "einen Schritt vorwärts in einem ordentlichen Verfahren für alle" darstellten.

Strossens frühere Organisation, die A.C.L.U., vertritt eine andere Auffassung und hat Klage eingereicht, um die Trump-Bestimmungen zu blockieren. Ría Tabacco Mar, Direktorin des Frauenrechtsprojekts der Organisation, sagte, dass etwa ein Drittel der Fälle, die gegenwärtig unter dem Antidiskriminierungsgesetz "Titel IX" untersucht werden, nach den neuen Standards nicht in Betracht kämen. Die Trump-Verwaltungsvorschriften würden beispielsweise verlangen, dass Colleges nur Vorfälle untersuchen, die sich innerhalb von Wohnheimen und Universitätsgebäuden oder in Bruderschaften und Schwesternschaften ereignet haben, und nicht in privaten Wohnungen außerhalb des Campus und in Überseewohnungen.

"Dies ist ein dramatischer Bruch mit der Ära Obama", sagte Frau Tabacco Mar über die Veränderungen bei DeVos. "Es erhebt die historische Skepsis der Institutionen, was Vergewaltigung betrifft, zum Gesetz."

Die genaue Zahl der Frauen, die auf dem Campus Übergriffe erleiden, ist selbst ein Thema der Debatte. Feministische Aktivisten weisen auf Bundesumfragen hin, wonach jede fünfte Studentin während ihres Studiums Übergriffe erlebt hat, was etwa 400.000 Studenten entspricht. Doch selbst bei einer wahrscheinlich hohen Dunkelziffer meldete das Bundesgesetz über die Klerikerinnen und Kleriker, das die Hochschulen und Universitäten verpflichtet, Verbrechen auf dem Campus zu melden, mit 8.529 im Jahr 2018 weitaus weniger Vergewaltigungen. Eine separate Studie des Justizministeriums aus dem Jahr 2013 ergab, dass fast 28.000 Studenten Vergewaltigungen, versuchte Vergewaltigungen und Übergriffe gemeldet hatten.

Professorin Halley, die erste Gender- und Sexualitätstheoretikerin, die eine Professur an der Harvard Law School erhielt, ist seit langem eine Frau, die bereit ist, den Kopf einer Abweichlerin in einen Löwenkäfig der linken Orthodoxie zu stecken. Zu viele Feministinnen haben ihrer Ansicht nach Freiheiten zugunsten der Verlockung von Regierungsgewalt und Bestrafung aufgegeben. Wie sie es ausdrückt, haben diese Aktivistinnen das Megafon gegen den Hammer eingetauscht.

Jeannie Suk Gersen und ihr Ehemann, Jacob E. Gersen, ebenfalls Harvard-Professoren, haben sich der Kritik am Antidiskriminierungsgesetz "Titel IX" angeschlossen. Sie schrieben einen Artikel über eine Gesetzesrevision, in dem sie die Schaffung einer föderalen "Sexbürokratie" kritisierten, von der sie sagten, dass sie "die Politik der sexuellen Gewalt und Belästigung zur Regulierung von normalem Sex" nutze. Professor Suk Gersens Einschätzung der DeVos-Änderungen erschien im Magazin The New Yorker.

Die Politik der Obama-Ära in Bezug auf Titel IX löste nicht nur heftige Debatten aus, sondern auch eine Flut von rechtlichen Anfechtungen.

Einst war es verschwindend selten, dass Studenten, die des sexuellen Fehlverhaltens beschuldigt wurden, juristisch gegen ihre Universitäten vorgingen. Doch seit einigen Jahren reichen solche Studenten zweimal wöchentlich Klagen mit der Begründung ein, man habe ihnen ein ordnungsgemäßes Verfahren verweigert, so Professor KC Johnson vom Brooklyn College, ein Kritiker der Bestimmungen von Titel IX, der solche rechtlichen Anfechtungen überwacht. Und Bundesrichter haben festgestellt, dass die Bestimmungen die verfassungsmäßigen Rechte der Studenten mit Füßen traten. Um zwei Beispiele zu nennen:

In einem Fall gerieten zwei schwule Erstsemester am Brandeis College in eine romantische Beziehung, die fast zwei Jahre dauerte. Sie trennten sich, und sechs Monate später beschuldigte ein Student den anderen des sexuellen Fehlverhaltens, unter anderem, dass er sich beim Duschen seine Geschlechtsteile ansah und ihn küsste, während er schlief. Brandeis' Prüfer teilte dem beschuldigten Studenten die Art der Anschuldigungen nicht mit und verweigerte ihm die Möglichkeit, Zeugen zu befragen.

Der Student wurde der "sexuellen Gewalt" für schuldig befunden.

Im Jahr 2016 gestattete ein Bundesrichter diesem Studenten, das Brandeis-College zu verklagen, und beobachtete dabei scharfsichtig: "Wenn ein College-Student lebenslang als Sexualstraftäter gebrandmarkt werden soll, ist es vernünftig zu verlangen, dass ihm eine faire Gelegenheit gegeben wird, sich zu verteidigen." Der beschuldigte Student ließ die Klage schließlich fallen.

In einem anderen Fall nutzte ein Fußballspieler des Bundesstaates Michigan, Keith Mumphery, 2015 eine Online-App, um mit einer Studentin Sex zu haben. Die Studentin beschuldigte Mumphery später des sexuellen Übergriffs; die Polizei und das Title IX-Büro der Universität untersuchten die Textnachrichten von Herrn Mumphery, nahmen einen DNS-Abstrich vor, sprachen mit Krankenschwestern und entlasteten ihn.

Nachdem er seinen Abschluss gemacht und der National Football League beigetreten war, legte die Studentin gegen dieses Urteil Berufung beim Staat Michigan ein, und Beamte des Title-IX-Büros nahmen den Fall wieder auf. Mr. Mumphery wusste nichts davon. Er wurde der sexuellen Nötigung für schuldig befunden, und als das Urteil bekannt wurde, entließ ihn die Fussballmannschaft der Houston Texans.

Zwei Jahre später löschte der Staat Michigan nach einem langwierigen Rechtsstreit Mumpherys Akte und zahlte ihm eine nicht offengelegte Summe Geld. Aber seine NFL-Karriere ist offenbar beendet.

Professorin Halley hatte vor Jahren ihr eigenes Aha-Erlebnis in diesen Fragen: Sie hatte eine Kollegin, sagte sie, die Beschwerden gegen mehrere männliche Fakultätsmitglieder einreichte. Halley und andere Professoren glaubten ihr zunächst, bevor sie an ihren Behauptungen zu zweifeln begannen.

"Wir Feministinnen waren überrascht; wir gingen davon aus, dass keine Frau so etwas behaupten würde, wenn es gar kein Fehlverhalten gab", sagte sie. "Es ging nur darum, dass wir das vorherrschende Dogma akzeptierten".

Diese Einsicht hat sie in ihre Wahrnehmung der Bestimmungen von Titel IX der Obama-Ära einfließen lassen. Sexuelles Begehren ist ihrer Ansicht nach unordentlich und eigenwillig und mit Ambivalenz behaftet, und es ist eine Torheit zu glauben, dass Institutionen den Campus in eine regulierte Welt von Opfern und Tätern einordnen können.

Ihren Kritikern zufolge wollen Professorin Halley und ihre Kolleginnen nichts anderes, als die Säulen zu stürzen, auf denen kritische feministische Reformen stehen. Professorin Lama Abu-Odeh in Georgetown beschrieb Frau Halley in einem Aufsatz aus dem Jahr 2018 als eine sexuelle Libertäre, die mit "listiger Sturheit" eine antifeministische Deregulierung der sexuellen Belästigung zu verfolgte.

Eine prominente Rechtsanwältin, Wendy Murphy, lieferte eine vernichtende Kritik an Professorin Gertner, die 2015 eine Kritik der Obama-Vorschriften für die linke Zeitschrift The American Prospect mit dem Titel "Sex, Lügen und Gerechtigkeit" verfasst hatte. (…) "Wenn Sie nicht aufhören können, Ihren Status als sogenannte Feministin zu benutzen, um Frauen zu schaden", schrieb Frau Murphy 2015 in einem offenen Brief an Professorin Gertner, "dann schweigen Sie bitte einfach".

Stechen solche Angriffe? Professorin Gertner machte eine Pause. Sie machte sich Sorgen über die Motive von Frau DeVos bei der Überarbeitung von Titel IX. Aber sie sah zu viele Mängel in den Vorschriften der Obama-Ära. "Diese Vorstellung, dass ich eine 'sogenannte Feministin' bin, wegen meiner Ansichten über ein ordnungsgemäßes Verfahren?" Sie kicherte trocken. "Ich nenne das den Faschismus der Frauenbewegung."

