Freitag, Dezember 20, 2019

Weihnachtsgrüße, Bitte um Spenden und Jahresrückblick 2019

Ich wünsche allen Genderama-Lesern eine frohe Weihnacht mit allem, was euch glücklich macht!

Damit auch ich meine Batterien wieder aufladen kann, wird Genderama bis Mitte Januar in die übliche kleine Pause gehen. Die wirklich wichtigen Nachrichten dieser normalerweise ruhigeren Zeit werde ich dann wie jedes Jahr zusammenfassend präsentieren.

Viele von euch kennen es schon: Das ganze Jahr über kann jeder Genderama kostenlos lesen, der das möchte – an Weihnachten bitte ich um Spenden, die es mir ermöglichen, die Arbeit an diesem Blog aufrecht zu erhalten. Genderama und der zeitliche Aufwand, der dafür nötig ist, wird allein von Spendengeldern getragen, um in jeder Hinsicht unabhängig zu bleiben. Dabei bewerte ich anhand der Gesamthöhe der eingegangenen Spenden, wie stark das Interesse überhaupt noch daran ist, dass Genderama (und meine männerpolitische Arbeit insgesamt) fortgesetzt wird.

Diese Entscheidung kann ja jeder von euch selbst treffen. Wer meint, von den etablierten Medien ausreichend informiert zu werden, sobald es um Geschlechterthemen und Männeranliegen geht, dürfte dieses Blog für überflüssig halten. Wer das nicht findet und Genderama für notwendig hält, möchte es vielleicht finanziell unterstützen, damit es auch in Zukunft bestehen bleiben kann.

Ich freue mich sehr über jegliche Form der Unterstützung. Daueraufträge von Spenden geben mir allerdings langfristig Sicherheit, was auch eine entsprechend langfristige Planung erlaubt.

Spenden könnt ihr entweder durch eine reguläre Banküberweisung oder mit einer Überweisung via PayPal. Den Button für letzteres findet man rechts auf der Blogroll.

Bei dieser Gelegenheit danke ich allen ganz herzlich, die dieses Blog bereits mit ihren Spenden unterstützt haben. Ihr seid super!

Ebenfalls wie jedes Jahr möchte ich abschließend einen Blick darauf werfen, was sich 2019 männerpolitisch getan hat. Es folgt hier also eine Übersicht auf die gesamtpolitische und kulturelle Lage durchmischt mit Einsprengseln über meine eigenen Aktivitäten.



Januar 2019: Die Firma Gillette (Procter & Gamble) fordert Männer auf, ihre toxische Männlichkeit wegzurasieren. Diese Kampagne sorgt für breite Empörung, die deutsche Medien als "rechten Shitstorm" von "toxischer Kritik" brandmarken. Die Uhrenfirma Egard reagiert auf das Männerbashing von Procter & Gamble mit einem Reklamevideo mit positiven Darstellungen von Männern und Männlichkeit, das über eine halbe Million Likes abräumt.

16. Januar 2019: Annegret Kramp-Karrenbauer fordert eine Frauenquote für die CDU.

31. Januar: Brandenburg führt als erstes deutsches Bundesland das feministische Wahlrecht ein. Die FDP kündigt eine Verfassungsbeschwerde an, die Grünen wollen das feministische Wahlrecht in Bayern ebenfalls durchsetzen. Auch die Bundes-SPD wird binnen weniger Wochen das feministische Wahlrecht fordern.

8. Februar: Mit dem Sozialarbeiter und Jungenpädagogen Wolfgang Wenger stirbt einer der frühesten und engagiertesten deutschen Männerrechtler. Wenger wurde unter anderem als Vordenker des Linken Maskulismus bekannt.

Ebenfalls 8. Februar: Gegen Frauenministerin Giffey wird ein Plagiatsverdacht bei ihrer Doktorarbeit laut.

24. Februar: US-amerikanische Männerrechtler erringen einen wegweisenden juristischen Sieg gegen den sexistischen Zwangseinzug zum Militär ("draft").

4. März: Als der Konzern Google gegen Gehaltsdiskriminierung vorgehen möchte, stellt er fest, dass er nicht viele Frauen, sondern viele Männer zu schlecht entlohnt.

7. März: Am Vorabend des "großen Frauenstreiks" twittert "Die Zeit": "Liebe ZEIT-Leserinnen, liebe ZEIT-Leser, bitte beachten Sie: wegen des morgigen Weltfrauentags arbeiten die weiblichen Mitarbeiterinnen des ZEIT-Verlags morgen nicht. Der Betrieb läuft wie gewohnt weiter." Der Tweet wird von vielen als Eigentor verstanden und zieht entsprechenden Spott auf sich.

29. März: In einem neuen Grundsatzprogramm der Grünen wird Feminismus das oberste Gebot: von einer feministischen Außenpolitik bis zu feministischer Digitalisierung.

4. April: Eine Mitarbeiterin von Jan Böhmermann lädt mich unter dem Vorwand einer neuen Reihe, die jungen Zuschauern "medial unterrepräsentierte" Themen vorstellen solle, zu einem Interview über die Männerrechtsbewegung bei einem "entspannten Mittagessen" in einer "schönen Gaststätte" ein. Da ich mit Skepsis reagiere, spielen Böhmermanns Mitarbeiter stattdessen Hannes Hausbichler, dem Vorsitzenden von Österreichs Männerpartei, vor, er handele sich um ein seriöses Interview, während sie tatsächlich versuchen, Männeraktivisten vorzuführen.

20. April: Bei Microsoft fühlen sich weiße Männer und Asiaten aufgrund ihrer Hautfarbe, ihrer ethnischen Herkunft und ihres Geschlechts von den "Diversity"-Bemühungen des Konzerns benachteiligt. In einem internen Forum enthüllte eine anonyme Mitarbeiterin, die als Program Manager in dem Unternehmen tätig ist, dass führende Manager eine Prämie erhalten, wenn sie weniger weiße Männer und Asiaten einstellen.

2. Mai: Nach der Einführung einer Quasi-Frauenquote beschließt die FDP eine feministische Agenda. In den Europa-Wahlkampf ziehen die Liberalen mit der Forderung nach einer "Gender-Balance in der EU".

Mai: Mit der Parole "Für ein Europa der Frauen" kandidiert Katarina Barley (SPD) für die Europawahl.

Ebenfalls Mai: Die "IG Jungen, Männer, Väter" hat sich vor der Europawahl bei den Bundestagsparteien erkundigt, wie sie sich zu väterrechtlichen Fragen stellen, und die Antworten veröffentlicht. Ihr Fazit: "Alle Parteien zeigten sich überfordert, die SPD hielt es nicht einmal für nötig zu antworten."

Ebenfalls Mai: Die aktuelle EDEKA-Reklame zeigt Väter als Volltrottel und endet mit dem Satz "Danke Mama, dass du nicht Papa bist!" Das Echo sind Boykott-Aufrufe rund 750 Beschwerden beim Deutschen Werberat – von beiden Geschlechtern. Die Frankfurter Allgemeine berichtet: "Feministinnen wissen nicht genau, ob sie sich aufregen sollen, weil das die Maskulisten schon tun." LIDL findet die passende Antwort auf das Männer-Bashing. Der Deutsche Werberat reagiert mit einer Rüge an EDEKA.

13. Mai: Mit dem von mir herausgegebenen Buch Gleichberechtigung beginnt zu zweit" erscheint das erste Werk, an dem Feministinnen und Männerrechtler (sowie Paartherapeuten, Konfliktberater und Mediatoren) zusammengearbeitet haben, um den Geschlechterkampf zu mäßigen und die Kluft zwischen den Geschlechtern zu schließen. Das Echo der Leitmedien ist trotz intensiver Bestückung mit Presseexemplaren gleich null: Entweder hofft man dort auf Profite aus dem Geschlechterkrieg oder eine Art feministischen Endsieg. Letzteres wäre befremdlich: Es ist zwar fast jede Bundestagspartei auf feministischer Linie, aber nur acht Prozent der Bevölkerung.

24. Mai: In Großbritannien protestieren 30 studentische Aktivisten gegen eine Veranstaltung der Partei "Justice for Men and Boys" an der Universität Cambridge. Zugänge zum Veranstaltungsort werden versperrt, und Krachmacher sollen Gespräche unmöglich machen. Mitglieder der männer- und jungenfreundlichen Partei wurden von den Randalierern mit Milkshakes übergossen.

6. Juni: Für die Männerrechtsbewegung kündigt sich ein Erfolg an: Die Justizminister der Länder wollen die Rechte von Scheinvätern stärken. Mütter von sogenannten Kuckuckskindern sollen künftig zur Auskunft verpflichtet werden.

18. Juni: Ein weiterer Erfolg: Nordrhein-Westfalen und Bayern wollen männlichen Opfern häuslicher Gewalt helfen. Für diese Männer soll es bald auch eine Hilfehotline, ein Online-Beratungsangebot und Schutzwohnungen geben. Bisher gebe es in Deutschland kaum Hilfe für misshandelte Männer, teilten die nordrhein-westfälische Gleichstellungsministerin Ina Scharrenbach (CDU) und Bayerns Familienministerin Kerstin Schreyer (CSU) in einer gemeinsamen Erklärung mit.

Ebenfalls 18. Juni: In einer Kleinen Anfrage fordert die AfD im Deutschen Bundestag Chancengleichheit für Jungen.

1. Juli: Auf dem Filmfest München hat der Film "Weil du mir gehörst" über Eltern-Kind-Entfremdung (PAS) Premiere.

6. Juli: Auch das Bundesland Thüringen beschließt das feministische Wahlrecht, das verschiedene Verfassungsrechtler kritisch beurteilen.

Ebenfalls 6. Juli: Anlässlich des bevorstehenden Gender Empathy Gap Day schickt die geschlechterpolitische Initiative MANNdat einen Brandbrief an die Vereinten Nationen, was die Vernachlässigung der Menschenrechte von Männern angeht.

10. Juli: Ich treffe mich mit dem WDR-Mitarbeiter Wolfgang Minder, der einen Beitrag über "Frauenfeinde" anfertigen möchte und berichtet, bei Befragungen im Kollegenkreis sei ihm immer wieder mein Name genannt worden. Ich unke sarkastisch, auf so eine Inszenierng würde ich mich ja noch einlassen, wenn das der einzige Weg ist, wie die Öffentlich-Rechtlichen ihrem Programmauftrag nachkommen und auch über Aktivisten für Männeranliegen berichten würden, statt sie weiterhin totzuschweigen. Allerdings müsse man noch klären, wie mit dieser Inszenierung beispielsweise Bücher wie dieses zu vereinbaren sind. Ich höre von diesem Journalisten nie wieder ein Wort.

2. bis 3. August: In Toronto, Kanada, findet die Nationale Konferenz für Männeranliegen 2019 statt. Auf der Liste der Redner finden sich unter anderem die Filmemacherin Cassie Jaye, Senatorin Anne Cools, der Begründer eines Männerhauses, ein Professor für Politikwissenschaften, die australische Journalistin und Männerrechtlerin Bettina Arndt und zahlreiche Experten mehr.

23. August: Eine aktuelle Pressemitteilung der Interessensgemeinschaft Jungen, Männer, Väter prangert an, mit welchen Methoden Frauenministerin Giffey (SPD) Männerverbände kaltstellt.

2. September: Ich veröffentliche mein Buch "Feindbild weiße Männer", in dem ich den Rassismus und Sexismus der identitätspolitischen Linken zerpflücke.

25. September: Der Rechtsausschuss des Deutschen Bundestages lehnt einen FDP-Antrag ab, das "Wechselmodell" (gleichberechtigte Elternschaft auch nach einer Trennung) als Regelfall zu etablieren. Darüber äußert die FDP-Bundestagsabgeordnete Katrin Helling-Plahr Bedauern: Dass Kinder nach einer Trennung lediglich bei einem Elternteil aufwachsen und das andere nur besuchen, sei nicht mehr zeitgemäß.

Ebenfalls 25. September: Der Rechtsausschuss des Bundestages debattiert über eine Qualitätsoffensive für Familienrichter. Erstmals gehört auch die "Interessensgemeinschaft Jungen, Männer, Väter", bei der ich selbst Mitglied bin, zu den eingeladenen Experten.

2. Oktober: Der britische Guardian deckt auf, dass sich zur Vorbereitung der Fußball-WM in Katar jedes Jahr Hunderte von Wanderarbeitern bei sengender Hitze zu Tode schuften müssen.

5. Oktober: In Kitzbühel kommt es zu einem Eifersuchtsdrama, bei dem drei Männer und zwei Frauen getötet werden. Dazu twittert Katharina Schulze, Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bayerischen Landtag: "Es ist ein Femizid. Und toxische Männlichkeit ist ein massives Problem in unserer Gesellschaft." Diese bizarre Deutung findet sich auch in der Berliner "taz" und dem Magazin "Vice", das in solchen Taten "eine der vielen Folgeerscheinungen des Patriarchats" sieht.

