Samstag, Oktober 31, 2020

Aktuelle Gerichtsentscheidung schlechtes Vorzeichen für Giffey – News vom 31. Oktober 2020

1. Wie die Frankfurter Allgemeine berichtet, hat der CDU-Abgeordnete Frank Steffel in einem Plagiatsfall, der Parallelen zum Fall von Frauenministerin Giffey (SPD) aufweist, eine Niederlage vor Gericht erlitten. Das könnte darauf hinweisen, wohin der Zug auch für Giffey unterwegs ist:

Zuletzt hatte der AStA der FU [also der Freien Universität Berlin] die Plagiatsfälle Frank Steffel und Franziska Giffey verglichen. Die dortige Referentin, die Studentin Anna Müller, hatte erklärt: "Selbst CDU-Politiker Frank Steffel wurde der Doktortitel durch die FU entzogen, obwohl er weit weniger abgeschrieben hatte [als Giffey]. Wir sehen hier keinerlei Verhältnismäßigkeit, sondern politisches Kalkül der FU-Führung." (…) Sollte sich die FU Berlin, nach Rücknahme der rechtswidrigen Rüge gegenüber Giffey, zu einer Aberkennung entschließen, würde Franziska Giffey vor Gericht kaum dagegen angehen können. Wenn schon der minder schwere Fall Steffel mit einem Titelverlust einhergeht, wird das bei Giffey wohl auch so sein müssen.




2. Sind Friedensverhandlungen wirklich effektiver und nachhaltiger, wenn Frauen beteiligt sind, wie Heiko Maas (SPD) behauptet? Christian Schmidt hat sich die Forschungslage genauer angesehen.



3. Dass sich beim Männerhilfetelefon inzwischen jeden Tag sechs Männer in Not melden, hat es zu einer dpa-Meldung gebracht. Damit wird einerseits Bewusstsein für diese Opfer geschaffen. Andererseits verbreitet der Beitrag die Fake News, dass Männer lediglich knapp 20 Prozent der Betroffenen von häuslicher und sexualisierter Gewalt ausmachen.

Freitag, Oktober 30, 2020

Süddeutsche Zeitung: "Wenn Männer zu Opfern häuslicher Gewalt werden" – News vom 30. Oktober 2020

1. Gestern berichtete die "Süddeutsche Zeitung" in einem großen Artikel von Jana Stegemann auf Seite 8 über das Hilfstelefon für männliche Opfer von häuslicher Gewalt. Der Beitrag steht für Nicht-Abonnenten nur im Anriss online. Ebenfalls online findet man allerdings eine aussagestarke Grafik, die Teil des Artikels ist.

Etwas unglücklich ist der Einstieg des Artikels: "Lieber schweigen, statt als Weichei zu gelten: Männer können sich oft nicht überwinden, Hilfe zu suchen." Das ist inhaltlich richtig, aber es so zu formulieren und damit zu eröffnen zeigt die beliebte Rhetorik, männliche Opfer zu Mitschuldigen zu erklären (während bei Frauen die "patriarchale Unterdrückung" schuld an allen Problemen ist). Auch führt ja eine ganze Reihe von Gründen dazu, dass Männer sich seltener als Opfer häuslicher Gewalt outen – etwa dass ihnen seltener geglaubt wird, sie Angst haben, im Fall einer Trennung den Kontakt zu ihren Kindern zu verlieren, und dass es kaum kompetente Ansprechpartner für sie gibt.

Insgesamt ist der Artikel allerdings durchaus informativ und gelungen. Ich wollte ihn mir heute morgen eigentlich vornehmen, um Passagen daraus hier zu veröffentlichen und zu kommentieren – aber Christian Schmidt war schneller als ich und hat mir diese Aufgabe abgenommen.



2. Die Ruhrbarone berichten über einen vertraulichen Lagebericht der Bundesregierung zur Corona-Pandemie:

Verantwortungsträger im ganzen Land bekommen dieses Papier. Es ist das Lagebild der gemeinsamen Krisenstabs von Innen- und Gesundheitsministerium. (…) Immerhin, die Sicherheitslage ist stabil: Die Zahl der Diebstähle sinkt, es gibt weniger häusliche Gewalt.


Witzig. In der Pressekonferenz am Mittwoch hatte Michael Müller (SPD), der Regierende Bürgermeister von Berlin, noch behauptet, häusliche Gewalt habe stark zugenommen. Hier ab Minute 16: "Um es klar zu benennen: Es sind Gewaltübergriffe gegen Frauen und Kinder in einer dramatischen Zahl nach oben gegangen." Genderama hatte über Monate hinweg Berichte zu diesem Thema veröffentlicht, und auch darin hatte sich ein Rückgang gezeigt. Dass Müller die männlichen Opfer ohnehin ausklammert … nun ja, es ist eben die bekannte Schrottpartei SPD.



3. Empathie – also die Fähigkeit, sich in andere Menschen einfüheln und mit ihnen mitfühlen zu können – gilt normalerweise viel in unserer Gesellschaft. Dennoch werden Menschen, die viel Empathie für Männer empfinden, also Maskulisten, von einigen so dargestellt, als ob sie die Ausgeburt der Hölle selbst wären. Wie kommt es zu diesem bizarren Widerspruch? Eine neue Studie US-amerikanischer Sozialpsychologen könnte das erklären:

Die Wissenschaftler untersuchten in sieben Experimenten mit über 3.000 Menschen in den Vereinigten Staaten, wie Menschen, die Einfühlungsvermögen zeigen, von anderen wahrgenommen werden. Das Forscherteam zeigte jedem der Teilnehmer eine Reihe von Szenarien, in denen eine Person eine persönliche Erfahrung mit einer anderen Person teilt. Diese Erfahrungen reichten von positiven, wie eine Beförderung, bis zu negativen, wie der Umgang mit Stress bei der Arbeit. Die Person, der die Geschichte erzählt wurde, reagierte entweder mit Empathie oder neutral.

Als die Teilnehmer diese Reaktionen benoteten und ihre Eindrücke von der Fähigkeit des Einzelnen, Empathie zu zeigen, darlegten, veränderten die Forscher das Szenario. Sie gaben den Teilnehmern mehr Informationen über die Person, die die Geschichte erzählt, und machten sie entweder zu einer positiven oder negativen Figur in der Gesellschaft. Geschichtenerzähler, die in einem negativen Licht erscheinen sollten, wurden als weiße Nationalisten oder Impfgegner präsentiert. Diejenigen, die in einem positiven Licht dargestellt wurden, arbeiteten angeblich in einem Kinderkrankenhaus.

Die Ergebnisse zeigen, dass die Teilnehmer den jeweiligen Geschichtenerzähler nicht nur aufgrund seines Hintergrunds mochten oder nicht mochten, sondern dass sie auch weniger Respekt vor Menschen hatten, die sich in jemanden einfühlen, den die Versuchsteilnehmer selbst nicht gutheißen. Menschen, die Empathie für einen Geschichtenerzähler zeigten, der sich als weißer Nationalist oder Impfgegner entpuppte, wurden von den Teilnehmern ebenfalls verurteilt.


Das scheint die Crux bei der Sache zu sein: Leute, die Männer verabscheuen, hegen gegenüber Maskulisten, die für diese Männer Empathie empfinden und ihre Leiden nachfühlen können, besondere Verachtung. Umgekehrt lässt sich schlussfolgern: Wer Maskulisten als Feindbild betrachtet, hasst vermutlich auch Männer.

"Menschen werden oft dazu ermutigt, sich in unbeliebte Menschen einzufühlen, aber unsere Ergebnisse legen nahe, dass sie dafür nicht immer wohlwollend betrachtet werden", berichten [Versuchsleiter Andre] Wang und Studien-Co-Autor Andrew Todd.

In diesen polarisierenden Zeiten, sagen die Forscher, wird mehr Einfühlungsvermögen für andere oft als Heilmittel für die soziopolitischen Spaltungen in der Gesellschaft angesehen. Die Studienergebnisse deuten jedoch darauf hin, dass Empathie zu einer Eigenschaft wird, die eng mit dem sozialen Status verbunden und nur wenigen Auserwählten vorbehalten ist.


Klar. Deshalb gibt es zu Lasten von Männern den Gender-Empathie-Gap.

"Ist mehr Empathie immer besser? Nicht nach Meinung unserer Teilnehmer", fügt Wang hinzu. "Unsere Ergebnisse legen nahe, dass die Menschen Empathie als ein soziales Signal sehen. Mit wem Sie sich einfühlen, zeigt, um wen Sie sich kümmern und wofür Sie stehen. Empathie ist natürlich wertvoll. Aber sie ist kein Allheilmittel. Wenn Menschen, die sich über soziale Gräben hinweg einfühlen, zurückgewiesen werden, dann überbrückt Empathie diese Gräben vielleicht nicht immer. Stattdessen könnte sie sie sogar verstärken."




4. Die Post. Gestern berichtete Genderama, Berlin habe jetzt eine App für alle, die sich diskriminiert fühlen. Einer meiner Leser schreibt mir dazu:

Habe mir die App gerade kurz angeschaut. Auf die Schnelle finde ich keine Möglichkeit wie ich als weißer Hetero-Mann Diskriminierungen melden kann. Vielleicht geht es, aber einfach zu finden ist es nicht. Eine App für "Alle die sich diskriminiert fühlen" sähe anders aus.


Ein anderer Nutzer berichtet auf Twitter über dieselbe Erfahrung. Es handelt sich also wieder mal um eines dieser "Anti-Diskriminierungs"-Dinger, die selbst als erstes diskriminieren.

Mehr Post. Viele Medien berichten über den neuen Terror in Frankreich unter Überschriften wie: "Frau in Kirche enthauptet" und "Frau wurde in Basilika von Nizza enthauptet". In einem weiteren Artikel heißt es.

Ein Attentäter ermordet in Nizza zwei Frauen. Es überrascht nicht, dass in Frankreich die Nerven blank liegen. Doch dieser mörderische islamistische Wahnsinn ist inzwischen Alltag in Europa. Der Kampf gegen solch eine Ideologie muss eine europäische Priorität werden.

(…) Der Täter enthauptete eine 70 Jahre alte Rentnerin. Das zweite Opfer war eine 30-jährige Mutter. Laut Zeugen sagte sie noch den Satz: "Sagt meinen Kindern, dass ich sie liebe", bevor sie starb. Dem Küster der Kirche schnitt der Attentäter die Kehle durch. Nachdem die Polizei den Mörder niederstreckte, soll dieser "wieder und wieder" "Allahu akbar" gerufen haben, berichtete der sichtlich verstörte Bürgermeister von Nizza, Christian Estrosi.


Einer meiner Leser schreibt mir hierzu:

Hi Arne,

dir fällt es wahrscheinlich sofort auf: In der Einleitung tauchen nur zwei ermordete Frauen auf, erst im zweiten Absatz am Ende kommt der getötete Mann kurz ins Spiel.

Ich ertrage diese ungleich Behandlung in scheinbar "wertvolle" Tote und Nebensatzopfer einfach nicht mehr. Das ist pietät- und geschmacklos in meinem Augen.

War ja nur ein Mann, der da in der Kirche mit Kehlschnitt verblutete … Unerträglich!


Aber wie wir eben gelernt haben: Wer hier emapthisch ist und darauf hinweist, dass ein ermordeter Mann nicht nur als Art Nachtrag der Vollständigkeit halber erwähnt werden sollte, gilt in unserer Gesellschaft schnell als Unsympath.

Donnerstag, Oktober 29, 2020

Franziska Giffey (SPD): Gutachten mehrfach rechtswidrig – News vom 29. Oktober 2020

1.
Die Freie Universität Berlin hätte Familienministerin Franziska Giffey in der Plagiatsaffäre um ihre Doktorarbeit den Titel entziehen müssen, wenn die FU sich an die einschlägigen Maßstäbe für den Umgang mit Fälschungen gehalten hätte: Zu diesem Schluss kommt der Wissenschaftler Klaus Gärditz am Mittwoch bei einer Pressekonferenz der Berliner CDU-Fraktion.


Das berichtet Spiegel-Online. Klaus Gärditz, Professor für öffentliches Recht der Universität Bonn, zerpflückte ein Gutachten der FU Berlin, das dazu führte, dass Giffey ihren Doktortitel behalten durfte und wegen ihres Betrugs lediglich mit der eigens für die Frauenministerin erfundene Sanktionsform "Rüge" bestraft wurde. Gärditz zufolge habe das zuständige Gremium die rechtlich einschlägigen Maßstäbe zur Beurteilung der Täuschungen verkannt.