Auch schreckt Professorin Halley nicht vor einem intellektuellen Kampf zurück. Sie weicht von der Vorstellung ab, dass der Kampf für die Rechte der Angeklagten und die Auseinandersetzung mit den Komplikationen des Sexualverhaltens irgendwie anti-feministisch und frauenfeindlich sei.

"Viele Leute halten mich für eine schlechte Feministin und damit für gar keine Feministin, aber das ist keine zulässige Schlussfolgerung", sagte sie. "Es ist nur so, dass wir uns nicht einig sind, was im feministischen Rahmen zu tun ist."

Donnerstag, Juni 25, 2020

War der Regenschirm orange? – News vom 25. Juni 2020

1. Unter der Überschrift "War der Regenschirm orange?" hat Österreichs Männerservice einen lesenswerten Fallbericht veröffentlicht, der verdeutlicht, warum die Zahl männlicher Opfer in der Kriminalstatistik so viel niedriger als in wissenschaftlichen Studien ist:

Sonja dürfte damals, vor sieben Jahren, erleichtert gewesen sein, als ihr Mann Heinz und sie vor Gericht wieder aufgestanden sind. Ihre Gewalt gegen ihren Gatten war bewiesen gewesen, sie hatte sogar gestanden. Und doch hatte Heinz auf keiner Strafverfolgung bestanden. Er wollte seiner Ehe und der Familie noch eine Chance geben. Jetzt erkennt er, was er davon hat.

Kurz vor Weihnachten sieht Sonja schon wieder rot. Doch lassen wir nicht Heinz erzählen, dem Mann wird ja meist nicht geglaubt. Lassen wir die Beweise sprechen:

Am nächsten Tag nämlich lässt sich der Mann im Krankenhaus untersuchen. Dort werden Verletzungen nachgewiesen, welche sich noch am Abend zuvor die Polizei strikt geweigert hat, aufzunehmen. Heinz ist nicht nur in Gesicht, Brustbereich und Armen verletzt, als Sonja unter anderem mit dem Regenschirm auf ihn eingeschlagen hatte, auch von hinten wurde nachweislich auf ihn eingedroschen. "Diese Verletzungen sind im Weggehen beigefügt worden", bestätigt ihm das Spital.

Doch am Abend zuvor waren diese Evidenzen der Polizei egal. Sie wollte den Beweis, dass Sonja häusliche Gewalt verübt hatte, partout nicht aufnehmen. Die Polizisten wurden nämlich angerufen, um Heinz wegweisen zu lassen, und mit Heinz zählt einer mehr nun zu jenen, die uns jetzt glauben: Das Ergebnis einer Wegweisung steht zumeist bereits vorher fest.

"Das interessiere ihn nicht", kommentierte der Beamte die Schilderung der Verletzungen, die der vor den Augen der Beamten immer noch blutende Heinz über Sonjas Gewalt abgeben wollte. Ebenso interessiere ihn nicht, dass Sonjas frühere häusliche Gewalt bereits einwandfrei bewiesen ist.

Dieser Polizist ist nur an einem interessiert: Aus Sonjas Erzählungen de facto einen "Tatsachenbericht" werden zu lassen und somit die Wegweisung des Mannes zu rechtfertigen. Warum handelt er nur so?

Viele Beamte wollen einfach nur keine "Probleme". Diese Probleme kann sich nämlich ein Polizist schnell aufhalsen. Wenn er zu einer Wegweisung gerufen wird, ist er verpflichtet, seine Entscheidung zu protokollieren, wie auch immer diese ausfällt. Diese Niederschrift wird von seinen Vorgesetzten und der Wiener Gewaltschutzstelle geprüft. Wenn er den Mann weg weist, hört er nichts mehr von der Angelegenheit, falls er nicht sogar gelobt wird. Weist er den Mann jedoch nicht weg, einfach, weil er nach eingehender Prüfung und nach bestem Gewissen überzeugt ist, dass keine Gefährdung der Frau vorliegt, dann hat er sich sehr viel Arbeit aufgehalst. Jeder Federstrich dieser Amtshandlung wird später hinterfragt. Nicht, dass seine Entscheidung von oben revidiert würde, keinesfalls: Doch der Rechtfertigungsdruck, der auf diesen Beamten aufgesetzt wird, macht mürbe, und sein internes Ansehen leidet ebenso wie vermutlich sogar seine Beförderungschancen. Nächstes Mal wird er es sich genauer überlegen: Es ist einfacher, den Mann wegzuweisen, wehren kann sich der ohnehin nicht…

Heinz hatte der Republik Österreich lange gedient, sein Leben und seine Gesundheit für unsere Gesellschaft aufs Spiel gesetzt. Solche Menschen schöpfen ihre berufliche Identifikation daraus, dass sie für die Werte eines Staates und einer Gesellschaft kämpfen, für Rechtsstaatlichkeit, Freiheit und Demokratie.

Daher fühlt sich dieser Mann besonders enttäuscht. In den Diskussionen mit den Polizisten, die ihn letztlich weggewiesen haben, appellierte er an dasselbe Ehrgefühl, an denselben Idealismus, an die Werte der Gerechtigkeit und Objektivität, welche doch auch diese Beamten zu ihrem täglichen Dienst motivieren werden, so glaubte er.

Doch diese Staatsbediensteten sind verschlossen. Die erhofften, flammenden Ideale spürt er nicht. Er spürt nur die Kälte und die Vorurteile, welche den in einem anderen Sinn "wegweisenden" Polizisten gegen Männer eingepflanzt wurden, wie etwa, dass "Gewalt vorwiegend männlich" sei.

Für uns gilt es im ersten Gespräch, Heinz abzuholen, dorthin, wo sich eine andere Sicht auf unsere Republik und auf unser Recht eröffnet. Wir arbeiten ein Vorgehen aus, das die Fehler der Wegweisung ebenso griffbereit nachweist wie Sonjas Gewalt. Er wird jeden Beweis benötigen, denn wir eröffnen ihm, was alles auf ihn zukommen wird: Die nachfolgende Einstweilige Verfügung, die Scheidung unter dem bereits präparierten Verschulden, das ihm angehängt werden soll, mögliche Kontaktverweigerung zu den Kindern und die faktische Enteignung der Wohnung, in die er so viel investiert hatte.

Ein pikantes Detail würden wir gerne noch in Erfahrung bringen: War der Regenschirm, mit dem Sonja ihren Mann verprügelt hat, etwa orange?

Jahr für Jahr erleben wir nämlich eine geradezu propagandaartigte Aktion in Österreich: Die "15 Tage gegen Gewalt" sind schon bezeichnenderweise so verfasst, dass Gewalt gegen Männer gar kein Thema sei darf. Das Stigma des ewig männlichen Gewalttäters andererseits wird der Bevölkerung Tag für Tag unter einem bildhaften Symbol eingehämmert: Dem orangen Regenschirm, der Schutz für geschlagene Frauen, jedoch nicht für Männer, bieten soll.

Es wäre bezeichnend, wenn Sonjas Regenschirm, mit dem sie Heinz verletzt hat, orange ist – und zudem klebt auf diesem, durch die Attacke zerbrochenen Regenschirm immer noch ein bisschen Blut das Mannes, der unter diesem Symbol bizarrerweise sogar noch selbst als Gewalttäter stigmatisiert und weggewiesen wurde.




2. Der NDR hat seinen neuesten Tatort abgedreht:

Der führt die Kommissare Borowski (Milberg) und Mila Sahin (Bagriacik) in das höchst brisante Umfeld von Frauenhassern im Internet: Sie werden mit den Anhängern der sogenannten "Incel-Bewegung" konfrontiert. Die zunehmend militante Gruppe von Antifeministen formiert sich im Internet - auch der Attentäter von Toronto und der von Halle, Stephan B., bekannten sich dazu.

(…) Zum Inhalt: Auf einer Brachfläche in der Nähe eines beliebten Kieler Clubs wird die misshandelte Leiche einer jungen Frau aufgefunden. Die Videoüberwachung des Clubs liefert Klaus Borowski und Mila Sahin ziemlich bald einen Verdächtigen: Mario Lohse (Joseph Bundschuh). Der verschüchtert wirkende Außenseiter schaut sich regelmäßig im Internetforum des so genannten "Pick-Up-Artists" Hank Massmann (Arndt Klawitter) frauenverachtende Videos an. Da Lohse kein stichhaltiges Alibi vorweisen kann, entscheiden sich Borowski und Sahin zu einer vorübergehenden Festnahme.

