Montag, September 30, 2019

"Andere entscheiden, was Frauen tun dürfen" – News vom 30. September 2019

1. Ein Basketball-Bundesligist trennt sich von seinen Cheerleaderinnen; diese passten „nicht mehr in unsere Zeit“. Was ist davon zu halten? Wenig, meint Johanna Dürrholz in der FAZ.



2. Das Statement der "IG Jungen, Männer, Väter" in der Anhörung des Rechtsausschusses des Bundestages steht jetzt online.



3. Die Post. Einer meiner Leser weist mich auf folgenden Artikel hin: "Unangenehm und fragwürdig" - deutsche Sprinterinnen kritisieren Kameras in Startblöcken.

Mein Leser schreibt mir dazu:

Ich bin mal gespannt, ob das jetzt zu einem "gesamtgesellschaftlichen" Problem hochgepusht wird. Momentan haben ja lediglich die interviewten Frauen persönliche Vorbehalte gegen die Kameras in den Startblöcken von Läufern geäußert. Es wird sich vermutlich dennoch jemand finden, der darin sexistisch motivierte und gegen Frauen gerichtete Intentionen in den Kamerainstallationen wittert.

Sonntag, September 29, 2019

Politisch korrekte Prüderie erreicht Berliner Cheerleader und Pariser Laufstege – News vom 29. September 2019

1. Die aktuellste Entwicklung in Verbindung mit der vermeintlich frauenfreundlichen Prüderie der Gegenwart: DerBasketball-Bundesligist Alba Berlin wird zur kommenden Saison auf seine Cheerleader, die Alba Dancers, verzichten. "Wir sind zu der Überzeugung gekommen, dass das Auftreten junger Frauen als attraktive Pausenfüller bei Sportevents nicht mehr ins unsere Zeit passt", formulierte Geschäftsführer Marco Baldi auf der Homepage des Vereins. Es sei der Eindruck entstanden, dass Frauen bei Alba vor allem für die tanzende Pausenunterhaltung zuständig seien, während die Männer Basketball spielten.

Die Reaktion einer davon betroffenen Cheerleaderin ist scharf:

Bei Instagram schrieb sie: „Wer denkt, diese Entscheidung sei 'zeitgemäß', hat die letzten 100 Jahre Emanzipation verpasst. Enttäuschung ist gar kein ausreichender Ausdruck für diese mehr als erbärmliche Rechtfertigung." Unter dem Hasthag "#deeplychauvinistic ("zutiefst chauvinistisch") fügte sie ironisch hinzu: „Hilfe, wir wurden gezwungen, unserem Sport und somit unserer Leidenschaft nachzugehen. Unseren Vorbildern aus der NBA nachzufeiern." Und: "Dazu zählt auch das Kostüm. Was mehr nicht ist. Eine Verkleidung, die zu diesem Sport gehört und rein gar nichts über den Menschen, der es trägt, aussagt."


In einem Kommentar von Philippe Debionne in der Berliner Zeitung heißt es:

Dass die Frauen, bei denen nach Aussage ihrer Chefin von der Zahnärztin über die Psychologin bis hin zur Stewardess alles dabei ist, angeblich degradiert werden, weil Männer sie hübsch finden, verstehen nicht nur die Frauen selbst nicht. Natürlich sieht man(n) gerne hin - aber was ist schlimm daran, ästhetische Körper gerne zu betrachten? Was ist schlimm daran, einem Trupp hübscher Sportlerinnen gerne zuzusehen? Was ist das für eine neue, ungesunde Prüderie?

Müssen sich die Männer und Frauen, die professionell Beachvolleyball spielen, demnächst auch züchtig kleiden, weil sie in ihren Outfits zu sexy aussehen könnten? Dürfen männliche Tennisspieler sich kein neues Hemd anziehen, weil ihre weiblichen Fans (wie kürzlich geschehen) davon Videos machen und sich im Internet über den ansehnlichen, weil durchtrainierten freien Oberkörper des Mannes freuen? Vielleicht sollten unsere Sportler, egal ob männlich oder weiblich, künftig nur noch in Burka antreten, lediglich die Farbe der praktischen Ganzkörperbekleidung würde dann Aufschluss darüber geben, ob hier gerade Männer oder Frauen am Start sind. (...) Dass ausgerechnet der Vereinsvorstand den Frauen damit unmissverständlich den Stempel "Sex-Objekt" aufdrückt, scheinen die verantwortlichen Herren dabei nicht zu verstehen.

(...) Ich unterstelle den Verantwortlichen bei Alba daher an dieser Stelle, dass sie diese Entscheidung aus folgendem Grunde getroffen haben: Aus Angst, ins Visier einer Minderheit zu geraten, die hinter Cheerleading Sexismus in Reinform vermutet. Dass das früher oder später passiert wäre, ist im heutigen Berlin vermutlich sogar anzunehmen. Sich diesem Druck in vorauseilendem Gehorsam zu beugen, ist allerdings ein falsches Zeichen.




2. Derselbe Kulturkampf hat auch die Laufstege von Paris erreicht. Die Nachrichtenagentur AFP berichtet:

Spaltungen über Fragen zu "Rasse", Geschlecht und der Klimakrise sprudeln an die Oberfläche in einer Welt, in der die politische Debatte meist so willkommen ist wie schlaffe Haut an den Oberarmen. Zwei der größten Pariser Modestars, Hedi Slimane von Celine und Anthony Vaccarello von Saint Laurent, haben beide vor einem neuen "Puritanismus" gewarnt.

Slimane befürchtet sogar, dass dieser "getarnte Neokonservatismus" die grundlegende kreative Freiheit bedroht. "Demagogische politische Korrektheit ist zu einer tragischen Tyrannei wörtlicher Auslegungen geworden", erklärte er in einem seltenen Interview letzten Monat.

Vaccarello ging am Vorabend der Pariser Modewoche weiter und sagte: "Es ist jetzt unmöglich, eine Meinung zu haben, die gegen die Herde gerichtet ist".

(...) Beide Männer wurden in den letzten Saisons von Feministinnen zerfleischt - Vaccarello wegen "Porno-chic"-Anzeigen, von denen die französischen Regulierungsbehörden sagten, dass sie Frauen erniedrigen, und Slimane wegen dem künstlerischen Erbe der britischen Designerin Phoebe Philo, seiner Vorgängerin bei Celine.

Ihre Fans, bekannt als die "Philophilen", zerfleischten den zurückgezogen lebenden Designer, wobei der Hollywood Reporter fragte: "Ist Hedi Slimane der Donald Trump der Mode?", während die Financial Times seinen Look als "superdünn und fast ausschließlich weiß" brandmarkte.

Slimane sagte, angesichts eines solcher Fendseligkeiten "fühlt es sich an, als hätte die Toleranz die Seiten gewechselt".

Die Nähe beider Männer zur französischen Leinwandlegende Catherine Deneuve, die auf dem Höhepunkt der #MeToo-Bewegung das "Recht der Männer, Frauen zu belästigen" verteidigte, blieb von ihren Kritikern nicht unberücksichtigt.

"Du darfst nichts mehr sagen oder tun", sagte Richard Rene von Guy Laroche nach seiner Show am Mittwoch, die eine berüchtigte Pariser Dame feierte, die ehemalige Models an Staatsoberhäupter vermittelte.

Der Kontrast zu Dior, die unter ihrer ersten Designerin Maria Grazia Chiuri zu einer Vorkämpferin des feministischen Aktivismus geworden ist, könnte nicht deutlicher sein.

Ihre Debüt-Show im Jahr 2016 begann mit einem T-Shirt mit dem Slogan "We Should All Be Feminists", und seitdem hat die Italienerin keine Gelegenheit ausgelassen, die Trommel des weiblichen Empowerments zu schlagen.

Chiuri hat sich am Dienstag des Klimaaktivismus und des Handlungsbedarfs, "wenn die Menschheit überleben soll", angenommen und Models mit Greta-Thunberg-Zöpfen ausgesandt


Das ergibt Sinn. Wer findet Greta Thunberg schließlich nicht sexy? Ach Verzeihung, darum geht's ja auf den Laufstegen längst nicht mehr.

Aber am nächsten Tag warf der Milliardär Bernard Arnault, der zweitreichste Mann der Welt, der schwedischen Teenagerin vor, sich "dem totalen Katastrophendenken zu ergeben ... das dürfte die Jugend demoralisieren. Sie hat nichts anderes als Kritik zu bieten."

Minuten zuvor hatte die berühmte grüne britische Designerin Stella McCartney, Arnaults neue persönliche Beraterin für Nachhaltigkeit, die Führungskräfte seiner LVMH-Gruppe aufgefordert, den Kampf gegen den Klimawandel in ihr Denken einzubeziehen.

Neben Stella McCartney, Vivienne Westwood, der aufstrebenden jungen französischen Upcyclerin Marine Serre, Dior und dem amerikanischen Rick Owens setzt eine wachsende Gruppe von Marken auf Empowerment und die Umwelt, um eine neue Generation von "woken", sozial bewussten Kunden zu gewinnen.

Der indische Schöpfer Manish Arora nutzte seine Show, um auf größere LGBTQIA-Rechte zu drängen, indem er sagte, dass wir ein größeres Bewusstsein für lesbische, schwule, trans, fragende, intersexuelle und asexuelle Menschen brauchen.


Interessant. Wenn ich jetzt zum Beispiel asexuell wäre: Welche Form der Haute Couture wäre dann passend für mich?

Man macht sich im Alltag über solche Fragen ja viel zu wenig Gedanken.

Und Westwoods Ehemann Andreas Kronthaler, der dort die Designertätigkeit übernommen hat, bezieht männliche Models in alle seine Shows ein, "weil sie in einem Kleid genauso schön sein können wie Frauen".

Vaccarello, der es vorzieht, harte und schnelle Hetero-Sexyness zu verkaufen, sagte, dass eine "Hexenjagdatmosphäre ruinös sei .... diese angstgeplagten Zeiten. Frauenfeindlichkeit und Rassismus liegen im Auge des anderen", insistierte er und schloss seine vielfältige Pariser Show am Dienstag mit dem schwarzen Supermodel Naomi Campbell ab.

Aber Olivier Rousteing von Balmain, der erste schwarze Designer, der ein großes Pariser Haus führte, sagte, dass es der Mode noch immer an Vielfalt mangele.

"Das ist für alle offensichtlich", sagte er der AFP. "Ich verurteile keine Menschen, die einen anderen Standpunkt vertreten, aber ich habe nicht das Gefühl, dass der Kampf beendet ist. Wir müssen noch immer für die Rechte der Frauen kämpfen, für Vielfalt und dafür, dass Homosexualität akzeptiert und nicht nur toleriert wird."




3. Die Post. Einer meiner Leser schreibt mir heute:

Ich weiß nicht ob du Netflix hast. Bei aller Kritik wegen dem Bann von unter anderem "The Red Pill" besorge dir bitte einen Zugang. Kostenloser Test reicht und schau dir Criminal: Deutschland Folge 2 an. Ich will dir nicht die Spannung nehmen. Aber besser kann man das Thema Sorgerecht, Häusliche Gewalt und die Situation vor Gericht nicht darstellen. Ich habe es leider im Flugzeug gesehen. Da ist die ein oder andere Träne immer etwas peinlich. War aber zum Glück ein Nachtflug.


Ein anderer Leser schreibt mir:

Hallo Herr Hoffmann,

ich verfolge auf Ihrem Blog unter anderem die Debatte um die "Qualitätsoffensive" im deutschen Familienrecht. Zu Ihren News vom 28.09.2019 (Punkt #3) folgende Anmerkungen:

Ich bin selbst Jurist und zugleich betroffen von justizieller Willkür im Familienrecht. Ich habe mir das weder seinerzeit im Studium, noch lange Zeit danach vorstellen können: Die vernichtenden Ergebnisse der Expertenanhörung im Rechtsausschuss des Bundestages vom 25.09.2019 kann ich aus meiner praktischen Erfahrung der letzten neun Jahre uneingeschränkt bestätigen. Justitia erscheint blind und humpelt allenfalls durch das Familienrecht. Dieser Eindruck dürfte seit Jahrzehnten jedenfalls jeden Vater beschleichen, der jemals nach einer Trennung in den Strudel der Familienrechtsindustrie geraten ist, weil er sich für eine gleichberechtigte (Weiter-)Betreuung und Sorge für seine Kinder eingesetzt hat. Ausnahmen hiervon werden mit Glück allenfalls dann gelten, wenn es sich bei dem Vater mindestens um einen kirchenbewegten Diplom-Pädagogen und Friedensnobelpreisträger handelt, während sich die Mutter als drogenabhängige Kleinkriminelle durchschlägt.