9. Oktober: "Die Welt" berichtet: "Eine Studie zeigt, dass im arbeitsfähigen Alter niedriger Sozialstatus mit hoher Todeswahrscheinlichkeit einhergeht – und davon vor allem Männer betroffen sind. Für diesen Zusammenhang gab es in Deutschland noch nie so belastbare Zahlen wie jetzt."

19. Oktober: In einer anderen Studie zeigt sich, dass die Schulleistungen in Mathematik und den Naturwissenschaften in mehreren Bundesländern schlechter als vor sechs Jahren geworden sind. Besonders stark sind die Leistungen der Jungen eingebrochen.

Ebenfalls 19. Oktober: Die CSU-Führung scheitert krachend bei ihrem Versuch, auf einem Parteitag die Erweiterung der parteiinternen Frauenquote bis auf die Kreisverbandsebene hinunter durchzusetzen.

18. Oktober: Europol macht mit der Aktion "Kriminalität kennt kein Geschlecht" auf weibliche Verbrecher aufmerksam. Oft traue man Frauen schwere Straftaten nicht zu - dabei seien die von ihnen begangenen Verbrechen "genauso schwerwiegend wie jene der von Männern begangenen", erklärt die Europol-Sprecherin Tine Hollevoet. Feministische Medien reagieren verstimmt: So hat man sich das Niederreißen von Geschlechterklischees dort nicht vorgestellt.

21. Oktober: Das Bundesfrauenministerium stellt unter Ministerin Giffey (SPD) sein Investitionsprogramm "Gemeinsam gegen Gewalt an Frauen" vor. Ein Runder Tisch von Bund, Ländern und Kommunen hat beschlossen, dass der Bund in den Jahren von 2020 bis 2023 insgesamt 120 Millionen Euro investiert, um Frauen besser vor Gewalt zu schützen. Der Schutz von Männern vor Gewalt ist noch immer keinen Cent wert.

Ende Oktober 2019: In Spanien wird ein Netzwerk von Kinderporno-Müttern aufgedeckt. Eine Berichterstattung in den deutschen Medien gibt es nicht: Zu sehr beißen sich solche Meldungen mit dem gerade dieses Jahr forcierten Feindbild des alten weißen Mannes als Sündenbock für alles Übel der Welt.

30. Oktober: Als "Strafe" für die Massenplagiate in ihrer Doktorarbeit kommt Frauenministerin Giffey (SPD) mit einer Rüge davon. Offenbar wurde diese sehr milde Sanktion speziell für Giffey eingeführt. Während linke Zeitungen es vor Jahrzehnten noch als Skandal kenntlich gemacht hätten, dass für Machthaber andere Gesetze gelten als für die Normalbürger, sind die linken Blätter im Jahr 2019 zu sehr mit Begeisterungsstürmen für Giffey beschäftigt. "Eine zum Anhimmeln" jubelt beispielsweise "Die Zeit".

Ebenfalls 30. Oktober: Eine vom Justizministerium angekündigte Reform des Sorge- und Unterhaltsrechts wird von dem FDP-Bundestagsabgeordneten und Familienpolitiker Daniel Föst als Enttäuschung auf ganzer Linie bewertet: "Nötig wären beispielsweise verpflichtende Mediationen vor eskalierenden Gerichtsverfahren und die finanzielle Entlastung von Eltern, die ihre Kinder getrennt gemeinsam erziehen wollen. Dieses Aussitzen eines so wichtigen Themas ist bezeichnend für den Zustand der Großen Koalition." Die "IG Jungen, Männer, Väter" wird in einer Pressemitteilung ähnlich scharfe Kritik äußern.

2. November: In Nürnberg findet der dritte "Deutsche Genderkongress" statt. Dort kommen – anders als sonst im Bereich "Gender" – auch vielfältige Männeranliegen zur Sprache.

4. November: Bei einer vom australischen Sender ABC ausgestrahlten Talkshow zur Geschlechterdebatte sind die Diskussionsteilnehmer ausschließlich Feministinnen, wie es länderübergreifend durchaus üblich ist. Diesmal allerdings geht die einseitige Besetzung des Panels dramatisch schief: Vier dieser Feministinnen steigerten sich so sehr in ihre Weltsicht hinein, dass sie im Verlauf der Sendung immer ungehemmter die Anwendung von Gewalt propagieren, um ihre politischen Ziele durchzusetzen. Die offenbar geplante Indoktrination der Zuschauer wird so eine peinliche Selbstentblößung der Ideologinnen.

10. November: Finanzminister Olaf Scholz (SPD) erklärt, reinen Männervereinen Steuervorteile entziehen zu wollen. Von reinen Frauenvereinen ist bei Scholz keine Rede.

Ebenfalls 10. November: Bayerns Sozialministerin Kerstin Schreyer (CSU) verkündet, dass die Bayerische Staatsregierung im Rahmen des Drei-Stufen-Plans zum Gewaltschutz und zur Gewaltprävention vier Millionen Euro jährlich zur Verfügung stellen wird, die schwerpunktmäßig für den Schutz und die Prävention von häuslicher und/oder sexualisierter Gewalt gegen Männer vorgesehen sind.

22. November: Nach längeren, teilweise über die Leitmedien ausgetragenen Scharmützeln zwischen Befürwortern und Gegnern einer Frauenquote in der CDU fällt die Entscheidung darüber nicht wie zunächst geplant auf dem Leipziger Parteitag der Union, sondern wird für das kommende Jahr ausgesetzt. Bis dahin soll eine paritätisch besetzte Kommission "verbindliche Regeln" ausarbeiten, wie die Stellung von Frauen in der Partei gestärkt werden könne. Obwohl die Frauen-Union und führende CDU-Politikerinnen massiven Druck für eine Quote machten, befürchtet man bei einer Nagelprobe ein ähnliches Fiasko wie kurz zuvor bei der Schwesterpartei CSU.

27. November: Der von internationalen Autoren erstellte Sammelband Dissenters Project: The Price of Honest Dissent in Cancel Culture erscheint. Das Buch enthält Beiträge von ganz unterschiedlichen Menschen aus aller Welt, die für ihre abweichenden Meinungen Repressionen erfahren. Dazu gehört auch ein Kapitel von mir über die Ausgrenzung von Männerrechtlern in Deutschland sowie ein Kapitel von Warren Farrell, dem "Martin Luther King der Männerrechtsbewegung" in den USA.

18. Dezember: Ich bringe ein "Lexikon der feministischen Irrtümer" heraus.

20. Dezember: Genderama geht in die Weihnachtspause und bittet um Spenden.

Donnerstag, Dezember 19, 2019

Auf Druck der FDP: Reform des Unterhaltsrechts geplant – News vom 19. Dezember 2019

1.
Die Bundesregierung will die geplante Reform des Sorge- und Umgangsrechts für Trennungskinder mit einer Reform des Unterhaltsrechts verknüpfen. Das geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der FDP-Fraktion vor, die WELT vorliegt.

"Es ist geplant, einen Reformvorschlag zu erarbeiten, der Regelungen sowohl zum Sorge- und Umgangsrecht als auch zum Kindesunterhaltsrecht beinhaltet", heißt es in der Antwort des Justizministeriums auf die Anfrage der FDP-Politiker Katja Suding, Daniel Föst und Nicole Bauer. Der Meinungsbildungsprozess sei aber noch nicht abgeschlossen. "Genaue zeitliche und inhaltliche Planungen bezüglich eines Referentenentwurfs stehen daher noch nicht fest." Justizministerin Christine Lambrecht (SPD) hatte zuletzt eine Reform für das Frühjahr 2020 angekündigt.

(...) Bayerns FDP-Landeschef Daniel Föst nannte es gegenüber WELT "unausweichlich, dass wir nun eine Reform des Umgangs- und Sorgerechts sowie des Unterhaltsrechts angehen – eine Reform, die ein echtes Getrennt-gemeinsam-Erziehen ermöglicht". Erforderlich sei eine mutige und wegweisende Reform. "Das Klein-Klein muss beendet, das Familienrecht endlich an das Hier und Heute, an die Lebensrealitäten angepasst werden."

Die Liberalen bemängeln, dass das derzeit geltende Recht den Nachtrennungsstreit sogar noch forciere. Daher brauche es auch begleitende Maßnahmen wie etwa eine verpflichtende Mediation vor Gerichtsverfahren und entsprechende Fortbildungen für Richter, Gutachter und Verfahrensbeistände, forderte Föst. "Wir müssen alles dafür tun, dass die Kinder auch nach dem Ende der Liebesbeziehung ihrer Eltern Mutter und Vater gleichberechtigt an ihrer Seite haben."


Hier findet man den vollständigen Artikel.



2. Der Softwarekonzern SAP verkürzt die Arbeitszeit für frischgebackene Väter.



3.
Schaut man sich die gegenwärtige mediale Darstellung von Männern aus nicht-europäischen Herkunftsländern an, kommt man nicht am Bild des defizitären, übergriffigen und gewalttätigen Mannes vorbei. Diese Debatten über "Nordafrikanische Intensivstraftäter" ("Nafris"), „Ehrenmorde“ oder "kriminelle Clanfamilien" sowie "desintegrierte muslimische (junge) Männer" leisten nicht nur rechten und rechtspopulistischen Argumentationen und Strukturen Vorschub. Sie tragen auch zu einer allgemeinen öffentlichen "moral panic" bei, bei der Ängste vor einer als bedrohlich wahrgenommen sozialen Gruppe geschürt und fremdenfeindliche Ab- und Ausgrenzungen weiter verstärkt werden.


Hier geht es weiter.



4. Wer sich für Jungenförderung einsetzt, den Kontakt von Trennungsvätern zu ihren Kindern oder männliche Opfer von häuslicher sowie sexueller Gewalt, könnte genausogut gleich eine Hakenkreuzbinde tragen – so oder ähnlich sieht das Weltbild der Süddeutschen Zeitung aus. Dort hat Julian Dörr (siehe auch hier, hier und hier) einen Artikel über enthaltsam lebende Männer veröffentlicht. Diese hält Dörr für problematisch, weil sich "wie bei so vielen von Männern dominierten Communitys dieser Art" unter ihnen auch "Männerrechtler und andere frauenfeindliche und rassistische Gruppierungen" fänden. Ganz schlimm sei es auch, wenn wie in der "antifeministischen Männerrechtsbewegung" Männerfeindlichkeit "als Diskriminierung auf eine Stufe mit Frauenfeindlichkeit, Rassismus und Homophobie gestellt" werde.

Erst vor wenigen Tagen wurde wieder mal eine Umfrage veröffentlicht, der zufolge Journalisten zu den am wenigsten respektierten Berufe in unserer Gesellschaft gehören. Artikel wie der von Julian Dörr erklären, wie es dazu gekommen ist.



5. Was ist eigentlich aus der Feministin geworden, die die "Hart-aber-fair"-Talkshow gesprengt hatte?

Redaktionsleiter Georg Diedenhofen erzählte, wie es denn nun weiterging, nachdem sein Chef die aufgeregte Dame an ihn verwiesen hatte. Er sei der Frau "sehr dankbar", weil sie "einfach mitgegangen" sei, beginnt Diedenhofen. "Dann haben wir uns vor dem Studio an einen Tisch gestellt und wirklich lange geredet und ich habe ihr auch verschieden Fragen gestellt", berichtet er weiter, kommt dann jedoch zum Problem, das sich bereits während der Sendung andeutete: "Innerhalb dieses Gesprächs ist mir nicht deutlich geworden, was über diesen Datenklau und Feminismus hinaus der konkrete Vorwurf ist.


Eine gute Nachricht wenigstens gibt es für diese Frau: Sollte sie jemals auf Arbeitssuche sein, wird sie von der "Süddeutschen Zeitung" vermutlich mit offenen Armen empfangen.



6. Christian Schmidt lädt ein zur Diskussion: Angenommen, es gäbe statt einer Greta einen 16jährigen Gerd Thunberg, der nicht zur Schule geht und den Leuten Dinge wie "Ich will, dass ihr Panik habt" und "Wie könnt ihr es wagen?" an den Kopf wirft – würde er auch zur Ikone werden und ebenso die unkritische Verehrung der Massen genießen?