Doch Borowski bemerkt bald Anzeichen, die die Tat in völlig anderem Licht erscheinen lassen: In unmittelbarer Nähe des Tatortes meint er eine in den weichen Boden getrampelte "14" erkannt zu haben, ein Erkennungssymbol amerikanischer Neonazis. Als Mila Sahin herausfindet, dass auf Hass-Listen im Internet weitere Attacken auf Frauen in Kiel propagiert werden, ist auch sie alarmiert. Beim Versuch, die offenbar akut bedrohte Kieler Politikerin Birte Reimers (Jördis Triebel) zu warnen, stößt sie auf ein weiteres Vergewaltigungsopfer. Als Undercover-Agent im Umfeld von Massmann muss Borowski erleben, welch enorme Energie hinter den Aufrufen steckt ...


Wow. Von Pick-up-Artists zu Neonazis und zu völlig fiktiven Hass-Listen für Attacken auf Frauen zu kommen, muss einem auch erst mal gelingen. Wir bezahlen diese ideologische Indoktrination alle gern mit unseren Gebühren. Darauf, dass die Gruppe der Pick-up-Artists "von Teilen der Medien dämonisiert" wird, hatte ja unlängst eine Studie hingewiesen, die von den Öffentlich-Rechtlichen nie beachtet wurde. Denn um sachliche Aufklärung geht es ihnen nicht.



3. Flinkfeed, ein Art rechtes Buzzfeed, hat zehn Gesetze, die ausschließlich Männer diskriminieren, zusammengestellt. (Ich bin zwar bekanntlich kein großer Fan des rechten Lagers, muss aber zugestehen, dass auf der verlinkten Seite die optische Präsentation des Themas deutlich besser ist als auf den Seiten der Männerrechtsbewegung, einschließlich der reinen Textwüste von Genderama.)



4. Die Frankfurter Allgemeine beschäftigt sich in einem aktuellen Artikel mit der Widerlegung des in den letzten Monaten von vielen Leitmedien verbreiteten Mythos, dass Corona Frauen und Männer in erzkonservative Geschlechterrollen zurückgeworfen habe. (Genderama hatte bereits darüber berichtet.)



5.
Als die Stadt Genf 250 "gendergerechte Verkehrsschilder" anbrachte, wurde der Ruf danach in der Stadt Bern ebenfalls laut. Wie der "Bund" nun berichtet, haben die Schilder gute Chancen, bald auch in der Stadt Bern zu stehen. In einer Antwort auf eine entsprechende Motion schreibt der Gemeinderat, dass er "grosse Sympathien" für die Schilder hege.

(…) Im linksgerichteten Stadtrat von Bern hat das Anliegen gute Chancen. Damit die diversitätsfreundlichen Schilder jedoch den Einzug in die Stadt finden, braucht es den Segen der Behörden. Verkehrssignalisation ist Sache des Kantons. Der Gemeinderat will nun mit dem Kanton und dem Bundesamt für Strassen zusammensitzen und Möglichkeiten für die gendergerechten Verkehrsschilder prüfen.

Wie der "Bund" schreibt, hegt man beim Kanton Bern jedoch nicht dieselben Sympathien für die Schilder wie beim Berner Gemeinderat. Stefan Studer, Vorsteher des kantonalen Tiefbauamtes: "Schilder müssen einfach und verständlich sein, Einheitlichkeit ist dabei das höchste Gut." Welche Signale verwendet werden dürfen und wie sie auszusehen haben, lege der Bund fest. Studer ist dagegen, dass einzelne Kantone eigene Piktogramme verwenden. Es bestehe die Gefahr eines "Schildersalats".


Hier findet man den vollständigen Artikel.



6. Warum Männer und ethnische Minderheiten eher einen schweren Verlauf von Covid-19 haben, ist für die Wissenschaft immer noch ein Rätsel.

Mittwoch, Juni 24, 2020

FUNK lässt abstimmen: Hat dieser AfD-Mann Recht? – News vom 24. Juni 2020

1. FUNK, ein Online-Medienangebot von ARD und ZDF, zeigt einen Ausschnitt einer männerpolitischen Rede des AfD-Abgeordneten Thomas Ehrhorn auf Facebook und lässt abstimmen: Hat er Recht oder nicht?



2. Die Süddeutsche Zeitung berichtet über den Therapeuten Jürgen Mahler, der männliche Opfer von Gewalt berät - und schockiert ist, wie viele vergewaltigt werden. Ja, das war ich auch, als ich mich in das Thema eingearbeitet habe. Die Schlagzeile des Beitrags "Männer sind weniger bereit, ihr Leid zu kommunizieren" stimmt zwar, ist aber als Überschrift auch etwas unglücklich gewählt, weil sie den Opfern der Tabuisierung dieser Taten von Anfang an die Schuld zuschiebt. Leider steht der Artikel hinter einer Bezahlschranke: Wenn einer von euch Zugang zu diesem Beitrag hat, würde ich mich über eine Mail freuen.



3. Nachdem vor kurzem Bento sein baldiges Ende erklärte, ist eine weitere Bastion des Bentojournalismus ins Wanken geraten: Ze.tt wird ab Herbst ein Teil von "Zeit-Online":

Das Motto von ze.tt ist: "Du bist okay so, wie Du bist!".


Es sei denn natürlich, du bist ein alter weißer Mann. Aber dann gehörst du ja eh nicht zur Zielgruppe.



4. Die unabhängige Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs führt eine Studie über sexuellen Kindesmissbrauch durch Frauen samt Online-Befragung durch. Das Blog "Lotoskraft" beurteilt die Studie kritisch



5. Derzeit berichten die deutschen Leitmedien darüber, dass Frauen ohne Kinder 40 Prozent mehr in ihrem Arbeitsleben verdienen als Frauen mit einem Kind und sogar 70 Prozent mehr als eine Frau mit drei Kindern oder mehr. In seinem Blog "Der Sexismusbeauftragte informiert" beschäftigt sich Lutz Bierend eingehend mit dieser Meldung. Ein Auszug aus dem insgesamt lesenswerten Beitrag:

Ich frage mich, worüber man sich mehr wundern soll. Darüber, dass alle so tun, als sei es eine überraschende Erkenntnis, dass Frauen, die aus der Elternzeit zurückkehren, in Deutschland schlechter verdienen, als ihre kinderlosen Kolleginnen oder, dass die AutorInnen der Studie nicht die Transferleistung erbringt, mal die Frage zu stellen, ob wir hier vielleicht endlich mal die Erklärung des großen Mysteriums "bereinigter Gender Pay Gap" gefunden haben und die Erklärung, warum sich dieser in Deutschland so lange hält. Trotz aller Quoten und Gleichstellungsmaßnahmen. Dass dieses Problem im Ausland meist weniger stark vorhanden ist (mit besonderer Erwähnung von Schweden, wo dieses Phänomen überhaupt nicht messbar ist) wundert wirklich jemanden? Hat niemand die Diskussion über den F.D.P-Vorstoß zum Wechselmodell verfolgt?

Ich vermute, es ist eine bequemere Ausrede sich an die Verschwörungstheorie vom Patriarchat zu klammern, wo sich die grauen Herren im stillewn Kämmerlein verabredet haben, um Frauen den Rechten Lohn vorzuenthalten und Männern aus Solidarität halt 20 % mehr zu geben oder einen Mehrwert zu erhalten. Klingt auch irgendwie plausibler.




6. Der britische Express berichtet über ein Manifest der Väterrechtsgruppe Fathers4Justice, das bei Pemierminister Boris Johnson eingereicht wurde. (Ja, britische Leitmedien berichten über so was.) Zu den Forderungen des Manifestes gehören mehr Hilfe für männliche Opfer häuslicher Gewalt sowie suizidgefährdete Männer und die Einführung eines Wechselmodells.

Fathers4Justice-Gründer Matt O'Connor erklärte: "Wir glauben, dass die Gleichheit der Männer nicht zum Lachen ist. Es war nie klarer als heute, dass das einzig Giftige an der Männlichkeit die schändliche Art und Weise ist, wie die Autoritäten Männer behandeln, sei es als Opfer häuslicher Misshandlung, die Verweigerung grundlegender gleicher Elternrechte für getrennte Väter oder das Verschweigen des Skandals des männlichen Selbstmordes."

(...) Die Vorschläge haben bereits einige Unterstützung im Parlament gefunden, insbesondere die Umbenennung des Ausschusses für Frauen und Gleichberechtigung.

Der konservative Shipley-Abgeordnete Philip Davies, ein Mitglied des Ausschusses, der sich regelmäßig dafür eingesetzt hat, dass die Rechte der Männer berücksichtigt werden, sagte: "Ich bin mir nicht sicher, ob es einen Minister für Männer geben sollte, denn ich glaube nicht, dass wir auch einen Minister für Frauen haben sollten, aber wir sollten den Ausschuss umbenennen, um eine breitere und ausgewogenere Sichtweise zu erreichen. Alle anderen Ausschüsse tragen den Namen der Ministerabteilung, die sie begleiten, und in der Regierung geht es um Gleichberechtigung, nicht um Frauen und Gleichberechtigung. Die viel höheren Selbstmord- und Gefängnisraten unter Männern zeigen uns, dass wir männliche Themen ebenso berücksichtigen müssen wie die der Frauen."