Dennoch möchte ich "das Recht" in gewisser Weise in Schutz nehmen. Die bestehenden Probleme und vielfach absurden Ergebnisse familiengerichtlicher Verfahren mögen sicher etwas mit mangelhafter Aus- und Fortbildung der beteiligten Richter (oder meist: Richterinnen in Teilzeit) zu tun haben. Das gleiche gilt insbesondere auch für die im Verfahren in der Regel ausschlaggebenden psychologischen SachverständigInnen, die sich zwar sehr häufig gerade nicht durch "Sachverstand" auszeichnen, aber dafür mit dem Einfluss eines Richters belohnt werden. Von der Qualifikation der Jugendämter und Verfahrensbeistände mag man - von löblichen Ausnahmen abgesehen - erst gar nicht mehr reden.

Dem regelmäßigen Versagen all dieser Professionen im Familienrecht ist eines gemein: Sie scheitern nur sehr selten bis gar nicht "am Recht" an sich, das heißt an unzureichenden Regelungen des Bürgerlichen Gesetzbuchs oder den Vorgaben des Bundesverfassungsgerichts und des Bundesgerichtshofs. Sie scheitern letztlich serienmäßig an ihrer "Haltung" und "Ideologie". Diese Haltung besagt kurz gefasst bis heute: "Das Kind gehört zur Mutter" - und zwar ausschließlich - was sich in einer kaum noch zählbaren Anzahl von Fällen sehr negativ auf die betroffenen Kinder und ihr Verhältnis zu beiden (!) Elternteilen auswirkt.

Deprimierend ist, dass sich diese Haltung von links bis rechts durch das gesamte politische Spektrum zieht und mit so unterschiedlichen wie gleichermaßen abwegigen Ideologien begründet wird. Auf die Politik kann man hier in absehbarer Zeit wohl kaum hoffen. Ändern wird sich vermutlich erst dann etwas, sobald das Bundesverfassungsgericht den Beteiligten im Rahmen einer Grundsatzentscheidung die Leviten liest und ein Umdenken erzwingt. Aber dafür bedarf es erst des "richtigen Falls" und auch einer intrinsischen Erkenntnis des Bundesverfassungsgerichts.

"Das Recht" eröffnet den Gerichten und Verfahrensbeteiligten allerdings schon heute und ohne jede Gesetzesänderung, zu ausgewogenen und kindeswohldienlichen Lösungen für die betroffenen Kinder zu gelangen. So kann zum Beispiel schon heute ein Wechselmodell - besser: paritätisches Betreuungsmodell - durch das Familiengericht im Wege einer Umgangsregelung beschlossen werden. Die Entscheidung des Bundesgerichtshofs vom 01.02.2017, XII ZB 601/15 hat insofern Rechtsgeschichte geschrieben. Erst recht kann auch ein Betreuungsverhältnis von wenigstens 8:6 Tagen problemlos von jedem Familiengericht ganz regelmäßig festgelegt werden (Verhältnis Mutter:Vater; Umgangsregelungen werden meist im 14-tägigen Rhythmus definiert). Letzteres käme zuzüglich der normalen hälftigen Aufteilung der Ferien und Feiertage einem Wechselmodell im Jahresdurchschnitt schon sehr nahe (bei gleichzeitiger Vermeidung der ideologischen Grabenkämpfe!).

Warum wird das Mögliche also nicht getan? Und warum hat sich die Entscheidung des Bundesgerichtshofs in der familienrechtlichen Praxis der Amts- und Oberlandesgerichtsentscheidungen bisher so gut wie gar nicht niedergeschlagen? Warum erleben Väter keinen schrittweisen Zuwachs an Betreuungszeiten für Ihre Kinder und warum begegnet man ihnen nach wie vor voller Misstrauen und Missachtung? Eben! Haltung und Ideologie. "Das Recht" wäscht seine Hände dabei in Unschuld, denn "ihr könntet ja, wenn ihr wolltet".

Samstag, September 28, 2019

Mann bringt Kind zur Welt und darf kein "Vater" sein – News vom 28. September 2019

1.
Der britische Journalist Freddy McConnell hat ein Kind zur Welt gebracht. Zum Zeitpunkt der Geburt war er rechtlich schon als Mann anerkannt. Dennoch darf er nicht als "Vater" registriert werden.


Spiegel-Online berichtet über einen Rechtsstreit in Großbritannien.



2. In einem Gastbeitrag für den "Focus" erklärt der Diplompsychologe Claus Koch, wie man dafür sorgen kann, dass Kinder weniger unter der elterlichen Trennung leiden:

Besonders aber brauchen sie Eltern - und da sind sich alle Trennungsforscher einig -, die weiterhin gemeinsam für sie da sind. Dies setzt voraus, dass ihre Eltern zwischen der Paarebene und der Elternebene unterscheiden können: Wir sind kein Paar mehr, aber nach wie vor beide für unsere Kinder verantwortlich. Psychologen nennen das Coparenting.


Passt ja prima zu aktuellen Entscheidung des Bundestags-Rechtsausschusses.



3. Die Väterbewegung Köln berichtet von der öffentlichen Anhörung im Rechtsausschuss des deutschen Bundestags zur Qualitätsverbesserung in familiengerichtlichen Verfahren.



4. Das Magazin "Vice" ist nicht gerade für besonders gelungene männerpolitische Beiträge bekannt, aber das ändert sich mit einem Artikel, in dem es um das Aufbrechen von Geschlechterrollen geht: "Wickelverbot für Männer: So schwer haben es Erzieher".



5. In Nigeria wurden mehr als 300 Jungen und junge Männer aus einer Koranschule befreit. Sie wurden dort angekettet und Spuren sowie ihren Berichten zufolge gefoltert und sexuell missbraucht.

Donnerstag, September 26, 2019

Rechtsausschuss des Bundestages lehnt Wechselmodell ab – News vom 26. September 2019

1. Es war ein Tweet der FDP-Abgeordneten Katrin Helling-Plahr, der die schlechte Nachricht gestern an die Öffentlichkeit brachte:

Gerade hat der Rechtsausschuss über unseren Antrag zum #Wechselmodell debattiert und ihn abgelehnt. Falsche Entscheidung! Die öffentliche Debatte folgt bald im Plenum. Die Behauptung, es ginge ihnen nur ums Geld und nicht um die Kinder, ist ein Schlag ins Gesicht der Väter.


Das Väternetzwerk kommentiert auf Facebook:

Der Rechtsausschuss des Deutschen Bundestages hat heute gegen den Antrag der FDP gestimmt, das Wechselmodell zum Regelfall nach einer Trennung der Eltern zu machen. Es sei, so der einheitliche Tenor, statt dessen immer im Einzelfall zu entscheiden welches Betreuungsmodell am besten zur jeweiligen Trennungsfamilie passt.

Wenn beide Eltern trotz aller Differenzen ihre Kinder mehr im Blick haben als finanzielle Interessen, entscheiden sie sich immer häufiger für das Wechselmodell. In den meisten Fällen ist das auch das Beste für die Kinder. Obwohl die Mehrheit der Politiker das Wechselmodell als Regelfall ablehnt, besteht weitgehend Einigkeit darüber, dass getrenntlebende Eltern, die ihre Kinder gemeinsam erziehen wollen, besser unterstützt werden müssen.

Die Politik kann sich hier nicht länger aus der Verantwortung stehlen. Wir brauchen endlich gesetzliche Regelungen für das Wechselmodell. Das Wechselmodell muss neben dem Residenzmodell ganz klar als Option ins BGB aufgenommen werden. Außerdem ist es nicht hinnehmbar weiter einseitig Alleinerziehende zu unterstützen, die den anderen Elternteil möglichst vom Kind fernhalten. Es müssen stattdessen Anreize für eine gemeinsame Betreuung der Kinder auch nach einer Trennung geschaffen werden, um Trennungskindern wo immer das möglich ist, beide Eltern zu erhalten.

Die Politik hat hier Jahre untätig verschlafen. Wer immer wieder betont, dass alles im Einzelfall entschieden werden muss, hat auch realistische Voraussetzungen dafür zu schaffen. Das Handeln der Politik im Familienrecht geht an der gesellschaftlichen Entwicklung vorbei und kommt einer völligen Politikverweigerung nahe.




2. Darüber hinaus debattiert der Rechtsausschuss des Bundestages über eine Qualitätsoffensive für Familienrichter. "Eine Expertenanhörung offenbart gravierende Missstände in den Gerichten" berichtet Die Welt in Sabine Menkens Artikel Wenn Familienrichter keine Ahnung haben.

Zu den vom Rechtsausschuss eingeladenen Experten gehören erstmals auch authentische Vertreter der Anliegen von Männern und Jungen, die "Interessensgemeinschaft Jungen, Männer, Väter", bei der ich über MANNdat auch Mitglied bin und mit deren Sprecher Gerd Riedmeier ich im ständigen Kontakt stehe. Sie hat vor kurzem eine Pressemitteilung und ein begleitendes Statement zu ihrer Anhörung im Rechtsausschuss veröffentlicht.



3. Auch ein Jahr nach der von der Deutschen Bischofskonferenz veröffentlichten Studie über sexuellen Missbrauch (vor allem von Jungen) in der katholischen Kirche gebe es viele Täter, aber wenig Gerechtigkeit berichtet Gaby Mayr in einem erschütternden Befund für den Deutschlandfunk.



4. Anfang September veröffentlichte der Schweizer Tages-Anzeiger den Artkel "Papa kommt nicht", der von Scheidungsvätern handelte, die sich nicht ausreichend um ihre Kinder kümmern. Darauf antwortet jetzt der Männerrchtler Oliver Hunziker mit dem Beitrag "Papa käme gerne, wenn er dürfte". (In Schweizer Leitmedien ist erlaubt, dass Männerrechtler einseitige Artikel mit einer Replik erwidern.)



5. "Frauenförderung ist ganz einfach, wenn man das Brecheisen nimmt" findet der Präsident der Akademien der Wissenschaften Schweiz. Man müsse eben nur die Männer rauswerfen, die die von Frauen benötigten Stellen bislang besetzt halten: "Wenn man ältere Professoren feuert, kann man dafür junge Professorinnen einstellen."



6. Mattel bringt geschlechtsneutrale Barbie-Puppen auf den Markt, damit sich die armen Kinder "bei den Puppen nicht mehr zwischen eindeutig männlich oder weiblich entscheiden müssen".

"Wir haben gehört, dass sich Kinder ihr Spielzeug nicht von Geschlechternormen diktieren lassen wollen", sagte Kim Culmone, die bei Mattel für das Design der Puppen zuständig ist.

Ja, klar, das ist eine typische Rückmeldung, die Puppenhersteller so von Kindern erhalten ...

Noch dramatischer äußert sich Mattel im Magazin "Time": "Es gab ein paar geschlechterkreative Kinder, die uns erzählten, dass sie den Weihnachtstag fürchten, weil sie wussten, was auch immer sie unter den Weihnachtsbaum bekommen haben, es war nicht für sie gemacht." Aufhänger des Artikels ist eines dieser Kinder, die/der Achtjährige Shi'a, die/der sich selbst als "genderfluid" betrachtet und "dessen Lieblingsfarbe in einer Woche schwarz und in einer anderen rosa ist".

Über die neuen Puppen heißt es:

Sorgfältig gepflegte Gesichtszüge verraten kein offensichtliches Geschlecht: Die Lippen sind nicht zu voll, die Wimpern nicht zu lang und flatterig, der Kiefer nicht zu breit. Es gibt keine Barbie-ähnlichen Brüste oder breite, Ken-ähnliche Schultern. Jede Puppe der Creatable World Serie sieht aus wie eine schlanke 7-Jährige mit kurzen Haaren.




7. "Bayern 2 Zündfunk" ist mit einem Tweet auf der rassistisch-sexistischen Schiene gelandet und fängt sich damit das verdiente Feedback ein.

Noch irrer indes äußert sich ein Wiener Rechtsanwalt und Geschäftsmann in Sachen Windkraft auf Twitter:

Die alten (oder jungen) weißen Männer, die etwas zu entscheiden hatten, werden in ein paar Jahren vielleicht noch froh sein müssen, wenn sie nicht aufgeknüpft werden.


Währed das Öko-Lager auf diese Weise heute immer krawalliger wird, fragt man sich dort morgen bestimmt wieder, warum bei der Bekämpfung des Klimawandels nicht die ganze Gesellschaft an einem Strick ziehe.



8. In Frankreich wurde die dortige MeToo-Begründerin wegen Verleumdung zu einer Geldstrafe von 20.000 Euro verurteilt. Der Journalist "Don Alphonso" kommentiert auf Twitter: "Als es mit #metoo losging, haben die Medien mitgebrüllt. Jetzt, da juristisch aufgeräumt wird, wird das hier in Deutschland kaum zur Kenntnis genommen."