Die FU gehe zwar selbst ausdrücklich davon aus, dass die bei Giffey festgestellten bedingt vorsätzlichen Täuschungen "einen systematischen Charakter" hätten, mache aber relativierend geltend, dass die Arbeit trotzdem wissenschaftlich hochwertige Teile enthalte. Das sei laut einem wegweisenden Urteil aber falsch. Denn das Bundesverwaltungsgericht habe in einem Leiturteil festgestellt, dass systematisches und planmäßiges Plagiieren eine Dissertation präge, unabhängig davon, ob es noch eigenständige Teile der Arbeit gebe, die unbelastet seien, so Gärditz in seinem Gutachten. "Anderenfalls wäre kaum eine der zahlreichen Doktorgradentziehungen - die bislang beinahe allesamt von Gerichten bestätigt wurden - wegen Plagiats möglich gewesen", weil Dissertationen ohne originäre Eigenanteile der Promovierenden "höchst selten sind."

Außerdem analysiert der Professor anhand des Berliner Hochschulgesetzes, dass das Mittel einer Rüge gar nicht vorgesehen und möglich ist und dass darüber hinaus die Rechtmäßigkeit des von der FU eingesetzten Gremiums fraglich sei.

"Der vorliegende Fall weist eine auffällige Summation erheblicher Rechtsverstöße auf", so Gärditz abschließend in seinem 26-seitigen Gutachten, das dem SPIEGEL vorliegt: "Die Hochschulleitung hat aufgrund des Vorschlags eines unzuständigen Gremiums eine gesetzeswidrige Rüge ausgesprochen und sich hierbei auf einen Bericht gestützt, der die rechtlich einschlägigen Maßstäbe grundsätzlich verkennt."

(…) Dass die CDU ihrerseits ein Gutachten in Auftrag gegeben hat, begründete Adrian Grasse, forschungspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion, damit, dass die Opposition die Institutionen kontrollieren müsse. Die sei ihr bisher aber kaum möglich gewesen. Denn das interne Gutachten der FU über die Plagiatsaffäre war fast ein Jahr unter Verschluss. Erst durch eine Klage des Asta hatte die CDU Anfang Oktober ihrerseits Einblick und konnte das Gutachten in Auftrag geben.


Sowohl Grasse als auch Gärditz fordern, das Verfahren gegen die Betrügerin neu aufzurollen. Dass gerade jetzt publik wird, mit welchem Ausmaß an Rechtsverstößen Giffey geschützt werden soll, ist für die SPD-Ministerin unglücklich: Sie soll in zwei Tagen beim Landfesparteitag der Berliner Sozialdemokraten zur neuen Landesvorsitzenden gewählt werden, um dann Spitzenkandidatin ihrer Partei für die Landtagswahl im nächsten Jahr zu werden und den amtierenden Regierenden Bürgermeister Michael Müller zu beerben.

Die Frankfurter Allgemeine sieht beim Umgang mit der Plagiatorin Giffey ein "Versagen auf ganzer Linie". Die Berliner Zeitung kommentiert:

Noch gibt sich Familienministerin Franziska Giffey sehr gelassen, wenn es um ihre mehr als umstrittene Doktorarbeit geht. Doch die Anzeichen mehren sich, dass sie mit dieser Vorgehensweise nicht mehr lange durchkommen wird. (…) Bei der Causa Giffey gibt es viele Indizien dafür, dass sich ein roter Filz um das gesamte Geschehen schmiegt: Der Wissenschaftssenator, der die Rechtsaufsicht über das FU-Verfahren lieber nicht wahrgenommen hat, heißt Michael Müller. Der Regierende Bürgermeister wird sein Amt als Landesvorsitzender der SPD am Sonnabend an Giffey abgeben. Nicht ganz freiwillig, aber man sitzt dennoch im gleichen Boot, denn Müller will im Gegenzug in den Bundestag wechseln. Ärger kann er daher ebenso wenig gebrauchen wie Giffey.

Die FU war bei diesem Anliegen behilflich: Das Gutachten, das Giffey der vorsätzlichen Täuschung schuldig spricht und sie dennoch nicht verurteilt, blieb lange unter Verschluss. Das Gremium, das es erarbeitet, wurde von der Professorin mit ausgesucht, die die Doktorarbeit einst betreut hatte. Sie dürfte wenig Interesse an einer Aberkennung gehabt haben. Die Rüge, die Giffey ausgesprochen wurde, ist gesetzlich überhaupt nicht verankert. Ganz klar: Dieses Verfahren muss neu aufgerollt werden.


Der Berliner "Tagesspiegel" listet die Kette an Rechtsverstößen auf, zu denen es im Fall Giffey mittlerweile gekommen sei. Seinem Gutachten zufolge kann Professor Gärditz "auch nicht nachvollziehen, warum die Senatskanzlei für Wissenschaft zumindest nicht prüfte, im Rahmen ihrer Rechtsaufsicht gegen die FU einzuschreiten".

Der Professor für Strafrecht Holm Putzke urteilt zu der Affäre:

Spätestens jetzt muss Giffey ihren Doktorgrad verlieren. Hätte sie auch nur einen Hauch von Anstand, würde sie ihn freiwillig ablegen.


Solcher Anstand scheint Giffes jedoch fremd zu sein, solange sie von einem Klüngel von Genossen geschützt wird, die denselben Anstand vermissen lassen.



2. Der Kabarettist Dieter Nuhr lehnt die "gendergerechte Sprache" ab:

"Bestimmte Gruppen beanspruchen da für sich die Hoheit über die Zeichen, die Herrschaft über die Sprache", sagte er. "Das ist unbelegter ideologischer Krempel, der jeder Grundlage entbehrt. Ich habe noch kein einziges Argument dafür gehört, dass, wenn ich ein ‚-innen‘ anfüge, dies die Stellung von Frauen oder Trans-Personen in der Gesellschaft ändern würde."




3. Berlin hat jetzt eine App für alle, die sich diskriminiert fühlen. Schreibt mir ruhig mal, welche Erfahrungen ihr damit gemacht habt.



4. Auf Twitter versuchen sich Stefan Niggemeier und Hanning Voigts mit Männer-Bashing zu profilieren, indem sie vor allem Männern vorwerfen, Atemschutzmasken falsch zu tragen. Das ist der gewohnte populistisch-sexistische Unfug, wie eine aktuelle Studie zu diesem Thema verrät:

Kürzlich haben Autoren der populären Presse behauptet, dass Männer während der COVID-19-Pandemie seltener Gesichtsmasken tragen. Wir untersuchen diesen Gedanken im vorliegenden Artikel anhand der Analyse von drei vorhandenen Datensätzen. (…) Über die drei Datensätze hinweg war die in der Stichprobengrösse gewichtete meta-analytische Korrelation zwischen Geschlecht und Maskentragen statistisch nicht signifikant. (…) Das Geschlecht hatte jedoch signifikante Beziehungen zu zwei Wahrnehmungen der Gesichtsmaske. Männer nahmen Gesichtsmasken eher als Beeinträchtigung ihrer Unabhängigkeit wahr, während Frauen Gesichtsmasken eher als unangenehm empfanden.


Die beiden Geschlechter nehmen Atemschutzmasken also aus unterschiedlichen Gründen als lästig wahr, aber es gibt keinen Unterschied zwischen Frauen und Männern, was das Tragen dieser Masken angeht. (Toxische) Männlichkeit stellt sich einmal mehr als Scheinproblem heraus, das zu nichts anderem als polemischer Stimmungsmache dient. Vielleicht sollten einige Leute endlich ihren eigenen Sexismus in den Griff bekommen, statt ihn immer wieder anderen Menschen zu unterstellen.

Mittwoch, Oktober 28, 2020

Grüne: Alte weiße Männer fühlen sich gemobbt – News vom 28. Oktober 2020

1. Bei den Leverkusener Grünen fühlen sich ältere Parteimitglieder inzwischen gemobbt. Auf einer Mitgliederversammlung wurde der Konflikt jetzt offen angesprochen:

Nachdem der Ex-68er Grüne Klaus Wolf auf der Tagung mit seiner Fundamentalkritik am Parteivorstand die anderen 35 Sitzungsteilnehmer geschockt hatte, versuchte die Parteiführung am Montag die Wogen zu glätten. Der Vorstand widersprach dem Vorwurf von "mangelnder Transparenz" und "Erfolgsbesoffenheit". Wolf war aber auf der Versammlung nicht einfach so der Kragen geplatzt, seine sehr harsche Kritik hatte er wohl vorbereitet und schriftlich fixiert. "Ich habe das Vokabular bewusst so scharf gewählt", bestätigte er im RP-Telefonat. Das alles habe eine längere Vorgeschichte. Sein Statement hatte er mit "alte weiße Männer" überschrieben, die bei den Grünen gemobbt würden. Es gebe außer ihm noch mehr "alte" Grüne, die sich übergangen fühlten, sich aber vor öffentlichen Äußerungen fürchteten. Auch Grünen-Fraktionsvorsitzende Roswitha Arnold bestätigte, dass es "Verletzungen" gegeben habe.


Hier findet man den vollständigen Artikel.



2.
Verfassungsgerichte kippen die Quotenregelungen für Parlamentswahlen in Thüringen und Brandenburg. Das ist gut so, denn Frauen sind auch ohne rechtswidrige Unterstützung stark genug, um in der Politik Karriere zu machen. Wenn sie es wollen.


Hier geht es weiter mit dem Artikel von Christine Brinck.



3. Eine neue Studie zeigt: Väter, die stärker in die Erziehung eines Säuglings involviert sind, zeigen im ersten Jahr der Elternschaft seltener depressive Symptome.

Dienstag, Oktober 27, 2020

Pressegespräch: Gewaltschutzhäuser statt Frauenhäuser gefordert – News vom 27. Oktober 2020

1. In einem Pressegespräch unter dem Motto "Gewalt kennt kein Geschlecht" haben sich Mitglieder der "IG Jungen, Männer, Väter" gestern im Presseclub München den Fragen von Journalisten gestellt. Die Initiative fordert geschlechtsunabhängige Gewaltschutzhäuser statt sexistische Frauenhäuser. Vorbilder hierfür existierten in Finnland und Norwegen seit den 40er Jahren und seien auch hierzulande überfällig: Gewalt gehe von einer Person aus, nicht von einem Geschlecht.

Das etwas mehr als einstündige Pressegespräch steht auf Youtube online. In einem begleitenden Text unter dem Video heißt es:

Nimmt die aktuelle Bundesregierung die partnerschaftliche Gleichberechtigung wirklich ernst? Die bundesweite Interessengemeinschaft Jungen, Männer und Väter (IG JMV) zweifelt an, dass beide Geschlechter von der Politik wirklich gleichberechtigt werden, wie ein Ende September 2020 herausgegebenes Dossier suggeriert. Dazu gibt die Männerinitiative einen aktuellen Stand zur häuslichen Gewalt in der Forschung, die im Widerspruch zur "Vermutungskultur" des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) gerade in Zeiten der Corona-Pandemie steht.

Deshalb stellt sich für die Initiative auch die Frage, ob "heilige Kühe" wie das Dogma "Gewalt ist männlich" geschlachtet werden müssen. Ist die Kooperation der Politik mit feministischen Organisationen ein Grund für die Ungleichbehandlung? Muss das Phänomen "häusliche Gewalt" überhaupt typischerweise mit einem Geschlecht verbunden werden? Können geschlechtsneutrale "Gewaltschutzhäuser" statt "Frauenhäuser" in der Praxis mehr Schutz bieten? Das Bundesfamilienministerium hat es nach Ansicht der Männerinitiative in den letzten zwei Jahrzehnten versäumt, das Problem der Gewalt in Familien konstruktiv anzugehen. Kann die Zerschlagung des bisherigen Bundesfamilienministeriums ein Weg zu mehr Gleichberechtigung sein?

Die IG JMV versteht sich als überparteilicher bundesweiter Zusammenschluss von Männer- und Väterinitiativen wie z. B. MANNdat e. V., Väterbewegung sowie Trennungsväter e. V. mit insgesamt rund 300 Mitgliedern und nimmt beim Pressegespräch zu den genannten Fragen in der Familien- und Geschlechterpolitik Stellung.

Auf dem Podium: David Müller, Sprecher der bundesweiten Interessengemeinschaft Jungen, Männer und Väter (IG JMV), MANNdat. e. V. sowie Thomas Penttilä, 1. Vorsitzender Trennungsväter e. V.




2.
Die institutionalisierte Frauenförderung macht es den Frauen zunehmend schwer, ihr wahrhaftes Können zu beweisen. Sie setzt alle Frauen dem Verdacht aus, dass sie es aus eigener Kraft nicht schaffen und ständig Entscheidungshilfe brauchen. Wer Frauen nicht systematisch stigmatisieren möchte, sollte damit aufhören.


Hier geht es weiter mit dem Artikel von Claudia Wirz in der Neuen Zürcher Zeitung.