7. Die britische Daily Mail berichtet über die kuriose Kündigung einer Praktikantin bei dem Unternehmen für Wirtschaftsprüfung sowie Steuer- und Managementberatung KPMG:

Eine angehende Buchhalterin in einer der größten Firmen der Welt wurde entlassen, nachdem sie ihren Chef des "Mansplaining" beschuldigt hatte, als er sie bat, bei der Arbeit vernünftigere Kleidung zu tragen.

Zhihui Lu, 26, kam 2015 als Prüfungsassistentin zu KPMG, nachdem sie in Durham ihren Abschluss in Buchhaltung und Finanzen gemacht hatte - aber innerhalb von zwei Jahren äußerten die Chefs Bedenken über ihre Leistung sowie über ihr sprunghaftes Verhalten.

Bei einer Gelegenheit fragte Frau Lu den Manager Matt Brunton: "Wer war er als Mann, dass er ihr sagte, was sie anziehen kann und was nicht?", nachdem sie in Jeans und einem Pullover im Londoner Büro der Firma aufgetaucht war.

In einer "lauten und aggressiven Tirade" fragte sie dann, ob er ihren BH für angemessen halte, und versuchte, ihm ihren BH-Träger zu zeigen.

Der "völlig unangemessene" Ausbruch war nur einer von mehreren Vorfällen von Fehlverhalten, die dazu führten, dass Lu nach nur drei Jahren bei dem Buchhaltungsgiganten gefeuert wurde.

Nachdem sie als Praktikantin eingestellt worden war, wurde ihr vorgeworfen, zu aggressiv, emotional und unhöflich zu sein, und sie wurde wiederholt wegen ihrem Verhalten verwarnt.

Lu wurde suspendiert und schließlich im November 2018 wegen groben Fehlverhaltens entlassen, und sie brachte die Firma vor ein Gericht, indem sie behauptete, diskriminiert worden zu sein.

Das Gremium stellte sich jedoch auf die Seite von KPMG und wies ihre Klagen wegen ungerechtfertigter Entlassung, Belästigung und Diskriminierung wegen Behinderung und ethnischer Zugehörigkeit vollständig ab.

Das Gremium hörte, dass Frau Lu Bitten ignoriert hatte, nicht mehr zu viel Essen aus den Mittagessen für das Personal mitzunehmen, wobei sie bei einer Gelegenheit mit Behältern auftauchte, damit sie so viel wie möglich für sich einpacken konnte.

Sie weigerte sich auch, auf dem gleichen Stockwerk wie der Rest des Versicherungsteams zu sitzen, und requirierte einen fünf Stockwerke tiefer gelegenen Besprechungsraum, in dem sie einen Reiskocher installierte.

Sie bezeichnete wiederholt ein leitendes Mitglied der Firma als "den glatzköpfigen Partner", obwohl sie seinen Namen kannte, und erzählte einer Kollegin, dass sie bei der Arbeit "schrecklich aussah".

(...) Das Gericht hörte, dass Lu auf die Nachricht, dass sie eine Stelle nicht erhalten würde, auf die sie es abgesehen hatte, einem leitenden Angestellten mitteiltte, sie hätte es geschafft, wenn sie mit einem der männlichen Partner der Firma geschlafen hätte.


Mir ist schleierhaft, warum diese Frau überhaupt für die Finanzbranche gearbeitet hat. Ich kenne Redaktionen, in denen man es mit exakt ihrer Einstellung sehr weit bringen kann.



8. Ein Drittel der jungen Männer in den USA hat keinen Sex mehr. Im Jahr 2000 waren es nur 19 Prozent.

Dienstag, Juni 23, 2020

Die Zeit: Väter, die Vollzeit arbeiten, sollen Sorgerecht verlieren – News vom 23. Juni 2020

1. In der "Zeit" fordert Jochen König, Vätern, die Vollzeit arbeiten (also in der Sprache dieser Zeitung "sich nicht kümmern") und weniger als sieben Monate in Elternzeit gehen, das Sorgerecht zu entziehen. Der Artikel wird in den sozialen Medien stark kritisiert. Einige Beispiele:

Lucas Schoppe (Gymnasiallehrer und maskulistischer Blogger):

Viele Männer nehmen deswegen nicht mehr Elternzeit, weil ihre Einkommen gebraucht werden. Das könnten natürlich auch die Journalisten von @zeitonline wissen - aber seriöse Informationen taugen nicht zum Clickbait.

Die BILD eines eher saturierten als aufgeklärten Bürgertums.


Lutz Bierend (Sexismus-Kritiker):

Ist ja nicht so, als wären Frauen nicht an der Entscheidung beteiligt, wer wie viel Elternzeit nimmt. Solange Mütter hier am längeren Hebel sitzen, ist es wohl billiger Populismus, alleine Männern die Verantwortung in die Schuhe schieben, wie die Aufteilung der Betreuung aussieht.

Gerade in sehr klassischen Beziehungsstrukturen sind es oft die Mütter, die ihre Wünsche durchsetzen. Und wenn Mann dann ohne eigenes positives Vaterrollenbild aufgewachsen ist, will er dann wirklich die Beziehung riskieren, weil er "nein" sagt?

Und solange Frauen immer noch besserverdienende Männer zur Familiengründung suchen, ist es absolut unangebracht, so plump sexistisch einseitige Schuldzuweisungen zu machen (…).


Anna Schneider (Neue Zürcher Zeitung):

Der traurig laute Ruf nach Zwängen, wenn nicht alle Menschen so leben, wie man selbst es möchte. Freiheit heisst eben auch Entscheidungsfreiheit.


Nils Heisterhagen (Sozialdemokrat und Buchautor):

Offensichtlich gibt es nicht nur bei @tazgezwitscher ein Problem mit völlig überschießendem Aktivismus, sondern auch bei der @DIEZEIT.

Wie soll man das hier nennen? "Progressiv autoritär" oder "progressive Diktatur"?

Ja, Väter müssen sich kümmern. Aber so nicht.

Beschämend.


Gert Wöllmann (FDP):

Sorgerecht entziehen? Warum so kleinlaut?

Beugehaft.

Arbeitslager.

Ausbürgerung.

Müllhalden sind auch sehr im Trend.

Es gilt natürlich hierbei nur sicherzustellen, dass der Mann noch für Unterhalt aufkommen kann.


(Die Anspielungen der letzten Tweets auf "tazgezwitscher" und "Müllhalden" beziehen sich auf einen von der "taz" veröffentlichten faschistoiden Artikel Hengameh Yaghoobifarahs, der Polizisten mit Abfall verglich: Auf einer Müllhalde, umgeben von Abfall, also "unter ihresgleichen fühlen sie sich bestimmt am wohlsten". Dieselben Menschen, die ihre Empörung zu Recht kaum mehr unter Kontrolle bekommen hätten, wenn jemand vom Rechtsaußen-Flügel der AfD dasselbe über Zuwanderer gesagt hätte, verteidigten Yaghoobifarah engagiert; auch die "Zeit" veröffentlichte einen entsprechenden Beitrag. Die "taz"-Chefredakteurin hat sich für den Müll-Artikel, der immer noch online steht, entschuldigt; mehrere "taz"-Mitarbeiter haben sich öffentlich distanziert.)

Ausführlich analysiert Christian Schmidt den "Zeit"-Artikel, der Sorgerechtsverlust für alle Väter fordert, die ihr Leben nicht so führen, wie der Autor es wünscht.



2. In der Nacht auf Sonntag hatten Hunderte Menschen in der Stuttgarter Innenstadt Geschäfte geplündert, Polizisten angegriffen und Polizeifahrzeuge zerstört. 19 Beamte wurden nach Angaben der Polizei verletzt. Demnach waren auf dem Höhepunkt der Ausschreitungen auf dem Schlossplatz 400 bis 500 Personen beteiligt.

Mit welcher Schlagzeile berichtet die "Süddeutsche Zeitung" darüber?

Klar: "Gewalt ist männlich und betrunken".

Manchmal hat man den Eindruck, als gäbe es in diesem Sektor des "Qualitätsjournalismus" nur noch ein zentrales Raster, in das jedes x-beliebige Thema gestopft wird.