9. Eine Schlagzeile, die man in deutschen Leitmedien ebenfalls nicht findet, obwohl diese Feststellung offenkundig sein sollte: "Wenn Männer sich wegen unbewiesener Anschuldigungen das Leben nehmen, ist MeToo zu weit gegangen." In dem Artikel berichtet die Publizistin Libby Emmons über die vielen Opfer von MeToo.



10. Im US-Bundesstaat Tennessee wurde ein fünfjähriger, autistischer Junge als Sexualtäter registriert, weil er eine Klassenkameradin umarmte und eine andere auf de Wange küsste.



11. Die Post. Einer meiner Leser schreibt mir heute:

Coraline Ada Ehmke bezeichnet sich selbst als Notorious Social Justice Warrior und ihr größter Verdienst liegt bisher im Erstellen des Contributor Covenant, den sie in zahlreichen Open Source als Code of Conduct eingebracht hat.

Das bekannteste Open Source Projekt mit ihrem Contributor Covenant ist Linux, und manche erinnern sich noch daran, dass Linus zu dem Moment eine Auszeit angekündigt hatte.

Vielleicht ist das zeitliche Zusammentreffen mit dem Abgang Richard Stallmans vom MIT ein Zufall, vielleicht auch nicht, auf jeden Fall hat sie jetzt die nächste Etappe für die Open Source Community bereit:

The Hippocratic License : An Ethical License for Open Source Projects

Der entscheidende Satz ist dieser hier:

"The software may not be used by individuals, corporations, governments, or other groups for systems or activities that actively and knowingly endanger, harm, or otherwise threaten the physical, mental, economic, or general well-being of individuals or groups in violation of the United Nations Universal Declaration of Human Rights."

Mit anderen Worten: Wenn Deine Aktivität (z.B. Bloggen) bei irgendjemandem mentales Unwohlsein auslöst, dann kann man Dir die Lizenz entziehen.

Schauen wir mal, wie viele Open Source Projekte es wagen werden, sich einer ethischen Lizenz zu verweigern, vor allem, nachdem sie sich mit ihrem Code of Conduct schon zu den entsprechenden Prinzipien bekannt haben.

Mittwoch, September 25, 2019

MeToo: Placido Domingo verlässt New Yorker Met Opera – News vom 25. September 2019

1.
Nach Vorwürfen sexueller Belästigung gegen Plácido Domingo haben sich der Opernstar und die New Yorker Metropolitan Oper getrennt - nur einen Tag vor seinem Auftritt. (...) "Ich weise die Anschuldigungen gegen mich entschieden zurück und mache mir Sorgen um ein Klima, in dem Menschen ohne angemessene Untersuchungen verurteilt werden, aber nach einigem Nachdenken glaube ich, dass mein Auftritt in der 'Macbeth'-Inszenierung von der harten Arbeit meiner Kollegen auf und hinter der Bühne ablenken würde", schrieb Domingo an die "New York Times".


Die Tagesschau berichtet.



2. Ein Gerichtsurteil überrascht, weil es vernünftig und menschenfreundlich ist: Zehnjähriger Bub soll dereinst selber über Beschneidung entscheiden.

Soll der 10-jährige Sohn eines geschiedenen muslimischen Elternpaars traditionsgemäss beschnitten werden? (...) Mit dieser Frage musste sich kürzlich die II. Zivilkammer des Obergerichts des Kantons Zürich befassen. Die Mutter plante, in den Sommerferien 2017 in ihrem Herkunftsland dem Sohn gemäss den Gepflogenheiten ihrer Religion die Vorhaut abschneiden lassen. (...) Gegen dieses Vorhaben setzte sich allerdings das Betreuungsteam im Kinderheim zur Wehr, wo der Knabe seit Sommer 2014 gemäss einer Verfügung der städtischen Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde (Kesb) untergebracht ist. Die zuständige Person vom Kinderheim betonte, dass das Kind «mehrfach traumatisiert sei, an einer posttraumatischen Belastungsstörung leide und auf sämtliche körperlichen Eingriffe sehr heftig, überreizt, ja panisch reagiere». Auch der leibliche Vater des Knaben war mit den Beschneidungs-Plänen seiner Ex-Frau nicht einverstanden.

Von der Beiständin der Mutter über deren Vorhaben informiert, beantragte das für die Fürsorgeempfängerin zuständige städtische Sozialzentrum, deren elterliche Sorge einzuschränken, damit die Frau nicht befugt sei, die Zirkumzision durchführen zu lassen. Die Mutter wehrte sich mit der Begründung, dass ihr Sohn von anderen muslimischen Kindern gemobbt werden könnte, und sie befürchte auch eine gewisse Ausgrenzung des Buben durch die Verwandtschaft in der Heimat.


Nach einigem weiteren Hin und Her kam es schließlich zu folgendem Gerichtsurteil:

Das Kind würde im jetzigen Zeitpunkt durch einen solchen medizinischen Eingriff traumatisiert. Jene sozio-kulturellen Nachteile für das Kind, welche die Mutter bei einem Zuwarten befürchte, seien dagegen nicht erkennbar. Und der angefochtene Entscheid verletze auch nicht das Recht der Mutter zur religiösen Erziehung gemäss Zivilgesetzbuch, weil dieses Recht unter dem Vorbehalt des Kindeswohls stehe. Damit wird der muslimische Knabe also in rund acht Jahren selber entscheiden können, ob er sich die Vorhaut abschneiden lassen will oder nicht.


Warum man Beschneidungen nicht grundsätzlich so handhabt, wissen die Götter.



3. Ebenfalls vorbildlich: Die Nürnberger Frauenbeauftragte bewirbt Männerwochen, die den Vorstellungen von uns Männerrechtlern mindestens auf halbem Weg entgegen kommen.



4. Normalerweise ist "Die Zeit" immer vorne mit dabei, wenn es darum geht, beispielsweise Frauen als Opfer zu bedauern. Seit sich aber auch die AfD und Donald Trump als Opfer sehen, wird das Blatt plötzlich kritisch, was diese Perspektive angeht. In einem Buchauszug von Matthias Lohre, den die "Zeit" veröffentlicht, heißt es:

"Es sind allerdings so gut wie nie die tatsächlichen 'Opfer'", urteilt die Philosophin Maria-Sibylla Lotter, "sondern meist selbst ernannte Opfervertreter". Diese wollen "anderen aufgrund ihrer Identität das Recht auf Verständnis oder auch nur freie Meinungsäußerung zu bestimmten Themen" zusprechen oder verweigern. Die Professorin an der Ruhr-Uni Bochum sieht darin eine Gefahr. Die Identitätspolitik war einmal dazu gedacht, benachteiligte Gruppen sichtbarer zu machen und zu stärken. Heute aber hat sie vielfach "die Gestalt einer Anklage durch selbst ernannte Richter angenommen".

Opfervertreter unterteilen "die Menschen je nach Hautfarbe oder anderer nicht selbst erzeugter Eigenschaften". Die einen erklären sie zu Opfern, die anderen zu Tätern "vergangenen und systemischen Unrechts". (...) Der Opferstatus befriedigt die Sehnsucht vereinsamter moderner Menschen nach Unschuld und Zugehörigkeit – ganz ohne die moralischen Grautöne und lästigen Pflichten, die echte Gemeinschaften ihren Mitgliedern zumuten. (...) Diese Opfer suchen keine Lösungen, sondern Schuldige. Doch ihre Vorwürfe gegen "Systemmedien", "Regimes" oder "alte, weiße Männer" können ihnen niemals die Genugtuung schenken, nach der sie sich sehnen. Anstatt sich den tieferen Ursachen ihrer Not zu stellen, machen sie andere für ihre unverstandenen Seelennöte verantwortlich.


Matthias Lohre, die Älteren werden sich erinnern, war vor einigen Jahren noch der Verfasser männerfreundlicher Artikel in der "taz" und schrieb danach das Buch "Milde Kerle". Sein aktuelles Buch trägt den Titel "Das Opfer ist der neue Held".



5. Wie Genderama vor einigen Monaten berichtete, hat die niederländische Universität Eindhoven eine Frauenquote von 100 Prozent eingerichtet. Männliche Bewerber werden nur noch "zur Not" eingestellt, weibliche Mitarbeiter erhalten 100.000 Euro extra. Auf Spiegel-Online durfte der Rektor der Hochschule sein neues Konzept bewerben. Jetzt muss sich die Hochschule vor dem Niederländischen institut für Menschenrechte wegen Männerdiskriminierung verantworten. Der Protest war vom Antidiskriminierungsgruppe Radar eingereicht worden, nachdem dort 49 verschiedene Beschwerden wegen der sexistischen Hochschulpolitik eingereicht worden waren. Die Anhörung dazu soll am 4. November stattfinden.

Dienstag, September 24, 2019

Bundesrichter Thomas Fischer kommentiert Künast-Urteil – News vom 24. September 2019

1. Auf Spiegel-Online kommentiert Bundesrichter Thomas Fischer das aktuell debattierte Gerichtsurteil zu Beschimpfungen der Grünen-Politikerin Renate Künast. Ein Auszug:

Ich bin insoweit Fachperson, als ich selbst gelegentlich (...) unter öffentlichem Beifall als "abgehalfterter", mutmaßlich impotenter, "misogyner Exrichter" auf dem Weg in die "neue Rechte", als "Penishänger", "Schwanzträger" usw. bezeichnet wurde, dessen krankhafter Frauenhass mit dem Hinweis auf eine Veröffentlichung bewiesen wurde, in welcher er die Heuchelei frauenerniedrigender Präsentation angeblicher "Betroffenheit" über Frauenerniedrigung im TV ironisierte. Ich will über diese und andere Meisterleistungen der Entlarvungsintelligenz hier nicht weinen, sondern nur erwähnen, dass die zitierten und andere Äußerungen nicht (nur) in den Weltenräumen von Facebook stattfanden, sondern in öffentlich-rechtlichen Sendern und Qualitätsmedien, und von Personen stammten, die sich für ihre tief empfundene Sensibilität gegenüber jeglicher Seelenverletzung aufrichtig selbst bewundern.

Wenn man sich gegen solch einen Dreck gerichtlich oder auch nur in freundlich formulierten Beschwerdebriefen zur Wehr setzen will, geht man mehrere Risiken ein: Man kriegt zum Beispiel Antwortbriefe eines ARD-Intendanten oder einer Bundestagsabgeordneten, in denen man belehrt wird, dass erstens die Pressefreiheit ein hohes Gut sei, man sich zweitens nicht so anstellen solle und es drittens verdient habe. Sollte man es wagen, gegen einen Beschimpfer wegen Beleidigung, übler Nachrede oder Verleumdung (§§ 185, 186, 187) Strafantrag zu stellen oder zivilrechtlich auf Unterlassen oder gar Schmerzensgeld klagen (§§ 823, 253 BGB), findet sich ein kritischer Journalist, der eine Super-Glosse über einen Prozesshansel schreibt, der sicher entweder Langeweile oder einen Charakterdefekt hat. Sodann kriegt man eine Einstellungsverfügung plus Verweisung auf den Privatklageweg von der Staatsanwaltschaft und ein klageabweisendes Urteil vom Zivilgericht, was dazu führt, dass derjenige, den man verklagt hat, sofort veröffentlicht, man dürfe den Kläger nach Ansicht der Justiz von jetzt an öffentlich als dies oder jenes bezeichnen.


Das ist eine treffende Replik zu der schwer erträglichen Selbstinszenierung der "Qualitätsjournalisten" gegen den "Pöbel aus dem Internet". Fischers Artikel ist natürlich, wie so oft, in Gänze lesenswert.



2. In einer Salzburger Vortragsreihe, veranstaltet von Stadt, Frauenbüro und dem Verein Selbstbewusst, wird im Zusammenhang mit sexuellem Missbrauch auch über das Tabu-Thema "Täterinnen" gesprochen.



3. Feedback. Einer meiner Leser schreibt in einer Amazon-Rezension des von mir herausgegebenen wissenschaftlichen Sammelbands "Gleichberechtigung beginnt zu zweit":

Ordne mich selber als links/liberal ein und hatte bei vielen Themen über Gleichberechtigung (und gleiche Pflichten!) wie das ominöse Patriachat, gender-pay-gap, Quotenregelung oft ein seltsames Bauchgefühl, da mir die Herangehensweise und Darstellung oft einseitig vorgekommen ist. Durch Zufall bin ich auf dieses Buch gestossen....und habe es in kürzester Zeit durchgearbeitet. Endlich wird dieser Themenkomplex mal durch Protagonisten beider Seiten beleuchtet, und es kommen nicht nur extreme Feministen (die es heutzutage leicht haben Aufmerksamkeit zu erregen) zu Wort.

Natürlich mögen einzelne Abschnitte für einzelne Leser auf den ersten Blick weniger interressant sein, allerdings gelingt es so vielleicht, einmal seine eigene "Blase" zu verlassen und sich dem Thema Gleichberechtigung mit einem neuen Blickwinkel zu nähern.

