Donnerstag, Oktober 31, 2019

Frauenministerin Giffey kommt mit Rüge davon – News vom 31. Oktober 2019

1. Wie unter anderem der "Tagesspiegel" berichtet, kommt Bundesfrauenministerin Franziska Giffey (SPD) wegen der wissenschaftlichen Mängel in ihrer Doktorarbeit überraschend mit einer Rüge davon:

Die Freie Universität Berlin, an der Giffey 2010 mit einer Dissertation über "Europas Weg zum Bürger" promoviert wurde, sieht davon ab, ihr den Doktorgrad zu entziehen. Das teilte die Universität am Mittwochabend mit. Giffey wird eine Rüge erteilt, weil sie "die Standards wissenschaftlichen Arbeitens nicht durchgängig beachtet hat".

(...) Gerhard Dannemann, Juraprofessor an der Humboldt-Universität und Mitarbeiter bei VroniPlag Wiki, warf der FU in einer ersten Reaktion vor, ständige Rechtsprechung zu ignorieren. Mit der Berufung auf das Urteil von 2017 zu einem anderen Plagiatsfall versuche die FU "mehrere Jahrzehnte Rechtsprechung der Verwaltungsgerichte beiseite zu schieben", sagte Dannemann. Nach diesen Urteilen sei es nicht zulässig, "alle Plagiatsstellen abzuziehen und zu schauen, ob der Rest der Arbeit gut genug ist".


In der "Frankfurter Allgemeinen" heißt es zu dem Fall:

Für die FU hing an der Beurteilung dieser Dissertation wesentlich mehr als der Doktorgrad Giffeys. Denn Giffeys Doktormutter, die Politikwissenschaftlerin Tanja Börzel, ist Direktorin des Jean Monnet Exzellenz-Zentrums "The EU and its Citizens" und als solche ein Aushängeschild für den Exzellenzstatus der FU. Sie leitet außerdem die Arbeitsstelle Europäische Integration. Wäre Giffey der Doktorgrad entzogen worden, wäre auch Börzel beschädigt.


Aus der "Süddeutschen Zeitung" erfährt man über die mögliche Zukunft Giffeys:

Trotz der anstehenden Stichwahl zwischen den Bewerberduos Klara Geywitz/Olaf Scholz und Saskia Esken/Norbert Walter-Borjans könnte es in der SPD nun eine Debatte geben, ob nicht doch noch Giffey Parteivorsitzende werden kann. Der Bundestagsabgeordnete Axel Schäfer sagte der SZ, dass Klara Geywitz zugunsten Giffeys verzichten und die Familienministerin mit Scholz kandidieren könne. "Diese Duo wäre nach innen wie nach außen das heute überzeugendste Team."


Allerdings war der Einsendeschluss für die Kandidaturen der Wahl zum SPD-Spitzenkandidaten der 1. September.2019, und Giffey hat nicht kandidiert. Würde man sie trotzdem inthronisieren – wäre das nicht Betrug?

Mag sein Giffey würde dann vermutlich eine Rüge erhalten, dürfte ihr Parteiamt aber problemlos ausführen.



2. Wie der Tagesspiegel berichtet, werden in Berlin Führungspositionen inzwischen ganz unverhohlen nach Geschlecht besetzt:

Der Wechsel von BVG-Chefin Sigrid Nikutta in den Vorstand der Deutschen Bahn ist noch nicht unterschrieben. Dennoch meldete sich am Mittwoch Berlins Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne) zu Wort. (...) Die Position an der BVG-Spitze sei "eine Schlüsselfunktion für die Verkehrswende". "Angesichts der Vielzahl von männlichen Besetzungen in Spitzenpositionen werden wir auch hier versuchen wieder eine starke und erfahrene Frau zu gewinnen", teilte Pop mit.




3. "Wer rechts wählt, wählt eine Welt für Männer" behauptet Mareice Kaiser in einem Beitrag für ze.tt (Partner von "Zeit-Online"). Anders als es bei der Formulierung "Wer links wählt, wählt eine Welt für Frauen" wäre, ist das wohl kaum als Appell gemeint. Der schönste Absatz aus dem insgesamt nicht lesenswerten Artikel:

Sowohl im Bundestag als auch in den Landtagen wird Politik mehrheitlich von weißen Männern für weiße Männer gemacht, die Ergebnisse der Landtagswahlen manifestieren das. In vielen Landtagen wird Politik ab jetzt mehrheitlich von weißen, konservativ bis rechten Politikern für weiße, konservativ bis rechte Männer gemacht. Für Frauen und anders marginalisierte Menschen bedeutet das sehr wahrscheinlich eine Verschlechterung ihrer ohnehin durch Diskriminierung eingeschränkten Lebensqualität.


Wie erinnern uns an den Koalitionsvertrag unserer Regierung? Seitenweise Erklärungen, was man für Frauen tun wird – und zwei dürre Sätzchen mit dem Hinweis darauf, dass Männer auch irgendwie zur Bevölkerung gehören. Wenn Männer verstärkt rechts wählen, wäre der klügste Weg für Linke, den Rechtsdrift zu stoppen, Männern ein besseres Angebot zu machen. Das wird sich aber keine Partei trauen, weil sie durch jene Ideologinnen Prügel befürchten, die offenbar glauben, schon aufgrund der bloßen Erwähnung von Männern im Koalitionsvertrag der Regierung gehörten Frauen zu den "marginalisierten Menschen" mit "eingeschränkter Lebensqualität".



4. Ebenfalls im ideologischen Tunnel wurde ein "Zeit"-Artikel von Simone Schmollack geschrieben, der so beginnt:

Warum trifft Altersdiskriminierung vor allem Frauen? Weil viele Männer Angst davor haben, selbstbewusste und erfahrene Kolleginnen einzustellen.


Man ahnt schon nach diesem Teaser, der Frauen und Männer mit geübter Routine in Opfer und Täter aufteilt, dass man sich die Lektüre auch dieses Artikels getrost sparen kann. Springen wir also einmal gleich weiter zu den Kommentaren darunter.

Erster Kommentar:

Ich gebe zu, ich habe erst die Hälfte vom Artikel gelesen, aber gibt es für diese Diskriminierung von älteren Frauen irgendwelche Statistiken, die das nachweisen, oder sonst irgendetwas was über die gehörten Geschichten der Autorin hinausgeht? Wenn Frauen, die aus welchen Gründen auch immer mit Ende 40 oder älter ihren Job verlieren, danach nie wieder (deutlich seltener reicht auch) einen neue Stelle kriegen, müsste das ja in den Arbeitslosenstatisken deutlich zu sehen sein?


Zweiter Kommentar:

Das habe ich mich auch gefragt und habe deshalb kurz recherchiert;- eigentlich Aufgabe von Frau Schmollack, aber ich helfe gerne.^^

Hier offizielle Zahlen der Arbeitsagentur, wichtig ist Abb.12 , S.18.

Danach gibt es KEINEN prozentualen Unterschied zwischen Frauen und Männern, in der Altersgruppe ab 55 Jahren! Da ich für tiefere Recherche nicht bezahlt werde, habe ich nicht weiter nach detaillierten Zahlen der Altersgruppe ab 50 Jahre gesucht, gehe aber davon aus, dass die Daten keine signifikanten Unterschiede zeigen werden.


Dritter Kommentar:

In der Debatte um die real existierende strukturelle Diskriminierung der Frauen durch alte (und wie ich jetzt lernen muss auch junge) weiße Männer genügt anekdotische Evidenz zur Beweisführung.


Der sechste Kommentar bezieht sich erneut auf die offiziellen Zahlen der Arbeitsagentur:

S.22, unter Abb.15:

"Die Arbeitslosenquote der Männer übersteigt die der Frauen in allen Bundesländern."

Klarer Fall von Diskriminierung ...^^


Und so weiter. Man kann es der jungen Generation kaum noch vermitteln, aber noch vor wenigen Jahrzehnten war "Die Zeit" eine wirklich anspruchsvolle und kluge Zeitung. Den Autoren dort war klar, dass man Statistiken nicht durch ausgewählte Anekdoten ersetzen kann, um Stimmung gegen ein Geschlecht zu schüren. Heute liest man "Die Zeit" online wegen der Leserkommentare. Es ist einfach nur traurig.



5. Gestern berichtete Genderama über die angekündigte Reform des Sorge- und Unterhaltsrechts. Der FDP-Bundestagsabgeordnete und Familienpolitiker Daniel Föst erklärt in einer Stellungnahme diese "Möchtegern-Reform für reine Augenwischerei":

Das Ergebnis der Expertenrunde zur Reform des Sorge- und Umgangsrecht für Trennungskinder enttäuscht auf ganzer Linie. Vage Absichtserklärungen reichen nicht aus, um die Situation von Trennungskindern und ihren Eltern maßgeblich zu verbessern. Nach monatelangen Lippenbekenntnissen ist das Thesenpapier als politische Empfehlung weniger als eine Minimallösung.

Wir brauchen ein echtes gesetzliches Leitbild für das Wechselmodell. Ansonsten wird sich in der Praxis kaum etwas ändern. Dafür sind größere Schritte notwendig. Nötig wären beispielsweise verpflichtende Mediationen vor eskalierenden Gerichtsverfahren und die finanzielle Entlastung von Eltern, die ihre Kinder getrennt gemeinsam erziehen wollen. Die Große Koalition hat nicht den Mut für eine wirkliche Reform. Das zeichnet sich seit langem ab. Die Familien werden im Stich gelassen. Dieses Aussitzen eines so wichtigen Themas ist bezeichnend für den Zustand der Großen Koalition.




6. Aktuelle Schlagzeile im Schweizer "Tagblatt":

"Vorwurf der Diskriminierung der Männer liegt auf der Hand": Im Thurgau sind vier von fünf Lehrkräften Frauen – das sorgt nun für Kritik.



7. Die Washington Post titelt: "Mächtige Männer schreien nach einem 'fairen Prozess', um öffentlicher Kritik zu entgehen". In dem Artikel der feministischen Publizistin Alexandra Brodsky heißt es:

Ich bin Anwältin gegen sexuelle Belästigung, und ich habe diese "Verteidigung" oft in den letzten fünf Jahren gesehen, zuerst als Reaktion auf die Bewegung gegen sexuelle Übergriffe auf dem Campus und dann in Bezug auf #MeToo allgemein. Natürlich gibt es viele echte und schwierige Fragen darüber zu stellen, wie Institutionen (also etwa Schulen und Arbeitsplätze) mit Menschen umgehen, die wegen sexueller Schäden angeklagt sind. Die Sorge um faire Verfahren macht noch niemanden zu einem Männerrechtler; ich teile diese Verpflichtung.

Aber Reaktionäre (normalerweise Weiße und Männer) haben gelernt, dass Argumente für ein ordentliches Verfahren ohne Rechts- oder Sachgrundlagen ein guter Weg sind, um Missbruuch zu verdecken und die Verantwortlichkeit abzuwehren. Sie funktionieren wie ein vermeintlicher magischer Schild. (...) Sie übernehmen die Sprache von Gerichtsverhandlungen, um ihren wirklichen Einwand zu verbergen: dass es unfair ist, wenn Männer für Fehlverhalten zur Rechenschaft gezogen werden, dass diese Schäden vielleicht gar nicht so falsch sind. Und, wie sich herausstellt, stimmen dem viele Menschen zu. (...) Mächtige Männer zählen auf unsere Unfähigkeit, echte Gerechtigkeit von einem System zu unterscheiden, das nur für sie funktioniert. Wir müssen schlauer sein.

Mittwoch, Oktober 30, 2019

Justizministerium will gemeinsame Sorge für Trennungskinder erleichtern – News vom 30. Oktober 2019

1. "Die Welt" berichtet:

Das Bundesjustizministerium will das Sorge- und Umgangsrecht für Trennungskinder umfassend reformieren und die gemeinsame Betreuung durch beide Elternteile erleichtern. Die Reform solle "die elterliche Verantwortung stärken, die Gestaltungsmöglichkeiten der Eltern verbessern und einvernehmliche Lösungen erleichtern und fördern", heißt es in dem Thesenpapier der Expertenarbeitsgruppe Sorge- und Umgangsrecht im Ministerium, das WELT vorliegt. Das Papier soll als Grundlage für einen Gesetzentwurf dienen.

Die gesetzlichen Regelungen müssten der Vielfalt heutiger Familienverhältnisse und Betreuungsformen getrenntlebender Eltern und ihrer Kinder besser Rechnung tragen und individuelle Lösungen für die jeweilige Familie ermöglichen, heißt es in dem Papier. "Bei getrenntlebenden Eltern gehört hierzu die gemeinsame Ausübung der elterlichen Sorge mit einer geteilten Betreuung bis hin zu einem paritätischen Wechselmodell ebenso wie die alleinige Sorgeausübung durch einen Elternteil."

Ein gesetzliches Leitbild eines bestimmten Betreuungsmodells empfehlen die Experten nicht. Sonderregelungen für die Betreuungsform des Wechselmodells seien deshalb nicht erforderlich. Die geltenden Regelungen sollen aber dahingehend angepasst werden, dass sie auch für eine geteilte Betreuung des Kindes bis hin zu einer hälftigen Betreuung passen. "Die Pflege der Beziehung des Kindes zu beiden Eltern entspricht in der Regel seinem Wohl und soll deshalb als Leitgedanke vorangestellt werden, ohne dass damit eine Aussage über den Umfang der Betreuung verbunden ist", heißt es dazu.

(...) Das Sorgerecht soll den rechtlichen Eltern eines Kindes von Anfang an gemeinsam zustehen – unabhängig davon, ob sie bei der Geburt miteinander verheiratet sind oder nicht. Das Sorgerecht soll Elternteilen künftig auch nicht mehr entzogen werden können. Geregelt wird im Konfliktfall nur die Ausübung des Sorgerechts – also der jeweilige Betreuungsumfang nach einer Trennung. Auf ein bloßes Umgangsrecht soll kein Elternteil mehr verwiesen werden. Der Begriff Umgang soll künftig nur noch zur Regelung des Kontakts des Kindes mit Dritten gelten – etwa mit Großeltern oder Geschwistern.


Hier findet man den vollständigen Artikel von Sabine Menkens.



2. Die italienische Regisseurin Lina Wertmüller klinkt sich in die Gender-Debatte ein und fordert in einem "flammenden Appell", den Filmpreis "Oscar" in "Anna" umzubenennen.



3. Die Kulturjournalistin Christine Richard, die unter anderem für die "Zeit" schreibt, blickt zurück auf zwei Jahre MeToo: "Wenn Feminismus peinlich wird".