3. Die "taz" hat zwei Bewohnerinnen (oder im taz-Deutsch "Bewohner*innen") des geräumten "feministischen Wohnprojektes" Liebigstraße getroffen und interviewt sie für einen Artikel, der eine Mischung aus Nachruf und Heldenverklärung wird:

Die Liebig34 diente Flint*Personen als „Safespace“, als ein geschützer Ort, wie Lena und Emma erklären. Der Begriff Flint* schließt alle Personen ein, die im Patriarchat diskriminiert werden: Frauen, Lesben, Intersexuelle, Nichtbinäre, Transpersonen.


Bezeichnend ist, dass Schwule nicht mehr dazu gehören. Sie haben offenbar das falsche Geschlecht.

Bei der Räumung der Liebig34 waren 1.500 Polizist*innen im Einsatz. Um sich Zugang zum verbarrikadierten Haus zu verschaffen, werkelten Beamt*innen mit Flex, Brecheisen und einer Kettensäge an den Eingängen herum. "Das war ein Akt patriarchaler Gewalt", sagt Emma. "Zu sehen, wie männliche Polizisten in unser Zuhause eindringen – einen Ort ohne Cis-Männer –, und die dann auch noch sexistische Sprüche kloppen: Das war nur schwer zu ertragen."


"Patriarchat" ist also, wenn Eigentum, das sich andere Leute widerrechtlich unter den Nagel gerissen haben, dem tatsächlichen Eigentümer zurückgeführt wird. Schön, dass wir damit endlich eine Definition des Begriffs "Patriarchat" haben.

Anzeige gegen die Polizei wolle das Kollektiv aber nicht erstatten. Lena wirft ein: "Wir leben in einem kapitalistischen Patriarchat, und dass das Patriarchat solche Machtmechanismen einsetzt, wundert nicht." Sätze wie diese sagen Lena und Emma häufig. In jede Antwort bauen sie politische Phrasen ein. Je länger das Gespräch dauert, desto beeindruckter ist man davon, wie präzise sich die beiden ausdrücken, wie wortgewandt sie sind.


Ebenso beeindruckend: Im "Patriarchat" scheinen die Leitmedien dieses Systems auf der Seite der Gekenechteten und Unterdrückten zu stehen, während die angeblichen Herrscher dieses Systems, also die Männer, vor allem mit Feindseligkeiten rechnen müssen. Wie widersinnig diese Logik ist, fällt aber in der gedanklichen Filterblase, in der sich Besetzer und Journalisten miteinander eingerichtet haben, gar nicht mehr auf.

Emma fügt hinzu: "Unsere Ziele sind ja nicht weg, nur weil das Haus weg ist. Die Idee der Liebig34 lebt weiter. Und vielleicht ist sie umso gefährlicher für das Patriarchat, wenn sie auf der Straße ist."


Danke, ja, wir haben die brennenden Autos der angeblichen Unterdrücker gesehen. Diese Gewalt geht aber natürlich okay, weil sie nicht "patriarchal" ist.

Wo sich die ehemaligen Bewohner*innen treffen, was sie besprechen und wie sie ihre Ziele umsetzen wollen, das erzählen Lena und Emma nicht. Fürs Erste seien alle irgendwo untergekommen.


Klar. schließlich trifft Obdachlosigkeit im Patriarchat vor allem die männliche Herrscherkaste.

Und so einen Artikel findet man in Medien, die sich gleichzeitig über die ähnlich bizarren Verschwörungstheorien von QAnon lustig machen.

Immerhin zeigen einige Leser in den Kommentaren, dass sie bei diesem Quatsch nicht mehr mitgehen:

Also wenn man die Hausprojekte danach sortieren würde, auf welches man innerhalb der Berliner linksradikalen Szene eher keinen Bock hatte, ist die Liebig 34 eindeutig ganz vorne gewesen. Mich hat es eher gewundert, dass trotzdem noch so viele Menschen zu den Demos gekommen sind. Die starke Fluktuation im Haus und die ideologische Feindseligkeit selbst gegen Supporter des Hauses, gegen das ehemalige XB Kollektiv und gegen Bewohner, die nicht auf Linie waren, empfand ich schon vor Jahren als erschreckend. Ich habe es schon vor Jahren prognostiziert, dass das Haus, wenn es so weitergeht, irgendwann sang und klanglos geräumt wird, und so ist es am Ende auch gekommen. Wirklich schade [über] den Raum, aber diese ideologischen Dogmatiker des Hauses tragen mindestens eine Mitschuld am Status Quo. Ein Freiraum oder ein Safespace war das Haus schon länger nur für wenige.


Krudes Weltbild. Ein Haus als Genossenschaft zu kaufen wird als kapitalistisch abgelehnt. Aber wegnehmen aka besetzen ist ok. Und wer entscheidet, wer wo wohnt, wenn alles weggenommen wird? Gibt es dann die Richtigen und die Falschen, die wo wohnen dürfen? Wie werde ich ein Richtiger und muss ich dann zu einem Bundeswohnungsrat zwecks Wohnungszuteilung? Ach ja, im Kommunismus müssen Häuser auch geplant, finanziert und gebaut werden. Statt über den Mietpreis wird halt per Wohlgefallen und Parteinähe vergeben. Was für ein Fortschritt ...


Schon jetzt entscheiden unsere Medien nach "Wohlgefallen und Parteinähe" danach, welche Widerständler gegen das herrschende System positiv dargestellt werden und welche nicht. Es ist allerdings bemerkenswert, wenn dabei aus der anscheinend beabsichtigten Heldenverehrung eine intellektuelle Bankrotterklärung der radikalen Linken wird.



4. Es gibt immer noch neue Artikel zum als verfassungswidrig erkannten feministischen Wahlrecht ("Paritätsgesetz") in Thüringen und Brandenburg.

"Nun liegt die Hoffnung auf Merkel" schlagzeilt die Süddeutsche Zeitung:

Nach dem Scheitern des Paritätsgesetzes in Brandenburg ruhen die Hoffnungen auf Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), mehr Tempo bei der gleichberechtigten Teilhabe von Frauen und Männern in Deutschland zu machen. "Meine Hoffnung ist, dass die Bundeskanzlerin noch ein Vermächtnis für die Gleichstellung hinterlässt", sagte Jutta Allmendinger, Präsidentin des Wissenschaftszentrums für Sozialforschung in Berlin, am Sonntag der Süddeutschen Zeitung. Merkel habe ja einiges für Frauen bewegt.


Auf Telepolis sieht Birgit Gärtner in dem Urteil der Verfassungsrichter und Verfassungsrichterinnen, das ein "männerbündlerisches System" zementiere, eine "schallende Ohrfeige für die Gleichberechtigung". Die Verfassungsrichter und Verfassungsrichterinnen hätten "männlich dominierte politische Systeme über das Recht von Frauen an gesellschaftlicher und politischer Teilhabe" gestellt. Das politische Unlgeichgewicht im Parlament lasse sich Gärtner zufolge daraus erklären, dass Frauen den Laden am Laufen hielten, weshalb ihnen die Zeit für politisches Engagement fehle, während Männer die Richtlinien bestimmten. Um dies zu ändern, müssten Frauen, so Gärtner, endlich "aufhören, sich um alle und jede zu kümmern, und anfangen, sich um sich selbst zu sorgen, ihre Interessen selbst in die Hand zu nehmen und nachdrücklich zu vertreten".

Klar, das ergibt Sinn. Weil Männer ein so viel größeres Reservoir an frei verfügbarer Zeit haben, gibt es auch zuhauf männerpolitischen Aktivismus und so gut wie keinen von der Frauenbewegung, die in der Geschlechterdebatte praktisch unsichtbar ist.

In der Berliner Zeitung kommentiert Maritta Tkalec das aktuelle Gerichtsurteil so:

Jeder Satz ist eine Ohrfeige für die Urheber des Gesetzes. Und noch ein Hieb: Zu den unbedingt verteidigenswerten Verfassungsgrundsätzen gehöre, dass ein Abgeordneter dem ganzen Volk verpflichtet sei und nicht einer speziellen Gruppe – seien es Frauen, Christen, Migranten, Linkshänder oder Homosexuelle. Gut, daran erinnert zu werden, man läuft ja nicht mit der Verfassung unterm Arm durchs Leben. Nun sieht man entsetzt, mit welcher Bedenkenlosigkeit manche Volksvertreter demokratische Grundsätze über den Haufen werfen.

(…) Die verfassungsrechtlichen Normen waren im Paritäts-Lager bekannt. Doch man setzte sich darüber hinweg nach dem schlechten Motto "Der Zweck heiligt die Mittel". Lenin fand, Lüge, Intrige, Verleumdung, ja Mord seien statthaft, wenn es dem Aufbau einer besseren Welt dient. Ein übles Beispiel, nicht vergleichbar mit den aktuellen Vorgängen. Aber es kann einen viel lehren. Wer im Überschwang vermeintlich guter Absichten die Demokratie untergräbt, richtet Schaden an.

Die ganze Geschichte wird noch ungemütlicher, wenn man zugibt, dass mit der AfD eine völkische, in Brandenburg und Thüringen rechtsextremistisch dominierte Partei das verfassungswidrige Treiben stoppte. Auch die NPD tat mit. Hatten Union oder FDP keine Lust, ihrer Oppositionspflicht zu genügen? Waren sie zu feige?

Schlimmer noch: Der Brandenburger Fall ist nur der jüngste einer Reihe erfolgreicher AfD-Aktionen, die de facto auf die Verteidigung von Recht und Gesetz hinausliefen. In Berlin bewirkte die AfD im Landtag, dass Steuervergehen der Linken-Senatorin Katrin Lompscher bekannt wurden. Sie musste zurücktreten, die Staatsanwaltschaft ermittelt. Die AfD löste eine Untersuchung des Verfahrens aus, mit dem SPD-Spitzenfrau Franziska Giffey vor dem Verlust ihres Doktortitels bewahrt werden sollte: Der Giffey-Fanclub in der Freien Universität hatte zu diesem Zweck das nicht existierende Instrument der Rüge erfunden.

(…) Fährt den anderen Parteien nun endlich der Schreck in die Glieder? Prüfen sie sich jetzt selbst auf Verfassungstreue? Oder existiert ein überparteilicher Filz der Etablierten, der die demokratischen Reflexe lähmt?


Schaut man in die sozialen Medien entdeckt man erschreckend häufig das umgekehrte Argument: Wenn unsere Verfassung von AfD und NPD geschützt werde, zeige das nur, wie rechtsradikal-patriarchal diese Verfassung sei. Diese Leute würden nicht mal vor sich selbst erschrecken, wenn es ihnen tatsächlich gelungen wäre, die Demokratie beiseite zu fegen.

Bei n-tv erklärt Monika Polzin, Professorin für Öffentliches Recht: "Paritätsgesetze sind gefährlich". Dazu führt sie folgendes aus:

Die Theorie hinter dem Gesetz ist ja: Wenn mehr Frauen in den Parlamenten sind, wird bessere Politik gemacht, haben Frauen auch mehr Rechte. Diese Strategie halte ich für unterkomplex. Die Tatsache, dass Frauen im Parlament sitzen, heißt nicht, dass automatisch Frauenrechte gewahrt werden. Als ob Frauenrechte nur durch Frauen gewahrt werden könnten. Und was sind überhaupt Frauenrechte? Was wollen Frauen? Es gibt ja keinen einheitlichen Willen bei Frauen, die wollen ganz verschiedene Dinge.

(…) Die Staatsgewalt geht vom Volk aus, nach dem Prinzip der Volkssouveränität. Aber die Paritätsbefürworter sagen: Es gibt kein einheitliches Staatsvolk mehr, sondern wir teilen es nach Geschlecht auf. Es gibt Männer und Frauen, und die haben grundsätzlich den Anspruch auf die Hälfte der Parlamentssitze. Das ist ein anderes Verständnis von Demokratie als in unserem Grundgesetz.

(…) Diesen Gedanken finden Sie eher im 19. Jahrhundert, als die Ständeversammlungen eingerichtet wurden. Da hat man das Volk auch eingeteilt: in Klerus, Adel, Großgrundbesitzer et cetera. All diese Stände sollten in der Ständeversammlung ihre Interessen vertreten können. Das Grundgesetz macht diesen Unterschied aber nicht. Paritätsgesetze machen diesen Unterschied und deswegen sind sie gefährlich. Letztlich können solche Paritätsgesetze die Demokratie vollständig abschaffen.

(…) Um dieses Ziel zu erreichen, sind freie Wahlen kein gutes Mittel. Denn sie könnten dazu führen, dass die Zusammensetzung der Gesellschaft eben nicht korrekt gespiegelt wird. Wenn man also ein Parlament anstrebt, in dem all diese unterschiedlichen Gruppen repräsentiert sind, müsste man die Zusammensetzung des Parlaments bestimmen anstatt sie zu wählen. Überspitzt gesagt am besten per Computerprogramm. Ein Algorithmus müsste mathematisch sicherstellen, dass alle ausreichend vertreten sind. Es wäre das Ende der freien und gleichen Wahl.