Kann das Buch nur weiterempfehlen!

Montag, September 23, 2019

Grüne fordern das Wechselmodell – News vom 23. September 2019

1. Die ersten Grünen fordern inzwischen ebenfalls das Wechselmodell (gleichberechtigte, gemeinsame Sorge für den Nachwuchs auch nach Trennung der Eltern). Aber ob sie in ihrer Partei eine Mehrheit gewinnen können?



2.
Laut Statistischem Bundesamt fehlen zu den Vätern von Zehntausenden im vergangenen Jahr geborenen Kindern jegliche Daten.


"Die Welt" berichtet.



3. In vielen Leitmedien werden sie hofiert, aber im Alltag haben es Gender-Studenten alles andere als leicht, berichtet aus eigener Erfahrung Katharina Kunert. Sie wirkt ein wenig aufgebracht über die Kritik: "Ich möchte hiermit ein für alle Mal klarstellen: ES INTERESSIERT MICH EINEN DRECK, WAS DU VON MEINEM STUDIENFACH HÄLTST."



4. Gegen "autoritäre Weltverbesserer" wendet sich der Philosoph Christian Schüle im Deutschlandfunk, wobei er den Bogen vom Klima-Thema bis zur Geschlechterdebatte schlägt. Die neue Form des Puritanismus und die Allgegenwart des Prangers trage zur sozialen Spaltung bei.



5. Am 17. September tagte in Wien eine Podiumsdiskussion und Pressekonferenz zum Thema "Das letzte Tabu – Männerpolitik".



6. Auch in Südkorea bildet sich eine Männerrechtsbewegung. Dort sind 76 Prozent der Männer in ihren Zwanzigern und 66 Prozent der Männer in ihren Dreißigern antifeministisch ausgerichtet, während fast 60 Prozent der Männer in den Zwanzigern Geschlechterfragen für die ernsthafteste Konfliktquelle im Land halten.

Sonntag, September 22, 2019

Genderama ist heute 15 Jahre alt

Heute vor fünfzehn Jahren ging der erste Genderama-Blogbeitrag online – ein Verweis auf einen Artikel der "Welt", der selbst nicht mehr online steht:

Unter der Überschrift "Wenn Männer zu Verlierern im Geschlechterkampf werden. Klagen über Benachteiligung und Gewalt - Gleichstellungspolitik konzentriert sich bisher auf Frauen - Forderung nach Bewusstseinswandel in der Gesellschaft" berichtet die "Welt" über die aktuell vom Bundesfrauenministerium vorgestellten Gewaltstudien. Obwohl sechs von sieben Männern bereits einmal Gewalterfahrungen gemacht haben, liegt der Schwerpunkt des Ministeriums noch immer bei der Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen.

Da auch Männer einen Recht auf Schutz und Unversehrtheit hätten, fordert der Geschlechterforscher Hans-Joachim Lenz einen Bewusstseinswandel und eine Gleichstellungspolitik, die auch die Probleme von Männern berücksichtigt. Diese Forderung unterstützt unter anderem Reiner Wanielik von der Fachstelle für Jungenarbeit des Paritätischen Bildungswerkes Rheinland-Pfalz/Saarland: Männer sterben in Deutschland sieben Jahre früher als Frauen, haben häufiger mit Herz-Kreislaufproblemen und Süchten zu kämpfen und begehen drei von vier Selbstmorden. Leider laute die Maxime immer noch: "Ein Mann klagt nicht und beißt die Zähne zusammen." Der Grundstein für die verfehlten Entwicklungen werde schon in der frühen Kindheit gelegt.


Wahnsinn, oder, was sich seit damals alles für uns verbesert hat?

All diese gigantischen Veränderungen wären nicht möglich gewesen, ohne

- politische Parteien, die darum wetteiferten, wie sie auch der männlichen Hälfte der Wählerschaft ein überzeugendes Angebot machen können,

- die "Qualitätsmedien", die sich den Anliegen der Männerbewegung voller Interesse widmeten: nicht nur wegen ihrer Pflicht zur ausgewogenen Berichterstattung, sondern auch weil nach einem halben Jahrhundert einseitiger Sicht auf das Geschlechterthema die Perspektive von Männern frischen Wind in die Debatte brachte,

- ein akademischer Sektor, wo im Fach Genderstudien feministische und maskulistische Literatur gleichermaßen gelesen und kritisch besprochen wurden, damit die Studenten dort einen so breiten Horizont wie möglich vermittelt bekamen,

- ein staatliches Bundesforum Männer, das weit entfernt von jeder Korrumpierbarkeit dadurch, dass die Geldtöpfe in feministischer Hand waren, sich zügig mit der Basis der Männerbewegung vernetzte und mit ihr konstruktiv zusammenarbeitete, um Benachteiligungen von Männern konsequent immer wieder zum Thema zu machen.

Wenn es diesen Aufbruch nicht gegeben hätte, dann hätte sich die Lage der Männer in den letzten Jahren auch nicht so entschieden verbessert, wie es glücklicherweise der Fall gewesen ist.

Okay ...

Natürlich habe ich mir zum 15jährigen Jubiläum dieses Blogs noch etwas anderes überlegt als meinen berüchtigten Sarkasmus.

Stattdessen habe ich mich für ein eher launiges Thema entschieden: Was waren in den letzten 15 Jahren eigentlich die Genderama-Blogbeiträge, die am meisten angeklickt wurden, euch also am meisten interessiert haben? Blogspot macht die Erstellung einer solchen Top Ten ja problemlos möglich. Schauen wir uns doch an diesem Jahrestag einmal die Charts der meistgelesenen Genderama-Beiträge an. Es waren oft weder meine persönlichen Lieblingstexte hier, noch Beiträge, von denen ich eine so hohe Aufmerksamkeit erwartet hatte.

Auf Platz 10 etwa, was die Zugriffszahlen angeht, liegt der Beitrag Was die Grünen in Bayern wollen, der am 7. Oktober 2018 kurz vor der bayrischen Landtagswahl die geschlechterpolitischen Pläne dieser Partei auflistete. Ob diese Darstellung wohl ein klein wenig dazu beitrug, dass die Grünen wider Erwarten keine Mitglieder der aktuellen bayrischen Landesregierung geworden sind?

Auf Platz 9 liegt ironischerweise der Beitrag, den ich am schnellsten von allen geschrieben habe: Neue Regierung: Das ist in den nächsten vier Jahren für Männer drin vom 8. Februar 2018. Offenbar mögen es zahlreiche Leser, wenn man etwas ohne viel Worte auf den Punkt bringt.

Auf Platz 8 liegt vom 18. Mai 2015 einer dieser Beiträge, bei denen ich keine Ahnung habe, warum sie zu tausenden angeklickt worden sind: Verfasser der Vergleichstudie Feminismus/Maskulismus bietet Vorträge und Artikel an. Mit diesem Eintrag wollte ich einem vielversprechenden jungen Politikwissenschaftler nur mal einen kleinen Gefallen tun, aber irgendjemand muss Links darauf sehr fleißig verteilt haben. Das Blogpost, auf das darin verwiesen wird, finde ich für eine breite Leserschaft sehr viel spannender, schaffte es aber eben nicht in die Top Ten. (Kommt jetzt bitte nicht alle auf die Idee, mir ähnliche Gesuche zuzuschicken; Genderama ist normalerweise nicht als Schwarzes Brett für die Jobsuche gedacht.)

Auf Platz 7 liegt am 5.4.2018 der verblüffende Hinweis darauf, dass eines der geschlechterpolitisch einseitigsten Blätter unseres Landes plötzlich entdeckt hat, dass vielleicht doch nicht nur die weibliche Perspektive zählen sollte: Es ging um die "Zeit"-Titelgeschichte: "Schäm dich, Mann!" Allerdings traute sich "Die Zeit" natürlich nicht, etwas derart Kühnes zu veröffentlichen, ohne einen Gegen-Artikel nachzuschieben, und der Journalist, der auch einmal über die Befindlichkeiten von Männern sprechen wollte, erhielt von vielen Feministinnen in den Leitmedien Gruppenkeile, wobei viele Schläge unter die Gürtellinie gingen. Lucas Schoppe hat sich mit dem Artikel und den Reaktionen darauf hier und hier beschäftigt und dabei herausgearbeitet, wie bizarr die Geschlechterdebatte im "Qualitätsjournalismus" mittlerweile geführt wird. Rückblickend zeigt diese Kontroverse die wahren Machtverhältnisse im "Frauen unterdrückenden Patriarchat".

Platz 6 führt uns zurück in jene Zeiten, als ein Genderama-Beitrag auch mal zum Großteil in englischer Sprache verfasst sein konnte. Am 20. August 2014 schlagzeilte Genderama Debatte: "Die künstliche Gebärmutter wird den Feminismus für immer verändern" Die hier skizzierte Entwicklung und ihre Bedeutung für die Rechte von Männern in unserer Gesellschaft sind immer noch spekulative Zukunftsmusik, faszinierten aber offenbar zahlreiche Leser.

Platz 5 beleuchtete am 9. September 2018 die Folgen von MeToo in den USA unter einer für Genderama typisch boulevardesken Schlagzeile: "Irre: So haben junge New Yorker inzwischen Sex". Das hätte man natürlich auch feinsinniger und weniger reißerisch formulieren können, aber das wäre dann eben nicht der fünfte Platz für einen lesenswerten Text gewesen.

Der Beitrag auf Platz 4 stammt vom 5. Dezember 2017: "Frauen stocksauer, weil Facebook gegen Hate Speech einschreitet". Eine hübsche ironische Volte: Feministinnen hatten gefordert, dass Facebook gegen aggressive Wortmeldungen eingreifen sollte, aber nicht bedacht, dass der Konzern das ohne Ansehen des Geschlechts und der Zugehörigkeit zu einem politischen Lager tun würde, weshalb auch viele Rüpeleien von Frauenseite zensiert wurden. Das führte zu einiger Verstörung, aber wenig Einsicht: Noch heute poltern im Gender-Bereich viele gegen "Antifeminismus", während ihnen "Antimaskulismus" reichlich schnuppe ist, und männerfeindliche Hate Speech ist diesem Lager kaum die Rede wert. Das schützenswerte Geschlecht ist auch für viele Feministinnen der Gegenwart immer noch weiblich. Dieses Messen mit zweierlei Maß fanden viele von euch so bezeichnend, dass ihr diesen Beitrag massenhaft angeklickt und verbreitet habt.

Wie man bisher schon gesehen hat, stammen die meisten Beiträge dieser Charts aus der jüngeren Gegenwart, selbst das Jahr 2014 war ein radikaler Ausreißer. Auf Platz 3 der meistgelesenen Blogposts liegt sogar ein Eintrag, den ich erst vor wenigen Tagen veröffentlicht habe: Professor gesteht: "Ich habe mir die Grundlagen der Genderstudien nur ausgedacht" vom 18. September dieses Jahres. Kritik an den pseudowissenschaftlichen Zügen der Genderstudien gibt es ja zuhauf, aber das ist einer der seltenen Fälle, wo es in diesem Fachbereich auch einmal Selbstkritik von innen gab: ungewöhnlich genug für den dritten Platz.

Nun würde Genderama nicht seit 15 Jahren mit mehreren tausend Lesern pro Tag bestehen, wenn es nicht eine Lücke schließen würde, die die Leitmedien sperrangelweit offen lassen: Gerade "Zeit", "taz", Spiegel-Online und "Süddeutsche Zeitung" wetteifern oft darin, Männer so negativ wie möglich darzustellen und ihre Anliegen beiseite zu wischen. Platz 2 der Genderama-Charts verät, welches Blatt in diesem kuriosen Wettstreit zeitweise die Führung übernommen hatte – die "Süddeutsche Zeitung" nämlich mit ihrer Geheimwaffe Julian Dörr. Einen besonders schäbigen Artikel von ihm habe ich am 12.6.2017 unter der Überschrift Süddeutsche Zeitung zu den Problemen der Männer: "Mimimi" zerpflückt, und diese Analyse war einer eurer Lieblingsbeiträge. Immerhin zeigen so heftige Reaktionen wie Dörrs Artikel, dass unsere Leitmedien den Maskulismus, obwohl sie ihn weitgehend totschweigen, als so bedrohlich wahrnehmen, dass sie einen solchen Backlash gegen die Emanzipation der Männer notwendig finden. Denn online, abseits der gedruckten Zeitungsartikel, hat sich der Geschlechterdiskurs in den letzten 15 Jahren ganz erheblich gewandelt, und immer mehr Menschen sehen, dass es zwei Seiten bei einer Medaille gibt. (Näher mit Julian Dörr hat sich übrigens Mark Smith im Blog von Lucas Schoppe beschäftigt: Hier und hier.)