Dienstag, Oktober 29, 2019

Lucas Schoppe: Das größte Tabu in der Geschlechterpolitik – News vom 29. Oktober 2019

1. Der Gymnasiallehrer und Blogger Lucas Schoppe hat einen neuen Beitrag veröffentlicht:

Gerade bewirbt die Familien- und Frauenministerin Giffey das Projekt "Gemeinsam gegen Gewalt an Frauen" und stellt aus Steuermitteln 120 Millionen Euro für den Ausbau von Frauenhäusern zur Verfügung. Warum aber reicht es nicht, gemeinsam gegen Gewalt Stellung zu beziehen? Warum werden Männer, die nun einmal ebenfalls unter häuslicher Gewalt leiden, vom Schutz ausgeschlossen?

Offensichtlich sind Gewalt- und Leiderfahrungen von Männern politisch immer noch ein Tabu, auch deshalb, weil sie herkömmlichen Männlichkeitsbildern nicht entsprechen.

Noch ein anderes Tabu der Geschlechterpolitik hat aber vielleicht noch größere Konsequenzen.


Hier geht es weiter mit dem lesenswerten Artikel.



2. In Baden-Württemberg fordert die Frauen-Union der CDU ein neues Wahlrecht, das für mehr weibliche Abgeordnete sorgen soll.



3. Der Rundfunk Berlin-Brandenburg ist hingerissen von einer Veranstaltung im Berliner Maxim-Gorki-Theater. Ein Auszug:

Danach schickt die polnische Regisseurin Marta Górnicka einen fulminanten Chor auf die Bühne – mit einem feministischen Manifest: "Wir kotzen für unser Vaterland, wir kotzen für unser Mutterland. Wir kotzen in den Gender-Gap!" skandieren die 25 PerformerInnen. "Jedem das Seine" heißt diese Chor-Theater-Performance, eine raffiniert komponierte Bühnenrede, die gesprochen und gesungen wird. Zitate über sexuelle Ausbeute und sexualisierte Gewalt gegen Frauen sind hier derart verdichtet und ineinander verwoben, das sie zwar inhaltlich erschütternd, ästhetisch aber ein Fest sind.




4. Die US-Kongressabgeordnete Katie Hill kündigt nach einer Affäre mit einer Mitarbeiterin und kompromittierenden Aufnahmen (Genderama berichtete) nun ihren Rücktritt an. Dabei sieht sie sich selbst als Opfer einer medialen Schmutzkampagne:

In öffentlichen Statements beschuldigte Hill ihren Noch-Ehemann, den Künstler Kenny Heslep, die kompromittierenden Bilder weitergegeben zu haben. Ihr Mann habe sie missbraucht, deshalb habe sie sich anderweitig Zuwendung gesucht, sagte sie. Heslep hingegen gab an, er habe seine Frau als Hausmann unterstützt, die ihn dann fallen gelassen habe, als sie ins Repräsentantenhaus einziehen konnte.

Montag, Oktober 28, 2019

Neue Zürcher Zeitung: "Der junge Mann von heute ist ein Zauderer" – News vom 28. Oktober 2019

1. Die Sonntagsausgabe der Neuen Zürcher Zeitung hat einen Artikel mit folgender Schlagzeile veröffentlicht: "Vernünftig, empathisch, zuverlässig: Unterwegs mit dem Mann von morgen". (Offenbar ist für die NZZ der Mann von heute nicht vernünftig, empathisch und zuverlässg.) Was die NZZ-Recherche tatsächlich über die aktuelle Befindlichkeit des Mannes herausfindet, der "zwischen den Trümmern des Geschlechterkampfs" aufgewachsen ist, ist besorgniserregender als die Überschrift des Artikels:

Um junge Männer wie Rafi und seine Freunde ist es in den vergangenen Jahren still geworden. Während viel von der Rolle der Frau die Rede war und den Auswirkungen der #MeToo-Debatte, sind die jungen Männer aus dem Fokus geraten. (...) Viel eher fühlen sie sich "im Verlierer-Team", so sagte es mir ein 19-jähriger Rekrut in der Nähe von Bellinzona. Es sei im Moment "irgendwie cooler", eine Frau zu sein, und Rafi, der später Film studieren möchte, sprach (...) vom Kummer, der wie Mehltau auf seiner Generation liege. (...) Und zudem sind junge Männer zurückhaltender geworden, auch das ist eine Erkenntnis, als witterten sie überall eine Falle, während die Jahrgänge vor ihnen noch vor jede Kamera drängten. (...) Der junge Mann von heute ist ein Zauderer. (...) "Es gibt Männer, die sich in der Frage, was es bedeutet, ein Mann zu sein, verlieren", was sich auf die Sexualität auswirke, weil sie ihren Frauen nicht mehr zeigen können, wie sehr sie sie begehrten. Andere wiederum seien feministischer als ihre Partnerinnen, was ebenfalls Probleme bereiten könne.


Der Artikel ist in Gänze lesenswert.



2. Darüber hinaus fragt sich die NZZ: Warum erhalten Frauen mehr Trinkgeld als ihre männlichen Kollegen – und zwar auch dann, wenn es über eine App anonym ausgezahlt wird? Liegt vermutlich an der Frauenfeindlichkeit unserer patriarchalen Gesellschaft ...

Zudem erhalten Männer in der Regel deutlich weniger Trinkgeld. Und zwar auch dann, wenn sie gleich freundlich, aufmerksam und geschickt sind wie ihre Kolleginnen. Das behaupten zumindest Männer, die in einem Restaurant oder einer Bar arbeiten. Eine vor wenigen Tagen veröffentlichte Studie legt nahe, dass es sich dabei nicht um Gejammer handeln dürfte. Ein Team von vier Ökonomen hat in einer Feldstudie untersucht, nach welchen Kriterien die Kunden des Fahrdienstes Uber Trinkgelder zahlen. Dabei konnten sie auf die Uber-App zugreifen und Daten von 40 Millionen Fahrten statistisch auswerten. Das Resultat: Uber-Kunden sind, unabhängig von ihrem eigenen Geschlecht, Fahrerinnen gegenüber deutlich grosszügiger. Frauen zahlen anderen Frauen im Schnitt knapp 11% mehr Trinkgeld als Männern. Und auch Männer sind um 12% spendabler, wenn sie von einer Fahrerin chauffiert werden. (...) Gleichen Lohn für gleiche Arbeit kann der Markt so nicht bieten.




3. Eine kenianische Ärztin fordert, dass Frauen die Beschneidung ihrer Genitalien wieder erlaubt sein sollte. Dafür übernimmt sie ein Argument aus der Abtreibungsdebatte: "My body, my choice." Ein Verbot der Abtreibung beschränke das Recht von Frauen, ihre eigenen kulturellen Entscheidungen zu treffen. Schon der Begriff "Genitalverstümmelung" sei beleidigend:

"Frauen, die ihre Töchter zur Beschneidung brachten, brachten sie nicht dorthin, um sie zu vernichten. Diese Kinder wurden danach nicht weggeworfen, sie wurden als angesehene Mitglieder der Gesellschaft gefeiert. Wenn man dieses Wort in diesem Kontext verwendet, tut man so, als wäre diese Praktik bösartig und dass wir unsere Frauen absichtlich schädigen. Für mich ist das sehr falsch."


In der westlichen Gesellschaft wird die Beschneidung von Frauen und Mädchen gerne als etwas phantasiert, das Männer Frauen antun. So heißt es in dem Bestseller "Wüstenblume" der UN-Sonderbotschafterin Waris Dirie, Beschneidung wäre vermutlich längst abgeschafft, wenn davon statt Frauen Männer betroffen seien: "Vielleicht sollten die Frauen den Männern die Eier abschneiden, damit auf der Erde wieder ein Paradies entstehen kann." Die zahllosen weiblichen Täter und die zahllosen männlichen Opfer werden vielfach bis heute nicht wahrgenommen.



4. In Australien debattiert man über ein neues Gesetz, dem zufolge Menschen auch dann wegen Vergewaltigung verurteilt werden können, wenn ihr "Opfer" zum Sex zunächst Ja sagte, dann aber seine Meinung änderte, ohne das dem "Täter" mitzuteilen.



5. Im US-Bundesstaat Ohio wird gegen ein 13jähriges Mädchen strafrechtlich vorgegangen, das einem Lehrer fälschlich einen sexuellen Übergriff unterstellte und behauptete, er hätte gedroht, sie umzubringen, falls sie irgendjemandem davon erzählen würde. Der Daily Wire berichtet und kommentiert:

Superintendent Scot Prebles erklärte, dass sich der Schulbezirk durch diese Tortur "durchkämpfen" würde. "Obwohl wir einen harten Tag hatten, kämpfen wir uns da durch", sagte er. "Die Auswirkungen sind langfristig." (...) "Wir haben ein Personal, das im Moment nervös ist, weil an jedem Tag mit jedem von uns dasselbe gemacht werden kann", sagte Prebles. "Wir werden auch sicherstellen, dass wir unseren Mitarbeiter unterstützen. Wir haben einen Mitarbeiter, der durch eine Anschuldigung verletzt wurde. Es war keine zutreffende Anschuldigung."

Wie bei vielen falschen Anschuldigungen wegen sexueller Übergriffe von Frauen, wird die Verleumderin nicht als Kriminelle behandelt, sondern es ist dem Schulbezirk ein Anliegen, ihr zu helfen. "Wir werden alles tun, was wir können, um unseren Schülern zu helfen, um dieser speziellen Schülerin zu helfen, um mit ihrer Familie zu arbeiten, um sicherzustellen, dass sie an einem guten Ort sind, dass sie reifen und dass sie aus dieser Situation heraus wachsen", sagte Prebles. Eine solche Berücksichtigung wird selten Männern gewährt, die sich ein Vergehen zuschulde kommen lassen.

Sonntag, Oktober 27, 2019

Jan Fleischhauer kritisiert Puritanismus von links – News vom 27. Oktober 2019

1. In einem aktuellen Artikel kritisiert der Journalist Jan Fleischhauer den neuen Puritanismus, den er vor allem von Linken vorangetrieben sieht. Ein Auszug:

Charles Schumann ist heute 78 Jahre alt und wahrscheinlich der berühmteste Barkeeper der Welt. (...) Vor zweieinhalb Wochen habe ich ihn am Flughafen getroffen, er kam gerade aus London, wo er wieder einen Preis entgegengenommen hatte, den Industry Icon Award, verliehen von der Vereinigung "The World’s 50 Best Bars".

(...) Er habe ein Problem, sagte er, ob ich ihm einen Rat geben könne. Seit dem Morgen gebe es im Netz eine Kampagne, dass man ihm keine Preise mehr verleihen dürfe. Ein paar Aktivisten hatten ein Interview mit der "Japan Times" aus dem Jahr 2009 ausgegraben, in dem er gesagt hatte, dass Frauen abends nicht hinter die Bar gehörten.

Es war klar, dass der Satz nicht ganz ernst gemeint war, aber das war egal. Charles Schumann hindere Frauen, Geld in der Gastronomie zu verdienen, hieß es jetzt in dem Aufruf. Zwei Tage später veröffentlichte "The World’s 50 Best Bars" eine "Entschuldigung": Die Organisation bedaure die "Verletzungen", die durch die Auszeichnung an Schumann entstanden seien. Man verurteile jegliche Form von "Frauenfeindlichkeit" und "Sexismus".

Vor zehn Jahren hat der Münchner Gastronom Charles Schumann also einmal gesagt, dass er Frauen nicht raten würde, ins Bargewerbe zu gehen. Das reicht, um ihn als Feind zu markieren, den man boykottieren muss. Wenn man einen Barmenschen wie Schumann zu einem Symbol im politischen Kampf machen kann, dann kann es jeden treffen, würde ich sagen. Aber das zu demonstrieren ist ja vielleicht auch das Ziel.


Der insgesamt lesenswerte Artikel erklärt gut, warum auch ich beispielsweise vor Jahrzehnten zur Linken gefunden habe, heute aber dieses Lager immer wieder kritisch beurteilen muss. Jüngere Leser werden das womöglich gar nicht mehr nachvollziehen können: Die Linke stand in der westlichen Gesellschaft früher für Freiheit, Selbstbestimmung, Toleranz, Aufmüpfigkeit gegen Autoritäten und Unangepasstheit statt für ein möglichst regelkonformes Leben, Gehorsam und strenges Befolgen der Sittengesetze.



2. Die feministische Autorin Naomi Wolf muss die US-Ausgabe ihres neu erschienenen Buchs einstampfen lassen, nachdem sie in einem Interview mit der BBC darauf hingewiesen wurde, dass dessen Grundannahme (Großbritannien habe im Viktorianischen Zeitalter Dutzende von schwulen Männer hingerichtet) nicht den Tatsachen entspricht. Die britische Ausgabe wird mit entsprechenden Korrekturen erscheinen. Da das Buch auf Wolfs Doktorarbeit beruht, steht jetzt auch ihr Doktortitel in Frage.

Schlampige Recherchearbeit ist für Wolf nichts Neues. So behauptete sie in einem gemeinsam mit der Feministin Gloria Steinem herausgegebenen Buch schon vor Jahrzehnten, dass jährlich 150.000 Amerikanerinnen an Magersucht stürben. Die beiden verglichen das mit dem Holocaust und ordneten Männern stillschweigend die Rolle der Nazis zu. Später deckte die Feministin Christina Hoff Sommers auf, dass statt 150.000 Frauen pro Jahr nur einhundert an Magersucht sterben.

Wolf und Steinem gelten solcher Patzer unbenommen als Wortführerinnen der feministischen Bewegung. Die gründliche, aber kritische Christina Hoff Sommers hingegen gilt als Außenseiterin, wenn nicht "Antifeministin".



3. Der kalifornischen Abgeordneten Katie Hill wird vorgeworfen, ein Verhältnis mit einem ihrer Mitarbeiter zu haben. In ihrem Fall verhält sich die MeToo-Bewegung, die für Abgeordnete unlängst ein Gesetz gegen solche Beziehungen durchdrückte, bemerkenswert zurückhaltend:

Fürsprecher von Opfern sexueller Belästigung betonen die Notwendigkeit einer Untersuchung und vermeiden es, sich auf die schlüpfrigen Details des Falles zu konzentrieren, einschließlich Aktfotos von Hill mit einem Kampagnenhelfer, die den Weg zu Medienseiten fanden.

"Ich bin für einen fairen Prozess. Und dieser Prozess wird nicht in den Medien geführt", sagte Amy Oppenheimer, eine Anwältin, die von der Legislative beauftragt wurde, Belästigungsbeschwerden während der #MeToo-Skandale zu untersuchen.

"Sie gab ein Verhalten zu, sie leugnete ein anderes Verhalten. Menschen verdienen einen fairen und privaten Prozess, wenn ihnen Dinge vorgeworfen werden, die gegen ethische Regeln oder Gesetze verstoßen würden", sagte Oppenheimer.