Gut, das ist der Nachteil. Der Vorteil wäre: Das "Patriarchat" ist endlich überwunden und von kriminellen Linksradikalen über die Vertreter führender politischer Parteien bis zu Medien wie "taz" und Telepolis bräche großer Jubel aus.

Wie sind wir eigentlich in einer Gesellschaft gelandet, in der die Demokratie fast nur noch von Verfassungs- und Männerrechtlern geschützt wird?



5. Der bekannte Väterrechtler Franzjörg Krieg prangert in einem aktuellen Beitrag den "alltäglichen Sexismus gegen Väter" an - und zerlegt damit en passant das weltfremde Geschwurbel von einem "herrschenden Patriarchat":

Eine Mutter entführt das Kind auf 500 bis über 1000 km und entzieht es damit dem Vater – nichts geschieht, außer dass ihr eventuell das Alleinige Aufenthaltsbestimmungsrecht in einer Einstweiligen Anordnung hinterhergeworfen wird.

Ein Vater fährt mit dem Kind in den vorher zwischen den Eltern vereinbarten Urlaub – er wird völlig schuldfrei, nur aufgrund einer emotionalen Störung der Mutter, von einem SEK gejagt und auf der Autobahn gestellt. (Und natürlich bezahlt der Steuerzahler – also mehrheitlich wir arbeitenden Väter – den ganzen Wahnsinn!)

Eine Mutter verprügelt täglich die vier Söhne – in der Verhandlung beim OLG wird darüber gesprochen – nichts geschieht.

Ein Vater gibt seinem 9-jährigen Sohn, der seine 4-jährige Schwester geschlagen hat, eine Ohrfeige – er kommt nur mit einer Strafzahlung von 3000 Euro, beschädigt als Gewalttäter, aus dieser Sache raus.

Eine defizitäre nicht eheliche Mutter hat schon einmal bei einem Kind gezeigt hat, dass sie nicht sorgefähig ist – beim nächsten Kind bekommt sie die Alleinige Sorge, nur, weil sie weiblich ist.

Der Vater des Kindes bekommt NICHTS, weil die Mutter das nicht will.

Ich könnte ein Buch nur mit solchen Diskriminierungstatbeständen füllen, denn sie sind politisches Programm in dieser BRD.

Und für alle oben geschilderten Fälle habe ich griffige Beispiele mit allen Namen und Fakten.


Vor diesem Hintergrund richtet Franzjörg Krieg einen Apell an seine Leser:

Beobachtet die Sexistinnen und Sexisten in den Parteien, im Bundestag, in den Ämtern und Organisationen, unter den Professionen und gebt ihnen die Beachtung in allen Medien, die sie brauchen und die sie sich redlich verdient haben.

Es ist nicht zielführend, immer wieder sein Leid über die sexistische Diskriminierung zu klagen. Bringt euere Macht da an, wo sie am effektivsten wirkt: Am Wahltag!

Dazu ist aber notwendig, dass ihr euch als Männer und Väter nicht mehr über euer Dasein als Arbeitnehmer definiert. Macht euer Vatersein – wie Frauen ihr Muttersein – zum wichtigsten Element eueres Lebens und

WÄHLT NUR NOCH ALS VATER!

Seht genau hin, wer etwas für euch als Väter tut und wer euch nur betrügt, quält und entrechtet – und das seit Jahrzehnten. Jede wichtige Veränderung, wie z.B. das Sorgerecht für nicht eheliche Väter, kam von außen, in diesem Fall vom Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte. Und alle – Bundesverfassungsgericht und Politik – spielten in diesem Fall eine erbärmliche Rolle.

Gerade werdet ihr wieder betrogen – die längst überfällige und deshalb in der Koalitionsvereinbarung vor 7 Jahren festgeschriebene Familienrechtsreform wurde eben erst von der SPD gekippt. Statt Väter endlich ebenfalls wertzuschätzen, sollen soziale Mütter als lesbische "Mitmutter" mit dem Gemeinsamen Sorgerecht bedacht werden.

Das ist die konstante Abwertung, die deutsche Politik für euch übrig hat.

REAGIERT ENDLICH DARAUF!

Zeigt, dass euer Stolz noch nicht gebrochen ist, zeigt Rückgrat und zahlt es denen heim, die das organisieren, planen und machtpolitisch in die Tat umsetzen.

Die nächste Bundestagswahl muss an einem Sonntag zwischen dem 29.08. und dem 25.10.2021 stattfinden. Wenn wir den 29.08. als ersten möglichen Termin annehmen, haben wir ab heute noch 307 Tage Zeit. Das ist genug, um uns zu organisieren und unsere Kräfte zu bündeln.


Montag, Oktober 26, 2020

Alice Schwarzer empört: "Christian Lindner begrüßte Arne Hoffmann mit offenen Armen" – News vom 26. Oktober 2020

1. Alice Schwarzers "Emma" hat Christian Linnder zum "Sexist Man Alived" gekürt, also in etwa zum "sexistischsten Mann der Welt". Warum? Lindner hatte nicht nur gescherzt, er hätte mit Generalsekretärin Linda Teuteberg "ungefähr 300 Mal den Tag begonnen" (bei einer morgendlichen Telefonkonferenz) – eine schräge Formulierung, für die er sich schnell entschuldigt hatte. Was sonst ist Lindner anzukreiden? Spiegel-Online fasst die Anklage zusammen: "Voraus gingen zahlreiche Ausrutscher des leidenschaftlichen Porschefahrers in den vergangenen Jahren - Hobbys: Grillen, Sport, Autos. Der Mann hat's offenbar nötig." Im Weltbild der Emmas, die offenbar glauben, Noten verteilen zu können, wie sich echte, kernige Männlichkeit zeigt, ist Lindner damit ein "Möchtegernmann". Dasselbe Lager würde sich verbitten, wenn ein Männerklüngel öffentlich beurteilen würde, wie weiblich Alice Schwarzer ist. Da wird der eigene Sexismus doch recht fleißig auf den politischen Gegner projiziert.

Weitere Sünden, die die "Emma" Lindner in ihrem Artikel ankreidet: Er lehnt die Frauenquote ab, findet ein Verbot angeblich sexistischer Werbung spießig und begrüßte mich "mit offenen Armen", obwohl ich doch ein Männerrechtler bin. Wer für die Anliegen von Männern eintritt, gilt im Hause Schwarzer anscheinend als Sexist. Außerdem bezeichnet mich die "Emma" in ihrem Beitrag als "antifeministisch". Das trifft etwa so weit zu, wie auch diverse Landesverfassunsgerichte "antifeministisch" sind. Heutzutage gilt ja schon als "antifeministisch", wer das Grundgesetz verteidigt.

Trotzdem darf man den "Emmas" für ihr Anpampen Lindners dankbar sein. Das Blatt zeigt damit sehr deutlich, was ein Mann im Jahr 2020 Schlimmes verbrechen muss, um nicht nur als "sexistisch" beschimpft zu werden, sondern sogar als sexistischster Mann von allen. Wenn Christian Lindner bereits der Extremfall in unserer Gesellschaft ist, dann hat sich das Thema "Sexismus gegen Frauen" im wesentlichen erledigt.

Ich habe mich am Wochenende mit ein paar Leuten zum Essen getroffen und dabei auch von dieser Nummer erzählt. Mehrere Frauen fragten amüsiert: "Die Schwarzer hat Lindner unter anderem deshalb zum sexistischen Mann der Welt gekürt, weil er dich mit offenen Armen empfangen hat? Solltest DU dann nicht der sexistischste Mann der Welt sein? Was hat dieser Lindner, was du nicht hast?" Gute Frage. Ich werde hier doch behumst! Erklären Sie DAS doch mal, Frau Schwarzer.



2. Im Mannheimer Morgen bezieht Janina Hardung (28) Stellung gegen den Dauerton des Männer-Bashings in unserer Gesellschaft, der sich kürzlich auch in einer Kampagne auf Instagram zeigte. Deren Initiatorinnen hatten die Frage gestellt "Was würdet ihr tun, wenn es einen Tag keine Männer gäbe?" – angeblich um damit auf ein gesellschaftliches Problem aufmerksam zu machen.

Hardung ist mit dieser Rheotrik unzufrieden – weil solche Frauen damit noch mehr unter sich bleiben als ohnehin schon. ("Diese Influencerinnen bewerben auf ihren Kanälen allerdings hauptsächlich Kosmetik und Mode, 90 Prozent ihrer Follower sind also Frauen.") Das Ergebnis solcher Aktionen sei damit nicht mehr gesellschaftliche Aufmerksamkeit für die Probleme des weiblichen Geschlechts.

Sondern Frauen, die Männern mehr und mehr pauschal misstrauen. Das scheint eine Renaissance im Feminismus zu sein - Polemik. Unterschwellig negative Gedanken einpflanzen - auf der einen Seite gegen Männer generell und auf der anderen Seite speziell gegen den alten, weißen, reichen Hetero-Mann.


Hardung findet es

erschreckend, wie sich die Diskussion besonders durch die sozialen Medien verändert hat. Kommt das Gespräch aufs Thema Feminismus, wird es schnell ungemütlich. Die Fronten verhärten sich. Emotionen kochen über. Da Männer ja vermeintlich das Problem sind, dürfen sie natürlich auch nicht mitreden. So heißt es in der Debatte oft: „Wurde dir schon mal hinterhergepfiffen? Sexistische Witze gemacht? Nein? Dann sei lieber still!“

(…) Was passiert, wenn wir Menschen die Meinung verbieten? Wenn wir ihnen sogar die Worte im Mund herumdrehen? Sie in die Schublade der alten, dicken und weißen Männer sperren, als Sexist beschimpfen, weil sie mitreden wollen. Weil sie Forderungen hinterfragen und kritisch betrachten. Wir stoßen sie so lange weg, bis sie die Tür schließen. Und irgendwann stehen wir alleine da - wir 42 Millionen Frauen und klopfen uns stolz auf die Brust. Diese blöden Männer, denen haben wir es gezeigt. Die halten jetzt die Klappe.

(…) Wenn wir Männer also nicht pauschal verurteilen würden. Sie ihre Meinung sagen könnten - und wir ihnen dann von unseren Erfahrungen erzählen. Dann erkennen sie irgendwann: Dieses Problem, das ist genauso meins wie deins. Das ist unseres. Und dann ziehen wir eine neue Generation mit der Botschaft groß: "Du kannst werden, wer und was du willst."


So wohltuend es ist, ausnahmsweise einmal die Meinung einer Journalistin zu lesen, die sich den ständigen Angriffen auf Männer widersetzt, so rührend ist es zugleich, dass es auch bei Hardung allein Frauen sind, die von ihren "Erfahrungen erzählen". Männer dürfen dazu zwar ihre Meinung sagen, bleiben aber als Menschen, die eigene Erfahrungen, Probleme und Ansprüche haben, außen vor. Ihre Meinung dürfen sie allein deshalb äußern, weil Frauen sonst mit ihren Anliegen alleine bleiben. Wenn man Männer beschimpft und ihnen die Meinung verbietet wird als Folge davon nicht beklagt, dass Männer unter diesem Mobbing leiden könnten, sondern dass diese Männer Frauen als Unterstützer fehlen könnten. Die Egozentrik ist somit geringer als bei den Brachialfeministinnen, aber immer noch vorhanden.

Mehr und mehr entsteht nach solchen Beiträgen der Eindruck, dass man als Mann einer "Guter-Bulle-böser-Bulle"-Taktik ausgesetzt ist. Auf der einen Seite steht die Fraktion, die angreift mit "Kill all men! Men are trash!" Auf der anderen Seite steht die Fraktion, die sagt "Schau, wir lassen dich sogar mitreden, solange du uns gibst, was wir wollen." Der Slogan "Probleme gemeinsam angehen" heißt hier und an vielen anderen Stellen nichts anderes als "Probleme von Frauen gemeinsam angehen". Die Fraktion, die sich auch für die Lebenswelten und Diskriminierungserfahrungen von Männern interessiert, hat in unseren Leitmedien bis heute keinen Raum.