Und schließlich kommen wir zu PLATZ 1, dem meistgelesenen und -verlinkten Genderama-Beitrag überhaupt. Dieser Blogpost greift den Blogpost von Platz 9 dieser Charts auf, aber ernsthaft statt satirisch zugespitzt: Konkreter: Was verspricht der neue Koalitionsvertrag Frauen und Männern? vom 8. Februar 2018. In diesem Beitrag habe ich einfach nur gegenübergestellt, was die aktuelle schwarz-rote Regierung weiblichen und was sie männlichen Wählern anzubieten hat. Dieser Kontrast (seitenweise Versprechungen an Frauen, eine knappe leere Floskel für Männer) ist so aussagestark, dass er für den Top-Genderama-Beitrag überhaupt sorgte. Gleichzeitig veranschaulicht diese eklatante Vernachlässigung einer riesigen Wählergruppe die großen Entwicklungen, die in den letzten Jahren in der deutschen Politik stattgefunden haben: der Abschied von SPD und demnächst vielleicht auch der CDU von ihrem Status als Volksparteien hin zu Parteien, die die einflussreichsten Lobbygruppen befriedigen möchten (und das sind nun mal Feministinnen statt Männerrechtlern), was wiederum zum Aufstieg der AfD und einer immer zynischeren Einstellung vieler Bürger gegenüber der deutschen Regierungspolitik führte. Leitmedien und Politik haben eine enorme Schlagseite, und das tut diesem Land nicht wirklich gut. Der meistgelesene Gendera,a-Beitrag von allen machte diese schlagseite, wenn es um ie Geschlechterdebatte geht, jedem mit einem Blick sichtbar.

15 Jahre Genderama bedeutet übrigens auch, dass man 15 Jahren lang den Leitmedien dabei zusah, wie sie immer wieder neue Feministinnen mit Artikeln und Lobpreisungen nach vorne pushten, die danach in der Geschlechterdebatte keine große Rolle mehr spielten. Wer kennt denn heute wirklich noch Jana Hensel, Meredith Haaf, Thea Dorn, Bascha Mika: alles Feministinnen, deren Bücher in Artikeln vorgestellt wurden, die durch die Talkshows wanderten ... und die keine großen Spuren hinterlassen haben. Oder erinnert sich noch jemand der Jüngeren beispielsweise an Lisa Ortgies, die als Kronprinzin Alice Schwarzers aufgebaut worden und 2008 kurzzeitig sogar Chefredakteurin der "Emma" war? Selbst von Anne Wizorek hat man seit Jahren nichts mehr gehört, und von Sibel Schick kam nach "Männer sind Arschlöcher" auch keine nur annähernd so brillante geistige Leistung mehr. Heute huldigen viele Margarete Stokowski, aber auch da wird man sich in fünf bis zehn Jahren fragen, was ihre große geistige Hinterlassenschaft eigentlich gewesen ist. Echtes Neuland zu beackern verschafft einem da größere Befriedigung, auch wenn die Leitmedien davor zurückschrecken, Themen wie "sexuelle Gewalt und andere Menschenrechtsverletzungen gegen Männer" oder "rassistischer Sexismus gegen weiße Männer" breit aufzugreifen. Das Aufkommen einer Bewegung für Männerrechte hat die Geschlechterdebatte aber tatsächlich verändert, auch wenn dies bislang hauptsächlich im Internet stattfindet.

Zuletzt möchte ich euch allen dafür danken, dass ihr Genderama die Treue gehalten und mich mit Hinweisen auf interessante Meldungen, mit Feedback und mit Spenden für dieses Blog immer wieder unterstützt habt. Der Leser, der mich auf die Idee gebracht hat, die Arbeit an diesem Blog aufrecht zu erhalten, indem ich euch um finanzielle Unterstützung dabei bitte, hat womöglich dafür gesorgt, dass es Genderama in dieser Form überhaupt noch gibt. (Und der Leser, der mich auf eine Übersetzungsmaschine im Internet aufmerksam gemacht hat, hat dafür gesorgt, dass viele potentielle Leser nicht aufgrund einer Sprachbarriere außen vor geblieben sind.) Also noch einmal: Ganz herzlichen Dank!

Freitag, September 20, 2019

Darf man Renate Künast beschimpfen, weil man sich über ihre Einstellung zu Sex mit Kindern ärgert? – News vom 20. September 2019

1. Das Landgericht Berlin hat entschieden, dass auch heftige Rüpeleien gegen die Grünen-Abgeordnete Renate Künast straffrei bleiben dürfen, wenn sie in einem bestimmten Zusammenhang erfolgt sind. Künast selbst rahmt das Urteil sofort und durchaus geschickt im feministischen Kontext: Es "sende ein katastrophales Zeichen, insbesondere an alle Frauen im Netz, welchen Umgang Frauen sich dort gefallen lassen sollen". Dass das Urteil in einem bestimmten Kontext erfolgte, kommt in Künasts Polemik nicht vor. Andere Politikerinnen schlossen sich dem Sexismus-Framing rasch an.

Christian Schmidt hat sich das Urteil mit seinen einzelnen Begründungen genauer angeschaut. Die Kommentarspalte unter dem Beitrag leistet das, was unsere Qualitätsmedien nicht hinbekommen: eine kontroverse Debatte.



2. Der Deutsche Bundestag informiert:

Für das "Bundesprogramm zur Förderung von Innovationen im Hilfesystem zur Unterstützung gewaltbetroffener Frauen mit ihren Kindern" stehen in den Jahren 2020 bis 2022 vorbehaltlich der Zustimmung durch den Bundestag jeweils 35 Millionen Euro im Bundeshaushalt zur Verfügung. Dies teilt die Bundesregierung in ihrer Antwort (19/12873) auf eine Kleine Anfrage der FDP-Fraktion (19/12400) mit.


Schön, dass unsere Politiker sich wenigstens um die Hälfte der Opfer kümmert, die das richtige Geschlecht hat.



3. Die Demokratische Partei in den USA scheint darauf versessen, Donald Trump eine zweite Amtszeit zu gönnen. Eine ihrer Spitzenkandidatinnen versucht, ausgerechnet mit Spitzen gegen Männer zu punkten. In der New York Post berichtet Miranda Devine unter der Schlagzeile "Elisabeth Warrens Krieg gegen Männer ist eine beleidigende Verlierer-Strategie":

Elizabeth Warren kam diese Woche zu dem Schluss, dass sie keine Männer braucht, um die Präsidentschaft zu erringen.

"Wir sind heute nicht wegen (...) berühmter Männer hier", sagte sie am Montagabend bei einer Kundgebung im Washington Square Park.

"Tatsächlich sind wir überhaupt nicht wegen Männern hier", sagte sie und sprach das Wort mit "M" wie ein Schimpfwort aus.

Großartig. Dann hat sie wohl nichts dagegen, wenn Männer nicht für sie stimmen – und auch keine Frauen, die Männer mögen.

Es ist eine Verliererstrategie, die direkt aus dem Playbook von Hillary Clinton entnommen wurde, von der Warren unerklärlicherweise Ratschläge angenommen hat.

Millionen von amerikanischen Frauen zeigten 2016, dass sie nicht bereit waren, für Clinton zu stimmen, nur weil sie ein zweites X-Chromosom hatte. Vor allem weiße, nicht an der Hochschule ausgebildete Frauen stimmten 2016 fast 2:1 für Donald Trump.

Wahrscheinlich haben sie die Verunglimpfung ihrer Männer als "bedauernswert" nicht gutheißen können, die ihr "weißes männliches Privileg" missbrauchten, während die Männer, die sie liebten, ihr Bestes gaben, auch wenn die Jobs knapp waren und sie an Drogen starben.

Wenn also eine Harvard-Professorin in New York auf einer Bühne steht und sagt: "Wir sind nicht wegen Männern hier", dann ist viel ideologisches Gepäck dabei. Warrens Anhänger in der 10.000 Zuschauer starken Menge verstanden das, kaum dass die Worte überhaupt aus ihrem Mund gekommen waren, und spendeten ihr den größten Applaus des Abends.

Aber wenn du nur ein Gramm Demut besitzt, musst du zugeben, dass wir wahrscheinlich alle wegen Männern hier sind, ob berühmt oder nicht. Männer, die in Kriegen kämpften, Männer, die nach Öl bohrten, Männer, die Denkmäler bauten, Männer, die Krankheiten heilten, oder Männer wie Christoph Kolumbus, der über den Ozean segelte und dessen Statue wegen des Verbrechens, männlich zu sein, aus dem Central Park entfernt werden wird, wenn bestimmte Stadtbeamte ihren Willen bekommen.

Es ist schwer vorstellbar, dass Warren selbst "hier" wäre, ohne dass ein Vater seine männliche DNA geliefert hätte, obwohl die Demokratische Partei unserer Tage Ihnen sagen wird, dass Männer für den Befruchtungsprozess nicht mehr von Bedeutung sind.

(...) Das Problem für Warren ist, dass, wie Hillary Clinton entdeckte, die meisten Frauen kein Teil einer Identitätspolitik sein wollen, die sie gegen Männer aufbringt.

Sie wollen nicht, dass Männer Verlierer sind, weil sie keine Verlierer heiraten wollen, und sie wollen ganz sicher nicht, dass ihre Söhne Verlierer sind.

Die meisten Frauen lieben Männer. Sie lieben ihre Ehemänner, ihre Söhne, ihre Väter. Sie hatten männliche Mentoren und männliche Trainer und männliche Lehrer, die gute Menschen waren.

(...) Selbst nach der Niederlage in der "unverlierbaren" Wahl gegen Donald Trump hatte Clinton nicht die Würde oder das Selbstbewusstsein, um zuzugeben, dass sie selbst das Problem war.

Stattdessen beschuldigte Amerikas oberste Feministin Frauen. Wenn sie nicht für sie stimmten, dann deshalb, weil sie zu schwach und dumm waren, um selbst zu denken. Frauen waren von "Vätern und Ehemännern und Freunden und männlichen Arbeitgebern unter Druck gesetzt worden, nicht für das "Mädchen" zu stimmen", sagte Clinton unbekümmert zu CBS News nach der Wahl.

Das ist die neue feministische Sichtweise auf die Demokratie.


Die Demokraten kiegen es tatsächlich noch hin und vermasseln es gegen Donald Trump ein zweites Mal.

Donnerstag, September 19, 2019

"Frauen bekommen ein Viertel weniger Rente": Was hinter dieser Meldung steckt – News vom 19. September 2019

1. "Frauen bekommen ein Viertel weniger Rente" schlagzeilte vorgestern die Süddeutsche Zeitung, wo man die vermeintliche Diskriminierung des weiblichen Geschlechts regelmäßig zum Thema zu machen versucht. Andere Medien, etwa der "Focus" und t-online griffen diese Berichterstattung sofort auf. Dabei müsste das in diesem Fall sogar eine positive Nachricht sein, denn noch vor zwei Jahren hatte es auf Spiegel-Online, wo man die selbe geschlechterpolitische Agenda wie bei der Süddeutschen fährt, geheißen: "Frauen erhalten in Deutschland nur halb so viel Rente wie Männer". Von nur die Hälfte bis lediglich ein Viertel weniger in zwei Jahren – bei diesem Tempo dürfte das Problem ja bald vom Tisch sein?

Stattdessen wird hier, Genderama-Leser ahnen es schon, mit der Rhetorik von der Frauendiskriminierung einmal mehr Politik betrieben. Um im einzelnen zu erläutern, wie hier gearbeitet wird, müsste man eigentlich diesen gesamten Beitrag des Professors für Volkswirtschaftslehre, Sozialpolitik und Sozialwissenschaften Stefan Sell lesen. Für die Genderama-Presseschau kann ich nur einige Absätze herausgreifen, die zumindest grob umreißen, was hinter der fragwürdigen Berichterstattung unserer "Qualitätsjournalisten" steckt:

Eine zentrale Kritik (...) bezieht sich auf den Tatbestand, dass sich der Gender Pay Gap ausschließlich auf individuelle Alterseinkünfte bezieht und daher den für Wohlstandsanalysen indizierten Haushaltskontext negiert. Außerdem führt der GPG-Index sogar in die Irre, weil er die Hinterbliebenenrenten außer Acht lässt. Und weiter: "Die Grundüberlegung des Gender Pension Gaps ist von der Konzeption des Gender Wage Gaps abgeleitet: Die empirisch belegbaren durchschnittlich höheren Löhne von Männern gegenüber Frauen." Die sich dann auch in entsprechend höheren bzw. niedrigeren Renten niederschlagen. [Die Wirtschaftswissenschaftler] Faik und Köhler-Rama weisen dann darauf hin, dass der "Gender Wage Gap in der Diskussion über die Benachteiligung von Frauen bislang eine sehr erfolgreiche Rolle gespielt (hat). Es liegt (aus frauenpolitischer Sicht) also nahe, einen solchen Index auch für die wichtiger werdende Alterssicherungsdiskussion zu nutzen."