7. Die Verantwortlichen des Gebäudeprojekts "The Wing", das in sieben Städten von New York bis London ausschließlich Frauen zur Verfügung stehen soll, haben ein lästiges Problem: Es sind in diesen Räumen immer wieder Männer zu sehen. Und wenn sich solche Viecher erst mal irgendwo eingenistet haben, wird man sie nur schwer wieder los. Die New York Post berichtet:

The Wing sollte der ultimative Zufluchtsort für Frauen sein: ausgesprochen feminin im Design, mit Wänden und Möbeln in Millennial-Rosa und einem Thermostat, das auf 72 Grad für Frauenkleidung eingestellt ist. Konferenzräume und Telefonzellen sind nach feministischen Ikonen wie Anita Hill und fiktiven literarischen Heldinnen wie Hermine Granger von "Harry Potter" benannt. Der Gebäudekomplex bietet Vergünstigungen, die andere Kooperationsräume nicht bieten können - Duschen mit hochwertigen Schönheitsprodukten und Veranstaltungen mit großen Namen wie der Parlaments-Abgeordneten Alexandria Ocasio-Cortez.

Kritiker von The Wing wiesen schnell auf die mangelnde Diversity dort hin, aber die Expansion und Popularität des Unternehmens hat ein ganz anderes Thema aufgeworfen, das nie zu erwarten war: Heterosexuelle Männer, die reinkommen und sich dort aufhalten wollten.

Sicher, es ist für Männer nicht gegen die Regeln, sich in dieser Damenwelt aufzuhalten, die in den USA zwischen 185 und 250 Dollar im Monat kostet. Aber nur, weil das Unternehmen Männer aus gesetzlichen Gründen nicht verbieten kann.

"Es gibt normalerweise mindestens einen [Mann], wenn ich zu Besuch bin", sagt Kaitlin Phillips, 29, seit zwei Jahren New Yorker Mitglied von The Wing. "Es ist bizarr, sich dafür zu entscheiden, einen Raum einzunehmen, den Frauen speziell für sich selbst wollten. Klassischer patriarchalischer Berechtigungskomplex."


Vermutlich. Dass Frauen in Sphären eindringen wollen, in denen Männer unter sich bleiben möchten, kommt ja auch praktisch nie vor. Dass diese Kerle sich ernsthaft dieselben Rechte wie Frauen anmaßen, beweist, wie minderwertig sie sind.

"Zuerst war es ein schriller Missklang", sagt ein 30-jähriges, langjähriges New Yorker Mitglied, das darum bat, nicht genannt zu werden. "Es begann vor etwa einem Jahr und es wird immer schlimmer. Ein Typ hat mich sogar vor ein paar Wochen angegafft. Der ganze Zweck des Raumes ist es, sich nicht mit so etwas herumschlagen zu müssen."

(...) Zahlreiche kalifornische Mitglieder berichten der New York Post, dass das Phänomen außer Kontrolle gerät.

"Es ist einfach ärgerlich", sagt Caitlin White, eine 31-jährige West-Hollywood-Mitarbeiterin, die jeden Tag mindestens einen Mann an diesem Ort arbeiten sieht. "Warum müssen Männer da sein? Warum können sie den Geist des Ortes nicht respektieren? Männer müssen alles haben."


Der Artikel liest sich wie eine Parodie auf rassistische Weiße, die ihre Viertel frei von schwarzen Nachbarn halten wollen; er ist aber offenbar ernst gemeint. Und da wundert sich die "Süddeutsche Zeitung", dass Maskulisten Männerfeindlichkeit mit Rassismus und anderen Erscheinungsformen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit vergleichen ...



8. Großbritannien debattiert: Sollte der Weihnachtsmann genderneutral oder weiblich werden?



9. Die Post. Einer meiner Leser schreibt mir heute zu einem in der "Zeit" veröffentlichten Artikel:

Erst mal nichts besonderes. Frauen sind total benachteiligt, wir brauchen mehr Gleichstellung, bla bla.

Dann habe ich mir aber auf Anraten des Leserforums die im Artikel erwähnte Studie des Weltwirtschaftsforums [WEF] angesehen.

Und das haut mich dann doch um. Das WEF hat einen Score entwickelt, wonach sie Gleichberechtigung messen. So weit so gut. Die Idee also ist, wir dividieren eine Kennzahl (meist als Prozentangabe) der Frauen durch die der Männer. Wenn also 90% der Männer und 90% der Frauen einen Schulabschluss machen, ergibt die Division 1 und das System gilt als gerecht. Würden 25% der Frauen und 75% der Männer einen Schulabschluss machen, ergibt die Zahl 0,33333 und das System ist ungerecht.

Nun sollte man denken, dass wenn 75% der Frauen und 25% der Männer einen Abschluss machen würden, als Zahl eine 3 rauskommt und das System ebenfalls ungerecht wäre. Aber Pustekuchen. Wenn die Statistik zugunsten der Frauen ausschlägt, wird der Score einfach auf 1 gesetzt und das System gild als wunderbar perfekt und gleichberechtigt.

Das hat natürlich den Vorteil, dass der Score immer unter 1 bleiben wird, solange auch nur ein Feld bleibt, in dem die Männer besser dastehen (asymptotische Annäherung nennt sich das). Wir lernen also: Das WEF wird auch in 1000 Jahren noch zu berichten wissen, dass Frauen benachteiligt sind. Wir lernen weiter: Wenn Männer benachteiligt werden, ist das kein Problem. Dann wird einfach definiert, es sei gut.

Aber es kommt noch etwas dicker. Bei der Lebenserwartung wird dann doch eine Zahl über 1 ausgegeben. Wir lernen also hier. Je kürzer der Mann im Verhältnis zur Frau lebt, umso gerechter ist eine Gesellschaft.


Zum selben Thema hat ein Männerechtler den Journalisten Jan Fleischhauer angeschrieben:

"Sehr geehrter Herr Fleischhauer,

wie Sie sicher mitbekommen haben, wurde vom Weltwirtschaftsforum jetzt wieder der jährliche Global Gender Gap Report veröffentlicht. Ich wende mich deshalb an Sie, weil es mich nervt dass in den Medien keinerlei Kritik an diesem Report auftaucht. Dabei gibt es an der Methodik Grundsätzliches zu kritisieren. Bei der Erstellung des Reports wird nämlich so vorgegangen, dass es Punktabzüge gibt, wenn in einem untersuchten Bereich Ungleichheit mit einer schwächeren Stellung der Frauen vorliegt. Liegt aber in einem Bereich Ungleichheit mit einer schwächeren Stellung des männlichen Geschlechts vor, wird das genauso bewertet wie Gleichheit.

Diese Methodik ist an sich kein Geheimnis. Sie wird im Report selber so beschrieben. Und selbst wenn man sich nicht die Mühe macht, im über 200 Seiten starken Report nach der Beschreibung der Methodik zu suchen, findet man diesen Kritikpunkt relativ schnell, wenn man mal kurz auf Wikipedia vorbeischaut (was nach meinem Wissen eigentlich viele Journalisten tun). Da Sie ja bekanntlich mit den politischen Linken auf Kriegsfuß stehen (ich selbst sehe mich nicht als Konservativen, betrachte die Linken in ihrer jetzigen Verfassung aber auch sehr kritisch) und der Diskurs über Gender und Gleichstellung ja überwiegend von der linken Seite aus geprägt wird, hoffe ich dass Sie jetzt mal der Ausnahme-Journalist sein werden, der diesen Kritikpunkt aufgreift."


Jan Fleischhauer habe darauf geantwortet mit: "Danke für den Hinweis. Dem gehe ich nach."

Mittwoch, Dezember 18, 2019

Neu im Buchhandel: "Lexikon der feministischen Irrtümer"

Mein im Jahr 2001 veröffentlichtes Buch "Sind Frauen bessere Menschen?" hat nicht nur Dutzende von Fünf-Sterne-Rezensionen bei Amazon erhalten, sondern wird von vielen als das Buch genannt, mit dem sie zu Themen wie Männerdiskriminierung und Männerpolitik überhaupt erst Zugang gewonnen haben. "Es sollte zur Pflichtlektüre für Familien- und Frauenbeautragte in der Politik werden und als Argumentationsgrundlage in universitären Geschlechterstudienkursen eingesetzt werden – um endlich den Impuls der Aufklärung ins Reich feministischer Mythen zu bringen" hatte damals die Filmemacherin Maria Nicoli in einer Buchbesprechung für das Kulturmagazin "Ikonen" befunden. Das Magazin FOCUS berichtete in einer Titelgeschichte. Und in einer Rezension des "Darmstädter Echo" vom 25. März 2002 hieß es:

Von höchstem Wert ist die Strategie des Autors. Hoffmann behauptet nicht, er weist nach. Er nörgelt nicht, verzichtet auf Larmoyanz, aber nicht auf sarkastisch spitze Gegenattacken auf aktueller Faktenbasis. Letztere wird manche Leserin und manchen Leser regelrecht platt machen. Hoffmann entrümpelt feministisches Schwarzweiß-Denken, torpediert mit ironischem Nebenton jene nie angemessen hart hinterfragten Klischees zu Täter-Männern und Opfer-Frauen. Hoffmann wäscht Köpfe.


Allerdings ist "Sind Frauen bessere Menschen?" nicht mehr im Buchhandel. Deshalb werde ich bis heute immer wieder gebeten, es doch wieder neu herauszubringen.

Das halte ich allerdings für keine gute Idee. "Sind Frauen bessere Menschen?" atmet zu sehr den Zeigeist der Jahrtausendwende: etwa wenn Ministerinnen wie Herta Däubler-Gmelin genannt werden, die längst keine Rolle in der Berliner Politik mehr spielen, oder wenn ich mich in langen Kapiteln mit der Missbrauchspanik der neunziger Jahre befasse. Auch der Stand der wissenschaftlichen Forschung hat sich in den letzten 20 Jahren natürlich weiterentwickelt.

Sinnvoller erscheint es mir, ein Buch herauszubringen, das

- auf dem aktuellsten Stand der Zeit ist,

- schlanker ist als ein ausufernder 600-Seiten-Wälzer, indem es sich in seinem Hauptteil darauf beschränkt, den feministischen Glaubenssätzen ledglich den Stand der Forschung gegenüber zu stellen, der durch wissenschaftliche Studien belegt ist,

- schon in seinem Titel klare Sprache spricht. Ursprünglich hatte ich "Sind Frauen bessere Menschen?" vor zwanzig Jahren dem Eichborn-Verlag für dessen Reihe an Lexika über populäre Irrtümer angeboten. Der Lektor, mit dem ich darüber gesprochen hatte, war aber zu sehr von der Angst erfüllt, dass nicht nur das Buch, sondern der ganze Verlag als "frauenfeindlich" verleumdet würde, wenn er dieses Buch herausbrächte.

Jetzt habe ich endlich die Zeit gefunden, ein Buch zu schreiben, das "Sind Frauen bessere Menschen?" angemessen ersetzen und vielleicht sogar in den Schatten stellen kann: "Lexikon der feministischen Irrtümer. Politisch korrekte Vorurteile und männerfeindliche Mythen auf dem Prüfstand der Wissenschaft", erhältlich sowohl als E-Book wie auch als Druckausgabe bei Amazon. Diejenigen Passagen aus "Sind Frauen bessere Menschen?", die heute noch relevant sind, habe ich eingearbeitet, aber insgesamt wurde das Buch für die Leserschaft des Jahres 2020 erstellt. Da man 20 Jahre nach "Sind Frauen bessere Menschen?" von Lektoren auf ein entsprechendes Angebot dieselben ängstlichen Antworten erhält wie damals, habe ich es wieder auf eigene Faust außerhalb eines Verlages herausgebracht. Seine Lektoren waren zwei der klügsten und sachkundigsten Mitglieder der deutschen Männerbewegung, denen ich dafür noch einmal ganz herzlich danke.

Im Klappentext des Buches heißt es:

Nur acht Prozent der Deutschen ordnen sich dem feministischen Lager zu. Diese acht Prozent sind aber so gut verankert in Leitmedien, Politik und dem akademischen Sektor, dass sie die Geschlechterdebatte beherrschen – mit allen Nachteilen, die eine solche Alleinherrschaft mit sich bringt: So werden feministische Behauptungen nicht hinterfragt, sondern einer schreibt sie unkritisch vom anderen ab. Stellt jemand diese Behauptungen ausnahmsweise doch in Frage, wird er als "antifeministisch" und damit "rechts" abgeurteilt.

Das "Lexikon der feministischen Irrtümer" durchbricht dieses Raster.

Im Vorwort des Buches schildern fachkundige Beobachter von der Neurologin über die ehemalige Gleichstellungsbeauftragte bis zu Präsidenten des Deutschen Hochschul- sowie des Deutschen Lehrerverbandes, dass Menschen, deren Erkenntnisse von einer politisch propagierten Lehre abweichen, Repressionen bis hin zu gewalttätigen Übergriffen befürchten müssen.