3. Das britische Magazin "The Critic" beschäftigt sich mit einem wichtigen Thema, das in den Leitmedien ebenfalls auffällig ausgeblendet bleibt: die erhebliche ideologische Einseitigkeit der Wikipedia. Der Artikel beginnt so:

Wikipedia ist die meistgenutzte Informationsquelle der Welt, und es ist viel über ihre Auswirkungen auf die öffentliche Wahrnehmung bestimmter Themen geschrieben worden. Wikipedia prägt sowohl die wissenschaftliche Forschung als auch die wirtschaftlichen Ergebnisse der realen Welt und ist die wichtigste Quelle für medizinische Informationen für Ärzte und Patienten. Die weit verbreitete Abhängigkeit von Wikipedia wäre kein Problem, wenn es sich um eine neutrale und verlässliche Quelle handeln würde, aber Anfang dieses Jahres erklärte Wikipedias Mitbegründer Larry Sanger, dass "die NPOV (neutrale Sichtweise) von Wikipedia tot ist". Ist die Aussage von Sanger richtig?

Eine Studie von Shane Greenstein und Feng Zhu aus dem Jahr 2018 verglich den Grad der politischen Voreingenommenheit in der Wikipedia und der Encyclopaedia Britannica, indem sie den jeweiligen Gebrauch von Phrasen, die von demokratischen oder republikanischen Mitgliedern des US-Kongresses bevorzugt werden, in jeder Enzyklopädie quantifizierte. Ihre Studie ergab, dass die Artikel in Wikipedia stärker politisch voreingenommen sind als die in der Encyclopaedia Britannica, und dass sie eher demokratische (im Gegensatz zu republikanischen) Standpunkte vertreten. Die Studie fand auch heraus, dass das Ausmaß der Voreingenommenheit in Wikipedia-Artikeln tendenziell abnimmt, je mehr Personen sie redigiert haben. Der Grund für diesen Trend wurde in einer früheren Studie derselben Autoren erklärt: "Ein Artikel profitiert von den Bemühungen vieler Mitwirkender und präsentiert kontroverse Inhalte mit größerer Wahrscheinlichkeit unvoreingenommen: So kann Vielfalt dazu beitragen, die inhaltliche Verzerrung zu verringern".

Eine Einschränkung der Studie von Greenstein und Zhu besteht darin, dass sie nur den Inhalt und die Geschichte von Wikipedia-Artikeln berücksichtigte und nicht die interne soziale Dynamik der Website untersuchte. In diesem Artikel bauen wir auf Greensteins und Zhus Analyse auf, indem wir spezifische Mechanismen untersuchen, die politische Voreingenommenheit in Wikipedia erzeugen, wobei der Schwerpunkt auf Entscheidungen der Schiedsgerichtsbarkeit liegt. Wir erörtern auch, wie sich diese Voreingenommenheit letztlich auf den Inhalt der Website auswirkt.


Der Artikel ist leider deutlich zu lang für eine Übersetzung auf Genderama, aber interessant für jeden, der sich für die Hintergründe der Wikipedia und ihren allmählichen Verfall interessiert. Auch und vor allem die Männerrechtsbewegung ist seit langen Jahren von der ideologischen Einseigkeit der Online-Enzyklopädie betroffen.



4. Die Post. Zur Debatte über trans Frauen bei sportlichen Wettkämpfen gibt es einen neuen Leserbrief, der ein wenig von der Geschlechterdebatte wegführt, aber dazu beiträgt, dass die Berichterstattung dieses Blogs so korrekt wie irgend möglich bleibt:

Zu der Diskussion selbst möchte ich eigentlich nichts sagen, als Physiklehrer weiß ich jedoch um die Wichtigkeit, Physik korrekt darzustellen.

Einer der Diskutenten schreibt:

"Noch ein letztes. Die Schlagenergie geht im Wesentlichen auf die Formel E = 0,5*Masse*(Beschleunigung)² zurück."

Korrekt ist die Formel Energie = 0,5 * Masse * (Geschwindigkeit)²

E = 0,5 mv²

Die Geschwindigkeit kann mit der Beschleunigung bestimmt werden: Geschwindigkeit = Beschleunigung * Zeit

v = a * t

Damit gilt für die Schlagenergie (den Term für die Geschwindigkeit in den Ausdruck für die Energie eingesetzt):

Energie = 0,5 * Masse * (Bschleunigung * Zeit)²

E = 0,5 * m * (a*t)² = 0,5 * m * t² *a²

Vielleicht ist das dem Diskutenten sogar klar, denn er schreibt "im wesentlichen" und vernachlässigt die konkrete Schlagzeit t in der Formel, weil diese im Realfall doch sehr klein ist (weswegen sie eigentlich zwingend berücksichtigt werden muss, weil sonst die Energie um einige Größenordnungen zu groß berechnet wird).

Den meisten anderen Lesern wird der Sachverhalt wohl nicht klar sein. So bauen sich leider konkrete Fehlvorstellungen auf, die den Physikunterricht für alle Beteiligten sehr frustrierend machen.




Samstag, Oktober 24, 2020

Feministisches Wahlrecht immer noch verfassungswidrig: Wie geht es jetzt weiter?

"Ein zentrales Projekt der deutschen Politik (von Linke bis wachsende Teile der CDU) ist verfassungswidrig", stellt der bekannte Journalist Robin Alexander lapidar fest. Viele Medien berichten über das Gerichtsurteil, das gestern die Brandenburger Verfassungsrichter fällten – darunter die Neue Zürcher Zeitung:

Am Freitag kassierte das Verfassungsgericht des Bundeslandes das Gesetz, das Anfang 2019 vom Landtag verabschiedet worden war, wieder ein. Der Entscheid des Gerichts, dem vier Frauen und fünf Männer angehören, fiel einstimmig. Überzeugte Befürworter von Quotenregelungen dürften sich davon kaum beirren lassen, doch reiten sie vermutlich ein totes Pferd: Bereits im Juli hatte das thüringische Verfassungsgericht das dortige Paritätsgesetz für rechtswidrig erklärt. Die Rechtsauffassung zahlreicher Juristen, wonach derartige Regelungen nicht verfassungskonform sind, scheint sich durchzusetzen.

(…) Die brandenburgischen Christlichdemokraten, die seit der letzten Landtagswahl zusammen mit der SPD und den Grünen regieren, vermieden es (…), sich in der Frage gegen ihre Koalitionspartner zu stellen. In den Augen vieler Bürger dürften sie sich durch ihre Zurückhaltung allerdings keinen Gefallen getan haben: Wie schon in Thüringen bleibt nun auch in Brandenburg der Eindruck zurück, die bürgerlichen Parteien überliessen es aus Konfliktscheu mehr oder weniger unappetitlichen Kräften vom rechten Rand, ein verfassungswidriges Gesetz zu kippen.


Aus Sicht der "Frankfurter Allgemeinen" hatte es sich um eine Niederlage mit Ansage gehandelt:

Die Potsdamer Richter stellten klar, dass die Freiheit der Wahl schon im Vorfeld gewährleistet sein muss; Erfolgsaussichten spielen keine Rolle. Insbesondere für die NPD war diese Feststellung bedeutsam; bei den Landtagswahlen im vergangenen Jahr hatte sie 0,6 Prozent der Stimmen erreicht. Das Gericht hob zudem hervor, dass die Aufstellung von Kandidaten im Sinne des Demokratieprinzips zur grundlegenden Aufgabe von Parteien gehört. Dessen grundlegendes Element sei schließlich die Willensbildung "von unten nach oben", also vom Volk zu den Staatsorganen und nicht umgekehrt. Dieser Prozess müsse frei von inhaltlicher staatlicher Einflussnahme bleiben. Im Urteil heißt es: "Den Staatsorganen ist es grundsätzlich verwehrt, sich in Bezug auf den Prozess der Meinungs- und Willensbildung des Volkes zu betätigen – er hat 'staatsfrei' zu bleiben." Das Paritätsgesetz entziehe dem demokratischen Willensbildungsprozess insofern einen wesentlichen Teil.

(…) Die Brandenburger Richter hoben in ihrer Entscheidung zudem hervor, was Kritiker gesetzlich vorgeschriebener Paritäten immer wieder artikulieren: Eine derartige Pflicht verwische die programmatischen Unterschiede von Parteien, denen es freistehe, sich dem Ziel der Förderung der Gleichberechtigung mehr oder weniger zu verschreiben. Ebenso wie es dem Wähler freistehe, sich hierzu zu verhalten.

(…) Schließlich hob das Verfassungsgericht hervor, was schon in der politischen Debatte um Paritätsgesetze Gewicht gehabt hatte: Das Demokratieprinzip beruht auf dem Grundsatz der Gesamtrepräsentation. Abgeordnete sind weder einer Partei noch einer bestimmten Gruppe verpflichtet, sondern dem ganzen Volk. So steht es im Grundgesetz. In der Entscheidung heißt es: "Dem Prinzip der Gesamtrepräsentation widerspricht damit die Idee, dass sich in der Zusammensetzung des Parlaments auch diejenige der (wahlberechtigten) Bevölkerung in ihren vielfältig einzuteilenden Gruppen, Schichten oder Klassen widerspiegeln soll." Keine – wie auch immer bestimmte – Bevölkerungsgruppe könne aus dem Demokratieprinzip den Anspruch ableiten, entsprechend ihrem Bevölkerungsanteil proportional im Parlament repräsentiert zu werden.


Viele äußerten sich erfreut über die Klarstellung, die die Hüter des Grundgesetzes gestern geleistet hatten:

"Gut, dass nach Thüringen auch Brandenburg das Paritätsgesetz kippt", schrieb auf Twitter die ehemalige Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU). "Unser Grundgesetz ist so weise, Fragen, welche sozialen Gruppen in Parlament wie vertreten sind, mündigem Bürger zu überlassen. Er kann wählen und sich wählen lassen. Es gibt keine höhere Form demokratischer Legitimität."

"Parität bedeutet Geschlechterapartheid", sagte die stellvertretende AfD-Vorsitzende Beatrix von Storch. "Die Trennung im Wahlrecht zwischen Männern, Frauen und noch dazu 'Diversen' ist jetzt tot, und das ist auch gut so."

Matti Karstedt, Vorsitzender der Jungen Liberalen Brandenburg, twitterte: "Der Staat darf die Wählbarkeit eines Menschen nicht einfach an seine äußeren Eigenschaften knüpfen. Was selbstverständlich klingt, musste der Politik heute (mal wieder) von einem Verfassungsgericht erklärt werden."


Der CSU-Sozialpolitiker Max Straubinger erklärte, die Parteien müssten ihre Wahllisten "mit den fähigsten Kandidatinnen und Kandidaten besetzen, natürlich unabhängig vom Geschlecht".

Der justizpolitische Sprecher der CDU-Fraktion im Thüringer Landtag, Stefan Schard sieht sich durch das Urteil bestätigt:

"Das Brandenburger Urteil zeigt erneut, dass solche quotierende Wahlrechtseingriffe einen verfassungsjuristischen Irrweg darstellen und keinen gerichtlichen Bestand haben. Hier wird das richtige Ziel der Gleichberechtigung mit falschen Mitteln verfolgt. Diese Verletzung elementarer Verfassungsgrundsätze wird nun ein weiteres Mal höchstrichterlich korrigiert. Die CDU-Landtagsfraktion wird sich auch weiterhin entschieden gegen solche tiefgreifende Eingriffe in die Wahlrechtsgrundsätze und die Rechte von Parteien stellen. Der Grundsatz von freien und gleichen Wahlen bezieht sich auch auf die Zeit vor dem eigentlichen Wahltag und dessen Vorbereitung.

Nicht umsonst war auch die rot-rot-grüne Landesregierung in Thüringen bereits im Juli mit ihrem Vorhaben auf Grund gelaufen. Jeder Bürger muss unabhängig vom Geschlecht oder sonstigen Eigenschaften die Möglichkeit haben, sich auf ein Mandat zu bewerben. Die mit solchen Gesetzen einhergehende Einmischung in parteiliche Belange und die damit verbundene Aushöhlung parlamentarischer Strukturen war von Anfang an zum Scheitern verurteilt."


Auch der Professor für Strafrecht Holm Putzke (CSU) äußerte sich zufrieden über die Entscheidung der Verfassungsrichter:

Ein guter Tag für die Demokratie und gleichberechtigte Teilhabe. Bedauerlich ist, dass zur Durchsetzung von Verfassungsrechten AfD und NPD nun als Protagonisten dastehen. Richtig wäre gewesen, dass CDU oder FDP den Rechtsweg beschritten hätten. Aber das kommt davon, wenn man - um es jedem Recht zu machen - sich nicht mehr traut, (streitbare) Positionen zu beziehen. Damit überlässt man, ohne Not, dann leider zunehmend den Verfassungsfeinden das Feld. Das sollte für die Zukunft eine Lehre sein. Wir brauchen mehr konstruktiven Streit, mehr klare Positionen und auch wieder mehr Unterscheidbarkeit bei den großen Volksparteien. Welche Politik man gerade macht, darf nicht davon abhängen, welche Koalition man anstrebt, um mitregieren zu können.