(...) "Eine Lohnlücke ist allerdings nicht vergleichbar mit einer Rentenlücke", behaupten die Autoren. Wie das? "Alterssicherungsansprüche subsumieren nicht nur Einkommensverläufe, sondern sämtliche Entscheidungen und Schicksale im Laufe eines Erwerbs- und Familienlebens von Frauen und Männern. Frauen würden sich vermutlich nicht freiwillig für einen geringeren Lohn bei gleicher Tätigkeit und Qualifikation entscheiden. Sie dürften sich aber in nicht wenigen Fällen freiwillig und einvernehmlich mit ihrem Partner für eine Heirat oder Nichtheirat, für Kinder oder Kinderlosigkeit, für Vollzeiterwerbstätigkeit oder eine Phase der Teilzeitarbeit entscheiden, in der sie ihre Kinder zu Hause betreuen."

Und eine weitere Zumutung halten Faik und Köhler-Rama bereit: "Sozialpolitisch führt der Indikator in die Irre, da er eine Benachteiligung von Frauen im Alterssicherungssystem suggeriert." Ja, eine Benachteiligung ist doch offensichtlich. Die beiden Autoren sehen das anders: "Eher das Gegenteil ist der Fall: Frauen erhalten für denselben Beitrag mehr Leistungen aus der gesetzlichen Rentenversicherung (GRV) und weisen aufgrund ihrer durchschnittlich deutlich höheren Lebenserwartung signifikant höhere Beitragsrenditen in der gesetzlichen Rentenversicherung auf. Sie profitieren in weit höherem Maße als Männer von Elementen des sozialen Ausgleichs im Rentenrecht. So wurde z.B. die rentenrechtliche Anerkennung von Kindererziehungsleistungen – die überwiegend von Frauen erbracht werden – in den vergangenen Jahren stark aufgewertet, und dies führt zu einer nennenswerten Verbesserung der Alterssicherungsansprüche von Frauen in den jüngeren Kohorten."

Hinzu kommt: "Verheiratete Frauen verfügen zwar vielfach über relativ geringe eigenständige Rentenanwartschaften. Der Versorgungsausgleich und die Hinterbliebenenrente sind aber Elemente in der Alterssicherung, die sie faktisch gegen das Scheidungs- und das Verwitwungsrisiko absichern" sollen. "Hinterbliebenenrenten beinhalten eine Anerkennung der Familien- und Erziehungsleistungen von Frauen. Sie in einem Index unberücksichtigt zu lassen, der für sich beansprucht, eine Aussage über die Fairness der Alterssicherung von Frauen (im Vergleich zu Männern) zu treffen, unterschlägt eine wesentliche Dimension und ist daher nicht sinnvoll."

Und dann legen Faik/Köhler-Rama (...) den Finger auf eine immer wiederkehrende Debatte, die sich zentrieren lässt um das Argument, dass man zwischen der Individual- und der Haushaltsperspektive unterschieden sollte: "Es ist … eine seit Jahrzehnten bekannte Binsenweisheit, dass kleine Renten von Frauen nicht gleichbedeutend mit dem Vorhandensein von Altersarmutsrisiken sind. Im Gegenteil: Kleinstrenten von Frauen sind oftmals mit relativ hohen Haushaltseinkommen bei Ehepaaren verbunden."


Also alles wie gehabt in der Genderdebatte: Es ist eher das Gegenteil dessen der Fall, was uns von interessierter Seite verkauft wird. Mitleid für die "armen, benachteiligten Frauen" ist häufig fehl am Platz, ja Frauen profitieren per saldo sogar mehr von unserem Rentensystem als Männer. Warum schreibt das die Süddeutsche Zeitung nicht? (Anschlussfrage: Warum hat diese Zeitung die Kommentarspalte unter ihren Online-Beiträgen abgeschafft, wo man auf derartig irreführende Berichterstattung zumindest hätte hinweisen können? Zweite Anschlussfrage: Wollen unsere Leitmedien ihre Leser eher informieren oder eher von ihrer politischen Weltsicht überzeugen?) Professor Sell führt weiter aus:

Nun wieder zurück zu dem aktuellen Beitrag von Hendrik Munsberg [in der Süddeutschen Zeitung]: Frauen bekommen ein Viertel weniger Rente als ihre Partner. Dem ganz aufmerksamen Leser wird hier übrigens auffallen, dass sich die Überschrift des Artikels im Vergleich zum Anfang des Beitrags verändert hat – denn da hieß es noch: "Frauen bekommen ein Viertel weniger Rente". Offensichtlich hat man innerhalb weniger Stunden den Titel in der Online-Ausgabe der Süddeutschen Zeitung entsprechend verändert, ohne dass darauf hingewiesen wurde. Aber der neue Titel macht es auch nicht besser, eher im Gegenteil. Der nicht mit der Materie vertraute Leser muss den Eindruck bekommen, dass die Frauen an sich bestraft werden bei der Rente.


Ich lehne mich mal ganz kühn aus dem Fenster und behaupte, dass dieser Eindruck beim Leser auch erzeugt werden soll. Zu dieser Vermutung komme ich durch die Stoßrichtung der Süddeutschen Zeitung beim Geschlechterthema insgesamt. Professor Sell indes verfolgt noch eine andere Spur. Eine "differenzierte Darstellung" der Faktenlage sei vielleicht gar nicht das Ziel der Studie gewesen, die die Süddeutsche so interessiert aufgegriffen hatte, weil es ihr so gut ins Konzept von den armen, diskriminierten Frauen gepasst haben könnte:

Möglicherweise geht es hier um einen ganz anderen Mechanismus, den man ansteuern möchte: die Risikoaversion (gerade in Deutschland), die Angst vor der Altersarmut und darauf aufsetzend dann ein "hilfreicher" Bewältigungsvorschlag. So berichtet Munsberg in seinem Artikel: "Niessen-Ruenzi betont die Bedeutung ihrer Ergebnisse: „Das ist gesellschaftspolitisch wichtig, wenn man sich die aktuellen Scheidungsraten ansieht, sind viele Frauen nicht mehr über ihre Männer abgesichert. Sie sollten frühzeitig anfangen, selbst vorzusorgen.“"

Die Frauen "sollten frühzeitig anfangen, selbst vorzusorgen"? Da werden bei einigen die Alarmlampen angehen. Davon sprechen bekanntlich gerne diejenigen, die den Menschen zusätzliche Altersvorsorgeprodukte verkaufen wollen. Sollte es hier einen Zusammenhang geben?

Hendrik Munsberg selbst beendet seinen Artikel mit diesem nicht ganz unwichtigen Hinweis: "Dass die aktuelle Studie von einem Finanzdienstleister wie Fidelity in Auftrag gegeben wurde, ist kein Zufall. Fondsgesellschaften, Banken und Versicherungen verdienen Milliarden mit Vorsorgeprodukten, die Lücken der gesetzlichen Rentenversicherung schließen sollen. Für Unkundige ist es bei oft intransparenten Gebühren aber schwierig, passende Angebote zu finden." Wie dem auch sei – aber Fidelity kann sich über eine viele beunruhigende "Rentenlücke" freuen, denn das könnte den einen oder anderen dazu bewegen, sich dem (angeblich) "weißen Ritter" der privaten Altersvorsorge in die Arme zu werfen. Möglicherweise aber kommt man dabei unter die Hufen, was schmerzhaft enden würde.


Auf solche Dinge weist in der öffentlichen Debatte allerdings kaum jemand hin – außer uns bösen Männerrechtlern natürlich, die man besser aus der Debatte ausgrenzt, weil wir mit Beiträgen wie diesem so gemein "frauenfeindlich" sind.



2. Es gibt neue Erkenntnisse dafür, dass es kein böses "Patriarchat" ist, das Frauen von der Karriere abhält:

Für Frauen wie Männer gilt: Wettbewerb spornt zu besseren Leistungen an. Sind Frauen jedoch zusätzlich erhöhtem Stress ausgesetzt, haben Wettbewerbssituationen auf sie den gegenteiligen Effekt: Ihre Leistung nimmt ab. Folglich vermeiden gestresste Frauen verstärkt den Wettbewerb. Diese Ergebnisse einer kürzlich veröffentlichten ökonomischen Studie könnten erklären, warum Frauen in gut bezahlten Berufen sowie in Führungspositionen immer noch unterrepräsentiert sind und stellen so manche Management-Methode infrage.


Die Max-Planck-Gesellschaft berichtet.



3. Nachdem es Medienberichten zufolge geheißen hatte, dass die Stadt Salzburg auf das Gendern verzichte, kam es dort zu einiger Verwirrung, was diese Frage anging. Die aktuelle Tageslosung lautet: "Nach außen gendern wir, nach innen nicht."



4. "Wie feministische Social Justice Warriors Männer töten" schlagzeilt das konservative Online-Magazin "The American Thinker". Wie schon seine Überschrift verrät, ist der Tonfall des Beitrags (er stammt offenbar von einem weiblichen Autor) deutlich schärfer als Beiträge, die normalerweise auf Genderama verlinkt werden. Aber auch auf diese neue Schärfe lohnt es sich hinzuweisen. Bislang wurde der feministische Furor a la "Männer sind Arschlöcher" (Sibel Schick, Missy Magazine) in politischen Magazinen ja nicht mit derselben Heftigkeit erwidert, und mir persönlich liegt der krawallige Stil ja auch nicht so. Einige Auszüge aus dem Artikel:

Warum sind Feministinnen der Neuzeit so wütend auf Männer? Wir leben in einer Welt, in der alle wirklichen Probleme und Anliegen gelöst werden, so dass das Signalisieren von Tugend und soziale Gerechtigkeit entstanden sind, um Themen zu erzeugen, über die man sich empören kann. Stellen Sie sich vor, Sie wachen jeden Tag auf und suchen nach Dingen, die Sie verärgern, und entscheiden dann, ob Männer die Ursache für alles Böse sind? Stellen Sie sich vor, Sie verwandeln die Probleme von Männern in eine Möglichkeit für Frauen, weiter Opfer zu spielen? Solchen Unsinn findet man bereits in vielen Medien, zum Beispiel in diesem Artikel aus Harpers Bazaar "Männer haben keine Freunde und Frauen tragen die Last" . Isolierte Männer sind die Last einer Frau? Diese unaufhörliche Umschmeicheln von Frauen, indem man sie als die ultimativen Opfer einer unterdrückerischen Gesellschaft darstellt, muss wirklich beseitigt werden.

Männer fühlen sich hoffnungslos und unerwünscht. Sie verlieren die Fähigkeit, einen Sinn im Leben zu finden, da sie immer wieder von den Medien darüber aufgeklärt werden, wie schlecht sie allein durch ihre bloße Existenz sind. Wenn du keinen Sinn im Leben findest, was nützt es dann, einfach zu leben, um zu existieren? Das ist ein echtes Problem, mit dem Männer heute konfrontiert sind, und es sind Frauen, die es verursacht haben.

(...) Stellen Sie sich vor, Sie wären ein junger Mann, und Sie hören nur, wie schrecklich, grausam, räuberisch und geradezu böse Männer sind. Führt dieser ununterbrochene Schwall von erniedrigender Sprache zu gesundem Selbstwertgefühl oder psychischer Gesundheit? Nein. Eine ganze Gruppe von Menschen wird jeden Tag misshandelt und seelisch zusammengeschlagen, und dann fragen wir uns, warum der männliche Selbstmord auf dem Vormarsch ist? Wenn es um psychische Gesundheit geht, ist es für Social Justice Warriors und insbesondere Feministinnen der Dritten Welle wichtig zu verstehen, dass sie buchstäblich Männer töten.

(...) Wie wäre es, wenn wir die Schuldzuweisung für schlechte Entscheidungen, nachträgliches Bedauern und das Gefühl der Überlegenheit durch Verteufelung von anderen bleiben lassen? Das wäre ganz sicher mal eine schöne Abwechslung. Vielleicht wird dann die erdrückende Depression dadurch, dass man sich in unserer Gesellschaft wertlos fühlt, zurückgehen und dringend benötigter Anstand wird zurückkehren.


Der Artikel endet mit einem Hinweis auf die nationale Notrufstelle für selbstmordgefährdete Menschen.