Im Hauptteil des Lexikons werden Dutzenden feministischer Behauptungen die vorliegenden wissenschaftlichen Studien gegenüber gestellt, die diese Behauptungen als Mythen und Fehlschlüsse entlarven. Dabei wird jede Erklärung minutiös durch Quellenangaben belegt.

Das Nachwort des Buches beschäftigt sich damit, wie man die Ideale der Aufklärung zurückerobern und sich vor einer vereinfachenden und damit verzerrenden Darstellung beim Geschlechterthema schützen kann. Was können Feministinnen tun, die mehr an Wahrheitsfindung als am Schutz der eigenen Ideologie interessiert sind? Was können Journalisten tun? Und was jeder einzelne von uns?


Das Inhaltsverzeichnis des Buches, das sich mit dem Amazon-Feature "Blick ins Buch" jeder ansehen kann, verrät, welche knapp 80 feministischen Irrtümer ich genauer unter die Lupe genommen habe.

Jeder, der dieses Buch gelesen hat, ist danach in der Lage, irreführende Propaganda – oder auch nur gutgläubig wiederholte Fehleinschätzungen – sachkundig zu widerlegen. Darüber hinaus ist dieses Lexikon zu einem Preis erschwinglich, der es für so manchen Menschen auch zum idealen Weihnachtsgeschenk machen dürfte: E-Book und Printausgabe bewegen sich um einen Preis von etwa acht Euro.

Dienstag, Dezember 17, 2019

"Hart aber fair" gestört: Feministin stürmt Plasberg-Talk – News vom 17. Dezember 2019

1. Das Schöne, wenn man zum Geschlechterthema bloggt: Man kann sich darauf verlassen, dass selbst in nachrichtenarmen Zeiten noch irgendetwas Schräges passieren wird. Zahllose Medien berichten, aber die "Bild" tat es gestern Abend zuerst:

Mitten im ARD-Talk "Hart aber Fair" über Tierliebe drängte sich plötzlich eine Frau aus dem Publikum vor die Kamera: "Darf ich mal stören? Ich würde gern eine Forderung in den Raum stellen!"

Plasbergs Reaktion: "Kommen Sie doch mal an meine Seite, damit man Sie auch versteht! Stellen Sie sich mal vor."

"Ich bin Katja Hartwig, und ich bin bekennende Feministin", so die Zuschauerin.

Plasberg verblüfft: "Und was hat das jetzt mit Tieren zu tun?"

Antwort: "Nichts. Ich möchte einfach die Gelegenheit nutzen, hier im Fernsehen mitzuteilen, dass die Bundesregierung gegen Feminismus im Internet vorgeht ..."

"Ist hier jemand, der sich für einen Briefmarkenverein einsetzen möchte?" spottete Deutschland bekanntester Hundetrainer Martin Rütter und schimpfte: "Was du machst, ist respektlos!"

Ihre prompte Entgegnung: "Was im Internet an Antifeminismus durchgeführt wird, von den Bundesnachrichtendiensten – das ist respektlos!"

Erst nach knapp zwei Minuten gelingt es Plasberg, die Situation zu entschärfen! "Sie haben es gesagt, und wir werden uns nachher noch mal mit Ihnen unterhalten", versprach er. Ihr Anliegen soll dann auf der Internet-Seite der Sendung geschildert werden, versprach der ARD-Moderator.

Das Publikum reagierte mit Gelächter auf den Vorfall.


"Bild" hat den Wortwechsel ein wenig gekürzt wiedergegeben, aber natürlich steht ein Mitschnitt von dem Spektakel auch schon auf Youtube.

Lucas Schoppe kommentiert den Vorfall trocken auf Twitter: "Ich weiß gar nicht, was alle haben. Das war das Vernünftigste, was ich in letzter Zeit von irgendeiner Feministin gehört habe."



2. Einen lesenswerten Beitrag über eine andere Feministin findet man im Blog "Geschlechterallerlei"

Antje Schrupp hat am 22. November dieses Jahres aus Anlass einer Buchvorstellung in Zürich eine Laudatio auf die italienische Differenzfeministin Luisa Muraro gehalten, und seit vergangener Woche ist der Text dieser Rede online verfügbar. In dieser Laudatio ruft sie das Ende des Patriarchats aus, was freilich nur für mich eine Neuigkeit war, denn Schrupp vertritt diesen Standpunkt schon länger. Ich fand ihn jedoch höchst bemerkenswert, weil es nicht nur meiner eigenen Ansicht zu entsprechen schien, sondern auch dem Patriarchats-Gejammer eines Netzfeminismus à la Wizorek, Stokowski und Penny pointiert zuwiderläuft. Bei näherem Hinsehen ist es dann freilich doch nicht, wonach es dem ersten Anschein nach aussieht – dennoch ist ihre Argumentation überaus interessant, wenn man ein Beispiel dafür haben möchte, in welche Widersprüche sich feministische Theorie verwickeln kann. Denn Schrupps Perspektive ist paradox: luzide und blind zugleich, ebenso subjektiv ehrlich wie ideologisch vernagelt. Das macht ihren Text in meinen Augen – im Kontext einiger anderer Texte von ihr und anderen Differenzfeministinnen – zu einem Schlüsseldokument des heutigen Feminismus.


Hier geht es weiter.



3. Barack Obama hält Frauen für bessere Menschen. Die liberale Feministin Judith Basad kommentiert seinen Sexismus auf Twitter.



4. Ich bin ja grundsätzlich dagegen, Menschen mit abweichenden Meinungen psychische Störungen zu unterstellen. In der Regel ist das eine Ausgrenzungstrategie auf der Ebene reiner Polemik. Insofern ist auch der Beitrag "Sieben Gründe, warum der Feminismus eine kognitive Verhaltenstherapie benötigt" mit Vorsicht zu genießen. Trotzdem legt er den Finger auf zumindest einige mentale Fehlleistungen, die man bei manchen Feministinnen findet und die sonst in psychotherapeutischen Zusammenhängen angesprochen werden, darunter "polarisiertes Denken", "Übergeneralisierungen", "Ausfiltern", "Etikettieren", "Gedankenlesen" und "Katastrophendenken".

Sonntag, Dezember 15, 2019

USA: Immer mehr Männer klagen wegen Diskriminierung – News vom 15. Dezember 2019

Die Weihnachtstage werfen ihre Schatten voraus, und es wird derzeit immer schwieriger, spannende Nachrichten zu finden. Drei erwähnenswerte Meldungen aus sehr unterschiedlichen Ländern habe ich aber nach einiger Recherche noch auftun können.

1. In den USA raffen sich immer mehr Männer zu einer Beschwerde auf, wenn sie benachteiligt werden:

Mit dem heutzutage verstärkten Fokus auf Vielfalt und Inklusivität am Arbeitsplatz berichten einige Arbeitsrechtler, dass Mitarbeiter häufiger Bedenken wegen sogenannter "umgekehrter Diskriminierung" äußern.

"Den Menschen ist jetzt allgemein bewusst, dass sie möglicherweise gesetzliche Rechte in ihrem Beschäftigungsverhältnis haben, und aufgrund dieses geschärften Bewusstseins betrachten sie eine nachteilige Maßnahme und fragen sich, ob sie einen möglichen Anspruch dagegen haben", sagte die Bostoner Arbeitnehmeranwältin Nancy S. Shilepsky. "Es macht Sinn, sich an einen Anwalt zu wenden, um es herauszufinden."

Auch die arbeitgeberseitigen Anwälte sind sich der jüngsten Veränderung bewusst.

"Was ich zumindest anekdotisch gesehen habe, ist ein Aufwärtstrend bei den Mitarbeitern, die nicht unter die klassischen 'geschützten Gruppen' fallen - wie z.B. männliche und weiße Mitarbeiter -, die intern zur Personalabteilung gehen und sich über Diskriminierung beklagen", sagte Staatsanwältin Alicia J. Samolis.

(...) Sicherlich hat die #MeToo- Bewegung das Bewusstsein für die Notwendigkeit der Geschlechtergleichheit am Arbeitsplatz geschärft, sagte Shilepsky. "Aber für viele Unternehmen ist die Sorge um Inklusivität und gleiche Wettbewerbsbedingungen schon seit einiger Zeit Teil ihrer Kultur", stellte sie fest. "Manchmal haben sie es richtig gemacht und manchmal nicht, aber es gibt rechtliche Möglichkeiten, Fairness und Chancen für alle zu fördern. Raum für eine Gruppe zu schaffen, indem man eine andere ausstößt, ist nicht legal."

Die arbeitgeberseitige Rechtsanwältin Lisa S. Burton, die in Boston praktiziert, sieht auch mehr Fälle von Beschwerden im Zusammenhang mit #MeToo, manchmal von Männern, die glauben, dass sie kein gründliches oder faires Verfahren erhalten haben, bevor sie diszipliniert oder entlassen wurden. "Hier sehen wir mehr Forderungen a la 'Mein Arbeitgeber behandelt mich nicht fair'", sagte sie.

Laut Burton stellen sich dann die Fragen, ob es sich bei der Maßnahme um einen automatischen Reflex handelte, bei dem einer Frau mehr geglaubt wurde als einem Mann, und ob eine Situation ausreichend untersucht wurde oder ob es einfach einfacher war, "den Weißen zu feuern".

(...) Während ein Unternehmen vielleicht eine vielfältigere Belegschaft schaffen möchte oder den Druck des Marktes verspürt, dies zu tun, kann die Beschwerde eines Mitarbeiters über "umgekehrte Diskriminierung" durch die falsche Annahme des Unternehmens angeregt werden, dass es traditionell unterdrückte Minderheiten begünstigen dürfe, sagte Samolis.

"Es gibt Leute, die das Gefühl haben, dass sie sagen können: 'Wir sollten eine Frau einstellen', während sie vor einem Raum voller potentieller männlicher Kläger sprechen", erklärte sie. "Aber es ist illegal, eine Frau allein aufgrund ihres Geschlechts einzustellen, und der Fokus eines Unternehmens sollte darauf liegen, einen guten Bewerberpool zu bekommen und Barrieren zu beseitigen, mit denen verschiedene Kandidaten konfrontiert sind, wenn sie versuchen, eingestellt oder befördert zu werden."

(...) "Diese Themen werden offener diskutiert, wenn auch manchmal auf eine Weise, die nicht dem Gesetz entspricht", sagte sie. "Das Statement 'Wir brauchen mehr Frauen' kann missverstanden werden, als ob es bedeuten würde, dass es in Ordnung ist, Männer zugunsten von Frauen zu diskriminieren. Aber das ist gegen das Gesetz."




2. Eine Gruppe ägyptischer Beschneidungsgegner ruft dazu auf, auch "männlicher Genitalverstümmelung" ein Ende zu setzen.

"Das Thema gilt als tabu, weil es drei Seiten hat: kulturell, religiös und medizinisch. Das macht unsere Kämpfe noch härter", sagte Nidal el-Ghatis, der palästinensisch-australische Autor des Buches "Male Circumcision Is a Crime Against Humanity and Islam". Ghatis ist auch Administrator einer Facebook-Gruppe mit dem gleichen Namen.

Eine 2016 in der Fachzeitschrift "Popular Health Metrics" veröffentlichte Studie schätzte, dass 37-39% der Männer weltweit beschnitten wurden. In den Vereinigten Staaten wurden 71,2% der Männer beschnitten, während dieser Anteil in Ägypten 94% beträgt.

Obwohl die Beschneidung in diesen beiden Ländern und darüber hinaus als gängige Praxis angesehen wird, stellen laut Ghatis mehr Menschen diese Tradition in Frage.

"In unserer Facebook-Gruppe bieten wir viele Artikel und Beiträge von spezialisierten Ärzten aus verschiedenen Ländern, darunter Ägypten, dem Golf, Marokko, Palästina und anderen, um die Menschen an die negativen Aspekte der Beschneidung zu erinnern", sagte er. "Unsere Bemühungen haben sich im Laufe der Jahre beschleunigt und viele Menschen haben sich uns angeschlossen."

(...) Seham Abdel Salam, ein ägyptischer Arzt, der sich auf die öffentliche Gesundheit spezialisiert hat, sieht Genitalverstümmelung sowohl bei Frauen als auch bei Männern als schwerwiegend, medizinisch unnötig und eine Quelle von Schmerz und Trauma für Kinder.

"Operationen sollten nur dann durchgeführt werden, wenn sie notwendig sind", sagte Abdel Salam. "Wenn ein Kind oder ein Baby gesund ist und keine Beschwerden hat, warum sollte ich dann diese Operation durchführen und ihm einen empfindlichen Teil seines Körpers abnehmen, der ihm nutzt, ohne seine Zustimmung?"