Völlig einverstanden zeigte sich auch der Vorsitzende der Jungen Union, Tilman Kuban, mit dem Gerichtsurteil. "Echte Gleichberechtigung erreicht man nicht, indem man die Demokratie aushebelt", erklärte er auf Twitter.

Die Vorsitzende der Frauen-Union, Annette Widmann-Mauz, nutzte das Urteil indes, um die CDU noch einmal zu drängen, endlich die geplante Festschreibung von Frauenquoten für Führungsgremien der Partei zu beschließen.

Wie die Grünen drängte sie die Bundesregierung, eine eigene gesetzliche Regelung zu erarbeiten. "Keine Option ist für mich der Status quo in Bezug auf den Anteil von Frauen in den Parlamenten. Wir brauchen die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen an politischen Entscheidungen auf allen Ebenen", sagte Widmann-Mauz.


Die frauenpolitische Sprecherin der FDP-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus, Maren Jasper-Winter, sieht sich in ihrer Position bestätigt: "Das Urteil zeigt wieder einmal, dass Gleichstellung mit der Brechstange nicht funktionieren kann."

Für den FDP-Politiker Marco Buschmann schafft das Urteil Klarheit zum Instrument des Paritätsgesetzes. "Es ist richtig, nach Wegen zu suchen, mehr Frauen für die parlamentarische Arbeit zu gewinnen. Gesetzlich verordnen lässt sich das nicht", so Buschmann. Der Auftrag der Großen Koalition an die Reformkommission zum Wahlrecht, über ein Paritätsgesetz nachzudenken, habe sich laut Buschmann mit dem Urteil erledigt.

Die Befürworter des feministischen Wahlrechts hingegen verbergen ihren Unmut über das Gerichtsurteil nicht:

Maria Wersig, Präsidentin des Deutschen Juristinnenbundes, zeigte sich enttäuscht. "Das Verfassungsgericht des Landes Brandenburg hat heute die Chance verpasst, dem vom Parlament gelegten Meilenstein für Demokratie und Gleichberechtigung zu zementieren", so Wersig. Die verfassungsrechtliche Debatte über die Anforderungen von Art. 3 Abs. 2 GG auch an das Wahlrecht werde trotzdem weitergehen. Wersig sagte: "Der Deutsche Juristinnenbund wird sich weiterhin für ein Demokratieverständnis einsetzen, das die jahrhundertelange Ausgrenzung von Frauen aus der politischen Sphäre nicht ausblendet und dem Gleichberechtigungsgebot des Grundgesetzes zur Entfaltung verhilft."

(…) Die Berliner Landes-SPD wertet das Urteil als herben juristischen Rückschlag für eine wirkliche Gleichstellung der Geschlechter. Die stellvertretende SPD-Landesvorsitzende Iris Spranger sagte am Freitag, selbst Parlamente seien noch weit von der gleichberechtigten Teilhabe von Frauen und Männern entfernt. "Deshalb werden wir nach den herben juristischen Rückschlägen durch die Urteile von Thüringen und Brandenburg in Berlin mit einem rechtssicheren Paritätsgesetz Vorreiter auf dem Weg zur gleichberechtigten Teilhabe von Männern und Frauen im Parlament werden."

(…) Unterdessen interpretierte Brandenburgs Landtagspräsidentin Liedtke das Urteil als "Chance", um über das Thema neu nachzudenken. "Auf ein Neues", sagte Liedtke am Freitag in Potsdam nach der Entscheidung. Es müsse nun überlegt werden, welche Maßnahme richtig sei, um die in der Landesverfassung vorgesehene Gleichstellung durchzusetzen. Mit der Entscheidung sei aber auch etwas gewonnen worden. "Gleichstellung und Gleichberechtigung ist plötzlich ein ganz großes Thema in der Öffentlichkeit", sagte sie.


Die SPD hatte noch vor wenigen Tagen in ihrem Propagandablatt "Vorwärts" für das verfassungsfeindliche Gesetz getrommelt. Dementsprechend ungern möchte man dort jetzt klein beigeben. Die nordrhein-westfälische SPD-Fraktion etwa möchte ihren Plänen festhalten, ein solches Gesetz weiterhin im eigenen Bundesland zu etablieren:

"Von Anfang an war klar, dass wir bei der Einbringung des Gesetzentwurfes mit Widerständen zu rechnen haben. Wir lassen uns durch diese Urteile nicht von unserem Weg abbringen", erklärten Fraktionsvize Regina Kopp-Herr und die Gleichstellungsexpertin Anja Butschkau am Freitag.


Die Berliner Grünen halten ein Paritätsgesetz zur Besetzung der Kandidatenlisten von Parteien für zu kurz gegriffen.

"Ein einfaches Gesetz reicht nicht aus, damit Frauen gleichbeteiligt an politischen Entscheidungen mitwirken können", sagte die Grünen-Fraktionsvorsitzende im Berliner Abgeordnetenhaus, Silke Gebel. Nach einem Vorschlag der Grünen sollte die im Grundgesetz verankerte Gleichberechtigung der Geschlechter in der Berliner Verfassung mit einem eigenen Passus gestärkt werden. (…) Eine verfassungsgemäße Lösung sei noch nicht gefunden, der politische Handlungsbedarf bleibe aber bestehen, sagte die frauenpolitische Sprecherin Ulle Schauws am Freitag. Die Entscheidung der Verfassungsrichter sei "bitter für alle, die den Gleichstellungsauftrag aus dem Grundgesetz ernst nehmen".


(Tatsächlich gibt es keinen "Gleichstellungsauftrag im Grundgesetz", und dieser Auftrag wird durch ständiges Wiederholen dieser Behauptung auch nicht hineingezaubert.)

Peter Ritter, der gleichstellungspolitische Sprecher der Linksfraktion im Landtag von Mecklenburg-Vorpommern, befindet:

"Es ist ein schwerer Rückschlag, dass das Verfassungsgericht das hart erkämpfte Gesetz für die Gleichstellung in Volksvertretungen des Landes Brandenburg gekippt hat. So bleibt unsere Gesellschaft auch im Jahr 102 nach Einführung des Wahlrechtes für Frauen in Deutschland meilenweit von einer tatsächlichen Gleichstellung in Politik und demokratischer Teilhabe entfernt."


Wie das Neue Deutschland berichtet, war gegen die Entscheidung der Thüringer Verfassungsrichter ohnehin bereits Beschwerde beim Bundesverfassungsgericht eingereicht worden.

Es soll die Entscheidung aus Weimar prüfen. Zudem hatten die Fraktionen von Linke und Grünen erklärt, sich einen neuen Anlauf für ein Paritätsgesetz durchaus vorstellen zu können. Die Sondervoten hätten die juristischen Spielräume aufgezeigt, erklärte die Linke-Fraktionsvorsitzende Susanne Hennig-Wellsow nach dem Urteil.

Ähnliches kündigte die Vorsitzende der Brandenburger Linken, Katharina Slanina, an: "Das Gericht hat in seinem Urteil bereits erste Hinweise auf notwendige Änderungen in der Landesverfassung gegeben." Man gehe zudem davon aus, dass auch die Parteien der Regierungskoalition an einem zügigen Neuanlauf interessiert seien, und stehe für entsprechende Gespräche zur Verfügung, so Slanina. Fraktionsvorsitzende Dannenberg sagte: "Gerade jetzt sehen wir uns darin bestärkt, dass im Rahmen einer Verfassungsreform auch dieser Bereich geprüft werden muss."


Spiegel-Online fasst zusammen, was das Urteil des Landesverfassungsgerichts für das feministische Wahlrecht realistisch betrachtet bedeutet:

Zum einen dürfte nun klar sein, dass vergleichbare Gesetze wohl kaum ohne Verfassungsänderung möglich sind. (…) Zum anderen zeigt das Urteil den Parteien: Wer Gleichstellung von Männern und Frauen nicht will, der muss sie auch nicht umsetzen.


Jelena von Achenbach, die Prozessbevollmächtigte des brandenburgischen Landtags,

ist enttäuscht, dass ihre Argumentation so wenig Widerhall fand. "Ich habe nicht damit gerechnet, dass sie einstimmig entscheiden", sagt sie. Anders als die Juristin, die das Thüringer Gesetz verteidigte, will sie keine Beschwerde vor dem Bundesverfassungsgericht einreichen. Sie hält ein solches Vorgehen für wenig aussichtsreich.


Auf genau dieses Vorgehen setzt indes Rita Süßmuth (CDU). Für sie sind die Entscheidungen der Landesverfassungsgerichte "nicht nachvollziehbar", weshalb sie dafür ist, das Bundesverfassungsgericht anzurufen. Die Darlegung der Brandenburger Richter, durch ein Paritätsgesetz würden Männer diskriminiert, erkennt Süßmuth nicht an:

"Wenn man von Diskriminierung sprechen will, dann ist es Diskriminierung von Frauen. Dazu gehört auch, dass der Abbau von Benachteiligung von Frauen Nachteile für Männer zur Folge hat. Diese wurden aber vom Bundesverfassungsgericht und dem Europäischen Gerichtshof bereits im Zusammenhang mit Quotenregelungen für den öffentlichen Dienst als zulässig deklariert."


Die Süddeutsche Zeitung schlägt eine andere Lösung vor, um das feministische Wahlrecht doch noch durchzusetzen:

Ein Blick nach Frankreich zeigt, wie es gehen könnte. Dort ist die Parität bei der Aufstellung der Wahllisten an die Parteienfinanzierung geknüpft. Die volle staatliche Unterstützung bekommt nur, wer die Wahllisten gleichermaßen mit Frauen und Männern besetzt. Das ist ein starker Anreiz und lässt trotzdem jeder Partei die Möglichkeit, selbst zu entscheiden.


Zuletzt zwei in Gänze lesenswerte Beiträge zu dieser Debatte:

Das Blog "Die Demokratie in den Zeiten des Feminismus" bewertet das Urteil als "Schlag ins Gesicht der Verfassungsfeinde".

Die Frankfurter Allgemeine urteilt: "Paritätsgesetze sind undemokratisch und anmaßend".

Freitag, Oktober 23, 2020

Monika Maron, Brandstiftung, Strip-Völkerball – News vom 23. Oktober 2020

1. Wie mehrere Medien berichten, hat sich der S.-Fischer-Verlag von seiner Autorin Monika Maron getrennt. Spiegel-Online zufolge habe Maron "immer wieder mit rechten Äußerungen für Empörung" gesorgt. Nennen kann Spiegel-Online solche angeblich rechten Äußerungen nicht und greift stattdessen auf Positionen wie diese zurück:

In ihrem aktuellen Roman "Artur Lanz" beschäftigt sie sich mit der postheroischen Gesellschaft, also einer Zeit ohne Helden. Sie täten ihr leid, die "schmalen Jungs", die heute in den Medien präsentiert würden, sagte Monika Maron im Gespräch mit dem SPIEGEL. Männer seien aus ihrer Ernährerrolle gestoßen worden, es kursiere geradezu ein Hass auf sie, den sie entsetzlich finde. Wegen solcher und weiterer Aussagen, etwa zum Islam, stand Maron immer wieder in der Kritik.


Offenbar gilt für Spiegel-Online bereits Widerspruch gegen Männerhass als "rechts".

Maron selbst berichtet über die Hintergründe des Umgangs des Fischer-Verlages mit ihr im Deutschlandfunk.

Die Berliner "taz" bezeichnet den Rauswurf Marons als "nachvollziehbar". Bestimmt werde die Autorin irgendwo einen neuen Verlag finden. "Ein Fall von kultureller Intoleranz liegt keineswegs vor, selbst wenn Demagogen im Netz ihre Tiraden mit dem Cancel-Culture-Hashtag versehen."

Die liberale Feministin Thea Dorn, Autorin und Moderatorin des "literarischen Quartetts" (ZDF), bezeichnete die Trennung des Verlags von Maron in der Jüdischen Allgemeinen als "fatales Einschüchterungssignal" an alle Autoren: "Wehe, ihr wandelt auf Abwegen! Wehe, ihr verstoßt gegen das moralische Reinheitsgebot!" Sie frage sich, "wie in einem solchen Klima Literatur und Kunst noch gedeihen sollen, wie die immer krassere Polarisierung der Gesellschaft aufgehalten werden soll".



2. Bei dem Großfeuer im von der Polizei kürzlich geräumten feministischen Wohnprojekt in der Berliner Liebigstraße ermittelt der Staatsschutz inzwischen wegen schwerer Brandstiftung, versuchten Totschlags und schweren Landfriedensbruchs. Ein Polizeisprecher teilte dem Berliner "Tagesspiegel" mit, dass aus einer Gruppe von zwölf Personen mehrere Brandsätze geworfen worden seien, von denen mindestens einer sowohl das Gebäude als auch Müll und Gerümpel davor getroffen habe. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich Mitarbeiter eines Sicherheitsdienstes im Haus, die glücklicherweise unverletzt blieben.