Mittwoch, September 18, 2019

Professor gesteht: "Ich habe mir die Grundlagen der Genderstudien nur ausgedacht" – News vom 18. September 2019

1. Im Magazin "Quillette" schildert der kanadische Kultur- und Politik-Historiker Professor Christopher Dummitt, wie er sich vor Jahrzehnten Phantasien ausdachte, die inzwischen die Grundlagen des Bereichs "Genderstudien" bilden:

Wenn ich vor 20 Jahren gewusst hätte, dass meine Seite in den ideologischen Kriegen um soziales und biologisches Geschlecht so entschieden gewinnen würde, wäre ich ekstatisch gewesen. Damals verbrachte ich viele Abende in der Kneipe oder auf Dinnerparties, um mit anderen Studenten über Geschlecht und Identität zu diskutieren; oder mit wirklich jedem, der mir zuhören würde - meiner Schwiegermutter, meinen Verwandten oder einfach einer zufälligen Person, die das Pech hatte, in meiner Gegenwart zu sein. Ich bestand darauf, dass es so etwas wie ein biologisches Geschlecht nicht gibt. Und ich wusste es. Ich wusste es einfach. Weil ich ein Genderhistoriker war.

Dies war in den 90er Jahren das große Ding in den Instituten für Geschichtswissenschaft in Nordamerika. Die Geschlechtergeschichte - und dann die Geschlechterforschung, allgemeiner gesagt, über die gesamten Fachbereich hinweg - war Teil einer breiteren Gruppe von identitätsbasierten Subdisziplinen, die die freien Künste übernahmen. Die Geschichtsabteilungen auf dem gesamten Kontinent wurden verändert. Als die American Historical Association 2007 und dann wieder 2015 die Trends in den wichtigsten Spezialgebieten untersuchte, war das größte Feld die Frauen- und Geschlechtergeschichte. Das war gleich da oben mit der Sozialgeschichte, der Kulturgeschichte, der Geschichte der "Rasse" und der Sexualität. Jedes dieser Felder teilte die gleiche Weltanschauung wie ich - dass fast jede Identität eine soziale Konstruktion war. Und bei dieser Identität ging es nur um Macht.

Damals waren einige Leute anderer Meinung als ich. Fast niemand, der an einer Universität nicht solchen Theorien ausgesetzt war, konnte sich dazu durchringen zu glauben, dass das biologische Geschlecht ein rein soziales Konstrukt sei, weil solche Überzeugungen gegen den gesunden Menschenverstand verstießen. Das ist es, was es so verblüffend macht, dass der kulturelle Wandel in dieser Frage so schnell stattgefunden hat. Vernünftige Menschen mögen bereitwillig zugeben, dass etwas - und vielleicht sogar ein großer Teil geschlechtsspezifischer Identität - sozial konstruiert ist, aber bedeutete das wirklich, dass das biologische Geschlecht überhaupt keine Rolle spielt? Basierte das Geschlecht ausschließlich auf Kultur? Ja, ich würde darauf bestehen. Und dann würde ich noch mehr darauf bestehen. Nichts ist so selbstsicher wie ein Doktorand, der mit wenig Lebenserfahrung und einer großen Idee ausgestattet ist.

Und jetzt ist meine große Idee überall. Sie zeigt sich vor allem in den Diskussionen über die Rechte von trans Personen und die Politik gegenüber trans Athleten im Sport. Sie wird in Gesetze geschrieben, die im Wesentlichen die Auswirkungen für jeden bedrohen, der meint, dass das Geschlecht eine biologische Realität sein könnte. Eine solche Aussage ist für viele Aktivisten gleichbedeutend mit Hate Speech: Hassrede. Wenn Sie die Position vieler meiner Diskussionsgegner in den 90er Jahren vertreten, nämlich dass das soziale Geschlecht zumindest teilweise auf dem biologischen Geschlecht beruht und dass es wirklich zwei Geschlechter (männlich und weiblich) gibt, wie Biologen seit Beginn ihrer Wissenschaft wissen, werden Überprogressive behaupten, dass Sie die Identität einer trans Person verweigern, d.h. ontologischen Schaden für einen anderen Menschen anstreben.

(...) Das Problem ist: Ich lag falsch. Oder, um genauer zu sein, ich habe die Dinge teilweise richtig gemacht. Aber den ganzen Rest habe ich es im Grunde genommen nur erfunden.

Zu meiner Verteidigung, sei gesagt: Ich war damit nicht allein. Jeder hat sich das ausgedacht (und denkt es sich heute noch aus). So funktioniert das Feld der Genderstudien. Aber das ist keine gute Verteidigung. Ich hätte es besser wissen sollen. Wenn ich mich rückwirkend psychoanalysieren würde, würde ich sagen, dass ich es wirklich besser wusste. Und deshalb war ich so wütend und selbstbewusst, was die Dinge angeht, die ich glaubte zu wissen. Es ging darum, die Tatsache zu verbergen, dass ich auf einer sehr grundlegenden Ebene keine Beweise für einen Teil dessen hatte, was ich sagte. Also hielt ich mich mit Leidenschaft an die Argumente und verurteilte alternative Standpunkte. Intellektuell gesehen war es nicht schön. Und das macht es so enttäuschend zu sehen, dass die Standpunkte, für die ich früher so leidenschaftlich und grundlos argumentiert habe, jetzt von so vielen in der Gesellschaft akzeptiert werden.

Meine Methodik funktionierte so: Zunächst würde ich darauf hinweisen, dass ich als Historiker wusste, dass es eine große kulturelle und historische Variabilität gibt. Geschlecht war nicht immer in gleicher Weise zu jeder Zeit und an jedem Ort definiert. Es war (...) "eine sich historisch verändernde Reihe von Konzepten und Beziehungen, die den Unterschieden zwischen Männern und Frauen einen Sinn geben". Wie kannst du sagen, dass das Wesen eines Mannes oder einer Frau in der Biologie verwurzelt ist, wenn wir Beweise für Veränderungen im Laufe der Zeit haben? Außerdem habe ich darauf bestanden, dass es "keine ahistorischen Grundlagen für sexuelle Unterschiede gibt, die auf biologischen oder anderen soliden Grundlagen beruhen, die existieren, bevor sie kulturell verstanden werden".

Und ich hatte meine Lieblingsbeispiele, die ich schließlich in prägnante Anekdoten verwandelte, die ich in Vorträgen oder Gesprächen verwenden konnte - über Ludwig XIV. und seine typische Pose, die damals im 16. Jahrhundert als die Höhe der Männlichkeit angesehen worden wäre, aber für heutige Verhältnisse eher feminin aussieht. Oder ich würde über die Farben Blau und Pink sprechen und Zitate aus den 1920er Jahren herausziehen, denen zufolge kleine Jungs Pink tragen sollten, weil es feurig und erdig war, und Mädchen Blau, weil es luftig und ätherisch war. Und diese Beispiele würden ein Lachen ernten und meinen Standpunkt darlegen. Was wir als die absolut sichere Wahrheit des Geschlechts betrachteten, hatte sich mit der Zeit tatsächlich verändert. Das Geschlecht war nicht binär: Es war variabel und vielleicht unendlich.

Zweitens würde ich argumentieren, dass es bei jeder Begegnung mit jemandem, der sagt, dass etwas männlich oder etwas weiblich ist, nie nur um das Geschlecht ging. Es ging immer auch um Macht. Und Macht war und bleibt eine Art Zauberwort in der Wissenschaft - vor allem für einen Absolventen, der Michel Foucault in der ersten Lesung besuchte. Erinnern wir uns, dass wir damals inmitten endloser Diskussionen über "Handlungsmacht" waren (wer besaß sie? wer nicht? wann? wo?). Wenn also jemand leugnete, dass biologisches und soziales Geschlecht variabel sind, wenn er vorschlug, dass es wirklich etwas Zeitloses oder Biologisches am Geschlecht gibt, dann entschied er sich in Wirklichkeit für die Macht. Er rechtfertigte die Unterdrückung. Kommt Ihnen das bekannt vor?

Und dann, drittens, suchte ich nach einer Erklärung im historischen Kontext, die in einem bestimmten geschichtlichen Moment zeigte, warum Menschen in der Vergangenheit über etwas entweder als männlich oder weiblich gesprochen haben. Die Geschichte ist ein großer Ort. Und so gab es immer etwas zu finden. Ich habe über die Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg geschrieben, so dass man immer sagen konnte, dass die Menschen um eine Rückkehr zur Normalität nach dem Krieg besorgt waren. Frauen hatten beim Militär gedient und in "Männer"-Jobs gearbeitet. Bei der Fokussierung auf Geschlechterdifferenzen ging es also darum, Frauen nach ihrer Arbeit während des Krieges wieder ins Haus zu holen. Es ging um Kontrolle und Unterdrückung.

Und natürlich waren die Menschen über diese Entwicklungen in den späten 1940er Jahren besorgt. Ich könnte die Forschung anderer in diesem Bereich zitieren und damit wirklich zeigen, dachte ich, dass Geschlecht ein soziales Konstrukt sei, und es auf diese Weise konstruiert wurde, um Frauen nach dem Zweiten Weltkrieg wieder an ihren Platz zu verweisen.

Sie könnten sich andere kontextuelle Details aussuchen. Und in der Tat, meiner Meinung nach, habe ich genau das getan. Ich war fasziniert von der Lektüre über die Modernisierung des Lebens in der Mitte des Jahrhunderts, und so wies ich auf all die Möglichkeiten hin, wie die Menschen in den Nachkriegsjahren das Reden über die Moderne mit dem Reden über Männlichkeit verbanden. Es war, als wissenschaftliche Arbeit, ziemlich elegant gemacht, wenn ich das so sagen darf. Das Problem war: Es war auch, teilweise, intellektuell bankrott.

Hier lag ich nicht falsch: Die Archivforschung, glaube ich, war solide. Ich ging zurück zu den Dokumenten aus dieser Zeit und konnte so die Art und Weise wiederherstellen, wie die Leute darüber sprachen und schrieben, dass sie ein Mann seien. Ich habe die Zeit wirklich kennengelernt. Dies ist der wunderbare voyeuristische Teil des Historikerdaseins.

(...) Aber die größte Frage von allen - die Wichtigste - ist die letzte: "Warum?" Warum ist ein bestimmtes Ereignis so abgelaufen, wie es stattgefunden hat? In meinem Fall bedeutete das: Warum haben die Kanadier der Nachkriegszeit so über Männer und Frauen gesprochen wie sie es getan haben?

(...) Die Menschen sprachen über Männer in der von mir beschriebenen besonderen Weise, argumentierte ich, weil Geschlecht eine soziale Konstruktion war, deren Umrisse auf Macht und Unterdrückung zurückzuführen waren: Kanadier nutzten geschlechtsspezifisches Denken, um einige Männer zu bevorzugen und Frauen zu benachteiligen, um Männlichkeit als besser als Weiblichkeit zu strukturieren.

(...) Natürlich wäre es möglich, sich das gleiche Material anzusehen und völlig plausible alternative Erklärungen abzugeben. Hätten die Kanadier der Nachkriegszeit die Idee, dass Männer Risiken eingehen, sozial konstruieren können? Ja, das ist plausibel. Aber es ist auch plausibel, dass sie so über Männer gesprochen haben, weil Männer ... im Durchschnitt einfach mehr Risiken eingegangen sind. Männer könnten einfach so gestrickt sein. Meine Nachforschungen haben weder in die eine, noch die andere Richtung gedeutet. Ich nahm einfach an, dass Geschlecht ein soziales Konstrukt sei und ging auf dieser Grundlage vor.

(...) Ich habe mich nie - zumindest nicht ernsthaft - mit jemandem auseinandergesetzt, der etwas anderes behauptet hat. Und niemand hat zu irgendeinem Zeitpunkt meines Graduiertenstudiums oder im Peer Review jemals einen anderen Vorschlag gemacht - außer in Gesprächen, meist außerhalb der Wissenschaft. Und so war ich nie gezwungen, mich mit alternativen, biologisch orientierten Erklärungen auseinanderzusetzen, die mindestens so plausibel waren wie die Hypothese, die ich mit der Aura von Gewissheit herausgeputzt hatte. Steven Pinkers Kritik am Sozialkonstruktionismus, "Das unbeschriebene Blatt: Die moderne Leugnung der menschlichen Natur", wurde 2002 veröffentlicht, bevor ich meine Doktorarbeit beendete und bevor ich mein Buch veröffentlichte. Doch ich hatte noch nicht einmal davon gehört, und niemand schlug jemals vor, dass ich mich mit seinen Argumenten und Beweisen befassen müsse. Das allein sollte Ihnen viel über das Silo sagen, das wir alle bewohnt haben.

Die einzige wirkliche Kritik, die ich erhielt, waren Ermahnungen, das Paradigma zu stärken oder für andere Identitäten zu kämpfen und gegen andere Formen der Unterdrückung vorzugehen. (Die Idee, dass es auf der Grundlage dieser intersektionellen Identitäten Unterdrückung gibt, wurde einfach angenommen, nicht demonstriert oder bewiesen.) Also wurde ich vielleicht gefragt, warum ich nicht mehr über soziale Klassen gesprochen habe. Oder warum ich so viel Zeit damit verbracht habe, über Männer und nicht über Frauen zu reden? Auch wenn ich die Männlichkeit dekonstruierte und zeigte, dass es sich um ein soziales Konstrukt handelte, musste ich doch auch auf die Frauen achten. Oder wie sieht es mit der Sexualität aus? Habe ich nicht mehr Hinweise auf Männer gesehen, die nicht heterosexuell waren, und sollte ich auch nicht darauf achten, wie Männlichkeit im Zusammenhang mit Sexualität konstruiert war? Sie können solche Kritiken auf vielfältige Weise erweitern. Aber der Punkt ist, dass alle von ihnen innerhalb des Paradigmas operierten, das ich bereits angenommen hatte.