Da kann man dann auch verstehen, dass es Boris Palmer (Grüne) mal wieder dazu treibt, diese identitätspolitische Fraktion gehörig zu trollen: "Weiße Männer kann ich kaum erkennen". Das eröffnet die naheliegende Schlussfolgerung: Wer Boris Palmers betontes Hervorheben, die Täter seien "überwiegend dunkelhäutige oder südländische Männer", als rassistisch anprangert, wie es viele tun, muss auch das betonte Hervorheben der Süddeutschen Zeitung, die Täter seien "alles Männer", als sexistisch anprangern, wie es kaum jemand tut.

Zu Boris Palmer: Von den 24 Festgenommenen sind zwölf Personen Deutsche, neun davon ohne Migrationshintergrund. Und was den Sexismus der Süddeutschen Zeitung angeht, berichtet die Tagesschau:

Auf den ersten Blick sind die Randalierer jung und überwiegend männlich. Unter den Zuschauenden sind aber auch zahlreiche kichernde junge Frauen, die sie anfeuern und beklatschen.


Wir erleben hier denselben Mechanismus wie in der rechten Szene: Frauen treten oft nicht selbst als Täter in Erscheinung, sondern stacheln andere auf. ("Der Türke da hat mich angeglotzt. Tu was!") Und Blättern wie der "Süddeutschen" geht in ihrer Versessenheit darauf, alles Schlechte beim Mann zu lokalisieren, der intellektuelle Durchblick für solche Prozesse urplötzlich verloren.



3. Der Weser-Kurier freut sich über das neue "kontroverse Album" der Deutschpunk-Kombo "Terrorgruppe", die in einem Dilemma steckt:

Es sei kaum noch möglich, über "alte dumme hässliche weiße Männer zu singen, ohne dabei ständig an uns selber denken zu müssen“.


Diese Angst, im Alter zu verblöden, kann ich in diesem Fall bestens nachvollziehen, denn der Weser-Kurier berichtet ergriffen weiter:

Manchmal ist das alles (…) durchaus auch hintergründig, und stets herrscht große Ohrwurm-Gefahr. Das schlägt sich zum Beispiel im Track "Männers" nieder, in dem alle Klischees vermeintlicher Männlichkeit genüsslich in ihre Einzelteile zerlegt werden. Zudem hinterfragt die Terrorgruppe, warum alte Menschen noch in Parlamenten sitzen, wenn sie sowieso bald abtreten.


Yay, genau dazu braucht es Punk: Um mutig tabustürzende neue Ideen herauszuschreien, statt abgestandenen Quatsch zum x-ten Mal wiederzukäuen, der schon in zahllosen Zeitungen und Zeitschriften ausgebreitet wurde. Wenn man zum Beispiel "alle Klischees vermeintlicher Männlichkeit genüsslich in ihre Einzelteile zerlegt", ist man garantiert kein Spießer, sondern so frech und aufmüpfig wie schon Herbert Grönemyer 1984. Dann ereilt einen vielleicht sogar das höchste Glück, das ein echtes Punker-Herz beseelen kann: vom Weser-Kurier gelobt zu werden. Habt ihr brav gemacht, Jungs.



4. "Es ist Zeit, ein Licht auf häusliche Gewalt durch Frauen zu werfen" befindet Nicolas Martin, Direktor des Consumer Health Education Councils, in einem Beitrag auf der international bekannten Online-Nachrichten-Plattform "Medium". Dabei bezieht sich Martin stark auf eigene Erfahrungen:

Die Wut meiner Ehefrau war fast täglich, ihre Gewalt recht häufig. So nahe dran war ich weniger in der Lage, sie zu analysieren, als sie zu erleben. Als wir das erste Mal nach unserer Bekanntschaft ausgingen, wurde sie wütend, weil ich mit einer Kellnerin angenehm, nicht flirtend, sprach. Schon früh kaufte sie ein Buch über den Umgang mit Eifersucht, ohne einen Nutzen daraus zu ziehen.

Oft hatte ich keine genaue Vorstellung davon, was ihre Episoden explosiver Wut auslöste. Ich habe buchstäblich die schläge hingenommen, wie sie kamen. Ich konnte mich entweder ducken oder die meisten ihrer Schläge abwehren, und sie hieb oft so wild zu, dass sie gegen Wände und Möbel schlug und dabei ihre Finger abschürfte und sie anschwollen. Das eine Mal, als sie sich mit der Faust auf die Nase und mit Tritten gegen die Beine erwischtre, waren wir vor einem vollbesetzten Restaurant. Während keiner ihrer Angriffe schlug ich zurück. Einmal fuhr sie in rasender Wut davon und prallte gegen ein anderes Fahrzeug.

Während schwerer Anfälle rief ich viermal in drei Städten den Notruf an, und das Ergebnis war das, was viele Männer erlebt oder vermutet haben. Sie gab zu, mich geschlagen zu haben, erklärte, warum sie zu Recht zugeschlagen hatte, und die Beamten unternahmen nichts. In einem Fall flehte ich sie an, ihr zu sagen, sie solle keine Gewalt anwenden. Auf dem Heimweg nach der Prügelei im Restaurant rief ich die Polizei, und als zwei Beamte eintrafen, fragte einer einfach: "Wo ist sie?", und ich ließ sie herein, um mit ihr zu sprechen, während ich in einem anderen Raum wartete. Sie gingen bald darauf, ohne sich die Mühe zu machen, trotz meiner geschwollenen Nase mit mir zu sprechen.

Meine schlimmste Erfahrung mit der Strafverfolgung war in Indianapolis. Minuten, nachdem ich den Notruf gewählt hatte, trafen zwei Hilfssheriffs ein, und der weibliche Hilfssheriff war sofort konfrontativ und verlangte, dass ich in meinem eigenen Haus einen Ausweis vorlege. Von meiner gewalttätigen Frau wurde nicht dasselbe verlangt. Als ich versuchte zu sprechen, kam der Hilfssheriff bedrohlich auf mich zu und forderte mich lautstark auf: "Halten Sie den Mund!" Meiner Ex wurde Zeit gegeben, Dampf abzulassen, während ich, das Opfer, eine weitere Lektion in dem erhielt, was viele Männer wissen: dass der Mann der mutmaßliche Täter ist. Ich fand das beängstigend.


Hmmmm. Warum nur stellen sich in wissenschaftlichen Studien die Hälfte der Opfer als männlich heraus und in den von "Qualitätsjornalisten"stattdessen rauf und runter zitierten Polizeistatistiken lediglich zwanzig Prozent ..?

Der Artikel geht folgendermaßen weiter:

Ich freue mich, dass die häusliche Gewalt gegen Frauen inzwischen allgemein bekannt ist, bin aber enttäuscht, dass die Partnergewalt gegen Männer immer noch heruntergespielt wird. Die Forschung hat gezeigt, dass Gewalt durch Frauen mindestens ebenso häufig ist wie durch Männer. Eine große Studie aus dem Jahr 2007 ergab, dass die Hälfte der gewalttätigen Beziehungen reziprok gewalttätig war, aber in nicht reziprok gewalttätigen Beziehungen "waren in mehr als 70% der Fälle Frauen die Täter".

Experten für häusliche Gewalt haben festgestellt, dass "bei großen Bevölkerungsstichproben 57,9% der Gewalt in beide Richtungen und 42% in eine Richtung verliefen". Von der einseitig gerichteten Gewalt waren 13,8% männlich-zu-weiblich und 28,3% weiblich-zu-männlich. Das beginnt in jungen Jahren, wobei ein ähnlicher Prozentsatz von männlichen und weiblichen Schülern und Studenten Opfer von Gewalt in Beziehungen wurde. Im Jahr 2000 war der Psychologieprofessor John Archer Präsident der Internationalen Gesellschaft für Aggressionsforschung. In einer Untersuchung von Daten über Partnergewalt aus den USA und Großbritannien stellte Archer fest, dass mehr Frauen als Männer Beziehungsgewalt verüben.

Unzureichende Forschung hat das Ausmaß der Gewalt in intimen Beziehungen durch Frauen untersucht. Erst im Jahr 2013 wurden Männer im Rahmen der bundesweiten nationalen Erhebung zur Verbrechensopferung gefragt, ob sie Vergewaltigung oder sexuelle Gewalt erlebt hatten. Das überraschende Ergebnis war, dass 38 Prozent der Männer angaben, Opfer solcher Verbrechen geworden zu sein, und 46 Prozent der gemeldeten Täter weiblich waren. Eine 2010 von der Psychotherapeutin Roni Weisberg-Ross durchgeführte Untersuchung der verfügbaren Forschungsergebnisse ergab, dass "es eine alarmierend hohe Rate sexuellen Missbrauchs durch Frauen vor dem Hintergrund von Vergewaltigern, Sexualstraftätern und sexuell aggressiven Männern gibt". Mehr als ein Jahr lang, beginnend mit 15 Jahren, wurde ich an einer der amerikanischen Elite-Internatsschulen von einer Ehefrau des Lehrkörpers sexuell ausgebeutet.