Oppenheimer hat natürlich Recht, aber der Unterschied zu den "Hängt-ihn-höher!"-Rufen, sobald ein prominenter Mann eines Fehlverhaltens bezichtigt wird, könnte kaum größer sein.

Samstag, Oktober 26, 2019

Nach Scheitern bei CSU: Frauen-Union nimmt CDU ins Visier – News vom 26. Oktober 2019

1. Bei der CSU konnte die Frauen-Union – auch dank heftigem weiblichen Widerstand – eine verpflichtende Frauenquote sogar auf Kreisebene nicht durchsetzen. Jetzt versucht sie, ihre Ziele bei der CDU zu erreichen. Die "Süddeutsche Zeitung" berichtet:

Im November wird auch die CDU zu einem Parteitag zusammenkommen - und jetzt ist klar, dass es dort ebenfalls eine Quoten-Debatte geben wird. Denn am Donnerstag hat die Frauen Union einen Antrag eingebracht, mit dem sie auf dem CDU-Parteitag bessere Bedingungen für weibliche Mitglieder erreichen will.

(...) In ihrem Antrag vermeidet sie zwar das Wort "Quote" - man wolle die Gegner nicht ohne Not provozieren, heißt es in der Frauen Union. Allein dies zeigt aber schon, wie groß der Widerstand ist, den sie auf dem Parteitag erwartet. De facto fordern die Frauen jetzt aber eine harte Quote, sie umschreiben sie lediglich. "Unser Anspruch ist, dass Listen der CDU verbindlich zur Hälfte mit Frauen und Männern besetzt und die Kandidatinnen und Kandidaten gleichermaßen auf den vorderen wie mittleren und hinteren Listenplätzen platziert werden", heißt es in dem Antrag. Deshalb solle das Statut der CDU derart geändert werden, "dass unter zwei aufeinanderfolgenden Listenplätzen jeweils mindestens eine Frau vorzuschlagen ist". Dieses "Reißverschlussprinzip" müsse "mindestens für die Anzahl der Kandidatinnen und Kandidaten gelten, wie es der Zahl der Abgeordneten in der jeweiligen Vertretungskörperschaft in der laufenden Wahlperiode entspricht".




2. Im Magazin "Spektrum der Wissenschaft" erörtert Daniela Klimke, Soziologin und Professorin an der Polizeiakademie Niedersachsen, wie durch die neue Sexualmoral Rechtspopulismus durch die Hintertür in unsere Gesellschaft vordringt. Ein Auszug:

Sexualgewalt (...) wird seit Jahrzehnten über Skandalisierungen vermittelt. Sie zielen auf Emotionen und eine griffige Dramatik ("alle drei Minuten wird …", "jedes dritte Kind …", "fast jede Frau hat schon …"). Sie lässt keinen vertretbaren Gegenstandpunkt mehr zu. Es sind unmittelbare Einladungen an die Affekte. Entfaltet wird ein Sog emotionaler Betroffenheit, der sich meist in einem Ruf nach Strafe und in einer gründlichen moralischen Diskreditierung abwägender Stimmen artikuliert. Einige Konflikte bringen es zur Gesetzesreife. Dann folgt der nächste Skandal – und so immer weiter.


Kennen wir alle, Alice Schwarzer etwa hat ihr Millionenvermögen wohl nicht zuletzt mit solcher Rhetorik verdient. Allerdings träten, führt Professorin Klimke weiter aus, in dem unerbittlichen Ruf nach Strafe und Opferschutz Attitüden hervor, die den Kernbereich des Rechtsstaats angreifen:

So ärgert sich etwa die Literaturwissenschaftlerin Christine Künzel: "Bei keinem anderen Delikt wird der Grundsatz ›in dubio pro reo‹ mit einer derart schamlosen Konsequenz angewendet wie bei den Sexualstraftaten." Der Pädagogikprofessor Jens Brachmann verlangt sogar frank und frei die Abschaffung dieses strafrechtsbegrenzenden Fundaments der freiheitlichen Ordnung und fordert: "In dubio pro victima! In dubio pro infante! In dubio pro juventute!" Systematisch wird von den neuen Sexualkonservativen in Allianz mit politischen Kräften, denen die Liberalen immer schon ein Dorn im Auge waren, der Geist der 1968er delegitimiert.

(...) Lässt sich gegen den Schutz von Kindern und Frauen vor sexuellen Übergriffen vernünftigerweise gar nicht argumentieren, bleibt der ideologische Ballast, den diese Bewegung mit sich trägt, merkwürdig verdeckt (...). Sie muss sich die Frage gefallen lassen, wie viel Populismus bereits in ihrem Programm steckt, dass ihre Aktivitäten und Argumentationen so nahtlos in die rechte Propaganda eingehen können und dass auch in großer Anzahl Bildmaterial unverändert auf die Seiten rechtsextremer Kräfte gelangt.




3. Die britische Publizistin Joanna Williams zieht in der Daily Mail ein ausführliches Fazit zu zwei Jahren MeToo:

Die MeToo-Bewegung mag einige Männer zweimal darüber nachdenken lassen, bevor sie sich wie lüsterne Idioten benehmen, aber ich fürchte, sie hat auch einen ruinösen Einfluss auf unsere alltäglichen Beziehungen gehabt, unser jahrhundertealtes Rechtssystem untergraben und zum Selbstmord eines britischen Politikers geführt.

Wenige Tage nachdem #MeToo global geworden war, äußerte ich zusammen mit einer Handvoll traditioneller Feministinnen Bedenken darüber, wozu sich die Bewegung entwickeln könnte. Schließlich begann sie auf Twitter, wo die Nutzer in 280 oder weniger Zeichen kommunizieren müssen. Das eignet sich nicht gerade für den nuancierten Ton, der zur Diskussion von Missbrauch erforderlich ist.

Dass #MeToo echte Täter ans Licht bringt, ist natürlich zu begrüßen. Doch schon bald wurden Anschuldigungen zu Gerüchten und Hörensagen. Und die Gruppendynamik von Twitter, in der sich die Nutzer oft mit anderen verbünden, sorgte dafür, dass oft nur eine Antwort akzeptabel war: dem Kläger ohne Frage und Kritik zu glauben.

Vergessen Sie die Gerechtigkeit - in der Welt von #MeToo sind die Angeklagten immer schuldig, bis ihre Unschuld bewiesen ist. Das heißtt, wenn überhaupt ein Versuch unternommen wird, sich auf das Gesetz zu verlassen.

(...) Bisher hat #MeToo dazu geführt, dass Sexualstraftäter entlarvt wurden, aber auch den Ruf unschuldiger Männer zerstört. Es hat auch Frauen geschadet.

Denn #MeToo-Aktivisten haben ihre Definition von "sexueller Gewalt" so trivial gemacht, dass Opfer, die wirklich traumatische Erfahrungen gemacht haben, untergraben werden.

(...) Denn wenn die unterschiedlichsten Verhaltensweisen - Vergewaltigung, Flirt, Auswahl der falschen Flasche Wein - unter dem gleichen Banner zusammengeworfen werden, besteht die Gefahr, dass sie den Anschein erwecken, dass schwere sexuelle Übergriffe und die Berührung eiens Knies gleichwertige Straftaten sind. Durch die Erweiterung der Definition von sexuellem Übergriff haben die Befürworter von #MeToo seine eigentliche Bedeutung verwässert.

Das bedeutet jedoch nicht, dass die Aktivisten alle Opfer als gleichwertig betrachten.

In den letzten zwei Jahren haben wir viel darüber gelesen, wie Knie berührt werden, und man könnte sich vorstellen, dass Triebtäter nur auf Mittelklassebeine in schicken Londoner Restaurants abzielen.

Aber dieser Ansatz hat die unbeabsichtigte Folge, echte Fälle von grobem Fehlverhalten zu beseitigen, von denen viele beschämend und vorsätzlich ignoriert werden.

Wann hat die #MeToo-Brigade das letzte Mal die Not der Arbeitermädchen von Rotherham, Huddersfield und Telford - einige von ihnen gerade mal 11 Jahre alt - beklagt, die von Männern pakistanischen Ursprungs gegroomt und vergewaltigt wurden?

Mädchen wurden oft zwischen Tätern ausgetauscht. Einige wurden geschwängert, hatten Abtreibungen und wurden immer wieder vergewaltigt. Drei Frauen wurden ermordet und zwei weitere starben bei Tragödien im Zusammenhang mit dem Missbrauch.

(...) Im Sinne von #MeToo könnte man erwarten, dass Aktivisten durch die betroffenen Landstriche marschieren und finanzielle Unterstützung für die misshandelten Mädchen und ihre Familien fordern. Aber das kollektive Schweigen von #MeToo zu diesem Thema ist ein Makel für die stolze Geschichte des Feminismus.

Vor einem Jahrhundert haben Suffragetten, insbesondere Sylvia Pankhurst, ihr Leben aufs Spiel gesetzt, um für das Wahlrecht britischer Frauen - einschließlich Arbeiterinnen - zu kämpfen. Damals war die Schwesternschaft nicht auf bürgerliche Aktivistinnen beschränkt. Es war eine universelle Bewegung, die sich schweren Problemen widmete.

Aber jetzt sind entweder die Mädchen aus dem Norden nicht in der Lage, solche Opfer zu finden, oder die Männer mit pakistanischem Kulturerbe sind "problematische" Täter. Was auch immer es ist, es gibt eine schamlose Doppelmoral im Herzen der #MeToo Bewegung.

(...) Einige Unternehmen haben Alkohol aus der Arbeitswelt verbannt, andere haben gegen die Umarmung gestimmt. Eine Handvoll haben sogar Büro-Weihnachtsfeiern abgesagt. Wo auch immer Sie sich auf den Weg machen - von Ihrem Arbeitsplatz bis zu Ihrer lokalen Bar - eine scharfe Verdächtigung hängt heute über jeder Interaktion zwischen einem Mann und einer Frau. #MeToo's Botschaft von Angst und Misstrauen hat sich in jeden Winkel unseres Lebens ausgebreitet. Und es zeigt keine Anzeichen eines Nachgebens.

Fast zwei Drittel der Universitäten bieten den Studierenden inzwischen Kurse zur sexuellen Einwilligung an, in denen ihnen beigebracht wird, dass Sex eine gute Sache ist, solange vorher bestimmte Rituale eingehalten werden.

(...) Das ist eine unglaublich bevormundende Entwicklung. Wenn irgendeinem Student beigebracht werden muss, dass Vergewaltigung falsch ist, geschweige denn der Unterschied zwischen "ja" und "nein", dann sollte ihm sicherlich nicht erlaubt sein, in der Nähe einer Universität zu sein.

Schlimmer noch, wenn man von ihm erwartet, dass er einen formellen Verhandlungsprozess durchführt, in dem im Voraus genau festgelegt wird, wer was mit wem machen wird, wo, wann und für wie lange, wird der Einstieg in den Sex erschreckend kompliziert. Vergiss Leidenschaft und Spontaneität. In einer Welt, in der junge Erwachsene nicht allein gelassen werden können, um herauszufinden, wie sie jemanden ins Bett bekommen, ist es kaum verwunderlich, dass einer von acht 26-Jährigen heute noch nie Sex hatte, verglichen mit einem von 20 vor einer Generation.

Wenn die Schüler von heute die Eltern, Lehrer und Anwälte von morgen sind, dann bietet uns der Campus der Universität einen schrecklichen Blick in die Zukunft. Es ist eine Welt, in der Männer und Frauen ein immer getrennteres Leben führen. Es ist eine Welt, in der Frauen wegen einem unerwünschten Blick zittern und Männer Einverständniserklärungen bei sich führen, um sich zu schützen, falls nach einer Liebesnacht die Polizei gerufen wird. Es ist ein unnachgiebiger Ort, wo Männer nach einem Fehler oder einem vorstellbaren Fehler vor Gericht gestellt und für schuldig befunden werden; ein Ort, wo Beziehungen zwischen Männern und Frauen, die einst das Fundament von Familien und Gemeinschaften bildeten, nicht mehr aus Liebe und Vertrauen, sondern aus Angst geschmiedet werden.

Zwei Jahre sind mehr als genug: Wir müssen das Ende von #MeToo einläuten.




4. Der "Stern" berichtet:

Kelly Bachman ist Komikerin und selbst Opfer von sexualisierter Gewalt. Bei einem Auftritt in einem New Yorker Comedy-Club fällt ihr ein bekannter Gast auf: Harvey Weinstein. Wie Bachman darauf reagiert, polarisiert.


Hier geht es weiter.



5. Ebenfalls im "Stern" findet man einen Artikel über einen ungewöhnlichen Rechtsstreit in Texas:

Eine Kinderärztin glaubt, sie habe ein Transgender-Kind und will ihrem siebenjährigen Sohn erlauben, mit Hilfe von Medikamenten weiblicher zu werden. Der Vater ist dagegen. Jetzt ist der Fall vor Gericht gelandet.


Hier erfährt man mehr.



6. Leider liegt nicht jedem Vater in erster Linie das Wohlergehen seines Sohnes am Herzen. So schildert die Schweizer Zeitung "20 Minuten" das Schicksal des 17jährigen Berner Jungen Seran M.: "Mein Vater wollte mich töten, weil ich schwul bin".



7. "Linke Männer, ihr seid auch Sexisten" findet Alexandra Stanic im feministischen Magazin "Vice". Auch linke Männer beispielsweise würden ihr erklären, in welchen Punkten sie falsch läge. Auch "feministische" Männer verzichteten nicht auf ihren Platz am Panel zugunsten einer Frau. Und auch auf Hip-hop-Partys kämen Männer Frauen zu nahe und ignorierten Sätze wie "Ich möchte weder mit dir sprechen noch in deiner Nähe sein", statt sich zu verziehen, wenn frau keinen Wert auf ihre Anwesenheit legt.



8. Das Wissenschaftsblog Sciencefiles wirft der Hochschule für Angewandte Wissenschaft (HAW) in Hamburg Täuschung männlicher Bewerber vor:

Wir haben schon häufig über das Professorinnenprogramm geschrieben, wir haben schon viele Ausschreibungen gesehen, die bewusste Täuschungen männlicher Bewerber waren. Das, was die HAW-Verantwortlichen hier abliefern, ist an Zynismus und Boshaftigkeit kaum zu überbieten.




9. Das Blog Uepsilonniks kommentiert einen Beitrag der Psychologin Sandra Hermann zur häuslichen Gewalt in dem von mir herausgegebenen wissenschaftlichen Sammelband "Gleichberechtigung beginnt zu zweit".



10. Ein treffender Kommentar, den ich inzwischen zu der Sexismus-Wehklage gefunden habe, dass in Museeen Weibchen bei ausgestopften Tieren unterrepräsentiert seien, stammt von einer Frau:

Als Museumsdirektor würde ich nicht drauf eingehen. Man kann sowieso nur verlieren. Nächste Woche heißt es dann "mehr Weibchen werden ausgestopft = Femizid."