(...) Einige der ersten Zweifel, die ich an meiner Graduiertenausbildung zu haben begann, begannen sich zu diesem Zeitpunkt einzuschleichen. Wie lange könnte dieser Beruf noch wachsen, indem er einfach immer mehr Arten von Unterdrückung hinzufügt? Sicherlich wäre die Geschichte irgendwann vollständig umfassend. Tatsächlich war ich mir ziemlich sicher, dass das bereits der Fall war. 2009 veröffentlichte ich ein Buch mit einem Essay mit dem Titel "After Inclusiveness", in dem ich diesen Punkt hervorhob. Glücklicherweise war ich an meiner Hochschule bereits fest angestellt, als das Buch herauskam. Viele in der Branche gaben privat zu, dass ich Recht hatte, aber fast niemand würde das in einem gedruckten Text sagen.

(...) Das Problem war und ist, dass ich mir das alles ausgedacht habe. Das waren begründete Vermutungen, die ich anbot. Es waren Hypothesen. Vielleicht hatte ich Recht. Aber weder ich noch sonst jemand dachte jemals daran, das, was ich geschrieben habe, zu hinterfragen.

Einige grundlegende Fragen stellen sich. Gab es wirklich sehr unterschiedliche und variable Erwartungen an die beiden Geschlechter je nach Zeit und Ort? Das ist nichts, was mit den prägnanten Anekdoten beantwortet werden kann, die ich früher lieferte, und die die Leute auch heute noch austeilen. Es sollte systematisch und vergleichend untersucht werden. In meiner damaligen Lesart muss ich nun zugeben, dass ich eine geringe Variabilität mit einer gewissen zentralen Konsistenz sah. Die Vorstellungen von Männern als Versorger, Risikoträgern und Personen mit besonderer Verantwortung für Schutz und Kriegsführung scheinen in der Geschichte und den Kulturen ziemlich einheitlich zu sein. Ja, es gibt Unterschiede im Laufe des Lebenszyklus und einige kulturelle und historische Besonderheiten. Aber wenn Sie Ihre Forschung nicht begonnen haben, in der Annahme, dass die kleinen Unterschiede sehr wichtig sein müssen, ist es nicht klar, dass Sie dies aus den Beweisen schließen würden.

Und ging es wirklich immer um Macht? Vielleicht. Und vielleicht auch nicht. Um zu beweisen, dass es um Macht ging, habe ich andere Gelehrte zitiert, die sagten, es sei so. Es half, wenn ihre Namen französisch waren und sie Philosophen waren. Auch die Arbeit des australischen Soziologen R. W. Connell half. Er hatte argumentiert, dass es bei der Männlichkeit in erster Linie um Macht geht - um die Behauptung der männlichen Dominanz über Frauen und andere Männer. In Wirklichkeit hat seine Arbeit das nicht bewiesen; sie wurde nur plausibel aus kleinen Fallstudien extrapoliert, genau wie ich es getan hatte. Also habe ich Connell zitiert. Und andere zitierten mich. Und so "beweist" man, dass Geschlecht ein soziales Konstrukt ist und alles um Macht geht. Oder irgendwas anderes.

Meine fehlerhafte Argumentation und andere akademische Texte, die dasselbe fehlerhafte Denken aufweisen, werden jetzt von Aktivisten und Regierungen aufgegriffen, um einen neuen moralischen Verhaltenskodex zu erlassen. Es war eine Sache, als ich mit anderen Studenten einen trinken gegangen bin und wir uns in der unwichtigen Welt unseres eigenen Egos mit solchen Dingen auseinandersetzten. Aber jetzt geht es um viel mehr. Ich wünschte, ich könnte sagen, dass das Studium besser geworden ist - dass die Regeln für Evidenz und Peer Review anspruchsvoller geworden sind. Aber die Realität ist, dass die gegenwärtige fast vollständige Akzeptanz des Sozialkonstruktivismus in bestimmten Kreisen eher das Ergebnis des demographischen Wandels innerhalb des akademischen Sektors zu sein scheint, wobei bestimmte Standpunkte noch stärker dominieren als in meiner Blütezeit.

Dieses Geständnis sollte nicht so interpretiert werden, dass das Geschlecht in vielen Fällen nicht sozial konstruiert ist. Aber die Kritiker der Sozialkonstruktionisten haben Recht, wenn sie ihre Augenbrauen angesichts der so genannten Beweise der angeblichen Experten heben. Meine eigene fehlerhafte Argumentation wurde nie herausgearbeitet - und in der Tat durch den Prozess des Peer Reviews lediglich ideologisch stärker beeinflusst. Solange wir keine ernsthaft kritische und ideologisch divergierende Wissenschaft über biologisches und soziales Geschlecht haben, kann Peer Review kaum mehr als eine Form des ideologisch bedingten gruppeninternen Screenings sein – und dann sollten wir in der Tat sehr skeptisch sein, was viel von dem betrifft, was als "Expertenwissen" über die soziale Konstruktion des Geschlechtes gilt.




2. Die Post. Einer meiner Leser schreibt mir zu der gestern hier veröffentlichten Lesermail zum Vorschlag der CDU zum Gender-Wahlrecht:

Die Sichtweise des Lesers dürfte auf einem Mißverständnis beruhen. Die schon länger virulente Idee ist, je zwei der bestehenden Wahlkreise zusammenzulegen und in jedem der so gebildeten Großwahlkreise einen Direktkandidaten und eine Direktkandidatin zu wählen. Auf diese Weise läßt sich erreichen, daß auch die Direktmandate "geschlechtergerecht" vergeben werden, was ja zunächst an der Unabhängigkeit der Abstimmungen in den einzelnen Wahlkreisen scheitert. Das wird überdies als ein Zuwachs an Demokratie verkauft, weil damit jeder Wähler, Wählerin oder Wählix (oder wie man das "geschlechtergerecht" zu benennen hat) sogar an zwei Direktmandaten, und nicht nur wie bislang einem, mitwählen darf.


Ein anderer Leser schreibt mir:

Ich lese regelmäßig Genderama. Nun habe ich deine Post "Die Leiden der jungen Männer" gelesen. Deine Auszüge habe ich einer Mutter von drei Kindern gesandt. Die Mutter als auch die Kinder sind Gewaltopfer des Mannes und Vaters und profeministisch und engagiert in Beziehungsgewalt. Nach einigen offenen und kontroversen Gesprächen mit dieser Mutter haben wir ein gemeinsames Ziel gefunden, dass wir als Eltern nicht zwischen Geschlechtern, sondern zwischen guten und schlechten Eltern trennen müssen, vor allem für die Kinder.

Ich denke, dass dich ihre Antwort interessiert.

Sie hat zwei ihrer Kinder, ein Junge und ein Mädchen 13 und 18, gefragt, wie sie die Schule erlebt haben. Die Antwort ihrer eigenen Kinder hat sie bestürzt. Beide Kinder sagen das Gleiche, dass Mädchen bevorzugt und milder behandelt werden und Jungs von vorneherein Gewaltpotenzial unterstellt wird. Die Mutter ist Elternbeirat und wird dies an den Elternabenden ansprechen.

Vielen Dank für deine Arbeit.

Dienstag, September 17, 2019

Warum die große Koalition die Unterhaltsreform verschleppt – News vom 17. September 2019

1.
Nach einer Trennung muss ein Elternteil oft viel Unterhalt zahlen – auch wenn das Kind viel Zeit mit ihm verbringt. Die große Koalition will das ändern, doch passiert ist kaum etwas. Die FDP sieht "nur Ankündigungen, Vertröstungen und hohle Phrasen".


Hier geht es weiter.



2. Unter der Überschrift "Frauen dominieren in Brandenburgs Führungsetagen" berichtet der Rundfunk Berlin-Brandenburg:

Beim Anteil von Frauen in Führungspositionen in der Privatwirtschaft und den Landesbehörden schneidet Brandenburg gut ab. Das geht aus dem Landesgleichstellungsbericht hervor, den das Frauenministerium auch als Broschüre veröffentlicht hat. Demnach sind 60 Prozent der Beschäftigten im öffentlichen Dienst Frauen - das ist der vierthöchste Wert im Ländervergleich. (...) Frauenministerin Susanna Karawanskij (Linke) erklärte dazu am Sonntag, Gleichstellung müsse ernst genommen werden. Noch sei sie nicht selbstverständlich. Nach der Novellierung des Landesgleichstellungsgesetzes im Jahr 2013 setzten bislang über 70 Prozent der öffentlichen Dienststellen Gleichstellungspläne mit konkreten Maßnahmen um. "Diese Zahl wollen wir weiter steigern."




3. Bei den "Salonkolumnisten" beschäftigt sich Dr. Christian Honey mit "Akademischer Esoterik", wie sie sich beispielsweise im Bereich der sogenannten "Genderstudien" findet. Ein Auszug aus dem insgesamt lesenswerten Artikel:

Dass gelebte Erfahrung nicht nur unter Esoterikern als hinreichender Beleg für die eigenen Thesen und Forderungen gilt, zeigt ein Blick in die Literatur der sozialaktivistischen "Studies"-Fächer, etwa der Gender-, Women’s, Cultural Studies. (...) Dabei ähnelt die Denk- und Arbeitsweise der Beschwerde-Fächer oft der der Esoteriker. In beiden Welten existieren Kräfte, die sich zwar der Messung entziehen, trotzdem aber eine starke Wirkung entfalten. Homöopathen etwa erklären die Wirkung ihrer Globuli mit einem vermeintlichen "Wassergedächtnis"; die Information des Wirkstoffs wird durch Verdünnen und Schütteln (irgendwie) an den Trägerstoff übertragen und dabei sogar verstärkt (potenziert). Experimentell konnte dieser Effekt noch nie belegt werden. Aber die Patienten berichten von "guten Erfahrungen". In den Beschwerde-Fächern gibt es analog dazu das Konzept der Mikroaggression. Es beschreibt als übergriffig wahrgenommene Äußerungen oder Verhaltensweisen. Gehört ein Sprecher einer "dominanten" Gruppe an (z.B. weiß, männlich, alt) und sagt etwas, das ein Mitglied einer "marginalisierten" Gruppe (z.B. nicht-weiß, weiblich, jung) als beleidigend erlebt, ist die Aussage per Definition übergriffig. (...) Je weniger gemeinte Beleidigung in einer Aussage enthalten ist, desto beleidigender wird sie — eine Art von Potenzierung durch Verdünnung.

Eine weitere Parallele liegt in der gleichartigen Reaktion von Beschwerde-Akademikern und Esoterikern auf den Hinweis, dass sich ihre Aussagen womöglich nicht durch systematische Beobachtung und statistische Analyse belegen lassen. Oft werden dann dominierende Mächte und ihre Privilegien angeführt. Diese wollten verhindern, dass die "Wahrheit" herauskommt und politisch umgesetzt wird. Bei der Homöoapthie sind das die Mächte die Schulmedizin und die Pharmaindustrie, im Genderseminar "der alte weiße Mann" und sein "Patriarchat". Mittlerweile haben sich Esoteriker und Beschwerde-Theoretiker eine große Zahl scheinbar wissenschaftlicher Journale geschaffen, die gelebte Erfahrung und politische Forderungen als Forschungsergebnisse verkaufen. Wenn Journalisten solche Ergebnisse dann noch unhinterfragt als "Forschung" berichten, verschwimmt ein entscheidender Unterschied: der zwischen Wissenschaft und politischem Aktivismus.




4. Die Post. Einer meiner Leser schreibt mir heute:

Der Vorschlag der CDU zum Gender-Wahlrecht hat was für sich. Wenn ich es richtig verstanden habe, sollen pro Wahlkreis je ein Mann und eine Frau aufgestellt werden und der Wähler entscheidet sich für einen. Das dürfte am Geschlechter Quotienten im Parlament so gut wie nichts ändern Die Leute werden denjenigen wählen, der mehr Zeit und Biss hat und nicht angibt, dass er 18 Uhr zu Hause sein muss.

Die Vorschläge der anderen Parteien greifen da schon tiefer ein, oder? Zum Beispiel dass Landeslisten abwechselnd besetzt werden sollen, wie bei den Grünen, also Position 1 = Frau, Position 2 = Mann, Position 3 = wieder Frau.

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