Abdel Salam, der auch Anthropologe ist, schrieb eine Studie mit dem Titel "Male Genital Mutilation (Circumcision): Eine feministische Studie über ein verschwiegenes Geschlechterproblem."

"Die Beschneidung ist hauptsächlich mit der Kultur verbunden, nicht mit der Religion. Juden, Muslime, Baha'i, viele [östliche] Christen und sogar nicht religiöse Menschen tun es", sagte sie. "Diese Kultur sollte verändert werden."




3. Südkoreas Feministinnen spiegeln mit ihrem Verhalten die MGTOW ("Men Going Their Own Way") der westlichen Gesellschaft:

Eine wachsende Zahl südkoreanischer Frauen schließt sich zusammen, um starre patriarchalische Normen abzulehnen, und schwört, niemals zu heiraten, Kinder zu haben oder sich auch nur zu verabreden und Sex zu haben.

"Ich habe immer das Gefühl gehabt, dass es als Frau mehr Nachteile als Vorteile gibt, wenn man verheiratet ist", sagte Lee, eine 40-Jährige, die mit ihrem Hund in der Nähe von Seoul lebt.

Jetzt ist sie noch weiter gegangen und hat von der radikalen feministische Bewegung, die 4B genannt wird, die "vier Neins" übernommen: keine Dates, kein Sex, keine Ehe und keine Kinder.

(...) 4B-Mitglieder sagen, dass ihre Bewegung mindestens 4.000 Anhängerinnen hat.

Ein separater feministischer YouTube-Kanal mit Nachrichten zum Boykott der Ehe und Kindererziehung hat mehr als 100.000 Abonnenten.

Lee hat auch einige Grundsätze von "Escape the Corset" übernommen, einer Bewegung gegen die strengen Schönheitsstandards Südkoreas. Einige Anhängerinnen haben virale Videos von sich geteilt, auf denen sie ihre Make-up-Sammlungen zerstören.

(...) Der letzte Tropfen für Lee kam letztes Jahr, als ein fortschrittlicher männlicher Politiker, der sich selbst als Feminist bezeichnete, verurteilt und inhaftiert wurde, weil er eine weibliche Mitarbeiterin vergewaltigt hatte.

Lee sagt dazu: "Ich erkannte, dass unsere Gesellschaft ein System ist, das ich als Frau nicht akzeptieren kann, und von da an wurde jede Begegnung mit Männern - ob Heirat oder Dating - für mich bedeutungslos."

(...) Die südkoreanische Regierung hat versucht, die Ehe zu fördern, indem sie Wohngeld für Neuvermählte und niedrig verzinsliche Hypotheken anbietet.

Aber für Lee ist die Zukunft weiblich.

Sie bestand darauf: "Mein Traum ist es, Wohnungen nur für Frauen zu bauen, die planen, nie zu heiraten."

Freitag, Dezember 13, 2019

Deutschlands erstes MeToo-Urteil – News vom 13. Dezember 2019

1. Siegfried Mauser, Pianist und Musikwissenschaftler, inzwischen 65, ist der erste prominente Künstler in Deutschland, den die #MeToo-Debatte zu Fall brachte, berichtet die renommierte Gerichtsreporterin Gisela Friedrichsen in einem Artikel für "Die Welt" (Bezahlschranke). Ein Auszug:

Es geht ihm nicht gut. Depressionen, Sehstörungen, Schwierigkeiten beim Formulieren. "Ich, der ich immer so eloquent war." Herzrhythmusstörungen. Seine Frau hat Angst um ihn, was ihn zusätzlich bekümmert. Das ganze Leben sei ruiniert, resümiert er bei einem Treffen in München, in allen Bereichen: im akademischen, im institutionellen und auf dem freien Markt. Vorträge wurden abgesagt, die meisten Konzerte storniert, Vorlesungen gecancelt.

Niemand will mehr mit ihm zu tun haben. Die Alte Aula der Heidelberger Universität blieb ihm für eine Vortragsreihe verschlossen. Er suchte einen anderen Saal, fand einen in einem Theater. "Da drohte die Stadt, es gebe künftig keine Subventionen mehr, wenn ich dort auftrete." Die Universität Basel sagte auf Betreiben der Frauenbeauftragten eine Vorlesung ab: Den Zuhörerinnen sei die Veranstaltung nicht zuzumuten. Die meisten Auszeichnungen und Orden hat er mittlerweile zurückgegeben. Aus der Bayerischen Akademie der Schönen Künste, der er seit 1990 als Direktor der Abteilung Musik angehörte, schied er freiwillig aus, "um den Kollegen die Peinlichkeit zu ersparen, mich hinauswerfen zu müssen". Denn: Angenommen, sie würden sich weigern – welch einen Aufstand gäbe es und welchen Schaden nähme die Akademie! Überall behandelt man ihn wie einen Aussätzigen.


Warum wird dieser Mann, den man nach einem rechtsgültigen Gerichtsurteil "Sexualstraftäter" nennen darf und dem eine Gefängnsisstrafe bevorsteht, derart harsch aus der Gesellschaft ausgestoßen? Auch das berichtet Gisela Friedrichsen:

Vom Vorwurf der Vergewaltigung hat man Mauser freigesprochen. Am Ende des Verfahrens blieben drei unerwünschte Küsse. Vor zwölf Jahren, 2007, soll er als Präsident der Münchner Musikhochschule in seinem Büro eine Bekannte, Bewerberin um eine Professorenstelle, überfallartig auf ein Sofa gestoßen, sie zu küssen versucht und an die Brust gefasst haben. Zeugen dafür gibt es nicht. Im Sekretariat, durch das man hindurchmusste, wollte man zu ihm ins Büro, hat niemand etwas bemerkt. Auch der nächsten Besucherin, die draußen wartete, fiel keine angeblich verstörte Flüchtende auf, die mit offener Bluse und verrutschtem Rock aus seinem Dienstzimmer rannte.

2009, als die Bewerberin erneut bei ihm vorsprach, soll Mauser ihr bei der Verabschiedung wieder "seine Zunge so heftig in den Mund" gedrängt haben, "dass dies einen Würgereiz auslöste", wie es im Urteil heißt. Und 2013 noch einmal, wobei er auch noch ihre Hand zu seiner Hose geführt haben soll. "Sie war insgesamt neunmal bei mir – neunmal! –, jeweils außerhalb des regulären Bewerbungsverfahrens", erregt sich Mauser nun während des Gesprächs in einem Lokal, "weil sie unbedingt einen Lehrauftrag haben wollte. Darüber hatte aber nicht ich allein zu entscheiden, sondern ein Gremium. Ich soll sie dreimal überfallartig bedrängt haben? Und was war bei den übrigen sechs Besuchen?" Die Frau gebe inzwischen ihm die Schuld, dass aus ihren Bewerbungsversuchen nichts wurde.

(...) Es ist eine Glaubenssache. Das fiel schon bei der Beobachtung des Prozesses in München auf: Es wurde viel geglaubt und wenig nachgeprüft. Die Strafkammer, die gegen Mauser eine Gefängnisstrafe für angemessen hielt und der sich der BGH jetzt anschloss, war über vieles hinweggegangen und hatte viele Fragen nicht gestellt, die sich aufdrängten. Als Zeugin vor Gericht zum Beispiel behauptete die Geschädigte, wie sie im Juristendeutsch genannt wird, Mauser 2013 erzählt zu haben, dass sie vor 30 Jahren schon mal von einem Dirigenten gegen ihren Willen in ein Gebüsch gezerrt und geküsst worden sei. Und dass sie diesem Mann eine Ohrfeige gegeben und ihn angezeigt habe. Auch die Richter des Bundesgerichtshofs erwähnen diese Episode in ihrem Urteil.

Hätte jemand nachgefragt, ob sich die Sache wirklich so zugetragen hat: Man hätte erfahren, dass es sich offenbar um eine reine Erfindung handelt. Denn besagter Dirigent versichert mittlerweile an Eides statt, einen solchen Vorfall habe es nie gegeben. Er erinnere sich noch gut an die Dame, die damals die Carmen hätte singen sollen, wegen schlechter Leistung aber entlassen worden sei und statt des ihr entgangenen Honorars eine Entschädigung bekommen habe. Es gebe noch Unterlagen dazu.


Wie Friedrichsen weiter berichtet, trägt sich Maurer mit dem Gedanken, Deutschland zu verlassen:

Aber: "Wer akzeptiert mich denn? Es muss doch auch mal ein Ende haben mit dem Prozessieren und dem Bestraftwerden." Sein Vermögen ist weitgehend aufgebraucht, die drei Küsse haben ihn auch noch die Altersversorgung gekostet. Denn als Beamter verliert er als gesetzliche Folge einer Verurteilung zu mehr als einem Jahr den Anspruch auf seine Ruhebezüge. Man hat ihm dies sofort nach der mündlichen Begründung des BGH-Urteils mitgeteilt.


"Ist der Fall Mauser ein Erfolg für die #MeToo-Aktivisten?" fragt Friedrichsen und ist skeptisch: "Jeder Fall, in dem die Folgen für den Mann in keinem Verhältnis mehr stehen zur angeblichen Tat und Zweifel bleiben, ob sie sich tatsächlich so zugetragen hat wie behauptet, schadet der Bewegung mehr, als er ihr nützt."

Sich der Überlegung zu widmen, dass Maurer Opfer eines Justizirrtums geworden sein könnte, scheint im übrigen nicht ganz ungefährlich zu sein:

Michael Krüger, Hans Magnus Enzensberger und Peter Sloterdijk etwa, die sich noch nicht angewidert von ihm abgewandt haben, stehen nun ebenfalls in der Kritik. Weil sie sich, wie es heißt, auf die Seite eines Sexualstraftäters geschlagen haben.




2. Gesegnet sind diejenigen, die auf Falschbeschuldigungen mit einem Videobeweis reagieren können. Das zeigt ein aktueller Fall aus Vorarlberg (Österreich):

Eines ist zumindest laut Videoaufzeichnung sicher: Die Vergewaltigung hat niemals so stattgefunden, wie es das mutmaßliche Opfer erzählt. Die 21-Jährige wird in der Unterländer Disco nicht von einem Mann ins WC gezerrt, sondern sie geht händchenhaltend in die Richtung. Vor dem WC wartet der Mann dann vier Minuten, spielt mit seinem Handy und schaut immer wieder mal, ob die junge Frau wieder rauskommt. Er bleibt fix an seinem Standpunkt stehen, betritt niemals die Damentoilette.

Fix ist aber auch, dass die junge Frau auf der Heimfahrt im Taxi bitterlich weint, total durcheinander ist und ihrer Freundin von einer Vergewaltigung erzählt. "Ich glaub ihr zu hundert Prozent", meint die Freundin im Zeugenstand. Als beide Frauen damit konfrontiert werden, dass es lückenlose Aufzeichnungen gibt und kein Mann in das WC rein oder rausging, sind beide etwas ratlos. Die Frauen geben zu, reichlich getrunken zu haben, doch eine Vergewaltigung erfinden, das weist die Angeklagte zurück. Nun soll ein psychiatrisches Gutachten klären, ob es möglich ist, dass sich das vermeintliche Opfer die Geschichte nur einbildet. Im Saal macht sie jedenfalls den Eindruck, als wäre sie fest davon überzeugt, dass ihr sexuelle Gewalt angetan wurde.




3. Den hohen Preis für sieben Jahre Beschneidungsgesetz erörtert der Intactivist (Beschneidungsgegner) Victor Schiering in einem Beitrag für den Humanistischen Pressedienst. Mit der Vermutung, dass das durchaus in Victors Sinne ist, zitiere ich aus seinem exzellenten Beitrag einmal sehr ausführlich:

Es wurde weiter eine außenpolitische Isolierung Deutschlands befürchtet – ignorierend, dass sich weltweit in vielen Ländern längst Stimmen vernehmen lassen, die alle Kinder gleich vor jeglicher Genitalverstümmelung schützen wollen.

Kurz: Es entstand eine scheinbar unauflösbare Drohkulisse aus Folgen, die einzig mit einem völligen Nachgeben an alle Forderungen von Religionsvertreter*innen zu "befrieden" sei.

Erstaunlich ist: Fast niemand hingegen fragte sich, welche Konsequenzen es für eine Gesellschaft haben könnte, einen solchen radikalen und auch noch mehrfach klar verfassungswidrigen Einschnitt per Gesetz in die Rechte des Kindes zu verabschieden. Kann man wirklich ein Gesetz über einen irreversiblen operativen Eingriff im Intimbereich von Kindern gegen die ausdrücklichen Stellungnahmen fast aller dafür zuständigen medizinischen Fachgesellschaften beschließen? Welche Spuren würde ein Verfahren in einer solchen Hast hinterlassen? Was könnte dies für das Vertrauen der Menschen in die Politik bedeuten, und für einen interkulturellen Zusammenhalt unter eigentlich staatlich gebotener Neutralität? Und was hieße das für die einzig wirklich Betroffenen, die Kinder?