Freitag, Oktober 25, 2019

"Spektakuläre Aktion": Verein Deutsche Sprache bietet Studenten Unterstützung gegen Genderdeutsch – News vom 25. Oktober 2019

1. Der Dortmunder Verein Deutsche Sprache appelliert mit einer "spektakulären Aktion" an die Studenten deutscher Universitäten: Er sagt denjenigen von ihnen fachliche und finanzielle Hilfe zu, die sich weigern, akademische Arbeiten in gendergerechter Sprache abzufassen, deswegen Nachteile erleiden und dagegen klagen:

"Das Recht und die Sprachwissenschaft stehen auf unserer Seite", erklärte der Vereinsvorsitzende Professor Walter Krämer. "Es ist höchste Zeit, mit allen legalen Mitteln gegen obrigkeitsstaatliche Eingriffe in die gewachsene deutsche Sprache vorzugehen. Es kann nicht sein, dass schriftliche Arbeiten schlechter benotet werden, nur weil sie sich nach den Regeln der deutschen Grammatik richten."

Schwerpunkte der Aktion sind die Universitäten Greifswald, Köln und Frankfurt sowie die Humboldt-Universität Berlin. Hier haben die Senate oder einzelne Institute in letzter Zeit besonders dirigistische Eingriffe beschlossen.




2. Überraschung des Tages: Ausgerechnet auf Bento findet man einen lesenswerten Artikel über die Benachteiligung von Vätern beim Elternschutz.



3. Bei sportlichen Wettkämpfen waren in letzter Zeit immer häufiger trans Personen siegreich, die vom Körperbau her männlich sind, sich aber als Frau identifizieren. Auch in den USA reagieren Feministinnen darauf zunehmend unwirsch, erhalten für ihre Meinung von linken Leitmedien aber keine Plattform:

In einem Interview in seiner Fox-News-Show am Mittwochabend sprach Gastgeber Tucker Carlson mit dem Vorstandsmitglied der Women's Liberation Front, Kara Dansky - einer der eigenen Darstellung nach "lebenslangen" Anhängerin der Demokratischen Partei - über die Kontroverse um die jüngste Meisterschaft, die ein biologischer Mann in einem Frauensportwettbewerb gewonnen hat.

Als Antwort auf Carlsons Fragen zur Transgender-Radfahrerin Rachel McKinnon - ein biologischer Mann, der gerade einen Weltrekord in einer Frauen-Rennradmeisterschaft aufgestellt hat - sagte Dansky, dass viele im linken Lager die Transgender-Agenda scharf ablehnen, aber "einem Medien-Blackout unterworfen" sind.

"Ich möchte nur sagen, dass es viele Demokraten und Menschen gibt, die sich als Mitglieder der Linken identifizieren, die sehr wütend über die Übernahme des Frauensports sind und wie die Demokratische Partei mit der Geschlechtsidentität umgeht", sagte Dansky.

Dansky betonte dann, dass sie eine "lebenslange" Demokratin ist, aber festgestellt habe, dass ihre Stimme von ihrer eigenen Seite, insbesondere den Mainstream-Medien, zum Schweigen gebracht wurde.


Das gilt Linken, sobald sie sich für die Bürger- und Menschenrechte von Männern einsetzen, bekanntlich genauso: Im eigenen Lager – also hierzulande etwa bei "taz", "Zeit", "Spiegel" und der "Süddeutschen" – opfert man lieber diesen Teil des Themas Menschen- und Bürgerrechte, als Männeraktivisten und ihre Anliegen sachlich vorzustellen.

Dansky führte McKinnons Meisterschaft in Manchester an und sagte: "Es gibt viele feministische Frauen, die das Recht männlicher Athleten auf Teilnahme am Frauensport in Frage stellen, und es scheint für uns inakzeptabel zu sein, diese Position einzunehmen. (...) Ich möchte auch nur darauf hinweisen, (...) dass es viele Menschen in der politischen Linken gibt - vor allem Feministinnen, Lesben, Schwule und Bisexuelle -, die sich ernsthaft darüber Gedanken machen, was die Demokratische Partei zum Thema Geschlechteridentität tut und die Vorstellung vorantreiben, dass Männer Frauen und Frauen Männer sein können", sagte sie.

(...) Der Grund, warum niemand Widerspruch von der politischen Linken hört, sagte sie, ist, weil NPR, The New York Times, The Washington Post und der Rest der linken Mainstream-Medien ihnen keine Stimme geben.


(Um Missverständnisse zu vermeiden: Weder ich selbst noch die Vereine der deutschen Männerbewegung haben sich zum Thema "trans Personen im Sport" je positioniert; hier geht es allein um den Vorwurf, dass geschlechterpolitisch nicht genehme Positionen linker Akteure in linken Leitmedien ausgeblendet werden, was ein verzerrtes Bild der Debatte ergibt.)

Donnerstag, Oktober 24, 2019

"Sexismus im Museum: Weibchen bei ausgestopften Tieren unterrepräsentiert" – News vom 24. Oktober 2019

1. Der neueste Aufschrei wegen frauenfeindlichem Sexismus trifft Museen, in denen, wie eine gründliche Zählung festgestellt hat, unter den ausgestopften Tieren die Weibchen deutlich unterrepräsentiert sind. Unter den Vögeln sind es beispielsweise nur 40 Prozent und damit bereits erkennbar von der Gleichberechtigung entfernt, aber noch dramatischer bei den Wieseln mit lediglich 24 Prozent. Offenbar fanden es Jäger reizvoller, Männchen abzuschießen und danach ihre Kadaver zur Schau zu stellen, was einmal mehr die Allgegenwart des Patriarchats zeigt:

"Wir hatten schon vermutet, dass wir eine gewisse Bevorzugung von Männchen feststellen würden", sagte Natalie Cooper vom Museum für Naturgeschichte in London. "Denn Wissenschaft wird von Menschen gemacht – und Menschen bringen eine tief verwurzelte Bevorzugung männlicher Wesen mit."


Kennen wir ja alle: Von der Todeszelle bis zum Schützengraben findet man an erschreckend vielen Orten kaum Frauen, weil männliche Wesen bevorzugt werden. Und diese Männerherrschaft zieht sich offenkundig bis ins Tierreich.

Einer der schönsten Kommentare unter dem Artikel:

Ich würde es zwar nicht als Bevorzugung sehen, mit höherer Wahrscheinlichkeit getötet und ausgestopft zu werden, aber man merkt halt immer wieder: Jeder hat andere Vorstellungen von einem schönen Leben.




2. Rose McGowan hat Harvey Weinstein verklagt.



3. "Das erste Vagina-Museum der Welt ist da!" jubelt "Feminism in India".



4. Eine über 1500mal zitierte Studie, die belegen sollte, dass weibliche Bewerber deutlich eher angestellt werden, wenn man ihr Geschlecht bei der Entscheidung nicht kennt, hat sich als sehr fragwürdig herausgestellt.



5. Die Post. Einer meiner Leser schreibt mir zu dem Diskriminierungsurteil gegen ein Restaurant mit "Damenkarte":

Abgesehen davon, das das Urteil gegen das Restaurant lächerlich ist, sind dies natürlich erst recht die Klägerinnen.

Sollte das Restaurant aber ohne Nachfrage immer allen Frauen die Karte ohne Preise gegeben haben, dann ist das natürlich ziemlich dämlich (deshalb wurden in Pariser Luxusrestaurants auch sehr lange, z.T. bis in die 1950er Jahre, keine Frauen ohne männliche Begleitung bedient: Wie hätte man dies auch tun sollen, da die Frauen doch immer nur die Karten ohne Preise bekamen und man einer Frau auch keine Rechnung hinlegen durfte).

Ich selbst kenne zwei Restaurants, die Karten ohne Preise haben (bzw. bis vor kurzem noch hatten). Dort heißen sie aber "Gästekarten" (schon immer). Gedacht sind sie zum gleichen Zweck: Geht jemand mit Gästen essen, dann sagt er zum Kellner, dass er die Rechnung zahlt und alle die Karten ohne Preise bekommen sollen. Meist fragt der Kellner aber auch, ob die Karten ohne Preise verteilt werden sollen.

Die beiden Restaurants gehören zur BASF SE in Ludwigshafen. Zum einen sind dies das "Feierabendhaus", dort gehen auch Mitarbeiter mit weniger wichtigen Gästen der BASF essen. Zum anderen ist es das "Gesellschaftshaus", dort gehen hochrangige Manager der BASF mit wichtigen Gästen essen. In beiden Fällen wird dem Gast die Karte ohne Preise vorgelegt. Dabei ist es egal, ob der BASF-Mitarbeiter männlich oder weiblich oder sonst was ist, und auch beim Gast/bei den Gästen ist das egal; es bekommen auch Männer die Karten ohne Preise. Wer nicht bezahlen muss, der braucht auch keine Speisekarte mit Preisen.


Vielleicht möchte eine Frau einfach gerne wissen, was ein Mann bereit ist für ihre Gesellschaft auszugeben? (Es bietet sich natürlich die Anschlussfrage "Warum?" an. Ab hier bitte selbstständig weiterdenken.)

Mittwoch, Oktober 23, 2019

Feministinnen wütend: Damenbinden-Hersteller "eliminiert Frauen" – News vom 23. Oktober 2019

1. Zu einem neuen Konflikt zwischen Trans-Aktivisten und Feministinnen kommt es um den Damenbinden-Hersteller "Always":

Feministinnen haben den Damenbindenhersteller "Always" nach dessen Entscheidung angegriffen, das Venus-Symbol, das für die weibliche Identität steht, von der Verpackung zu entfernen.

Die Marke traf die Entscheidung auf Druck von Trans-Aktivisten, die behaupten, dass das weibliche Symbol unangemessen seien, da sich nicht alle Menschen, die menstruieren, als weiblich identifizieren.

Die Entscheidung, die von dem 18-jährigen Trans-Aktivisten Ben Saunders angestoßen wurde, wurde von Frauen angegriffen, die befürchten, dass die Wahl auf das "Eliminieren von Frauen" hinausläuft, und man hat die Entscheidung als "Unsinn" befunden.

Eine wütende Twitter-Nutzerin schrieb: "Frauen werden jetzt buchstäblich aus Hygieneprodukten gelöscht. Gibt es einen Ort, an dem wir sichtbar sein dürfen? @Always."

(...) Mehrere Frauen fühlten sich, als ob die Entscheidung ihre Weiblichkeit ignorierte, und viele wüteten, dass sich die Marke den Launen der "woken" Twitter-Nutzer beuge.

(...) Einige empörte Frauen boykottieren sogar die Marke, nachdem die Macher von Procter & Gamble (P&G) beschlossen haben, vor Trans-Aktivisten, die weiblich geboren wurden und immer noch Hygieneprodukte verwenden, zu katzbuckeln.

Feministinnen warnten, dass diese Konzession ein erschreckender Schritt in Richtung "Eliminierung der Biologie der Frauen" sei.

Die führende feministische Aktivistin Julie Bindel sagte am Sonntag zu The Mail: "Das Entfernen des weiblichen Symbols aus der Verpackung von Damenbinden leugnet grundsätzlich die Existenz von Frauen. Wir bewegen uns nun auf die vollständige Abschaffung der Biologie der Frauen zu. Das Frauensymbol wird von Feministinnen seit Jahrzehnten verwendet. Das ist reine Feigheit und ein Tugendhaftigkeitssignal von diesen großen Unternehmensmarken, die vor der Trans-Agenda kapitulieren."




2. "Quoten diskriminieren nicht", behauptet die Chefin der Unionsfrauen Yvonne Magwas: "Quoten stellen Gleichberechtigung her. Und die ist im Grundgesetz festgeschrieben. (...) Da habe ich überhaupt kein Verständnis dafür, dass überhaupt darüber diskutiert werden muss, wirkliche Gleichberechtigung von Männern und Frauen herzustellen."

Die Gesamtbevölkerung ist einer aktuellen Umfrage zufolge bei dieser Frage gespalten:

78 Prozent würden es begrüßen, wenn Frauen mehr verantwortungsvolle Positionen übernehmen; 83 Prozent der Frauen und 72 Prozent der Männer äußern sich entsprechend. (...) Gleichwohl sind längst nicht alle Deutschen davon überzeugt, dass mehr Macht für Frauen gleichbedeutend wäre mit einer besseren Politik. 44 Prozent erwarten keine Veränderung. Mit einer Verbesserung rechnen 41 Prozent der Befragten. Gar eine Verschlechterung erwarten sieben Prozent. (...) Während die Hälfte der Frauen durch eine größere weibliche Repräsentation eine Verbesserung der Politik erwartet, ist es bei den Männern nur ein knappes Drittel.

(...) In der Frage nach einer Frauenquote für das Parlament zeigen sich die Deutschen gespalten. 49 Prozent sprechen sich dafür aus, dass der Staat "Maßnahmen ergreift, damit mehr Frauen in den Bundestag kommen". Fast genauso viele – 46 Prozent – sind dagegen, fünf Prozent unentschlossen. Während bei den weiblichen Befragten eine Mehrheit von 58 für eine Quote ist (36 Prozent sind dagegen), lehnt eine Mehrheit der männlichen Teilnehmer von 56 Prozent eine solche Vorgabe ab (40 Prozent dafür).




3. Die Berliner "taz" ist erwartungsgemäß nicht glücklich über die aktuelle Europol-Kampagne "Kriminalität kennt kein Geschlecht". In einem Artikel von Carolina Schwarz zu dieser Kampagne finden wir die üblichen irreführenden Statistiken:

Femizide, also Morde an Frauen, weil sie Frauen sind, haben System. Und auch bei anderen Formen von Partnerschaftsgewalt wie Körperverletzung, Vergewaltigung oder Stalking sind 82 Prozent der Betroffenen Frauen.


Nicht wegen dieser Statistken, sondern wegen seiner allgemeinen Stoßrichtung (Frauen als die "besseren Menschen") wird der Artikel in den Kommentaren darunter von den "taz"-Lesern gebührend zerpflückt.



4. In der Schweiz gibt es Badeanstalten ausschließlich für Frauen: aus der Sicht der Wochenzeitung "Freitag" ein feministisches Utopia.