Wenn Männer Opfer sexueller Gewalt werden, finden sie nur wenige Orte, an die sie sich für sofortige Hilfe wenden können. Dr. Denise Hines, eine führende Forscherin auf dem Gebiet der Gewalt durch Intimpartner, befragte Männer, die Opfer von sexueller Gewalt geworden waren. Vierundsechzig Prozent der Männer, die Hotlines für häusliche Gewalt anriefen, erfuhren, dass die Dienste nur Frauen helfen. Nur 8 Prozent der Männer sagten, eine Hotline sei "sehr hilfreich", und 16 Prozent sagten, die Hotline "wimmelte sie ab oder machte sich über sie lustig". Die Medien minimieren nach wie vor die männliche Viktimisierung, indem sie zweifelhafte Statistiken wiederholen. Zum Beispiel beginnt eine Meldung des NPR aus dem Jahr 2017 mit der Feststellung, dass nur einer von sieben Männern Partnergewalt erlitten hat, und ignoriert dabei Professor Emily Douglas' Behauptung gegenüber dem NPR-Reporter, dass "Männer und Frauen Gewalt in etwa gleichem Maße anwenden". Selten bietet ein Zufluchtsort für häusliche Gewalt, wie ich es in den 1970er Jahren für Frauen befürwortet habe, Hilfe für geschlagene Männer.

Jegliche Partnergewalt ist inakzeptabel. Gewalt und Missbrauch haben mein Leben verwüstet, und die Strafverfolgung war keine Hilfe. Als Frauen sich zu Wort meldeten, wurde das Bewusstsein für die Gewalt, die sie erlebt haben, geschärft. Jetzt müssen auch Männer das Gleiche tun und ernst genommen werden.




5. "Kurz vor Gerichtsprozess: Amber Heard laufen die Anwälte weg" berichtet "Promiflash":

Kann sich Amber Heard (34) noch juristisch gegen Johnny Depp (57) wehren? Seit ihrer Trennung im Jahr 2016 herrscht ein Rosenkrieg zwischen den beiden Schauspielern: Weil die "Drive Angry"-Darstellerin ihrem Ex vorwirft, ihr gegenüber in der Ehe gewalttätig gewesen zu sein, zieht dieser nun wegen angeblicher Verleumdung gegen sie vor Gericht – in Kürze dürfte der Prozess beginnen. Doch ob Amber eine Chance hat, ihrem Verflossenen in diesem Verfahren die Stirn zu bieten? Immerhin scheinen der Blondine die Verteidiger abzuspringen!


Von den geleakten Audio-Mitschnitten, in denen sehr deutlich wird, dass Amber Heard häusliche Gewalt gegen Johnny Depp ausgeübt hat (Genderama berichtete mehrfach), findet sich in dem gesamten Artikel kein Wort. Die Verfasser scheinen Kleinigkeiten wie den Rückzug von Heards Verteigern (die aktuelle Gesundheitslage mache Reisen zu teuer) mitzubekommen, aber die wirklich großen Entwicklungen sollen ihnen entgangen sein?



6. Die feministische Website Jezebel berichtet ausführlichst über Rassismus im feministischen Unternehmen The Wing.



7. An der Rutgers University im US-Bundesstaat New Jersey posten Studenten auf einem Twitter-Account, der von einem anonymen Kommilitonen betrieben wird, Anschuldigungen wegen sexueller Übergriffe gegen aktuelle und ehemalige Studenten.

Der Account mit dem Namen "Assaulters at RU" veröffentlicht die Namen der mutmaßlichen Angreifer zusammen mit einem Foto und einem Screenshot der detaillierten Anschuldigung des namenlosen Opfers.

"Diese Seite war nicht für Rache gedacht", sagte der Ersteller und bat darum, seinen Namen nicht preiszugeben. "Sie sollte die Menschen zur Rechenschaft ziehen und das Bewusstsein verbreiten, dass unser Campus nicht sicher ist, solange es keine Auswirkungen auf sexuelle Übergriffe gibt.

Das Konto, das am 3. Juni erstellt wurde, hat über 5.000 Anhänger gewonnen und spiegelt ähnliche Konten wider, die Anschuldigungen veröffentlichen, die an verschiedenen Universitäten im ganzen Land erhoben wurden, darunter auch am New Jersey Institute of Technology.


Die Anonymität der Seite soll den Anklägern einen "sicheren Raum" gewähren.



8. Das US-amerikanische, jüdische Online-Nachrichtenmagazin "Tablet" beschäftigt sich in einem aktuellen Artikel mit einer zweifelhaften Logik, die oft auch zur Stimmungsmache gegen Männerrechtler verwendet wird, wenn sie auf beliebte Irrtümer im feministischen Lager hinweisen. Sprachlich ist der Text anspruchsvoll, aber er ist mir zu treffend, als dass ich ihn deswegen weglassen würde. Ein längerer Auszug daraus:

Ich weiß nicht mehr, wie man in Amerika argumentieren soll, oder ob es sich überhaupt lohnt. Für jemanden wie mich ist das eine echte Tragödie, und deshalb würde ich gerne verstehen, wie es zu dieser neuen Realität gekommen ist.

Es gibt unterschiedliche und tief verwurzelte Traditionen des rationalen Empirismus und der religiösen Predigt in der amerikanischen Geschichte. Aber diese beiden Modi scheinen zu einer neuen Form der Argumentation verschmolzen zu sein, die von Elite-Institutionen wie den Universitäten, der New York Times, Gracie Mansion und vor allem auf den neuen Technologieplattformen, auf denen nun Kämpfe um den Diskurs ausgetragen werden, betrieben wird. Der neue Modus ist Argumentation durch Gebot: Er leiht sich die Form der rationalen Argumentation, um moralische Gebote zu erlassen. Es gibt noch keine offizielle Doktrin für dieses synkretistische Glaubenssystem, aber seine Merkmale waren in allen wichtigen Debatten über politische Moral im letzten Jahrzehnt zu sehen. Indem es die technische Nomenklatur des rationalen Beweises mit der aufsteigenden Eschatologie der Predigt verbindet, befreit es die Anhänger von den normalen Grenzen der Vernunft. Der Argumentationskommandant wird von einer Vision der säkularen Hölle beseelt - unaufhörliche rassische Unterdrückung, die sich trotz Fortschrittsmythen nie verbessert; die Gesellschaft als eine unaufhörliche Unterwerfung unter Vergewaltigung und sexuelle Übergriffe; Trump selbst, der daher kommt, um eine luziferische Herrschaft der Folter einzuleiten. Diejenigen, die im Besitz dieser Vision sind, bieten nicht die Möglichkeit der Erlösung oder Transzendenz, sie kommen, um Gerechtigkeit zu erlangen. Wer im Besitz von Gerechtigkeit ist, dem steht es jederzeit frei, den Mantel der Vernunft abzulegen und Sie als bigotten Rassisten, Sexisten und Transphoben zu proklamieren - als jemanden, der entlassen und gesellschaftlich gemieden werden muss.

Praktiker des neuen Arguments untermauern ihre rationalistische Fassade mit ständigen Appellen an Formen der Autorität, die zu gleichen Teilen aus der Biologie und der Elite stammen. Ist Ihnen aufgefallen, wie viele Menschen, insbesondere im Internet, ihre Aussagen damit beginnen, dass sie Ihnen ihren Beruf oder ihre Identitätsgruppe nennen? Als privilegierte weiße Frau; als Doktorandin in angewandter Sprachwissenschaft; als progressive jüdische Paläontologin des BIPOC - und so weiter? Dies sind militärische Salutschüsse, die dazu dienen, den Rang zwischen den "wie-uns" festzustellen und sie gleichzeitig als Klasse von der Zivilbevölkerung zu unterscheiden. Man muss immer auf die Experten und auf die Wissenschaft hören, verlangt diese neue Form der Argumentation. Alles andere wäre ungültig; Wissenschaftsleugnung; nicht rational; unmoralisch.

(...) Darauf zu bestehen, dass die Schlussfolgerung, zu der der Argumentierende mit seinem impliziten Folgegebot gelangen will, von seinem Gegner als Vorannahme akzeptiert werden muss, bevor das Argument beginnt, ist nicht der Zug einer Person, die Vertrauen in ihre Wahrheit hat. Es ist das Gegenteil von jeder Form eines begründeten Arguments. Es ist die Ausübung von Druck und Kontrolle. Außer die Leute, die auf diese Weise argumentieren, behaupten, dass sie unmöglich Druck und Kontrolle ausüben können, weil Sie die Vorannahme akzeptieren müssen, dass sie keine Macht besitzen - auch wenn sie das New York Times Magazine herausgeben oder damit drohen, Sie aus Ihrem Job zu entlassen. Sie sagen, die können nicht beides haben? Die sagen, warum nicht - und beschuldigen Sie dann, sich den Machtlosen entgegenzustellen, was, wie sich herausstellt, eine Form der Autorität ist, die nicht übertrumpft werden kann.