(...) Das parlamentarische Schnellverfahren, ein Ergebnis bereits vor-beschließend, bevor überhaupt eine Diskussion begonnen hatte, hat unserer demokratischen Kultur schweren Schaden zugefügt. Zu offensichtlich war das ergebnisorientierte Vorgehen wie z.B. der Ausschluss organisierter leidvoll Betroffener bei der Erarbeitung der Eckpunkte und im Rechtsausschuss. Strafrechtler Prof. Dr. Reinhard Merkel warnte vor einem "Sündenfall des Rechtsstaates".

Das Versäumnis der politischen Landschaft, die verschiedenen Beteiligten an einen Tisch zu bringen, führte dazu, dass nicht miteinander, sondern übereinander gesprochen wird. Dies bereitet von jeher wesentlich den Boden für Vorurteile und Unterstellungen von prominenten Seiten der Verteidiger*innen des Gesetzes gegen Kinderschützer*innen.

(...) 70 Prozent der deutschen Bevölkerung lehnten bereits 2012 das Beschneidungsgesetz ab. Auch das zählt offensichtlich nicht. Gutheißer*innen männlicher Genitalverstümmelung gingen sogar so weit, kritische Stimmen pauschal mit "religiösem Analphabetismus", "Vulgärrationalismus", "Antisemiten und Religionsfeinde unter dem Deckmantel der Kinderrechte" oder einer "aufs Diesseits fixierten Weltsicht" zu verleumden. Wohlgemerkt: wir sprechen hier nicht von einzelnen Internetkommentaren, die man leider wie bei vielen Themen als Hetze und "Hatespeech" vorfindet und verurteilen muss. Sondern die Verunglimpfungen gingen hier aus Stellungnahmen prominenter Personen, namhafter Journalist*innen, Vertreter*innen von Organisationen und hochbezahlter Inhaber*innen von Lehrstühlen und Politiker*innen hervor. Liegt es nicht auf der Hand, dass sich die Menschen in unserem Land durch ein solches Vorgehen übergangen und paternalisiert fühlen?

Auch wenn dieser Gedanke unangenehm ist und bei vielen Menschen womöglich Abwehrreflexe auslöst: Die Summe solcher Vorgehen ist gefährlich. An politischen Rändern warten erstarkende Bewegungen nur darauf, den berechtigten Frust der Menschen über Bevormundung und Tabuisierung wichtiger, aber konfliktreicher Themen destruktiv zu kanalisieren. Wem eine demokratische Mitte am Herzen liegt, wer sich ernsthaft um eine freie, sachliche und respektvolle Debattenkultur bemüht, wem das Erstarken von Radikalen nicht gleichgültig ist, wer Spaltungen und Entsolidarisierungen in einer vielfältigen Gesellschaft entgegenwirken will, kann mit den Folgen des Beschneidungsgesetzes nicht zufrieden sein. Im Gegenteil: Um aus dieser ethischen Sackgasse auf Kosten von Kindern herauszukommen, wäre es wichtig, Beiträge zu liefern, zumindest Plattformen der Diskussion anzubieten.

(...) Skandinavische Länder waren in der Umsetzung von Gleichberechtigung der Geschlechter schon immer Vorreiter. Werden sie es auch hier? Denn machen wir uns nichts vor: Dem Schutz von Mädchen, intergeschlechtlichen und trans* Kindern hängt die Legalisierung männlicher Genitalverstümmelung wie ein Klotz am Bein. Und zwar weltweit, wie Prozesse gegen "weniger invasive" und "medikalisierte" Fälle weiblicher Genitalverstümmelung in den USA und Australien verdeutlichen. Dabei zeigt sich, dass sich die Gerichte in offensichtlichste Widersprüche begeben müssen, um diese Verletzungen einseitig nur für Mädchen als Straftat zu werten. Damit steht der Schutz von Mädchen und Frauen auf sehr dünnem Eis. Die Zusammenhänge unteilbarer Menschenrechte lassen sich nicht leugnen.




4. Die ersten Anliegen der Männerrechtsbewegung sind jetzt sogar bei "Bento" angekommen: "Wir brauchen einen Vaterschutz".



5.
Männer nehmen selten Elternzeit, trotz Elterngeld und sicherem Job. Haben sie Angst? Ein junger Vater berichtet von den Hürden traditioneller Strukturen.


Hier geht es weiter.



6. Statt der Post mal wieder einen Beitrag aus den Kommentarspalten: Der Gymnasiallehrer und Blogger Lucas Schoppe hat sich noch einmal zu der Frage geäußert, warum die Verantwortlichen in unserem Land, die erwachsene Frauen mit Millardenbeträgen fördern, zugleich so auffällig desinteressiert an der Benachteiligung von Jungen in unserem Schulsystem sind:

Ob ein Kalkül dahintersteckt in dem Sinne, dass jeder Misserfolg von Jungen oder Männern als Erfolg von Frauenpolitik wahrgenommen wird, weiß ich nicht. Es gibt allerdings Beispiele dafür. Ich kann mich z.B. daran erinnern, dass die "taz" (ich glaube, es war Simone Schmollack) sich einmal sehr positiv darüber geäußert hat, dass der Frauenanteil in der SPD gestiegen sei. Tatsächlich hatte sich die Zahl der Mitglieder ziemlich genau auf die Hälfte verringert – es waren zwar sehr viele Frauen ausgetreten, aber noch mehr Männer – was in den Augen der taz dann eben für den Frauenanteil gut war.

Ansonsten glaube ich aber, dass hinter der klammheimlichen Freude über die Schwierigkeiten der Jungen kein Kalkül steckt, sondern eher eine politische Erlösungsphantasie, die in einigen Milieus (Parteien, Unis, einige Medien ...) eine bemerkenswert dauerhafte Konjunktur hat, während viele Menschen außerhalb dieser Milieus darüber weitgehend befremdet sind.

Weiblichkeit steht darin für ein irgendwie unentfremdetes Leben, unkorrumpiert durch die Teilhabe an den unüberschaubaren Machtstrukturen moderner Gesellschaften (die zu diesem Zweck als "Patriarchat" imaginiert werden).

Der Gedanke einer Unterdrückung von Frauen durch Männer ist dabei eigentlich überhaupt nicht empirisch gemeint, und deshalb lässt er sich durch empirische Daten wie die über die enormen Nachteile von Jungen auch überhaupt nicht irritieren. Eher geht es darum, die Idee DER FRAU als unentfremdetes, integres Leben zu stützen. Die UNTERDRÜCKUNG erklärt dann auch sogleich, warum die beseligende Kraft des weiblichen sich nicht stärker auswirkt: Die Männer lassen sie halt nicht.

Es braucht wohl ein solche Erlösungsphantasien, um die realen Nachteile Hunderttausender Kinder und Jugendlicher galant ignorieren zu können. Nach einigen Untersuchungen sind übrigens Migrantenjungen von den Nachteilen besonders betroffen – aber auch das ist den Verfechtern einer jungenignorierenden Schulpolitik weitgehend egal – auch wenn sie sich in anderen Fällen gern entschlossen und empört für Migranten einsetzen und ihre Marginalisierung beklagen.

Es geht eben nicht um soziale Realitäten. Es (ist) wohl die Phantasie einer Erlösungskraft des Weiblichen, die es (...) plausibel macht, dass mehr des Guten (Weiblichen) und weniger des Schlechten (Männlichen) in jedem Fall nur gut sein kann – und dass Leute, die mehr männliche Lehrer für gut halten, dabei ledigliche männliche Hegemonialität sichern wollten.

Hier verbindet sich die Trägheit von Institutionen, deren Akteure eigene Fehler auf keinen Fall einräumen wollen, mit einer politischen Erlösungsreligion, die soziale Realitäten immer nur dann wahrnimmt, wenn sie die eigenen Vorannahmen bestätigen. Das ist offensichtlich eine sehr stabile Verbindung.

Donnerstag, Dezember 12, 2019

25 Millionen Dollar, kein Schuldeingeständnis: Weinstein einigt sich mit Anklägerinnen – News vom 12. Dezember 2019

1. Spiegel-Online berichtet:

Harvey Weinstein und der Vorstand seines insolventen Filmstudios haben sich offenbar mit mehr als 30 Frauen auf einen vorläufigen Vergleich mit einer Zahlung von insgesamt 25 Millionen Dollar geeinigt. (...) Der Vergleich würde der Zeitung zufolge fast alle Zivilprozesse von Schauspielerinnen und ehemaligen Mitarbeiterinnen Weinsteins gegen den Ex-Hollywoodmogul beenden. (...) Weinstein würde in dem Vergleich nicht verpflichtet, Fehlverhalten einzugestehen und müsste auch nichts zahlen - das übernähmen Versicherungen des ehemaligen Weinstein Co Filmstudios.


In der Süddeutschen Zeitung heißt es:

Dass sich manche Frauen nun mit einem Ergebnis zufriedengeben, das für sie bitter sein muss, hat wohl vor allem mit fehlenden Alternativen zu tun. Im vergangenen Jahr waren Verhandlungen über einen möglichen 90-Millionen-Dollar-Opferfonds geplatzt, weil der damalige New Yorker Generalstaatsanwalt Eric Schneiderman plötzlich selbst im Mittelpunkt eines Me-too-Skandals stand.

(...) Das ehemalige Model Zoe Brock, das Weinstein der sexuellen Belästigung während des Cannes Filmfests 1998 bezichtigt, sagte der Times, sie fühle sich "besiegt und hoffnungslos". Mindestens zwei Frauen, deren Klagen zunächst mitverhandelt worden waren, wollen sich ihren Anwälten zufolge nicht mit dem Deal zufriedengeben. Und auch die Schauspielerin Ashley Judd - eine der prominentesten Anklägerinnen Weinsteins - will es auf einen Zivilprozess ankommen lassen.


Wenn ich nicht mal eine lumpige Million Dollar als Entschädigung erhalten würde, eine bizarre Situation wie diese überstanden zu haben, würde ich mich auch "besiegt und hoffnungslos" fühlen.



2. Die Versorgung für Obdachlose in Deutschland ist unzureichend, beklagt das Deutsche Ärzteblatt. Ein Auszug aus dem Artikel:

Gesundheits- und Sozialexperten halten die medizinische Versorgung von Obdachlosen in Deutschland für unzureichend. Bestehende Hilfseinrichtungen seien unterfinanziert und auf ehrenamtliches Engagement angewiesen, erklärten die Experten heute bei einem Fachgespräch im Gesundheitsausschuss des Bundestages. Sie mahnen an, Finanzierung und Versorgungsstrukturen zu verbessern.

(...) Viele Obdachlose hätten keinen Zugang zur Regelversorgung und kämen mit oft schweren Krankheiten und Verletzungen in Rettungsstellen, um anschließend gleich wieder auf der Straße zu landen. Betroffene litten unter offenen Beinen, Knochenbrüchen, Läusen, Hautkrankheiten oder Bronchitis, aber auch unter psychischen Erkrankungen und Angststörungen. Hinzu kämen Drogen und Alkohol.




3. Die "Väter-Seite" beschäftigt sich mit den hohen Erwartungen an den Mann für heute.

Mittwoch, Dezember 11, 2019

Sozialdemokraten: Grüne schuld an Frauenmorden – News vom 11. Dezember 2019

1. Gabriele Heinisch-Hosek, Frauensprecherin von Österreichs Sozialdemokraten (SPÖ), wirft den Grünen vor, dass diese wichtige Ausschussarbeit blockieren, weil sie Koalitionsverhandlungen führen. So hätte ein Gewaltschutzpaket Frauenmorde verhindern können. Die Grünen sind über diese Beschuldigungen entsetzt. Die von ihnen geforderte Entschuldigung für ihre "Entgleisung" wird von Heinisch-Hosek jedoch verweigert.



2. "Darf man sich über Frauen in der Politik lustig machen?" fragt der Journalist Jan Fleischhauer in seiner aktuellen Videokolumne. Viele seiner Kollegen sind offenbar der Ansicht: Nein.



3. Das Wahlkampfbüro von Pete Buttigieg, Bewerber der Demokratischen Partei für die Kandidatur zum US-Präsidenten, zahlt weiblichen Mitarbeitern mehr als Männern. "Das tun wir mit voller Absicht" erklärt Buttigiegs Pressesprecherin Nina Smith. "Wir machen der Gehaltslücke bei unserer Kampagne ein Ende und zeigen damit, wie wir auch als Regierung handeln würden."