5. In Peru händigte ein Restaurant seinen weiblichen Gästen die bekannten Frauen-Speisekarten aus, die es auch hierzulande gab (und womöglich vereinzelt immer noch gibt): "romantische" Speisekarten ohne Preise, so dass sich eine Frau keine Gedanken darüber zu machen braucht, was ein Mann für die Ehre berappen muss, gemeinsam mit ihr essen zu dürfen. Ein peruanisches Gericht erkannte diese Praktik jetzt als Diskriminierung - natürlich nicht der zahlenden Männer, sondern der Frauen:

"Diese kleinen Dinge wirken harmlos", sagt Liliana Cerron vom Nationalen Institut für Wettbewerb und Schutz des geistigen Eigentums, das die Strafe erhob. "Aber am Ende sind diese Dinge die Basis eines chauvinistischen Konstrukts, das die Unterschiede zwischen Mann und Frau verstärkt." Frauen stünde dieselbe Übersicht über die Preise zu.


Das betreffende Restaurant wurde zu einer Strafzahlung von umgerechnet 55.500 Euro verurteilt.

Dienstag, Oktober 22, 2019

Junge Deutsche: "Keine Lust auf Gleichberechtigung" – News vom 22. Oktober 2019

1. "Die Welt" berichtet über die neue Shell-Jugendstudie, der zufolge heutige Jugendliche mit ihren Vorstellungen zu Arbeit und Kindererziehung traditioneller seien, "als die Politik sich das bisweilen wünscht".

Erstmals hatte das an der Studie beteiligte Umfrageinstitut Kantar den Jugendlichen die Frage gestellt, wie sie sich mit ihrem Partner die Arbeitszeit aufteilen würden, wenn sie 30 wären und ein zweijähriges Kind zu betreuen hätten. Erwartet hatten die Wissenschaftler eine Mehrheit für gleichberechtigte Arbeitszeitmodelle.

Stattdessen aber sprachen sich 54 Prozent der Jugendlichen für ein "männliches Versorgermodell" aus, in dem also der Vater mit 30 bis 40 Stunden Arbeitszeit pro Woche den Löwenanteil zum Haushaltseinkommen beiträgt und die Mutter nur in maximal 20 Wochenstunden etwas dazuverdient. (...) Gleichberechtigte Modelle, in denen beide Vollzeit oder beide gleichermaßen reduziert arbeiten, werden nur von einem guten Drittel favorisiert.


"Gleichberechtigung" ist inzwischen offenkundig das Wiesel-Wort Numer eins in der Geschlechterdebatte. Eigentlich bedeutet der Begriff ja, dass Frauen und Männer die gleichen Rechte besitzen. Im feministischen Lager wird dieser Ausdruck jedoch zunehmend als Synonym für "Gleichstellung" verwendet. (Etwa in einer Formulierung wie "Mehr Männer als Frauen im Bundestag – noch ein langer Weg zur Gleichberechtigung.") Und jetzt ist es also auch ein Synonym für "gleiche Rollenverteilung in einer Partnerschaft". Warum? Weil "Gleichberechtigung" ein so positiv besetzter Begriff ist – etwas, das wir alle wollen –, wird er auch für Dinge übernommen, die offenkundig keineswegs alle wollen.

"Es ist schon sehr überraschend für uns und auch eine erstaunliche Entwicklung, dass so viele junge Leute sich auf den Weg einer Re-Traditionalisierung machen", sagte eine konsternierte Familienministerin Franziska Giffey (SPD) bei der Vorstellung der Studie. Schließlich versuche sie mit ihrer Politik, Vereinbarkeit und Rahmenbedingungen für eine partnerschaftliche Erziehungswahrnehmung zu schaffen. (...) Ein Mantra, das auch Giffeys Vorgängerinnen aufgesagt haben. Wenn Frauen sich weiter auf ihre Männer verlassen, so die Botschaft, dann wird das nie was mit der Abschaffung der Lohnlücke zwischen Männern und Frauen.


Womöglich ist die SPD auch deshalb so erfolglos, weil ihren Abgeordneten inzwischen die Antennen dafür fehlen, was ein Großteil der Bevölkerung möchte?

Auch Studienleiter Albert will nicht verhehlen, dass er davon ausgegangen ist, dass Gleichberechtigung und Partnerschaftlichkeit mit Blick auf die Arbeitsverteilung in der Familie schon weiter ausgeprägt seien, wie er im Gespräch mit dieser Zeitung sagt. "Ich würde aber nicht von einer Re-Traditionalisierung sprechen wie die Familienministerin. Es ist vielmehr ein Hinweis darauf, dass traditionelle Familienformen definitiv noch nicht am Aussterben sind. Sie mögen politisch nicht immer erwünscht sein, man darf ihnen aber nicht die gesellschaftliche Legitimität absprechen."


Bemerkenswert ist, wie unterschiedlich die Bereitschaft von Müttern, annähernd einen Vollzeitjob auszuüben, in Deutschland verteilt ist:

Im Osten können sich mehr als die Hälfte der Mädchen und jungen Frauen auch mit Kleinkind eine Arbeitswoche von 30 Stunden und mehr vorstellen, im Westen hingegen nur 26 Prozent.


Ähnlich bemerkenswert ist, dass Mütter die Väter weit mehr in die Versorgerrolle schieben möchten, als diese Väter von sich aus wünschen – die "Verhaltensstarre" in der partnerschaftlichen Rollenverteilung haftet einmal mehr nicht den Männern an, denen sie von Feministinnen so gerne zugeschrieben wird, sondern den Frauen:

Tatsächlich hatten sich auch in der Shell-Studie viele junge Männer für eine leicht reduzierte Arbeitszeit ausgesprochen, wenn ein kleines Kind im Haus ist. Nur 41 Prozent wollen 40 Stunden arbeiten, 37 Prozent finden einen Umfang von 30 Stunden angemessen. Interessanterweise ist das vielen Mädchen sogar noch zu wenig: 51 Prozent von ihnen wollen, dass der Vater ihrer Kinder richtig ranklotzt, mit 40-Stunden-Woche.


Wenn eine Frauenministerin möchte, dass sich die Gehaltsschere zwischen den Geschlechtern schließt, müsste sie also eigentlich an Frauen appellieren, ihren Partner weniger stark zur Erwerbstätigkeit zu drängen. Ich rechne nicht damit, dass das passieren wird.



2. Das Bundesfrauenministerium hat gestern sein Investitionsprogramm "Gemeinsam gegen Gewalt an Frauen" gestartet. Ein Runder Tisch von Bund, Ländern und Kommunen hat beschlossen, dass der Bund in den Jahren von 2020 bis 2023 insgesamt 120 Millionen Euro investiert, um Frauen besser vor Gewalt zu schützen. Der Schutz von Männern vor Gewalt ist dem Ministerium noch immer keinen Cent wert. Diese Forderung wäre vermutlich auch "antifeministisch".



3. Eine Frauen-Aktivistin fordert einen eigenen Straftatbestand "Macho-Gewalt". Christian Schmidt kommentiert.



4. Auch wenn es um Seitensprünge geht, werden an Männer strengere Maßstäbe angelegt als an Frauen. Das berichtet das populärwissenschaftliche Magazin Psychology Today:

Zum Beispiel sagten 49 Prozent der Männer und 53 Prozent der Frauen, sie würden einem männlichen Fremdgeher sagen: "Du bist eine Eheverpflichtung eingegangen, die du gebrochen hast und das sollte dir leid tun". Im Gegensatz dazu würden nur 39 Prozent der Männer und 37 Prozent der Frauen dies zu einer Frau sagen, die einen Seitensprung begeht.

(...) Wenn sie die Gelegenheit dazu hätten, gabten 55 Prozent der Männer und 62 Prozent der Frauen an, würden sie einem männlichen Fremdgeher sagen, dass er "sich mehr Mühe hätte geben sollen, seine Ehe in Ordnung zu bringen", bevor er eine Affäre mit einer anderen Frau aufnahm. Aber wenn es um die Möglichkeit ging, einer Frau, die fremdging, die gleiche Rüge zu erteilen, sagten nur 48 Prozent der Männer und 45 Prozent der Frauen, dass sie dies tun würden.




5. Eine andere aktuelle Studie verrät uns etwas, das viele von uns schon selbst beobachtet haben: Psychopathen sind für Frauen besonders attraktiv. Ich fürchte nur, dass nach den Erfahrungen, die diese Frauen mit solchen Psychos machen, "die Männer" pauschal dafür angeprangert werden.



6. Ein aktueller Artikel zu den Folgen von MeToo ist zu ausufernd für eine Übersetzung, aber Leser, die mit englischen Texten keine Probleme haben, mag er interessieren: Die Publizistin Heather Mac Donald hat genauer untersucht, wie mehrere Musikhäuser Placido Domingo im hohen Alter aufgrund Jahrzehnte alten und reichlich vagen Behauptungen von fast durchgehend anonymer Seite absägten. Mac Donald gelangt zu folgendem Fazit:

Die Vorstellung, dass Domingo momentan ein Risiko für Frauen darstellt, ist reine Hysterie. Domingo ist fast achtzig. Die jüngsten Anschuldigungen gegen ihn, auch wenn er damals eine tatsächliche Gefahr dargestellt haben sollte, stammen aus der Zeit vor über 15 Jahren. Nachdem diese Vorwürfe nun so spät vorgebracht wurden, hätte jede von Domingos Bewegungen unter der Lupe gestanden. Wäre Domingo in seinem Alter noch geneigt, einer Frau Avancen zu machen, hätte es einen selbstmörderischen Leichtsinn gebraucht, um sich so zu verhalten, dass man daraus einen Belästigungsvorfall konstruieren könnte. Aber nehmen wir um der Argumentation willen an, dass er auch jetzt noch einen wertschätzenden Blick oder ein mehrdeutiges Kompliment fallen lässt. Sollen wir in dieser Ära der "starken Frauen" glauben, dass eine Sängerin so verletzlich und schwach ist, dass sie angesichts einer Person, die unter einer möglichen Todesstrafe operiert, einen Annäherungsversuch nicht einfach ablehnen kann?

(...) Die spröde Steifheit des zeitgenössischen Feminismus erkennt keine Nuancen und Schattierungen von Schuld und Verantwortung. Sie hat keine Toleranz gegenüber der menschlichen Vielfalt. Von der eigenen Macht berauscht richtet sie ihr massives Rüstzeug narzisstischer Beschwerden gegen männlichen Erfolg – mit einem immer neurotischeren Standard, was Übertretungen angeht. (...) Der feministische Slogan "das Persönliche ist politisch" war von Anfang an falsch. Er ist nun zu einem Sprengkopf geworden, der auf das Gebäude einer Zivilisation abzielt, die als zu männlich gilt. Institutionen wie die Metropolitan Opera, die Oper Los Angeles oder das Philadelphia Orchestra sollten die wichtigsten Verteidiger dieser Zivilisation sein. Wenn sie sich stattdessen der wütenden Irrationalität ergeben und unsere größten Künstler opfern, um einer völlig imaginären Bedrohung zu entgehen, verraten sie ihre grundlegendste Mission. Ich streiche der Metropolitan Opera meine Unterstützung; andere Spender, die sich um unser musikalisches Erbe sorgen, sollten dasselbe tun.

Montag, Oktober 21, 2019

Deutsche Universitäten: Kulturkampf wird immer härter geführt – News vom 21. Oktober 2019

1. Auf T-Online berichtet Tim Kummert über die Kontroversen zwischen Rechten und Linken an deutschen Hochschulen. Dabei kommt er auch auf das "Gender"-Thema zu sprechen:

Das steigende Fieber an den Hochschulen, der Kampf für und gegen die sogenannte politische Korrektheit, ist das Symbol einer Gesellschaft, in der die Pole den Takt vorgeben. Die Volksparteien verhalten sich zurückhaltend in der Debatte, sie fürchten, in den Gefühlswallungen nur verlieren zu können. Einzig die Grünen und die AfD versuchen, sich in den Kulturkampf an den Universitäten einzumischen – und das aufgeheizte Klima für sich zu nutzen.

Die linken Gruppen wollen besonders stark Druck machen. Aus ihrer Sicht ist in Deutschland momentan alles zu rechts, zu traditionell, zu langsam. Wer erfahren will, wie dieses Lager tickt, muss Beccs Runge besuchen. Runge ist Referentin für Gleichstellung an der Universität Leipzig, und sieht sich weder als Mann noch als Frau, möchte mit dem Pronomen "Es" bezeichnet werden. Den Umbruch in der Sprache an den Universitäten will Runge fördern, sagt "StudentInnen" und macht dabei eine kleine Pause vor dem "I".

Dabei lehnen 67 Prozent der Deutschen eine genderneutrale Sprache ab, wie eine repräsentative Umfrage von t-online.de im Januar 2019 ergab. Beccs Runge sind solche Umfragen egal, in ihrer Idealvorstellung Deutschlands sind alle Menschen gleich.

(...) Für den stellvertretenden FDP-Vorsitzenden Wolfgang Kubicki ist vor allem die Unnachgiebigkeit einzelner Gruppen in der Debatte um gendergerechte Sprache eine gefährliche Entwicklung. "Grundsätzlich erleben wir heute, dass politische Forderungen immer unnachgiebiger formuliert werden", sagt er. "Wenn jedoch die Beteiligten nicht mehr bereit sind, vorurteilsfrei die Argumente der anderen Seite anzuhören, bekommen wir ein Problem, das am Ende in eine Spaltung der Gesellschaft münden kann."

Von ausgleichenden Ansichten hält Bengt Rüstemeier nichts. Der junge Mann studiert Jura an der Humboldt-Universität in Berlin, ist Mitglied der Jugendorganisation der SPD und erzählt in einem Zimmer des Studentenrats von einem seiner Erfolge: Nun dürfen männliche Studenten gar nicht mehr reden, wenn sie nicht mindestens eine Frau auf der Rednerliste im Studentenparlament haben.

"Wenn sich keine Frau meldet, darf niemand mehr reden, auch kein Mann", Rüstemeier lächelt zufrieden. Und sein Ziel bleibt der große Umbruch: "Was wir an den Unis erreichen, kommt bald in der Gesellschaft an. Wir müssen nur konsequent weitermachen."




2. Wer ist schuld am rechten Terror? Der Deutschlandfunk hat eine abstruse Theorie.



3. Zum Scheitern der verpflichtenden Frauenquote in der CSU auch auf Kreisebene merkt einer der Debattenteilnehmer, Holm Putzke, auf Facebook an:

Ein Kommentator schrieb irgendwo, die Parteitagsdelegierten hätten den Modernisierungskurs von Markus Söder nicht mittragen wollen. Falsch! Dass wir eine Modernisierung brauchen und wollen, ist jedem klar. Und die verabschiedeten Leitanträge sind eine gute Basis dafür. Der Grundfehler liegt darin, die Einführung einer Frauenquote als Modernisierung zu deklarieren. Geschlechterquoten sind alles andere als modern, im Gegenteil: Geschlechterquoten sind antiquierte Instrumente des vorigen Jahrhunderts. In der Reformkommission, der ich angehört habe, gab es den Vorschlag, eine Arbeitsgruppe zu bilden, die sich auch mit Anreizsystemen beschäftigt. Diesen Vorschlag hat der Generalsekretär ignoriert.