Der Grund, warum wir über bestimmte Dinge nicht streiten können, liegt darin, dass sie sich bereits als wahr erwiesen haben und die Wahrheit, die sie festgestellt haben, ein so bedeutender moralischer Fortschritt ist - wie das Ende von Kinderopfern -, dass wir, wenn wir die rationale Grundlage, auf der die Wahrheit beruht, in Frage stellen, riskieren, eine Grundlage des moralischen Fortschritts auszuhöhlen, die uns von der eindringenden Barbarei trennt. Wenn Sie sich über diese Dinge streiten wollen, dann sind Sie ein Barbar - was bedeutet, dass ein Streit mit Ihnen unmöglich ist, denn das einzige Argument, das Barbaren verstehen, ist, dass man ein Schwert in sie steckt oder in ein Arbeitslager schickt.

Muss ich Ihnen ein Beispiel für diese Art von Argumentation geben? Eigentlich nicht, denn solche Argumente sind zur Norm geworden. Aber hier sind ein paar Beispiele aus jüngster Zeit:

Die moralische Aufforderung lautet: "Glauben Sie den Frauen" - und Sie glauben den Frauen, nicht wahr? Das dem Slogan zugrundeliegende Argument ist, dass sexuelle Gewalt in Amerika grassiert und aufgrund der in unserer Gesellschaft endemischen Frauenfeindlichkeit unbehandelt und ungestraft bleibt. Es gibt rationale Behauptungen, die in diesem Argument enthalten sind: Die Behauptung, dass amerikanische Frauen Opfer zügelloser sexueller Gewalt sind, die durch tief verwurzelte kulturelle und rechtliche Voreingenommenheit ermöglicht wird, wurde ursprünglich aus sozialwissenschaftlichen Gründen vorgebracht - d.h. aus wissenschaftlichen Gründen, die sich auf empirische Beweise stützen, wie z.B. eine berühmte Studie, in der festgestellt wurde, dass jede fünfte Frau auf dem Campus eines amerikanischen Colleges sexuell missbraucht wurde.

Wenn Frauen in so erschreckender Weise schikaniert wurden und ihre Angreifer routinemäßig ungestraft blieben, dann folgerte daraus, dass sie Schutzmaßnahmen benötigten, die größer waren als diejenigen, die unsere heutigen Vorstellungen von rechtlicher und gerichtlicher Fairness boten. In der Tat konnte man erkennen, dass gerade unsere vorherrschenden Vorstellungen von Fairness, wie ein ordnungsgemäßes Verfahren oder das Recht des Angeklagten, seinem Ankläger gegenüberzutreten, integraler Bestandteil einer institutionalisierten "Vergewaltigungskultur" waren, die für die abscheuliche Epidemie sexueller Übergriffe auf Frauen verantwortlich ist.

Hier sind die beiden Teile des Gebotsarguments. Es gibt die empirische Behauptung - nennen wir sie X. Und es gibt die moralische Behauptung, die durch die Beweise der Behauptung von X nahegelegt oder sogar geboten ist - nennen wir sie Y. Empirische Beweise zeigen, dass es eine Epidemie sexueller Übergriffe gegen Frauen gibt, dass die Epidemie eine drastische Korrektur erfordert und dass die Korrektur eine moralische Behauptung und ein Gebot festschreibt - Amerikanische Frauen werden sexuell schikaniert, ungeheuerlich und ohne den Schutz eines Justizsystems, das sie systemisch diskriminiert. Deshalb ist es tugendhaft, "Frauen zu glauben" und diesen Glauben formal in neuen Verfahren von Recht und Gerechtigkeit zu kodieren.

Nur stellt sich heraus, dass das rationale Argument falsch war. Die Beweise zeigten nicht wirklich, dass eine von fünf Frauen auf einem College-Campus sexuell missbraucht werden würde, eine Statistik, die Präsident Barack Obama selbst wiederholt hat, um "weitreichende Veränderungen in der nationalen Politik" zu rechtfertigen.

Es stellt sich heraus, dass der Verfasser der Studie selbst zugab, dass sie auf der Befragung von nur zwei Universitäten basierte und die Zahlen nicht auf einen nationalen Trend hochgerechnet werden konnten, wie es das Weiße Haus selbst getan hatte. Andere Studien, die damals weithin zitiert wurden, um die Konstruktion einer strafenden neuen Sexualbürokratie des Antidiskriminierungsgesetzes zu rechtfertigen, wiesen ebenfalls erhebliche methodische Mängel auf.

Aber wenn Sie ahnungslos genug waren, auf die Mängel im rationalen Anspruch X hinzuweisen, und sei es auch nur, um sich über Fragen des Grades zu wundern, dann, wumm! wurden Sie mit dem moralischen Anspruch Y ins Gesicht geschlagen. Und wenn Sie zu dumm sind, das zu verstehen, dann sind Sie wahrscheinlich ein noch schlimmerer Mensch, als derjenige, der argumentiert hat.

Denn - denken Sie darüber nach - wer sonst als ein glühender, sabbernder Frauenfeind, oder ein Vergewaltigungsentschuldiger, oder ein echter Vergewaltiger, nämlich jemand, der sowohl ideologisch als auch emotional darauf ausgerichtet ist, Frauen keinen Glauben zu schenken, wäre so daran interessiert, die Beweise auseinander zu nehmen, die eine so offensichtlich tugendhafte und notwendige Behauptung stützen - besonders jetzt, in einem Moment, in dem Menschen buchstäblich im Sterben liegen? Auf welcher Grundlage müsste jemand X in Frage stellen, abgesehen von dem Wunsch, den moralischen Wert von Y zu verletzen?

(...) Amerikas Eliteinstitutionen machen jetzt routinemäßig Aussagen und benutzen eine Sprache, die empirisch falsch ist. In der Tat haben sie die Herstellung, Verbreitung und Durchsetzung einer solchen Sprache zu ihrer zentralen Aufgabe gemacht. Weil diese Aussagen falsch sind, machen sie Lösungen für die wirklichen Probleme, die angesprochen werden, unmöglich - während sie Menschen, die diese Probleme tatsächlich angehen wollen, zu bösen Vergewaltigungs-Entschuldigern und Rassisten machen.

Was wir in den sich rasch wandelnden Normen in Bezug auf "race, sex and gender", erleben, ist keineswegs ein Argument, sondern eine Revolution des moralischen Empfindens. Bei allen Revolutionen bedient sich das neue Ding, das darum kämpft, geboren zu werden, des alten Systems, um es zu stürzen. Gegenwärtig bewahren Institutionen wie die Universität, die Presse und die Ärzteschaft den Anschein von Vernunft, Empirie und Argumentation, während sie durch Edikt und Zwang die Bedeutung wesentlicher Begriffe im moralischen Lexikon, wie Fairness, Gleichheit, Freundschaft und Liebe, verändern. Dass das Bemühen so viel Unterstützung findet, spricht für die tiefen Widersprüche und die Korruption der amerikanischen leistungsorientierten Institutionen und des liberalen individualistischen Moralregimes, das es zu ersetzen versucht.




9. Herzlichen Dank für alle Spenden der letzten Tage und Wochen! Ohne diese Unterstützung wären so lange Blogbeiträge wie heute nicht möglich.

Montag, Juni 22, 2020

FDP-Abgeordneter: "Wenn ich höre, wie linke Frauen über Männer reden, wird mir übel" – News vom 22. Juni 2020

1. Dem Schweizer FDP-Nationalrat Hans-Peter Portmann platzte am vorletzten Sitzungstag des Parlaments der Kragen. Rico Bandle vom "Landboten" hat ihn dazu interviewt:

Landbote: Herr Portmann, Sie gelten als eher ruhiger Parlamentarier. Plötzlich platzte Ihnen im Nationalratssaal der Kragen. "Mir hängt dieses Männerbashing in diesem Saal langsam zum Hals heraus!", sagten Sie am Rednerpult. Auf Twitter legten Sie nach: "Diesen linken Kindergarten habe ich langsam satt!" Was ist in Sie gefahren?

Hans-Peter Portmann: Während der ausserordentlichen Debatte mussten wir uns pausenlos anhören, wie sehr die Frauen während der Corona-Krise benachteiligt werden und wie böse die Männer sind. Als dann Irène Kälin behauptete, die Männer hätten sich als Krisenmanager in den Vordergrund gerückt, während die Frauen die eigentliche Arbeit verrichteten, musste ich intervenieren. Nun war einfach genug!