Dienstag, Dezember 10, 2019

Vergessene Jungen, vergewaltigte Männer und sterbende feministische Blogs – News vom 10. Dezember 2019

1.
Die Ergebnisse des neuen PISA-Tests zeigen etwas, das schon seit Jahrzehnten bekannt ist: Jungen leiden in der Schule unter erheblichen geschlechtsspezifischen Nachteilen. Warum aber ist das konsequent kein Thema für Bildungspolitiker und universitäre Schulpädagogik – obwohl die Folgen gravierend sind, nicht allein für die betroffenen Jungen?


Das fragt der Gymnasiallehrer und Blogger Lucas Schoppe in einem aktuellen Beitrag. Darin heißt es:

Da verpflichten sich alle EU-Länder, auch Deutschland, auf das Gender Mainstreaming, was bedeutet, dass politische Entscheidungen immer auch im Hinblick auf die Geschlechtszugehörigkeit Betroffener beurteilt werden müssen – und zugleich finden sich in der schulischen Bildung gewaltige Unterschiede, bei denen offensichtlich Kinder und Jugendliche des einen Geschlechts erhebliche Nachteile erleben, mit vielen Hunderttausenden Betroffenen: Aber sowohl in der Bildungspolitik als auch in der universitären Schulpädagogik sind diese Unterschiede schlicht kein Thema.

Gerade hatte ich beispielsweise ein Lehrbuch zur Schulpädagogik in der Hand, mit dem Lehrkräfte an Universitäten ausgebildet werden. Der Zustand des deutschen Schulsystems wird darin ermüdend ausführlich dargestellt – aber eine der gravierendsten Auffälligkeiten, die Nachteile der Jungen, wird kommentarlos ausgelassen.

Dabei ist das grundsätzlich nicht einmal ein männerrechtliches oder jungenpolitisches Thema: Wir haben als Erwachsene den Kindern und Jugendlichen gegenüber eine Verantwortung, und wenn große Gruppen von ihnen offensichtliche Nachteile erleben und wir das über Jahrzehnte hinweg desinteressiert zur Kenntnis nehmen, ohne etwas zu tun, werden wir dieser Verantwortung nicht gerecht.

Noch dazu hat die erhebliche geschlechtsspezifische Schieflage des Bildungssystems natürlich auch ökonomische Folgen, und nicht nur im Hinblick auf die Konsequenzen, die es hat, wenn jährlich Zigtausende von Kindern ohne Schulabschluss bleiben.

Wir können davon ausgehen, dass der seit Jahren beklagte Fachkräftemangel unter anderem auf die Vernachlässigung der Probleme zurückzuführen ist, mit denen Jungen an den Schulen offensichtlich konfrontiert sind. Dies umso mehr, als sehr viel mehr Männer als Frauen in Vollzeit arbeiten. Der Mangel, der durch das Wegrutschen der Jungen entsteht. kann also auch ökonomisch kaum durch die Erfolge der Mädchen ausgeglichen werden.

(...) Dies ist umso seltsamer, als Jungen keineswegs prinzipiell größere Schwierigkeiten als Mädchen beim sinnentnehmenden Lesen haben – nach einer französischen Studie können Jungen Texten sogar besser als Mädchen gezielt Informationen entnehmen. Das bedeutet: Mit großer Wahrscheinlichkeit werden die schlechteren Ergebnisse der Jungen von den Schulen nicht allein diagnostiziert, sondern dort überhaupt erst produziert.


Hier findet man den vollständigen Beitrag, in dem Schoppe untersucht, warum diese Schieflage so beharrlich ignoriert wird.



2. Die AfD-Aussteigerin Franziska Schreiber beschäftigt sich auf Youtube mit dem Thema "vergewaltigte Männer". Das Video ist gut gelungen, was sich auch an den Kommentaren darunter ablesen lässt.



3.
Der Justizskandal um das Psychiatrieopfer Gustl Mollath hat ein parlamentarisches Nachspiel. Bayerns Staatsregierung soll nach dem Willen des FDP-Landtagsabgeordneten Helmut Markwort Auskunft geben, ob jemand für die 670.000 Euro an Ausgleichszahlungen zur Verantwortung gezogen wird - und wer letztlich dafür aufkommen muss.


Hier geht es weiter. Wenn tatsächlich Schuldige zur Rechenschaft gezogen werden, kann man damit zukünftige Fälle vielleicht unterbinden.

Mollath war wegen Falschbeschuldigungen seiner Frau im Zusammenhang mit häuslicher Gewalt jahrelang in der Psychiatrie weggesperrt worden. Als Beleg für "toxische Weiblichkeit" wird sein Fall nicht verwendet.



4. Aufgrund der aktuellen Berichterstattung der "Zeit" beim Thema häusliche Gewalt zeigt Christian Schmidt, wie es aussehen würde, wenn Leitmedien wie "Die Zeit" ihre Polemik nicht gegen Männer, sondern gegen Frauen richten würden:

Im Jahr 2018 waren es bundesweit 136 unter vierzehnjährige Tötungsopfer.

Im Jahr 2017 waren es bundesweit 143 unter vierzehnjährige Tötungsopfer. Hiervon waren 111 Kinder jünger als sechs Jahre.

Im Jahr 2016 waren es bundesweit 133 unter vierzehnjährige Tötungsopfer.

(...) Auch hier: etwa jeden dritten Tag. Infantizid. Wahrscheinlich mit Müttern überproportional vertreten. Sind Kinder noch sicher? Was macht man gegen diese toxische Weiblichkeit? Wird Müttern beigebracht, dass die Kinder ihr Eigentum sind und bringen sie sie daher um?


Bezeichnenderweise gibt es eine derartig beknackte Berichterstattung aber nur, wenn es gegen Männer geht.



5. FAZ-Quarterly, das vierteljährlich erscheinende Magazin der Frankfurter Allgemeinen, beschäftigt sich in der aktuellen Ausgabe mit der Zukunft der Männlichkeit. Wie sehr man sich dabei in gewohnten Bahnen bewegt, wird schon dadurch deutlich, dass die FAZ bewusst "ausschließlich Frauen" über dieses Thema schreiben lässt. Denn, so die FAZ: "Wer, wenn nicht sie, könnte das Phänomen von außen betrachten?" Dieses Spiel kennt man nach einem halben Jahrhundert Feminismus allerdings zur Genüge und fragt sich, was für einen Shitstorm es gäbe, wenn die FAZ ausschließlich Männer über die Befindlichkeiten von Frauen schreiben lassen würde.



6. In Mexiko ist das Matriarchat auf dem Rückzug. Dort hat der Oberste Gerichtshof jetzt ein Gesetz gestrichen, nach dem im Fall einer Scheidung die Kinder automatisch bei der Mutter bleiben.



7. Die New York Times beklagt den rapiden Niedergang vormals sehr beliebter feministischer Blogs, den wir ja auch hierzulande erleben. ("Kleiner drei" beispielsweise ist tot, die "Störenfriedas" geben nur noch alle paar Monate ein Lebenszeichen.) Ein Auszug aus dem Artikel:

In den Nullerjahren und zu Beginn dieses Jahrzehnts entstanden weitere feministische Online-Publikationen - Feministing, The Hairpin, The Toast und viele andere -, die alles von bezahltem Urlaub bis zu den Kardashians mit einer Stimme abdeckten, die manchmal unhöflich, manchmal lustig und nie didaktisch war.

Jetzt sind viele dieser Standorte tot oder sterben, und Jezebel steht unter neuer Leitung, Teil einer Reihe von Publikationen, die von der von Hedgefonds kontrollierten Eigentümergruppe G/O Media betrieben werden (...). Feministische Medien sind von den Finanzturbulenzen in der Nachrichtenindustrie besonders stark betroffen.

(...) "Es war dieser erstaunliche Moment, als wir Karriere machten, während wir in unserer Unterwäsche bloggten. Jetzt ist es nicht mehr der richtige Zeitpunkt für Start-up-Medien", sagte [Samhita Mukhopadhyay, die von "Feministing" zu "Teen Vogue" wechselte,] und fügte hinzu: "Ich befürchte, dass die Menschen Angst haben, sich mit Publikationen zu identifizieren, die explizit feministisch sind".

Der allmähliche Zusammenbruch hat sich bis in dieses Jahr hinein fortgesetzt. Feministing, ein 2004 gegründeter unabhängiger Blog, plant, in den kommenden Wochen abzuschalten. In Spitzenzeiten hatte die Website 1,2 Millionen Besucher pro Monat, wobei der größte Teil des Umsatzes aus Anzeigen und Leserspenden stammt.

(...) "Da die Medienindustrie mit verschiedenen Themen zu kämpfen hat, sind es diese feministischen Publikationen, die zuerst geschlossen werden", sagte Lindsay Schrupp, der ehemalige Chefredakteur von Broadly. "Es trägt zur langen Geschichte der Auslöschung von Frauenarbeit bei."

(...) Bis zu einem gewissen Grad wurden die Seiten durch ihre eigene Popularität überflüssig gemacht. Größere Medienunternehmen wie The New York Times, The Washington Post und Condé Nast haben den Nachwuchs an Journalistinnen wahrgenommen und sie eingestellt.


Ja, vielleicht sind solche Online-Journale auch hierzulande überflüssig geworden, weil sich inzwischen selbst "Die Zeit" wie ein feministisches Blog liest. Mit Gejammer a la "Die Arbeit von Frauen wird ausradiert" werden die Verhältnisse allerdings auf den Kopf gestellt. Es steht jeder Feministin frei, auf eigene Faust ein Blog so zu betreiben, wie ich das etwa mit Genderama tue. Sie kann sich beklagen, dass sie dieses Blog nicht so wohlhabend und einflussreich macht, wie erträumt, aber mit einem "Ausradieren weiblicher Arbeit" hat dieser Misserfolg nichts zu tun. Maskulistische Blogger können von der medialen Unterstützung, die feministische Blogger genießen, nur träumen: Weder wird in den Leitmedien neutral oder gar positiv über uns berichtet, noch werden wir Blogger von diesen Leitmedien angeworben, wie es Feministinnen ergeht. Wenn feministische Blogs trotzdem dahinsiechen, sollten ihre Macherinnen im eigenen Interesse ausnahmsweise mal eine selbstkritische Analyse wagen. Hält man sich in der eigenen Filterblase allerdings ohnehin schon für die Crème de la Crème, wird eine solche Analyse schwierig, und es kann mal wieder nur das Frauen unterdrückende Patriarchat schuld an allem sein.

Sonntag, Dezember 08, 2019

Psychologe: "Der Typ Schoßhund ist unter Männern heute am meisten verbreitet" – News vom 8. Dezember 2019

1. Der Schweizer "Tagesspiegel" hat den Psychologen Stephan Grünewald zur Rolle des Mannes in der Gegenwart interviewt. Grünewald legt folgendes dar

Der neue Mann ist sensibel, selbstreflektiert, er akzeptiert seine weichen Seiten und ist ehrlich bemüht, im Alltag eine Gleichberechtigung hinzubekommen. (...) Aber im Zuge dieser Entwicklung sind wir in die Situation geraten, dass es zwei unterschiedliche Regieanweisungen gibt: Immer noch das Bild des durchsetzungsstarken Mannes aus der Vergangenheit und gleichzeitig das neue, postmoderne Bild des soften Frauenverstehers. Das führt bei den Männern heute immer wieder zu Inszenierungskrisen. Sie wissen nicht mehr genau, wie sie sein sollen, so wie der eigene Vater oder Grossvater: selbstbestimmt, herrisch, richtungsgebend. Oder eher zurückhaltend, bedächtig.

(...) Das fängt schon beim Restaurantbesuch an. Man lernt eine Frau kennen, es ist das erste Date, also geht man in ein Restaurant. Erste Hürde für den Mann: Bestimme ich selber das Restaurant, oder frage ich die Partnerin, welches Restaurant sie bevorzugt? Wenn man dann am Tisch sitzt, die nächste Hürde: Gestalte ich das Gespräch? Ich bin sicher, mein Vater hätte in blühenden Farben seinen bisherigen Werdegang offengelegt und seine Zukunftspläne entfaltet. Der heutige Mann überlegt, ob es nicht besser wäre, nichts zu sagen, interessiert zu schweigen und die Frau zu Wort kommen zu lassen. (...) Früher war klar, dass der Mann zahlt. Ende der Neunzigerjahre, Anfang der Nullerjahre gab es Männer, die sagten: Das ist gegen die Emanzipation, vielleicht lasse ich besser die Frau bezahlen, ich habe ja jetzt auch zwei Stunden zugehört. Manche sagten: Wir teilen die Zeche. Heute versucht ein Teil der Männer, diese Inszenierungskrise zu beheben, indem sie sich in vorauseilender Manier an dem orientieren, was sie glauben, was die Partnerin von ihnen erwartet.