Der Tweet der Berliner Polizei, dem zufolge man wegen schwerer Brandstiftung und versuchten Totschlags ermitteln werde, löste einigen Unmut aus. So heißt es in einem Kommentar: "Wenn es Jahrelang Rechte Angriffe in Neukölln gibt, dann wird erstmal gar nicht ermittelt, aber hier gleich wegen Totschlag. Schon klar." Ein anderer schreibt der Berliner Polizei: "Wie ihr die Linken hasst. Meine Güte."



3. In der Schweiz wird wegen der Corona-Pandemie die Zwangsarbeit für Männer verlängert; Frauen bleiben wie bisher verschont.



4. Das Lincoln-Projekt, einflussreiche konservative Trump-Gegner, die mit stark emotionalisierten Beiträgen im Präsidentschaftswahlkampf mitmischen, hat etwas geschaffen, das die Demokratische Partei nicht hinbekommen hat: eine Wahlwerbung, die sich gezielt an Männer richtet. Der Spot zeichnet ein insgesamt positives Männerbild. Freilich geht in dem abschließenden Aufruf "Vote for Joe!" unter, dass die jungen Männer an den Hochschulen massiv unter einer von Biden mitverantworteten sexistischen Politik zu leiden hatten und Biden versprochen hat, diese Politik neu zu etablieren.



5. Die letzte Folge der Reality-Show "The Bachelorette" sorgte in den USA für viel Kritik in den sozialen Medien:

Viele Zuschauer waren verärgert, als aus einem Spiel des "extremen" Völkerballs ein unbeholfenes Spiel des "Strip-Völkerballs" wurde.

Die Kandidaten wurden in eine rote und eine blaue Mannschaft aufgeteilt, die jeweils um ein Gruppentreffen mit [der Bachelorette] Clare kämpften. Bevor das Spiel begann, sagte Clare: "Ich habe das Gefühl, dass ich hier den Einsatz erhöhen möchte. Ich finde, wir sollten Strip-Völkerball spielen."

Chris Harrison reagierte überrascht und fragte: "Dieses Turnier ist also zu Ende, wenn die unterlegene Mannschaft nichts mehr am Körper trägt?" Daraufhin antwortete Clare: "Ja. Das ist mein Spiel, das sind meine Regeln." Einige der Männer fühlten sich sichtlich unwohl mit der Bitte, aber sie stimmten der neuen Regel zu.

Die blaue Mannschaft verlor drei Spiele in Folge, was dazu führte, dass sie erst ihre Hemden, dann ihre Socken und dann ihre Shorts auszogen. Die rote Mannschaft gewann das Date mit Clare. Bis auf einzigen Teilnehmer, Brendan Morais, endeten alle Spieler des blauen Teams völlig nackt. Brendan entschuldigte sich dafür, dass er sein Suspensorium anbehielt, und sagte: "Ich liebe dich, aber ich kann das nicht."


Einige der vielen Zuschauer-Kommentare zur Sendung, die auf Twitter veröffentlicht wurden, lauteten:

Kannst du dir vorstellen, was los wäre, wenn "Der Bachelor" Frauen Strip-Völkerball spielen lassen würde? Er würde sofort abgesetzt werden.


Strip-Völkerball? Sie sollte wegen sexueller Belästigung verklagt werden.


Besonders viele Likes erntete ein Tweet der Youtuberin Sydney Watson:

Meine Freunde zwingen mich, mir "Die Bachelorette" anzusehen. Während eines Teils waren die Jungs gezwungen, sich beim "Strip-Völkerball" auszuziehen. Könnt ihr euch überhaupt vorstellen, dass weibliche Teilnehmerinnen gezwungen würden, sich auszuziehen und nackt herumzulaufen? Das feministische Geschrei würde niemals enden.




6. Die Post. Einer meiner Leser widerspricht dem gestern auf Genderama veröffentlichten Leserbrief:

Hallo Herr Hoffmann,

ich lese Ihre Seite regelmäßig, vielen Dank für Ihre Arbeit. Ich hoffe, ich erreiche Sie mit dieser Mail.

Ich schreibe wegen dem Leserbrief zum Kampfsport. Ich betreibe selbst seit ca. 40 Jahren Kampfsport, früher Vollkontakt Karate, jetzt Aikido und Ju Jutsu (=Allkampf).

Zitat:

Z. B. gab es da diesen MMA-Kampf, bei dem die Sportlerin Taika Brents von einer Trans-Frau schwer verletzt worden ist. Nun, wenn ich Sorge hätte, dass ich bei einem MMA-Kampf verletzt werden könnte, dann würde ich nicht darauf dringen, dass Trans-Frauen für MMA-Kämpfe gesperrt werden, sondern ich selbst würde an keinen MMA-Kämpfen teilnehmen. MMA-Kämpfe sind für sich genommen schon so gefährlich, dass jeder, der ein wenig Sorge um seine Gesundheit hat (also jeder normal denkende Mensch), sie tunlichst vermeiden sollte.


Natürlich kann man sich beim Kampfsport ernsthaft verletzen, aber das geht bei jedem Sport. Bei MMA sind aber die Schäden überschaubar, da die Kämpfe relativ kurz sind und nicht wie beim Boxen die Kämpfe künstlich durch gepolsterte Handschuhe in die Länge gezogen werden. Beim Boxen sind die Spätfolgen deutlich schwerer als bei MMA.

Und, Kampfsport bildet durchaus den Geist.

Zitat:

Dito für Rugby.


Der Absatz ist genauso ein Unsinn. Wer Angst um seine Gesundheit hat, darf also keinen Sport mehr ausüben? Wie wärs mit Segeln, wie viele ertrinken dabei? Ein Kunde von mir ist beim Segeln ertrunken, mein Versicherungsberater behauptet Segeln zähle zu den gefährlichsten Sportarten mit den meisten Toten weltweit.

Zitat:

Aber wie kann das sein, wenn Frauen den Männern doch körperlich immer unterlegen sind? Nun, offenbar sind die Grenzen der weiblichen Leistungsfähigkeit noch nicht erreicht – da ist noch Luft nach oben.


Das ist völliger Unsinn.

Grob gesagt: Das obere Drittel der Frauen, ist so stark wie das untere Drittel der Männer. Es hat seinen guten Grund, warum Mädchen beim Fußball spätestens mit 14 nicht mehr mit Jungen trainieren. So hat doch die U15 Auswahl der Jungs, die australischen Frauenmannschaft geschlagen. Und die Frauen sind technisch Weltspitze.

Zitat:

Nach spätestens drei Jahren werden sie das Leistungsniveau der Trans-Frauen erreicht und teilweise überboten haben.


Wenn es so einfach wäre, hätten sie es doch schon längst getan, da sie doch einfach mit Männern trainieren müssen, laut dem Leser.

Ich will aber noch was anderes sagen. Es gibt bei allen Sportarten, besonders beim Kampfsport, sowas wie passive Sicherheit. Als Trainierte ist ihr Muskel-, Knochen- und Sehenapperat auf den Sport vorbereitet. Das gilt aber nicht, wenn die Belastung SPRUNGHAFT ansteigt.

Beispiel: Ich habe einen 11 jährigen Sohn, der sehr kräftig und erfolgreich Ju Jutsu ausübt. Glauben Sie, ich würde ihn gegen einen trainierten 16 jährigen schicken? Natürlich nicht, weil die Kraftentfaltung der 16 jährigen zu groß ist.

Und das gilt auch bei Erwachsenen. Warum sind wohl die Gewichtsklassen eingeführt worden? Wie glauben Sie, schaut ein 60kg Mann gegen einen 120 kg Mann aus? Ich selbst wiege ca. 110 kg bei 190cm. Ich trainiere mit Frauen, Kindern und Männern. Was, glauben Sie, passiert mit einer 65kg Person wenn ich voll zuschlage, oder im Bodenkampf mich nur drauflege? GENAU deshalb ist die MMA-Kämpferin so schwer verletzt worden!

Transfrauen, haben im Frauensport nichts zu suchen (außer beim Schach und ähnlichen Sportarten). Sie sind allein von der Körpergröße her Männer.

Noch ein letztes. Die Schlagenergie geht im wesentlichen auf die Formel E = 0,5*Masse*(Beschleunigung)² zurück. Die Beschleunigung geht ins Quadrat ein. Doppelt beschleunigt gleich VIERfache Energie. Einfach mal darüber nachdenken :-)


Ein anderer Leser sieht die Dinge ähnlich:

Hallo Herr Hoffmann,

gegen die Argumentation eines anderen Lesers, die Sie zur Frage der Fairness/Unfairness von Trans-Frauen im Frauensport ausführlich zitieren, habe ich Widerrede.

Ich selbst bin übrigens "studierter Sportler" (abgeschlossenes Diplom-Sportstudium und seit Langem Triathlet), deshalb interessiert mich diese Diskussion.

Der Leser führt an, es sei nicht sinnvoll, gefährliche Sportarten wie MMA-Kämpfe oder Rugby bestreiten zu wollen und zugleich aus Sorge um die Gesundheit beschränkende Regeln zu fordern.

Zitate:

"Neenee, Rugby ist immer total gefährlich, und Frauen, die Sorge um ihre Gesundheit haben, sollten besser kein Rugby spielen."


"Wenn ich in ein Haifischbecken springe, dann hat es wenig Sinn, vorher darauf zu drängen, dass diese Haifische nicht größer als sieben Meter sein dürfen."


Dieses ist meiner Meinung nach kein Argument, sondern bestenfalls ein argumentativer Winkelzug: Verabsolutierung einer Annahme, gern ins Absurde ("Rugby ist total gefährlich", sinngemäß "Wer kämpfen will, muss auch Kingkong als Gegner akzeptieren.")

Wer Sport – egal ob "gefährlich" oder nicht – ausübt, geht selbstverständlich und zu Recht davon aus, dass Regeln und Rahmenbedingungen eingehalten werden. Er übt diesen Sport unter diesen Regeln und Rahmenbedingungen aus. Diese sind oft sogar nur unausgesprochen und bilden die gemeinsame Basis aller Beteiligten. Eine Grundannahme jeden Sports ist zum Beispiel, dass es zwar Gesundheitsgefahren gibt, diese aber nicht regel- und uferlos sind. Es gibt in wohl allen Sportarten relativ klare und allgemein geteilte Auffassungen, welche Gefahren als normal akzeptiert werden, einschließlich bestimmter Regelverstöße, gegenüber Gefahren, die nicht akzeptiert werden und deshalb auf jeden Fall vermieden werden (sollen). Leichtere Verletzungen, Prellungen, Zerrungen, schlimmstenfalls mal harmlosere Knochenbrüche aufgrund unglücklicher Zusammenstöße oder Ungeschick sind akzeptiert. Schwere Brüche, bleibende Schäden, weil ein Idiot kein Maß mehr kennt oder hat, nicht.

Der Leser würde vermutlich nicht seiner eigenen Logik folgend zustimmen, wenn es ab sofort hieße "Straßenverkehr ist gefährlich; wenn du über die Straße gehst, beklag dich nicht, dass du dir Sorgen machst, weil 40-Tonner mit 100 km/h durch den Ort fahren."

Ob und wenn ja, wie sehr Trans-Frauen gegenüber "biologischen" Frauen im Vorteil sind, ist sicherlich nicht pauschal einfach zu beantworten, geschweige denn einfach in Regeln zu berücksichtigen. Aber dieses Argument ist einfach Unsinn.

Das zweite Argument, dann sollen halt Frauen mit Trans-Frauen trainieren, und schwups, verlören letzter ihren Vorsprung, ist noch dürftiger und geht an der Realität vorbei.

Erstens ginge der mutmaßliche Vorteil der Trans-Frauen nicht verloren. Wer größer ist, ist größer. Durch Training wird aus einer kleineren Frau keine größere. Was immer die kleinere Frau durch Training verbessern kann, kann die größere ebenfalls durch Training verbessern.

"Nach spätestens drei Jahren werden sie das Leistungsniveau der Trans-Frauen erreicht und teilweise überboten haben."


Ach, und Trans-Frauen steigern nicht ihr Leistungsniveau?

Zu den Beispielen des Lesers: Möge er die Schwimmzeiten von Almsieck mit den Schwimmzeiten der Männer vergleichen ... Möge er sich in Schachranglisten kundig machen ... Natürlich profitieren Frauen vom Training mit Männern. Aber der Abstand zu Männern wird dadurch kaum berührt.

Einfache Frage dazu: Warum gibt es eigentlich bei fast allen Sportarten die Trennung nach Geschlecht? Oder Altersklassen? Eben.