Er hat leider noch viel mehr ignoriert: die Stimmungslage an der Parteibasis. Es war mit Händen zu greifen, dass der von ihm im Auftrag des Parteivorsitzenden Markus Söder präsentierte Vorschlag einer harten Frauenquote keine Mehrheit finden wird. Die warnenden Stimmen waren zahlreich (schon in der Reformkommission, bei der Kreisvorsitzendenkonferenz, vor dem Parteitag und währenddessen). Für den von den Medien als "Debakel", "Beinaheniederlage für Söder" usw. beschriebenen Verlauf sind nicht die Kritiker verantwortlich, sondern diejenigen, die trotz aller Warnungen versucht haben, eine Frauenquote auf Kreisverbandsebene durchzusetzen.




4. Ruth Herzberg hat den Female Future Force Day besucht, für den Luisa Neubauer (Fridays for Future) eine Eröffnungsrede gehalten hatte, und berichtet launig über ihre Erfahrungen dort: Feminismus tut weh.



5. Dem "Tagesspiegel" zufolge ist durch die Verschärfung des Sexualstrafrechts die Zahl der Ermittlungen zu entsprechenden Fällen um mehr als ein Drittel gestiegen:

Nach Daten des statistischen Bundesamts wurden 2018 rund 72.000 Verfahren geführt. In den Jahren vor der Reform lag die Zahl noch bei rund 53.000. (...) Dennoch wird ein etwa gleichbleibend großer Teil der Verfahren mangels Tatverdacht wieder eingestellt. Im vergangenen Jahr waren es bundesweit rund 32.000 Fälle.




6. Feedback: Eine weitere Amazon-Leserrezenison würdigt mein Buch "Feindbild weiße Männer" mit fünf Sternen:

Der beliebten These, sowas wie Sexismus gegen Männer könne es gar nicht geben, widerspricht Hoffmann mit einer Vielzahl penibler belegten Argumenten. So lotet er die gesellschaftliche Verbreitung von Misandrie aus, beleuchtet die Frage, ob Männer Männerfeindlichkeit verdient hätten, da sie gemeinhin als das amoralische Geschlecht gelten, und zeigt die verheerenden Folgen dieser Männerfeindlichkeit auf. Dabei kommt auch die Rolle der identitären Linken nicht zu kurz, die auf gut deutsch gesagt genauso dämlich wie die identitäre Rechte ist.


Demselben Leser hat auch unser wissenschaftlicher Forschungsband "Gleichberechtigung beginnt zu zweit" gefallen.

Sonntag, Oktober 20, 2019

CSU: "Söder scheitert krachend mit Frauenquote" – News vom 20. Oktober 2019

1. Unter der Überschrift "Söder scheitert krachend mit Frauenquote" berichtet der SPD-nahe Nachrichtendienst "Nordbayern" von dem CSU-Parteitag, auf dem Markus Söder sein Kernanliegen durchsetzen wollte, die parteiinterne Frauenquote bis auf die Kreisverbandsebene hinunter zu erweitern. Die Tonlage auf dem Parteitag sei nicht von den Befürwortern der Quote gesetzt worden, sondern von ihren Krtitikern.

Robert Simm zum Beispiel. Der Delegierte aus Dachau hält ein flammendes Plädoyer - nicht für, sondern gegen die Quote. "Wir brauchen das nicht", poltert er los. "Die CSU öffnet den Frauen sämtliche Türen und fördert sie. Jede Frau, die bei uns ein bisschen was auf dem Kasten hat und will, die kommt in Amt und Würden, die kommt in jedes Gremium." Simm redet sich in Rage. Und die Halle tobt. "Zutiefst undemokratisch" sei die Quote, findet Simm. "Wir müssen nicht jeden Schmarrn nachmachen."


(Der aufmerksame Leser merkt hier bereits, dass Kritik an der Quote nicht als "vernunftgesteuert" und "sachlich" präsentiert wird.)

Oder Holm Putzke aus Passau. "Werden Frauen in der CSU aktuell diskriminiert?", fragt er und gibt sich die Antwort gleich selbst: "Nein. Nicht mehr als bei SPD und Grünen, und die haben eine Quote." Auch Putzke findet das undemokratisch, er sagt, wenn das umgesetzt werde, "bevormundet die CSU ihre mündigen Parteimitglieder." Für ihn ist sie ein schwerer politischer Fehler, ein verheerendes Signal. "Wenn wir permanent geißeln, dass die Grünen eine Bevormundungspartei sind, dürfen wir nicht Quote einführen."

Und schließlich Wiebke Hönicke, Vizechefin der Jungen Union Oberbayern. "Ich setze mich in einem Männerberuf durch", sagt sie: "Ich bin Offizierin." Vor allem aber ist sie die einzige Frau in ihrem Vorstand. Sie verstehe die Diskussion nicht, sagt sie: "Bin ich eine Quotenfrau oder bin ich das geworden, weil ich Leistung gezeigt habe, weil ich mich engagiert habe? Bitte machen Sie mich nicht zu einer Quotenfrau."


Vor einem Jahrzehnt, so heißt es in dem Artikel weiter, habe die CSU ähnlich heftig über die generelle Einführung der Quote gestritten, wobei sich ihre Anhänger knapp durchsetzen hatten können. Seitdem habe sich "vor allem bei den Männern" viel Unmut aufgestaut. Die Parteiführung habe dies trotz später Versuche, etwa durch eine Rede von Barbara Stamm, nicht mehr in den Griff bekommen.

Schließlich muss Ulrike Scharf als Chefin der Frauenunion die Kastanien aus dem Feuer holen. Was eben noch verpflichtend für die Vorstände gelten sollte, wird nun zu einer bloßen Wunschvorstellung eingedampft. Aus dem Muss wird ein Soll. Auf dass die Männer ihren Frieden finden.

Es ist der Moment, zu dem sich auch Söder ans Mikrofon wagt. "Früher haben uns vor allem Frauen gewählt, nicht die Männer", sagt der CSU-Chef. "Heute schneiden wir bei den ganz jungen Frauen verheerend ab, verheerend." Das wollte er ändern mit seiner Reform, den Frauen ein Signal senden, dass auch die CSU im 21. Jahrhundert angekommen ist.

(...) Am Ende setzt ein, was Finanzminister Albert Füracker etwas flapsig die "kollektive Intelligenz dieses Parteitags" genannt hatte. Die Delegierten nehmen den Kompromiss zum Kompromiss an, machen aus der Quote ein Quötchen. Und ersparen der Führung damit die ganz große Blamage.


Die Quote ist also nicht "krachend gescheitert", sondern als Zielvorstellung erhalten geblieben. Sie ist lediglich nicht verpflichtend. Der "Zeit" zufolge ist die Parteispitze um Markus Söder knapp einer schweren Niederlage entgangen

Die Tagesschau berichtet folgendermaßen über den Parteitag:

Was als eher harmloser Gedankenaustausch über Für und Wider einer vergleichsweise moderaten Ausweitung der Frauenquote begann, kippte gegen halb elf am Vormittag. Da trat die Delegierte Hannah Lotze aus dem Kreisverband Berchtesgadener Land an eines der Saalmikrofone - und schimpfte auf die Frauenquote. Tosenden Applaus erntete sie, als sie sich "gegen den Narrativ von den bösen Männern" wandte, die Frauen nicht hochkommen ließen. Nein, sagte sie, eine Frau die etwas könne, die werde auch was in der CSU. Es waren also nicht "nur" Männer, die gegen eine Frauenquote in der CSU argumentierten.

(...) Stürmischen Applaus gab es für alle, die gegen die Quote wetterten - müden Beifall für die Befürworter. Es half auch nichts, dass Altvordere und echte Schwergewichte der CSU für die Frauenquote - und den Parteichef - in die Bresche sprangen: Christa Stewens und Barbara Stamm, Manfred Weber und Andreas Scheuer.


Gegen die Quote wird also "gewettert", "geschimpft" und "gepoltert". Die Befürworter der Quote werden freundlicher dargestellt:

Die Wende brachte erst die Chefin der Frauen-Union. Nachdem die Debatte und die Beratungen von Söder und Blume noch einige Zeit munter weiter gegangen waren und immer deutlicher wurde, dass die geplante Quote nicht mehr zu halten war, da meldete sich Ulrike Scharf zu Wort. Ihr Kompromissvorschlag: die 40-Prozent-Frauenquote in Kreisverbänden von einer Vorschrift zu einer Soll-Bestimmung herunterzustufen. Nun konnte Söder in die Debatte eingreifen - und diesen Vorschlag aufnehmen. (...) Der Parteitag nahm den Kompromiss mit großer Mehrheit an - aber der wiedergewählte Parteichef musste dafür alles aufbieten: Kompromissbereitschaft, Verhandlungsgeschick und Überzeugungskraft.


Bleibt zu hoffen, dass die CSU-Parteiführung aus der Revolte gegen ihren sexistischen Vorstoß gelernt hat und mit der "Soll"-Maßgabe angemessen zurückhaltend umgeht.



2. Auch andernorts wird männerfeindlichem Sexismus der Kapf angesagt. mit der Europol-Aktion "Kriminalität kennt kein Geschlecht":

Die Kampagne "Crime has no gender", die Europol mit dem Zielfahndungsnetzwerk ENFAST durchführt, zielt auch darauf ab, Menschen für von Frauen begangene Verbrechen zu sensibilisieren. Oft traue man Frauen schwere Straftaten nicht zu - dabei seien die von ihnen begangenen Verbrechen "genauso schwerwiegend wie jene der von Männern begangenen", sagt Europol-Sprecherin Tine Hollevoet.

(...) Insgesamt sind auf der in düsteren Farben gehaltenen Website die Geschichten von 21 von EU-Staaten gesuchten Menschen aufgelistet. 18 von ihnen sind Frauen. Internetnutzer sehen zunächst nur das Bild einer maskierten Person, das sie anklicken können. Während man dann nach unten scrollt, erfährt man mehr darüber, weshalb der oder die Verdächtige gesucht wird. Erst ganz zum Schluss wird das Geschlecht der gesuchten Person enthüllt.


Wenn wir Männerrechtler eine solche Website entwickelt hätten, wäre der Vorwurf der Frauenfeindlichkeit sofort laut geworden.



3. In dem Artikel "Das rosa Paradies" (nur im Anriss kostenfrei online) untersucht der aktuelle SPIEGEL, warum Mädchen in den meisten Fächern bessere Noten bekommen, aber Jungen trotzdem oft mehr Selbstvertrauen besäßen: "Die Schule vertieft die Kluft zwischen den Geschlechtern noch."

Der Artikel nennt zunächst die bekannten Fakten zu der von unseren Leitmedien in den letzten Jahren stark vernachlässigten "Jungenkrise": Mädchen haben die besseren Noten, bleiben seltener Sitzen, machen häufiger Abitur und so weiter – trauen sich aber zugleich vielfach weniger zu, was sich im Fach Mathematik nachteilig auswirke:

Mehr Mädchen als Jungen leiden unter Schulangst, selbst bei guten Leistungen. Im Berufsleben setzt sich die Ungleichheit fort: Noch immer liegt der durchschnittliche Stundenlohn von Frauen gut ein Fünftel unter dem der Männer.


Immerhin verschweigt der Artikel von Susmita Arp und Miriam Olbrisch nicht, dass die schlechteren Noten von Jungen häufig geschlechtsbezogener Diskriminierung zu verschulden sind:

Bei gleich guten oder sogar schlechteren Kompetenzen bekommen Mädchen die besseren Noten. Das hat eine internationale Metaanalyse ergeben, die Daten von mehr als 500 Studien berücksichtigt, unter anderem Abgleiche zwischen Schulnoten und standardisierten Leistungstests, etwa den Pisa-Studien.


Der Artikel nennt auch die dafür vermutlich verantwortlichen Gründe, über die ich ebenfalls schon vor zehn Jahren geschrieben habe: Viele Lehrer tun sich mit braven, angepassten Mädchen leichter als mit forschen und renitenten Jungen und wollen die im Schnitt leichtere Formbarkeit der Mädchen offenbar belohnen. Insbesondere in der Grundschule mit ihrem starken Übergewicht an Lehrerinnen zeige sich, wie schwer sich diese Pädagoginnen in die Gedankenwelt ihrer Schützlinge einfühlen können: Male dort etwa ein männlicher Drittklässler das Bild einer "Killermaschine", reagierten die Lehrerinnen verstört auf diese "Gewalt". Sie sendeten damit den Jungen unbewusst die Botschaft: "Du bist hier in der Schule nicht richtig."

Weitere Faktoren tragen zu dieser Botschaft bei:

Die Literaturdidaktikerin Christine Garbe beobachtet bei Jungen einen "Leseknick": In der Grundschule greifen viele noch recht gern zum Buch, ab Klasse fünf nimmt die Leselust abrupt ab. "Lesen gilt als weibliche Kulturpraxis", sagt Garbe. In der Familie seien es meist die Mütter, die vorläsen, im Kindergarten die Erzieherin, in der Grundschule die Lehrerin. Die Schule, sagt Garbe, unternehme recht wenig, um Jungen zum Lesen zu motivieren. "Klassische Schullektüre orientiert sich meist an den Interessen von Mädchen.". Romane statt Sachbücher, Beziehungsgeschichten statt Abenteuer – "das geht an der Lebenswelt von Jungen vorbei".


Eben deshalb gibt MANNdat übrigens eine Jungenleseliste mit Buchempfehlungen heraus.

Die Schwächen der Mädchen im Fach Mathematik haben oft mit fehlendem Selbstvertrauen zu tun, argumentiert der Artikel. "Fast 20 Prozent der Kinder mit einer ausgeprägten Rechenstörung haben gleichzeitig eine Angststörung" wird eine bisher unveröffentlichte Studie des Professor für Kinder- und Jugendpsychiatrie Gerd Schulte-Körne zitiert. "In dieser Gruppe sind fast doppelt so viele Mädchen wie Jungen."

Woher rührt dieses mangelnde Selbstvertrauen? Womöglich auch daher, dass Mädchen mehr als Jungen verwöhnt werden: Veranschaulicht wird dies anhand einer Diskussion unter etwa einem Dutzend angehender Lehrer(innen), ob es in Ordnung sei, allein Jungen zu bitten, die schweren Atlanten für den Geografieunterricht aus dem Nebenraum zu holen oder ob Mädchen das nicht genauso tun könnten. Die Tendenz, schwerere Aufgaben dem männlichen Geschlecht zu überlassen, unterminiert in solchen Fällen, dass sich Mädchen als kompetent wahrnehmen.