Sie wollen sich nicht angreifbar machen. Und sie wollen sich nicht schuldig machen. In dem Moment, in dem sie das Gefühl haben, ich will eigentlich etwas ganz anderes als meine Partnerin, fühlen sich manche Männer direkt schuldig, weil sie das Gefühl haben, das ist verkehrt, das darf nicht sein. In dem Masse, in dem die Männer sich aber an der Partnerin orientieren und eine brave Folgsamkeit an den Tag legen, bedienen sie sich einer infantilen Strategie.

Sie machen auf Liebkind, um keinen Disput, keinen Konflikt, keine Zurückweisung zu riskieren. Wir hatten am Institut eine Gruppendiskussion, bei der ein Schreiner, Mitte 40, breite Schultern, riesige Pranken, auf die Frage des Psychologen, wie der Mann von heute sein soll, die Antwort gab: "Der Mann sollte die beste Freundin seiner Frau sein." Das war äusserlich ein kerniger, harter Mann. Aber er wich Auseinandersetzungen mit seiner Frau aus.


Auf der politishen Ebene sehen wir dieses Verhalten heute zum Beispiel bei den Grünen und beim "Bundesforum Männer" zumindest unter Martin Rosowski und Dag Schölper. Das veranschaulicht ein im Juni letzten Jahres veröffentlichter Spiegel-Artikel, in dem es hieß:

Als in den vergangenen Monaten die #MeToo-Debatte losging, als das ganze Land über das Verhältnis von Männern und Frauen debattierte, hätte man sich als Mann durchaus einen Repräsentanten gewünscht. Jemanden, der in den Talkshows sitzt und auf kluge Weise für die Männer streitet – für die anständigen jedenfalls. Dag Schölper aber saß in keiner Talkshow. Er gab kein einziges Interview. Er stellte keine Forderung und äußerte keine Meinung. Auf der Homepage des Bundesforums Männer findet sich kein Hinweis darauf, dass es die Debatte überhaupt gibt. Wie kann das sein? "Wir haben natürlich überlegt, ob wir uns zu der Debatte äußern oder uns eher zurückhalten", sagt Schölper. "Unsere Rolle war dann die des solidarischen Zaungastes."


Vor diesem Hintergrund lässt sich erklären, dass sich die Männer des Bundesforums mit den Aktiven der Männerrechtsbewegung immer wieder schwer tun – was beispielsweise zu der skurrilen Situation führten, dass sich Martin Rosowski als der Chef des Bundesforums Männer in Alice Schwarzers "Emma" über uns ausweinte. Dabei wird braves Sich-Anpassen von weiblicher Seite nicht einmal goutiert, wie der weitere Verlauf des Interviews zeigt:

Tages-Anzeiger: Wie toll finden Frauen denn diese brave Folgsamkeit?

Stephan Grünewald: Wenn wir Männerstudien machen, werden die Interviews zum Teil von Psychologinnen gemacht. Wenn sie an einen Mann geraten, der immer alles lieb und nett macht, nervt das die Frauen nach einer halben Stunde. Diese Männer sind wie ein Pudding, den man an die Wand nagelt und der dann so runterglibbert. Man hat das Gefühl, sie sind gar nicht konturiert. Männer, die so lieb und folgsam sind, merken selber, dass sie an Authentizität verlieren. Und irgendwann verliert die Partnerin das Interesse.

Tages-Anzeiger: Der Frauenversteher wird also gar nicht geliebt?

Stephan Grünewald: Frauen wollen natürlich auch nicht den herrischen Despoten. Sie wollen jemanden, mit dem man sich auf Augenhöhe auseinandersetzen kann. Aber wenn da so eine bereitwillige Nachgiebigkeit ist und sich der Mann einer infantilen Strategie bedient, wird er auch irgendwann wie ein Kind behandelt.


Grünewald führt weiter aus:

Laut unseren Studien ist das der Typus, der heute am meisten verbreitet ist. 27 Prozent der Männer kann man zu dieser Kategorie zählen. Das heisst, jeder vierte Mann gehört heute zum Typus Schosshund.


Wie Grünewald erklärt, führt natürlich auch die Rolle des herrischen, despotischen, rücksichtslosen Mannes nicht weiter. Der Typ "Schoßhund" aber lebe seine Aggressivität oft nur in anderen Kontexten aus: Darüber hinaus begünstige er lediglich ein neues Machtgefälle zwischen den Geschlechtern:

Letztes Jahr haben wir eine Frauenstudie gemacht, bei der wir den Alltag der jungen Frauen angeschaut haben. Da war klar, dass für Frauen um die 20 die Familie an erster Stelle kommt, an zweiter Stelle die eigenen beruflichen Entwicklungsvorstellungen und erst an dritter Stelle der Freund oder Partner. Er muss sich also quasi in die Familien- und Karrierevorstellungen integrieren, sonst läuft er Gefahr, abserviert zu werden.


Als Lösung für dieses Dilemma zeigt Grünewald "den Mut zum Streit":

Wir brauchen den im positiven Sinn streitbaren Mann, der aber auch bereit ist, den eigenen Standpunkt immer wieder zu hinterfragen und eine Auseinandersetzung auf Augenhöhe zu führen. Streit ist immer wertschätzend, wenn er zivilisiert ist. Wenn ich die Perspektive des anderen mitbekomme, ist das eine Form der Erkenntnis. Sie schafft die Voraussetzung für einen Kompromiss, der für alle tragfähig ist. Das ist die Chance, aber auch die Herausforderung der heutigen Zeit.


Ich habe dem wenig hinzuzufügen, weil genau das seit Jahrzehnten meine Linie ist: Wir benötigen keine unreifen Konflikte, bei denen jeweils das andere Geschlecht herabgesetzt wird, sondern reife Konflikte, bei denen Mitglieder beider Geschlechter klar benennen, was sie überhaupt möchten und dann miteinander debattieren, wie eine Lösung aussehen kann, mit der beide gut leben können.

Problematisch wird das allerdings durch jene Feministinnen, die in Politik, Medien und dem akademsichen Sektor inzwischen an den Hebeln der Macht sitzen und die schlicht auf Diskursverweigerung setzen, wenn Männer(rechtler) eigene Wünsche äußern. Eine Debatte mit diesen Männern findet ja an keiner Stelle statt: in keiner Zeitung, keiner Talkshow, keiner politischen Stiftung, keinem Gender-Studien-Seminar. Sie werden dort überall genauso "abserviert", wie Grünewald das für den privaten Bereich schildert. So ziehen viele Feministinnen derzeit immer mehr Männer vom passiv-aggressiven Typus heran, die es ihnen wiederum leicht machen, ihre Diskursverweigerung aufrecht zu erhalten. Solange genug "Schoßhünde" als Gesprächspartner existieren, kann man selbstbewusst fordernden Männern leicht aus dem Weg gehen. Der einzelne Mann kann in dieser Situation nur achtgeben, dass seine eigene Psyche darunter nicht leidet und er selbst zum "Schoßhund" mutiert.

Diese Diskursverweigerung ist heute Thema bei Christian Schmidt.



2. Die Post. Eine Leserin schreibt mir zu dieser Meldung:

Kurze Anmerkung zu der heute von dir angeführten Nachricht aus dem "Offenbacher Kreistag" (Kreistag des Landkreises Offenbach, die namensgebende Stadt Offenbach selbst ist kreisfrei, aber das verwirrt viele).

Ich nenne den Antrag der Fraktion ALO (bestehend aus zwei Mitgliedern, die zuvor Teil der dortigen AfD-Fraktion waren und weiterhin AfD-Parteimitglieder sind, wird ja bei der FAZ auch erwähnt) mal einen "Schaufensterantrag". Noch dazu einen kopierten: Es ist nämlich nicht unüblich, gleichlautende Anträge übers gesamte Land in allen möglichen Gremien einzubringen, und bei diesem Copy/Paste wird lustigerweise manchmal nicht mal korrekt umformuliert oder Rücksicht auf tatsächliche Zuständigkeiten der jeweiligen Gebietskörperschaft genommen.

Dieser ist also auch so einer. Er fordert die Kreisverwaltung auf, von allen "Gender-Sprache"-Regelungen, die in der Verwaltung gelten, Abstand zu nehmen. Lustigerweise gibt es dort keine. Der Kreis Offenbach hat nicht, wie das ja ein paar Städte gemacht haben, Regelungen zum sprachlichen Umgang hinsichtlich "Gender" für seine Mitarbeiter getroffen. Der Antrag zielt also auf die Abschaffung von etwas, das gar nicht existiert. Hilfsweise will man das ganze natürlich noch als "Resolution" verstanden wissen. Der Begriff ist - für meinen persönlichen Geschmack - etwas hoch aufgehängt für eine Vertretungskörperschaft, die nicht mal gesetzgebende Kompetenz hat sondern Teil der Exekutive ist.

Solche Anträge dienen rein der Profilierung und Provokation und werden regelmäßig von den übrigen Fraktionen nicht unterstützt. Nicht nur die AfD bedient sich übrigens dieser Mittel, aber sie sind schon vorne mit dabei. Die Tagesordnung der besagten Kreistagssitzung hat noch ein paar solcher Anträge zu bieten: "Unterstützung landwirtschaftlicher Betriebe" - der Kreis Offenbach liegt mitten im Rhein-Main-Gebiet, es gibt da vielleicht noch 'ne Handvoll "Landwirte", meist im Nebenerwerb – der Antrag ist natürlich getriggert von den Bauernprotesten.

Oder zu Original Play oder Lebensmittelüberwachung oder Schwimmen-Lernen - hab es nicht im Einzelnen überprüft, aber die Anträge lassen sich sicher gleichlautend in ganz Hessen mehrfach finden.

Traurig ist natürlich, dass eine scheinbare selige Einigkeit der "großen Mehrheit" der Bevölkerung, äh ihrer Volksvertreter, der AfD eine solche Bühne bietet und sie zu den einzigen macht, die sich gegen diese Strömung stellen. Und traurig ist, dass diese so vehement und sinnfrei verteidigte "gerechte Sprache" von der Mehrheit der Menschen, zumindest in meinem persönlichen und beruflichen Umfeld, überhaupt nicht beachtet wird und niemand das für Ernst nimmt. Das tun bestimmt auch - so ganz privat - die Redner der übrigen Fraktionen nicht, die da im Kreistag die gendergerechte Sprache so schön verteidigt haben. Aber sie "müssen" es sagen, weil man ja gegen die AfD sein "muss". Damit macht die AfD die pseudo-gerechte Front mit jedem Angriff stärker und zerstört die letzten Reste einer Basis, auf der man vielleicht das Thema argumentativ hätte austragen können.

Und dann bin ich, wenn ich meine Meinung äußere, auf einmal in der Postion mich nach rechts abgrenzen zu müssen. Ich. Nach rechts. Für mich echt unfassbar ...

Gut, ich als Frau muss mich sowieso dauernd erklären und werde falsch verstanden, wenn es um solche Themen geht. Als Frau nicht feministisch zu sein ist für die Leute mittlerweile echt Gehirnakrobatik.

Komme aus der Nähe des Landkreises und kenne die kommunalpolitischen Verhältnisse vor Ort, daher hatte ich das Gefühl, das noch ergänzen zu wollen.

Danke für deine Arbeit und viele Grüße!


Mehr Post. Ein weiterer Leser schreibt mir:

Beim Genderama-Eintrag Nr. 4 von gestern ist der zitierten israelischen Oppositionszeitung "Haaretz" ein Schnitzer unterlaufen, den man korrigieren sollte, damit das nicht rhetorisch unfair als Angriff auf die Frauengesundheit umgemünzt werden kann:

Das Smegma ist nicht mit dem Präejakulat ("Lusttropfen") gleichzusetzen.

Das Präejakulat ist ein Sekret der Bulbourethraldrüse (auch Cowpersche Drüsen). In der tat dient der "Lusttropfen" als Gleitmittel beim Geschlechtsverkehr, aber auch zu der Reinigung der Harnröhre vor einem zu erwartenden Samenerguss, wobei der pH-Wert der Harnröhre zunimmt und das saure Milieu in ein alkalisches umgewandelt wird.

Smegma dagegen besteht aus dem Talg der Vorhautdrüsen, gemischt mit Rückständen abgestorbener Zellen und Bakterien. Smegma sammelt sich unter der männlichen Vorhaut wie zwischen den Schamlippen und der Klitoris. Smegma ist eine Quelle für unangenehmen Geruch wie Krankheiten und sollte durch Waschen entfernt werden. Übertreibungen sind hiere aber unnötig; die tägliche normale Wäsche reicht völlig.

Ich denke, der Schnitzer in der Zeitung wird eher ein Konzentrationsfehler sein.

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