Landbote: Was stimmt an Irène Kälins Aussage nicht?

Hans-Peter Portmann: Die Schweiz hatte während der Krise mit Simonetta Sommaruga eine Frau als Bundespräsidentin. Und Irène Kälin selber führte die Verwaltungsdelegation an, die alle räumlichen und zeitlichen Entscheidungen für das Parlament getroffen hat. Es gab also sehr wohl Frauen in Führungspositionen. Aber es geht um mehr. Drei Wochen lang haben linke Frauen bei jedem Votum die Männer schlechtgemacht. Das Bashing wurde mit absurden Forderungen verknüpft wie etwa, die Corona-Hilfskredite seien mittels "Gender Budgeting" nach Geschlecht zu verteilen. Es nimmt groteske Züge an.

Landbote: Sind Sie einfach ein bisschen dünnhäutig?

Hans-Peter Portmann: Nein. Mehrere linke Parlamentarierinnen haben ihre Reden mit den Worten begonnen "Liebe Männer und noch mehr liebe Frauen". Man stelle sich vor, ein Mann würde dies umgekehrt machen. Oder jemand würde sagen "Liebe Ausländer und noch mehr liebe Schweizerinnen und Schweizer". Es wäre die Hölle los! Die Forderung nach "Gender Budgeting" ist sogar verfassungswidrig, wie auf meine Anfrage hin selbst Bundesrat Alain Berset bestätigte: Das Geld muss nach dem Prinzip der Gleichbehandlung verteilt werden, nicht nach dem Geschlecht.

Landbote: Sie setzen sich als Schwuler für die Rechte von Homosexuellen ein. Haben Sie nicht Verständnis dafür, dass auch die Frauen für ihre Anliegen kämpfen?

Hans-Peter Portmann: Ich habe im Parlament immer Frauenrechte unterstützt. Würden aber Schwule dermassen abschätzig über Heterosexuelle reden wie jetzt diese Frauen über die Männer, so würde ich mich auch wehren. Da wird mir übel.

Landbote: Übel?

Hans-Peter Portmann: Ja. Ich sage das auch immer in der schwul-lesbischen Bewegung: Wir fordern ein, dass man uns nicht diskriminiert. Aber dann machen wir das auch nicht mit anderen Leuten oder anderen Meinungen. Bei diesen Frauen aber hat man das Gefühl, sie stünden im ständigen Kampf gegen die böse Männerwelt. Sie üben genau jene Herabsetzungen aus, gegen die sie sonst zu Recht auf die Strasse gehen. Ich wollte im Nationalratssaal diesen Frauen den Spiegel vorhalten. Mal sagen: "Jetzt reicht es langsam!"

Landbote: Wie waren die Reaktionen?

Hans-Peter Portmann: Auf bürgerlicher Seite sind bis weit in die Mitte auch alle Frauen auf meiner Seite. Auch ihnen geht dieses ewige Gejammer der linken Frauen über die Männer auf die Nerven.




2. Die britische politische Wochenzeitung New Statesman erklärt, warum der Coronavirus die Notwendigkeit einer gezielten Unterstützung für die psychische Gesundheit von Männern unterstreicht:

Der Lockdown hat sich auf die psychische Gesundheit und das Wohlbefinden vieler Menschen ausgewirkt, aber, so sagen Experten, es gibt spezifische Probleme, die Männer betreffen, was zu Forderungen nach mehr spezialisierter Unterstützung führt.

"Es ist von entscheidender Bedeutung, dass die Regierung die Selbstmordprävention in den Mittelpunkt ihrer Strategie zur Bewältigung des Coronavirus stellt, wobei die finanzielle Unterstützung für weniger wohlhabende Männer im Mittelpunkt steht", sagt Joe Potter, Policy Manager bei den Samaritern.

Da viele Wohltätigkeitsorganisationen, vor allem kleinere, derzeit um die Finanzierung kämpfen, benötigen gemeindenahe Unterstützungsdienste, die auf die psychische Gesundheit von Männern ausgerichtet sind, die Unterstützung der Regierung, um ihre digitale und physische Reichweite zu erneuern und auszuweiten, fügt Potter hinzu.

Die in Großbritannien ansässige Wohltätigkeitsorganisation Global Action on Men's Health setzt sich für eine geschlechtergerechtere Arbeit zur Gesundheitsförderung ein, insbesondere für Kommunikation und Dienste zur psychischen Gesundheit, die besser auf die spezifischen Bedürfnisse von Männern und Frauen zugeschnitten sind: "Die psychische Gesundheit von Männern ist höchstwahrscheinlich stärker betroffen, als es auf den ersten Blick den Anschein hat", sagt Peter Baker, der Direktor der Wohltätigkeitsorganisation. "Was wir für Männer brauchen, ist eine Kommunikation über die Mainstream-Medien und soziale Medien, die einige dieser Probleme der psychischen Gesundheit ansprechen."

In einem Bericht von Mind and the Mental Health Forum heißt es, es gebe Belege dafür, dass Botschaften, die sich auf "traditionelle" männliche Empfindungen stützen (wie z.B. "den Mut haben", zu handeln), wirksam sein können und dadurch dazu beitragen, die Wahrnehmung einiger Männer zu ändern, dass die Pflege ihrer psychischen Gesundheit "unmännlich" sei.

Eine Umfrage der "Kampagne gegen ein Leben in Elend" (CALM) kam zu ähnlichen Schlussfolgerungen. 82 Prozent der männlichen Befragten gaben an, dass sie die Person sein wollten, die für ihre Freunde da ist und um Hilfe gebeten wird.

"Männer wollen da sein, um sich gegenseitig zu helfen, und unsere Art der Kampagne ist es, die Anerkennung dieser Tatsachen zu fördern und [Männer tun das füreinander] zu helfen, sei es durch Fussball, Komödie, Musik oder was auch immer", sagt Simon Gunning, Geschäftsführer von CALM, einer Wohltätigkeitsorganisation, die die Prävention von männlichem Selbstmord unterstützt.

Peter Baker räumt auch ein, dass sich traditionelle Vorstellungen von Männlichkeit auch auf die psychische Gesundheit von Männern auswirken. "Wir wissen, dass Arbeit ein zentraler Bestandteil der männlichen Identität ist. Ihr Verlust verursacht bei vielen Männern Angst und Stress, da sie eher zurückhaltend sind, wenn es darum geht, zu reden.

"Der Lockdown bedeutet auch den Verlust der Kameradschaft am Arbeitsplatz und anderer Aktivitäten, bei denen Männer soziale Kontakte haben. Männer sind in der Regel stärker isoliert als Frauen und haben kleinere soziale Netzwerke", fügt Baker hinzu.

Die Mehrheit (60 Prozent) der im Vereinigten Königreich allein lebenden Menschen im Alter zwischen 25 und 64 Jahren sind Männer, so die Daten vor dem Lockdown. Bei jüngeren Männern innerhalb dieser Altersgruppe ist dies noch ausgeprägter.

Die Belastung, die ein Leben unter Verschluss mit sich bringt, erhöht das Selbstmordrisiko. Selbstmord ist die häufigste Todesursache bei Männern unter 45 Jahren, und in den letzten Jahren wurden nach Angaben des Office of National Statistics (ONS) etwa 75 Prozent aller Selbstmorde in Großbritannien von Männern verübt.

"Wenn man in Großbritannien ein junger Mann ist, ist die wahrscheinliche Ursache, zu Tode zu kommen, man selbst", sagt Gunning.

Der Zusammenhang zwischen der wirtschaftlichen Rezession und den gestiegenen Selbstmordraten bei Männern ist ebenfalls sehr eng, wie während und nach der Finanzkrise 2008 zu beobachten war.

Weniger wohlhabende Männer mittleren Alters sind den Samaritern zufolge seit Jahrzehnten die Gruppe mit dem höchsten Selbstmordrisiko in Großbritannien. Durch den Lockdown werden viele dieser Männer zunehmend isoliert und von der Gesellschaft abgeschnitten, was die Probleme noch verschärft, so Potter.

CALM hat seit Beginn des Lockdowns einen 37-prozentigen Anstieg der Zahl der Menschen verzeichnet, die die Selbstmord-Helpline nutzen, wobei die überwiegende Mehrheit der Anrufer Männer sind, sagt Gunning. "Ich denke, wir werden [sobald] die Beweise vorliegen, einen Anstieg der Selbstmordraten bei Männern sehen, und das wird die Spitze des Eisbergs sein, was die psychische Gesundheit von Männern im Allgemeinen betrifft. "

kostenloser Counter