In den folgenden Absätzen nennt der Artikel mit Bezug auf die "Jungenkrise" die Lösungsvorschläge, die seit 15 Jahren vorliegen: den stärkeren Bewegungsdrang von Jungen zulassen, Väter stärker einbinden, mehr männliche Vorbilder im Unterricht, jungenfreundlichere Bücher auswählen. Dem Selbstvertrauen von Mädchen hingegen könne in einigen Fächern zeitweilig geschlechtergetrennter Unterricht helfen, so dass die in einigen Bereichen kompetenteren Jungen sie nicht verschrecken. Denselben Vorteil könnten umgekehrt Jungen in anderen Fächern genießen. Auch die Debatte um das Für und Wider von Geschlechtertrennung wurde in den nuller Jahren eifrig geführt.

Alles in allem bietet der Artikel ein Déjà-vu nach dem anderen. Er wirkt wie der hunderste Aufguss einer Diskussion, die dann doch versandet ist, und ttaut sich nicht, die zentrale Frage zu stellen: Warum bleibt die Politik untätig, statt ebenso stark wie bei der Mädchenförderung Maßnahmen dagegen einzuleiten, dass Jungen in den allermeisten Fächern immer schlechter abschneiden?

Samstag, Oktober 19, 2019

Die Folgen des Nichtstuns: Jungenkrise verschlechtert sich weiter – News vom 19. Oktober 2019

1. Seit rund zwanzig Jahren wissen wir, dass Jungen gegenüber Mädchen in der Schule benachteiligt werden. Seit zwanzig Jahren wurde so gut wie nichts unternommen, um dieses Problem zu beheben. Insofern überrascht die aktuelle Entwicklung nicht:

Die Schulleistungen in Mathematik und Naturwissenschaften sind einer Studie zufolge in mehreren Bundesländern schlechter als vor sechs Jahren. Im Auftrag der Kultusministerkonferenz waren Schülerinnen und Schüler der neunten Klassen aller Schulformen geprüft worden. (...) Die Leistungen von Jungen verschlechterten sich (...) stärker als die von Mädchen.




2. Einer meiner Leser hat mir vorgeschlagen, auf dieses Beratungsangebot für Jungen und Männer hinzuweisen, mit dem er gute Erfahrungen gemacht hat.



3. Über die Männer-News der Berliner Männerberatung erreicht mich die Anfrage von Mirjam Reich, die Soziale Arbeit in Würzburg studiert und im Rahmen ihrer Bachelorarbeit zur Gewalt an Männern in Partnerschaften eine Studie durchführt, die sich an diese Opfergruppe wendet. Hier findet man eine Online-Umfrage, die sich an solche Männer richtet und deren Ergebnisse in Mirjam Reichs Bachelorarbeit einfließen sollen.



4. Am 2. November findet von 11:00-17:00 Uhr in Nürnberg der nächste Genderkongress statt, bei dem anders als sonst, wenn das Stichwort "Gender" fällt, Anliegen von Jungen und Männern im Vordergrund stehen.



5. Zuletzt eine Meldung von der anderen Seite des Erdballs:

Der scheidende Direktor einer der besten Jungenschulen Australiens hat sich die öffentliche Debatte über die moderne Männlichkeit vorgenommen und bewertet die wachsende Tendenz, männliches Verhalten "toxisch" zu nennen, als spaltend und marginalisierend für junge Männer.

Timothy Wright, der im Dezember nach 17 Jahren an der Sydney Church of England Grammar School in den Ruhestand geht, sagte, er begrüße die Diskussion darüber, was es bedeutet, ein Mann im 21. Jahrhundert zu sein, aber nicht in einer Weise, die ungerecht gegen die Hälfte der Bevölkerung verallgemeinert.

"Es ist schwer, ein Gespräch über dieses Thema zu führen, ohne dass Menschen Fragen der sexuellen Belästigung oder häuslicher Gewalt oder der 'toxischen Männlichkeit' aufwerfen", sagte Dr. Wright über den Begriff, der durch die jüngste Welle des Feminismus populär geworden ist. "Wenn man diese Beschreibung irgendeiner andere Gruppe in der Gesellschaft anhaften würde, wären die Leute empört."

(...) Er befand, dass die Verwendung von pauschalisierenden Aussagen wie "toxische Männlichkeit" und eine Tendenz zum Dogmatismus eine konstruktive oder nuancierte Debatte verhinderten.

"Ich habe eine Situation gesehen, in der eine radikale form von Feminismus den Jungen präsentiert wurde, und er hat die Debatte damit beendet", sagte er. "Es ließ die Jungs glauben, dass sie schrecklich sind."


Sobald sie gehen, sagen manche Leute plötzlich mutig, was Sache ist.

Donnerstag, Oktober 17, 2019

Weinstein-Film, Massenvergewaltigungen, Men in Black – News vom 17. Oktober 2019

1. Die britische Regisseurin Ursula Macfarlane hat einen Dokumentarfilm über den Hollywood-Produzenten Harvey Weinstein und die Vorwürfe, er sei mehrfach sexuell übergriffig gewesen, veröffentlicht. In der Neuen Zürcher Zeitung äußert sich Sarah Pines nicht begeistert von dem Werk:

Auch wer sexuelle Straftaten keineswegs verharmlosen und auch Machtmissbrauch nicht verherrlichen will, kann den Film einseitig bis an die Grenzen der Unerträglichkeit finden: Weinstein, ohne Zweifel ein unausstehlicher Lüstling, ist der Vergewaltigung schuldig, noch bevor die filmische Gerichtsverhandlung überhaupt begonnen hat.

(...) In «The Untouchable» weinen die Frauen und klagen an, derweil die ehemaligen Kollegen zwar Weinsteins filmisches Gespür, ja seinen Genius loben. Alle jedoch heben abwehrend die Hände, wenn es darum geht, etwas eingehender zu beleuchten, was genau Hollywood eigentlich ist und immer war: allseitiges Hochschlafen. (...) Doch ist die allseitige Empörung angesichts der Konstellation alternder Mann mit Macht und jüngerer Frau mit Karrierewillen zumindest im Showbusiness unangemessen, wenn nicht scheinheilig. Es geht meist nicht um die Ausbeutung Schutzbefohlener, sondern um die zwei gierigen Seiten derselben Medaille.

(...) Die Regisseurin inszeniert von Weinstein belästigte oder begrabschte Frauen (keine der Zeuginnen spricht von Vergewaltigung am eigenen Leib) als schwache, permanent in Tränen aufgelöste Unschuld vom Lande. Es ist fraglich, ob Macfarlane mit dieser Schmonzette dem Feminismus einen Dienst erweist.




2. In Nigeria wurden 300 weitere Jungen und junge Männer aus einer zweiten islamistischen Schule befreit, wo sie angekettet waren und vergewaltigt wurden.



3. Vielsagendste Schlagzeile der Woche: "Nicht mal Männer sind Tiere". Inzwischen sieht man sie allerdings nur noch in der URL des Links zu dem FAZ-Artikel. Die Schlagzeile wurde geändert zu "Frauen träumen von Liebe, Männer wollen Sex – stimmt das überhaupt?"



4. Die Daily Mail berichtet über ein Erlebnis des Drehbuchautoren und Regisseur Ed Solomon, der unter anderem den ersten "Men-in-Black"-Film entwickelt hat:

Ed Solomon schilderte am Dienstag auf Twitter, wie er in einem Café saß und schrieb, als die beiden Frauen neben ihm sich über die Ursprünge des Films "Men in Black" mit Will Smith und Tommy Lee Jones uneins waren.

Der 59-Jährige wandte sich an sie und sagte: "Wenn Sie möchten, könnte ich das für Sie klären."

Darauf antwortete eine Frau scharfzüngig: "Es tut mir leid, wir brauchen das Mansplaining eines alten weißen Mannes nicht", eindeutig ohne Solomon zu erkennen.

"Also entschuldigte ich mich und das war's", berichtet Solomon.

Mittwoch, Oktober 16, 2019

Hin zu einer maskulistischen Filmkritik: JOKER

Warnung: Der folgende Blogbeitrag enthält Spoiler zum aktuellen Kinophänomen "Joker" von Todd Phillips.

Disclaimer: Die in diesem Blogbeitrag zitierten Texte stellen nicht allesamt meine eine eigene Auffassung dar; auch war es zeitlich unmöglich, bei den zitierten Youtube-Beiträgen zu sichten, ob ihre Verfasser irgendwo in einem anderen Beitrag eine Äußerung getan wurde, die man im heutigen Jargon als "problematisch" bewerten könnte. Ich bilde in den zitierten Beiträgen vor allem den Stand der Debatte um den Film "Joker" ab.





Während die feministischen Superheldinnen-Serien "Supergirl" und "Batwoman" nach dem Motto "go woke and go broke" gerade in den Zuschauerzahlen abstürzen, startet Todd Phillips Film "Joker" – eine Zusammenfassung der Handlung findet man hieran den Kinokassen enorm durch. Angeblich handelt es sich um den erfolgreichsten Kinostart im Oktober überhaupt, und in den Charts der beliebtesten Filme aller Zeiten liegt "Joker" derzeit auf Platz 12.

Das ist einigermaßen erstaunlich: Die zitierten Kinocharts orientieren sich vor allem an den Bewertungen des Publikums – professionelle Filmkritiker schätzen den Film zwar auch ingesamt positiv, aber doch um einiges kritischer ein. (Noch sehr viel gravierender ist die Kluft zwischen Kritikern und Zuschauern bei der feministischen TV-Serie "Batwoman".) Während "Joker" im September auf dem Filmfestival in Venedig sogar mit dem Goldenen Löwen prämiert wurde, häuften sich vor allem aus dem Lager der postmodernen, identitätspolitischen Linken die Verrisse bis hin zu Aufforderungen, den Film nicht zu sehen, oder gar, ihn überhaupt nicht erst zu zeigen.

Es handele sich nämlich, wie der Youtube-Kanal "Midnight's Edge" zusammenfasst, um einen Film, der "lediglich weiße Männer mit geringer Ausbildung und niedrigem Status" ansprechen würde: also jene Menschen, die ein großer Teil unserer selbsterklärten "Qualitätsmedien" als Abschaum behandelt.

Der der Demokratischen Partei nahestehende Nachrichtensender CNN spricht von einer "heimtückischen Bestätigung der weiß-männlichen Ressentiments, die dazu beitrugen, Präsident Donald Trump an die Macht zu bringen". Dem Magazin Vanity Fair zufolge sei der Film zu einfühlsam gegenüber "weißen Männern, die furchtbare Verbrechen begehen". Der Rezensent des National Review sorgt sich, "dass ein bestimmtes Segment der wütenden, paranoiden, emotional instabilen jungen Männer Amerikas Joaquin Phoenix beim Abstieg in den Wahnsinn zusehen und (...) ausrufen werden: Endlich versteht mich jemand!".

Etliche andere Autoren werfen dem Film vor, die sogenannten "Incels" zu verherrlichen und zu legitimieren. "Incels", so informiert die Frankfurter Allgemeine die deutschen Leser, seien "sexuell frustrierte Männer, die vereint sind im Hass gegen Frauen". Der Film schüre nun in Amerika die Angst vor Gewalt durch diese Gruppe.

Angesichts der Flut solcher Beiträge gelangt der Youtube-Kanal Upper Echelon Gamers zu folgendem Eindruck: "Es kommt einem so vor, als wollten die Medien, dass etwas Schlimmes passiert. Es fühlt sich an, als geschähe das aus dem Wunsch heraus, ihre Kritik an diesem Film zu bestätigen." Anstatt sich mit dem Inhalt des Films ernsthaft auseinanderzusetzen, was eine Gegenrede zu diversen Anschuldigungen ermögliche, wollten die Leitmedien den Film unterbewusst scheitern sehen – und das direkteste und wirkungsvollste Versagen, das sie sich vorstellen könnten, sei Gewalt, eine Tragödie unter den Besuchern des Films. Tatsächlich ist aber nach dem weltweiten Start des Films kein einziger "Incel" durchgedreht, um ein Massaker anzurichten.

Der linke deutsche Filmkritiker Wolfgang M. Schmitt stellt nach den erwähnten Artikeln folgende These auf:

Es gibt einen Hass auf die Kunst. Offizielle und inoffizielle Bedenkenträger, moralinsaure Weggucker sorgten für eine völlig absurde Debatte. Sie meinten, Kinos sollten besser "Joker" nicht zeigen, weil es ja Nachahmer geben könnte. (...) Kunst soll bloß noch die Erfüllungsgehilfin einer braven angepassten Pädagogik sein. Mit Ideologiekritik hat das (...) nichts zu tun. Die Zensoren wollen die Diskussion unterdrücken, die Ideologiekritik will die Diskussion mit Argumenten entfachen.


Die verantwortliche Filmfirma Warner Brothers hat auf diese "absurde Debatte" unter anderem damit reagiert, dass sie Journalisten zur Premiere des Films gar nicht erst zugelassen hat. Todd Phillips selbst, vor "Joker" vor allem durch die "Hangover"-Filme bekannt, hatte ohnehin schon vor einiger Zeit erklärt, keine Komödien mehr drehen zu wolen, weil das in unserer dauerempörten "woke" Kultur unmöglich geworden sei. Das Magazin "Rolling Stone" berichtet:

Keine Frage: "Joker" polarisiert und öffnet gerade in den USA Wunden, die noch lange nicht geheilt sind. Regisseur Phillips empfindet die Diskussion aber als problematisch und vermutet dahinter eine politische Agenda der "extremen Linken" in den Staaten, wie er "The Wrap" in einem Interview erzählte.

"Ich denke, es liegt daran, dass Empörung inzwischen so etwas wie eine Waffe ist", sagte Phillips in dem neuen Gespräch. "Das ist, glaube ich, schon sehr lange eine Waffe. Was mir in den Diskussionen rund um den Film aber auffällt, ist, wie leicht die extreme Linke genauso wie die extreme Rechte klingen kann, wenn es denn zu ihrer Agenda passt. Das hat mir wirklich die Augen geöffnet."


Warum wird dieser Film von einem bestimmten Lager in der Linken derart gehasst? Die Behauptung, er sei zu gewaltsam, ist ein grotesker Witz: Wenn ich mich nicht verzählt habe, tötet der "Joker" drei Männer mehr oder weniger in Notwehr, zwei weitere erschießt er, nachdem sie sich ihm gegenüber widerwärtig verhalten haben, eine weiße Frau, und der Mord an einer schwarzen Frau wird zum Schluss des Films angedeutet. Die "Deadpool"- und John-Wick-Filme enthalten einige Dutzend Male so viele Toten, und in einer Reihe von anderen Filmen werden einzelne Gewalttaten sehr viel genüsslicher und sadistischer ausgebreitet als im "Joker". Diese alarmistische Rhetorik verdeckt, dass die Kritiker in Wahrheit die politische Aussage des Films zu beanstanden haben. Das liege daran, wie auf Youtube Paul Joseph Watson befindet,

wir eine ganze Generation junger Männer als wertlose Incels gebrandmarkt haben, die nichts als Verachtung verdienen. Wer ist dafür verantwortlich? Die Medien. Der Film spiegelt wider, wie eine Gesellschaft, die Menschen, beschämt, erniedrigt und entrechtet, selbst für die Erzeugung von Gewalt verantwortlich ist. Ist es da ein Wunder, dass die gleichen Kräfte, die für genau das in unserer Gesellschaft verantwortlich sind, diesen Film hassen?