Hiermit hat der Leser allerdings wiederum recht:

"Es ist natürlich schön, wenn Sie in Ihrem Blog alternative Meinungen würdigen und auch eigene Meinungen zurücknehmen."


In diesem Sinne auch noch vielen, vielen Dank für Ihre aufwendige und wertvolle Arbeit mit diesem Blog und anderswo! (Einen Dauerauftrag habe ich jetzt kürzlich endlich ab November eingerichtet – nachdem ich schon seit Jahren beinahe täglich hier lese.)


Herzlichen Dank dafür!

Kevin Fuchs schließlich schreibt mir zum Umgang der Politik mit den Minderheiten, um die es hier geht:

Hallo Arne,

vor einiger Zeit hatte ich eine Petition an den baden-württembergischen Landtag und den Bundestag geschickt. Das war zu der Zeit, als man die Wahl eines dritten Geschlechts gesetzlich verankern wollte.

Die Forderung der beiden Petitionen war wie folgt: Gleichstellungsbeauftragte sind nach baden-württembergischem Recht und Bundesrecht für die Vertretung weiblichen Personals zuständig. (Das ist auch in beinahe allen anderen Bundesländern so.)

Das schließt nun aber Intersexuelle (weder eindeutig Mann noch Frau) aus. Die Gleichstellungsgesetze sollten gemäß dieser Petitionen so geändert werden, dass sie auch Intersexuelle einschließen. Wir reden hier gar nicht von Männern - die habe ich in den Petitionen nicht erwähnt, obwohl die ja ebenfalls ausgeschlossen sind.

Es erfolgte keine nennenswerte Auseinandersetzung mit den Petitionen. Daraus musste ich die Schlussfolgerung ziehen, dass die politische Kaste sich in Wahrheit gar nicht um Intersexuelle schert, obwohl sie sich als deren größter Fürsprecher inszeniert.

Diese zwei Petitionen waren für mich ein Experiment. Ich wollte wissen, wie ernst Politikern dieses Thema wirklich ist.

Politiker benutzen solche Minderheiten für nicht mehr als reines Virtue Signalling. Und das ist etwas, was entsprechende Minderheiten (Schwule, Lesben, Transsexuelle und Intersexuelle) sich vor Augen halten müssen. Die Politik hat kein aufrichtiges Interesse an ihnen.

Wenn's hart auf hart kommt, also sobald es um das Verteilen von Privilegien geht, ist Schluss mit der Gutmenschlichkeit - so wie hier bei den Grünen.


Donnerstag, Oktober 22, 2020

Brandstiftung? Ehemaliges feministisches Wohnprojekt in Flammen – News vom 22. Oktober 2020

1. An dem Haus in Berlins Liebigstraße 34, das lange Zeit als "anarcha-queer-feministisches Wohnprojekt" besetzt worden war, ist heute Nacht ein Brand ausgebrochen. Das Haus war vor kurzem von der Polizei geräumt worden, woraufhin eine Wellte linksextremistischer Gewalt durch Berlins Straßen gegangen war. Die B.Z. berichtet:

Großeinsatz der Berliner Feuerwehr! Gegen 20.30 Uhr brach ein Feuer in der Liebigstraße 34 aus. Das linke Wohnprojekt, war vor circa zwei Wochen geräumt wurden.

"Es brennen 50 Kubikmeter Müll im und an dem Haus", sagte ein Feuerwehrsprecher am Mittwochabend. Vor dem Gebäude lagerte hinter einer Absperrung jede Menge Sperrmüll, der nach der Räumung am 9. Oktober aus dem Haus getragen wurde.

Das Feuer schlug anschließend auf das Erdgeschoss über. Zunächst war unklar ob weitere Etagen betroffen waren, da die Feuerwehr das Gebäude nicht betreten konnte.

Gegen 22 Uhr hatte die Feuerwehr – mit 30 Kräften vor Ort – den Brand gelöscht. Abschließend begingen die Einsatzkräfte die einzelnen Stockwerke, um mögliche Brandherde auszumachen.

Verletzt wurde nach ersten Informationen niemand.


Der SPD-Abgeordnete Tom Schreiber (41) sprach bereits von einem Brandanschlag. Er gehe davon aus, "dass zeitnah ein Selbstbezichtigungsschreiben" erscheine. Der Politiker: "Hier sieht man deutlich, dass den Linksextremisten Menschenleben egal sind!"

Schreiber erntete darauf schnell die erwartbaren Reaktionen. "junge komm halt du gehst mir so auf den sack" heißt es in einer Antwort. Ein anderer legte Schreiber einen Parteiwechsel zur AfD nahe. Einige taten so, als sei die bloße Vorstellung, von Linksextremen könne jemals Gewalt ausgehen, widerliche Hetze und ein "feuchter Traum". Der Abgeordnete keilte mit zahlreichen knappen Erwiderungen wie "Lösch dich!" zurück.

Vor dem Haus habe es einem Anwohner zufolge am Abend zuvor eine Mahnwache mit Kerzen gegeben. Durch diese Aktion könnte das Feuer auch versehentlich, eventuell fahrlässig, ausgelöst worden sein.

In der Berliner Morgenpost heißt es indes, auch die Polizei gehe von Brandstiftung aus.

Mehrere vermummte Personen seien vor dem Brand am Haus gesehen worden. Der private Sicherheitsdienst habe sich daraufhin zurückgezogen, hieß es am Abend.

(…) Ein Foto, das von dem Brand im Internet kursierte, gibt einen Hinweis darauf, dass es sich um Brandstiftung wahrscheinlich von Linksextremisten handelt. Denn das Foto wurde versehen mit dem Spruch: "Es brennt seit 21.00 Uhr am Dorfplatz Wut und Flamme der Repression". Veröffentlicht wurden Foto und Text auf einem linksextremen Account.




2. Der Frankfurter Allgemeinen zufolge enttäusche das Plagiatsgutachten zur Doktorarbeit von Frauenministerin Franziska Giffey (SPD). Eine Tendenz zuihrer Entlastung sei deutlich herauszulesen. Der Artikel befindet sich hinter einer Bezahlschranke.



3. Das Väter-Blog "Papalapapi" stellt das Buch "Hochsensible Männer" in einer lobenden Rezension vor. Mir hat es auch gut gefallen.



4. Eine Klage der US-amerikanischen Organisation ACLU gegen die von Trumps Erziehungsministerin Betsy de Vos eingeleitete Reform, die an Universitäten wieder faire Prozesse bei Anschuldigungen sexueller Übergriffe sicherstellen sollte, ist vor Gericht gescheitert. In dem von mir verlinkten Artikel heißt es: "Das Urteil ist ein großer Sieg für DeVos, deren Umgang mit dem Antidiskriminierungsgesetz Titel IX ein wichtiger Teil ihres Vermächtnisses als Ministerin sein wird."



5. Die Post. Einer meiner Leser schreibt mir zu der auf Genderama veröffentlichten Leserpost, was die Positionierung von Grünen gegen trans Personen und den Umgang mit trans Frauen bei sportlichen Wettbewerben angeht:

Hallo Herr Hoffmann,

Sie hatten doch Recht mit Ihrem Beitrag vom 20. Oktober! Zunächst einmal – worum geht es eigentlich? Hier die Position der Grünen, die zur Debatte steht:

"Männer, die sich als Frau identifizieren, können so missbräuchlich in Schutzräume eindringen, Frauenförderungen und Ämter beanspruchen, ohne dass Frauen sich dagegen wehren können", heißt es in der Antragsbegründung. "Der Zutritt von Menschen mit männlichem Körper könnte religiöse Frauen ausschließen, durch Männergewalt traumatisierte Frauen in Frauenhäusern retraumatisieren und Sportlerinnen den Sieg und die Gesundheit kosten", warnen Engelken und 24 weitere Antragsteller*innen.


All die Einwände von Genderama-Lesern, welche Sie am 21. Oktober zitieren, sagen zu dieser Position gar nichts aus, sondern beziehen sich auf die Frage, ob es sportlich fair sei, Trans-Frauen im Damensport zuzulassen. Von Fairness ist bei den Grünen nirgends die Rede. Sie sprechen lediglich von der Möglichkeit, dass Trans-Frauen Sportlerinnen den Sieg und die Gesundheit kosten. Ja, diese Möglichkeit besteht durchaus, sie besteht jedoch ebenso bei biologischen Frauen im Sport: auch sie können anderen Sportlerinnen den Sieg und die Gesundheit kosten. Es wäre sehr seltsam, wenn Trans-Frauen das nicht könnten, was biologische Frauen können müssen, um im Damensport überhaupt erfolgreich zu sein.

Kurz: Bei den Grünen spielt Fairness keine Rolle (solange wir uns an das Zitat oben halten). Worum geht es dann? Sie haben es doch sehr treffend herausgestellt:

Man könnte noch viel dazu sagen, aber es läuft immer auf dasselbe hinaus: Trans Frauen werden von manchen Feministinnen als Bedrohung gesehen, weil sie als "verkappte Männer" gelten und in manchen Kreisen Männer und Männlichkeit als Bedrohung wahrgenommen werden. Ob das gut begründet ist, erscheint irrelevant. Es ist der Geschlechterhass, der sich hier im grünen Lager Bahn bricht. Aber da diesmal nicht allein die "legitime" Zielscheibe Männer, sondern auch trans Personen von diesem Hass betroffen sind, wird er plötzlich als so reaktionär offensichtlich, wie er ist.


Diese Einschätzung wird überhaupt nicht dadurch in Frage gestellt, dass man nun darauf hinweist und dafür argumentiert, dass es sportlich unfair sei, Trans-Frauen im Damensport zuzulassen. Mal angenommen, dieses Internationale Olympische Committee (IOC) würde die Regeln für Trans-Frauen so weit verschärfen, dass wirklich physischer Gleichstand hergestellt wäre: Würden die Grünen dann ihren Widerstand aufgeben? Nöö – ganz gewiss nicht. Warum nicht? Nun, Sie haben es doch erklärt – siehe das Zitat oben.

Zudem sind die Argumente der Unfairness-Vertreter häufig dubios. Z. B. gab es da diesen MMA-Kampf, bei dem die Sportlerin Taika Brents von einer Trans-Frau schwer verletzt worden ist. Nun, wenn ich Sorge hätte, dass ich bei einem MMA-Kampf verletzt werden könnte, dann würde ich nicht darauf dringen, dass Trans-Frauen für MMA-Kämpfe gesperrt werden, sondern ich selbst würde an keinen MMA-Kämpfen teilnehmen. MMA-Kämpfe sind für sich genommen schon so gefährlich, dass jeder, der ein wenig Sorge um seine Gesundheit hat (also jeder normal denkende Mensch), sie tunlichst vermeiden sollte. Wenn ich in ein Haifischbecken springe, dann hat es wenig Sinn, vorher darauf zu drängen, dass diese Haifische nicht größer als sieben Meter sein dürfen.

Dito für Rugby. Da spielen also Frauen Rugby, haben aber keine Sorge um ihre eigene Gesundheit. Dann gibt es eine Trans-Frau in der gegnerischen Mannschaft, und plötzlich finden dieselben Sportlerinnen, die Rugby nicht gefährlich finden, dass Rugby mit Trans-Frau total gefährlich geworden ist. Neenee, Rugby ist immer total gefährlich, und Frauen, die Sorge um ihre Gesundheit haben, sollten besser kein Rugby spielen.

Was nun die vielen Siege von Trans-Frauen in der Athletik betrifft, so wird hier ein wichtiger Punkt übersehen: Viele biologische Frauen trainieren mit männlichen Sportlern, z. B. unser ehemaliger Goldfisch Franziska oder die Ungarin Judit Polgar (Schach). Warum machen die das? Damit sie immer verlieren? Sie machen es, weil es ihr Leistungsniveau steigert. Aber wie kann das sein, wenn Frauen den Männern doch körperlich immer unterlegen sind? Nun, offenbar sind die Grenzen der weiblichen Leistungsfähigkeit noch nicht erreicht – da ist noch Luft nach oben. Man muss eben nur diesen Leistungszuwachs geschickt herauskitzeln. Und das geht z. B., indem man als Frau mit Männern trainiert. Darum meine Prognose: Wenn heute die biologischen Frauen in der Athletik gegen die Trans-Frauen abstinken, dann sollten sie immer mit Trans-Frauen trainieren, oder eben gleich mit originalen Männern. Nach spätestens drei Jahren werden sie das Leistungsniveau der Trans-Frauen erreicht und teilweise überboten haben.

Es ist natürlich schön, wenn Sie in Ihrem Blog alternative Meinungen würdigen und auch eigene Meinungen zurücknehmen. Aber wo Sie Recht haben, können Sie ruhig auch ein wenig bockig sein und standhaft bleiben.


Leicht gesagt. Bockig sein entspricht so gar nicht meinem Naturell. :-)

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