Mit dieser These sind wir nach langer Vorrede endlich bei der versprochenen maskulistischen Filmkritik angelangt, die Peter Ryan auf den Seiten der männerpolitischen Initiative "A Voice for Men" vorgelegt hat. Wiewohl Ryan unglücklich pauschalisierend von "der Linken", "dem Feminismus", "den Frauen" und "den Medien" spricht, empfiehlt sich hier die Übersetzung eines längeren Auszugs:

"Joker" wurde angegriffen, weil er die Behauptung der Linken und explizit der feministischen Ideologie in Frage stellt, dass wir in einem Patriarchat leben, das das Wohlbefinden der Männer über das Wohlbefinden der Frauen stellt. "Joker" wirft ein Licht auf die Verfügbarkeit von Männern und das völlige Fehlen von Respekt, den die Gesellschaft für das Leiden und die Marginalisierung von Männern und Jungen hat. Aber was die Medien wirklich so irritierend an dem Film finden, ist, dass er die Lüge bloßstellt, der zufolge männliche Gewalt ihre Wurzeln in der toxischen Männlichkeit und dem Patriarchat hat. Männer sind anscheinend gewalttätig, weil sie toxische Männlichkeit und männliche Privilegien besitzen.

Kein anderer Faktor spielt eine Rolle, und solche Behauptungen aufzustellen, ist eine Ketzerei gegenüber der feministischen ideologischen Orthodoxie, die heute unsere Gesellschaft regiert. Das ist die Botschaft, die wir regelmäßig von der Häusliche-Gewalt-Industrie und von unseren elitären feministischen Medien, Regierungen und Institutionen in den Rachen gestopft bekommen.

Es gibt eine starke Botschaft im "Joker": Sehr viel männliche Gewalt entstammt nicht giftiger Männlichkeit, sondern einer giftigen Gesellschaft, die Männer und Jungen behandelt, als wären sie Müll. Viel männliche Gewalt ist ein Spiegelbild der Verachtung, die die Gesellschaft für Männer hat, und ihrer völligen Missachtung des Wohlbefindens und des Leids der Männer.

Das ist die peinliche Wahrheit, die das feministische Establishment nicht anerkennen will, weil es zu dieser gesellschaftlichen Denkweise beigetragen hat. Diese gesellschaftliche Mentalität der Apathie gegenüber männlichem Leiden wurde in einem Teil des Films festgehalten, als Arthur Fleck (der "Joker") sagt: "Wenn ich auf dem Bürgersteig sterben würde, würdest du direkt über mich hinweg laufen. Ich komme jeden Tag an dir vorbei und du bemerkst mich nicht!"

(...) Von Männern wird erwartet, dass sie Leistung erbringen und sich anpassen. Wenn Männer Leistung erbringen und sich anpassen, kümmert sich die Gesellschaft um solche Männer, soweit sie für die Gesellschaft nützlich sind (wie Thomas Wayne und seine Mitarbeiter). Männer werden in dieser gynozentrischen Kultur als menschliches Handeln angesehen und nicht als menschliche Wesen. Die Sorge um das Wohlergehen der Männer ist abhängig von dem Nutzen, den sie für die Gesellschaft erbringen. Die Sorge um das Wohlbefinden der Frau hingegen ist bedingungslos. Frauen werden unterstützt, ohne etwas tun zu müssen, sie müssen nur existieren. Wenn Männer aber keine Leistung bringen, existieren sie nicht für unsere Gesellschaft.

Wenn sich Männer nicht anpassen, auch wenn sie sich selbst oder anderen nichts antun, werden sie verteufelt. Wenn Männer sich weder anpassen noch etwas leisten, dann nennen die Leute sie "überflüssig" und entmenschlichen sie. Wir sehen keine Artikel darüber, dass Frauen überflüssig werden (...) oder Bücher und Slogans, die das Recht der Frauen auf Existenz und Zukunft in Frage stellen. Das ist der Unterschied zwischen der Art und Weise, wie die Gesellschaft Männer betrachtet und wie die Gesellschaft Frauen betrachtet.

Männer werden als menschliche Taten und Frauen als menschliche Wesen betrachtet. Es ist die geschlechtsspezifische Empathielücke. Der Feminismus hat diese Dynamik von Anfang an genutzt, um das Wohlbefinden der Frau auf Kosten der Männer weiter in den Vordergrund zu stellen.

(...) Männer wie Arthur können von Frauen keine Unterstützung bei ihren Problemen erwarten, wie wir durch Arthurs desinteressierte Beraterin und eine abweisende alleinerziehende Mutter gesehen haben. Arthur, der nach jeglichem Mitgefühl des anderen Geschlechts hungert, muss sich in seinem Kopf eine Frau vorstellen, die sich wirklich um sein Wohlergehen kümmert, die auch nur irgendeine Form von Zuneigung ihm gegenüber ausdrückt und die ihn wahrnimmt (wie wir später feststellen, findet diese Liebesbeziehung allein in seinem Kopf statt).

In der realen Welt erwarten Frauen, dass männliche Fremde in der Gesellschaft Verantwortung für das kollektive Wohlbefinden von Frauen übernehmen, die sie nicht kennen. Wir sehen dies in feministischen Bewegungen wie HeForShe, der Förderung der männlichen Unterstützung für das Bewusstsein für Brustkrebs bei großen männlichen Sportveranstaltungen, öffentlichen Botschaften beim Thema häusliche Gewalt, die sich an Männer richten und so weiter.

Es gibt eine deutliche Asymmetrie bei der Empathie, die Frauen gegenüber Männern, und der Empathie, die Männer gegenüber Frauen zeigen. (...) Ich muss lachen, wenn behauptet wird, dass Frauen das einfühlsamere Geschlecht sind, während sie Bücher schreiben und Debatten darüber führen, dass Männer überflüssig wären, und Artikel darüber schreiben, dass es akzeptabel sei, Männer zu hassen. Was für ein Witz!

Arthur war anders und hat die anerkannten Standards, ein männlicher Nutzen für die Gesellschaft zu sein, nicht erfüllt. Dafür wurde er überfallen, gefeuert, verraten, verspottet, öffentlich gedemütigt und geschlagen. "Joker" gibt uns einen Einblick, wie das Leben für die wachsende männliche Unterschicht in unserer modernen Gesellschaft aussieht, bei dem das elitäre feministischen Establishment so tut, als ob es nicht existieren würde und dass es ihn absichtlich und bewusst geschaffen hat. Diese bedeutende Gruppe von Männern bleibt für Feministinnen, die auf den winzigen Bruchteil der Männer an der Spitze der Gesellschaft fixiert sind, weitgehend unsichtbar. Wenn Feministinnen ihre Existenz nicht ignorieren können, werden diese Männer von Feministinnen als Verlierer, bedrohlich, gruselig, gewalttätig, frauenfeindlich und gefährlich dargestellt.

Männer können keine Opfer sein und Männer können nach Ansicht der Feministinnen nicht verletzlich sein, also müssen sie als Bedrohung eingestuft und ihre Probleme verwässert und verharmlost werden. Wenn sie solche Männer und ihre Probleme nicht verteufeln oder verharmlosen können, dann versuchen Feministinnen und die Gesellschaft, die Erzählung neu zu gestalten, dass Frauen oder andere Gruppen das größere Opfer wären.

Wir können bereits sehen, wie Publikationen versuchen, die Debatte über "Joker" so zu drehen, dass der Film alles andere als eine Geschichte über männliche Verletzlichkeit ist. Dies ist die gleiche Mentalität hinter den Äußerungen von Politikerinnen wie Hillary Clinton, dass "Frauen immer die primären Opfer des Krieges waren", trotz der Millionen und Abermillionen von Männern, die gewaltsam in den Krieg eingezogen wurden und für Frauen, ihre Familien und ihr Land starben, und der Hunderte von Kriegsfriedhöfen, die voll von toten Männern sind.

(...) Wenn Feministinnen männliche Opfer nicht verteufeln oder trivialisieren können, hören wir von ihnen, dass "das Patriarchat auch Männer verletze". Allerdings hören wir nie, dass Feministinnen anerkennen, dass sie von diesem Patriarchat finanziert werden und selbst Teil dieses sehr "patriarchalischen" Systems sind, das sie angeblich abbauen, oder dass dieses System das Wohlergehen der Frauen eindeutig über das des Mannes stellt (wie wir an den zahlreichen Politiken und Programmen in den Bereichen Bildung, Beschäftigung, Recht und Gesundheit für Frauen und Mädchen und dem vergleichenden Mangel an solchen Politiken und Programmen für Männer und Jungen sehen können).

Haben sich Feministinnen jemals die Mühe gemacht, der Mehrheit der Obdachlosen und Arbeitslosen zu helfen, die zumeist männlich sind wie Arthur?

Haben sich Feministinnen jemals die Mühe gemacht, Männer zu fragen, ob sie als Kinder missbraucht wurden, wie es Arthur ergangen ist?

Haben sich Feministinnen jemals die Mühe gemacht, die Mehrheit der Opfer von Gewalt – so wie Arthur im Zug – zu unterstützen: eine Mehrheit, die männlich und nicht weiblich ist?

Haben sich Feministinnen jemals die Mühe gemacht, darüber nachzudenken, wie wichtig Väter für Jungen und die jungen Männer sind, die sie einmal sein werden, wie es bei Arthur der Fall war?

Haben Feministinnen jemals Männer nach den Schwierigkeiten gefragt, die sie als Männer erleben, und wirklich versucht, ihnen zuzuhören, wie Arthur es von seiner desinteressierten Beraterin verlangt hat?

Feminismus ist ausschließlich an Frauen interessiert, und die Behauptung, dass es der Bewegung um die Gleichstellung der Geschlechter gehe, ist eine Lüge.

Wir sehen in dem Film die Auswirkungen, die der fehlende Vater auf Arthur hatte, und den extremen Missbrauch und die Vernachlässigung, die er durch seine Mutter erlitten hat. Dieser Film verteilt die "rote Pille" an unsere Gesellschaft.

(...) Wir wissen, dass eine geschlechtsspezifische Empathielücke besteht, und ich werde das Ende dieses Artikels mit einem Zitat [der Männerrechtlerin] Alison Tieman einleiten:

"Gerade den Joker gesehen. Nicht sicher, was ich erwartet habe, aber nicht das. Der große Gewinn? Jeden Monat 45 Minuten Therapie anzubieten, um die Gleichgültigkeit, den Hass und die soziale Ausgrenzung zu bekämpfen, denen viele Männer ausgesetzt sind, ist nutzlos. Wir müssen unsere Gesellschaft grundlegend verändern."

Wir müssen unsere Gesellschaft grundlegend verändern. Zu diesem Zweck könnte es hilfreich sein, wenn unsere elitären feministischen Medien und Institutionen, anstatt Bücher zu schreiben und Debatten darüber zu führen, dass Männer überflüssig seien und anstatt sich über das Leiden von Männern zu freuen, eine gewisse Selbstreflexion an den Tag legen (insbesondere Frauen in den Medien und anderen Institutionen) und ihre Rolle bei der Schaffung der Bedingungen, die männliche Gewalt erzeugen, erkennen.

Wie wäre es, wenn wir ein gewisses Mitgefühl für Männer und Jungen zeigen und ein echtes Interesse an der Umsetzung von Maßnahmen zur Unterstützung dieser Menschen, so wie wir es bei den Frauen tun? Wie wäre es, wenn man Männer und Jungen als Menschen respektiert und nicht die Botschaft verbreitet, dass Männer und Jungen "veraltet" sind, als wären sie Maschinen? Wie wäre es, wenn Hanna Rosin und Frauen wie sie, die behaupten, dass Männer überflüssig sind, aus ihren klimatisierten Büros aussteigen und den Familien verstorbener männlicher Kriegsveteranen einen Besuch abstatten und erfahren, was Männer für sie und die Gesellschaft getan haben.

(...) Wenn unsere Medien, Institutionen, Unternehmen und Regierungen Männer nicht als Menschen respektieren, keine Sorge um ihr Wohlergehen zeigen, ihre Probleme ignorieren und Maßnahmen ergreifen, um Männer jahrzehntelang auszubeuten, zu marginalisieren, zu demütigen und zu dämonisieren, dann wundern Sie sich bitte nicht, wenn ein winziger Bruchteil dieser Männer tatsächlich zu Monstern wird. Sie sollten aufgebracht sein, denn was Sie den nachfolgenden Generationen von Männern und Jungen angetan haben, ist beschämend und verwerflich. Ich freue mich darüber, dass Sie verärgert sind.


Man kann dem Film "Joker" viele Vorwürfe machen: etwa dass er zu vorhersagbar ist und Kritik zu oft dem Einzelnen statt dem System anlastet. Aber wie sein enormer Erfolg zeigt, haben er und die Debatte um ihn den Nerv unserer Zeit getroffen. Das gilt auch für deutsche Verhältnisse. Hierzulande wünscht man einem Comedian wie Dieter Nuhr den Tod, weil er nicht "woke" genug ist, sondern über eine Ikone vieler Linker (Greta Thunberg) Witze gemacht hat. Hierzulande stellen Journalisten der Leitmedien, Männer, die nicht mit der gynozentrischen Elite konform gehen, in ihren Artikeln als Loser und Freaks dar. Hierzulande sitzt eine Politikerin wie Marina Weisband (Grüne) bei Maybrit Illner und nutzt das atnisemitische Attentat von Halle, um Kritik am Feminismus und an der politischen Elite insgesamt als "antisemitisch", gefährlich und damit tabu darzustellen. (Sexistisch-rassistische Polemik gegen weiße Männer, die tatsächlich Parallelen zu antisemitischen Diskursen aufweist, ist von Weisband wohl kaum gemeint.)

Geht die Kritik von Peter Ryan auf "A Voice for Men" am derzeit herrschenden Feminismus zu weit? Zitieren wir hierzu abschließend ein Statement, das Susanne Gaschke (SPD, Pro-Quote-Feministin) zum "Joker" geäußert hat:

Er heult herum über seine schwere Kindheit und seine Traumata – eine gute Therapie hätte ihn gewiss retten können.

kostenloser Counter